Konjunktur und Wachstum 1. Konjunkturzyklen 1.1. 1.2. 1.3. 1.4. 1.5. Konjunkturbegriffe Konjunkturzyklus und -phasen Konjunkturindikatoren Ursachen und Wirkungen von Konjunkturschwankungen Multiplikator- und Akzeleratoreffekte 2. Ausgewählte Probleme der Konjunkturpolitik 2.1. 2.2. 2.3. Antizyklische Fiskalpolitik Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik Der Arbeitsmarkt 3. Wirtschaftswachstum 3.1. 3.2. 3.3. Voraussetzungen Die Notwendigkeit des Wirtschaftswachstums Probleme des Wirtschaftswachstums 1. Konjunkturzyklen 1.1. Konjunkturbegriffe Konjunkturschwankungen sind Ungleichgewichte zwischen dem gesamtwirtschaftlichen Angebot und der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage. -> ungleichmäßige Auslastung des Produktionspotenzials (Anlagen, Maschinen usw. in einer Prod.-periode) 1) saisonale Schwankungen - Tourismus, Bauwirtschaft 2) exogene Schocks (= von außen kommende Ereignisse) - Ölpreiskrisen, Klimawandel, Kampf um Wasser und saubere Luft 3) langfristige Wachstumstrends - Basisinnovationen des technischen Fortschritts (Gentechnologie, Mikroelektronik) 4) mittelfristige zyklische Schwankungen (Periode ca. 8 Jahre) - ständig widerkehrende, gesamtwirtschaftliche Auf- und Abwärtsbewegungen 1.2. 1.2.1. Konjunkturzyklus und -phasen Konjunkturzyklus (idealtypisch) 4 Phasen des Konjunkturzyklusses 1.2.2. Konjunkturphasen (Merkmale) Aufschwung - gesamtwirtschaftliche Nachfrage steigt (Expansion) -> deutliche Wachstumsbelebung -> Messgröße BIP steigt -> Kapazitätsauslastung der Unternehmen steigt -> Investitionsbereitschaft steigt -> Nachfrage nach Arbeitkräften steigt -> Preise steigen - positive Wachstumszahlen in 3 aufeinanderfolgenden Quartalen Boom - ex-post-Größe (= Phase ist erst im nachhinein feststellbar) - BIP auf höchstem Niveau - Inflationsgefahr - Marktsättigung - allmählich übersteigt die Nachfrage das Angebot -> Preise auf höchstem Niveau -> Inflationsgefahr -> Lieferengpässe -> Nachfrage sinkt -> Arbeitskräftemangel -> Löhne steigen Abschwung - nach sinkenden Wachstumsraten über 3 Quartale -> sinkende Preise -> sinkende Gewinne (Rezession) -> sinkende Investitionen -> sinkende Auslastung der Kapazitäten -> allmählich steigt die Arbeitslosigkeit -> Nachfrage sinkt weiter Depression - ex-post-Größe (= Phase ist erst im nachhinein feststellbar) - Preisverfall, hohe Arbeitslosigkeit, Null- oder Minuswachstum - BIP ist eine negative Größe, starker Rückgang aller Wirtschaftsaktivitäten - Deflationsgefahr (die Nachfrage wird für die Gütermenge zu gering) Probleme: a) sehr unterschiedliche konjunkturelle Entwicklung nach Branchen und Regionen b) Schwankungen in der Investitionsgüterindustrie sind stärker als die in der Konsumgüterindustrie -> Konsumbeharren: Konsum auf gewohntem Niveau -> Überschuldung 1.3. Konjunkturindikatoren Größen, die Anhaltspunkte geben, in welcher Phase sich die Konjunktur befindet (wichtig für Wirtschaftspolitik) Indikatoren Frühindikatoren Präsenzindikatoren Spätindikatoren verweisen auf eine demnächst eintretende Phase Ablauf parallel zur gerade stattfindenden Konjunkturphase im Anschluss an eine vorhergehende Konjunkturphase - Geschäftsklima - Auftragseingänge - Exportaufträge - Baugenehmigungen - Kreditzusagen - Bruttoinlandsprodukt (BIP) - Produktion - Kapazitätsauslastung - Überstunden bzw. Kurzarbeit - Spartätigkeit und Konsumklima - Zahl der Arbeitslosen (in BRD) - Löhne - Steuereinnahmen 1.4. Ursachen und Wirkungen von Konjunkturschwankungen Determinanten und Interdependenzen innerhalb der gesamtwirtschaftl.Nachfrage Determinanten Interdependenzen = Festlegungen, Bestimmungen = wechselseitige Beeinflussung, gegenseitige Abhängigkeit (Wovon hängt die Wirtschaft ab ?) -> Ursachen konjunktureller Schwankungen Nachfrage der privaten HH nach Konsumgütern + Nachfrage privater Unternehmen nach Investitionsgütern + Nachfrage des Auslands + Nachfrage des Staates (= Konsument und Unternehmer) = Gesamtwirtschaftliche Nachfrage Zusammenhänge und gegenseitige Beeinflussung der Wirtschaftsakteure ------------> Produktion (Sachgüter, Dienstleistungen) --------------> private ----------> Löhne, Miete/Pachten, Zinsen (Faktorentgelt) ---------> Unternehmen <------------- Arbeit, Boden, Kapital (Prod.-faktoren) <-------------- private Haushalte <------------- Konsum (Sachgüter, Dienstleistungen) <-------------- Interdependenzen 1) Nachfrage der privaten Unternehmen nach Investitionsgütern u. Arbeitskräften ist abhängig von - Lohnhöhe - Höhe der Zinsen - Rendite, z.B. des eingesetzten Eigenkapitals - Preisspielräume, u.a. Wettbewerb - gesamtwirtschaftliche Nachfrage (privater Haushalte, Staat, Ausland) 2) Nachfrage der privaten Haushalte nach Konsumgütern abhängig von: - Löhne/Transfereinkommen (staatl. Gegenleistungen) - Preise - Sparneigung <------ Staatskonsum <------ private <------- Subventionen <------ <----- indir/dir. Steuern <---- Staat <-Prod.fakt. bereitstellen <-- Unternehmen ----> indirekte Steuern ----> ----> öffentliche Güter -----> -----> direkte Steuern ------> ----> Faktoreinkommen ----> private Haushalte 3) Nachfrage des Staates ist von folgenden Faktoren abhängig: - Einnahmen aus Steuern/Abgaben - Art der Wirtschaftspolitik -> Anteil des Staates an der Verwendung der gesamtwirtschaftl. Leistungen - Nachfrage des Staates ist abhängig von internat. Verträgen (Maastrichter Vertrag) -> führt zur Begrenzung der Handlungspielräume des Staates 4) Ausland (Import-Export) => Außenbeitrag ist abhängig von Rahmenbedingungen wie - Stand der Handelsliberalisierung - Wechselkurse -> bestimmen die Intensität der Handelsbeziehungen, die Auslandsnachfrage => wichtiger Punkt im Rahmen der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage bei exportorientierten Ländern Vielfalt von Verflechtungen/Interdependenzen => eine reibungslose Abstimmung der Einzelwirtschaftspläne ist schwierig und zeitlich verzögert -> unregelmäßige Auslastung des Produktionspotenzials -> unmittelbare Auswirkungen auf das Volkseinkommen (= Löhne + Gewinne) 1.5. Multiplikator- und Akzeleratoreffekte (Vervielfältigungs- und Beschleunigungs-Effekte) Multiplikatoreffekt -> Vervielfachung eines ursprünglichen Impulses z.B. Nachfrage der privaten Haushalte steigt (konkretes Beispiel: Nachfrage nach regenerativer Energie steigt) -> Kapazitätsauslastung bei privaten Untern. steigt -> deren Nachfrage für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe bei den Zulieferern steigt -> deren Nachfrage bei ihren Zulieferern steigt auch -> falls Nachfrage stabil bleibt, steigt Nachfrage nach Arbeitskräften -> bei privaten Haushalten steigt das Einkommen -> Konsumausgaben steigen -> Nachfrage steigt auf breiter Front Akzeleratoreffekt tritt ein, wenn die Nachfrageausweitung zu Netto-Investitionen führt. 2. Ausgewählte Probleme der Konjunkturpolitik Grundlagen: Ein Staat kann, muss aber keine Wirtschaftspolitik betreiben. In der BRD gilt das Stabilitätsgesetz: - Preisniveaustabilität - außenwirtschaftliches Gleichgewicht (siehe unten) - hoher Beschäftigungsstand -> Basis der Konsumgüternachfrage - stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum Konjunkturpolitik => kurzfristige Eingriffe des Staates zur Stabilisierung des Konjunkturverlaufs 2.1. antizyklische Fiskalpolitik marktwirtschaftliche Prozese finden nicht unter allen Umständen ins Gleichgewicht zurück -> staatliche Eingriffe werden notwendig Hintergrund: Weltwirtschaftskrise um 1930 Vertreter: John M. Keynes; in der BRD die SPD-Partei früherer Legislaturperioden (bis Lafontain's Abgang als Finanzminister); Japan - es besteht die Möglichkeit dauerhafter Instabilitäten Grund: notwendige Anpassungsvorgänge (z.B. schnellsinkende Preise bei Nachfragerückgang vollziehen sich nicht schnell genug) -> starke Konjunkturschwankungen -> Abwechselung von überschäumender Hochkonjunktur mit Wachstumsverlusten Multiplikatoreffekte -> Stabilisierung durch den Staat a) Fiskalpolitik : Steuerung der Wirtschaftsprozesse über Einnahmen und Ausgaben antizyklisch = gegen den Trend Bsp: Steigerung der Staatsnachfrage bei einer Nachfragelücke bzw bei gesamt-staatlichem Nachfragerückgang -> Stabilisierung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage b) Konzept Konjunkturlage Aufgaben der Fiskalpolitik Art der Haushaltspolitik Konjunktur im Gleichgewicht Nachfrage = Angebot Einnahmen = Ausgaben neutrale Finanzpolitik Nachfragerückgang, Konjunkturtief; N < A Einnahmen < Ausgaben es entsteht ein Handelsdefizit Konjunkturhoch; N > A Einnahmen > Ausgaben es entsteht ein Haushaltsüberschuss c) Instrumente bei N < A (Konjunkturtief) -> Erhöhung der Staatsausgaben (bewusste und gezielte Vergrößerung der Staatsverschuldung) Hinweis: starke langfrist. Staatsverschuldung kann zu Inflation führen Ziel: staatl. Impuls zur Stabilisierung der privaten Nachfrage -> bei Stabilisierung folgt Aufschwungphase (sich selbst tragender Aufschwung) bei N > A -> Haushaltsüberschuss (siehe oben), es erfolgt - Schuldenabbau (wird nicht gemacht) - Bildung von Rücklagen (Konjunkturausgleichsrücklage im Bundeshaushalt) (1) restriktive (= einschränkende) finanzpolitische Instrumente -> bei Boom, überschäumender Konjunktur (Bsp: China) gesamtwirtschaftlicher Nachfrageabbau durch weniger Investitionen Ziel: Reduzierung der Kreditnachfrage Instrumente - Erhöhung der ESt und KSt - Streichung von Subventionen - Verschlechterung der Abschreibungsmöglichkeiten weniger privater Verbrauch - Erhöhung der LSt/ESt - "Reduzierung von Sozialleistungen" öffentliche Nachfrage verringern (wirkt sofort) - weniger öffentliche Güter (Aufträge an Unternehmer) 2) expansive (= ausweitende) finanzpolitische Instrumente Anwendung in Zeiten der Rezession -> Nachfrageerhöhung, da die gesamtwirtschaftl. Nachfrage zu gering Gesamtnachfrageerhöhung durch Instrumente Stärkung der Investitionen - Sonderabschreibungen - Investitionsförderungen - Senkung von ESt- und KSt-Sätzen Stärkung des privaten Verbrauchs - Senkung LSt- und ESt-Steuer-Sätze höhere Staatsnachfrage - nach Infrastruktur (Straßenbau, Bildung, und andere öffentliche Güter) - Arbeitskräfte Zusammenfassung in Zeiten der Expansion (Hochkonjunktur) - Abschwächung der Übernachfrage - Haushaltsüberschüsse für Schuldenabbau, Rücklagenbildung Ziel: Reduzierung der gesamtwirtschaftichen Nachfrage in Zeiten der Rezession (Konjunkturtief) - Belebung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage - trotz Einnahmen-Rückgang soll es eine kurzfristige Ausgaben-Erhöhung geben (wird bewusst in Kauf genommen) Ziel: - bewusste Ingangsetzung von Multiplikatorprozessen d) Die Probleme der antizyklischen Fiskalpolitik (1) Time-Lag (Zeitverzögerung) - Situationsanalyse - Auswahl der Instrumente - Beschlussfassung u.U. prozyklische Wirkung statt antizyklische Wirkung (2) Strohfeuereffekte antizyklisch eingesetzte Instrumente verlieren an Wirksamkeit -> staatl. Impulse bleiben ohne Multiplikatoreffekte (3) Unberechenbarkeit einer stop-and-go-Politik Verunsicherung durch wirtschaftspolitischen Kurswechsel (4) Staatsverschuldung führt zu - Zinserhöhungen (=Investitionshemmnis) crowding-out-Effekt - Erhöhung von Steuern und Abgaben (kontraproduktiv) - hohe Staatsverschuldung führt zu eingeschränktem Handlungsspielraum des Staates 2.2. Die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik a) Grundsätze: - Wachstumsimpulse gehen von der Anbieterseite aus - marktwirtschaftliche Systeme finden - auch bei kurzfristigen Instabilitäten - von selbst ins Gleichgewicht zurück (langfristig) -> Voraussetzung: - funktionierender Wettbewerb (keine Kartelle/Preisabsprach.) - Beschränkung des Staates auf seine originären Aufgaben Hinweis: originäre Aufgaben des Staates sind - Gewährleistung der inneren und äußeren Sicherheit des Staates - Versorgung der Bürger mit öffentlichen Gütern - Finanzierung von Bildung, Forschung und Entwicklung -> Optimismus bezüglich der Steuerungsfähigkeit des Staates -> keine Eingriffe des Staates in Wirtschaftsabläufe b) Die Rolle des Staates - Staat setzt langfristige wirtschaftsfördernde Rahmenbedingungen - Konsolidierung des Staatshaushaltes -> Schuldenabbau - Senkung der Staatsquote (Anteil des Staates am BIP) Private Haushalte für Konsum 45% Außenbeitrag (Verhältnis Exp/Imp) 2% priv.Untern.für Investitionen 20% Staatskonsum 33% (Staatskonsum ist in der BRD größer als der private Unternehmensbereich und stellt damit Hemmniss für die anderen Beteiligten dar.) - Versorgung der Bürger mit öffentlichen Gütern (Infrastruktur = Straßenbau, Seehäfen, Flugplätze; Forschung, Entwicklung, Bildung) - Forderung nach Deregulierung, d.h. Förderung des Wettbewerbs, u.a. durch die Aufgabe von Staatsmonopolen (Telekom, Energiesektor, Bahn) -> mehr Wettbewerb -> Angebotsvielfalt erhöht sich -> Preise sinken bei gleichzeitig besserer Qualität - Abbau von Subventionen -> wirken verzerrend auf den Wettbewerb - Ausweitung der Handelsliberalisierung Zunahme des Wettbewerbs -> Angebotsvielfalt bei gleichzeitig sinkenden Preisen - Geldpolitik (Aufgabe der EZB !) Preisniveaustabilität, stabile Wechselkurse zwischen den Haupthandelspartnern - zurückhaltende produktivitätsorientierte Tarifabschlüsse durch Tarifabschlüsse sollen dem Unternehmen keine weiteren Kosten entstehen Ziel: langfristig angelegte Konzepte zur Wachstumssteigerung c) Probleme - Subventionsabbau: führt zu regionalen Verödungen (unter Umständen) - soziale Schieflagen: Senkung der Staatsquote führt zum Abbau der Sozialleistungen - Verteilungsprobleme -> Lohn- (wird geringer) und Gewinnquoten (wird größer) (10% der Bevölkerung besitzen 60% des Volkseinkommens, weitere 10 % der Bevölkerung besitzen weniger als 5% d.Volkseinkomm.) 2.3. Die Funktionsweise des Arbeitsmarktes nach angebots- bzw. nachfragetheoret. Konzepten (1) Angebotstheorie Jean Baptiste Say: Jedes Angebot schafft sich (durch die Erzielung von Einkommen) seine eigene Nachfrage. Grundthesen: - wirtschaftliche Impulse gehen von der Anbieterseite aus (priv. Unternehmen) - marktwirtschaftliche Systeme sind langfristig stabil und finden grds.von selbst in das Gleichgewicht zurück - Voraussetzung: funktionierender Wettbewerb a) Arbeitnehmerüberlegungen je höher der Lohn, desto größer das Angebot b) Arbeitgeberüberlegungen je niedriger der Lohn desto größer ist Nachfrage nach AK AG orientiert sich an der Grenzproduktivität zusätzl. Ertrag muss größer sein als Zusatzkosten für den Faktor Arbeit sonst fragt der AG keine Arbeitskräfte nach => der Arbeitsmarkt ist ein Gütermarkt wie jeder andere Faktormarkt auch und funktioniert wie andere Märkte, nach : Angebot, Nachfrage, Preis der Markt tendiert zum Gleichgewicht Wer bereit ist für p0 zu arbeiten, trifft auf eine positive Nachfrage. Alle anderen Marktteilnehmer kommen nicht zum Zug. Reaktionen der Marktpartner Bei Ausweitung des Arbeitskräfteangebots -> sinkt der Preis (Lohn) Ausweitung durch verstärkte Nachfrage, geburtenstarke Jahrgänge, Handelsliberalisierung -> sinkender Lohn -> Entlastung der Unternehmen -> größere Wettbewerbsfähigkeit und/oder höhere Gewinne -> höhere Investitionsbereitschaft -> Nachfrage nach Arbeitskräften steigt p2 kann auch zwischen p1 und p0 liegen oder über p0 1. langfristig ist der Arbeitsmarkt im Gleichgewicht 2. langfristig Lohnsteigerungen bei gleichzeitiger Entlastung des Arbeitsmarktes, weil mehr Arbeitskräfte nachgefragt werden. -> Arbeitslosigkeit nimmt nur dann zu, wenn die Löhne nach unten nicht flexibel sind ODER bei staatlichen Eingriffen (z.B. Mindestlöhne) -> diese durchbrechen den Angebots-NachfrageMechanismus ODER bei zu hohen Tarifabschlüssen (z.B. Forderung nach tarifl. nicht geschützten Niedriglohnsektor) => jedes Angebot schafft sich seine eigene Nachfrage 2. Arbeitsmarkt aus nachfragetheoretischer Sicht - John M. Keynes => Problematik der Langfristigkeit - Löhne sind nach unten nicht grenzenlos flexibel - Hauptgrund für hohe Arbeitslosigkeit ist eine zu geringe gesamtwirtschaftl. Nachfage (Keynes) - Impulse für Wirtschaftswachstum müssen bei den gesamtwirtsch. Nachfragern ansetzen. => bei Instabilitäten: Markt findet nicht "unter allen Umständen" ins Gleichgewicht zurück Gründe: - Preisanpassungen nach unten finden nicht schnell genug statt. - sinkende Löhne -> führen zu sinkender Binnennachfrage => (dauerhaftes) Unterbeschäftigungsgleichgewicht -> staatliche Eingriffe sind unerlässlich - Nachfrage des Staates nach Arbeitskräften - setzen von Mindestlöhnen, damit die Binnennachfrage gestärkt wird - Tarifabschlüsse, die über den Inflationsausgleich hinausgehen => Marktmechanismen reagieren auf Preis- und Mengeneffekte -keine Investitionen bei zu geringer gesamtwirtschaftlicher Nachfrage => Reduzierung der Produktion => Mengeneffekt (wird von Angebotstheoretikern teilweise nicht berücksichtigt) - antizyklisches Eingreifen des Staates 3. Wirtschaftswachstum 3.1. Voraussetzungen Wirtschaftswachstum: Zunahme des gesamtwirtschaftlichen Produktionspotenzials -> eine Erhöhung des Kapitalstocks (Produktivvermögen einer Volkswirtschaft) Basis: volkswirtschaftliche Produktionsverfahren: Boden, Arbeit, Kapital, Know-How (=gewusst wie) gemeint ist Forschung und Entwicklung Voraussetzungen für das Wirtschaftswachstum 1. Arbeitsmenge und demografischer Faktor (Altersentw. einer Gesellschaft) -> Problem: Überalterung der Gesellschaft Arbeitsqualität eklatanter Fachkräftemangel im Gegensatz zu hoher Arbeitslosigkeit bei Niedrigqualifizierten -> marktkonforme (angemessene) Arbeitsqualität ist Aufgabe des Bildungssystems 2. Bodenmenge, Bodenqualität - Boden kaum vermehrbar - relativ konstanter Produktionsfaktor - hohen Preisschwankungen ausgesetzt - u.U. großer Einfluss auf das Wirtschaftswachstum - Problem: mangelhafte Bodenqualität durch Erosionen, Altlasten, Umweltkriminalität 3. Kapitalmenge und - Sparquote (Konsumverzicht privHH) - Kapitalimporte (ausl. Nachfrage nach dt.Kap.) - USA hat negative Sparquote -> abhängig vom Ausland weil starke Abhängigkeit von "Kapitalimporten" Kapitalqualität - stabile Währung nach innen => Preisniveaustabilität (Inflation ist Wachstumskiller) - stabile Währung nach außen => Wechselkursstabilität vor allem mit Haupthandelspartnern => eine zu geringe Kapitalmenge und mangelnde Preisniveaustabilität haben stark negative Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum 4. Know-how - Forschung und Entwicklung Wachstumsprozesse in folgenden Bereichen: Technik, regenerative Energie, Gentechnologie, Biotechnologie, Informationstechnik und Medienentwicklung) a) Produktinnovationen Basisinnovationen = vollkommen neue Produkte Verbesserungsinnovationen = weiterentwickelte Produkte um Nachfrage am Laufen zu halten b) Prozessinnovationen = Neuerungen im Herstellungsverfahren Ziele: - Steigerung der Effizienz -> Steigerung der Produktivität (verbessertes Verhältnis zwischen Input und Output) - Recyclingfähigkeit - Wettbewerbsfähigkeit sichern -> Exportnachfrage = Sicherung der in- und ausländischen Nachfrage Voraussetzungen für Wirtschaftswachstum: - Erhöhung der Produktivität und/oder - vermehrter Faktoreinsatz (fast nur Prod.-faktor Kapital) Meßgröße: BIP 3.2. Die Notwendigkeit des Wirtschaftswachstums - stetig und angemessen (ca. 2...3 % pro Jahr) a) Wirtschaftswachstum ist unerlässlich zur Sicherung der Beschäftigungslage -> Stabilisierung des Arbeitsmarktes Sockelarbeitslosigkeit = die Arbeitslosen, die in der Expansion auch keine Arbeit finden b) Erhöhung des Volkseinkommens (= Löhne und Gewinne) - Voraussetzung für Konsum - Voraussetzung für Investitionen => Voraussetzung für die Stabilisierung der Beschäftigungslage c) Entschärfung der Verteilungskämpfe - Voraussetzung für Tariferhöhungen u.U. Verteilung von Unternehmenszuwächsen d) notwendig für eine Konsolidierung des Staatshaushaltes -> ausgeglichene Einnahmen und Ausgaben-Situation des Staates e) höhere Bedürfnisbefriedigung und eine Erhöhung des materiellen Wohlstands 3.3. Probleme des Wirtschaftswachstums a) erfasst nur die Produktion die einen Marktwert hat - Kindererziehung, Hobbywerken, Hausfrauentätigkeit, Schwarzarbeit finden keinen Eingang ins BIP b) Kontraproduktivität -> negative Folgeerscheinungen von Produktion oder Wachstum (Bsp. CONTERGAN) - Folgeschäden größer als Nutzen durch ursprüngliches Wirtschaftswachstum (z.B. Alpentourismus) c) Umweltschäden gehen nur dann in Wachstumsrechnungen ein, wenn sie behoben werden d) Verteilung des Wachstums (regional; nach Gesellschaftsgruppen)