Chinas langfristige Wirtschaftsperspektiven

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Analysen & Trends
Chinas langfristige
Wirtschaftsperspektiven
Der lange Marsch nach oben
Januar 2008
Inhalt
Chinas langfristige Wirtschaftsperspektiven
Der lange Marsch nach oben. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3
Summa Oeconomica. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3
Wirtschaftswachstum in den nächsten Jahren:
Kein Hard Landing! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4
Wachstumsfaktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7
· Migration von Arbeit und Kapital. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7
· Demographie, Bildung und Umweltfaktoren . . . . . . . . . . . . . . . . .
8
· Wirtschaftspolitik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9
· Kapitalbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
10
· Banken- und Finanzmarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
12
· Weltmarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
14
Basisszenario:
hohes, aber langsam sinkendes Wirtschaftswachstum . . . . . . . . . . . .
16
Investors‘s Corner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
21
Bei dieser Analyse handelt es sich um einen
Gastbeitrag von Herrn Dr. Rainer Schäfer und
Herrn George Joseph.
Dr. Rainer Schäfer ist Leiter Emerging MarketAnalyse im Allianz Dresdner Economic
Research. George Joseph ist Senior Economist
der Emerging Market-Analyse im Allianz
Dresdner Economic Research.
Analysen & Trends
Chinas langfristige
Wirtschaftsperspektiven
Der lange Marsch nach oben
Chinas Wirtschaftsdynamik übertrifft regelmäßig auch die optimistischsten Erwartungen. Gleichwohl dominieren in der Analyse des Wirtschaftsverlaufs sowie der
–perspektiven sehr polarisierende Betrachtungen. Während eine Seite den Wirtschaftsboom auch in die längerfristige
Zukunft fortschreibt und China danach auf
bestem Weg zur größten Volkswirtschaft
der Welt ist, sehen andere diesen Weg von
herben Rückschlägen geprägt, die auch den
bisherigen Wirtschaftserfolg in Frage stellen. Mit fortschreitender Systemtransformation ändern sich natürlich auch die düsteren
Prognosen: Sah man noch vor 10 Jahren ein
Rückfall in die kommunistische Wirtschaftsordnung als eine durchaus bestehende Gefahr an, so bestimmen heute Vorhersagen einer harten Konjunkturlandung
mit gravierenden sozialen und politischen
Konsequenzen den unteren Rand des Prognosespektrums.
Was sind die Ursachen für diese stark divergierende Sicht der künftigen Wirtschaftsentwicklung? An vorderster Stelle ist hier die
mangelnde Transparenz zu nennen. Wer
letztlich welche wirtschaftspolitischen Entscheidungen trifft oder auch nur vorbereitet,
ist in China wegen der kaum zu überschau-
Summa Oeconomica
Das reale Wirtschaftswachstum erreicht 2007 seinen Höhepunkt, wird aber auch 2008 trotz
des Wirtschaftsabschwungs in den USA auf hohem Niveau verbleiben. Eine weiche oder sogar
harte „Konjunkturlandung“ ist nicht in Sicht.
Finanzkrisen größeren Ausmaßes sind unwahrscheinlich, nicht zuletzt durch die Devisen- und
Kapitalverkehrskontrollen, die Kapitalflucht nicht zulassen. Die Ineffizienz des Banken- und
Finanzmarktes geht zwar gegenwärtig zulasten des Wirtschaftswachstums. Der Finanzsektor
wird aber künftig durch Deregulierung und mehr Wettbewerb einen überproportionalen
Wachstumsbeitrag leisten.
In den kommenden 15 Jahren wird China graduell an Wirtschaftsdynamik verlieren. Für die
Jahre 2009–2012 sehen wir im Basisszenario die jahresdurchschnittliche Expansion des realen
BIP bei 9 %, für 2013–2022 dagegen bei 7 %. Die Eintrittswahrscheinlichkeit eines derartigen
oder ähnlichen Wachstumspfades liegt bei 90 %.
Sollte das Wirtschaftswachstum auf Werte unter 6 % fallen, drohen ernsthafte soziale Konflikte. Die Regierung würde hierauf mit einer Einschränkung der wirtschaftlichen und persönlichen Freiheiten reagieren, was die Wirtschaftsdynamik zusätzlich bremst.
In den nächsten 15 Jahren wird China im Rahmen des Basisszenarios zum drittgrößten Wirtschaftsraum der Welt heran wachsen und fast die Größe des Euro-Raumes erlangen.
Mit dieser Entwicklung werden viele strukturelle Verschiebungen einhergehen: Die Inlandsnachfrage und hier vor allem der private Verbrauch wird überdurchschnittlich zulegen, während der Export als Haupttriebkraft der Konjunktur an Bedeutung verliert.
Chinas weiterer Weg in die Marktwirtschaft sowie der Aufbau marktwirtschaftlicher Institutionen und
Rahmenbedingungen wird zu mehr Transparenz im Wirtschaftsleben führen. Dies hilft, die im Ausland existierenden Ängste vor der ungezügelten chinesischen Wirtschaftsexpansion abzubauen.
3
Analysen & Trends
enden und abseits der eigentlichen Regierung stehenden Kommissionen weit weniger
als in anderen Schwellenländern ersichtlich. Die politische Entscheidungsgewalt
liegt einerseits bei den noch stark vom Sozialismus geprägten Gremien und Strukturen
in dem andererseits wirtschaftlich von
einem sehr freien Kapitalismus geprägten
Land. Hinzu kommt die in vielen Bereichen
eingeschränkte Aussagekraft der Statistiken.
Die Größe des Landes und der sehr unterschiedliche Entwicklungsstand der einzelnen Landesteile bilden eine Herausforderung für jede statistische Erfassung und
deren Koordination. Und schließlich befindet sich China permanent in einem raschen
Strukturwandel, der es erschwert, vom vergangenen und gegenwärtigen Wirtschaftsverlauf auf künftige Trends zu schließen.
Kann man unter diesen Umständen belastbare Wachstumsaussagen über einen Prognosezeitraum von 10–15 Jahren treffen?
Nein, ganz sicher nicht. Wir hegen auch
nicht den Anspruch, das Wirtschaftswachstum Chinas in den nächsten 10–15
Jahren punktgenau vorhersagen zu können.
Entscheidend ist aus unserer Sicht, ob sich
China die gegenwärtige Wirtschaftsdynamik längerfristig bewahren kann oder ob
stärkere Wachstumseinbußen drohen, mit
erheblichen Folgen für die soziale Lage des
Landes. Wir begnügen uns daher mit der
Schätzung jahresdurchschnittlicher Zunahmen des realen Bruttoinlandsprodukts für
den Projektionszeitraum 2008–2022.
Wirtschaftswachstum in den
nächsten Jahren: Kein Hard
Landing!
später revidiert. Es nimmt deshalb nicht
Wunder, dass Analysten immer wieder andere Indikatoren wie den Elektrizitätsverbrauch
oder die Hafenumsätze betrachten, um Rückschlüsse auf die tatsächliche Wirtschaftsleistung zu erhalten.
Für ein die offiziellen Angaben übersteigendes Bruttoinlandsprodukt spricht, dass
sich die Schätzung vor allem auf Umfragen
bei Großunternehmen stützt und kleinere
und mittlere Firmen ausschließt. Auf der
anderen Seite sind auch Doppelzählungen z.
B. im Bereich der Vorleistungen nicht auszuschließen, was die Wertschöpfung überhöht
ausweisen würde. Auch neigen die Provinzen dazu, die auf ihrem Gebiet erbrachte
Wirtschaftsleitung nach oben zu korrigieren, um in Beijing einen möglichst positiven
Eindruck zu hinterlassen. Diese Aspekte
berühren in erster Linie die absolute Höhe
der Wertschöpfung, weniger dagegen die
Zuwachsrate, solange zumindest sich das
Ausmaß der Unter- bzw. Überschätzung im
Zeitablauf nicht ändert. Aber: Auch wenn
man Abstriche beim Wirtschaftswachstum
vornimmt, überträfe Chinas Wachstumsrate die der anderen größeren Schwellenländer immer noch bei weitem.
Grafik 1: Reales Wirtschaftswachstum
17%
15%
13%
11%
9%
7%
5%
Der Boom in China ist ungebrochen. Im dritten Quartal dieses Jahres lag das reale BIP
offiziellen Angaben zufolge um 11,5 % über
Vorjahr, nach 11,9 % im 2. Quartal. Insgesamt
wuchs die chinesische Wirtschaft in den
ersten neun Monaten um 11,5 %. An diesen
Angaben bestehen aber berechtigte Zweifel,
welche die chinesische Statistikbehörde
durch die auch im internationalen Vergleich
sehr rasche Publikation der Produktionsergebnisse unmittelbar nach Quartalsschluss
noch nährt, ebenso wie die Tatsache, dass
man einmal publizierte Angaben kaum mehr
4
3%
1979 1981 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005
Quelle: Institute of International Finance (IIF)
Analysen & Trends
Grafik 2: Inflationsrate (Jahresdurchschnitte)
Wechselkurs Renminbi/US$
30%
10
9
25%
8
20%
7
6
15%
5
10%
4
3
5%
2
0%
1
–5%
0
86
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02
06
81 83 85 87 89 91 93 95 97 99 01 03 05 07
Quelle: Institute of International Finance (IIF)
Quelle: Bloomberg
Ein Blick in die länger zurückliegende Vergangenheit zeigt, dass sich das Wirtschaftswachstum in den letzten 10 Jahren auf
hohem Niveau verstetigt hat, d.h. die Amplitude des Konjunkturzyklus hat im Zeitablauf abgenommen. Dies ist zum einen auf
eine mit wohldosierten Maßnahmen agierende Geld- und Fiskalpolitik zurückzuführen, zum anderen auf die langfristig deutlich gesunkene Inflationsrate. Zwar zog in
den letzten Monaten die Preissteigerungsrate
wieder an. Gegenüber Vorjahr gerechnet
stellte sie sich im August 2007 auf 6,5%,
immerhin das doppelte Niveau von März
dieses Jahres. Hinter ihrem neuerlichen
kräftigen Anstieg steht aber weniger die
Geldpolitik, sondern vor allem das hinter
der starken Nachfrage zurück bleibende
Angebot an Nahrungsmitteln.
Volkswirtschaft in Mitleidenschaft ziehen
könnte. Gegen eine solche düstere Prognose
sprechen aber vor allem 3 Aspekte:
Zur Verstetigung des Wirtschaftsverlaufs
und der Wirtschaftspolitik hat sicher auch
die Wechselkurspolitik beigetragen. Nach
wiederholten kräftigen Abwertungen des
Renminbi folgte von 1998 bis Mitte 2005 der
feste Wechselkurs gegenüber dem US Dollar,
an den sich seither eine moderate Aufwertungsphase angeschlossen hat.
· Die Regierung versucht, mit gezielten Maßnahmen die Bautätigkeit in den betroffenen Zentren zu bremsen. Hierzu gehören
Kreditverbote für Bauprojekte und Mindesthaltefristen für von Privatpersonen erworbene Immobilienobjekte. Auch wenn diese
Regelungen oft unterlaufen werden, haben
sie in der Vergangenheit durchaus Wirkung gezeigt.
· Die Entwicklung der Hauspreise verläuft
landesweit nicht einheitlich, wie untenstehendes Schaubild zeigt. Die ausgeprägtesten Preisschwankungen verzeichnet Schanghai, in anderen Zentren ist der
Anstieg weniger spektakulär ausgefallen.
Grafik 3: Index der Hauspreise
135
130
125
120
115
Trotz der von mehr Gradualität geprägten
Wirtschaftsentwicklung sind deutliche
Überhitzungserscheinungen in den letzten
Jahren nicht zu verkennen. Vor allem in den
Wirtschaftszentren an der Ostküste hat dies
zu Lieferengpässen vor allem in der Bauwirtschaft geführt. Der Bauboom nährt Befürchtungen, dass sich Spekulationsblasen gebildet haben, deren Platzen die gesamte
110
105
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Peking
00
01
Schanghai
02
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07
Dalian
Quelle: National Bureau of Statistics
5
Analysen & Trends
Große Leerstände fallen in China ohnehin
nur temporär an, denn die stetige Migration in die Wirtschaftszentren schafft ständig neue Wohnungsnachfrage. Ähnliches
gilt für den gewerblichen Bau.
· Die Korrektur von Übertreibungen am
Immobilienmarkt muss keineswegs in einer
gesamtwirtschaftlichen Katastrophe enden,
wie sie z.B. Thailand 1997/98 ereilte. In Relation zur Größe der Gesamtwirtschaft Chinas
fällt der Boom in ausgewählten Städten eher
gering aus. Ein sicheres Indiz hierfür ist die
Ressourcenbalance des Landes: Während
Thailand vor der Krise einen erheblichen Leistungsbilanzfehlbetrag verzeichnete, also
Auslandskapital zur Finanzierung der
Immobilien-Hochkonjunktur aufnahm,
weist China seit Jahren hohe und steigende
Leistungsbilanzüberschüsse auf.
Grafik 4: Industrieproduktion und Export in % Vj. gl 12 Monatsdurchschnitte
40
21
35
19
30
17
25
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15
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5
9
0
7
–5
5
–10
97
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00
01
03
02
Industrieproduktion (linke Skala)
04
05
06
07
Export (rechte Skala)
Quelle: Institute of International Finance (IIF)
Grafik 5: Geldmenge und Bruttoinlandsprodukt (Änderungsraten, nominal)
Trotz vieler Engpässe in der Bauwirtschaft
der Wirtschaftszentren erwarten wir daher
weder einen Absturz der Baukonjunktur
noch eine harte Landung der Wirtschaft. Auf
eine weiterhin robuste und stabile Konjunktur deuten auch die Angaben zur Industrieproduktion hin. Danach haben die Zuwachsraten nicht mehr weiter zugelegt, wie dies vor
allem in der Phase von 2000–2004 der Fall
gewesen war, sondern sich auf hohem Niveau
stabilisiert. Gleiches gilt auch für den Export,
die für die Dynamik der Industrie sicher ausschlaggebende Nachfragekomponente. Für
die Ausfuhren liegen die Bestimmungsfaktoren natürlich auch außerhalb des Landes.
Mit Sicherheit hat die eingetrübte US-Konjunktur auch die Zunahme des chinesischen
Exports inzwischen deutlich gebremst.
Hinzu kommen restriktive geldpolitische
Maßnahmen: Die Notenbank hob die Mindestreservepflicht sowie ihre Zinssätze an, um
der aus dem Ruder laufenden Konjunktur
Einhalt zu gebieten.
Alles in allem deutet dies für dieses und nächstes Jahr auf einen weiterhin zwar dynamischen, aber keineswegs aus den Fugen laufenden Konjunkturverlauf hin.
Wahrscheinlich wird die etwas schwächere
Weltkonjunktur auch zu leichten Abstrichen
bei Chinas Wachstumsrate führen. Wir erwarten daher auf Basis der offiziellen Angaben für
2007 eine Zunahme des realen BIP von knapp
11,5 %, 2008 dürfte sich eine noch etwas geringere Rate von 10,5 % ergeben.
6
50%
45 %
40 %
35%
30%
25%
20%
15%
10%
5%
0%
81
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Geldmenge M3
91
93
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99
01
03
05
BIP nominal
Quelle: Internationaler Währungsfonds
Grafik 6: Kreditwachstum (in % ggü. Vj)
25
20
15
10
5
0
–5
99
00
01
Quelle: National Bureau of Statistics
02
03
04
05
06
Analysen & Trends
Wachstumsfaktoren
Die oben genannten Zusammenhänge können natürlich nur den Wirtschaftsverlauf
der nächsten ein bis zwei Jahre beleuchten.
Die interessantere Frage ist aber, ob sich
China seine Wachstumsdynamik langfristig bewahren kann. Welche Faktoren sind
die Treiber des Wirtschaftswachstums und
werden diese auch längerfristig Bestand
haben?
Migration von Arbeit und Kapital
Begonnen hatte Chinas Weg in die Marktwirtschaft 1978 mit der Schaffung sogenannter Sonderwirtschaftszonen, in denen
sich Angebot und Nachfrage freier als in den
übrigen Landesteilen entfalten konnten. Der
Erfolg dieser Zonen beflügelte danach die
politische Führung, diese immer weiter auszudehnen. Während die Marktwirtschaft
die Provinzen an der Ostküste bereits weitgehend durchdrungen hat, konzentrieren
sich die Entwicklungswellen nunmehr auf die
Mandschurei im Norden, die bisher vor
allem die Schwerindustrie beherbergte,
sowie die zentralchinesische Jangtse-Region. Die Regierung baut hier die Infrastruktur
stark aus und gewährt zudem Steuervorteile
für die Unternehmensansiedelung. Die Investitionen des Staates sowie der Unternehmen treiben die Wirtschaftserschließung
voran und schaffen Arbeitsplätze in diesen
Regionen. Einen ebenfalls wachstumstreibenden Effekt haben die nach wie vor
starken Migrationbewegungen aus den ländlichen Provinzen im Landesinneren in die
Wirtschaftszentren im Osten des Landes.
Während das BIP die Arbeitsleistung der
vormals in der Landwirtschaft oder von
hoher versteckter Arbeitslosigkeit geplagten
schwerindustriellen Staatsbetrieben tätigen
Erwerbspersonen kaum berücksichtigt
hatte, steigen Wertschöpfung und Produktivität der dann auf Baustellen und in exportorientierten Betrieben arbeitenden Menschen an.
Gegenwärtig dürfte in etwa nur ein gutes
Drittel aller Erwerbspersonen in marktwirtschaftlich geführten Betrieben arbeiten. Es
besteht also noch sehr viel des sich aus Kapitalmobilität und Migration ergebenden
Wachstumspotenzials. Über lange Zeiträume
gerechnet, wird der Einfluss dieser Faktoren
auf die gesamtwirtschaftliche Produktion
sich aber allmählich abflachen, derjenige
Grafik 7: Anteil der Stadt- an der Gesamtbevölkerung (%)
50
45
40
35
30
25
20
1990
1995
2000
2002
2003
2004
2005
2006
Quelle: National Bureau of Statistics
7
Analysen & Trends
der Migration wahrscheinlich eher als der
Weg des Kapitals zu den Menschen. Schon
dieser Aspekt spricht für sich alleine genommen für längerfristig abnehmende
Zuwachsraten des realen BIP.
Demographie, Bildung und
Umweltfaktoren
Wie untenstehende Grafik zeigt, nimmt die
Wachstumsrate der Bevölkerung seit Jahrzehnten ab. Dieses ist an sich kein ungewöhnlicher Befund für ein wie China dynamisch wachsendes Schwellenland. Hinzu
kommt, dass die Regierung mit der bis heute
verfolgten sogenannten „Ein-Kind-Politik“
die Zunahme bewusst eindämmte. Die steigende Lebenserwartung sowie abnehmende
Geburtenraten werden auch in China zu
einer im Vergleich zur Gesamtbevölkerung
zunehmenden Zahl von Pensionären führen.
Die Überalterung der chinesischen Gesellschaft wird sich aber nicht wesentlich
schneller als in anderen asiatischen Volkswirtschaften vollziehen. In Relation zur
Gesamtbevölkerung wird die Anzahl der
Erwerbspersonen 2010 ihren Höhepunkt
erreichen1. Der hiervon ausgehende dämpfende Effekt auf die gesamtwirtschaftliche
Produktion wird sich zumindest in den nächsten 15 Jahren in engen Grenzen halten.
Chinas Alphabetisierungsrate liegt im
Schnitt leicht über derjenigen vergleichbarer Emerging Markets. Ausführlichere
und international vergleichbare Daten über
Ausbildungsstand und -entwicklung sind
nicht verfügbar. Auffallend ist aber, dass der
Export technologischer Produkte deutlich
zugelegt hat und sich derzeit in etwa auf 55
% der Gesamtausfuhren beläuft. Alleine ITHardware-Ausfuhren machen inzwischen
fast ein Drittel der Exporte aus. Diese Angaben könnten den Schluss nahe legen, dass
sich China allmählich von dem Image des
Billiglohnproduzenten auf dem Weltmarkt
löst. Allerdings erzeugen die Tochterfirmen
ausländischer Unternehmen fast ausschließlich die technologisch anspruchsvolleren Produkte. Deren Export steht aber
auch ein wertmäßig entsprechend hoher
Import gegenüber; die eigentliche, in China
Grafik 8: Wachstumsrate der Bevölkerung (%)
3.0
2.5
2.0
1.5
1.0
0.5
0.0
50 53 56 59 62 65 68 71 74 77 80 83 86 89 92 95 98 01 04
Quelle: National Bureau of Statistics
Grafik 9: Bevölkerung: Medianalter (2020 u. 2050 Projektion)
60
50
40
30
20
10
0
Asien Australien China Hongkong Indien
1
S. Dunaway und V. Arora: Pension Reform in China: The
Need for a New Approach, IMF Working Paper
WP/07/109, May 2007, S. 5
8
2005
2020
2050
Quelle: National Bureau of Statistics
Japan Singapur
Südkorea
Thailand
Analysen & Trends
selbst erbrachte Wertschöpfung ist bis auf
wenige Ausnahmen niedrig. Mit anderen
Worten: Die Firmen führen technologische
Produkte ein, assemblieren sie zum Fertigprodukt, das sie anschließend exportieren.
Bessere Ausbildung war und ist natürlich
auch in China ein wichtiger Wachstumsfaktor und zweifellos wird die in der Volksrepublik erbrachte Wertschöpfung bei Exportgütern weiter zunehmen2. Für die kommenden
15 Jahre sollte man ihm aber keinen
höheren Stellenwert einräumen, als er in der
Vergangenheit hatte.
China produziert zulasten der Umwelt. Das
Ausland sowie auch zunehmend die Parteiführung und Regierung mahnen den hohen
Ausstoß an Schadstoffen an. Die Entwicklung des Landes ähnelt hier derjenigen Taiwans, das auch am Anfang seiner Industrialisierung wenig Rücksicht auf
Umweltfaktoren legte, mit zunehmender
Wirtschaftsleistung diese aber stärker
berücksichtigte. Wir erwarten für die Volksrepublik längerfristig zwar einen ähnlichen
Weg. Die Politik wird aber größere Wachstumseinbußen zugunsten einer umweltgerechteren Produktion nicht hinnehmen,
weil hohes Wirtschaftswachstum schlicht
der beste Garant des sozialen Friedens darstellt. Größere Einbrüche im Wirtschaftswachstum durch stärkere Umweltauflagen
wird es daher nicht geben. Umgekehrt werden sich diese aber auch nicht als eine Stütze hohen Wirtschaftswachstums, wie beispielsweise in Deutschland, erweisen.
Exportierbare Umwelttechnologie besteht
in der Regel aus technologischen Spitzenprodukten, deren Erzeugung auf absehbare
Zeit primär noch in den Industriestaaten
angesiedelt sein wird.
Wirtschaftspolitik
Wie die Erfahrung anderer Schwellenländer
zeigt, kann eine sehr ambitionierte Investitions- und Wechselkurspolitik in gravierenden
Finanzkrisen enden, die auch die Realwirtschaft auf Jahre hinaus in Mitleidenschaft
2
Auch die OECD beklagt in einer Studie den technologischen Rückstand der meisten Firmen. OECD Re-views
of Innovation Policy. China. Synthesis Report, 2007, hier
u.a. S. 59
3
gut beschrieben bei: N. Roubini und B. Setser: China Trip
Report, April 2005, www.rgemonitor.com
ziehen. Mexiko 1994, Thailand und Südkorea
1997, Russland 1998 sowie die Türkei und
Argentinien (jeweils 2001) gerieten auf diesem Weg in die Krise.
Der graduelle, auf Konsensfindung 3 bedachte
Ansatz der chinesischen Wirtschaftspolitik
hat solche fatalen Entwicklungen im Falle
Chinas in den vergangenen Jahrzehnten verhindert. Kurswechsel in der Wirtschaftspolitik bleiben wohl dosiert und überraschen
in der Regel weder Finanzmarkt noch
Gesamtwirtschaft. Das eher behäbige Vorgehen der Wirtschaftspolitik kann zwar
dazu führen, dass das Land sein Wachstumspotenzial nicht voll ausschöpft. Bestes Beispiel ist hier die Wechselkurspolitik, welche
die Flexibilisierung des Renminbi, wenn
überhaupt, nur sehr allmählich vorantreibt.
Das von Vorsicht geprägte Vorgehen
bewahrt aber die Volkswirtschaft andererseits vor gravierend falschen wirtschaftspolitischen Schritten.
Drohen Fehlentwicklungen vollends aus
dem Ruder zu laufen, schreckt aber auch die
chinesische Führung nicht vor harten
Schritten zurück. Als sich beispielsweise die
Inflation 1993 in nicht mehr tolerierbare
Höhen schraubte, folgten rigorose, von der
Zentralbank verordnete Kreditbeschränkungen. Auch die parallel hierzu verordnete
Abwertung des Renminbi gegenüber dem US
Dollar um mehr als 30 % passt in dieses Bild.
Wird die von Gradualismus geprägte Wirtschaftspolitik auch künftig fortbestehen?
Der bisherige Erfolg dieses Ansatzes spricht
zweifellos dafür. Allerdings werden, wie
auch in anderen Ländern, ihre Freiheitsgrade mit zunehmender außenwirtschaftlicher Öffnung eher abnehmen. Dies gilt im
besonderen Maße für die Liberalisierung der
Devisen- und Kapitalverkehrskontrollen, die
das Land stark von den volatilen internationalen Kapitalströmen abgeschirmt haben.
Einerseits ist gute und vorhersehbare Wirtschaftspolitik ein wichtiger Wachstumsfaktor. Andererseits ist sie selbst auch das
Resultat der Wirtschaftsentwicklung. Sollte
China sich längerfristig seine Wirtschaftsdynamik bewahren können, rechnen wir
mit fortschreitender Liberalisierung und
außenwirtschaftlicher Öffnung, was das
Wachstumspotenzial erhöht. Auch falls die
9
Analysen & Trends
Wachstumsrate vorübergehend, also nur für
1-2 Jahre, auf unter 7% fallen würde, stünde
dieser wirtschaftspolitische Kurs sicher
nicht in Frage. Denn im Falle einer
schwachen Investitionskonjunktur kann,
wie in den Jahren 2000 bis 2002 geschehen,
der Staat das Wachstum mit Infrastrukturprojekten stützen.
BIP fließt natürlich auch viel chinesisches
Kapital ins Ausland. Dennoch verbleibt
genügend Ersparnis zur Finanzierung der
stark zunehmenden Investitionen. Die
damit verbundene Akkumulation von Realkapital ermöglicht wiederum die rasche
Produktionsausweitung.
Fällt die Wachstumsrate aber für die Dauer
mehrerer Jahre unter die Marke von 6-7%
sind Probleme auf dem Arbeitsmarkt, und
damit auch größere soziale Verwerfungen
und Unruhen wahrscheinlich nicht zu vermeiden. Eine weniger ambitiöse Öffnungspolitik, eine wieder stärkere Stellung des
Staates in der Volkswirtschaft und möglicherweise im Vergleich zu heute deutlich
eingeschränkte politische Freiheiten
könnten leicht die Folge sein. Eine derartige
Wirtschaftspolitik wäre nicht nur die Folge
einer Wachstumskrise, sondern würde,
umgekehrt, wiederum auch zu Lasten der
längerfristigen Wirtschaftsdynamik gehen.
Obenstehende Grafik zeigt einen ZusamGrafik 10: Wirtschaftswachstum* und gesamtwirtschaftliche Sparquote*
2006 (%)
Kapitalbildung
Eine Hauptquelle zunehmender Produktivität ist die immens hohe Ersparnisbildung in
der Volksrepublik. Immerhin stellte sich die
gesamtwirtschaftliche Kapitalbildung 2006
auf über 50 % des BIP, also einen Wert, den
nicht annähernd ein anderes größeres
Schwellenland erreicht. Über den hohen Leistungsbilanzüberschuss von gut 10 % des
10
12
45
10
40
35
8
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25
6
20
4
15
10
2
5
Sparquote (linke Skala)
Wirtschaftswachstum (rechte Skala)
* jahresdurchschnittl. Werte 2002–2006
Quelle: Institute of International Finance, Internationaler Währungsfonds
menhang zwischen gesamtwirtschaftlicher
Sparquote und realem Wirtschaftswachstum bei Schwellenländern. Gerade in dieser
Ländergruppe determiniert das verarbeitende Gewerbe die Wirtschaftsdynamik in weit
stärkerem Maße als dies bei Industrieländern der Fall ist, wo der Dienstleistungssektor in der Regel eine stärkere Rolle spielt. Mit
der Dominanz der industriellen Fertigung
steigt aber auch der Stellenwert des Realkapitals als Wachstumsfaktor.
Brasil.
Turkei
Polen
Ungarn
Mexiko
Chile
Russl.
Indien
Thailand
Korea
China
0
Süd Africa
Auch wenn die bisherigen Punkte alles in
allem für eine positive Einflussnahme der
Wirtschaftspolitik auf das längerfristige
Wirtschaftswachstum sprechen, sollte man
einen Faktor nicht übersehen: Einer der
grundlegenden Bestimmungsfaktoren für
den chinesischen Wirtschaftserfolg war,
dass die Regierung die Wirtschaft graduell
liberalisierte und damit die treibenden Kräfte für den Aufschwung freisetzte. Je höher
der Liberalisierungsgrad einer Volkswirtschaft aber ist, umso geringer wird dieser
Effekt ausfallen. Es besteht gegenwärtig
sicher noch viel Spielraum für einen weiteren Rückzug des Staates. Aber dieser dürfte im Zeitablauf weiter abnehmen und
damit werden die damit verbundenen positiven Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum tendenziell geringer ausfallen.
50
0
Analysen & Trends
Hohe gesamtwirtschaftliche Sparquoten
sind alles andere als unüblich im fernöstlichen Wirtschaftsraum. Auch Japans
gesamtwirtschaftliche Sparquote liegt weit
über dem Durchschnitt der OECD-Staaten.
Im Falle Chinas kommen noch weitere
Gesichtspunkte hinzu, die die außergewöhnlich hohe Kapitalbildung stützen:
· Während der Transformation sind die aus
der kommunistischen Phase stammenden
sozialen Sicherungssysteme weitgehend
auf der Strecke geblieben4. Die herkömmliche Renten- und Krankenversicherung
deckt kaum mehr den in der Volksrepublik
ohnehin niedrigen Grundbedarf der Menschen ab. Und neue, kapitalgedeckte Versicherungslösungen sind erst im Aufbau
begriffen. In dieser für den Einzelnen vergleichsweise „rauhen“ Umgebung, in der es
auch kaum Arbeitsplatzsicherheit gibt,
haben die hohen Ersparnisse Vorsorgecharakter.
· Primäres Sparmedium der privaten Haushalte sind Bankdepositen, die aber einen
nur niedrigen, oftmals sogar unter der
Inflationsrate liegenden Zinssatz aufweisen. Engagements im Ausland waren bislang kaum erlaubt, so dass außer Bankeinlagen nur der lokale, in den letzten Jahren
jedoch zunehmend überhitzte Aktienmarkt für Engagements übrig blieb. Kurz:
Um einen bestimmten Zielkapitalbetrag
zu erhalten, muss man eben mehr sparen.
· Die einbehaltenen Gewinne der Unternehmen sind hoch und durch die vor allem in
der Exportwirtschaft vorherrschende günstige Ertragslage der Firmen genährt.
Wie wird sich die Sparquote längerfristig
entwickeln? Untenstehende Grafik zeigt die
entsprechenden Relationen der bereits weiter fortgeschritteneren asiatischen Schwellenländer Taiwan und Südkorea. Bei beiden
Staaten folgte einem anfänglichen Anstieg
die spätere, graduelle Reduktion. Auch wenn
deren Kapitalbildung nie das Niveau der
gegenwärtigen Sparrate Chinas erreichte,
liegt es nahe, einen ähnlichen längerfristigen Verlauf für China anzunehmen. Mit
zunehmendem Aufbau von sozialen Sicherungssystemen dürfte z.B. das „Angstsparen“ der Bevölkerung zurück gehen. Auch
die anderen, oben aufgeführten Determinanten für eine hohe Ersparnisbildung, werden sich in ihrer Ausprägung eher „normalisieren“ und sprechen daher dafür, dass sie
sich wieder in gemäßigtere Bereiche zurückziehen wird. Eine niedrigere Kapitalbildung
muss natürlich nicht zwangsläufig auf
geringere Wachstumsraten hinauslaufen,
zumal sicher auch die Effizienz der Investitionen zunehmen wird. Andererseits gewinnt
bei zunehmender Reife einer Volkswirtschaft erfahrungsgemäß der Dienstleistungssektor, dessen Entwicklung weniger
an die Kapitalbildung gebunden ist, an
Bedeutung. Dieser Aspekt unterstützt denn
auch die These, dass China mit einer graduell rückläufigen Sparquote dem Entwicklungsmuster Taiwans und Südkoreas folgen wird.
Grafik 11: Gesamtwirtschaftliche Sparquoten (%)*
55
50
· Die Haushaltsfehlbeträge der öffentlichen
Hand sind in den letzten Jahren deutlich
gefallen. Schätzungen für 2006 gehen von
einem Fehlbetrag von nur noch 0,7% des
BIP (2002: 2,6%) aus. Da die Steuereinnahmen aufgrund des hohen Wirtschaftswachstums reichlich flossen, dürfte sich
die Relation aus den laufenden Staatseinnahmen zu den entsprechenden – ausgaben und mithin der staatliche Beitrag zum
gesamtwirtschaftlichen Sparaufkommen
erhöht haben.
45
40
35
30
25
20
80
82
Taiwan
84
86
88
Südkorea
90
92
94
96
98
00
02
04
06
China
* Gesamtwirtschaftliche Ersparnisbildung in % des BIP
Quelle: Institute of International Finance, Internationaler Währungsfonds, nationale Stati4
S. Dunaway und Arora, S. 5
stiken
11
Banken- und Finanzmarkt
Aufgrund der hohen Kapitalbildung kommt
den Banken sowie dem Kapitalmarkt eine
besonders wichtige Rolle für die weitere
Wirtschaftsentwicklung zu. Es nimmt deshalb nicht Wunder, dass hier die polarisierte, widersprüchliche Betrachtung Chinas
mit am stärksten zur Geltung kommt. Unbestritten zählt die Finanzwirtschaft zu den
schwächeren Sektoren. Die trotz verbesserter
Rechnungslegungsvorschriften immer noch
weit verbreitete Intransparenz nährt daher
Spekulationen, dass es – ähnlich wie in
anderen Schwellenländern beobachtet – zu
einem Zusammenbruch des Finanzsystems
kommen könnte, mit unübersehbaren Folgen für die Realwirtschaft. Andererseits
drängen ausländische Großbanken wie in
keinem anderen Schwellenland auf den
großen, inländischen Markt. Aktienemissionen chinesischer Kreditinstitute sind in
aller Regel mehrfach überzeichnet und die
„Industrial and Commercial Bank of China
(ICBC)“ ist gemäß ihrer Marktkapitalisierung inzwischen die größte Bank der Welt.
Die Wahrheit zwischen diesen Extremen
dürfte auch hier in der Mitte liegen. Wir
kommen zu diesem Schluss aufgrund folgender Aspekte:
5
z.B.: Standard&Poors: Bank Industry Risk Analysis:
China’s Banks Benefit From Strong Economic Conditions,
But Corporate Governance Remains Weak, Oktober
2007, hier S. 2, www.ratingsdirect.com
6
Näheres hierzu: R. Podpiera: Progress in China’s Banking
Sector Reform: Has Bank Behavior Changed? IMF Working Paper, WP/06/71, S. 9ff
12
· Die nicht ordnungsgemäß bedienten Kredite
(NPLs) sind in den letzten Jahren in Relation zum ausstehenden gesamten Kreditvolumen kontinuierlich zurückgekommen
und belaufen sich derzeit auf gut 6 % 5. Richtig ist, dass vor allem die rasch expandierende Kreditvergabe zu diesem positiven
Ergebnis, nicht aber eine absoluter Rückgang der NPLs beigetragen hat. Vor allem
in den Provinzen laufen nach wie vor problematische Darlehen auf, nicht zuletzt
aufgrund direkter oder indirekter Kreditlenkung durch die lokale Gebietskörperschaft. Hinzu kommt, dass eine besonders
großzügige Kreditvergabepraxis zum Beispiel im Immobilienbereich bei einer
bevorstehenden Wirtschaftsabkühlung
leicht wieder zum sprunghaften Anstieg
der NPLs führen kann. Höhere Relationen
der nicht bedienten Kredite als die oben
erwähnte beziehen denn auch meistens
jene Darlehen mit ein, die im Falle einer
gravierenden Wachstumsabschwächung
nicht bedient werden und haben damit
eher Prognosecharakter 6. Immerhin hat
die Regierung in den vergangenen 10 Jahren erhebliche Mittel zur Rekapitalisierung
der Kreditinstitute bereitgestellt.
· Vor allem die in den großen Wirtschaftszentren tätigen Banken bemühen sich mit
Erfolg, modernere Praktiken im Risikomanagement, insbesondere bei der Analyse
einzelner Engagements, einzuführen. Die
graduelle Abkühlung der Immobilienmärkte in einigen Großstädten wie Schanghai
hilft den Banken, früher leichtfertig ausgereichte Kredite zu verdauen. Eine harte
Landung der Immobilienkonjunktur wäre
Analysen & Trends
für die Banken demgegenüber eine weit
größere Herausforderung.
· Der Banken- und Finanzmarkt ist extrem
„nach außen“ abgeschottet. Nach wie vor lassen die Devisen- und Kapitalvorschriften es
nicht zu, dass die privaten Haushalte im
großen Stil ihr Kapital ins Ausland transferieren, wenn auch die Regierung mit kleinen
Schritten versucht, die Regelungen etwas zu
liberalisieren. So gestattete sie kürzlich privaten Haushalten unter bestimmten Voraussetzungen, ausländische Aktien zu erwerben. Der nach außen abgeriegelte
Finanzmarkt sowie staatliche Vorschriften
über die Höhe der Depositen- und Kreditzinssätze (Zinsbänder) engen den Wettbewerb
ein, zumal der Marktanteil der in China operativen Auslandsbanken insgesamt klein ist.
Leidtragende sind die privaten Haushalte, die
auf ihre Spareinlagen in manchen Fällen nur
eine negative reale Verzinsung erhalten.
· Die Banken sind zudem das Opfer der
Wechselkurspolitik. Um die Aufwertung des
Renminbi zu bremsen, interveniert die
Notenbank am Devisenmarkt und schöpft
die dabei geschaffene inländische Liquidität durch die Emission sogenannter „Sterilisationspapiere“ wieder ab. Diese niedrig
verzinslichen Anleihen landen in den
Bilanzen der Banken und engen ihre Kreditvergabe an private Unternehmen ein.
· Auch der chinesische Aktienmarkt befindet
sich alles andere als im Gleichgewicht. Das
mit derzeit über 50 extrem hohe KursGewinn-Verhältnis am A-Share-Markt, der
den Engagements inländischer Anleger
vorbehalten ist, repräsentiert gewissermaßen den Anlagenotstand im Land. Um
einen höheren Ertrag als aus Bankdepositen zu erzielen, bleibt ihnen nur die Möglichkeit, Aktien von am A-Share-Markt
notierten Firmen zu erwerben, trotz der
dort unzureichenden Transparenz der gelisteten Firmen. Eine sehr hohe Nachfrage
trifft hier auf ein sehr eingeschränktes
Angebot, da sich ein erheblicher Teil des
Aktienkapitals der gelisteten Firmen noch
in den Händen des Staates befindet. Die
Devisenkontrollen bewirken, dass sich die
Kurse am A-Share-Markt jeglichem Zusammenhang mit den Notierungen an internationalen Börsen entziehen.
Grafik 12: Depositen- und Kreditzinsen, Inflationsrate (%)
30
25
20
15
10
5
0
–5
87
89
91
Kredite
93
95
Depositen
97
99
01
03
05
07
Inflationsrate
Quelle: Internationaler Währungsfonds
Grafik 13: Kursentwicklung: Shanghai A-Share und MSCI World
7000
6000
5000
4000
3000
2000
1000
0
97
98
99
MSCI World
00
01
02
03
04
05
06
07
A-Share Market
Quelle: Bloomberg
· Bankenkrisen sind in Fernost keine Seltenheit. Sie werfen, Japan bildet hier sicher die
Ausnahme, aber nicht notgedrungen die
gesamte Volkswirtschaft aus der Bahn.
Spekulationsblasen im Aktien- und Immobilienbereich sind keine notwendige
Voraussetzung für Bankprobleme. Beispielsweise waren es in Südkorea zu
Anfang dieser Dekade vor allem über Kreditkarten ausgereichte Konsumentendarlehen, welche die Kreditinstitute in Schwierigkeiten brachten.
Abschottung hat den Vorteil, dass es keine
Kapitalflucht geben kann und damit auch
systemischen Finanzkrisen enge Grenzen
gezogen sind. Ihr Nachteil ist eine mangelnde Effizienz des Finanzsystems, die zulasten
13
Analysen & Trends
des Wirtschaftswachstums geht. Die Regierung dürfte die Devisenvorschriften und
das gesamte Finanzsystem schrittweise,
d.h. in den kommenden 5 bis 10 Jahren liberalisieren.
Eine in Relation zum verfügbaren Einkommen künftig wahrscheinlich rückläufige
Ersparnisbildung der privaten Haushalte
könnte den Schluss nahe legen, dass auch in
der längerfristigen Zukunft der Finanzsektor einen eher unterdurchschnittlichen Beitrag zum Wirtschaftswachstum leistet.
Allerdings gehörte der Finanzbereich traditionell zu den am stärksten regulierten Branchen. Eine Liberalisierung, wie sie bereits in
Gang gekommen ist, sowie der mit ihr verbundene stärkere Wettbewerb kann hier
besonders starke Wachstumskräfte freisetzen, was folgende Aspekte untermauern:
· Mehr Finanzinstrumente werden helfen,
den gegenwärtigen Anlagenotstand zu entschärfen. Dies wird die Wertschöpfung der
Banken steigern.
· Die Kreditvergabe wird mit der Implementierung moderner Methoden im Risikomanagement künftig rationaleren Kriterien
als in der Vergangenheit folgen.
· Der Rückzug des Staates aus den sozialen
Sicherungssystemen wird weiter anhalten.
Private Instrumente werden diese Lücke
füllen. Besonderes Gewicht erhält die private Altersvorsorge, auch wegen der
ungünstigen demographischen Entwicklung.
Diese Argumente legen einen starken, überproportionalen Wachstumsbeitrag der
Finanzwirtschaft nahe. Er dürfte am kräftigsten innerhalb der nächsten 5-10 Jahren
ausfallen und sich danach proportional
zum Wirtschaftswachstum entwickeln.
Weltmarkt
Mit einem Außenhandelsvolumen von über
2000 Mrd. US$ ist China derzeit die drittgrößte Handelsnation der Welt. Chinas
Exportdynamik schlägt immer größere Wellen. Trotz des großen Binnenmarktes sind
die Exporte von 16 % 1990 auf knapp 40 % des
BIP 2006 angestiegen. Dies spiegelt sich auch
in dem während dieser Phase von 2 auf 8 %
14
gestiegenen Anteil des Landes am Welthandel wider. Bei diesem Tempo könnte China
schon im nächstem Jahr die deutsche Wirtschaft als weltgrößten Exporteur ablösen.
Handels- und Leistungsbilanz weisen seit
einigen Jahren sehr hohe Überschüsse auf.
In diesem Jahr dürfte sich der Aktivsaldo in
der Leistungsbilanz auf über 10 % des BIP
belaufen. Hohe Leistungsbilanzüberschüsse
und Kapitalzuflüsse der letzten Jahre
führten zu einer deutlichen Aufstockung
der Devisenreserven. Mittlerweile besitzt
das Land mit über 1300 Mrd. US$ die weltweit höchsten Währungsreserven.
Hinter dem chinesischen Exportwunder stehen sicher viele Faktoren. Zu Anfang waren
es ausschließlich vor allem die niedrigen
Löhne, welche eine kostengünstige Produktion arbeitsintensiver Erzeugnisse ermöglichten. Bis Mitte der 90er Jahre beinhaltete das
Exportsortiment überwiegend Textil- und
Spielwaren sowie qualitativ wenig
anspruchvolle elektrotechnische Erzeugnisse. In den letzten zehn Jahren profitierte
die chinesische Exportindustrie von den
hohen Investitionen multinationaler Firmen
aus den Nachbarländern, die zur Ausweitung der Exportkapazität vor allem für elektronische Güter führten. Dies führte zwar zu
einem verbreiterten Exportsortiment, die
Wertschöpfungstiefe blieb allerdings in der
Regel, wie bereits weiter oben beschrieben,
niedrig. Zudem ermöglicht der umfangreiche Ausbau der Infrastruktur die Erschließung des Hinterlandes für die Exportindustrie.
Grafik 14: Außenhandel in Mrd. US$
1300
1200
1100
1000
900
800
700
600
500
400
300
200
100
0
90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07s
Import
Export
Quelle: Dresdner Bank, Institute of International Finance (IIF)
Analysen & Trends
Mehr als zwei Drittel der ausländischen
Direktinvestitionen kommen aus den asiatischen Nachbarländern, was nicht nur die
Export-, sondern auch die Importstruktur
prägt. Immerhin stammten 2006 über 50 %
aller Importe Chinas aus den stärker industrialisierten fernöstlichen Volkswirtschaften.
Grafik 15: Welthandelsanteile (%)
14
12
10
8
6
Der bereits oben beschriebene typische Produktionsvorgang, also der Import von hochtechnologischen Komponenten, deren Montage in China zum Gesamtprodukt sowie
der anschließende Export prägt entscheidend die Regionalstruktur des Außenhandels. Im bilateralen Warenaustausch mit
den Nachbarstaaten verzeichnet die Volksrepublik Defizite, mit den USA und Europa
dagegen Überschüsse.
4
2
0
1980
1985
1990
1995
Japan
Deutschland
2000
USA
2005
2006
2007s
China
Quelle: Internationaler Währungsfonds
Grafik 16: Exportdestination (in % des Gesamtexports)
Seit 2000 verbucht China im Schnitt ein
Exportwachstum von knapp 25 % pro Jahr.
Wird diese hohe Exportdynamik künftig
fortbestehen?
Die praktisch unbegrenzte Verfügbarkeit
billiger Arbeitskräfte mit guter Arbeitsmoral
macht China nach wie vor zu einem günstigen Produktionsstandort. So beträgt der
durchschnittliche Stundenlohn im chinesischen Verarbeitenden Gewerbe (ca. 1,20
EUR) z.B. nur ein Zehntel desjenigen von
Korea oder Taiwan sowie ein Zwanzigstel
desjenigen in Japan. Zwar steigen die Löhne
zweistellig pro Jahr, aber die Arbeitsproduktivität wächst ebenso schnell, sodass die
chinesischen Hersteller die steigenden
Arbeitskosten hierdurch auffangen können.
Für die Regierung ist die Wechselkurspolitik
ein entscheidendes Mittel, die preisliche
Wettbewerbsfähigkeit der Exportwirtschaft
zu sichern. Der Renminbi hat sich seit der
offiziellen Aufgabe der Wechselkursbindung an den US-Dollar im Juli 2005 um 7 %
gegenüber dem US-Dollar aufgewertet. Eine
noch deutlichere Höherbewertung der Währung verhinderte die Zentralbank durch
massive Devisenmarktinterventionen. Allerdings wird der Druck aus den USA aufgrund
des hohen Handelsbilanzüberschusses Chinas weitererhalten bleiben. Auch die EU
dürfte gegen das chinesische Wechselkursdumping künftig entschiedener vorgehen.
Protektionistische Maßnahmen, wie sie
gegenwärtig bei Stahlimporten diskutiert
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
1990
Rest
1992
1994
Asien
1996
USA
1998
2000
2002
2004
2006
EU
Quelle: Internationaler Währungsfonds
Grafik 17: Importdestination (in % des Gesamtimports)
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06
Rest
Asien
USA
EU
Quelle: Internationaler Währungsfonds
15
Analysen & Trends
werden, würden die chinesische Wirtschaft
hart treffen. Vor diesem Hintergrund ist
anzunehmen, dass China in den kommenden Jahren eine stärkere Aufwertung seiner
Währung zulässt. Dies wird aber nur graduell vonstatten gehen. Ferner hat die chinesische Regierung bereits begonnen, die
Steuervorteile und sonstigen Begünstigungen für Exporteure abzubauen.
In der Vergangenheit fingen die Produzenten
gestiegene Kosten auch durch niedrigere
Gewinnmargen auf, was die hohen Erträge
auch gut zuließen. Der Exportpreis blieb
damit unverändert und beeinträchtigte nicht
das Exportvolumen. Nach jahrelanger Stagnation sind die Exportpreise seit letztem Jahr
wieder gestiegen. Sie befinden sich aber
immer noch unter dem Niveau von 2003.
Zudem können die Exportfirmen ihre
Fabriken ins Hinterland verlegen, wo die
Löhne im Vergleich zu den Küstenregionen
deutlich niedriger sind. Diese Flexibilität
spricht dafür, dass die Exportwirtschaft
zumindest in den kommenden Jahren keine
wettbewerblichen Einbußen hinnehmen
muss. Längerfristig wird aber das Niedriglohnsegment der Exportwirtschaft teilweise nach
Vietnam, Indonesien oder Indien abwandern.
Hinzu kommt, dass ausländische Direktinvestitionen in der Volksrepublik, die in den vergangenen Jahrzehnten die Haupttriebfeder
der chinesischen Exportwirtschaft darstellten, künftig an Dynamik verlieren werden.
Schon seit geraumer Zeit sinken die Engagements in Relation zu BIP und Warenexport.
Stattdessen investieren chinesische Firmen
nun verstärkt im Ausland, sicher auch ein
Ergebnis des immens hohen Devisenüberschusses in China. In erster Linie sollen sie
helfen, die Rohstoffe für die rasch expandierende Wirtschaft zu sichern. Generell dienen
chinesische Auslandsinvestitionen, weit
stärker als dies in anderen Ländern der Fall
ist, strategischen Entwicklungszielen der
gesamten Volkswirtschaft.
Alles in allem gehen wir zwar von zweistelligen jahresdurchschnittlichen Zuwachsraten der chinesischen Exporte für die nächsten 15 Jahre aus. Der Export wird aber seine
Katalysatorfunktion für das Wirtschaftswachstum zunehmend einbüßen. Diese Perspektive steht auch im Einklang mit der
Strategie der Regierung, den privaten Ver16
brauch zu fördern, um längerfristig ein zwischen Binnen- und Auslandsnachfrage besser ausbalanciertes Wirtschaftswachstum
zu generieren.
Grafik 18: Direktinvestitionen (in Mio. USD)
100000
80000
60000
40000
20000
0
–20000
–40000
1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006
Direktinv. in China (+)
chin. Direktinv. im Ausl. (–)
Quelle: EcoWin
Grafik 19: Ausländische Direktinvestitionen in China
35
30
25
20
15
10
5
0
1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006
in Rel. BIP (%)
in Rel. Warenexport (%)
Quelle: EcoWin
Basisszenario: hohes, aber langsam
sinkendes Wirtschaftswachstum
Das Wirtschaftswachstum in Asien folgt
Entwicklungswellen. Die erste Welle ritt
bekanntlich Japan, dass mit extrem hoher
Wachstumsdynamik in den 50 und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts in die Gruppe
der Industrienationen vorstieß. Japans
Analysen & Trends
Erfolg veranlasste die sogenannten Tigerstaaten, die Südkorea, Taiwan sowie Hongkong und Singapur umfassen, 2 Jahrzehnte
später diesem Entwicklungsmuster zu folgen. Und schließlich machten sich nach
einer weiteren Dekade Malaysia, Thailand
und vor allem China auf, die dritte Entwicklungswelle zu formieren. Die Erfolgsstory
dieser Wellen gründet sich trotz erheblicher
struktureller Unterschiede der Volkswirtschaften immer auf eine starke Betonung
der Industrie, der Weltmarktorientierung
sowie auf zunächst arbeitsintensive Produktionsprozesse, bei denen die Staaten ihren
Lohnkostenvorteil ausspielen können. Später nimmt dann mit steigenden Löhnen die
Kapitalintensität zu, der vor allem auch die
hohe Kapitalbildung zugute kommt.
Nebenstehendes Schaubild zeigt zunächst
sehr hohe Wachstumsraten sowohl bei
Japan, als auch im Falle Taiwans und Südkoreas. Bei allen drei Ländern fällt aber die
Wirtschaftsdynamik im Zeitverlauf, bei
Japan mit Abstand am stärksten, vor allem
im Zuge der Immobilien- und Bankenkrise
in der vergangenen Dekade.
Kann man für China einen ähnlichen langfristigen Wirtschaftsverlauf unterstellen?
Zunächst fügt sich China gut in das Wellenmuster ein, nur dass hier mehrere Entwicklungswellen gleichzeitig laufen. In den
urbanen Zentren an der Ostküste, welche
die Keimzelle des chinesischen Aufschwungs präsentieren, ist die Umstellung
auf kapitalintensive Produktion entweder
bereits geschafft oder noch in vollem Gang.
Die arbeitsintensive Produktion rückt daher
– wie auch schon weiter oben beschrieben in die Zentren der noch weniger entwickelten Regionen, also in die Mandschurei
sowie nach Zentralchina vor. Eine dritte
Welle wird wahrscheinlich die mehr ländlich strukturierten, gegenwärtig noch stark
von der Agrarwirtschaft dominierten Provinzen künftig erfassen. Der sehr wachstumsfördernde Prozess, dass man immer
mehr Menschen in die Marktwirtschaft einbezieht, dürfte also China aufgrund seiner
Größe länger als beispielsweise Südkorea
und Taiwan erhalten bleiben.
Gleichwohl werden künftige Entwicklungswellen zunehmend weniger wachstumsintensiv verlaufen, als jene, welche die Volksre-
Grafik 20: Reales Wirtschaftswachstum (in %, gl. Fünfjahresdurchschnitte)
14
12
10
8
6
4
2
0
1966 1969 1972 1975 1978 1981 1984 1987 1990 1993 1996 1999 2002 2005
Taiwan
Japan
Südkorea
Quelle: Internationaler Währungsfonds, nationale Statistiken
publik bereits durchlaufen hat oder
gegenwärtig durchläuft. Hohe Wachstumsraten beobachtet man praktisch in allen
Schwellenländern vor allem in urbanen
Zentren, die aber auch in China zumindest
größtenteils schon marktwirtschaftlich
erschlossen sind. In den ländlichen Regionen werden die Wachstumsbeiträge künftig eher niedriger ausfallen, auch deshalb
weil durch die Wanderarbeiter zumindest
ein Teil des dortigen Erwerbspersonenpotenzials bereits heute in Fabriken und Baustellen der boomenden Zentren arbeitet.
Dies spricht für zunächst hohes, gegen Ende
der Projektionsperiode aber etwas abflachendes Wirtschaftswachstum.
Auch die anderen, im vorderen Teil der Studie behandelten Wachstumsfaktoren sprechen für ein derartiges Szenario: Untenstehende Tabelle zeigt klar, dass hiervon in den
nächsten 5 Jahren eher positive Impulse auf
das reale Wirtschaftswachstum ausgehen
werden. Für die sich daran anschließende
Phase von 2013 bis 2022 dürften sich die Faktoren negativ oder neutral auswirken. Lediglich die Bildung wird mit den ihr verbundenen Produktivitätsschüben, isoliert
betrachtet, das Wachstumspotenzial in die
Höhe schrauben.
Innerhalb des oben skizzierten Szenarios
gehen wir also von weiterhin hohen, aber
doch abnehmenden Zuwachsraten des realen
BIPs aus. Je weiter die Wirtschaftsentwicklung voranschreitet, umso verhaltener fällt
17
Analysen & Trends
die Produktionsausweitung aus. Die Angaben für die Jahre 2009 bis 2012 und von 2013
bis 2022 spiegeln jahresdurchschnittliche
Raten, also gewissermaßen das Trendwachstum wider. Kräftige Schwankungen in
der Wachstumsdynamik innerhalb dieser
Zeitphasen kann man natürlich nicht ausschließen.
Legt man die BIP-Prognose des Basisszenario zugrunde, so wird unter den unten
beschriebenen Annahmen der Projektion
die Volksrepublik ihr Bruttoinlandsprodukt
zu laufenden Preisen und Wechselkursen
berechnet, bis 2022 gegenüber 2006 um
mehr als das 7-fache steigern. China wird
am Ende des Projektionszeitraumes fast die
Wirtschaftsleistung des Euro-Raums erreichen und vor Japan die größte fernöstliche
Wirtschaftsmacht darstellen. Nach wie vor
wird freilich das Pro-Kopf-Einkommen nur
ein Bruchteil von demjenigen der großen
Wirtschaftsblöcke der entwickelten Volkswirtschaften ausmachen.
Wir messen dem Basisszenario eine Eintrittswahrscheinlichkeit von 80 % bei. Daneben gibt
es natürlich noch viele andere Möglichkeiten, wie sich die chinesische Volkswirtschaft langfristig entwickeln kann. Die
Wahrscheinlichkeit eines signifikant
höheren Wirtschaftswachstums wird
unseres Erachtens geringer ausfallen, als
jene einer deutlichen Wachstumsreduktion.
Das „downside risk“ überwiegt demnach das
„upside potential“. Gegen externe Schocks,
wie eine Rezession in den USA, ist auch
China nicht gefeit. Ebenso können aber auch
sozioökonomische Verwerfungen in dem
von erheblichen Gegensätzen geprägten
Land die Wirtschaftsentwicklung nachhaltig beeinträchtigen.
Sollte das Wirtschaftswachstum für mehrere, aufeinander folgende Jahre auf Werte
unter 6-7 % fallen, wäre China von einer Massenarbeitslosigkeit bedroht. Denn dann
könnte die boomende exportorientierte
Industrie nicht mehr die in den staatseigenen Betrieben und der Landwirtschaft freigesetzten Arbeitskräfte aufnehmen, was zu
zunehmender Erwerbslosigkeit auch in den
urbanen Zentren, weit verbreiteten Protesten bis hin zu massiven Unruhen führen
kann. Wie in der Vergangenheit würde die
Regierung hierauf zunächst mit zusätzlichen Investitionsausgaben, bei ausblei18
Wachstumsfaktoren
Auswirkungen auf die Zunahme des realen BIP (+: positive, -: negative
Einflußnahme, O: neutral)
2008–2012
2013–2022
Migration Arbeit und Kapital –
Entwicklungswellen
+
–
Kapitalbildung
+
–
Wirtschaftspolitik
+
O
Demographie
O
–
Bildung
+
+
Umwelt
O
–
Banken/Finanzmarkt
+
O
Weltmarkt
O
–
Basisszenario: Langfristprognose reales
Wirtschaftswachstum China in %
Ist-Wert 2006
11.1
Schätzung 2007
11.5
Prognose 2008
10.5
Prognose 2009–2012 jahresdurchschn.
9.0
Prognose 2013–2022 jahresdurchschn.
7.0
Grafik 21: Bruttoinlandsprodukt (nominal, in Mrd. USD)
30000
25000
20000
15000
10000
5000
0
China
2006
USA
EWU
2022 Projektion
Quelle: Internationaler Währungsfonds, Allianz Dresdner Economic Research
Japan
Analysen & Trends
Basisszenario: Annahmen
China: In die Projektion des in US-Dollar ausgedrückten nominalen Bruttoinlandsproduktes fließen außer der realen Wachstumsrate noch andere Parameter ein. Als Deflator haben wir für 2007 und 2008 unsere Schätzung der Inflationsrate aus den
laufenden Publikationen von Allianz Dresdner Economic Research in Höhe von 4 bzw. 3,5 % verwendet. Dieses Vorgehen halten wir in Anbetracht des engen Zusammenhangs von Konsumentenpreiszunahme und Deflator des Bruttoinlandsprodukts
in der Vergangenheit für gerechtfertigt. Für 2007 gehen wir zudem von einer jahresdurchschnittlichen Aufwertung des Renminbi gegenüber dem US-Dollar von 5 %, für 2008 von 4,6 % aus. Die relativ starke Wechselkursbewegung ergibt sich teilweise auch aus der Aufwertung des Euro und Yen, die sich ebenfalls im Währungskorb der chinesischen Währung befinden,
gegenüber dem US-Dollar. Für die sich anschließende Phase 2009–2022 haben wir einen jahresdurchschnittlichen Deflator
von 3 % in die Projektion eingestellt. Zum Vergleich: in den Jahren 1992 bis 2006 stiegen die Preise pro Jahr im Schnitt um
5,5 %. Diese sehr hohe Rate war aber auch das Resultat der zu Anfang der 90er Jahre noch sehr hohen Inflationsraten gewesen. In den Jahren 2009 bis 2012 dürfte der Renminbi um 3 % p.a. und danach, bis 2022 um 2 % p.a. gegenüber dem US-Dollar
aufwerten. Hieraus resultiert zwar eine nicht unbeträchtliche reale Aufwertung der chinesischen Währung. Die hohen
Produktivitätszunahmen dürften aber die damit verbundenen Einbußen an internationaler Wettbewerbsfähigkeit in engen
Grenzen halten bzw. kompensieren.
USA: Für die gesamte Phase von 2007 bis 2012 unterstellen wir ein reales Wirtschaftswachstum von 2,4 % pro Jahr. Dies fällt
um einen dreiviertel Prozentpunkt niedriger aus als die vergleichbare Zunahme in der Phase 1992–2006, die aber auch eine
im historischen Vergleich außerordentlich starke Boomperiode war. Die Zunahme des realen BIP nährt sich auch durch die
jährliche Expansion des Erwerbspersonenpotenzials um ungefähr 1 %. Als jahresdurchschnittlichen Deflator haben wir für
2007–2022 eine Rate von 2,5 % eingestellt, die leicht über dem entsprechenden Wert der vergangenen 15 Jahre (2,2 %) liegt.
EWU: Künftige Erweiterungen der Wirtschafts- und Währungsunion bleiben in der Projektion unberücksichtigt. Für 2007 bis
2022 gehen wir von einem jahresdurchschnittlichen realen Wirtschaftswachstum von 2 % (1992–2006: 1,8 %) sowie einem
entsprechenden Deflator von 2,5 % (1998–2006: 2,6 %) aus. Wir haben in die Projektionen einen stabilen Wechselkurs des
Euro zum US-Dollar eingestellt.
Japan: Wir gehen hier von einem jahresdurchschnittlichen realen Wirtschaftswachstum von 2 % sowie einen entsprechenden Deflator von 1 % aus. Auch hier unterstellen wir einen konstanten Wechselkurs des Yen zum US-Dollar über die
Projektionsphase
bender Wirkung aber mit politischer Härte
und einer Einschränkung der Freiheiten
reagieren. Die damit verbundene größere
internationale Isolation würde es dem Land
dann noch zusätzlich erschweren, zur
Wachstumsdynamik vergangener Jahre zurückzukehren.
Aber so weit muss und wird es auch aller
Wahrscheinlichkeit nach nicht kommen.
Mit dem in unserem Szenario dargelegten
Wachstumspfad dürften viele strukturelle
Änderungen in China einher gehen. Der Private Verbrauch wird mehr als die Investitionen und der Export zulegen können, so
dass die Binnennachfrage an Dynamik
gewinnen dürfte. Mit anziehendem Konsum
werden aber auch die Importe kräftiger steigen und der hohe Überschuss in der Leistungsbilanz langsam abschmelzen. Da
gleichzeitig die Investitionen Chinas im
Ausland Auftrieb erhalten, ist es auch naheliegend, dass sich die gegenwärtig exorbi-
tant hohen Devisenreserven in Relation zum
Import und anderen Schlüsselfaktoren auf
ein normaleres Maß zurück bilden. Von der
Verankerung stabiler Rahmenbedingungen,
z.B. von Corporate Governance Prinzipien,
wird u.a. der Finanzmarkt profitieren und an
internationaler Wettbewerbsfähigkeit
gewinnen. Dieses wird es wiederum der
Regierung ermöglichen, die strengen Devisen- und Kapitalverkehrskontrollen zu liberalisieren. Die außenwirtschaftliche Öffnung des Landes, die sich bislang vor allem
auf den Warenhandel sowie die Direktinvestitionen erstreckte, wird damit auch den
Kapitalverkehr mit dem Ausland erfassen.
Bedroht der Aufstieg Chinas zur drittstärksten Wirtschaftsmacht die Menschen in den
Industrieländern? Nicht notwendigerweise.
Schon heute sind die mit dem Aufstieg Chinas verbundenen Ängste oft überzeichnet.
Man befürchtet in den entwickelten Staaten
eine Erosion der internationalen Wettbe19
Analysen & Trends
werbsfähigkeit, eine Abwanderung ganzer
Industriezweige sowie einen damit verbundenen Verlust an Arbeitsplätzen. Zudem
sieht man die Volksrepublik zunehmend als
Konkurrent bei der Nachfrage nach Rohwaren bzw. als Treiber von Rohstoffpreisen.
Man übersieht dabei, dass gerade die Konsumenten in den Industriestaaten durch die
preiswerten in China gefertigten Waren
erhebliche Wohlstandsgewinne verbuchen.
Diese sind Ausdruck der internationalen
Arbeitsteilung, die Chinas Aufstieg weiter
voran treiben wird und von der schließlich
alle profitieren können. Ängste, wie auch
die eingangs erwähnte polarisierte
Betrachtung des Landes, sind vor allem
aber auch das Ergebnis von Intransparenz,
die es im Wirtschaftsleben der Volksrepublik in nicht zu knapper Form gegeben hat
und immer noch gibt. Sie spiegelt das duale
Wirtschaftssystem wider, bei dem man oft
nicht abschätzen kann, ob nun die alte
20
Planwirtschaft, also die Politik, oder aber
marktwirtschaftliche Prinzipien die
Marschrichtung vorgeben. Auch wenn uns
diese Problematik in der noch ferneren
Zukunft begleiten wird, so ist doch anzunehmen, dass China auf dem marktwirtschaftlichem Weg weiter voranschreitet,
die Intransparenz zurück geht und sich
damit die mit ihr verbundenen Ängste im
Ausland etwas abbauen dürften. In die gleiche Richtung wirkt der Aufbau von zunehmend politisch unabhängigen, stabilen
marktwirtschaftlichen Institutionen und
Rahmenbedingungen in der Volksrepublik,
an denen die Regierung schon seit längerem arbeitet sowie die steigenden Direktinvestitionen chinesischer Unternehmen
im Ausland. Die zunehmende Kapitalverflechtung sorgt für mehr gleichgerichtete
Interessen von Kapitalgebern und der Wirtschaft des Empfängerlandes. Sie wirkt
damit politischen Alleingängen und einer
Isolation Chinas entgegen.
Analysen & Trends
Investor’s Corner
Wer überlegt, vom langfristigen Wachstumsausblick Chinas zu profitieren, für
den können u.a. folgende Fonds in Frage
kommen:
Global
· Allianz-dit Global DemographicTrends
- A - EUR (ISIN LU0281689694, TER -.-)
China – Asien – BRIC
· Allianz-dit Interglobal - A (ISIN DE0008475070, TER 1,41%)
· Allianz RCM China - A - EUR
(ISIN IE0004874099; TER 1,88%)
· Allianz-dit Vermögensbildung Global
- A - (ISIN DE0008481847, TER 1,41%)
· Allianz-dit BRIC Stars - A - EUR
(ISIN LU0224575943, TER zzgl.
performanceabhängig 2,50%)
Garantiefonds
· Allianz RCM Asia Pacific - A - EUR
(ISIN LU0204480833; TER 1,63%)
· Allianz-dit Tiger Fund - A - EUR
(ISIN LU0003575916, TER 2,03 zzgl.
performanceabhängig 2,140)
· Allianz-dit Growing Markets Protect
- AT - EUR (ISIN LU0293293113, TER
0,52% Rumpfgeschäftsjahr)
Die von uns genannten Fonds können sowohl als
Portfoliobeimischung als auch als Basisallokation verstanden werden, bei deren Umsetzung die individuellen Verhältnisse inklusive des jeweiligen Risiko-
Emerging Markets
Ertrags-Profils des Anlegers berücksichtigt werden
müssen. Auch empfiehlt sich die Beratung durch einen
· Allianz RCM Global Emerging Markets
Equity - A - EUR (ISIN IE0000597124,
TER zzgl. performanceabhängig 2,14%)
Anlagespezialisten. Verkaufsprospekte sowie alle
weiteren Informationen zu den einzelnen Fonds erhalten Sie bei Allianz Global Investors oder direkt bei Ihrem Anlageberater.
TER (Total Expense Ratio): Gesamtkosten (ohne
Transaktionskosten), die dem Fondsvermögen im
letzten Geschäftsjahr belastet wurden.
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Impressum
Allianz Global Investors
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60329 Frankfurt am Main
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keine Gewähr übernehmen. Diese Publikation dient lediglich Ihrer Information. Für eine Anlageentscheidung, die
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unser besonderer Service.
Die Arbeiten des Teams Kapitalmarktanalyse werden in den drei
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· Kapitalmarktbrief
· Analysen & Trends
· PortfolioPraxis
zur Verfügung gestellt.
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Einblick in Aktien- und Anleihemärkte sowie Branchen- und Länderkonjunkturen.
Nach Rubriken unterteilt, informieren wir Sie über aktuelle Entwicklungen, Tendenzen und Investmentideen.
Die Reihe Analysen & Trends konzentriert sich jeweils auf ein Thema: Wir stellen
Ihnen Branchen oder Regionen vor, erläutern die Bewertung einzelner Marktsegmente, gehen auf längerfristige Entwicklungen ein und bieten Ihnen so Hilfen bei
der Anlageentscheidung.
In PortfolioPraxis geht es um die Kunst des Vermögensaufbaus und der Vermögensstrukturierung: Baustein für Baustein durchleuchten wir hier Möglichkeiten
& Chancen für den optimalen „Mix“ in Ihrem Portfolio, verbunden mit Tipps zur
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Hans-Jörg Naumer
Leiter Kapitalmarktanalyse
Allianz Global Investors
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Bei dieser Publikation handelt es sich um eine Information gem. § 31 ABs 2 WpHG.
Januar 2008
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