Dr. Christian Schmidt Messung der Komplexität von IT-Landschaften auf der Basis von Architektur-Metamodellen Workshop IT-Governance, GI-Jahrestagung Informatik 2013 Koblenz, 20.09.2013 Forschungsprojekt Complexity in Enterprise Architectures Forschungsfragen: Projektlaufzeit: wie lässt sich Komplexität im Kontext von Unternehmensarchitekturen definieren und quantifizieren? welchen Einfluss hat Komplexität auf den Unternehmenserfolg? Ansprechpartner: an welchen Prinzipien sollte sich das Management von Komplexität orientieren? Anfang 2012 – Ende 2014 Dr. Thomas Widjaja Alexander Schütz Projektpartner (Auswahl): Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 2 Agenda 1. Motivation 2. Allgemeines Modell zur Messung von Komplexität 3. Operationalisierung auf der Basis von Metamodellen 4. Anwendung am Beispiel der Architekturtransformation 5. Diskussion und Ausblick Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 3 Fakten zum Thema IT-Komplexität Beobachtungen aus dem Projekt-Alltag Ein großes Industrieunternehmen besitzt über 4.000 Geschäftsanwendungen Eine große Bank setzt mehr als 20 verschiedene DBMS-Versionen ein Komplexität ist überall Eine Universalbank schaltet wegen unklaren Seiteneffekten seit Jahren keine Batch-Jobs ab Der Vorstand einer Versicherung wurde entgegen der IT-Strategie mit iPads ausgestattet Der Kapitalmarktbereich einer Landesbank entwickelte sein eigenes Data Warehouse Komplexität entsteht ständig neu Bei einem Audit identifizierte eine Rückversicherung 50 bisher unbekannte IDV-Anwendungen Das EA-Tool einer Versicherung erreichte nach einem Jahr das 3-fache der erwarteten Größe Während eines Projektes verdoppelte sich die Zahl der bekannten Ist-Anwendungen Komplexität wird häufig unterschätzt Zwei auf einer Konferenz vertretene Architekten eines Pharma-Konzerns kannten sich nicht Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 4 Das Gesetz der steigenden Komplexität Komplexität steigt sofern dies nicht aktiv verhindert wird Nach dem Zweiten Gesetz der Software-Evolution steigt die Komplexität eines im Einsatz befindlichen Software-Systems mit der Zeit an, wenn keine aktiven Maßnahmen dagegen ergriffen werden [Le97]. Es ist davon auszugehen, dass das Gesetz auch auf der Ebene der Unternehmensarchitektur gilt [SB11]. Komplexität siehe auch [Ru13] Bestandteile Treiber ITKomplexitätsÜberschuss • Mergers & Acquisitions • Lokale Optimierung / Politik Notwendige IT-Komplexität • Entwicklung der Technologie / IT-Industrie GeschäftsKomplexitätsÜberschuss • Mergers & Acquisitions • Lokale Optimierung / Politik Notwendige GeschäftsKomplexität • Geschäftsmodell • Regulierung / Aufsicht Zeit Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 5 Die zentrale Rolle von Komplexität Treiber und Auswirkungen von IT-Komplexität Die TOP 5 Treiber und Auswirkungen von IT-Komplexität nach einer Umfrage innerhalb der CALM3Arbeitsgruppe [Sc13]. 1. Lokale Optimierungsstrategien der Fachbereiche 1. Anstieg von Kommunikationsaufwänden 2. Steigende GeschäftsKomplexität 3. Steigende gesetzliche Regulierung 2. Anstieg von Entwicklungskosten IT Komplexität 3. Anstieg von Wartungskosten 4. Technologischer Fortschritt 4. Anstieg der Umsetzungszeit neuer Anforderungen 5. Kurzfristige Optimierungsstrategien der Fachbereiche 5. Anstieg durchschnittlicher Einarbeitungszeit CALM³ Complexity of Application Landscapes – Models, Measures, Management Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 6 Die verschiedenen Gesichter der Komplexität Stakeholder und ihr Verständnis von Komplexität Komplexität ist ein unscharfer Begriff. Unterschiedliche Stakeholder verbinden damit meist unterschiedliche Vorstellungen und Aspekte. Darstellung exemplarisch Chief Information Officer (CIO) Head of Solution Development • Anzahl Anwendungen • Anzahl Entwicklungslinien • Anzahl Schnittstellen Software Developer • Anzahl Frameworks • Lines of code • Anzahl Services • Anzahl Vendor-Beziehungen Line of Business Manager • Anzahl Produkte • Anzahl Prozessvarianten Enterprise Architect • Applikationen pro Capability • Anzahl Plattformen • Anzahl Schnittstellen Head of Operations • Anzahl Plattformen • Anzahl Abhängigkeiten Domain Architect • Anzahl Applikationen (innerhalb der Domäne) • Anzahl Interfaces (innerhalb der Domäne) Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 7 Messung von Komplexität Defizite bestehender Ansätze Bestehende Ansätze zur Messung von Komplexität basieren zumeist auf einer Menge von spezifischen Komplexitätsindikatoren. Hieraus ergeben sich eine Reihe von Problemen: Wie kann die Vollständigkeit gewährleistet werden? Wie können die Daten verglichen werden? Wie können Messwerte aggregiert werden? Welche Aussagekraft besitzen Durchschnittswerte? Stehen Daten in der benötigten Form zur Verfügung? Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 8 Agenda 1. Motivation 2. Allgemeines Modell zur Messung von Komplexität 3. Operationalisierung auf der Basis von Metamodellen 4. Anwendung am Beispiel der Architekturtransformation 5. Diskussion und Ausblick Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 9 Systemtheoretische Grundlage Unternehmensarchitektur als System-Modell Business Architecture Elena Technical Architecture Tech. Acc. Application Architecture Unternehmen und ihre Informationsverarbeitung können als komplexe, offene und dynamische Systeme (bestehend aus Elementen und zwischen diesen existierenden Beziehungen) aufgefasst werden. Dies impliziert jeweils eine Modellbildung (verkürzende, zweckorientierte Abbildung) [Ro79] [St73]. Definition: Fin. Acc. SAP FI Eine Unternehmensarchitektur (Enterprise Architecture) ist ein SystemModell, welches die grundlegende Organisation eines Unternehmens bestehend aus seinen Hauptkomponenten und den zwischen diesen bestehenden Beziehungen beschreibt [IEE11]. Formal kann dies als ein Tupel SEA = (TEA, REA) MS SQL PF Oracle PF bestehend aus den Komponenten TEA und den Beziehungen REA beschrieben werden. Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 10 Konzeptualisierung von Komplexität Generische Definition von struktureller Komplexität Nach einer Literaturanalyse (47 Beiträge aus knapp 4.000 Publikationen in internationalen Journalen / Konferenzen) wird Komplexität in der Literatur mehrheitlich mit folgenden Aspekten assoziiert [SWK13]: Busines Architecture Application Architecture Technical Architecture Anzahl (N) Heterogenität (H) Elemente (T) Beziehungen (R) NT NR (43 Nennungen) (24 Nennungen) HT HR (31 Nennungen) (10 Nennungen) vgl. auch [SM03] Die strukturelle Komplexität einer Unternehmensarchitektur kann entsprechend definiert werden als ein Tupel CEA = (NT, HT, NR, HR). Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 11 Quantifizierung von Heterogenität Heterogenität als statistische Eigenschaft Die Quantifizierung von Komplexität ist damit im Wesentlichen auf die Quantifizierung von Heterogenität zurückgeführt. Definition: Heterogenität ist allgemein definiert als die Verschiedenartigkeit von Elementen oder Beziehungen eines Systems hinsichtlich bestimmter Charakteristika (Attributausprägungen). Heterogenität kann als statistische Eigenschaft aufgefasst werden und in Form von Häufigkeitsverteilungen beschrieben werden. 60% 50% Die Interpretation als Häufigkeitsverteilung ermöglicht die Anwendung erprobter statistischer Maßzahlen. Insbesondere können die in verschiedenen Bereichen der Wissenschaft eingesetzten und gut untersuchten Konzentrationsmaße adaptiert werden (z. B. Herfindahl-HirschmannIndex, Simson-Index, Entropie-Maß) [Wi12]. Anteil 40% 30% 20% 10% 0% DB/2 Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 MS SQL Oracle Sybase 12 Quantifizierung von Heterogenität Anforderungen an geeignete Kennzahlen Anforderung Szenario A Szenario B 100% Zusätzliche Attributwerte 100% MS SQL 50% Oracle 0% 100% Verschiebung in der Klassifikation MS SQL 50% Oracle 100% Oracle Het(A) < Het(B) DB/2 0% MS SQL 50% Het(A) < Het(B) Oracle 0% 100% MS SQL 50% Oracle 0% Keine Auswirkung proportionaler Änderungen MS SQL 50% 100% 0% Auswirkung kleiner Zahlen Erwartetes Ergebnis 1500 MS SQL 50% Oracle Het(A) < Het(B) DB/2 0% 1500 1000 1000 MS SQL 500 500 0 150 1000 500 Oracle 0 MS SQL 300 Het(A) = Het(B) Oracle vgl. [SWK13] Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 13 Quantifizierung von Heterogenität Das Entropie-Maß Die Anforderungen werden am besten durch das von Shannon eingeführte Entropie-Maß erfüllt [Sh48] [JB79] [SWK13]: 60% 𝐸𝑀 = 1.12 50% 40% 30% 20% 𝑛 𝐸𝑀 = 𝑖=1 1 𝑓𝑖 𝑙𝑛 𝑓𝑖 𝑤𝑖𝑡ℎ 𝑓𝑖 = 𝑥𝑖 𝑛 𝑗=1 𝑥𝑗 Die Interpretation wird erleichtert durch das sogenannte Numbers Equivalent, welches die äquivalente Zahl gleichverteilter Werte wiedergibt: 10% 0% DB/2 MS SQL Oracle Sybase 60% 𝐸𝑀 = 1.10 50% 40% 30% 20% 𝐸𝑀𝐴 = 𝑒 𝐸𝑀 10% 0% 𝐸𝑀𝐴 = 𝑒 1.12 = 3.06 DB/2 MS SQL Oracle Sybase Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 14 Agenda 1. Motivation 2. Allgemeines Modell zur Messung von Komplexität 3. Operationalisierung auf der Basis von Metamodellen 4. Anwendung am Beispiel der Architekturtransformation 5. Diskussion und Ausblick Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 15 Operationalisierung Modellanwendung auf der Basis von EA-Repositories Eine sinnvolle Modellanwendung erfordert eine weitergehende Differenzierung von Element- und Beziehungstypen sowie die Verfügbarkeit entsprechender Modell-Daten. EA Metamodel aus: [TOG13] EA Repository Architektur-Repositories mit ihrem anhand von Metamodellen strukturierten Datenbestand bilden hierfür die ideale Grundlage. Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 16 Komplexitätsaspekte Typen von Komplexitätsaspekten in Metamodellen Typ 1: Elementtypen ET 1 • Attr. 1 • Attr. 2 • … Typ 2: Relationstypen (Spezialfall von Typ 3) Typ 3: Pfadtypen ET 1 ET 2 • Attr. 1 • Attr. 2 • … • Attr. 1 • Attr. 2 • … ET 1 ET … ET n • Attr. 1 • Attr. 2 • … • Attr. 1 • Attr. 2 • … • Attr. 1 • Attr. 2 • … Anzahl der Elementinstanzen eines Typs Heterogenität der Elementinstanzen eines Typs hinsichtlich bestimmter (eigener) Merkmale Anzahl der Relationsinstanzen eines Typs Heterogenität der Relationsinstanzen eines Typs hinsichtlich bestimmter Merkmale der an der Beziehung beteiligten Elementtypen Anzahl der Relationsinstanzfolgen eines Typs Heterogenität der Relationsinstanzfolgen eines Typs hinsichtlich bestimmter Merkmale der auf dem Pfad liegenden Elementtypen Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 17 Beispiel: Komplexitätsaspekt vom Typ 1 Anwendungen nach Herstellern SAP FI Elena SAP FI SAP FS-CD XIA ResQ XIA ResQ Standardisierung 100% 80% 60% 40% 100% 80% 60% 40% 20% 20% 0% 0% SAP N=4 SD TW CG H = 1.39 Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 SAP N=4 SD TW H = 1.04 18 Beispiel: Komplexitätsaspekt vom Typ 1 Anwendungen nach Herstellern SAP FI Elena XIA ResQ SAP FI ResQ Deaktivierung 100% 80% 60% 100% 80% 60% 40% 40% 20% 20% 0% 0% SAP N=4 SD TW Elena CG H = 1.39 Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 SAP N=3 TW CG H = 1.10 19 Beispiel: Komplexitätsaspekt vom Typ 2/3 Anwendungsnutzung nach Anwendungen SAP FI UK Branch SAP FI UK Branch XIA DK Branch XIA DK Branch Entflechtung 100% 80% 60% 100% 80% 60% 40% 40% 20% 20% 0% 0% SAP FI N=4 XIA H = 0.69 Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 SAP FI N=2 XIA H = 0.69 20 Beispiel: Komplexitätsaspekt vom Typ 2/3 Anwendungsnutzung nach Anwendungen SAP FI UK Branch SAP FI UK Branch XIA DK Branch XIA DK Branch Konsolidierung 100% 80% 60% 100% 80% 60% 40% 40% 20% 20% 0% 0% SAP FI N=2 XIA H = 0.69 Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 SAP FI N=2 XIA H=0 21 Agenda 1. Motivation 2. Allgemeines Modell zur Messung von Komplexität 3. Operationalisierung auf der Basis von Metamodellen 4. Anwendung am Beispiel der Architekturtransformation 5. Diskussion und Ausblick Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 22 Anwendungsbeispiel Einsatz im Rahmen der Zielarchitekturplanung Projektsteckbrief Gegenstand: Bebauungsplanung Kern-Landschaft Branche: Spezialversicherung Zeitraum: Mai – Dez. 2012 Treiber: hohe Redundanz, mangelnde Akzeptanz von Kernsystemen, extensiver Einsatz von EndUser-Applikationen (Access, Excel, etc.) Ziele: Eliminierung von End-User-Applikationen, technologische Homogenisierung und Ausrichtung auf Gruppen-Standards, Einführung zentraler Integrationsplattform Methodik: TOGAF ADM / ADD [TOG13] Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 23 Anwendungsbeispiel Metamodell des Anwenderunternehmens Technical Architecture Application Architecture Business Architecture Line of Business Business Function Organization Unit Application System Information Entity Application Component Application Interface Application Domain Platform Technical Domain Infrastructure System Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 24 Anwendungsbeispiel Metamodell und betrachtete Komplexitätsaspekte Business Architecture Application Architecture Technical Architecture Business Function Line of Business Organization Unit 3 5 Application 1 System Application Domain 4 6 Information Entity 7 8 Application Component Application Interface 2 Platform Technical Domain Infrastructure System Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 25 Betrachtete Komplexitätsaspekte Interpretation von Anzahl und Heterogenität (1) Komplexitätsaspekt 1 2 3 4 Interpretation N Interpretation H Application System nach Application Vendor Anzahl aller vorhandenen (produktiven) Anwendungen Konzentration der Anwendungen nach Herstellern (Typ 1) Sinkt mit der Außerbetriebnahme von Anwendungen Sinkt mit Verlagerung von Spezialzu Standard-Anbietern Application Interface nach Interface Type Anzahl aller vorhandenen Applikationsschnittstellen Konzentration der Schnittstellen nach Schnittstellen-Technologie (Typ 1) Sinkt mit der Außerbetriebnahme von Schnittstellen Sinkt mit Verlagerung von Spezialzu Standard-Technologien Function Implementation nach Application Name Anzahl der Funktions-Implementierungen durch Applikationen Konzentration der Funktions-Impletierung durch Anwendungen (Typ 2) Sinkt mit dem Rückbau von Funktions-Implementierungen Sinkt mit Funktions-Verlagerung von Rand- zu Kern-Anwendungen Application Usage nach Application Name Anzahl der Nutzung von Applikationen durch Org. Units Konzentration der Anwendungsnutzung nach Anwendungen (Typ 2) Sinkt mit der Rückführung der Anwendungsnutzung in Org. Units Sinkt mit Verlagerung von „lokalen“ zu „globalen“ Anwendungen Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 26 Betrachtete Komplexitätsaspekte Interpretation von Anzahl und Heterogenität (2) Komplexitätsaspekt 5 6 7 8 Interpretation N Interpretation H LoB Support nach Application Name Anzahl der Unterstützung von Business Lines durch Anwendungen Konzentration der LoBUnterstützung nach Anwendungen (Typ 2) Sinkt mit der Rückführung der Unterstützung von LoBs Sinkt mit Verlagerung von LoB-spezifischen zu globalen Anwendungen Information Usage nach Application Name Anzahl der InformationsobjektNutzungen durch Applikationen Konzentration der Datennutzung nach Applikationen (Typ 2) Sinkt mit der Einschränkung der Datennutzung durch Applikationen Sinkt mit Verlagerung von Randzu integrierten Kern-Systemen Interface Usage nach Interface Name Anzahl der Schnittstellen-Nutzung durch Applikationen Konzentration der Schnittstellennutzung nach Schnittstellen (Typ 2) Sinkt mit der Reduktion der Schnittstellen-Nutzung Sinkt mit Verlagerung von Spezialzu Standard-Schnittstellen / Services Platform Usage nach Platform Name Anzahl der Plattform-Nutzung durch Anwendungen Konzentration der PlattformNutzung nach Plattformen (Typ 3) Sinkt mit der Reduktion der Plattform-Nutzung durch Applikationen Sinkt mit Verlagerung von Spezialauf Standard-Plattformen Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 27 Business Architecture Ergebnisse Veränderung der Komplexitätskennzahlen (Ist vs. Ziel) Business Function Line of Business Organization Unit 5 3 4 -27% -19% -20% -32% -20% Application Architecture -54% 6 -34% -27% 1 -21% Information Entity Application System 68% -55% 7 Application Interface 2 -3% -80% -7% Technical Architecture 7% 8 -18% Platform Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 Legende N (delta in %) H (delta in %) 28 Ergebnisse Interpretation der Veränderungen (1) Komplexitätsaspekt 1 Application System nach Application Vendor Werte Ist / Ziel Interpretation (51; 3,90) → (23; 3,08) Eliminierung von End-User-Applikationen (EUC) und Sonderverarbeitungen führt zu Reduktion von N. H bleibt hoch, weil Individualanwendungen weiterhin tragende Rolle spielen. (Typ 1) 2 Application Interface nach Interface Type (40; 3,36) → (39; 0,66) Einführung zentraler Integrationsplattformen (EAI / ETL) führt zu signifikanter Reduktion von H. (Typ 1) 3 Function Implementation nach Application Name (148; 3,09) → (108; 2,50) Application Usage nach Application Name (Typ 2) Funktionale Entflechtung (v. a. im Technical Accounting) führt zu deutlicher Reduktion von N. Zentralisierung der Funktionalität in wenigen Kernsystemen führt zu reduziertem H. (Typ 2) 4 Schnittstellenkonsolidierung und Einführung neuer Schnittstellen halten sich die Waage. (65; 3,88) → (44; 3,12) Anwendungskonsolidierung (insb. EUC) führt allgemein zu Reduktion von N. Eliminierung von lokalen Anwendungen (u. a. GL) bedingt Reduktion von H (Standortkonsolidierung). Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 29 Ergebnisse Interpretation der Veränderungen (2) Komplexitätsaspekt 5 LoB Support nach Application Name Werte Ist / Ziel Interpretation (91; 3,90) → (42; 3,11) Anwendungskonsolidierung (insb. EUC) führt allgemein zu Reduktion von N. Eliminierung LoB-spezifischer Applikationen (z. B. im Exposure Management) führt zu Reduktion von H. (Typ 2) 6 Information Usage nach Application Name (182; 3,33) → (120; 2,43) Konzentration der Datennutzung in Kernanwendungen / Reporting führt zu Reduktion von H. (Typ 2) 7 Interface Usage nach Interface Name (40; 3,69) → (67; 3,45) Platform Usage * nach Platform Name (Typ 3) Einführung neuer Anwendungen und Schnittstellen (Automatisierung) bedingt Anstieg von N. Stärkere Schnittstellen-Wiederverwendung bedingt Reduktion von H. (Typ 2) 8 Anwendungskonsolidierung und Daten-Entflechtung führen zu Reduktion von N. (29; 2,18) → (31; 1,78) Einführung neuer Anwendungen (z. B. CRM, Solvency II) bedingt leichten Anstieg von N. Techn. Standardisierung führt zu deutlicher Reduktion der von H. *) ohne Berücksichtigung von Client-Plattformen Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 30 Agenda 1. Motivation 2. Allgemeines Modell zur Messung von Komplexität 3. Operationalisierung auf der Basis von Metamodellen 4. Anwendung am Beispiel der Architekturtransformation 5. Diskussion und Ausblick Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 31 Diskussion Bewertung und Einsatzerfahrungen Die Ergebnisse der Modellanwendung konnten die qualitativen Einschätzungen der beteiligten Architekten sehr gut bestätigen und untermauern. Insgesamt wurde das Verfahren wie folgt beurteilt: Vorteile: Nachteile / beim Einsatz zu beachten: ganzheitlicher / multidimensionaler Ansatz Fokus ausschließlich auf struktureller Komplexität vollständige Abdeckung aller MetamodellAspekte der für den Umgang mit Komplexität wichtige Aspekt der Modularität ist schwer abzubilden flexible Anwendung auf allen ArchitekturEbenen und Detail-Stufen incl. Drill-Down Komplexitätsaspekte müssen sorgfältig definiert und interpretiert werden einheitliche Interpretation und vereinfachte Aggregation der Kennzahlen Es besteht das Risiko, Komplexität aus dem betrachteten Modellausschnitt ”heraus zu optimieren” (z. B. durch Verlagerung in die Subsystemebene) vollständige Metamodell- und ToolNeutralität einfache Anwendung auf Basis verfügbarer Architektur-Daten höhere Genauigkeit durch Verwendung von Konzentrationsmaßen globale Minimierung kann zu lokalem Anstieg der Komplexität führen (kann aber durch Drill-Down-Anwendung erkannt und entsprechend behandelt werden) Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 32 Diskussion Limitationen und Ausblick Die Forschungsergebnisse sind mit einer Reihe von methodischen Einschränkungen verbunden. Es bestehen zahlreiche Anknüpfungspunkte für die weitere Forschung. Limitationen Ausblick Untersuchung weitere Fälle (unter “kontrollierten” Bedingungen) Ergänzung des Ansatzes durch Kennzahlen aus dem Bereich der Netzwerkanalyse (z. B. Zentralität, Modularität, etc.) Erweiterung des HeterogenitätsKonzeptes auf mehrere Dimensionen (Attribute) Untersuchung der Möglichkeiten zur Kennzahlen-Aggregation Implementierung eines Prototypen und Entwicklung grafischer Sichten Erprobung an singulärem Anwendungsfall hat primär illustrativen Charakter (und keine empirische Beweiskraft) Heterogenitäts-Betrachtung ist bisher jeweils nur eindimensional (über ein Attribut) Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 33 Ausblick Es gibt noch viel zu tun A long way of research ahead… …but the time seemed right to make a start Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 34 Literatur [IEE11] IEEE Computer Society (Hrsg.): Systems and Software Engineering — Architecture Description (ISO/IEC/IEEE 42010:2011). IEEE Computer Society, New York, 2011. [JB79] Jacquemin, A. P.; Berry, C. H.: Entropy Measure of Diversification and Corporate Growth. The Journal of Industrial Economics (27:4), 1979; S. 359-369. [Le97] Lehman, M. M.: Laws of software evolution revisited. In: (Montangero, C. Hrsg.): Software Process Technology – Proceedings of the 5th European Workshop on Software Process Technology (EWSPT ‘96), Nancy, 1996. Springer, Berlin; S. 108–124. [Ro79] Ropohl, G.: Eine Systemtheorie der Technik – Zur Grundlegung der Allgemeinen Technologie. Carl Hanser, München, 1979. [Ru13] Rutz, U.: IT Complexity Management @ Commerzbank – Overview on Commerzbank Initiative. Präsentation EAMKON Konferenz, Stuttgart, April 2012. [SB11] Schmidt, C.; Buxmann, P.: Outcomes and Success Factors of Enterprise IT Architecture Management: Empirical Insight from the International Financial Services Industry. European Journal of Information Systems (20), 2011; S. 168-185. [Sc13] Schneider, A.: CALM3 – Workshop 3. Präsentation beim 3. Workshop CALM3 (Complexity of Application Landscapes – Models, Measures, Management). Technische Universtität München, August 2013. [Sh48] Shannon, C. E.: A Mathematical Theory of Communication. Bell System Technical Journal, 27, 1948; 379423 und 623-656. [SM03] Schneberger, S. L.; McLean, E. R.: The Complexity Cross: Implications for Practice. Communications of the ACM, 46 (9), 2003; S. 216-225. Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 35 Literatur [St73] Stachowiak, H.: Allgemeine Modelltheorie. Springer, Wien, New York, 1973. [SWS13] Schmidt, C.; Widjaja, T.; Schütz, A.: Messung der Komplexität von IT-Landschaften auf der Basis von Architektur-Metamodellen: Ein generischer Ansatz und dessen Anwendung im Rahmen der ArchitekturTransformation. Informatik 2013 – Beiträge der 43. Jahrestagung der Gesellschaft für Informatik. Köllen Verlag, Bonn. [SWK13] Schütz, A.; Widjaja, T.; Kaiser, J.: Complexity in Enterprise Architectures – Conceptualization and Introduction of a Measure from a System Theoretic Perspective. European Conference on Information Systems (ECIS), Utrecht, 2013. [TOG13] The Open Group (Hrsg.): TOGAF (The Open Group Architecture Framework) V. 9.1. http://www.opengroup.org/togaf, 2013. [Wi12] Widjaja, T.; Kaiser, J.; Tepel, D.; Buxmann, P.: Heterogeneity in IT Landscapes and Monopoly Power of Firms: A Model to Quantify Heterogeneity. International Conference on Information Systems (ICIS), Orlando, 2012. Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 36 Über uns Unsere Tätigkeitsfelder 1. Entwicklung EAM 2. 2. EnterpriseArchitecture Architecture Enterprise Office Office Aufbau von EAMFunktionen Erfassung von IstLandschaften EAM-Health Checks / Neuausrichtung von EAM-Funktionen Durchführung von Bebauungsplanungen Entwicklung der Geschäftsarchitektur Einführung von EAM-Tools Schulung von Architekten IT-Strategie und und ITIT-Strategie IT-Governance Governance Für die optimale Ausrichtung Ihrer IT Erweitern Sie Ihren Radius Hilfe zur Selbsthilfe 3. 3. Implementierung von Governance-Frameworks (insb. COBIT) Entwicklung der IT-Strategie Steuerung von Transformationsprojekten Aufbau des Portfoliomanagements Entwicklung technischer Standards Entwicklung der ITOrganisation Entwicklung von Lösungsarchitekturen Implementierung von Risikomanagement-Frameworks Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 37 Über uns Mitgliedschaften und Forschungsprojekte Organisationen: Communities: EA Community Rhein-Main Forschungspartner: Forschungsprojekte: CEAR Complexity in Enterprise Architectures CALM³ Complexity of Application Landscapes – Models, Measures, Management Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 38 Über uns Veröffentlichungen unserer Berater Dr. Christian Schmidt | Messung der Komplexität von IT-Landschaften | GI-Jahrestagung | 20. September 2013 39 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit