Behandlung mit längeren Dezimeterwellen AUS DER ENTWICKLUNGSABTEILUNG DER SIEMENS-REINIGER-WERKE AG, ERLANGEN W. B ß EL W.KRAUSE; J.PÄTZOLD Energieverteilung in Fett-Muskel-Schichten bei Behandlung mit längeren Dezimeterwellen im Vergleich mit den bisher in der Therapie angewendeten Hochfrequenz-Verfahren* Nach einer Übersicht über die Entwicklung der elektromagnetischen Hochfrequenzverfahren für die Zwecke der Wärmetherapie wird ein Gerät zur Anwendung längerer Dezimeterwellen (69cm Wellenlänge in Luft) beschrieben. Die Ergebnisse der Temperaturverteilungsmessungen, die mit Strahlern dieses Gerätes an Gewebephantomen ermittelt wurden, sind in Form von Isothermen dargestellt und mit den anderen Hochfrequenzverfahren der Wärmetherapie an typischen Beispielen verglichen. Die mit dem den Körper teilweise umfassenden Muldenapplikator erzielbaren Wärmeverteilungen stellen wohl das Optimum dar, das heute bezüglich der Tiefenwirkung bei lokalen Wärmebehandlungen erreichbar ist. Hinweise auf praktische Anwendungen der verschiedenen Verfahren schließen die Ausführungen ab. Les auteurs donnent un apergu de Pevolution des methodes electromagnotiques HF appliquees en thermotherapie. Ensuite, ils decrivent un appareil qui pennet l'emploi de longues ondes docimetriques (longueur d'onde 69 cm dans l'air). Sous la forme d'isothermes ils indiquent les rosultats des mesures qu'ils ont effectuSes pour doterminer la repartition de chaleur, obtenue avec les projecteurs de cet appareil sur des fantömes tissulaires, et ils les comparent, en choisissant des exemples typiques, aux autres meihodes de thermotherapie HF. Les valeurs de repartition de chaleur alisables avec le projecteur en forme d'auge qui entoure en partie le corps, reprosentent probablement lOptimum que puisse actuellement §tre attaint au point de vue de Feffect profond en diathermie locale. Des conseils pour l'emploi pratique des differentes mothodes concluent l'article. After a survey has been given of the development of the electromagnetic highfrequency methods applied for the purposes of heat therapy, a unit for the application of longer decimeter waves (69 cm in air) is described. The results of the temperature distribution measurements performed with tissue phantoms by means of applicators of this unit, are plotted in the form of isotherms and compared with those of other high-frequency methods of heat therapy. Typical examples have been selected. The Optimum solution seems to be reached with the contour applicator partially surrounding the body. Better results cannot be obtained today in the field of deep-heating efficiency of local heat administration. Hints on the practical utilization of the various methods conclude the comments. Despuos de una vista de conjunto sobre el desarrollo de los procedimientos electromagneticos de alta frecuencia para las finalidades de la termoterapia, se describe un aparato para la aplicacion de ondas decimetricas algo mäs largas (69cm de longitud de conda en el aire). Los resultados de las mediciones de la distribucion de la temperatura, determinados mediante radiadores de este aparato en fantomas de tejido, estän representados en forma de isotermas y se comparan en ejemplos tipicos con otros procedimientos de alta frecuencia de la termoterapia. Las distribuciones de calor obtenibles con el radiador en forma de artesa, que rodea parcialmente el cuerpo, constituyen probablemente el optimo que se puede alcanzar en la .actualidad con respecto al efecto en profundidad en los tratamientos t6rmicos locales. El articulo termina con indicaciones para la aplicacion präctica de los diferentes procedimientos. 1. Verlauf und Ziel der Entwicklung von Wärmetherapieverfahren mit elektromagnetischer Hochfrequenzenergie. 2. Ein Dezimeterwellen-Therapiegerät mit der Frequenz 433,92 MHz. *) Herrn Professor Dr. Erwin S c h l i e p h a k e zur Vollendung seines 70. Lebensjahres gewidmet. 3. Ergebnisse vergleichender Temperaturmessungen an geschichteten Geweben, 3 t Betrachtung des Wertes von TemperaturverA .. tezlungsmessungen, 3.2 Angewendete Meßtechnik zur Ermittlung von _ Temperatuiverteilungen, Unauthenticated Download Date | 5/12/16 3:51 AM 172 W. Kebbel — W. Krause — J. Pätzold 3.3 Darstellung der Wirkungsweise verschiedener Applikatoren an Hand typischer Temperaturverteilungen. 4. Vergleiche zu bisherigen Hochfrequenz-Verfahren und Hinweise für klinische Anwendungen. 1. Verlauf und Ziel der Entwicklung von Wärmetherapieverfahren mit elektromagnetischer Hochfrequenzehergie über den Nutzen der Anwendung elektromagnetischer Hochfrequenzenergie für die Wärmetherapie in allen Bereichen der Medizin, in denen Wärme als Heilfaktor indiziert ist, braucht heute nicht mehr diskutiert zu werden,· die Geräte für Kurzwellenund zusätzlich für Mikrowellentherapie gehören zum Rüstzeug jedes Therapeuten in Krankenhaus und Praxis. Dieser Stand wurde in stetiger Entwicklungsarbeit durch immer neue Verbesserungen an Verfahren und Geräten erreicht. Ein kurzer überblick soll die wichtigsten Etappen dieses Weges zeigen, da er die Weiterentwicklung folgerichtig erkennen läßt. Die ersten Versuche von Esau und Schliephake (1928) bewiesen, daß mit hochfrequenter Energie des Kurzwellenbereiches erhebliche Temperatursteigerungen im menschlichen Körper zu erzielen sind, wenn dieser in einem Kondensatorfeld durchflutet wird. Die biologische Substanz ist dabei als verlustbehaftetes Dielektrikum des Kondensators aufzufassen; die dabei auftretende Erwärmung entsteht im wesentlichen infolge der lonenleitfähigkeit der Körpergewebe. In den in der Folge durchgeführten grundsätzlichen Untersuchungen (Esau, Pätzold, Betz, Ahrens, Oßwald; Rajewsky, Dänzer;,Schäfer, Schwan; Wenk, Kebbel u. a.) wurde das Verhalten biologischer Substanzen im hochfrequenten Kondensatorund Spulenfeld weitgehend geklärt sowie die Frequenzabhängigkeit der Dielektrizitätskonstanten und Leitfähigkeiten der verschiedenen Gewebearten über die gesamte Skala der technisch zur Verfügung stehenden Frequenzen ermittelt. Diese Messungen sind neuerdings bis in den Bereich der kurzen Millimeterwellen (Schwan und Mitarbeiter) vervollständigt worden und geben ein lückenloses Bild von den dielektrischen Eigenschaften biologischer Gewebe in dem großen Bereich von den Tonfrequenzschwingungen bis zu den Millimeterwellen. Aus der Kenntnis der Frequenzabhängigkeit der dielektrischen Konstanten biologischer Gewebe wurden wichtige Hinweise für die therapeutischen Anwendungen gewonnen, insbesondere bezüglich der größtmöglichen Erwärmung in der Tiefe des Körpers unter weitgehender thermischer Entlastung oberflächennaher Schichten. Von Pätzold (1937, 1952) wurde wiederholt darauf hingewiesen, daß für die Kondensatorfeldmethode und eine neuartige Strahlenfeldmethode eine Frequenz im Bereich von etwa 300 MHz den Wünschen E1.EKTR O M E D I Z I N B A N D 9/1964 Nr.« der Therapeuten hinsichtlich thermischer Fettentlastung am besten entsprechen müßte. Bei Anwendung wesentlich höherer Frequenzen ist die Kondensatorfeldmethode technisch sehr erschwert durch die schnelle Zunahme der Strahlungsverluste und durch den Umstand, daß das Feld im Körper nicht mehr quasistationär verläuft. Die in dieser Richtung anlaufende Entwicklung — erste Hochleistungsgeräte mit einer Wellenlänge um l m waren bereits 1938 gebaut (Oßwald) und erprobt (Korb) worden — führte zum klinischen Einsatz von 6 Geräten. Nach 1945 konnten die Arbeiten nicht wieder aufgenommen werden wegen der inzwischen erfolgten internationalen Frequenzverteilung (Atlantic City 1947), die Frequenzen für die Therapie in diesem Bereich nicht vorsah. Nach 1945 erschienen nun, zunächst in den USA, Geräte mit der Frequenz 2450 MHz auf dem Markt. Bei diesen Geräten wurde also von der kürzeren der freigegebenen Dezimeterwellen von 12,25cm Wellenlänge Gebrauch gemacht und Hochfrequenzenergie ausschließlich im Strahlenfeld appliziert. Der menschliche Körper wird hierbei der Nahfeldstrahlung kleiner Antennen in Reflektoren ausgesetzt, wobei die im Körper absorbierte Energie in Wärme umgewandelt wird. Diese Geräte brachten in erster Linie eine Vereinfachung der Behandlungstechnik, da der Strahler lediglich auf den zu behandelnden Körperteil gerichtet werden mußte. Die Tiefenwirkung war jedoch sehr begrenzt, weil bei derartig hohen Frequenzen die Halbwertschicht im Muskelgewebe kleiner als 1,2cm ist (Pätzold, 1940). Bessere Ergebnisse bezüglich Fettentlastung und ©ine gegenüber der Strahlenfeldbehandlung mit 2450 MHz etwa doppelt so große Eindringtiefe brachte die Einführung monopolarer Spulenfeldelektroden im Frequenzbereich der Kurzwellengeräte (um 27,12 MHz), bei denen die Hochfrequenzenergie im konzentrierten magnetischen Feld bevorzugt durch Wirbelströme in den gutleitenden Muskelschichten in Wärme umgesetzt wurde. Kennzeichnend für die beiden letztgenannten Methoden ist ihre gegenüber der Kondensatorfeldmethode günstigere thermische Fettentlastung bei geringerer Tiefenwirkung. Die seitens namhafter Ärzte und Gerätehersteller nach 1947 wiederholt erhobene Forderung nach Zuteilung einer Frequenz für Therapiezwecke im Bereich um 300 MHz führte schließlich 1959 zunächst in Deutschland und einigen weiteren Ländern zur Freigabe der Frequenz 433,92 MHz (entsprechend 69cm Wellenlänge in Luft). Nach unseren früheren Untersuchungen waren mit dieser Frequenz des oberen Dezimeterwellenbereiches wesentlich günstigere Wärme Verteilungen als mit 12,25cm inbezug auf thermische Fettentlastung und Tiefenwirkung zu erwarten. Wie weit dies durch die praktischen Ergebnisse inzwischen bestätigt werden konnte, wird aus den folgenden Ausführungen ersichtlich werden. Unauthenticated Download Date | 5/12/16 3:51 AM ELEKTROMEDIZIN B A N D 9 964 Nr. 3 Behandlung mit längeren Dezimeterwellen auf die Sollfrequenz abgestimmt ist. Die Oberwellen des Generators (jeder im C-Betrieb arbeitende Für die Wärmetherapie mit längeren Dezimeter- Hochfrequenzgenerator erzeugt neben der Grundwellen wurde bei den Siemens-Reiniger-Werken welle eine Vielzahl von harmonisch zur Grundwelle 1955 mit der Entwicklung eines neuen Gerätes be- liegenden Oberwellen) werden durch mehrere eingonnen, das in Bild l dargestellt ist. Dieses Gerät stellbare Resonanzfilter und ein breitbandiges -Filter auf bestimmungsgemäß zulässige Anteile ist in Verbindung mit besonders gestalteten Strahherabgesetzt. lern und Applikatoren für die Tiefenerwärmung des Für Behandlungszwecke sind zunächst drei vermenschlichen Körpers geeianet, ohne daß dabei schiedene Applikatoren vorgesehen: ein Teile des Haut- und Unterhautfettgewebe thermisch überlastet Körpers umfassender neuartiger Muldenapplikator werden. Wie eingehende Untersuchungen über die sowie ein Rundfeld- und ein Langfeldstrahler Temperaturverteilung in geschichteten biologischen (Bild 2). Eine Abstimmung dieser Applikatoren ist Gewebephantomen sowie über 7 Jahre durchgebei der Durchführung von Behandlungen nicht erführte klinische Erprobungen in einer größeren Zahl forderlich; sie wird im Werk einmal vorgenommen von Krankenhäusern gezeigt haben, lassen sich daund dabei jeder Applikator optimal an den Genemit im Muskelgewebe und in tiefergelegenen Orgarator angepaßt und fest eingestellt. Eine Abstimmnen Wärmeverteilungen erzielen, wie sie mit den automatik, wie sie bei den Kurzwellentherapiegeräbisher bekannten Verfahren nicht erreichbar sind. Das Dezirneterwellen-Therapiegerät benutzt eine ten angewendet wird, kann dabei entfallen. Mit dem Muldenapplikator gelingt es in einfacher Sendefrequenz von 433,92 MHz und strahlt hochfrequente elektromagnetische Wellen von etwa Weise, in Teilen des Körperstammes oder der Ex69cm Wellenlänge in Luft aus. Die Hochfrequenz- tremitäten eine Tiefenerwärmung ohne thermische leistung (Strahlungsleistung) beträgt maximal 200 überbelastung des Haut- und Unterhautfettgewebes zu erzielen, wie sie bisher weder im KondenWatt. Der eigentliche Hochfrequenzgenerator ist satorfeld noch mit besonderen Spulenfeldelektroden ein sogenannter selbsterregter Topfkreisgenerator. oder Strahlern möglich war. Mit dem Rund- und Als Generatorröhre dient eine mit koaxialen ElekLangfeldstrahler kann dem Behandlungsobjekt nur trodenanschlüssen versehene und mit Druckluft gevon einer Seite aus Energie zugeführt werden, kühlte Senderöhre, die zur Erzielung eines hohen ähnlich wie mit Mikrowellen-Strahlern oder mit Wirkungsgrades im C-Betrieb (unterer Teil der RöhKurzwellen-Wirbelstromelektroden. renkennlinie) arbeitet. Die Frequenzstabilität des Generators mit der größten Frequenzabweichung Die physikalische Wirkungsweise der neuen Appli^ ± 0,2 «/o von 433,92 MHz, die nach den „Tech- katoren wird im Vergleich mit den bekannten nischen Bestimmungen der Deutschen Bundespost Strahlern und Elektroden an Hand der Ergebnisse für Hochfrequenzgeräte und -Anlagen" bei allen Be- von Temperaturverteilungsmessungen an geschichtriebsbedingungen eingehalten werden muß, wird teten biologischen Gewebephantomen im folgenden durch einen Stabilisierungstopfkrejs erreicht, der Kapitel erläutert. 3. Ergebnisse vergleichender Temperaturmessungen an geschichteten Geweben Bevor über die angewendete Meßtechnik und die damit erzielten Ergebnisse der Temperaturvertei- 2. Ein Dezimeteiwellen-Therapiegerät mit der Frequenz 433,92 MHz | Muldenapplikator Rundfeldstrahler Langfeldstrahler Bild 2. Strahler des Dezimeterwellen-Therapiegerätes „S1RETHERM 609" Unauthenticated Download Date | 5/12/16 3:51 AM W. Kebbel — W. Krause — J. Pätzold lungsmessungen an geschichteten Geweben berichtet wird, soll zunächst der Aussagewert solcher Messungen betrachtet werden. Die beabsichtigte Primärwirkung der Therapie ist die Erzeugung von Temperaturerhöhungen in den behandelten Körperabschnitten. Die dazu bei den verschiedenen therapeutischen Verfahren angewendeten Mittel unterscheiden sich dadurch, daß sie in der anatomisch vorgegebenen Schichtung verschiedener Gewebe sehr verschiedene Temperaturverteilungen erzeugen. Bei Kenntnis der an Gewebeschichtungen gewonnenen Temperaturverteilungen ist der Therapeut in der Lage, das für die jeweils vorliegende Aufgabe optimale Verfahren auszuwählen. Dabei könnte es u. E. von wesentlicher Bedeutung sein, welche Richtung das Temperaturgefälle (Gradient) an den Grenzen verschiedenartiger Gewebe hat. 3.1 Betrachtung des Wertes von Temperaturverteilungsmessungen Die Ergebnisse von Temperaturverteilungsmessungen in Gewebephantomen können für die Verhältnisse im lebenden Körper nur einen Anhalt darstellen. Ihr besonderer Wert, das soll zunächst vorangestellt werden, liegt im Erkennen und Beurteilen der physikalischen Gesetzmäßigkeiten, die bei den verschiedenen Behandlungsverfahren wirksam sind. Nur auf diese Weise ist es z. B. möglich,. die Richtigkeit grundsätzlicher Überlegungen bezüglich Fettentlastung, Tiefenwirkung und anderer für die Anwendung wichtiger Fragen, die sich aus der Frequenzabhängigkeit der dielektrischen Gewebekonstanten ergeben, experimentell zu überprüfen. Damit wird es relativ einfach, verschiedene Verfahren und Applikatoren bei sehr verschiedenen Frequenzen miteinander zu vergleichen. Voraussetzung hierfür ist allerdings das Einhalten gleicher Versuchsbedingungen, und zwar: gleicher Phantomaufbaü, gleiche und möglichst kurze Bestrahlungsdauer mit hoher Intensität, eine hierzu vergleichsweise kleine Meßzeit sowie annähernd gleiches Temperaturniveau. Nur wenn alle diese Bedingungen erfüllt sind, kann der verfälschende Einfluß der Wärmeleitfähigkeit auf die Meßergebnisse praktisch vernachlässigt werden. Daß der nivellierende Einfluß der Wärmeleitung bei Phantommessungen in gewissem Umfang meßtechnisch eliminiert werden kann, sei nur am Rande erwähnt. Es ergeben sich auf 'diese Weise Temperaturverteilungen, aus denen auf die geometrischen Oerter der Wärmequellen, also den Punkten, an denen sich unmittelbar Hochfrequenzenergie in Wärme umsetzt, geschlossen werden kann. Das ist insbesondere beim wissenschaftlichen Vergleich verschiedener Verfahren, aber auch für den Therapeuten wichtig, weil eigentlich nur hieraus der — wenn auch noch so klejine — Temperaturgradient bezüglich seiner Richtung an Grenzflächen erfaßt werden kann. Das so ermittelte Temperaturrelief ist natürlich nicht identisch mit dem Relief bei praktischen Patientenbehandlungen. Es sind im wesentlichen die Faktoren Bestrahlungsintensität, Bestrahlungsdauer und Durchblutung des behandelten Körperabschnittes, die das Resultat der Wärmeverteilung im lebenden Körper modifizieren und die durch Phantommessungen nicht exakt erfaßt werden können. Sie betreffen jedoch alle Verfahren in gleicher Weise, so daß das Bild der primären Temperaturverteilung seinen für Vergleiche so wichtigen Aussagewert behält. Bei großer, gerade noch verträglicher Intensität sind nur kurze Behandlungszeiten zulässig, um Schädigungen zu vermeiden. Der Umsatz der Hochfrequenzenergie in Wärme erfolgt entsprechend den für das angewendete Verfahren geltenden Gesetzmäßigkeiten. Bei niedrigeren Intensitäten sind längere Behandlungszeiten möglich. Die erzeugte Wärme verteilt sich dann über größere Bereiche im Körper infolge des nivellierenden Einflusses sowie vor allem der Konvektion durch den Blutstrom, der seinerseits von der Stärke der Durchblutung und der Geschwindigkeit des Blutflusses abhängt. Niedrige Intensitäten und relativ lange Behandlungszeiten entsprechen dem praktischen Behandlungsfall weit mehr als das erstgenannte Extrem. 3.2 Angewendete Meßtechnik zur Ermittlung von Temp er turver teilungen Messungen zur Ermittlung von Temperaturverteilungen werden bei uns an biologischen Gewebephantomen durchgeführt, die größemnäßig etwa dem Teil des Körpers entsprechen, der bei der praktischen Anwendung der untersuchten Methode behandelt wird. Aus der Vielzahl der durchgeführten Messungen werden diejenigen ausgewählt, die mit einem Phantom der Größe 20 X 20 X 20 cm gewonnen wurden. Die äußere Schicht des Phantoms besteht als Nachbildung des Unterhautfettgewebes aus einer l bis 2 cm dicken Fettschicht, das Innere aus zerkleinertem Muskelfleisch. Markknochen oder Organe werden bei speziellen Untersuchungen in das Muskelfleisch eingebettet. Die im Phantom erzeugte Temperaturverteilung wird mit Hilfe von Thermosonden gemessen. Es ist dabei wünschenswert, die Temperatur an vielen Stellen möglichst gleichzeitig zu messen. Gut geeignet hierfür sind dünne Quarz-B enzol-Thennometer und Thermoelemente. Erstere haben gegenüber letzteren den Vorteil, daß sie während der Bestrahlung im Phantom belassen werden können, weit sie keine Eigenerwärmung im elektrischen oder magnetischen Feld zeigen und den Verlauf der elektromagnetischen Feldlinien kaum stören. Sie haben jedoch den Nachteil, daß die Temperaturverteilung mit ihnen wegen der Länge des Flüssigkeits- Unauthenticated Download Date | 5/12/16 3:51 AM ELEKTROMEDIZIN B A N D 9/1964 Nr. 3 Behandlung mit längeren Dezimeterwellen Bild 3. Meßapparatur zur Ermittlung von Temperaturverteilungen a) Thermoelemente ,b) Lichtpunktschreiber, c) Eichspannungsgeber, d, Vergleichselement. gefäßes weder punktförmig noch in mehreren Tiefen des Phantoms ermittelt werden kann. Aus diesem Grunde sind die im folgenden beschriebenen Temperaturverteilungsmessungen mit Thermoelementen durchgeführt worden. Bild 3 zeigt die zur Ermittlung der Temperaturverteilung angewendete Meßanordnung, bestehend aus 26 in der Eintauchtiefe verstellbaren Thermoelementen, einem Vergleichselement, einem Eichspannungsgeber und einem Lichtpunktschreiber. Bei dem Meßvorgang werden alle Meßsonden nacheinander (durch Umschalten) mit dem Lichtpunktschreiber verbunden, der den jeweiligen Temperaturwert . (Spannungswert des Elementes) registriert. Die Temperaturerhöhungen an den verschiedenen Meßstellen ergeben sich aus der Differenz der Werte vor und nach der Bestrahlung. Die Meßsonden dürfen aus den vorgenannten Gründen während der Bestrahlung nicht im Phantom verbleiben. Für die Auswertung werden die Meßergebnisse zunächst normiert, d. h. der Maximalwert der Temperaturerhöhung gleich l gesetzt und die übrigen Temperaturwerte hierauf bezogen. Die in einer bestimmten Richtung (parallel oder senkrecht zur Oberfläche) sich ergebende Temperaturverteilung kann als Kurve aufgetragen werden, eine Darstellungsweise, die in früheren Arbeiten häufig ange- Stellung der Kondensatorelektroden Bild 4. Temperaturrelief in der mittleren Querschnittebene des Phantoms nach Bestrahlung mit Kurzwellen - Kondensatorf eldElektroden von 130 mm 0 und 20 mm EHA ( A„ = H m) Bild 5. Temperaturreliefe in horizontalen Ebenen des Phantoms nach Bestrahlung mit dem Muldenapplikator (/t „ = 9 cm) a) in der mittleren Querschnittebene, b) in horizontalen Ebenen, die symmetrisch zur Mittelebene im Abstand von etwa 75 mm liegen. wendet worden ist. Besonders anschauliche und für einen Vergleich gut geeignete Diagramme ergeben sich, wenn die Temperaturverteilung in der gemessenen Ebene als Temperaturrelief (Bilder 4 und 5) oder als relative Isothermen (Bilder 6 bis 14) dargestellt wird. Bei den im folgenden beschriebenen Temperaturverteilungen werden einige charakteristische Beispiele für das Kondensator- und Spulenfeld mit l i m Wellenlänge und das Strahlenfeld mit 12cm Wellenlänge vorangestellt und danach die Meßergebnisse bei Anwendung der längeren Dezimeterwellen beschrieben. 3.3 Darstellung der Wirkungsweise verschiedener Applikatoren an Hand typischer Temperaturverteilungen Kurzwellen-Kondensatorfeldelektroden (X0 = lim) Das am weitesten in der Hochfrequenz-Wännetherapie verbreitete Behandlungsverfahren zur Lokal- und Ganzkörper-Durchflutung ist die Kurzwellen-Kondensatorfeld-Methode nach Schliephake. Hierbei bildet das Behandlungsobjekt das mit Ohm'schen Verlusten behaftete Dielektrikum eines mit Hochfrequenzenergie gespeisten Kondensators. Der Strom, der sich aufgrund des hochfrequenten Unauthenticated Download Date | 5/12/16 3:51 AM ELEKTROMEDIZIN B A N D 9/1964 Nr. 3 W. Kebbel — W. Krause — J. Pätzold Bild 6. Temperaturverteilung in der mittleren Querschnitt' " "~ elektrischen Wediselfeldes zwischen den Kondensatorelektroden im Dielektrikum ausbildet, durchfließt die verschiedenen Gewebeschichten unseres Phantoms nacheinander und erwärmt sie proportional zu ihren Ohm'schen Widerständen. Da Fettgewebe im Vergleich zu Muskelgewebe einen erheblich höheren Ohm'schen Widerstand (bzw. geringeren reellen Leitwert) besitzt, wird es in solcher Serienschaltung stärker erwärmt als Muskelgewebe. Bilder 4 und 6 geben hiervon ein anschauliches Bild. Die hierbei auftretende relative thermische Fettbelastung Atp/AtM beträgt etwa 10 : 1. Kurzwellen-Wirbelstromelektroden ( 0 = Um) Wirbelstromelektroden dienen ebenso wie Mikrowellen- und Dezimeterwellen-Rundfeldstrahler zur einseitigen Bestrahlung von Körperteilen. Im Nahfetd erzeugt dieser Elektrodentyp in Axialrichtung der Spule ein konzentrisches hochfrequentes Magnetfeld, welches in den Gewebeschichten durch Induktion zirkuläre Wirbelströme hervorruft. Aufgrund der um etwa eine Zehnerpotenz verschiedenen elektrischen Leitfähigkeit von Fett- und Muskelgewebe bilden sich im Unterhautfettgewebe schwächere Ströme und damit verbunden geringere Temperaturerhöhungen aus als im angrenzenden Muskelgewebe. Bild 7 zeigt dieses Verhalten am Beispiel der Spulenfeldelektrode „Monode". Die Temperaturerhöhung im mittleren vorderen Teil der Fettschicht rührt von dem hochfrequenten elektrischen Feld her, das zwischen Spulenelektrode und Behandlungsobjekt überlagert vorhanden ist und das in gewissen Grenzen durch Variation des Abstandes der Elektrode von der Körperoberfläche beeinflußt werden kann. Die relative thermische 'Fettbelastung AtF/Atn erreicht bei dieser Elektrode trotz einer 2cm dicken Fettschicht nur etwa das Verhältnis 1:1, der Abfall der Temperatur im Muskelgewebe auf den halben Wert erfolgt nach etwa 20 mm Schichtdicke. Mikrowellen-Rundfeld( 0 = 12,25 cm) und Langfeldstrahler Beide Strahler werden zur einseitigen Bestrahlung von Behandlungsobjekten verwendet. Bedingt durch den konstruktiven Aufbau erzeugt der Rundfeldstrahl er zirkulär polarisierte elektromagnetische Wellen. Wie die Temperaturverteilungen nach den Bildern 8 u. 9 erkennen lassen, ist die Eindringtiefe bei dieser Wellenlänge wegen der hohen Absorption der Gewebe verhältnismäßig gering. DieHalbwertschichtdicke beträgt im Muskelgewebe nur etwa 10 bis 12mm, die relative thermische Fettbelastung Atp/ AtM beträgt etwa 1,3 : l bei einer 2 cm dicken Fettschicht. Befindet sich vor dem Gewebephantom, eine etwa 4 cm dicke Sandschicht, so werden die vom Rundfeldstrahler abgestrahlten Wellen besser zusammengehalten, d. h. das bestrahlte Gebiet wird kleiner und die Intensität größer (s. Bild 9); Eindringtiefe und Fettbelastung ändern sich dagegen nur unwesentlich. Nach Darstellung dieser bekannten Verfahren, die hier aus Platzgründen nur an Hand einiger charak- Maße in nun Bild 7. Temperaturverteilung in der mittleren Querschnittebene des Phantoms. nach Bestrahlung mit der KurzwellenWirbelstromelektrode „MONODE" (X = 11 m) Bild 8. Temperaturverteilung in der mittleren Querschnittebene des Phantoms nach Bestrahlung mit einem Mikrowellen-Rundieldstrahler (\ = 12,25 m) Unauthenticated Download Date | 5/12/16 3:51 AM Behandlung mit längeren Dezimeterwellen 177 Maße in mm Bild 9. Temperaturverteilung in der mittleren Querschnittebene des Phantoms mit vorgeschalteter 4 cm dicker Sandschicht nach Bestrahlung mit einem Mikrowellen-Rundfeldstrahler ( = 12,25 cm) Maße in mm Bild 10. Temperaturverteilung in der mittleren Querschnittebene des Phantoms nach Bestrahlung mit einem Dezimeterwellen-Rundfeldstrahler (), = 69 cm) teristischer Beispiele erfolgen konnte, werden im folgenden Eigenschaften und Wirkungsweise längerer Dezimeterwellen (X0 = 69cm) beschrieben. Methode, also weder im Kurzwellen-Kondensatorffeld noch mit dem Spulenfeld oder im Dipolfeld bei 12,25 oder 69 cm Wellenlänge erreichbar waren. Die Feldverteilung, die sich im Behandlungsobjekt ausbildet, entspricht weitgehend der des Hn-Wellentyps im Rechteckhohlleiter. Als H-Wellen in HohlJ eitern werden bekanntlich solche Wellentypen bezeichnet, bei denen die magnetischen Feldvektoren in Ausbreitungsrichtung der Wellen liegen, als EWellen solche mit elektrischen Feldvektoren in der Ausbreitungsrichtung. Wie die Bilder 11 bis 14 und das Temperaturrelief Bild 15 zeigen, ergeben sich hierdurch fast gleichmäßige Temperaturerhöhungen über den ganzen Querschnitt des bestrahlten Bereiches. Als Ursache für diese Art der Erwärmung sind die transversal zur Strahlungsrichtung verlaufenden hochfrequenten elektrischen Wirbelströme im Gewebe anzusehen, die sich vor allem in der Nähe der Strahlerecken ausbilden, weil an diesen Dezimeterwellen-Rundfeld- und (X0 = 69 cm) LangfeldstrahJer Rundfeld- und Langfeldstrahler (Bild 2) sind verkürzte sogenannte Topfkreisstrahler, die sich zur einseitigen Bestrahlung von Behandlungsobjekten gut eignen. Aufgrund ihrer konstruktiven Formgebung wirken bei ihnen im Nahfeld (ähnlich wie bei Kurzwellen-Wirbelstromelektroden) im wesentlichen hochfrequente Magnetfelder, die durch Induktion in den bestrahlten Geweben transversal zur Strahlungsrichtung verlaufende elektrische Wirbelströme hervorrufen. Die Erwärmung der verschiedenen Gewebeschichten, die im elektrischen Stromkreis parallel geschaltet sind, hängt von der Stärke der Wirbelströme und von den elektrischen Eigenschaften der Gewebe, insbesondere von ihren Leitfähigkeiten ab. Fettgewebe mit einem niedrigeren reellen elektrischen Leitwert als Muskelgewebe weist deshalb — wie Bild 10 anschaulich zeigt — trotz des kleineren Abstandes vom Strahler wesentlich geringere Temperaturerhöhungen auf als das angrenzende Muskelgewebe. Die relative thermische Fettbelastung Atp/Atji erreicht hierbei trotz der 2 cm dicken Fettschicht den beachtlich niedrigen Wert von etwa l : 4. Der Abfall der Temperatur im Muskelgewebe auf den halben Wert erfolgt nach etwa 25 :bis 30mm Schjchtdicke^ , r, » , Dezimeterwellen-Muldenapplikator ( 0 = 69 cm) Bei Anwendung des Muldenapplikators" (Bild 2), der nach seinem Aufbau einen Hohlleiter darstellt, bilden sich im Körper bestimmte hochfrequente elektromagnetische Felder aus, die charakteristische Ten> p eratur Verteilungen zur Folge haben. Im gesamten bestrahlten Gebiet, insbesondere in tiefer liegenden Schichten, werden Temperaturverteilungen erzielt (Bilder: 11 bis 14), wie sie bisher mit keiner anderen Maße in mm Bild II. Temperaturverteiluhg in der mittleren Querschnittebene des Phantoms nach Bestrahlung mit dem Mulden> i applikätor (X = 69 cm) , ' -- Unauthenticated Download Date | 5/12/16 3:51 AM W. Kebbel — W. Krause — J. Pätzold Bild 12. Temperaturverteilung in Querschnittebenen des Phantoms, die symmetrisch zur Mittelebene im Abstand von etwa 75 mm liegen, nach Bestrahlung mit dem Muldenapplikator <X0 = 69 cm) ELEKTROMEDIZIN B A N D 9/1964 Nr. 3 Bild 14. Temperaturverteilung in Querschnittebenen des Phantoms, die symmetrisch zur Mittelebene im Abstand von etwa 75 mm liegen, =nach 69 cm Bestrahlung mit dem Muldenapplikator » Phantom mit Markknochen) Stellen — bedingt durch die hervorgerufene Feldverteilung — starke hochfrequente Magnetfelder in Strahlungsrichtung vorhanden sind. Der EU-Wellentyp, der bei den gegebenen Abmessungen des Applikators ebenfalls anregbar ist, wird bei dieser Ausführung durch konstruktive Maßnahmen weitgehend unterdrückt, um eine zu starke Erwärmung der vorderen Fettschicht durch das bei diesem Hohlleiter-Wellentyp vorhandene und in Strahlungsrichtung wirkende hochfrequente elektrische Feld zu verhindern. Die relative thermische Fettbelastung Atp/AtM: beträgt bei diesem Strahler an den Seiten etwa l : 2, in der Mitte etwa l : 1,1 bei einer 2 cm dicken Fettschicht. Knochen l Muskel Maße in cm Bild 15. Vergleich charakteristischer Temperaturverläufe ver· schiedener HF-Wärmeverfahren nach kurzer Einstrahlungszeit (schematisch) Bild 13. Temperaturverteilung in der mittleren Querschnittebene des Phantoms nach Bestrahlung mit dem Muldenapplikator ( = 69 cm, Phantom mit Markknochen) 4. Vergleiche zu bisherigen Hochfrequenz-Verfahren und Hinweise für klinische Anwendungen Im Vorstehenden wurden die Ergebnisse von Temperaturverteilungsmessungen an geschichteten biologischen Phantomen bei Anwendung der verschiedenen Hochfrequenz-Therapieverfahren dargestellt. Die Ergebnisse sind direkt vergleichbar, da allen Messungen gleiche Versuchsbedingungen zugrunde Unauthenticated Download Date | 5/12/16 3:51 AM ELEKTROMEDIZIN B A N D 9/1964 Nr. 3 Behandlung mit längeren Dezimeterwellen lagen. Aus ihnen lassen sidi wichtige Gesichtspunkte für die praktischen Anwendungen ableiten. Die Darstellung in Bild 15, die zusammenfassend einen unmittelbaren Vergleich der typischen Temperaturverteilungen bei den untersuchten Verfahren erlaubt, kann hierbei wertvolle Hilfe leisten. Im Dezimeterwellenbereich sind die längeren Dezimeterwellen von 69 cm (Bild 15 d) den kürzeren von 12,25cm (Bild 15 c) in bezug auf Eindringtiefe erwartungsgemäß um den Faktor 2 bis 3 überlegen, wenn das zu behandelnde Objekt einseitig „angestrahlt" wird. Bei Fettschichtdicken von einigen Zentimetern zeigen die längeren Dezimeterwellen eine bessere thermische Fettentlastung als die kürzeren, das Auftreten von stehenden Wellen (Interferenzen) in der Fettschicht infolge Überlagerung von eindringender und von an der Muskelschicht reflektierter Strahlung bei diskreten Fettschichtdicken entfällt wegen der im Gewebe 5,5mal größeren Wellenlänge. Vergleichbar den Resultaten bei Behandlungen mit längeren Dezimeterwellen bei einseitiger Anstrahlung sind Behandlungen mit monopolaren Spulenfeldelektroden des Kurzwellenbereichs mit 27,12 MHz (Bild 15 b) bezüglich Eindringtiefe und erzielbarer Fettentlastung. Die bisher am häufigsten angewendete Behandlungsmethode ist die Durchflutung im Kondensatorfeld mit Wellenlängen des Kurzwellenbereiches (Bild 15 a). Abhängig von Elektrodengröße und Elektrodenhautabstand können damit bei Anwendung der Schliephake'sehen Abstandsregel therapeutisch wertvolle Durchflutungen erreicht werden. Jedoch überwiegt stets die Erwärmung in der Fettschicht bedeutend die im Muskel erzielbare und begrenzt jene daher die Energiezufuhr in .die Körpertiefe. Doch gibt es durchaus auch solche Behandlungen, bei denen eine derartige Energieverteilung mit starkem Temperaturabfall von Unterhautfettgewebe zu Muskelgewebe erwünscht sein kann. Die Applikation von Dezimeterwellenenergie mit dem Muldenapplikator ist der Behandlung im Kondensatorfeld formal insofern ähnlich, als infolge der vollständigen Durchdringung der zu behandelnden Körperteile mit Feldenergie jedes Volumelement erfaßt wird und dadurch eine Erwärmung erfährt. Vergleicht man die relativen Temperaturverläufe bei Anwendung von Kondensatorfeld-Elektroden und Muldenapplikator (Bilder 15 a und e), so ist höchst bemerkenswert, daß sich mit dem Muldenapplikator wesentlich wirksamere Tiefenerwänmmgen bei stärkerer thermischer Fettentlastung erzielen lassen. Der resultierende Temperaturverlauf, nämlich Muskel wärmer als die außenliegende Fettschicht, entspricht weitgehend dem natürlichen Temperaturgefälle, so daß sich für viele therapeutische Zwecke gerade der Muldenapplikator als sehr nützlich erweisen dürfte. Abschließend sei der Vollständigkeit halber noch auf die für Ultraschall charakteristische Wärmever- teilung nach früheren Untersuchungen unseres Labors im therapeutischen Frequenzgebiet um l MHz hingewiesen (Bild 15 f). Die sehr hohe Absorption von Ultraschallenergie in Knochen führt zu bevorzugter Erwärmung dieser Gewebeart, die Temperatursteigerungen in der subkutanen Fettschicht und im Muskel sind vergleichsweise gering. Mit dieser Übersicht wird der Vergleich der verschiedenen Hochfrequenz-Wärmeverfahren untereinander hinsichtlich der primären Temperaturverteilungen in Gewebeschichtungen abgeschlossen. Es ergibt sich daraus, daß der Medizin biophysikalisch sehr unterschiedliche Wärmeverfahren zur Verfügung stehen und daß sie diese künftig vielleicht differenzierter als bisher den verschiedenen Erkrankungen zuordnen könnte. Eine wichtige Bereicherung haben diese Verfahren durch die Anwendung längerer Dezimeterwellen mit einem Teile des Körpers umfassenden sogenannten Muldenapplikator erfahren. über die in mehrjähriger klinischer Erprobung in den verschiedenen Bereichen der Medizin gewonnenen Erfahrungen mit unseren Versuchsgeräten wird in Kürze an anderer Stelle berichtet werden. über die bisherigen klinischen Untersuchungen mit dem neuen Dezimeterwellengerät wird in einem der nächsten Hefte von medizinischer Seite her berichtet werden. Schrifttum Scnaefer, H.: Z. exp. Med. 92 (1933) 341. 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