Aminosäuren und Proteine 1. Die Aminosäuren 1.1. Aufbau 1.2. Zwitterion 1.3. Optische Aktivität 1.4. Die 20 Aminosäuren 1.5. Einteilung der Aminosäuren 1.6. Der isoelektrische Punkt (IEP) AB: Die 20 Aminosäuren 1.7. pH-Abhängigkeit der Aminosäuren 1.8. Die Elektrophorese Folie: Elektrophorese (Prinzip) 2 2 2 2 3 3 3 4 5 5 6 2. Dipeptide und Polypeptide 2.1. Kondensationsreaktion 2.2. Die Peptid-Bindung 2.3. Einteilung 2.4. Peptidsynthese im Labor Folie: Peptidsynthese im Labor 7 7 7 7 8 9 3. Struktur der Proteine 3.1. Primärstruktur 3.2. Sekundärstruktur 3.3. Tertiärstruktur 3.4. Quartärstruktur 3.5. Denaturierung 3.6. Anhang: vgl. Literaturhinweis AB: Struktur der Proteine Folie: Insulin 10 10 10 11 11 11 11 12 13 Folie: Häm Folie: Tertiärstruktur – stabilisierende Bindungen 13 14 4. 4.1. 4.2. 4.3. 15 15 15 15 Nachweisreaktionen Die Xanthoproteinreaktion Die Biuretreaktion Die Ninhydrinreaktion 5. Chromatographie 15 5.1. Chromatographie / Grundlagen 15 5.2. Chromatographie von Aminosäuren 15 16 AB: Nachweisreaktionen auf Aminosäuren Folie: Ninhydrin/Biuret 17 18 AB: Grundlagen: Chromatografie 19 AB: Chromatografie-Versuche AB: Identifikation durch Chromatografie 20 AB: Chromatografie-Versuche/Ergebnisse 2002 21 AB: Chromatografie-Versuche/Ergebnisse 2005 22 23 AB: Chromatografie-Versuche/Simulation 6. Bedeutung der Aminosäuren 24 6.1. Komplex: Ernährung/Stoffwechsel/Gesundheit 24 6.2. Komplex: Landwirtschaft 24 6.3. Komplex: Medizin 24 25 AB: Die Bedeutung der Aminosäuren 26 Folie: Proteinbedarf / Funktionen 27 Folie: Mangelfolgen / essentielle Aminosäuren Anmerkung: es gibt kaum Quellenangaben, diese Materialien sind ausschließlich zur Nachbereitung meines Unterrichts vorgesehen, nicht für eine weitere Veröffentlichung. Bei den Seiten mit dem Unterrichtsgang stehen links die Regieanweisungen (Symbole hoffentlich selbsterklärend) und rechts der Tafelanschrieb. Aminosäuren und Proteine – 1 – Aufbau von Aminosäuren – α-Aminosäuren, optische Aktivität Themen/Lernziele: B. Aminosäuren und Proteine 1. Die Aminosäuren 1.1. Aufbau V Beis piele V Versuch: Wasser + Mg Aminosäure-Lsg. + Mg Beobachtung: schwache Gasentwicklung starke Gasentwicklung Ergebnis: Aminosäuren haben Säurecharakter Versuch: Eine Aminosäure wird erhitzt Beobachtung: Geruch nach Ammoniak (NH3), mit HCl bildet sich ein weißer Rauch (NH4Cl), feuchtes pH-Papier zeigt eine Base an. Ergebnis: Aminosäuren enthalten eine basische NH2-Gruppe Aminosäuren haben (mind.) zwei funktionelle Gruppen: Modelle Aminogruppe: Carboxylgruppe: –NH2 –COOH COOH alle in der Natur zum Aufbau von Eiweiß H2N (Proteinen) vorkommenden und genetisch codierten Aminosäuren sind α-Aminosäuren: C* H R 1.2. Zwitterion Einige Eigenschaften der Aminosäuren lassen sich mit dieser Struktur nicht erklären: – hohe Schmelztemperatur (z.T. zersetzen sie sich) – gute Wasserlöslichkeit – allg. salzartiger Charakter (spröde, kristallin, „Ionengitter“) Aminosäuren liegen in einer zwitterionigen Form vor. Wdh. 1.3. Optische Aktivität anderes α als bei den Kohlenhydraten COO H3N C* H R Alle Aminosäuren (bis auf Glycin) haben ein asymetrisches α-C-Atom, sie sind also optisch aktiv: In den natürlich vorkommenden Proteinen findet man von den beiden Spiegelbildisomeren einer Aminosäure nur die L-Form. Aminosäuren und Proteine – 2 Themen/Lernziele: – Einteilung der Aminosäuren – Der Isoelektrische Punkt (IEP) AB ArbeitsBlatt 1.4. Die 20 Aminosäuren 1.5. Einteilung der Aminosäuren Die Seitenkette hat Einfluss auf die chemischen Eigenschaften der Aminosäure. Neutrale Aminosäuren besitzen entweder polare (hydrophil) oder unpolare (hydrophob) Seitenketten. Saure Aminosäuren tragen eine zweite Carboxylgruppe, in der Seitenkette der basischen AS befindet sich eine zweite Aminogruppe. 1.6. Der isoelektrische Punkt (IEP) V Glycin + Wasser (dabei den pH-Wert messen) Versuch: Glycin wird in Wasser gelöst H3N + -CH2-COO – + H2O A H2N-CH2-COO – + H3O + H3N + -CH2-COO – (aq) B H3N + -CH2-COOH + OH– Beobachtung: Glycin löst sich in Wasser, es reagiert schwach sauer; der pH-Wert beträgt 6 i Ampholyt Erklärung: Glycin ist ein Stoff, der sowohl als Base als auch als Säure reagieren kann (Ampholyt). Die NH3+ -Gruppe gibt aber eher ein Proton ab, als die COO – -Gruppe eines aufnimmt. In wässriger Lösung liegen vor (bei pH-Wert 6): Zwitterion Anion wenig H2N-CH2-COO – Es läuft also eher die Reaktion A ab Kation viel H3N + -CH2-COO – (aq) fast nichts H3N + -CH2-COOH bei Zugabe von etwas Salzsäure verschiebt sich das Gleichgewicht: Zwitterion Anion sehr wenig H2N-CH2-COO – (pH-Wert < 6) Kation viel H3N + -CH2-COO – (aq) sehr wenig H3N + -CH2-COOH Bei einem ganz bestimmten pH-Wert ist die Anionen-Konzentration = Kationen-Konzentration und gleichzeitig minimal, es liegen am meisten Zwitterionen vor. Dieser Punkt heißt isoelektrischer Punkt. Für Glycin pH bei 5,97. IEP: pH-Wert, für den gilt cZwitter = max. cAnion = cKation. Der IEP ist charakteristisch für jede Aminosäure. Aminosäuren und Proteine – 3 Chemie AB: Glycin (Gly, G) IEP = 6,0 Aminosäuren und Proteine Die 20 Aminosäuren L-Alanin (Ala, A) IEP = 6,1 L-Leucin (Leu, L)* IEP = 6,0 L-Valin (Val, V)* IEP = 6,0 L-Isoleucin (Ile, I)* IEP = 6,0 Neutrale Aminosäuren mit unpolarem Rest L-Cystein (Cys, C) IEP = 5,0 L-Tyrosin (Tyr, Y) IEP = 5,6 L-Asparaginsäure (Asp, D) IEP = 2,9 L-Methionin (Met, M)* IEP = 5,7 L-Asparagin (Asn, N) IEP = 5,4 L-Glutamin (Gln, Q) IEP = 5,7 L-Glutaminsäure (Glu, E) IEP = 3,2 Für den Menschen essentielle Aminosäuren* müssen mit der Nahrung aufgenommen werden! L-Phenylalanin (Phe, F)* IEP = 5,5 L-Serin (Ser, S) IEP = 5,7 Neutrale Aminosäuren mit polarem Rest Saure Aminosäuren L-Prolin (Pro, P) IEP = 6,3 L-Arginin (Arg, R) IEP = 10,8 L-Threonin (Thr, T)* IEP = 5,6 L-Tryptophan (Trp, W)* IEP = 5,9 L-Lysin (Lys, K)* IEP = 9,7 Lit.: Elemente Chemie II (Klett), S. 148 - Chemie heute SII (Schroedel), S. 451 L-Histidin (His, H) IEP = 7,6 Basische Aminosäuren Aminosäuren und Proteine – 4 Themen/Lernziele: – Die Elektrophorese – eine moderne Trennmethode AA ! statistische Verteilung ? 1.7. pH-Abhängigkeit der Aminosäuren Welche Teilchen liegen bei den Aminosäuren Glycin, Histidin und Asparaginsäure bei einem pH-Wert von 6 jeweils vor? Am IEP liegen die Aminosäuren fast ausschließlich in der zwitterionischen Form vor. Bei niedrigeren pH-Werten (also einer höheren H3O + -Konzentrationen) werden die Zwitterionen protoniert und die AS liegt als Kation vor. Bei höheren pH-Werten (also höheren OH– -Konzentrationen) wird ein Proton abgegeben und die AS liegt überwiegend als Anion vor: Bsp: Glycin: H3N + -CH2-COO – Histidin: H3N + -CH(-C3N2H4 +)-COO – (insgesamt ein Kation) Asparaginsäure: H3N + -CH(-CH2-COO –)-COO – (insgesamt ein Anion) 1.8. Die Elektrophorese - ein modernes Verfahren um Aminosäurengemische zu trennen Was passiert, wenn wir an ein Gemisch der Aminosäuren Glycin, Histidin und Asparaginsäure bei pH 6 ein elektrisches Feld anlegen? Gleichspannungsquelle Folie Startpunkt des Aminosäure-Gemisches feuchtes Filterpapier Glycin-Zwitterionen wandern nicht Wanderung der Histidin-Kationen Wanderung der Asparaginsäure-Anionen Die positiv geladenen Teilchen (hier die Histidin-Kationen) werden zur Kathode wandern, die negativ geladenen Teilchen (in dem Gemisch die Asparaginsäure-Anionen) wandern zur Anode, die Glycin-Zwitterionen werden gar nicht wandern, weil sich die negativen und die positiven Ladungen gegensseitig aufheben. Unter Elektrophorese wird die Wanderung elektrisch geladener Moleküle im elektrischen Feld verstanden. Aminosäuren liegen bei pH-Werten oberhalb ihres isoelektrischen Punktes als Anionen vor und wandern zur Anode, bei pH-Werten unterhalb des isoelektrischen Punktes wandern sie als Kationen zur Kathode. Folie MA bitte lesen Die Elektrophorese stellt ein Verfahren dar Aminosäure-Gemische zu trennen, es findet z.B. bei HIV-Tests Verwendung. Lit.: Chemie heute SII Auflage 1999: S.379 Trennung und Identifizierung von Proteinen. Aminosäuren und Proteine – 5 Elektrophorese (Prinzip) Gleichspannungsquelle Startpunkt des Aminosäure-Gemisches feuchtes Filterpapier Glycin-Zwitterionen wandern nicht Wanderung der Histidin-Kationen Wanderung der Asparaginsäure-Anionen Unter Elektrophorese wird die Wanderung elektrisch geladener Moleküle im elektrischen Feld verstanden. Positiv geladenen Teilchen (Kationen) werden zur Kathode wandern, die negativ geladenen Teilchen (Anionen) wandern zur Anode, ungeladene Teilchen werden gar nicht wandern. Auch Zwitterionen wandern nicht, weil sich die negativen und die positiven Ladungen gegensseitig aufheben. Die Elektrophorese ist eine Möglichkeit solche Stoffgemische zu trennen. Aminosäuren und Proteine – 6 Themen/Lernziele: Wdh. – Peptidbindung, Peptidhydrolyse – Dipeptide und Tripeptide – Grenzformeln der Peptidbindung Wie kommen wir von den Aminosäuren zu den Peptiden und den Proteinen? 2. Dipeptide und Polypeptide 2.1. Kondensationsreaktion Kondensation von Alanin und Glycin: H H O N Wdh. Esterbindung, glycosidische Bindung, … H H O H H H N N H H O C C H C H H O H H C O C H H Achtung: keine FISCHER-Projektion! H H H N C H H O C O H H Alanylglycin (AlaGly) O H vgl. aber H N H ? H O C C H H N C H H C H O C H O H Glycylalanin (GlyAla) 2.2. Die Peptid-Bindung wieso lösen wir uns dann nicht auf? i Röntgenstrukturanalyse: Bindungslänge zwischen einer Doppel- und einer Einfachbindung! Die Peptidhydrolyse ist ein exothermer Vorgang, die Reaktion verläuft trotzdem extrem langsam: –> sehr hohe Aktivierungsenergie –> sehr stabile Bindung => energiearm, partieller Doppelbindungscharakter, ebener Bau. O H2N CH C CH3 fiktive Grenzformeln AA Val-Ser Cys-Asn-Thr Thr-Asn-Cys CH2 COOH H O H2N M e so m e r i e Zeichnen: N CH CH3 C N CH2 COOH H 2.3. Einteilung - Aminosäuren - Dipeptide, Tripeptide, … - Oligopeptide (ca. 2–10 Aminosäuren) - Polypeptide (bis zu 100 Aminosäuren) - Proteine (Eiweiße) (über 100 Aminosäuren) Aminosäuren und Proteine – 7 Themen/Lernziele: – Proteinsynthese im Labor – Schutzgruppen; Flüssigphasen- u. Festphasensynthese 2.4. Peptidsynthese im Labor Problem 1: unkontrollierte Reaktionen der Aminosäuren Problem 2: Peptidbildung verläuft nicht freiwillig Lösung 1: Lösung 2: Schutzgruppen an alle funktionellen Gruppen, die nicht reagieren sollen. Aktivierung der Gruppen, die reagieren sollen. Zwei Möglichkeiten: - Flüssigphasensynthese - Festphasensynthese ��� �� ���� � ������� ������ �� �� ���� ��� � ������� ������ �� �� �� ����� ������� ��� �� �� � � ��� ������� ������ �� � �� �� � � �� � ��� ������� ������ �� � �� ���� � � �� �� � � ������� ������ �� �� � ������� ������ ���� �� � ������� ������ �� � �� � �� �� ����� ������� � Aminosäuren und Proteine – 8 ��� �� ���� Peptidsynthese im Labor ���� ��� � ������� ������ �� �� �� � ������� ������ �� �� �� ����� ������� ��� �� �� � � �� � � � �� ���� �� � �� ������� ������ � � �� ��� �� � �� �� � � ������� ������ ������� ������ �� � ������� ������ ��� �� �� � ������� ������ ���� �� � � �� �� ����� ������� � Prinzip: Schutzgruppen an alle funktionellen Gruppen, die nicht reagieren sollen, Aktivierung der Gruppen, die reagieren sollen. Aminosäuren und Proteine – 9 Themen/Lernziele: – Struktur der Proteine – Zwischenmolekulare Kräfte 3. Struktur der Proteine 3.1. Primärstruktur Wdh. Peptidbindung EDMAN -Abbau (vom N-terminalen Ende) „Sequenator“ bei größeren Peptiden bzw. Proteinen überlappende Spaltung mit Enzymen (Trypsin, Pepsin) Gibt die Folge der einzelnen Aminosäurebausteine an (Gly-AlaCys-Leu-Ala-Val-Glu-…). Man kennt heute die Aminosäuresequenz von vielen wichtigen Proteinen. Strukturaufklärung erfolgt über einen stufenweisen Abbau der Peptidkette (z.B. enzymatisch). Zur Hydrolyse muss man längere Zeit z.B. mit Salzsäure erhitzen um die stabilen Peptidbindungen zu spalten (z.B. mit verd. Salzsäure 1h bei 120°C). 3.2. Sekundärstruktur Modelle Strukturen von Proteinen, die durch Wasserstoffbrückenbindungen bedingt und stabilisiert werden. α-Helix Ko pie Jeder A.S.-Strang für sich, HBrücken innerhalb des Stranges. Auch lange Seitenketten möglich. Elastisch, dehnbar. Bsp.: Wolle, Haare β-Faltblatt Viele Stränge parallel, jew. 2 liegen „antiparallel“ nebeneinander, H-Brücken zwischen den Strängen. Meist gleichartige A.S. mit kurzen Seitenketten. Fest, reißfest, biegbar. Bsp.: Seide. Aminosäuren und Proteine – 10 – Struktur der Proteine (Fortsetzung) – Denaturierung Themen/Lernziele: 3.3. Tertiärstruktur Wdh. verschiedene Bindungstypen Kollagen = Strukturprotein (Haut, Knorpel, Bindegewebe) Die Teilchengestalt eines Proteinmoleküls, resultiert aus der räumlichen Anordnung der α-Helices oder der Faltblattstruktur. Die Tertiärstruktur wird durch verschiedene Bindungsarten stabilisiert: zwischen unpolaren Gruppen liegen VAN DER WAALS–Bindungen vor, zwischen polaren Gruppen werden Wasserstoffbrücken ausgebildet und zwischen den Seitenketten der sauren und basischen A.S. treten Ionenbindungen auf. Von Besonderer Bedeutung für die Tertiärstruktur sind die Disulfidbrücken (–S–S–). Sie entstehen aus den SHGruppen zweier Cystein-Reste in einer Redoxreaktion. Bsp.: Kollagenfaser aus 3 α-Helices (Triple-Helix) oder Myoglobin. H N O N H O H N CH C CH2 CH C O CH2 C N CH2 CH2 H2C Porphyrin-Gerüst CH3 N H3C H2C H2C HOOC Häm: R1 CH H3C Ko pie Tertiärstruktur von Insulin (Insulin besteht aus zwei Ketten: 30 + 21 = 51 Aminosäuren) Strukturaufklärung durch SANGER 1954 N Fe2+ CH N CH2 N R2 R1 = Globin (Protein-A.S.-Kette) R 2 = Sauerstoff (O2) CH2 CH3 CH2 C O CH N H VAN - DER -WAALS - Kräfte C O N H C O O H N O– CH2 C CH2 CH2 C CH N H Wasserstoffbrückenbindungen O CH2 S H H CH N H CH C S CH2 H N O CH2 CH2 H H H O CH C CH2 C O CH N H Disulfidbrücken Ionenbindungen 3.4. Quartärstruktur sind in einem Protein mehrere Polypeptidketten in einer bestimmten räumlichen Struktur angeordnet, so spricht man von Quartärstruktur Bsp.: Hämoglobin COOH 3.5. Denaturierung (Veränderung von Eiweiß durch Zerstörung der Ordnung) - Hitze (Tertiärstruktur) - Schwermetalle (Tertiärstruktur) - Strahlung (Sekundärstruktur) - Säuren/Laugen (Primärstruktur) - Verdauungsprozesse (enzymatisch, Magensäure) (Die Aminosäuren bleiben erhalten, Enzyme werden zerstört) 3.6. Anhang: vgl. Literaturhinweis Der Friseur als Proteinchemiker Chemie heute SII - S. 378 Schroedel: Chemie heute SII - S. 378 (Der Friseur als Proteinchemiker) Aminosäuren und Proteine – 11 Chemie AB: α-Helix Aminosäuren und Proteine Struktur der Proteine β-Faltblatt Quartärstruktur Bindungen, die die Tertiärstruktur stabilisieren Aminosäuren und Proteine – 12 Insulin H2C Häm R1 CH CH3 H3C N Porphyrinring H3C N H2C H2C HOOC R1 = Globin (Protein, A.S.-Kette) R2 = Sauerstoff (O2) Fe2+ CH N CH2 N R 2 CH2 CH3 CH2 COOH Aminosäuren und Proteine – 13 Tertiärstruktur – stabilisierende Bindungen H N O H N CH C CH C CH2 CH2 CH2 S CH2 CH2 H CH N H N O H C N O– O Disulfidbindungen C O H H H N O CH2 C O CH N H O CH2 C O CH N H VAN-DER-WAALS-Kräfte C O VAN-DER-WAALS-Kräfte O H N CH C C CH N H Wasserstoffbrückenbindungen O CH C O CH2 N CH2 H CH2 N H C O O H N O– CH2 C CH2 CH2 CH N H Wasserstoffbrückenbindungen C O CH2 S H H CH N H CH C S CH2 H N CH2 CH2 C H H CH C O CH2 CH2 CH C N H C CH2 Ionenbindungen O N H H N H CH N H H N C O H CH2 O CH C CH2 CH2 S C O O CH2 C O CH N H Disulfidbindungen Ionenbindungen Aminosäuren und Proteine – 14 Themen/Lernziele: V – Nachweisreaktionen auf Aminosäuren bzw. Polypeptide – Xanthoprotein, Biuret, Ninhydrin – Chromatographie Ein frisch gekochtes Ei wird mit HNO3(konz.) bemalt. Gelbe Finger beim Arbeiten mit HNO3(konz.) ArbeitsBlatt 4. Nachweisreaktionen auf Aminosäuren u. Polypeptide 4.1. Die Xanthoproteinreaktion (Gelbfärbung von Eiweiß) Versuch: Eiweiß wird mit HNO3 betupft Beobachtung: Es tritt eine Gelbfärbung auf Ergebnis: Die aromatischen Aminosäuren (Trp, Tyr, Phe) werden am Benzolkern nitriert. AB H3N CH + HNO3 CH2 Salpetersäure COO vgl.: SE-Reaktion am Aromaten H3N CH Phenylalanin (Phe) NO2 + H2O CH2 COO Nitrophenylalanin (gelb) Die Xanthoprotheinreaktion ist ein Nachweis auf aromatische Aminosäuren nach der Biuretgruppe: H2N-CO-NH-CO-NH2 4.2. Die Biuretreaktion O Beim Versetzen einer alkalischen AminosäureC O nicht zu stark verdünnt ! Lösung mit einigen Tropfen verdünnter CuSO4 -Lsg. CH tritt eine blauviolette Fär- R N H2 bung auf. Es bildet sich ein Kupferkomplex. H2 N Cu2+ MA bitte lesen Beyer / Walter: Lehrbuch d. Organischen Chemie S. 626 u. S. 840f. Chromatographie (Verteilungs- u. Adsorptionschr.) Chromatographie von Folienstiftfarbstoffen Chromatographie von A.S. u. A.S.-Gemischen Beim Erhitzen von Aminosäuren, Peptiden oder Proteinen mit einer verdünnten wässrigen Ninhydrinlösung tritt eine Blauviolettfärbung auf. C C C Ninhydrin 5. C O O 4.3. Die Ninhydrinreaktion ERLENMEYERregel O CH R OH OH O Chromatographie 5.1. Chromatographie / Grundlagen 5.2. Chromatographie von Aminosäuren Aminosäuren und Proteine – 15 Chemie Aminosäuren und Proteine AB: Nachweisreaktionen auf Aminosäuren 4. Nachweisreaktionen auf Aminosäuren bzw. Polypeptide 4.1. Die Xanthoproteinreaktion (Gelbfärbung von Eiweiß): Versuch: Ein Stückchen Eiweiß wird in einem Reagenzglas mit konz. Salpetersäure betröpfelt und erwärmt. Beobachtung: Ergebnis: Die aromatischen Aminosäuren (Trp, Tyr, Phe) werden am Benzolkern nitriert. H3N CH + HNO3 CH2 COO Salpetersäure Phenylalanin (Phe) H3N CH NO2 + H2O CH2 COO Nitrophenylalanin (gelb) Die Xanthoproteinreaktion ist ein Nachweis auf aromatische Aminosäuren. 4.2. Die Biuretreaktion: Versuch: Gib zu einigen mL einer leicht alkalischen Eiweißlösung (zur Not: Aminosäurelösung) einige Tropfen verdünnte CuSO4-Lösung O Beobachtung: O R C H C C C H N N R Cu2+ R N N H C C C H C R O O 4.3. Die Ninhydrinreaktion: Versuch: Eine Aminosäurelösung wird mit einigen Tropfen Ninhydrinlösung versetzt und erwärmt. Testet verschiedene Aminosäuren. O Beobachtung: C C OH C OH O Ninhydrin Aminosäuren und Proteine – 16 Ninhydrin / Biuret Aminosäuren und Proteine – 17 Chemie Aminosäuren und Proteine AB: Grundlagen: Chromatografie 5. Chromatographie (von griech. chroma: Farbe u. graphëin: schreiben) 5.1. Grundlagen: Chromatographie — Ein Verfahren zur Trennung von Stoffen Bei der Papier- und Dünnschichtchromatographie wird eine stationäre Phase (Papier, Dünnschichtplatte von einer mobilen Phase (Fließmittel) durchwandert. Dabei werden die einzelnen Komponenten eines Stoffgemisches, das auf der stationären Phase aufgebracht ist, verschieden schnell transportiert und damit getrennt. Ursache dafür sind unterschiedliche Wechselwirkungen zwischen der stationären Phase und den Gemisch-Bestandteilen sowie unterschiedliche Löslichkeit im Fließmittel. Je besser die Löslichkeit des Stoffes im Fließmittel ist, desto leichter wird er von diesem mitgeführt. Gleichzeitig mit dem Lösen des Stoffes im Fließmittel tritt dieser in Wechselwirkung mit der stationären Phase. Er wird mehr oder weniger stark, aber immer reversibel, adsorbiert (Adsorptionschromatographie). Adsorption ist aber nicht der einzige Rückhalteeffekt. Häufig befindet sich auf der Oberfläche der stationären Phase ein Flüssigkeitsfilm (z. B. Wasser). Daher konkurriert die Löslichkeit des wandernden Stoffes in diesem Flüssigkeitsfilm mit der Löslichkeit im Fließmittel und sorgt durch die unterschiedliche Verteilung in den beiden Lösungsmitteln für einen weiteren Trenneffekt (Verteilungschromatographie). schütteln schütteln schütteln schütteln schütteln schütteln z. B. Hexan z. B. Wasser Beispiel: Stoffe, die in Hexan gut löslich sind und in Wasser schlecht, werden schnell weitertransportiert, dagegen werden Stoffe, die in Hexan wenig löslich sind, in Wasser jedoch gut, langsam weitertransportiert. Dadurch lassen sich solche Stoffe trennen. Führt man eine Chromatographie unter immer genau denselben Bedingungen (stationäre Phase [z. B. Aluminiumoxid-Dünnschichtplatte], mobile Phase [Fließmittel, z. B. Butanol:Eisessig:Wasser = 4:1:1], Temperatur) durch, so ist das Verhältnis der Entfernung des Substanzflecks von der Startlinie zu der Entfernung der Fließmittelfront von der Startlinie spezifisch für einen bestimmten Stoff, für jeden einzelnen also immer gleich. Diesen Wert nennt man retention factor (Rückhalte-Faktor): Rf = Herstellung eines Chromatogramms. Prinzip: Entfernung Substanzfleck–Startlinie Entfernung Fließmittelfront–Startlinie Aminosäuren und Proteine – 18 Chemie AB: Aminosäuren und Proteine Chromatografie-Versuche 5.2. Chromatographische Trennung eines Aminosäure-Gemisches: Vorbereitungen: Von den Aminosäuren Alanin, Glycin, Leucin, Prolin und Valin werden in kleinen Schnappdeckelgläsern Lösungen hergestellt (kleine Spatelspitze auf ca. 5 mL Wasser). Das Fließmittelgemisch wird vorbereitet (für alle zusammen ca. 120 mL). Als Fließmittel hat sich hier eine Mischung aus Butanol, Eisessig und Wasser (4:1:1) als günstig erwiesen. Bereitet die Dünnschichtchromatographie-Platten (Cellulose) mit einem weichen Bleistift vor: einen Strich in ca. 1,5 cm Abstand vom unteren Rand (Achtung: die weiße Beschichtung der Platte darf nicht verletzt werden), 7 Markierungen für die Startpunkte. Einen weiteren Strich ca. 0,5 cm vom oberen Rand. Namen drauf. Die Trennkammern werden etwa 0,5 cm hoch mit dem Fließmittelgemisch gefüllt, mit einer Glasplatte verschlossen und vorsichtig geschüttelt, damit sich der Innenraum mit Lösungsmitteldämpfen sättigen kann. Versuch: Auf die Startlinie werden die Lösungen von 5 Aminosäuren (Alanin, Glycin, Leucin, Prolin, Valin) und 2 Aminosäure-Gemische aufgetragen. Dazu taucht man eine Glaskapillare in die Lösung (sie saugt sich hoch) und setzt diese kurz auf der Dünnschichtplatte auf. Der aufgetragene Punkt soll möglichst klein und scharf begrenzt sein. Nach dem Trocknen kommt die Platte in die Trenn- Namen der Praktikumsgruppe kammer. Man nimmt die Platte aus der Trennkammer, wenn die Fließmittelfront noch ca. 0,5 cm vom oberen Rand entfernt ist. Damit die Platte nach der Beendigung der Chromatographie schneller trocknet, kann sie mit einem Fön getrocknet werden. Da Aminosäuren farblos sind, müssen sie noch sichtbar gemacht werden. Dafür bietet sich die Ninhydrin-Reaktion an. Die trockenen Platten werden mit Ninhydrin-Spray eingesprüht und danach zum „Entwickeln“ in den Trockenschrank gebracht. Ala Gly Leu Pro Val Aminosäure-Gemische Die Aminosäure-Gemische werden durch Vergleich mit den einzelnen Aminosäuren identifiziert. Eine weitere Möglichkeit, Stoffgemische zu identifizieren, besteht im Vergleich der experimentell bestimmten Rf-Werte (retention factor) mit den tabellierten Werten. Aminosäuren und Proteine – 19 Chemie AB: Aminosäuren und Proteine Identifikation durch Chromatografie Chromatographie von Alanin, Glycin, Leucin und Valin sowie zweier Aminosäuren-gemische. Fließmittel: n-Butanol, Essigsäure, Wasser (4:1:1). Mit Ninhydrin sichtbar gemacht. Fließmittelfront Startlinie Das Chromatogramm entstand im Chemie-LK 12 im November 2000 Aminosäuren und Proteine – 20 Chemie AB: Aminosäuren und Proteine Chromatografie-Versuche / Ergebnisse 2002 SiO2 SiO2 SiO2 Diese Chromatogramme entstanden im Chemie-BF 12 im Oktober 2002 Cellulose Cellulose Al2O3 Aminosäuren und Proteine – 21 Chemie AB: SiO2 Aminosäuren und Proteine Chromatografie-Versuche / Ergebnisse 2005 SiO2 SiO2 Al2O3 A Chromatografiert wurden Alanin, Glycin, Leucin und Valin. Folgende Aminosäuren-Gemische sollten analysiert werden: A = Alanin + Glycin B = Alanin + Glycin + Leucin C = Glycin D = Alanin + Leucin + Valin E = Alanin + Glycin + Valin SiO2 SiO2 " "X a Al G ly u Le SiO2 l Va 05 20 7 /0 1. . 1 005 2 14 h n ac re filf äu ro os e-P in i m em h C Diese Chromatogramme entstanden im Chemie-PF 12 im November 2005 " "Y SiO2 Aminosäuren und Proteine – 22 Chemie AB: Aminosäuren und Proteine Chromatografie-Versuche / Simulation Chromatographie - Simulation - Verteilung Stoff A Stoff B Abstand Lit.: Vergleiche die Excel-Datei: Chromatografie.xls Aminosäuren und Proteine – 23 Themen/Lernziele: – Bedeutung der Aminosäuren – Ernährung/Stoffwechsel/Gesundheit — Landwirtschaft — Medizin 6. Bedeutung der Aminosäuren 6.1. Komplex: Ernährung/Stoffwechsel/Gesundheit Folie Proteinbedarf in Abhängigkeit vom Lebensalter Folie Die wichtigsten Funktionen der Aminosäuren Folie Gesundheitliche Folgen unzureichender Aminosäureversorgung Folie Bedarf an essentiellen Aminosäuren • für alle Lebensvorgänge ist Stickstoff unentbehrlich • für das Stickstoff-GG sind die Aminosäuren verantwortlich (höhere Lebewesen können keinen Stickstoff aus der Luft nutzen) • Im Stoffwechsel herrscht ein dynamisches GG zwischen Auf- u. Abbau v. Proteinen • Vorraussetzung für Wachstum ist eine positive Stickstoffbilanz Die wichtigsten Funktionen der Aminosäuren • Synthese körpereigener Proteine a) Strukturproteine (Muskel, Bindegewebe) b) Funktionsproteine (Enzyme, Hormone) • Aufbau von Kohlenhydraten und Lipiden • Synthese von Heterocyclen (Purinen, Pyrimidinen), Nucleinsäurebasen, Porphyrine (Grundgerüst des roten Blutfarbstoffes) • Synthese von funktionalen Aminosäurederivaten (z.B. Dopamin, Noradrenalin, Serotonin, Thyroxin, γ-Aminobuttersäure, Acetylcholin, Folsäure, Biotin, Pantothensäure) • Spezielle Funktionen (Ausschleusung des im Stoffwechsel gebildeten Harnstoffes über Arginin und Methionin, Arginin: Stimulation des Immunsystems Mangelfolgen • negative Stickstofbilanz bedeutet Stagnation, eingeschränkte Enzymfunktionen, Verlust von Körpermasse, Krankheit und führt über einen längeren Zeitraum schließlich zum Tode Ernährung • 8 essentielle Aminosäuren, die der menschl. Körper nicht selbst synthetisieren kann. Säuglinge auch: Cystein (o.Cystin) u. Tyrosin. Semiessentiell: Arginin u. Histidin. • ca. 500-600 Mio. Menschen hungern bzw. sind unterernährt • Proteinzufuhr in den Industrieländern: 100g/Tag u. Person in Asien u. Afrika: <60g/Tag u. Person • Problem der Überbevölkerung • Verbesserung der Aminosäureversorgung ist notwendig • Zugabe einzelner Aminosäuren zu der Nahrung • Ausblick: „genetic engineering“ Programmierung der A.S.-Zusammensetzung in den Genen von Tieren u. Pflanzen! • Geschmacks-, Aroma- u. Süßstoffe (Aspartam®) MAILLARD-Reaktion 6.2. Komplex: Landwirtschaft • Tierhaltung: Mischfutterproduktion 400 Mio. t A.S. • Limitierende A.S. • Analytik des Futters (A.S.-Bestimmung) • A.S.-Bedarf für die einzelnen Aufzuchtperioden • Pflanzenschutz 6.3. Komplex: Medizin • klinische Ernährung • Therapeutika: z.B. gegen Bluthochdruck • Antibiotika • Hormone Aminosäuren und Proteine – 24 Chemie AB: Aminosäuren und Proteine Die Bedeutung der Aminosäuren 6. Bedeutung der Aminosäuren 6.1. Komplex: Ernährung/Stoffwechsel/Gesundheit • für alle Lebensvorgänge ist Stickstoff unentbehrlich • für das Stickstoff-Gleichgewicht sind die Aminosäuren verantwortlich (höhere Lebewesen können keinen Stickstoff aus der Luft nutzen) • Im Stoffwechsel herrscht ein dynamisches Gleichgewicht zwischen Auf- u. Abbau von Proteinen • Vorraussetzung für Wachstum ist eine positive Stickstoffbilanz Die wichtigsten Funktionen der Aminosäuren (Abbildung) Mangelfolgen • negative Stickstofbilanz bedeutet Stagnation, eingeschränkte Enzymfunktionen, Verlust von Körpermasse, Krankheit und führt über einen längeren Zeitraum schließlich zum Tode Ernährung • 8 essentielle Aminosäuren, die der menschliche Körper nicht selbst synthetisieren kann. Säuglinge auch: Cystein (oder Cystin) und Tyrosin. Semiessentiell: Arginin und Histidin. • ca. 500-600 Mio. Menschen hungern bzw. sind unterernährt • Proteinzufuhr in den Industrieländern: 100g/Tag und Person <––> in Asien und Afrika: <60g/Tag und Person • Problem der Überbevölkerung • Verbesserung der Aminosäureversorgung ist notwendig • Zugabe einzelner Aminosäuren zu der Nahrung • Ausblick: „genetic engineering“ Programmierung der Aminosäuren-Zusammensetzung in den Genen von Tieren und Pflanzen! • Geschmacks-, Aroma- und Süßstoffe (Aspartam®) MAILLARD -Reaktion 6.2. Komplex: Landwirtschaft • Tierhaltung: Mischfutterproduktion 400 Mio. t Aminosäuren • Limitierende Aminosäuren • Analytik des Futters (Aminosäuren-Bestimmung) • Aminosäuren-Bedarf für die einzelnen Aufzuchtperioden • Pflanzenschutz 6.3. Komplex: Medizin • klinische Ernährung • Therapeutika: z.B. gegen Bluthochdruck • Antibiotika • Hormone Aminosäuren und Proteine – 25 Proteinbedarf / Funktionen Aminosäuren und Proteine – 26 Mangelfolgen / essentielle Aminosäuren Aminosäuren und Proteine – 27