17 Grundlagen Eine Pilzzelle besteht grundsätzlich aus folgenden Elementen (▶ Abb. 17.1): ●● Zellwand (Außenwand der Hyphe) ●● Septum (Hyphenquerwand) ●● Querwandporus ●● Plasmalemm (Plasmamembran) ●● Mitochondrien ●● 80S-Ribosomen ●● Zellkern ●● Nukleolus ●● Kernmembran ●● Golgi-Apparat (Dictyosomen) ●● endoplasmatisches Retikulum ●● Lomasomen (schwammartige Ultrastrukturen zwischen Zellwand und Plasmalemm) Die Zellwand besteht zu knapp 90 % aus Kohlenhydraten wie Chitin, Glukanen und Mannanen. Eine Besonderheit der Pilzzellmembran (Plasmalemm) ist das Vorkommen von speziellen Sterolen (z. B. Ergosterol), die in anderen biologischen Membranen bisher nicht gefunden wurden. Die Kernmembran bleibt bei Kernteilungen, die häufig unabhängig von der Zellteilung stattfindet, meist erhalten; sie ist als „Doppelmembran“ angelegt und mit dem endoplasmatischen Retikulum verbunden. 17.4 Abgrenzung zu anderen Eukaryonten Mit den Pflanzen haben Pilze im Gegensatz zu tierischen Zellen den Besitz einer Zellwand, zellsaftgefüllte Vakuolen und eine mikroskopisch gut sichtbare Plasmaströmung gemeinsam. Die weitgehende Bewegungsunfähigkeit der Pilze dient nicht primär der Abgrenzung vom Reich der Tiere, da auch Schwämme oder Korallen den größten Teil ihres Lebens sessil verbringen. Durch das Fehlen der auf Chloro- ▶▶ Abb. 17.1 Schematischer Aufbau einer Pilzzelle. phyll basierenden Fotosynthese und die dadurch bedingte heterotrophe Lebensweise unterscheiden sich Pilzzellen von den Pflanzenzellen. Auch das Chitin in der Zellwand der meisten Pilze, ein natürliches, der Zellulose ähnliches, jedoch aus N-Azetylglukosamin-Einheiten (Chitobiose) aufgebautes, stickstoffhaltiges lineares Polysaccharid, kommt in der Pflanzenwelt nicht vor. Im Tierreich ist Chitin z. B. als amorphe, unlösliche Gerüstsubstanz der Panzer von Arthropoden zu finden. Die Zellwand von Pflanzen und den Pilzen morphologisch ähnlichen Oomyzeten allerdings besteht in der Regel aus Zellulose. Zur Speicherung von Kohlenhydraten synthetisieren Pilze und Tiere Glykogen, während Pflanzen dafür Stärke verwenden. Mit Ausnahme der Euglenoiden unterscheiden sich Pilze von allen anderen Eukaryonten dadurch, dass sie Lysin über den α-Aminoadipat-Stoffwechselweg herstellen. Bei Pflanzen und Bakterien läuft die Synthese über den Diaminopimelat-Weg, während Tiere und der Mensch L-Lysin als essenzielle Aminosäure mit der Nahrung aufnehmen müssen. 17.5 Metabolismus Pilze sind fast ausnahmslos obligate Aerobier, nur wenige Arten wachsen unter anaeroben Bedingungen. Im Gegensatz zu autotrophen Organismen können die Kohlenstoffund Stickstoff-heterotrophen Pilze den zum Substanzaufbau benötigten Kohlenstoff und Stickstoff nicht aus anorganischen Verbindungen beziehen. Vielmehr müssen sie auf bereits synthetisierte organische Nährsubstrate in ihrer Umgebung zurückgreifen, die sie durch Abgabe von Enzymen aufschließen und dadurch für sich verfügbar machen. Auf diese Weise spielen sie bei der Mineralisa­tion des organischen Kohlenstoffs eine entscheidende Rolle. Saprophytäre Pilze können tote organische Materie nutzen, während obligat biotrophe Pilze (meist Parasiten, selten Symbionten) am Stoffwechsel ihres Wirtes partizipie- Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 348