Metall-rr-Komplexe yon Benzolderivaten, XIII [1] Bis(methylthio-/-beiizol)chrom(0) Darstellung und Einsatz als zweizähniger Chelatligand Metal-7r Complexes of Benzene Derivatives, XIII [1] Bis(methylthio-/?-benzene)chromium(0) Preparation and Function as a Bidentate Chelating Ligand Helmut Burdorf und Christoph Eischenbroich* Fachbereich Chemie der Universität Marburg, Hans-Meerwein-Straße, D-3550 Marburg/Lahn Z. Naturforsch. 36b, 94-101 (1981); eingegangen am 9. September 1980 Thioanisole Sandwich Complexes, X H NMR Spectra, Coordination Chemistry 13 C NMR Spectra, ESR Spectra, The thioanisole-7r-complexes (methylthio-^-benzene)-(^-benzene)-chromium (2) and bis(methylthio-r/-benzene)chromium (3) have been prepared via lithiation of bis(rj-benzene)chromium and consecutive reaction with dimethyldisulfide. *H NMR and 13C NMR spectra of 2 and 3 as well as ESR-spectra of the corresponding radical cations 2t and 3t were recorded and analyzed. In contrast to C(»?.arene)-Si and C(r/-arene)-P bonds, C(1/.arene)-S bonds are stable to solvolysis. With (norbornadiene)tetracarbonylmolybdenum, 3 readily forms [bis(methylthio-?jbenzene)chromium]tetracarbonylmolybdenum (6) wherein 3 functions as a chelating ligand. *H and 13 C NMR evidence suggests, that at room temperature 6 undergoes rapid conformational interconversions. Einleitung Derivate des Bis(??-benzol)chroms, in denen Ringwasserstoffatome durch Heteroatome E ersetzt sind, lassen sich bislang nur nach folgenden zwei Methoden darstellen: 2D A Metallierung von Bis(r?-benzol)chrom(0) mit nButyllithium in Gegenwart von N.N.N'.N'Tetramethylethylendiamin (TMEDA) [2] und Folgereaktion mit R n ECl (E = Si [3], P [4]), B Metallatom - Ligand Cokondensationssynthese [5 ], Cr+C 6 H 5 -ER n (E = F [6-8]; Cl [6, 8]; N [8]; 0 [8]). Im folgenden berichten wir über Darstellung und Eigenschaften von (Methylthio-?y-benzol)(r;-benzol)chrom (2) und Bis(methylthio-??-benzol)chrom(0) (3). Während l.l'-Bis(methylthio)ferrocen bereits im Jahre 1958 beschrieben wurde [9], sind Bis(aren)metall-Komplexe, die periphere Schwefelsubstituenten tragen, noch nicht bekannt. Unser Interesse an dieser Verbindungsklasse fußt auf der Möglichkeit, Sandwichkomplexe des Thioanisols oder des Thiophenolations, ähnlich wie Bis(diphenylphosphinory-benzol)chrom(O) [10], als zweizähnige Liganden einzusetzen: * Sonderdruckanforderungen an Prof. Dr. Ch. Eischenbroich. 0340-5087/81/0100-0094/$ 01.00/0 ^ Ergebnisse und Diskussion Zunächst haben wir die Möglichkeit überprüft. Metallkomplexe aromatischer Thioether durch Metall-Ligand-Cokondensation zu gewinnen, um den Anwendungsbereich dieser Methode auszuloten. Über Reaktionen von Metallatomen mit organischen Schwefelverbindungen ist noch wenig bekannt. Bedingt durch die Thiophilie der meisten Metalle stehen bei Cokondensationen schwefelorganischer Verbindungen mit Metallatomen Desulfurierungen der potentiellen Liganden im Vordergrund, etwa bei Einsatz von Thiophen [11] und Dibenzylsulfid [12], So erhielten wir aus einer Cokondensation von Thioanisol mit Chromatomen in etwa 5 % Gesamtausbeute (bezogen auf verdampftes Chrom) ein Gemisch von Bis(aren)chrom(0)-Komplexen, welches Unauthenticated Download Date | 8/22/17 12:58 PM 95 H . Burdorf-Ch. Eischenbroich • Metall-jI--Komplexe von Benzolderivaten CHaSCeHsCrCeHsSCHs"1" CH3SC6H5CrC6H5SCH3++ CHsSCeHsCrCeHöS-1SC6H5CrC6H5S+ CHaSCeHöCrCeHe"1" CH3SC6H5CrC6H6++ SCeHöCrCeHß* C «HsCrC eH e+ CrC6H5SCH3+ C6H6Cr+ CrCeHöS"1" CaHöSCHa"1" CrSCH3+ CrSCH2+ CrS+ Cr+ m/e 25 eV 70 eV 20 eV 70 eV 300 150 285 270 254 127 239 207 176 130 161 160 124 99 98 84 52 _ _ 100,0 - - - - - - 54,1 4,2 6,9 2,1 100,0 - 2,3 1,5 97,8 24,9 37,3 2,4 36,5 - - 62,9 - 9,7 1,3 1,4 61,6 4,1 1,3 - 63,7 16,4 33,4 2,8 24,5 1,8 1,1 2,6 100,0 - - - - 75,4 - 9,7 1,5 50,4 - 11,1 laut massenspektroskopischer Untersuchung der Neutralkomplexe sowie ESR-Messungen nach Oxidation zu Cr(I)-Komplexkationen neben Bis(methylthio-j?-benzol)chrom(0) (3) auch die Desulfurierungsprodukte (Methylthio-r/ - benzol) (rj- benzol)chrom(O) (2) und Bis(»/-benzol)chrom(0) (1) enthielt. Wir wandten uns daher naßchemischen Verfahren zu und fanden als günstigste Variante die Reaktion zwischen lithiiertem Bis(benzol)chrom und Dimethyldisulfid: - - - Tab. I. EI-Massenspektren der Komplexe 2 und 8 bei unterschiedlichen Ionisierungsenergien (Metallfreie Ligandenfragmente und Spitzen mit m/e < 1 % sind nicht aufgeführt). 77,5 4,2 49,5 7,9 40,0 3,0 2,2 2,7 100,0 derivate des Bis(benzol)chroms sind als Radikalkationen 2t, 3t etwas lichtempfindlich. Als Neutralkomplexe sind sie, im Gegensatz zur Stammverbindung 1 nur unter teilweiser Zersetzung sublimierbar. Während dieser Befund andeutet, daß die Cr-ArenBindung durch Einführung von Methylthiosubstituenten eine Schwächung erfährt, läßt sich den Massenspektren (Tab. I) entnehmen, daß Benzolliganden vor Thioanisolliganden bevorzugt abgespalten werden. NM R-Spektroskopie 1 H-NMR-spektroskopische Nach säulenchromatographischer Auftrennung werden die Komplexe 2 und 3 im Mengenverhältnis «»1:10 als gelbbraune Kristalle erhalten, die in aromatischen Lösungsmitteln sehr gut und in Petrolether mäßig löslich sind. Die Luftempfindlichkeit dieser Derivate ist gegenüber derjenigen des Grundkörpers 1 deutlich verringert. Die C(?/-Aren)-S-Bindung ist sowohl in den Neutralkomplexen als auch auf der Stufe der Komplexkationen (2)t, (3)t hydrolysestabil. Dies steht im Gegensatz zur Hydrolyseempfindlichkeit der C(^-Aren)-Heteroatombindung des Bis(trimethylsilyl-^-benzol)chrom(I)Kations (4)t [3] sowie des Bis(diphenylphosphino-^benzol)chrom(I)-Kations (5)t [4]. Die Methylthio- Daten der Komplexe 2 und 3 sind in Tab. II zusammengefaßt und den entsprechenden Parametern der freien Liganden gegenübergestellt. Die Zuordnung erfolgte mit Hilfe einer Spektrensimulation, die befriedigende Übereinstimmung zwischen berechnetem und experimentellem Spektrum ergab (Abb. 1). Neben der üblichen Koordinationsverschiebung nach hohem Feld ist eine Vergrößerung des Absorptionsbereiches der Arenprotonen zu registrieren. Die geringste Abschirmung weisen die orfÄo-Protonen auf, die als Multiplett, gut abgesetzt von den meta- und paraProtonen, erscheinen. Eine relativ zu den metaProtonen verringerte Abschirmung der ortho-Protonen wurde auch für Substitutionsprodukte des Ferrocens beobachtet (bislang einzige Ausnahme: Triinethylsilylferrocen) [14—16], für die aus Deuterierungsexperimenten eindeutige Zuordnungen vorliegen. Tab. III enthält die 13C-NMR-spektroskopischen Parameter. Die Zuordnung der Signale für C; Unauthenticated Download Date | 8/22/17 12:58 PM H. Burdorf-Ch. Eischenbroich • Metall-jI--Komplexe von Benzolderivaten 96 Tab. II. 1H-NMR-Verschiebungen (5 [ppm] und Kopplungskonstanten J [Hz] für die Komplexe 1, 2, 3 und 6 sowie die freien Liganden Benzol und Thioanisol. T = 303 K, interner Standard TMS. C6H5SCH3e.a C6H6* &HC6H6 <5H8 <5H2>6 <5H3,5 ÖH4 7,35 s 2,46 7,30 7,30 7,16 J(H2-H3) J(H3-H4) J(H2-H4) J(H2-H6) J(H3-H5) J (H 2 -H 5 ) a Lösungsmittel CDC13; s m m m LB 2b 4,12 s 4,27 2,11 4,71 4,18 4,14 7,9 7,4 1,1 2,2 1,6 0,7 b Lösungsmittel C 6 D 6 ; 5,0 5,6 0,7 1,5 0,5 0,7 c 3B s s m m m 2,08 4,71 4,28 4,24 6B s m m m 2,21 4,54 4,02 3,95 s m m m 5,2 5,2 0,8 1,0 0,5 0,6 Ref. [13]. Abb. 1. Experimentelle (A) und berechnete (B) iH-NMR-Spektren im Arenprotonenbereich der Komplexe 2 und 3. Das Singulett für die ^-CeHe-Protonen in 2 ist in der Simulation nicht berücksichtigt. Chemische Verschiebungen und Kopplungskonstanten siehe Tab. II. T = 300 K, Lösungsmittel: CßDß. Unauthenticated Download Date | 8/22/17 12:58 PM 97 H. Burdorf-Ch. Eischenbroich • Metall-jI--Komplexe von Benzolderivaten Tab. III. 13C-NMR-Verschiebungen ö [ppm] und Kopplungskonstanten J(C-H) [Hz] für die Komplexe 1, 2, 3 und 6 sowie die freien Liganden Benzol und Thioanisol. T = 30 °C, interner Standard TMS. CeHß <5CC6H6 <5C8 128,7 ÖCI 0^2,6 <5C3>5 (5C4 <5CO eis C 6 H 5 SCH 3 a l b 2b 74,8 15,8 138,4 126,5 128,6 124,8 3b 77,1 21,1 90,8 80,9 74,9 73,8 20,6 93,0 82,3 77,2 76,3 ÖCO trans 139 172 166 168 169 J( C 8 - H 8 ) J(C2-H 2 ) J(C3-H 3 ) J(C 4 -H 4 ) J (C7-H7) Lösungsmittel: a CDC13; b C6D6; c 6b 32,9 86,9 84,2 78,6 75,0 207,3 216,2 139 170 167 170 C 6 D 5 CD 3 . und C8 ist aufgrund der Abwesenheit eines KernOverhausereffektes (Ci) sowie der Quartettstruktur (Cg) unproblematisch. Intensitätsverhältnisse im gekoppelten Spektrum sprechen dafür, das Signal bei Ö = 76,3 ppm (Rauschentkopplung) dem Kern C4 zuzuordnen. Selektive Entkopplung der Protonen H 2 ,6 führt zu der Zuordnung <5 — 82,3 ppm für C2.6Somit absorbieren die Kerne C3,5 bei ö = 77,3 ppm. Ein Vergleich der <513C-Werte für freies und 71-gebundenes Thioanisol demonstriert die unterschiedliche Befähigung dieser Systeme zur Übermittlung von Substituenteneffekten. Der + R - , —I-Charakter der -SCH3-Gruppe führt für freies Thioanisol zu einer beträchtlichen Entschirmung von Ci und einem unstetigen Gang der Verschiebungen: <5(Ci) > <5(2,6) < <5(C3,5 > <5(C4). Demgegenüber fällt die Entschirmung für Ci in Bis (thioanisol)chrom besonders groß aus und es wird eine stetige Abnahme <5(Ci) > <5(C2,6) > <5(C3,5) > <5(C4) registriert, wobei <5(C4) nur wenig von 5(C) in unsubstituiertem Bis(benzol)chrom abweicht. Somit reagiert der in Bis(aren)komplexen ^-gebundene Aromat offenbar besonders empfindlich auf induktive Substituenteneffekte und überträgt Resonanzeffekte - im Gegensatz zu (Aren)chromtricarbonylen [17] - nur in abgeschwächtem Maße. Induktive Effekte sind eng mit der Elektronegativität des Substituentenatoms verbunden. Graves und Lagowski trugen daher <5(Ci)-Werte für Substitutionsprodukte des Bis(benzol)chroms gegen die Pauling-Elektronegativität des Substituentenatoms auf und erhielten eine gute lineare Korrelation [8]. Mit der Elektronegativität von 2,5 für Schwefel errechnet sich für 3 der Betrag <5(Ci) = 91 ppm in guter Übereinstimmung mit dem experimentellen Wert von 93 ppm. Der Gültigkeitsbereich derartiger Korrelationen wird allerdings dadurch eingeschränkt, daß wichtige Verursacher chemischer Verschiebungen wie Anisotropieeffekte nicht berücksichtigt werden. E SR-Spektroskopie Durch Luftoxidation werden die Komplexe 2 und 3 in die Radikalkationen 2t und 3t überführt, deren isotrope Spektren in Abb. 2 dargestellt sind. Die zugehörigen ESR-Parameter sowie Daten, die in glasartig erstarrten Lösungen gewonnen wurden, finden sich in Tab. IV. Die Kopplungskonstanten für das Zentralmetall und die Ringprotonen des Bis(methylthio-??-benzol)chrom-Kations gleichen denen des Bis(toluol)chrom-Kations [18]. Eine Hyperfeinwechselwirkung mit den Methylprotonen wird für 2t und 3t jedoch nicht beobachtet, denn aufgrund der Distanzabhängigkeit des cr-Mechanismus der Spindichteübertragung Metall ->Ligand liegen die zu erwartenden Kopplungskonstanten a(1HscH3) sicher unter der experimentellen Linienbreite des ESR-Spektrums. Wiederum bestätigt sich, daß periphere Substitution an Bis(aren)metall(d5)-Komplexen nur eine minimale Störung der Elektronenstruktur bewirkt. So wird für 2t ein Dodezett beobachtet, welches die korrekte Intensitätsverteilung für 11 äquivalente Protonen auf- Tab. IV. ESR-Kopplungskonstanten [G] und g-Werte der Komplexkationen 2t, 3t und 6t in flüssiger Lösung (T = 183 K) sowie in glasartig erstarrter Lösung (T = 103 K), Lösungsmittel: Methanol. 2t 3t 6+ a a(iH Ar ) a(53Cr) A„(53Cr) A x («Cr) A„(iH A r ) A 1 (iH A r ) <g> g„ gi_ 3,50 3,58 3,56 18,1 18,0 17,8 0,3a 2,0a 2,0a 27,0 26,0 25,7 3,1 3,2 3,4 4,0 3,8a 3,7a 1,9867 1,9872 1,9873 2,0030 2,0035 2,0040 1,9785 1,9790 1,9795 Berechnet mittels a = 1/3 (A,, + 2 A x ). Unauthenticated Download Date | 8/22/17 12:58 PM H. Burdorf-Ch. Eischenbroich • Metall-JI--Komplexe von Benzolderivaten 98 g-2,0059 Cr © SCH, 2 3/2 » ( " C r ) 10 G Abb. 2. ESR-Spektren der Radikalkationen 2+ (T = 203 K) und 3t (T = 183 K) in Methanol. g - 2,0059 weist. Bemerkenswert sind ferner die unterschiedlichen Linienbreiten in den (58Cr)-Hochfeld- und Tieffeldsatellitenspektren. Sie sind auf den kombinierten Einfluß von g- und Hyperfeinanisotropie zurückzuführen [19, 20] und hängen von der Korrelationszeit r c der Molekülbewegung ab. Da diese Korrelationszeit mit dem effektiven Molekülradius zunimmt, ist der Linienbreitenunterschied zwischen den Satellitenspektren mit Mi(53Cr) = + 3 / 2 und —3/2 für den disubstituierten Komplex 3 t etwas größer als für den monosubstituierten Komplex 2t. Reaktion von 3 mit ( Norbornadien )molybdäntetracarbonyl Über die Komplexbildung von Thioethern mit d8-konfigurierten Metallkationen (Ni2+, Pd 2+ , Pt 2+ ) liegt ein umfangreiches Tatsachenmaterial vor [21]. Relativ selten wird bikovalenter Schwefel hingegen als Ligand an Metallen der Oxidationsstufe Null angetroffen. Dies verwundert da - zumindest soweit sich dies aus den IR-Spektren gemischter (Thioether)metallcarbonyle entnehmen läßt - Dialkylsulfide in ihrem n-Akzeptorcharakter den Phosphanen ähneln [22-26]. Die Darstellung von [Bis(methylthio-?;-benzol) chrom]tetracarbonylmolybdän (6) aus 3 und (Norbornadien)tetracarbonylmolybdän (7) gelingt nach i Cr SCH, (C7H,)MO(CO)4 Petrolether 25°C /\ MO(CO) 4 • C 7 H , CH, Unauthenticated Download Date | 8/22/17 12:58 PM 99 H. Burdorf-Ch. Eischenbroich • Metall-jI--Komplexe von Benzolderivaten H NMR m,p entkoppelt >Mo{C0), 1 ' "" 6 2 ppm Abb. 3. iH-NMR-Spektrum von 6 in C 6 D 6 bei 310 K . A Übersichtsspektrum; B Arenprotonenbereich, w,p-Protonen entkoppelt. 6 kristallisiert aus Toluol/Petrolether (1/1) als braune, luftempfindliche Plättchen, die in Toluol mäßig löslich und in Petrolether praktisch unlöslich sind. Im Gegensatz zu 3 liefert das Carbonyladdukt 6 massenspektroskopisch einen Molpeak nur unter den Bedingungen der Feiddesorption. Im Elektronenstoß-Massenspektrum (15eV, 70 eV) erscheint als schwerstes Fragment der „Ligand" 3 (ra/e — 300). Luftoxidation von 6 erzeugt das Radikalkation 6t, dessen ESR-Spektrum belegt, daß das ungepaarte Elektron im Bis(aren)metall-Teil des Zweikernkomplexes lokalisiert bleibt (ESR-Parameter: Tab. IV). Die Koordination einer Mo(CO )4-Gruppe an 3 t macht sich nur durch eine geringfügige Abnahme der Kopplungskonstanten a(53Cr) sowie eine Verschiebung des ESR-Linienbreiteminimums nach höherer Meßtemperatur bemerkbar (minimale Linienbreite 3t bei 183 K, 6t bei 213 K). Das iH-NMR-Spektrum von 6 (Abb. 3, Daten: Tab. II) besteht bei Raumtemperatur aus einem Singulett (<5 = 2,21 ppm) und zwei Multipletts (ö = 3,99 und 4,54 ppm) im Intensitätsverhältnis 3:3:2. Die Zuordnung der Signal - gruppen erfolgte in Analogie zu 3, wobei Äquivalenz der Methylprotonen sowie der Ringpositionen H2 und He bzw. H3 und H5 angenommen wurde. Diese Äquivalenz ergibt sich aus der Beobachtung eines Singuletts für H C H 3 sowie dem Befund, daß nach Entkopplung der Protonen H3,4,5 auch für H2,6 ein Singulett erhalten wird (Abb. 3). Die durch konformative Beweglichkeit um die Ci-S- bzw. S-MoBindungen sowie durch Inversion an den S-Atomen möglichen unterschiedlichen Formen für 6 befinden sich bei Zimmertemperatur olfenbar in rascher gegenseitiger Umwandlung [29]. Aufgrund ungenügender Löslichkeit mißlang bisher die NMRspektroskopische Beobachtung von 6 im Bereich des langsamen Austausches. Für ein dynamisches Verhalten von 6 spricht auch dessen 13C-NMR-Spektrum mit je einem Signal für die Positionen Ci, C2.5, C3.4 und Cs sowie die eis- und frarc-s-ständigen Carbonylliganden (Daten: Tab. III). Die 13C-NMR-Signale für die Carbonylgruppen in 6 sind relativ zu Mo(CO)6 um 3,2 ppm (eis) bzw. 12,1 ppm (trans) nach tiefem Feld verschoben. Die Unauthenticated Download Date | 8/22/17 12:58 PM H. Burdorf-Ch. Eischenbroich • Metall-jI--Komplexe von Benzolderivaten 100 Tab. V. IR-Daten ähnlich gebauter Komplexe L,2Mo(CO)4, L = S- bzw. P-Ligand. reo [cm -1 ] A11 Komplex [(CH3S-7?-C6H5)2Cr]Mo(CO)4 [CeHsSCHaCHaSCeHsjMofCOU cis-[(C2H5)2S]2Mo(CO)4 [{(CH3)2P-^-C6H5}2Cr]Mo(CO)4 a In Cyclohexan; b (6) (9) (10) (11) 2027 2027 2021 2023 A12 BX B2 1904 1895 1880A 1870» 1874A 1885B 1908 1905 br 1909 1914 Ref. [32] [33] [34] in Toluol. Verschiebung fällt für 6 etwas geringer aus als für [Ph2P(CH2)2PPh2]Mo(CO)4 (8) (Verschiebungen nach tiefem Feld: 6,5 ppm (eis) bzw. 14,4 ppm (trans) relativ zu Mo(COe) [30]). Tieffeldverschiebungen in den 13 C-NMR-Spektren koordinierter CO-Moleküle werden hauptsächlich auf eine Metall —>.CO-Elektronenübertragung zurückgeführt [31]. Im Sinne dieser Vorstellung ließe sich dem Vergleich der 13 C-NMR-Daten von 6 und 8 entnehmen, daß der 7i-Akzeptorcharakter von Organosulfanen etwas geringer ist, als der von Organophosphanen. Das IR-Spektrum von 6 entspricht der Erwartung für eine M(CO)4-Einheit der lokalen Symmetrie C2vDie Wellenzahlen der Banden im Carbonylschwingungsbereich sind in Tab. V den Daten ähnlich strukturierter Komplexe gegenübergestellt. Der Vergleich der IR-Daten von 6 mit denen von 9 bzw. 10 lehrt, daß die Gegenwart eines elektronenreichen Metallatoms der Oxidationsstufe 0 im Liganden 3 die Lage der »-co-Banden im Metallcarbonyladdukt 6 nur unwesentlich beeinflußt. Eine Erhöhung der Carbonyl-Schwingungsfrequenz wird jedoch für die Spezies 6t beobachtet, die den Liganden in Form des Radikalkations 3t enthält. Schließlich sprechen die IR-Spektren von 6 und 11 für ähnliches GDonator/jr-Akzeptorverhalten CH3S- bzw. (CHa^Psubstituierter Derivate des Bis(benzol)chroms(0) [35]. Experimenteller Teil Alle Arbeiten sind unter N2-Schutz mit getrockneten, N2-gesättigten Lösungsmitteln durchzuführen. Die spektroskopische Charakterisierung erfolgte mit Hilfe der Geräte: MAT CH7 (EI-MS), MAT 711 (FD-MS), Varian EE 12 (ESR), Varian X L 100 ( 1 H-NMR), Jeol JNM/FX100 ( 1 3 C-FT-NMR). Als interner Standard diente jeweils TMS. Die Simulation der iH-NMRSpektren wurde mit dem Programm LAOCOON III durchgeführt. Die NMR-Proben wurden in abgeschmolzenen Röhrchen bereitet, die zur Reduktion etwa anwesender Spuren der jeweiligen Radikalkationen mit einem Kaliumspiegel versehen waren. (Methylthio-rj-benzol) (rj-benzol)chrom(0) (2) und Bis(methylthio-r]-benzol)chrom(0) (3) 1,5 g (7,2 mmol) Bis(?y-benzol)chrom(0) (1) in 100 ml Cyclohexan werden mit 6,47 ml w-Butyllithium (14,37 mmol, 2,2 N Lösung in Hexan) und 2,16 ml N.N.N'.N'-Tetramethylendiamin während 15 h bei Zimmertemperatur umgesetzt. Zu dem rotbraunen Metallierungsprodukt werden 1,27 ml (14,2 mmol) CH3SSCH3 [36], gelöst in 40 ml Toluol, während 10 min bei — 5 °C getropft. Anschließend läßt man die gelbbraune Lösung noch etwa 1 h bei Zimmertemperatur rühren. Die Reaktionslösung wird über eine mit Al 2 03/8% H 2 0 beschichtete Umkehrfritte filtriert und zur Trockene eingeengt. Die chromatographische Auftrennung des Produktgemisches erfolgt zur Vermeidung langwierigen Eluierens mit großen Lösungsmittelmengen am besten unter Verwendung eines mit Al203/8% H2O gefüllten Schlauches aus Polyamidfolie (70 cm, 0 2,5 cm) und Petrolether 40/60 als Laufmittel. Nach erfolgter Auftrennung (Wanderungsgeschwindigkeit: 1 > 2 > 3) läßt man den Chromatographieschlauch trocken laufen und gewinnt die einzelnen Fraktionen durch Zerschneiden des Schlauches unter Luftausschluß in einer geeigneten Apparatur. Die Substanzen 1, 2 und 3 können mittels THF von der stationären Phase AI2O3 gelöst und nach Abziehen des THF aus Petrolether 40/60 umkristallisiert werden. Ausbeute 100 mg 2 (5,5% bez. auf 1). Ci8Hi4CrS (254,18) Ber. C 61,37 Gef. C 61,17 H 5,55 H 5,60 Cr 20,46 Cr 20,22 S 12,61, S 12,47. Ausbeute 1,26 g 3 (58,3% bez. auf 1). Ci4H16CrS2 (300,26) Ber. C 55,95 Gef. C 55,41 H 5,37, H5,21. Bis( methylthio-i]-benzol )chrom( 0 )-tetracarbonylmolybdän (6) 80 mg (0,27 mmol) 3 und 151 mg (0,50 mmol) Norbornadien-tetracarbonylmolybdän (7) [37], ge- Unauthenticated Download Date | 8/22/17 12:58 PM 101 H. Burdorf-Ch. Eischenbroich • Metall-jI--Komplexe von Benzolderivaten löst in 100 ml Petrolether 40/60, werden unter Lichtausschluß während 7 d bei Zimmertemperatur umgesetzt. Der gebildete, gelbe Niederschlag wird auf einer G3-Fritte mit wenig Petrolether gewaschen und mit 100 ml Toluol extrahiert. Der nach Abziehen des Toluols verbleibende Rückstand wird bei 50 °C in der kleinstmöglichen Menge Toluol/Petrolether (1:1) gelöst. Durch langsames Abkühlen dieser Lösung auf —30 °C wird 6 als braune Kristalle erhalten. Ausbeute 95 mg 6 (70% bez. auf 3). X I I . Mitteilung: Ch. Eischenbroich, R. Möckel, U. Zenneck und D. W . Clack, Ber. Bunsenges. Phys. Chem. 83, 1008 (1979). Ch. Eischenbroich, J. Organomet. Chem. 14, 157 (1968). Ch. Eischenbroich, ibid. 22, 677 (1970). Ch. Eischenbroich und F. Stohler, ibid. 67, C 51 (1974). P. L. Timms und T. W . Turney, Adv. Organomet. Chem. 15, 53 (1977). P. S. Skell, D. L. Williams-Smith und M. J. McGlinchey, J. Am. Chem. Soc. 95, 3337 (1973). M. J. McGlinchey und T. S. Tan, Can. J. Chem. 52, 2439 (1974). V. Graves und J. J. Lagowski, Inorg. Chem. 15, 577 (1976). G. R. Knox und P. L. Pauson, J. Chem. Soc. 1958, 692; G. R. Knox, I. G. Morrison und P. L. Pauson, J. Chem. Soc. 1967, 1842. Ch. Eischenbroich und F. Stohler, Angew. Chem. 87, 198 (1975); Angew. Chem. Int. Ed. Engl. 14, 174 (1975). T. Chi vers und P. L. Timms, J. Organomet. Chem. 118, C 37 (1976). J. A. Gladysz, J. G. Fulcher und A. B. Bocarsly, Tetrahedron Lett. 1978, 1725. C. Glidewell, D. W . H. Rankin und C. M. Sheldrick, Trans. Faraday Soc. 65, 2801 (1969). D. W . Slocum, P. S. Shenkin, T. R. 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Rev. 69, 191 (1969). [21] M. Schmidt und G. G. Hoffmann, Phosphorus and Sulfur 4, 239, 249 (1978). [22] H. C. E. Mannerskantz und G. Wilkinson, J. Chem. Soc. 1962, 4454. [23] F. A. Cotton und F. Zingales, Inorg. Chem. 1, 145 (1962). [24] R . Ros, M. Vidali und R. Graziani, Gazz. Chim. Ital. 100, 407 (1970). [25] M. Heberhold und G. Süss, J. Chem. Res. (S), 1977, 246; J. Chem. Res. (M), 1977, 2720. [26] W . J. Frazee und M. E. Peach, Phosphorus and Sulfur 6, 407 (1979). [27] E. N. Baker und N. G. Larsen, J. Chem. Soc. 1976, 1769. [28] G. M. Reisner, I. Bernal und G. R. Dobson, J. Organomet. Chem. 157, 23 (1978). [29] Ähnliche Verhältnisse liegen in [ 1.1 '-Bis(dimethylarsino)ferrocen]tetracarbonylmolybdän vor. J. J. Bishop und A. Davison, Inorg. Chem. 10, 826 (1971). [30] O. Stelzer und E. Unger, Chem. Ber. 108, 2232 (1975). [31] P. S. Braterman, D. W . Milne, E. W . Randall und E. Rosenberg, J. Chem. Soc. Dalton 1973, 1027. [32] P. S. Braterman, V. A. Wilson und K . K . Joshi, J. Chem. Soc. A 1971, 191. [33] G. Bouquet und M. Bigorgne, Bull. Soc. Chim. Fr. 1962, 433. [34] Ch. Eischenbroich, G. Heikenfeld und F. Stohler, unveröffentlicht. [35] Vergleich der Koordinationseigenschaften von Sulfanen und Phosphanen: a) W . A. G. Graham, Inorg. Chem. 7, 315 (1968); b) H . G. Raubenheimer, J. C. A. Boyens und S. Lötz, J. Organomet. Chem. 112, 145 (1976); c) Ref. [25]. [36] H . Brintzinger, H. Koddebusch, K . E. Kling und G. Jung, Chem. Ber. 85, 445 (1952). [37] R. B. King und J. J. Eisch, Organomet. Synth. 1, 124 (1965). Unauthenticated Download Date | 8/22/17 12:58 PM