Proliferationsaktivität, p53-Expression und Angiogenese bei

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Ruhr-Universität Bochum
Prof. Dr. med. Philippou
Dienstort: Pathologisches Institut
an der Augusta-Krankenanstalt Bochum
Proliferationsaktivität, p53-Expression und Angiogenese
bei pulmonalen Karzinosarkomen und Pulmoblastomen
Inaugural-Dissertation
zur
Erlangung des Doktorgrades der Medizin
einer
Hohen Medizinischen Fakultät
der Ruhr-Universität Bochum
vorgelegt von
Matthias Zorn
aus Gummersbach
2002
Seite 1
Dekan:
Prof. Dr. med. G. Muhr
Referent:
Prof. Dr. med. Philippou
Korreferent:
Prof. Dr. med. Müller
Tag der mündlichen Prüfung:
20. Januar 2004
Seite 2
Inhaltsverzeichnis
Titelblatt................................................................................................ 1
Inhaltsverzeichnis.................................................................................. 3
Einleitung.............................................................................................. 4
Material und Methodik..........................................................................9
Karzinosarkome...................................................................................17
Pulmoblastome.................................................................................... 25
Allgemeine Onkogenese......................................................................30
Spezielle Onkogenese beim Bronchialkarzinom.................................31
Molekular-Pathologie beim Bronchialkarzinom................................. 32
Tumorsuppressorgen (p53)..................................................................34
Proliferation (Mib-1 und PCNA)........................................................ 37
Angiogenese (CD-31)..........................................................................39
Ergebnisse........................................................................................... 42
Diskussion........................................................................................... 54
Literaturnachweis................................................................................ 65
Danksagung......................................................................................... 70
Lebenslauf........................................................................................... 71
Seite 3
Einleitung
Karzinosarkome und Pulmoblastome sind selten vorkommende maligne Tumore
innnerhalb der Lunge. Da sie jeweils durch ein biphasisches Wachstum
charakterisiert sind, werden sie in dieser Arbeit zusammen untersucht. Die
Darstellung und Auswertung erfolgt für jede Entität getrennt. Die Untersuchung
erfolgt mittels immunhistochemischer Technik in Bezug auf Wachstumsverhalten
und Aggressivitätspotential.
Außerdem
führten
wir
Untersuchungsergebnisse
die
zu
den
Korrelation
der
TNM-Stadien
immunhistochemischen
sowie
den
klinischen
Überlebensparametern der jeweiligen Patienten durch.
Karzinosarkome sind maligne Tumore, die in nahezu jedem menschlichen
Körperorgan auftreten können. Sie sind insgesamt sehr selten. In der Lunge liegt ihre
Inzidenz bei 0,1 bis 0,3 % aller hier auftretenden malignen Tumore. Meistens sind
männliche Personen betroffen (Verhältnis der Betroffenen: 5 – 9 männliche zu 1
weiblichen). Die Karzinosarkome treten vornehmlich in den Lungenoberlappen auf.
Als Varianten gibt es den zentralen und den peripheren Wachstumstyp. Der zentrale
Typ liegt zentral in der Lunge, wächst meist endobronchial und nur wenige Milli- bis
Zentimeter in das um den Stiel liegende Parenchym hinein. Der periphere
Wachstumtyp entsteht in der Peripherie der Lungen und wächst vornehmlich
innerhalb des Lungenparenchyms. Insgesamt metastasiert er früher, wächst
aggressiver und hat somit eine schlechtere Prognose als der zentrale Typ. Da er
zumeist erst spät klinisch auffällig wird, erfolgt seine Diagnosestellung auch zu
einem späteren Zeitpunkt als die des zentralen Typs.
Karzinosarkome besitzen sowohl einen epithelialen als auch einen mesenchymalen
Anteil. Der karzinomatöse Bereich enthält als histologische Form zum Beispiel
malignes plattenepitheliales (mit oder ohne Verhornung), adenomatöses oder
undifferentiertes Gewebe. Der sarkomatöse Anteil kann malignes Knorpel-,
Knochen-, Skelettmuskel- oder undifferenziertes Gewebe sowie eine Mischform
daraus enthalten. Die häufigste Kombination besteht aus einem malignen
Plattenepithel-
und
einem
spindel-zelligen
sarkomatösen
Anteil.
Die
Differenzierungsgrade der einzelnen histologischen Anteile können innerhalb eines
Tumors stark variieren.
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Die Histogenese dieser Tumorart ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Die
schlüssigste Theorie besagt, daß der sarkomatöse Anteil aus einer Metaplasie des
karzinomatösen Anteils entstehe.
Die Metastasierung von pulmonalen Karzinosarkomen entspricht denen anderen
maligner Lungentumoren. Am häufigsten werden Leber, Lungen, Nebennieren,
Niere, Gehirn, Haut und Knochen befallen. Eine Metastasierung per continuitatem
kann in die Pleura, die Rippen und das Medastinum erfolgen und wird am häufigsten
durch den peripheren Wachstumstyp verursacht. Als Metastasen werden sowohl
isolierte Anteile der karzinomatösen oder sarkomatösen Komponente als auch eine
Kombination aus beiden Komponenten gefunden.
Pulmoblastome
sind
hochmaligne
Lungentumore,
die
eine
embryonale
adenoidtubuläre epitheliale und eine sarkomatöse Stromakomponente enthalten. Es
können auch Subformen mit ausschließlich epithelialer oder ausschließlich
mesenchymaler Komponente auftreten.
Sowohl der biphasische als auch der rein epitheliale Typ finden sich in der Regel bei
Erwachsenen, der rein mesenchymale Typ mit über 90 % bei Kindern unter zehn
Lebensjahren.
Eine mögliche Subklassifizierung der Pulmoblastome unter den Überbegriff der
Karzinosarkome wird in der Literatur diskutiert.
Pulmoblastome werden in 0,25 % bis 0,5 % aller malignen Lungentumoren
diagnostiziert. Das Verhältnis von männlichen zu weiblichen Betroffenen beträgt
etwa drei zu eins.
Der sarkomatöse Anteil ähnelt mikroskopisch dem glykogenreichen tubulären oder
embryogenen Bindegewebe, welches in fetalem Lungengewebe in der zehnten bis
sechszehnten Woche der Schwangerschaft gefunden wird (pseudoglanduläres
Stadium der Lungenentwicklung). Der karzinomatöse Anteil kann als Knorpel-,
Knochen- oder Muskulaturgewebe in jeweils unterschiedlichen Reifungsstadien
auftreten.
Im Gegensatz zum Karzinosarkom, das lediglich aus ausgereiften Zellformen besteht,
enthält die sarkomatöse Komponente des Pulmoblastoms mesenchymales Gewebe in
unterschiedlichen Entwicklungsstufen.
Meistens tritt diese Tumorentität in der Peripherie der Lunge auf und verursacht
somit nur unspezifische klinische Beschwerden. Die Diagnosestellung ist deshalb
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erschwert.
Im Rahmen der vorgelegten Arbeit sind diese beiden Tumorentitäten in Bezug auf
die
Merkmale
der
Proliferationsaktivität,
der
Akkumulation
von
Tumorsuppresorgenen sowie der Fähigkeit zur Neoangiogenese untersucht worden.
Sowohl pulmonale Karzinosarkome als auch Pulmoblastome gehören formal in die
Gruppe der Non-small-cellular-lung-carcinoma. Innerhalb dieser Gruppe stellt die
Proliferationsaktivität der Tumorzellen einen prognostischen Faktor für das
Überleben der Patienten dar. Die Proliferationsaktivität kann immunhistochemisch
durch monoklonale Antikörper gegen Proliferationsmarker (in unserem Fall PCNAund Mib-1-(Ki-67-)Antigen) bestimmt werden. Proliferationsmarker sind in ihrer
Funktion eng mit der Proliferation verknüpft, so daß sie bei jeder Art von Wachstum
exprimiert werden. Mittels der ihnen entgegengerichteten Antikörper lassen sich
proliferierende Zellen in der G1-, S-, G2- und M-Phase darstellen. Sie können somit
als Maß für die Wachstums- und Proliferationsgeschwindigkeit der untersuchten
Tumore herangezogen werden. Sie korrelieren sehr gut mit dem Tumorgrading und
der Anzahl der Mitosen.
Der PCNA-Antikörper ist gegen ein Hilfsprotein der DNA-Polymerase delta und der
Mib-1-Antikörper gegen das 1002 Basenpaare lange c-DNA-Fragment des Ki-67Antigens gerichtet.
Das Hilfsprotein der DNA-Polymerase delta ist im Kern der Zelle vorhanden. Es
spielt eine wichtige Rolle bei der Initiation der Zellproliferation und dient als
Hilfsprotein bei der DNA-Reparatur. Es wird bei einer Vielzahl von malignen
Tumoren ohne Mutationen synthetisiert, kann somit mittels Antikörper detektiert
werden und eignet sich folglich sehr gut für die Darstellung der Zellproliferation.
Das Ki-67-Antigen ist ein Nicht-Histon-Protein und befindet sich hauptsächlich in
der Peripherie der Nukleolen. Es besitzt eine regulatorische Funktion bei der
Zellproliferation. Ki-67 ist in allen proliferierenden Zellen unabhängig ihrer
embryonalen Herkunft vorhanden. Eine Anfärbung mittels Mib-1-Antikörper ist
somit ebenfalls zuverlässig gegeben.
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Das Tumorsuppressorgen p53 spielt eine entscheidende Rolle in der Regulation des
Zellzyklus. Es stellt das Expressionsprodukt des Genabschnitts TP53 dar und ist das
in menschlichen Geschwülsten am häufigsten mutierte Gen. Seine Quartärstruktur ist
durch ein Tetramer oder Oligomer definiert. Selbst wenn nur ein Allel innerhalb
einer Zelle mutiert ist, kommt somit statistisch gesehen innerhalb einer solchen
Mehrmolekülstruktur jeweils mindestens ein mutiertes p53-Molekül vor. Es kann
seine „normale“ Funktion damit nicht mehr wahrnehmen.
Als Tumorsuppressorgen hat p53 die Aufgabe, den Zell-Zyklus zu überwachen.
Gegebenenfalls hält es diesen an, um Reparaturen innerhalb der DNA zu
ermöglichen. Das wird notwendig, wenn Mutationen in bestimmten Genabschnitten
aufgetreten sind. Da der Zellzyklus erst nach einer erfolgreichen Reparatur
fortgesetzt wird, wird die Vererbung von DNA-Schäden verhindert beziehungsweise
auf ein Minimum reduziert. Insgesamt wird eine unkontrollierte Proliferation und
eine mitotische Teilung von entarteten Zellen durch p53 verhindert.
In dieser Arbeit untersuchen wir die Akkumulation von p53 in den verschiedenen
Tumoren. Bis heute sind mehrere p53-Epitope identifiziert worden. Zur Detektion
erhöhter p53-Akkumulation steht für jedes identifizierte Epitop ein monoklonaler
Antikörper zur Verfügung. Wir benutzen Antikörper gegen die Epitope Pab 1801 =
Ab-2 und DO-1 = Ab-6 für unsere Untersuchungen. Generell kann in
Lungenkarzinomen und –sarkomen eine erhöhte Akkumulation von p53 in
unterschiedlicher Ausprägung nachgewiesen werden. In biphasischen Tumoren ist
das
Vorkommen
Tumorkomponenten
von
p53
innerhalb
von
erhöhtem
der
Interesse,
beiden
da
dieses
unterschiedlichen
in
Bezug
zur
Tumorprogression und zum Auftreten von Metastasen gesetzt werden kann.
Ein weiterer unabhängiger prognostischer Faktor bei malignen Lungentumoren stellt
die Fähigkeit zur Neoangiogenese dar. Ohne diese Fähigkeit wäre ein
Tumorwachstum über einen wenige Millimeter umfassenden Bereich hinaus nicht
möglich, da eine Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff nicht gegeben wäre. Die
Tumorzellen würden somit absterben beziehungsweise könnten nicht proliferieren.
Desweiteren synthetisieren Endothelzellen parakrin wirkende Wachstumsfaktoren,
die zum schnelleren Tumorwachstum beitragen.
Die Neoangiogenesefähigkeit kann über die Anzahl der vorhandenen Mikrogefäße
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innerhalb eines Tumors ermittelt werden. Zum Nachweis von Mikrogefäßen
benutzen wir einen Antikörper gegen CD31-Antigen. Dieser färbt Endothelzellen mit
höherer Spezifität als ein anti-Faktor VIII-Antikörper an.
Es soll der Bezug zwischen der relativen Quantität der Tumorgefäße innerhalb der
verschiedenen Tumoranteile einerseits und der Überlebensprognose des Patienten
andererseits dargestellt werden.
Die Ergebnisse der durchgeführten Untersuchungen werden in Korrelation zu TNMStadium, Überlebenswahrscheinlichkeit der Patienten und angewandter Therapie
gesetzt, um die Verbindung zur klinischen Anwendung herzustellen.
Darüberhinaus werden die Besonderheiten, die das pulmonale Karzinosarkom
beziehungsweise das Pulmoblastom im Gegensatz zu den übrigen Tumoren innerhalb
der Gruppe der Non-small-cellular-lung-carcinoma auszeichnet, dargestellt.
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Material und Methodik
Untersucht wurden zehn Karzinosarkome und drei Pulmoblastome der Lunge.
Die untersuchten und bearbeiteten Präparate stammen aus dem Einsendegut der
Abteilung für Allgemeine und spezielle Pathologie der Ruhr-Universität Bochum
(Leiter Prof. Dr. med. Morgenroth) aus den Jahren 1987 bis 1995. Die Präparate sind
formalinfixiert und in Paraffin eingebettet.
Zur Vermeidung des Abschwimmens der Schnitte von den Objektträgern wurden
beschichtete Objektträger (Super-FrostPlus der Firma Menzel) benutzt. Zur
Trocknung wurden die Präparate in einem Brutschrank mit 37 °C über Nacht
aufbewahrt. Vor der Anfärbung mit dem jeweiligen Antikörper wurden die Schnitte
entparaffiniert und durch eine absteigende Alkoholkonzentrationsreihe bis zu Aqua
dest. hydratisiert.
Die Marker gegen Mib-1 und CD31 wurden von der Firma Dianova, die gegen p53
(Pab 1801 = Ab-2 und DO-1 = Ab-6) und PCNA (proliferating cell nuclear antigen;
Ab-1) von der Firma Oncogene Science bezogen. Alle Primär-Antikörper waren
monoklonale Maus-Antikörper.
Zur Verdünnung des jeweiligen Primärantikörpers auf die gewünschte Konzentration
wurde „Antibody Diluent“ der Firma Dako verwendet. Hierin waren nicht näher
bezeichnete Substanzen zur Verminderung ungewollter Hintergrundaktivität sowie
ein Tris-HCl-Puffer mit Proteinen und 0,015 M NaN3 enthalten.
Zwischen den einzelnen Arbeitsschritten wurden die Schnitte in einem Waschpuffer
(bei uns PBS-Puffer = Phosphate Buffered Saline der Firma Sigma) gespült und so
von Lösungsresten der vorhergehenden Arbeitsschritte gesäubert. Der PBS-Puffer
enhält 120 mmol/l Natriumchlorid, 2,7 mmol/l Kaliumchlorid und 10 mmol/l
Phosphat-Puffer. Der pH ist auf 7,4 bei 25 °C eingestellt.
Nach Entparaffinierung und Hydratisierung der Gewebeschnitte durch eine
absteigende Alkoholreihe bis zu Aqua dest. verminderten wir die ungewollte
Hintergrundaktivität durch zwanzigminütige Inkubation in dreiprozentigem H2O2.
Danach folgte die erstmalige Spülung mittels PBS-Puffer.
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Es folgte eine Vorbehandlung der Gewebeschnitte zur Freilegung der Antigene
entsprechend des aufzubringenden Primärantikörpers. Bei dem Antikörper gegen
CD31 war eine Vorandauung mit Pronase-Lösung (0,05 %) notwendig. Eine
Vorbehandlung über 15 Minuten mit 100°C heißem Zitronensäurepuffer (10 mM, pH
= 6,0) war bei den Antikörpern gegen Mib-1 und p53 (Pab 1801 = Ab-2 und DO-1 =
Ab-6) notwendig.
Die Herstellung dieses Zitronensäurepuffers erfolgte durch Mischung von zwei
Stammlösungen. Es wurden 9 ml einer 0,1 M Zitronensäure- und 41 ml einer 0,1 M
Natriumzitratlösung mit 450 ml Aqua dest. zu insgesamt 500 ml Puffer
zusammengebracht. Die Zitronensäurelösung enthielt 21,01 g C6H8O7 x H20 in 1000
ml Aqua dest. und wurde von der Firma Merck bezogen. Die Lösung mit
Natriumzitrat bezogen wir ebenfalls von der Firma Merck und sie enthielt 29,41 g
C6H5O7Na3 x 2H20 in 1000 ml Aqua dest.
Nach Abschluß der Vorbehandlung erfolgte die Inkubation mittels Normalserum
(Teil des LAB-SA System - Histostain Bulk Kits der Firma Zymed, siehe unten) zur
weiteren Verminderung der unspezifischen Hintergrundaktivität durch Absättigung
unerwünschter Antigene.
Nach erneuter Reinigung der Gewebeschnitte mittels PBS-Puffer wurden diese mit
der LAB-Methode (= labelled avidin-biotin technique) der Firma Zymed (LAB-SA
System - Histostain Bulk Kits) immunhistochemisch angefärbt.
Die zur Markierung verwendeten Antikörper wurden nach entsprechender
Verdünnung (Mib-1: 1:20; p53 (Ab-2): 1:20; p53 (Ab-6): 1:100; CD31: 1:20; PCNA:
1:10) auf die Gewebeproben aufgebracht und führten ein einstündige Inkubation
durch.
Bei der von uns verwendeten sogenannten „markierten Avidin-Biotin-Technik“
(labelled avidin-biotin technique (LAB)) wird nach der Reinigung der Gewebeproben
in PBS-Puffer der biotinylierte Zweitantikörper zur zehnminütigen Inkubation
hinzugegeben.
Danach erfolgte eine Spülung mittels PBS-Puffer und die Zugabe des
enzymmarkierten Avidins, gefolgt von einer weiteren PBS-Spülung. Nun gaben wir
die chromogene Substratlösung zur Anfärbung hinzu.
Es folgte eine gründliche Reinigung mittels PBS-Puffer sowie mehrfachem Reinigen
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in Leitungswasser. Danach erfolgte die Gegenfärbung mittels Hämalaun-Lösung.
Zur Überprüfung der Richtigkeit der Ergebnisse wurde jeweils eine positive und eine
negative Kontrolle mitgeführt.
Auswertung:
Zur Auswertung wurde die Zahl der positiv anfärbbaren Zellen in den Zonen der
maximalen Expression des jeweiligen Antigens in 10 Gesichtsfeldern bei hoher
lichtmikroskopischer Vergrößerung (400x) bestimmt. Diese Zahl wurde in Relation
zur Gesamtzahl der vorhandenen Zellen pro Gesichtsfeld gesetzt. Epitheliale und
mesenchymale Tumorkomponenten wurden getrennt ausgewertet.
Die Auswertung der mit CD31-Antikörpern gefärbten Schnitte (Tumorgefäße)
erfolgte nach folgendem Prinzip:
Bei geringer mikroskopischer Vergrößerung (40fach) wurde nach dem Areal mit
höchster Mikrogefäßdichte, dargestellt mit anti-CD31-Antikörpern, gesucht. Die
angefärbten Gefäße wurden danach individuell bei 200facher Vergrößerung gezählt.
Als Mikrogefäß wurde jede gefärbte Zelle oder jeder gefärbte Zellverband gewertet,
der eindeutig von angrenzenden Mikrogefäßen, Tumorzellen oder anderen
Bindegewebselementen abgegrenzt werden konnte. Es wurden auch gefärbte
Zellverbände von Endothelzellen, die zu einem Mikrogefäß gehörten, welches aus
dem einzelnen histologischen Schnitt heraus und wieder hinein lief, als separates
Mikrogefäß gewertet. Für die Wertung als Mikrogefäß mußte kein Lumen vorhanden
sein. Erythrozyten wurden nicht zur Definition eines Gefäßlumens herangezogen.
Aus
der
Zählung
von
zehn
verschiedenen
Gesichtsfeldern
wurde
eine
durchschnittliche relative Gefäßdichte berechnet.
Für das Tumorzentrum und die Tumorfront wurde eine getrennte Auszählung der
Gefäßdichte vorgenommen.
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Arbeitsanleitung:
Zeit
Lösung
10 min
30 min
15 min
10 min
10 min
10 min
10 min
10 min
20 min
05 min
15 min
Formalin
Xylol
Alkohol 100 %
Alkohol 95 %
Alkohol 70 %
Alkohol 50 %
Alkohol 30 %
Aqua dest.
3 % H2O2 in Methanol
PBS-Puffer
bei CD31:
Vorandauung mit Pronase (s. o.)
bei p53 (Ab-2 und Ab-6), Mib-1:
Zitronensäurepuffer-Vorbehandlung (s. o.)
bei PCNA:
keine Vorbehandlung notwendig
PBS-Puffer
Normalserum
Primär-Antikörper-Inkubation:
- Mib-1: Verdünnung 1:20
- p53 (Ab-2): Verdünnung 1:20
- p53 (Ab-6): Verdünnung 1: 100
- CD31: Verdünnung 1:20
- PCNA: Verdünnung 1:10
PBS-Puffer
biotinylierter Sekundärantikörper
PBS-Puffer
Avidin-Peroxidase-Komplex
PBS-Puffer
chromogene Substratlösung
Spülen in PBS-Puffer und Leitungswasser
Färben in Hämalaun
Bläuen in Leitungswasser
Eindecken mit wasserlöslichem Eindeckmaterial
05 min
10 min
60 min
05 min
10 min
05 min
10 min
05 min
05 min
6x5 min
10 sek.
10 min
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Statistische Auswertung der vorliegenden Arbeit:
Die Einteilung der Tumorstadien erfolgt anhand der internationalen TNMKlassifikation (4. Auflage). Der Tumor (T) wurde nach seiner Größe und den
befallenen umgebenden Strukturen eingeteilt. Das Lymphknotenstadium (N) wurde
im Rahmen der von Metastasen befallenen Lymphknotenstationen ermittelt. Die
Fernmetastasen (M) wurden in vorhanden (M1), nicht vorhanden (M0) oder
unbekannten Status (Mx) eingeteilt. Bei den vorhandenen Metastasen wurde eine
weitere Differenzierung in die vom Tumor befallenen Gewebe vorgenommen (M oss
= ossäre Metastase; M mult = multiple Metastasen in verschiedenen Organen). Falls
vorhanden, wurde eine Angabe über den metastasierten Anteil des Karzinosarkoms
vorgenommen (cs. = der karzinomatöse Anteil des Tumors ist metastasiert).
Die Berechnung des Durchschnittsalters der Patienten erfolgte nach dem
arrithmetischen Mittel.
Das „follow-up“, sprich die Nachverfolgung der Patienten, wurde wie folgt
durchgeführt: in unregelmäßigen Abständen nach Diagnosestellung des malignen
Tumors wurden die aktuellen behandelnden Hausärzte der Patienten fernmündlich
kontaktiert und nach dem Überleben der Patienten und / oder einem neu
diagnostizierten Rezidiv des Tumors beziehungsweise einer neu aufgetretenen
Fernmetastase befragt. Die Zeit des follow-up wurde bis zum Tod des Patienten oder
dem Ende der Befragungsdauer (33 Monate nach Beginn der Untersuchung, also Juni
1997) festgelegt. Die Angabe der Zeitspanne der Nachverfolgungsdauer erfolgt in
Monaten. Bei den Patienten, deren Karzinosarkom erst durch eine Autopsie und
somit postmortal diagnostiziert werden konnte, konnte folglicherweise keine
Nachbefragung durchgeführt werden.
Wir führten eine Klassifikation der überlebenden und verstorbenen Patienten durch.
Die Patienten, die im Rahmen oder als Folge des Tumorleidens verstarben, wurden
als „dead with evidence of disease“ (DED) eingestuft. Ein Patient (cs. 3) verstarb
einen Tag postoperativ nach Tumorresektion an einer Blutungskomplikation („dead
of postoperative bleeding“ = DPB). Zwei weitere Patienten (cs. 5; pb. 2) verstarben
ohne Hinweise auf das Tumorleiden („dead without evidence of disease“ = DNED).
Die am Ende des follow-up überlebenden Patienten ohne Hinweise auf das
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Tumorleiden wurden als „alive without evidence of disease“ (NED) klassifiziert.
Bei der statistischen Auswertung für die durchschnittliche Überlebensdauer konnten
lediglich die Patienten mit in die Berechnungen einbezogen werden, die entweder
eindeutig bei Tod oder bei Ende des follow-up ohne Hinweise auf ein Tumorrezidiv
oder Metastasen waren oder die auf Grund des Tumorleidens verstorben waren.
Somit fielen die Patienten mit den Fallnummern cs. 3 und pb. 3 aus der Berechnung
heraus. Bei diesen Fällen war entweder eine operative Komplikation für das
Versterben verantwortlich oder die Überlebensdauer nach Diagnosestellung konnte
nicht herausgefunden werden. Ebenfalls konnten die Patienten, deren Tumorleiden
erst durch eine Autopsie, also postmortal, diagnostiziert wurde (cs. 7 und cs. 8) nicht
in die Berechnungen mit einbezogen werden.
Das „Metastasierungsverhalten“ definierten wir als bei Diagnosestellung vorhandene
oder im Verlauf des follow-up neu aufgetretene Metastasen. Dieses Verhalten konnte
einen positiven oder negativen Zustand annehmen. Die statistische Auswertung des
„Metastasierungsverhaltens“ beinhaltete die Gegenüberstellung der durchschnittlichen Überlebensdauer von Patienten mit und ohne Metastasen (das heißt, Patienten
mit M0- gegen M1-Status). Bei vier Patienten (cs. 2, cs. 4, pb. 1 und pb. 3) konnte
eine eindeutige Klärung dieses Zustandes anhand der Krankenunterlagen nicht
durchgeführt werden. Diese mußten als unbekanntes M-Stadium (Mx) klassifiziert
werden und konnten somit nicht in die statistische Auswertung einfließen.
Wir berechneten die durchschnittliche Überlebensdauer der Patienten, die einerseits
am Tumorleiden verstarben und die andererseits ohne Hinweise auf ein Rezidiv oder
eine Metastasierung am Ende der follow-up-Dauer überlebten. Diese Daten wurden
einander gegenübergestellt. Wie bereits oben erwähnt, fielen verschiedene Daten aus
diesen Berechnungen heraus (cs. 3, cs. 7, cs. 8 und pb. 3).
Die errechneten Daten für die durchschnittlichen Überlebensdauern wurden
statistisch in Beziehung zu den einzelnen Ergebnissen der immunhistochemisch
untersuchten Antikörper, getrennt nach epithelialer und mesenchymaler Komponente
beziehungsweise Tumorfront und Tumorzentrum, gesetzt.
Die Proliferationsmarker Mib-1 und PCNA wurden von uns zur einfacheren
Handhabung in „hohe“ und „niedrige“ Proliferationsaktivität eingeteilt. Den Cut-off
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setzten wir bei 50 % angefärbter Zellen in der immunhistochemischen Auswertung.
Unter 50 % angefärbter Zellen definierten wir als niedrige Proliferation und 50 %
oder mehr legten wir als hohe Proliferation fest.
Ein statistisch eindeutiges Ergebnis fing bei uns bei einem p-Wert kleiner 0,05 an.
Die in Studien wie dieser normalerweise angewandten Methoden der statistischen
Berechnungen (zum Beispiel Methode der kumulierten Überlebensraten nach
Kaplan-Meier) waren auf Grund der sehr kleinen Fallzahl unserer Untersuchung
nicht sinnvoll einzusetzen. Somit wählten wir andere Berechnungsmethoden (MannWhitney-u-Test, T-Test für gepaarte Proben).
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Tabelle 1 – Auflistung der untersuchten Fälle mit klinischen Daten
cs. = Karzinosarkom; pb. = Pulmoblastom;
OL = Oberlappen, ML = Mittellappen, UL = Unterlappen; ..L = ..links, ..R = ..rechts; ..+ = Infiltration in die Brustwand;
T-, N- und M-Stadien entsprechend der TNM-Klassifikation (4. Auflage);
c = karzinomatöse Differenzierung, cs = gemischte Differenzierung, s = sarkomatöse Differenzierung;
bilobekt = Bilobektomie, lobekt = Lobektomie, pneum = Pneumektomie, bas.seg.pleu. = Resektion des basalen Segments und Teile der Pleura;
rad = Strahlentherapie, chem = Chemotherapie;
DED = dead with evidence of disease, NED = alive without evidence of diesease, DNED = dead without evidence of disease,
DPB = dead of postoperative bleeding, DIHD = dead probably because of ischemic heart disease, DPE = dead probably because of pulmonary embolism; ? = unbekannt.
Fall
Alter
Geschlecht Lokalisation
Tumor
Lymphknoten Metastasen
Therapie
follow-up
(Differenzierung)
cs. 1
cs. 2
65 Jahre
55 Jahre
männlich
weiblich
ULR
OLR
7,2 cm
7 cm
N2 (c.)
N1 (cs.)
M0
M oss (?)
cs. 3
cs. 4
54 Jahre
79 Jahre
männlich
weiblich
ULR
ULR
12 cm +
pT2
N1 (cs.)
Nx
M0
Mx
cs. 5
69 Jahre
männlich
ULL
6 cm
N2 (c.)
M0
cs. 6
cs. 7
52 Jahre
80 Jahre
männlich
weiblich
MLR
OLL
8 cm
4 cm
N2 (cs.)
N3 (cs.)
cs. 8
70 Jahre
männlich
OLL
7 cm
N3 (cs.)
cs. 9
cs. 10
60 Jahre
61 Jahre
männlich
männlich
OLL
MLR
4 cm
8,5 cm
N0
N2 (c.)
M0
M mult.
(cs.)
M mult.
(cs.)
M0
M0
pb. 1
pb. 2
65 Jahre
54 Jahre
männlich
weiblich
OLR
ULL
7,5 cm
10 cm +
N0
N0
M oss (?)
M0
lobekt
bas.seg.pleu.
pb. 3
58 Jahre
männlich
OLR
7 cm
N0
Mx
lobekt
Raucherstatus
ExR, 30 py
NichtR
bilobekt, rad DED 17 mon
lobekt, rad (oss), DED 12 mon
chem
pneum
DPB 1 d
ExR, 30 py
palliative
DED ? mo
NichtR
Laserabtragung
pneum, rad
DNED 30
R, 2-3 Zig/d
mon (DIHD)
pneum
NED 33 mo R, 60 Zig/d
palliativ
DED
?
(Autopsie)
palliativ
DED
?
(Autopsie)
pneum, chem NED 21 mon
?
pneum, rad
NED 19 mon
?
DED 6 mon
DNED 6 mon
(DPE)
?
?
?
?
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Karzinosarkome
Ein Karzinosarkom ist ein ungewöhnlicher, sehr seltener, maligner Tumor, bestehend
aus einem epithelialen und einem mesenchymalen Anteil.
Es wurde und wird auch zum Teil noch als „Pseudosarkom“, „pleomorphes
Karzinom“ oder „Spindelzellsarkom“ bezeichnet.
Wie Virchow schon 1864 formulierte, gibt es „Mischformen von Sarkom und
Carcinom: Geschwülste, in denen gewisse Abschnitte sarkomatös (fibroblastisch),
andere carcinomatös sind.“ Er beschrieb es mit den Worten: „ ... es wachsen
demnach Sarkom und Carcinom mit einander, wie zwei Aeste desselben Stammes.“53
Theoretisch könnte sich ein solcher Tumor in jedem Organ entwickeln, aber
praktisch sind nur wenige Lokalisationen beschrieben. Als wichtigste sind hier zu
nennen: Uterus, Hypopharynx, Oesophagus, Pulmo (Häufigkeit in absteigender
Reihenfolge). Seltener kommt er auch noch in Vesica urinaria, Pankreas, Magen,
Glandula mammaria, Glandula thyroidea, Glandula adrenalis, Glandulae salivariae,
Larynx, Sinus maxillaris und Integumentum commune vor.
Für die Definition und die Beurteilung der malignen Wertigkeit dieser verschiedenen
Lokalisationen gelten dieselben Vorschriften wie für die Karzinosarkome der Lunge.
Das Karzinosarkom der Lunge:
Bereits 1908 beschrieb Kika als erster ein Karzinosarkom der Lunge.
Es ist äußerst selten und kommt nur in ungefähr 0,1 bis 0,3 % aller gefundenen
Lungentumore vor25. Definitionsgemäß besitzt das Karzinosarkom sowohl einen
epithelialen als auch einen mesenchymalen Anteil. Zur Unterscheidung von anderen
Tumoren derselben Lokalisation müssen beide Anteile maligne entartet sein, das
heißt, sie müssen jeweils alleine die Fähigkeit zur Metastasierung besitzen.
Die offizielle Festlegung der World Health Organisation (WHO) lautet deshalb:
„Pulmonary carcinosarcomas are tumors consisting of an admixture of malignant
epithelial and mesenchymal elements of the type ordinarily seen in malignancies of
adults, i. e., well-defined carcinosarcomas and sarcomas similar to those seen in soft
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tissues. They should show differentiation of the mesenchymal component into
specific heterologous tissues, such as neoplastic bone, cartilage, and striated
muscle.“11
Epidemiologie:
Das Karzinosarkom der Lunge tritt vorwiegend bei Männern auf. Das Verhältnis von
männlichen zu weiblichen Betroffenen beträgt: 5 - 9 zu 129. Bei ausschließlicher
Betrachtung des zentralen Wachstumstyps beträgt das Verhältnis sogar 15 : 1.
Die Gefahr eines Karzinosarkoms ist in der fünften bis sechsten Lebensdekade am
größten. Befallen werden überwiegend die Lungenoberlappen.
Abbildung 1 – Statistische Verteilung der Karzinosarkome innerhalb der Lunge (aus 153)
Der typische Patient mit einem Karzinosarkom der Lunge zeigt also das folgende
klinische Profil: männlich, im sechsten Lebensjahrzehnt, lange Raucheranamnese,
und der Tumor liegt vorwiegend in den oberen Lungenlappen.
Ätiologie:
Eine Assoziation von Lungentumoren zum inhalativen Genuß von Tabakprodukten
Seite 18
ist für viele verschiedene Entitäten bewiesen und gilt auch beim Karzinosarkom als
gesichert.
In einem einzigen Fall wird von einer Assoziation mit Asbestexposition berichtet17.
Pathologie und Klinik:
Innerhalb der Lunge kann man zwei unterschiedliche Lokalisationen der
Karzinosarkome differenzieren. Es gibt einen zentralen und einen peripheren
Wachstumstyp. Beide Typen treten in etwa 50 % aller beschriebenen Fälle auf.
Der zentrale Typ liegt zentral in der Lunge und wächst meist endobronchial. Er
entspringt von einer kleinen Fläche der Bronchuswand und ist mit ihr über einen
dünnen Stiel verbunden. Er wächst nur wenige Milli- bis Zentimeter in das um den
Stiel liegende Parenchym hinein und ist somit in der Regel wesentlich kleiner als der
periphere Typ. Man schreibt ihm ein weniger aggressives Wachstum, eine zeitlich
spätere Metastasierung und somit insgesamt eine bessere Prognose zu. Die bei dieser
Tumorlokalisation auftretenden Symptome sind hauptsächlich durch eine bronchiale
Obstruktion bedingt. Sie wird durch eine direkte Verlegung des Bronchus durch das
Tumorgewebe hervorgerufen. Distal der partiellen bis kompletten Einengung des
luftleitenden Systems finden sich sehr häufig Atelektasen, Bronchiektasen, Abszesse
oder Pneumonien, Hämoptysen können auftreten. Außerdem werden Fieber,
Gewichtsverlust, Dyspnoe, Müdigkeit, Leistungsknick und ähnliche unspezifische
Allgemeinsymptome berichtet.
Als peripheren Wachstumstyp bezeichnet man alle Karzinosarkome die in der
Peripherie der Lunge entstehen und dort proliferieren. Dieser Typ wächst meist
innerhalb des Lungenparenchyms, also nicht endobronchial. Wenn er ausnahmsweise
endobronchial wachsen sollte, dann nur in sehr geringem Ausmaße. Er verhält sich
wesentlicher aggressiver und kann eine beträchtliche Größe erreichen. Seine
Prognose
ist
schlechter,
weil
er
eine
frühere
und
ausgeprägtere
Metastasierungstendenz, besonders zu Fernmetatasen, zeigt. Außerdem wird er in der
Regel erst spät diagnostiziert, da die durch ihn verursachten Symptome unspezifisch
sind. Sein schnelles Wachstum kann somit bis zur Diagnosestellung und bis zum
Therapiebeginn weit fortgeschritten sein.
Insgesamt sind aber ungefähr ein Drittel aller Patienten bei Diagnosestellung
Seite 19
asymptomatisch, so daß diese Tumore als Zufallsbefunde entdeckt werden.
Das makroskopische Erscheinungsbild der Tumore ist überwiegend durch den
sarkomatösen Anteil geprägt: es erscheint fest und grau, eventuell grau-weißlich. In
Arealen der karzinomatösen Komponente gibt sich der Tumor weich, bröckelig und
eher weißlich. In unterschiedlichem Ausmaß können Nekrosen und hämorrhagische
Bezirke ausgebildet sein.
Histologisch findet man sehr unterschiedliche Kombinationen der epithelialen und
mesenchymalen Komponenten vor. Am häufigsten sind Plattenepithelkarzinome mit
oder ohne Verhornung kombiniert mit einem spindel-zelligen sarkomatösen Anteil.
Es können aber auch Adenokarzinome, entdifferenzierte oder Mischtypen auf der
einen und Chondrosarkome, Osteosarkome, Fibrosarkome, Leiomyosarkome,
Rhabdomyosarkome, entdifferenzierte oder Mischtypen auf der anderen Seite
vorkommen (siehe Tabelle 2). Nappi untersuchte Karzinosarkome mehrerer
Lokalisationen und stellte fest, daß der mesenchymale Teil in den allermeisten Fällen
osteoklastenähnliche Riesenzellen enthält. Außerdem fiel ihm auf, daß die Tumore in
den
meisten
Fällen
unterschiedliche
Differenzierungsgrade
der
jeweiligen
Komponenten an verschiedenen Stellen innerhalb desselben Präparates enthielten.
An einem Fokus gab es zum Beispiel mittel- bis hochdifferenziertes und an einem
anderen niedrig- bis entdifferenziertes Gewebe. Dieses trat sowohl in der epithelialen
als auch in der mesenchymalen Komponente auf.
Der sarkomatöse Anteil ist immer durch reichlich Retikulin- und Kollagenfasern
gekennzeichnet.
Seite 20
Tabelle 2 – Histologische Formen des Karzinosarkoms und deren Häufigkeiten (aus 29)
Komponente Histologie
Häufigkeit
in %
epithelial
Plattenepithelkarzinom
Adenokarzinom
Adenosquamöses Karzinom
undifferenziertes großzelliges Karzinom
mesenchymal Rhabdomyosarkom alleine
Chondrosarkom alleine
Osteosarkom alleine
Rhabdomyosarkom + Chondrosarkom
Rhabdomyosarkom + Osteosarkom
Rhabdomyosarkom + Chondrosarkom + Osteosarkom
Chondrosarkom + Osteosarkom
47
32
20
1
26
18
6
11
5
11
24
Als Bestätigung eines echten Karzinosarkoms fordert man heutzutage, daß der
spindel-zellige Anteil bei der immunhistochemischen Untersuchung vimentin- oder
S100-positiv sein11 oder bei elektronenmikroskopischer Betrachtung eindeutige
mesenchymale Filamente enthalten muß.
Die Einordnung des Karzinosarkoms innnerhalb der Gruppe aller Lungentumore
wird zur Zeit noch kontrovers diskutiert.
Die WHO definiert diese Neoplasie als eigenständige Entität und stellt keine
Beziehung zu anderen Tumoren her. Andere Forscher wollen dagegen engere
Zusammenhänge auf Grund verschiedener Untersuchungen (hauptsächlich der
elektronen-mikroskopischen) zwischen Pulmoblastomen, Karzinosarkomen und
Spindelzellkarzinomen sehen. Es wären somit unterschiedliche Ausdrucksformen
einer einzigen Tumorentität, die ineinander übergehen könnten42.
Histogenese:
Die histogenetische Entstehung des Karzinosarkoms ist bis heute nicht endgültig
geklärt. Es gibt mehrere Theorien, die im Laufe der Zeit aufgestellt wurden:
Seite 21
1. Theorie) Kollisionstumor: Hierbei würden beide Komponenten des Tumors
unabhängig voneinander entarten und aufeinander zuwachsen, bis sie sich räumlich
träfen. Diese Theorie konnte bis heute nicht eindeutig nachgewiesen werden.
2. Theorie) Primäres Karzinom, welches zu einer Hyperproliferation des StromaGewebes führen würde. Wenn dieser Mechanismus richtig wäre, gäbe es nur
metastatische Absiedlungen, die ausschließlich karzinomatöses Gewebe oder
eventuell noch mit zusätzlichem hyperproliferiertem Stroma enthielten. Dieser
Theorie spricht entgegen, daß auch bei einer Reihe von Fällen rein sarkomatöse
Metastasen gefunden wurden.
3. Theorie) Das Karzinosarkom entstünde aus einem entarteten Hamartom: Bei
Läsionen mit Foci bestehend aus Osteosarkom oder Chondrosarkom ist eine
Entartung des epithelialen und mesenchymalen Anteils denkbar49.
4. Theorie) Als entartete Ausgangszelle diene eine pluripotente Stammzelle, die zwei
unterschiedliche Zellklone hervorbringe und somit einen biphasischen Tumor
entwickeln könne47.
5. Theorie) Ein primäres Karzinom führe zu einer Entartung des mesenchymalen
Anteils.
6. Theorie) Das sarkomatöse Gewebe entstehe aus einer Metaplasie des
karzinomatösen Anteils. Für diese Theorie sprechen viele Untersuchungen. Man hat
z. B. eine Koexpression von Vimentin und Cytokeratinen im mesenchymalen Anteil
von Karzinosarkomen festgestellt. Außerdem fanden sich Desmosomen oder
desmosomen-ähnliche Strukturen in eindeutig mesenchymalen Zellen. Diese
Gegebenheiten wurden als Zeichen für eine Abstammung der mesenchymalen von
epithelialen Zellen gedeutet22.
Metastasierung:
Die hämatogene Metastasierung eines pulmonalen Karzinosarkoms erfolgt, wie bei
allen anderen Lungentumoren auch, am häufigsten in Gehirn, Leber, Lunge,
Nebenniere, Niere, Haut und Knochen. Außerdem kann es per continuitatem in die
Pleura, die Rippenknochen und das Mediastinum einwachsen. Klinisch fällt er
Seite 22
hierbei durch Brust- oder Knochenschmerzen auf. Des weiteren kann er im
Mediastinum wichtige Leitungsbahnen (z. B. nervale, vaskuläre) infiltrieren oder
verdrängen und somit weitreichende Beeinträchtigungen hervorrufen.
Bei vielen Patienten mit peripheren Karzinosarkomen können bei Diagnosestellung
des Primärtumors schon Fernmetastasen nachgewiesen werden, somit ist von
vornherein eine schlechtere Prognose zu erwarten. Bei zentral wachsenden Tumoren
gibt es nur selten Metastasen, sogar die regionären Lymphknoten sind in einem
großen Prozentsatz (noch) nicht befallen.
Da beide Anteile eines Karzinosarkoms maligne entartet sind, kann es rein
epitheliale, rein mesenchymale oder gemischte metastatische Absiedlungen geben,
der mesenchymalen Komponente wird jedoch die höchste Quantität zugeschrieben.
Zusammenfassend kann man sagen, daß der epitheliale Anteil vorwiegend in
Lymphknotenmetastasen und der mesenchymale vorwiegend in Fernmetastasen
gefunden wird15.
Diagnostik:
Die artspezifische Diagnosestellung bei Karzinosarkomen im Vorfeld einer
chirurgischen Intervention bereitet große Schwierigkeiten.
Radiologisch kann man in der Thoraxaufnahme in zwei Ebenen meist nur einen
Rundherd erkennen, dessen Dignität nicht genau festgelegt, sondern nur abgeschätzt
werden kann. Die Computertomographie erlaubt die Eingrenzung auf einen malignen
Prozeß, eine Artdiagnose kann jedoch nicht erreicht werden.
Ein geeigneter Tumormarker zur spezifischen Erkennung des Karzinosarkoms
existiert nicht.
Mit Hilfe der Bronchoskopie kann zwar der zentrale, endobronchial wachsende
Anteil eines Tumors nachgewiesen werden. Sollten aber Aussagen über dessen
definitive Subtypisierung getroffen werden, ist eine histologische Untersuchung
erforderlich. Oft finden sich in der Biopsie jedoch keine Zeichen für ein malignes
Geschehen, geschweige denn sind beide Anteile dieses biphasischen Tumors
vorhanden. Beim peripheren Typ kann man durch die Bronchoskopie gar keine
Biopsie gewinnen, da der Tumor in den wenigsten Fällen in einem Bronchus zu
erkennen ist, der eine geeignete Größe für eine bioptische Entnahme bietet. Hier kann
eine transthorakale Biopsie nur selten zum richtigen Ergebnis führen, da hierbei noch
geringere Gewebemengen als bei anderen Biopsiearten entnommen werden können
Seite 23
und somit in der Regel nicht beide Komponenten des biphasischen Tumors erfasst
werden.
Therapie:
Die Behandlung von Karzinosarkomen wird, wenn noch möglich, chirurgisch
durchgeführt. Dabei wird entweder eine Lob-, Bilob- oder Pneumektomie
durchgeführt. In der Regel folgt eine adjuvante Chemo- oder Strahlentherapie.
Eine alleinige Chemo- oder Radiatiotherapie hat nur in vereinzelten Fällen eine
prognostische Bedeutung erhalten und ist somit nur zu palliativen Zwecken geeignet.
Seite 24
Pulmoblastome
Pulmoblastome sind hochmaligne Lungentumore mit embryonaler adenoid-tubulärer
Epithel- und / oder sarkomatöser Stromakomponente. Sie wurden 1945 als erstes
durch Barret und Bernard als „embryoma of the lung“ beschrieben1.
Zum Teil geht man in der Literatur davon aus, daß diese Entität eine
Subklassifikation der Karzinosarkome darstellen2. Dieses ist jedoch nicht allgemein
anerkannt.
Die sarkomatöse Komponente ähnelt histologisch dem glykogenreichen tubulären
oder embryogenen Bindegewebe, welches in fetalem Lungengewebe in der zehnten
bis sechzehnten Woche der Schwangerschaft gefunden wird (pseudoglanduläres
Stadium
der
Lungenentwicklung).
Das
mesenchymale
Gewebe
kann
in
unterschiedlichen Reifungsstadien vorkommen. Es kann als Knorpel-, Knochen- oder
Muskulaturgewebe ausgebildet sein. Im Unterschied zu diesem Tumor enthält das
Karzinosarkom der Lunge nur ausgereifte Zellelemente.
Synonyma der Pulmoblastome sind:
- well-differentiated fetal adenocarcinoma (WDFA)
- pulmonary adenocarcinoma of fetal type
- well-differentiated adenocarcinoma simulating
fetal lung tubules
- pulmonary endodermal tumor resembling fetal lung
- Embryoma
- Karzinosarkom von peripherer Herkunft
- maligner teratoider Tumor
- Adenosarkom
- gemischter embryonaler Tumor
- maligner gemischter Tumor
- blastomatöser Tumor.
In dieser Arbeit werden folgende Definitionen benutzt:
- Pulmoblastom: Tumor aus malignem epithelialen und malignem mesenchymalen
Anteil (= biphasischer Tumor)
- Pulmoblastom, epitheliale Variante: Tumor mit ausschließlich maligner epithelialer
Komponente
- pleuropulmonales Pulmoblastom: Tumor mit ausschließlich maligner
mesenchymaler Komponente
Die bei Erwachsenen vorkommenden Tumore müssen von denen bei Kindern
Seite 25
vorkommenden abgegrenzt werden. Histologisch sehen sie sehr ähnlich aus. Die bei
Kindern vorkommenden sind in ihrem biologischen Verhalten aber eher benigne und
somit als eigenständige Entität anzusehen.
Epidemiologie:
Pulmoblastome sind seltene Tumore, sie sind wahrscheinlich nur in 0,25 % bis 0,5 %
aller malignen Lungentumore zu diagnostizieren. Männliche und weibliche Patienten
sind etwa im Verhältnis 3 : 1 betroffen. Mit dem Alter nimmt der relative Anteil der
männlichen Patienten zu. Die Altersverteilung hängt stark vom Subtyp ab (siehe auch
Tabelle 3). Beim Erwachsenen-Typ wird das mittlere Manifestationsalter mit 40
Lebensjahren (Range 0 - 80 Jahre) und beim Kinder-Typ mit drei Lebensjahren
(Range 2 - 12 Jahre) angegeben.
Tabelle 3 – Klinische und pathologische Merkmale der Subformen der Pulmoblastome (aus 28)
Pulmoblastom,
epitheliale
Variante
Klinik
Betroffene < 10. Lj.
Raucher
nur mediastinaler Tumor
Ausdehnung
asymptomatisch
Prognose
Pathologie
maligner epithelialer Anteil
maligner mesenchymaler
Anteil
solide Zellnester (= Morula)
Chromogranin-positiv
Pulmoblastom pleuropulmonales
Pulmoblastom
0%
häufig
nie
4,5 cm
häufig
gut
8%
häufig
nie
10,1 cm
gelegentlich
schlecht
91 %
nein
häufig
keine Angaben
selten
schlecht
ja
nein
ja
ja
nein
ja
86 %
häufig
43 %
häufig
0%
nie
Trotz ihres lichtmikroskopisch embryonalen Aussehens kommen weder das
epitheliale noch das biphasische Pulmoblastom häufig bei Kindern vor.
Ätiologie:
Nahezu 80 % der Betroffenen, soweit eine Raucheranamnese vorliegt, sind
Rauchen31, so daß man den Schluß ziehen kann, daß, trotz des fetalen Aussehens des
Tumors, dieselben kanzerogenen Faktoren wie bei anderen malignen Lungentumoren
Seite 26
eine Rolle spielen.
Klinik:
Gewöhnliche Symptome dieser Tumore sind Fieber, Husten, thorakale Schmerzen,
Dyspnoe und Hämoptysen. 25 - 40 % der Patienten sind beschwerdefrei. Patienten
mit epithelialen Pulmoblastomen zeigen seltener Symptome als solche mit
biphasischen Tumoren. Dieses kann mit der durchschnittlich geringeren Tumorgröße
des epithelialen Subtyps zusammenhängen, der auch in der Regel zu einer geringeren
Wachstumsgeschwindigkeit neigt30.
Diagnostik:
Die Röntgen-Thorax-Aufnahme zeigt typischerweise eine solitäre intrapulmonale
Masse, gewöhnlich vom Hilus entfernt, welche aber keine Bevorzugung zu einem
bestimmten
Lungenabschnitt
erkennen
läßt.
Per
Bronchoskopie
oder
Feinnadelbiopsie kann nur in circa einem Drittel der Fälle eine korrekte präoperative
Diagnose gestellt werden.
Epitheliale und biphasische Pulmoblastome
Pathologie:
Pulmoblastome sind große Tumore (Variabilität 1-28 cm Durchmesser; mittlerer
Durchmesser 6 cm). Sie sind gegenüber ihrer Umgebung gut abgrenzbar, nicht
gekapselt und meist peripher innerhalb der Lunge gelegen30. Typischerweise sind sie
solitär, gelegentlich können sie als prominenter Primarius mit Satellitenläsionen
vorkommen. Epithelial differenzierte Tumore sind signifikant kleiner als biphasische
Tumore. Intrabronchiale Tumore kommen in der Regel nicht vor.
Die Schnittfläche imponiert fischfleischartig, normalerweise in verschiedenen Farben
in einer Kombination von weiß, gelbbraun und braun. Häufig sind zystische
Degenerationen vorhanden.
Histologisch sind epitheliale Pulmoblastome aus komplexen tubulären Anordnungen
aufgebaut, die durch nichtzilientragende hochprismatische Zellen mit klarem oder
Seite 27
leicht eosinophilem Zytoplasma begrenzt werden. Die Kerne der glandulären Zellen
sind relativ uniform rund oder oval mit leichter Hyperchromasie aufgebaut. Sub- und
supranukleär gelegene zytoplasmatische Vakuolen erzeugen eine endometrioide
Erscheinungsform.
Als glanduläre Muster können Verschiedene beobachtet werden: kribriforme,
strangförmige, streifenförmige oder solide Anteile, die zum Teil einen basalen
palisadenförmigen Abschluß bilden.
Die Basis der Drüsenanteile bilden Zellen mit reichlich eosinophilem Zytoplasma
und gelegentlich optisch hellem Kern, welche in Nestern, sogenannten Morula,
angeordnet sind. Diese kommen in 43 % der biphasischen Tumore und in 86 – 100 %
der epithelialen Tumore vor30.
Innerhalb des Drüsengewebes kann schleimiges Sekret vorkommen, hierbei ist
jedoch intrazelluläres Muzin ungewöhnlich. Argyrophile Granula können in
einzelnen Morula und seltener auch in strangförmig angeordneten Drüsenzellen
gefunden werden.
Im epithelialen Anteil von Pulmoblastomen können nekrotische Bezirke auftreten.
Bei epithelialen Pulmoblastomen kommt zu dem malignen drüsigen Anteil noch ein
spärlicher, benigner Stromaanteil von spindelförmigen, myofibroblastischen Zellen
hinzu.
Bei
elektronenmikroskopischer
Betrachtung
haben
die
neoplastischen
drüsenbildenden Zellen getrennte Basallaminae, apikale junktionale Komplexe,
glykogen-freie Kompartimente und Mikrovilli an der apikalen Oberfläche der
auskleidenden Zellen.
Biphasische Pulmoblastome zeigen maligne Drüsen und ein malignes Stroma von
embryonalem oder blastomatösem Erscheinungsbild, welches zur Verdichtung um
die Drüsen herum neigt. Bei biphasischen Pulmoblastomen kann der solide
epitheliale Anteil in den malignen Stromaanteil hineinreichen. Gelegentlich werden
Hornperlen gefunden. Die Stromazellen liegen in einem myxoiden Stroma und sind
meistens schmal, oval, spindelförmig; manchmal zeigen sie einen auffallenden
Polymorphismus. Ungefähr 25 % der Fälle zeigen histologisch Gewebe von
quergestreifter Muskulatur oder von Knorpel. Ossäre Differenzierung findet sich in
ungefähr 5 % der Fälle. Kurze Bündel von „fetaler“ glatter Muskulatur wurden in
einer Reihe von Fällen beschrieben.
Seite 28
Wie bereits oben erwähnt, sind epitheliale und biphasische Pulmoblastome
histogenetisch eng verwandt. Hinweise hierfür rühren daher, daß kombinierte
Tumore aus beiden Subtypen vorkommen. Hierbei gibt es innerhalb des Tumors Foci
mit ausschließlich epithelialer Differenzierung und davon unabhängige Foci mit
biphasischer Differenzierung.
Häufig
findet
man
eine
neuroendokrine
Differenzierung
innerhalb
der
Pulmoblastome. Sowohl eine Anfärbbarkeit mit Chromogranin als auch mit
Neuronen-spezifischer Enolase ist, besonders in Morula (in 64 - 72 % der Fälle),
nachweisbar. Zum Teil können auch andere neuroendokrine Marker wie Kalzitonin,
Gastrin-releasing Peptide, Bombesin, Leuzin, Methionin-Enkephalin, Somatostatin
und Serotonin30 gezeigt werden. Eine neuroendokrine Differenzierung kann neben der
immunhistochemischen Anfärbbarkeit auch elektronenmikroskopisch nachgewiesen
werden.
Innerhalb jedes einzelnen Tumors findet sich nur eine geringe Anzahl von Zellen, die
mit Markern gegen hormonelle Antigene anfärbbar sind. Dieses läßt eine gewisse
differentialdiagnostische
Abgrenzung
gegenüber
Karzinoiden
zu,
welche
lichtmikroskopisch zum Teil sehr ähnlich aussehen können.
Der glanduläre Anteil des Pulmoblastoms exprimiert sialogelöstes Lewis-X-Antigen,
welches einen endodermalen Ursprung des Epithels nahelegt.
Das Vorkommen von Surfactant-Apoprotein innerhalb von Morula wurde
weitergehend mit Hilfe des Elektronenmikroskops untersucht. Man kam zu dem
Ergebnis, daß Morula sich in Entwicklung befindende Alveolarknospen darstellen41.
Die folgenden Merkmale sprechen für eine schlechte Prognose bei Pulmoblastomen:
thorakale Lymphknotenschwellung, Fernmetastasen, Tumorrezidiv, Tumorgröße
über 5 cm Durchmesser, Kernpolymorphismus, Lymphgefäßinvasion, multifokale
Nekrosen, begrenzte neuroendokrine Differenzierung.
Die histologische Erscheinungsform des Tumors scheint keinen Einfluß auf die
Prognose der Patienten zu haben28.
Seite 29
Allgemeine Onkogenese
Die Onkogenese kann durch verschiedenste Vorgänge in ihrer Initiation oder ihrer
Unterhaltung vorangetrieben werden. In der Regel sind mehrere Veränderungen
innerhalb des Genoms einer Zelle notwendig, damit daraus eine maligne Form und
somit ein maligner Zellklone und ein metastasierender Tumor entstehen kann.
Die Onkogenese wird zum Beispiel von Viren, chemischen Substanzen oder
ionisierenden Strahlen ausgelöst.
Diese transformierenden Agentien verursachen durch Mutation, Translokation oder
Gen-Rearrangement innerhalb der Zelle die Veränderung zum Beispiel eines ProtoOnkogens in ein Onkogen. Des weiteren können Genveränderungen innerhalb von
Tumorsuppressorgenen erfolgen, so daß diese ihre Suppressorfunktion nicht mehr
ausüben können und ebenfalls eine Transformation erfolgt. In vielen Fällen wird die
transformierende Eigenschaft nicht durch die Schädigung an sich, sondern durch den
Versuch ihrer Reparatur hervorgerufen.
Eine weitere Möglichkeit der Auslösung einer malignen Entartung kann die
epigenetische Vererbung darstellen. Das bedeutet, daß die Vererbung der malignen
Potenz über Zellanteile außerhalb der Desoxyribonukleinsäure vonstatten geht.
Seite 30
Spezielle Onkogenese beim Bronchialkarzinom
Bei der Entstehung des Bronchialkarzinoms sind bis heute verschiedene Noxen als
Auslöser nachgewiesen worden. Als wichtigste ist das inhalative Zigarettenrauchen
anzusehen, welches bei ungefähr 80% aller Bronchialkarzinome als Hauptursache
oder zumindest als schwerwiegende Mitursache gefunden wird. Ebenfalls kann
„Passivrauchen“ in einigen Fällen als Ursache herausgestellt werden45.
Als weitere Substanzen werden radioaktiv strahlende Stoffe (zum Beispiel Radon),
Asbest, Metalle und deren Verbindungen (zum Beispiel Arsen, Beryllium, Chrom,
Nickel),
alkylierende
Verbindungen
(zum
Beispiel
Haloether,
N-Lost-
Verbindungen), Vinylchlorid, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und die
Inhaltsstoffe von Diesel-Auspuff-Gasen gefunden. Sie tragen aber nur bei 1 - 5 % der
Bronchialkarzinome zu deren Entstehung bei.
Eventuell können auch bei vereinzelten Fällen inhalierte Insektizide, Pestizide,
Reizgase (zum Beispiel Senfgas) oder Asbestfasern als auslösende Ursache
angesehen werden.
Als weiteres Agens muß das RNA-Retrovirus Human Immunodeficiency Virus
(HIV) als (Mit-)Auslöser von pulmonalen Neoplasien angeschuldigt werden21.
Eine familiäre Belastung scheint ebenfalls für die Entstehung einer Geschwulst der
Lunge bedeutend zu sein. Dieses muß jedoch für verschiedene histologische
Subtypen differenziert werden.
Außerdem kann in wenigen Fällen eine Narbe der Lunge als Grundlage der
Tumorentstehung dienen.
Die oben genannten Stoffe können sich in ihrer Kanzerogenität gegenseitig
verstärken, so daß eine additive oder sogar überadditive Wirkung in vielen Fällen
durch Zigarettenrauchen hervorgerufen wird. Hierbei ist der inhalative Genuß des
Zigarettenrauchens meist entscheidender für die Tumorentstehung als die berufliche
Exposition gegenüber einer Noxe34.
Seite 31
Molekular-Pathologie des Bronchialkarzinoms
In den letzten Jahren wurden viele molekularbiologische Erkenntnisse zur
Entstehung des Bronchialkarzinoms gesammelt. Hier sind nur einige von ihnen
zusammengestellt.
Beim Small-cellular-lung-carcinoma wurden Chromosomenvervielfachungen von
Hypodiploid bis zu Oktaploid gefunden. Die meisten strukturellen Veränderungen
lagen auf den Chromosomen 1, 2, 3 und 10. Bei einer Untersuchung von vierzehn
Small-cellular-lung-carcinoma
wurde
in
allen
Fällen
eine
Deletion
der
Chromosomen-Region 3p14 bis p23 festgestellt. Außerdem wird sehr häufig der
Verlust von Heterozygotie gefunden, der auf den Chromosomen 3p, 13q und 17p
lokalisiert und meistens bereits zu Beginn des Tumorwachstums ausgebildet ist.
Beim
Non-small-cellular-lung-carcinoma
tritt
eine
Deletion
meistens
auf
Chromosom 17p auf, die häufig mit einer Deletion auf Chromosom 11 kombiniert
ist.
Dieses
gilt
besonders
für
die
histologische
Untereinheit
des
Plattenepithelkarzinoms, wohingegen bei Adeno- und großzelligen Karzinomen
Deletionen auf den oben genannten Chromosomen nur in einem geringeren Ausmaß
gefunden werden.
Auf den Chromosomen 11p, 13q und 17p sind dominante (Proto-)Onkogene und
rezessive Tumorsuppressorgene lokalisiert, die durch die genetischen Veränderungen
aktiviert werden und somit zur Neoplasiebildung beitragen. Zu den (Proto-)
Onkogenen gehören ras-Gen-Familie, erbB-Gen-Familie, myc-Gen-Familie, mdm-2Gen, raf-Gen-Familie und jun-Gen-Familie. Den Tumorsuppressorgenen gehören
Retinoblastom-Gen, P53-Gen, P16-Gen, Interferon-gene-cluster sowie APC/MCCgene-cluster an5.
Verlust des kurzen Armes von Chromosom 34:
In 90 % bis 100 % von Small-cellular-lung-carcinoma und in 25 % bis 50 % von
Non-small-cellular-lung-carcinoma ist ein Verlust des kurzen Armes von
Chromosom 3 (= 3p; hierbei ist besonders die Region 3p14 bis p25 betroffen)
nachzuweisen. Bei Verlust beider Allele kann ein bis heute noch nicht näher
charakterisiertes rezessives Onkogen seine transformierende Wirkung entfalten,
welches in allen Arten von Lungenkarzinomen beobachtet werden kann.
Seite 32
Chronologische Neogenese des Bronchialkarzinoms:
Insgesamt stellt man sich heute eine zeitliche Reihenfolge der molekularen
Onkogenese beim Bronchialkarzinom vor. Diese beinhaltet eine multifaktorielle und
schrittweise Entartung und somit Ansammlung von molekularen Defekten in der
epithelialen Zelle50:
normale Epithelzelle
1) Einwirkung eines Karzinogens
 Basalzell-Hyperplasie
2a) Deletion, Translokation oder
2b) ras-Mutation und
Amplifikation
cyclin D1-Mutation
3a) Aneuploidie
3b) p53-Mutation
 milde / moderate Dysplasie
 milde / moderate Dysplasie
(Low Grade Dysplasia)
(Low Grade Dysplasia)
4) cyclin E-Mutation
 schwere Dysplasie / Carcinoma in situ
(High Grade Dysplasia)
5) HER-2/neu-Mutation
 invasives Karzinom
6) ras-Überexpression
 a) metastasierendes Karzinom
 b) Rezidiv
Seite 33
Tumorsuppressorgen (p53)
Das p53-Protein hat seinen Namen bekommen, weil es ein Molekulargewicht von
53.000 Dalton besitzt und als Expressionsprodukt des Genabschnittes TP53 ein
Protein (p) ist.
TP53 ist das häufigste mutierte Gen in menschlichen Geschwülsten, insgesamt in
circa 60% aller Tumore (zum Beispiel in ungefähr 70% aller kolorektalen Tumore,
50% aller Lungentumore, sogar in 100% der kleinzelligen Bronchialkarzinome, in
ungefähr 30-40% der Mammatumore33).
Bei p53 wirkt sich eine Mutation dramatisch aus, da es als Quartärstruktur ein
Tetramer oder Oligomer bildet. Statistisch gesehen befindet sich somit in jedem p53Block, auch bei Mutation nur eines Allels, mindestens ein fehlerhaftes Protein. Der
p53-Block kann dadurch seine normale Funktion nicht ausführen. Dieses Verfahren
wird als negative Dominanz bezeichnet. Allerdings hat sich gezeigt, daß
Homozygotie für TP53-Mutanten schneller zur Geschwulstbildung führt als
Heterozygotie.
8% der Mutationen im TP53-Gen sind Deletionen und Insertionen, 5% sind
Nonsense- oder Frameshiftmutationen und 1% verhalten sich neutral und
verursachen keinen Aminosäurenaustausch im entsprechenden Genprodukt (p53).
Die meisten Missense-Mutationen (92%) liegen zwischen den Codons 120 und 290
des 393 Codon langen Proteins. Außerhalb dieses Bereichs finden sich die meisten
Nonsense-Mutationen.
Bei Tumoren der Lunge gibt es z. B. wesentlich mehr Transversions- als
Transitions-Mutationen, welche typisch für die Einwirkung von Benzpyrenen, die
sich zum Beispiel im Zigarettenrauch befinden, sind. Am Codon 157, das fast nur bei
Lungentumoren mutiert ist, sind ausschließlich Transversionen vorhanden18.
TP53:
TP53 ist 16-20 kB lang und liegt auf dem kurzen Arm des Chromosoms 17 an der
Position 17 p 13.1. Es enthält 11 Exons, die nach dem Spleißen für eine 2,2 bis 2,5
kB lange mRNA kodieren.
P53 wird in allen menschlichen Zellen exprimiert. Seine höchste Konzentration
erreicht es im Thymus, in der Milz, in den Hoden und in den Ovarien.
Seite 34
Als hochkonserviertes Gen enthält es fünf Regionen, die bis zu zwanzig Basenpaare
lang sind und ganz genau mit den entsprechenden Regionen aus Mäusezellen
übereinstimmen. In den Regionen II (Codons 120-143), III (172-182), IV (238-259)
und V (271-290), die für seine Funktion anscheinend unabdingbar sind, befinden sich
68% aller Mutationen33.
p53:
Die Translation von TP53 wird durch verschiedene Stressoren, unter anderem durch
DNA-Schäden, Hypoxämie oder Nukleotidabbau („Deprivation“), gefördert. Es
entsteht dann das p53-Protein, welches sich funktionell in drei Bereiche unterteilt:
- 75 Aminosäuren am Aminoende sind ausgesprochen acidophil. Wenn man diesen
Abschnitt mit einem DNA-bindenden Protein in Verbindung bringt, kann er als
Promoter für die Transkription dienen.
- Die Region der Aminosäuren 120 bis 290 kann als spezifisches DNA-bindemolekül
agieren. Es bindet an die „p53-bindende Sequenz“ 5'-Pu-Pu-Pu-C-A/T-A/T-G-Py-PyPy-3'.
- Das Carboxylende zwischen den Aminosäuren 290 und 393 ist sehr basophil und
verfügt über verschiedene Funktionen, zum Beispiel eine Stelle zur Phosphorylierung
durch eine cyclin-abhängige Kinase. Hier befindet sich auch die Region, die p53
veranlaßt, sich zu Tetra- oder Oligomeren zusammenzuschließen.
Funktionen des nicht-mutierten p53:
Bei DNA-Schäden muß der Zell-Zyklus so lange angehalten werden, bis die
Veränderungen beseitigt sind. Andernfalls kann es zu Replikationsfehlern oder
chromosomalen Verteilungsstörungen kommen. Durch DNA-Schäden kann es
einerseits zum Absterben der Zelle, aber andererseits auch zu unkontrolliertem
Wachstum und Vermehrung der Zelle kommen.
p53 ist innerhalb der einzelnen Zelle für das Anhalten des Zell-Zyklus
verantwortlich. Bei Schäden im Genom steigt seine Halbwertszeit von normalerweise
20 bis 30 Minuten auf mehrere Stunden an. p53 blockiert die Progression innerhalb
der G1- und den Eintritt in die S-Phase bis alle DNA-Schäden behoben sind.
Gleichzeitig reduziert es die GTP-Konzentration, die als Schlüsselsubstanz für die
Transduktion von Wachstumssignalen gilt. Darüber hinaus hat sich gezeigt, daß p53
die Helikase-Aktivität antagonisieren kann.
Seite 35
Durch die vorgenannten Funktionen des p53 werden nicht mit letzter Sicherheit alle
Replikationsfehler ausgeschlossen, aber die Genauigkeit der fehlerlosen Replikation
wird um ein vielfaches heraufgesetzt.
P53 kann somit insgesamt als Überwacher der Integrität des Genoms bezeichnet
werden33.
Aus diesen Erkenntnissen kann man schließen, daß p53 einen Transkriptionsfaktor
darstellt, der Genen, die die p53-bindende Sequenz enthalten, als Promoter dient.
Gene ohne p53-bindende Sequenz werden durch p53 an ihrer Expression gehindert
oder zumindest negativ beeinflußt. Dieses wird sehr wahrscheinlich durch die
Bindungseigenschaften von p53 an grundlegende Transkriptionsfaktoren, TATA
binding protein (TBP), Transkriptionsfaktor Sp1 und CCAAT-bindender Faktor,
bewerkstelligt.
Veränderungen bei p53-Mutationen:
Mutiertes p53 kann weder die Transkription bestimmter Gene fördern noch anderer
Gene inhibieren, da es seine Bindungseigenschaften zur p53-bindenden Sequenz und
zum TBP verloren hat. Es kann also seine normale Funktion innerhalb der Zelle nicht
mehr ausüben.
Beim Li-Fraumeni-Syndrom finden sich Mutationen von TP53 in Keimbahnzellen.
Die Zellen sind heterozygot für das veränderte Gen und tragen ein erhöhtes Risiko
für maligne Geschwülste verschiedenster Lokalisationen.
Alle Veränderungen von p53, seien es Mutationen oder funktionelle, führen zu einem
erhöhten Risiko, entartete Zellen und daraus folgend maligne Geschwülste zu
entwickeln33.
Seite 36
Proliferation (MIB-1 und PCNA)
Proliferationsmarker sind Antigene, die einer zellzyklusabhängigen Synthese
unterliegen. Die Antigene sind in ihrer Funktion so eng mit dem Zellzyklus
verbunden, daß sie bei jeder Art von Proliferation exprimiert werden. Folglich sind
sie bei jeder Art von Wachstum, bei benignem und auch bei malignem, nachweisbar.
Da Tumorzellen im Gegensatz zu „normalen“ Körperzellen ständig proliferieren,
können
diese
Marker
als
Anhaltspunkte
für
die
Wachstums-
und
Vermehrungsgeschwindigkeit der untersuchten Tumorzellen herangezogen werden.
Sie können ebenso für die wichtige Untersuchung der Korrelation zwischen
biologischem Verhalten und histomorphologischem Bild eines Tumors benutzt
werden.
Die Anfärbung von Proliferationsmarkern mit immunhistochemischen Methoden,
wie wir sie einsetzten, ist gut zu handhaben und sogar bei seit längerem fixierten und
eingebetteten Untersuchungsobjekten möglich und somit auch auf ältere Fälle
anwendbar8.
In unserer Untersuchung benutzten wir die Marker Mib-1 (Ki-67) und PCNA
(proliferating cell nuclear antigen) zur Darstellung der Proliferation.
Durch DNA-Flowcytometrie wurde eine gute Korrelation zwischen PCNA- und Ki67-Expression einerseits und S-Phasen-Fraktion von malignen Tumoren andererseits
beschrieben.
Mib-1 (Ki-67):
Mib-1 wurde 1992 als paraffingängiger Ki-67-äquivalenter Antikörper eingeführt. Er
ist gegen das 1.002 bp c-DNA-Fragment des Ki-67-Antigens gerichtet. Das Ki-67Antigen ist ein Nicht-Histon-Protein bestehend aus zwei Polypeptidketten von 345
kD und 395 kD. Seine höchste Konzentration findet sich in der Peripherie der
Nukleolen. Dort ist es wahrscheinlich mit dem dichten fibrillären Netzwerk des
Nukleolus eng verknüpft48. Es besitzt anscheinend eine regulatorische Funktion bei
der Zellproliferation.
Die Expression erfolgt in der G1-, der S-, der G2- und der M-Phase. Allerdings ist die
Seite 37
frühe G1-Phase mit diesem Marker nicht anfärbbar und Zellen in diesem
Zyklusabschnitt können deshalb nicht als proliferierend identifiziert werden. Eine
Expression des Ki-67-Antigens in der G0-Phase erfolgt nicht und wird vom einem
idealen Marker auch nicht gewünscht10.
Die zugehörige DNA ist auf dem Chromosom 10q25 lokalisiert.
Dieser Marker ist für Proliferationsuntersuchungen gut geeignet, da sein Substrat in
allen proliferierenden Zellen unabhängig ihrer embryonalen Herkunft vorhanden ist
und sie somit angefärbt werden46.
PCNA:
PCNA ist wohl das am häufigsten verwendete Antigen zur Abschätzung der
Proliferationsaktivität. Dieses ist in seiner Expression innerhalb aller an der
Proliferation beteiligten Zellzyklusabschnitten begründet. PCNA ist ein Hilfsprotein
der DNA-Polymerase delta, welche im Kern der Zellen vorhanden und 36 kD schwer
ist. Es spielt eine wichtige Rolle bei der Initiation der Zellproliferation. Weiterhin
dient es als Hilfsprotein bei DNA-Reparaturen. Es wird in der späten G1-, der S-, der
G2- und der M-Phase synthetisiert.
Zur
immunhistochemischen
Untersuchungstechnik
steht
ebenfalls
ein
paraffingängiger monoklonaler Antikörper zur Verfügung.
Der Vorteil des von uns verwendeten Antikörpers liegt darin, daß er ein Epitop des
Antigens anfärbt, welches in einer großen Anzahl von Tumoren ohne Mutationen
synthetisiert wird und somit ohne Änderung der Aminosäurensequenz zur Expression
gelangt.
PCNA-Anfärbung ist eine einfache und klinisch hilfreiche Methode zur Bestimmung
der Zellproliferation in formalin-fixierten und paraffin-eingebetteten Geweben.
Eine enge reziproke Beziehung zwischen PCNA-Aktivität (innerhalb des Tumors
selber und innerhalb seiner Metastasen) und Überlebensrate konnte für viele
Neoplasien nachgewiesen werden32.
Bei gemeinsamen Studien zu PCNA und p53 stellte sich heraus, daß eine Mutation
des p53-Gens in den Aminosäurepositionen 175, 248, 273 oder 281 (diese werden
am häufigsten in Tumoren gefunden) zu einer 2-11fach und somit signifikant
gesteigerten Aktivität des PCNA-Promotors führt. Dieses führt wiederum zu einer
erhöhten PCNA-Aktivität innerhalb der Zelle16.
Seite 38
Angiogenese (CD 31)
In diesem Kapitel sollen die Zusammenhänge zwischen Tumorwachstum und
Regulation der Angiogenese dargestellt werden.
Angiogenese allgemein ist die Fähigkeit von Zellen oder Zellverbänden
Neovaskularisation zu induzieren.
Ein wachsender Tumor benötigt ausreichend Blutgefäße innerhalb und außerhalb
seiner Tumormasse, um die Versorgung jeder einzelnen seiner Zellen mit
Nährstoffen und Sauerstoff sicherzustellen. Je größer der Durchmesser des Tumors
ist, desto überproportional mehr Blutgefäße müssen ihm zur Verfügung stehen. Ohne
ausreichende Blutversorgung könnte er nicht wachsen oder einzelne Zellen würden
sogar absterben. Er könnte in vivo maximal 1-2 mm Durchmesser erreichen und eine
effektive Metastasierung wäre somit nicht möglich. Ohne Neovaskularisation könnte
keine Tumorzelle in die Blutbahn gelangen und nicht an einer tumorfernen
Lokalisation „angehen“, um dort zur Metastase „heranzureifen“.
Außerdem
sezernieren
die
Endothelzellen
wichtige
parakrinwirkende
Wachstumssubstanzen, die zur Proliferation der Tumorzellen beitragen können.
Hierzu gehören zum Beispiel basic fibroblast growth factor (bFGF), platelet-derived
endothelial cell growth factor (PD-ECGF) oder colony-stimulating factors (CSF).
Desweiteren
produzieren
die
Endothelzellen
degradierende
Substanzen
(Kollagenasen, Urokinase, Plaminogen-aktivator und andere) die den Tumorzellen
das Aussprossen in und durch die sie umgebende Fibrin-Gel-Matrix und das
umliegende Bindegewebsstroma hindurch ermöglichen55. Dadurch wird eine
schnellere regionale Ausbreitung des Tumors ermöglicht.
Angiogenetisch wirkende Faktoren können bei Patienten mit malignen Tumoren in
höherem Maße im Urin oder Serum nachgewiesen werden als bei gesunden
Kontrollgruppen14.
Die Basalmembran von neugebildeten Mikrogefäßen ist fragmentiert. Es können
daher Plasminogen, Fibrinogen und Thrombozyten austreten, welche zu einer
Fibrinablagerung
und
Hyperkoagulation
führen14.
Andersherum
kann
die
fragmentierte Basalmembran leicht von Tumorzellen in Richtung Lumen
durchwandert werden. Eine Voraussetzung zur Metastasierung ist damit geschaffen.
Durch den Anschluß der neuen Blutgefäße an das bereits bestehende Gefäßsystem
können einzelne Tumorzellen in den hämatogenen oder lymphogenen Kreislauf des
Seite 39
Wirtes gelangen und in entfernten Organen Metastasen setzen.
Neben dem TNM-Stadium eines Tumors wird mittlerweile die AngiogeneseFähigkeit der Tumorzellen als weiterer unabhängiger Faktor für die Prognose des
Patienten angesehen6.
Onkogene haben neben ihrer Funktion als transformierendes Agens häufig noch eine
direkt wirkende angiogenetische Funktion, wie dieses zum Beispiel bei epidermal
growth factor (EGF), transforming growth factor alpha (TGF-alpha) oder basic
fibroblast growth factor (bFGF) der Fall ist. Andererseits können Onkogene die Zelle
zur Produktion von angiogenetischen Faktoren stimulieren und somit auch indirekt
zur Neoangiogenese beitragen.
Der Verlust eines Tumorsuppressorgens innerhalb einer Zelle kann ebenfalls eine
vermehrte Gefäßneubildung verursachen. Durch das Tumorsuppressorgen wird die
Synthetisierung und Sekretion eines Inhibitors der Angiogenese, zum Beispiel
Thrombospondin, in hoher Konzentration veranlaßt. Durch Wegfall beziehungsweise
genetische Veränderung des Tumorsuppressorgens wird der Inhibitor der
Angiogenese nur noch in geringer Konzentration synthetisiert und die Angiogenese
somit nicht mehr effektiv gehemmt.
P53 ist ein Tumorsuppressorgen, bei dessen Aktivierung die vermehrte Synthese
eines Inhibitors der Angiogenese nachgewiesen werden konnte. Dieser Inhibitor
seinerseits supprimiert Interleukin 6, welches wahrscheinlich eine angiogenetische
Funktion aufweist14.
Insgesamt wurde bei erhöhter intratumoraler Gefäßdichte eine erhöhte Tumoraggressivität und somit eine erhöhte Metastaseninzidenz und / oder verminderte
Patienten-Überlebensrate gefunden23.
Bei Non-small-cellular-lung-carcinoma konnte sogar demonstriert werden, daß
Adenokarzinome eine signifikant höhere Gefäßdichte, eine höhere Rezidivrate und
eine schlechtere Prognose als Plattenepithelkarzinome besitzen57.
Die Gefäßdichte als Ausdruck der Angiogeneseaktivität eines Tumors kann innerhalb
histologischer Schnitte mit verschiedenen Methoden bestimmt werden. Im Bereich
Seite 40
der Immunhistochemie können Endothelzellen mit anti-Faktor VIII-Antikörpern,
anti-CD31-Antikörpern oder anti-PAL-E-Antikörpern selektiert werden. Außerdem
können perivaskuläre Stromazellen mit anti-CD34-Antikörpern angefärbt werden,
welches aber zu falsch-positiven oder falsch-negativen Ergebnissen führen kann.
Bei unseren Studien haben wir zur Bestimmung anti-CD31-Antikörper benutzt, da
hiermit eine höhere Anzahl mikrovaskulärer Endothelzellen als mit anti-Faktor VIIIAntikörpern nachgewiesen werden kann. Außerdem ist eine höhere Spezifität
vorhanden55.
Seite 41
Ergebnisse
Bei den durchgeführten Untersuchungen an zehn Karzinosarkomen der Lunge sowie
drei Pulmoblastomen konnten wir folgende Ergebnisse erzielen:
Bei der epidemiologischen Auswertung fanden sich bei den zehn untersuchten
Karzinosarkomen sieben männliche und drei weibliche Patienten. Das Alter betrug
im Durchschnitt 64,5 Jahre (52 bis 80 Jahre).
Acht von diesen Tumoren waren in den Ober- und Mittellappen lokalisiert, hingegen
nur zwei in den Unterlappen (siehe Tabelle 1).
Abbildung 2 - Karzinosarkom der Lunge, Fall cs. 2, zentral wachsend, makroskopisch
Seite 42
Abbildung 3 - Karzinosarkom der Lunge, Fall cs. 8, peripher wachsend, makroskopisch
Abbildung 4 - Karzinosarkom der Lunge, Fall cs. 1, mesenchymaler Anteil, Hämatoxylin-EosinFärbung, Original-Vergrößerung 200x
Seite 43
Abbildung 5 - Karzinosarkom der Lunge, Fall cs. 9, epithelialer Anteil, Hämatoxylin-EosinFärbung, Original-Vergrößerung 200x
Bei acht Fällen zeigten die sarkomatösen und karzinomatösen Komponenten
innerhalb desselben Tumors jeweils unterschiedlich hohe Proliferationsaktivitäten
bei Gebrauch des Mib-1-Antikörpers. Bei den übrigen zwei Fällen war eine gleich
hohe
Proliferationsaktivität
in
den
histologisch
unterschiedlichen
Anteilen
nachzuweisen.
Maximal wurden 90 % der Zellen innerhalb der epithelialen und maximal 90 % der
Zellen innerhalb der mesenchymalen Fraktion angefärbt.
Bei der Färbung mittels PCNA-Antikörper konnte in fünf Fällen eine gleichmäßige
Anfärbung in beiden Tumoranteilen gezeigt werden. Drei Karzinosarkome ließen
hingegen keinen Nachweis des PCNA-Antigens zu. Bei den übrigen zwei Tumoren
war eine unterschiedlich hohe Proliferationsaktivität in den beiden Fraktionen
vorhanden. Hier war jeweils die mesenchymale Komponente mit geringerer Aktivität
ausgestattet.
Die statistische Auswertung ergab einen signifikanten Unterschied zwischen der
Anfärbung innerhalb der mesenchymalen und der epithelialen Komponente bei
Benutzung der Ergebnisse aus der Mib-1-Untersuchung (T-Test für gepaarte Proben,
p = 0,013). Der Nachweis des Ki-67-Antigens war in der epithelialen Komponente
signifikant häufiger.
Seite 44
Abbildung 6 - Karzinosarkom der Lunge, Fall cs. 4, epithelialer Anteil, Mib-1 (Ki-67)Expression, Avidin-Biotin-Methode, Verdünnung 1:20, Original-Vergrößerung 200x
Abbildung 7 - Karzinosarkom der Lunge, Fall cs. 5, mesenchymaler und epithelialer Anteil,
PCNA-Expression, Avidin-Biotin-Methode, Verdünnung 1:10, Original-Vergrößerung 400x
Seite 45
Bei den Untersuchungen mittels p53-Antikörpern konnte in fünf von zehn Fällen eine
Anfärbung in der mesenchymalen und / oder in der epithelialen Komponente der
Karzinosarkome nachgewiesen werden. In drei Fällen war eine Anfärbung in beiden
Komponenten erreicht worden (epithelial maximal 95 %, mesenchymal maximal
80 %). In den übrigen zwei Fällen war der Nachweis des p53-Antigens lediglich in
der epithelialen Komponente (80 bzw. 95 %) möglich. Im Grenzbereich zur
mesenchymalen Komponente waren lediglich weniger als 1 % der Zellen positiv
gefärbt.
Eine statistische Auswertung des Nachweises des p53-Antigens ergab keinen
signifikanten Unterschied zwischen den beiden Tumoranteilen.
Abbildung 8 - Karzinosarkom der Lunge, Fall cs. 2, mesenchymaler Anteil, p53-Akkumulation,
Avidin-Biotin-Methode, Verdünnung 1:20, Original-Vergrößerung 200x
Die Auswertung der relativen Gefäßdichte (gemessen an der Anfärbbarkeit mittels
CD31-Antikörpern) ergab eine Schwankungsbreite von 1,5 bis 11,8 im Bereich der
Tumorfront sowie 0,9 bis 12,0 im Tumorzentrum.
An der Tumorfront war in sieben von zehn Fällen eine gemischte histologische
Differenzierung (= sowohl epitheliale als auch mesenchymale Komponente)
Seite 46
vorhanden (relative Gefäßdichte: 1,5 bis 11,8). Bei zwei Tumoren war eine
epitheliale Differenzierung vorhanden (relative Gefäßdichte: 5,7 bis 5,8). In einem
Fall war eine mesenchymale Komponente angelegt (relative Gefäßdichte: 11,3).
Im Bereich des Tumorzentrums konnte in sieben Fällen eine getrennte Auswertung
für die mesenchymale und die epitheliale Tumorkomponente durchgeführt werden.
Bei der mesenchymalen Differenzierung war eine relative Gefäßdichte von 0,9 bis
12,0 vorhanden. Die epitheliale Komponente zeigte eine Dichte von 1,9 bis 8,7. In
den übrigen drei Tumoren war eine gemischte histologische Differenzierung im
Tumorzentrum mit einer relativen Gefäßdichte von 1,4 bis 4,2 vorhanden.
Die mittlere Dichte von Gefäßen war an der Invasionsfront statistisch signifikant
höher als im Tumorzentrum. Dies galt selbst dann, wenn epithelialer und
mesenchymaler Anteil getrennt voneinander ausgewertet wurden (T-Test für gepaarte
Proben, epithelial: p = 0,009, mesenchymal: p = 0,015).
Bei Betrachtung der von uns untersuchten Karzinosarkomfälle in bezug auf ihr
Metastasierungverhalten zeigte sich, daß bei Diagnosestellung des Primärtumors
bereits bei drei Patienten mindestens eine Fernmetastase nachweisbar war. Bei sechs
Patienten waren keine Fernmetastasen vorhanden und bei einem Patienten fehlen
hierüber genaue Angaben in den Krankenunterlagen.
Bei statistischer Untersuchung des Metastasierungsverhaltens in bezug auf die Mib1-Expression innerhalb der karzinomatösen Komponente zeigte sich eine signifikant
längere durchschnittliche Überlebensdauer der Patienten mit einer höheren
Proliferationsaktivität (Mann-Whitney-u-Test, p = 0,05). Im Follow-Up zeigt sich für
die Patienten mit höherer Proliferationsaktivität eine geringere Wahrscheinlichkeit
der Metastasenentwicklung (Mann-Whitney-u-Test, p = 0,013).
Die weitere statistische Auswertung konnte keine signifikante Beziehung zwischen
der durchschnittlichen Überlebensdauer der Patienten und der p53-Akkumulation
oder der relativen Gefäßdichte zeigen.
Unter den Pulmoblastomen waren zwei männliche Patienten und eine weibliche
Patientin. Das Alter betrug im Durchschnitt 59 Jahre (54 bis 65 Jahre). Zwei dieser
Seite 47
Tumore wuchsen in den oberen und einer in den unteren Lungenlappen. Bei einem
Patienten konnten keine Follow-Up-Daten erhoben werden.
Abbildung 9 - Pulmoblastom der Lunge, Fall pb. 1, peripher wachsend, makroskopisch
Seite 48
Abbildung 10 - Pulmoblastom der Lunge, Fall pb. 3, biphasische Anteile, Hämatoxylin-EosinFärbung, Original-Vergrößerung 100x
Alle
drei
untersuchten
Pulmoblastome
zeigten
eine
ähnlich
hohe
Proliferationsaktivität in beiden histologischen Tumorkomponenten. Dieses galt
sowohl für die Anfärbung mittels Mib-1- als auch mittels PCNA-Antikörpern.
Meistens waren bei der Anfärbung mit PCNA-Antikörpern mehr positive Zellen
nachzuweisen. Interindividuelle Schwankungen traten zwischen 30 und 90 % auf.
Da nur drei Untersuchungsfälle vorhanden sind, sind statistische Analysen nicht
sinnvoll und werden deshalb nicht aufgeführt.
Seite 49
Abbildung 11 – Pulmoblastom, Fall pb. 2, epithelialer und mesenchymaler Anteil, Mib-1-(Ki67)-Expression, Avidin-Biotin-Methode, Verdünnung 1:20, Original-Vergrößerung 100x
Abbildung 12 – Pulmoblastom, Fall pb. 3, epithelialer Anteil, PCNA-Expression, Avidin-BiotinMethode, Verdünnung 1:10, Original-Vergrößerung 200x
Eine Akkumulation von p53 (DO-1) konnte nur in einem einzigen Tumor
Seite 50
nachgewiesen werden. Es waren hier 60 % der Zellen in beiden Anteilen anfärbbar.
Eine Anfärbung mit p53-Antikörper (Pab 1801) konnte keine positiven Zellen
nachweisen. Die übrigen beiden Fälle waren in bezug auf beide Epitope des p53Antigens negativ.
Abbildung 13 – Pulmoblastom, Fall pb. 1, epithelialer Anteil, p53-Expression, Avidin-BiotinMethode, Verdünnung 1:20, Original-Vergrößerung 100x
Bei zwei untersuchten Pulmoblatom-Fällen fand sich im Bereich der Tumorfront eine
gemischte histologische Differenzierung. Die relative Gefäßdichte betrug hier
zwischen 7,0 und 12,2. Bei dem übrigen Fall war eine mesenchymale
Differenzierung vorhanden. Die relative Gefäßdichte war mit 13,7 zu bestimmen.
Das Tumorzentrum konnte bei zwei Fällen getrennt für epithelialen und
mesenchymalen Anteil ausgewertet werden (epithelial: 1,8 bis 6,4; mesenchymal: 4,6
bis 5,5). Bei einem Fall waren im Untersuchungsmaterial nur Anteile der Tumorfront
vorhanden, so daß keine Auswertung für das Tumorzentrum erfolgen konnte.
An der Invasionsfront von Pulmoblastomen konnte insgesamt tendentiell eine höhere
mittlere Gefäßdichte als im Tumorzentrum nachgewiesen werden.
Seite 51
Abbildung 14 – Pulmoblastom, Fall pb. 1, mesenchymaler Anteil, CD31-Expression, AvidinBiotin-Methode, Verdünnung 1:20, Original-Vergrößerung 100x
Seite 52
Tabelle 4 - Ergebnisse in der Übersicht
Fall: cs. = Karzinosarkom; pb. = Pulmoblastom
e = epitheliale Differenzierung; m = mesenchymale Differenzierung; em = gemischte
Differenzierung
n. a. = not available
Angaben bei Mib-1, PCNA und Pab 1801/DO-1 in Prozent aller Tumorzellen
Fall
Mib-1
Diff epitheli
al
eren
zier
ung
Mib-1
PCNA
mesench
ymal
epitheli
al
p53
p53
(Pab
(Pab
1801
1801
und
und
DO-1)
DO-1)
mesench epitheli mesench
ymal
al
ymal
PCNA
CD31
CD31
Tumorfront
Tumorzentrum
em: 1,4
em: 1,4
em: 4,2
e: 1,9;
m: 1,7
e: 2,1;
m: 2,2
e: 4,4;
m: 3,1
e: 3,4;
m: 0,9
e: 7,8;
m: 7,5
e: 2,8;
m: 7,8
cs. 1
cs. 2
cs. 3
cs. 4
40 %
15 %
15 %
10 %
40 %
5%
0%
2%
0%
70 %
30 %
35 %
0%
5%
30 %
35 %
0%
15 %
90 %
25 %
0%
20 %
0%
80 %
em: 5,5
em: 1,5
em: 7,2
m: 11,3
cs. 5
40 %
0%
60 %
60 %
80 %
0%
e: 5,7
cs. 6
70 %
2%
80 %
50 %
0%
0%
em: 5,4
cs. 7
30 %
0%
0%
0%
0%
0%
e: 5,8
cs. 8
10 %
0%
0%
0%
0%
0%
em: 8,9
cs. 9
90 %
30 %
90 %
80 %
95 %
em: 11,8
cs.
10
90 %
90 %
90 %
90 %
0%
80 %
(DO-1)
25 %
(Pab180
1)
0%
em: 9,4
e: 8,7;
m: 12,0
pb.
1
pb.
2
pb.
3
70 %
50 %
60 %
60 %
30 %
70 %
70 %
60 %
(DO-1)
0%
m: 13,7
30 %
60 %
(DO-1)
0%
em: 12,2
e: 6,4;
m: 4,6
n. a.
60 %
60 %
90 %
80 %
0%
0%
em: 7,0
e: 1,8;
m: 5,5
Seite 53
Diskussion
Karzinosarkome und Pulmoblastome sind relativ seltene maligne Tumore innerhalb
der Lunge.
Wir haben insgesamt zehn Karzinosarkome und drei Pulmoblastome im Rahmen
dieser Arbeit immunhistochemisch auf das Vorkommen von Proliferationsantigenen
(Mib-1, PCNA), Tumorsuppressorgen-Akkumulation (p53) und Neoangiogenese
(CD31) untersucht.
Bei den Karzinosarkomen fand sich ein Verhältnis von 2,3 : 1 zwischen männlichen
und weiblichen Betroffenen. Dieses ist im Gegensatz zur allgemeinen Literatur
deutlich niedriger (normal 5 – 9 : 1)29. Als Ursache des festgestellten Unterschieds
kommt die geringe Fallzahl von lediglich zehn untersuchten Fällen in Betracht.
Die bevorzugte Wachstumsregion liegt bei unserer Untersuchung, wie in der
allgemeinen Literatur auch, in den oberen Lungenlappen.
Das Durchschnittsalter der betroffenen Patienten lag bei Stellung der Erstdiagnose
bei 64,5 Jahren. Dieses stimmt mit den gefundenen Literaturangaben überein29.
Es bestand kein einheitliches therapeutisches Vorgehen, so daß alle bekannten
Therapieverfahren (operative Entfernung des Turmors, Chemotherapie und
Strahlentherapie) zur Anwendung gelangten. Eine Vereinheitlichung erscheint auch
schwierig, da eine geringe Inzidenz der Karzinosarkome vorliegt und somit größere
Studien zur Therapie schwer zu realisieren sind. Besonderheiten bezüglich ihres
biphasischen Wachstumsverhaltens können deshalb nicht eindeutig festgestellt
werden. Als einzige für den Patienten Erfolg versprechende Therapieoption scheint
jedoch, wie bei allen Entitäten der Non-small-cellular-lung-carcinoma, die operative
Entfernung zu sein, sofern diese von den äußeren Gegebenheiten her vertretbar ist.
Die Prognose dieser Entität von Lungentumoren ist schlecht und hat sich trotz vieler
neuerer Therapiemöglichkeiten in den letzten Jahren nicht wesentlich verbessert. Die
mittlere Überlebenszeit liegt bei neun bis zwölf Monaten nach Diagnosestellung und
nur 25 % der Patienten überleben zwei oder mehr Jahre. Die längste berichtete
Überlebenszeit beträgt 6 Jahre3.
Beim Vergleich der Überlebenszeiten von pulmonalen Karzinosarkomen mit denen
von Adeno- oder Plattenepithelkarzinomen der Lunge kommt Huwer24 zu dem
Seite 54
Ergebnis, daß deren Prognose unterschiedlich ist. Er stellt fest, daß die
Überlebenswahrscheinlichkeit der Patienten mit Karzinosarkomen hauptsächlich von
der Prognose des mesenchymalen Anteils abhängen würde. Bei malignen rein
mesenchymalen Geschwülsten, den Sarkomen, ist die Prognose ebenfalls sehr
schlecht, da diese Tumore zu frühzeitiger hämatogener Metastasierung und häufigen
lokalen Rezidiven neigen. Dieses spezifische Verhalten ist unabhängig von der
histologischen
Subentität
des
Sarkoms,
dem
Ursprungsgewebe
und
dem
anatomischen Sitz der Neoplasie. Die wichtigste Determinierung für das biologische
Verhalten und die Gesamtprognose ist der Grad der histo- und cytologischen
Differenzierung.
Ab einer Tumorgröße von sechs Zentimetern Durchmesser findet sich eine
wesentlich schlechtere Prognose als bei kleineren Tumoren29.
Tumore in zentraleren Anteilen des bronchialen Systems werden frühzeitig
symptomatisch, somit eher entdeckt und therapeutisch zugänglich. Sie haben dadurch
eine bessere Prognose als im Bronchialbaum peripherer gelegene Neoplasien.
Im Rahmen dieser Arbeit wurden drei Pulmoblastome untersucht. Das Verhältnis von
männlichen zu weiblichen Betroffenen lag bei 2 : 1. Eine statistische Beurteilung
erscheint jedoch bei der kleinen Fallzahl nicht sinnvoll.
Das durchschnittliche Erkrankungsalter betrug 59 Jahre (54 – 65 Jahre) , so daß hier
ausschließlich Tumore des Erwachsenenalters vorliegen.
Auch diese Tumore waren überwiegend in den oberen Lungenpartien entwickelt.
Als einzige Behandlungsoption kam die operative Entfernung ohne adjuvante
Chemo- oder Strahlentherapie zum Einsatz. Auch bei dieser Tumorentität können auf
Grund der nur geringen Fallzahl keine statistisch signifikanten Aussagen zu den
unterschiedlichen Therapiemöglichkeiten gemacht werden.
Die chirurgische Resektion gilt als Therapie der Wahl beim Erwachsenen-Typ des
Pulmoblastoms. Hierbei kann eine mittlere Überlebensdauer von 33 Monaten im
Gegensatz zu zwei Monaten ohne chirurgische Intervention erreicht werden. Bei
einem palliativen Therapieansatz kann eine Polychemotherapie durchgeführt werden,
Seite 55
obwohl deren Effektivität nicht bewiesen ist30.
Bei biphasischen Pulmoblastomen gibt es in 40 - 50 % ein Rezidiv, welches meistens
innerhalb des Thoraxes auftritt. Es kann aber auch an entfernten Stellen gelegen sein.
Patienten mit biphasischen Pulmoblastomen weisen eine ähnlich schlechte
Überlebensprognose wie gewöhnliche Karzinome der Lunge auf. Zwei Drittel der
Patienten mit biphasischen Tumoren versterben innerhalb von zwei Jahren nach
Diagnosestellung, 16 % überleben fünf Jahre und nur 8 % überleben zehn Jahre30.
Die Überlebensrate hängt vom Ausbreitungsstadium des Tumors ab. Im Stadium I
besteht eine 5-Jahres-Überlebensrate von 25 %.
Die monophasischen Subtypen des Pulmoblastoms besitzen hierzu unterschiedliche
Prognosen. Epitheliale Pulmoblastome rezidivieren in ungefähr 30 % der Fälle, meist
als pulmonales Lokalrezidiv. In fortgeschrittenen Stadien kommt es zu Infiltration
der Brustwand, Metastasierung in hiläre, periaortale und mediastinale Lymphknoten
sowie zu einer zerebralen Metastasierung.
Die Gesamtprognose epithelialer Pulmoblastome ist generell besser als die des
biphasischen Subtyps. Die tumorbedingte Mortalität beträgt bei epithelialen
Pulmoblastomen nur 10 - 14 %. Diese geringere Mortalität kann man auf eine
geringere biologische Aggressivität und die vorwiegend pulmonale Rezidivneigung
zurückführen, da hier eine leichtere Diagnose und Therapie des Rezidivs möglich
ist30.
Auch bei den Pulmoblastomen kann davon ausgegangen werden, daß der
sarkomatöse
Anteil
für
die
insgesamt
schlechte
Prognose
hauptsächlich
verantwortlich ist.
Eine Aussage zu der Beziehung zwischen Tumorentwicklung und dem inhalativen
Genuß von Tabakrauch ist in dieser Arbeit auf Grund fehlender anamnestischer
Daten nicht möglich, eine positive Korrelation ist jedoch sehr wahrscheinlich.
Tumorsuppressorgen (p53):
Die Mutation des Tumorsuppressorgens p53 ist ein entscheidender Schritt bei der
Transformation einer gesunden zur malignen Zelle. P53 ist das häufigste veränderte
Gen in Tumoren des menschlichen Körpers. In ungefähr 50 % aller Non-smallSeite 56
cellular-lung-carcinoma ist eine Mutation von p53 nachweisbar33.
Auf Grund seiner Quartärstruktur setzt sich das p53 zu einem Tetramer oder
Oligomer zusammen. Selbst bei nur heterozygoter Mutation des p53 enthält
statistisch gesehen somit jeder Quartärkomplex ein mutiertes p53-Protein. Das
Tetramer oder Oligomer kann in dieser Zusammensetzung seine „normale“ Funktion
nicht ausüben und führt somit zur Transformation der Bronchialepithelzelle (negative
Dominanz).
Eine gleichmäßig hohe p53-Akkumulation wurde in beiden Anteilen (epithelial bzw.
mesenchymal) von acht Karzinosarkomen gefunden (drei positiv, fünf negativ).
In zwei Fällen wurde eine p53-Akkumulation der Epitope Pab-1801 und Do-1 nur
innerhalb der epithelialen Komponente und in einigen fusiformen Zellen im Bereich
der Grenze zu diesem Anteil gefunden. Diese fusiformen Zellen waren im
Randbereich zu eindeutig epithelial differenzierten Zellen gelegen. Die übrigen
mesenchymalen Zellen waren negativ. Aus diesen Gründen gehen wir davon aus, daß
die fusiformen Zellen ebenfalls epithelialen Ursprungs sind.
Eine Untersuchung von 74 Karzinosarkomen (= maligner Müller-Mischtumor) des
weiblichen Genitaltraktes, einer Unterform des Müller-Epitheltumors, bestätigt
unsere Ergebnisse. Es konnte in zwei verschiedenen Epitopen eine ähnlich hohe
Ausprägung der p53-Akkumulation gezeigt werden. Der Nachweis der p53Akkumulation konnte in 46 % beziehungsweise 54 % in beiden Anteilen, in 9,5 %
beziehungsweise 8,1 % in dem epthelialen und in 5,4 % beziehungsweise 2,7 % in
dem mesenchymalen Anteil alleine nachgewiesen werden12. Analoge Resultate
wurden auch in weiteren Untersuchungen gefunden36. Im Gegensatz dazu konnten
wiederum andere Untersuchungen eine p53-Akkumulation ausschließlich im
mesenchymalen Anteil von Karzinosarkomen des Ösophagus nachweisen9.
In den von uns untersuchten Pulmoblastomen war die Akkumulation von p53 in
beiden Komponenten gleichwertig (einmal positiv, zweimal negativ). Dieses
korrespondiert mit einer Untersuchung, in der keine Akkumulation von p53
innerhalb eines Pulmoblastoms nachgewiesen werden konnte56.
In der vorgelegten Arbeit konnte keine Korrelation zwischen p53-Akkumulation,
Seite 57
Metastasenentwicklung und Tumorprogression für Pulmoblastome nachgewiesen
werden. Dieses steht im Einklang zu Untersuchungen von Walker54, der ebenfalls
keine Korrelation zwischen p53-Akkumulation (DO-1) und der Überlebensprognose
der Patienten finden konnte. Im Gegensatz dazu konnte Morkve39 eine positive
Korrelation bei fehlender oder sehr hoher Akkumulation von p53 (Pab 1801)
aufstellen, er benutzte allerdings die Methode der Flow-Cytometrie zum Nachweis
der p53-Akkumulation.
Bei Non-small-cellular-lung-carcinoma unterschiedlicher Tumorstadien besteht eine
reziproke Korrelation zwischen p53-Akkumulation und Überlebensprognose sowie
eine positive Korrelation zwischen p53-Akkumulation und Metastasierungshäufigkeit. Diese wurde sowohl von Levine als auch von Moldvay gezeigt 33, 38.
Bei Stadium I und II Non-small-cellular-lung-carcinoma, die komplett reseziert
werden konnten, konnte von Cagini keine Abhängigkeit von p53-Expression und
durchschnittlicher Überlebensdauer gezeigt werden6.
Die reziproke Korrelation zwischen p53-Akkumulation und Überlebenswahrscheinlichkeit trifft nach unseren Untersuchungen nicht auf Karzinosarkome der
Lunge zu. Sie unterscheiden sich deutlich von den übrigen Non-small-cellular-lungcarcinoma und von vielen anderen Tumorentitäten, bei denen eine statistisch
schlechtere Therapieeffektivität sowie durchschnittliche Überlebensdauer bei
erhöhter p53-Akkumulation nachgewiesen werden konnte33. Eine Hypothese zur
schlechteren Therapieoption auf Grund einer p53-Mutation besagt, daß Zellen mit
mutiertem p53 die durch Chemotherapeutika oder Strahlentherapie gesetzten DNASchäden schlechter als Tumore mit Wildtyp-p53 reparieren können. Wildtyp-p53 hält
den Zellzyklus so lange an, bis die Schäden ausgebessert sind. Falls dieses nicht
möglich ist, führen sie die Zelle in die Apoptose. Ein schnelles Wachstum des
malignen Tumors kommt folglich in geringerem Ausmaß als bei Zellen mit
mutiertem p53 vor. Insgesamt resultiert somit eine bessere Überlebenschance für
Patienten mit Wildtyp-p53 in ihren Tumoren.
Seite 58
Proliferationsaktivität (Mib-1, PCNA):
Die Proliferationsaktivität wird mittels sogenannter Proliferationsantigene bestimmt.
Die Antigene werden zyklusabhängig von der Zelle synthetisiert und Antikörper
gegen sie können somit immunhistochemisch proliferierende Zellen und Gewebe
anfärben. Mib-1 (Ki-67) und PCNA korrelieren in ihrer Expression gut
untereinander, so daß sie gleichwertig zum Einsatz kommen können.
Die Expression der Antigene Ki-67 (Mib-1) und PCNA erfolgt in der späten G1-, der
S-, der G2- und der M-Phase. Sie werden jedoch in der frühen G1-Phase nicht
ausgebildet,
so
daß
einige
Zellen,
die
sich
in
diesem
Abschnitt
der
Proliferationsphase befinden, als falsch-negativ bewertet werden. Außerdem führt
eine Unterversorgung der Tumorzellen mit Nährstoffen und Sauerstoff zu einem
Verlust des Ki-67-Antigens und die Zellen werden somit ebenfalls als falsch-negativ
bewertet52. Es ist vorstellbar, daß die für diese Untersuchung benutzten
histologischen Schnitte aus einem Gebiet des Tumors stammen, der in vivo nur
vermindert Nährstoffe und Sauerstoff erhalten hat und somit das Ki-67-Antigen nicht
nachweisbar ist. Die Bestimmung der Proliferationsaktivität hängt somit auch davon
ab, an welcher Lokalisation des Tumors die Proliferation nachgewiesen wird
(Tumorfront oder Tumorzentrum), da hier eine unterschiedliche Versorgung mit
Nährstoffen und Sauerstoff stattfindet. Beide oben genannten Gründe führen dazu,
daß die gemessene, im Gegensatz zur tatsächlichen, Proliferationsaktivität geringer
ausfällt.
Die in der vorgelegten Arbeit bestimmte Proliferationsaktivität mit PCNAAntikörpern tendierte insgesamt zu einem höheren Wert als die mit Mib-1Antikörpern gemessene; ein statistisch signifikanter Unterschied konnte jedoch nicht
gezeigt werden. Dieses steht im Einklang zur Literatur, die bereits eine gute
Korrelation beider Antigene untereinander beschreibt20. Eine Erklärung dieses
Unterschieds ergibt sich aus dem im vorherigen Abschnitt dargelegten.
Das Ki-67-Antigen besitzt einen hohen positiven prediktiven Wert für die
Entwicklung vieler Arten von malignen Tumoren. In den meisten Tumorentitäten
korreliert die Expression von Ki-67 sehr gut mit dem Tumorgrading und der Anzahl
der Mitosen. Eine ausgeprägte inverse Korrelation zwischen Expression und
Seite 59
Überlebensrate wird bei Mamma-Karzinomen, malignen Melanomen, malignen
Lymphomen, multiplen Myelomen, Prostata-Karzinomen, Lungen-Karzinomen und
Weichteil-Sarkomen gefunden46. Es gibt auch Tumortypen, bei denen keine
Korrelation zwischen Ki-67-Expression und Überlebensrate vorhanden ist. Hierzu
gehören zum Beispiel kolorektale Karzinome.
Die prognostische Bedeutung der Expression des Ki-67-Antigens liegt in der
Abschätzung der kurzfristigen Überlebensrate bei Patienten mit unterschiedlicher
Expressionsquantität. Für die ersten zwei Jahre nach Operation eines malignen
Lungentumors
haben
Patienten
mit
niedriger
Expression
eine
bessere
Überlebenschance als Patienten mit mäßiger oder hoher Expression. Die 5-JahresÜberlebensrate ist jedoch alleine von der histologischen Tumorart und deren
Ausbreitung (TNM-Stadium) abhängig51. Also kann die Ki-67-Antigen-Quantität als
Marker der kurzfristigen Überlebenswahrscheinlichkeit gelten. Sie könnte somit als
Unterstützung der Entscheidung für eine adjuvante Chemo- oder Strahlentherapie
herangezogen werden. Ähnliche Ergebnisse konnten auch bei Untersuchungen
mittels PCNA-Antikörpern erhoben werden7, 8.
Eine höhere Proliferationsaktivität (gemessen mit den Markern PCNA und Mib-1)
bei
pulmonalen
Karzinosarkomen
zeigte
jedoch
eine
signifikant
längere
durchschnittliche Überlebensdauer für den jeweiligen Patienten. Dieses steht im
Gegensatz zu den oben genannten Angaben und weiteren Studien, die eine reziproke
Beziehung zwischen Überlebensdauer und Proliferationsindex auch bei Patienten mit
resezierten Non-small-cellular-lung-carcinoma beschreiben32.
Wie schon bei der p53-Aktivität gezeigt, treffen bei Karzinosarkomen die
allgemeinen Kriterien für die Non-small-cellular-lung-carcinoma auch in bezug auf
die Proliferationsaktivität nicht zu. Das Karzinosarkom der Lunge stellt somit in
seinem Aggressivitätsverhalten ebenfalls eine Sonderform unter den Lungentumoren
dar.
In einer Studie über Granulosazelltumore des Ovars wurde, wie auch in unserer
Studie, eine positive Korrelation zwischen Proliferationsaktivität und durchschnittlicher Überlebensdauer festgestellt13. Hingegen konnte in Studien über sklerosierende
epitheloide Fibrosarkome und extrauterine Leiomyosarkome keine Korrelation
zwischen diesen beiden Parametern gezeigt werden37, 44.
Das im Gegensatz zu anderen Tumoren unterschiedliche Verhalten in bezug auf
Seite 60
Proliferationsaktivität der Karzinosarkome könnte auf ihr biphasisches Wachstum
zurückzuführen sein. Da die Karzinosarkome die epitheliale Komponente mit den
übrigen Non-small-cellular-lung-carcinoma gemeinsam haben, ist ihr Wachstumsund Aggressivitätsverhalten möglicherweise stark von der zweiten, also der
mesenchymalen Komponente beeinflußt. Dieses kann durch die Beobachtung
unterstrichen werden, daß sich innerhalb der epithelialen Komponente der
Karzinosarkome
eine
signifikant
höhere
Proliferationsaktivität
als
in
der
mesenchymalen Komponente nachweisen läßt. Da die sarkomatöse Komponente eine
geringere Proliferationsaktivität aufweist und sie für die durchschnittliche
Überlebensdauer
größtenteils
verantwortlich
scheint,
besitzen
unseren
Untersuchungen zufolge Karzinosarkome bei erhöhter Proliferationsaktivität
innerhalb des karzinomatösen und somit relativ gesehen erniedrigter Aktivität
innerhalb des sarkomatösen Anteils eine insgesamt bessere Überlebensprognose.
Dieses steht im Einklang mit Untersuchungsergebnissen von Nephroblastomen, bei
denen die Stroma- und die blastomatösen Zellen ebenfalls eine geringere
Proliferationsaktivität bei längerer durchschnittlicher Überlebensdauer aufweisen26.
Allerdings steht es im Widerspruch zu der allgemeinen Literatur zur Prognose von
Karzinosarkomen. Hierin wird von einer schlechten Prognose auf Grund des
beinhaltenden malignen mesenchymalen Anteils berichtet (siehe oben).
Im Gegensatz zu Karzinosarkomen findet sich bei Pulmoblastomen kein signifikanter
Unterschied
hinsichtlich
Tumorkomponenten;
eine
der
Proliferationsaktivität
gleichmäßigere
zwischen
Zellproliferation
kann
beiden
hierfür
verantwortlich sein.
Eine Auswertung in bezug auf die durchschnittliche Überlebensdauer der Patienten
konnte bei einer so kleinen Fallzahl (drei Fälle) nicht sinnvoll durchgeführt werden.
Angiogenese (CD31):
Angiogenese ist die Fähigkeit von Zellen oder Zellverbänden, Neovaskularisation
oder Wachstum von Blutgefäßen zu induzieren. Der CD31-Antikörper markiert ein
Antigen innerhalb von Endothelzellen und färbt somit Blutgefäße innerhalb von
Geweben, auch von malignen, an.
Seite 61
Die Tumorgefäßdichte gilt als prognostischer Überlebensindikator sowohl in Smallals auch in Non-small-cellular-lung-carcinoma19. Je höher die Gefäßdichte ist, desto
schlechter ist die Überlebenswahrscheinlichkeit. Desweiteren besteht eine erhöhte
Metastasierungsrate bei erhöhter Gefäßdichte. Dieses ist unabhängig von anderen
Faktoren
wie
TNM-Stadium,
p53-Akkumulation
oder
Quantität
von
Proliferationsantigenen6. Bei Non-small-cellular-lung-carcinoma besteht außerdem
der signifikante Unterschied, daß Adenokarzinome eine höhere Gefäßdichte, eine
höhere
Rezidivrate
und
eine
insgesamt
schlechtere
Prognose
als
Plattenepithelkarzinome besitzen57.
In der vorliegenden Untersuchung über Karzinosarkome und Pulmoblastome der
Lunge konnte jedoch kein Zusammenhang zwischen der durchschnittlichen Überlebensdauer des Patienten und der Mikrogefäßdichte nachgewiesen werden (p > 0,05).
Die Gefäßdichte zeigte jedoch einen signifikanten Unterschied zur proliferativen
Aktivität der Tumorzellen.
Ebenfalls
konnte
keine
Korrelation
zwischen
der
Gefäßdichte
in
den
unterschiedlichen Tumoranteilen und der Differenzierung der Metastasen hergestellt
werden. Die Gefäßdichte des Primärtumors scheint somit für die Ausbildung von
Metastasen nicht ausschlaggebend zu sein.
Somit trifft erneut das für Non-small-cellular-lung-carcinoma nachgewiesene nicht
auf Karzinosarkome oder Pulmoblastome zu. Dieses könnte wiederum an der
biphasischen Tumorzusammensetzung liegen.
Es wurde bei beiden Tumorentitäten insgesamt eine höhere Gefäßdichte im Bereich
der Invasionsfront im Gegensatz zur Gefäßdichte im Bereich des Tumorzentrums
gefunden. Dieses kann im Rahmen des zentrifugalen Wachstums eines Tumors
gesehen werden. Die vom Mittelpunkt weit entfernten Zellen erhalten über die
vermehrte Blutversorgung viele Nährstoffe und viel Sauerstoff zum schnellen
Wachstum. Der Tumor wächst weiter nach außen und kann somit die Destruktion des
umgebenden Gewebes fortsetzen. Im Zentrum des Tumors sind auf Grund der
niedrigeren Gefäßversorgung weniger Nährstoffe und Sauerstoff vorhanden, so daß
dort ein Zelluntergang stattfindet und Nekroseareale entstehen. Dieses ist ein
häufiges Phänomen besonders in größeren Tumoren.
Seite 62
Die Neovaskularisation innerhalb maligner Tumoren kann mittlerweile als
Angriffspunkt einer spezifischen Therapie eingesetzt werden. Es wird ein
sogenanntes
Immunotargeting
Endotheloberflächenprotein
durchgeführt.
(hier:
Ein
Antikörper
gegen
platelet-endothelial-adhesion-molecule
ein
1
=
PECAM 1) wird über eine Biotin-Streptavidin-Verbindung mit einem Medikament
(z. B. einem Chemotherapeutikum) gekoppelt und somit gezielt an neugebildete
Gefäße herangebracht, wo das Medikament seine Wirkung entfalten kann. Tumore
mit hoher Gefäßneubildung sind möglicherweise dadurch besser zu erreichen als
Tumore mit geringer Neubildung von Gefäßen40.
Histogenese:
Die histogenetische Entstehung von Karzinosarkomen und Pulmoblastomen ist sehr
unterschiedlich (siehe oben), trotzdem wurden bereits Mischformen zwischen beiden
Tumoren beschrieben43. Dieses ist auch gut verständlich, da beide Tumorarten
biphasisch sind und lediglich der primitive beziehungsweise embryonale Charakter
der Pulmoblastome als Unterscheidungsmerkmal vorhanden ist.
Da beide Tumorentitäten biphasisch sind, ist es nicht überraschend, daß in bezug auf
die Proliferationsaktivität, die p53-Akkumulation oder die Gefäßdichte kein
signifikanter Unterschied zwischen den beiden Tumorentitäten nachgewiesen werden
konnte.
Weitere Untersuchungsmöglichkeiten:
Zur
weiteren
Einschätzung
von
Prognosefaktoren
sind
noch
folgende
Untersuchungen der biphasischen Tumore Karzinosarkome und Pulmoblastome
denkbar.
Zum Beispiel steht die Auswertung des Apoptose-Indices zur Verfügung. Bei Nonsmall-cellular-lung-carcinoma konnte gezeigt werden, daß dieser unabhängig vom
Proliferationsindex als prognostischer Faktor vorhanden ist. Ein hoher ApoptoseIndex spricht für eine gute Überlebenswahrscheinlichkeit des Patienten. Die
Bestimmung des Indices könnte sowohl an Karzinosarkomen als auch an
Pulmoblastomen durchgeführt werden. Eine Anfärbung der entsprechenden Schnitte
Seite 63
mit der TUNEL-Färbung zeigt lichtmikroskopisch apoptotische Zellkerne dunkelbraun und nicht-apoptotische blau-grün an35.
MDM2-mRNA-Expression wird weiterhin als unabhängiger prognostischer Faktor
bei Non-small-cellular-lung-carcinoma beschrieben. Die Expression läßt sich auch
immunhistochemisch
nachweisen, so daß diese an Karzinosarkomen und
Pulmoblastomen bestimmt werden kann. Es konnte gezeigt werden, daß die hohe
Expression von MDM2-mRNA eine bessere Überlebenswahrscheinlichkeit als die
geringe oder sogar fehlende Expression bietet27. Diese kann für biphasische Tumore
überprüft werden.
Seite 64
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Danksagung
Herzlich danken möchte ich Herrn Prof. Dr. med. S. Philippou für die Bereitstellung
des Themas dieser Arbeit, die wertvollen Hinweise und ausdauernde Betreuung, die
ich in den zurückliegenden Jahren erfahren durfte.
Mein Dank gilt ferner Herrn Priv. Doz. Dr. med. D. Theegarten für die fachlichen
Ratschläge, Anregungen und Hilfestellungen.
Lebenslauf
Persönliche Daten
Name
Matthias Zorn
Anschrift
Oberhofstraße 12
44575 Castrop-Rauxel
Tel.: 02305 / 63177
Geboren am
18. Sept. 1969 in Gummersbach
Familienstand
verheiratet seit 25. Feb. 2000
Konfession
evangelisch
Beruf
05/1999
Erteilung der Erlaubnis zur vorübergehenden Ausübung
des ärztlichen Berufes
06/1999 bis 11/2000
Arzt im Praktikum in der Medizinischen Abteilung des
Evangelischen Krankenhauses in Herne,
CA Prof. Dr. Hackenberg
09/2000
Erteilung der Fachkunde im Strahlenschutz
12/2000
Erteilung der Approbation als Arzt
12/2000 bis 03/2002
Assistenzarzt in der Medizinischen Abteilung des
Evangelischen Krankenhauses in Herne,
CA Prof. Dr. Hackenberg
04/2002 bis 09/2003
Assistenzarzt in der Medizinischen Klinik der
Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen,
CA Prof. Dr. Doberauer
seit 10/2003
Assistenzarzt in der Medizinischen Abteilung des St.
Vincenz-Krankenhauses in Datteln, CA Prof. Dr. Grün
Hochschulausbildung
10/1992 bis 05/1999
Examina
09/1994
Studium der Humanmedizin an der Ruhr-Universität
Bochum
Bestehen der ärztlichen Vorprüfung
(Note: gut)
08/1995
Bestehen des ersten Staatsexamens der ärztlichen
Prüfung (Note: befriedigend)
04/1998
Bestehen des zweiten Staatsexamens der ärztlichen
Prüfung (Note: gut)
05/1999
Bestehen des dritten Staatsexamens der ärztlichen
Prüfung (Note: gut)
05/1999
Bestehen der ärztlichen Prüfung
(Gesamtnote: gut)
Famulaturen
02/1995 bis 03/1995
Abteilung für allgemeine und spezielle Pathologie der
Ruhr-Universität Bochum, CA Prof. Dr. Morgenroth
02/1996 bis 03/1996
II. Medizinische Klinik des Klinikums rechts der Isar in
München, CA Prof. Dr. Classen
08/1996 bis 09/1996
Kinderklinik der Charité der Humboldt-Universität zu
Berlin, CA Prof. Dr. Gaedicke
09/1996 bis 10/1996
Abteilung für Hämatologie und Onkologie der
Augusta-Kranken-Anstalt in Bochum,
CA Prof. Dr. Bremer
Tertiale des Praktischen Jahres
04/1998 bis 08/1998
Neurologische Klinik des Knappschaftskrankenhauses
in Recklinghausen, CA Dr. Laubenthal
08/1998 bis 11/1998
Klinik für Allgemein- und Unfallchirurgie des
Knappschaftskrankenhauses in Recklinghausen,
CA Prof. Dr. Büsing
11/1998 bis 03/1999
Klinik für Innere Medizin des
Knappschaftskrankenhauses in Recklinghausen,
CA Prof. Dr. Loos
Schulausbildung
09/1976 bis 06/1980
Besuch der Grundschule "Auf der Wahr" in
Meinerzhagen
08/1980 bis 05/1989
Besuch des evangelischen Gymnasiums "Auf dem
Bamberg" in Meinerzhagen
05/1989
Erwerb der allgemeinen Hochschulreife
Sonstige Kenntnisse
EDV
Betriebssystem Windows
Textverarbeitung Word for Windows
(inklusive Programmierung in Visual Basic for
Applications)
Tabellenkalkulation Excel
Zeichenprogramm Corel Draw
Internet-Recherche
Castrop-Rauxel, 13. Oktober 2003
Abstract
Zorn
Matthias
Proliferationsaktivität, p53-Expression und Angiogenese bei pulmonalen
Karzinosarkomen und Pulmoblastomen.
Problem: Karzinosarkome und Pulmoblastome sind seltene biphasische Tumoren
innerhalb der Lunge. Die Karzinogenese ist als ein mehrschrittiges Ereignis
entschlüsselt
worden.
Die
Proliferations-Aktivität,
die
Quantität
der
Tumorsuppressorgen-Vervielfachung und die Angiogenese leisten einen wichtigen
Beitrag zu ihrem Verständnis. Bei biphasischen Tumoren ist die getrennte
Auswertung der zuvor genannten Merkmale für die epitheliale und mesenchymale
Komponente in Bezug auf die Überlebensprognose, die Entwicklung von Metastasen
und Rezidivhäufigkeit von Interesse.
Methode: Zehn pulmonale Karzinosarkomen und drei Pulmoblastome wurden
mittels monoklonaler Antikörper gegen das Ki-67-Antigen (Mib-1), PCNA, p53 (Pab
1801 und DO-1) sowie gegen CD31 immunhistochemisch untersucht.
Ergebnis: Hierbei zeigte sich bei den Mib-1 untersuchten Fällen eine signifikant
höhere proliferative Aktivität in der epithelialen im Gegensatz zur mesenchymalen
Komponente (p = 0,013). In drei Pulmoblastomen vom biphasischen Subtyp war eine
gleichmäßige Proliferation in beiden Subkomponenten zu finden. In fünf von zehn
Karzinosarkomen und in einem von drei Pulmoblastomen konnte eine Anhäufung
von den p53-Epitopen Pab 1801 und/oder DO-1 nachgewiesen werden. Im Bereich
der Tumorfront fand sich eine signifikant höhere Gefäßdichte im Vergleich zur
Tumorkernzone (epithelial: p = 0,009; mesenchymal: p = 0,015) bei Gebrauch eines
monoklonalen Antikörpers gegen CD31 (Endothel).
Diskussion: Eine höhere proliferative Aktivität der Karzinosarkome war mit einer
signifikant längeren durchschnittlichen Überlebensdauer (p = 0,05) und geringeren
Metastasierungshäufigkeit (p = 0,013) der entsprechenden Patienten während des
follow-up vergesellschaftet. Dieses steht im Gegensatz zu sonstigen Untersuchungen
über
Non-small-cellular-lung-cancer.
Dieses
Ergebnis
deutet
auf
ein
unterschiedliches biologisches Verhalten der untersuchten biphasischen Tumore hin.
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