Universität Würzburg Institut für Mathematik Prof. Dr. Oliver Roth Dipl.-Math. Sebastian Schleißinger Dipl.-Math. Marcel Ullrich WS 2011/12 1. Übung zur Linearen Algebra I 1.1 Gegeben sei die Funktion f : R2 → R2 , (x, y) 7→ (x2 − y 2 , 2xy).1 a) Zeigen Sie, dass f surjektiv, aber nicht injektiv ist. Eine Funktion f : A → B heißt injektiv, falls für jedes Paar a, a0 ∈ A mit a 6= a0 stets f (a) 6= f (a0 ) folgt. Eine Funktion f : A → B heißt surjektiv, falls f (A) = B. Eine Funktion, die sowohl injektiv als auch surjektiv ist, heißt bijektiv. b) Die Funktion g sei die Einschränkung von f auf die Halbgerade H = {(0, y) y ≥ 0}, d.h. g : H → R2 , g(x, y) = f (x, y). Ist g injektiv, surjektiv, bijektiv? (4+3 Punkte) Lösungsvorschlag: Identifiziert man (x, y) mit x + iy, so entspricht f der Abbildung f˜ : C → C, f (z) = z 2 . a) Diese Abbildung ist nicht injektiv, da z.B. f˜(−1) = 1 = f˜(1) gilt. Zur Surjektivität: Es sei w ∈ C beliebig, wir müssen ein z ∈ C finden mit f˜(z) = w. Für w = 0 kann man offenbar z = 0 wählen. Es sei nun w 6= 0. Dann hat w einen positiven Betrag und ein Argument p φ ∈ [0, 2π). Wählt man z als diejenige komplexe Zahl mit Betrag |w| und Winkel φ2 (z.B. p z = |w|(cos φ2 + i sin φ2 )), so gilt f˜(z) = w. b) Die Funktion g ist injektiv: Für y1 , y2 ≥ 0 sei (0, y1 ) 6= (0, y2 ), also y1 6= y2 . Dann gilt auch −y12 6= −y22 und damit g(0, y1 ) = (−y12 , 0) 6= (−y22 , 0) = g(0, y2 ). Also ist g injektiv. g ist nicht surjektiv: Der Wertebereich ist (−∞, 0] × {0} = 6 R2 . Damit ist g auch nicht bijektiv. 1.2 Es seien a, b, c, d ∈ Z und m := a2 + b2 , n := c2 + d2 . Man zeige, dass es p, q ∈ Z gibt, derart, dass mn = p2 + q 2 . (4 Punkte) Lösungsvorschlag: Wieder mit komplexen Zahlen: Es gilt z.B. m = |a + bi|2 und n = |c + di|2 und damit mn = |a + ib|2 |c + id|2 = |(a + bi)(c + di)|2 = |ac − bd + (ad + bc)i|2 = (ac − bd)2 + (ad + bc)2 . Wir können also p = ac − bd und q = ad + bc wählen. 1 Hinweis: Denken Sie an komplexe Zahlen. Welcher Funktion f˜ : C → C “entspricht” f ? 1.3 Man zeige, dass für alle z ∈ C \ {1} und n ∈ N0 gilt n 1 − z n+1 X k = z . 1−z k=0 (4 Punkte) Lösungsvorschlag: Diese Gleichung heißt geometrische Summenformel. Es gibt verschiedene Wege, sie zu beweisen (z.B. auch über vollständige Induktion). Ein möglicher Beweis: Es gilt für beliebige n ∈ N0 und z ∈ C : n n n X X X (1 − z) zk = zk − z k+1 = (1 + z + z 2 + ... + z n ) − (z + z 2 + ... + z n + z n+1 ) = 1 − z n+1 k=0 k=0 k=0 und es folgt für z 6= 1 : n X zk = k=0 1 − z n+1 . 1−z [Wer die Pünktchen-Schreibweise “...” zu ungenau findet, kann sich am Indexverschieben versuchen: n n n n n−1 n n X X X X X X X zk = zk − z k+1 = 1+ zk − z k+1 −z n+1 = 1+ zk − z k −z n+1 = 1−z n+1 .] (1−z) k=0 k=0 k=0 k=1 k=0 k=1 k=1 1.4 Berechnen Sie die Lösungsmenge des folgenden linearen Gleichungssystems mit Unbekannten z, w ∈ C: −1 z + (4 + 4i) w = 119 X ik + 1, k=1 −3 z + w = 2 (i − 7). Geben Sie auch die Determinante des Gleichungssystems an, die hier wie bei reellen, linearen Gleichungssystemen definiert ist (siehe Kapitel 1.2). (5 Punkte) Lösungsvorschlag: Zunächst vereinfachen wir ein bisschen: 1 1 4 + 4i = + i, 32 8 8 119 119 120 X X 1−i 1 − (i4 )30 1−1 ik + 1 = ik = = = = 0, 1 − i 1 − i 1 − i k=1 k=0 (4 + 4i)−1 = (4 − 4i)−1 = 7 1 2−3 (i − 7) = − + i. 8 8 Also erhalten wir z+ 1 1 + i w = 0, 8 8 7 1 z + w = − + i. 8 8 1 1 1 1 Die Determinante ist 1 · 1 − 1 · ( 8 + 8 i) = 1 − 8 − 8 i = 78 − 81 i (6= 0, das Gleichungssystem hat also genau eine Lösung.) Zieht man die zweite Gleichung von der ersten ab, erhält man weiter − 78 + 18 i w = 78 − 81 i ⇒ w = −1. Einsetzen in eine der beiden Gleichungen und Auflösen ergibt z = 18 + 81 i.