Jassrunde mit Kammermusik verbinden

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Montag, 26. August 2013
Freiburger Nachrichten
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Jassrunde mit Kammermusik verbinden
Kann der Zuhörer überhaupt einer Jassrunde folgen und zugleich anspruchsvolle Musik hören? Murten Classics hat am Samstag
dieses Experiment gewagt und stiess beim Publikum und bei den Medien auf grosses Interesse – eine herrliche Entdeckungsreise.
Experiment:
Wenn Jasskarten
inspirieren
IRMGARD LEHMANN
«Ich mag es, wenn ich überrascht und von Musik mitgerissen werde, die ich nicht kenne», meinte eine der zahlreichen Zuhörenden am Samstagabend nach dem Konzert
im Kulturzentrum Murten.
Mit der musikalischen Jasspartie hat sich Murten Classics
tatsächlich Ausgefallenes erlaubt. Wie Jassen mit einer Uraufführung, Saint-Saëns, Sibelius, Karg-Elert und Ravel vereinbar ist, das haben sich einige mit Spannung gefragt. Doch
wie kommt Murten Classics
auf eine solche Idee? Der
künstlerische Leiter Kaspar
Zehnder sagt dazu: «Am Anfang war die Komposition von
Ravel für vier Instrumente,
und rund um dieses Stück haben wir am Stammtisch Ideen
entwickelt.»
D
Bild Corinne Aeberhard
as Werk «Troiscartesmitschtöck»
von
Christophe Schiess
umfasst vier Sätze: 1. Satz «Sur
table»: rhythmisch prägnant.
Die Karten werden auf den
Tisch gelegt. 2. Satz «Comme
un Château»: geheimnisvoll
mit absteigenden Motiven.
Das Kartenhaus fällt zusammen. 3. Satz «Le dessous»:
zart und sinnlich, dominant
besetzt vom Unisono-Ton der
Instrumente. «Unter der
Oberfläche verbergen sich
viele Geschichten», kommentiert der Komponist. 4. Satz:
«Marche nuptiale». König
und Königin (Stöck) inspirieren ihn. Es erklingt ein Hochzeitsmarsch. Dem Werk liegt
ein lyrisches Stück für Klavier
von Edvard Grieg zugrunde.
«Da habe ich Grieg etwas gestohlen», schmunzelt Schiess.
Die zwölf Minuten dauernde
Komposition ist ein spannendes Werk, das auch ohne Jasspartie aufgeführt werden
kann. Der 39-jährige Komponist und Dirigent aus Biel
hofft es auch.
il
starke Akzente mit Tcherepnin. Und Marc Fritze liess mit
Karg-Elert das Harmonium als
Konzertinstrument entdecken.
Die Pianistin wiederum präsentierte ein fein ausgestaltetes Solospiel mit J. S. Bach.
Mit Saint-Saëns’ Bacarolle,
dem Quartett in g-Moll von Sibelius, einem Duo für Harmonium und Klavier von KargElert und dem Instrumentalstück von Ravel haben die en-
gagierten Musikerinnen und
Musiker die Jassrunden ausklingen lassen. Gelöst, beweglich und temperamentvoll war
ihr Spiel.
Das Programm mit der Mixtur bot wohl gehaltvolle und
interessante Ansätze. Trotzdem bleibt die Frage, was wäre
wohl, wenn sich die Medien
nur gerade für Solches mobilisieren und die andern 30 Konzerte ohne Echo blieben?
Konzentration war gefragt
Aussergewöhnlich war allerdings nicht nur die Jassrunde,
sondern auch die ungewohnte
Ensemble-Zusammensetzung
mit Konzertharmonium, Klavier, Violine, Violoncello und
Flöte. Zehnder und sein Team
haben viel reingepackt. Vielleicht gar zu viel? Auf jeden
Fall verlangte das eineinhalbstündige Konzert mit den vier
Jassrunden – ohne Pause – von
den Zuhörenden einiges an
Konzentration, was bei der
Hitze im Raum nicht immer
leicht war.
Dennoch war der Abend
eine herrliche Entdeckungsreise in eine verzaubernde Ausdruckswelt. Einerseits das
Werk «Troiscartesmitschtöck»
von Christophe Schiess: eine
Auftragskomposition mit einem gewaltigen Ausdrucks-
Drei Verletzte
bei Kollision
BOTTERENS Eine Kollision zwi-
schen zwei Autos forderte am
Freitag um 19.45 Uhr drei Verletzte. Ein 20-jähriger Lenker
war von Pont-la-Ville in Richtung Charmey unterwegs. In
Botterens geriet sein Fahrzeug
wegen einer Unachtsamkeit
auf die linke Fahrbahn. Folglich kam es zur Kollision mit
einem entgegenkommenden
Auto, gelenkt von einem 33Jährigen. Dabei wurden die
36- und 12-jährigen Beifahrer
dieses Autos verletzt und
mussten hospitalisiert werden.
Der Lenker des andern Fahrzeuges wurde am Unfallort
verarztet.
az
Express
Betagte Lenkerin
baut Selbstunfall
VILLARS-SUR-GLÂNE Eine 81-jährige Automobilistin wurde am
Freitagnachmittag bei einem
Selbstunfall verletzt. Die Frau
fuhr von der Kirchgasse in Villars-sur-Glâne in Richtung
Matran. Beim Kreisel Condozund Matran-Strasse verlor sie
aus noch ungeklärten Gründen die Herrschaft über ihr
Fahrzeug. Sie bog links in den
Kreisel ein. Das Auto prallte in
der Folge auf einem Feld in
einen Baum. Die Lenkerin
musste mit der Ambulanz ins
Spital gebracht werden.
az
Jassen, von anspruchsvoller Kammermusik begleitet – ein ausgefallenes Experiment an den Murten Classics.
spektrum zu Beginn (vgl. Kasten). Und zum Abschluss die
selten gehörte Instrumentalkomposition von Maurice Ravel. Auch hier eine facettenreiche Musik, bei der das Quartett
mit Flötist Kaspar Zehnder,
der Geigerin Meret Lüthi, der
Pianistin Charlotte Dentan
und dem Organisten Marc Fitze am Harmonium eine kultivierte, differenzierte Klanggestaltung zeigte.
Jede der vier Jassrunden,
Schaufel – Herz – Kreuz und
Egge, folgten nach dem gleichen Schema: Der künstlerische Leiter Kaspar Zehnder
und Komponist Christophe
Schiess holten für jede Runde
zum Mitspielen zwei Personen
aus dem Publikum. Mit einem
Klangteppich aus der Feder
des Komponisten begleitete
das Quartett das Kartenspiel.
Nach der gespielten Runde,
Sommerliche Debatten
über Föderalismus
Seit 25 Jahren führt das
Institut für Föderalismus
seine Sommeruniversität
durch. Dieses Jahr gab es
zum Jubiläum eine interdisziplinäre Konferenz.
FREIBURG Während drei Wochen haben sich die Teilnehmer der Sommeruniversität
des Instituts für Föderalismus
mit Fragen rund um Dezentralisierung und Konfliktlösung
beschäftigt. An einer Konferenz zum Jubiläum der Sommeruni konzentrierten sie sich
diese Woche auf Sezessionsund Unabhängigkeitsbewegungen in Europa.
Seit nun 25 Jahren treffen
sich Experten aus verschiedenen Ländern in Freiburg. Sie
diskutieren die Spannungsfelder, die föderale Staaten beschäftigen, wenn sie die Interessen von unterschiedlichen
Teilen der Bevölkerung berücksichtigen müssen. Es geht
dabei um Fragen des Aufbaus
und der Entwicklung dieser
Staaten. Und nicht zuletzt um
die Frage, wie sie mit Konflikten umgehen. «Die meisten
Staaten sind mit einer Vielfalt
konfrontiert, die sie gestalten
müssen. Es stellen sich Fragen
von Anerkennung, Ressourcenverteilung und Partizipa-
tion», erläutert Organisator
Maurizio Maggetti.
Breites Teilnehmerfeld
Die Veranstaltung ist beliebt.
Jährlich gehen rund 100 Anmeldungen für 40 Plätze ein.
«Es ist nicht einfach, die Teilnehmer auszuwählen, die am
meisten profitieren und am
meisten beitragen können»,
sagt Maggetti. Die Sommeruni
soll nicht Frontalunterricht
sein, die Teilnehmer sollen
voneinander lernen können.
Man wisse im Voraus nicht, ob
die Gruppen funktionieren.
«Meistens läuft es gut, in seltenen Fällen müssen wir ein wenig anschieben.»
Und auch die Themen gehen den Organisatoren nicht
aus. Bei über 25 föderal organisierten Staaten finden sich viele Ansätze. Doch es fehle ihnen
oft die Zeit, um auf alle einzugehen, so Maggetti: «Wir können gar nicht über alle sprechen. Dieses Jahr mussten wir
zum Beispiel Indien und Kanada aus dem Programm streichen.» Er stelle ein grosses Interesse für die Erforschung von
Konflikten und deren Lösung
fest, sagt Maggetti. Föderalismus werde oft als Möglichkeit
gesehen, gewaltsam ausgetragene Konflikte zu klären. «Aber
Föderalismus allein löst die
Probleme nicht.»
fca
die auf eine Leinwand projiziert wurde, interpretierten die
vier Musiker die einzelnen Sätze des Werkes. Dem folgten ein
Solostück und ein Werk für
Quartett.
Mit dem kurzen Solostück
setzten die Musiker einen entspannenden Kontrastpunkt:
Die Violinistin Meret Lüthi bot
eine lebendige Interpretation
mit Telemann. Cellist Matthias
Schranz setzte rhythmisch
Avenches hat ab heute ein Postauto
Ab heute Montag betreibt die PostAuto Schweiz AG im waadtländischen Avenches
einen Ortsbus. Die Linie führt von Avenches Plage über den Bahnhof bis nach Oleyres.
AVENCHES Die Gemeinde Avenches hat ein neues öffentliches
Verkehrsmittel: Die PostAuto
Schweiz AG betreibt ab heute
Montag den Aventibus. Während der Woche verbindet er
das Seeufer von Avenches mit
Oleyres. Der Bus verkehrt via
Bahnhof und bedient die
wichtigsten Wohn- und Gewerbezonen wie beispielsweise das Industriegebiet oder die
Einkaufszentren,
schreibt
PostAuto in einer Mitteilung.
Der neue Aventibus.
Bild zvg
WiFi und Wappen
Der Aventibus ist auf das
Städtchen zugeschnitten: Er
trägt die Farben und das Wappen der Stadt – den Kopf eines
Mohren mit weissem Stirn-
band. Der Aventibus bietet 20
Plätze, zudem ist er mit GratisWiFi ausgestattet. Der Bus verkehrt von Montag bis Freitag
von 6 bis 19 Uhr stündlich,
heisst es in der Mitteilung weiter. An den Wochenenden verkehrt der Aventibus nicht. Laut
Mitteilung ist die Gemeinde jedoch durch den PostAuto-Rufbus «PubliCar» erschlossen.
Der Aventibus ist für die
PostAuto AG der erste Ortsbus
in der Broye-Region. Der Betrieb eines Ortsbusses in einer
Gemeinde mit 3800 Einwohnern sei eine Herausforderung, schreibt PostAuto in der
Mitteilung. Das Unternehmen
und die Gemeinde hoffen,
dass sich der Bahnhof Avenches dank der besseren Anbindung der Randgebiete ans
Zentrum zu einem lokalen und
regionalen Verkehrsknotenpunkt entwickeln wird.
hs
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