Z g c h S öpfu r e d t n i e 2007 Dossier des ECEN Herausgeber: ARGE Schöpfungsverantwortung Schwerpunktthemen: Klima – Kinder – Wasser – Landwirtschaft - Sonne EUROPAWEITER AUTOFREIER TAG: 22. September 2007 Vorwort Schöpfung – Gabe und Aufgabe Die Zweite Europäische Ökumenische Versammlung von Graz (1997) empfahl den Kirchen, einen besonderen Tag der Schöpfung in ihrem kirchlichen Kalender vorzusehen. Das ECEN befasste sich von Beginn an intensiv mit dieser Anregung. Auf Grund eingehender Diskussionen kam die Versammlung von Loccum (1999) zu dem Vorschlag, dass die Kirchen die Zeit vom 1. September bis zum zweiten Sonntag im Oktober als „Zeit der Schöpfung“ feiern sollten. Die Empfehlung wurde von zahlreichen Gemeinden und Kirchen positiv aufgenommen. Zunehmend wird weltweit der 1. September als Beginn der „Zeit der Schöpfung“ aufgenommen. Das ECEN hat bei seiner Konstituierung 1998 eine eigene Arbeitsgruppe (Coalition) für diese Initiative eingerichtet, um sie, entsprechend den Zeitreichen, voranzutreiben. Diese Arbeitsgruppe (Coalition) gibt jährlich ein Dossier für die Praxis in den Kirchen heraus. In drei Abschnitten werden jeweils ein Jahresschwerpunkt, relevante lehramtliche und wissenschaftliche Dokumente, sowie Anregungen für die pastorale Praxis vorgestellt. Darüber hinaus steht die Arbeitsgruppe den Kirchen jederzeit mit Anregungen zur Verfügung und ist allen Gemeinden dankbar, die ihre Erfahrungen mit der Schöpfungszeit mitteilen. In diesem Jahr wurde aus Gründen der Dringlichkeit der fachspezifische Teil auf 5 ökosoziale Schwerpunkte (Klima, Kinder, Wasser, Landwirtschaft, Sonne) erweitert, die von zentralem Interesse für die Weltgemeinschaft sind. Den einzelnen kirchlichen Einrichtungen bleibt es überlassen, ob sie für jede Woche bzw. Sonntag der Schöpfungszeit (1. September bis 4. Oktober, bzw. 2. Sonntag im Oktober) eines dieser Themen schwerpunktmäßig behandeln oder diese gemeinsam bis 4. Oktober aufgreifen. Allen Autoren, die mir ihrem Engagement und Fachwissen zum Entstehen des vorliegenden Dossiers beigetragen haben, sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Leitung der Arbeitsgruppe CREATION TIME: Isolde M. Schönstein Impressum: Redaktion u. Gestaltung: Martin Moser ARGE Schöpfungsverantwortung, St. Veitgasse 25, 1130 Wien, Austria Tel/Fax: 0043 (0) 1 878 39 -539, [email protected], www.argeschoepfung.at Mit Unterstützung des Lebensministeriums © ARGE Schöpfungsverantwortung Bilder: lizenzfreie Bilder auf www.pixelquelle.de Index Vorwort Schöpfung – Gabe und Aufgabe 1 1. Schwerpunktthemen der Schöpfungszeit 1.1. Klima Klimawandel – Die größte umweltpolitische Herausforderung des 21. Jahrhunderts Ein Beitrag von Dr. Klaus Radunsky 6 1.2. Kinder Kinder in der Welt von heute Beiträge von Mag. Nora Mühlegger, Mag. Roland Zisser, Martin Moser 19 1.3. Wasser Wasser – Die wichtigste Ressource der Menschheit? Ein Auszug aus einem Bericht von Dr. Lukas Vischer (ECEN) 27 1.4. Landwirtschaft Die lange Geschichte der Landwirtschaft - kurz erzählt Ein Beitrag von DI Dr. Josef Hoppichler 32 1.5. Sonne Die Sonne im Zentrum des Heliophysikalischen Jahres 2007 Ein Beitrag von Martin Moser 38 2. Theologie / Kirchliche Dokumente / Ethik 2.1. Eine Zeit der Schöpfung Prof. Dr. Lukas Vischer 2.2. DIE HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN der II. Europäischen Ökumenischen Versammlung von Graz 97 42 48 2.3. Erklärungen der Bischofskonferenzen: Italien, Philippinen Conferenza Episcopale Italiana COMUNICATO FINALE 50 Pastorale Erklärung des Ständigen Rates der Philippinischen Bischofskonferenz Feier des Schöpfungstages und der Schöpfungszeit 51 2.4. Ökologisches Verständnis der Schöpfung bei Vladimir Solov’jev Prof. Dr. Andrej Danilov 52 2.5. Theologisch-sozialethische Anmerkungen zum Schöpfungstag Prof. Dr. Karl Golser 53 3. Praxis 3.1. Schöpfungstag und Zeit der Schöpfung zur Einübung in eine ZUKUNFTSFÄHIGE LEBENSPRAXIS 3.2. Empfehlungen zur SCHÖPFUNGS-ZEIT Wahrnehmung a) für das persönliche Leben b) für den kirchlichen Alltag c) für das liturgische Leben der Kirche 3.3. Empfohlene biblische Textstellen zur Betrachtung: 3.4. ZITATE - die ökologische Krise 3.5. „Bilanzen der Gerechtigkeit“ - ein Umsetzungsmodell für den Alltag der Christen 3.6. EUROPAWEITER AUTOFREIER TAG – Ein Beitrag von Univ. Prof. DI Dr. Knoflacher 3.7. EUROPAWEITER AUTOFREIER TAG: 22. September 3.8. MONTAGSGEBET Einladung zum Gebet des 55 SCHÖPFUNGSTAGS und der 57 58 59 60 61 62 63 65 66 Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung 1 Schwerpunktthemen Schwerpunktthemen der Schöpfungszeit Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Schwerpunktthemen 1.1. Klima Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Schwerpunktthemen Klimawandel – Die größte umweltpolitische Herausforderung des 21. Jahrhunderts Ein Beitrag von Dr. Klaus Radunsky Aktueller Kenntnisstand zum Klimawandel Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) veröffentlicht heuer (also im Jahr 2007) den 4. Sachstandsbericht zum Thema Klimawandel (AR4). Es handelt sich dabei sicher um die weltweit umfassendste Zusammenstellung der wissenschaftlichen Erkenntnisse zu diesem immer brennender werdenden Umweltproblem. Hunderte Wissenschafter aus allen Teilen der Welt sichten dabei die einschlägige Literatur nach einem transparenten und nachvollziehbaren Verfahren, wobei der Beschreibung der Unsicherheiten, die grundsätzlich bezüglich aller wissenschaftlichen Aussagen bestehen und Ausdruck der Begrenztheit der menschlichen Erkenntnisfähigkeit sind, besonderes Augenmerk gewidmet wird. Beobachtbare und zukünftige Klimaänderungen Die Kernaussagen des AR4 zum Verständnis der Klimaänderungen lassen sich dabei wie folgt zusammenfassen: - Die sich beschleunigende Erwärmung des Klimasystems (im 20. Jhd. etwa 0,74oC, in den vergangenen 50 Jahren Anstieg um 0,13 oC pro Jahrzehnt, nunmehr mindestens 0,2 oC pro Jahrzehnt) ist eindeutig, wie dies nun aufgrund der Beobachtungen des Anstiegs der mittleren globalen Luft- und Meerestemperaturen, des ausgedehnten Abschmelzens von Schnee und Eis und des Anstiegs des mittleren globalen Meeresspiegels offensichtlich ist (siehe auch Abbildung 1). - Auf der Skala von Kontinenten, Regionen und Ozeanbecken wurden zahlreiche langfristige Änderungen des Klimas beobachtet. Zu diesen gehören Änderungen der Temperaturen und des Eises in der Arktis sowie verbreitet Änderungen in den Niederschlagsmengen, im Salzgehalt der Ozeane, in Windmustern und bei Aspekten von extremen Wetterereignissen wie Trockenheit, Starkniederschlägen, Hitzewellen und der Intensität von tropischen Wirbelstürmen (Hurrikane und Taifune). - Paläoklimatische Informationen stützen die Interpretation, dass die Wärme des letzten halben Jahrhunderts für mindestens die letzten 1300 Jahre ungewöhnlich ist. Das letzte Mal, als die Polargebiete für längere Zeit signifikant wärmer waren als heute (vor etwa 125.000 Jahren), führten die Rückgänge der polaren Eismassen zu einem Meeresspiegelanstieg von 4 bis 6 Metern. - Die globalen atmosphärischen Konzentrationen von Kohlendioxid, Methan und Lachgas sind als Folge menschlicher Aktivitäten seit 1750 markant gestiegen und übertreffen heute die aus Eisbohrkernen über viele Jahrtausende bestimmten vorindustriellen Werte bei Weitem. Der weltweite Anstieg der Kohlendioxidkonzentration ist primär auf den Verbrauch fossiler Brennstoffe und auf Änderungen der Landnutzung (Anmerkung: Rodung von vorwiegend tropischem Regenwald) zurückzuführen, während der Anstieg von Methan und Lachgas primär durch die Landwirtschaft verursacht wird. Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Schwerpunktthemen Abbildung 1 - Der größte Teil des beobachteten Anstiegs der mittleren globalen Temperatur seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist sehr wahrscheinlich durch den beobachteten Anstieg der anthropogenen Treibhausgaskonzentrationen verursacht. - Für die nächsten zwei Jahrzehnte wird für eine Reihe von Emissionsszenarien bezüglich der Treibhausgase (vor allem Kohlendioxid, Methan, Lachgas) eine Erwärmung von 0,2 ºC pro Jahrzehnt proji ziert. Selbst wenn die Konzentrationen aller Treibhausgase und Aerosole auf dem Niveau des Jahres 2000 konstant gehalten würden, wäre auf Grund der Trägheit des Klimasystems eine weitere Erwärmung von 0,1 ºC pro Jahrzehnt zu erwarten. - Andauernd gleich hohe oder höhere Treibhausgasemissionen als heute würden eine weitere Erwärmung verursachen und im 21. Jahrhundert viele Änderungen im globalen Klimasystem bewirken, die sehr wahrscheinlich größer wären als die im 20. Jahrhundert beobachteten. Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Schwerpunktthemen Abbildung 2 Ein Vergleich der Emissionsszenarien, welche vor etwa 10 Jahren erstellt worden sind, mit den aktuellen, erhobenen Emissionen (die letzten Zahlen liegen für das Jahr 2004 vor), zeigt, dass die tatsächlichen Emissionen noch höher liegen als jene in den Szenarien mit den höchsten angenommenen Emissionen. Dies ist u.a. auf den in diesem Ausmaß nicht vorhergesehen Wirtschaftsboom in Asien (China und Indien) zurückzuführen. Das IPCC beschreibt im AR4 die zu erwartenden klimatischen Änderungen wie folgt: - Die projizierte Erwärmung im 21. Jahrhundert zeigt szenariounabhängige geografische Muster, welche den über die letzten paar Jahrzehnte beobachteten ähnlich sind. Die größte Erwärmung wird über dem Land und in den meisten hohen nördlichen Breiten erwartet, die kleinste über dem südlichen Ozean und über Teilen des Nordatlantischen Ozeans - Es wird eine Abnahme der Schneebedeckung projiziert. Die Projektionen zeigen weit verbreitete Zunahmen der Auftautiefe in den meisten Regionen mit Permafrost. - Es wird für alle Szenarien eine Schrumpfung des Meereises sowohl in der Arktis als auch der Antarktis projiziert. In einigen Projektionen verschwindet in der Arktis im letzten Teil des 21. Jahrhunderts das Meereis im Spätsommer fast vollständig. - Es ist wahrscheinlich, dass zukünftige tropische Wirbelstürme (Taifune und Hurrikane) in Verbindung mit dem laufenden Anstieg der tropischen Meeresoberflächen­temperaturen intensiver werden, mit höheren Spitzenwindgeschwindigkeiten und mehr Starkniederschlägen. - Es wird eine Verschiebung der außertropischen Zugbahnen der Stürme polwärts mit entsprechenden Änderungen der Wind-, Niederschlags- und Temperaturmuster prognostiziert. Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Schwerpunktthemen - Die Niederschlagsmengen nehmen in höheren Breiten sehr wahrscheinlich zu, während Abnahmen über den meisten subtropischen Landregionen (um bis zu 20% im A1B-Szenario bis 2100) wahrscheinlich sind. - Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich die atlantische meridionale Umwälzungsströmung (MOC) während des 21. Jahrhunderts abschwächen wird. Im Mittel von Multi-Modellrechnungen beträgt die Abnahme für das Emissionsszenario A1B 25% (Bandbreite von Null bis 50%). Die Projektionen zeigen trotz dieser Änderungen einen Temperaturanstieg in der Atlantik-Region, da die Erwärmung aufgrund des projizierten Anstiegs der Treibhausgase viel größer ist. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die MOC im 21. Jahrhundert eine große abrupte Änderung erfahren wird. - Die anthropogene Erwärmung und der Meeresspiegelanstieg würden aufgrund der Zeitskalen, die mit Klimaprozessen und Rückkopplungen verbunden sind, über Jahrhunderte andauern, selbst wenn die Treibhausgaskonzentrationen stabilisiert werden würden. Für den interessierten Leser ist die vollständige deutsche Zusammenfassung für Entscheidungsträger der Working Group I unter http://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/umweltthemen/ klima/ipcc-studie/SPM-WGIdeutschApril07.pdf zugänglich sowie die englische Originalfassung unter http://ipcc.ch. Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Schwerpunktthemen 10 Auswirkungen des Klimawandels, insbesondere in Österreich 1. Klimawandel heute: Beobachtete Folgen und Verwundbarkeiten Beobachtungsdaten von allen Kontinenten und den meisten Ozeanen zeigen, dass zahlreiche natürliche Systeme bereits auf regionale Klimaänderungen - insbesondere auf die gestiegene Temperatur – reagiert haben: - Physikalische Systeme: Die globale Eisschmelze führt zur Vergrößerung von und zu mehr Gletscherseen, weshalb das Risiko für Gletscherwasserausbrüche steigt. Die Böden werden durch das Auftauen von Permafrost instabiler; das Risiko von Felsstürzen in Gebirgen steigt. Der Oberflächenabfluss, in zahlreichen gletscher- und schneegespeisten Flüssen nimmt zu, das Frühlingshochwasser erfolgt früher. Die Erwärmung von Flüssen und Seen verändert deren thermische Schichtung und die Wasserqualität. - Biologische Systeme: Frühlingsereignisse – wie beispielsweise Blattentfaltung, Vogelzug, Eiablage – treten früher ein. Die Verbreitungsgebiete von Pflanzen- und Tierarten verschieben sich global polwärts und lokal in größere Höhen. Die arktische und antarktische Flora und Fauna ändert sich, was weitreichende Störungen in der Nahrungskette verursacht. Der anthropogene Anteil an der Erwärmung hat während der letzten 30 Jahre bereits viele physikalische und biologische Systeme spürbar beeinflusst. Mehr als 89% von über 29.000 Datensätzen verschiedener Standorte, die signifikante Änderungen dokumentieren, verändern sich in jene Richtung, die als Auswirkung der Klimaänderung erwartet wird. Nachfolgende Beispiele gelten als Indizien, dass sich regionale Temperaturerhöhungen bereits auf bewirtschaftete und menschliche Systeme ausgewirkt haben: - Land- und Forstwirtschaft: geänderte Bewirtschaftungsmaßnahmen in hohen Breiten der Nordhemisphäre, wie frühere Frühjahrsaussaat von Getreide sowie Veränderungen im Störungsregime von Wäldern aufgrund von Feuer und Schädlingen. - Gesundheit: Erhöhte Sterblichkeit in Europa und Asien während länger andauernder Hitzewellen, verändertes Vorkommen und sich änderndes Infektionspotenzial von Krankheitsüberträgern wie Stechmücken und Zecken in einigen Regionen sowie verstärkte allergene Pollenbelastung in den hohen und mittleren Breiten der Nordhemisphäre. - Menschliche Aktivitäten: In der Arktis hat sich die indigene Lebensweise verändert, wie beispielsweise die Jagd sowie der Verkehr über Schnee und Eis. In den tieferen Lagen alpiner Gebirge ist der Wintersport nachteilig beeinflusst. 2. Klimawandel in Zukunft: Absehbare Folgen und Verwundbarkeiten Unter der Annahme, dass Klimaänderungen nicht gemildert und die Anpassungsfähigkeit durch engagierte Maßnahmen nicht gefördert werden, erwarten die Wissenschafter für das 21. Jahrhundert weitreichende Wirkungen für verschiedene Erdsysteme und Sektoren, die für Mensch und Umwelt relevant sind. Das IPCC bewertete zum ersten Mal Klimafolgen im Zusammenhang mit der künftig erwarteten Temperaturerhöhung. Beispielsweise bewirkt eine weitere mittlere globale Temperaturerhöhung gegenüber 1980-1999 - unter 1,5°C, dass gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Hitzestress, Unterernährung, Durchfall-, Infektions- und andere Erkrankungen auftreten, Schäden durch Hochwässer und Stürme sich verstärken und das Phänomen der Korallenbleiche häufiger wird. Im IPCC-WG-II-Bericht werden globale mittlere Temperaturänderungen in Bezug auf 1980-1999 angegeben. Um diese in Bezug zu vorindustriellen Werten (ca. 1750) zu setzen, muss eine Änderung von 0.5°C addiert werden. Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Schwerpunktthemen 11 - ab 1,5 bis 3,5°C, dass in allen Bereichen immer mehr gravierende Folgen ausgelöst würden, wie z.B. Millionen Menschen mehr pro Jahr durch Überflutungen von Küsten gefährdet sein könnten, ein weitgehender Verlust biologischer Vielfalt, der Beginn eines unumkehrbaren Abschmelzprozesses der Eisschilde Grönlands und in der westlichen Antarktis mit einem entsprechenden Meeresspiegelanstieg. - ab mehr als 3,5°C, dass alle Systeme – physikalische, biologische und soziale – und insbesondere die menschlichen Gesellschaften überfordert wären, sich an die Wirkungen einer solchen Erwärmung, zumal diese regional wesentlich höher ausfallen würde, anzupassen. Beispielsweise würden Korallen weiträumig sowie etwa 30 % küstennaher Feuchtgebiete absterben. Einige Systeme werden besonders betroffen sein: Ökosysteme wie Tundra, boreale Wälder, alpine und mediterrane Ökosysteme, Mangroven, Korallenriffe; flache Küstenregionen, Wasserressourcen in ariden (trockenen) Ländern mittlerer bis niedriger Breiten, Landwirtschaft in Regionen niedriger Breiten, menschliche Gesundheit. In einigen Regionen werden Auswirkungen besonders spürbar sein, z.B. in der Arktis, in Afrika - vor allem im südlichen Teil -, auf kleinen Inseln und in ausgedehnten asiatischen Mündungsgebieten wie etwa dem Ganges-Brahmaputra und dem Zhujiang. Konkret erwarten die Wissenschaftler für einzelne klimaempfindliche Systeme und Sektoren folgende Auswirkungen durch den Klimawandel: - Wasser: Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden Abfluss und Verfügbarkeit in den höheren Breiten und in einigen tropischen Feuchtgebieten zunehmen, während sich die heute herrschende Wasserknappheit in einigen trockenen Gebieten der mittleren Breiten sowie in tropischen Trockengebieten verstärkt. Die in Gletschern und Schneedecken gespeicherten Wassermengen sowie die Wasserverfügbarkeit in Regionen, in denen gegenwärtig mehr als eine Milliarde Menschen (ein Sechstel der Weltbevölkerung) leben, nehmen ab. - Ökosysteme: Die Widerstandsfähigkeit vieler Ökosysteme wird im 21. Jahrhundert mit hoher Wahrscheinlichkeit stark überschritten, weil sie durch eine bisher einmalige Kombination von Klimaänderung und damit verbundenen Störungen (z.B. Überschwemmungen, Dürren, Flächenbränden, Insekten und Ozeanversauerung) sowie anderen Stressfaktoren des globalen Wandels (wie Änderungen der Landnutzung, Umweltverschmutzung, Übernutzung von Ressourcen) belastet werden. Bei einer Zunahme der globalen Durchschnittstemperatur um mehr als 2 bis 3°C gegenüber dem vorindustriellen Temperaturniveau wird die Leistungsfähigkeit einiger Ökosysteme so eingeschränkt werden, dass negative Konsequenzen für von Ökosystemen gelieferte Produkte und Dienstleistungen (wie Wasser und Nahrungsmittel) erwartet werden. Etwa 20-30% der Tier- und Pflanzenarten, die bisher untersucht wurden, sind vom Aussterben bedroht, wenn die globale Temperatur mehr als 2 bis 3°C über das vorindustrielle Niveau ansteigt. Korallen sind gegenüber Temperaturstress und Ozeanversauerung verwundbar und besitzen eine geringe Anpassungskapazität. Feuchtgebiete an Küsten, wie Salzmarschen und Mangroven, werden durch den steigenden Meeresspiegel negativ beeinträchtigt. - Nahrungsmittel: Die Ernteerträge können in höheren Breiten bis zu einem Anstieg der lokalen Durchschnittstemperatur um bis zu 1.5-3.5 °C über dem vorindustriellen Wert leicht zunehmen und sinken oberhalb dieser Temperaturschwelle in einigen Regionen wieder ab. In niederen Breiten führt selbst eine geringe globale Temperaturerhöhung tendenziell zu sinkenden Getreideerträgen, wobei insbesondere Dürren und Überschwemmungen die Landwirtschaft – insbesondere im Selbstversorgungssektor - gefährden. - Industrie, Siedlung, Gesellschaft: Kosten und Nutzen der Klimaänderungen werden an jedem Ort anders ausfallen. Einige Auswirkungen sind in den gemäßigten und Polarregionen positiv, doch global werden die Nettoeffekte unter dem Strich stärker negativ ausfallen, je größer und schneller die Klimaänderung ist. Die anfälligsten Industrien, Siedlungen und Gesellschaften liegen generell in Zur Angabe der bewerteten Wahrscheinlichkeit eines Ausgangs oder Resultats sind die verwendeten Begriffe wie folgt definiert: Praktisch sicher > mit 99% Wahrscheinlichkeit zutreffend oder eintretend / Extrem wahrscheinlich > 95% / Sehr wahrscheinlich > 90% / Wahrscheinlich > 66% / Eher wahrscheinlich > 50% / Sehr unwahrscheinlich < 10% / Extrem unwahrscheinlich < 5% Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Schwerpunktthemen 12 Küsten- und Flussschwemmgebieten – also jenen, deren Ökonomien eng mit klimasensitiven Ressourcen verbunden sind. Als „besonders anfällig“ gelten sozial arme Gemeinschaften, speziell die in Hochrisikogebieten. Sie haben stark begrenzte Anpassungskapazitäten und sind abhängiger von klimasensitiven Ressourcen – wie der lokalen Wasser- und Nahrungsmittelversorgung. In den 80er Jahren dieses Jahrhunderts werden mehrere Millionen Menschen zusätzlich aufgrund des steigenden Meeresspiegels - von Überschwemmungsrisiken bedroht sein, insbesondere in dicht besiedelten und tief liegenden Gebieten, in denen die Anpassungsfähigkeit relativ gering ist und die bereits durch andere Gefahren wie Tropenstürme und örtliche Absenkung der Küste bedroht sind. Am höchsten wird die Anzahl der betroffenen Menschen in den Großdeltas Asiens und Afrikas sein, die kleinen Inseln (z.B. Malediven) sind in besonderem Maße verwundbar. - Gesundheit: Die Forscher sind der Ansicht, dass Millionen Menschen gesundheitlich von der globalen Erwärmung betroffen sein werden – insbesondere in Regionen mit geringer Anpassungsfähigkeit. Dort wird die Mangelernährung zunehmen, mit der Folge negativer Effekte für das Wachstum und die Entwicklung von Kindern. Allgemein werden mehr Todesfälle, Krankheiten und Verletzungen durch Hitzewellen, Überschwemmungen, Stürme, Brände und Dürren erwartet. Krankheiten des Herzens und der Atmungsorgane werden durch erhöhte bodennahe Ozonkonzentrationen zunehmen, aber auch Mischeffekte werden erwartet, beispielsweise die Ab- oder Zunahme von Ausbreitungsgebieten und -möglichkeiten der Malaria in Afrika. 3. Globale Erwärmung: Auswirkungen für Europa Zum ersten Mal wurden weitreichende Auswirkungen der jetzigen Klimaänderung festgestellt, wie Gletscherschmelze, Verlängerung der Vegetationsperiode, Verschiebung von Verbreitungsgebieten sowie gesundheitliche Folgen einer Hitzewelle beispiellosen Ausmaßes. Nahezu alle europäischen Regionen werden durch einige zukünftige Klimafolgen nachteilig beeinflusst. Die Klimafolgen werden zu Herausforderungen für viele Wirtschaftsbereiche (Land- und Forstwirtschaft, Tourismus, Energieerzeugung) werden. Die Klimaänderung wird regionale Differenzen in den natürlichen Ressourcen Europas, wie der Wasserverfügbarkeit, verstärken. - Für Nordeuropa bringt der Klimawandel anfänglich – bei kleinem Anstieg der Temperatur - gemischte Effekte einschließlich einiger Vorteile: verminderter Heizbedarf, steigende Ernteerträge, verstärktes Waldwachstum. Bei fortgesetzter Klimaänderung werden jedoch die negativen Klimafolgen (häufigere winterliche Hochwässer, gefährdete Ökosysteme, anwachsende Bodeninstabilität) jeglichen Nutzen überwiegen. - In Mittel- und Osteuropa wird abnehmender Sommerniederschlag zu stärkerem Wasserstress führen. Gesundheitsrisiken durch Hitzewellen können zunehmen. Das Waldwachstum wird abnehmen und Moorbrände werden häufiger. - In Südeuropa verschlimmert die Klimaänderung gegenwärtige Bedingungen (höhere Temperaturen und Dürren) und dies in einer Region, die bereits jetzt verwundbar gegenüber der Klimavariabilität ist: mehr gesundheitliche Risiken durch Hitzewellen, mehr Flächenbrände, geringere Wasserverfügbarkeit und damit geringere Ernteerträge. Weitere Klimafolgen: - Überschwemmungen werden als Resultat von ansteigenden Eis- und Schneeschmelzen zunehmen, in ganz Europa werden Sturzfluten häufiger werden, in Küstengebieten werden winterliche Hochwässer und Überschwemmungen häufiger und die Erosion wird stärker. - Gesundheitsrisiken (Hitzewellen, Überschwemmungen, Krankheiten) werden sich ohne Anpassungsmaßnahmen erhöhen. Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Schwerpunktthemen 13 - Die biologische Vielfalt wird sich gravierend verändern, insbesondere die in alpinen Lebensgemeinschaften, weil die große Mehrheit der Organismen und Ökosysteme Schwierigkeiten haben wird, sich anzupassen. - Europa hat eine bedeutende Anpassungskapazität, aber es gibt erhebliche Hindernisse bei der Implementierung und große Herausforderungen, die aus veränderten Extremereignissen erwachsen. 4. Globale Erwärmung: Auswirkungen für Österreich - Ein weitestgehendes Abschmelzen der Gletscher wird bis 2035 erwartet; Eine Umstellung der Wirtschaft ist vielfach in jenen Regionen erforderlich, in denen derzeit der Wintertourismus ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor ist und die niedriger als 2000m liegen; Früher oder später ist mit einem Austrocknen des Neusiedlersees zu rechnen; Die bisherige natürliche Speicherfunktion der Gletscher sowie der Schneedecke wird rasch abnehmen mit entsprechenden Folgekonsequenzen, etwa für die Wasserversorgung, das Risiko für Hochwasser, die Stromproduktion; Bei einer T-Erhöhung um mehr als 2,5 Grad C in Ö (derzeit etwa 1,8 Grad) über das Niveau am Beginn des 20. Jhd. ist mit massiven Waldschäden, vor allem bei nicht standortgerechten Forsten zu rechnen (z.B. Fichtenkulturen in den warmen Talregionen); Hitzewellen werden zunehmend die Sterblichkeit erhöhen, sofern keine entsprechenden Anpassungsmaßnahmen getroffen werden; Im Osten und Südosten wird die landwirtschaftliche Produktion zunehmend unter Trockenheit leiden, sofern nicht für ausreichende künstliche Bewässerung gesorgt wird. Die englische Originalfassung der Zusammenfassungen für Entscheidungsträger der Working Group II und III ist unter http://ipcc.ch zugänglich oder unter http://www.accc.gv.at/. Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Schwerpunktthemen 14 Bemühungen zur Verringerung der Risken des Klimawandels – international, in der Europäischen Gemeinschaft, in Österreich 1. Anpassung an den Klimawandel Die IPCC-Wissenschafter erwarten, dass die Auswirkungen des Klimawandels entsprechend dem Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur zunehmen werden. Mit steigender Temperatur sinkt die Anpassungsfähigkeit und die Anpassungskosten steigen. Unklar sind die Grenzen der Anpassung und ihre konkreten Kosten, weil effektive Instrumente meist von spezifischen, geografischen Klimarisikofaktoren und dem politischen Umfeld abhängen. Die Forscher halten folgende grundsätzliche Annahmen für wahrscheinlich: - - - - Ein ungebremster Klimawandel wird langfristig wahrscheinlich die Fähigkeit natürlicher, bewirtschafteter und sozialer Systeme zur Anpassung überschreiten. Die Auswirkungen werden regional variieren, global hochgerechnet werden sie hohe Kosten verursachen, und diese Kosten werden sich im Laufe der Zeit – mit zunehmendem globalem Temperaturanstieg - immer weiter erhöhen und den möglichen Nutzen einer Klimaänderung übersteigen. Die Nettoeffekte werden bei einer größer ausfallenden oder schneller stattfindenden Erwärmung mit großer Wahrscheinlichkeit in starkem Maße negativ ausfallen. Eine Vielzahl der Auswirkungen, insbesondere jene, die für die Zeit nach 2020 vorhergesagt werden, können durch eine Minderung freigesetzter klimaschädlicher Gase hinausgezögert oder verringert werden. Je rechtzeitiger und je ehrgeiziger die Emissionsminderung, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Folgen des Klimawandels geringer ausfallen. Eine Anpassung zur Bewältigung der Folgen, die aus einer heute nicht mehr zu vermeidenden, sich aus Emissionen der Vergangenheit ergebenden Erwärmung resultieren, ist notwendig. Weitere Anpassungsmaßnahmen sind unerlässlich, um die Verwundbarkeit der belebten und unbelebten Systeme gegenüber künftigen Klimaänderungen zu verringern. Diese Anpassungsmaßnahmen stoßen jedoch auf Hindernisse, Grenzen und Kosten. Das Risikominderungspotenzial ist bei einigen wesentlichen Verwundbarkeiten entweder sehr begrenzt oder sehr kostenintensiv, wie z.B. beim Verlust biologischer Vielfalt, dem Schmelzen von Gebirgsgletschern oder dem Auftauen größerer Eisschilde. Die Verwundbarkeit gegenüber Klimaänderungen wird durch Umweltverschmutzung oder Armut verschärft, sie ist zudem vom eingeschlagenen Entwicklungspfad einer Gesellschaft abhängig. Nachhaltige Entwicklung kann die Anfälligkeit durch den Klimawandel senken, indem sie die Anpassungs- und Regenerationsfähigkeit von Ökosystemen stärkt. Die IPCC-Wissenschafter weisen darauf hin, dass die Palette potenzieller Anpassungsmaßnahmen sehr umfangreich ist; sie reicht von rein technologischen Maßnahmen (z.B. Küstenschutz) über Verhaltensänderungen (z.B. Ernährungsverhalten, Wahl der Urlaubsziele) und betriebswirtschaftlichen Entscheidungen (z.B. veränderte Landbewirtschaftung) bis zu politischen Entscheidungen (z.B. Planungsvorschriften, Emissionsminderungsziele). Es stehen jedoch noch enorme ökologische, ökonomische, soziale, bewusstseins- und verhaltensbezogene Barrieren sowie ein Mangel an Information der Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen entgegen. 2. Verminderung des Klimawandels a. Globale THG-Emissionstrends Zwischen 1970 und 2004 sind die globalen THG-Emissionen um 70%, zwischen 1990 und 2004 um 24% gestiegen. Der Ausstoß von CO2, das quantitativ bedeutendste THG, stieg von 1970 bis 2004 um 80% (1990 bis 2004: 28%). Durch vereinzelte politische Maßnahmen, umgesetzte Nachhaltigkeitsprojekte und eine tendenzielle Abnahme der Energieintensität bei Produktion und Verbrauch wurden zwar THG-Emissionen verringert, aber zu wenig, um den globalen Emissionstrend spürbar zu verändern. Letzterer wurde maßgeblich beeinflusst von einer Steigerung der weltweiten Pro-Kopf-Einkommen und dem zwar verlangsamten, aber weiter dynamischen Weltbevölkerungswachstum. Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Schwerpunktthemen 15 Die Industrienationen (UNFCCC Annex I Länder) verursachten 2004 mit einem Anteil von 20% an der Weltbevölkerung 46% der globalen THG-Emissionen, obwohl ihre Volkswirtschaften eine geringere THG-Intensität bezogen auf das BIP (0,68 kg CO2-Äquivalent/US$ BIPKKP) aufweisen als die der Nicht-Annex-I-Länder (1,06 kg CO2-Äquivalent/US$ BIPKKP). Die Forscher nehmen an, dass bis 2030 und möglicherweise darüber hinaus fossile Brennstoffe als Energiequelle vorherrschen werden. Unter dieser Voraussetzung und ohne weitere Minderungsmaßnahmen werden die weltweiten THG-Emissionen bis 2030 (gegenüber 2000) je nach Szenario um 25 bis 90% und bis 2100 um 60% bis 240% steigen. Zwei Drittel bis drei Viertel dieses Anstiegs wird aus Entwicklungsländern stammen. Dennoch bleiben die Pro-Kopf-CO2-Emissionen in Entwicklungsländern erheblich niedriger (2,8 bis 5,1 t CO2/Kopf) als in Industrienationen (9,6 bis 15,1 t CO2/Kopf). b. Emissionsreduktion bis 2030 – Potenziale und Kosten - Es bestehen signifikante ökonomische Potenziale für Emissionsreduktionen in allen Sektoren für die nächsten beiden Jahrzehnte. Faustregel: Je höher der CO2-Preis pro Tonne, umso mehr CO2-Emissionen können vermieden werden und desto geringer fällt das Niveau aus, auf dem sich der atmosphärische CO2-Gehalt stabilisieren lässt. Mit einem Kohlendioxid-Preis von bis zu 50 US-$/t CO2Äq. ergibt sich ein Stabilisierungsniveau bei etwa 550 ppmv CO2-Äq., bei 100 US-$/t CO2-Äq. ließen sich 450 bis 550 ppmv CO2-Äq. erreichen, was einer mittleren globalen Erwärmung von 2° bis 3°C gegenüber vorindustrieller Zeit entspräche. - Das Marktpotenzial für Emissionsreduktionen ist wesentlich kleiner als das wirtschaftliche Potenzial, jedoch lässt sich diese Lücke durch eine Vielzahl politischer Instrumente schließen. - Die IPCC-Wissenschafter identifizieren die größten THG-Einsparpotenziale zum einen bei der Energieerzeugung: Effizienzsteigerung, mehr Kraft-Wärme-Kopplung, Erneuerbare Energien, verstärkter Wechsel von Öl zu Gas („Fuel switch“). Zum anderen gelte es vor allem Gebäude energetisch effizienter zu machen. - Die makroökonomischen Kosten werden bei etwa 1 bis 2% (max. 3%) des globalen Bruttosozialprodukts (BSP) veranschlagt, soll die atmosphärische THG-Konzentration bei 445 bis 535 ppm CO2Äq. stabilisiert werden. Diese Kosten sinken jedoch in einer volkswirtschaftlichen Gesamtbetrachtung, wenn – eine aktive Klimaschutzpolitik verstärkt den technologischen Wandel stimuliert, indem sie etwa Einnahmen aus einer CO2-Steuer direkt in die Entwicklung klimafreundlicher bzw. CO2-armer Energien bzw. Techniken investiert; – kurzfristige Effekte von Klimaschutzmaßnahmen über eine niedrigere Luftverschmutzung auf die Gesundheit berücksichtigt werden sowie weitere Nebeneffekte, wie Energiesicherheit, Handelsvorteile und neue Arbeitsplätze. - - - Für eine langfristige Senkung der globalen THG-Emissionen haben folgende kurz- bis mittelfristige Maßnahmen weichenstellende Funktion: Investitionen in die Energieversorgung in Entwicklungsländern, Modernisierung der Energieinfrastruktur in Industrieländern und Maßnahmen zur Erhöhung der allgemeinen Energiesicherheit. Weitere positive Nebeneffekte sind wiederum eine geringere Luftverschmutzung, ein ausgeglichenerer Welthandel, und allgemein die Schaffung von Wohlstand und Beschäftigung. Der aus der Sicht des Klimaschutzes sich ergebende zusätzliche Investitionsbedarf ist, gemessen an den ohnehin notwendigen Investitionen, vernachlässigbar bis gering (kleiner als 5%). Erneuerbare Energien und Effizienzsteigerung führen ebenfalls zu mehr Energiesicherheit, Beschäftigung und Luftqualität. Erneuerbare Energien können im Jahr 2030 einen Anteil von 30 bis 35% an der Elektrizitätsproduktion erzielen, und zwar bereits zu CO2-Preisen von 20 bis 50 US-$/t CO2-Äq. Der Anstieg der Verkehrsemissionen gehört zu den stärksten unter allen Endverbraucher-Sektoren. Marktkräfte allein werden nicht zu wesentlichen Emissionssenkungen führen, insbesondere wird die CO2-Emission aus dem weltweiten Luftverkehr „ohne politisches Eingreifen“ um 3,0 bis 4,0% pro Jahr ansteigen. Auch Effizienzsteigerungen werden einen durch die weitere Zunahme des Luftverkehrs bedingten Emissionsanstieg kaum verhindern. Grundsätzlich gilt: Je höher der Preis von fossilen Brennstoffen, desto wettbewerbsfähiger sind CO2emissionsarme Alternativen. Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Schwerpunktthemen 16 c. Klimaschutz nach 2030 Für den zeitlichen Verlauf einer langfristig wirkungsvollen Senkung der globalen THG-Emissionen gilt grundsätzlich folgendes Muster: Die Emissionen müssen nach einem Höhepunkt sukzessive das angestrebte (niedrigere) Stabilisierungsniveau erreichen. Je ehrgeiziger das Ziel - eine möglichst geringe THG-Konzentration in der Atmosphäre – ist, - desto geringer fällt ein weiterer Anstieg der mittleren Erdtemperatur aus, desto geringer ist auch das Risiko, dass positive Rückkopplungsmechanismen, die die Erwärmung verstärken, ausgelöst werden, desto schneller muss der Höhepunkt der globalen THG-Konzentration überwunden und die Phase der kontinuierlichen Abnahme eingeleitet werden. Bei sehr niedrigen angestrebten Stabilisierungsniveaus gilt wegen der schon erfolgten Akkumulation von Kohlendioxid in der Atmosphäre, dass die Konzentration das angestrebte Niveau zunächst übersteigen wird („overshooting“), bevor sie wieder abfallen kann. Vor dem Hintergrund dieser zeitlichen und klimaphysikalischen Abhängigkeiten kommen die Wissenschaftler zu folgenden Ergebnissen: - - - Soll der THG-Gehalt auf 445 bis 490 ppmv CO2-Äq. und der globale mittlere Temperaturanstieg auf 2,0 bis 2,4°C gegenüber dem vorindustriellen Wert begrenzt werden, muss das Wachstum der Emissionen in den nächsten 15 Jahren gestoppt werden und bis 2050 um 50% gegenüber heute sinken. In Szenarien, die ein Stabilisierungsniveau bei 535 bis 590 ppmv CO2-Äq. annehmen, steigt die Erdmitteltemperatur um 2,8 bis 3,2°C bzw. bei 590 bis 710 ppmv CO2-Äq. um 3,2 bis 4,0°C. Da die Temperatur in den nördlichen Breiten höher ansteigt als im globalen Durchschnitt, würde in den beiden letztgenannten Szenarien jene für das Grönlandeis kritische Temperaturschwelle überschritten – mit erheblichen Auswirkungen auf den Meeresspiegelanstieg. Sie liegen auch weit über der von der EU angestrebten Obergrenze von 2 Grad. Studien über Auswirkungen der globalen Erwärmung auf Rückkopplungsmechanismen im Kohlenstoffkreislauf und im Klimasystem weisen darauf hin, dass die genannten Temperaturbereiche unterschätzt sein könnten. Die makroökonomischen Kosten zur Umsetzung von niedrigen THG-Konzentrationen (445 bis 535 ppmv CO2-Äq.) werden auf weniger als 5,5% des globalen BSP in 2050 veranschlagt (durchschnittlich 2-3%). Die untersuchten THG-Stabilisierungsniveaus können mit Technologien erreicht werden, die schon heute kommerziell verfügbar sind bzw. deren Serienreife in den kommenden Dekaden erwartet wird – jedoch nur, wenn angemessene Anreize für Investitionen, Kostenminderungen und eine weitere Entwicklung und Anwendung einer breiten Palette CO2-armer Technologien bzw. solchen mit NullCO2-Emission gesetzt werden. Je niedriger das angestrebte CO2-Stabilisierungsziel, desto größer ist die Anzahl angewendeter Technologien und desto höher sind die Investitionen in Forschung, Entwicklung und Anwendung solcher Technologien in den nächsten Jahrzehnten. Der heutige Vergleich von Kosten und Nutzen für Klimaschutzmaßnahmen ist mit großen Unsicherheiten behaftet, da er stark von Annahmen abhängt, die zudem unvollständig sind. Abschätzungen zeigen jedoch einen deutlichen Trend, wonach die Kosten für Klimaschutzmaßnahmen in jedem Fall geringer ausfallen als jene für Folgen der globalen Erwärmung. Dies gilt auch für das ehrgeizigste betrachtete CO2-Minderungsszenario. Grundsätzlich stellt heute jede Abschätzung der Schadenskosten eine Unterschätzung dar, weil nicht alle Folgen der Klimaänderung monetär erfassbar und abschätzbar sind. d. Klimaschutz: Maßnahmen und Instrumente Eine Bepreisung der CO2-Emissionen ist unverzichtbar und schafft Anreize für Produzenten und Konsumenten, in Produkte, Technologien und Prozesse mit niedrigen bzw. keinen Emissionen zu investieren. Allerdings kann auf staatliche Steuerung in Form von öffentlicher Finanzierung und Regulierung nicht verzichtet werden, um angemessene Anreize zu setzen. Eine breite Palette von Instrumenten – Standards, Steuern, Abgaben, handelbare Emissionsrechte, freiwillige Vereinbarungen – steht zur Verfügung, um Märkte für CO2-arme Technologien bzw. solche mit Null-Emission zu etablieren. Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Schwerpunktthemen 17 Im Sinne der Multigas-Strategie, die alle klimarelevanten THG verringert, sind Anreize in allen emissionsverursachenden Sektoren zu setzen: Energieversorgung, Verkehr, Gebäude, Industrie, Land-, Forst- und Abfallwirtschaft. Neben den genannten Instrumenten wird betont, dass ein effektiver Technologietransfer in die Entwicklungsländer hohe Priorität bei der Senkung der globalen CO2-Emission hat. Für die hohen Investitionen seien entsprechend günstige Rahmenbedingungen zu schaffen. Die Wissenschaftler sehen in der Klimakonvention und im Kyotoprotokoll einen Fortschritt, weil so erstmals eine Vielzahl von nationalen Maßnahmen ausgelöst und neue institutionelle Mechanismen eingerichtet wurden, die als Plattform für weitere künftige CO2-Minderungsmaßnahmen dienen können. Als großer Erfolg wird die Schaffung eines globalen CO2-Emissionshandels gewertet. Auch wird die weitere Umsetzung der Leitidee von einer „nachhaltigen Entwicklung“ als wichtiger Faktor gesehen, um konkrete Maßnahmen zu Senkung der globalen CO2-Emissionen positiv zu flankieren. Eine effektive Klimaschutzpolitik ist über das prioritäre Ziel der globalen THG-Emissionsminderung hinaus ökonomisch nützlich, stärkt die jeweilige nationale Energiesicherheit und verringert die Gesundheitskosten aus regionaler und lokaler Luftverschmutzung. Mögliche Beiträge jedes Einzelnen - Kaufentscheidungen o Grundstück, Wohnung (Folgeemissionen, etwa durch Verkehrsanbindung, Heiz- und oder Kühlbedarf, Versorgung mit Energieträgern, Bauweise) o Kraftfahrzeug (spezifischer Kraftstoffbedarf) o Nahrungsmittel (Emissionen bei Herstellung, Vertrieb, Lagerung (Lebenszyklus)) o Haushaltsgeräte, Beleuchtung (spezifische Emissionen, spezifischer Energieverbrauch) - Persönliches Verhalten o Wahl der Urlaubsziele o Wahl des Verkehrsmittels o Komfortanspruch (Temperatur) o Ressourcenumgang o Aktives Engagement für Klimaschutz (in persönlichen Gesprächen, in einschlägigen Gruppierungen/Interessengemeinschaften) o Persönliche Kontrolle der THG-Bilanz (CO2-Bilanz; ihr persönlicher CO2-Rechner: http://www.global2000.at/pages/co2rechner.htm) Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Schwerpunktthemen 1.2. Kinder 18 Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Schwerpunktthemen 19 Kinder in der Welt von heute Beiträge von Mag. Nora Mühlegger, Mag. Roland Zisser, Martin Moser Zu allen Zeiten der menschlichen Gesellschaft waren es Kinder, die junge Generation, in deren Hände die Menschen ihre Zukunft legten, in der Hoffnung, dass diese es weiter bringen als man selbst, und dass sie den Fortbestand der eigenen Familie in Glück, Gesundheit und Zufriedenheit sichern. Auch heute sind Kinder der größte Schatz der Eltern, der liebevoll umsorgt und wie ein Augapfel gehütet wird. Unvorstellbar sind für Eltern jene Horrorszenarien, die in den Medien immer wieder auftauchen und Angst und Schrecken verbreiten: „Koma-Saufen“, Vergewalti­gung, Drogentod, Gewalt, um nur einige zu nennen. Wie oft geht man gedanklich den trügerischen Weg des geringsten Widerstandes und schiebt jede Konfrontation mit der Thematik zur Seite, in dem Glauben, dass es so etwas vielleicht weit weg geben mag, aber doch nicht hier bei uns … Dennoch scheint das Schicksal der Kinder auch direkt vor unserer Tür immer ungewisser, denn zumeist sind die Gefahren, denen Kinder ausgesetzt sind, weitaus differenzierter, als dass man ihnen einen simplen Rat geben könnte, wie etwa nicht in fremde Autos einzusteigen. Viele Eltern sind sich gar nicht bewusst, dass die Gesellschaft als Ganzes sich zunehmend gegen die natürliche Entwicklung eines Kindes zu einem verantwortungsbewussten Erwachsenen stellt. In immer jüngeren Jahren sind Kinder dem Druck seitens der Altersgenossen ausgesetzt zu einer „erwachsenenorientierten“ Elite zu gehören, in der das Kind-Sein an sich als minderwertig und überholt angesehen wird. Die Schattenseiten dieser Entwicklung äußern sich jedoch in frühzeitigem Alkohol-, Zigaretten- und Drogenkonsum. Durch das Überspringen einer wichtigen Entwicklungsphase versäumen Kinder und Jugendliche das Erlernen von Verantwortung, was wesentlicher Bestandteil einer gefestigten „erwachsenen“ Persönlichkeit sein sollte. Als Grund für diesen erschreckenden Trend geben Kinder die fehlende Zukunftsperspektive an. Und wie könnte man es ihnen verübeln, fehlen doch gute Vorbilder in Politik und Gesellschaft. In Zeiten des Klimawandels und der weltweiten Wasserknappheit wird nach wie vor auf Wirtschaftswachstum und Globalisierung gesetzt, wobei selbst für Jugendliche nachvollziehbar ist, dass diese Wege nicht zur Lösung der Probleme führen können. Die westliche Welt ist trotz verbreiteten Wohlstands und einer Grundsicherung an Lebensbedürfnissen zerrütteter als je zuvor. Lösungsansätze für diese Probleme gibt es von vielen Seiten, doch eine Heilung bedarf einer grundsätzlichen Änderung der Werte der Erwachsenenwelt, damit Kinder schon früh sehen, dass sie mit ihrem Leben einen wichtigen und positiven Beitrag zur menschlichen Gesellschaft als Teil unseres lebendigen, pulsierenden Planeten beitragen können. Fakten zur Situation der Kinder weltweit Weltweit gesehen sind Kinder allerdings weitaus weniger mit dem Werteverlust einer Konsumgesellschaft konfrontiert, sondern erleben unmittelbare Bedrohungen, die ihre Existenz gefährden, wie Kinderarbeit, Kinderhandel und Missbrauch als Soldaten. UNICEF, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, hat Daten gesammelt und veröffentlicht, um die Situation der Kinder zu veranschaulichen. Kinderhandel Kinderhandel kommt sowohl in Industrie- als auch in Entwicklungsländern vor. Betroffene Kinder werden als Prostituierte missbraucht, als unbezahlte Arbeitskräfte eingesetzt, zum organisierten Betteln gezwungen oder als Babys verkauft. Durch Kinderhandel sind sie Gewalt, sexuellem Missbrauch und dem Risiko einer HIVInfektion ausgesetzt. Um den Kinderhandel zu beenden, sind internationale, na­tionale und regionale Kooperationen notwendig sowie die Auseinandersetzung mit den Hauptursachen wie Armut, Diskriminierung, Ausgrenzung und Gewalt, aber auch mit der Problematik der Nachfrage. Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung - Schwerpunktthemen 20 Kinderhandel spielt sich im Verborgenen ab. Jüngste Schätzungen gehen davon aus, dass jährlich etwa 1,2 Millionen Kinder zu Opfern von Menschenhändlern werden. In Ostasien und dem Pazifik wird mit Kindern größtenteils zum Zweck der Prostitution gehandelt, obwohl einige Kinder auch als Land- oder Industriearbeiter eingesetzt werden. In Südasien werden Kinder oft als Zwangsarbeiter ausgebeutet, um Schulden der Familie abzuarbeiten. In Europa verläuft der Kinderhandel in der Regel von Ost nach West, diese Route spiegelt die Nachfrage nach billigen Arbeitskräften und Kin­derprostitution wider. Gegenmaßnahmen und Schutz von Betroffenen Um Opfer von Kinderhandel zu schützen, müssen Regierungen grenzüberschreitende Kooperationen ermöglichen. Dauerhafte Lösungen müssen laut UNICEF drei Schwerpunkte der Kinderrechtskonvention beachten: Nicht-Diskriminierung; Wohl des Kindes; gleichbe­rechtigte Partizipation. Auch muss der Schutz betroffener Kinder verbessert werden, da diese meist ebenfalls verhaftet und eingesperrt werden. Kindersoldaten „Kindersoldaten“ sind Kinder unter 18, die in jeglicher Form von Streitmacht oder bewaffneter Gruppierung mitwirken, sei es als Sol­daten, Köche, Gepäckträger, Kuriere oder Begleiter solcher Gruppen – die Kinder müssen nicht zwangs­läufig bewaffnet sein. Viele Kinder werden zwangsrekrutiert oder wirken mit, weil sie in Armut leben und mit Miss­brauch und Diskriminierung konfrontiert sind, andere wollen Rache üben, wenn ihnen oder ihren Familien Gewalt angetan wurde. - Nach jüngsten Schätzungen dienen zurzeit 250.000 Kinder als Kindersoldaten. In Kolumbien wurden 14.000 Mädchen und Bu­ben von bewaffneten Gruppierungen als Kinder­soldaten eingesetzt. In Somalia waren seit dem Zusammenbruch der Regierung 1991 nach Schätzungen 200.000 Kin­der bewaffnet oder Teil einer Miliz. Im März 2004 befanden sich im Sudan ungefähr 17.000 Kinder in bewaffneten Gruppierungen. Gegenmaßnahmen In Zeiten bewaffneter Konflikte liegt die tatsächliche Kontrolle meist in der Hand nicht-staatlicher Einheiten und bewaffneter Gruppierungen – daher ist es entscheidend, dass diese Organe die internationalen Standards genau so einhalten wie Regierungsorgane, d.h. dass auch sie keine Kinder für bewaffnete Konflikte rekrutieren. Der Einsatz von Kindern in bewaffneten Konflik­ten darf nicht toleriert werden. Kinderarbeit Kinderarbeit ist ein Phänomen, das weltweit ver­breitet ist und sich nicht nur auf Entwicklungs­länder beschränkt. UNICEF engagiert sich im Kampf gegen Kinderarbeit, wenn sie die körperliche, seelische und geistige Gesundheit von Kindern gefährdet und die Kinder von Schulbesuch, Spiel und Freizeitaktivi­täten abhält. Kinderarbeit ist dann schädlich, wenn die kindliche Würde verletzt wird, wenn die Arbeitszeiten zu lang sind oder wenn es sich um eine Vollzeitbeschäfti­gung handelt, sodass sich ein Schulbesuch zeitlich nicht mehr ausgeht. Weiters dürfen schlecht bezahl­te und gefährliche Arbeiten, die das Kind körperlich und seelisch belasten, nicht geduldet werden. - 2004 mussten 218 Millionen Kinder Kinderarbeit verrichten, ausgenommen die Arbeit in privaten Haushalten. Nach Schätzungen müssen 126 Millionen Kinder im Alter zwischen 5 und 17 Jahren gefährlichste Arbeiten ausüben. Es wird angenommen, dass 40-50 % der Per­sonen, die Zwangsarbeit verrichten oder sich in Schuldknechtschaft begeben müssen, Kinder sind – das sind in etwa 5,7 Millionen. Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung - Schwerpunktthemen 21 Kinder, die in privaten Haushalten (ausgenom­men der eigenen Familie) arbeiten, sind beson­ders gefährdet, ausgebeutet und missbraucht zu werden. Gegenmaßnahmen Jede Regierung ist verantwortlich dafür, Kindern einen uneingeschränkten Zugang zur Bildung zu gewährleisten und Präventivmaßnahmen zu treffen. Der Unterricht muss kostenlos oder kostengünstig, verpflichtend und praxisorientiert sein. Gesetze gegen Kinderarbeit müssen ausgearbeitet und rigoros durchgesetzt werden. Weiters sind zeit­ gebundene nationale Aktionspläne entscheidend. Vor allem Mädchen sind gefährdet, zur Arbeit ge­schickt zu werden, anstatt in die Schule zu gehen. Um dieser Gefahr zu entgehen, muss Eltern und Gemeindemitgliedern verständlich gemacht werden, welche Vorteile Schulbildung mit sich bringt und dass Arbeitgeber, die Kinder ausbeuten, nicht akzeptiert werden dürfen. Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Schwerpunktthemen 22 Was können wir gegen Kinderarbeit tun? Ein Beitrag von Mag. Nora Mühlegger Noch gegen Ende der 1980er Jahre reagierten die Menschen in der Welt auf das Schlagwort „Kinderarbeit“ mit Gleichgültigkeit, Resignation oder einfachem Leugnen. In der Zwischenzeit ist das globale Bewusstsein dafür jedoch um einiges gewachsen. Im Jahr 1989 nahmen die Vereinten Nationen das bahnbrechende Übereinkommen über die Rechte des Kindes an, das ausbeuterische Kinderarbeit verbietet. Im Mai 2006 veröffentlichte die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) einen Bericht über das mögliche nahe Ende der Kinderarbeit. Sie konnte zeigen, dass die Anzahl der Kinderarbeiter in den letzten vier Jahren um 11 Prozent zurückgegangen war, am stärksten im Bereich der gefährlichen Kinderarbeit (dort fiel die Zahl um 26 Prozent). Daraus ergibt sich das Gesamtbild, dass Kinderarbeit global abnimmt, und je schädlicher die Arbeit und je verletzlicher die Kinder, desto rascher die Abnahme. Der Bericht überbringt uns also eine Botschaft der Hoffnung. Dennoch waren im Jahr 2004 noch schätzungsweise 218 Millionen Kinder in Kinderarbeit gefangen, davon 126 Millionen in gefährlicher Arbeit, d.h. die Kinder schuften unter Bedingungen, die ihre Gesundheit und Entwicklung schädigen. Die geringsten Fortschritte konnten dabei in Afrika südlich der Sahara erreicht werden, wo das Bevölkerungswachstum – die Bevölkerung verdoppelt sich hier jede Generation!! – und die Ausbreitung von HIV/Aids weiterhin alarmierend hoch sind. Die ausbeuterische Kinderarbeit nimmt Kindern jegliche Entwicklungsperspektive und auch die Möglichkeit, der erdrückenden Armut zu entkommen. Jeden Tag sterben laut ILO 30.000 Kinder infolge von extremer Armut. Noch ist es also nicht an der Zeit, die Hände in den Schoß zu legen und mit der Situation zufrieden zu sein. Es bedarf weiterhin einer globalen Bewegung, um die Kinderarbeit möglichst noch in dieser Generation aus unserer Welt zu schaffen. Was kann ich persönlich zu einer Verbesserung beitragen? Was kann also jeder Einzelne von uns hier in Österreich tun, um den Kindern in der ganzen Welt zu helfen? Wir, die Konsumenten des globalen Handels, können davon ausgehen, dass besonders billige Textilien, Spielzeuge, Elektrogeräte und Lebensmittel wie Kaffee, Kakao, Tee, Zucker, Orangen oder Bananen, die nicht aus Fairem Handel stammen, in sklavenähnlicher Arbeit hergestellt werden. Der Faire Handel dagegen garantiert uns, dass – egal bei welchem Produkt – keine Menschen und ganz besonders keine Kinder ausgebeutet werden. Den Eltern wird ein ausreichendes Einkommen zugesichert, damit ihre Kinder nicht gezwungen sind, unter schrecklichen Bedingungen zum Familieneinkommen beizutragen. Stellvertretend sollen zwei konkrete Projekte des Fairen Handels dazu vorgestellt werden: Die EZA Fairer Handel GmbH arbeitet in Pakistan mit Talon Sports, einem Familienunternehmen zusammen, das mit einem Jahresvolumen von 2 Millionen Fußbällen ein wichtiger Sportartikelhersteller in Sialkot ist. Gerade in der Fußballproduktion war Ende der 1990er Jahre Kinderarbeit stark verbreitet. 1997 wurde das „Atlanta Agreement“ getroffen, das ein Verbot der Kinderarbeit vorsah und durch massiven öffentlichen Druck auch von Markenartikelherstellern wie Nike oder Adidas übernommen wurde. Das Programm sah hauptsächlich vor, dass sich Fußballhersteller verpflichten, ihre Fußbälle ohne Kinderarbeit zu produzieren und dies auch durch die ILO überprüfen zu lassen. In der Fußballindustrie konnte Kinderarbeit damit so gut wie abgestellt werden. Das alleine greift aber zu kurz, denn die niedrigen Preise, die im kommerziellen Handel für die Bälle bezahlt werden, gehen in erster Linie zu Lasten der BallnäherInnen und somit auch deren Familien. Der Faire Handel bietet hier eine Alternative und zahlt für die fair gehandelten Bälle durchschnittlich 21,8 Prozent mehr als die kommerziellen Kunden von Talon Sports, was für die NäherInnen einen höheren Stückpreis von 74 bis 97 Prozent über dem Normalpreis bedeutet. Davon profitieren wiederum auch die Kinder der Beschäftigten, die bessere Ausbildungschancen, Betreuungseinrichtungen und ein eigenes Gesundheitszentrum erhalten. Gerade in Hinblick auf die kommende Fußball-EM 2008 in Österreich und der Schweiz ist dieses Projekt eine besondere Chance, einem breiteren Publikum die globalen Zusammenhänge des Konsumverhaltens vor Augen zu führen. Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Schwerpunktthemen 23 Beispiele weltweiter Initiativen Mit der Stiftung PREDA wiederum haben der irische Priester Shay Cullen und das philippinische Ehepaar Alex und Merly Hermoso 1973 eine Organisation ins Leben gerufen, die nicht nur vor Ort Notleidenden hilft, sondern weltweit Initiativen zum Schutz von Kindern entstehen lässt. Ihr erstes Zentrum nannte sich „Prevent & Rehabilitate Drug Abusers Foundation“ und half drogenabhängigen Menschen bei der Therapie und Resozialisierung. PREDA setzt sich auch aktiv für die Belange vernachlässigter und missbrauchter Kinder ein und geriet dadurch in der Vergangenheit selbst massiv unter Druck. Die Organisation betreibt ein Kinderzentrum, das den Namen „childhood for children“ trägt. Hier finden etwa 40 Kinder und Jugendliche, die auf der Straße lebten, vergewaltigt oder als Kinderprostituierte ausgebeutet wurden, die Geborgenheit einer Familie sowie psychologische Betreuung. Die Aktivitäten von PREDA haben sich auch auf viele andere Menschen ohne Zukunftsperspektiven ausgeweitet, etwa 800 Menschen profitieren von den Programmen. Ihnen sollen nicht nur soziale Leistungen sondern auch Möglichkeiten zur Einkommensbeschaffung und Existenzgründung geboten werden. PREDA bedeutet heute „People’s Recovery, Empowerment and Development Foundation“ und nutzt ebenfalls die Chancen des Fairen Handels. Es werden hauptsächlich Mangoprodukte und Rattan-Kleinmöbel erzeugt, die auch bei uns in den Weltläden erhältlich sind. Welttag gegen Kinderarbeit Abschließend sei noch erwähnt, dass 2002 mit dem ersten Welttag gegen Kinderarbeit ein internationaler Gedenktag eingerichtet wurde, der jährlich am 12. Juni stattfindet. Seit 2003 wird dabei verstärkt auch auf den Kinderhandel (Versklavung) hingewiesen. Im heurigen Jahr gelang es der ILO an dem Gedenktag fünf führende landwirtschaftliche Organisationen (darunter die FAO) für eine Partnerschaft zu gewinnen. Gemeinsam soll nun der Kampf gegen Kinderarbeit in der Landwirtschaft aufgenommen werden, dem Sektor, in dem bei weitem am meisten arbeitende Kinder zu finden sind: schätzungsweise 70 Prozent, von denen 132 Millionen Buben und Mädchen erst 5 bis 14 Jahre alt sind. Sie alle helfen mit, die Nahrungsmittel und Getränke zu produzieren, die wir konsumieren. Der Generaldirektor der ILO, Juan Somavia, wandte sich daher an uns alle, als er in seinem hoffnungsvollen Bericht schrieb: „Zweifellos bleibt noch viel zu tun. Und niemand von uns kann es alleine tun – jeder von uns muss sich für den Kampf für die Würde aller Kinder in der Welt engagieren.“ Quellen: • ILO-Bericht: „Das Ende der Kinderarbeit – zum Greifen nah“, Genf 2006 • EZA/gepa über Partnerorganisationen, Dez. 2005 • Schaufenster Süd, Zeitschrift für den Fairen Handel der Weltläden, April 2007 • ILO-Pressemeldung über Kinderarbeit/Landwirtschaft, 12. Juni 2007 Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Schwerpunktthemen 24 Die Stellung der Kinder aus der Sicht Jesu Ein Beitrag von Mag. Roland Zisser Das Kind galt im historischen Kontext Jesu (wie auch in Europa noch für viele Jahrhunderte) als unfertiger Erwachsener und spielte in der damaligen Gesellschaft keine Rolle. Jesus, der auf seine einzigartige Weise die Welt im Geiste Gottes betrachtete, stellte seinen JüngerInnen die Kinder ganz anders vor Augen. Markus 10,13-16: Da brachte man Kinder zu ihm, damit er ihnen die Hände auflegte. Die Jünger aber wiesen die Leute schroff ab. Als Jesus das sah, wurde er unwillig und sagte zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes. Amen, das sage ich euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt, wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie. Matthäus 18,1-6: In jener Stunde kamen die Jünger zu Jesus und fragten: Wer ist im Himmelreich der Größte? Da rief er ein Kind herbei, stellte es in ihre Mitte und sagte: Amen, das sage ich euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen. Wer so klein sein kann wie dieses Kind, der ist im Himmelreich der Größte. Und wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf. Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals im tiefen Meer versenkt würde. Die Kinder sind eingeladen, nicht als Anhängsel der Erwachsenen, sondern als eigenständige Persönlichkeiten, zu Jesus zu kommen. Jesus segnet sie, d.h., er macht sie, die Kinder, für die anderen Menschen zum Segen! In den Kindern ist Jesus für uns gegenwärtig. Wer ein Kind zum Bösen verführt, es nötigt zu stehlen oder sich zu prostituieren, um sich ernähren zu können, wer Soldaten daraus macht, der gehört dem Reich des Todes an. Jesus hat uns bereits vor 2000 Jahren einen völlig anderen Blick auf die Kinder erschlossen. Auch wenn sich in Europa die Situation der Kinder schon um einiges verbessert hat (ideal ist sie ja immer noch nicht – Autos zählen teilweise viel mehr), dürfen wir weder vor den Verhältnissen am eigenen Kontinent und schon gar nicht vor denen anderswo die Augen verschließen. Die Worte Jesu sind nicht bloße theoretische Belehrung, sie verlangen von uns immer ein Handeln, zumeist auch erst einmal eine Umkehr. Die Fakten über Kinderarbeit und andere Formen des Kindesmissbrauchs sind uns bekannt – unsere eigene Verantwortung diesbezüglich hoffentlich auch. Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Links UNICEF - Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen http://www.unicef.de/ UNICEF-Dossier: Kinder im Krieg http://www.unicef.de/download/i_0075_kinderimkrieg.pdf Deutsche Koordination Kindersoldaten http://www.kindersoldaten.info Kampagne „Aktiv gegen Kinderarbeit“ http://www.aktiv-gegen-kinderarbeit.de/ ProNATs - Solidarität mit arbeitenden Kindern und Jugendlichen http://www.pronats.de/ Schwerpunktthemen 25 Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Schwerpunktthemen 1.3. Wasser 26 Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Schwerpunktthemen 27 Wasser – Die wichtigste Ressource der Menschheit? Ein Auszug aus einem Bericht von Dr. Lukas Vischer (ECEN) Wasserversorgung bis 2025 für zwei Drittel der Weltbevölkerung gefährdet! “1,1 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu Trinkwasser, 2,5 Milliarden haben keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen und 5 Millionen sterben jährlich an Krankheiten, die durch verschmutztes Wasser ausgelöst wurden. Bis 2025 werden zwei Drittel der Weltbevölkerung in Ländern leben, in denen es nur eine mäßige bis schlechte Wasserversorgung geben wird. Ohnmacht gegenüber diesen Erwartungen auch im Statement des UN Generalsekretärs am World Water Day 2002 Wasser ist die Voraussetzung für Leben. Wenn die gegenwärtigen Entwicklungen unaufhaltsam weitergehen, werden sogar noch größere Teile der Weltbevölkerung an Wassermangel leiden. Das Ausmaß der Katastrophe erweckt in uns ein Gefühl der Hilflosigkeit. Gibt es überhaupt Lösungen? Ist es möglich, die Bedrohung abzuwenden? Neue Herausforderungen für die Christen – Erkennen des Ausmaßes der Bedrohung eines Gottesgeschenkes Für Christen hat Wasser auch eine tiefe spirituelle Bedeutung, denn es ist ein Geschenk Gottes und gleichzeitig die Grundvoraussetzung des Lebens. Dies spiegelt sich sowohl im Gottesdienst als auch in den theologischen und liturgischen Traditionen der Kirchen wider. Wasser dient als Symbol in christlichen Feiern und Ritualen. Auf verschiedene Weisen unterstreicht die christliche Tradition die Bedeutung und die Heiligkeit des kostbaren Gutes. Wenn wir nun diese Traditionen wieder aufleben lassen, werden wir aber auch an die Gefahren erinnert, die aus der reduzierten Verfügbarkeit und dem Qualitätsverlust durch Verschmutzung resultieren. Wassernutzung - Wasserübernutzung Es gab schon immer Länder, in denen Wasser leichter verfügbar war, beziehungsweise solche, wo es schwer zu finden war. Zum Beispiel wasserreiche Länder wie die USA nutzen allein 65 Prozent des verfügbaren Wassers für die Industrie und Kraftwerke, während 27 Prozent der Landwirtschaft zukommen und 8 Prozent als Trinkwasser verbraucht, beziehungsweise für sanitäre Zwecke verwendet werden. In Gegensatz dazu werden in Asien nur 8 Prozent des Wassers für die Industrie genutzt, während 86 Prozent der Landwirtschaft dienen. Eine begrenzte Ressource Die Verfügbarkeit von Frischwasser ist während der letzten Jahrzehnte stark zurückgegangen, besonders in Afrika und Asien. Tatsächlich leiden 505 Millionen Menschen in 31 Ländern unter Wasserknappheit. Wenn gegenwärtige Trends weitergehen, könnte die Zahl bis 2025 auf 2,4 bis 3,2 Milliarden Menschen steigen, wodurch auch die Gesundheit der Bevölkerung, die ökonomische Entwicklung, die Nahrungsmittelproduktion und die Ökosysteme leiden. Was sind die Gründe für diesen Rückgang? Auf der einen Seite nimmt der Wasserentzug durch den Menschen stetig zu. Auf der anderen Seite nimmt die Verfügbarkeit von Frischwasser in vielen Teilen der Welt ständig ab. Weltweit gesehen wird auch in Zukunft mehr Wasser entnommen werden. Zwischen 1900 und 1975 sind die Wasserverbrauchszahlen der USA um das Zehnfache gestiegen, während die Bevölkerung nur um das Vierfache gewachsen ist. Generell verbrauchen Menschen 54 Prozent allen verfügbaren Frischwassers in Flüssen, Seen und Grundwasservorräten. Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Schwerpunktthemen 28 Durch den Bevölkerungszuwachs könnte der Verbrauch bis 2025 sogar auf 70 Prozent steigen. Wenn die weltweite Wassernutzung weiterhin zunimmt, werden die Menschen innerhalb von 30 Jahren 90 Prozent allen verfügbaren Frischwassers nutzen. Die Hauptgründe für diesen gesteigerten Wasserbedarf sind industrielle Produktion, intensive Landwirtschaft, der Lebensstil der Konsumgesellschaft und das Bevölkerungswachstum. Bezüglich der verminderten Verfügbarkeit von Wasser sind folgende Faktoren von besonderer Bedeutung: Klimawandel – Mit den Veränderungen am Klima wird sich auch der Wasserkreislauf unweigerlich verändern. In nördlichen Gebieten und in Flussbetten, die von der Schneeschmelze abhängen, können Überflutungen sich häufen. Ein Temperaturanstieg führt auch zu einem Anstieg der Evapotranspiration – Wasser evaporiert von der Oberfläche und von Pflanzen. In weiterer Folge wären sogar Gegenden mit hohen Niederschlägen auf Grund der gesteigerten Evaporation von einer Reduktion des Wasserreservoirs betroffen. Die Häufigkeit und Schwere von Dürren werden in vielen Gegenden zunehmen, als Folge von Änderungen in der Gesamtregenmenge, was zu höheren Ernteverlusten und gesteigertem Wasserverbrauch in der Landwirtschaft führt. Während Klimaforscher in der Vergangenheit vorsichtig mit Schlussfolgerungen waren, ist es nun bereits eine unbestreitbare Tatsache, dass der Klimawandel existiert – und dass er von menschlicher Aktivität induziert wird. Rodungen sind ein weiterer Störfaktor. Wenn Wälder geschlägert werden, ändert sich der Wasserkreislauf; der Boden hält das Wasser nicht länger zurück, Quellen verschwinden, Erosion nimmt zu. Dies gilt besonders für Berggegenden: Das Wasser rinnt schneller in die Ebenen, was die Gefahr von Überflutungen erhöht. Müll und Umweltgifte verringern die Menge des verfügbaren Wassers. Menschliche Abfälle, ob von der Industrie oder von Haushalten stammend, gelangen ins Grundwasser, oder brauchen Wasser um entsorgt zu werden. Die Ablagerungen von Kunstdüngern aus der Landwirtschaft verschmutzen Flüsse, Seen und Grundwasserreserven. Oft sind die Schäden durch Verschmutzung praktisch irreversibel oder erfordern hohen technischen und damit finanziellen Aufwand. Schlechtes Management führt zu einem Verlust großer Mengen von Wasser. Wasser ist üblicherweise nicht dort verfügbar, wo es am meisten gebraucht wird. Dämme und Speichervorrichtungen sind notwendig. Leitungen müssen gebaut werden, um das Wasser an entfernte Stellen zu bringen. Sich ändernde Bedingung, wie der Klimawandel, bedingen auch eine ständige Anpassung dieser Infrastruktur. Schnell wachsende urbane Zentren bringen besondere Probleme im Wassermanagement mit sich. Die Auswirkungen der Wasserknappheit Es ist wichtig zu betonen, dass die zunehmende Beanspruchung von Wasserressourcen im Zusammenhang mit einer generellen ökologischen Krise steht. Die echte Bedrohung besteht in der Tatsache, dass eine große Bandbreite ökologischer Probleme gleichzeitig behandelt werden muss. Wassermangel kann daher nicht allein betrachtet werden in diesem Zusammenhang. Ebenso müssen Maßnahmen das gesamte Zusammenspiel berücksichtigen. Es ist keine Übertreibung zu behaupten, dass die Wasserkrise allgegenwärtig ist. Welches ökologische Problem man auch immer näher betrachtet, es hängt stets auf die eine oder andere Weise mit Wasser zusammen. Maßnahmen Welche Maßnahmen können ergriffen werden in dieser Wasserkrise? Viele Maßnahmen sind in der Lage die Verfügbarkeit von Wasser zu verbessern. Die Effektivität dieser Maßnahmen kann verbessert werden durch: - Steigerung der Speichermenge von Wasser - Reduktion des Wasserverbrauchs in der Industrie durch verbesserte Technologien - Entwicklung effizienter Methoden der Wassernutzung in der Landwirtschaft und durch eine verminderte Nutzung von künstlicher Bewässerung - Eine Verbesserung der Installationen im Bereich der Wasserspeicherung und Weiterleitung - Verminderung der Wasserverschmutzung und Wiederaufbereitung von verschmutztem Wasser Es ist essentiell Wasser als knappe Ressource zu betrachten und den Verbrauch so gering wie möglich zu halten. Selbst dort, wo Wasser in großen Mengen verfügbar ist, muss eine Verschwendung verhindert werden. Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Schwerpunktthemen 29 Die Menge des Wasserverbrauchs in den Industriestaaten muss weiter reduziert werden. Um der Wasserkrise effektiv entgegenzutreten, müssen auch weiterführende Themen behandelt werden, wie: Globale Erwärmung (um das Ausmaß des Klimawandels gering zu halten und den Wasserkreislauf aufrechtzuerhalten) Energieproduktion und Energieverbrauch. Im Vergleich zu Energie, die aus fossilen Brennstoffen oder Kernspaltung gewonnen wird, gilt die Energie aus Wasserkraft gemeinhin als sauber. Tatsächlich jedoch birgt jede Form der Energiegewinnung Risiken. Die Konstruktion von Staumauern fordert einen hohen ökologischen Preis. Energie zu sparen hilft daher auch Wasser zu schützen. Schutz der Wälder und Wiederaufforstung, besonders in Gebirgsgegenden. Wälder dienen nicht nur als CO2-Speicher, sondern schützen auch die Wasserressourcen. Die Wasserkrise erfordert eine gemeinsame Antwort. Sie betrifft alle Schichten der Gesellschaft, von den lokalen Gemeinschaften bis auf nationale und internationale Ebenen. Um die Teilnahme der Menschen sicher zu stellen, sind lokale Aktionen notwendig. Doch ist es wichtig zu erkennen, dass die Probleme nur in überregionalem Maßstab wirksam bekämpft werden können. Kooperationen unter den Gemeinschaften sind daher erforderlich. In vielen Fällen jedoch kann eine Lösung durch internationale Zusammenarbeit gefunden werden. Diese internationale Zusammenarbeit kann am effizientesten über ein Netzwerk erfolgen. Die finanziellen Bedürfnisse dafür sind enorm. Effektive Maßnahmen können daher nur von nationalen Regierungen und internationalen Gemeinschaften beschlossen werden, welche die Wasserkrise als höchst prioritär einstufen und es dementsprechend bei der Verteilung ihrer Budgets berücksichtigen. Natürlich erfordert das Vorhaben auch internationale Solidarität. Große Summen müssen für ärmere Länder verfügbar gemacht werden, um die Kosten der notwendigen Maßnahmen zu decken. Die Stellung der Kirchen Das Thema ist von besonderer Bedeutung für die Gläubigen der Kirchen. Wenn die Existenz von Lebewesen auf dem Spiel steht, haben sie keine andere Wahl, als der Wasserkrise entgegenzutreten und Stellung zu nehmen. a) Bewusstseinsbildung Kirchen sollen die einzigartige Rolle des Wassers für alle Lebewesen hervorheben. Christen sehen Wasser als Geschenk Gottes an. Wasser ist ein Symbol des Lebens und ein Symbol von Gottes Gnade. Wasser stellt daher mehr als nur ein nutzbares Gut dar. Wasser verdient Respekt und Schutz. Die Kirchen müssen Wasser als Leben spendendes Geschenk schätzen lernen. Es ist selbstverständlich, dass Gottes Geschenk der gesamten Schöpfung zugedacht ist. Gemäß der zweiten Schöpfungsgeschichte fließt das Wasser aus Gottes Paradies über die ganze Erde. Das paradiesische Geschenk ist für alle Lebewesen; und Jesus sagte uns, dass Gott den Regen für alle Gerechten und auch Ungerechten schickt. Wasser gilt daher als gemeinschaftliches Gut. Die erste Aufgabe der Christen besteht daher darin, sich und ihre Mitmenschen des wahren Wertes von Wasser zu erinnern. Wasser kann Inhalt von Meditation und Predigt sein. Es verdient einen Platz im Dienst an Gott. Der heilige Franziskus nannte Wasser zu Recht „unsere Schwester“ – nicht ein Objekt, sondern ein lebensspendendes Wesen. Bewusstseinsbildung muss gleichzeitig auch eine nachhaltige Bewusstwerdung der gegenwärtigen Situation sein. Warum sprechen wir von einer „Wasserkrise“? Was sind ihre Wurzeln? Christen müssen es schaffen sich der tatsächlichen Krise bewusst zu werden und dürfen ihre Gefahren keinesfalls übersehen oder herabsetzen. Die Thematik muss in ihrer vollen Komplexität betrachtet werden. b) Teilnahme an öffentlichen Debatten und Aktionen Da Wasser für das Leben essentiell ist, haben die Kirchen die Pflicht sich in der gegenwärtigen Debatte über angemessenes Wassermanagement zu beteiligen. Es sind fundamentale ethische Entscheidungen zu treffen und nur eine volle Teilnahme an der öffentlichen Diskussion darf für die Kirchen in Betracht kommen. Eine Teilnahme ist essentiell auf allen Ebenen – lokal, national, regional und international. Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Schwerpunktthemen 30 Es müssen Wege gefunden werden, um die Ausarbeitung internationaler Abkommen in Zusammenarbeit zu ermöglichen. Aus diesem Grund sollten Kirchen mit NGOs zusammenarbeiten, die sich intensiv mit der Thematik der Wasserkrise auseinander setzen, um aus deren Erfahrungen zu profitieren. In vielen Gegenden können Lösungen nur auf regionaler Ebene erzielt werden. Da Kirchen üblicherweise nationale Grenzen überschreiten, können sie als wichtige Vermittler in Prozessen der regionalen Zusammenarbeit dienen. Ein Hauptaugenmerk muss darin liegen, die Menschen zur Teilnahme an einem effizienten Wassermanagement zu bewegen. c) Lebensstil Um Glaubwürdigkeit zu wahren, müssen die Kirchen, sowohl auf persönlicher als auch auf gemeinschaftlicher Ebene, einen Lebensstil vorleben, in welchem sich Respekt und Verantwortung gegenüber dem Geschenk des Wassers spiegeln. Christen müssen der exzessiven Wassernutzung widerstehen und unnötige Verschmutzungen vermeiden. Sie sollten zugunsten der Verfügbarkeit des Wassers an allen „indirekten“ Maßnahmen teilnehmen die eine Steigerung der Wasserverfügbarkeit nach sich ziehen. Das Recht auf Wasserzugang muss erkannt und als grundlegendes Menschenrecht propagiert werden, gestützt durch gesetzliche Grundlagen. Wasser verbindet uns mit der Schöpfung. Aus diesem Grund sind sein Schutz und seine nachhaltige Nutzung eine absolute Notwendigkeit für den Erhalt des Lebens auf unserem Planeten und dem Wohlergehen zukünftiger Generationen. Weiterführende Informationen: ECEN Dossier: Water – Source of Life (englisch) http://www.ecen.org/cms/uploads/water04.pdf ECEN Dokumente über Wasser (englisch) http://www.ecen.org/cms/index.php?page=water Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Schwerpunktthemen 1.4. Landwirtschaft 31 Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Schwerpunktthemen 32 Die lange Geschichte der Landwirtschaft kurz erzählt Ein Beitrag von DI Dr. Josef Hoppichler (Bundesanstalt für Bergbauernfragen) Der Boden – Grundlage des höheren Lebens Wasser und Boden sind die zentralen Elemente für das Leben auf der Erde. Von der „Ursuppe“ mit den ersten Mikroorganismen vor ca. 3,8 Mrd. Jahren über die ersten höheren Zellen vor ca. 2 Mrd. Jahren bis hin zu den heutigen komplexen Ökosystemen mit Pflanzen, Tieren und Menschen war es ein weiter Weg. Doch ist es gerade der Boden und sein biologisch-chemisches Gefüge, das die Pflanzenwelt, als Grundlage weiteren Lebens, hervorgebracht hat. Kreisläufe von ineinander greifenden Auf- und Abbauprozessen in der Bodenkrume bestimmen die Weiterentwicklung des Lebens und seine weitere Ausdifferenzierung in den Ökosystemen. In einer Handvoll Erde gibt es mehr Lebewesen als Menschen auf dem ganzen Planeten. In den obersten 30 Zentimetern eines Quadratmeters fruchtbaren Bodens finden sich gegen 100 Billionen Bakterien, 1 Milliarde Pilze, 500 Mio. tierische Einzeller, 10 Mio. Fadenwürmer und ca. 100 bis 200 Regenwürmer. Dazu kommen eine Vielzahl von Kleinlebewesen wie Ameisen, Milben, Springschwänze, Asseln, Insektenlarven und Schnecken. Die dabei geleisteten Umarbeitungen an organischem Material sind in ihrer Quantität und Qualität beachtlich. Allein auf einem Hektar Ackerboden scheiden ca. 1 Mio. Regenwürmer im Jahr 115 t Kot aus, eine Menge, die beispielsweise den Zuwachs an oberirdischer Pflanzenmasse um mehr als das 10-fache übersteigen kann. Der Boden lebt und auf dem Boden leben wir. Die Menschen betreiben seit ca. 12.000 Jahren Ackerbau und Viehzucht Mehr als eine Million Jahre waren die Menschen Jäger und Sammler und erst vor ca. 12.000 Jahren haben sie diesen Zustand einer passiven Einbettung in die Naturzusammenhänge verlassen und sich für eine aktive Umgestaltung der Lebensräume entschieden. Die Menschen wurden sesshaft. Es gibt eine Vielzahl von Theorien, die zu erklären versuchen, warum die Menschen gleichsam aus dem „Paradies“ aufbrachen, um Pflanzen zu züchten und Tiere zu halten, doch sind sie alle nicht schlüssig. Übervölkerung und Nahrungsmangel, Konflikte, Faulheit und Zufall, Veränderungen religiöser Vorstellungen und daraus folgende absichtliche Kulte und Kulti­vierung­­en könnten die Ursachen sein - vielleicht von allem etwas. Am Ende dieses Prozesses haben die Menschen von den bekannten mehr als 400.000 Pflanzenarten ca. 3.000 als Nahrungspflanzen erkannt, 250 davon domestiziert und leben heute zu ca. 90 % von 20 Arten bzw. zu 50 % von drei Kulturen: Weizen, Reis und Mais. Die Nahrungspflanzen haben sie dabei von Wildformen über Halbwildformen zu den heutigen Kulturformen umgewandelt, indem die Bäuerinnen und Bauern auf Grundlage menschlichen Erfahrungswissens aus mehrjährigen Formen einjährige züchteten oder aus kleinen Samen große, aus streuenden Samenträgern nicht streuende, aus ungleichzeitig reifenden Pflanzen gleichzeitig reifende oder aus bitteren eben nicht bittere Pflanzen hervorbrachten. Dies ist eine enorme Kulturleistung, die sich über die ganze Erde fast gleichzeitig erstreckte und vor allem in den so genannten Ursprungs- und Vielfaltszentren für landwirtschaftliche Kultur­pflanzen am intensivsten und am vielfältigsten stattfand. Diese Gebiete, sie werden nach dem russischen Genetiker Nikolai I. Vavilov auch „Vavilovsche Zentren“ genannt, befinden sich wiederum vorwiegend im vorderen Orient (Getreide, Erbsen, Linsen, Weinrebe, Äpfel, Birnen), in Nord- und Ostafrika (Reis, Hirse, Kaffee, Ölpalme), Indien (Erbse, Zuckerrohr, Baumwolle), Südostasien (Bananen, Reis), China (Sojabohne, Kohl, Zwiebel) und in Mittelamerika (Mais, Tomate) und Südamerika (Kartoffel, Bohne). Nur Weniges stammt aus Europa direkt, wie Zuckerrübe, Siehe auch: MOONEY, Pat; FOWLER, Cary: Die Saat des Hungers. Rororo-aktuell, Reinbek bei Hamburg 1991 Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Schwerpunktthemen 33 Hafer, Olive und zum Teil auch die Weinrebe. Zusammen mit dem Garten- und Ackerbau haben die Menschen auch immer Viehzucht betrieben, doch auch hier sind die Ursprünge im vorderen Orient oder in den Steppen Zentralasiens zu finden. Sie bot Vorteile in ackerbaulichen Randlagen, Berg- und Trockengebieten. Durch den systematischen Ackerbau und durch die Tierhaltung wurden im Lauf der Zeit große Teile der Erde in Kulturland verwandelt, neue Formen von gesellschaftlichem Leben gegründet und auch die geistigen und religiösen Vorstellungswelten der Menschen wurden gewandelt. Landwirtschaft in Antike, Mittelalter und Neuzeit Alle alten Hochkulturen basierten auf dem Blühen und Gedeihen der Landwirtschaft und letztlich auf der Überproduktion der Ackerbau- und Nomadengesellschaften. Die antiken Mythen inklu­sive der Ursprünge von Juden- und Christentum knüpften an die landwirtschaftlichen Tätigkeiten der Bäuerinnen und Bauern an. Auch vieles vom antiken Wissen wurzelte darin, und die Römer haben sich sogar selbst als Bauernvolk mystifiziert. Obwohl sie zwar vom Landleben schwärm­ten, bauten sie das römische Reich auf Krieg und Expansion auf und machten aus Bauern Soldaten und erst im Laufe der Zeit aus Veteranen wieder agrarische Kolonisten. Nicht zuletzt deshalb sind die Römer zweifelhafte Vorbilder der christlich-abendländischen Kultur. Sie hatten bereits den Antagonismus, aus Pflugscharen Schwerter und aus Schwertern Pflugscharen zu schmieden, beherrscht. Der Aufstieg Europas und damit des Abendlandes im Verhältnis zu den anderen Hochkulturen war lange nicht geklärt. Das Mittelalter erlebte eine starke Ausdehnung des Ackerbaus, neue Landnahmen und Kolonisationen, die unter anderem zu Massenrodungen von Wäldern führten. Der Beginn Europas war im Eigentlichen bereits eine ökologische Katastrophe, die man durch das System der Dreifelderwirtschaft mit einer absichtlichen Brache abschwächte. Obwohl man neue Techniken beim Pflug aus China übernahm und das Zaumzeug der Pferde verbesserte und damit eine Intensivierung der Bodenbearbeitung einleitete, waren die Erträge noch lange nicht geeignet Europa zu dynamisieren und zum Vorreiter einer globalen Entwicklung zu machen. Erst die Neuzeit mit der Entdeckung Amerikas und die Einbürgerung der beiden hoch ertrag­reichen Kulturpflanzen Kartoffel und Mais ermöglichte den Europäern, jene notwendigen Überschüsse für eine städtische und in der Folge industrielle Entwicklung zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig waren diese Überschüsse auch ein Motor einer weiteren Kolonisierung Amerikas, Asiens und Afrikas. Die Jahrtausende alte Kulturleistung der Indianer Amerikas in Form dieser beiden Kulturen ermöglichte somit das industrielle Erblühen Europas, ohne dass es ihnen je gedankt worden wäre. Deutlich sichtbar wurde diese Aneignung von Agrarkultur in Europa aber erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts durch eine Katastrophe: Die Kartoffel, mittlerweile eine Art Brotersatz für arme Kleinbauern, Landbewohner und Industriearbeiter, wurde durch die Phytophtora, einen Algenpilz, massenhaft befallen. Dies erzeugte neben anderen Faktoren eine schreckliche Hungernot in Irland. Eine Million Menschen musste sterben, und viel mehr noch wanderten aus. Auch in Kontinentaleuropa, bzw. in den alpinen Regionen kam es durch Ernteausfälle zu Hungerkrisen, sodass auch hier Auswanderungswellen nach Amerika und anderen Erdteilen eingeleitet wurden. Später kamen dann die Kolonialwaren in großen Mengen zurück: Zucker, Kaffee, Tabak, Reis, Kakao, Gewürze, Tee; und Ende des 19.Jahrhunderts bereits Getreide aus den USA und Fleisch aus Argentinien. Der Weltagrarmarkt war geboren. Die Selbstversorgungs-Landwirtschaft als Puffer für die Industrie und den Wahnsinn des Krieges Ländliche Überbevölkerung und eine Ungleichverteilung der natürlichen Ressourcen bedingten auch, dass das Land ein günstiges Reservoir für die wachsende Industrie bildete. Es stellte billige Arbeitskräfte zur Verfügung und bei den zyklischen Krisen in der Industrie konnte die Selbstver­sorgung die schlimmsten Probleme irgendwie wieder abfedern. Mit der industriellen Revolution wurde aber auch die Landwirtschaft als Objekt industrieller Organisation ausfindig gemacht. Die Großgrundbesitzer gründeten Ackerbaugesellschaften und in der Folge Agrarhochschulen. Vorbilder waren das technische Ingenieurwissen und somit die technischen Wissenschaften. Doch die sozialen Verhältnisse in Europa waren nicht geeignet für diese Industrialisierung, denn das Obereigentum Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Schwerpunktthemen 34 über Grund und Boden hatten noch die Feudal­herren. Die Bauern mussten noch „befreit“ werden. Und später, trotz einer intensiveren Fruchtwechselwirtschaft, ersten Erfolgen einer systematischen Zucht auf Grundlage der Entdeckungen Gregor Mendels sowie trotz der Anwendung einfacher mechanischer Techniken, war die europäische Landwirtschaft noch lange eine in sich begrenzte Wirtschaftsform. Sie blieb an die Grenzen der lokalen Naturressourcen sowie an die natürliche Ertragskraft der Böden angepasst und im Eigentlichen war sie noch in den Kreisläufen der Natur verankert. Man hat zwar bereits für Märkte produziert, doch gleichzeitig stand die Selbstver­sorgung auf den Bauernhöfen und in den Dörfern noch im Mittelpunkt bäuerlichen Handelns. Die beiden großen Weltkriege haben diese zeitliche Verzögerung einer Loslösung und Dynami­sierung der Landwirtschaft gegenüber anderen Wirtschaftsbereichen sicherlich mitbewirkt. Die Landwirtschaft war durch die Selbstversorgung auch eine Art Puffer und in Form von Zwangsab­lieferungen eben letzte Reserve für den Wahnsinn des Krieges. In Deutschland und Österreich wurde sie als solche auch bis hin zum unsäglichen Schlagwort von „Blut und Boden“ ideologisch missbraucht. Die moderne Landwirtschaft wird industrialisiert Nach dem zweiten Weltkrieg und nach Überwindung der Nahrungsmittelknappheit setzt die Industrialisierung der Landwirtschaft ein. Menschliche Handarbeit und die Zugkraft der Tiere wird durch die Mechanisierung ersetzt. Traktoren und zunehmend Mähdrescher prägen das Bild der Landwirtschaft. Die Ertragskraft des Bodens wird durch chemische Düngemittel enorm gesteigert und die händische Pflege der Ackerkulturen wird durch chemische Spritzmittel ersetzt. Die Verbindung zwischen tierischer Erzeugung und pflanzlicher Produktion wird aufgelöst. Die Äcker werden größer, man spricht von Zusammenlegungen, und die Bauernhöfe beginnen sich zu spezialisieren; die vormalige Vielfalt schwindet und die Landschaften werden ausgeräumt. Die Böden können tiefer gepflügt und die Abbauprozesse im Boden beschleunigt werden. Mit Hilfe der Wissenschaft werden Hochertragssorten gezüchtet, wobei die fehlende Stabilität durch Chemie und Pharmazie kompensiert wird. Die Tierhaltung kann sogar fabriksmäßig organisiert werden, sodass später der Begriff der Massentierhaltung geprägt wird. Die Erträge werden immer größer, es gibt immer mehr Überschüsse und die Verwaltung dieser Überschüsse und ihre Entsorgung am Weltagrarmarkt werden zu einem zentralen politischen Element in Europa, ja sogar in der globalen Politik. Aber genau mit dieser Industrialisierung der Landwirtschaft wurde eine Vielzahl von Problemen erzeugt: Die Grundwässer werden mit Chemikalien belastet und damit Grundwassersanierungs­ge­biete geschaffen. Die Landschaften werden ausgeräumt, die Äcker „gesäubert“ und damit der Verlust an biologischer Vielfalt beschleunigt. Die Chemikalien bewirken nicht nur eine Schädigung von „Zielorganismen“, sondern haben vielfältige Nebenwirkungen und finden sich plötzlich auch in Futter- und Nahrungsmitteln wieder. Die Tiere sind nicht mehr Kulturgut oder Teil einer Mensch-Tierbeziehung, sondern werden mechanistisch zu besonderen Produktions­maschinen umdefiniert. Die Massentierhaltung kann sogar mit Hilfe von Importfuttermitteln bodenunab­hängig betrieben werden, sodass der dadurch gegebene Weltagrarmarkt die Hunger- und Ökologie­­probleme in der Dritten Welt mitverursacht und verstärkt. Große spezialisierte Tierbe­stände benötigen auch immer mehr Tierarzneimittel, welche wiederum in Form von Rückständen heftige Diskussionen unter den Konsumenten auslösen. Diese Prozesse haben auch die sozioökonomische Sphäre enorm verändert. Die Landwirtschaft funktionierte plötzlich nicht mehr aus sich selbst heraus, sondern wurde von einer immer komplexer werdenden Vorleistungsindustrie abhängig (gemacht). Die landwirtschaftliche Tätigkeit richtete sich auf die Märkte aus und die Rationalität der eindimensionalen Ökonomie geriet in Widerspruch zur Vielfalt der ökologischen Anforderungen. Kleine landwirtschaftliche Betriebe, insbesondere in benachteiligten Gebieten waren nicht mehr konkurrenzfähig und mussten aufgegeben werden. In manchen Gebieten Mitteleuropas sind mehr als zwei Drittel der Agrarbetriebe innerhalb von 50 Jahren verschwunden. „Bauernsterben“ und Strukturwandel sind jetzt charakteristisch für die moderne Landwirtschaft. Sie ist im Industriezeitalter angekommen und auch hier gibt es Krammer, Josef (1976): Analyse einer Ausbeutung I - Geschichte der Bauern in Österreich. In Sachen Heft 2/1976. Siehe auch: Hoppichler, Josef (2007): Vom Verschwinden der Bauern und vom Kommen der Agrarunternehmer. In: Oedl-Wieser, Theresia (Red.): Zeitreisen(de) im ländlichen Raum – Diskurse - Re.Visionen. Forschungsbericht Nr. 57 der Bundesanstalt für Bergbauernfragen. Wien. 151-172. Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Schwerpunktthemen 35 keine Job-Garantie mehr. Förderungen und Direktzahlungen scheinen diese Problematik nur zwischenzeitlich abzufedern. Gentechnik und neue Biotechnologien - die industrielle Fortsetzung mit anderen Mitteln Genau auf diese Landwirtschaft treffen nun die Möglichkeiten einer neu entwickelten Gentechno­logie, welche noch tiefer in die Lebensprozesse eingreifen kann. Eine Beschleunigung bisheriger Industrialisierungstendenzen auf allen Ebenen und eine weitere Auflösung der vormalig sich selbst steuernden ökologischen Prozesse wird die Folge sein. Neu entwickelte Biotechnologien ermöglichen eine zunehmende Um-Definition der Funktion des lebenden Bodens: Er soll zum großflächigen Bioreaktor werden, den es nach dem Stand von Wissenschaft und Technik optimal zu steuern und zu managen gelte, genauso wie eine biotechnologische Anlage oder Fabrik. Die Landwirtschaft wird sich somit weiter vom Boden lösen. Die biologischen Grenzen werden weiter nach vorne geschoben und die Kompensationskosten der Nebenwirkungen drohen sich zu potenzieren. Ein globales Zurückgehen natürlicher Bestäubungsinsekten inklusive der Schmetter­linge und Bienen scheint bereits der erste Vorbote für diese neuartigen Umweltprobleme zu sein. Nicht mehr die natürlichen Prozesse geben Stabilität und damit Sicherheit für die Menschen, sondern die Menschen müssen den natürlichen Prozessen Stabilität geben, wobei die Kosten dafür aber überproportional ansteigen. Die Landwirtschaft als Energielieferant Da die fossilen Energieträger, auf denen die Industrialisierung aufbaut, begrenzt sind und zu Ende zu gehen drohen, wird heftig nach Alternativen gesucht. Unter anderem wird daran gedacht, die Überschüsse der Landwirtschaft einer energetischen Verwertung zuzuführen. Manche verbrennen schon Getreide bzw. wird sogar spezielles „Energiekorn“ dafür gezüchtet. Ölfrüchte werden zu Diesel raffiniert und Getreide, Mais und Zuckerrüben werden zu Ethanol fermentiert: oder noch einfacher, manche landwirtschaftliche Biomasse wird zusammen mit organischen Abfällen zu Methan vergast. „Biodiesel“, „Biosprit“ und „Biogas“ sind in aller Munde und werden im Rahmen liberaler Weltagrarmärkte vor allem auch global diskutiert und natürlich auch weltweit gehandelt. Eine Vielzahl von kritischen Fragen tun sich angesichts dieser Entwicklungen für die Zukunft auf: Werden die Böden diese weitere Industrialisierung aushalten? Werden wir nicht die ökologischen Probleme noch verstärken? Werden hier nicht die Bäuerinnen und Bauern in einen weiteren Massenmarkt und eventuellen ruinösen Wettbewerb hineingetrieben? Wird nicht viel mehr Energie in die Landwirtschaft bereits hineingesteckt, als aus ihr herausgeholt werden kann? Hat man die Energie- und Ökobilanzen überhaupt berechnet - und wenn ja, hat man sie richtig berechnet? Wird hier nicht mittels des liberalen Weltagrarmarktes erst recht die Abholzung der Regenwälder beschleunigt und damit das Klimaproblem verstärkt? Warum können wir einem freien Welthandel das Wort reden, den Faktor Arbeit aber aussperren? Warum sollen wir Getreide verbrennen und verspriten, wenn nach wie vor mehr als 850 Millionen Menschen weltweit hungern? Eines scheint klar zu sein: Nicht die Übervölkerung der Erde ist das Problem, sondern das Problem ist, dass eine immer größere Anzahl von Menschen auf der Basis von Getreide und damit fruchtbarem Boden Auto fahren und die Annehmlichkeiten der Industriegesellschaft genießen möchte. Doch das Natursystem ist nicht geeignet, den Energiehunger der westlichen Zivilisation zu stillen. Alternative: Biologischer Landbau, Gentechnikfreiheit und nachhaltige Regionalwirtschaft Die Industrialisierung der Landwirtschaft und ihre ungewollten Nebeneffekte wurden seit den 70er Jahren mit zunehmender Kritik begleitet, sodass in der Folge verstärkt nach Alternativen Ausschau gehalten wurde. Aus einer Selbstorganisation heraus und getrieben vom zunehmenden Problemdruck haben sich viele Bäuerinnen und Bauern auf den Weg gemacht, alternative Landbauformen zu entwickeln. Zurückgegriffen wurde dabei auf das System des biologischen oder ökologischen Landbaus, welches bereits aus sozialreformerischen Ansätzen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelt wurde. Der Verzicht auf Siehe dazu: Biofuel Electronic Forum - CBD, http://www.cbd.int/forums/biofuel/default.shtml Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Schwerpunktthemen 36 die ertragssteigernden chemisch-synthetischen Betriebsmittel und die gleichzeitige systematische Förderung des Bodenlebens - insbesondere über organische Düngung, vielfältige Fruchtfolgen sowie über die Erhaltung von vielfältigen natürlichen Lebensgemeinschaften - sollen die innerbetrieblichen Kreisläufe wieder weitergehend schließen. Gleichzeitig wurden schonende Bodenbearbeitungsmethoden, besondere pflanzenbau­liche Maßnahmen sowie biologische Pflanzenschutzstrategien basierend auf neuen ökologischen Erkenntnissen entwickelt. Damit kann eine nachhaltige Landwirtschaft, die die Naturressourcen möglichst wenig belastet, ermöglicht werden. Waren anfänglich nur wenige Bäuerinnen und Bauern am Biolandbau beteiligt, so repräsentieren sie heute in manchen Ländern Europas bereits mehr als 10 % ihres Berufsstandes. Wurden beispielsweise 1998 in der EU-15 erst 1,8 % der Ackerflächen biologisch bestellt, so sind es nach aktuellen Statistiken für 2005 bereits mehr als 4 % des Ackerlandes. Noch viel höher sind die Anteile im Gründlandbereich insbesondere in der Weidehaltung. In der EU-25 werden über 6 Millionen Hektar Ackerland bereits biologisch bewirtschaftet, und damit wird ein wesentlicher Beitrag für ein nachhaltiges Europa geleistet. Darüber hinaus haben bereits viele Landwirte Europas sowohl im Rahmen des Biolandbaues als auch auf konventioneller Ebene den Einsatz von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) abgelehnt. Nicht zuletzt auf Grundlage dieser breiten Bewegung haben sich viele Regionen in Europa - kleine und große bis hin zu ganzen Ländern - als gentechnikfrei deklariert, sodass auch von dieser Seite der Druck auf die Landwirtschaft, sich weiteren ökologischen Risiken auszusetzen, verringert wird. Nicht zuletzt werden auch große Hoffnungen daran gesetzt, die vormalig vielfältigen regionalen Ökonomien wieder zu beleben. Die unterschiedlichen Naturressourcen und der traditionelle Reich­tum der Regionen Europas sollen wieder verstärkt einer dezentralen Nutzung zugeführt werden und diese Ressourcen wieder zu einem zentralen Wert der europäischen Gesellschaften werd­en. Neue Produkte auf Grundlage alter und neuer Techniken sollen entwickelt und die tradi­tio­nellen lokalen Märkte wieder belebt werden. Der kulturelle Reichtum Europas kann nur durch nachhaltiges Wirtschaften vom Kleinen bis zum Großen erhalten und weiterentwickelt werden. Wenn in der Diskussion rund um die Weltagrarmärkte von Ernährungssouveränität die Rede ist, so sollte dies auch Auswirkungen auf Europa und die Organisation seiner Landwirtschaft haben. Gerade im Zusammenhang mit der Landwirtschaft können die besonderen Traditionen in der Nahrungsmittelbeund -verarbeitung sowie die vielfältigen Traditionen in der Ess- und Trink­kultur eine neue Art von nachhaltiger Wertschöpfung ermöglichen. Viele Konsumentinnen und Konsumenten haben sich auf den Weg gemacht, durch bewussten Konsum die Wertschöpfungs­ketten von Lebensmitteln und Naturstoffen zu beeinflussen. Der Diskurs über die Landwirtschaft ist immer auch eine Kulturfrage: Denn Kultur findet nicht darin Ausdruck, wie extrem wir die technischen Möglichkeiten ausnützen können, sondern darin, wie wir mit den Grenzen unserer menschlichen Existenz – und dazu gehört auch der lebende Boden – sozial verantwortlich umgehen. Kurz: Die Landwirtschaft hat nur Zukunft, wenn sie ihrer sozialen und ökologischen Verantwortung gerecht wird. Wir alle können dabei mithelfen. Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Schwerpunktthemen 1.5. Sonne 37 Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Schwerpunktthemen 38 Die Sonne im Zentrum des Heliophysikalischen Jahres 2007 Ein Beitrag von Martin Moser Das Jahr 2007 wurde von den Vereinten Nationen zum „Internationalen Heliophysikalischen Jahr“ ausgerufen. Es stellt damit eine Weiterführung des „Internationalen Geophysikalischen Jahres“ (1957-1958) dar, in welchem die Forschung auf allen Gebieten der Geophysik forciert wurde. Dieses Jahr werden die Forschungsschwerpunkte um jenen Bereich des Weltraums, der durch das Plasma des Sonnenwindes (das von der Sonne ausgehende ionisierte Gas) beeinflusst wird, erweitert. Der Einfluss der Sonne auf die Erde Das Leben auf der Erde ist seit jeher auf die Sonne angewiesen. Viele wichtige Prozesse auf der Erdoberfläche, wie das Klima und das Leben selbst, werden durch die Strahlungsenergie der Sonne angetrieben. So stammen etwa 99,98 % des gesamten Energiebeitrags zum Erdklima von der Sonne. Sogar die Gezeiten gehen teilweise auf die Schwerkraft der Sonne zurück. Im Angesicht der Bedeutung auf unser aller Leben wissen wir dennoch kaum über die Sonne Bescheid. Das Heliophysikalische Jahr soll uns darauf aufmerksam machen, dass die Sonne für die Erde mehr leistet, als bloß Licht zu spenden. Die gegenwärtige Klimasituation ist ein wichtiger Anlass, den Einfluss der Sonne auf das Weltklima zu hinterfragen. Es ist eine Tatsache, dass die Sonne in der Lage ist, die Erdatmosphäre direkt zu beeinflussen. Bereits kurzzeitige Veränderungen, wie koronare Massenauswürfe, führen zu messbaren Veränderungen unseres Erdklimas. Man spricht dabei von „Weltraumwetter“, welches im Gegensatz zum „Weltraumklima“, nicht auf langfristigen Veränderungen der Sonne basiert, sondern bereits nach wenigen Stunden wieder anders aussehen kann. Zurzeit ist es ein wichtiger Forschungsschwerpunkt der Heliophysik herauszufinden, ob ein dominanter Klimaeffekt auf Veränderungen der elektromagnetischen oder kosmischen Strahlung, die von der Sonne abgegeben wird, zurückgeführt werden kann. Periodisch wiederkehrende Erscheinungen auf der Sonne nehmen Einfluss auf die Erde Wie groß der Einfluss der Sonne werden kann, wurde bereits vor 300 Jahren entdeckt, als man hinter dem Zyklus der Sonnenflecken ein 11-Jahres-Muster erkannt hatte, welches auch eine Änderung der Sonneneinstrahlung auf die Atmosphäre nach sich zog. Die Sonne besitzt außerordentlich starke Magnetfelder, die durch die Strömung der elektrisch leitenden Gase hervorgerufen werden. Sichtbare Auswirkungen der Magnetfelder sind die Sonnenflecken und die Protuberanzen. Sonnenflecken sind relativ kühle Bereiche (3700 und 4500 K) der Sonnenatmosphäre. Spektroskopische Untersuchungen zeigten, dass im Bereich der Sonnenflecken starke Magnetfelder vorherrschen. Die Magnetfeldstärke im Umfeld der Sonnenflecken ist bis zu tausendmal stärker als das irdische Magnetfeld an der Erdoberfläche. Moderne Forschung brachte zutage, dass das Sonnenmagnetfeld mit einer Periode von 22 Jahren oszilliert, was in den letzten Jahrzehnten eingehender untersucht wurde. Man fand heraus, dass der Strahlungsfluss der Sonne auf die Erde ca. 1367 W/m2 beträgt, was als Solarkonstante bezeichnet wird, und tatsächlich über einen Zeitraum von Jahrhunderten gleich bleibt. Ein höherer Strahlungsfluss führt in der Atmosphäre zu Erwärmung und hat damit direkten Einfluss auf das Klima. Bei vermehrten UV-Emissionen ist sogar eine Steigerung der Ozonproduktion zu beobachten. Quelle: http://www.sternenturm.at/astrogalerie/sonne/index.htm Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Schwerpunktthemen 39 Wie beeinflusst die Sonne unser Klima? Obwohl auf Grund dieser Erscheinungen ein Einfluss der Sonne auf das Weltklima nachvollziehbar erscheint – und mittlerweile auch allgemein angenommen wird – konnte man keine konkrete Prozesskette erkennen, die zu einer Klimaveränderung führt. So ist es heute eine anerkannte Tatsache, dass das Erdklima von Sonnenaktivitäten beeinflusst wird, nicht jedoch, welche physikalischen Vorgänge dahinter stehen. Um Aufschluss über das Klima in der Vergangenheit zu erhalten, werden häufig Baumringe oder Lufteinschlüsse in Eisbohrkernen verglichen. In diesen so genannten „Klima-Archiven“ wurden Isotope eingelagert, die Auskunft über die Intensität der Höhenstrahlung und damit der Sonnenaktivität vergangener Zeitperioden geben. Nachteil der Methode ist jedoch der hohe technische Aufwand auf Grund der geringen Isotopenkonzentration, sowie die Tatsache, dass der Ablagerungsprozess nicht überall gleichmäßig stattfindet. Dennoch kann man mit diesen Archiven die Sonnenaktivität über viele tausend Jahre zurückverfolgen. Dies hat gezeigt, dass der Fluss von energiereichen Teilchen von der Sonne – welche zurzeit als mögliche Erklärung für die Einwirkung der Sonne auf das Weltklima erforscht werden – mit dem Sonnenzyklus variiert und es auch Zeiten gibt, wo kaum Aktivität feststellbar ist. In dieser Zeit ist jedoch eine erhöhte kosmische Strahlung auffallend. Die kosmische Strahlung ist eine hoch energetische Teilchenstrahlung aus dem Weltall. Dazu muss festgehalten werden, dass die Sonne auch den interplanetaren Raum mit ihrem Magnetfeld und vor allem mit der Teilchenemission, dem Sonnenwind, beeinflusst. Dieser Teilchenstrom kann die Sonne mit hoher Geschwindigkeit verlassen und verdrängt die Materie, die sich zwischen den Sternen innerhalb einer Galaxie befindet bis zu einer Entfernung von mehr als 10 Milliarden Kilometern. Bei Sonneneruptionen können sowohl Geschwindigkeit als auch Dichte des Sonnenwindes stark zunehmen und auf der Erde neben Polarlichtern auch Störungen in elektronischen Systemen und im Funkverkehr verursachen. Das Maunder-Minimum – eine „solare Eiszeit“ Eine Zeitperiode, in welcher eine geringe Aktivität dieses Teilchenstroms besonders auffallend war, ist das „Maunder-Minimum“ zwischen 1645 und 1715. Während dieser Zeit hatte sich auch das Klima verändert – es wurde deutlich kälter. Es wurde ein Minimum an Sonnenflecken, das namensgebende Maunder-Minimum, beobachtet, mit welchem stets eine schwächere Strahlungsintensität einhergeht. Diese kann durch Messung des radioaktiven 14C-Anteils auch für weiter zurückliegende Zeitperioden nachgewiesen werden. Dieses Isotop des Kohlenstoffs entsteht durch Kernreaktionen der kosmischen Strahlung mit Atomen der oberen Atmosphäre. Durch den Sonnenwind werden die geladenen Teilchen der kosmischen Strahlung abgelenkt. In Zeiten hoher Sonnenaktivität, also hoher Sonnenfleckenzahl, gelangen weniger Teilchen der kosmischen Strahlung in die Erdatmosphäre und es entsteht weniger 14C. Ein Minimum an Aktivität der Sonne dagegen bewirkt ein Produktionsmaximum an 14C, das mit Hilfe der Radiokarbonmethode nachgewiesen werden kann. Das Maunder-Minimum fiel mit den kältesten Jahren der Kleinen Eiszeit zusammen, während der in Europa, Nordamerika und China viele sehr kalte Winter auftraten. Die Ursachen dieses Effektes werden gegenwärtig erforscht. Mögliche Erklärungen dafür wären die elektromagnetische Strahlung der Sonne selbst oder die kosmische Strahlung, welche zu vermehrter Wolkenbildung geführt haben könnte. Allerdings ist der direkte Einfluss beider Prozesse auf die Atmosphäre viel zu gering, um so deutliche Veränderungen im Klima hervorzurufen. Es muss daher Vorgänge geben, welche diese Prozesse verstärken, wie Änderungen in der Atmosphärenchemie oder die erhöhte Ionisation und Gewittertätigkeit. Zurzeit steht die Heliophysik noch am Anfang der Erforschung dieses spannenden Themas. Geht man auf der Zeitskala noch weiter zurück – etwa einige Millionen Jahre – so kommt erschwerend hinzu, dass auch die Bewegung der Sonne um das Zentrum der Milchstraße berücksichtigt werden muss, was veränderte Werte der kosmischen Strahlung nach sich zieht – wodurch auch die Zusammensetzung der Heliosphäre variiert. Die Zusammenhänge in diesen Größenordnungen sind für uns Menschen nur schwer nachvollziehbar. Dennoch erscheint es Wissenschaftlern für wahrscheinlich, dass sogar die Bewegung der Erde in der Milchstraße Einfluss auf den Planeten haben kann. Besonders aufschlussreich ist hierbei die Erkenntnis, dass es Regionen innerhalb der Galaxie gibt, in welchen die Intensität der kosmischen Strahlung von den heute gemessenen Werten abweicht. So erwartet man bei einem Durchgang durch einen galaktischen Spiralarm einen höheren kosmischen Strahlungsfluss auf Grund der höheren Rate von Supernova-Explosionen. Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Schwerpunktthemen 40 Elektromagentische oder kosmische Strahlung: Hauptgrund des Klimaeinflusses? Die große Frage bleibt nun, ob elektromagnetische Strahlung oder kosmische Strahlung für den Klimaeffekt verantwortlich sind. Die dahinter stehenden Prozessketten sind bislang für keinen der beiden Vorgänge identifiziert. Man konnte jedoch bereits experimentell nachweisen, dass es Wechselwirkungen zwischen kosmischer Strahlung und den Wolken geben kann. Was auch immer die Forschung zeigen wird, das Klima der Erde ist viel zu komplex, um dessen Veränderungen lediglich durch einen physikalischen Prozess beschreiben zu können. Jedoch sollte festgehalten werden, dass nicht nur erdgebundene Prozesse einen Beitrag zum Klima leisten, sondern auch eine Klimabeziehung zwischen der Erde und der Sonne existiert. Nicht zu vergessen sei der Einfluss von interstellaren Effekten, die erst auf Zeitskalen von Jahrmillionen ersichtlich sind. Trotz der Größe der Sonne und des Universums mit der ungeheuren Menge an Strahlung, die von dort auf unseren Planeten trifft, ist der gefährlichste Prozess, der zu Klimaveränderungen führt, immer noch der menschliche Einfluss auf die Atmosphäre durch den CO2-Ausstoß unserer modernen Gesellschaft. Tatsächlich darf der (natürliche) Einfluss der Sonne nicht als Ursache für die gegenwärtige Klimaproblematik gesehen werden, deren Bedrohung in der Geschwindigkeit des weltweiten Anstiegs des Temperaturmittels liegt, verursacht durch das Zusammenwirken der anthropogen bedingten Freisetzung des in Erdöl gebundenen Kohlenstoffes in die Atmosphäre und dem gleichzeitigen Unterbinden der Fixierung von Kohlendioxid durch Abholzung großer Waldflächen. Diesem gefährlichen menschlichen Einfluss gilt es entgegenzuwirken, um den Fortbestand der Vielfalt des Lebens auf unserem Planeten sichern zu können. Doch soll das „Internationale Heliophysikalische Jahr“ uns zeigen, dass die Sonne für unseren Planeten mehr bedeutet als „nur“ Licht und Wärme auf unserer Haut. Sie ist für unser Leben und Überleben ebenso wichtig wie etwa das kostbare Gut Wasser. Bleibt zu hoffen, dass die Forschung einige neue Erkenntnisse zutage bringt, die uns helfen, den Wert unserer Sonne aufs Neue zu erkennen und zu schätzen. Weiterführende Informationen: http://www.ieap.uni-kiel.de/et/ag-heber/ihy2007/ http://ihy-austria.oeaw.ac.at http://www.ihy2007.org/ Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung 2 Theologie/Kirchliche Dokumente/Ethik Theologie / Kirchliche Dokumente / Ethik 41 Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Theologie/Kirchliche Dokumente/Ethik 42 2.1. Eine Zeit der Schöpfung Prof. Dr. Lukas Vischer Einleitung Auf der Zweiten Ökumenischen Europäischen Versammlung in Graz (1997) wurde unter anderem folgende Resolution verabschiedet: “Wir empfehlen den Kirchen, die Bewahrung der Schöpfung als Bestandteil des kirchlichen Lebens auf allen seinen Stufen zu betrachten und zu fördern. Das könnte auch durch einen gemeinsamen Tag der Schöpfung geschehen, wie er vom Ökumenischen Patriarchat gefeiert wird. Begründung: Es kommt angesichts der ökologischen Problematik für die Zukunft der Menschheit darauf an, in den Kirchen das Bewusstsein dafür zu wecken und zu stärken, dass das Engagement für die Bewahrung der Schöpfung kein beliebiges Arbeitsfeld neben vielen andern darstellt, sondern eine wesentliche Dimension des kirchlichen Lebens ist.” (1) Diese Empfehlung ist eine späte Antwort auf einen Vorschlag, den der Ökumenische Patriarch Dimitrios I bereits vor zehn Jahren machte. In einer im September 1989 veröffentlichten Botschaft lesen wir: “Therefore, we invite through this our Patriarchal Message, the entire Christian world , to offer together with the Mother Church of Christ, the Ecumenical Patriachate, every year on this day prayers und supplications to the Maker of all, both as thanksgiving for the great gift of creation and as petitions for its protection and salvation. At the same time we paternally urge on the one hand the faithful in the world to admonish themselves and their children to respect and protect the natural environment, and on the other hand all those who are entrusted with the responsibility of governing the nations to act without delay taking all necessary measures for the protection and preservation of natural creation.” (2) Wie kann die Empfehlung von Graz im Leben der Kirchen umgesetzt werden? Wie lässt sich die Verantwortung für Gottes Schöpfung im Gottesdienst und insbesondere im Kirchenjahr verankern? Welcher Platz kommt dabei dem Vorschlag des Ökumenischen Patriarchen zu? 1. Gott der Schöpfer im Kirchenjahr Es ist offensichtlich, dass Gott der Schöpfer im sog. Kirchenjahr keine zentrale Stelle einnimmt. Die großen Feste im christlichen Kalender haben Gottes “große Taten” in Christus zum Inhalt. Kreuz und Auferstehung, die Ausgießung des Heiligen Geistes und Christi Menschwerdung. Im Laufe eines Jahres feiert die Christenheit die grundlegenden Ereignisse der Offenbarung in Christus. Sie lässt sich aber zu keiner Zeit und an keinem Tag an Gott den Schöpfer erinnern. Das Kirchenjahr konzentriert sich fast ausschließlich auf den zweiten und dritten Teil des christlichen Credos. Lässt sich dieser Zustand angesichts der ökologischen Krise aufrechterhalten? Ist nicht die Zeit gekommen, den Ablauf des Kirchenjahrs neu zu überdenken? Gewiss, der Glaube an “Gott, den Allmächtigen, Schöpfer Himmels und der Erden” wird bei allen Festen selbstverständlich vorausgesetzt. Wie könnte Epiphanias oder Trinitatis gefeiert werden, ohne auch Gottes des Schöpfers zu gedenken? Reicht diese Auskunft aber aus? Angesichts der Kritik, dass die jüdisch- christliche Tradition wesentlich zu dem heutigen zerstörerischen Umgang mit der Natur beigetragen habe, erheben sich immer mehr Stimmen, die auf eine Reform des Kirchenjahrs drängen. Denn wenn sich auch zeigen lässt, dass die Kritik auf einer voreingenommenen Interpretation der biblischen Texte beruht, gibt doch die Abwesenheit Gottes des Schöpfers in der Folge der christlichen Feste zu denken. Wenn es zutrifft, dass nicht die Lehre, sondern der Gottesdienst das Bewusstsein der Gläubigen in erster Linie prägt, muss der Glaube an den Schöpfer Himmels und der Erde eigenständigen Ausdruck erhalten. Der gesamte Inhalt des Credos muss gottesdienstlichen Ausdruck finden. Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Theologie/Kirchliche Dokumente/Ethik 43 2. Gottes Offenbarung in der Geschichte Die Folge der christlichen Feste ist eingebettet in den Wechsel der Jahre. Mit jedem Jahr schließt sich der Kreis und beginnt von neuem. Das Kirchenjahr hat insofern den Rhythmus der Natur zum Rahmen. Die Feste haben aber nicht den Rhythmus der Natur zum Inhalt, sondern erinnern an die Ereignisse, die mit Gottes Offenbarung in Christus verbunden sind. Im Zyklus der Jahre wird die geschichtliche Wende gegenwärtig, die mit Christus eingetreten ist. Diese Tendenz lässt sich bereits in Israel beobachten. Die großen Feste, die Israel feierte, waren ursprünglich im Zyklus der Natur verankert. Das Passah-Fest stammt aus der Nomadenzeit; es war ein Frühlingsfest, an dem erste Lämmer dargebracht wurden. Drei andere Feste haben ihren Ursprung im kanaanäischen Kontext und hatten mit der Bebauung des Bodens zu tun: a) das Fest der Mazzen, d.h. der ungesäuerten Brote, wurde bei der Einbringung der Gerste gefeiert; b) das Fest der Weizenernte, Schawuot, wurde sieben Wochen nach dem Mazzen-Fest gefeiert und darum auch Wochenfest genannt; und c) das Laubhüttenfest, Sukkot, war das Fest der Wein- und Obsternte und konnte auch einfach das Fest genannt werden. Vor allem in den Festbräuchen ist die ursprüngliche Bedeutung dieser Feste noch erkennbar. Am Mazzen-Fest wurde eine Erstlingsgarbe geweiht und am Wochenfest wurden Erstlingsbrote dargebracht. Die Verwendung von Zweigen am Laubhüttenfest geht auf ein in Wein- und Obstgärten gefeiertes Lesefest zurück. Alle diese Feste wurden aber in Israel neu gedeutet. Am Passah-Fest wurde des Auszugs aus Ägypten gedacht. Auch das Mazzen-Fest und das Laubhüttenfest standen im Dienste dieser Erinnerung. Der Gebrauch von Mazzen wurde jetzt damit erklärt, dass die Israeliten, von den Ägyptern zu schleunigem Abzug gedrängt, keine Zeit hatten, den sonst jeden Morgen zubereiteten Brotteig zu säuern und ihn so am ersten Rastort zu ungesäuerten Broten verbacken mussten (Ex 12, 34,39). Das Laubhüttenfest soll nach Jahwes Gebot gefeiert werden, damit «eure Nachkommen erfahren, dass ich die Israeliten in Hütten habe wohnen lassen, als ich sie aus dem Lande Ägypten herausführte, ich, der Herr, euer Gott» (Lev 23, 39-43). Das Wochenfest wurde in späterer Zeit als Fest der Erinnerung an die Sinai-Offenbarung verstanden. Das heißt nicht, dass Israel damit den Bezug zur Schöpfung verloren hätte. Grundlegend für das Bewusstsein Israels war die alle sieben Tage sich wiederholende Feier des Sabbats. Was immer der Ursprung dieses Ruhetags war, wurde er im Laufe der Geschichte Israels mit Gottes Schöpfung in Verbindung gebracht. «Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was drinnen ist; und er ruhte am siebenten Tag: darum segnete der Herr den Sabbattag und heiligte ihn (Ex 20,11).» Der Sabbat war ein Ruhetag nicht nur für Menschen und Vieh, sondern zugleich auch für die Erde. Die Ausdehnung des Sabbatrhythmus auf Sabbat- und Halljahre macht dies besonders deutlich. Im siebenten Jahr kam dem Land eine «hohe Feierzeit» zu; es durfte weder gesät noch geerntet werden (Lev 25,4). Aber auch die im Lichte der geschichtlichen Erfahrung neu gedeuteten Feste verloren ihre Verankerung im Zyklus der Natur nicht ganz. Wie hätten Erstlingsgaben dargebracht werden können, ohne des Schöpfers zu gedenken? Die geschichtliche Deutung der Feste setzte sich in der christlichen Kirche fort. Das von jetzt an alles bestimmende Ereignis war die Auferstehung Christi. In den christlichen Gemeinden setzte sich der Brauch durch, am Abend des ersten Tags der Woche, das heißt am Tage von Christi Auferstehung, zur Feier des Brotbrechens zusammenzukommen. Schrittweise zog dieser Tag der Auferstehung, der Herren- oder Sonnentag, die Tradition des Sabbats an sich. Der Sabbat verschob sich für die Christenheit vom Samstag auf den Sonntag. Damit veränderte sich aber auch seine Bedeutung. Der zentrale Inhalt des Tages war jetzt die Feier von Christi Sieg über den Tod. Die Gemeinde versammelte sich, um mit Wort, Gebet und Mahl die Gegenwart des Herrn zu feiern und auf seine Wiederkunft zu warten. Der Bezug auf die Schöpfung trat in den Hintergrund. Gewiss war im Herrenmahl auch ein Hinweis auf die Schöpfung angelegt. Brot und Wein konnten als Gottes Gaben verstanden werden. Die primäre Bedeutung des gemeinsamen Mahls war aber die Gemeinschaft mit Christi Kreuz und Auferstehung. Die jüdischen Feste wurden z.T. nicht mehr begangen oder durch christliche Feste abgelöst. Der Bezug zur Schöpfung, der in ihnen noch vorhanden war, ging damit verloren. Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Theologie/Kirchliche Dokumente/Ethik 44 3. Das allmähliche Werden des Kirchenjahrs Das Kirchenjahr, wie wir es heute kennen, ist das Ergebnis einer langen und komplizierten Entwicklung. Es ist ein Gebäude, das nicht in einem Anlauf entstanden ist. Es ist darum auch nicht ein in jeder Hinsicht stimmiger Bau, sondern spiegelt Vorstellungen und Perspektiven verschiedener Epochen wider. «Unterschiedliche Zeitebenen und Zeitkreise, konkurrierenden Kalendern und ihren Zyklen verpflichtet, überlagern sich, erben in der Summe ein höchst komplexes Gefüge von Daten, Begehungen, Festen und Festzeiten – ein verwirrend – kunstvoll geschichtetes architektonisches Gebilde“ (3). Die Trennung der Kirchen führt zu unterschiedlichen Ausprägungen des Kirchenjahrs. Jede konfessionelle Tradition weist Eigenarten auf. In erster Linie gehen Ost und West getrennte Wege, aber auch die Trennung, die mit der Reformation des 16. Jahrhunderts eintritt, hat Besonderheiten zur Folge. Die Verständigung unter den Konfessionen in der Ordnung des Kirchenjahrs ist darum keineswegs selbstverständlich. Verschiedene Kreise bestimmen den Grundriss des Baus. Der erste Kreis ist die Folge der Sonntage. So wie für Israel ist auch für die Kirche die Einheit von sieben Tagen maßgebend. Sie ist grundlegend für das Kirchenjahr. An zweiter Stelle ist der Osterkreis zu nennen. Ostern, das Fest der Auferstehung, ist das erste christliche Fest, das jährlich gefeiert wurde. Um Ostern herum entwickeln sich zu verschiedenen Zeiten weitere Feste: vor Ostern die Fastenzeit, der Palmsonntag mit der Karwoche, vor allem der Karfreitag, nach Ostern die Osterzeit mit Himmelfahrt und Pfingsten und um die Jahrtausendwende als Zusammenfassung die Feier der Trinität. Ostern wird am ersten Sonntag, der auf den ersten Vollmond nach der Frühjahrs-Tag- und Nachtgleiche folgt, gefeiert und ist darum variabel. Mit Ostern wechseln alle Daten des Osterkreises. Der dritte Kreis, der Weihnachtskreis, wird durch zwei Feste bestimmt – das Fest der Geburt Christi und Epiphanias am 6. Januar. Im Gegensatz zu Ostern wurde Weihnachten auf ein Datum im solaren Kalender festgelegt, ist darum nicht variabel und fällt auch nicht jedes Jahr auf einen Sonntag. Da Weihnachts- und Osterkreis auf unterschiedlichen Berechnungen beruhen, ergeben sich zwischen ihnen von Jahr zu Jahr unterschiedliche Zeitabstände. Sowohl die Zahl der Sonntage zwischen Epiphanias und dem Beginn der Fastenzeit als auch diejenige zwischen Pfingsten und dem Beginn des Advents variiert. Über das Jahr verteilt sind im Kirchenjahr weitere Feste angesiedelt, einige lose mit dem großen Kreis verknüpft, andere wie das Fest der Verklärung (am 6. August) ohne sofort ersichtlichen Zusammenhang mit ihnen. Einige Feste wie der Reformationssonntag sind Gedenktage, andere wie das Neujahrsfest sind durch den zivilen Kalender fixiert. Der vierte Kreis sind die Tage der Heiligen. Schon in früher Zeit setzte sich der Brauch durch, der «Wolke der Zeugen» an bestimmten Tagen des Jahres zu gedenken. Die Listen der Heiligen sind nicht in allen Kirchen dieselben. Sie sind unterschiedlich in Ost und West. In den Kirchen der Reformation verlor der Kalender durch die Verwerfung der Heiligenverehrung weitgehend seine Bedeutung. Die Tage der Heiligen wurden zu bloßen «Gedenktagen» oder gerieten überhaupt in Vergessenheit. 4. Eine sich wandelnde Ordnung So unumstößlich die grundlegenden Kreise im Leben der Kirche verankert sind, ist doch das Kirchenjahr keine endgültig abgeschlossene Ordnung. Das Gebäude befindet sich im Bau. Jedes Jahrhundert leistet seinen Beitrag. Feste, die zu einer bestimmten Zeit unverrückbar schienen, treten in den Hintergrund, andere werden neu hinzugefügt. Auswüchse, die sich entwickelt haben, werden durch radikale Reformen beseitigt, am radikalsten in der Zeit der Reformation. Sanftere Reformen, wie z.B. diejenigen des Zweiten Vatikanischen Konzils, suchen Unstimmigkeiten zu beseitigen und die Ordnung transparenter zu machen. Der Versuch, in das Kirchenjahr eine Zeit einzufügen, die in besonderer Weise dem Lob des Schöpfers und der Schöpfung dient, ist legitim (4). Warum sollte die Kirche angesichts der ökologischen Krise nicht dafür sorgen, dass ihr Bekenntnis zu Gott dem Schöpfer auch in ihrem liturgischen Leben deutlicheren Ausdruck findet? Einzelne Kirchen haben bereits Schritte in diese Richtung unternommen. In zahlreichen Kirchen besteht – vor allem in ländlichen Gebieten die Tradition des Erntedankfestes. Da und dort werden heute Versuche unternommen, diese Tradition neu zu beleben. In der römisch-katholischen Kirche spielt der Tag des Heiligen Franz von Assisi am 4. Oktober eine zunehmende Rolle. In immer weiteren Kreisen wird das Bedürfnis empfunden, Gottes Schöpfung und ihre Bewahrung im Gottesdienst zum ausdrücklichen Thema zu machen. Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Theologie/Kirchliche Dokumente/Ethik 45 5. Der Vorschlag des Ökumenischen Patriarchen Besondere Bedeutung kommt dem Vorschlag des Ökumenischen Patriarchen zu, den 1. September als Tag der «Danksagung für die große Gabe der Schöpfung und der Bitte für ihre Bewahrung und Befreiung» zu feiern. Was steht hinter der Wahl dieses Datums? Für die orthodoxen Kirchen ist der 1. September der Beginn des Kirchenjahrs. Diese Regelung hat eine lange Tradition. Sie geht zurück auf die Zeitzählung im byzantinischen Kaiserreich. Sie erfolgte aufgrund von Indiktionen. Indiktionen sind Perioden einer bestimmten Anzahl von Jahren. In offiziellen Dokumenten wurden jeweils die Indiktion und das Jahr innerhalb der Indiktion angegeben. Dieses System der Datierung wurde unter Kaiser Diokletian im Jahre 297/98 eingeführt und von Kaiser Justinian I. 462/63 für obligatorisch erklärt (5) Die Jahre begannen zuerst am 23. September, später seit der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts am 1. September. Die Länge einer einzelnen Indiktion betrug zuerst fünf und später 15 Jahre. Nach Ablauf dieser Zeit begann die folgende Indiktion. Auch die Kirche folgte dieser Zeitzählung. Der Beginn jedes einzelnen Jahres und insbesondere einer neuen Indiktion wurde feierlich begangen. In Konstantinopel wurde das Jahr der Indiktion durch den Patriarchen angekündigt. Nach der Feier der Liturgie in der Hagia Sophia versammelten sich der Patriarch und die Mitglieder des Heiligen Synod in einer großen Halle. Nach Geben und liturgischen Hymnen nannte der Patriarch das neue Jahr und erteilte allgemeine Absolution. Er bestätigte dann durch seine Unterschrift unter das offizielle Dokument den Beginn des neuen Jahres. (6) Diese Tradition verlor mit dem Ende des byzantinischen Reiches ihre praktische Bedeutung. Die Kirche behielt das Datum aber bei. Bis zum heutigen Tag wird in den orthodoxen Kirchen der 1. September als Beginn des Jahres gefeiert. Das Fest hat allerdings im Leben der Kirche keine tragende Bedeutung. Das Jahr wird nicht durch den Beginn am 1. September strukturiert. (7) Das Fest gehört zu den Relikten, die aus vergangenen Kalendern stammen. Der Ökumenische Patriarch geht denn in seiner Botschaft über die überlieferte Bedeutung des Tages kaum ein; er beschränkt sich darauf, sie ohne weitere Erklärung zu erwähnen. So ist der Vorschlag des Patriarchen als Versuch zu verstehen, ein Fest, das seine Bedeutung weitgehend verloren hat, mit neuem Inhalt zu füllen. Das Kirchenjahr soll mit der Besinnung auf Gott den Schöpfer, die Gabe seiner Schöpfung und unsere Verantwortung vor ihm und gegenüber unseren Mitgeschöpfen beginnen. 6. Welche Neuansätze sind möglich? Wie kann der Lobpreis des Schöpfers im Gottesdienst verstärkt werden? Welche Neuansätze sind im Rahmen des Kirchenjahrs möglich? Das wichtigste Element ist ohne Zweifel der Sonntag. Zu Unrecht ist die Beziehung des Sabbats/Sonntags zur Schöpfung in den Hintergrund getreten. Kein Zweifel, der zentrale Inhalt des Sonntags sind Christi Auferstehung und der Sieg über den Tod. Der Sonntag ist in gewissem Sinne ein Osterfest im Kleinen. Dieser neue Inhalt muss aber keineswegs als Gegensatz zu der im Alten Testament überlieferten Bedeutung des Sabbats als Ruhetag in Analogie zu Gottes Schöpfung in sieben Tagen verstanden werden. Gottes neue Welt ist die Erfüllung der Schöpfung. Als Gottes Geschöpfe preisen wir den Schöpfer, der diese Welt ins Leben gerufen hat und erhält, der sich um seine Geschöpfe kümmert und ihnen ihre Speise gibt zu seiner Zeit, der dem Tod ein Ende bereitet und sein Reich anbrechen lässt. Der Sonntag erinnert uns an unsere Verantwortung gegenüber Mitmenschen und allen Mitgeschöpfen. Er setzt der blinden Tätigkeit Schranken und lässt uns einen Schritt zurücktreten, um uns vor Gott und seiner Schöpfung neu zu erkennen. Der Sonntag ist eine Kritik an der menschlichen Selbstentfaltung, die den Zugang zu Gottes neuer Welt versperrt. Ist aber im Kirchenjahr nicht auch Platz für besondere Tage der Schöpfung oder vielleicht noch angemessener eine Zeit, in der Gottes des Schöpfers besonders gedacht wird? Ist es nicht sinnvoll, den 1. September, den Erntedank oder den 4. Oktober zu feiern? Eine gewisse Malaise stellt sich fast unwillkürlich ein. In den letzten Jahrzehnten haben zahlreiche neue Sonntage in die Kirchen Einzug gehalten, die an besondere ethische Verpflichtungen erinnern – der Flüchtlingstag, der Tag der Behinderten, der Menschenrechtstag und Ähnliches mehr. So etwas wie ein zweites, ethisch orientiertes Kirchenjahr hat sich herausgebildet. Soll die Reihe dieser Tage durch einen Sonntag der ökologischen Verantwortung erweitert werden? Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Theologie/Kirchliche Dokumente/Ethik 46 Die Zeit der Schöpfung ist zugleich Beginn und Ende des Kirchenjahrs. Indem wir uns auf den Schöpfer besinnen, werden wir auch auf Gottes neue Schöpfung hingewiesen. Gottes Schöpfung lässt sich letztlich losgelöst von der Vollendung in Christus nicht verstehen. Über dem Horizont dieser Schöpfung leuchtet von Anfang Gottes Reich auf. In der Zeit der Schöpfung feiern wir darum den Ursprung als auch die Vollendung – Alpha und Omega. Es geht aber um mehr als einen zusätzlichen Sonntag. Es geht darum, einem grundlegenden Teil des christlichen Bekenntnisses deutlicheren Ausdruck zu verschaffen. Die Aufgabe ist, zu zeigen, dass – um mit der Zweiten Europäischen Ökumenischen Versammlung zu reden – «das Engagement für die Bewahrung der Schöpfung kein beliebiges Arbeitsfeld neben vielen andern ist, sondern eine wesentliche Dimension des kirchlichen Lebens darstellt». Es mag aus diesem Grunde angemessen sein, nicht einen Tag, sondern eine Zeit der Schöpfung vorzusehen. Sie könnte mit dem 1. September oder dem Sonntag, der auf den 1. September folgt, beginnen und bis zum 4. Oktober oder dem Sonntag, der auf den 4. Oktober folgt, dauern. Tage, die verschiedenen Traditionen angehören, würden auf diese Weise zu einem Ganzen vereinigt. In diese Zeit fällt in manchen Teilen der Welt auch das Erntefest. Eine solche Zeit der Schöpfung würde sich unerzwungen in das bestehende Kirchenjahr einfügen. Bevor die memoria der großen Heilsereignisse von der Geburt bis zur Ausgießung des Heiligen Geistes beginnt, würden wir an den Gott, die Quelle alles Lebens, erinnert. Und nachdem wir durch die Folge der großen Taten Gottes geführt worden sind, würden wir wiederum zurückgeführt zu dem Gott, der alle Zeiten umspannt. Eine Schwierigkeit mag dadurch entstehen, dass diese Zeit in der nördlichen und südlichen Hemisphäre in unterschiedliche Jahreszeiten fällt. Wenn in Europa geerntet wird, bricht in Argentinien, Südafrika und Australien das Frühjahr an. Ist aber die memoria des Schöpfers von Jahreszeiten abhängig? Sie kann sich genau so an das «Werden» der Natur wie an ihr «Vergehen» anschließen. So wenig wie Weihnachten an den Winter und Ostern an den Frühling gebunden sind, ist der Lobpreis des Schöpfers mit einer bestimmten Jahreszeit verknüpft. Es werden einzig in der Meditation andere Aspekte in den Vordergrund treten müssen. 7. Alpha und Omega Eine Zeit der Schöpfung im Kirchenjahr! Diese Ordnung hätte den Vorzug, dass sie den Glauben an Gott den Schöpfer mit dem Ganzen des Credos verbindet. Wenn heute von ökologischer Verantwortung die Rede ist, entsteht leicht der Eindruck, dass es sich um eine neue und dazu noch politische Aufgabe handle. Noch immer ist für viele Christen nicht klar, dass es dabei um einen Imperativ des christlichen Glaubens geht. Der heutige Umgang mit den Gaben der Schöpfung kommt einer Leugnung Gottes gleich. Jede Isolierung dieser Verantwortung vom Ganzen des Glaubens ist darum eine Verharmlosung. Die Zeit der Schöpfung legt den Grund für ein vertieftes Verständnis von Weihnachten, Ostern und Pfingsten. Die Struktur des Credos wiederholt sich im Kirchenjahr. Gott der Schöpfer Himmels und der Erde ist die Voraussetzung und der Hintergrund all dessen, was folgt. Gott geht durch die Menschwerdung in diese Schöpfung ein, er lässt durch die Auferstehung neues Leben aufbrechen und gießt die Gabe des Geistes über Menschen und über die gesamte Schöpfung aus. Durch die Zeit der Schöpfung wird ein vertieftes Verständnis der Trinität – Vater, Sohn und Heiliger Geist – ermöglicht. Vor allem aber ruft uns die Zeit der Schöpfung in Erinnerung, dass wir Geschöpfe unter Geschöpfen sind. Sie gibt uns Gelegenheit, darüber nachzudenken, wie wir mit Gottes Gaben umgegangen sind und umgehen werden. Sie gibt der Kirche Gelegenheit, einen neuen verantwortlicheren Lebensstil einzuüben. In der Botschaft des Ökumenischen Patriarchen heißt es sehr eindringlich: «We must attempt to return to a proper relationship with the Creator and the creation. This may well mean that just as a shepherd will in times of greatest hazard, lay down his life for his flock, so human beings may need to forgot part of their wants and needs in order that the survival of the natural world can be assured. This is a new situation – a new challenge. It calls for humanity to bear some of the pain of creation as well as to enjoy and celebrate it. It calls first and formost for repentance – but of an order not previously unterstood by many.» Wenn eine Zeit der Schöpfung einen Beitrag zu dieser Umkehr leistet, hat sie ihre Aufgabe erfüllt. Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Theologie/Kirchliche Dokumente/Ethik 47 Anmerkungen (1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) Versöhnung, Gabe Gottes und Quelle des Lebens, Dokumente der Zweiten Europäischen Ökumenischen Versammlung in Graz 1997, Graz 1998, p. 57 Message of His All-Holiness the Ecumenical Patriarch Dimitrios on the Day of Protection of the Environment, in: Orthodoxand the Ecological Crisis, 1990 Karl-Heinrich Bieritz, in: Hans-Christoph Lauber und Karl-Heinrich Bieritz (ed) Handbuch der Liturgik, Leipzig und Göttingen 1995, p.453 a.a.O., p 487 Corpus Iuris civilis, Nov. 47,2 V. Grumel, Indiction, in: New Catholic Encyclopedia, New York 1967, vol. 7, p. 466-468 The idea of the year as a unit and as a real time within which the church dowells for the purpose of its fulfillment is so weak that the Byzantine list of months begins with September, a month which in our present calendar has no special liturgical “significance” whatever”, Alexander Schmemann Introduction to liturgical theology, London 1966, p.136 Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Theologie/Kirchliche Dokumente/Ethik 48 Auszug aus den Dokumenten für eine neue Praxis ökologischer Verantwortung in den Kirchen: (B45) Die Geschichte lehrt, dass die christlichen Kirchen das notwendige Umdenken bei sich selbst beginnen müssen 2.2. DIE HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN der II. Europäischen Ökumenischen Versammlung von Graz 97 Neue Praxis ökologischer Verantwortung, jetzt und im Hinblick auf kommende Generationen 5.1. Wir empfehlen den Kirchen, die Bewahrung der Schöpfung als Bestandteil des kirchlichen Lebens auf all seinen Stufen zu betrachten und zu fördern. Das könnte auch durch einen gemeinsamen Tag der Schöpfung geschehen, wie er vom Ökumenischen Patriarchat gefeiert wird. Begründung: Es kommt angesichts der Bedeutung der ökologischen Problematik für die Zukunft der Menschheit darauf an, in den Kirchen das Bewusstsein dafür zu wecken und zu stärken, dass das Engagement für die Bewahrung der Schöpfung kein beliebiges Arbeitsfeld neben vielen anderen darstellt, sondern eine wesentliche Dimension kirchlichen Lebens bilden muss. 5.2. Wir empfehlen den Kirchen, die Entwicklung eines Lebensstils zu fördern, der an den Kriterien der Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit ausgerichtet ist, und alle Bestrebungen zu unterstützen, die auf eine Wirtschaft abzielen, die den gleichen Maßstäben genügt. Begründung: Ökologische Verantwortung muss sowohl das persönliche als auch das politische und wirtschaftliche Handeln bestimmen. Mit Blick auf das Kriterium der Nachhaltigkeit kommt dabei dem Einsparen von Energie und der Erschließung und Nutzung erneuerbarer Energieformen unverändert große Bedeutung zu. Christinnen und Christen sollten sich, unterstützt von ihrer Gemeinde und ihrer Kirche, um einen vorbildlichen Lebensstil bemühen, der verdeutlicht, dass es möglich ist, sich von Konsumzwängen zu befreien und auf wirkliche Lebensqualität Wert zu legen. 5.3. Wir empfehlen den Kirchen, sich dem Agenda 21-Prozess anzuschließen und ihn mit dem ökumenischen bzw. konziliaren Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung zu verbinden. Begründung: Die Agenda 21 bietet eine international vereinbarte Handlungsgrundlage, die wichtige gemeinsame Merkmale mit dem JPIC-Prozess aufweist und besonders die Zusammenarbeit mit gesellschaftlichen und politischen Kräften auf lokaler und kommunaler Ebene anregen und organisieren mithelfen kann. 5.4. Wir empfehlen KEK und CCEE, ein europäisches Netz von Umweltverantwortlichen einzurichten und bei ihren Aktivitäten als Partner anzuerkennen. Begründung: Um das Anliegen der Bewahrung der Schöpfung im Leben der Kirchen zu verankern und politisch wirksam werden zu lassen, bedarf es der institutionellen Absicherung fachlicher Kompetenz. Daher sollten die Mitgliedskirchen der KEK und die CCEE-Bischofskonferenzen eigene Verantwortliche für Umweltfragen ernennen und für ihre Vernetzung eine geeignete Organisationsform schaffen, die sie als Kooperationspartner nutzen. - CCEE: Consilium Conferentiarum Episcoporum Europae (Rat Europäischer Bischofskonferenzen) KEK: Konferenz Europäischer Kirchen ECEN, EUROPÄISCHES CHRISTLICHES UMWELTNETZWERK gilt als Frucht der II. EÖV von Graz 1997, fachspezifische Arbeit in Coalitions auf internationaler Ebene Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Theologie/Kirchliche Dokumente/Ethik 2.3. Erklärungen der Bischofskonferenzen: Italien, Philippinen 49 Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Theologie/Kirchliche Dokumente/Ethik 50 Conferenza Episcopale Italiana CONSIGLIO PERMANENTE Roma, 23-26 gennaio 2006 COMUNICATO FINALE 3. Il tema della 56a Assemblea Generale, la Giornata per la salvaguardia del creato e l’attenzione ai giovani Il Consiglio Episcopale Permanente ha riservato particolare attenzione all’individuazione del tema della prossima Assemblea Generale. Questa – in continuità con quella del novembre 2005, dedicata alla formazione al ministero presbiterale – prenderà in considerazione la vita e il ministero del sacerdote nella sua globalità, a partire dai profili teologico e spirituale, avendo cura di impostare la riflessione su un saldo riferimento cristologico. Nella prossima Assemblea i vescovi intendono effettuare un’ampia analisi circa la situazione e le prospettive dell’esercizio del ministero dei presbiteri, prestando attenzione alle loro condizioni di vita e alla dinamica delle molteplici relazioni che la loro missione coinvolge, tenendo nel debito conto il nuovo contesto culturale e sociale nel quale il ministero viene svolto. Particolare attenzione verrà data alla dimensione comunitaria con cui il ministero va esercitato nel presbiterio e alla collaborazione richiesta con i vari carismi e ministeri. I vescovi hanno, inoltre, approvato l’istituzione di una “Giornata per la salvaguardia e la difesa del creato”, da celebrare, in sintonia con altre Chiese e Comunità ecclesiali europee, il 1° settembre, lasciando al livello locale di sviluppare le relative iniziative lungo tutto il mese. Questa scelta intende riaffermare l’importanza della “questione ecologica”, con le sue implicanze etiche e sociali, e si propone come un gesto concreto sul piano ecumenico, come auspicato nella Carta Ecumenica, testo firmato congiuntamente dal Consiglio delle Conferenze Episcopali Europee (CCEE) e dalla Conferenza delle Chiese Europee (KEK). In tal modo si evidenzia il comune impegno dei cristiani a promuovere atteggiamenti più maturi e responsabili nel rapporto con il creato, collegando strettamente l’“ecologia dell’ambiente” a quella che Giovanni Paolo II, con sapiente lungimiranza, ha chiamato l’“ecologia umana” (cfr Centesimus annus, nn. 37-39). Infatti – ricordano i vescovi – una nuova e corretta coscienza e consapevolezza circa le problematiche ecologiche richiede di per sé l’apertura verso una nuova coscienza dell’ambiente umano e della vita umana in tutti i suoi aspetti. Per dare attuazione a una indicazione degli orientamenti pastorali del decennio e nel ricordo vivo dell’ultima Giornata Mondiale della Gioventù di Colonia, i presuli hanno voluto ribadire la necessità di una speciale attenzione pastorale nei confronti dei giovani e si sono impegnati a proporre alla comunità ecclesiale nuove iniziative, finalizzate, tra l’altro, a realizzare un maggior coordinamento tra la pastorale giovanile, quella familiare e quella vocazionale. Nella riflessione dei vescovi è emersa la necessità di riscoprire momenti di dialogo tra gli adulti della comunità cristiana e le nuove generazioni, con particolare attenzione a coloro che vivono situazioni di marginalità e di disagio. È emersa l’esigenza di un nuovo slancio della pastorale giovanile per favorire la piena soggettività delle nuove generazioni nella missione della Chiesa e il loro coinvolgimento nel cammino globale della Chiesa italiana. Questa attenzione prenderà forma anche in una specifica iniziativa, da definire ulteriormente a livello diocesano, regionale e nazionale, che caratterizzerà uno dei prossimi anni pastorali. In riferimento alla visita ad limina che i vescovi italiani effettueranno nella seconda metà del corrente anno e nei primi mesi del 2007, è stata richiesta la collaborazione della Segreteria Generale per la preparazione e lo svolgimento. Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Theologie/Kirchliche Dokumente/Ethik 51 Feier des Schöpfungstages und der Schöpfungszeit Pastorale Erklärung des Ständigen Rates der Philippinischen Bischofskonferenz 1. Heute am 1. September feiern christliche Kirchen in vielen Teilen der Welt „Schöpfungstag“. Auch haben sie die Zeit von diesem Tag bis zum 4. Oktober (Festtag des Heiligen Franz von Assisi) bzw. den Sonntag nach dem 4. Oktober als „Schöpfungszeit“ festgelegt. Wir wollen diese Periode auch für unsere katholischen Gläubigen einführen und anerkennen die „Schöpfung“ als ein unbezahlbares Geschenk des allmächtigen und liebenden Schöpfers, der uns in seinem Bild und Gleichnis geschaffen hat. 2. In unserem historischen Hirtenbrief zur Ökologie, „Was Geschieht Mit Unserem Schönen Land“ (29. Jänner 1988) haben wir geschrieben, „An diesem Punkt der Geschichte unseres Landes ist es entscheidend, dass Menschen, die vom Glauben her motiviert sind, eine tiefe Wertschätzung für die Zerbrechlichkeit der Lebenssysteme unserer Inseln entwickeln und Maßnahmen ergreifen, die Erde zu verteidigen. Es ist eine Sache auf Leben und Tod“. (vgl. Pastoral Letters, 1945-1995, S. 663). Darum danken wir heute den vielen christlichen Kirchen, die den Schöpfungstag und die Schöpfungszeit feiern, um „Gebete und Bittgesuche an den Schöpfer der ganzen Welt zu richten, sowohl als Danksagung für das große Geschenk der Schöpfung sowie auch als Fürbitte zu dessen Schutz und Erlösung.“ (Ökumenischer Patriarch Dimitrios I von Konstantinopel; es war sein Aufruf in 1999, der diese ökumenische Feier begann.) 3. Unser Hirtenbrief von 1988 erinnerte uns an unsere Verantwortung, die Bewahrung der Schöpfung zu fördern angesichts der planetarischen ökologischen Krise. Das Leben der Schöpfung Gottes ist die „ultimative Lebensfrage“ („the ultimate pro-life issue“). Wir sind zu Verwaltern dieser göttlichen Schöpfung gemacht worden. Wir wissen, dass die ganze Menschheit dieser Aufgabe nicht gerecht wird, während die ökologische Zerstörung und Schädigung ohne Unterlass weitergeht. Seit der Herausgabe unseres Hirtenbriefes sind viele Gegenden in unserem Land von Überflutungen hart getroffen worden, die große Schäden an Menschenleben und Besitz verursacht haben. Diese Zerstörungen sind auf die mutwillige Waldzerstörung zurückzuführen. Auch heute noch können Bergbau und ungenügend geprüfte landwirtschaftliche Verfahren und Saattechnologien, die genetisch veränderte Organismen involvieren, neue Bedrohungen für die Umwelt und menschliches Leben darstellen. 4. Deshalb ruft uns die Kirche auf zur ökologischen Umkehr. Um diese Umkehr zu vollziehen, haben einzelne Diözesen, Pfarreien, kirchliche Basisgemeinden, Schulen, Orden und verschiedene andere kirchliche und kirchennahe Gruppen während der vergangenen Jahre verschiedene ökologische Erziehungsprogramme, Umweltschutzaktivitäten, und nachhaltige Entwicklungsprojekte initiiert. Wir begrüßen ökumenische Initiativen zur ökologischen Anwaltschaft, um Gottes unersetzliches Geschenk der Schöpfung zu bewahren und zu fördern. 5. Während dieser besonderen Saison der „Schöpfungszeit“ urgieren wir wie schon in unserem Hirtenbrief von 1988, dass „unsere verschiedenen Liturgien die Schönheit und den Schmerz unserer Welt, unsere Verbundenheit mit der natürlichen Welt, und den anhaltenden Kampf für soziale Gerechtigkeit feiern (Ibid., S. 672). Weiters urgieren wir nochmals, dass auf jeder Ebene der kirchlichen Organisation eine, „Dienststelle zur Pflege der Erde“ („Care of the Earth Ministry“) eingerichtet wird. Mit Nachdruck mahnen wir unsere Regierung, keine kurzfristigen ökonomischen Gewinne auf Kosten langfristiger ökologischer Schäden zu verfolgen. 6. Während der Feier der Schöpfungszeit, wollen wir unseren Glauben an den dreieinigen Gott vertiefen durch unsere gemeinsamen Liturgien, Andachten, und in unserem persönlichen Gebetsleben. Lasst uns Gott, den Vater, als Schöpfer, Jesus Christus als Erlöser, und den Heiligen Geist als Erhalter allen Lebens, des menschlichen wie auch des nicht-menschlichen, feiern. Lasst uns „Gott danken für die vielfältigen Arten und Weisen, mit denen er unser Land beschenkt hat“ und „es soll unser Vorsatz sein, das was von dieser großzügigen Vielfalt noch übrig ist zu schätzen und für diese und die zukünftigen Generationen von Filipinos zu schützen“ (Ibid., S. 664). Maria, Mutter des Lebens, schütze uns, segne und heile unser Land. Für den Ständigen Rat der Philippinischen Bischofskonferenz +ORLANDO B. QUEVEDO, O.M.I., DD Erzbischof von Cotabato Präsident der Philippinischen Bischofskonferenz 1. September 2003 GENERAL SECRETARIAT: 470 General Luna St., Intramuros, 1002 Manila *P.O. Box 3601, 1076 Manila, Philippines *FAX (632) 527-40-63 *TELS. 527-40-54; 527-41-38 *htttp:/www.cbcp.net *[email protected] Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Theologie/Kirchliche Dokumente/Ethik 52 2.4. Ökologisches Verständnis der Schöpfung bei Vladimir Solov’jev Prof. Dr. Andrej Danilov In den letzten Jahren ist die ökologische Problematik eines der aktuellsten und meist diskutierten Themen in der Theologie geworden. Es zeigt sich in der Theologie sogar die Herausbildung eines neuen Wissenschaftsfeldes ab, der christlichen Ökologie. Es scheint, dass vor nur ein paar Jahrzehnten sich die Theologen überhaupt nicht mit diesem Problemfeld beschäftigten. Aber auch die Ökologie selbst ist eine ziemlich neue Disziplin. Dennoch muss diese Ansicht korrigiert werden. Die Konzeption der Christlichen Ökologie beginnt sich im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts zu bilden auf der Schnittebene der orthodoxen Anthropologie und der religiös philosophischen Doktrin über die All-Einheit. Zum ersten Mal wurde die Konzeption der christlichen Ökologie in den Werken des großen russischen religiösen Denkers Vladimir Solov´jev (1853-1900) begründet. Das konzeptionelle Herangehen dieses Philosophen an die Problematik der erforderlichen neuen Wechselbeziehung zwischen dem Menschen und der Natur greift den Intentionen der gegenwärtigen ökologischen Denkweise um ein Jahrhundert voraus. Zusammenfassung der solov´jevschen Konzeption des Umweltbewusstseins in folgenden Punkten: 1. Das natürlich Materielle und das Spirituelle sind von Grund auf unterschiedlich, aber sie existieren und entwickeln sich in organischer Einheit. Die Natur, die Schöpfung ist in den göttlichen Prozess der Transfiguration, der Auferstehung und des Aufstiegs eingebaut. Die Menschheit zusammen mit der geschaffenen Natur “seufzt bis zum heutigen Tag und liegt in Geburtswehen” (Röm. 8,22-23). 2. Die Unterwerfung der Natur und die Eroberung der Natur sind die beiden bisherigen Entwicklungsstufen der Beziehung des Menschen mit der Natur. Die gegenwärtige Einstellung in Bezug auf die Konsumierung und Ausnutzung der Natur, auf ihre Zerstörung im Namen der künstlich gestalteten Zwecke, muss für das Überleben und die Entwicklung des Menschen überwunden werden. Man muss die echten Rechte der materiellen Natur wieder herstellen. Die Menschen sollen Ehrfurcht vor der Natur gewinnen und in die moralische Solidarität soll auch die subhumane Welt eingeschlossen sein. 3. Die Natur hat nicht nur das instrumentalisierte Niveau oder die funktionale Bedeutung (Nützlichkeit), sondern auch den Eigenwert und das Recht der Materie. Sie ist kein Mittel für die Erreichung des Zweckes, sondern ein besonderes selbstständiges Glied des Ziels der menschlichen Existenz. Die materielle Natur ist ein wichtiger Bestandteil der menschlichen Person. 4. Die materielle Natur hat das Recht auf ihre Vergeistigung. 5. Der Mensch hat die Pflicht, die Natur in ihrem Eigenwert zu sehen und anzuerkennen, sich um sie zu sorgen und sie zu ihrem Wohle zu kultivieren. Die Natur bedarf des Menschen für ihre Vervollkommnung, Humanisierung und Vergeistigung. 6. Die Liebe zum Schöpfer verwirklicht sich durch seine Schöpfung (die Natur). Nicht nur der Mensch ist dem anderen Menschen der Nächste, sondern auch die Umwelt, die Natur. 7. Die Katholizität der Kirche spiegelt die All-Einheit des Seins wider, in die auch die materielle Natur eingebaut ist. Das Wachstum des Menschen in der Spiritualität und der Kirchlichkeit setzt auch die Vergeistigung der Natur voraus. Als eines der Beispiele erscheint das Sakrament der Eucharistie, wenn Brot und Wein - die Früchte der Synergie des Menschen und der Natur - vom Heiligen Geist erfüllt werden und in die göttlichen eucharistischen Gaben verwandelt werden. 8. Die Kirche soll die Menschen die Solidarität mit der Natur, die Ehrfurcht vor der Schöpfung lehren. Sie soll an der Ausformung einer neuen, ökologischen Lebensweise aktiv teilnehmen. Die Schöpfungsverantwortung ist die Maxime des christlichen Lebens. Solov´jev verbindet die ökologische Frage direkt mit der feministischen Frage, “Die unmoralische Ausbeutung der Erde”, schreibt er, “kann nicht aufhören, solange die unmoralische Ausnutzung der Frau fortdauert”. Das sind die zwei Seiten der Beziehung zu dem einen Haus: dem äußeren und dem inneren. Auszug aus dem Referat anlässlich des Symposium “Kultur des Lebens” 2000, das vollständige Referat ist bei der ARGE SVA erhältlich. Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Theologie/Kirchliche Dokumente/Ethik 53 2.5. Theologisch-sozialethische Anmerkungen zum Schöpfungstag Prof. Dr. Karl Golser Auf Anregung des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel sollte am 1. September, an dem Tag, mit dem das Kirchenjahr im orthodoxen liturgischen Kalender beginnt, jeweils ein Schöpfungstag gefeiert werden. Dies nimmt sicherlich Bezug auf den ersten Schöpfungstag im 1. Kapitel des Buches Genesis, also auf das Schöpferwirken Gottes, das zuerst Licht und Finsternis geschieden und so den Anfang menschlicher Zeit gesetzt hat mit ihrer Einteilung in Tag und Nacht, in Monate und Jahre (Gen 1,3-5). All unsere Zeit ist in Gottes Händen. Dabei sollten wir auch auf den siebten Tag sehen, an dem Gott sein Werk vollendet und an dem er geruht und damit diesen Tag und sein gesamtes vollbrachtes Werk gesegnet hat (Gen 2, 2-3). Der Schöpfungstag, der nun in den christlichen Kirchen gefeiert wird, sollte deshalb auch diese Dimension der Ruhe, des Gesamtblickes auf die geschaffenen Ordnungen, in denen wir stehen, haben. Gerade die Dimension des Sabbats, der Ruhe von der Arbeit, hat eine eminent ökologische Bedeutung. Wir haben in unserer sozialethischen Tradition, speziell in der Soziallehre der katholischen Kirche die menschliche Arbeit sehr aufgewertet, nicht nur als notwendige Tätigkeit, um unser Leben zu erhalten, sondern auch als Selbstentfaltung des Menschen. Der Mensch als Subjekt der Arbeit wird berechtigterweise gegen jede kapitalistische Ausbeutung der Arbeit betont, welche Arbeit als Objekt, als Marktware ansieht. Die Wirtschaft berechnet die Produktionskosten für den erstrebten Gewinn. Es ist wichtig, dass in diese Berechnung nicht nur Kapital und Arbeit einbezogen werden, sondern auch die bis jetzt als gratis zur Verfügung angesehene Natur, also auch die Auswirkungen auf Luft, Wasser, Boden, Klima, Biodiversität usw. Eine Ökooder Energiesteuer, wie auch immer sie aussehen mag, ist unter dieser Rücksicht eine Frage der Gerechtigkeit (nach dem Verursacherprinzip). Es kann durch die dadurch ermöglichte Herabsetzung der Arbeitskosten auch das sozial sehr belastende Problem der Arbeitslosigkeit etwas entschärft werden. Es ist hier aber auch zu fragen, ob wir nicht zu viel arbeiten wollen, ob wir die Arbeit nicht zu sehr unter dem Aspekt des Erwerbs gesehen und dabei vergessen haben, dass der Mensch nicht so sehr zur Arbeit berufen ist, sondern zur Tätigkeit, die allein umfassend alle Lebensbereiche abdeckt und auch Momente der Muße und der Kontemplation kennt. Nicht von ungefähr sehen wir den Aspekt des Schöpferischen und insofern der besonderen Anteilnahme an Gottes Schöpferwirken gerade im musischen und künstlerischen Tun. Möge der Tag der Schöpfung uns verhelfen, die Verantwortung für die uns anvertraute Schöpfung Gottes besser zu erkennen und zu einer neuen Synthese von Zeit und Raum, von Arbeit und Ruhe, von Ökonomie und Ökologie zu kommen, damit wir mit dem von Gott errichtet en Haus des Lebens sorgsam und behütend (Gen 2,15) umgehen. Dabei sollen wir wissen, dass letztlich nicht wir die Schöpfung „bewahren“ können - sie wird als Endliche einmal ein Ende haben -, obwohl wir heute die Möglichkeit haben, sie und vor allem das Leben in ihr zu zerstören. Nicht Angst oder Resignation soll aber den Christen kennzeichnen, sondern der hoffnungsvolle Blick auf Gott, der durch sein Schöpferwirken eine andauernde Beziehung zu allem Geschaffenen eingegangen ist, ja der ein „Liebhaber des Lebens“ (Weish 11,26) ist. Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung 3 Praxis Praxis 54 Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Praxis 55 3.1. Schöpfungstag und Zeit der Schöpfung zur Einübung in eine ZUKUNFTSFÄHIGE LEBENSPRAXIS I. URSPRUNG DES SCHÖPFUNGSTAGES Die 1989 im Jahr der EUROPÄISCHEN ÖKUMENISCHEN VERSAMMLUNG für GERECHTIGKEIT, FRIEDEN und BEWAHRUNG der SCHÖPFUNG von Patriarch Dimitrios I von Konstantinopel ergangene Einladung an die gesamte Christenheit, am 1. September (in der antiken Tradition Beginn des neuen Jahres) in besonderer Dankbarkeit und Achtung dem Schöpfer der Welt zu begegnen, bittend um Erlösung und Ermutigung, fand ihren liturgischen Auftakt anlässlich der 10. Vollversammlung der Konferenz Europäischer Kirchen 1992 in Prag. „Allherrscher, der Du das All in Weisheit geschaffen und bewahrst und regierst mit Deiner allmächtigen Hand, Wohlstand gewähre, der ganzen Schöpfung Wohlergehen und Bewahrung ohne Schaden von feindlichen Stoffen, denn Du Herrscher hast geboten, dass unerschüttert bleiben die Werke Deiner Hände bis an das Ende der Welt, weil Du sprachst und es wurde, und das Deine erfährt Erbarmen, zur Abwehr jeglichen Übels und Rettung des Menschengeschlechts, das rühmt Deinen über Ruhm erhabenen Namen.“ (aus dem Abendgottesdienst, Hymnograph: Athos-Mönch Gerasimos Mikrayannanitis) II. AUFNAHME DES SCHÖPFUNGSTAGES Anlässlich der EÖV II in Graz 1997 erhält SCHÖPFUNGSVERANTWORTUNG ihren Niederschlag auch in den Handlungsempfehlungen : - gemeinsamer Tag der Schöpfung Entwicklung eines ökosozialen Lebensstils Synergie von AGENDA 21–PROZESS und dem KONZILIAREN PROZESS für GERECHTIGKEIT, FRIEDEN und BEWAHRUNG der SCHÖPFUNG (dieser wirkte in die Konzeption der Agenda 21 wesentlich hinein!) schaffen EUROPÄISCHES NETZ von UMWELTVERANTWORTLICHEN III. INITIATIVE DES ECEN FÜR EINE ZEIT DER SCHÖPFUNG Das EUROPEAN CHRISTIAN ENVIRONMENTAL NETWORK (ECEN) hat 1989 die Initiative für die Einführung einer Zeit der Schöpfung im Kirchenjahr ergriffen. Der Zeitrahmen umfasst 5 Wochen, vom 1. September bis 4. Oktober, bzw. 2. Sonntag im Oktober. Eine Arbeitsgruppe (Coalition) wurde eingerichtet, welche kontinuierlich an Inhalten, Liturgie und Umsetzungsstrategien arbeitet und für die Kontakte zu den Kirchenleitungen und Vernetzung von Initiativen sorgt. (Coalitionleader: Isolde M. Schönstein) Das ECEN richtete einen APPELL an alle europäischen Kirchenleitungen sich das Anliegenzu Eigen zu machen. Workshops anlässlich der internationalen Konferenzen des ECEN zur Zeit der Schöpfung bilden einen wesentlichen Beitrag zur Erweiterung der Arbeitsgruppe. Theologenkonsultationen fanden auf Einladung von Prof. Lukas Vischer bereits 2x zu den Fragen der Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Praxis 56 Schöpfungsverantwortung in den christlichen Traditionen statt. Die Teilnehmer kamen aus allen christlichen Traditionen. Das Ergebnis dieser Symposien wurde jeweils in Buchform publiziert und ist beim ECEN erhältlich. (s.u.) Dossier Zeit der Schöpfung für die kirchliche Praxis, „Praktische Theologie“ Die ARGE Schöpfungsverantwortung gibt jährlich für das ECEN ein Dossier für die kirchliche Praxis heraus. Dieses behandelt schwerpunktmäßig das jeweilige UN-Jahresthema, akute ökosoziale Fragestellungen, Theologie zur Schöpfung, wie Gründe, die zur Einführung der Zeit der Schöpfung vorliegen und pastorale Impulse für die Umsetzung im persönlichen und kirchlichen Alltag der Kirchen. Erhältlich bei ARGE Schöpfungsverantwortung (Coalition): [email protected] und www.ecen.org Handreichung „Eine Zeit für Gottes Schöpfung“ – auf dem Weg zur III. Europäischen Ökumenischen Versammlung, herausgegeben 2007 für die christlichen Kirchen. Diese vom ECEN 2007 in Buchform herausgegebene Handreichung beinhaltet die Entstehungsgeschichte, theologische und liturgische Hintergründe, Begründungen, Überlegungen, die bisherigen Entwicklungen – neue Aufbrüche in den christlichen Kirchen. Erhältlich bei ARGE Schöpfungsverantwortung (Coalition): [email protected] und www.ecen.org IV. PIONIERE für die Praxis des SCHÖPFUNGSTAGES und der ZEIT DER SCHÖPFUNG in Europa: ÖKU Schweiz und ARGE SCHÖPFUNGSVERANTWORTUNG Die ÖKU Schweiz (ökumenisch ökologische Arbeitsgruppe), unter der Leitung von Prof. Vischer, hat erstmals über den Schöpfungstag hinaus eine Zeit der Schöpfung in den Landeskirchen der Schweiz initiiert und dazu Behelfe herausgegeben. Seit 1996 tritt die ARGE Schöpfungsverantwortung dafür ein, dass der Schöpfungstag (der 6x hintereinander an einen Werktag fällt) konkret zur Einübung in eine nachhaltige und damit christlich verantwortliche Lebenspraxis im Alltag dienlich gemacht wird. Dieser Start in die Zeit der Schöpfung wird mit Symposien, Umwelt-Gipfeln und Straßen­aktionen ausgefaltet, um einer breiteren Öffentlichkeit die Bedeutung des Tages nahe zu bringen. Den feierlichen Abschluss bildet jeweils ein feierlicher Ökumenischer Gottesdienst. V. Weltweite Entfaltung der Zeit der Schöpfung: Zunehmend wird weltweit die Zeit der Schöpfung vom 1. September bis 4. Oktober aufgegriffen - auf unterschiedliche Weise, aber in Übereinstimmung in der Einsicht, dass dies ein Gebot der Stunde ist. Es liegen Erklärungen von Bischofskonferenzen und Synodalbeschlüsse vor, in einigen Ländern ist die Schöpfungszeit bereits eingeführt. Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Praxis 57 Schöpfungsverantwortung ist Antwort auf den Anruf aus den Offenbarungen der Bibel und der Schöpfung 3.2. Empfehlungen zur Wahrnehmung des SCHÖPFUNGSTAGS und der SCHÖPFUNGS-ZEIT a) für das persönliche Leben - MORGENBETRACHTUNG über die Verantwortung im Alltag aus der eigenen Geschöpflichkeit - MOBILITÄT bedenken - eine nachhaltige Fortbewegungsmöglichkeit wählen: wie z.B. öffentliche Verkehrsmittel, Fahrrad, Konditionstraining - Fußmarsch, Fahrgemeinschaft bilden! Beachten Sie den Anstieg des Bodenozons im Sommer!!! - EINKAUF / KONSUM: die Notwendigkeit wie auch die Herstellungsart auf ökosoziale Kriterien prüfen. Z.B. werden Blumen häufig unter gesundheitsgefährdenden Arbeitsbedingungen produziert. Transit als rollende Lagerhäuser! Steuerung der Biolandwirtschaft und Schutz der Artenvielfalt durch Bezug von Waren aus dem Biolandbau und artgerechter Tierhaltung! - KONKRETE ÖKOSOZIALE PROJEKTE verwirklichen helfen, z.B. Klimabündnis, Clean Clothes, FairTrade, Ökostromerzeugung, Solarkocher und andere Hilfestellungen in Dritte Welt Ländern, Nachhaltige Energie ... - INFORMATIONEN einholen von den einschlägigen internationalen und lokalen Umwelt-, Entwicklungs- und Friedensorganisationen. Zahlreiche Information erhalten Sie auch via Internet möglich - RESSOURCENSCHONUNG und ABFALLVERMEIDUNG: Überlegungen zu: Herkunft, Produktionsweise und –verhältnisse, Wiederverwertung (Recycling), Entsorgung, Kompostieren - BETRACHTUNG von Natur und Un-Natur, Exkursion im Alltag Großstadt: ein Baum stirbt mitten unter uns, ein Grashalm durchbricht den Asphalt - COURAGIERTES AUFTRETEN gegenüber Missständen und gefährlichen Entwicklungen, anthropogen bedingter Klimawandel, Biopolitik, wirtschaftliche Globalisierung, Atomgefahren. Setzen Sie ein Zeichen: z.B. in Leistung einer Unterschrift, wenn diese notwendig ist, und sind Sie mit dabei, wenn es gilt, politisch wirksame Maßnahmen zu unterstützen und den Schwächeren Ihre Stimme zu leihen. „Leben ist auch Abenteuer, eine Expedition in die Wirklichkeit“ - LITERATUR/MEDIEN: ein Besuch im Fachbuchhandel, Bibliothek, einschlägige Filme - DIALOG mit anderen suchen – Thematisierung ökosozialer Anliegen im persönlichen, beruflichen und gesellschaftspolitischen Umfeld. - PÄDAGOGIK: Was können wir von anderen lernen? Was können wir von Jesus Christus lernen? Joh. 8,7-11: behutsamer Umgang – Mäeutik / Joh. 2,13-25: bei grob fahrlässigem Verhalten tritt Jesus energisch auf Praxis Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung 58 - ZWÄNGE und ÄNGSTE: Welche Rolle spielt das Milieu, in dem ich mich bewege? Loslassen! - SCHULD: Ist Schöpfungsverantwortung ein Thema der Pastoral? ”Umweltsünden - ein Kavaliersdelikt”? … denn, wer bloß eine Batterie über die Schulter wirft, greift damit die Gesundheit und in weiterer Folge das Leben anderer an - TATORT: L e b e n - KIRCHLICHE AUSSAGEN: Wo finden Sie deren konkrete Anwendung? Suchen Sie das Gespräch mit den Verantwortungsträgern und setzen Sie sich für die Umsetzung ein. - SCHÖPFUNGSTHEOLOGIE und SCHÖPFUNGSSPIRITUALITÄT sollen zu einer Basis zeitgemäßer Verkündigung, in der Ausbildung, in der Pastoral, im täglichen Dienst der Kirche, im eigenen Alltagsverhalten der Kirche und der Christen in der Gesellschaft werden. - G O T T E S D I E N S T zum Tagesabschluss „wir legen dir vor, großer Gott, diesen Tag „ b) für den kirchlichen Alltag - TAG der OFFENEN TÜR - PRÄSENTATION von einschlägigem Informationsmaterial, kirchlichen Aussagen, staatlichen Handlungsrichtlinien (z.B. Agenda 21), Projekten, Büchertische zu theologischen und ökologischen Themen ... - MUSIK: Kompositionen zur Schöpfung, Konzerte, Wettbewerbe ... - LITERATUR: Dichterlesungen, Wettbewerbe, Buchpräsentationen ... - BILDENDE KUNST: Malen und Gestalten zum Thema Schöpfung ... - DARSTELLENDE KUNST: Theater, Kabarett, Pantomime ... - VISIONEN: eigene Beiträge zur Verwirklichung von Nachhaltigkeitszielen z.B. Lebensstilmodell „Bilanzen der Gerechtigkeit“ (siehe Anhang), Bezug von Bioprodukten, sanfte Mobilität, Solardach und / oder andere nachhaltige Energieversorgung, „FairReisen“ ... - EXKURSIONEN zu Orten geschädigter und heiler und heilender Natur: • Mülldeponien, Atomkraftwerken, Intensivlandwirtschaft ... • Berge, Wälder, Gewässer ... • Forschungseinrichtungen – astronomische, biologische ... • Biolandbau, Orte erneuerbarer Energieversorgung, Samenbanken, Kräutergärten ... - MEDIEN involvieren - AKTUELLE JAHRESTHEMEN: Kooperationen mit Aktivisten - EINLADUNG an Umwelt-, Entwicklungs- und Friedensorganisationen Vertreter der Politik und Wirtschaft Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Praxis c) für das liturgische Leben der Kirche - GOTTESDIENSTE ZUR SCHÖPFUNG • Feierliche Gestaltung unter Bedachtnahme auf ökosoziale Problemfelder bis hin zu Katastrophen (Bußakt - aktuell) • Biblischer Schöpfungsauftrag kontra Lebenspraxis – Zeugnis • Predigt: Dialogpredigt … • Hinführung zur Haltungsänderung – Beispiele, Projekte, Aktionen • Schwerpunkte gemäß dem Kirchenkalender und Gedenktage christlicher Vordenker und Vorbilder, die eine Schöpfungsspiritualität lehrten und lebten • „Weiheregeln“ auf Nachhaltigkeit, bzw. „Reich Gottes-Verträglichkeit“ orientieren (Konsumtempel, Autobahnen, Schilifte ...) • Bußpraxis: gezielt auf Wiederherstellung verlorener Lebensräume ausrichten (Aufforstung, Biotope ...) Wer Hoffnung verkündigt, muss Hoffnung haben Wer bloß lässig ist, ist bereits ein Bruder dessen, der niederreißt (aus dem Jüdischen) Wir dürfen nicht damit rechnen, dass Gott mit einem atemberaubenden Wunder das Böse aus der Welt vertreiben wird. Solange wir das glauben, können unsere Gebete nicht erhört werden; denn wir werden Gott um Dinge bitten, die er niemals tun wird. Gott wird nicht alles für den Menschen tun, und der Mensch kann nicht alles allein tun. Wir müssen erkennen, dass es Aberglaube ist, wenn wir annehmen, Gott werde handeln, wenn wir müßig bleiben. (M.L. King) 59 Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Praxis 60 3.3. Empfohlene biblische Textstellen zur Betrachtung: Mt 16,12 „Zeitzeichen“ - Deutung Da verstanden sie, dass er nicht gemeint hatte, sie sollten sich vor dem Sauerteig hüten, mit dem man Brot backt, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer. Die Zeichen unserer heutigen Zeit: Klimawandel, Ozonloch, Überschwemmungen, Missernten, Flüchtlingsströme ... können und wollen wir die Lehre daraus ziehen? Mt 11,29 „Das Joch“ - die Leichtigkeit des auferlegten Jochs Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Gegen den Zeitgeist und den Machbarkeitswahn anzutreten ist wahrlich ein schweres Joch. Mit dem Blick auf Jesus gewinnen wir die spirituelle Tugend der Gelassenheit - und können unser Joch tragen. Mk 6,34 „Als Jesus etwas anderes vorhatte“ - Zuwendung Als er ausstieg und die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er lehrte sie lange. Auch wir oft etwas anderes vor, haben genug eigene Sorgen, und da sollen wir uns noch um die Umwelt kümmern? Doch die Kräfte kommen mit der Einsicht in die Notwendigkeit! Mt 24,43 „Die Stunde“ - Wachheit und Aufmerksamkeit Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, zu welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, würde er wach bleiben und nicht zulassen, dass man in sein Haus einbricht. Wollen wir warten, bis die ökologische Katastrophe wirklich mit voller Wucht einbricht? Hoffen wir darauf, „es ohnehin nicht mehr zu erleben“ oder lassen wir uns in Verantwortung nehmen auch für die kommenden Generationen! Mt 7,21 „Was zählt, ist die Tat“ Nicht jeder, der zu mir sagt, Herr! Herr! wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt. Es genügt nicht, Gott, den Schöpfer, im Sonntagsgottesdienst zu loben und nicht Ordnung, Maß und Sinn der Schöpfung im alltäglichen Verhalten zu respektieren. Praxis Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung 61 3.4. ZITATE die ökologische Krise Der „Vorökologische Mensch“ verhält sich zum „Ökologischen Menschen“ von dem allenthalben seit mehr als hundert Jahren, die Rede ist, wie der „Blinde“ zum „Sehenden“ (biblisch betrachtet) „die Zerstörung der Erde durch den Menschen ist voll im Gange“ Das Prinzip der „Nachhaltigkeit ist“ bereits im Alten Testament grundgelegt, „Leben und Tod lege ich dir vor, Segen oder Fluch, ergreife das Leben, damit du lebst, du und deine Nachkommen.“ „Der Wissensstand über Entwicklungen, Krisen, Katastrophen ist, trotz gigantischer Informationstechnologien, nicht ausreichend, um eine Kursänderung einzuleiten“ „Wir sehen uns an jenem Punkt angelangt, wo das Ausmaß der Katastrophe nicht mehr erfasst werden kann, so bleibt nur noch Flucht in die Selbstzerstörung“ „Die Erde ist vergleichbar mit einem Raumschiff, auf welchem Proviant und Plätze gezählt sind“ „Die Sonne geht auf über Guten und Bösen - das Ozonloch auch“ „hat der Teufel sich verschworen gegen uns führt uns im Kreis haben uns im Schnee verloren, dass ich keinen Ausweg weiß“ Puschkin (in Dostojewskijs Dämonen) Maß und Ordnung verloren gehen im Kreis, anstatt leben in Kreisläufen Konfusion regiert die Welt Eine Person, die ökologisch unsensibel ist, d. h. jemand der keine Beziehung zur Umwelt hat oder sie nicht achtet, ist spirituell unvollständig., eine spirituell unvollständige Person kann nicht glücklich sein. Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Praxis 62 3.5. „Bilanzen der Gerechtigkeit“ ein Umsetzungsmodell für den Alltag der Christen „Wir können etwas dagegen tun!“ Das Projekt „Bilanzen der Gerechtigkeit“ - ein Lebenspraxismodell für den Alltag zur Steuerung von Produktion und Arbeitsverhältnissen Im Schatten der immer wieder aufflammenden Konflikte auf verschiedensten Schauplätzen der Welt wird oft vergessen, dass solche Auseinandersetzungen fast immer aus Ressourcenknappheit (bzw. aus Interesse an der Kontrolle über Ressourcen) geführt werden, und nicht aus religiösen Motiven. Wasserknappheit, verseuchte Böden, überfischte Ozeane und dadurch bedingter Verlust an Lebensgrundlagen sind der primäre Auslöser für Gewalt und Gegengewalt. In unserer überfütterten Erste-Welt-Gesellschaft klingt der Begriff Ressourcenmangel jedoch schon fast abstrakt. Er äußert sich bestenfalls dadurch, dass der chilenische Wein oder die japanischen Reiscracker in unserem Lieblingssupermarkt gerade nicht vorrätig sind. Doch macht es für uns überhaupt Sinn, wenn wir auf Dinge verzichten, die nicht lebensnotwendig sind? Können wir etwas in der Welt bewegen, wenn die eigentlichen Probleme nicht bei uns liegen, sondern viele tausende Kilometer entfernt? Wer sich schon einmal durch die schwelenden Abgasnebel von Istanbul, Bangkok oder Sao Paulo seinen Weg bahnen musste, wird sich in Anbetracht dieses Horrors wahrscheinlich fragen, was er für die Rettung der Atmosphäre denn schon bewirken kann, wenn er in seiner kleinen österreichischen Heimatstadt täglich mit dem Rad in die Arbeit fährt, statt mit dem Auto. Noch dazu, wenn die gesamte Nachbarschaft ihre 100 PS Gefährte bereits für den Weg zum Bäcker aus der Garage holt. Bin ich als Einzelner in der Lage etwas zu verändern? Sind es nicht ohnehin immer die gleichen Personen, die sich selbst einen Verzicht auferlegen? Was im Kleinen beginnt, kann im Großen enden Die Bilanzen der Gerechtigkeit (BiGe) fordern uns als Individuen heraus, aus dem Alltagstrott herauszutreten und eine Änderung unserer festgefahrenen Lebensgewohnheiten zu erreichen. Durch sie schaffen wir eine gemeinsame Richtung, sozusagen ein Leitbild für all jene, die sich dem Gedanken des nachhaltigen Lebensstils verbunden fühlen, denen aber bisher die Umsetzungsmöglichkeit fehlte. Und in Anbetracht der transparenten und leicht nachvollziehbaren Methodik und der großen Effektivität, die den BiGe zugrunde liegen, wollen wir damit auch einen großen Teil derjenigen Personen ansprechen, die Selbstkontrolle und Verhaltensänderungen üblicherweise nur mit Mühsal verbunden sehen. Diese Form des bewussten Haushaltens kann tatsächlich einen langsamen Paradigmenwechsel in der Wohlstandsgesellschaft auslösen. So utopisch und weltfremd-idealistisch dies vielleicht klingen mag, eine ganze Reihe an Beispielen zeugt davon, dass gesellschaftliche Strömungen in jüngster Zeit weitreichende Veränderungen mit sich bringen konnten: Erneuerbare Energien, alternative Antriebssysteme bei Kraftfahrzeugen, die biologische Schädlingsbekämpfung, biologisch/organische Ernährung oder der Ökotourismus sind bereits stark in unserer Welt verankert. Und was sich in der Ersten Welt erfolgreich etabliert hat, wird nicht zuletzt dank der Globalisierung heutzutage rascher als zuvor in alle Welt exportiert. Mag. Georg Zimmermann MSc Die Bilanzen der Gerechtigkeit starteten in Italien auf Initiative von Don Gianni Fazzini und bisher haben rd. 600 Familien oder Einzelpersonen daran teilgenommen. Die ARGE Schöpfungsverantwortung hat die Idee übernommen und eine entsprechende Initiative in Österreich gestartet. Wir laden zur Teilnahme ein; Auskunft gibt es auf der Homepage der ARGE SVA: http://www.argeschoepfung.at/ Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Praxis 63 3.6. EUROPAWEITER AUTOFREIER TAG – zurück zur Menschlichkeit, zurück zur Schöpfung Ein Beitrag von Univ. Prof. DI Dr. Knoflacher Hätte Gott statt Menschen Autofahrer wollen, hätte er uns Räder gemacht und damit wohl einen großen Teil seiner Schöpfung der ersten fünf Tage gefährdet und vernichtet. Statt der Wunder der Vielfalt des Netzwerkes der Schöpfung, das uns alle hält, wäre die Erde tot und öd wie die Autobahnen von heute. Die Macht, die das Erdöl unseren „Beinen“ beim Autofahren heute verschafft, übersteigt die Vorstellungskraft der Menschen, ebenso auch die Folgen ihres Handelns. In Unkenntnis der Folgen der Autobenutzung wurde dieses Verkehrssystem eingeführt und gegen die Natur durchgesetzt, zum Vergnügen des Einzelnen, aber zum Schaden der Gesellschaft und der ganzen Schöpfung. Lange Zeit folgte der Mensch in seinen Siedlungen den Schöpfungsprinzipien und entwickelte Vielfalt, Freiheit und Schönheit, um zu Fuß in den Dörfern und Städten leben und sich entwickeln zu können. Kinderstimmen und Arbeitsgeräusche waren sein akustisches Profil und die Luft war rein, bis die Industrie sie zu vergiften begann. Die direkten Schäden durch die Industrie konnte man teilweise mildern, diejenigen durch ihre Produkte, z.B. die Autos, haben sich dafür über die ganze Welt ausgebreitet. Nirgends kann der Mensch mehr reine Luft atmen, weil sie überall Rückstände der Verbrennungsmotoren technischer Verkehrssysteme mit sich trägt, die Krebs auslösen und die Erbmasse verändern können. Aus dem Reichtum der Schönheit und der Vielfalt der Siedlungsstrukturen von einst wurde die Öde der Agglomerationen, zu deren hervorragenden Merkmalen die Hochhäuser gehören. Der europaweite autofreie Tag bietet jedem Menschen die Riesenchance zu entdecken, wie arm er durch diese „Entwicklung“ trotz des materiellen Reichtums, der in der Anhäufung von Industrieprodukten besteht, in Wirklichkeit ist. Um unsere Armut wahrzunehmen, braucht man nur in seinem Umfeld zu Fuß herumgehen und das suchen, was der Mensche braucht: Arbeitsplätze in Vielfalt, Einkaufsmöglichkeiten zur Auswahl in verschiedenen Geschäften, Freizeitaktivitäten für die Kinder, ohne sie zu gefährden, Treffpunkte für die Erwachsenen und die Alten. Noch vor 50 Jahren war all das noch da, was heute verschwunden ist. Heute leben die meisten Menschen in einer von Fahrmaschinen verstellten und verunstalteten Umgebung, die verlärmt ist und ihre Atemluft mit Giftgasen belastet. Die freie Mobilität der Menschen ging verloren, um den Maschinen Platz zum Rasen zu schaffen. Rechnet man die durch Verkehrsunfälle und Giftgase verlorene Lebenszeit der Menschen, dann wird eine Stunde hinter der Lenkrad im System mit über einer halben Stunde an Lebenszeit „bezahlt“, ein Preis für ungehemmte Bequemlichkeit, der nicht bewusst gemacht wird. Pro Minute sterben weltweit drei Menschen bei Autounfällen und fünfzig Mal mehr werden in dieser Zeit verletzt, ganz zu schweigen von dem Elend, das damit über viele Familien hereinbricht. Jede Autobahn und jede schnelle Fahrbahn ist eine Anlage, auf der Menschen nicht nur direkt sterben, sondern auch in deren Umgebung indirekt getötet werden durch Abgase, durch Lärm. Über 12 Kilometer breitet sich der Abgasteppich entlang einer Autobahn auch im Flachland aus. Viel schlimmer ist aber die Situation in den engen Alpentälern, von denen die meisten in den vergangenen Jahrzehnten in Österreich verwüstet wurden. Wo man früher Ruhe und Erholung suchen konnte, reicht der zerstörerische Autolärm heute bis zu den Alpengipfeln. Die Erdölförderung wird in Zukunft mit der Nachfrage nicht Schritt halten können. Billige Energie wie im 20. Jahrhundert gehört der Vergangenheit an. Wer daher heute noch Autobahnen und Fahrbahnen plant und baut, handelt gegen die Menschen und gegen die Zukunft. Während die Geburtenrate der Menschen sinkt, steigt dafür die der Konzernkinder, der Autos – und diese werden auch immer fetter, schwerer und größer. Und sie besetzen immer mehr den Lebensraum der Menschenkinder. Selbst unser Rechtssystem ist menschenfeindlich, denn es schreibt zwar für jede Wohnung einen Autoabstellplatz vor, aber keinen Platz für Kinder. Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Praxis 64 Und die Menschen sitzen heute in dieser von ihnen selbst geschaffenen Falle und glauben hilflos zu sein oder sind gar der Meinung, auf das Auto angewiesen zu sein. Nur Bewegungsbehinderte sind wirklich auf ein Auto als Bewegungsprothese, was jedes Auto in Wahrheit ist, angewiesen. Die Armut an Gelegenheiten, die in den Siedlungsstrukturen der letzten 50 Jahre geschaffen wurde, führt heute dazu, dass man oft gezwungen ist das Auto zu benützen, obwohl es der Verursacher dieses Problems ist. Wahrlich eine teuflische Falle! Sie wird immer deutlicher sichtbar und zeigt das Ende einer Ära an, die glaubt Strukturen bauen zu können, die gegen die Prinzipien der Schöpfung errichtet wurden. Der autofreie Tag soll so viele wie möglich zur Besinnung bringen und dazu bewegen, wieder in den Strom der Schöpfung zurückzukehren, der – ob die Menschen wollen oder nicht – zu Fuß fortgesetzt werden wird. Hier beweist sich das Wort: die Letzten von heute, die Fußgeher, werden in Zukunft die Ersten sein. Und ebenso wenig wie ein Kamel durchs Nadelöhr gehen konnte, wird es ein Autofahrer schaffen in den Himmel zu kommen. Und immer noch bauen unsere Politiker diese Fallen für die oft ahnungslosen Menschen im Interesse der internationalen Großkonzerne, die immer mehr die Weltherrschaft antreten und überall, wo sie auftauchen, die Menschen ärmer machen. Der autofreie Tag ist für die Autofahrer eine Chance, wieder zur Mobilitätsform der Schöpfung zurückzufinden. Sei können wieder aus ihrer Sackgasse, in die es wie mit Öl geschmiert und hohen Geschwindigkeiten hineingegangen ist, wieder zurückfinden. Vielleicht entdecken sie dabei - wenn sie Glück haben – den Reichtum, den sie mit dem Auto verloren haben, zumindest aber die Armut, in die sie geraten sind. Der Weg zum aufrechten Gang, der Mobilitätsform des Menschen vor dem „Vierbeiner Auto“, ist ein langer und schwieriger, weil er aufwärts führt, wie alles Leben - zurück zur Menschlichkeit, zurück zur Schöpfung. Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Praxis 65 3.7. EUROPAWEITER AUTOFREIER TAG: 22. September Als Hauptverursacher für den Anstieg der Treibhausgase gilt der Verkehr, mit einer Steigerung der CO2 Werte bis zu 30 % (Mitteleurop. Werte). Wie die jüngsten Ergebnisse der Klimakonferenzen befürchten lassen, wird die notwendige Verringerung der CO2-Emissionen um 28 % bis zum Jahr 2010, nur unter geänderten Verhältnissen möglich sein. Geänderte Verhältnisse kann auch das “geänderte Alltagsverhalten” der Bürger schaffen. Christen sind weder von den o. g. Verhältnissen noch von der Verantwortung gegenzusteuern ausgenommen. Der Anstieg der Todesfälle durch verkehrsbedingte Luftverschmutzung erhöht die Todesrate der durch den Verkehr ums Leben gekommenen Menschen. Insbesondere in den Sommermonaten steigt durch Abgase das bodennahe Ozon, welches für Kleinkinder ein erhöhtes Gesundheitsrisiko darstellt. Christen sind nicht unbeteiligt an den Entwicklungen. Sie sind daher aufgerufen den “Autofreien Tag” zum Anlass zu nehmen neue Wege der Mobilität zu suchen und sie zu verwirklichen. - Autofasten, Bedarf klären, Notwendigkeit prüfen Carsharing, teilen von Fahrzeugen, Mitfahrgemeinschaften gründen Netzkarte für Öffentliche Verkehrsmittel, Anreiz für den “Umstieg” Fit und Mobil, Einplanung von Geh- und Laufstrecken Fahrrad, schnell, wendig, Transportmittel für Einkauf und Aktenmappe Urlaubsziele prüfen! Kostenbilanz, was kostet meine Mobilität? Kirchgang, ob dieser wohl etwas mit Gehen zu tun hat? Informations-Tag mit Fahrradinitiativen In den Kindergarten gehen? Was blüht denn da am Weg? Jüngst wurde eine Studie zur Klärung der zunehmenden Verletzungshäufigkeit bei Kindern veröffentlicht. Demnach haben Verletzungen in den letzten Jahren um 20 % zugenommen. Zurückzuführen ist dies, lt. Studie auf mangelndes Bewegungstraining im Alltag. Durch den Wegfall der zu Fuß zurückgelegten Wegstrecken allein kommt es zu einer Degeneration der Muskulatur und einer dadurch bedingten Verletzungshäufigkeit - Stürze und Verrenkungen. Wie empfehlen den Kirchen am “Autofreien Tag” einen Schöpfungsgottesdienst zu feiern und Aktionen zur „sanften Mobilität“ durchzuführen bzw. Kooperationen mit anderen Umweltschutzorganisationen einzugehen * Ganz besonders empfehlen wir der Verkehrsopfer (darunter viele Kinder) zu gedenken * “Gehet hin und lebt in Achtsamkeit, Achtung und Teilnahme für das Leben der Erde, denn Gott, der in der Ganzheitlichkeit seiner Schöpfung lebt, geht mit euch.” Amen Dossier - Schöpfungstag / Zeit der Schöpfung Praxis 3.8. MONTAGSGEBET Einladung zum Gebet für das ganze Jahr Der Konziliare Prozess für GERECHTIGKEIT FRIEDEN BEWAHRUNG DER SCHÖPFUNG hat die Welt-Umwelt-Konferenz von Rio 1992 maßgeblich beeinflusst und lebt auch auf diese Weise, oft unerkannt, weiter. Viel zu wenig davon lebt in den Kirchen. Ein Drittel der Menschheit gehört Christlichen Kirchen an, was könnten diese, in Wahrnehmung ihrer Schöpfungsverantwortung, doch alles bewegen! Wir sind besorgt, aber nicht ohne Hoffnung. Wie schon zu Beginn unserer Initiative laden wir wieder zu einem regelmäßigen MORGENGEBET ein: Jeden Montag Morgen zwischen 6 und 8 Uhr ein jeder an dem Ort, wo er sich befindet Unser Gebetsanliegen: “Umkehr” aus selbstzerstörerischen Prozessen und Gleichgültigkeit, hin zur “Schöpfungsverantwortung”. Wir wissen um die Not so mancher Mitarbeiter in den Bürgerinitiativen und in der kirchlichen Umweltarbeit - und beten für sie, ebenso für die Verantwortlichen in Kirche, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Gebetsempfehlung *: Wir schlagen den Psalm 119 für die nächsten Gebetstage vor und freuen uns auf die Gemeinschaft im Gebet und Handeln. “Deine Vorschriften sind auf ewig gerecht. Gib mir Einsicht damit ich lebe” Ps. 119,144 * nähere Informationen, Liturgische Elemente, Gebete erhalten Sie bei ARGE Schöpfungsverantwortung und dem ECEN! 66