Skript

Werbung
Differentielle Psychologie – Kandler -­‐ 2014 Die Differentielle Psychologie beschäftigt sich mit -­‐>der Beschreibung der Art und dem Ausmaß interindividueller Unterschiede; -­‐>in nichtkörperlichen Merkmalen (z.B. Eigenschaften, Fähigkeiten, Interessen, Einstellungen) -­‐>der wechselseitigen Abhängigkeit solcher Merkmale -­‐>ihrer Stabilität und Veränderbarkeit -­‐>sowie der Erklärung der Ursachen dieser (z.B. Gene, Kultur, Sozialisation) -­‐>und deren Manifestation im individuellen Erleben, Empfinden und Verhalten Beschreibung interindividueller Unterschiede: -­‐>Variationsforschung: Ein Merkmal an mehreren Personen -­‐>Korrelationsforschung: Zwei oder mehr Merkmale an mehreren Personen -­‐>Psychografie: Ein Individuum in Bezug auf mehrere Merkmale -­‐>Komparationsforschung: Zwei oder mehr Individuen in Bezug auf mehrere Merkmale -­‐>Stabilität interindividueller Unterschiede: Ein Merkmal an mehreren Personen über zwei oder mehr Zeitpunkte/Situationen -­‐>Profilstabilität: Ein Individuum in Bezug auf mehrere Merkmale über zwei oder mehr Zeitpunkte/Situationen Erklärung interindividueller Unterschiede: Ursachenforschung: -­‐ genetische und biologische Einflüsse -­‐ familiäre Umwelteinflüsse -­‐ Einflüsse außerfamiliärer wichtiger Bezugspersonen (Peers, Partner) -­‐ Makrosoziale und kulturelle Einflüsse -­‐ Kritische Lebensereignisse -­‐ Historische Einflüsse/Zeitgeist -­‐ Anlage-­‐Umwelt-­‐Interaktion Kernbegriffe der Persönlichkeit: lat. „persona“= Theatermaske -­‐>Persönlichkeit ist ein sehr allgemeines theoretisches Konstrukt (d.h. nicht direkt empirisch zugänglich), das nicht vollständig definiert ist. -­‐>Verschiedene Arbeitsdefinitionen: -­‐ Nomothetisch: die Gesamtheit aller Merkmale, durch die sich Individuen unterscheiden können -­‐ ideografisch: die individuell einzigartige Konstellation von Merkmalen -­‐ im engeren Sinne: relativ stabile individuelle Wesenszüge (Temperament) -­‐ im weiten Sinne: Temperament, Fähigkeiten, Einstellungen, Werthaltungen, Überzeugungen, Motive, Bedürfnisse, Interessen, äußere Erscheinung, etc. -­‐ Dispositional: Gesamtheit aller Merkmale, die eine Vorhersage des Verhaltens einer Person in einer spezifischen Situation erlauben -­‐>Theoretische Konstrukte sind immer hypothetisch; sie sollten empirisch überprüfbar und damit modifizierbar sein; sie erhalten ihre Bedeutung aus einem wachsenden und verdichtenden Netzwerk empirischer Informationen; das Konstrukt „Persönlichkeit“ ist bis heute nicht einheitlich und allgemeinverbindlich strikt definiert -­‐>Allgemeine Arbeitsdefinition: Persönlichkeit bezeichnet die Summe der auf menschliches Erleben, Empfinden und Verhalten bezogenen, relativ überdauernden und situationsübergreifenden individuellen Besonderheiten. -­‐ Zustände (States): sind zeitlich fluktuierende, situationsabhängige Verhaltenstendenzen (Aktivation, An-­‐/Entspannung, Stimmungen) -­‐ Gewohnheiten (Habits): sind zeitlich relativ stabile Verhaltenstendenzen oder Muster von Verhaltensweisen, die unter gleichartigen Bedingungen und Situationen beobachtbar sind (z.B. Muttersprache, Routinen beim Autofahren, Essgewohnheiten,..) -­‐ Dispositionen: sind relativ breite, situationskonsistente und zeitlich stabile Tendenzen zu bestimmten Verhaltensweisen, von allgemeinerer Art als Gewohnheiten (z.B. Tribe, Motive, Tugenden, Eigenschaften, Fähigkeiten); sie sind nicht mehr direkt beobachtbar und müssen aus Verhalten geschlossen werden -­‐ Ansätze zur Untersuchung der Persönlichkeit: -­‐>idiograpischer Ansatz: -­‐ Strategie: Betonung der Einzigartigkeit des Individuums; -­‐ Ziel: Entwicklung eines vertieften Verständnisses von Individuen -­‐ Forschungsmethode: meist qualitative Untersuchungsmethoden, um Einzelfallstudien zu erhalten; Generalisierungen aus einer Reihe von Einzelfallstudien sind in gewissem Umfang möglich -­‐ Datenerhebung: z.B. Interviews, Tagebücher -­‐ Vorteile: tiefes Verständnis des einzelnen Individuums -­‐ Nachteile: Generalisierungen aus den Daten sind problematisch -­‐>nomothetischer Ansatz: -­‐ Strategie: Konzentration auf Gemeinsamkeiten zwischen Gruppen von Individuen; Menschen sind nur im Hinblick auf die spezifische Kombination und Ausprägung von Persönlichkeitseigenschaften einzigartig -­‐ Ziel: Identifikation der grundlegenden Struktur von Persönlichkeit und Erstellen eines universellen Beschreibungssystems von Persönlichkeitseigenschaften bzw. –dimensionen -­‐ Forschungsmethode: Quantitative Methoden, um: die Struktur der Persönlichkeit zu erforschen; Verfahren zur Messung der Persönlichkeit zu etwickeln; sowie Untersuchung der Beziehungen hinweg konsistent auftreten -­‐ Datenerhebung: z.B. Selbstbeurteilungsfragebögen, Verhaltensbeobachtung oder physiologische Maße -­‐ Vorteile: Entdeckung allgemeiner Prinzipien, die es ermöglichen Verhalten vorherzusagen -­‐ Nachteile: Oft nur oberflächliches Verständnis einer spezifischen Person; um Persönlichkeitsprofile genau analysieren zu können, benötigt man eine ausreichende psychologische Ausbildung Kriterien zur Beurteilung von Theorien: Grundkriterien, die eine Persönlichkeitstheorie erfüllen sollte: -­‐Beschreibung: Ordnung in die Komplexität des beobachteten und gemessenen Erlebens, Empfindens und Verhaltens bringen -­‐Erklärung: Ursachen für interindividuelle Unterschiede in der Persönlichkeit überzeugend darlegen -­‐Vollständigkeit und Sparsamkeit in der Beschreibung und Erklärung interindividueller Persönlichkeitsunterschiede -­‐Prüfbarkeit und empirische Evidenz: -­‐>Operationalisierung (Messbarkeit) der in der Theorie enthaltenen Konzepte; -­‐>Ableitung von Hypothesen, welche empirisch und validiert werden können -­‐Produktivität: Anregung neuer/alternativer Hypothesen -­‐Praxiswert: Praktische Anwendbarkeit Psychodynamische Ansätze: Sigmund Freuds Persönlichkeitskonzeption: -­‐Das dynamische Modell: àTriebe und Energien: alle psychischen Prozesse (Gedanken, Gefühle und Verhalten) erfordern und verbrauchen Energie, von angeborenen Trieben bereitgestellt; Umwandlung von biologischer in psychische Energie -­‐ Triebspannung, die nach Entladung verlangt; Entladung von Triebspannung wird als lustvoll empfunden; Aufstauung der Triebspannung wird als unangenehm empfunden Zwei elementare Triebe – Energien: 1.Eros: Sexualtrieb, Selbsterhaltungstrieb -­‐>Libido; 2.Thanatos: Aggressionstrieb, Todestrieb -­‐>Destrudo àPersönlichkeitspsychologische Bedeutung: 1. Allgemeinpsychologisch: alles menschliche Denken, Fühlen und Verhalten werden durch Triebe (grundlegende Natur menschlicher Motivation) energetisiert; 2. Differentiell psychologisch: angeboren Triebstärke könne zwischen Menschen variieren und sich in bestimmten Verhaltensweisen in unterschiedlicher Intensität und Häufigkeit äußern -­‐Das Strukturmodell: àDie Psychischen Instanzen: drei psychische Instanzen zur Steuerung der Triebbefriedigung: 1.Es=der von Geburt an angelegte Sitz der Triebe, der nach unmittelbarer Triebbefriedigung verlangt (Lustprinzip). Im ersten Lebensjahr ist man noch nicht zum Befriedigungsaufschub im Stande, muss erst erlernt werden; 2.Ich= entwickelt sich nach dem Es und handelt in Auseinandersetzung mit der Umwelt und den gemachten Erfahrungen, um „vernünftig“ Triebbefriedigung zu erreichen, ohne dabei in Konflikt mit sozialen Normen und Werten zu gelangen (Realitätsprinzip); 3.Über-­‐Ich: der zuletzt entwickelte Sitz der internalisierten Gebote (Ideal-­‐Ich) und Verbote (Gewissen), welche von Bezugspersonen und der Kultur vermittelt werden, Triebe bewerten und „nichtmoralisches“ Denken, Fühlen und Verhalten mit Schuldgefühlen bestrafen (Moralitätsprinzip). àÄngste: Ist das Ich nicht in der Lage, den Anforderungen von Es, Über-­‐Ich und Außenwelt gerecht zu werden, entstehen Konflikte, die Angst auslösen: 1.Realangst: entstehen durch Bedrohungen aus der Außenwelt, beispielsweise die Androhung von Strafe für den Fall, dass gegen eine Vorschrift verstoßen wird; 2.Moralische Angst: entsteht, wenn das Ich gegen Ansprüche des Über-­‐Ich verstößt. In diesem Fall droht das Über-­‐Ich mit „Gewissensbissen“; 3.Neurotische Angst: entsteht, wenn das Ich die triebhaften Ansprüche des Es nicht befriedigen kann und befürchten muss, die Kontrolle über das Es zu verlieren; Zur Vorbeugung und Bewältigung von Ängsten setzt das Ich Abwehrmechanismen ein àAbwehrmechanismen: -­‐Verschiebung: Die Triebenergie wird vom ursprünglichen Triebobjekt auf ein anderes Objekt verlagert. Beispiel: Die Wut auf den (mächtigen) Vater wird verlagert auf den kleinen Bruder, der sich weniger gut wehren kann; -­‐Sublimierung: Verbotene Formen der Triebbefriedigung werden durch zulässige oder sogar erwünschte Handlungen ersetzt. Beispiel: Aggressionen gegenüber anderen Menschen werden durch Schlagzeug Spielen sublimiert; -­‐Reaktionsbildung: Das verbotene Verhalten wird ins Gegenteil verkehrt. Beispiel: Statt sich einer sexuell begehrten Person zu nähern, wird diese öffentlich herabwürdigt; -­‐Projektion: Der eigene Triebwunsch wird einer anderen Person unterstellt. Beispiel: Die eigenen Aggressionen werden als Notwehr gegen Angriffe des anderen dargestellt, der Vergewaltiger behauptet, verführt worden zu sein; -­‐
Regression: Die Person zieht sich auf eine frühere Entwicklungsstufe der Triebbefriedigung zurück. Beispiel: Statt das Wagnis verbotener sexueller Aktivitäten einzugehen, verschafft sich die Person Ersatzbefriedigung durch Essen, Trinken oder Rauchen; -­‐Rationalisierung: Verbotene Triebbefriedigung wird in akzeptables Verhalten umgedeutet. Beispiel: Der Vater, der seine Kinder schlägt, rechtfertigt sich mit seinem Erziehungsauftrag; -­‐Verleugnung: Die Bedrohung wird bestritten. Beispiel: Der notorische Brandstifter redet sich ein, dass nur die Dummen erwischt werden, nicht aber er; -­‐Verdrängung: Unerlaubte Handlungen, mit denen die Personen ihren sexuellen und aggressiven Triebimpulsen nachgegeben hat, werden ins Unbewusste abgedrängt und sind daher dem Bewusstsein nicht mehr zugänglich, werden also nicht mehr erinnert und können deshalb keine Gewissensangst mehr verursachen àPersönlichkeitspsychologische Bedeutung: das Strukturmodell ist ein System zur Beschreibung psychischer Instanzen bei allen Menschen -­‐>individuelle Unterschiede in der Ich-­‐Stärke; -­‐>kulturelle Unterschiede-­‐>Variation zwischen Kulturen hinsichtlich der Gebote und Verbote im Über-­‐Ich -­‐>Variation in der Regulation der Triebbefriedigung -­‐>Variation hinsichtlich der Intensität von Konflikten/Ängsten und Abwehrmechanismen -­‐>Ausbildung der Vorlieben für bestimmte Abwehrmechanismen -­‐>Typen -­‐Das Bewusstsein: Drei Bewusstseinsebenen: à Bewusstsein: enthält alle gegenwärtige Gedanken, Vorstellungen, Erinnerungen und Bilder, auf die die Person willentlich zugreift à Vorbewusstsein: enthält alle bewusstseinsfähige Inhalte, die sich bei Bedarf sofort ins Bewusstsein rufen lassen à Unterbewusstsein: enthält alle Gefühle, Erinnerungen und Wünsche, die nicht willkürlich zugängig gemacht werden können aber über motivationale Kräfte verhaltenswirksam werden -­‐Das Entwicklungsmodell àDie Psychosexuelle Entwicklung: die Art der Triebbefriedigung ändere sich während der Kindheit mehrfach und durchlaufe eine feste Abfolge von Phasen; Freud formuliert diese Annahmen nur für den Sexualtrieb detailliert aus; jede psychosexuelle Entwicklungsphase ist durch eine erogene Zone des Körpers definiert in der libidinöse Triebspannung erzeugt und abgebaut wird: -­‐Orale Phase (Lebensjahr: 0-­‐1) erogene Zone: Mund,Lippen und Zunge, Bedürfnis: Auf-­‐ und Einnehmen, Triebbefriedigung: Saugen, Entwicklungsaufgabe: Aufbau sozialen Vertrauens; -­‐Anale Phase (1-­‐3) Erogene Zone: Anus, Bedürfnis: Ausscheidung, Triebbefriedigung: kontrollierter Stuhlgang, Entwicklungsaufgabe: Aufbau eines Selbstwertgefühl -­‐>Entwicklung des Ich; -­‐Phallische oder ödipale Phase (3-­‐5) Erogene Zone: Genitalien, Bedürfnis: Jungen rivalisieren mit Vater um Mutter-­‐>Angst vor dem Vater, Mädchen rivalisieren mit Mutter um Vater-­‐>Angst vor der Mutter, Triebbefriedigung: Bindung an das gegengeschlechtliche Elternteil, Entwicklungsaufgabe: Identifikation mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil -­‐>Übernahme der Geschlechterrolle, Werte und Normen von den Eltern, -­‐>Entwicklung des Über-­‐Ich; -­‐Latenzphase (5-­‐Pubertät) Sexualtrieb „schlummert“ und die geistige Entwicklung tritt in den Vordergrund, Identifikation mit gleichgeschlechtlichen Peers wird wichtiger; -­‐Genitale Phase (Pubertät bis Erwachsenenalter) Erogene Zone: Genitalien; Bedürfnis: Jungen wollen Sex mit Mädchen, Mädchen wollen Sex mit Jungen, Triebbefriedigung: Sexualität àStörungen der Psychosexuellen Entwicklung: zu viel oder zu wenig Triebbefriedigung während einer bestimmten psychosexuellen Entwicklungsstufe -­‐>Fixierung: Steckenbleiben auf einer Entwicklungsstufe; unregelmäßige oder erschwerte Triebbefriedigung während einer bestimmten psychosexuellen Entwicklungsstufe -­‐>Regression: Rückfall auf eine frühere Form der Triebbefriedigung; Fixierung und Regression sind zeitlich und situativ begrenzte Phänomene, äußern sich durch Verhaltensweisen zum Abbau von Triebspannung, die nicht dem Alter der Person entsprechen -­‐Störung der Bedürfnisbefriedigung während der oralen Phase: -­‐>oraler Charakter: starkes Bedürfnis nach Ein-­‐ und Aufnahme, zeigt Vorliebe für oral vermittelte Genüsse (Essen, trinken, rauchen, lutschen), hat höheres Suchtpotential für Drogen, ist sensationslustig, neu-­‐ und wissbegierig -­‐Zu viel Bedürfnisbefriedigung während der oralen Phase: -­‐>oral rezeptiver Charakter: abhängig, vertrauensselig, leichtgläubig, submissiv -­‐Zu wenig Bedürfnisbefriedigung während der oralen Phase: -­‐>oral aggressiver Charakter: ausbeuterisch, missgünstig, dominant, strebt nach materiellen Gewinn -­‐Störung der Bedürfnisbefriedigung während der analen Phase, z.B. zu frühe und strenge Sauberkeitserziehung: -­‐>anal retentiver Charakter: starkes Bedürfnis nach Kontrolle, ist sehr kontrolliert, stur, diszipliniert und geizig, bevorzugt Ordnung, Regeln und Struktur, zeigt zwanghafte Verhaltensweisen; z.B. zu späte und laxe Sauberkeitserziehung: -­‐>anal explosiver Charakter: Bedürfnis nach Selbstbestimmung, zeigt geringe Selbstkontrolle und ist verschwenderisch, ist unordentlich, undiszipliniert und impulsiv, verwehrt sich Regeln und rebelliert gegen Autoritäten -­‐Störung der Bedürfnisbefriedigung während der phallischen Phase, z.B. gestörte Identifikation der Jungen mit dem Vater -­‐>männlicher Phallischer Charakter: betont seine Männlichkeit und Potenz übermäßig, ist eitel und achtet auf seine Figur, strebt nach Macht und Anerkennung; z.B. gestörte Identifikation der Mädchen mit ihrer Mutter -­‐>weiblich phallischer Charakter: betont Weiblichkeit durch kokettes Auftreten und Kleiden, leugnet sexuelle Absichten, zeigt sich naiv, abhängig und unterwürfig -­‐Die Psychoanalyse: àTraumdeutung: im Schlaf sei die Kontrolle des Ichs über das Es ausgeschaltet -­‐
>Ausleben der Triebimpulse im Traumgeschehen; Träume geben Auskunft über verdrängte Wünsche und Konflikte, die symbolisch verschlüsselt seien; Traumtagebücher zum Festhalten manifester Trauminhalte, die vom ausgebildeten Psychoanalytiker gedeutet werden müssen (latente Trauminhalte); es existiert keine feststehender Symbolkatalog, Trauminhalte müssen vom Analytiker patientenspezifisch unter anderem auch durch weitere Methoden interpretiert werden àFreie Assoziation: der Patient lässt im entspannten Zustand seinen Gedanken zu bestimmten Inhalten unzensiert freien Lauf; auch hier muss die Bedeutung der Gedankengebilde erst durch den Psychoanalytiker interpretiert werden; oft identifiziert der Patient den Therapeuten mit wichtigen Bezugspersonen und überträgt Gefühle und Triebwünsche gegenüber diesen Personen; als Behandlungsmethode reagiert der Therapeut mit Gegenübertragung, indem er sich so verhält wie die entsprechende Person -­‐>Konflikte werden neu durchlebt und können so bewältigt werden -­‐Bewertung: àBeschreibung: Ordnung in die Komplexität des beobachteten und gemessenen Erlebens, Empfindens und Verhaltens bringen; (Einzelfälle) àErklärung: Ursachen für interindividuelle Unterschiede in der Persönlichkeit überzeugend darlegen; Genetische Ursachen und erfahrungsabhängige Faktoren, Theoretische Konzepte bieten gutes Erklärungsmodell für häufig beobachtetes Verhalten àVollständigkeit und Sparsamkeit: Vollständigkeit und Sparsamkeit in der Beschreibung und Erklärung interindividueller Persönlichkeitsunterschiede, Theorie bezieht sich auf normales als auch auf abnormaler Verhalten, sowie den Prozess der Persönlichkeitsentwicklung àBewertung: -­‐Prüfbarkeit und empirische Evidenz: heißt Operationalisierung der in der Theorie enthaltenen Konzepte und Ableitung von Hypothesen, welche empirisch geprüft und validiert werden können; -­‐Produktivität: Anregung neuer/alternativer Hypothesen; -­‐Praxiswert: praktische Anwendbarkeit Alfred Adlers Persönlichkeitskonzeption: Das dynamische Modell: àMinderwertigkeitsgefühl: Ausgangspunkt: körperliche Behinderungen -­‐
>Wunsch nach Kompensation -­‐>Spezialisierung einer anderen Funktion (Bsp. Blinde hören besser); „Eingebildete“ Minderwertigkeit aufgrund sozialer Konventionen; Minderwertigkeitsgefühle durch bewusste Hilflosigkeit und Unvollkommenheit von Geburt an (sämtliche Bezugspersonen, Eltern und ältere Geschwister, sind größer und fähiger); Wenn Personen eigene individuellen Minderwertigkeiten anerkennen und individuell kompensieren können -­‐>gesunde Entwicklung; wenn nicht -­‐>Minderwertigkeitskomplexe àVertikales Streben: Minderwertigkeitsgefühle -­‐>Streben, diese Minderwertigkeiten zu beseitigen (vertikales Streben): Geltungsstreben, Machtstreben, Leistungsstreben; Vertikales Streben; soziale Anerkennung erreichen, Geltung, Überlegenheit über andere gewinnen oder Macht auf andere auszuüben; vertikale Streben als Motor menschlichen Verhaltens; Adler hält diese Art der Kompensation des Minderwertigkeitsgefühls für sich allein als eine verfehlte Antwort auf die objektiv gegebene oder subjektive Minderwertigkeit; pathologische Kompensation: vertikales > horizontale Streben àHorizontales Streben: jeder Mensch besitze ein angeborenes Bedürfnis, ein Teil der Gemeinschaft zu sein und mit anderen zu kooperieren; ist diese Gefühl genügend entwickelt, so kommt der Mensch zur Erkenntnis, dass er seine gefühlte und auch objektiv bestehende Minderwertigkeit nur dadurch auf eine menschenwürdige Weise ausgleichen kann, dass er mit andern zusammenarbeitet und die Lebensaufgaben gemeinsam löst; Minderwertigkeitsgefühle können also auch durch Entwicklung und Sozialisation des Gemeinschaftsgefühls kompensiert werden; gesunde Kompensation: vertikales=horizontales Streben -­‐>ausgewogenes Maß zwischen Kooperation, Selbstbehauptung und Leistungsstreben -­‐Die Rolle der Eltern: Gemeinschaftsgefühl ist entscheiden zur Bewältigung von drei grundlegenden Anforderungen im Leben: Berufsleben, Freundschaft, sexuelle Partnerschaft; Eltern setzen erstes Rollenmodell zur Bewältigung dieser Anforderungen; ist dieses Rollenmodell unangepasst -­‐>Irritation der Kinder; Beispiel: zufriedene Mütter -­‐>vermitteln alle notwendigen sozialen Fertigkeiten; unzufriedene Mütter -­‐>setzen zu hohe Anforderungen an das Kind -­‐>Minderwertigkeitskomplexe -­‐Die Rolle der Geschwisterreihe: Die innerfamiliären Beziehungen ändern sich mit jedem neu hinzukommenden Kind und jedes Kind werde in Abhängigkeit von seiner Position in der Geschwisterreihe anders behandelt
-­‐Störungen der Entwicklung: Innerfamiliäre Erfahrungen und Erlebnisse, sowie deren individuelle Interpretation nehmen einen hohen Stellenwert bei der Entwicklung ein; Schädigende Faktoren: wahrnehmen und empfinden von Minderwertigkeit, Mangelhafte Kompensation der Minderwertigkeit, Vernachlässigung und Zurückweisung durch Bezugspersonen, Verhätschelung durch Bezugspersonen; -­‐>Begünstigung der Entwicklung eines neurotischen Charakters -­‐Der neurotische Charakter: vermag seine bewusste Minderwertigkeit nur inadäquat zu kompensieren; neigt zu Über-­‐ oder Unterbewertung der eigenen Person; ist oft angespannt und unsicher in Bezug auf die Anforderungen des Leben; vermeidet Situationen in der Versagen möglich ist; -­‐> es gibt nicht den neurotischen Charakter, sondern ganz individuelle Auffälligkeiten, die ganz individuell zu diagnostizieren und zu behandeln sind -­‐>dennoch Entwicklung eines Systems von Persönlichkeitstypen zur Unterscheidung von gesunden und ungesunden Individuen -­‐Persönlichkeitstypen: -­‐Diagnostik: Adlers Informationsquellen, die auch den Schwerpunkt seiner Behandlungssitzungen darstellen: früheste Kindheitserinnerungen; Stellung in der Geschwisterreihe; Psychische Störungen und körperliche Probleme in der Kindheit; Träume und Tagträume; Die Beschaffenheit des exogenen Faktors, der die Probleme hervorgerufen hat; -­‐>aufdecken des fehlerhaften Lebensstils und von unangepassten Überzeugungen zur Grundlage der Entwicklung eines sozial nützlichen und daher gesunden Lebensstils -­‐Bewertung: àBeschreibung: Theorie sehr anschaulich dargelegt (für Laien verständlich) und ermöglicht gute Beschreibung der Persönlichkeitsentwicklung; jedoch erlaubt die ideografische Perspektive kein umfassendes System zur Beschreibung interindividueller Persönlichkeitsunterschiede àErklärung: Theorie bietet ein Erklärungsmodell für menschliches Denken, Fühlen und Handeln; insgesamt ist sie jedoch nicht sonderlich differenziert ausgearbeitet zur Erklärung komplexer interindividueller Persönlichkeitsunterschiede àVollständigkeit und Sparsamkeit: Theorie bezieht sich auf normales als auch auf abnormales Verhalten, sowie auf den Prozess der Persönlichkeitsentwicklung; ist bezogen auf die Anzahl der Konzepte sehr sparsam, jedoch in Bezug auf die Erklärung der motivationalen Basis des Verhaltens zu sparsam àPrüfbarkeit und empirische Evidenz: Gemeinschafts-­‐ und Minderwertigkeitsgefühl, sowie Kooperation und Leistungsstreben sind operationalisierbar, andere Konzepte nicht ausreichen definiert àProduktivität und Praxiswert: hervorheben der Bedeutung des einzelnen Individuums und die Idee zweier grundlegender Motive zur Erklärung des Verhaltens -­‐>humanistische und motivationsbezogene Theoriebildung; Anregung weiterer Forschungsbemühungen und Theoriebildung; Gründung einer eigenen psychoanalytischen Schule mit weniger Einfluss; eigene Behandlungskonzepte mit wohl wirksamen Kurztherapien, theoretische Basis für die Entwicklung von Elterntrainings; Berücksichtigung eines auslösenden Stressors in der Behandlung psychischer Störungen Carl Jungs Persönlichkeitskonzeption: -­‐Das dynamische Modell: Libido= unspezifische allgemeine psychische Energie (Lebensenergie): entstehe aus gegensätzlichen Kräften in der Psyche, die in der Anzahl möglicher Konflikte unendlich sei; in einem psychischen Teilsystem zu investieren, kann nur auf Kosten eines anderen (gegensätzlichen) geschehen (Prinzip der Gleichwertigkeit); kann sich in alle Richtungen verteilen zur Energetisierung des Verhaltens, das auf die Erreichung von Harmonie zwischen den Strukturen der Psyche abzielt -­‐Das Strukturmodell: àPsychische Instanzen: Das Ich (bzw. Selbst): vereinigende Kraft im Zentrum des Bewusstseins, das die bewussten Gedanken und Gefühle in Bezug auf Verhalten, Erinnerungen und Erfahrungen enthält und die Libido entsprechend ausrichtet oder lenkt; Das individuelle Unbewusste: Speicher aller persönlichen Erfahrungen, die aus dem Bewusstsein gedrängt wurden oder nie bewusst waren; Das Kollektive Unbewusste: alle angeborenen Erfahrungen (als Archetypen gespeichert), die die Menschheit im Laufe ihrer Evolution gesammelt hat, von allen Menschen geteilt wird und das stereotype Erleben, Denken und Verhalten des Menschen beeinflussen àIndividuelle Komplexe: =Gefühle, Gedanken, Wahrnehmungen um einen erlebten Sachverhalt oder Ideen; verdrängte oder vergessene Komplexe können als „Affekt“ ins Bewusstsein treten und häufig unbewusst Gedanken, Motive und Handlungen beeinflussen; Komplexe seien mit Hilfe des Wortassoziationstests aufzudecken àDie Archetypen =sind universelle Urbilder oder Symbole im kollektiven Unbewussten: treten in allen Kulturen überall auf der Welt in Erscheinung; lösen kulturübergreifend Grundassoziationen und geistige Ideen aus àDie Archetypen: -­‐Persönlichkeitsentwicklung: sei ein kontinuierlicher Prozess über die gesamte Lebensspanne zur Integration der gegensätzlichen psychischen Kräfte; bewusste Ziele sind von besonderer Bedeutung im Entwicklungsprozess; Endpunkt menschlicher Entwicklung sei die „Selbst“-­‐Verwirklichung im Sinne der einzigartigen persönlichen Natur, die nicht von jedem erreicht werde; Selbstverwirklichung könne nur im mittleren bis hohen Alter erreicht werden, da ein hohes Maß an Lebenserfahrung erforderlich sei; alle Menschen gehen die Selbstverwirklichung auf unterschiedlichem Wege an, was sich in verschieden dominierenden Ich-­‐
Orientierungen und psychischen Grundfunktionen zeige „Die Persönlichkeit als eine völlige Verwirklichung der Ganzheit unseres Wesens ist ein unerreichbares Ideal. Die Unerreichbarkeit ist aber nie ein Gegengrund gegen ein Ideal, denn Ideale sind nichts als Wegweiser und niemals Ziele.“ (Jung) -­‐Persönlichkeitstypen: àIch-­‐Orientierungen: Extraversion: Orientierung der Aufmerksamkeit nach außen zur objektiven Welt und Erfahrung. -­‐>Der Extravertierte ist aktiv, abenteuerlustig, kontaktfreudig, offenherzig und gesellig, passt sich schnell an neue Begebenheiten an und knüpft rasch neue Bindungen; Introversion: Orientierung der Aufmerksamkeit nach innen zur subjektiven Welt und Erfahrung; -­‐>Der Introvertierte ist zögerlich, vorsichtig, nachdenklich und schüchtern, am liebsten allein und eher reserviert im Knüpfen neuer Bindungen àPsychische Grundfunktionen: Denken: Bewertung von Sinneseindrücken und Verstehen der Realität nach Vernunft und Logik; Fühlen: Bewertung von Sinneseindrücken nach der Valenz und Erfassen der Realität über Emotionen; =Rationale Funktionen; Empfinden: bewusste Wahrnehmung und Erfassen der Realität über Erfahrungen; Intuition: unbewussten und unterschwellige Wahrnehmung der Realität; =>Irrationale Funktionen àTypologie: Kombination aus den zwei persönlichen Einstellungen und den vier psychischen Grundfunktionen ergeben acht Persönlichkeitstypen: -­‐Diagnostik: àTraumanalyse: zur Aufdeckung individueller und kollektiver Komplexe; Traumserienmethode: Bezug auf eine Serie von Träumen, um bestimmte sich wiederholende Traumthemen oder Traumbilder ausfindig zu machen; Vergleiche des Traumelements mit Symbolen aus Mythen, Geschichte, Völkerkunde und Religionswissenschaften (Archetypen); Amplifizierung: freie Assoziation zu einem Traumelement durch Testperson; Therapeut lässt bestimmte Archetypen einfließen; Aktive Imagination: Konzentration auf ein Traumbild durch die Testperson und Beobachtung, was mit dem Bild passiert, dabei Rückmeldung àWortassoziationstest: zur Aufdeckung individueller Komplexe; Techniken zur Aufdeckung von Komplexen: Art der Reaktion: verlängerte Reaktionszeiten(>2 sec.), kein Einfall, verstärkte Atmung, erhöhte Hautleitfähigkeit, Stottern, Reaktionen mit mehreren Wörtern; Art des Inhaltes: Wiederholungen, Erinnerungsfehler; Interpretation des Inhalt durch den Therapeuten -­‐Bewertung: àBeschreibung: sehr nützliche Typologie zur Beschreibung von Persönlichkeitsunterschieden; Beschreibung der Persönlichkeitsentwicklung bis ins hohe Alter, aber relativ wenig detaillierte Angaben zu den jungen Jahren, ein Großteil der Konzepte (Kollektives Unbewusstes und Archetypen) ist recht mystisch àErklärung: Theorie bietet ein sehr komplexes Erklärungsmodell für menschliches Denken, Fühlen und Handeln, das auf Selbstverwirklichung abzielt; insgesamt ist sie jedoch zu unkonkret, z.B. in Bezug auf die Erklärung, warum eine bestimmte Ich-­‐
Orientierung und psychische Grundfunktion dominiere àVollständigkeit und Sparsamkeit: Theorie beinhaltet enormes Spektrum psychischer Phänomene, die oft jedoch sehr abstrakt/unkonkret abgehandelt wurden; ist definitiv nicht sparsam an Konzepten; àPrüfbarkeit und empirische Evidenz: viele Konzepte (Kollektives Unbewusstes und Archetypen) sind nicht präzise genug definiert und daher auch nicht operationalisierbar; andere Konzepte (Grundeinstellungen von Persönlichkeitstypen) sind sehr erfolgreich operationalisiert worden àProduktivität und Praxiswert: Jungs Ideen waren fachübergreifend einflussreich; schlägt Brücke zwischen westlichen und fernöstlichen Konzeptionen und Philosophien; Konzept der Selbstverwirklichung -­‐>humanistische Theorien; Persönliche Grundeinstellungen -­‐>Eigenschaftskonzeptionen; Gründung einer eigenen psychoanalytischen Schule mit weniger Einfluss; eher wenig Anregungen weiterer psychologischer Forschungsbemühungen; Nutzung des MBTI zur Berufseignungsdiagnostik; Entwicklung von Verfahren zur Diagnostik und Kurztherapien zur Behandlung von Komplexen -­‐Lerntheoretische (Sozial-­‐kognitive) Ansätze: Grundidee: Ausgangspunkt: Verhalten und Erleben ist das Ergebnis vorangegangener Lernerfahrungen und der gegebenen Situation, in der man sich befindet. -­‐>Erklärung der Kontinuität interindividueller Unterschiede über die Zeit durch individuelle „Gewohnheiten“ aufgrund interindividuell unterschiedlicher Lernprozesse und Lebenserfahrungen in ähnlichen Situationen und relativ konstanten individuellen Umwelten; -­‐>Um Verhalten und Erleben eines Individuums zu verstehen müssen frühere Erfahrungen in ähnlichen Situationen untersucht werden; -­‐>Diese Ansätze kommen ohne Konzepte wie Triebe, Komplexe, Motive oder Eigenschaften aus, Lernerfahrungen werden als einzige „Dispositionen“ betrachtet -­‐Ansatz von Julian B. Rotter -­‐Das Verhaltenspotential: ..ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein bestimmtes Verhalten in einer bestimmten Situation mit Aussicht auf eine positive Konsequenz gezeigt wird: Verhaltenspotential=f(Erwartung, Verstärkungswert) -­‐>Erwartung: subjektive Einschätzung, wie sich eine bestimmte Verhaltensoption auswirken wird; -­‐>Verstärkungswert: individuelle Präferenz bezüglich der verfügbaren möglichen Folgen einer bestimmten Verhaltensoption -­‐>basierend auf Erfahrungen in den gleichen/ähnlichen Situationen -­‐Julian B. Rotters Verhaltensgleichung: -­‐Kontrollüberzeugungen: ..entwickeln sich auf der Basis vorangegangener Lernerfahrungen, welche die subjektive Überzeugungen formen, dass Verstärkung eher durch äußere Einflüsse kontrolliert wird oder das eigene Verhalten die Verstärkung kontrolliert; interne Kontrollüberzeugung nimmt mit steigendem Alter zu und stabilisiert sich im mittleren Erwachsenenalter; Kontrollüberzeugungen sind relativ stabil über Zeit und Situationen; Internalisierer zeigen größeren akademischen und beruflichen Erfolg -­‐>Externalisierer sehen die Verstärkung des Handelns eher durch externe Faktoren determiniert; fühlen sich eher abhängig von anderen Menschen; sehen sich eher machtlos und hilflos in der Herbeiführung von Veränderungen -­‐>Internalisierer sehen die Verstärkung eher als Folge des eigenen Handelns; empfinden mehr Kontrolle über das eigene Leben; sehen mehr Möglichkeiten der Veränderungen in der eigenen Umwelt -­‐Die sozial-­‐kognitive Lerntheorie von Albert Bandura: -­‐Modelllernen: durch bewusste individuelle Lernprozesse werden wir zu der Person, die wir sind, was dann wiederum unser Verhalten erklärt; Modelllernen= Lernen durch Beobachten und Nachahmen anderer Menschen Modelllernen -­‐>Verstärkungs-­‐ und Motivationsprozesse: positive und negative Konsequenzen des Verhaltens als direkte Anreize; stellvertretende Anreize werden vom Modell erfahren und vom Beobachter registriert; Selbstgesetzte Anreize durch Erwartung und Bewertung der negativen und positiven Konsequenzen des Verhaltens (Selbstregulation) -­‐Kind lernt von sozialen Rollenmodellen wichtiger Bezugspersonen oder Vorbilder wichtige Standards, Ideale, Werte • Verhalten der Rollenmodelle und Lernprozesse sind wiederum abhängig von der situativen, sozialen und kulturellen Umwelt; • Rollenmodell und Lernprozesse können in Auseinandersetzung mit der Umwelt mehr oder weniger effektiv und konsistent sein • Lernen in Interaktion mit Rollenmodellen (Feedback), z.B. in der Identifikation erstrebenswerter Ziele (von der Fremd-­‐ zur Selbstregulation) àgroße interindividuelle Unterschiede in den Inhalten und der Komplexität von Lernerfahrungen àgroße interindividuelle Unterschiede in Erleben, Empfinden und Verhalten àPersönlichkeitsunterschiede -­‐Mit der Entwicklung vom Kind zum Erwachsenen entwickle sich zunehmen mehr Selbstregulation: Setzen und (Neu-­‐) Bewerten von eigenen Standards und Zielen -­‐Entscheidend hierfür sei Kompetenzerleben: Überzeugung, Situationen beeinflussen oder verändern zu können, um für sich selbst oder andere eine Verbesserung herbeizuführen -­‐ Persönliches Kompetenzerleben; -­‐ Stellvertretendes Kompetenzerleben durch Hilfe anderer; -­‐ Kollektives Kompetenzerleben mit Hilfe anderer -­‐In der Selbstregulation sei die Selbstwirksamkeitserwartung der wichtigste Faktor -­‐Die Selbstwirksamkeitserwartung: ..ist die Überzeugung aufgrund eigenen Fähigkeiten mittels bestimmter Handlungen ein bestimmtes wünschenswertes Ziel zu erreichen und beeinflusst... àob ein Aufgabe überhaupt in Angriff genommen wird, àwie viel Anstrengung in diese Aufgabe investiert wird und àwie hartnäckig man angesichts von Problemen oder ausbleibendem Erfolg bleibt -­‐Entwicklung der Selbstwirksamkeitserwartung durch: -­‐>eigene Erfahrungen -­‐>stellvertretende Erfahrungen -­‐>Fremdbewertung und Selbstbewertung -­‐>emotionale Zustände -­‐Der reziproke Determinismus: -­‐>das Individuum ist ein aktiv mit sich und seiner Umwelt auseinandersetzendes Wesen, das somit selbst Einfluss auf seine Motivation, seine Entwicklung, seine Umwelt und sein Verhalten hat -­‐>es ist durch drei Faktoren beeinflusst, wobei alle sich wechselseitig beeinflussen können: personenbezogene Faktoren (P); verhaltensbezogene Faktoren (V); umweltbezogene Faktoren (U) -­‐Personenbezogene Faktoren: beinhalten die Kognitionen und Emotionen, sowie biologische Variablen, die zu einem inneren Zustand beitragen und sich sowohl auf das Verhalten als auch auf die Umwelt auswirken -­‐Verhaltensbezogene Faktoren: können Kognitionen und Emotionen, sowie biologische Variablen und unsere Umwelt beeinflussen -­‐Umweltbezogene Faktoren (äußerer Zustand) können Kognitionen und Emotionen, sowie biologische Variablen und unser Verhalten beeinflussen -­‐Bewertung àBeschreibung: Ordnung in die Komplexität des beobachteten und gemessenen Erlebens, Empfindens und Verhaltens bringen: -­‐Lerntheoretische Ansätze erlaubten gute Beschreibung konkreten Verhaltens in spezifischen Situationen; kaum bis wenig Beschreibung innerer psychischer Prozesse, die zwischen Menschen variieren (z.B. Kontrollüberzeugungen) -­‐>bleibt weit hinter den psychodynamischen Ansätzen zurück; Banduras Ansatz eines reziproken Determinismus ist, was biologische und makrokontextuelle Faktoren angeht, zu unkonkret àErklärung: Ursachen für interindividuelle Unterschiede in der Persönlichkeit überzeugend darlegen: -­‐Lernprozesse bieten gutes Erklärungsmodell für beobachtetes Verhalten in bestimmten Situationen, jedoch weniger für situationsübergreifend konsistente Verhaltensmuster; Lerntheorien stellen die Bedeutung situativer Einflüsse und mikrokontextueller Umweltfaktoren sowie damit zusammenhängende Lernprozesse bei der Entwicklung der Persönlichkeit heraus, jedoch vernachlässigen sie biologische und makrokontextuelle Einflüsse; mangelnde Berücksichtigung individueller Persönlichkeitsmerkmalen, die unser Verhalten in unterschiedlichen Situationen beeinflussen, widerspricht empirischen Befunden àVollständigkeit und Sparsamkeit in der Beschreibung und Erklärung interindividueller Persönlichkeitsunterschiede: -­‐jeder Ansatz liefert lerntheoretische Erklärungen für Phänomene, die Psychodynamiker anders erklären würden; während die Ansätze auf sehr konkrete Prozessbeschreibungen abzielen, repräsentiert keine der hier vorgestellten lerntheoretischen Ansätze eine umfassende Theorie der Persönlichkeit und Persönlichkeitsentwicklung; Theorien sind bezogen auf die Anzahl der Erklärungsprinzipien menschlichen Verhaltens sehr sparsam, mit unter in Bezug auf die Erklärung komplexer menschlicher Lernprozesse und individueller Motivation zu sparsam àPrüfbarkeit und empirische Evidenz: heißt Operationalisierung der in der Theorie enthaltenen Konzepte und Ableitung von Hypothesen, welche empirisch geprüft und validiert werden können: -­‐Nahezu alle Konzepte und Prinzipien der lerntheoretischen Ansätze sind operationalisierbar und daher empirisch prüfbar; hohe empirische Validität der Konzepte und Prinzipien auf einer breiten Studienbasis; Konzepte für die Beschreibung und Erklärung komplexen menschlichen Verhalten oftmals nicht ausreichend (-­‐>Vollständigkeit) àProduktivität: Anregung neuer/alternativer Hypothesen àPraxiswert: Praktische Anwendbarkeit -­‐Lerntheorien hatten enormen Einfluss auf die Psychologie als empirische Wissenschaft; Anregung experimenteller Untersuchungen (im Labor) und immense empirische Forschungsarbeiten in der Psychologie; Anregungen weiterer Theorien, die situationale und Umweltfaktoren berücksichtigen; Ableitung verhaltenstherapeutischer Interventionen, die sich als besonders wirksam erwiesen haben -­‐Kognitive und interaktionistische Ansätze: -­‐George Kellys Theorie der persönlichen Konstrukte Grundidee: Ausgangspunkt: Bewusste Gedanken (mentale Repräsentationen) über uns selbst, andere Menschen und Situationen beeinflussen, wie wir wahrnehmen, empfinden, entscheiden und uns verhalten. Die Art wie wir die Welt sehen, macht uns zu dem Menschen, der wir sind. -­‐Erklärung der Kontinuität interindividueller Unterschiede über die Zeit durch individuelle stabile Sichtweisen aufgrund interindividuell unterschiedlicher Konstruktionen der Welt; um Verhalten und Erleben eines Individuums zu verstehen muss sein individueller Verständnis der Welt untersucht werden (ideografischer Ansatz); zwar spielen Umweltfaktoren und frühere Erfahrungen eine wichtige Rolle, doch stehen bewusste Kognitionen im Vordergrund, die das Potenzial zur Kreativität und „Freiheit“ der Veränderung im Verhalten haben -­‐Das Phänomenologische Menschenbild: es existiert keine objektive, absolute Wahrheit; Menschen konstruieren die Realität in ganz individueller Art und Weise; der Mensch als ein „Wissenschaftler“ entwickelt Theorien, testet Hypothesen und gewichtet Belege -­‐>er besitzt die Fähigkeit konstruktiv über die Welt nachzudenken; -­‐>er macht Vorhersagen und überprüft diese; der Mensch ist dadurch „determiniert“ aber auch „frei“ -­‐>Determiniertheit durch diese persönlichen Konstruktionen im Erleben und Verhalten, das nach Bestätigung strebt; -­‐>Freiheit, eine individuelle Bedeutung und Konstruktion der Realität zu erschaffen, bzw. jederzeit eine neuer Interpretation vorzunehmen; Menschen unterscheiden sich in dem Prozess der Realitätsaneignung -­‐>interindividuelle Unterschiede im Wahrnehmen, Empfinden, Erleben, Fühlen; der Mensch ist ein zukunftsorientiertes Wesen, das Ziele identifiziert und persönliche Sichtweisen (Konstruktionen) benutzt, um aktuelle Ereignisse zu interpretieren und in Bezug auf unser Verhalten Entscheidungen zu treffen; ausrichten von Denken, Fühlen und Handeln an diesen abstrakten „kognitiven“ Abbildungen, welche die Realität nur in bestimmten Aspekten widerspiegeln; der Mensch als „Wissenschaftler“ strebt nach Bestätigung und Ausdehnung seiner persönlichen Konstrukte; das persönliche Konstruktsystem ist nach Kelly identisch mit der Persönlichkeit, da es bestimmt, wie ein Mensch wahrnimmt, denkt, fühlt und sich verhält -­‐Persönliche Konstrukte: sind subjektive Abbildungen der physikalischen, sozialen, aber auch der inneren Welt, um die Welt zu klassifizieren und zu interpretieren; bestehen aus mindestens drei Elementen: zwei ähnliche Elemente, die sich von einem dritten unterscheiden; Funktionen: Reduktion der Vielfalt der inneren und äußeren Welt auf ein kognitiv zu verarbeitendes Maß -­‐>die Welt durch Schablonen sehen; Sicherheit und Kontrolle in der persönlichen Umwelt als Grundlage zur Antizipation erreichen -­‐>der Mensch als Wissenschaftler -­‐Die 11 Korollarien der Theorie der persönlichen Konstrukte: beschreiben, wie kognitive Prozesse uns die Erstellung, Nutzung und Veränderung persönlicher Konstrukte ermöglichen. (Hilfsätze Kelly) àKonstruktionskorollarium: „Wir konstruieren eine Bedeutung um die Ereignisse und benutzen diese anschließend, um die Situation zu verstehen und mit ihr umzugehen.“ ; aus einer Anzahl bereits gewonnener Erfahrungen über sich wiederholende Ereignisse resultieren kognitive Abbildungen; diese persönlichen Konstrukte helfen durch den Betraf von Ähnlichkeit zu einem Ereignis bei der Vorhersage dieses Ereignisses àIndividualitätskorollarium: „Alle Menschen interpretieren Ereignisse und Situationen auf ganz individuelle Art und Weise.“; aufgrund unterschiedlicher Erfahrungen, Perspektiven, Wege der Konstruktion; -­‐>individuelle ganz persönliche Kontruktsysteme; -­‐>interindividuelle Unterschiede in der Wahrnehmung und Antizipation von Ereignissen; àOrganisationskorollarium: „Jedes individuelle Konstruktsystem ist hierarchisch organisiert. Es gibt über-­‐ und untergeordnete Konstrukte, sowie zentrale und periphere Konstrukte.“; àDichotomiekorollarium: „Das Konstruktsystem einer Person besteht aus einer endlichen Anzahl bipolarer Konstrukte.“ àBereichskorollarium: „Ein Konstrukt ist nur für die Antizipation eines endlichen Bereichs von Ereignissen brauchbar.“; Konstrukte unterscheiden sich in der Reichweite der Anwendbarkeit; jedes Konstrukt habe einen begrenzten Anwendungsbereich und einen Schwerpunkt für ähnliche und gegensätzliche Ereignisse; die Breite hängt auch von der Hierarchieebene ab àWahlkorollarium: „Menschen wählen frei diejenige Alternative eines dichotomen Konzepts, von der sie annehmen, dass sie die größte Wahrscheinlichkeit dafür aufweist, das individuelle Konstruktsysteme zu bestätigen, zu konkretisieren oder auszuweiten.“; eine Person betrachtet zunächst alle verfügbaren Handlungsalternativen; wählt schließlich diejenige aus, die ihr als angemessen erscheint; -­‐>selbstregulierte Stabilität und Veränderung in unserer Persönlichkeit àErfahrungskorollarium: „Menschen können ihr Konstruktsystem vor dem Hintergrund neuer Erfahrungen prüfen, gegebenenfalls adaptieren oder gar ganz verändern.“; aufgrund eines kontinuierlichen Validierungsprozesses des persönlichen Konstruktsystems, kommt es -­‐ Bei Validierung zu einer Verfestigung -­‐ Bei neuern passenden Erfahrungen zu einer Konkretisierung und Ausweitung -­‐ Bei Invalidierung aufgrund inkongruenter Erfahrungen zu einer Veränderung des Konstruktsystems, die das System genauer und klarer macht -­‐>Veränderung in unserer Persönlichkeit aufgrund neuer Erfahrungen àModulationskorollarium: „Die Veränderbarkeit eines Konstruktes hängt von seiner Durchlässigkeit ab. Durchlässigen Konstrukten können neue Elemente hinzugefügt werden, während weniger durchlässige Konstrukte nur schwer verändert werden können.“; die Veränderung eines Konstruktsystems ist nur insofern möglich, als dass das veränderte Konstrukt in das Konstruktsystem integriert werden kann; Unterscheidung zwischen peripheren und Kernkonstrukten àFragmentierungskorollarium: „Im Verlauf der Ausdifferenzierung eines Konstruktsystems können Konstruktsubsysteme entstehen, die unvereinbar miteinander sind.“; Konflikte zwischen Konstrukten oder zwischen Erfahrungen, die nicht zu Kernkonstrukten passen -­‐> Spannungen und Bedrohungsgefühle -­‐>Angst, Aggression; Festhalten an invaliden Konstrukten -­‐>internalisierte und externalisierte psychische Störungen; Widersprüche innerhalb eines Konstruktsystems sind durch die Genauigkeit der herrschenden Konstrukte und der Bedeutung, welche die Konstrukte für die Person haben, zu einem gewissen Grad tolerierbar; -­‐>typische beobachtbare Inkonsistenzen im Verhalten àÄhnlichkeitskorollarium: „Menschen, die ein ähnliches Konstruktsystem haben, sind einander auch psychologisch ähnlich.“; Konvergenz im Antizipieren bildet die Grundlage für ähnliche Handlungen; nicht zwangsläufig erforderlich, aber hilfreich für soziale Interaktionen àSozialitätskorollarium: „Das Verständnis des Konstruksystems einer anderen Person ist erforderlich, um deren Verhalten vorherzusagen und befriedigende zwischenmenschliche Interaktionen aufbauen zu können.“; um andere Personen zu verstehen, ist es notwendig, ein Bild von ihnen zu haben und ihre Art, die Welt zu betrachten, zu kennen; ist essentiell für das Funktionieren einer Gesellschaft -­‐Persönlichkeitsentwicklung in der Theorie der persönlichen Konstrukte: Das Entwicklungsziel bestehe darin, das Wissen über die Welt zu maximieren, was durch die Weiterentwicklung des persönlichen Konstruktsystems erreicht werden kann; Woher kommt die Motivation dazu? Das Streben nach Wissen über die Lebensumwelt sei in der Natur des Menschen verankert; Wie entstehen interindividuelle Unterschiede? Die materielle und soziale Umwelt spiele eine wichtige Rolle bei der Entwicklung unseres Konstruktsystems, ist aber nicht deterministisch; bei der Geburt sind wir alle gleich; im Kindesalter erhält das Kind als Teil seiner Lernerfahrungen Rückmeldung von der Familie und anderen Menschen bezüglich der Effektivität seines Konstruktsystems; mit zunehmender Erfahrung werden unsere persönlichen Konstrukte effektiver; eine gesunde Entwicklung führt zur Ausprägung eines präzisen und ausgefeilten Systems persönlicher Konstrukte, das dem Individuum erlaubt, seine Umwelt flexibel zu sehen -­‐>das Individuum ist offen für neue Erfahrungen, kreativ und anpassungsfähig; eine gestörte Entwicklung führt zur Ausprägung eines unpräzisen und rigiden Systems persönlicher Konstrukte, das dem Individuum bei der Interpretation seiner Umwelt wenig Spielraum lässt -­‐>das Individuum ist unflexibel, wenig kreativ und wenig anpassungsfähig -­‐Diagnostik persönlicher Konstrukte: -­‐>Die Selbstcharakterisierung: Personen sollen in der ersten oder dritten Person verfasste Beschreibungen von sich selbst anfertigen; laut Kelly soll die Selbstcharakterisierung in der dritten Person weniger bedrohlich für die Person sein -­‐>der Role Construct Repertory Test -­‐klinische Anwendung der Theorie: die Aufgabe der Therapeuten besteht darin, den Klienten ihre ineffizienten Konstrukte zur Interpretation von Ereignissen/Situationen bewusst zu machen; dazu ist es wichtig, dass die Therapeuten sich ihres eigenen Konstruktsystems bewusst sowie offen und flexibel sind, um eine genaue Vorstellung von dem Konstruktsystem der Klienten zu bekommen und deren maladaptiven persönlichen Konstrukte zu identifizieren; auf den über die Selbstcharakterisierung und den Rep-­‐Test gewonnenen Daten entwickelt der Therapeut eine fiktive Rolle, die der Patient in und zu den einzelnen Therapiesitzungen einüben und spielen soll; Erleichterung, alter Konstrukte zu lockern bzw. zu modifizieren und neuer Konstrukte zu entwickeln -­‐Bewertung: àBeschreibung: sehr komplizierte Beschreibung der Theorie, die zu wenig präzise Aussagen über Auswahl, Verknüpfung und Gewichtung von Konstrukten macht; der Ansatz ist rein ideografisch und liefert ein klares System zur Erkundung und zum Verständnis der kognitiven Struktur eines Individuums; innovativer Test zur Erfassung und Beschreibung individueller Konstrukte, wobei nur verbale Konstrukte erfasst werden können; die Theorie liefert kein nomothetisches Beschreibungssystem zur Charakterisierung von Personen àErklärung: Theorie erlaubt die Ableitung eines individuellen kognitiven Bezugsrahmen, das erklärt, wie wir die Welt wahrnehmen, Einstellungen und Überzeugungen organisieren, emotionale Reaktionen hervorbringen und wie diese wiederum unser Verhalten beeinflussen; Vernachlässigung von intrinsischen komplexen Emotionen, Motiven und Bedürfnissen, sowie genetischer bzw. biologischer Faktoren individueller Unterschiede àVollständigkeit und Sparsamkeit: starke Fokussierung auf kognitive Schemata und Prozesse zur Erklärung des Verhaltens vernachlässigt andere potentiell veranlagte oder situationsbezogene Faktoren; Theorie ist bezogen auf die Anzahl der Konzepte (11 Hilfssätze) als zu sparsam zu bezeichnen àPrüfbarkeit und empirische Evidenz: Kelly war selbst kein Forscher und hat wenig empirische Belege zu seiner Theorie geliefert; aus der Theorie können jedoch sehr einfache Hypothesen abgeleitet werden, die einfach überprüft werden können; àProduktivität und Praxiswert: Kellys Fokussierung auf kognitive Prozesse hat andere Theoretiker in ihrer Theoriebildung und Forschung stark beeinflusst; Kellys Ideen finden sich in der heutigen Systemtheorie und der darauf aufbauenden Systemischen Psychotherapie wieder; Anwenden in der klinischen Psychologie bei der Erklärung von Denkstörungen in klinischen Störungsbildern -­‐Kognitive und interaktionistische Ansätze: Walter Mischels integrativer interaktionistischer Ansatz: -­‐Situationsstärke: Mischel unterscheidet zwischen starken und schwachen Situationen: Starke Situationen sind solche, in den Menschen aufgrund von Normen und Regeln sehr ähnliches Verhalten zeigen (z.B. Stehenbleiben an der roten Ampel) -­‐>Persönlichkeitsunterschiede spielen kaum eine Rolle; Schwache Situationen sind solche, die viel Handlungsspielraum erlauben (z.B. Vorlieben in der Freizeit) -­‐>Ausdruck von Persönlichkeitsunterschieden erlauben -­‐Verhaltenskonsistenz: 2 Typen: Typ-­‐1-­‐Konsistenz= stabile Unterschiede zwischen Individuen auf der Ebene von Personenvariablen; Typ-­‐2-­‐Konsistenz= stabile Unterschiede zwischen Individuen aufgrund der Beziehungen zwischen Personen und Situationen -­‐Quellen der Verhaltenskonsistenz: Personenvariablen: -­‐>Erwartungen: Situations-­‐Ergebnis-­‐Erwartungen: Annahmen, was in einer Situation passieren wird ohne eigenes Zutun; Handlungs-­‐Ergebnis-­‐Erwartungen: Annahmen, welche Konsequenzen eigenes Verhalten hat -­‐>Ereignisbewertung: Situations-­‐Ergebnis-­‐Bewertungen: Bewertungen von Ereignissen, die ohne Zutun eintreten; Handlungs-­‐Ergebnis-­‐Bewertungen: Bewertung von Folgen des eigenen Verhaltens =Abhängig von der Konsistenz in den Erwartungen und Bewertungen können sich Personen über Situationen mehr oder weniger gleich verhalten -­‐>Kompetenz und Fähigkeiten: es bestehen interindividuelle Differenzen in verschiedenen Kompetenzen und Fähigkeiten: Entwerfen von Handlungsplänen und –alternativen, Richtiges Einschätzen des Kontextes/der Situation, Kompetenzen für erfolgreiches handeln in einer Situation; es hängt vom Kompetenzprofil einer Person, wie konsistent sie sich über verschiedene Situationen verhält/verhalten kann -­‐>Kodierstrategien und persönliche Konstrukte: es bestehen interindividuelle Differenzen in Konzepten zur Interpretation eines Ereignisses bwz. einer Situation -­‐>Selbstregulation: besteht aus 3 Komponenten: Handlungsziele; Selbstverstärkung durch Erleben und Erfolg und Misserfolg; Selbstwirksamkeit durch eigenes Kompetenzerleben -­‐Wenn-­‐Dann-­‐Verhaltensschemata: sind Ergebnis eines Lernprozesses aus dem Zusammenwirken von Personenvariablen in bestimmten Situationen.; die Person lernt, dass mit bestimmten Verhaltensweisen in bestimmten Situationen bestimmte Ziele erreicht werden können; aufgrund der individuellen Lerngeschichte sind sie personen-­‐ und situationsspezifisch; sie sind intraindividuell stabil und können situationsabhängig stabile interindividuelle Unterschiede erklären -­‐Das CAPS-­‐Modell: (Mischel&Shoda): Modell des kognitiv-­‐affektiven Verarbeitungssystems, das zahlreiche mentale Repräsentationen: der eigenen Person; anderer Menschen, von Situationen, überdauernder Ziele, von Erwartungen, von Überzeugungen und Bewertungen, emotionaler Zustände, von Erinnerungen an andere Menschen und frühere Ereignisse beinhaltet. -­‐Bewertung àBeschreibung: Mischels Ansatz unterscheidet Situationen anhand ihrer Stärke und integriert Beschreibungen innerer psychischer Prozesse, Kompetenzen, sowie Person x Situations-­‐Interaktionen in sein Modell des Kognitiv-­‐Affektiven Verarbeitungssystems; Mischels Ansatz geht damit weit über klassische lerntheoretische und kognitive Ansätze hinaus, ist wahrlich integrativ; Modell bleibt aber in Bezug auf die Beschreibung interindividueller Persönlichkeitsunterschiede relativ unpräzise àErklärung: gutes Erklärungsmodell für konkret beobachtetes Verhalten in Abhängigkeit von Situationen, Personenvariablen und Person x Situations-­‐
Interaktionen; Mischels Ansatz stellt die Bedeutung des strukturellen Zusammenwirkens dieser Komponenten in Abhängigkeit von individuellen biologischen Faktoren und der kognitiv-­‐sozialen Lerngeschichte bei der Entstehung interindividueller Persönlichkeitsunterschiede heraus, wenngleich biologische und andere intrinsischen Dispositionen wenig Beachtung geschenkt wurden; stabile Unterschiede resultieren aus stabilen Personenvariablen und Wenn-­‐Dann-­‐
Verhaltensschemata àVollständigkeit und Sparsamkeit: Ansatz integriert lerntheoretische und kognitive Erklärung für Komplexität des beobachteten und gemessenen Erlebens, Empfinden und Verhaltens; Ansatz beschreibt konkrete Prozesse und strukturelle Wechsel-­‐ und Zusammenwirkungsbeziehungen in spezifischen Personenvariablen in Abhängigkeit von situativen Einflüssen; Ansatz vernachlässigt menschliche Bedürfnisse und Motive; Theorie ist bezogen auf die Anzahl der Erklärungsprinzipien menschlichen Verhalten als sparsam zu bezeichnen àPrüfbarkeit und empirische Evidenz: nahezu alle Konzepte und Prinzipien von Mischels sind operationalisierbar und daher empirisch prüfbar; zahlreiche empirische Belege für die Konzepte und die beschriebene Prozesse auf einer breiten Studienbasis; Hypothesen zur Annahme komplexer psychischer Prozesse nur mit großem Aufwand empirisch prüfbar àProduktivität und Praxiswert: Mischels Kritik an der Persönlichkeitsforschung hatte enormen Einfluss auf die Messung von Persönlichkeitsmerkmalen und die Person-­‐Situation-­‐Debatte; Anregungen interaktionistischer Theorien, die Personen-­‐ und Situationsvariablen sowie Person x Situations-­‐Interaktion in der Entwicklung der Persönlichkeit und interindividueller Unterschiede berücksichtigen; hervorheben der Wichtigkeit der Situation bei der Erklärung sowohl eines Zustandes als auch von Verhaltenskonsistenz Motivationale (humanistische) Ansätze: -­‐Die Bedürfnistheorie von Henry Murray: -­‐Weiterentwicklung von Freuds Modellen: Sigmund Freud: Es=der von Geburt an angelegte Sitz der Triebe (Sexual&Aggressionstrieb); Ich= entwickelt sich nach dem Es und ist die Exekutive, die zwischen Es, Über-­‐Ich und Umwelt vermittelt; Über-­‐Ich= der zuletzt entwickelte Sitz der internalisierten Gebote (Ideal-­‐Ich) und Verbote (Gewissen), welche von Bezugspersonen und der Kultur vermittelt werden àHenry Murray: Es= Sitz der Bedürfnisse, die sozialisierbar und veränderbar sind; Ich= ist die Instanz für Planung und Steuerung des Verhaltens, jedoch weniger abhängig von Es und Über-­‐Ich; Über-­‐Ich= der Sitz gesellschaftlicher Werte und Normen, welche von der Kultur aber vor allem von allen möglichen wichtigen Personen vermittelt werden können -­‐Ergänzung um den Aspekt des Ich-­‐Ideals: ist das idealisierte Bild der Persönlichkeit, die wir haben wollen; enthält wichtige Ziele der Person-­‐>langfristige Handlungspläne; entsteht im Laufe der Entwicklung in Auseinandersetzung mit realen und fiktiven historischen, literarischen oder mythologischen Vorbildern -­‐Bedürfnisse Primäre und sekundäre Bedürfnisse (needs) -­‐Primäre (viszerogene) Bedürfnisse: angeborene Bedürfnisse, die für das Überleben du die Erhaltung der Art unabdingbar sind (Schlaf, Nahrung..) -­‐>primär körperliche Befriedigung -­‐Sekundäre (psychogene) Bedürfnisse: aus den primären Bedürfnissen entwickelte Bedürfnisse im Laufe der Sozialisation (Unabhängigkeit, Ordnung, Macht..) -­‐>primär psychische Befriedigung -­‐Offene und verdeckte Bedürfnisse (needs) -­‐Offene Bedürfnisse: werden offen über das Verhalten in der sozialen Gemeinschaft ausgedrückt; z.B. Bedürfnis nach Nahrungs-­‐ und Flüssigkeitsaufnahme -­‐>Essen und Trinken -­‐Verdeckte Bedürfnisse: werden generell in der sozialen Gemeinschaft zurückgehalten, gehemmt, unterdrückt oder aufgeschoben, nicht konkret im Verhalten ausgedrückt, teilweise in Träumen und Fantasien ausgelebt (z.B. Bedürfnis nach Sexualität -­‐>verführerisches Kleiden, erotisches und sinnliches Verhalten, Flirten -­‐Fokale und diffuse Bedürfnisse (needs) -­‐Fokale Bedürfnisse: sind auf spezifische Umweltobjekte begrenzt; z.B. Bedürfnis nach sozialem Anschluss -­‐>freundliches, geselliges und aufgeschlossenes Verhalten anderen Menschen gegenüber -­‐Diffuse Bedürfnisse: sind auf fast jedes Umweltobjekt anwendbar; z.B. Bedürfnis nach Aggression -­‐>aggressives, feindseliges und kämpferisches Verhalten anderen Menschen und sächlichen Objekten gegenüber, sowie in einer Aktivität (Sport) Proaktive und reaktive Bedürfnisse (needs) -­‐Proaktive Bedürfnisse: sind weitgehend aus der Person selbst heraus determiniert; z.B. Bedürfnis nach Leistung und Erfolg -­‐>ehrgeiziges und fleißiges Verhalten -­‐Reaktive Bedürfnisse: sind weitgehend Ergebnis/Antwort/Reaktion auf Umwelteinflüsse; z.B. Bedürfnis nach Zurückweisung -­‐>abweisendes, reserviertes und distanziertes Verhalten der sozialen Umwelt gegenüber Bedürfnisse: Persönlichkeitspsychologische Bedeutung: Anlage -­‐> Viszerogene Bedürfnisse: physiologische Motive -­‐>interindividuelle Unterschiede in der Häufigkeit des Auftretens und Intensität Umwelt -­‐> Psychogene Bedürfnisse: Psychische Bedürfnisse -­‐>interindividuelle Unterschiede in der Häufigkeit des Auftretens und Intensität ð situative Bedingungen -­‐> Need x press interactions: konkrete Bedürfnisse in einer bestimmten Situation -­‐Situative Bedingungen (presses): Verhalten kann nur aus der Interaktion von Personenmerkmalen (needs) und Merkmalen der Situation (presses) erklärt werden (need x press interaction) α-­‐press: objektive Merkmale einer Situation, die eine Bedürfnisbefriedigung ermöglichen oder verhindern; z.B. Bedürfnis nach Machtausübung erfordert Anwesenheit anderer Personen β-­‐press: subjektive Wahrnehmung und Interpretation einer Situation durch die Person; z.B. Bedürfnis nach Sexualität in einer Partnerschaft, wo jeder der beiden erwartet von dem anderen verführt zu werden als Zeichen des Bedürfnisses -­‐Kriterien zur Bestimmung von Bedürfnissen: Ein Bedürfnis... ..führt zur selektiven Wahrnehmung von Reizen in der Umwelt und zu einer spezifischen Reaktion auf diese Reize. ..äußert sich in der Art und Weise des Verhaltens. ..kann aus dem Resultat von Verhalten abgeleitet werden. ..wird von bestimmten Emotionen begleitet. ..führt zu Befriedigung, wenn ein bestimmtes Resultat erreicht ist, oder zu einer Enttäuschung, wenn dies nicht der Fall ist -­‐Thematischer Apperzeptionstest (TAT): der Test besteht aus 30 Bildtafeln mit mehrdeutigen Zeichnungen; erzählen einer Geschichte zu jeder Tafel, wobei die Gliederung wie folgt vorgegeben ist: Wie ist es zur dargestellten Situation gekommen?; Was passiert gerade? Was denken und fühlen die Akteure?; Wie geht es weiter?; Registrierung der Nennungen von Bedürfnissen (needs) der Figuren und der Umweltbedingungen (presses), denen sie gegenüberstehen; Häufigkeit der Nennungen soll Auskunft über die Ausprägung bestimmter Bedürfnisse und die charakteristischen need x press Konstellationen der erzählenden Person selbst geben Bewertung: àBeschreibung: Murray entwickelte die dynamischen Aspekte der psychodynamischen Ansätze von Freud und Adler in seinem Ansatz weiter; Murray legte ein breites System zur Klassifizierung von Bedürfnissen vor, das eine differenzierte Beschreibung interindividueller Unterschiede erlaubt; es werden verschiedene Typen von Bedürfnissen differenziert, sowie objektive und subjektive situative Bedingungen unterschieden; starke Fokussierung auf Bedürfnisse vernachlässigt kognitive und emotionale Aspekte der Persönlichkeit àErklärung: gutes Erklärungsmodell für konkret beobachtetes Verhalten in Abhängigkeit von der Interaktion aus needs und presses; dabei sind bestimmte Bedürfnisse (primäre) wichtiger als andere (sekundäre); Berücksichtigung veranlagter und umweltbedingte Einflüsse auf interindividuelle Unterschiede; Reduktion der Persönlichkeit auf Bedürfnisse vernachlässigt kognitive Charakteristiken (Erwartungen) und emotionsregulatorische Mechanismen bei der Erklärung interindividueller Unterschiede in der Persönlichkeit und im Verhalten àVollständigkeit und Sparsamkeit: breites motivationales Beschreibungs-­‐ und Erklärungssystem, das in erster Linie auf menschliches Streben fokussiert, jedoch dadurch nicht die Gesamtheit menschlicher Funktionalität berücksichtigt; Theorie ist bezogen auf die Anzahl der Beschreibungskonzepte und Erklärungsprinzipien menschlichen Verhaltens als sparsam zu bezeichnen, jedoch fehlen konkrete Beschreibungen, wie sich einzelne Bedürfnisse in Auseinandersetzung mit der Umwelt entwickeln àPrüfbarkeit und empirische Evidenz: nahezu alle Konzepte von Murrays Ansatz sind operationalisierbar und daher empirisch prüfbar; zahlreiche Operationalisierungen von Bedürfnissen und Motiven in der Tradition von Murray; Testtheoretische Gütekriterien (Objektivität, Reliabilität und Validität) vor allem des TAT sind jedoch als äußerst kritisch einzustufen àProduktivität und Praxiswert: Murray hatte schon vor Mischel personen-­‐ und situationsbezogene Variablen bei der Erklärung des Verhaltens berücksichtigt, jedoch dahingehend weniger Einfluss ausgeübt; Beeinflussung weiterer motivationsbezogener Theorieentwicklungen; Anregungen zur Entwicklung weiterer projektiver Testverfahren mit besserer psychometrischer Qualität -­‐Motivationale (humanistische) Ansätze: Das Konzept der Selbstverwirklichung von A. Maslow -­‐Grundidee: Das phänomenologische Menschenbild: Annahme: es gibt keine objektive Welt, nur das rein subjektive Erleben des Individuums; die Einzigartigkeit eines Individuums ergibt sich aus seiner subjektiven Wahrnehmung der Realität und der individuellen Deutungen seiner Erfahrungen; -­‐>Menschen, deren Entwicklungsstände und Ziele, können nur vor dem Hintergrund ihres individuellen Selbst-­‐ und Weltverständnisses verstanden werden Das humanistische Menschenbild: Annahme: jeder Mensch ist zu einer lebenslangen Weiterentwicklung und Ausdifferenzierung seiner Persönlichkeit fähig und motiviert; dabei sind die höchsten Ziele Autonomie, Sinnfindung und Selbstverwirklichung; der Mensch ist von Natur aus gesund und besitzt Selbstheilungskräfte; -­‐>Der Mensch ist anpassungsfähig und kann aus eigener Kraft schwierige Lebensbedingungen meistern sowie Krankheiten und Störungen kompensieren -­‐Bedürfnisse: Defizitbedürfnisse (deficiency motives): ..resultieren aus einem Zustand des Mangels und zielen darauf ab, diesen zu beseitigen; -­‐Physiologische Bedürfnisse: Nahrung, Flüssigkeit, Sauerstoff, Schlaf, Sexualität -­‐Sicherheitsbedürfnisse: materieller Schutz, Ordnung und Berechenbarkeit der Umwelt -­‐Bedürfnis nach Anschluss: Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, Liebe, Intimität -­‐Bedürfnis nach Anerkennung: Achtung und Wertschätzung durch andere und sich selbst -­‐>unangenehme Gefühle (Angst, Traurigkeit..) als Ausdruck eines Mangelzustandes, der Ist-­‐Soll-­‐Diskrepanz (z.B. Hunger, Chaos, Einsamkeit) -­‐>Handlungsmotivation um einer angenehmen Zustand, das Ist-­‐Soll-­‐Gleichgewicht, wiederherzustellen (z.B. Sättigung, Ordnung, Gemeinschaft, Anerkennung) Wachstumsbedürfnisse (growth motives): ..entsprechen dem Streben nach Selbstverwirklichung, seine eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten auszuleben und Sinn im Leben zu finden -­‐>setzen eines ständig neuen Sollzustandes (z.B. guten Abschluss machen) -­‐>Handlungsmotivation um diesen Zustand zu erreichen Bedürfnispyramide: Bedürfnisse sind angeboren und folgen einer hierarchischen Ordnung; dabei müssen tendenziell zunächst niedrigere Bedürfnisse befriedigt werden, bevor übergeordnete Bedürfnisse zum Tragen kommen Persönlichkeitspsychologische Bedeutung: Bedürfnisse können ihrer Stärke interindividuell variieren; interindividuelle Unterschiede in der Bedürfnisstärke können interindividuelle Unterschiede im Verhalten erklären; Persönlichkeit kann anhand von zwei Größen beschrieben werden: 1. Profil der typischen Ausprägungen in den Bedürfnissen; Entwicklungsstand des Individuums in der Bedürfnispyramide -­‐Die Selbstverwirklichte Persönlichkeit 15 Anzeichen der Selbstverwirklichung nach Maslow (1970): Realitätsorientierung; Selbstakzeptanz; Spontanität-­‐Einfachheit-­‐Natürlichkeit; Problemorientierung; Selbstgenügsamkeit und Bedürfnis nach Privatheit; Autonomie; Offenheit für neue Erfahrungen; Fähigkeit zum intensiven Erleben; Gemeinschaftssinn; tiefe und harmonische persönliche Beziehungen, demokratische Grundhaltung; ethische Maßstäbe; Sinn für Humor; Kreativität und Originalität; Überwindung kultureller Einengung -­‐Psychische Störungen: ..entstehen aus dem fehlen der Befriedigung von Bedürfnissen; je niedriger die hierarchische Ebene, um so tiefgreifender die Störung; bei tiefgreifenden Störungen zum Beispiel beim Mangel an Sicherheit und sozialem Anschluss (-­‐
>Angststörungen) -­‐>langwierige psychoanalytische Therapie; bei weniger schweren Problemen, zum Beispiel beim Mangel an Anerkennung durch sich selbst (-­‐>depressive Verstimmung) -­‐>kürzere Behandlungsstrategien einschließlich Verhaltenstherapie; Maslow schätzte auch Gruppentherapieverfahren und Selbsterfahrungsgruppen zur Spiegelung des eigenen Wesens/Potenzials der Teilnehmer Bewertung: àBeschreibung: Maslows Ansatz legte ein relativ vereinfachtes System zur Klassifizierung von menschlichen Bedürfnissen vor, das eine Beschreibung interindividueller Unterschiede auf der Basis von grundlegenden und Wachstumsbedürfnissen erlaubt; interessante Beschreibungen, wie verschiedene Bedürfnisse im konkreten Verhalten zum Tragen kommen; starke Fokussierung auf die Beschreibung der selbstverwirklichten Persönlichkeit vernachlässigt die adäquate der allermeisten Menschen àErklärung: gutes Erklärungsmodell in Bezug auf den Stellenwert einzelner menschlicher Bedürfnisse als treibende Kraft hinter dem Verhalten; dabei werden diese Kräfte als grundlegen positiv gedeutet und nur inadäquate Umwelten führen zu einer pathologischen Entwicklung; kognitive Determinanten oder regulatorische Mechanismen des Verhaltens werden vernachlässigt àVollständigkeit und Sparsamkeit: hierarchisches motivationales Beschreibungs-­‐ und Erklärungssystem, das in erster Linie auf menschliches Wachstum fokussiert, jedoch dadurch die Gesamtheit menschlicher Funktionalität vernachlässigt (d.h. Kognitionen, Emotionen, Motivationen und Verhalten); Theorie ist bezogen auf die Anzahl der Beschreibungskonzepte (5 Bedürfnisarten) und Erklärungsprinzipien (Motivation) menschlichen Verhalten als zu sparsam zu bezeichnen àPrüfbarkeit und empirische Evidenz: viele Konzepte (deficit motives) in Maslows Ansatz sind operationalisierbar und daher empirisch prüfbar, andere jedoch nicht (Selbstverwirklichung); die tendenziell hierarchische Ordnung der Bedürfnispyramide ist weitgehend bestätigt; wenig eigene empirische Forschungsarbeiten, diese konzentrierten sich zu stark auf die Personen, denen Maslow, die Selbstverwirklichung zuschrieb (sehr spekulativ ohne objektive Testung) àProduktivität und Praxiswert: Maslow beeinflusste aktuelle Forschungsausrichtung in der Psychologie dahingehend, nicht nur auf trivale Hypothesen zu fokussieren, die sich experimentell leicht bestätigen lassen, sondern kreativ über die Entwicklung on Methoden zur Untersuchung von Problemen im realen Leben nachzudenken; Beeinflussung weiterer motivationsbezogener Theorieentwicklungen (Rogers); Maslows Bedürfnispyramide und humanistischer Ansatz hatte weitreichenden Einfluss über die Psychologie hinaus (Wirtschaft, Pädagogik, Soziologie, Philosophie) -­‐Motivationale (humanistische) Ansätze: Carl Rogers Konzeptionen des Selbst und der Selbstaktualisierung Grundidee: Phänomenologischer und humanistischer Rahmen von Rogers Menschenbild: die Natur des Menschen sei im Kern positiv, zielstrebig und konstruktiv in Richtung Differenzierung, Selbstverantwortlichkeit, Kooperation und Reife; die wichtigsten Determinanten des Verhaltens sind bewusste Wahrnehmungen und Gefühle in Verbindung mit sozialen Interaktionen Rogers entgegnet dem Vorwurf ein naiver Optimist zu sein wie folgt: „Ich habe kein euphorisches Bild von der menschlichen Natur. Ich weiß, dass Individuen aus Abwehr und innerer Angst sich unglaublich grausam, destruktiv, unreif, regressiv, asozial und schädlich verhalten können. Es ist dennoch einer der erfrischendsten und belebendsten Aspekte meiner Erfahrung, mit solchen Individuen zu arbeiten und die starken positiven Richtungsneigungen zu entdecken, die sich auf den tiefsten Ebenen bei ihnen wie bei uns allen finden.“ (Rogers, 1961) -­‐Aktualisierungstendenz: ..ist die angeborene Tendenz des Organismus (Physisches+Psychisches), seine Bedürfnisse zu befriedigen, seine Möglichkeiten in einer Weise zu entwickeln, um die Person zu erhalten und zu fördern -­‐>Wachstum, Autonomie, Komplexität des Organismus -­‐ein ständig ablaufender und autonomer angeborener organismischer Bewertungsprozess bemisst alle Erfahrungen, Erlebnisse und Verhaltensweisen des Menschen dahingehen, in welchem Ausmaß diese zur Aktualisierung beitragen ( -­‐>positive Gefühle) oder nicht (negative Gefühle) Gefühle signalisieren uns, welche Erfahrungen und Verhaltensweisen wir meiden oder anstreben sollen -­‐3. Die Selbstaktualisierung 3.1 Das Selbstkonzept: Selbstkonzept enthält alle Erfahrungen und Bewertungen, die sich auf die eigene Person beziehen („Wer bin ich?“), und beinhalten: (1)Vorstellungen über die eigenen Person; (2)das eigene Können und Funktionieren; (3) das subjektive Wissen der Beziehungen der Person zu anderen Personen und zur Außenwelt, sowie; (4) die Bewertung dieser Aspekte. -­‐Aktualisierungstendenzen, welche das Selbstkonzept betreffen, werden als Selbstaktualisierungstendenzen bezeichnet mit dem Ziel der Selbstverwirklichung -­‐>“voll funktionale Person“; wir neigen dazu, Dinge so wahrzunehmen und zu interpretieren, dass diese zu unserem Selbstkonzept passen (inneres Bezugssystem), die einzigartige subjektive Welt des Individuums; das Selbstkonzept resultiert nicht nur aus Selbstwahrnehmung und –bewertung sondern auch aus Fremdbewertung v.a. durch wichtige Bezugspersonen; der Mensch als soziales Wesen hat ein natürliches Bedürfnis nach Wertschätzung -­‐>Wirksamkeit der Fremdbewertung für das Selbstkonzept; -­‐>Unterscheidung zwischen Realselbst (wie ich bin) und Idealselbst (wie ich sein sollte) 3.2 Die Rolle der Fremdbewertung: unbedingte positive Wertschätzung (Akzeptanz wie man ist) -­‐>Selbstkonsistenz -­‐>Ausrichtung des Verhaltens zur Selbstaktualisierung bedingte positive Wertschätzung (Akzeptanz an Bedingungen geknüpft) -­‐>Selbstakzeptanz und Fremdbewertung widersprechen sich -­‐>Konflikt zwischen dem Bedürfnis nach Selbstaktualisierung und Wertschätzung durch andere -­‐>Selbstinkongruenz = Konflikt zwischen Realselbst und Idealselbst -­‐> Blockierung der Selbstaktualiserung Selbstinkongruenz: -­‐>bewusste Inkongruenz: Spannungen (verminderter Selbstwert) und innere Verwirrungen -­‐>Subzeption: Mechanismus, der den Organismus vor selbstwertbedrohlichen Erfahrungen warnt -­‐>Abwehrmechanismen: Verzerrung=Adaptation der Erfahrung zur Übereinstimmung mit dem Selbstkonzept -­‐>verzerrte (In-­‐)Kongruenz: z.B. Magersucht, Narzissmus Verleugnung= Verhinderung des Zugangs der Erfahrung ins Bewusstsein -­‐>unbewusste Inkongruenz: Ängste, Depression, etc. 3.3 Die Rolle der Eltern 3.4 Die Rolle der Schule: -­‐> Traditioneller Unterricht (Themenvorgabe und Leistungsbenotung): bedingte positive Wertschätzung; Konflikt zwischen dem Bedürfnis nach Selbstaktualisierung und Wertschätzung durch andere; Blockierung der Entwicklung des Selbstvertrauens und der Eigenverantwortung, Ersticken der Kreativität; Minimierung der Chancen auf Selbstaktualisierung -­‐> Schülerzentrierter Unterricht (keine inhaltliche Themenvorgabe, kein Wettbewerb und keine Bewertungsprozesse): Entwicklung des Selbstvertrauen und der Eigenverantwortung, Ausleben der Interessen und Kreativität; Maximierung der Chancen auf Selbstaktualisierung 3.5 Persönlichkeitspsychologische Bedeutung: Allgemeinpsychologisch: Die Natur des Menschen ist positiv und die treibende Kraft (Selbst-­‐) Aktualisierungstendenzen zum Wachstum und zur Entfaltung des Selbst Persönlichkeitspsychologisch: interindividuelle Unterschiede im Selbstkonzept -­‐
>Denken, Empfinden und Verhalten -­‐Selbstaktualisierung und Persönlichkeitsentwicklung: Persönlichkeitsentwicklung sei ein lebenslanger Prozess und persönliches Wachstum könne in jedem Alter stattfinden; Selbstaktualisierung ist treibende Kraft im Persönlichkeitsentwicklungsprozess; der Endpunkt der Persönlichkeitsentwicklung, was selten erreicht werde: „voll funktionale Person“ -­‐Selbstkongruenz= Harmonie zwischen Realselbst und Idealselbst -­‐Nutzung der bedingungslosen positiven Wertschätzung durch andere als Gradmesser und Wegweiser zur Selbstverwirklichung Hauptcharakteristika einer voll funktionalen Person: Offenheit für (auch widersprüchliche) Erfahrungen (Gefühle, Einstellungen, Erinnerungen); existenzielles Lebensgefühl (Leben im Augenblick mit einem Maximum an Anpassungsfähigkeit) -­‐
>spontan, flexibel, tolerant; wachsendes Vertrauen zum eigenen Organismus (Einsicht, dass Organismus ein angemessenes Instrument ist, dasjenige Verhalten hervorzubringen, das in der jeweiligen Situation angemessen ist); subjektive Freiheit; Kreativität -­‐Die Klientenzentrierte Psychotherapie: Bereitstellung eines psychologisch sicheren und bestärkenden Umfeldes -­‐>Klienten können sich besser so akzeptieren, wie sie sind -­‐>Verringerung der Diskrepanz zwischen realem und idealem Selbst -­‐>Reinterpretation des Selbstkonzepts und Reintegration in das organismische Selbst -­‐>Verringerung psychischer Symptome Bewertung: àBeschreibung: Bedingungen der Wertschätzung und der Vergleich des aktuellen und idealen Selbst (Q-­‐Sort Technik) sind sehr sinnvoll zur Beschreibung der individuellen Selbstsicht; Konzentration auf bewusste Erfahrungen, unterbewusste Prozesse werden vernachlässigt; wenngleich die „voll funktionale Person“ differenziert beschrieben wurde, legte Rogers insgesamt kein differenziertes System zur Beschreibung interindividueller Unterschiede vor àErklärung: gute Erklärung wie sich günstige und ungünstige Rahmenbedingungen in der Therapie, in der Schule, bei der Erziehung für Selbstachtung und –wertschätzung wirksam werden können; sehr optimistische Sichtweise auf die Natur des Menschen (Selbstaktualiserungstendenz), welche nur durch ungünstige Umwelteinflüsse (bedingte positive Wertschätzung) blockiert werde und zu interindividuellen Unterschieden in der Persönlichkeit führe; Vernachlässigung biologischer Ursachen interindividueller Differenzen àVollständigkeit und Sparsamkeit: starker Fokus auf die Psychopathologie und die „voll funktionale Person“ sowie auf die Entwicklung einer Interventionsmethode vernachlässigt normales Spektrum interindividueller Differenzen; sehr sparsame Theorie in ihren Konzepten, was in der Vielzahl zu erklärender Phänomene zu Ungenauigkeit führt àPrüfbarkeit und empirische Evidenz: manche Konzepte sind nur schwer, andere sind gut operationalisierbar àProduktivität und Praxiswert: Anregung beträchtlicher Forschungsbemühungen (Selbstwert, Selbstkonzept) in Bezug auf die Untersuchung positiver und negativer Entwicklungsbedingungen; Rogers lieferte Anregung für Erziehungs-­‐ und Schulkonzepte, sowie Elterntrainings; Entwicklung und Evaluation einer relativ erfolgreichen und theoretisch fundierten Klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie; therapeutische Rahmenbedingungen (Echtheit, aktives Zuhören) heute Grundlage jeder Therapeutenausbildung Eigenschaftsorientierte Ansätze Einführung und Begriffsbestimmung -­‐Persönlichkeit bezeichnet die Summe der auf menschliches Erleben, Empfinden und Verhalten bezogenen, relativ überdauernden und situationsübergreifenden individuellen Besonderheiten -­‐Eigenschaften bezeichnen physische und psychische Merkmale, anhand derer Individuen beschrieben und unterscheiden werden können (z.B. groß, intelligent, faul..) àPersönlichkeitseigenschaften bezeichnen alle auf menschliches Erleben, Empfinden und Verhalten bezogenen, relativ überdauernden und situationsübergreifenden individuellen Merkmalsausprägungen. Eigenschaften als Sammelbegriffe Funktionen: -­‐ Persönlichkeitseigenschaften sind nicht direkt beobachtbar (hypothetische Konstrukte), sondern werden aus der Häufigkeit und Intensität direkt beobachtbarer Verhaltensweisen geschlossen -­‐>Persönlichkeitseigenschaften als ökonomisches Beschreibungsinstrument für verschiedene Verhaltensweisen -­‐ Eigenschaftszuschreibungen unterstellen eine implizite Vorstellung von: interindividuellen Unterschieden in Merkmalsausprägungen; Stabilität der Merkmalsausprägung über verschiedene Zeitpunkte; Konsistenz der Merkmalsausprägung über verschiedene Situationen -­‐ Persönlichkeitseigenschaften erlauben Prognosen für die Wahrscheinlichkeit des Auftretens bestimmter Verhaltensweisen -­‐>Persönlichkeitseigenschaften als Instrument der Verhaltensvorhersage (werden häufig als Dispositionen für konsistente und stabile Verhaltensweisen betrachtet) -­‐Vorsicht vor der kausalen Interpretation eines Verhaltens aus Grund einer Persönlichkeitseigenschaft: Zirkelschluss hat keinen Erklärungswert! -­‐Wesenszüge (traits) vs. Zustände (states) -­‐>States beziehen sich (eher) auf situations-­‐ oder zeitabhängige Unterschiede im Verhalten, Erleben und Epmfinden -­‐>Traits beziehen sich (eher) auf situationskonsistente und kontinuierliche Unterschiede im Verhalten, Erleben und Empfinden -­‐Klassische Differenzierung: Persönlichkeitseigenschaften bezeichnen alle auf menschliches Erleben, Empfinden und Verhalten bezogenen, relativ überdauernden und situationsübergreifenden individuellen Merkmalsausprägungen -­‐Hierarchische Differenzierung: States beinhalten sowohl die Traitkomponente als auch zeitlich fluktuierende Einflüsse des Kontextes und der Situation sowie Trait x Situation-­‐
Interaktionen; die Erfassung einer Persönlichkeitseigenschaft sollte also über Situationen und Zeitpunkte hinweg erfolgen; sich wiederholende und in verschiedenen Situationen gleichsam auftretende Zustände lassen auf Persönlichkeitseigenschaften schließen; individuelle Zustände können demnach in ihrer Intensität und Qualität durch die Persönlichkeitseigenschaft eingegrenzt werden -­‐Typen, Dimensionen und Profile -­‐>Typen: Klassifikation von Personen in qualitativ verschiedene Beurteilungskategorien nach dem Vorliegen bestimmter Eigenschaftskombinationen; -­‐>Dimensionen: Anordnung von Personen auf der Basis quantitativ abgestufter Beschreibungskontinuums -­‐>Profile: Klassifikation von Individuen auf Grund ihrer Ausprägungen auf mehreren Beschreibungsdimensionen Eigenschaftsorientierte Ansätze -­‐Temperamentstheorien: Begriffsbestimmung: ebenso wie der Begriff „Persönlichkeit“ ist der Begriff „Temperament“ nicht eindeutig definiert; Temperament bezieht sich auf interindividuelle Unterschiede: ..imVerhaltensstil; ..inerblichen, früh in der Entwicklung auftretenden Persönlichkeitseigenschaften; ..in biologisch bedingten Merkmalen der emotions-­‐ und verhaltensbezogenen Reaktivität sowie in der autonomen Regulation psychophysiologischer Systeme Abgrenzungsversuche zwischen Persönlichkeit P und Temperament T: T ist das Ergebnis biologischer Evolution, P ist die Summe aus T und Charakter, welcher sich durch soziokulturelle Erfahrungen entwickelt; T ist die P des Kindes, das stabile und genetische Rohmaterial von P, aus dem sich durch Lern-­‐ und Umwelterfahrungen die komplexeren Persönlichkeitsmerkmale eines Erwachsenen entwickeln; T ist eine Teilaspekt von P, der sich auf stilistische und regulatorische Verhaltensmerkmale oder emotionale Reaktionsweisen bezieht Temperament kann also: -­‐ ein Teil der Persönlichkeit betrachtet werden; -­‐ der sich auf verhaltensstilistische und regulatorische Merkmale bezieht; -­‐ und eine genetische bzw. biologische Grundlage besitzt 2. Historische Wurzeln 2.1. Klassische Temperamentstypen Die Lehre der vier Körpersäfte von Hippokrates: Konstitution und die Gesundheit des Körpers hänge von der Mischung der vier Körpersäfte (Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle) ab àDie vier Temperamentstypen nach Galen: Je nach Dominanz einer der Säfte vier Temperamentstypen 2.2. Von Typen zu Dimensionen Wilhelm Wundt: arbeitete die antiken Temperamentstypen in zwei Dimensionen der Emotionalität und Veränderbarkeit (des Gemüts) um Melancholiker; Choleriker; Phlegmatiker; Sanguiniker
2.3. Pavlovs Temperamentsmodell
Ivan Pavlov entdeckte, dass die Toleranzschwelle eines Organismus gegenüber
unterschiedlichen Reizen beträchtlich schwankt; sah in den Eigenschaften des Nervensystems
und in den biochemischen Prozessen die biologische Grundlage der klassischen
Temperamentstypologie
-­‐ Stärke nervöser Erregung ->Choleriker („leicht reizbar“)
-­‐ Stärke nervöser Hemmung ->Melancholiker („stark hemmbar“)
-­‐ Gleichgewicht nervöser Prozesse ->Phlegmatiker („gleichmütig“)
-­‐ Mobilität nervöser Prozesse ->Sanguiniker („lebhaft“)
3.Neuere Temperamentsmodelle
3.1. Der psycho-pathologische Ansatz:
Alexander Thomas & Stella Chess: definierten T als das „Wie“ (den Stil) des Verhaltens;
leiteten aus Elterninterviews über klinisch relevante Verhaltensweisen ihrer Kinder neuen
Temperamentsdimensionen ab: Intensität und Häufigkeit motorischer Aktivität; Rhythmizität
biologischer Funktionen; Annäherung vs. Vermeidung neuer Reize; Flexibilität vs. Rigidität;
Sensitivität gegenüber Reizen; Reaktionsintensität; Stimmungslage; Ablenkbarkeit;
Aufmerksamkeitsspanne/Ausdauer; je nach Ausprägungsgrad lassen sich spezifische Profile
von mehr oder weniger schwierigen T-typen ableiten, z.B.
-­‐ „Einfach“ (sehr reguläre Rhythmizität, Annäherungsverhalten, Flexibilität, positive
Stimmungslage, geringe Reaktionsintensität)
-­‐ „Schwierig“ (irreguläre Rhythmizität, Vermeidungsverhalten, Rigidität, negative
Stimmungslage, hohe Reaktionsintensität)
-­‐ „Langsam auftauend“ (geringes Aktivitätsniveau, variable Rhythmizität, initiales
Vermeidungsverhalten, verlangsamte Anpassungsfähigkeit, eher negative
Stimmungslage, geringe Reaktionsintensität)
Pathologische Entwicklung hänge aber von der Passung zwischen T des Kindes und den
Charakteristika des Erziehungsumfeldes ->Untersuchungseinheit ist Temperament-KontextBeziehung; Präventions- und Interventionsmaßnahmen versuchen eine den T-eigenschaften
des Kindes angemessene Erwartungshaltung der Eltern zu entwickeln
3.2. Der psycho-genetische Ansatz:
Arnold Buss & Robert Plomin: definierten T als solche Persönlichkeitseigenschaften, welche
eine hohe Erblichkeit aufweisen und früh in der Entwicklung auftreten; leiteten auf der
Grundlage von Zwillings-, Adoptions- und Familienstudien folgende
Temperamentsdimensionen ab: -Emotionalität (Erregbarkeit negativer Emotionen); -Aktivität
(Tempo, bevorzugtes Stimulationsniveau und Ausdauer des Verhaltens); -Soziabilität (Suche
nach Aufmerksamkeit und Zuwendung); später kamen folgende Dimensionen hinzu:
Schüchternheit (shyness) bzw. Ängstlichkeit (anxiety), oder auch Impulsivität (impulsivity);
T-Dimensionen würden sich in die traditionellen Persönlichkeitsdimensionen (z.B.
Extraversion) im Erwachsenenalter überführen lassen
3.3. Der psycho-physiologische Ansatz:
Jan Strelau: definiert T als genetisch, bzw. biologisch verankerte regulatorische und
stilistische Merkmale des Verhaltens; versteht Aktivität und Reaktivität als die regulative
Funktion des Temperaments; Reaktivität determiniere die sensorische Sensitivität, emotionale
Erregbarkeit, Intensität und Ausdauer des Verhaltens angesichts starker und anhaltender
Stimulation; Aktivität determiniere die Regulation der Stimulationszufuhr zur
Aufrechterhaltung bzw. zur Erlangung eines optimalen Aktivationsniveaus durch Reizsuche
oder Reizvermeidungsverhalten; zählt auch zeitliche Verlaufscharakteristika des Verhaltens
zum Temperament als Angemessenheit des Verhaltens in wechselnden Situationen
Mary K. Rothbart: definiert T als konstitutionell verankerte individuelle Unterschiede in der
organismischen Reaktivität und Verhaltensregulation, was sich in Emotionalität, Aktivität und
Achtsamkeit niederschlägt
3.4. Der integrative Ansatz:
Hans Eysenck: Integration des typologischen Temperamentsmodells in ein Modell mit zwei
Kerndimensionen der Persönlichkeit
Raymond Cattell: Integration des Temperamentsbegriffs in ein breites Modell der
Persönlichkeit: Temperament; Fähigkeiten; Motivation
Bewertung:
àBeschreibung: Temperament umfasst mehr oder weniger klar umgrenzte Teilbereiche der
Persönlichkeit (früh beobachtbare, stabile und genetisch verankerte stilistische un
regulatorische Merkmale des Verhaltens); Verschiedene T-ansätze erlauben relativ breite
Beschreibung interindividueller Unterschiede im Erleben, Empfinden und Verhalten auf der
Basis von Typologien und Dimensionen
àErklärung: Gute Erklärung für früh in der Entwicklung beobachtbare Unterschiede
zwischen Kleinkindern, Ähnlichkeiten in der Persönlichkeit zwischen Verwandten und
stabilen Unterschieden zwischen Individuen über die Lebensspanne hinweg; relativ
deterministische Sichtweise auf die Natur des Menschen, welche durch prägende
Umwelteinflüsse im Laufe der Entwicklung zu interindividuellen Unterschieden in der
Persönlichkeit führe
àVollständigkeit und Sparsamkeit: starker Fokus auf die biologisch determinierten Anteile
der Persönlichkeit lässt Temperamentstheorien als Persönlichkeitskonzeptionen als
unvollständig erscheinen; sparsame Beschreibungsmodelle und verhaltensbezogene
Erklärungen („das Wie des Verhaltens“) vernachlässigt motivationale Komponenten („das
Warum des Verhaltens“)
àPrüfbarkeit und empirische Evidenz: der unmittelbare Fokus auf gut beobachtbare
regulatorische und stilistische Merkmale des im Mittelpunkt stehenden Verhaltens macht die
Konzepte gut operationalisierbar;
àProduktivität und Praxiswert: Anregung beträchtlicher Forschungsbemühungen in Bezug
auf die Untersuchung interindividueller Temperamentsunterschiede; Anregung weiterer
Temperamentsmodelle und biologisch fundierter Persönlichkeitsmodelle, sowie mehr
integrativer Eigenschaftskonzeptionen; Temperamentsforschung ist Grundlagenforschung zur
Beschreibung und Erklärung interindividueller Unterschiede mit vergleichsweise weniger
praktischer Relevanz, jedoch Anwendbarkeit der Befunde aus physiologischen
Untersuchungen für klinische Interventionsstudien
-Die Eigenschaftstheorie von Gordon Allport
Grundidee: Versuch einer ganzheitlichen Theorie, welche die nomothetische und
ideografische Perspektiven auf die Persönlichkeit vereint:
-Nomothetisch: es existiert nur eine endliche Anzahl an allgemeinen
Persönlichkeitseigenschaften zur Beschreibung der Persönlichkeit und Klassifizierung von
Individuen; betont Gemeinsamkeiten in der menschlichen Persönlichkeit
-Ideografisch: jedes Individuum weist eine einzigartige Persönlichkeitsstruktur auf, welche
nur in Auseinandersetzung mit dem entsprechendem Individuum verstanden werden kann;
betont die Einzigartigkeit von Individuen
-Nomothetische Perspektive: als allgemeine Persönlichkeitseigenschaften, mit denen alle
Menschen charakterisiert und beschrieben wurden;
-Ideografische Perspektive: Individuellen Ausprägungen in diesen
Persönlichkeitseigenschaften bilden in ihrer Kombination die einzigartige Persönlichkeit eines
einzelnen Individuums
Lexikalischer Ansatz: Lexikalische Hypothese: alle bedeutsamen Begriffe zur Beschreibung
von Persönlichkeitsunterschieden sind in der Sprache enkodiert
-­‐ Annahme 1: je häufiger ein bestimmtes Wort zur Beschreibung der Persönlichkeit
verwendet wird, umso bedeutsamer ist die entsprechende Eigenschaft für die
Persönlichkeitsbeschreibung
-­‐ Annahme 2: Je mehr Wörter zur Beschreibung einer Persönlichkeitseigenschaft
herangezogen werden können, umso bedeutsamer ist die Eigenschaft für die
Persönlichkeitsbeschreibung;
-­‐ Annahme 3: Kultur- und sprachübergreifende Gültigkeit
Allport und Odbert identifizierten 17.953 persönlichkeitsbeschreibende Begriffe aus einem
Wörterbuch, die folgende Kategorien zugeordnet wurden: stabile
Persönlichkeitseigenschaften; temporäre Zustände; soziale Bewertungen; Rollen und eine;
Restkategorie und eine Kategorie metaphorischer Begriffe (z.B. Hasenfuß)
4. Persönlichkeitseigenschaften
4.1. Arten
- Kardinale P: dominieren die Persönlichkeit eines Individuums und üben sehr starken
Einfluss auf dessen Verhalten aus
- Zentrale P: die Persönlichkeitseigenschaften, welche die beste Beschreibung eines
Individuums liefern und zu einem gewissen Grad jede Person charakterisieren
- Sekundäre P: Präferenzen eines Individuums, welche das Verhalten des Individuums eher
nur in bestimmten Situationen und individuellen Erfahrungskontexten beeinflussen
4.2. Essenz
Persönlichkeitseigenschaften als Ursache für die konstanten Anteile des Verhaltens; P seien
neurophysiologisch verankert ->strukturelle Komponente; P seien die Ursache der
intraindividuellen Konsistenz und Stabilität im Verhalten ->dispositionelle Komponente; P
haben die Funktion, Reize aus der Umwelt hinsichtlich ihrer funktionellen Bedeutung für das
Individuum zu analysieren und zu klassifizieren, sowie darauf äquivalente Reaktionen zu
produzieren ->Prozesskomponente
Individuelle Persönlichkeit:
Individuellen Ausprägungen auf einzelnen Persönlichkeitseigenschaften sowie deren
individueller Zusammenwirken mache die einzigartige Persönlichkeit jeder einzelnen aus;
diese ist zu konstanter Weiterentwicklung und Veränderung fähig, um Lernerfahrungen zu
integrieren und sich an neue Gegebenheiten anpassen zu können
Persönlichkeitsentwicklung:
Persönlichkeit eines Menschen entwickelt sich in der Auseinandersetzung mit seinem
Lebensumfeld und durch die Gesamtheit aller Erfahrungen; dabei werden die
Wahrnehmungen und Erfahrungen durch die Persönlichkeitseigenschaften beeinflusst; auch
individuelle Umwelten werden zum Teil aktiv danach gewählt, dass sie zur individuellen
Persönlichkeit passen; zur Entwicklung der Individualität und Identität eines Menschen sei
das Selbstkonzept von entscheidender Wichtigkeit; durch die Erfahrung im Zuge der
Integration in Familie und Gesellschaft entwickelt sich die Selbstwahrnehmung und
Selbstwertschätzung
Bewertung:
àBeschreibung: Beschreibung interindividueller Persönlichkeitsunterschiede anhand einer
Liste von 4.504 Persönlichkeitseigenschaften; Persönlichkeitseigenschaften umfassen sowohl
strukturelle als auch prozessuale (Motivationen) Komponenten
àErklärung: Allport betrachtete sowohl biologische Faktoren als auch Lern- und individuelle
Umwelterfahrungen als Determinanten der individuellen Persönlichkeit; Einbeziehung von
Persönlichkeitsunterschieden und situativen Einflüssen zur Erklärung des Verhaltens
àVollständigkeit und Sparsamkeit: die auf lexikalischem Ansatz basierten 4.504
Persönlichkeitseigenschaften sind als ziemlich umfassend und vollständig zu betrachten;
jedoch ist diese Liste alles andere als sparsam und praktikabel; Einbeziehung des
Selbstkonzepts als zentralen Aspekt der Persönlichkeit; Integration der nomothetischen und
ideografischen Perspektiven
àPrüfbarkeit und empirische Evidenz: Allport et al. Nutzten den rationalen Ansatz zur
Erfassung von Persönlichkeitseigenschaften, welche Elemente zahlreicher heutiger
Messinstrumente darstellen; Allport et al. Unternahmen selbst wenig Bemühungen zur
empirischen Bestätigung der Persönlichkeitseigenschaften und entwickelten selbst keine
Messinstrumente zur Erfassung von Persönlichkeitseigenschaften
àProduktivität und Praxiswert: Anregung beträchtlicher Forschungsbemühungen in Bezug
auf die Untersuchung interindividueller Unterschiede in Persönlichkeitseigenschaften;
Anregung weiterer Temperamentsmodelle und biologisch fundierter Persönlichkeitsmodelle,
sowie mehr integrativer Eigenschaftskonzeptionen; Allports Eigenschaftstheorie und Arbeiten
zur Erfassung von Persönlichkeitseigenschaften legten den Grundstein für nahezu alle
modernen Persönlichkeitsmodelle und –theorien; die Liste aus 4.504 Eigenschaften hat jedoch
nur wenig praktischen Wert
-Erfassung von Persönlichkeitseigenschaften
Rationale Variablenreduktion: Zuordnung oder Zusammenfassung verschiedener
Eigenschaftswörter (Adjektive) oder Verhaltensweisen nach bestimmten Regeln
konzeptueller Ähnlichkeit: (1) Verhaltensweisen/Eigenschaftszuschreibungen besitzen
inhaltliche Ähnlichkeiten; (2) Verhaltensweisen haben dieselben Konsequenzen; (3)
Gemeinsame Prozesse sind an verschiedenen Verhaltensweisen beteiligt
Rationale Variablenreduktion: Probleme bei/Kritik an diesem Ansatz:
-Eigenschaftskonstrukte hängen stark vom Sprachverständnis du den Konstrukten des
Konstrukteurs ab; - eine Verhaltensweise kann indikativ für verschiedene Konstrukte sein
Der Act-Frequency-Approach (Prototypenansatz): Zuordnung oder Zusammenfassung
verschiedener Verhaltensweisen auf der Basis der Analyse von Handlungshäufigkeiten in
folgenden Schritten: (1) Zunächst werden Probanden gebeten, sich drei Personen aus ihrem
Bekanntenkreis vorzustellen, bei denen bestimmte Eigenschaften besonders ausgeprägt sind;
(2) Dann sollen die Probanden solche Verhaltensweisen aufschreiben, die von ihren
Bekannten schon einmal gezeigt worden sind und die jeweilige Eigenschaft besonders gut
charakterisieren; (3) Die Liste der so gesammelten Verhaltensweisen wird schließlich einer
anderen Stichprobe von Personen zur Beurteilung danach vorgelegt, wie prototypisch jede
Handlung für eine Eigenschaft ist
Der Act-Frequency-Approach (Prototypenansatz): Probleme bei/Kritik an diesem Ansatz:
Abhängigkeit von der Akkuratheit der retrospektiven Einschätzungen der Probanden; die
Häufigkeit von Verhaltensweisen verrät nichts über gemeinsame Prozesse und Konsequenzen
des Verhaltens; Aussagekraft der Ergebnisse hängt von der Repräsentativität der untersuchten
Stichprobe ab!
Explorative Faktorenanalyse: Ziele: Reduktion von Variablen auf Grund statistischer
Ähnlichkeit zwischen den Variablen; Beschreibung multivariater Merkmalszusammenhänge
auf Grund inhaltsähnlicher Variablen;
Explorative faktorenanalytische Modellklassen: Hauptkomponentenanalysen;
Hauptachsenanalysen
-Orthogonale Faktorenrotation bedeutet, dass die Faktoren unkorreliert bleiben
-Oblique Faktorenrotation bedeutet, dass die Faktoren miteinander korrelieren können
Analytische/Statistische Variablenreduktion: Zuordnung oder Zusammenfassung
verschiedenen Eigenschaften oder Verhaltensweisen auf der Basis statistischer Ähnlichkeiten:
Korrelationsanalyse; Faktorenanalyse
Analytische/Statistische Variablenreduktion: Probleme bei/Kritik an diesem Ansatz:
Annahme der (Un-)Abhängigkeit der Variablenklassen bzw. Variablendimensionen
beeinflusst die Konstruktbildung; die Bedeutung einer Klasse/Dimension muss aus den
Variablen geschlossen werden, welche die Klassen/Dimensionen definieren
->Repräsentativität der Indikatoren; Lineare Modellannahme ->nichtlineare Zusammenhänge
können nicht dargestellt werden; Objektivität bei der Bestimmung der Anzahl zu
extrahierender Faktoren und bei der Wahl der Rotationsmethode?; Aussagekraft
faktorenalytischer Ergebnisse hängt von der Repräsentativität der untersuchten Stichprobe
ab!; als Hypothesen-prüfendes Verfahren stark eingeschränkt!
Aufgaben der Persönlichkeitspsychologie:
1.Deskription: Beschreibung und Bestimmung der grundlegenden Einheiten, in denen sich
Personen unterscheiden. ->Strukturmodell der Persönlichkeit
2.Erklärung: Feststellung der kausalen Elemente, die diese Unterschiede hervorrufen.
->biologische Erklärungstheorie der Persönlichkeit
Das Strukturmodell der Persönlichkeit:
Grunddimensionen der Persönlichkeit: 1. Persönlichkeitstypen (Persönlichkeitsfaktoren); 2.
Eigenschaftsebene (Persönlichkeitseigenschaften); 3. Habituelle Verhaltensweisen
(Gewohnheiten); 4. Spezifische Verhaltensweisen
Neurotizismus; Extraversion; Introversion; Stabilität
Persönlichkeitseigenschaften, die Extraversion-Intraversion bilden: reizsuchend; gesellig;
lebhaft; sorglos; dominant; activ; bestimmt; ungestüm; kühn
Persönlichkeitseigenschaften, die Neurotizismus-Emotionale Stabilität bilden: angespannt;
ängstlich; irrational; niedergeschlagen; Schuldgefühle; schüchtern; launisch; niedriges
Selbstwertgefühl; emotional
Persönlichkeitseigenschaften, die Psychotizismus-Impulskontrolle bilden: impulsiv;
aggressiv; uneinfühlsam; gefühlskalt; kreativ; egozentrisch; hartherzig; unpersönlich;
antisozial
Herleitung und Messung: Ableitung der Dimensionen Neurotizismus und Hysteria-Dystymia
durch Verhaltensbeurteilungen von Psychiatern, Pflegern, Sozialarbeitern und
Familienangehörigen über 700 neurotische Soldaten anhand von 39 Eigenschaftsitems; die
zwei Faktoren wurden durch nachfolgende Arbeiten an gesunden Probanden und zusätzlichen
Testverfahren bestätigt; eine Faktorisierung von 15 Objektiven Tests an 93 gesunden und 105
nach psychiatrischen Urteil als neurotisch eingestuften Versuchsperonen ergab ein
Ladungsmuster mit zwei Faktoren; Integration von typologischen Temperamentsmodellen
und dimensionalen Modellen der Persönlichkeit
Biologische Persönlichkeitstheorien:
Ausgangspunkt: mehr als die Hälfte der Varianz in den Kerndimensionen der Persönlichkeit
ist auf genetische Einflüsse zurückzuführen; genetische Faktoren beeinflussen das Verhalten
nicht direkt, sondern vermittelt über neuroanatomische Strukturen und neurophysiologische
Mechanismen; Eysenck’s Erklärungstheorien als Bindeglied zwischen genetischen
Unterschieden und Persönlichkeitsunterschieden
Die biologische Basis von Extraversion-Introversion: das neuronale Substrat für Extraversion:
das aufsteigende retikuläre Aktivierungssystem (ARAS): ist ein anatomisch nur schwer
definierbares funktionelles System, welches von der retikulären Formation im Hirnstamm
ausgehend über diffuse aufsteigende Fasern in höher gelegenen Regionen des Gehirns zieht
und dabei auch den Kortex erreicht; seinen neuronalen Input erhält das ARAS unter anderem
aus dem Hirnstamm sowie durch Kollaterale (abzweigende Nervenfasern) aus den
verschiedenen Sinneskanälen; Regulation von Aufmerksamkeit, Wachheit und Aktivität
Eysencks „Arousal“- Theorie: genetisch bedingte Unterschiede ->kortikale Unterschiede in
der tonischen Aktivität bzw. der phasischen Aktivierbarkeit des ARAS (Arousal)
->interindividuelle Unterschiede in der „Erregbarkeit“ durch Stimulation aus der (sozialen)
Umwelt;
Hypoaktives, hyposensitives ARAS ->niedriges Erregungsniveau, das viel Stimulation
erfordert ->extravertierte Verhaltensweisen
Hyperaktives, hypersensitives ARAS ->hohes Erregungsniveau, das wenig Stimulation
erfordert ->introvertierte Verhaltensweisen
Das neuronale Substrat für Neurotizismus: das limbische System: ist ein Netzwerk von
subkortikalen und kortikalen Strukturen, das eine neuronale Basis für Emotionen sein soll;
dieses System bestehe aus: Mandelkerngebiet (welches bei der Nahrungssuche und- aufnahme
sowie aggressivem und defensivem Verhalten eine Rolle spielt); Septalgebiet (das für
sexuelle Aktivitäten von Bedeutung ist); Thalamo-zingulären Subsystem (welches dem
elterlichen Fürsorgeverhalten zugrunde liegt); kortikalen Gebieten
Eysencks „Aktivations“-Theorie: genetisch bedingte Unterschiede ->kortikale Unterschiede
in der neuronalen (Re-)Aktivität im limbischen System (LS) ->interindividuelle Unterschiede
in der „Aktivation“ durch (emotionale) Stimulation aus der Umwelt
Hypoaktives, hyposensitives LS ->niedrige Erregbarkeit durch emotionale Reize
->emotionale Stabilität
Hyperaktives, hypersensitives LS ->hohe Erregbarkeit durch emotionale Reize ->emotionale
Labilität
Die biologische Fundierung Psychotizismus ist in Eysencks Theorie kaum ausgearbeitet;
vereinzelte Befunde deuten darauf hin, dass Psychotizismus positiv mit einem chronisch
erhöhtem:
-Serotoninspiegel korreliert ist ->erhöhte Impulsivität;
-Testosteronspiegel korreliert ist ->niedrigere Aggressivitätsschwelle
Bewertung:
àBeschreibung: Eysenck definiert Persönlichkeit sehr breit und integriert verschiedene
Ansätze; Etablierung der Persönlichkeitsdimensionen Neurotizismus und Extraversion als
breite Eigenschaftskontinua, die mit spezifischeren Persönlichkeitseigenschaften und
Verhaltensgewohnheiten präzisiert werden können, um die Komplexität interindividueller
Persönlichkeitsunterschiede abbilden zu können; fragwürdig bleibt der empirische gehalt der
Dimension Psychotizismus als eine Art Restdimension sowie die Zuordnung von
Eigenschaften zu den einzelnen Persönlichkeitsdimensionen
àErklärung: Etablierung der Vorstellung einer biologischen Basis der Persönlichkeit und
eines naturwissenschaftlichen Ansatzes in der Persönlichkeitspsychologie: Gene->Anatomie
->Persönlichkeit
àVollständigkeit und Sparsamkeit: Persönlichkeitskonzeption ist vor dem Hintergrund des
breiten Persönlichkeitsverständnisses relativ vollständig; allerdings fokussierte Eysenck seine
Forschungsbemühungen sehr stark auf die drei postulierten Dimensionen der Persönlichkeit,
und was die theoretischen Überlegungen angeht, v.a. auf die Dimensionen ExtraversionIntroversion; aufgrund der Annahme einer hierarchischen Persönlichkeitsstruktur ist der
Ansatz auch recht sparsam
àPrüfbarkeit und empirische Evidenz: Eysenck entwickelte Messinstrumente auf der Basis
einer Kombination aus theoretischen Überlegungen und faktorenanalytischen Ableitungen >Erfassung von Persönlichkeitseigenschaften auf verschiedenen Hierarchieebenen;
Psychotizismusdimension als Restdimension ist jedoch relativ unreliabel; Modellstützende
Forschungsbefunde zum Einfluss von Extraversion und Neurotizismus auf Gewohnheiten und
spezifische Lebensbereiche; interkulturelle und altersunabhängige Etablierung der
Grunddimensionen der Persönlichkeit; aber: uneinheitliche empirische Befundlage zu
Eysenck’s biologischer Persönlichkeitstheorie
àProduktivität und Praxiswert: Anregung anderer biologischer Persönlichkeitstheorien,
sowie beträchtlicher Forschungsbemühungen in Bezug auf die Untersuchung der biologischen
Grundlage interindividueller Unterschiede in grundlegende Persönlichkeitseigenschaften;
praktikables Modell zur Messung und Beschreibung individueller
Persönlichkeitsausprägungen sowie eine zugrundeliegende Theorie, deren Erklärungswert
empirisch geprüft werden kann und bis heute auch wird; Eysenck war neben Cattell einer der
produktivsten Persönlichkeitspsychologen des vergangenen Jahrhunderts
Raymond Cattells Persönlichkeitsmodell und –theorie
Cattells Persönlichkeitsdefinition: Persönlichkeit bezeichnet die Charakteristika eines
Individuum (Eigenschaften, Rollen, Stimmungen und Zustände), die darüber entscheiden, wie
es sich in einer bestimmten Situation verhalten wird. Persönlichkeitseigenschaften sind relativ
stabile und zeitlich überdauernde Bestandteile der Persönlichkeit. Die einzigartige Natur der
Persönlichkeit eines Individuum resultiert aus der einzigartigen Konstellation seiner
Eigenschaftsausprägungen.
2. Cattells Persönlichkeitsverständnis
2.1. Persönlichkeitseigenschaften:
-­‐ Fähigkeitsbezogene Persönlichkeitseigenschaften bestimmen, wie gut man mit
einer gegebenen Situation zurechtkommt und in welchem Ausmaß man sein wie auch
immer ausgerichtetes Ziel erreicht
-­‐ Temperamentsbezogene Persönlichkeitseigenschaften bezeichnen unterschiedliche
Verhaltensstile und das Gefühlsleben bei der Verfolgung eines bestimmten Ziels
-­‐ Dynamische Persönlichkeitseigenschaften motivieren und energetisieren unser
Verhalten
2.2 Persönlichkeitszustände
-­‐ Rollen (roles): in unterschiedlichen Kontexten bzw. Situationen bekleiden Menschen
häufig unterschiedliche Rollen
-­‐ Zustände (states) im engeren Sinne: die Situation als solches, in der man sich gerade
befindet, z.B. wenn eine Situation die Erreicherung eines Ziels
->erleichtert->positive Befindlichkeit
->erschwert->negative Befindlichkeit
-­‐ Stimmungen (moods): emotionale Befindlichkeit, die sich aus einer Situation ergibt
oder schon gegeben ist
Cattells Spezifikationsgleichung des Verhaltens: Das Verhalten einer Person in einer
konkreten Situation ist eine Funktion ihrer Fähigkeitsausprägungen, ihrer
Temperamentseigenschaften, ihren Motivationen, ihrer spezifischen Rolle, der aktuellen
Befindlichkeit und den Stimmungen, sowie deren Bedeutsamkeit in der konkreten Situation
3.Typen von Persönlichkeitseigenschaften:
3.1. Konstitutionelle Persönlichkeitseigenschaften: Konstitutionelle
Persönlichkeitseigenschaften als genetisch determiniert vs. umweltbedingte
Persönlichkeitseigenschaften; Cattell etnwickelte ein statistisches Verfahren zur Auswertung
multipler Verwandtschaftsbeziehungen zur Bestimmung des Einflusses von Anlage und
Umwelt; Cattell legte die ersten verhaltensgenetischen Arbeiten zu
Persönlichkeitseigenschaften vor, welche aufzeigten, dass genetische Einflüsse etwa 50% der
Varianz aufklären können
3.2.Dynamische Persönlichkeitseigenschaften: =Motivationale Persönlichkeitseigenschaften
-­‐ Ergs oder Primärtriebe: angeborene Motive und Triebe, die Befriedigung verlangen
-­‐ Sentiments oder Werthaltungen: aus den Ergs entwickelte und durch erlertne soziale
und kulturelle Normen geprägte allgemeine Handlungsorientierungen, die auf eine
Befriedigung der aus den Ergs entstandenen Bedürfnisse ausgerichtet sind
-­‐ Einstellungen: verhaltensnähere innere Haltungen, die sich auf sich selbst, andere
Menschen und konkrete Sachverhalte sowie Situationen beziehen
3.3. Temperamentsbezogene Persönlichkeitseigenschaften: =Beschreibende
Persönlichkeitseigenschaften
-­‐ Oberflächeneigenschaften: einzelne oder bestimmte Gruppen von
Persönlichkeitsdeskriptoren, die in vielen Individuen über viele Situationen hinweg
zusammenhängend als „offenkundige“ Verhaltensweisen auftreten ->Korrelation
-­‐
zwischen einzelnen Persönlichkeitsdeskriptoren
Grundeigenschaften: Persönlichkeitseigenschaften als „Quelle“ des Zusammenhangs
verschiedener Oberflächeneigenschaften, die somit grundlegend die Unterschiede in
der temperamentsbezogenen Persönlichkeit zwischen Individuen erklären ->latente
Persönlichkeitsfaktoren zur Erklärung von Korrelationen zwischen
Oberflächeneigenschaften
-Cattell nutzt am liebsten die explorative FA, da er nicht theoriegeleitet, sondern deduktiv
vorgeht
-Cattell hat mit dem Kovariationswürfel verschiedene Korrelationsmöglichkeiten als
Grundlage für die Faktorenanalyse identifiziert
-Zur Untersuchung von States nutzte Cattell die P-Technik; dabei werden mehrere Merkmale
einer Person über viele Occasions hinweg verglichen. Es ergibt sich die Profilstabilität.
Außerdem kann die dynamische Interaktion von Merkmalen untersucht werden
Cattells Forschungsansatz:
1. Entdeckung einer Grundstruktur der Persönlichkeit auf der Basis faktorenanalytischer
Variablenreduktion ->2. Replikation dieser Grundstruktur der Persönlichkeit auf einer breiten
Datenbasis
-­‐>L-­‐Daten (life data): Daten über Personen in bestimmten Lebens-­‐ und Alltagssituationen -­‐>Q-­‐Daten (questionnaire): Selbsteinschätzungen -­‐>T-­‐Daten (tests): Objektive Tests, Experimente, Physiologische Messungen, etc. -­‐3 Datentypen: L = Life Daten -­‐ durch Fremdeinschätzung und Ergebnisdaten (z.B. Protokolle) -­‐ (+) beiläufig erhoben -­‐> authentisch -­‐ (+) große Datenmenge -­‐> stabil Q = Questionnaire Daten -­‐ durch Selbstbeschreibung mittels Fragebogen -­‐ (+) Zugänge zu Daten, die nur der Person zugänglich sind -­‐ (+) ökonomisch -­‐ (-­‐) Verfälschbarkeit & soziale Erwünschtheit T = Test Daten -­‐ Verhaltensmessung durch Tests (Leistung und Persönlichkeit) -­‐ (+) objektiv -­‐ (+) geringe Verfälschbarkeit Primär-­‐ und Sekundärfaktoren des 16 PF: Primärfaktor: Dominanz (L), Lebhaftigkeit (L), Perfektionismus (Q) Sekundärfaktor: Extraversion, Selbstkontrolle Bewertung: àBeschreibung: Cattell definiert Persönlichkeit sehr breit (Fähigkeiten, Temperament, Motivationen, Rollen, Zustände, Stimmungen); Etablierung eines hierarchischen Persönlichkeitsmodells mit Oberflächeneigenschaften und Grundeigenschaften, sowie einer Sekundärfaktorenstruktur -­‐>Beschreibung von Persönlichkeitsunterschieden auf der Basis eines breiten Eigenschaftssystems àErklärung: Komplexe Spezifizierungsgleichung des Verhaltens mit konzeptuellen Wert; Unterscheidung in konstitutionellen und umweltbedingte Eigenschaften, sowie zwischen Oberflächeneigenschaften und sogenannten „source traits“; theoretische Überlegungen zur Rolle der dynamischen Persönlichkeitseigenschaften weniger gut ausgearbeitet und empirische verfolgt àVollständigkeit und Sparsamkeit: Persönlichkeitskonzeption ist vor dem Hintergrund des breiten Persönlichkeitsverständnisses ziemlich vollständig; aufgrund der Annahme einer hierarchischen Persönlichkeitsstruktur ist der Ansatz sowohl vollständig als auch sparsam àPrüfbarkeit und empirische Evidenz: Cattell entwickelte Messinstrumente auf einer breiten empirischen Datenbasis (L-­‐, Q-­‐ und T-­‐Daten) und mit Hilfe faktorenanalytischen Ableitungen -­‐>Erfassung von Persönlichkeitseigenschaften auf verschiedenen Hierarchieebenen; mangelhafte Bestätigung auf der Basis von L-­‐ und Q-­‐Daten abgeleiteten Primärfaktorenstruktur mit der T-­‐Datenquelle; Identifizierung von fünf über verschiedene Datenquellen relativ konsistenten Sekundärfaktoren -­‐>Big Five personality traits; Entwicklung zahlreicher statistischer Auswertungsmethoden; erste verhaltensgenetische Studienbeiträge zur Anlage-­‐Umwelt-­‐Debatte; Cattells Vorstellung der Persönlichkeit im weiten Sinne und des dynamischen Verstrebungsnetzwerks zur Erklärung menschlichen Verhaltens durch ihn selbst und in der Folge durch andere wenig Aufmerksamkeit geschenkt àProduktivität und Praxiswert: weitreichende und überzeugender Einfluss auf die Vorstellung einer hierarchischen und dimensionalen Persönlichkeitsstruktur, sowie von Persönlichkeit im weiten Sinne; Anregung weiterer Eigenschaftstheorien auf der Grundlage eines beschreibenden hierarchischen Persönlichkeitsmodells; praktikables Modell zur Messung und Beschreibung individueller Persönlichkeitsausprägungen; Entwicklung verschiedener Methoden und statistischer Auswertungsverfahren; Cattell war neben Eysenck einer der produktivsten Persönlichkeitspsychologen des vergangenen Jahrhunderts Die Big Five und das Fünf-­‐Faktoren-­‐Modell Persönlichkeitsdomänen: Neurotizismus; Verträglichkeit; Gewissenhaftigkeit; Offenheit, Extraversion 2. Beschreibung des Fünf-­‐Faktoren-­‐Modells 2.1. Neurotizismus: dieses Konstrukt spiegelt individuelle Unterschiede in der Emotionalität von Personen wider. Niedrige Neurotizismuswerte gehen dabei mit emotionaler Stabilität einher. Der Kern der Dimension liegt in der Art und Wiese, wie Emotionen, vor allem negative, erlebt werden. -­‐Personen mit hohen Werten (emotional Labile): sind leicht aus dem seelischen Gleichgewicht zu bringen; berichten häufiger, negative Gefühlszustände zu erleben, oder von diesen geradezu überwältigt zu werden; berichten über viele Sorgen und geben häufig an, erschüttert, betroffen, beschämt, unsicher, verlegen, nervös, ängstlich oder traurig zu reagieren; wird mehr Empathie zugeschrieben; -­‐Personen mit niedrige Werten (emotional Stabile): sind emotional gefestigt und lassen sich kaum aus der Ruhe bringen; beschreiben sich selbst als sehr ruhig, ausgeglichen, sorgenfrei, und geraten auch in Stresssituationen nicht zu leicht aus der Fassung 2.2. Extraversion (vs. Introversion) Diese Dimension beschreibt im Kern Aktivität und zwischenmenschliches Verhalten -­‐Personen mit hohen Werten (Extravertierte): beschreiben sich als gesellig, selbstsicher, gesprächig, heiter, freundlich und optimistisch; sind aktiv, energisch, durchsetzungsfähig und tatkräftig; mögen die Gesellschaft von Menschen, sie fühlen sich in Gruppen und auf gesellschaftlichen Versammlungen besonders wohl; sie lieben Aufregungen -­‐Personen mit niedrigen Werten (Introvertierte): sind zurückhaltend, konzentriert, gerne allein und gesellschaftlich unabhängig; bekommen ihre Energie von innen heraus mit gleichbleibendem Arbeitsstil; denken ausgiebig über Dinge nach bevor sie handeln und sind reich an Ideen; bevorzugen Arbeit in kleinen Gruppen gegenüber Arbeit in großen Gruppen 2.3. Offenheit für Erfahrungen Mit dieser Eigenschaft wird das Interesse, der Wert und das Ausmaß der Beschäftigung mit neuen Erfahrungen, Erlebnissen und Eindrücken zum Ausdruck gebracht -­‐Personen mit hohen Offenheitswerten: sind an vielen persönlichen und öffentlichen Vorgängen interessiert; beschreiben sich als wissbegierig, intellektuell, phantasievoll, neugierig, experimentierfreudig und künstlerisch interessiert; sind eher bereit, bestehende Normen kritisch zu hinterfragen und auf neuartige soziale, ethische und politische Wertvorstellungen einzugehen; haben ein reges Phantasieleben und erproben neue Handlungsweisen und bevorzugen Abwechslung -­‐Personen mit niedrigen Offenheitswerten: neigen demgegenüber eher zu konventionellem Verhalten und zu konservativen Einstellungen; ziehen Bekanntes und Bewährtes dem Neuen vor, neigen zu konkretem Denken 2.4. Verträglichkeit: diese Eigenschaftsdimension bezieht sich in erster Linie auf interpersonelles Verhalten -­‐Personen mit hohen Werten: sind altruistisch und sind bemüht, anderen zu helfen, und überzeugt, dass diese sich ebenso hilfsbereit verhalten werden; begegnen anderen mit Verständnis, Wohlwollen und Mitgefühl; neigen zu zwischenmenschlichem Vertrauen, zur Kooperation, zur Nachgiebigkeit, und sie haben ein starkes Harmoniebedürfnis -­‐Personen mit niedrigen Werten: beschrieben sich als antagonistisch, egozentrisch und misstrauisch gegenüber den Absichten anderer Menschen; verhalten sich eher kompetitiv als kooperativ; kämpfen für eigene Interessen; sind geprägt durch Feindseligkeit und Skepsis anderen gegenüber 2.5. Gewissenhaftigkeit: diese Dimension beschreibt das Ausmaß organisierten Verhalten und sorgfältigen Handelns, sowie das Bedürfnis nach Strukturiertheit und Ordnung des Alltags und Lebens -­‐Personen mit hohen Werten: handeln vorausplanend, effektiv, verantwortlich und überlegt; sind organisiert, diszipliniert, sorgfältig und erfolgsorientiert; haben ein hohes Maß an Kontrollbedürfnis; zeichnen sich durch Entschlossenheit in der Erreichung ihrer Ziele aus -­‐Personen mit niedrigen Werten: handeln unachtsam und eher unüberlegt; sind unsorgfältig, ungenau, leicht ablenkbar und machen eher Fehler; zeichnen sich durch ein hohes Maß an Unzuverlässigkeit aus; besitzen ein geringes Verantwortungsgefühl Messinstrumente zur Erfassung des Fünf-­‐Faktoren-­‐Modells: NEO-­‐FFI; NEO-­‐PI-­‐R; TDA; BIPOL; BFI Bewertung: ist das bis dato am besten gestützte und breiteste Modell zur Beschreibung interindividueller Unterschiede in der Persönlichkeit; breite Anwendung in Bezug auf Verhaltensvorhersage im verschiedenen Kontexten; ausgewogenes Maß an Ökonomie und Breite; Robustheit und Universalität über verschiedene Urteiler, Messinstrumente, Stichproben, Kulturen und Sprachen; Faktorenanalytische Faktorenlösungen sind datengeleitet und nicht theoriegestützt -­‐>Fünf-­‐Faktoren-­‐Modell hat keinen Erklärungsgehalt -­‐Die Big Five als Rahmenmodell... ..einer breiten jedoch nicht erschöpfenden Beschreibung interindividueller Persönlichkeitsunterschiede (Persönlichkeitseigenschaften im engeren Sinne) ..der empirischen Erforschung der Ursachen interindividueller Persönlichkeitsunterschiede (z.B. Anlage vs. Umwelt) und Persönlichkeitsentwicklung (z.B. Stabilität und Veränderung) ..weiterführender Theoriebildung (z.B. Fünf-­‐Faktoren-­‐Theorie) -­‐Anlage und Umwelt Womit beschäftigt sich die Verhaltensgenetik? Genetische Einflüsse auf Verhalten Menschen sind zu über 99.9% genetisch identisch. Warum unterscheiden sich Individuen, die genetisch nahezu identisch sind, wie der Mensch, in ihren psychologischen Merkmalen voneinander? Die Verhaltensgenetik fokussiert auf die Gene bzw. Abschnitte auf der DNS, die zwischen Menschen unterschiedlich sein können.; die Desoxyribonukleinsäure (DNS) beinhaltet etwa drei Milliarden Basenpaare (Bausteine des Lebens).; eine genetische Unterschiedlichkeit von 0,1% bedeutet, dass sich Menschen immer noch in etwa zwei bis drei Millionen Basenpaaren unterscheiden können. -­‐>große genetische Variabilität zwischen Menschen -­‐Welche Gene beeinflussen die Ausprägung von bestimmten Verhaltensmerkmalen? -­‐>Molekulare Verhaltensgenetik: Identifikation von Genen, die zu Merkmalsausprägungen beeinflussen -­‐In welchem Ausmaß spielen Gene und Umweltfaktoren für interindividuelle Unterschiede in psychologischen Merkmalen eine Rolle? -­‐>Quantitative Verhaltensgenetik: Erblichkeitsschätzungen und tatsächliche Umwelteffekte -­‐Welche biologischen Pfade verbinden Gene und Verhalten? -­‐>Neurogenetik und Funktionelle Genomik: Gene-­‐>Proteine-­‐>Nervensystem/Skellete/Musekl-­‐>Verhalten -­‐Womit beschäftigt sich die Verhaltensgenetik? -­‐die fundamentale Aufgabe der Verhaltensgenetik ist es, das Ausmaß zu bestimmten, in dem Unterschiede im Genotyp verantwortlich sind für Unterschiede im Phänotyp zu einer bestimmten Zeit in einer bestimmten Population: Vp=Vg+Vu -­‐Die Varianz V ist die quadrierte durchschnittliche Abweichung vom Mittelwert der Population -­‐P=Phänotyp: äußere Erscheinung einer Person, die aus Genotyp und Umwelt resultiert/beobachtbare Ausprägung eines Merkmals -­‐G=Genotyp: Gesamtheit der den Phänotyp beeinflussenden genetischen Ausstattung eines Individuums/genetisch Beeinflussung der Ausprägung eines Merkmals. -­‐U=Umwelt: Gesamtheit aller den Phänotyp beeinflussenden Kontexteffekte Erblichkeit: Definition und Interpretation: Erblichkeit (h^2) ist ein Varianzverhältnis, beschreibt den Anteil genotypischer Varianz an der Gesamtvarianz (phänotypischen Varianz) h^2= Vg/Vp -­‐Die Erblichkeit ist somit ein statistischer Parameter für ein statistischer Parameter für ein Merkmal zur Beschreibung interindividueller Unterschiede in einer Population zu einem bestimmten Zeitpunkt -­‐Erblichkeit im engeren Sinne: Anteil additiver genetischer Varianz an der Gesamtvarianz -­‐Erblichkeit im weiten Sinne: Anteil additiver genetischer Varianz+nichtadditiver genetischer Varianz auf Grund von Dominanzabweichung innerhalb von Genloci+ Epistase an der Gesamtvarianz -­‐>Abhängigkeit von der betrachteten Stichprobe/Population -­‐>Abhängigkeit vom betrachteten Zeitpunkt/Alter -­‐>Erblichkeit bezieht nicht auf Mittelwertsunterschiede zwischen Gruppen -­‐>Erblichkeit hat keine Aussagekraft für den Einzelfall -­‐>Erblichkeit bedeutet nicht genetische Bedingtheit im Sinne der Evolution Fazit für die Bestimmung der Erblichkeit und Umwelteinflüsse: zur Schätzung genetischer und umweltbedingter Einflüsse auf interindividuelle Unterschiede in komplexen psychischen Merkmalen sind genetisch identische Individuen (eineiige Zwillinge) und nicht genetisch aber dennoch familial verwandte Individuen (Adoptionsverwandte) von großem Wert -­‐Verhaltensgenetische Designs: Adoptionsstudien; Studie gemeinsam aufgewachsener Zwillinge; Studie getrennt aufgewachsener Zwillinge; Familienstudie mit multiplen Verwandtschaftsbeziehungen Methoden der Verhaltensgenetik Das Adoptionsstudiendesign: Annahmen: Grundannahme: Merkmalsähnlichkeiten zwischen Adoptionsverwandten beruhen nicht auf genetischen Faktoren, sondern auf gemeinsamen Erfahrungen, da Adoptionsverwandte nicht genetisch verwandt sind -­‐Merkmalsähnlichkeiten von Adoptionsverwandten -­‐>geteilte Umwelteffekte -­‐Merkmalsähnlichkeiten von biologischen, durch Adoption getrennte Verwandte -­‐>genetische Einflüsse -­‐Adoptivfamilien sollten repräsentativ für Durchschnittsfamilien (Kernfamilien) sein, so dass man die Befunde auf Basis des Adoptionsstudiendesigns generalisieren kann; -­‐Das betrachtete Merkmal wird nicht durch prä-­‐, peri-­‐, und postnatale Umwelteffekte beeinflusst -­‐es sollte keine selektive Platzierung (Korrelation zwischen Adoptiveltern und biologischen Eltern hinsichtlich des betrachteten Merkmals) vorliegen -­‐keine Vorliegen selektiver Partnerwahl der Eltern und Umwelteinflüsse auf getrennt aufgewachsene biologische Verwandte sind nicht korreliert Das Zwillingsstudiendesign: Annahmen: Grundannahme: der Vergleich von Ähnlichkeiten eineiiger (monozygoter) und zweieiiger (dizygoter) gemeinsam aufgewachsener Zwillinge ermöglicht Rückschlüsse auf genetische Effekte; -­‐Merkmalsähnlichkeit von eineiigen Zwillingen -­‐>geteilte genetische Einflüsse und geteilte Umwelteffekte -­‐Merkmalsähnlichkeiten von zweieiigen Zwillingen -­‐>geteilte genetische Einflüsse und geteilte Umwelteffekte -­‐Zwillinge sollten repräsentativ für die Population, sprich für die Gesamtbevölkerung, sein -­‐Umwelteinflüsse sind für EZ und ZZ-­‐ Paare gleich -­‐Eltern von Zwillingen sollten in den betrachteten Merkmalen nicht korrelieren (Selektive Partnerwahl) -­‐keine Anlage-­‐Umwelt-­‐Interaktion und Anlage-­‐Umwelt-­‐Korrelation im einfachen klassischen Zwillingsdesign Das Zwillingsstudiendesign bei getrennt aufgewachsenen Zwillingen: Grundannahme: Die Korrelationen getrennt aufgewachsener EZ reflektieren direkte Erblichkeitsschätzungen, da die Geschwister unabhängigen Umwelteinflüssen unterliegen; sofern die Zwillinge sehr früh nach der Geburt getrennt wurden pränatale sowie perinatale Umwelteffekte keinen Einfluss haben; es ist sehr schwer, genug Zwillingspaare zu finden, um eine statistisch möglichst aussagekräftige Stichprobe zu haben Fazit aus klassischen verhaltensgenetischen Studien für Persönlichkeitsunterschiede: etwa die hälfte der Varianz in Persönlichkeitseigenschaften kann durch genetische Unterschiede erklärt werden; sowohl additive als auch nicht additive genetische Effekte scheinen eine Rolle zu spielen; der restliche Anteil der Varianz lässt sich vornehmlich auf nichtgeteilte Umwelteffekte zurückzuführen, während geteilte Umwelteinflüsse vernachlässigbar gering zu sein scheinen -­‐Geteilte versus nicht geteilte Umwelten und Umwelteinflüsse Die Korrelation von Adoptivgeschwistern schätzt den Einfluss der von Geschwistern geteilten Umwelteinflüsse. Nach der Zwillingsmethode schätzt die Differenz zwischen der Reliabilität der Eigenschaftsmessung und der Korrelation eineiiger Zwillinge die von ihnen nicht geteilten Umwelteinflüsse (genet. Einflüsse können sie nicht unähnlich machen) Schlussfolgerung aus populationsgenetischen Einflussschätzungen: Mit Ausnahme des IQ und einiger Werthaltungen bis zum Verlassen der Elternhauses sind die von Geschwistern nicht geteilten Umwelteinflüsse weitaus bedeutsamer für ihre Persönlichkeitsentwicklung als die von ihnen geteilten Umwelteinflüsse. à Widerspruch zur klassischen Sozialforschung Nicht nur der Erziehungsstil, sondern auch peergroup, Schule, Wechselwirkung durch Persönlichkeitseigenschaften haben einen Einfluss auf bestimmte Umweltfaktoren. Die Unterschiede innerhalb einer Familie spielen für die Kinder eine entscheidende Rolle, eine viel größere als die Gemeinsamkeiten, die Geschwister teilen. Eine Studien dazu ist die NEAD (Noshared Environment in Adolescent Development) à hier wurde versucht den Effekt nicht geteilter Umweltbedingungen zu bestimmen – es wurde aber nur eine schwache Beziehung zwischen nicht geteilten Umwelten und Persönlichkeitsunterschiede gefunden à Widerspruch zu Schätzungen von bis zu 40% nichtgeteilter Umweltvarianz Merke: Nichtgeteilte Umwelteffekte sind viel größer als der Einfluss spezifischer, objektiv nicht geteilter Umwelten. à objektive Umweltdifferenzen sind nicht gleich ungeteilte Umwelteinflüsse (z.B. kann Musiklehrer von Person A das Interesse von A an Musik wecken und sich durch Beobachtung und Kommunikation auch auf B übertragen) Merke: Der Einfluss einzelner nicht geteilter Umweltbedingungen auf Persönlichkeitsunterschiede ist vermutlich deshalb so gering, weil viele unterschiedliche Bedingungen wirken, weil deren Wirkung durch die Persönlichkeit modifiziert wird und weil der Zufall systematische Wirkungen verrauscht. Kritik an klassischen verhaltensgenetischen Designs -­‐Selektive Partnerwahl: Vernachlässigung des Einflusses selektiver Partnerwahl kann zu einer Unterschätzung der Erblichkeit in Zwillingsstudien und zu einer Überschätzung des genetischen Beitrags zur Ähnlichkeit anderer Verwandtschaftsbeziehungen führen -­‐Anlage x Umwelt-­‐ Interaktion: Anlage und Umwelt müssen nicht zwangsläufig additiv verknüpft sein; genetische Effekte können von Umwelteffekten und Umwelteinflüsse von genetischen Anlagen abhängig sein; daher ist die Grundgleichung um einen nichtadditiven Term zu ergänzen: Vp= Vg+Vu+Vgxu GxU=Genotyp-­‐Umwelt-­‐Interaktion: Gesamtheit aller beeinflussenden statistischen Wechselwirkungseffekte zwischen Anlage und Umwelt; -­‐Anlage-­‐Umwelt-­‐Korrelation auch dynamische Wechselwirkungen zwischen genetischen und Umwelteffekten können die Variabilität zwischen Menschen weiter erhöhen -­‐>bestimmte Menschen mit bestimmten genetischen Ausprägungen sind in bestimmten Umwelten häufiger zu finden und machen gezielte Erfahrungen häufiger; daher ist die Grundgleichung um die Genotyp-­‐Umwelt-­‐Kovarianz zu ergänzen: Vp=Vg+Vu+Vgxu+2xCOVgu Dass die COVgu zweimal in die Gleichung eingeht resultiert aus der Ableitung der Formel basierend auf den Rechenregeln für Varianzen und Kovarianzen; -­‐Aktive Anlage-­‐ Umwelt-­‐Korrelation: Individuen suchen sich bestimmte Umwelten, die zu ihren genetisch beeinflussten Merkmalen oder Neigungen passen und merkmalsförderlich sind -­‐Reaktive Anlage-­‐ Umwelt-­‐Korrelation: soziale Interaktionspartner können auf genetisch beeinflusste Merkmale entsprechend reagieren -­‐Passive Anlage-­‐ Umwelt-­‐Korrelation: biologische Eltern stellen Familienumwelten bereit, welche mit den genetischen Neigungen ihrer Kinder korreliert sind -­‐Erweiterte Zwillingsdesigns: -­‐>Parents-­‐of-­‐Twins Design: Schätzung additiver und nichtadditiver genetischer Beiträge, sowie geteilter und nichtgeteilter Umwelteffekte; Kontrolle selektiver Partnerwahl der Eltern; Schätzungen kultureller vs. Genetischer Transmission von einer Generation zur nächsten; Schätzungen von passiver Anlage-­‐Umwelt-­‐Korrelation -­‐>Children-­‐ of-­‐ Twins Design: erlaubt sehr genaue Schätzung der Erblichkeit; Schätzung additiver und nichtadditiver genetischer Beiträge, sowie geteilter und nichtgeteilter Umwelteffekte; Schätzung kultureller vs. Genetischer Transmission von einer Generation zur nächsten; Schätzung von passiver Anlage-­‐Umwelt-­‐Korrelation Persönlichkeitsentwicklung: Prinzipien der Persönlichkeitsentwicklung: -­‐ Prinzip der Reifung: Menschen entwickeln sich in sozial funktionalere und gesellschaftlich angepasste Individuen -­‐>Mittelwerttrends weisen in die entsprechende Richtung -­‐ Prinzip der Stabilisierung: mit dem Alter werden Persönlichkeitsunterschiede stabiler -­‐>Differentielle Stabilität (Rangreihenkontinuität) nimmt zu -­‐ Prinzip der Plastizität: Persönlichkeitsveränderung ist in jedem Alter durch Umwelteinflüsse möglich -­‐>zu keinem Zeitpunkt in keinem Alter besteht perfekte Kontinuität -­‐ Prinzip der Rollenkontinuität: die Einnahme konsistenter Rollen sind die Hauptursache der umweltvermittelten Kontinuität über die Zeit -­‐ Prinzip der Identitätsentwicklung: die Entwicklung, der Aufbau und die Vertiefung einer Identität führt zur zunehmenden Konsistenz mit dem Alter -­‐ Prinzip sozialer Investitionen: Investitionen in soziale Institutionen, wie altersabhängige Rollen, sind treibende Mechanismen der Persönlichkeitsentwicklung und größerer Reife -­‐ Prinzip der Korresponsivität: Lebenserfahrungen vertiefen solche Persönlichkeitscharakteristiken, welche zur Wahrscheinlichkeit solcher Erfahrungen beigetragen haben Ursachen der Stabilität der Persönlichkeit: Genetische Einflüsse; Umwelt-­‐ und Rollenkontinuität; Person – Umwelt-­‐ Transaktionen -­‐Im Einklang mit dem Prinzip der Reifung finden Roberts et al. (2006) Zuwächse in emotionaler Stabilität, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und Facetten von Extraversion; -­‐die differentielle Stabilität der Persönlichkeit ist relativ hoch, reduziert sich mit der Länge des Messzeitintervalls und nähert sich einer Asymptote an; -­‐im Kindes-­‐,Jugend-­‐ und jungen Erwachsenenalter wächst die Stabilität an, bleibt im mittlerem Erwachsenenalter auf einem relativ hohen Niveau stehen und fällt im hohen Alter wieder ab; -­‐im Einklang mit dem Prinzip der Plastizität findet sich in keinem Lebensalter perfekte Stabilität -­‐die zunehmende Stabilität der Persönlichkeit basiert auf zunehmender genetischer und Umweltstabilität, der Abfall im hohen Erwachsenenalter geht jedoch scheinbar nur auf eine Reduktion der Umweltstabilität zurück -­‐die Erblichkeitsschätzungen für Persönlichkeitseigenschaften reduzieren sich im Erwachsenenalter vermutlich in Folge kumulierender Erfahrungswerte Integrative Persönlichkeitstheorien: a. Die Fünf-­‐Faktoren-­‐Theorie 1.1. Basistendenzen: Menschen haben bestimmte Eigenschaften, welche ihr Verhalten mit bestimmen (Proaktivität) und worin sie sich von anderen unterscheiden 1.2.
1.3.
1.4.
(Variabilität).; Persönlichkeitseigenschaften sind endogene biologisch verankerte Dispositionen (Basistendenzen), welche unabhängig von der Umwelt bestimmten Reifungsprozessen unterliegen (intrinsische Reifung).; diese Persönlichkeitseigenschaften umfassen alle Temperaments-­‐ und Persönlichkeitsdimensionen, welche am besten durch das Fünf-­‐Faktoren-­‐Modell repräsentiert und beschrieben werden können, und im weiten Sinne auch allgemeine kognitive Fähigkeiten (Intelligenz) einschließen Umwelteinflüsse: Umwelteinflüsse definieren die historischen, kulturellen, situativen und individuellen Bedingungen, in denen sich Basistendenzen entfalten; diese Umwelteinflüsse umfassen kulturelle Normen, religiöse und sozio-­‐politische Einflüsse, der unmittelbare erzieherische und soziale Entwicklungskontext und individuelle Lebensereignisse Charakteristische Anpassung: Charakteristische Anpassungen beschreiben und umfassen die Entfaltungswege und –charakteristiken der Basistendenzen in den jeweiligen Lebens-­‐ und Umweltbedingungen; sie sind individuellen Reaktionen auf die historischen, kulturellen, sozialen, situationalen und individuellen Umwelteinflüsse; diese Charakteristischen Anpassungen umfassen: -­‐Werte, Überzeugungen und Einstellungen; -­‐Selbstkonzept; -­‐Identitäten, soziale Rollen, objektive Biografien; -­‐Fertigkeiten und soziale Kompetenzen Intrinsische Reifung: Persönlichkeitseigenschaften entwickeln sich unabhängig von äußeren Einflüssen; endogene Dispositionen entwickeln sich interindividuell unterschiedlich. Genetische Faktoren sind bei der Geburt nicht festgelegt, sie werden an und ausgeschaltet und tragen so über die gesamte Lebensspanne zum individuellen Reifungs-­‐/Alterungsprozesses bei; alle Kulturen zeigen die gleichen Entwicklungstrends Kritische Befunde: seit 2000 wurden zahlreiche Studien publiziert, welche zeigten, dass Veränderung in Persönlichkeitseigenschaften im Zusammenhang mit veränderten Umwelteinflüssen stehen, z.B.: Persönlichkeit und Beziehungsstatus; Zunahme interindividueller Unterschiede in Persönlichkeitseigenschaften auf Grund von Umwelteffekten: Neurotizismus und finanzielle Sicherheit; Zunahme interindividueller Unterschiede in Persönlichkeitseigenschaften auf Grund von Umwelteffekten b. The „New Big Five“ Fünf Grundprinzipien für ein integratives Modell der Persönlichkeit: -­‐Dispositionelle Persönlichkeitseigenschaften: ..als konsistente Elemente unserer Persönlichkeit, die relativ zeitstabil sind ..als konsistente Prädiktoren für ähnliche Verhaltensweisen bei bestimmten Individuen über verschiedene Situationen hinweg • ..sind durch genetische und biologische Faktoren beeinflusst • ..sind von Geburt an angelegt und differenzieren sich nur noch im Laufe des Lebens aus Persönlichkeitseigenschaften des FFM sind mittelfristig stabil und weisen eine hohe Erblichkeit auf •
•
-­‐Charakteristische Anpassungen: • ..umfassen motivationale und sozial-­‐kognitive Aspekte der Persönlichkeit • ..sind weniger zeitstabil und entwickeln sich in der Kindheit • ..sind stärker durch situative, kulturelle und soziale Faktoren beeinflusst • ..sind enger verknüpft mit dem alltäglichen Leben und Verhalten, Rollenerfordernissen Entwicklungsaufgaben und –anforderungen -­‐Lebensberichte und Herausforderungen der modernen Identität: • Lebensberichte umfassen die Wahrnehmung des Selbst im Rahmen seiner Lebensgeschichte, was sich im Laufe des Jugendalters beginnt zu entwickeln • Sie beinhalten die Analyse des Selbst im Hinblick auf unterschiedliche Situationen und Zeitpunkte • Sie resultieren in einer autobiografischen Lebensgeschichte von sich selbst • Sie werden im Laufe des Lebens ständig weiterentwickelt • Lebensberichte werden um Informationen hinsichtlich der eigenen Integration in die Umwelt mittels Beziehungen, beruflichen Aspekten und anderen Dingen (sozialen Rollen) ergänzt • Sie werden versucht aufrechtzuerhalten -­‐>gewisse zeitliche Konsistenz -­‐Die differenzielle Rolle der Kultur: • Die Kultur dürfte einen geringen Einfluss auf die Dispositionellen Persönlichkeitseigenschaften haben, sie geben lediglich einen Rahmen der gesellschaftlichen Akzeptanz vor • Sie dürften einen stärkeren Einfluss auf die charakteristischen Anpassungen eines Individuums haben, welche sich in Auseinandersetzung mit der Kultur in der Kindheit und Jugendalter geformt und entwickelt werden • Sie dürfte einen äußerst starken Einfluss auf den Lebensbericht haben Kritik am integrativen Modell der Persönlichkeit: Überbetonung der Bedeutung der Evolution; Überbetonung des FFM; zu unkonkrete Beschreibung von charakteristischen Anpassungen; Übertreibung der Bedeutung narrativer Konstruktionen; viele Aspekte klassischer Theorien wurden auch einer empirischen Prüfung unterzogen und konnten teilweise bestätigt werden; großer Dissenz zwischen klassischen Konzeptionen, weshalb diese sich nicht wirklich integrieren ließen Jenseits der Big Five: a. Motive, Ziele und Interessen -­‐Bedürfnisse, Motive, Ziele und Interessen beziehen sich primär auf die Richtung des Verhaltens („Warum“, „Zu welchem Zweck?“) -­‐Eigenschaften beziehen sich primär auf Form und den Stil des Verhaltens („Wie?“, „Auf welche Art und Weise?“) Klassische Konzepte: Murrays needs; Maslows Bedürfnishierarchie; Rogers Selbstaktualisierungstendenz; Adlers vertikales und horizontales Streben Neuere Konzepte und Weiterentwicklungen: -­‐>das Kontrollmotiv -­‐>das Gerechtigkeitsmotiv -­‐>das Denkmotiv -­‐>das Bedürfnis nach Struktur -­‐>das Bedürfnis nach Geschlossenheit -­‐>das Bedürfnis nach Emotion -­‐Leistungsmotiv(ation) Leistungsmotiv (Atkinson, 1957; Heckhausen, 1980) -­‐>Leistungsmotivation resultiere aus einem Leistungsmotiv und der subjektiven Einschätzung des Erfolgs in einer bestimmten Situation -­‐>Der Grad des Leistungsmotivs ergebe sich aus dem Verhältnis zwischen Erfolgsannäherungstendenz (Hoffnung auf Erfolg) und Misserfolgsvermeidungstendenz (Furcht vor Misserfolg) -­‐>Leistungsmotivation ist positiv mit Gewissenhaftigkeit korreliert und im Rahmen des Fünf-­‐Faktoren-­‐Modells als eine Facette von Gewissenhaftigkeit aufgeführt -­‐>Erfolgsorientierte vs. Misserfolgsvermeidende Leistungsmotivation -­‐Review zur empirischen Befundlage (Brunstein&Heckhausen): -­‐>Erfolgsannäherungstendenz scheint ein einheitliches Motiv darzustellen -­‐>Misserfolgsvermeidungstendenz scheint sich weiter zu splitten in: • Handlungsorientiertes Misserfolgsmotiv (z.B. Vermeidung) • Lageorientierte Misserfolgsmotiv (z.B. Verdrängung) -­‐Anschlussmotiv(ation) Anschlussmotiv (Atkinson, 1954; Heyns, 1958) -­‐>der Grad des Bindungsmotivs ergebe sich aus dem Verhältnis zwischen einer Annäherungstendenz (Hoffnung auf Anschluss) und einer Vermeidungstendenz (Furcht vor Zurückweisung) -­‐>Bezug zu den Eigenschaften Neurotizismus (Schüchternheit) und Extraversion (Geselligkeit), die moderat negativ korrelieren -­‐Empirische Befundlage: -­‐>Studenten, die sich für schüchtern halten, haben eine stärkere Furcht vor Zurückweisung als nicht nichtschüchterne -­‐>Geselligere Grundschulkinder spielen mehr mit anderen Kindern als ungeselligere, wohingegen schüchterne zwar nicht weniger Kontakt zu anderen haben, jedoch im Beisein von Fremden in größeren Gruppen eher gehemmter reagieren -­‐Persönliche Ziele: =bewusst repräsentierte individuelle, für wichtig gehaltene, mittel-­‐ oder langfristige Bestrebungen; Persönliche Ziele sind verflochten mit aber spezifischer als Motive (personalisierte Motive) -­‐Interessen: =intrinsische Motivation in Bezug auf bestimmte Tätigkeiten und Handlungen: 3 Aspekte 1.Ausmaß in dem die Tätigkeit die Neugier weckt (Interesse im engeren Sinne) 2.Ausmaß in dem Ausübung der Tätigkeit als angenehm oder als unangenehm empfunden wird 3.Häufigkeit in dem eine interessante Tätigkeit ausgeführt wird Berufsinteressen; Freizeitinteressen -­‐Integrative Betrachtung: • Leistungsmotiv und Anschlussmotiv scheinen grundlegende menschliche Bedürfnisse zu sein wie sie schon in verschiedenen klassischen Konzeptionen beschrieben wurden und sich in spezifischen persönlichen Zielen individuell ausdrücken, welche wiederrum als grundlegende Ziele beschrieben werden können • Während Motive und Ziele mit Aussicht auf ein bestimmtes Ziel Handlungen motivieren, beziehen sich Interessen auf die Motivation bezüglich der Ausübung von Handlungen an sich • Auch Interessen können nicht nur in Bezug auf individuelle Unterschiede in der Motivationsstärke sondern auch in Bezug auf die Art der Tätigkeitsobjekte untersucht • Motive, Ziele und Interessen weisen systemische Zusammenhänge mit Extraversion, Offenheit, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit auf b. Werte und Einstellungen Werte und Einstellungen beziehen sich auf eine bestimmte Vorstellung, bzw. Bewertung eines Objektes (Präferenzen), die verhaltenswirksam sein können, aber nicht müssen (Bedürfnisse, Motive, Ziele und Interessen + Eigenschaften + Werte und Einstellungen =sind verhaltenswirksam) -­‐Einstellungen beinhalten Vorstellungen und Bewertungen (Präferenzen) in Bezug auf bestimmte Objekte, Sachverhalte und andere Personen -­‐Werte umfassen Vorstellungen und Bewertungen (Präferenzen) in Bezug auf breite oder abstrakte Objektklassen und wünschenswerte Ziele -­‐Werte vs. Einstellungen vs. Werte: Bezug auf beliebig viele konkrete Objekte (Sachverhalte, Gegenstände, andere Menschen, selbst)-­‐>kaum erschöpfende theoretische oder empirische Beschreibungssystematik von Einstellungen -­‐> Einstellungen sind Wertorientierungen hierarchisch untergeordnet -­‐Werthaltungen Kulturübergreifende Wertebereiche: Schwartz et al.: Zehn kulturabhängige Wertebereiche 1.Macht: Sozialer Status und Prestige, Kontrolle oder Dominanz über Personen und Ressourcen 2.Leistung: Persönlicher Erfolg durch Demonstration von Kompetenz gemäß sozialer Standards 3.Hedonismus: Vergnügen oder sensualistische Selbstbelohnung 4.Stimulation: Spannung, Neuheit, Herausforderung im Leben 5.Selbstbestimmung: Unabhängiges Denken und Handeln –Auswählen, Schaffen, Entdecken 6.Universalismus: Verständnis, Anerkennung, Toleranz und Schutz für das Wohlergehen aller Menschen und für die Natur 7.Wohlwollen (Humanismus): Erhaltung und Erweiterung des Wohlergehens von Personen mit denen man regelmäßig persönlichen Kontakt hat 8.Tradition: Respekt, Verpflichtung, und Akzeptanz der Sitten und Ideen die traditionelle Kulturen oder Religionen bereitstellen 9.Konformität: Einschränkung von Handlungen, Neigungen und Impulsen welche andere beleidigen oder verletzten könnten und gegen soziale Erwartungen und Normen verstoßen würden 10.Sicherheit: Gefahrlosigkeit, Harmonie, Stabilität der Gesellschaft, von Beziehungen, und von einem selbst -­‐zwei übergeordnete Wertdimensionen: -­‐>Selbstwertsteigerung vs. – tranzendenz: individuelle vs. kollektivistische Werte; vgl. Motivkonzepte -­‐>Offenheit für Wandel vs. Bewahrung: Selbstbestimmung vs. Konformität; Progressivismus vs. Konservatismus -­‐Sozio-­‐politische Einstellungen: Gleichstellung zwischen Mann und Frau oder homosexueller mit heterosexueller Ehe, usw.; ökonomische Ungleichheit; Immigrationspolitik; finanzielle Hilfen gegenüber anderen EU-­‐Staaten; Investitionen in Bildung und Kinderbetreuung; Investitionen in erneuerbare Energien; Einsatz von Militär; staatl. Kontrolle des Finanzsystems; festhalten an bestehenden Normen, Sitten und Gebräuchen -­‐Religiosität: =Ausmaß.. -­‐der Überzeugung von etwas „Göttlichem“ -­‐der Beschäftigung mit Glaubensinhalten, der Einhaltung von Sitten und Gebräuchen -­‐unabhängig von der spezifischen Religion c. Selbstbezogene Schemata -­‐Selbstkonzept aus der Perspektive von William James: Selbstkonzept als mittelfristig zeitlich stabiles Wissenssystem über die eigene Person: Demografie; Autobiografie; Eigenheiten -­‐Selbstkonzept aus der Perspektive von Carl Rogers: Selbstkonzept enthält alle Erfahrungen und Bewertungen, die sich auf die eigene Person beziehen, und beinhalten: (1) Vorstellungen über die eigenen Person, (2) Das eigene Können und Funktionieren, (3) Das subjektive Wissen der Beziehungen der Person zu anderen Personen und zur Außenwelt, sowie (4) Die Bewertung dieser Aspekte -­‐Selbstbezogene Schemata: • Selbstwert • Kontrollüberzeugung • Selbstwirksamkeitsüberzeugung • Fähigkeitsselbstkonzept • Subjektive Attraktivität • Subjektives Wohlbefinden • Selbstdarstellung -­‐Selbstdarstellung: zwei wesentliche persönlichkeitsrelevante Selbstdarstellungsaspekte: (1)Bedürfnis nach Selbstdarstellung; (2) Fähigkeit zur Selbstdarstellung Eindrucksmanagement: Wir versuchen, den Eindruck anderer über uns selbst zu steuern (1) Erhöhung der Selbstkongruenz über soziales Spiegeln und (2) Verzerrungen im Selbstbericht -­‐Moderne Form der Selbstdarstellung in neuen Medien (Homepages, Facebook, Online-­‐
Dating, etc.) Homepage-­‐Profil-­‐Beurteilungen -­‐Tendenz zur (bewussten) Selbstdarstellung -­‐>Selbstberichtverfälschung und Täuschung der sozialen Wahrnehmung (-­‐>Steigerung der Selbstkongruenz) d. Strukturmodelle der Intelligenz Definition von Intelligenz: verschiedene Definitionen: -­‐„Intelligenz ist die zusammengesetzte oder globale Fähigkeit des Individuums, zweckvoll zu handeln, vernünftig zu denken und sich mit seiner Umgebung wirkungsvoll auseinander zu setzen“ (Wechsler) -­‐„Intelligenz ist das Vermögen, die Bedingungen des Lebens selber umzugestalten und produktive Leistungen zu erbringen“ (Stern) Intelligenz umfasst die Fähigkeit: -­‐ komplexe Ideen zu verstehen, -­‐ sich effektiv an die Umwelt anzupassen, -­‐ aus seinen Erfahrungen zu lernen, -­‐ vernünftig zu handeln und -­‐ Probleme zu bewältigen durch Nachdenken -­‐Die sieben Primärfaktoren von Thurstone 1. Perceptual speed (Wahrnehmungsgeschwindigkeit): Geschwindigkeit beim Vergleich oder der Identifikation sensorischer Konfigurationen. 2. Number (Rechnen): Geschwindigkeit und Präzision bei einfachen arithmetischen Aufgaben 3. Word fluency (Sprachfluss): rasches produzieren von Wörtern, die bestimmten strukturellen und symbolischen Erfordernissen entsprechen. 4. Verbal comprehension (Sprachverständnis): Kenntnis von Wörtern und deren Bedeutung, sowie deren angemessene Verwendung im Gespräch 5. Space (räumliches Vorstellungsvermögen): Bewältigung von Aufgaben, die Orientierung und Erkennen von Objekten unter anderen Bezugswinkeln erfordern. 6. Memory (Gedächtnis): Behalten gelernter Assoziationen. 7. Reasoning (Schlussfolgerndes Denken): Auffinden einer allgemeinen Regel in einer vorgegebenen Abfolge von Elementen und Vorhersage des nächsten Elementes. Kritik an Thurstones Untersuchungen: Homogene Versuchspersonenstichproben (Studenten) -­‐>Varianzeinschränkung; -­‐>Verminderung der Korrelation zwischen einzelnen Tests; -­‐Das Modell der fluiden und kristallinen Intelligenz von Cattell: àfluide Intelligenz: allgemeine im wesentlichen veranlagte Fähigkeit, sich neuen Problemen oder Situationen anzupassen; im wesentlichen durch räumliches Vorstellungsvermögen, problemlösendes Denken und Gedächtnisleistungen Repräsentiert, die vermeintlich kulturabhängig erfasst werden können àkristalline Intelligenz: Gesamtheit aller kognitiven Fertigkeiten, in denen sich die vorangegangenen Effekte des Lernens kumuliert und verfestigt haben; hauptsächlich durch Sprachverständnis, Satzbildung und Satzergänzung markiert, die im hohen Maße sprach-­‐ und kulturspezifische Test-­‐Elemente beinhalten -­‐Das Intellektstrukturmodell von Guilford: -­‐>Entwicklung eines Modells zur Beschreibung, Klassifizierung und Erklärung intellektueller Prozesse -­‐>im Sinne der kognitiven Informationsverarbeitung wird zwischen Input-­‐, Operations-­‐, und Outputvariablen unterschieden -­‐ Input: figural, symbolisch, semantisch, behavioral -­‐ Operationen: Kognition, Gedächtnis, divergente Produktion, konvergente Produktion, Evaluation -­‐ Output: Einheiten, Klassen, Beziehungen, Systeme, Transformationen, Implikationen -­‐>Durch die Kombination aus diesen Variablen ergeben sich 120 Faktoren, die gemäß ihrer Überlappung in den drei Bereichen (Inhalt, Vorgang, Produkte) zugeordnet werden können, jedoch relativ unabhängig sein sollen -­‐Kritik am Intellektstrukturmodell: 76% aller 48.140 Korrelationskoeffizienten sind positiv -­‐>widerspricht postulierter Unabhängigkeit der Faktoren; homogene Versuchspersonenstichproben (Offiziere) -­‐>Varianzeinschränkung -­‐>Verminderung der Korrelationen zwischen einzelnen Tests; Teilweise sehr unreliable Tests -­‐>Verminderung der Korrelationen zwischen einzelnen Tests -­‐Die Drei-­‐Schichten-­‐Theorie von Carroll Carroll integrierte alle bisher angesprochenen Intelligenzstrukturmodelle -­‐Die Komponenten-­‐Theorie von Sternberg: -­‐ Enkodieren: das Auffinden von Attributen und weiteren Merkmalen jedes Bestandteils der Analogie -­‐ Ableiten: das Erkennen der Beziehungen zwischen den ersten beiden Bestandteilen der Analogie -­‐ Beziehen: das Erkennen der Beziehung zwischen dem ersten und dritten Bestandteil der Analogie -­‐ Anwenden: das Auffinden von Regeln, mit denen der fehlende Bestandteil der Analogie anhand der zuvor identifizierten Beziehungen gebildet werden kann -­‐ Prüfen: das Überprüfen im Sinne einer Hypothesentestung, ob eine potentielle Lösung zuvor aufgefundenen Regeln entspricht -­‐Kritik am Sternberg’schen Ansatz: etwas willkürliche Festlegung der Anzahl und Funktion der Komponenten; Komponenten waren hoch miteinander korreliert -­‐>keine distinkten Operationen im Problemlöseprozess -­‐Mentale Geschwindigkeit: Ansatz: Fokus liegt nicht auf einzelnen Schritten oder der Geschwindigkeit in diesen Komponenten im Informationsverarbeitungsprozess, sondern auf der generellen Geschwindigkeit, mit der ein Individuum Informationen verarbeitet; mit Reaktionszeiten bei Aufgaben gemessen, die auf einen visuellen oder auditiven Reiz eine einfache Reaktion, Auswahl oder Entscheidung verlangen; die Aufgaben müssen so einfach sein (elementary cognitive tasks, ECTs), dass unterschiedliche Personen diese nicht mit verschiedenen Strategien lösen können -­‐Prozessmodelle und empirische Befunden deuten darauf hin, dass Intelligenz mit mentaler Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit und –kapazität zusammenhängt -­‐Diese Korrelate scheinen ihre Entsprechung in der neuronalen Effizienz und Geschwindigkeit zu haben -­‐Intelligenz hat eine breite genetische Basis, ist von vielen Genen beeinflusst, wobei der Effekt eines Gens für sich allein genommen vernachlässigbar gering ist -­‐Männer sind oft intelligenter als Frauen, aber auch oft dümmer -­‐Intelligenz ist der stärkste Prädiktor des Erfolgs -­‐Es bestehen interkulturelle IQ-­‐Unterschiede, die mit dem ökonomischen Erfolg einer Nation zusammenhängen -­‐Intelligenzentwicklung: -­‐die allgemeine Intelligenz steigt im Durchschnitt bis Anfang 20 kontinuierlich an; -­‐während beginnend in der 3.Lebensdekade die fluide Intelligenz im Durchschnitt allmählich sinkt, steigt die kristalline Intelligenz weiter an bis sie ein Plateau in der fünften Lebensdekade erreicht; -­‐Abfall in fluider Intelligenz auf Alterungsprozesse vermittelt durch eine Reduktion in der mentalen Geschwindigkeit und Kapazität zurückzuführen; -­‐Intelligenzunterschiede sind hoch stabil und bleiben fast über das ganze Leben erhalten, die Stabilität sinkt nur leicht in Abhängigkeit der Zeit; -­‐die Stabilität ist im jungen Alter noch gering, nimmt jedoch bis ins Erwachsenenalter hinein zu; -­‐in fast allen Kulturen und Ländern nahm der durchschnittliche IQ im vergangenem Jahrhundert zu, doch mittlerweile stellt sich eine Art Deckeneffekt ein und lassen sich sogar rückläufige Trends finden; -­‐die Erblichkeit von Intelligenz ist abhängig vom Alter und den individuellen umweltbedingten Möglichkeiten -­‐Schutzfaktoren vor Intelligenzabbau: Allgemeine körperliche Gesundheit; gesunde Ernährungsweise; in einem sozial gehobenen Umfeld leben; in einem komplexen und intellektuell stimulierenden Umfeld interagieren; über einen flexiblen Persönlichkeitsstil verfügen; mit einem überdurchschnittlich intelligentem Partner zusammenleben; sich eine hohe mentale Geschwindigkeit erhalten; hohe Lebenszufriedenheit -­‐Kreativität: Definitionen: -­‐>ist die Fähigkeit, etwas Neues zu schaffen(Baron) -­‐Dimensionen kreativer Tätigkeit: Originalität; Scharfsinn und Erfindergeist; Ungewöhnlichkeit; Nützlichkeit; Sensitivität gegenüber Problemen; Intellektuelle Führerschaft; Angemessenheit; Breite -­‐Kreativitätsmessung: Kombination aus Fremdbeurteilungen und objektiven Tests Guilford: Kombination aus Fremdbeurteilung und objektiven Tests: -­‐Kreativität als Divergentes Denken im Intellektstrukturmodell -­‐Divergentes Denken zu mehreren den Anforderungen entsprechenden Lösungen führen -­‐Quantität und Qualität sind Indikatoren der Kreativitätsausprägung -­‐Komponenten der Kreativität/Divergentes Denkens: • Problemsensitivität: Erkennen, wo überhaupt ein Problem liegt • Flüssigkeit: Rasche Produktion unterschiedlicher Ideen, Symbole und Bilder • Flexibilität: Verlassen gewohnter Denkschemata, Wechsel der Bezugssysteme, variable Verwendung vorhandener Information Rededefinition: Um-­‐ und Neuinterpretation bekannter Objekte oder Funktionen; Elaboration: Ausgestalten allgemeiner und unscharfer Plankonturen im Sinne von Realisierbarkeit und Praktibilität. Dabei kann es erforderlich sein, dass die dafür maßgeblichen Beurteilungskriterien von Akteuren erst selbst gefunden und festgelegt werden • Originalität: Seltenheit und vom Konventionellen abweichende Gedankenführung bzw. Denkresultate -­‐Neben dem Divergenten Denken sei auch Konvergentes Denken und Bewertung für den kreativen Akt von Nöten, z.B.: -­‐Konvergente Produktion: Comic-­‐Bilder in eine sinnvolle Reihenfolge bringen; -­‐Bewertende Produktion: Notwendige Verbesserungen von Telefon und Toaster vorschlagen Kritik: Vorhersage des Erfolgs in konkreten Berufen anhand objektiver Kriterien eher moderat; Betonung der Notwendigkeit von Wissen, auf das man zurückgreifen kann -­‐Erklärungsansätze für Kreativität: Aufmerksamkeitsdefokussierung; effizienter Aufmerksamkeitswechsel; deselektive Aufmerksamkeit -­‐Quellen der Kreativität: genetische Differenzen; kulturelle, soziale und individuelle Umweltfaktoren Prüfungsfragen: 1.Welche Eigenschaften Cattell unterscheidet: -­‐ Persönlichkeitseigenschaften:
-­‐ Fähigkeitsbezogene Persönlichkeitseigenschaften bestimmen, wie gut man mit
einer gegebenen Situation zurechtkommt und in welchem Ausmaß man sein wie auch
immer ausgerichtetes Ziel erreicht
-­‐ Temperamentsbezogene Persönlichkeitseigenschaften bezeichnen unterschiedliche
Verhaltensstile und das Gefühlsleben bei der Verfolgung eines bestimmten Ziels
-­‐ Dynamische Persönlichkeitseigenschaften motivieren und energetisieren unser
Verhalten
Lückentext: Erblichkeit von Intelligenz nimmt vom Kindesalter bis ins Erwachsenenalter „zu“, Effekte der Umwelt nehmen „ab“. Dies ist zurückzuführen auf „Anlage-­‐Umwelt-­‐
Kovariation“. -­‐Was sind Archetypen? -­‐ Die Archetypen =sind universelle Urbilder oder Symbole im kollektiven Unbewussten: treten in allen Kulturen überall auf der Welt in Erscheinung; lösen kulturübergreifend Grundassoziationen und geistige Ideen aus -­‐Wodurch ist der anale Charakter nach Freud charakterisiert und welche Untertypen gibt es? -­‐ Der „anale Charakter“ ist penibel, ordnungsliebend, zwanghaft, sparsam, starrsinnig
usw.; Störung der Bedürfnisbefriedigung während der analen Phase, z.B. zu frühe und strenge Sauberkeitserziehung: -­‐>anal retentiver Charakter: starkes Bedürfnis nach Kontrolle, ist sehr kontrolliert, stur, diszipliniert und geizig, bevorzugt Ordnung, Regeln und Struktur, zeigt zwanghafte Verhaltensweisen; z.B. zu späte und laxe Sauberkeitserziehung: -­‐>anal explosiver Charakter: Bedürfnis nach Selbstbestimmung, •
•
zeigt geringe Selbstkontrolle und ist verschwenderisch, ist unordentlich, undiszipliniert und impulsiv, verwehrt sich Regeln und rebelliert gegen Autoritäten
-­‐Definition von Persönlichkeitseigenschaften: Einführung und Begriffsbestimmung -­‐Persönlichkeit bezeichnet die Summe der auf menschliches Erleben, Empfinden und Verhalten bezogenen, relativ überdauernden und situationsübergreifenden individuellen Besonderheiten -­‐Eigenschaften bezeichnen physische und psychische Merkmale, anhand derer Individuen beschrieben und unterscheiden werden können (z.B. groß, intelligent, faul..) àPersönlichkeitseigenschaften bezeichnen alle auf menschliches Erleben, Empfinden und Verhalten bezogenen, relativ überdauernden und situationsübergreifenden individuellen Merkmalsausprägungen. Die Big Five sind zurückzuführen auf Allport&Odbert; Fiske; Tupes&Christal; Norman; Goldberg; Costa&McCrae -­‐Die Big Five sind zu 50% auf Einflüsse der additiven genetischen Varianz zurückzuführen, geteilte Umwelt und Dominanzabweichung sind vernachlässigbar, restliche Varianz erklärt durch nicht geteilte Umwelteffekte, Messfehler und additive genetische Varianz Persönlichkeitspsychologie Definition Asendorpf: Persönlichkeitspsychologie ist die empirische Wissenschaft von den überdauernden, nichtpathologischen, verhaltensrelevanten individuelle Besonderheiten von Menschen -­‐Stern versteht unter Psychographie die Untersuchung einer Person hinsichtlich einer Vielzahl von Merkmalen -­‐Wesenszüge nach Guilford: Einstellung; Temperament; Eignung; Morphologie (Körpereigenschaften); Physiologie; Bedürfnis; Interesse -­‐Selektive Platzierung beschreibt das Phänomen, dass Kinder in Adoptivfamilien platziert werden, die ihrer Familie und ihrer eigenen Merkmale ähneln -­‐>Unterschätzung des genetischen Varianzanteils, da Adptoveltern überzufällig genetisch ähnlich -­‐Selektive Partnerwahl beschreibt das Phänomen, einen Partner nicht zufällig, sondern nach bestimmten genetischen und sozialen Kriterien zu wählen. Eltern haben demnach eine überwahrscheinliche Ähnlichkeit. -­‐>Überschätzung des genetischen Varianzanteils, da genotypische Ähnlichkeit der Eltern weniger Varianz zwischen Geschwistern zulässt und Korrelation zu Eltern erhöht -­‐Wenn Ehepartner in ihren genetischen Merkmalen korrelieren bezeichnet man das als selektive Partnerwahl. Korrelationen zwischen Adoptiveltern und biologischen Eltern werden bezeichnet als selektive Platzierung -­‐Der Erblichkeitskoeffizient h^2 ist ein Maß für die Erblichkeit von Merkmalen. Er berechnet sich aus dem Anteil der genetischen Varianz an der gesamten phänotypischen Varianz; Formel:h^2=V(G)/V(P) Falconer Formel zur Erblichkeitsschätzung: a^2=2x(r(EZ)-­‐r(ZZ)) c^2=2x(ZZ)-­‐r(EZ) e^2=1-­‐r(EZ)=1-­‐a^2-­‐c^2 -­‐Wie teilt sich die Phänotypische Varianz auf? Und davon Unterpunkte nennen? (1)genetische Varianz; (2)geteilte Umwelteinflüsse; (3)nicht geteilte Umwelteinflüsse;(4)Genotyp-­‐Umwelt-­‐Korrelation; (5)Genotyp-­‐Umwelt-­‐Interaktion; (6)Messfehler -­‐Verhaltensgenetik und IQ, Entwicklung im Alter? Effekte in der Kindheit: 40%genetisch, 25% geteilte Umwelt, 25% spezifische Umwelt, 10% Messfehler Effekte im Erwachsenenalter: 60% genetisch, 35% spezifische Umwelt, 5% Messfehler -­‐>genetische Effekte hinsichtlich der Intelligenz steigen mit zunehmendem Alter an -­‐>Intelligenz lässt sich bei Erwachsenen besser messen -­‐>Effekte der geteilten Umwelt verlieren im Erwachsenenalter ihre Wirkung -­‐2 Arten nicht-­‐additiver Genwirkung: (1) Dominanzabweichung: Interaktion der beiden Allele an einem Genlocus; (2) Epistase: Interaktion der beiden Allele an verschiedenen Genloci -­‐In der Kindheit spielen Effekte der geteilten Umwelt noch eine große Rolle, im Erwachsenenalter verlieren sie stark an Bedeutung. Für Persönlichkeitsmerkmale spielen im Erwachsenenalter fast nur noch Effekte der nicht geteilten/individuellen Umwelt eine Rolle -­‐Testaufgaben sollen einfach und ähnlich sein um starken g-­‐Faktor in Stichprobe zu finden, Stichprobe sollte unausgelesen/heterogen bzgl. der Intelligenz sein 
Herunterladen