16 Schwerpunkt: Leberkarzinom Übersicht Radiologische Diagnostik des hepatozellulären Karzinoms G. Layer Relevant für die Differenzialdiagnostik sind dagegen andere seltenere primäre Lebertumoren. Etwa die fokal noduläre Hyperplasie (FNH), eine insgesamt seltene (0,3 % im Obduktionsgut) abnormale Architektur normaler, nicht neoplastischer Hepatozyten. Bei der meist solitär auftretenden Raumforderung (ca 20 % multilokuläres Wachstum) kommt es durch überschießendes hepatozelluläres Wachstum im Randbereich des sich bildenden zirrhoseähnlichen Knoten zu einer metaplastischen Umwandlung in duktuläre Strukturen. Klassifikation und Pathologie von Lebertumoren ▼▼ Hepatozelluläre Adenome sind gutartige epitheliale Tumoren, die jedoch vermutlich entarten können. Darauf deuten vereinzelt gefundene Dysplasien. Adenome treten ganz überwiegend bei Frauen auf (74–93 %), die langfristig Kontrazeptiva eingenommen haben. Die Adenome sind klinisch meistens stumm, solange sie klein sind. Sie werden klinisch symptomatisch durch Größenzunahme, regressive Veränderungen, Einblutungen oder maligne Transformation. Durch die hohe Differenzierung der Adenomzellen sind sie in der Lage, Veränderungen hervorzurufen, wie sie auch in der normalen Leber auftreten (Verfettung, Bildung von Pigmenten). Im Gegensatz zur FNH werden die Adenome über sinusoidale Gefäße mit Blut versorgt, besitzen in der Regel eine Kapsel und zeigen regressive Veränderungen mit Fetteinlagerungen und Nekrosearealen. Primäre maligne Lebertumoren sind weltweit die vierthäufigsten malignen Tumoren. Das hepatozelluläre Karzinom (HCC) ist dabei der mit Abstand häufigste histologische Typ. Sein Anteil an den primären, malignen Lebertumoren beträgt ca. 80 %. In westlichen Ländern sind sekundäre, maligne Lebertumoren jedoch deutlich häufiger als primäre (q Tab. 1). Lebermetastasen machen bei uns ca. 90 % aller malignen herdförmigen Leberläsionen im Rahmen der radiologischen Diagnostik aus und werden überwiegend von kolorektalen Karzinomen (30 %), von Magenkarzinomen (20 %) und Mammakarzinomen bei der Frau (15–20 %) bzw. Bronchialkarzinomen beim Mann (15–20 %) verursacht. Da die Metastasierung differenzialdiagnostisch nur von geringer Relevanz ist, werden Metastasen nachfolgend nicht weiter behandelt. Tab. 1 Häufigkeit maligner Herdbefunde der Leber in Europa. Lebermetastase 90 % HCC 8,5 % CCC 1 % Sarkome <0,2 % Fibrolamelläres Karzinom <0,1 % Gefäßtumoren sind das beim Kind auftretende infantile Hämangioendotheliom und beim Erwachsenen das Hämangiom, das fast immer einen kavernösen Bautyp aufweist. Beim kavernösen Hämangiom, welches in Autopsien mit einer Häufigkeit von 0,35 bis 7,3 % angegeben wird, handelt es sich um eine vermutlich angeborene Fehlbildung, die allerdings während des Lebens noch wachsen kann. Meist treten Hämangiome in der Leber singulär, in 10 % der Fälle multipel auf. Beide Geschlechter sind in Autopsiestudien gleich häufig betroffen, aber behandlungsbedürftige, symptomatische Riesenhämangiome (q Abb. 1) finden sich viermal häufiger bei Frauen als bei Männern, vermutlich als Ausdruck einer Hormonabhängigkeit. Eine maligne Entartung von kavernösen Hämangiomen ist nicht bekannt. Radiologische Diagnoseverfahren ▼▼ Im Rahmen der radiologischen Diagnostik herdförmiger Leberveränderungen stehen Ultraschallverfahren, Computertomografie, Magnetresonanztomografie, Angiografie und schnittbildunterstützte perkutane Biopsie zur Verfügung. Die transabdominelle Ultraschalluntersuchung wird durch Farbdopplerverfahren, den kontrastverstärkten Ultraschall und intraoperativen Ultraschall ergänzt. Die Anwendung von Lungen- und kapillargängigen Ultraschallkontrastmitteln verbessert die Wertigkeit der Sonografie fokaler Leberläsionen wesentlich [1, 2]. Für die kontrastverstärkte Sonografie in der Leberdiagnostik sind derzeit Galaktulose / Palmitinsäure / Luft-KM (Levovist®, Bayer Schering) und Sulfurhexafluorid / Phospholipidhülle-KM (SonoVue®, Bracco) zugelassen. Eine CT der Leber im Rahmen der Suche nach einem HCC sollte sowohl nativ als auch biphasisch nach bolusartiger, maschineller Kontrastmittelapplikation moderner nichtionischer jodhaltiger wasserlöslicher Kontrastmittel durchgeführt werden [3–5]. Der Nutzen der Nativuntersuchungen ist umstritten. Die arterielle Serie wird neben der ansonsten üblichen portal-venösen Phase dagegen zwingend benötigt, da HCC arteriell hyperperfundiert sind. Mit modernen Multidetektor Spiral-CT (MS-CT) kann die gesamte Leber im Atemstillstand in einem Untersuchungsgang lückenlos erfasst werden, das „Veratmen“ insbesondere kleinerer Läsionen auch bei schwer kooperationsfähigen Patienten wird weitgehend verhindert. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Fokale Leberläsionen finden sich bei 5 % der Gesamtbevölkerung. Das HCC ist zwar der vierthäufigste maligne Tumor weltweit, insgesamt aber eine sehr seltene fokale Leberveränderung und praktisch immer Zirrhose assoziiert. Wichtigste Eingangsmethode in der Diagnostik ist der Ultraschall unter Einschluss der modernen Kontrastverstärker. Präoperativer Goldstandard ist die MRT unter Einsatz leberspezifischer Kontrastmittel. Für die präoperative Diagnostik ist die multiplanare Rekonstruktion von Multslice Spiral CT Datensätzen hilfreich. Die Magnetresonanztomografie hat sich durch unterschiedliche Sequenztechniken Tumordiagn u Ther 2012; 33 TDT_0112_diag.indd 16 01.02.2012 10:21:47 Schwerpunkt: Leberkarzinom a b bei den diversen Herstellern und durch den Einsatz verschiedener Kontrastmittel extrem diversifiziert. Noch immer wird eine Vielzahl von Untersuchungstechniken diskutiert (q Tab. 2). Dynamisch kann das Anfluten des Kontrastmittels vergleichbar der CT erfasst werden, eine MR-Angiografie kann in gleicher Sitzung ebenso ermöglicht werden wie die Charakterisierung von Fett- und Wassersignalanteilen wie von Diffusionsstörungen. Die diffusionsgewichteten Sequenzen (DWI) haben sich zwischenzeitlich für die Leberbildgebung für den Nachweis und die Charakterisierung fokaler Läsionen etabliert. Ihr Zusatznutzen als ein wichtiger Baustein der Leberbildgebung ist unbestritten [6]. In der generell meist inhomogenen Zirrhoseleber können fokale Läsionen dann als real angenommen werden. Die Anwendung von Kontrastmitteln im Rahmen der Leber-MRT beim Nachweis und der Differenzialdiagnostik des HCC ist zwingend. Gadopentetat und die anderen extrazellulären Kontrastmittel sind nicht „leberspezifisch“ und können lediglich für dynamische Mehrschichtuntersuchungen mit schneller Gradientenecho- (GRE-) Technik in T1-Gewichtung, in sequenziel- len Untersuchungen vergleichbar der dynamischen CT eingesetzt werden. Davon zu unterscheiden sind sog. leberspezifische Kontrastmittel: Eisenoxide und hepatobiliär verstoffwechselte Substanzen. Superparamagnetischen Eisenoxide (SPIO) sind „negative“ Kontrastmittel: sie werden in Kupffer´schen Sternzellen des Retikuloendothelialen Systems (RES) in der Leber (80 %) und weniger in der Milz (12 %) akkumuliert, senken die T2*-Zeit und damit die Signalintensität des gesunden Leberparenchyms im T2-gew. Bild, und lassen Tumoren ohne retikuloendotheliales System (RES) signalintensiver abgrenzen. Dies sind, vereinfacht ausgedrückt, alle benignen und malignen Lebertumoren, außer der FNH. Hämangiome besitzen zwar kein RES, zeigen aber durch einen Blood-Pool Effekt ebenfalls eine Signalabsenkung. Für die Bildgebung steht ein „Zeitfenster“ von mindestens 6 Stunden zur Verfügung. Eine Wiederholung der Untersuchung ist zeitnah nicht wieder sinnvoll, da der vollständige Abbau der Eisenpartikel lange Zeit benötigt. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Abb. 1 Riesenhämangiom mit einem Durchmesser von über 10 cm mit spontaner Blutung. a: CT Schnitt mit diskreten Inhomogenitäten und hyperdensen Schlieren sowie geringer freier Flüssigkeit. b: DSA der Leberarterie im Rahmen der Embolisationsbehandlung, bei der sich das Hämangiom mit punktförmigen Veränderungen bei erweiterten Bluträumen charakterisiert. Die Leberkapsel ist bei Z. n. Ruptur bereits abgehoben, große Teile der rechten Leber atypisch verändert. Hepatobiliäre Kontrastmittel sind Verbindungen, die intrazellulär in unterschiedlichem Maß von den Hepatozyten aufge- Tab. 2 Vorgeschlagenes MRT-Protokoll in der Diagnostik des HCC. T1w GRE Multislice Sequenz in Atemstillstand mit und ohne Fettunterdrückung T1w GRE Multislice Sequenz in Atemstillstand in In-Phase / Opposed-Phase-Technik Dynamische T1w GRE Multislice Sequenz in Atemstillstand nach hepatbiliärem KM Gadoxate T2w TSE Sequenz mit frequenzselektiver Fettvorsättigung oder als Inversion-Recovery DWI Bildgebung mit 3 b-Werten 0–800 ms T1w GRE Multislice Sequenz in Atemstillstand mit Fettunterdrückung in der Spätphase 20 min nach Gadoxate TDT_0112_diag.indd 17 01.02.2012 10:21:48 18 Schwerpunkt: Leberkarzinom a b c nommen und teilweise auch über die Galle ausgeschieden werden [7–9]. Als modifizierte Gadolinium-Komplexe sind sie Signalverstärker in T1-Gewichtung. Eine Anreicherung deutet auf einen hepatozellulären Ursprung eines Tumors (Adenom, FNH, Regeneratknoten) hin. Metastasen speichern überhaupt nicht, HCC und seine Varianten stark vermindert in Abhängigkeit vom Anteil noch intakter Hepatozyten (q Abb. 2). Durch die chemische Zwitterstellung der bimodalen Kontrastmittel Gd-BOPTA (Multihance®, Fa. Bracco) und Gd-EOB-DTPA (Primovist®, Fa. Bayer) mit partieller Nierenverstoffwechselung können auch Perfusionstudien wie bei anderen nicht spezifischen extrazellulären Kontrastmitteln durchgeführt werden. Bei der FNH findet man in der leberspezifischen Phase eine Aufnahme von GdBOPTA und Gd-EOB, während bei Adenomen diese KM infolge der fehlenden Gallenwege ausgewaschen werden [10]. Die intraarterielle selektive Angiografie (DSA) hat ihre Bedeutung im Nachweis und Charakterisierung von herdförmigen Leberveränderungen verloren, da Sekundärrekonstruktionen aus der CT oder kontrastverstärkten MRA die individuelle Gefäßsituation klären und die Operationsplanung erleichtern. Die perkutane Biopsie unter Kontrolle durch radiologische Schnittbildverfahren stellt dagegen mit einer Erfolgsrate von über 90 % ein wenig komplikationsträchtiges Verfahren der definitiven Abklärung von Lebertumoren dar [11]. Wertigkeit radiologischer Verfahren zum Nachweis des HCC ▼▼ Zahlreiche Studien belegen, dass derzeit durch die verschiedenen radiologischen Verfahren weitgehend ähnliche Sensitivitäten im Nachweis des HCC erbracht werden können. Die Studienergebnisse sind in hohem Maße vom Studiendesign abhängig. Die meisten Studien leiden darunter, dass höchstens eines der geprüften Verfahren mit optimierter Technik durchgeführt wurde und dass die Geräteentwicklungen so schnell sind, dass zum Zeitpunkt des Abschluß einer gut strukturierten Studie das zugrunde liegende Protokoll schon überholt ist. Insbesondere bei geplanter chirurgischer Intervention sollte auf eine 3-Phasen Multidetektor-CT oder eine technisch optimale kontrastverstärkte MRT derzeit nicht verzichtet werden [12]. In der Entscheidung, ob die MRT oder die CT zum Einsatz kommen soll, ist die Geräteausstattung vor Ort und die individuelle Erfahrung des Untersuchers mit dem jeweiligen Verfahren zu berücksichtigen. Bei vergleichbarer optimaler Technik ist heute der MRT der Vorzug einzuräumen [13], wie insgesamt die MRT der MS-CT bei Vergleich von Studien bester Technik im HCC-Nachweis bei Leberzirrhose überlegen ist. Differenzialdiagnose des HCC ▼▼ Das HCC hat im Ultraschall kein charakteristisches Bild. Nach den Ergebnissen zahlreicher Studien hängt das sonografische Erscheinungsbild des HCC offenbar hauptsächlich von seiner Größe ab. Danach sind kleine Herde in der Mehrzahl echoarm, größere Läsionen werden zunehmend inhomogen und echoreicher. Das Kontrastmittelverhalten hängt von einer Vielzahl von Parametern ab: Größe, Vaskularisierung, Peliose und umgebende Zirrhose. In der kontrastverstärkten Bild- gebung ist das HCC durch ein starkes früharterielles Anfluten des Sono KM gekennzeichnet. Entdifferenzierte HCC waschen in der portal-venösen und parenchymatösen Phase aus, während hochdifferenzierte HCC ein eher uncharakteristisches Verhalten im Verlauf zeigen und daher nicht immer sicher von Adenomen und Regeneratknoten zu differenzieren sind. Im CT ist das Kontrastmittelverhalten wichtigstes differenzialdiagnostisches Kriterium. Herdbildungen sind oft bereits nativ erkennbar. Das klassische HCC wird in der arteriellen KM-Frühphase hypervaskulär abgrenzbar und gleicht seinen Kontrast im portal-venösen Bild weitgehend an. In der beschriebenen MRT-Technik sind HCC im T2w Bild uncharakteristisch, oft kaum wahrnehmbar. Das schließt differenzialdiagnostisch Zysten und Hämangiome bereits sicher aus. In Abhängigkeit vom Differenzierungsgrad demarkieren sich die Tumoren im T1w Spätbild nach leberspezischem hepatobiliärem KM mehr oder weniger deutlich hypointens vom umgebenden Gewebe. In der dynamischen T1w Serie sollte außerdem in der frühen Kontrastphase die hyperintense Demarkierung nachweisbar sein. Weder Verkalkungen noch Verfettungen oder Einblutungen unterstützen die Diagnose des HCC. All diese Phänomene sprechen für die nachfolgenden Differenzialdiagnosen. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Abb. 2 Typisches HCC bei Leberzirrhose. a: Im nativen transversalen Schnitt ist in T2 Wichtung der Tumorknoten wenig kontrastiert hyperintens zum übrigen Lebergewebe abgrenzbar. b: Nach intravenöser Boluskontrastapplikation des leberspezifischen KM Gd-EOB-DTPA lässt sich die typische arterielle Mehranreicherung des Herdes mit Hyperdensität in T1w aufgrund des extrazellulären Stoffwechselanteils nachweisen. c: In der Spätaufnahme 20 min. nach intravenöser Boluskontrastapplikation des leberspezifischen KM Gd-EOB-DTPA zeigt sich die typische Aussparung des hepatozytenspezifischen Stoffwechselanteils mit hypodensem Herd. Das Fibrolamelläre Karzinom (FLC) unterscheidet sich nicht nur im klinischen und pathologischen Bild, sondern auch in der Schnittbilddiagnostik von anderen HCCs. Es besitzt häufig eine gelappte Oberfläche und ein zentrales Narbenzeichen. In ungefähr der Hälfte der Fälle werden compu- Tumordiagn u Ther 2012; 33 TDT_0112_diag.indd 18 01.02.2012 10:21:49 Schwerpunkt: Leberkarzinom Tab. 3 Hilfreiche MRT Kriterien für die Differenzierung des hyper- / dysplatischen Regeneratknoten vs. HCC in der Zirrhoseleber. Regeneratknoten HCC Stärkste Kontrastierung (CT und MRT) portal-venös arteriell T1w iso- bis hyperintens (Eisen) hypointens T2w hypointens hyperintens Eisenoxidaufnahme negativ positiv Hepatobiliäre KM (T1w Spätphase) Speicherung Entspeicherung tertomografisch Kalkeinsprengungen in dem meist unregelmäßig Kontrastmittel aufnehmenden Tumor beobachtet. Wichtigste Differenzialdiagnose zu den bösartigen hepatozellulären Tumoren ist im Rahmen der Leberzirrhose der Regeneratknoten (q Abb. 3, q Tab. 3). Diesem fehlt jedoch sowohl die früharterielle KMAnreicherung als auch die hypointense Demarkierung in der Spätphase nach hepatobiliär verstoffwechseltem KM in der MRT. Die Diagnose der FNH (q Abb. 4) ist weder in Abgrenzung zum FLC noch zum Adenom einfach. Im Ultraschallbild kann die FNH im Vergleich mit dem Leberpar- enchym echogleich, echoarm oder echoreich sein; zuweilen erkennt man sie nur anhand einer Verlagerung der Gefäße. Klar gegen eine FNH sprechen eine zentrale, echofreie Zone (dies entspräche meist einer Nekrose in einem malignen Herd) und ein echoarmer Randsaum, der fast pathognomonisch für eine bösartige Läsion ist. Die Farbdoppleruntersuchung kann einen zentralen, zuweilen auch peripher gelegenen Nidus erhöhter Vaskularisierung nachweisen, der ergänzende Spektraldoppler weist typische, arterielle Pulsationen auf. Nicht selten erkennt man auch eine kräftige, das Leberparenchym durchquerende, zuführende Arterie. In Abb. 3 Regeneratknoten in Zirrhoseleber. Grobhöckrige Leberoberfläche mit multiplen Knoten, die jedoch weder in der Spätphase nach leberspezischem KM (a), noch in der dynamischen KM-Phase (b) eine Signalabweichung zum übrigen Lebergewebe aufweisen. der kontrastverstärkten Sonografie findet man, wie in der CT, eine frühe, kräftige Kon-trastmittelaufnahme, und in der Spätphase eine weitgehende Äquilibrierung mit dem übrigen Parenchym. Auch im CT ist die FNH im nicht kontrastverstärkten Bild kaum vom umgebenden gesunden Parenchym abgrenzbar, von einer hypodensen, sternförmigen, zentralen „Narbe / Nabel“ abgesehen, die sich hypodens abheben kann. Nach KM-Applikation tritt eine homogene, gleichmäßig verteilte KM-Anreicherung auf. Aufgrund der arteriellen Blutversorgung der FNH ist eine schnelle und ausgeprägte Frühanreicherung (nach 20 bis 30 Sekunden) des Tumors in dynamischen CT oder MRT Serien typisch. Dynamische Serien schneller Gradientenechobilder nach i. v. Gd-DTPA sind CT Serien absolut vergleichbar. Die zentrale Zone reichert Gd-DTPA in der Spätphase kräftig an. Im Fall intakter Hepatozyten bzw. eines intakten retikuloendothelialen Systems werden in der FNH leberspezifische MR-Kontrastmittel akkumuliert. Neben der MRT besitzt die HIDA-Szintigrafie differenzialdiagnostische Bedeutung: Im hepatobiliären Sequenzszintigramm zeigt sich das FLC als „cold-lesion“ wie das HCC (mit Ausnahme mancher hochdifferenzierter Formen), das Adenom oder Lebermetastasen. Dagegen ist für die FNH eine Anreicherung üblich (s. o.). Da das FLC insbesondere in den Tumorrändern in einigen Fällen auch histologisch nicht von einer FNH zu unterscheiden ist, können bei einer perkutanen Biopsie falsch-negative Ergebnisse entstehen. Daher sollte im Zweifelsfall immer eine Probelaparotomie mit ausgedehnter Biopsie und eventuell zweizeitiger Resektion angestrebt werden. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 20 Dysontogenetische Leberzysten sind häufige Zufallsbefunde bei 2,5 % aller sonografischen Untersuchungen. Im Echtzeitbild lassen sie sich leichter von Gefäßen abgrenzen, während durch Teilkörperphänomene im CT-Schnitt z. B. Venen in der früharteriellen KM-Phase differentialdiagnostische Probleme bereiten können. Abb. 4 Multifokales HCC (a) und FNH (b), jeweils dynamische T1w 3D Sequenz in arterieller Kontrastphase. a: Multifokales HCC mit früharterieller Anreicherung der beiden Gallenblasen nahen Tumorherde bei deutlich zirrhotischer Knotenleber. b: FNH mit ähnlichem Anreicherungsverhalten, jedoch zentraler signalarmer Narbe. Das typische Leberhämangiom bereitet ebenfalls geringe differenzialdiagnostische Probleme. Zu bedenken ist allerdings, dass neben dem nicht thrombosierten kavernösen und dem kleinen kapillären Hämangiom atypische Erscheinungsformen mit Thrombosierungen, regres- Tumordiagn u Ther 2012; 33 TDT_0112_diag.indd 20 01.02.2012 10:21:50 Schwerpunkt: Leberkarzinom siv-fibrosierenden Veränderungen bis hin zu Verkalkungen beschrieben sind. Sonografisch charakteristisch ist eine in 85– 94 % so nachweisbare rundliche oder landkartenförmige, gut begrenzte, echoreiche Formation gelegentlich mit dorsaler Schallverstärkung. Je größer der Tumor wird, desto inhomogener kann sein Ultraschallbild sein. Das wird durch partielle Thrombosierungen und weitere Regression erklärt. Dopplersonografisch sind keine verstärkten Signale ableitbar, da der Blutfluss zu langsam ist. a Die kontrastverstärke Sonografie zeigt ein „Irisblenden-“ und „Cotton-Wool-“ Phänomen, vergleichbar der CT. In der CT ist der gutartige Tumor im Nativscan hypodens. Er nimmt von der Peripherie her deutlich z. T. stippchenförmig Kontrastmittel auf (Irisblendenphänomen) und gleicht sich in der Spätphase ca. 5 min. nach Kontrastmittelapplikation in seiner Densität dem umgebenden Leberparenchym an. Insbesondere kleine Hämangiome erkennt man oft nur an der starken Kontrastmittelaufnahme in der portalen Phase bei fehlender Kontrastmittelaufnahme in der arteriellen Phase. Magnetresonanztomografisch zeichnet sich das Hämangiom durch seine hohe Signalgebung im stark T2 gewichteten Bild aus. Durch sog. Multi-Echo-Sequenzen können die physikalischen T2-Zeiten direkt bestimmt werden. T2-Zeiten über 130 ms finden sich in der Leber lediglich bei Leberhämangiomen und sonografisch differenzierbaren Leberzysten. Präoperative Diagnostik ▼▼ Weiterhin bleibt die operative Sanierung des HCC einzige kurative Therapieoption. Da dieser Tumor fast immer mit einer Leberzirrhose verbunden ist, ist diese Grunderkrankung eine deutliche Limitation der Operabilität der meisten Patienten. Um bei der vorgeschädigten Leber auch nach einer Operation eine ausreichende Leberfunktion sicherzustellen, muss die anatomische Beschreibung der Tumorlokalisation und -ausbreitung exakt sein. Die wesentliche Rolle kommt dabei dem Bezug zu den Gefäßstrukturen zu. Die Segmenteinteilung folgt noch heute weitgehend den Vorschlägen nach Couinaud aus dem Jahr 1957. Sparsame parenchymschonende Leberoperationen machen insbesondere die genaue Kenntnis des Tumorbezugs zu den Lebervenen zwingend wichtig. Die bestmögliche re- produzierbare Übersicht bietet die kontrastverstärkte Multislice CT, die mit modernen Segmentierungsverfahren multiplanar und 3D nachverarbeitbar ist. Der Bezug des Tumors zu den Lebervenen und das nach Resektion verbleibende Lebervolumen können exakt bestimmt werden. Ggf. kann die Indikation zu einer präoperativen partiellen Pfortaderembolisation mit dem Ziel der Hypertrophie des verbleibenden Leberparenchyms gestellt werden. Die nachverarbeiteten Bilddatensätze dienen dann gleichzeitig zur Planung dieses Eingriffs. Auf diese Weise kann aber insbesondere generell entschieden werden, welcher Patient reseziert, welcher besser parenchymsparend lokal abladiert und welcher nur noch palliativ mit einer TACE behandelt werden kann. Für diese Fragestellungen sind die Datensätze aus Ultraschall und MRT noch nicht in gleicher Weise und vergleichbarer Qualität nutzbar. Es wird deutlich, dass alle Schnittbildverfahren im Nachweis, der Differenzialdiagnostik und für die Therapieplanung beim HCC spezifische Vorteile besitzen und sich weniger konkurrieren als vielmehr ergänzen. b Prof. Dr. Günter Layer Prof. Dr. med. Günter Layer Direktor des Zentralinstituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie Klinikum der Stadt Ludwigshafen gGmbH Bremserstraße 79 67 063 Ludwigshafen [email protected] and delayed-phase images at spiral CT. Radiology 1997; 202: 383–388 5 Oi H et al. Dynamic MR imaging and earlyphase helical CT for detecting small intrahepatic metastases of hepatocellular carcinoma. Am J Roentgenol 1996; 166: 369–374 6 Nishie A et al. Detection of hepatocellular carcinoma (HCC). Journal of Magnetic Resonance Imaging 2010; 31: 373–382 7 Rofsky NM et al. Mangafodipir trisodium injection (Mn-DPDP). A contrast agent for abdominal MR imaging. Magn Reson Imaging Clin N Am 1996; 4: 73–85 8 Kirchin MA et al. Gadobenate dimeglumine (Gd-BOPTA). An overview. Invest Radiol 1998; 33: 798–809 9 Reimer P et al. Enhancement characteristics of liver metastases, hepatocellular carcinomas, and hemangiomas with Gd-EOB-DTPA: preliminary results with dynamic MR imaging. Eur Radiol 1997; 7: 275–280. 10 Stroszczynski C et al. Current status of MRI diagnostics with liver-specific contrast agents. Gd-EOB-DTPA and Gd-BOPTA. Radiologe 2004; 44: 1185–1191. 11 Layer G. Bildgesteuerte Interventionen bei Lebertumoren. Radiologe 1999; 39: 750– 755 12 Ward J et al. 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