Radiologische Diagnostik des hepatozellulären

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Schwerpunkt: Leberkarzinom
Übersicht
Radiologische Diagnostik des
hepatozellulären Karzinoms
G. Layer
Relevant für die Differenzialdiagnostik
sind dagegen andere seltenere primäre
Lebertumoren. Etwa die fokal noduläre
Hyperplasie (FNH), eine insgesamt seltene (0,3 % im Obduktionsgut) abnormale
Architektur normaler, nicht neoplastischer Hepatozyten. Bei der meist solitär
auftretenden Raumforderung (ca 20 %
multilokuläres Wachstum) kommt es
durch überschießendes hepatozelluläres
Wachstum im Randbereich des sich bildenden zirrhoseähnlichen Knoten zu einer metaplastischen Umwandlung in
duktuläre Strukturen.
Klassifikation und Pathologie von
Lebertumoren
▼▼
Hepatozelluläre Adenome sind gutartige
epitheliale Tumoren, die jedoch vermutlich entarten können. Darauf deuten vereinzelt gefundene Dysplasien. Adenome
treten ganz überwiegend bei Frauen auf
(74–93 %), die langfristig Kontrazeptiva
eingenommen haben. Die Adenome sind
klinisch meistens stumm, solange sie
klein sind. Sie werden klinisch symptomatisch durch Größenzunahme, regressive
Veränderungen, Einblutungen oder maligne Transformation. Durch die hohe Differenzierung der Adenomzellen sind sie in
der Lage, Veränderungen hervorzurufen,
wie sie auch in der normalen Leber auftreten (Verfettung, Bildung von Pigmenten).
Im Gegensatz zur FNH werden die Adenome über sinusoidale Gefäße mit Blut versorgt, besitzen in der Regel eine Kapsel
und zeigen regressive Veränderungen mit
Fetteinlagerungen und Nekrosearealen.
Primäre maligne Lebertumoren sind
weltweit die vierthäufigsten malignen Tumoren. Das hepatozelluläre Karzinom
(HCC) ist dabei der mit Abstand häufigste
histologische Typ. Sein Anteil an den primären, malignen Lebertumoren beträgt
ca. 80 %. In westlichen Ländern sind sekundäre, maligne Lebertumoren jedoch
deutlich häufiger als primäre (q Tab. 1).
Lebermetastasen machen bei uns ca. 90 %
aller malignen herdförmigen Leberläsionen im Rahmen der radiologischen Diagnostik aus und werden überwiegend von
kolorektalen Karzinomen (30 %), von Magenkarzinomen (20 %) und Mammakarzinomen bei der Frau (15–20 %) bzw. Bronchialkarzinomen beim Mann (15–20 %)
verursacht. Da die Metastasierung differenzialdiagnostisch nur von geringer Relevanz ist, werden Metastasen nachfolgend nicht weiter behandelt.
Tab. 1 Häufigkeit maligner Herdbefunde der
Leber in Europa.
Lebermetastase
90 %
HCC
8,5 %
CCC
1 %
Sarkome
<0,2 %
Fibrolamelläres Karzinom
<0,1 %
Gefäßtumoren sind das beim Kind auftretende infantile Hämangioendotheliom
und beim Erwachsenen das Hämangiom,
das fast immer einen kavernösen Bautyp
aufweist. Beim kavernösen Hämangiom,
welches in Autopsien mit einer Häufigkeit
von 0,35 bis 7,3 % angegeben wird, handelt
es sich um eine vermutlich angeborene
Fehlbildung, die allerdings während des
Lebens noch wachsen kann. Meist treten
Hämangiome in der Leber singulär, in 10 %
der Fälle multipel auf. Beide Geschlechter
sind in Autopsiestudien gleich häufig betroffen, aber behandlungsbedürftige,
symptomatische
Riesenhämangiome
(q Abb. 1) finden sich viermal häufiger bei
Frauen als bei Männern, vermutlich als
Ausdruck einer Hormonabhängigkeit.
Eine maligne Entartung von kavernösen
Hämangiomen ist nicht bekannt.
Radiologische Diagnoseverfahren
▼▼
Im Rahmen der radiologischen Diagnostik
herdförmiger Leberveränderungen stehen Ultraschallverfahren, Computertomografie,
Magnetresonanztomografie,
Angiografie und schnittbildunterstützte
perkutane Biopsie zur Verfügung.
Die transabdominelle Ultraschalluntersuchung wird durch Farbdopplerverfahren,
den kontrastverstärkten Ultraschall und
intraoperativen Ultraschall ergänzt. Die
Anwendung von Lungen- und kapillargängigen Ultraschallkontrastmitteln verbessert die Wertigkeit der Sonografie fokaler Leberläsionen wesentlich [1, 2]. Für
die kontrastverstärkte Sonografie in der
Leberdiagnostik sind derzeit Galaktulose / Palmitinsäure / Luft-KM
(Levovist®,
Bayer Schering) und Sulfurhexafluorid / Phospholipidhülle-KM (SonoVue®,
Bracco) zugelassen.
Eine CT der Leber im Rahmen der Suche
nach einem HCC sollte sowohl nativ als
auch biphasisch nach bolusartiger, maschineller Kontrastmittelapplikation moderner nichtionischer jodhaltiger wasserlöslicher Kontrastmittel durchgeführt
werden [3–5]. Der Nutzen der Nativuntersuchungen ist umstritten. Die arterielle
Serie wird neben der ansonsten üblichen
portal-venösen Phase dagegen zwingend
benötigt, da HCC arteriell hyperperfundiert sind. Mit modernen Multidetektor
Spiral-CT (MS-CT) kann die gesamte Leber
im Atemstillstand in einem Untersuchungsgang lückenlos erfasst werden, das
„Veratmen“ insbesondere kleinerer Läsionen auch bei schwer kooperationsfähigen
Patienten wird weitgehend verhindert.
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Fokale Leberläsionen finden sich bei 5 %
der Gesamtbevölkerung. Das HCC ist zwar
der vierthäufigste maligne Tumor weltweit, insgesamt aber eine sehr seltene fokale Leberveränderung und praktisch immer Zirrhose assoziiert. Wichtigste Eingangsmethode in der Diagnostik ist der
Ultraschall unter Einschluss der modernen Kontrastverstärker. Präoperativer
Goldstandard ist die MRT unter Einsatz leberspezifischer Kontrastmittel. Für die
präoperative Diagnostik ist die multiplanare Rekonstruktion von Multslice Spiral
CT Datensätzen hilfreich.
Die Magnetresonanztomografie hat sich
durch unterschiedliche Sequenztechniken
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bei den diversen Herstellern und durch den
Einsatz verschiedener Kontrastmittel extrem diversifiziert. Noch immer wird eine
Vielzahl von Untersuchungstechniken diskutiert (q Tab. 2). Dynamisch kann das Anfluten des Kontrastmittels vergleichbar der
CT erfasst werden, eine MR-Angiografie
kann in gleicher Sitzung ebenso ermöglicht
werden wie die Charakterisierung von
Fett- und Wassersignalanteilen wie von
Diffusionsstörungen.
Die diffusionsgewichteten Sequenzen
(DWI) haben sich zwischenzeitlich für die
Leberbildgebung für den Nachweis und die
Charakterisierung fokaler Läsionen etabliert. Ihr Zusatznutzen als ein wichtiger
Baustein der Leberbildgebung ist unbestritten [6]. In der generell meist inhomogenen Zirrhoseleber können fokale Läsionen dann als real angenommen werden.
Die Anwendung von Kontrastmitteln im
Rahmen der Leber-MRT beim Nachweis
und der Differenzialdiagnostik des HCC ist
zwingend. Gadopentetat und die anderen
extrazellulären Kontrastmittel sind nicht
„leberspezifisch“ und können lediglich für
dynamische Mehrschichtuntersuchungen
mit schneller Gradientenecho- (GRE-)
Technik in T1-Gewichtung, in sequenziel-
len Untersuchungen vergleichbar der dynamischen CT eingesetzt werden. Davon
zu unterscheiden sind sog. leberspezifische Kontrastmittel: Eisenoxide und hepatobiliär verstoffwechselte Substanzen.
Superparamagnetischen
Eisenoxide
(SPIO) sind „negative“ Kontrastmittel: sie
werden in Kupffer´schen Sternzellen des
Retikuloendothelialen Systems (RES) in
der Leber (80 %) und weniger in der Milz
(12 %) akkumuliert, senken die T2*-Zeit
und damit die Signalintensität des gesunden Leberparenchyms im T2-gew. Bild,
und lassen Tumoren ohne retikuloendotheliales System (RES) signalintensiver
abgrenzen. Dies sind, vereinfacht ausgedrückt, alle benignen und malignen Lebertumoren, außer der FNH. Hämangiome besitzen zwar kein RES, zeigen aber
durch einen Blood-Pool Effekt ebenfalls
eine Signalabsenkung. Für die Bildgebung
steht ein „Zeitfenster“ von mindestens 6
Stunden zur Verfügung. Eine Wiederholung der Untersuchung ist zeitnah nicht
wieder sinnvoll, da der vollständige Abbau der Eisenpartikel lange Zeit benötigt.
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Abb. 1 Riesenhämangiom mit einem Durchmesser von über 10 cm mit spontaner Blutung. a: CT
Schnitt mit diskreten Inhomogenitäten und hyperdensen Schlieren sowie geringer freier Flüssigkeit.
b: DSA der Leberarterie im Rahmen der Embolisationsbehandlung, bei der sich das Hämangiom mit
punktförmigen Veränderungen bei erweiterten Bluträumen charakterisiert. Die Leberkapsel ist bei
Z. n. Ruptur bereits abgehoben, große Teile der rechten Leber atypisch verändert.
Hepatobiliäre Kontrastmittel sind Verbindungen, die intrazellulär in unterschiedlichem Maß von den Hepatozyten aufge-
Tab. 2 Vorgeschlagenes MRT-Protokoll in der Diagnostik des HCC.
T1w GRE Multislice Sequenz in Atemstillstand mit und ohne Fettunterdrückung
T1w GRE Multislice Sequenz in Atemstillstand in In-Phase / Opposed-Phase-Technik
Dynamische T1w GRE Multislice Sequenz in Atemstillstand nach hepatbiliärem KM Gadoxate
T2w TSE Sequenz mit frequenzselektiver Fettvorsättigung oder als Inversion-Recovery
DWI Bildgebung mit 3 b-Werten 0–800 ms
T1w GRE Multislice Sequenz in Atemstillstand mit Fettunterdrückung in der Spätphase 20 min nach
Gadoxate
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nommen und teilweise auch über die Galle ausgeschieden werden [7–9]. Als modifizierte Gadolinium-Komplexe sind sie
Signalverstärker in T1-Gewichtung. Eine
Anreicherung deutet auf einen hepatozellulären Ursprung eines Tumors (Adenom,
FNH, Regeneratknoten) hin. Metastasen
speichern überhaupt nicht, HCC und seine
Varianten stark vermindert in Abhängigkeit vom Anteil noch intakter Hepatozyten (q Abb. 2). Durch die chemische Zwitterstellung der bimodalen Kontrastmittel
Gd-BOPTA (Multihance®, Fa. Bracco) und
Gd-EOB-DTPA (Primovist®, Fa. Bayer) mit
partieller Nierenverstoffwechselung können auch Perfusionstudien wie bei anderen nicht spezifischen extrazellulären
Kontrastmitteln durchgeführt werden.
Bei der FNH findet man in der leberspezifischen Phase eine Aufnahme von GdBOPTA und Gd-EOB, während bei Adenomen diese KM infolge der fehlenden Gallenwege ausgewaschen werden [10].
Die intraarterielle selektive Angiografie
(DSA) hat ihre Bedeutung im Nachweis und
Charakterisierung von herdförmigen Leberveränderungen verloren, da Sekundärrekonstruktionen aus der CT oder kontrastverstärkten MRA die individuelle Gefäßsituation klären und die Operationsplanung
erleichtern. Die perkutane Biopsie unter
Kontrolle durch radiologische Schnittbildverfahren stellt dagegen mit einer Erfolgsrate von über 90 % ein wenig komplikationsträchtiges Verfahren der definitiven Abklärung von Lebertumoren dar [11].
Wertigkeit radiologischer Verfahren zum Nachweis des HCC
▼▼
Zahlreiche Studien belegen, dass derzeit
durch die verschiedenen radiologischen
Verfahren weitgehend ähnliche Sensitivitäten im Nachweis des HCC erbracht werden können. Die Studienergebnisse sind
in hohem Maße vom Studiendesign abhängig. Die meisten Studien leiden darunter, dass höchstens eines der geprüften
Verfahren mit optimierter Technik durchgeführt wurde und dass die Geräteentwicklungen so schnell sind, dass zum Zeitpunkt des Abschluß einer gut strukturierten Studie das zugrunde liegende Protokoll schon überholt ist.
Insbesondere bei geplanter chirurgischer
Intervention sollte auf eine 3-Phasen Multidetektor-CT oder eine technisch optimale kontrastverstärkte MRT derzeit nicht
verzichtet werden [12]. In der Entscheidung, ob die MRT oder die CT zum Einsatz
kommen soll, ist die Geräteausstattung
vor Ort und die individuelle Erfahrung des
Untersuchers mit dem jeweiligen Verfahren zu berücksichtigen. Bei vergleichbarer
optimaler Technik ist heute der MRT der
Vorzug einzuräumen [13], wie insgesamt
die MRT der MS-CT bei Vergleich von Studien bester Technik im HCC-Nachweis bei
Leberzirrhose überlegen ist.
Differenzialdiagnose des HCC
▼▼
Das HCC hat im Ultraschall kein charakteristisches Bild. Nach den Ergebnissen
zahlreicher Studien hängt das sonografische Erscheinungsbild des HCC offenbar
hauptsächlich von seiner Größe ab. Danach sind kleine Herde in der Mehrzahl
echoarm, größere Läsionen werden zunehmend inhomogen und echoreicher.
Das Kontrastmittelverhalten hängt von einer Vielzahl von Parametern ab: Größe,
Vaskularisierung, Peliose und umgebende
Zirrhose. In der kontrastverstärkten Bild-
gebung ist das HCC durch ein starkes früharterielles Anfluten des Sono KM gekennzeichnet. Entdifferenzierte HCC waschen
in der portal-venösen und parenchymatösen Phase aus, während hochdifferenzierte HCC ein eher uncharakteristisches Verhalten im Verlauf zeigen und daher nicht
immer sicher von Adenomen und Regeneratknoten zu differenzieren sind.
Im CT ist das Kontrastmittelverhalten
wichtigstes
differenzialdiagnostisches
Kriterium. Herdbildungen sind oft bereits
nativ erkennbar. Das klassische HCC wird
in der arteriellen KM-Frühphase hypervaskulär abgrenzbar und gleicht seinen
Kontrast im portal-venösen Bild weitgehend an.
In der beschriebenen MRT-Technik sind
HCC im T2w Bild uncharakteristisch, oft
kaum wahrnehmbar. Das schließt differenzialdiagnostisch Zysten und Hämangiome
bereits sicher aus. In Abhängigkeit vom
Differenzierungsgrad demarkieren sich die
Tumoren im T1w Spätbild nach leberspezischem hepatobiliärem KM mehr oder weniger deutlich hypointens vom umgebenden Gewebe. In der dynamischen T1w Serie sollte außerdem in der frühen Kontrastphase die hyperintense Demarkierung
nachweisbar sein. Weder Verkalkungen
noch Verfettungen oder Einblutungen unterstützen die Diagnose des HCC. All diese
Phänomene sprechen für die nachfolgenden Differenzialdiagnosen.
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Abb. 2 Typisches HCC bei Leberzirrhose.
a: Im nativen transversalen Schnitt ist in T2 Wichtung der Tumorknoten wenig kontrastiert hyperintens zum übrigen Lebergewebe abgrenzbar. b: Nach intravenöser Boluskontrastapplikation des leberspezifischen KM Gd-EOB-DTPA lässt sich die typische arterielle Mehranreicherung des Herdes mit Hyperdensität in T1w
aufgrund des extrazellulären Stoffwechselanteils nachweisen. c: In der Spätaufnahme 20 min. nach intravenöser Boluskontrastapplikation des leberspezifischen
KM Gd-EOB-DTPA zeigt sich die typische Aussparung des hepatozytenspezifischen Stoffwechselanteils mit hypodensem Herd.
Das Fibrolamelläre Karzinom (FLC) unterscheidet sich nicht nur im klinischen und
pathologischen Bild, sondern auch in der
Schnittbilddiagnostik von anderen HCCs.
Es besitzt häufig eine gelappte Oberfläche
und ein zentrales Narbenzeichen. In ungefähr der Hälfte der Fälle werden compu-
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Tab. 3 Hilfreiche MRT Kriterien für die Differenzierung des hyper- / dysplatischen Regeneratknoten vs.
HCC in der Zirrhoseleber.
Regeneratknoten
HCC
Stärkste Kontrastierung (CT und MRT)
portal-venös
arteriell
T1w
iso- bis hyperintens (Eisen)
hypointens
T2w
hypointens
hyperintens
Eisenoxidaufnahme
negativ
positiv
Hepatobiliäre KM (T1w Spätphase)
Speicherung
Entspeicherung
tertomografisch Kalkeinsprengungen in
dem meist unregelmäßig Kontrastmittel
aufnehmenden Tumor beobachtet.
Wichtigste Differenzialdiagnose zu den
bösartigen hepatozellulären Tumoren ist
im Rahmen der Leberzirrhose der Regeneratknoten (q Abb. 3, q Tab. 3). Diesem
fehlt jedoch sowohl die früharterielle KMAnreicherung als auch die hypointense
Demarkierung in der Spätphase nach hepatobiliär verstoffwechseltem KM in der
MRT. Die Diagnose der FNH (q Abb. 4) ist
weder in Abgrenzung zum FLC noch zum
Adenom einfach. Im Ultraschallbild kann
die FNH im Vergleich mit dem Leberpar-
enchym echogleich, echoarm oder echoreich sein; zuweilen erkennt man sie nur
anhand einer Verlagerung der Gefäße.
Klar gegen eine FNH sprechen eine zentrale, echofreie Zone (dies entspräche
meist einer Nekrose in einem malignen
Herd) und ein echoarmer Randsaum, der
fast pathognomonisch für eine bösartige
Läsion ist. Die Farbdoppleruntersuchung
kann einen zentralen, zuweilen auch peripher gelegenen Nidus erhöhter Vaskularisierung nachweisen, der ergänzende
Spektraldoppler weist typische, arterielle
Pulsationen auf. Nicht selten erkennt man
auch eine kräftige, das Leberparenchym
durchquerende, zuführende Arterie. In
Abb. 3 Regeneratknoten in Zirrhoseleber. Grobhöckrige Leberoberfläche mit multiplen Knoten, die
jedoch weder in der Spätphase nach leberspezischem KM (a), noch in der dynamischen KM-Phase (b)
eine Signalabweichung zum übrigen Lebergewebe aufweisen.
der kontrastverstärkten Sonografie findet
man, wie in der CT, eine frühe, kräftige
Kon-trastmittelaufnahme, und in der
Spätphase eine weitgehende Äquilibrierung mit dem übrigen Parenchym.
Auch im CT ist die FNH im nicht kontrastverstärkten Bild kaum vom umgebenden
gesunden Parenchym abgrenzbar, von einer hypodensen, sternförmigen, zentralen „Narbe / Nabel“ abgesehen, die sich hypodens abheben kann. Nach KM-Applikation tritt eine homogene, gleichmäßig
verteilte KM-Anreicherung auf. Aufgrund
der arteriellen Blutversorgung der FNH ist
eine schnelle und ausgeprägte Frühanreicherung (nach 20 bis 30 Sekunden) des
Tumors in dynamischen CT oder MRT Serien typisch. Dynamische Serien schneller
Gradientenechobilder nach i. v. Gd-DTPA
sind CT Serien absolut vergleichbar. Die
zentrale Zone reichert Gd-DTPA in der
Spätphase kräftig an. Im Fall intakter Hepatozyten bzw. eines intakten retikuloendothelialen Systems werden in der FNH
leberspezifische MR-Kontrastmittel akkumuliert.
Neben der MRT besitzt die HIDA-Szintigrafie differenzialdiagnostische Bedeutung: Im hepatobiliären Sequenzszintigramm zeigt sich das FLC als „cold-lesion“
wie das HCC (mit Ausnahme mancher
hochdifferenzierter Formen), das Adenom oder Lebermetastasen. Dagegen ist
für die FNH eine Anreicherung üblich
(s. o.). Da das FLC insbesondere in den Tumorrändern in einigen Fällen auch histologisch nicht von einer FNH zu unterscheiden ist, können bei einer perkutanen Biopsie falsch-negative Ergebnisse entstehen. Daher sollte im Zweifelsfall immer
eine Probelaparotomie mit ausgedehnter
Biopsie und eventuell zweizeitiger Resektion angestrebt werden.
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Dysontogenetische Leberzysten sind häufige Zufallsbefunde bei 2,5 % aller sonografischen Untersuchungen. Im Echtzeitbild
lassen sie sich leichter von Gefäßen abgrenzen, während durch Teilkörperphänomene im CT-Schnitt z. B. Venen in der
früharteriellen KM-Phase differentialdiagnostische Probleme bereiten können.
Abb. 4 Multifokales HCC (a) und FNH (b), jeweils dynamische T1w 3D Sequenz in arterieller Kontrastphase. a: Multifokales HCC mit früharterieller Anreicherung der beiden Gallenblasen nahen Tumorherde bei deutlich zirrhotischer Knotenleber. b: FNH mit ähnlichem Anreicherungsverhalten, jedoch zentraler signalarmer Narbe.
Das typische Leberhämangiom bereitet
ebenfalls geringe differenzialdiagnostische Probleme. Zu bedenken ist allerdings, dass neben dem nicht thrombosierten kavernösen und dem kleinen kapillären Hämangiom atypische Erscheinungsformen mit Thrombosierungen, regres-
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siv-fibrosierenden Veränderungen bis hin
zu Verkalkungen beschrieben sind. Sonografisch charakteristisch ist eine in 85–
94 % so nachweisbare rundliche oder
landkartenförmige, gut begrenzte, echoreiche Formation gelegentlich mit dorsaler Schallverstärkung. Je größer der Tumor
wird, desto inhomogener kann sein Ultraschallbild sein. Das wird durch partielle
Thrombosierungen und weitere Regression erklärt. Dopplersonografisch sind keine verstärkten Signale ableitbar, da der
Blutfluss zu langsam ist.
a
Die kontrastverstärke Sonografie zeigt ein
„Irisblenden-“ und „Cotton-Wool-“ Phänomen, vergleichbar der CT. In der CT ist
der gutartige Tumor im Nativscan hypodens. Er nimmt von der Peripherie her
deutlich z. T. stippchenförmig Kontrastmittel auf (Irisblendenphänomen) und
gleicht sich in der Spätphase ca. 5 min.
nach Kontrastmittelapplikation in seiner
Densität dem umgebenden Leberparenchym an. Insbesondere kleine Hämangiome erkennt man oft nur an der starken
Kontrastmittelaufnahme in der portalen
Phase bei fehlender Kontrastmittelaufnahme in der arteriellen Phase. Magnetresonanztomografisch zeichnet sich das Hämangiom durch seine hohe Signalgebung
im stark T2 gewichteten Bild aus. Durch
sog. Multi-Echo-Sequenzen können die
physikalischen T2-Zeiten direkt bestimmt
werden. T2-Zeiten über 130 ms finden
sich in der Leber lediglich bei Leberhämangiomen und sonografisch differenzierbaren Leberzysten.
Präoperative Diagnostik
▼▼
Weiterhin bleibt die operative Sanierung
des HCC einzige kurative Therapieoption.
Da dieser Tumor fast immer mit einer Leberzirrhose verbunden ist, ist diese
Grunderkrankung eine deutliche Limitation der Operabilität der meisten Patienten. Um bei der vorgeschädigten Leber
auch nach einer Operation eine ausreichende Leberfunktion sicherzustellen,
muss die anatomische Beschreibung der
Tumorlokalisation und -ausbreitung exakt sein. Die wesentliche Rolle kommt dabei dem Bezug zu den Gefäßstrukturen
zu. Die Segmenteinteilung folgt noch heute weitgehend den Vorschlägen nach
Couinaud aus dem Jahr 1957. Sparsame
parenchymschonende Leberoperationen
machen insbesondere die genaue Kenntnis des Tumorbezugs zu den Lebervenen
zwingend wichtig. Die bestmögliche re-
produzierbare Übersicht bietet die kontrastverstärkte Multislice CT, die mit modernen Segmentierungsverfahren multiplanar und 3D nachverarbeitbar ist. Der
Bezug des Tumors zu den Lebervenen und
das nach Resektion verbleibende Lebervolumen können exakt bestimmt werden.
Ggf. kann die Indikation zu einer präoperativen partiellen Pfortaderembolisation
mit dem Ziel der Hypertrophie des verbleibenden Leberparenchyms gestellt
werden. Die nachverarbeiteten Bilddatensätze dienen dann gleichzeitig zur Planung dieses Eingriffs. Auf diese Weise
kann aber insbesondere generell entschieden werden, welcher Patient reseziert, welcher besser parenchymsparend
lokal abladiert und welcher nur noch palliativ mit einer TACE behandelt werden
kann. Für diese Fragestellungen sind die
Datensätze aus Ultraschall und MRT noch
nicht in gleicher Weise und vergleichbarer
Qualität nutzbar. Es wird deutlich, dass
alle Schnittbildverfahren im Nachweis,
der Differenzialdiagnostik und für die
Therapieplanung beim HCC spezifische
Vorteile besitzen und sich weniger konkurrieren als vielmehr ergänzen.
b
Prof. Dr. Günter
Layer
Prof. Dr. med. Günter Layer
Direktor des Zentralinstituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie
Klinikum der Stadt Ludwigshafen gGmbH
Bremserstraße 79
67 063 Ludwigshafen
[email protected]
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01.02.2012 10:21:50
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