§ 41 Normierte Räume über dem Körper der komplexen Zahlen 41.1 41.2 Rechenregeln für komplexe pseudonormierte Räume Stetigkeits-, Differenzierbarkeits- und Integrierbarkeitskriterien für Abbildungen in einen endlich-dimensionalen C-Vektorraum Eigenschaften der komplexen Exponentialfunktion 41.3 Um die Lösungsgesamtheiten von linearen Differentialgleichungssystemen einfacher beschreiben zu können, benötigen wir den Cn . Hierzu sei zunächst an die Einführung der komplexen Zahlen C erinnert (siehe z.B. Aufgabe 10 der Linearen Algebra I): In R2 = R × R ist bzgl. der kanonischen Vektoraddition, a + b := (a1 + b1 , a2 + b2 ) für a := (a1 , a2 ), b := (b1 , b2 ) ∈ R2 , (R2 , +) eine abelsche Gruppe. Ferner definiert man in R2 die folgende Verknüpfungsrelation ·, Multiplikation“ genannt: ” (a1 , a2 ) · (b1 , b2 ) := (a1 b1 − a2 b2 , a1 b2 + a2 b1 ). Dann ist C := (R2 , +, ·) ein (kommutativer) Körper, der Körper der komplexen Zahlen genannt wird. Wie üblich bezeichnen e1 := (1, 0) und e2 := (0, 1) die beiden Einheitsvektoren des R2 . Man setzt i := (0, 1) = e2 ∈ C und nennt i die imaginäre Einheit. Es gilt i2 = (−1, 0). Die Abbildung j : R → C, definiert durch j(a1 ) = a1 e1 = (a1 , 0), ist ein injektiver Homomorphismus (d.h. j ist injektiv und es gilt: j(a1 + b1 ) = j(a1 ) + j(b1 ) sowie j(a1 · b1 ) = j(a1 ) · j(b1 ) ). Man identifiziert daher a1 ∈ R mit j(a1 ) = (a1 , 0). Somit schreibt man (a1 , a2 ) = (a1 , 0) + (0, 1) · (a2 , 0) =“ a1 + ia2 . ” Ist (a1 , a2 ) = a1 + ia2 ∈ C, so heißt a1 + ia2 := a1 − ia2 die konjugiert komplexe Zahl zu a1 + ia2 . C1 [41]–1 Kapitel X Differentialgleichungssysteme und Differentialgleichungen n. Ordnung Es gilt für komplexe Zahlen a, b ∈ C a·b=a·b a + b = a + b, (siehe z.B. den Beweis des Satzes 18.7 Lineare Algebra I) und a a ( ) = für a ∈ C, b ∈ C \ {0}. b b 2 Der R-Vektorraum R = C besitzt die euklidische Norm k k2 , die mit | | bezeichnet wird, d.h. q |a| := kak2 = a21 + a22 für a = (a1 , a2 ) ∈ R2 . Dann gilt nach 33.2 ferner folgt wegen auch |a · b|2 |a| = 0 ⇐⇒ a = 0; |a| = = a · b a · b = aa bb = √ |a + b| ≤ |a| + |b|; aa, a ∈ C |a|2 |b|2 , also |a · b| = |a||b| für a, b ∈ C. C ist ein Körper. Wegen i2 = −1 kann jedoch C zu keinem angeordneten Körper gemacht werden (siehe 2.3: In jedem angeordneten Körper K gilt für jedes Element t ∈ K, daß 1 + t2 > 0 ist). Ist a = a1 + ia2 ∈ C mit a1 , a2 ∈ R, so bezeichnet man a1 als Realteil und a2 als Imaginärteil von a, kurz Re(a) := a1 , Im(a) := a2 . Also ist a = Re(a) + i Im(a). Ist f : D → C, so sind Re(f ), Im(f ) : D → R erklärt durch die punktweisen Festsetzungen (Re(f ))(p) := Re(f (p)), (Im(f ))(p) := Im(f (p)) für p ∈ D. Ist also f = (f1 , f2 ) = f1 + if2 mit reellwertigen f1 , f2 , so ist Re(f ) = f1 , Im(f ) = f2 . c1 a11 + ia12 .. mit aj1 , aj2 ∈ R, Ist c = ... ∈ Cn (mit ci ∈ C), d.h. ist c = . cn an1 + ian2 so schreibt man a12 a11 Re(c) := ... , Im(c) := ... . an2 an1 Also ist auch in diesem Fall Im(c1 ) Re(c1 ) .. . c = Re(c) + iIm(c) = ... + i . Re(cn ) Im(c1 ) Wichtig (und trivial zu beweisen) ist: Sind a, b, c, d ∈ Rn und gilt a + ib = c + id, so folgt a = c und b = d. [41]–2 C1 Normierte Räume über dem Körper der komplexen Zahlen f1 Für f : D → Cn , also f = ... , definiert man entsprechend Re(f ) und Im(f ) fn wieder punktweise: (Re(f ))(p) := Re(f (p)), (Im(f ))(p) := Im(f (p)) für p ∈ D. Re(f1 ) Im(f1 ) .. .. , Im(f ) = . Daher ist Re(f ) = . . Re(fn ) Im(fn ) Ist V ein Vektorraum über C, so ist — wenn man die Abbildung C × V 3 (λ, v) → λv auf R × V einschränkt — V auch ein Vektorraum über R. Ist V ein Vektorraum über C mit dimC (V ) = n und ist v1 , . . . , vn eine Basis des C-Vektorraums V, so ist v1 , . . . , vn , iv1 , . . . , ivn Basis des R-Vektorraumes V. Insbesondere ist dann dimR (V ) = 2n. P Beweis. Ist v ∈ V, so gilt v = nj=1 (aj1 + iaj2 )vj mit aj1 , aj2 ∈ R. Also ist P P v = nj=1 aj1 vj + nj=1 aj2 (ivj ), d.h. v1 , . . . , vn , iv1 , . . . , ivn ist ein Erzeugendensystem für den R-Vektorraum V. Zu zeigen bleibt v1 , . . . , vn , iv1 , . . . , ivn sind R-linear unabhängig. P P Sei hierzu j=1 aj1 vj + nj=1 aj2 (ivj ) = 0, dann ist nj=1 (aj1 + iaj2 )vj = 0 und wegen der C-linearen Unabhängigkeit von v1 , . . . , vn folgt aj1 + iaj2 = 0 für j = 1, . . . , n. Also sind a11 , . . . , an1 , a12 , . . . , an2 alle gleich Null; dies zeigt (1). (1) Pn Sei nun V ein Vektorraum über C. Dann heißt V ein pseudonormierter oder normierter Raum, wenn man in 33.1 die Bedingung (ii) für α ∈ C an Stelle von α ∈ R fordert. Ist V ein Vektorraum über C und ein pseudonormierter (bzw. normierter) Raum, dann ist V ein Vektorraum über R, der ein pseudonormierter (bzw. normierter) Raum im Sinne von 33.1 ist. Daher kann man nach 33.7 — indem man V als Vektorraum über R auffaßt — auch in diesem Fall eine Pseudometrik (bzw. Metrik) für V gemäß gewinnen. dk k (p, q) = kp − qk Alle metrischen und topologischen Aussagen über Punkte oder Teilmengen von V beziehen sich im folgenden stets auf diese Metrik bzw. Topologie. Insbesondere ist also für einen Vektorraum V über C, der pseudonormiert ist, erklärt, wann f : X1 → V bzw. f : D → X2 , D ⊂ V in einem Punkt stetig sind, vorausgesetzt, X1 und X2 sind topologische Räume. Ist V ein endlich-dimensionaler Vektorraum über C, dann sind, da V dann auch ein endlich-dimensionaler R-Vektorraum ist, je zwei Normen für V äquivalent. C1 [41]–3 Kapitel X Differentialgleichungssysteme und Differentialgleichungen n. Ordnung V ist dann stets mit der Topologie versehen, die von irgendeiner dieser Normen herrührt. Ist D ⊂ R, dann ist gemäß § 37 (bzw. § 38) erklärt, wann f : D → V in t0 differenzierbar (bzw. einseitig differenzierbar) ist, f : [a, b] → V Riemann-integrierbar ist. Man hat hierzu jeweils nur V als endlich-dimensionalen Vektorraum über R aufzufassen: Ist z.B. V := C = R2 , so ist • f = (f1 , f2 ) = f1 + if2 genau dann in t0 differenzierbar (bzw. einseitig differenzierbar), wenn f1 und f2 in t0 differenzierbar (bzw. einseitig differenzierbar) sind. Ist f in t0 differenzierbar, so gilt (siehe 37.2 (bzw. 37.7 für die einseitige Differenzierbarkeit)): f 0 (t0 ) = f10 (t0 ) + if20 (t0 ) • f = f1 + if2 genau dann über [a, b] Riemann-integrierbar, wenn f1 und f2 Riemann-integrierbar über [a, b] sind. Ist f Riemann-integrierbar über [a, b], so gilt (siehe 38.5): Rb Rb Rb a f (x) dx = a f1 (x) dx + i a f2 (x) dx. Die Multiplikation mit komplexen Zahlen ermöglicht es, für komplexe pseudonormierte Räume einige zusätzliche Rechenregeln herzuleiten. 41.1 Rechenregeln für komplexe pseudonormierte Räume Sei V ein pseudonormierter C-Vektorraum für (i) und (ii). (i) Seien (vn )n≥m eine Folge in V, (λn )n≥m eine Folge in C und v ∈ V, λ ∈ C. Dann gilt: (vn → v, λn → λ) ⇒ λn vn → λv. (ii) Seien D, E ⊂ X1 , X1 ein pseudometrischer Raum. Dann gilt: f : D → V in p0 stetig, h : E → C in p0 stetig ⇒ h · f in p0 stetig. Sei V ein endlich-dimensionaler normierter Raum für (iii) und (iv). (iii) Es gilt für D, E ⊂ R: f : D → V in t0 differenzierbar, h : E → C in t0 differenzierbar ⇒ h · f in t0 differenzierbar mit (h · f )0 (t0 ) = h0 (t0 )f (t0 ) + h(t0 )f 0 (t0 ). Insbesondere ist (λf )0 (t0 ) = λf 0 (t0 ) für λ ∈ C. (iv) Es gilt: f : [a, b] → V Riemann-integrierbar und h : [a, b] → C Riemann-integrierbar ⇒ h · f : [a, b] → V ist Riemann-integrierbar. Insbesondere ist für λ ∈ C auch λf integrierbar mit Rb Rb a λf (x) dx = λ a f (x) dx. [41]–4 C1 Normierte Räume über dem Körper der komplexen Zahlen Beweis. Sei k k eine Pseudonorm für V . (i) Es ist λn = αn + iβn mit αn , βn ∈ R und λ = α + iβ. Es gilt αn → α und βn → β (siehe etwa 34.5 mit V := R2 ). Damit folgt (siehe 33.22(iv)) αn vn → αv und βn vn → βv, also auch kiβn vn − iβvk = |i| kβn vn − βvk → 0, und somit λn vn = αn vn + iβn vn → αv + iβv = λv (siehe 33.22(ii)). (ii) Ist f in p0 stetig, so ist auch i · f in p0 stetig, wegen kf (p) − f (p0 )k = kif (p) − if (p0 )k. Da h = h1 + ih2 in p0 stetig ist, sind h1 , h2 in p0 stetig und somit auch h1 · f und h2 · f (siehe 33.36(iii)), also auch h1 · f und ih2 · f. Daher ist h1 · f + ih2 · f = h · f in p0 stetig (siehe 33.36(i)). (iii) Ist f in t0 differenzierbar, so folgt aus if (t)−if (t0 ) t−t0 f (t)−f (t0 ) t−t0 → f 0 (t0 ) auch, daß → if 0 (t0 ). Also ist if in t0 differenzierbar mit (if )0 (t0 ) = if 0 (t0 ). Wegen h · f = h1 · f + h2 · i · f ist daher auch h · f differenzierbar mit (h · f )0 (t0 ) = (h1 · f )0 (t0 ) + (h2 · if )0 (t0 ) (benutze 37.3(iii), (i)). Da (h2 · if )0 (t0 ) = i(h2 · f )0 (t0 ) nach Vorüberlegung ist, folgt die Formel für die Differenzierbarkeit, indem man 37.3(iii) auf h1 und h2 — an Stelle des dortigen h — anwendet. (iv) Wegen h · f = h1 · f + h2 · (i · f ) sowie der Riemann-Integrierbarkeit von h1 und h2 reicht es (wegen 38.6 und 38.4(i)) zu zeigen: Mit f ist auch i · f Riemann-integrierbar. Rb Dies folgt mit 38.3, da aus S(f, Zj , ξ j ) → a f (x) dx die Konvergenz Rb S(if, Zj , ξ j ) = i S(f, Zj , ξ j ) −→ i a f (x) dx (i) folgt. Also gilt ferner auch: Rb a if (x) dx = i Rb a f (x) dx. Hieraus folgt dann durch Zerlegung von λ = α + iβ in Real- und Imaginärteil Rb Rb auch a λf (x) dx = λ a f (x) dx. 41.2 Stetigkeits-, Differenzierbarkeits- und Integrierbarkeitskriterien für Abbildungen in einen endlich-dimensionalen C-Vektorraum Seien W ein m-dimensionaler C-Vektorraum mit m ∈ N und (w1 , . . . , wm ) eine beliebige Basis von W. Sei f : D → W. Dann ist P f= m j=1 fj wj mit eindeutig bestimmten Funktionen fj : D → C und es gilt: (i) C1 Ist D Teilmenge eines pseudometrischen Raumes, so gilt: f ist in p0 stetig ⇐⇒ f1 , . . . , fm sind in p0 stetig. [41]–5 Kapitel X Differentialgleichungssysteme und Differentialgleichungen n. Ordnung (ii) Ist D ⊂ R, so gilt: f ist in t0 differenzierbar ⇐⇒ f1 , . . . , fm sind in t0 differenzierbar. Gilt eine dieser beiden äquivalenten Aussagen, so ist P 0 f 0 (t0 ) = m j=1 fj (t0 )wj . Entsprechendes gilt auch für einseitige Differenzierbarkeit. (iii) Ist D := [a, b], so gilt: f : [a, b] → W ist Riemann-integrierbar ⇐⇒ f1 , . . . , fm : [a, b] → C sind Riemann-integrierbar. Gilt eine dieser beiden äquivalenten Aussagen, so ist Rb Pm R b j=1 ( a fj (x) dx)wj . a f (x) dx = Beweis. Da (w1 , . . . , wm ) eine Basis des C-Vektorraumes W bildet, ist nach einer der obigen einführenden Überlegungen (w1 , . . . , wm , iw1 , . . . , iwm ) eine Basis des R-Vektorraumes W. Zerlegt man fj : D → C in fj = fj1 + ifj2 mit fj1 , fj2 : D → R, so folgen die Behauptungen wegen P f= m j=1 (fj1 wj + fj2 (iwj )) aus den Sätzen über R-Vektorräume: (i) Nach 34.14 ist f stetig in p0 genau dann, wenn f11 , f12 , . . . , fm1 , fm2 stetig in p0 sind. Letzteres ist aber wieder äquivalent zur Stetigkeit von f1 , . . . , fm in p0 . (ii) Nach 37.2 ist f in t0 differenzierbar genau dann, wenn f11 , f12 , . . . , fm1 , fm2 differenzierbar in t0 sind. Es gilt dann P Pm 0 0 0 0 f 0 (t0 ) = m j=1 (fj1 (t0 )wj + fj2 (t0 )(iwj )) = j=1 (fj1 (t0 ) + ifj2 (t0 ))wj . Da fj genau dann in t0 differenzierbar ist, wenn fj1 , fj2 in t0 differenzierbar sind, und weil dann 0 (t ) + i(f 0 (t )) fj0 (t0 ) = fj1 0 j2 0 ist, folgt die Behauptung. Für die einseitige Differenzierbarkeit siehe entsprechend 37.7. (iii) Nach 38.5 ist f : [a, b] → W Riemann-integrierbar genau dann, wenn f11 , f12 , . . . , fm1 , fm2 : [a, b] → R Riemann-integrierbar sind. Es gilt dann Rb Rb Pm R b j=1 ( a fj1 (x) dx)wj + ( a fj2 (x) dx)(iwj )) a f (x) dx = Rb Pm R b = j=1 ( a fj1 (x) dx + i a fj2 (x) dx)wj . Da fj genau dann über [a, b] Riemann-integrierbar ist, wenn fj1 und fj2 Riemann-integrierbar über [a, b] sind, und weil dann Rb Rb Rb a fj (x) dx = a fj1 (x) dx + i a fj2 (x) dx ist, folgt die Behauptung. [41]–6 C1 Normierte Räume über dem Körper der komplexen Zahlen Die identische Abbildung von C in C bezeichnen wir mit z. z : C → C ist stetig. Also ist auch jedes Polynom P P = nj=0 aj z j (wobei z 0 := 1) (mit komplexen Koeffizienten aj ∈ C) stetig: Nach 41.1(ii) ist zunächst z 2 = z · z und dann z 3 = z · z 2 und schließlich z j : C → C für j ∈ N stetig. Dann sind — wiederum nach 41.1(ii) — zunächst aj z j , und schließlich auch P stetig (benutze 33.36(i)). Für α + iβ ∈ C (mit α, β ∈ R) definiert man exp(α + iβ) := exp(α)(cos(β) + i sin(β)). Ist die komplexe Zahl α + iβ reell, so ist β = 0 und wir erhalten exp(α + i0) = exp(α)(cos(0) + i sin(0)) = exp(α). Die neue Definition stimmt also für α + iβ ∈ R mit der alten überein. Es ist exp(z) : C → C eine Funktion mit folgenden Eigenschaften: 41.3 Eigenschaften der komplexen Exponentialfunktion Für α + iβ ∈ C (mit α, β ∈ R) ist exp(α + iβ) definiert durch exp(α + iβ) := exp(α)(cos(β) + i sin(β)) Es gilt: (i) |exp(α + iβ)| = exp(α) > 0, also exp(α + iβ) 6= 0. (ii) Für jedes ϕ ∈ R ist exp(iϕ) = cos(ϕ) + i sin(ϕ), also |exp(iϕ)| = 1. (iii) exp(a + b) = exp(a) · exp(b) für alle a, b ∈ C. (iv) exp(a + 2π i n) = exp(a) für alle n ∈ Z und a ∈ C. Die Exponentialfunktion ist also periodisch mit der Periode 2πi. (v) exp : C → C ist stetig. (vi) Sei λ ∈ C. Dann ist R 3 t → exp(λt) ∈ C differenzierbar mit (exp(λx))0 = λexp(λx). An Stelle von exp(α + iβ) schreibt man auch wieder eα+iβ . An Stelle der Funktion exp(z) : C → C schreibt man auch ez . |exp(α + iβ)| = |exp(α)(cos(β) + i sin(β))| Def. p = |exp(α)| · |cos(β) + isin(β)| = exp(α) · cos2 β + sin2 β = exp(α). Beweis. (i) (ii) Folgt wegen i ϕ = 0+i ϕ (mit 0, ϕ ∈ R) aus der Definition von exp(0+iϕ). (iii) Seien a = a1 + ia2 , b = b1 + ib2 . Dann gilt: (1) C1 exp(a + b) = exp(a1 + b1 )(cos(a2 + b2 ) + i sin(a2 + b2 )) = exp(a1 )exp(b1 )(cos(a2 )cos(b2 ) − sin(a2 )sin(b2 ) +isin(a2 )cos(b2 ) + icos(a2 )sin(b2 )), [41]–7 Kapitel X Differentialgleichungssysteme und Differentialgleichungen n. Ordnung und somit exp(a) · exp(b) = [exp(a1 )(cos(a2 ) + i sin(a2 )][exp(b1 ) (cos(b2 ) + i sin(b2 ))] = exp(a1 )exp(b1 )· i2 =−1 ·(cos(a2 )cos(b2 )+i sin(a2 )cos(b2 )+icos(a2 )sin(b2 )−sin(a2 )sin(b2 )) = exp(a + b). (1) (iv) Ist a = a1 + ia2 , so gilt: exp(a+2πin) = exp(a1 +i(a2 +2πn)) = exp(a1 )(cos(a2 +2πn)+i sin(a2 +2πn)) = exp(a1 )(cos(a2 ) + isin(a2 )) = exp(a). (v) Mit den stetigen Funktionen x, y : R2 = C → R gilt z = (x, y), also exp(z) = exp(x)(cos(y) + i sin(y)) = (exp(x)cos(y), exp(x)sin(y)). Hieraus folgt die Stetigkeit von exp(z) : R2 → R2 . (vi) Mit λ = α + iβ ist f (t) := exp(λt) = exp(αt)(cos(βt) + i sin(βt)) für t ∈ R. Also ist nach 37.2 f (t) = (exp(αt)cos(βt), exp(αt)sin(βt)) =: (f1 (t), f2 (t)) differenzierbar mit f 0 (t) = (f10 (t), f20 (t)). (1) Die Behauptung folgt nun aus: (2) (3) f10 (t) = αexp(αt)cos(βt) − βexp(αt)sin(βt) f20 (t) = αexp(αt)sin(βt) + βexp(αt)cos(βt) wegen λexp(λt) = (α + iβ)exp(αt)(cos(βt) + i sin(βt)) = αexp(αt)cos(βt) − βexp(αt)sin(βt) + iαexp(αt)sin(βt) + iβexp(αt)cos(βt) = f10 (t) + if20 (t) = f 0 (t). (2),(3) [41]–8 (1) C1