Die mechanischen Eigenschaften der Flüssigkeiten • Flüssigkeiten besitzen keine bestimmte Gestalt und können sich jeder beliebigen Gefäßform anpassen. • Es treten keine gestaltselastischen Verformungen wie Scherungen, Torsionen oder Biegungen auf. • Es können volumenelastische Verformungen auftreten. Sie erfordern große Druckspannungen. Modellvorstellung: Ideale Flüssigkeit • Unter einer idealen Flüssigkeit versteht man eine inkompressible Flüssigkeit ohne innere Reibung. • An einer Oberfläche einer idealen ruhenden Flüssigkeit können keine Tangentialkräfte auftreten. D.h. die Oberfläche einer idealen Flüssigkeit steht immer senkrecht zu der auf die Flüssigkeit wirkenden Gesamtkraft. 1. Beispiel: F = mg Horizontale Flüssigkeitsoberfläche in einem ruhenden Behälter ω 2. Beispiel z RotationsparaboloidOberfläche in einem rotierenden Behälter F1 = mg r F2 F2 = mω 2 x Zentrifugalkraft r F1 x dz = tan α Steigung der Kurve: dx einsetzen: dz = z ( x) = ω2 g ω x ∫ xdx = 2 g ω2 2g dx ⇒ r F1 F2 mω 2 x tan α = = F1 mg dz dxr F r F2 x 2 + z 0 mit der Integrationskonstante für z (0) = z0 Druck in ruhenden Flüssigkeiten Voraussetzungen: • ideale Flüssigkeit • Schwerkraft wird vernachlässigt Bei ruhenden Flüssigkeiten treten nur Normalspannungen auf, die als Druck bezeichnet werden. r F2 r F3 r F4 Erfahrung: Es herrscht Gleichgewicht wenn p1 = F1 F2 = = p2 ist. A1 A2 Druckmessung im Inneren: p1 = p2 = p3 = p4 r F1 Grundgesetz der Hydrostatik (Pascal-Gesetz): Wenn man auf eine inkompressible, nicht der Schwerkraft unterworfene Flüssigkeit an irgendeiner Stelle einen Druck ausübt, so herrscht überall an der Gefäßwand und im Inneren der Flüssigkeit der gleiche Druck (hydrostatischer Druck). Begründung: Wird der Kolben 1 ein Stück in das Gefäß hineinbewegt, wird der Kolben 2 ein Stück hinausgedrückt. ΔV1 = ΔV2 ⇒ A1s1 = A2 s2 Dabei wird der Flüssigkeit keine Energie zugeführt oder entzogen: W1 = W2 ⇒ s1F1 = s2 F 2 r F2 Durch Division der Gleichungen folgt: F1 F2 = oder p1= p2 A1 A2 r F1 Voraussetzungen: • ideale Flüssigkeit • Schwerkraft wird berücksichtigt Kolben 1 wird ein Stück in das Gefäß hineingedrückt und Kolben 2 dadurch ein Stück nach außen geschoben: ΔV = A1 s1 = A2 s 2 r F2 Das Flüssigkeitsvolumen ΔV wurde dabei um die Strecke h angehoben. Zugeführte Arbeit: W = W1 − W2 = F1 s1 − F2 s 2 h r F1 W = mgh = ρΔV ⋅ gh = ρA1 s1 gh Mit F1 = p1 A1 und F2 = p2 A2 und A1s1 = A2 s2 folgt: p1 − p2 = ρgh Die Formel p1 = p2 + ρgh gilt unabhängig von der Gefäßform. Von der Oberfläche eines offenen Behälters aus gemessen ergibt sich für den Druck in der Tiefe h: p ( h) = ρgh + p Luft p Luft h=0 h Auftrieb p1 = ρgh1 + p L ⇒ F1 = p1 A = ρgh1 A + p L A r F1 p2 = ρgh2 + p L ⇒ F2 = p2 A = ρgh2 A + p L A h1 h2 h FA = F2 − F1 = ρg ( h2 − h1 ) A ⇒ r F2 FA = ρghA = ρgV = FG ( Flüssigkeit ) Fall 1: ρ ( Körper ) > ρ ( Flüssigkeit ) ⇒ Vρ K g > Vρ Fl g oder FG ( Körper ) > FA Der Körper sinkt in der Flüssigkeit so weit wie möglich nach unten. Fall 2: ρ ( Körper ) = ρ ( Flüssigkeit ) ⇒ Vρ K g = Vρ Fl g oder FG ( Körper ) = FA Der Körper befindet sich in jeder Eintauchtiefe im Gleichgewicht, er schwebt in der Flüssigkeit. Fall 3: ρ ( Körper ) < ρ ( Flüssigkeit ) ⇒ FA > FG ( Körper ) (vollständi g eingetaucht ) Der Körper sinkt so tief in die Flüssigkeit ein, dass die Gewichtskraft des Körpers und die Gewichtskraft der verdrängten Flüssigkeit denselben Betrag haben. Der Körper schwimmt. Schwimmen stabile Schwimmlage instabile Schwimmlage Oberflächenspannung 1 1 2 r Ebind (F1) < Ebind (2) 2 Definition der Oberflächenspannung (spezifischen Oberflächenenergie) σ OF : σ OF = ΔW ΔA ΔA : Fläche um die die Oberfläche vergrößert wird. ΔW : Arbeit, die notwendig ist, um die Oberfläche um ΔA zu vergrößern. b aufzuwendende Arbeit: ΔW = F ⋅ Δl Oberflächenvergrößerung: ΔA = 2bΔl l Δl Oberflächenspannung: σ OF = r F ΔW FΔl F = = ΔA 2bΔl 2b Druck in einer Seifenblase? Gleichgewicht: Durch die Oberflächenspannung erzeugter Druck = Überdruck in der Luftblase Energiegewinn beim Verkleinern der Seifenblase: W1 = 2 ⋅ σ OF ⋅ ΔA = 2σ OF {4π ( r + Δr ) 2 − 4πr 2 } = r 2σ OF {8πrΔr + 4πΔr }⇒ 2 W1 ≈ σ OF 16πrΔr da Δr << rΔr 2 Gegen den Überdruck p geleistete Arbeit: W2 = F ⋅ Δr = p ⋅ A ⋅ Δr = p ⋅ 4π (r + Δr ) 2 ⋅ Δr W2 = p 4π (r 2 Δr + 2rΔr 2 + Δr 3 ) ⇒ W2 ≈ p ⋅ 4πr 2 ⋅ Δr Gleichsetzen: W1 = W2 = σ OF 16πrΔr = p ⋅ 4πr ⋅ Δr ⇒ 2 p= 4σ OF r Δr Grenzfläche: Festkörper – Flüssigkeit • Adhäsionskräfte • Kohäsionskräfte Fall 1: Adhäsionskräfte > Kohäsionskräfte Æ Flüssigkeit benetzt den Festkörper Fall 2: Adhäsionskräfte < Kohäsionskräfte Æ Flüssigkeit benetzt den Festkörper nicht Beispiele: ϕ ϕ Glas – Wasser Benetzung: ϕ < 90° Quecksilber - Wasser Nichtbenetzung: ϕ > 90° r F Kapillarität h 2σ OF p= r r 2σ OF A ⇒ F= r Gleichgewicht: F = FG ⇒ 2σ OF A =ρV g=ρ Ahg r ⇒ h= 2σ OF rρ g Die Kapillarität spielt bei vielen Alltagserscheinungen eine Rolle, z. B.: • Kerzendochte • Löschpapier • Badeschwämmen Bewegung idealer Flüssigkeiten ΔV v1 ΔV A1 Δs1 v2 A2 Δ s2 Stromlinien: Anschauliche Darstellung der Strömung. Linien, die an jeder Stelle die Richtung der momentanen Strömungsgeschwindigkeit haben. Stationäre Strömung: Der Stromlinienverlauf bleibt an jedem einzelnen Ort im Laufe der Zeit unverändert. Kontinuitätsgleichung und Bernoulli Gleichung ΔV = Δs1 ⋅ A1 = Δs2 ⋅ A2 ΔV v1 ⇒ v1 ⋅ Δt ⋅ A1 = v2 ⋅ Δt ⋅ A2 ⇒ v1 ⋅ A1 = v2 ⋅ A2 ΔV v2 A1 A2 Δ s2 Δs1 Kontinuitätsgleichung Die im Volumen ΔV befindliche Flüssigkeitsmenge der Masse Δm erfährt an der Verengung einen Geschwindigkeitszuwachs Æ Zunahme von Ekin 1 ΔE kin = Δm(v22 − v12 ) 2 F1 = p1 A1 W1 − W2 = F1Δs1 − F2 Δs 2 ΔW = p1 A1Δs1 − p 2 A2 Δs 2 F2 = p2 A2 ΔW = p1ΔV − p2 ΔV mit ΔW = ΔE kin 1 1 Δm 2 ⇒ ( p1 − p2 )ΔV = Δm(v22 − v12 ) ⇒ p1 − p 2 = (v2 − v12 ) 2 2 ΔV 1 1 ⇒ p1 + ρv12 = p2 + ρv22 oder p + 1 ρv 2 = konstant Bernoulli Gleichung 2 2 2 Nicht horizontal verlaufende Strömungen: 1 2 p + ρ gh + ρv = konstant Allgemeine Bernoulli-Gleichung 2 Beispiel: Gesetz von Torricelli 1 h 2 1 1 p1 + ρgh1 + ρv12 = p 2 + ρgh2 + ρv22 2 2 1 p L + ρgh + 0 = p L + 0 + ρv 2 2 h=0 ⇒ v = 2 gh Beispiel: Stromlinienbild eines Flugzeugtragflügels größere Geschwindigkeit Æ kleinerer Druck kleinere Geschwindigkeit Æ größerer Druck Reale Flüssigkeiten: Laminare Strömung r v r F z • untere Platte: in Ruhe • obere Platte bewegt sich mit konstanter Geschwindigkeit v=0 Erfahrung: Kraft notwendig η : dynamische Zähigkeit, F ~v F~A 1 F~ z F =η ⋅ A dynamische Viskosität oder Koeffizient der inneren Reibung, v z Einheit: 1Pa s = 1 N.s/m2. 1 η : Fluidität Beispiel: Stationäre horizontale Strömung mit innerer Reibung p1 p2 2r l Zeitlich konstante Geschwindigkeitsverteilung: Kraft aufgrund der Druckdifferenz Δp = p1 − p2 kompensiert die Reibungskräfte. V A 2 ( p1 − p 2 ) πr 4 ( p1 − p 2 ) i= = = 8πlη 8lη t i: Stromstärke Beispiel: Versuch im Praktikum 2R pL h1 h2 h(t) l pL p ( h) = p L + ρgh dV π ⋅ r 4 Δp = i= dt 8ηl mit Δp = p ( h) − p L = ρgh π ⋅ r 4 ρgh(t ) ⇒ i= 8ηl dh dh = − AZ ⋅ Kontinuitätsgleichung: i = πR ⋅ v Z = −πR ⋅ dt dt dh π ⋅ r 4 ρgh(t ) = − AZ ⋅ 8ηl dt 2 ⇒ AZ 8ηl 1 t =−∫ ⋅ dh ⇒ 4 h1π ⋅ r ρg h h2 2 AZ 8ηl h1 1 t= dh ∫ 4 π ⋅ r ρg h 2 h η= π ⋅ r 4 ρgt ⎛h ⎞ 8 AZ l ln⎜⎜ 1 ⎟⎟ ⎝ h2 ⎠