Einführung in das Handelsmarketing

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Einführung in das Handelsmarketing
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Einführung in das Marketing
Was ist eigentlich Marketing?
Begriffsdefinition
Direkt übersetzt heißt es "Markt machen" als dauerhafte Tätigkeit.
Marketing ist die Ausrichtung aller Unternehmensfunktionen auf den Markt.
Genau formuliert bedeutet Marketing Planung, Koordination und Kontrolle aller auf
die aktuellen und potentiellen Märkte ausgerichteten Unternehmensaktivitäten mit
dem Zweck einer dauerhaften Befriedigung der Kundenbedürfnisse einerseits und
der Erfüllung der Unternehmensziele andererseits.
Ausprägungsformen des Begriffes "Marketing"
Marketing-Maxime: Grundhaltung der Unternehmung, Erzeugung von
Kundenzufriedenheit
Marketing-Funktion: Führungsfunktion im Unternehmen
Marketing-Mix: Optimal aufeinander abgestimmter Einsatz von
Produktpolitik
Preispolitik
Distributionspolitik
Kommunikationspolitik
-
Entwicklung des Marketing-Gedankens
Nach dem zweiten Weltkrieg waren in Deutschland Verkäufermärkte. Es herrschte
die Knappheitswirtschaft, die wichtigste betriebliche Grundfunktion ist die
Beschaffung oder Produktion. Einige Jahre später entwickelten sich diese Märkte in
Käufermärkte, also zur Überflussgesellschaft, bei der der Absatz und die Weckung
von Nachfrage im Vordergrund stehen.
Das Marketing – Dreieck
Kunde
Präferenzen
Unternehmung
MarketingMitwelt
(Branche)
Kosten
Einflussfaktoren
Präferenzen
techn. Entwicklung
wirtschaftl. Entwicklung
Wertewandel
Demographie
Recht / Gesetze
Ausland
Konkurrenz
Peter Büche
Marketing ist eine Managementkonzeption eines Betriebs, die, unter Beachtung des
Umfeldes, Zielgruppen besser befriedigen will, als die Konkurrenz.
Bausteine des Marketingdreiecks
Nachfrageorientierung
dem Kunden nicht Produkte, sondern Problemlösungen anbieten
Wettbewebsorientierung
denken in Wettbewerbsvorteilen, die den Kunden zur setzung von
Präferenzen anregt
gesamtgesellschaftliche Orientierung
Unternehmenspolitik, die den geänderten Wertvorstellungen der Käufer
entgegenkommt (Wertewandel, demographische Entwicklung,..)
Grundformen des Kommerziellen Marketing
Das kommerzielle Marketing wird von Unternehmen angewandt, um
dauerhaft die Kundenbedürfnisse zu befriedigen und
die Unternehmensziele zu verwirklichen
Nach den Leistungen, die vom Unternehmen angeboten werden, unterscheidet man
Konsumgütermarketing
Investitionsgütermarketing
Dienstleistungsmarketing
-
Konsumgüter-Marketing
Das Konsumgütermarketing richtet sich an die Endstufe des Wirtschaftsprozesses,
also an den Verbraucher bzw. Verwender. Es wird Unterschieden zwischen:
Verbrauchsgüter: materielle Güter, die während der Verwendung verbraucht werden,
beispielsweise Getränke; hohe Kauffrequenz, umfassende Distribution (Verteilung)
Gebrauchsgüter: materielle Güter mit längerer Lebensdauer, beispielsweise Autos.
Durch lange Wiederkaufzyklen erfordern Gebrauchsgüter besonere Maßnahmen zur
Sicherung der Markentreue, wie Garantie und Kundendienstleistungen.
Merkmale des Konsumgütermarketing
ursprünglicher Bedarf
viele Bedarfsträger
hoher Anteil an Individualentscheidungen
mehrstufige, indirekte Distribution
anonyme Marktkontakte (Massenwerbung)
-
Peter Büche
Ausprägungsformen des Konsumgütermarketing
Beim Konsumgütermarketing spielen die Handelsstufen (Absatzmittler) eine wichtige
Rolle. Der Handel will nicht der verlängerte Arm des Herstellers sein, sondern eigene
Ziele verfolgen und über sein Handelsmarketing ein eigenes Image aufbauen. Der
Hersteller weiß das und kann wählen zwischen:
Pull-Marketing (ziehen)
Werbung von Hersteller direkt an Kunden
Kunde fragt darauf hin beim Handel nach
Der Hersteller richtet sich auf den Konsumenten aus, weniger auf den Handel
auch direkte Distribution genannt
oft bei Investitionsgütern eingesetzt
Push-Marketing (drücken)
Hersteller bewirbt den Händler
durch Rabattpolitik sollen dem Handel Anreize geboten werden
der Händler muss Verkaufsdruck auf den Käufer ausüben
auch indirekte Distribution genannt, da der Handel zwischen Hersteller und
Verbucher mit eingeschaltet wird
meist bei Konsumgüterneingesetzt
vertikales Marketing
koordinierter Marketing-Mix über alle Distributionsstufen
Beispiele: Vertraglich vereinbarte Vertriebssysteme zwischen Hersteller und
Handel, wie Franchising-Modelle (Mc Donalds,..)
Investitionsgüter-Marketing
Investitionsgüter sind Produkte, die nicht Endverbraucher sondern
Wirtschaftsunternehmen abnehmen. Je komplexer Investitionsgüter werden, desto
wichtiger wird der Dienstleistungsanteil.
Hardware ist die materielle Leistung, z. B. die Maschine
Software ist die für den Einsatz notwendige Dienstleistung, z. B. die Einarbeitung
Besonderheiten
abgeleiteter Bedarf, also abhängig von Auftragslage
hohes Maß an Bedarfsspezialisierung, Kunde braucht individuelle Maschine
wenige, aber meist sehr große Aufträge
meist direkter Verhandlungsprozess zwischen Anbietern und Entscheidern des
Nachfragers
lange Kaufentscheidungsprozesse, Zwang zur Rationalität
langfristige Zusammenarbeit zwischen Anbieter und Nachfrager
Es wird versucht, Schlüsselpersonen in dem Unternehmen zu identifizieren. Der
Kunde spielt beim Investitionsgüter-Marketing eine sehr große Rolle, dadurch wird
die Zerlegung des Marketings viel spezieller und komplexer.
Dienstleistungs-Marketing
Dienstleistungen mit Nebencharakter werden der Servicepolitik zugerechnet. Der
Hauptleistungscharakter ist kennzeichnend für die Dienstleistungsbetriebe folgender
Branchen:
Peter Büche
-
Versorgungsunternehmen
Gastronomie
Banken, Versicherungen, Ämter
Unterhaltung
Gesundheitswesen / Ärzte
Unterricht und Forschung
Besonderheiten des Dienstleistungsmarketing
meist abstrakte, immaterielle Leistungen
die Leistungen sind nicht Lagerfähig
oft nur stationär möglich (Theater,..)
individuelle, einmalige Leistungen
schwer standardisierbar / schwer vergleichbar
sehr personalintensiv
Meist werden hohe Kapazitäten bereitgestellt, um Spitzenbelastungen bewältigen zu
können. Dies führt zu hohen Fixkosten, die bei geringer Nachfrage zu hohen
Leerkosten führen. Hier steht die Kapazitätsplanung im Mittelpunkt der
Marketingüberlegungen.
Handelsmarketing
Handelsmarketing ist die Führung eines Handelsunternehmens vom Markt her und
auf den Markt hin (Marketing als Unternehmensphilosophie). Es umfasst auch alle an
Marketingzielen orientierte Maßnahmen zur systematischen Marktbearbeitung.
Im Gegensatz zum Herstellermarketing gestalten Handelsunternehmen sowohl den
Absatz- als auch den Beschaffungsmarkt. Der Handel sieht sich nun nicht mehr als
Verteilungsapparat der Hersteller, sondern er beansprucht marktgestalterische
Funktionen für sich. Dadurch kommt es zu Zielkonflikten. Der Handel muss heute auf
die Präferenzen des Kunden eingehen: Preis-Leistungs-Orientierung, gesteigertes
Gesundheitsbewusstsein, Polarisierung zwischen Versorgungs- und Erlebniseinkauf.
Zielkonflikte zwischen Hersteller und Handel (Prüfung!)
Hersteller-Ziele
Händler-Ziele
Produkt-/
Aufbau von Markenimage
Aufbau von Sortimentsimage
Sortimentspolitik hohe Produktinnovation
möglichst Produktkonstanz
Forcierung der Herstellermarke Forcierung der Handelsmarke
Preispolitik
Hochpreis-Politik
Niedrigpreis-Politik
Abbau von Handelsspannen
Durchsetzung zus. Konditionen
Distributionsgroße Bestellmengen
schnelle Lieferung kleiner VE
politik
optimale Verteilungsdichte
Alleinvertriebsrecht
(Verteilung)
günstige Platzierung
optimale Platzierung im Sortiment
hohe Lieferbereitschaft
niedrige Lagerhaltung
KommunikaProduktwerbung
Firmenwerbung
tionspolitik
handelsorientierte Verkaufsf.
kundenorient. Verkaufsförderung
Erhöhung der Markentreue
Erhöhung der Ladentreue
Peter Büche
Es gibt drei Idealtypische Modelle:
1. Dominanz der Industrie, funktioneller Handel (Handel wird von der Industrie
betrieben)
2. Der Handel übernimmt das Operating, also die Verteilungsfunktion nach
Maßgaben der Produktion, wie zu Zeiten des Verkäufermarktes
3. Der Handel übernimmt eine eigenständige Marketingfunktion, diese ist im
Gegensatz zum Produktbezogenen Industriemarketing sortiments- und
Unternehmensbezogen. Zielgruppe sind die Verbraucher.
Modell 3 ist unser heutiges Rollenverständnis.
Zukunft
Für ein dauerhaftes Funktionieren unseres Wirtschaftskreislaufes darf es nicht zu
einem Konkurrenzdenken zwischen Industrie und Handel kommen. Es muss
langfristig eine Zusammenarbeit und gegenseitiges Vertrauen angestrebt werden.
Damit das Idealtypische Modell 3 uneingeschränkt umgesetzt wird, muss:
Der Handel die Industrie intensiver und fundierter Informieren
Der Handel muss die Bereitschaft zur Übernahme des Absatzrisikos steigern
Der Handel sollte die in der Beschaffung erzielten Kosteneinsparungen nicht an
den Markt weitergeben, sondern für sein Marketing verwenden. Heute werden
leider in vielen Unternehmen die Marketing-Instrumente nur zur Erreichung
kurzfristiger Vorteile eingesetzt.
-
Peter Büche
Marketing Kapitel 1 – Fragen und Antworten
Frage
1. Was verstehen
Sie unter
Marketing?
2. Unterschiede
Verkäufermarkt/
Käufermarkt
+ Unterscheidungskriterien
Antwort
• Planung,
• Koordination und
• Kontrolle
• aller Unternehmensaktivitäten
• ausgerichtet auf die aktuellen und potentiellen Märkte,
• mit dem Ziel,
• der Erfüllung der Unternehmensziele,
• durch eine dauerhafte Befriedigung der Kundenbedürfnisse.
Verkäufer-Markt
Käufer-Markt
wirtschaftl.
KanppheitsÜberflussEntwicklungswirtschaft
gesellschaft
stadium
Verhältnis Angebot/ NF größer als
Angebot größer als
Nachfrage
Angebot,
Nachfrage,
Nachfrageüberhang Angebotsüberhang
Engpassbereich der Beschaffung und
Absatz
Unternehmen
Produktion
hauptsächliche
Beschaffungs- und Weckung von
Anstrengungen der Produktrationalisier Nachfrage und
Unternehmen
ung
Schaffung von
Präferenzen
wichtigste
Beschaffung und
Absatz
betriebliche
Produktion
Grundfunktion
Beispiel
Nachkriegszeit
heute
3. Wesentliche
Elemente des
Marketing-Dreiecks
Peter Büche
Pull-M.: Der Hersteller macht Werbung an den Endkunden.
Dieser übt daraufhin Nachfragedruck auf den Handel aus.
dazu gehört:
• gezielter Einsatz von Werbung
• konsumgerichtete Marketing-Maßnahmen
• Erzeugung von Bedürfnissen
• Erhöhung des Bekanntheitsgrades
• Verbesserung Produktimage
• Händler bestellt beim Hersteller
Push-M.: Der Hersteller bewirbt den Handel. Dieser übt
Verkaufsdruck auf den Endkunden aus.
dazu gehört:
• handelsgerichtetes Marketing
• gezielter Einsatz von Merchandising-Aktivitäten
• Gewährung von Leistungsbezogenen Rabatten
• anreizbedingte Bestellung beim Hersteller
• ergänzender Einsatz von Konsumentenwerbung
5. Besonderheiten
• Im Mittelpunkt steht Kapazitätsauslastung,
des Dienstleistungs- • denn nicht abgesetzte Leistungen sind verloren (z.B. Hotel)
marketings
• es sind abstrakte und immaterielle Leistungen
(Rechtsberatung)
• Leistungen sind nicht Lagerfähig (Hotelzimmer)
• stationäre Leistungsanbietung
• individuelle Leistungen (Arztberatung)
• Leistungen sind schwer vergleichbar und standartisierbar
(Kunst)
• Leistungen sind service- und Personalintensiv
6. Besonere
• nicht direkter Bedarf (wie Lebensmittel)
Probleme beim
• abgeleiteter Bedarf
Investitionsgüter• Bedarfs-Spezialisierung durch Kunden-Vorgabe
Marketing
• kollektive / formalisierte Kaufentscheidungsprozesse, wenn
mehrere Unternehmensteile beteiligt sind
• langer, rationaler Kaufentscheidungsprozess
• wenige, große Aufträge
• direkte Verhandlungen zwischen Anbieter und Nachfrager
• langfristige Zusammenarbeit zwischen Anbieter und Nachf.
• Ansprache von Schlüsselpersonen (Mitglieder des
Entscheidungsgremium)
7. Wesentliche
Instrument Herstellerziele
Handelsziele
Zielkonflikte
Produkt-/
• Aufbau eines
• Aufbau eines
zwischen Industrie- SortimentsMarkenimage
Sortimentsimage
und
politik
• Produktinnovation
• Produktkonstanz
Handelsmarketing
• Forcierung der
• Forcierung der
Herstellermarke
Handelsmarke
Kontrahier• Hochpreispolitik
• Niedrigpreispolitik
ungspolitik
• Abbau von
• zusätzliche
Handelsspannen
Konditionen
4. Was ist PullMarketing (ziehen),
was Push-Marketing
(drücken)
Peter Büche
Distributions- •
politik
•
•
•
Kommunika- •
tionspolitik
•
•
hohe
Lieferbereitschaft
optimale
Verteilungsdichte
günstige
Platzierung
große
Bestellmengen
Produktwerbung
handelsorientierte
Verkaufsförderung
Erhöhung der
Markentreue
•
•
•
•
•
•
•
KleinmengenBelieferung
ausgewählte
Verteilungsfirmen
optimale
Platzierung
niedrige
Lagerhaltung
Firmentreue
kundenorientierte
Verkaufsförderung
Erhöhung der
Ladentreue
Peter Büche
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