Prof. Dr. E. W. Farkas ETH Zürich HS 2014 Mathematik I - D-BIOL Lösung 5 Aufgabe 1 (a) Mit f (x) = x−1 x3 −1 = 1 x2 +x+1 für x 6= 1 ist lim f (x) = lim x→1 x2 x→1 1 1 = . +x+1 3 Dieser Grenzwert stimmt nicht überein mit dem Funktionswert f (1) = 2, weshalb f im Punkt x0 = 1 unstetig ist. (b) Die Funktion f ist unstetig in x0 , da zwar der links- und der rechtsseitige Grenzwert exisitieren, jedoch nicht übereinstimmen: lim f (x) = lim x→1− x→1− −x + 1 −1 1 |x − 1| = lim 2 = lim =− 2 x −1 2 x→1− x − 1 x→1− x + 1 und lim f (x) = lim x→1+ x→1+ x−1 +1 1 |x − 1| = lim 2 = lim = . 2 x −1 2 x→1+ x − 1 x→1+ x + 1 (c) Auch diese Funktion ist unstetig in x0 , da der linksseitige Grenzwert wegen lim f (x) = lim x→1− x→1− x2 x x = lim = −∞ − 1 x→1− (x + 1)(x − 1) nicht existiert. (N.B.: hingegen existiert der rechtsseitige Grenzwert limx→1+ f (x). Dieser ist gleich − π2 , wie man zum Beispiel mit der Regel von de l’Hôpital nachrechnet, lim f (x) = lim x→1+ x→1+ 1 sin(πx) sin(πx) π cos(πx) 1 1 π = lim = lim =− , + + x+1 x−1 2 x→1 x − 1 2 x→1 1 2 was aber aber an der Unstetigkeit in x0 nichts ändert.) Aufgabe 2 (a) f ′ (x) = − x32 − 10x + 15x4 . √ √ 1 √ 3 ′ (b) f ′ (x) = 2 2x 2 = 32 · 2 2x 2 = 3 2x. 1 ′ 2 1+3x2 (c) f ′ (x) = (x + x3 ) 3 = 31 (x + x3 )− 3 (1 + 3x2 ) = √ . 3 3 2 3 (d) f ′ (x) = (e) f ′ (x) = 1 2 x3 1 · 23 x− 3 = √ cos √ ( x) . 2 x 2 3x (x+x ) ′ 2 ′ oder f ′ (x) = log (x 3 ) = 23 log (x) = 2 3x . ′ 1 ′ 1 (f) f ′ (x) = e− cos (x) sin (x) = e− 2 sin (2x) = − cos (2x)e− 2 sin (2x) . sin (x) ′ cos (x) (g) f ′ (x) = (h) f ′ (x) = √ 2 = sin 2 (x)+cos 2 (x) cos 2 (x) 1 sin 2 (x)−cos 2 (x) = 1 . cos 2 (x) · (2 sin (x) cos (x) + 2 sin (x) cos (x)) = √2 sin2 (x) cos (x) . 2 sin (x)−cos (x) Aufgabe 3 (a) f ist nicht differenzierbar in x0 , denn einerseits ist für jede Folge (xn )n positiver Zahlen mit limn→∞ xn = x0 lim n→∞ xn − 0 f (xn ) − f (x0 ) = lim = 1, n→∞ xn − 0 xn − x0 andererseits für jede Folge (xn )n negativer Zahlen mit limn→∞ xn = x0 lim n→∞ f (xn ) − f (x0 ) −xn − 0 = lim = −1. n→∞ xn − 0 xn − x0 (b) f ist differenzierbar in x0 mit Ableitung f ′ (x0 ) = 0, den für jede gegen x0 konvergierende Folge (xn )n gilt |xn | · x2n |xn |3 − 0 f (xn ) − f (x0 ) = lim = lim = lim |xn | · xn = 0. n→∞ n→∞ xn − 0 n→∞ n→∞ xn − x0 xn lim (c) f ist nicht differenzierbar in x0 , denn für beliebig gewähltes M ∈ positiver Zahlen mit limn→∞ xn = x0 ist √ xn − 0 1 f (xn ) − f (x0 ) = = √ >M xn − x0 xn − 0 xn R und jede Folge (xn)n für n hinreichend gross. Damit existiert der Limes lim n→∞ f (xn ) − f (x0 ) xn − x0 nicht. (d) Die Funktion f ist nicht differenzierbar in x0 , da sie dort nicht einmal stetig ist. In der Tat ist der Grenzwert lim x→0 sin (x) = 1 6= 0 = f (x0 ). x (e) f ist differenzierbar in x0 , denn die Kosinusfunktion ist überall differenzierbar und x 7→ ist differenzierbar in x = cos (x0 ) = 1. Aus der Kettenregel folgt für die Ableitung √ x 1 · (− sin (x0 )) = 0. f ′ (x0 ) = p 2 cos (x0 ) (f) Sei (xn )n mit xn 6= 0 eine beliebige gegen x0 konvergierende Folge und (yn )n mit yn = die Folge ihrer Kehrwerte (d.h. limn→∞ |yn | = ∞). Dann folgt − 1 xn 1 f (xn ) − f (x0 ) e |xn | − 0 e−|yn | lim = lim yn e−|yn | = 0, = lim = lim 1 n→∞ n→∞ n→∞ xn − 0 n→∞ xn − x0 y n e−y denn die Funktion y 7→ fällt für y → ∞ schneller gegen 0 als jedes Polynom (d.h. y 7→ y oder auch Polynome von beliebig grossem Grad; nachrechnen!) gegen ±∞ divergiert. Damit ist f in x0 differenzierbar mit Ableitung f ′ (x0 ) = 0. Aufgabe 4 In späteren Teilaufgaben brauchen wir die Ableitung von x. Dies ist die Funktion ẋ(t) = −c ae−at − be−bt . (1) (a) Es ist x(0) = 0 und (mit (1)) ẋ(0) = (b − a)c > 0. (b) Die Ungleichung a < b impliziert e−at ≥ e−bt für alle t ≥ 0, und daher wegen c > 0 auch x(t) ≥ 0 für alle t ≥ 0. (c) Es gilt limt→∞ x(t) = 0, denn limt→∞ e−at = limt→∞ e−bt = 0 wegen a, b > 0. (d) Nach (1) ist ẋ(t) = 0 äquivalent zu ae−at = be−bt . Logarithmieren führt auf log (a) − at = log (b) − bt und damit zu log ab t= =: t∗ . b−a Die Funktion x hat also bei t∗ ihren einzigen kritischen Punkt, nämlich ein Maximum. Ihr einziges Minimum ist bei t = 0. Aus den vorhergehenden Teilaufgaben folgt ohne weitere Rechnung, dass x im Intervall (0, t∗ ) monoton steigend und im Intervall (t∗ , ∞) monoton fallend ist. Der maximale Wert von x ist a log ( b ) − b−aa − log ( ab ∗ −at∗ −bt∗ −(b−a)t∗ −at∗ 1−e x(t ) = c e −e =c 1−e e = ce b) a log ( a a = c 1 − e− b−a . b log ab ∗ (e) Es soll gelten ẋ(0) = (b − a)c = c, also b − a = 1, sowie t = b−a = 1, also log ab = 1. 1 e Daraus folgt b = ea. Insgesamt erhält man also a = e−1 und b = e−1 . a b ∈ (0, 1) und betrachten die beiden Grenzfälle κ → 0 und κ → 1. log ab log (κ) ∗ ist (i) κ → 0. Sei b > 0 fest. Mit t = b−a = (κ−1)b (f) Wir definieren κ := log (κ) =∞ κ→0 (κ − 1)b lim t∗ = lim κ→0 wegen limκ→0 log (κ) κ−1 = ∞. Ferner ist nach (d) x(t∗ ) = c 1 − b) (a a log (κ) κ log (κ) a − a log e b−a = c(1 − κ)e b−a = c(1 − κ)e 1−κ b und damit lim x(t∗ ) = lim c(1 − κ)e κ→0 κ log (κ) 1−κ κ→0 = c, denn (wie aus einer früheren Aufgabe bekannt) ist limκ→0 κ log (κ) = 0. Zusammengefasst können wir feststellen, dass im Grenzfall κ → 0 die Funktion ihr Maximum t∗ erst nach unendlich langer Zeit annimmt und der maximale Wert x(t∗ ) gegen c strebt. (ii) κ → 1. Sei wieder b > 0 fest. Dann ist 1 1 log (κ) = lim = κ→1 κb κ→1 (κ − 1)b a lim t∗ = lim κ→1 wegen limκ→1 log (κ) κ−1 = limκ→1 1 κ 1 = κ1 . Mit dem letzten Grenzwert und (d) ist lim x(t∗ ) = lim c(1 − κ)e κ→1 κ→1 κ log (κ) 1−κ = 0. Zusammengefasst sieht man hier, dass im Grenzfall κ → 1 der maximale Wert von x gegen 0 konvergiert, und damit auch die Funktion x insgesamt gegen die Nullfunktion strebt. (g) Der Graph zu den Parametern (a, b, c) = (0.2, 0.5, 1) (blau, x(t∗ ) ≈ 0.34), (a, b, c) = (1, 1.1, 6) (rot, x(t∗ ) ≈ 0.22) sowie (a, b, c) = (1, 6, 1) (orange, x(t∗ ) ≈ 0.58). 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 2 4 6 8 10 Bemerkung. Es ist stets möglich Parameter (a, b, c) so zu finden, dass die zugehörige Funktion x ihr Maximum bei vorgegebener Zeit t∗ mit vorgegebenem maximalemRWert γ := x(t∗ ) annimmt. ∞ Verlangt man zusätzlich noch eine bestimmte Gesamtdosis“ α := 0 x(t) dt = c a1 − 1b , so ” sind (a, b, c) durch diese Forderungen sogar eindeutig bestimmt. Es ist dann (vgl. (d)) ∗ α(a) = γaeat . Für feste Parameter γ und t∗ ist damit α eine monoton steigende Funktion in a, die jeden positiven Wert annimmt.