Musterlösung zur Probeklausur Lineare Algebra II Aufgabe 1 (5 Punkte): Welche der folgenden Aussagen sind wahr bzw. falsch? Setzen Sie in jeder Zeile genau ein Kreuz. Für jede korrekte Antwort erhalten Sie 0,5 Punkte, für jede falsche 0 Punkte. Eine Begründung ist nicht erforderlich. wahr falsch Sei R ein kommutativer Ring mit Eins. Jedes Polynom p ∈ R[T ] vom Grad n hat höchstens n Nullstellen. X N ⊂ Z ist ein Ideal. X Seien a, b, c Elemente eines Integritätsrings. Aus a | b und a | c folgt a | b2 + c2 . X Eine Matrix A ∈ K n×n ist genau dann invertierbar, wenn 0 kein Eigenwert ist. X Sei f ein Endomorphismus, so dass −1 ein Eigenwert von f 2 + f ist. Dann ist 1 ein Eigenwert von f 3 . X Sind A, B ∈ K n×n ähnlich und ist A2010 = En , so ist auch B 2010 = En . X Sei A ∈ Cn×n . Dann gilt χA | (pA )n . X Jedes Skalarprodukt auf einem C- oder R-Vektorraum erfüllt die Ungleichung |hx , yi|2 ≤ hx , xihy , yi. X Sei f ein normaler Endomorphismus eines endlich-dimensionalen unitären Vektorraums. Dann haben f und f ∗ die gleichen Eigenwerte. X Jede symmetrische Matrix A ∈ Rn×n ist diagonalisierbar. X Aufgabe 2 (5 Punkte): Geben Sie das richtige Ergebnis an. Eine Begründung ist nicht erforderlich. a) Geben Sie eine ganze Zahl x an, die das Ideal (42, 54, 60) ⊆ Z erzeugt. x=6 (1 P.) b) Bestimmen Sie das charakteristische Polynom, das Minimalpolynom und alle 1 2 2 Eigenwerte der Matrix A := −2 −3 −2 ∈ R3 . 1 2 1 χA = T 3 + T 2 + T + 1 = (T + 1)(T 2 + 1) (1 P.) pA = T 3 + T 2 + T + 1 = (T + 1)(T 2 + 1) (0,5 P.) Eigenwerte von A: −1 (0,5 P.) c) Sei B ∈ C6×6 eine Matrix mit Minimalpolynom pB = (T − 1)2 (T − 2)3 . Der Eigenraum zum Eigenwert 2 sei eindimensional. Geben Sie die Jordansche Normalform von B an: 1 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 1 1 0 0 0 0 0 0 2 0 0 0 0 0 1 2 0 0 0 0 0 1 2 d) Für eine symmetrische Bilinearform auf R2 gelte ! ! ! ! ! 1 2 1 1 2 h , i = 9 und h , i+h , 2 1 2 2 1 ! ! 1 1 h , i=2 1 1 2 1 (1 P.) ! i = 0. (1 P.) Aufgabe 3 (4 Punkte): Wir betrachten den Integritätsring R := x x, y ∈ Z, y ist ungerade ⊂ Q. y a) Bestimmen Sie alle Einheiten in R. (1 P.) b) Sei a 6= 0 ein Ideal in R. Zeigen Sie: Es gibt ein k ∈ N mit 2k ∈ a und es gilt k ∈a} a = 2min{k∈N|2 R. Insbesondere ist R ein Hauptidealring. (1,5 P.) c) Beweisen Sie: 2 ∈ R ist ein Primelement, und jedes Primelement in R ist assoziiert zu 2. (1,5 P.) Lösung: a) Behauptung: R∗ = { xy | x, y ungerade}. Beweis: “⊆”: Sei r ∈ R∗ . Dann existieren ganze Zahlen x, x0 und ungerade ganze Zahlen y, 0 y 0 , so dass r = xy und r−1 = xy0 . Wegen r · r−1 = 1 folgt xx0 = yy 0 . Da y und y 0 ungerade sind, ist auch xx0 = yy 0 ungerade. Daraus folgt, dass x ungerade ist. “⊇”: Seien x, y ungerade ganzen Zahlen. Dann ist xy eine Einheit in R wegen xy · xy = 1. b) Sei 0 6= xy ∈ a (x, y ∈ Z, y ungerade). Wir schreiben x = 2k · x0 mit k ∈ N und einer ungeraden ganzen Zahl x0 . Dann folgt 2k = xy0 · xy ∈ a. k Als nächstes beweisen wir die Gleichung a = 2min{k∈N|2 ∈a} R. k “⊆”: Sei xy ∈ a (x, y ∈ Z, y ungerade). Falls x = 0, folgt xy = 0 ∈ 2min{k∈N|2 ∈a} R. Wir betrachten nun den Fall x 6= 0. Wir schreiben x = 2l · x0 mit l ∈ N und einer ungeraden ganzen Zahl x0 . Es folgt 2l = xy0 · xy ∈ a und l ≥ min{k ∈ N | 2k ∈ a}. Wir erhalten k ∈a} x 2l−min{k∈N|2 k = 2min{k∈N|2 ∈a} · y y k ∈a} “⊇”: 2min{k∈N|2 k ∈a} ∈ a impliziert 2min{k∈N|2 · x0 ∈ 2min{k∈N|2 k ∈a} R. R ⊆ a. c) Seien xy11 , xy22 ∈ R (x1 , x2 , y1 , y2 ∈ Z, y1 , y2 ungerade) mit 2 | xy11 · xy22 . Dann ist x1 x2 gerade. Falls x1 gerade ist, folgt 2 | xy11 . Andernfalls ist x2 gerade und 2 | xy22 . Somit ist 2 ein Primelement. Sei p = xy ∈ R ein Primelement (x, y ∈ Z, y ungerade). Wegen p ∈ / R∗ ist x gerade. Somit gilt 2 | p. Aus der Eindeutigkeit der Primfaktorzerlegung folgt, dass p und 2 assoziiert sind. Aufgabe 4 (4 Punkte): Beweisen oder widerlegen Sie: a) Sei V ein endlich-dimensionaler unitärer Vektorraum. Sei f ein normaler Endomorphismus von V mit hf (v) , vi = 0 für alle v ∈ V . Dann gilt f = 0. (2 P.) b) Sei V ein endlich-dimensionaler euklidischer Vektorraum. Sei f ein normaler Endomorphismus von V mit hf (v) , vi = 0 für alle v ∈ V . Dann gilt f = 0. (2 P.) Lösung: a) Beweis: Da der Körper der komplexen Zahlen algebraisch abgeschlossen ist, zerfällt das charakteristische Polynom χf vollständig in Linearfaktoren. Laut Spektralsatz existiert ein Orthonormalbasis aus Eigenvektoren von f . Es genügt somit f (v) = 0 für jeden Eigenvektor v von f zu zeigen. Sei also v ein Eigenvektor von f zum Eigenwert λ. Dann gilt λ · hv , vi = hλv , vi = hf (v) , vi = 0. Es folgt λ = 0 und f (v) = λv = 0. b) Gegenbeispiel: Sei V := R2 mit dem Standardskalarprodukt. Definiere ! ! x y f : R2 → R2 , 7→ . y −x Dann gilt f( x y ! ), x y ! = y −x ! , x y ! = yx − xy = 0 für alle x, y ∈ R, aber f 6= 0. Aufgabe 5 (2 Punkte): Seien A, B ∈ Cn×n , wobei B diagonalisierbar sei. Zeigen Sie: Wenn kein Eigenwert von A auch Eigenwert von B ist, so besitzt die Matrixgleichung AX = XB nur die Nullmatrix als Lösung. Lösung: Da B diagonalisierbar ist, existiert eine Basis aus Eigenvektoren. Es reicht somit aus, Xv = 0 für jeden Eigenvektor v von B zu beweisen. Für einen Eigenvektor v von B zum Eigenwert λ folgt AXv = XBv = λ · Xv. Da λ nach Voraussetzung nicht auch ein Eigenwert von A sein kann, muss Xv = 0 gelten.