Fokus Duplexsonographie Ultraschall der Nerven und klinische Implikationen E. Mendoza Venenpraxis, Wunstorf Schlüsselwörter Keywords Duplexsonographie, V. saphena parva, V. poplitea, Nervus pernoeus, Endoluminal thermische Verfahren Duplex ultrasonography, small saphenous vein, popliteal vein, peroneal/fibular nerve, endoluminal thermal procedures Zusammenfassung Summary Mit modernen Schallgeräten können die Nerven in der Nähe der Venen ohne Weiteres während der Untersuchung gesehen werden. Sie spielen besonders bei der Therapie der Vena saphena parva (VSP) eine Rolle. Hier kann durch Verletzung des N. peroneus eine Fußheberparese verursacht werden (1). Außerdem können Pathologien der Nerven bei genauer Beobachtung gefunden werden, wie Varizen des N. ischiadicus (2). Weniger relevant für die Therapieplanung der Varikose ist der N. femoralis in der Leiste. Dieser Beitrag soll die Sonomorphologie der Nerven beleuchten und im Fall des Nervus peroneus ein Beispiel zur endoluminalen Therapie der V. saphena parva unter Schonung desselben mit Tumeszenz zeigen. Die Nervenbinnenstruktur selbst kann aber auch pathologisch sein, so gezeigt beim Beispiel eines Nerv-Ödems als Begleiterscheinung einer Poplitealvenenthrombose. Using modern sonographic scanners, the nerves adjacent to veins can be easily visualised during the examination. They play a particular role in the therapy of the small saphenous vein (SSV), where peroneal nerve injury can cause foot drop (1). In addition, closer inspection may reveal nerve pathology, such as sciatic nerve varices (2). The femoral nerve in the groin is of less relevance when planning varicosis therapy. This paper aims to elucidate the sonomorphology of the nerves and, in the case of the peroneal nerve, takes an example of endoluminal therapy of the small saphenous vein treated conservatively with tumescence. The internal nerve structures can also be pathological, however, illustrated by nerve oedema as a concomitant symptom of popliteal vein thrombosis. Korrespondenzadresse Dr. Erika Mendoza Venenpraxis Wunstorf Speckenstr. 10, 31515 Wunstorf E-Mail: [email protected] Zitierweise dieses Beitrages/Cite as: Ultrasound of the nerves and clinical implications Phlebologie 2014; 43: 105–107 http://dx.doi.org/10.12687/phleb2193-2-2014 Eingereicht: 18. Februar 2014 Angenommen: 24. Februar 2014 English version available at: www.phlebologieonline.de © Schattauer 2014 Zuerst publiziert wurde die Sichtbarkeit der Nerven im Ultraschall von Stefano Ricci (2); wie schon der Titel sagt: „always visible, never seen“. Mit neueren Schallgeräten sind Nerven meist darstellbar. Im Querschnitt zeigen sich die Nerven wie ein hypoechogenes Wabenmuster, im Längsschnitt kann man sie leicht mit einer Sehne verwechseln aufgrund der länglich verlaufenden Faszikel, wobei die Sehnen meist echodichter sind als die Nerven. Für die Therapieplanung besonders in der Fossa poplitea kann es wichtig sein, den Nerv präoperativ darzustellen (3). In der Leiste liegt der Nerv lateral der Arterie. So lautet auch die Faustformel für die Anordnung von Arterie, Vene und Nerv in der Leiste „IVAN“ für Innen-VeneArterie-Nerv (▶ Abb. 1). Aufgrund seiner Entfernung von der Mündung der V. saphena magna am medialen Rand der V. femoralis communis fällt der Nervus femoralis in der Leiste so gut wie nie in das Operationsfeld der Varizenchirurgie. In der Fossa poplitea teilt der N. ischiadicus sich auf und gibt den N. peroneus ab, der motorisch für das Heben des Fußes verantwortlich ist. Er verläuft dorsal der V. poplitea und kann im Querschnitt wie eine echodichte „Zipfelmütze“ auf der Vene gesehen werden (▶ Abb. 2). Nerveneigene Erkrankungen können das Binnenmuster des Nerven verändern, ebenso aber auch ein Ödem des Beines den Nerven mit betreffen, wie z.B. bei einer akuten Thrombose (▶ Abb. 3). Im Rahmen von endoluminalen Eingriffen an der V. saphena parva ist es besonders wichtig, den Nerv vor der Behandlung darzustellen und ihn mit Tumeszenzlösung von der V. saphena parva zu entfernen (▶ Abb. 4). Phlebologie 2/2014 Junge Phlebologie 105 106 Fokus Duplexsonographie E. Mendoza: Ultraschall der Nerven Biild 1: Junge Phlebologie Literatur I Biild 2a: Abb. 1 v N A 1. Frings N, Tran van-Thann P, Glowacki P, Subasinghe Ch. Komplikationen der Varizenchirurgie und Strategien zu ihrer Vermeidung. Phlebologie 2002; 31: 26–37. 2. Ricci S. Ultrasound observation of the sciatic nerve and its branches at the popliteal fossa: always visible, never seen. EJVES 2005; 30: 659–663. 3. Mendoza E. Duplexsonographie der oberflächlichen Beinvenen. Berlin, Heidelberg: Springer Verlag 2013. Biild 2c: Querschnitt durch die linke Leiste: „I“ für Innen, V für Vene, A für Arterie, N für Nerv. * Biild 2b: Biild 2d a c b d Abb. 2 a. Querschnitt durch die Kniekehle, links ohne Kompression, rechts mit Kompression auf die Gefäße zum Ausschluss einer Thrombose. Zentral im linken Bild die V. poplitea (*), mit gelben Pfeilen links der dreieckig konturierte Nerv, rechts ist er etwas runder. Rechts im Bild mit orangem Pfeil markiert eine Sehne, die mit ihrer deutlich weißeren Struktur vom Nerv leicht zu unterscheiden ist. b. Selbes Bein wie 2a. Im weiteren Verlauf teilt sich die V. poplitea und der Nerv, dieser ist jedoch oft trotzdem noch darstellbar (Pfeile). Phlebologie 2/2014 c. Querschnitt durch eine weitere Fossa poplitea: In diesem Fall finden sich neben der V. poplitea bereits diverse Muskelvenen, der Nerv ist jedoch eindeutig als „Zipfelmütze“ auf der Vene darstellbar. d. Längsdarstellung in farbkodierter Sonographie derselben Fossa poplitea wie 2c. Die V. poplitea ist gefärbt, darüber sind eindeutig die längs verlaufenden Fibrillen des Nerven sichtbar (Abgrenzung s. gelbe Pfeile). © Schattauer 2014 Biild 3b BiiFokus ld 3 a Duplexsonographie * * a b echoleere Binnenechos wie bei Wassereinlagerung (gelbe Pfeile). b. Längsschnitt durch die Fossa poplitea bei demselben Patienten. Die Vene ist nicht Biild 4b durchflossen (*), in der Arterie zeigen sich rote Farbechos. Der Nerv hat einen echoleeren Schallsaum (gelbe Pfeile). Abb. 3 a. Kompressionssonographie im Querschnitt der Fossa poplitea bei frischer Thrombose der V. femoralis und poplitea, links ohne Kompression, Biild 4amit Kompression. Die Vene ist nicht komprimierbar (*). Der Nerv ist rechts nicht dreieckig, wie in der Fossa poplitea nativ üblich, sondern rund und zeigt # * Biild 4c a Biild 4d c d © Schattauer 2014 107 Junge Phlebologie * E. Mendoza: Ultraschall der Nerven b Abb. 4 a. Querschnitt durch die Fossa poplitea vor geplantem, endoluminalen Verschluss der VSP. Rechts: Gelb = Nerv, blau = Venen: V. poplitea (*), Mündung der VSP (#). b. Nach Einführen der Sonde zum intraluminal thermischen Verschluss ist der Kopf der Sonde sichtbar (Pfeil). c. Einführen der Nadel zur Anwendung der Tumeszenz. Platzierung der Nadelspitze zwischen Vene und Nerv und Applikation von örtlicher Betäubung (Orange schraffiert), die Nerv und Vene voneinander trennt (Nerv gelb, Katheterspitze gelber Pfeil, blau umrandet: V. poplitea). Für eine ausreichende Betäubung sollte eine größere Menge appliziert werden; dann ist jedoch das Bild so unübersichtlich, dass man keine eindeutige Zuordnung mehr für den Nerv hat. Daher wird der Zustand nach vollständiger Instillation nicht gezeigt. d. Kontrollsonographie eine Woche nach endoluminal-thermischem Verschluss der VSP in der Kniekehle. Die Patientin gibt beim Laufen ein Kribbeln entlang der Wade an. Kniekehlen-Querschnitt, links ohne Kompression, rechts mit. Es zeigt sich ein Verschluss der VSP (blau schraffiert), die V. poplitea ist komprimierbar (blau umrandet im Bild ohne Kompression), die Arterie ist in beiden Bildern dargestellt. Im Vergleich zu Bild 4a zeigen sich im Nerv (gelb) hypoechogene Areale wie beim Ödem als mögliche Ursache für die Kribbelparästhesien. Phlebologie 2/2014