-1- $XVGHP,QVWLWXWIU5DGLRORJLHXQG1XNOHDUPHGL]LQ 'LUHNWRU3URIHVVRU'UPHG/-*+HXVHU .OLQLNGHU5XKU8QLYHUVLWlW%RFKXP BBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBBB (PEROLVDWLRQXQGDQVFKOLHHQGH2SHUDWLRQYRQ *ORPXVWXPRUHQGHU.RSI+DOV5HJLRQ 9RUWHLOHGLHVHU7KHUDSLHNRPELQDWLRQLP 9HUJOHLFK]XU/LWHUDWXU ,QDXJXUDO'LVVHUWDWLRQ ]XU (UODQJXQJGHV'RNWRUJUDGHVGHU0HGL]LQ HLQHU +RKHQ0HGL]LQLVFKHQ)DNXOWlW GHU5XKU8QLYHUVLWlW%RFKXP YRUJHOHJWYRQ *XLGR*LURODPL DXV1HKHLP+VWHQ Dekan: Universitätsprofessor Dr. med. G. Muhr Referent: Universitätsprofessor Dr. med. L. Heuser Korefferent: Universitätsprofessor Dr. med. H. Hildmann Tag der mündlichen Prüfung: 17.11.2003 -2- ,QKDOWVYHU]HLFKQLVS. 1-4 (LQOHLWXQJ ................................................................................................. 1.1. Vorstellung des Themas und der Fragestellung...........................................S. 5-6 2. $QDWRPLHXQG3K\VLRORJLH...................................................................... 2.1 Anatomie des Mittel- und Innenohres ......................................................S. 7-10 0HDWXVDFXVWLFXVH[WHUQXV 7URPPHOIHOO 0LWWHORKUUlXPH *HK|UNQ|FKHOFKHQ .RFKOHDXQG9HVWLEXOXP 0HDWXVDFXVWLFXVLQWHUQXV 1IDFLDOLV &DQDOLVFDURWLFXVXQG%XOEXVYHQDHMXJXODULV 2.2 Anatomie und Physiologie der Glomusorgane........................................S. 11-13 *ORPXVFDURWLFXP *ORPXVMXJXODUH *ORPXVW\PSDQLFXP 3DWKRORJLHXQG3DWKRSK\VLRORJLHGHU*ORPXVWXPRUHQ...................... 3.1 Historie ...................................................................................................S. 14-15 3.2 Allgemeines und Synonyme ..................................................................S. 15-20 3.3 Glomus caroticum Tumor ...........................................................................S. 21 3.4 Glomus jugulare Tumor .........................................................................S. 21-22 3.5 Glomus tympanicum Tumor ..................................................................S. 22-23 3.6 Akrale Glomustumoren ..........................................................................S. 23-24 3.7 Tumorgefäßversorgung .........................................................................S. 24-26 3.8 Histologie ..............................................................................................S. 26-28 -33.9 Endokrinologie ......................................................................................S. 28-29 3.10 Malignität, Rezidive und Residualtumoren ..........................................S. 29-30 .OLQLNXQG'LIIHUHQWLDOGLDJQRVHGHU*ORPXVWXPRUHQ........................ 4.1 Symptome ..............................................................................................S. 31-34 4.2 Diagnostik ..............................................................................................S. 34-41 /DERU 2WRVNRSLH &7XQG057 $QJLRJUDSKLH,QVWUXPHQWDULXPXQG.RQWUDVWPLWWHO 6]LQWLJUDSKLH 7KHUDSLH................................................................................................... 5.1 Embolisation .........................................................................................S. 42-51 5.2 Operation ...............................................................................................S. 51-55 5.3 Radiatio .................................................................................................S. 56-57 5.4 Kombinationen ......................................................................................S. 57-58 5.5 Morbidität ..............................................................................................S. 58-59 5.6 Aktueller Forschungsstand ....................................................................S. 59-61 (LJHQH8QWHUVXFKXQJHQ........................................................................ 6.1 Patienten ..................................................................................................S. 62-63 6.2 Material und Methode ..................................................................................S. 63 (UJHEQLVVH.............................................................................................. 7.1 Patientendaten .........................................................................................S. 64-71 *HVFKOHFKWVYHUWHLOXQJ $OWHUVYHUWHLOXQJ /RNDOLVDWLRQGHU*ORPXVWXPRUHQ -4 6HLWHQYHUWHLOXQJ 7XPRUNODVVLILNDWLRQ 7XPRUJHIlYHUVRUJXQJ +LVWRORJLH.............. 7.2 Untersuchung ..........................................................................................S. 71-72 3UlRSHUDWLYH6\PSWRPDWLN........ 'LDJQRVWLN 7.3 Behandlung .............................................................................................S. 72-83 (PEROLVDWLRQVPDWHULDO (PEROLVDWLRQVGDXHU (PEROLVDWLRQVHUIROJ 2SHUDWLRQVGDXHU 3RVWRSHUDWLYH.RPSOLNDWLRQHQ %OXWYHUOXVW /LHJHGDXHU 5H]LGLYH 5DGLDWLR 'LVNXVVLRQ...................................................................................S. 84-92 8.1 Geschlechts- und Altersverteilung ........................................................................ 8.2 Einteilung der Glomustumoren ............................................................................. 8.3 Klinische Symptomatik ......................................................................................... 8.4 Diagnostische Verfahren ....................................................................................... 8.5 Embolisation ......................................................................................................... 8.6 Operation .............................................................................................................. 8.7 Liegezeit ................................................................................................................ 8.8 Rezidive ................................................................................................................ 8.9 Radiatio ................................................................................................................. =XVDPPHQIDVVXQJ..........................................................................S. 93 -5- /LWHUDWXUDQJDEHQ.....................................................................S. 94-114 'DQNVDJXQJ..................................................................................S. 115 /HEHQVODXI.....................................................................................S. 116 $ENU]XQJVYHU]HLFKQLV A. - Arteria ACTH - Adreno-corticotropes-Hormon APUD - Amine praecursor uptake decarboxylin Zellsystem CT - Computertomographie d. h. - das heißt DSA - Digitale-Subtraktions-Angiographie DTPA - Kalzium-Trinatrium-Pentetat EK - Erythrozytenkonzentrat GCT - Glomus caroticum Tumor GJT - Glomus jugulare Tumor GJTT - Glomus jugulotympanicum Tumor GTT - Glomus tympanicum Tumor Hb - Hämoglobin ( in mg/dl ) HKT - Hämatokrit ( in % ) HNO - Hals-Nasen-Ohren M. - Musculus MIBG - Methyliodbenzylguanidin MRA - Magnetresonanzangiographie MRT - Magnetresonanztomographie N. - Nervus pH - negativer dekadischer Logarythmus der Wasserstoffionenkonzentration PTE - Perkutane transluminale Embolisation usw. - und so weiter V. - Vene z. B. - zum Beispiel -6- (LQOHLWXQJ 9RUVWHOOXQJGHV7KHPDVXQGGHU)UDJHVWHOOXQJ Die Behandlung der Glomustumoren hat sich besonders in der letzten Zeit einem bemerkenswerten Wandel von der alleinigen Operation, Radiatio oder Embolisation hin zur kombinierten Embolisation und nachfolgenden Operation unterworfen. In dieser Arbeit werden Glomustumoren behandelt, die in der Kopf-Hals-Region vorkommen. Die Kenntnis der anatomischen Zuordnung der Tumoren zeigt, dass es sich hierbei um eine Region handelt, in der viele Gefäße, Nerven und andere, durch zahlreiche knöcherne Strukturen eingeengt, schwer zugängliche Regionen liegen. Die Glomusorgane sind physiologisch an den Gefäßen lokalisiert und stellen Chemorezeptoren dar, die z. B. die pH-Wert-Messung des Blutes übernehmen. Glomusorgane können zu gut vaskularisierten Tumoren entarten. Dies verdeutlicht, dass der alleinige operative Eingriff, der histologisch gesehen am Anfang der Behandlung der Glomustumoren stand, nicht einfach durchzuführen war. Im Gegenteil, es kam häufig zu einem lebensbedrohlichen Blutverlust. Zum andern dauerte die Operationszeit, durch schlechte Sicht bedingt, oft viele Stunden. Das Operationsgebiet war unübersichtlich, mit der Gefahr, wichtige Strukturen, wie z.B. Nerven, zu verletzen. In der Tumorchirurgie ist eine komplette Tumorabtragung als Rezidivprophylaxe essentiell, bei den Glomustumoren aufgrund der eben beschriebenen Problematik schwierig durchführbar. Das postoperative Komplikations-vorkommen war erheblich. Das Hauptanliegen war, diesen mit reichlich Gefäßen versorgten Tumor, operativ besser beherrschen zu können. Die Arbeit trägt zur Lösung dieser Problematik bei und bearbeitet in diesem Zusammenhang die Ergebnisse und Vorteile der präoperativen Embolisation. Durch die Möglichkeit der präoperativen Embolisation hat sich der Erfolg der nachfolgenden Operation entschieden verbessert. Man kann sagen, dass nur durch diesen Fortschritt, die Tumoren für den Patienten mit dem Ausmaß an Radikalität auf der einen Seite, und Sicherheit auf der anderen Seite, zu behandeln sind, so dass der Therapievorschlag der Operation auch vertretbar ist. -7Die Embolisation solch feiner Strukturen, wie die eines Glomustumors, ist insgesamt durch mehrere technische Neuentwicklungen möglich geworden. Als Grundlage dient die Digitale Subtraktionsangiographie ('6$). Seit Anfang der 80er Jahre ist es möglich, Subtraktionsbilder noch während der Untersuchung darzustellen. Gerade im Bereich der Kopfarterien ist durch die intraarterielle '6$ eine gute Kontrastierung der Gefäße mit einer guten Ortsauflösung und ausreichender Bildqualität erreicht worden. Durch die Entwicklung spezieller Katheter ist es möglich, superselektiv, bis in die kleinen, tumorversorgenden Arterien, vorzudringen. Entscheidend ist von der superselektiven Position aus, mit Hilfe von verschiedenen Embolisationsmaterialien, exakt die tumorversorgenden Gefäße zu verschließen. Dadurch ist eine maximal niedrige Komplikationsrate gewährleistet. Als Beispiel sei hier die Fehlembolisation in ein anderes Gefäß, mit dem Verschluß eines hirnversorgenden Gefäßes, zu nennen. Es stellt sich hiermit die Frage, ob die präoperative Embolisation in diesem Zusammenhang vertretbar ist. Diese Arbeit stellt den großen Vorteil des Verfahrens der präoperativen Embolisation heraus und zeigt, dass sich die Risiken und Nebenwirkungen in vertretbaren Grenzen halten. Die Vorteile für die nachfolgende Operation überwiegen deutlich. Die Kombination aus präoperativer Embolisation und Operation ist den anderen bekannten und alternativen Behandlungsmöglichkeiten vorzuziehen ist. -8- $QDWRPLHXQG3K\VLRORJLH Die grundlegende Kenntnis des anatomischen Gebietes, in dem die Tumoren vorkommen können, ist Vorraussetzung, um diese zu beschreiben und bildlich darzustellen. Mit diesem Wissen kann man den Beschreibungen des Katheterweges zur Embolisation und der Durchführung der Operation besser folgen. Die anatomischen Fakten über die Umgebungsstrukturen wurden aus dem 1947 geschrieben Buch „+DOV 1DVHQ2KUHQ+HLONXQGH³von )$OWPDQQ( )zusammengefaßt. Ebensoläßt sich das Risiko, sowohl der Embolisation, als auch der Operation, in diesem Gebiet besser einschätzen. Für die Embolisation ist insbesonders die Beschreibung der Tumorgefäßversorgung von elementarer Bedeutung. Von der superselektiven Sondierung hängt der Embolisationserfolg wesentlich ab. Anschließend werden die verschiedenen, relevanten Glomusorgane näher in Bezug auf die Anatomie, als auch auf die Histologie und Physiologie beschrieben. Nur durch die Gesamtheit dieser Aspekte ist es möglich, ein umfassendes Bild der Glomusorgane liefern zu können. $QDWRPLHGHV0LWWHOXQG,QQHQRKUHV 0HDWXVDFXVWLFXVH[WHUQXV Dieser Gang ist beim Erwachsenen ca. drei cm lang und besteht zu etwa 2/3 aus einem lateralen, bindegewebig-knorpligen und zu etwa 1/3 aus einem medialen, knöchernen Anteil. Diese beiden Anteile gehen an der engsten Stelle des Kanals, dem Isthmus, ohne scharfe Grenzen ineinander über. Der Meatus acusticus externus zeigt in dem Isthmusbereich einen nach vorne offenen Winkel. Der knöcherne Anteil ist lediglich von Periost und Haut bedeckt. Der äußere Gehörgang wird nach oben und hinten durch das pneumatisierte Zellsystem des Warzenfortsatzes begrenzt, während die kaudale Knochenbegrenzung in den Processus styloideus übergeht. 7URPPHOIHOO Das Trommelfell ist eine ca. 0,1 mm dicke Membran, die durch Zug des Hammerstiels die Form eines Trichters erhält. -9Sie ist als sehnige Haut zwischen dem äußeren Gehörgang und der Paukenhöhle anzusehen. Eine parallel dem Hammergriff verlaufende Linie teilt das Trommelfell in einen vorderen und einen hinteren Abschnitt, eine Linie senkrecht zu ihr begrenzt es in vier Quadranten. 0LWWHORKUUlXPH Das Cavum tympani ist über die Tuba auditiva mit dem Nasen-Rachen-Raum verbunden. Diese stellt eine drei bis vier cm lange Röhre dar, die sich aus einem knorpligen medialen und einem etwas kürzeren knöchernen lateralen Abschnitt zusammensetzt. Nach kranial geht der zentrale Anteil der Paukenhöhle in den Recessus epitympanicus über, der etwa von der Sehne des Musculus tensor tympani bis zum Tegmen tympani reicht und Hammerkopf und Amboßkörper mit ihren Aufhängebändern enthält. Das Antrum mastoideum ist ein ovaler Raum dorsokranial der Paukenhöhle, der die Verbindung mit den Mastoidzellen herstellt. Die pneumatisierten Mastoidzellen gehen in großer Variabilität als vielfach kommunizierende Räume vom Antrum ab. *HK|UNQ|FKHOFKHQ Die Gehörknöchelchenkette besteht aus Hammer, Amboß und Steigbügel. Sie sind im Cavum tympani an einer Reihe von Bändern und Sehnen aufgehängt und neben diesen Vorrichtungen existiert noch am Hammerhals die Tensorsehne und am Steigbügelköpfchen der M. stapedius. Der M. tensor tympani zieht ebenfalls zum Hammerhals. .RFKOHDXQG9HVWLEXOXP Die Kochlea liegt im vorderen Teil des Labyrinths und stellt eine Spirale mit zweieinhalb Windungen um eine zentrale Achse, den Modiulus, dar. An der Scala tympani in Nähe des runden Fensters entspringt der Ductus perilymphaticus, dessen knöcherne Begrenzung Aquaeductus cochleae genannt wird und der auf Höhe des Karotiskanals im medialen Bereich der dorsalen Felsenbeinkante in den Subarachnoidalraum mündet. -10Von der Fossa jugularis wird der Aquaeductus cochleae durch eine dicke Knochenlamelle getrennt. Das Vestibulum ist der zentrale Anteil des Labyrinths mit einer Öffnung in der lateralen Wand, dem ovalen Fenster, in dem die Stapesfußplatte liegt. Mit beiden Anteilen des Vestibulums steht der Ductus endolymphaticus in Verbindung, der, mit Endolymphe gefüllt, im Saccus endolymphaticus an der Felsenbeinhinterkante zwischen zwei Durablättern endet. Die Bogengänge bilden den dorsalsten Teil des Innenohres. Sie stellen senkrecht zueinander stehende 2/3-Kreise dar, wobei jeweils ein Schenkel des hinteren und vorderen Bogenganges gemeinsam als Crus commune im Vestibulum münden. Der laterale Bogengang verläuft annähernd horizontal und ruft an der medialen Wand des Aditus ad antrum die Prominentia des lateralen Bogengangs hervor. 0HDWXVDFXVWLFXVLQWHUQXV Er beginnt im Porus acusticus internus an der Felsenbeinhinterkante und verläuft im Felsenbein lateralwärts. Er enthält den VII. und VIII. Hirnnerv sowie die A. labyrinthi. Im medialen Anteil des Meatus acusticus internus, vom Fundus ausgehend, teilt eine horizontal verlaufende Knochenleiste, die Crista transversa, den inneren Gehörgang in ein oberes Kompartiment für den N. facialis und den oberen Anteil des N. vestibularis und in ein unteres mit dem N. cochlearis und dem unteren Anteil des N. vestibularis. 1IDFLDOLV Er verläuft durch den vorderen oberen Meatus acusticus internus, um dann direkt oberhalb der Schnecke das Ganglion geniculi zu bilden, aus dem der N. petrosus major zur vorderen oberen Felsenbeinkante abgeht, der zu Beginn von Knochen umgeben sein kann. Der N. facialis wendet sich dann scharf nach dorsolateral und verläuft nahezu parallel zur medialen Paukenhöhlenwand durch das Cavum tympani und senkrecht durch den Processus mastoideus, um im Foramen stylomastoideum das Schläfenbein zu verlassen. Die Gefäßversorgung erfolgt durch die A. stylomastoidea und Äste der mittleren A. meningealis. -11- $EELOGXQJYHUlQGHUWQDFK1HWWHUDQDWRPLVFKH8PJHEXQJVUHJLRQGHU*ORPHUD XQGW\SLVFKH/DJHHLQHV*ORPXVMXJXODUH7XPRUV &DQDOLVFDURWLFXVXQG%XOEXVYHQDHMXJXODULV Die A. carotis interna tritt im vorderen unteren Bereich in das Felsenbein ein, wendet sich dann scharf medial zur Felsenbeinspitze und verläuft parallel zur Tuba auditiva. -12Der Bereich, in dem sie im Pars petrosa des Felsenbeins verläuft, wird Canalis caroticus genannt und enthält neben der A. carotis interna auch den Plexus caroticus. Dorsal des Karotiskanals, von diesem durch eine kleine Knochenlamelle getrennt, liegt die kuppelförmige Fossa jugularis mit V. jugularis interna, bzw. dem Bulbus venae jugularis superior. Der mittlere Abschnitt grenzt an das postero-mediale Hypotympanon, während der obere Anteil als rundliche Verdichtung bis in Höhe des Meatus acusticus internus nachweisbar sein kann. $QDWRPLHXQG3K\VLRORJLHGHU*ORPXVRUJDQH Die folgende Skizze stellt die Lokalisation der wichtigsten nicht chromaffinen Paraganglien in der oberen Körperhälfte dar. Diese zeigt die Zugehörigkeit der nicht chromaffinen Paragangliome zu anderen wichtigen anatomischen Strukturen. Glomus bedeutet wörtlich übersetzt Gefäß- oder Nervenknäuel und genauso ein Glomuskörperchen kann man sich bildlich in diesem Rahmen vorstellen. $EELOGXQJ]HLJWGLH$QRUGQXQJGHUYHUVFKLHGHQHQSK\VLRORJLVFKHQ*ORPHUD -13- *ORPXVFDURWLFXP Das Glomus caroticum befindet sich auf der Hinterfläche der Carotisgabel (), jedoch gelegentlich auch medial davon oder teilweise in der Adventitia (). Seine Lage variiert wenig. Es handelt sich dabei um ein ca. 5 x 5 mm großes Knäuel von ca. 10 mg Gewicht, dessen Form oval und dessen Farbe rosarot ist. Die Blutversorgung erfolgt überwiegend aus der Arteria carotis externa (), die auch Glomusarterie genannt wird, und zwar vorwiegend aus dem proximalen Anteil dieser Arterie, oder gemeinsam mit Ästen der A. carotis interna (). Der venöse Abfluß erfolgt über die Venae laryngopharyngeae oder lingualis. Die nervale Versorgung erfolgt über den N. glossopharyngeus und den N. vagus. Eine funktionelle Beziehung zwischen Glomus und Pressorezeptorzellen des Karotissinus ist noch nicht eindeutig geklärt (). Eine verstärkte Reaktion auf Hypoxie wird einerseits bei Menschen, die in großen Höhenlagen leben, aber auch bei Herz-Lungen-Erkrankungen beschrieben (, ). Es soll als Chemorezeptor auf Änderungen der Partialdrücke der Blutgase und des pH-Wertes des Βlutes reagieren und somit zur Steuerung von Atmung und Kreislauf beitragen. Die Exstirpation des Glomus gilt als eine operative Möglichkeit zur Beeinflussung des Asthma bronchiale ( 5RFKH /H[LNRQGHU0HGL]LQ ). Das Glomus caroticum ist in folgender Weise den Paraganglien zuzuordnen: Zuckerkandlsches Organ sympathisch chromaffin Paraganglien Nebennierenmark P. supracardiale parasympathisch nicht chromaffin Glomus caroticum u. a. -14*ORPXVMXJXODUH Das Glomus jugulare ist im Bulbus des Jugulariskanales lokalisiert, was die folgende Abbildung gut zeigt. *UDIhat 1965 beschrieben, daß das Glomus jugulare durch parasympathische Fasern des N. glossopharyngeus versorgt wird (). Es kommen normalerweise Glomusstrukturen im Boden der Paukenhöhle vor, und zwar im Canaliculus tympanicus um den N. tympanicus herum und am Dom des Bulbus venae jugularis in oder auf der Gefäßadventitia (). Die im Schläfenbein und seiner unmittelbaren Umgebung vorkommende Anzahl von Glomera variiert zwischen null und zwölf, jedoch sind es meistens zwei bis vier pro Ohr. $EELOGXQJDQDWRPLVFKH/DJHGHVSK\VLRORJLVFKHQ*ORPXVMXJXODUH ;,;XQG,;EH]HLFKQHQGHQQHXQWHQELVHOIWHQ+LUQQHUYHQ *ORPXVW\PSDQLFXP Das Glomus tympanicum wurde 1840 erstmals von 9DOHQWLQ beschrieben. Es liegt am Jacobschen Nerv, einem Ast des N. glossopharyngeus, sowie am Arnoldschen Nerven, einem Ast des N. vagus (). Der Arnoldsche Nervenast geht vom N. vagus knapp unterhalb von dessen Ganglion jugulare ab und zieht in der Fossa jugularis vor dem Bulbus zum Canalis facialis, um schließlich Gehörgang und Ohrmuschel zu versorgen. Die Glomusstrukturen kommen auch am Dom des Bulbus venae jugularis in oder auf der Gefäßadventitia vor (). Die Größe des Glomus tympanicum beträgt ungefähr 0,1 bis 1,5 mm2. Ihre Struktur ist flach-oval oder unförmig gelappt. Die Versorgung erfolgt durch die A. tympanica, die ihrerseits aus der A. pharyngea ascendens entspringt (). -15- 3DWKRORJLHXQG3DWKRSK\VLRORJLHGHU*ORPXVWXPRUHQ +LVWRULH Am besten und schon lange bekannt ist das Glomus caroticum, welches im Jahre 1743 von +DOOHU das erste Mal beschrieben wurde. In seiner in Göttingen veröffentlichten Schrift, „'HYHUDQHUYLLQWHUFRVWDOLVRULJLQH³, nannte er es Ganglion minutum (). 1840 beschrieb 9DOHQWLQüber eine ganglionäre Aufschwellung an der Jakobsonschen Anastomose, dem Ganglion tympanicum (). Diese Anastomose ist auch unter dem Namen Jacob-Nerv bekannt und ist eine Verbindung des Ganglion inferius des N. glossopharyngeus mit dem Ganglion oticum über den N. tympanicus und seiner Fortsätze, sowie den N. petrosus minor. Er führt parasympathische Fasern für die Glandula parotis. Im Jahre 1880 gelang 5LHJHQHU erstmals die Exstirpation eines Glomus caroticum Tumors, jedoch verstarb der Patient im Laufe der Exstirpation (). Die erste erfolgreiche und ohne lebensbedrohliche Komplikationen verlaufene Exstirpation eines Glomus caroticum Tumors gelang 6FXGHU 1903 in den Vereinigten Staaten von Amerika (). Bis zum Jahre 1924 fand %LHUPDQQ bereits 95 Fälle mit Glomus caroticum Tumor in der Literatur vor (). Die ersten Beschreibungen eines Glomus-jugulare-Tumors kamen von /XEEHUV im Jahre 1934 und von *XLOG im Jahre 1941 (, ). :DW]ND teilte 1943 die Paraganglien in chromaffine und nicht-chromaffine Paraganglien ein. Ihn beeinflußte 1937 schon die enge Verbindung sämtlicher Glomera des Ohres mit einer strukturellen Versorgung parasympathischer Fasern vom N. glossopharyngeus und N. vagus zur Annahme, dass die nicht chromaffinen Paraganglien aus Anlageelementen des IX. und X. Hirnnerven hervorgehen (). Im Verlaufe der letzten Jahre vermochte sich aber hauptsächlich die von &ODUD 1939 vertretene Auffassung durchzusetzen, dass sich die spezifischen sogenannten epitheloiden Glomuszellen aus Muskelzellen von Gefäßen herleiten (). -16Als Ausgangsstrukturen sind die knäuelförmig angeordneten intermediären Segmente arteriovenöser Strukturen anzusehen. Während der embryonalen Entwicklung werden die Zellen der Tunica media zu epitheloiden Zellen mit einem bläschenförmigen Kern (). 5RVHQZDVVHUgelang 1945 die erste erfolgreiche Exstirpation eines vaskularisierten im Mittelohr gelegenen Tumors. Er bezeichnete ihn als Glomus jugulare Tumor. Histologisch ist dieser Tumor vom Pathologischen Institut des 0RXQW6LQDL+RVSLWDOV untersucht worden (). 1949 verbesserte ,GERUQ die Diagnostik für Glomus caroticum Tumore durch Einführung der Carotisangiographie (). 1953 entfernte der Neurochirurg 6HPPHV einen zwei Zentimeter großen Glomus jugulare Tumor über einen suboccipitalen Zugang. Von anderen Autoren dieser Zeit wurde das operative Vorgehen wegen der hohen Mortalität abgelehnt (). $OOJHPHLQHVXQG6\QRQ\PH Das nicht chromaffine Paraganglion ist die häufigste echte Geschwulst des Mittelohrs und sie fällt unter das Synonym Glomustumor. Jedoch ist dieser häufig gebrauchte Name eigentlich nicht korrekt, da darunter eigentlich die kleinen, von 0DVVRQ 1924 eingehend studierten Geschwülstchen, hauptsächlich der Fingerkuppen und des Nagelbettes, verstanden werden. Diese Glomustumoren haben die besondere Eigenschaft, daß sie im Gegensatz zu den chromaffinen Strukturen, zum Beispiel dem Nebennierenmark, Chromsalze nicht aufnehmen und sich somit damit nicht färben lassen (). Die gleiche Eigenschaft gibt es auch bei den nicht chromaffinen Paraganglien, um die es in dieser Arbeit geht. Hierbei handelt es sich um eine Anhäufung von Glomera, also um ein Konvolut von Glomusstrukturen. Nach &RQOH\ gehören die Paragangliome in die Gruppe der neurogenen Tumore. Er bevorzugte im Jahre 1970 die Bezeichnung nicht chromaffine Paraganglien, um ihren Ursprung genau zu definieren (). Die von den Schwannschen Zellen ausgehenden Schwannome sind ebenfalls dazu zurechnen (). -17Es war jedoch intraoperativ nicht immer möglich, den Ursprungsnerv der Paragangliome zu finden (). 1ach embriologischen Untersuchungen im Jahre 1970 galt das Neuroektoderm als Ursprung aller neurogener Gewebe im Körper. Im gleichen Jahr wurde ebenfalls belegt, dass ungefähr ein Prozent der HNO-Patienten an einem neurogenen Tumor erkrankt sind. Dabei liegt für die restliche Patientengruppe die Inzidenz für Paragangliome bei 0,012 % ( ). Dies bedeutet, dass Glomustumore bei Tumorpatienten nur einen sehr kleinen Teil ausmachen (). Bei den Hirntumorpatienten wird 1976 ein ungefährer Anteil von sechs Prozent angegeben, der ausschließlich auf Paragangliome entfällt (). Die nicht chromaffinen Paraganglien haben ihre bevorzugte Lokalisation in der KopfHals-Region und im Mediastinum (), während die chromaffinen Paraganglien des sympathischen Nervensystems hauptsächlich im paraaortalen Bereich des Thorax zu finden sind, und dort vorwiegend im Nebennierenmark ( DOV3KlRFKURPR]\WRP ) und im Zuckerkandlschen Organ (), was synonym zu dem Paraganglion aorticum abdominale gebraucht wird . Eine Klassifikation der extraadrenalen Paraganglien wurde von *OHQQHU und *ULPOH\ 1974 aufgestellt (): %UDQFKLRPHUHGKGHP.LHPHQERJHQ]XJHRUGQHW ,QWUDYDJDOH3DUDJDQJOLHQDXVGHU&ULVWDQHXUDOLV $RUWRV\PSDWKLVFKH3DUDJDQJOLHQ 9LVFHUDOH3DUDJDQJOLHQ Aus diesen Gruppen können Tumoren, d.h. Paragangliome oder Chemodektome entstehen. Der Begriff Chemodektom beschreibt eine Gruppe von Tumoren, die dem Chemorezeptorsystem zuzuordnen sind. Die Gewebshyperplasie erfolgt aufgrund zentralvenöser Fehlsteuerung (). -188QJHUHFKW bezeichnete 1983 diese Geschwülste als „Blutabschmecker“, die bei erhöhter Anforderung mit einer Hyperplasie reagieren. .OHLQ bezeichnete 1971 die Tumoren selbst meist als funktionell inaktiv (, ). Von einigen Autoren wird berichtet, dass Chemodektome häufig auch multizentrisch auftreten (). Die Häufigkeit schwankt zwischen drei und zehn Prozent. Die Multizentrizität darf nicht mit Metastasierung verwechselt werden, zum Beispiel bei gleichzeitigem Vorkommen eines Paraganglioms des Ohrs und der Karotisbifurkation auf der selben Seite. Echte Metastasen sind jedoch nicht so selten, wie anfänglich angenommen wurde. Die Literatur zeigt bis heute eine ganze Anzahl solcher Fälle. Der Tod ist jedoch nur selten auf Metastasen zurückzuführen, viel häufiger sind das Einwachsen des Tumors in das Endokranium und die Hirnstammkompression Todesursache. Eine Kombination von zwei verschiedenen Chemodektomen, zum Beispiel eines Glomus caroticum Tumors und eines Glomus jugulare Tumors wurde 1978 in der Literatur bei 17 Fällen beschrieben (). Nach &RQOH\ werden 1978 neurogene Tumoren des parapharyngealen Raums meist erst bei der Operation und anschließender histologischer Untersuchung bestätigt (). %UDQGHQEXUJ unterteilt diese Tumoren in vier Gruppen: 7XPRUHQGLHYRQ1HUYHQ]HOOHQDXVJHKHQ 7XPRUHQGLHYRQ3DUDJDQJOLHQ]HOOHQDXVJHKHQ 7XPRUHQGLHYRQ*DQJOLHQDXVJHKHQ 4. 7XPRUHQGLHDOVVHNXQGlUHQHXURJHQH7XPRUHQHQWVWHKHQ Bei allen Paragangliomen überwiegt das Paragangliom des Glomus caroticum (). Der typische Sitz dieser Tumoren ist unterhalb des Angulus mandibulae. -19Die Glomus jugulare Tumoren liegen im Bereich der Pauke und der V. jugularis. Die Bezeichnung Glomus tympanicum rührt von einem kleinen Tumor her, der in der Pauke, bzw. am Jacobschen Nerven liegt (). *XLOG hat 1941 festgestellt, dass es unterschiedlich häufige Verteilung der Glomera zwischen beiden Geschlechtern gibt. Dieser Punkt ist interessant, da die Geschwülste des nicht chromaffinen tympanojugularen Paragangliensystems eindeutig viel häufiger bei Frauen vorkommen. Das Verhältnis zwischen Frauen und Männern beträgt fünf zu eins (). Am häufigsten treten die ersten Symptome zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr auf, wobei vor dem 18. Lebensjahr die Geschwulst extrem selten gefunden wurde und Fälle beschrieben sind, bei denen die Geschwulst erst im Alter von 80 Jahren festgestellt wurde. Eigenartig ist auch das, wenn auch seltene, Vorkommen familiärer Häufung. 1933 wiesen drei Schwestern alle einen Glomustumor des Ohres auf. Noch eindrucksvoller ist die Mitteilung %DUWHOV1988, wo Glomustumoren in drei aufeinander folgenden Generationen angetroffen wurden. Die Lokalisationen waren am Hals, am Ohr, oder gleichzeitig an beiden Schläfen (). Unter den gesamten familiär vorkommenden Glomustumoren tritt der Glomus caroticum Tumor mit einem Anteil von etwa 80 % am häufigsten auf . Die Vererbung verläuft dann autosomal dominant und liegt genetisch auf einem Allel. Es läßt sich auch eine deutlich zunehmende Penetranz der Tumoren im Alter feststellen. Im Alter von 45 Jahren liegt sie in diesen Familien bei 100 % (). Es gibt auch einen Bericht von 1990 über die familiäre Verteilung, die dort autosomal dominant erscheint. Das multifokale Vorkommen bei vererbten Tumoren tritt in 25-35 % der Fälle auf (). Eine eindeutige Begriffsfestlegung, die auch internationale Anerkennung findet, ist bisher nicht erfolgt (). Die Paragangliome haben eine enge Beziehung zum APUD-Zellsystem ( $PLQH SUDHFXUVRUXSWDNHGHFDUER[\ODWLRQ=HOOV\VWHP ) und die Tumore wurden als Apudom deklariert (). Er ordnet somit die Paragangliome in ein umfassendes endokrines System ein. Es gibt zwei wichtige, gebräuchliche Klassifikationen der temporal gelegenen Glomustumoren. Die Einteilung nach den folgenden Autoren spielt im Kapitel (UJHEQLVVH eine Rolle. -20Die erste Einteilung entwickelten *ODVFRFN-DFNVRQ 1989 und ist für Tumoren des Glomus tympanicum und Glomus jugulare gebräuchlich (): *ORPXVW\PSDQLFXP 7\S,NOHLQH0DVVHGLHDXIGDV3URPRQWRULXPEHVFKUlQNWLVW 7\S,,GHU7XPRUIOOWGHQ5DXPGHV0LWWHORKUHVNRPSOHWWDXV 7\S,,,GHU7XPRUIOOWGDV0LWWHORKUDXVXQGEUHLWHWVLFKLQV 0DVWRLGDXV 7\S,9'HU7XPRUIOOWGDV0LWWHORKUDXVEUHLWHWVLFKLQV 0DVWRLGDXVRGHUGXUFKGLH0HPEUDQDW\PSDQLXPGHQ H[WHUQHQDXGLWRULVFKHQ.DQDO]XIOOHQPDQFKPDO NRPPWHV]XHLQHUDQWHULRUHQ$XVZHLWXQJ]XU$FDURWLV LQWHUQD *ORPXVMXJXODUH 7\S,NOHLQHU7XPRUGHUGHQ%XOEXVMXJXODULVGDV0LWWHORKU XQGGDV0DVWRLGLQYROYLHUW 7\S,,7XPRUGHUVLFKXQWHUGHPLQQHUHQDXGLWRULVFKHQ.DQDO DXVEUHLWHWHVNDQQHLQHLQWUDNUDQLHOOH$XVEUHLWXQJ YRUNRPPHQ 7\S,,,7XPRUKDWVLFKELVLQGLH6SLW]HGHV3DUVSHWURVXPGHV2V WHPSRUDOHDXVJHEUHLWHW HVNDQQHLQHLQWUDNUDQLHOOH$XVEUHLWXQJYRUNRPPHQ 7\S,97XPRUKDWVLFKEHUGLH6SLW]HGHV3DUVSHWURVXPLQGHQ &OLYXVRGHUGLH)RVVDLQIUDWHPSRUDOLVDXVJHEUHLWHWHV NDQQHLQHLQWUDNUDQLHOOH$XVEUHLWXQJYRUNRPPHQ -21Die zweite wichtige Klassifikation stammt von )LVFK und 9DODYDQLV1991 (, , , ): 7\S$7XPRULVWDXIGHQ0LWWHORKUUDXPEHVFKUlQNW 7\S%7XPRULVWDXIGHQ0LWWHORKUUDXPXQGGHQW\PSDQLVFKHQ 7HLOGHV0DVWRLGVEHVFKUlQNW 7\S&7XPRUPLWLQIUDODE\ULQWKlUHU$XVEUHLWXQJVULFKWXQJPLW =HUVW|UXQJGHU6WUXNWXUHQGHV$SH[RGHU:XFKVLQGHVVHQ5LFKWXQJ &7XPRUKDWGLH&DURWLVLQWHUQDDQHLQHU6WHOOHHUUHLFKW &7XPRUKDWGHQ.DQDOGHUDXIVWHLJHQGHQ$FDURWLVLQWHUQDHUUHLFKW XQG]HUVW|UW &7XPRUKDWDXFKGHQKRUL]RQWDOHQ.DQDORKQHGDV)RUDPHQ FDHFXPHUUHLFKWHUZlFKVWXPGLHDXIVWHLJHQGH$FDURWLV ,QWHUQDNOHLQH$QWHLOHZDFKVHQNDXGDO]XP)RUDPHQFDURWLFXP &7XPRUZlFKVWXPGLH$FDURWLVLQWHUQDGXUFKEULFKWGDV )RUDPHQFDHFXPLQ5LFKWXQJ6LQXVFDYHUQRVXVHVJLEWHLQHQ JURHQ7XPRUDQWHLONDXGDOLQ5LFKWXQJGHU9MXJXODULVLQWHUQD 7\S'7XPRUDXVEUHLWXQJHUIROJWQDFKLQWUDNUDQLHOO '7XPRUJU|HLQWUDNUDQLHOONOHLQHUDOV]ZHL=HQWLPHWHU '7XPRUJU|HLQWUDNUDQLHOOJU|HUDOV]ZHL=HQWLPHWHU 'LQRSHUDEOHLQWUDNUDQLHOOH$XVEUHLWXQJGHV7XPRUV .RPPHQWDU: Es wird keine Bemerkung in dieser Klassifikation zu exokranialer Ausbreitung, Okklusion der V. jugularis und des lateralen Sinus, gemacht. -22*ORPXVFDURWLFXP7XPRU Einige Autoren interpretieren den Glomus caroticum Tumor nicht als Neoplasie, sondern als systematisierte Gewebshyperplasie des Chemorezeptors (), oder betrachten den Tumor als Struma des Glomus caroticum (). Eine funktionelle Beziehung zwischen Glomus und Pressorezeptorzellen des Karotissinus ist noch nicht eindeutig geklärt (). Ein Glomus caroticum Tumor kommt zehnmal häufiger in großen Höhen als auf Meereshöhe vor (). Aufgrund einer chronischen Hypoxie bei Patienten mit angeborenen zyanotischen Herzfehlern wird die Entwicklung eines Glomus caroticum Tumors als Reaktion auf die Hypoxie angenommen (). Bei einem Patienten mit Tuberkulose und chronischer obstruktiver Lungenerkrankung und zusätzlicher Bronchitis wird die gleichzeitige Entwicklung eines Glomustumors auf die Lungenschädigung zurückgeführt (). *ORPXVMXJXODUH7XPRU Sie liegen im Bereich der Pauke und der V. jugularis. Die Glomus jugulare und Glomus tympanicum Tumoren gehen von tympano-jugularen Chemorezeptoren des Mittelohrs, vom Bulbus jugulare und vom N. vagus aus. Für Glomus jugulare Tumoren ist die A. pharyngea ascendens die Hauptversorgungsarterie, bzw. Äste der A. carotis externa (). Der Glomus jugulare Tumor ist später, wenn er vom Bulbus jugularis aus in das Mittelohr vordringt, als eine rötliche Masse zu erkennen. Während die Glomus jugulare Tumoren in die Schädelbasis wachsen, zeigen sie ein großes Verlangen, in alle Richtungen zu wachsen (, ), einschließlich ins intrakranielle System. Die Tumoren folgen nach den Gesetzen der Physik den Weg des geringsten Widerstandes, was die folgende Skizze bildlich verdeutlicht. -23- $EELOGXQJ+DXSWDXVEUHLWXQJVZHJHHLQHV*ORPXVMXJXODUH7XPRUV9,, HQWVSULFKWGHPVLHEWHQ+LUQQHUYHQXQG,&$LVWGLH$FDURWLVLQWHUQD %HFNHUhat eine Unterscheidung zwischen einem Glomus jugulare Tumor ohne Knochenbeteiligung (QXUDXIGLH3DXNHQK|KOHXQGGHQ%XOEXVYHQDHMXJXODULV EHVFKUlQNW) und mit Knochenzerstörung (%HIDOOGHVJDQ]HQ0DVWRLGVELV]XU )HOVHQEHLQVSLW]H) gemacht (). Für den Fall der Knochenzerstörung bedeutet das, dass der Tumor durch die dünne Knochenlamelle zwischen Bulbus venae jugularis und Hypotympanon durchgebrochen ist ().In zehn Prozent der Fälle findet man ein multizentrisches Vorkommen (). :LHW beschrieb 1991, dass bei den multikompartimentellen Läsionen der Anteil der Glomus jugulare Tumoren 85 % darstellt (). *ORPXVW\PSDQLFXP7XPRU Der Glomus tympanicum Tumor kann bereits frühzeitig durch das Trommelfell schimmern und später als hämorrhagischer Polyp im äußeren Gehörgang sichtbar werden. Manchmal tritt auch eine Lähmung des N. facialis auf (). Bevor das Gehör angegriffen wird, wachsen die Glomus tympanicum Tumoren im Mittelohr und verursachen frühzeitige Symptome, wie Tinnitus und Gehörverlust (). Glomus tympanicum Tumoren wachsen von den Glomuskörperchen ausgehend im Promontorium tympani normalerweise entlang des Jacobschen Nerven ins Mittelohr. -24Es gibt Berichte über einige Glomus tympanicum Tumoren, die von dem tympanischen Ast des N. facialis ausgehend wachsen, oder sogar von der tympanischen Membran selbst (). Die Versorgung erfolgt durch die A. tympanica, die ihrerseits aus der A. pharyngea ascendens entspringt (). a b c $EELOGXQJDEXQGFHV]HLJWVLFKKLHUGLH$XVGHKQXQJHLQHV *ORPXVW\PSDQLFXP7XPRUGHU)LVFK.ODVVLILNDWLRQHQ$%XQG& Die vorhergehende Abbildung veranschaulicht die möglichen Hauptausbreitungswege der Glomus tympanicum Tumoren in bezug auf ihre Klassifizierung nach der FischKlassifikation. -25$NUDOH*ORPHUD Unter den akralen Glomustumoren, die von 0DVVRQ 1924 zuerst beschrieben wurden, versteht man kleine, gutartige, schmerzhafte, bläuliche Geschwulste der Unterhaut mit Ursprung in einem Glomusorgan (). Das Glomus-, oder auch Masson-Organ ist ein kleines, abgekapseltes, knäuelartiges Gefäßgebilde in der Unterhaut. Man nennt es auch rein anatomisch Anastomosis arteriovenosa glomeriforme. Seine Funktion ist bisher ungeklärt, aber es wird vermutet, dass es ein Steuerungsorgan der Wärmeregulation ist. Die akralen Glomustumoren treten bevorzugt an den Fingern und Zehen, v.a. unter dem Nagel, auf. Sie bestehen aus einer arteriovenösen Anastomose mit einer dickwandigen zuführenden Arterie. Ebenso haben sie eine enge Beziehung zu marklosen Nervenfasern. Sie sind zelldichte Tumoren, die aus monomorphen Tumorzellen mit kleinen runden Kernen mit feinem Chromatin und reichlich eosinophilem Zytoplasma bestehen ( 8QL%DVHO ). 7XPRUJHIlYHUVRUJXQJ $EELOGXQJHQWVSULFKW$SKDU\QJHDOLVXQGHQWVSULFKW$VW\ORPDVWRLGHD -26Auf der schematischen Abbildung sind neben den hier aufgelisteten größeren Arterien die kleineren Äste zu sehen, in die sich die Arterien auf ihrem Weg aufspalten. Die vorherrschende Blutversorgung der Glomus jugulare und Glomus tympanicum Tumoren geschieht durch den inferioren Ast der A. pharyngealis ( ) und der A. stylomastoidea ( ) (). In 60 % der Fälle entspringt die A. stylomastoidea aus der A. occipitalis und in 40 % der Fälle der A. postauricularis (). Diese Arterien sind rot markiert. In einer anderen Studie heißt es, dass Glomus tympanicum Tumoren meist aus der A. tympanica inferior und der A. stylomastoidea versorgt werden, während Glomus jugulare Tumoren aus Ästen der A. pharyngea ascendens und bei ausgedehnten Tumoren auch noch aus der A. vertebralis versorgt werden. Die Kommunikation zwischen diesen beiden Gefäßen erfolgt dann durch die sogenannten C1- und C2Kollateralen, die prinzipiell immer angelegt sind, jedoch bei stark vaskularisierten Tumoren stets offen sind und somit eine Embolisationsgefahr in den vertebro-basilären Kreislauf bedeuten können. Dieses kann dann wiederum gefährliche Infarkte nach sich ziehen. Die häufigste gemeinsame Anomalie der Glomus jugulare und tympanicum Tumoren ist eine persistierende stapediale arterielle Versorgung, die sonst nur in einem pro 5-10000 Fällen vorkommt. Diese Arterie hat große klinische Bedeutung, da sie bei einem operativen Eingriff reichlich bluten kann. Wenn die Stapedialarterie voll entwickelt ist, hat sie einen dorsalen Zweig, der sowohl mit dem dorsalen Ast der A. meningea media, als auch mit dem medialen Ast dieser Arterie anastomosiert. Es ist scheinbar so, dass die A. stapedialis eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der A. meningea media spielt. Normalerweise degeneriert die A. stapedialis im dritten fetalen Monat. Wenn es eine intrakranielle Tumorausbreitung gibt, wird diese meist aus zusätzlichen Arterien versorgt. Die extradurale Ausbreitung wird meist von meningealen Ästen der aufsteigenden A. pharyngealis und von hinten durch den recurrenten meningealen oder mastoiden Ast der A. occipitalis versorgt (). -27Die intradurale Ausbreitung, nahe des Foramen jugulare, wird durch die posteriorinferiore A. cerebellaris versorgt, wobei die Extension in den cerebellopontinen Winkel durch die anterior-inferiore A. cerebellaris versorgt wird. 9DOYDQLV hat 1986 gezeigt, dass jedes Kompartiment eines multikompartimentellen Tumors hämodynamisch unabhängig ist. Dieser Zustand bedeuetet für die Behandlung, dass alle Kompartimente angiographisch identifiziert werden müssen. Die wichtigsten Kollateralen zwischen der extra- und intrakraniellen Zirkulation sind die Anastomosen zwischen der aufsteigenden A. pharyngealis und der A. occipitalis, bzw. der A. vertebralis (). Es ist bisher erst in zwei Fällen in der Literatur von einem avaskulären jugulotympanischen Glomustumor berichtet worden (). Dies zeigt, dass die Tumoren nicht vaskularisiert sein müssen, was jedoch eine Rarität bleibt. +LVWRORJLH Die histologischen Untersuchungen helfen meistens bei der Differenzierung zwischen benignen und malignen Tumoren wenig weiter (). Es läßt sich histologisch nicht zwischen langsam und schnell wachsenden Tumoren unterscheiden (). Im Lichtmikroskop sind die typischen Zellzusammenballungen mit einzelnen Riesenzellen zu sehen. Dies sind Nester von uniformen epitheloiden Zellen mit vaskulären Nuclei und granulierten hellen Zytoplasmazellen (). Ebenso kann man Spindelzellproliferationen, minimale nukleäre Polymorphismen, einige Zellmitosen, Lymphozyten, Histozyten, Plasmazellen und Neutrophile in der Umgebung erkennen (). Nach den Beschreibern *UR6FKXOW]H und *RPRUL kann man eine Silberimprägnation des Gewebes durchführen. Dadurch stellen sich agyrophile Granula im Zytoplasma der Tumorzellen dar, jedoch keine neurogenen Faserelemente. -28Elektronenmikroskopisch lassen sich zwei verschiedene Zelltypen nachweisen: D 7\S,=HOOHQVLQGSRO\JRQDOH=HOOHQGLHLQ'UHLHUELV)QIHUJUXSSHQRIWGHQ5DQG YRQYDVNXODULVLHUWHQ*HELHWHQXQG.DSLOODUHQELOGHQ E 7\S,,=HOOHQVLQGRIWYRQ6SLQGHO]HOOHQXPJHEHQXQGILQGHQVLFKYRUZLHJHQGDQ GHQ0HPEUDQHQ 1963 entdeckte *HMURW gefensterte, vaskularisierte Endothelien und 1967 fand 7RNHU neurosekretorische Granula (). Die Typ-II-Zellen wurden auch 1967 erstmals von *ULPOH\ nachgewiesen (). Die Glomus jugulare Tumorzellen bestehen aus sogenannten Chief-Zellen, die von Größe und Aussehen, Epitheloidzellen ähneln und von vaskulärem Gewebe umgeben sind (). :LHW erwähnte in seinem Bericht, dass es noch eine zweite Zellart bei diesen Tumoren vorhanden ist, die Sustentacular-Zellen (). Bei der Färbung nach 3DSS 7LERU () erkennt man zwischen den einzelnen Zellen dicke, aus Kolloidfasern und aus Gitterfasern bestehende Septen. Diese finden sich nicht im gesunden Glomusgewebe. Ferner wurden neurogene Elemente in Form von Neurofibrillen identifiziert (). Wird das Tumorgewebe in einer Formaldehydlösung aufbewahrt, so kann keine anschließende Untersuchung über die Chromaffinität der Granulazellen durchgeführt werden (). Der Tumor ist abgegrenzt, hat jedoch keine Kapsel (). /H&RPSWH führte 1948 eine Einteilung der Glomus Tumore, die bis heute noch ihre Gültigkeit behalten hat, anhand ihres Zellgewebes ein (). Er unterteilt die Tumoren in die paraganglionäre, die angiomatöse und die solide adenomatöse Form. a $EELOGXQJGHU*ORPXVMXJXODUH7XPRULQ$EELOGXQJDLVWPLW +lPDWR[\OLQHRVLQXQGGHU*ORPXVMXJXODUH7XPRULQ$EELOGXQJEPLW 0HWK\OHQEODXJHIlUEW b -29Diese Abbildungen zeigen allesamt das histologische Bild eines Glomus jugulare Tumors. Zum einen wurde mit Hämatoxylineosin gefärbt und zum anderen mit Methylenblau. Es zeigen sich in diesen Abbildungen sogenannte Chief-Zellen, die von Größe und Aussehen, Epitheloidzellen ähneln und von vaskulärem Gewebe umgeben sind (QGRNULQRORJLH Im Jahre 1948 berichtete /H &RPSWH als erster Autor über eine mögliche Katecholaminproduktion bei einem Glomus caroticum Tumor (). *DIIQH\ stellte 1953 fest, dass ein Glomustumor keine sekretorische Funktion hat (). Bis 1977 wurden bereits 20 Patienten in der Literatur mit einem funktionell sekretorischen Glomustumor gefunden. Auch wenn der Tumor sekretorisch nicht aktiv ist, kann man in einigen Fällen histochemisch und ultrastrukturell eine Produktion von Katecholaminen vorfinden (). Nach 6FKZDEHU 1984 sind etwa drei Prozent der Glomustumoren sekretorisch aktiv (). 0LOHZVNL sagt, dass im Tumorgewebe bei allen Glomustumoren des Kopf-HalsBereichs immer Polypeptidhormone und Katecholamine immunhistologisch nachzuweisen sind. Doch trotzdem ist eine periphere endokrine Aktivität mit ein Prozent sehr selten (). Die chemische Aktivität eines aktiven Paraganglioms ist dann ähnlich der eines Phäochromozytoms (). Bisher konnte 1980 Noradrenalin, ACTH, Serotonin (), 1977 Calcitonin (), oder 1988 Dopamin () nachgewiesen werden. Exakte Untersuchungen über die Produktion von Katecholaminen sind erst durch die biochemischen Verfahren und durch die Fluoreszenz- und Elekektronenmikroskopie möglich geworden. Symptome, wie exzessive Perspiration, Hypertonie, Tachykardie oder Nervosität () können den Patienten während oder nach der Operation in eine bedrohliche Situation bringen. Eine mögliche sekretorische Aktivität eines Glomustumors geht mit einer Katecholaminproduktion einher, die man indirekt durch die physiologischen Abbauprodukte, Vanilinmandelsäure und 5-Hydroxyindolessigsäure, nachweisen kann. Daher sollte routinemäßig ein Urin-Screening-Test durchgeführt werden. -30Laut )DUULRU sollte ein 24 Stunden Sammelurin auf Vanilinmandelsäure und 5Hydroxyindolessigsäure untersucht werden. Dieser Test ist einfach durchzuführen und sollte bei jedem Glomuspatienten durchgeführt werden (). Wird ein aktiver Tumor gefunden, so sollte der Patient behandelt werden, als sei der Tumor ein Phäochromozytom (). Dies ist für die Anästhesie außerordentlich wichtig, da Medikamente, wie alpha- und beta-Blocker gegeben werden können, um Tachykardie und Dysrhythmien während der Anästhesie zu verhindern. Trotzdem gelingt es nicht in allen Fällen, den Blutdruck auf einem normalen Level zu halten. 0DOLJQLWlW5H]LGLYHXQG5HVLGXDOWXPRUHQ Man findet mikroskopisch keine eindeutigen Hinweise für Malignität (), jedoch betrachten einige Autoren die multinukleären Riesenzellen als Beweis für Malignität (). Andere Autoren sprechen von malignem Verhalten, wenn es im Verlauf zu einem Tumorrezidiv oder zu einer Infiltration kommt (). Nach YDQ$VSHUHQ gilt ein Tumor nur dann als maligne, wenn Metastasen vorkommen. Demnach wären etwa drei Prozent der Glomusgeschwülste als maligne zu betrachten (,). 1HOVRQ und +LQRMRVD berichten, dass es bis zum Jahre 1991 es erst insgesamt 148 Fälle gibt, die von malignen Karzinomen des Schläfenbeines berichten (). Bei Tumoren ohne ein Auftreten von Metastasen, jedoch mit lokal aggressiven Wachstum, ordnet .OHLQ 1971 diese als Grenzfall ein (). Er gibt eine Malignitätsrate von zehn Prozent an. Andere Autoren ordnen den Glomus jugulare Tumor generell aufgrund seiner allgemeinen lokalen Invasivität, Destruktion und der Tendenz zu Hämorrhagien als maligne ein (). Nach *DIIQH\ und +RRSOH sind 1953 maligne Glomus jugulare Tumoren bestrahlungs- resistent (, ). *D\OLV wiederum geht 1977 davon aus, dass alle Glomustumoren, wegen ihrer Tendenz zur Extension und Destruktion, als maligne zu betrachten sind (). -31'HQW berichtet 1976 in seinen Studien über Todesfälle durch lokal aggressives Wachstum von Glomus caroticum Tumoren cranialwärts im Verlauf der A. carotis interna (). In den 60er Jahrenberichtet $OIRUG über eine 8,9 % große Tumormortalität bei Glomus jugulare Tumorpatienten durch Tumorwachstum (). Laut /DFN hat das Paragangliom des Larynx unter allen Arten von Paragangliomen die höchste Inzidenz für Malignität (). Ein Zusammentreffen mit anderen bösartigen Tumoren ist selten. Bei nicht vollständig resezierten Tumoren können auch nach Jahren Fernmetastasen auftreten (). Die Latenzzeit nach Tumorentfernung bis zum Auftreten von Metastasen kann zwischen drei und zwanzig Jahren liegen. Im Mittel bei 10,3 Jahren (). Die Hauptlokalisation von Metastasen findet sich in Lunge und Knochen, oder in zervikalen Lymphknoten. Es kann sowohl zum Befall des Plexus brachialis, als auch zur Extension in intrakraniale Bereiche kommen (). Ebenso wurden Metastasen in den Organen Leber und Milz festgestellt (). 6ZHHW nimmt 1976 an, dass eine Anämie ein Marker für einen persistierenden Tumor ist und er postuliert, daß nicht chromaffine Paragangliome eine Substanz produzieren, die auf die Erythropoetinproduktion einwirkt (). Von einer definitiven Heilung nach einer Operation kann man erst nach Jahren sprechen (). /DFN ist der Meinung, dass man, um ein Rezidiv oder einen Residualtumor frühzeitig erkennen zu können, regelmäßig Kontrolluntersuchungen durchgeführt werden sollen. Nach 6SHFWRU und +DWILHOG liegt 1997 die Rezidivrate bei Glomustumoren im Temporalbereich bei etwa 33 % (, ). Dieser Wert verringert sich auch nicht, wenn makroskopisch eine komplette Resektion durchgeführt worden ist. Bei )LVFK gab es 1991 unter 240 Patienten, von denen 83 % eine komplette Tumorresektion erhielten, bei den Patienten mit C1-Stadium kein Rezidiv, im C2Stadium bei fünf Prozent, im C3-Stadium bei 22 % und im C4-Stadium bei 55 % Rezidive (). Nach 5XVK liegt die Rezidivquote bei den Glomus jugulare und tympanicum Tumoren bei 12 % (). Es ist allgemein bekannt, dass die Operation eines bereits voroperierten Rezidivtumors, technisch oft sehr schwierig ist und mit einer signifikanten Morbidität verbunden ist (). -32- .OLQLNXQG'LIIHUHQWLDOGLDJQRVHGHU*ORPXVWXPRUHQ 6\PSWRPH Um die Diagnose eines Glomustumors bestätigen zu können, muß man vorher einige andere Differentialdiagnosen ausschließen (). 1. 3VHXGRWXPRUHNWDWLVFKHJHPHLQVDPH$FDURWLV$FDURWLVLQWHUQD DV\PPHWULVFKH9MXJXODULVLQWHUQD ,QIODPPDWRULVFK$EV]HVV 9DVNXOlU7KURPERVHGHU9MXJXODULV $QHXU\VPDGHU$FDURWLV7KURPERVHGHU$FDURWLV 'LVVHNWLRQGHU$FDURWLVLQWHUQD %HQLJQH7XPRUH*ORPXVMXJXODUHW\PSDQLFXPYDJDOHXQGFDURWLFXP7XPRU 6FKZDQQRP 1HXURILEURP 0HQLQJHRP 0DOLJQH7XPRUH6TXDP|VHV=HOONDU]LQRP 1RQ+RGJNLQ/\PSKRP 7RQVLOOHQNDU]LQRP Als Hauptsymptom der Glomus caroticum Tumoren zeigt sich bei den klinischen Untersuchungen eine Knoten- oder Geschwulstbildung am Hals der Patienten. Meistens ist diese Schwellung völlig asymptomatisch (). In 75 % der Fälle finden sich eine indolente Schwellung, in nur 25 % lokale Beschwerden (). Dies kann sich manchmal in Form einer Schluckstörung, einer belegten Stimme oder Heiserkeit bemerkbar machen. -33Oft ist bei der Auskultation über dem Tumor ein Geräusch zu hören (). Die Expansionspulsation der Tumoren hört auf Druck auf die A. carotis communis auf und kommt sofort wieder, sobald der Blutstrom frei wird (). Vor allem jedoch gehören folgende Zeichen zur klinischen Untersuchung und Diagnose von Glomus caroticum Tumoren (): 9HUVFKLHEOLFKNHLWV]HLFKHQQDFK)RQWDLQH'HU7XPRULVWKRUL]RQWDO JXWYHUWLNDONDXPYHUVFKLHEOLFK 3XOVDWLRQV]HLFKHQ HUVWHV=HLFKHQQDFK.RFKHU 'HQ7XPRUPLW)LQJHUQXPIDVVHQGLHODWHUDOHQ)LQJHUWDVWHQHLQH 3XOVDWLRQGHUPLWWOHUH)LQJHUOLHJWDXIGHP7XPRU /RNDOLVDWLRQ ]ZHLWHV=HLFKHQQDFK.RFKHU 0DQNDQQEHLWUDQVRUDOHP$EWDVWHQPLWGHP)LQJHUEHL*HJHQGUXFNYRQ DXHQGHQ7XPRULQGHU7RQVLOODUORJHDEJUHQ]HQ Bei den Glomus jugulare und Glomus tympanicum Tumoren dauert das Intervall zwischen dem ersten Symptom bis zur Diagnosestellung zwischen sechs Monaten und 20 Jahren (). Der Glomus tympanicum Tumor zeigt sich ab einer gewissen Größe als rötliche Geschwulst hinter dem Trommelfell im Hypotympanon (). Es kommen Mittelohrsymptome wie Schwerhörigkeit und pulsatiler Tinnitus gehäuft vor (). Der pulsatile Tinnitus entsteht, wenn der Glomustumor das Trommelfell berührt und gegen die Kette der Gehörknöchelchen drückt. Wenn der Tumor das Mittelohr immer mehr ausfüllt, wird der Hörverlust verstärkt zum prominenten Syndrom. Bei den Glomus jugulare Tumoren wird in 92 % der Fälle von Tinnitus und in 88 % der Fälle von Schwerhörigkeit berichtet (). Bei dieser Art von Tumoren ist ebenfalls die Erweiterung des Foramen jugulare häufig zu finden. Es kommt bei großen Geschwulsten zu Ausfallerscheinungen der letzten vier Hirnnerven (). -34Neben den genannten Symptomen treten gelegentlich Schwindel (), Schluckbeschwerden, Dysphonie oder Stimmbandlähmung () und temporal, parietal lokalisierte Kopfschmerzen, sowie Hyper- oder Hypotension auf (). In extremen Fällen kommt es zu einem Halbbasisyndrom nach *DUFLQ, charakterisiert durch generalisierte einseitige Hirnnervenlähmung ohne Hirndruckzeichen. Manchmal ist bei der Untersuchung ein positives Lester-Brown-Zeichen zu finden, d.h. die für Glomus Tumoren typische Pulsation verschwindet bei Druck auf das Trommelfell (). 7DEHOOHGHUNOLQLVFKHQ6\PSWRPHHLQHV*ORPXVWXPRUVDXV$UULDJD +RXVH(DU&OLQLF 2WRORJ\*URXS 0D\R&OLQLF 3XOVDWLOHU7LQQLWXV 50 % 77 % 82 % 30 % 52 % 56 % 7% 18 % 20 % 4% 18 % 24 % 0% 1% 18 % 3% 8% 15 % 3% 5% 9% 3% 5% 9% +|UYHUOXVW 2KUHQVFKPHU]HQ 0DVVHLP+|UNDQDO 6FKZLQGHO 2WRUUKRH%OXWXQJ $QGHUH6\PSWRPH $V\PSWRPDWLVFK 1 1 1 Das Foramen-jugulare-Syndrom ist gekennzeichnet durch die Beteiligung der Hirnnerven IX, X, XI und XII. Diese vier letzten Hirnnerven verlaufen in der Nähe oder durch das Foramen jugulare. Hieraus läßt sich die entsprechende Symptomatik ableiten (): D EHL%HWHLOLJXQJGHV1JORVVRSKDU\QJHXVSDUWLHOOHU*HVFKPDFNVYHUOXVW 6FKOXFNOlKPXQJXQG6HQVLELOLWlWVVW|UXQJGHU5DFKHQVFKOHLPKDXW E EHL%HWHLOLJXQJGHV1YDJXV6WLPPEDQGSDUHVHPLW+HLVHUNHLWXQG$WHPQRW c) EHL%HWHLOLJXQJGHV1K\SRJORVVXVHLQHHLQVHLWLJH=XQJHQOlKPXQJ -35$OIRUG und *XLOIRUG haben 1962 die Entwicklung der Glomustumoren der Temporalregion in Verbindung mit den präsentierten Symptomen in der folgenden Tabelle zusammengefaßt (): 7DEHOOH=XVDPPHQKDQJ7XPRUJU|HXQG6\PSWRPHQQDFK$OIRUG*XLOIRUG 6WXIH YRUNRPPHQGH ]XVlW]OLFKHNOLQLVFKH%HIXQGH Hörverlust und / oder konduktiver Hörverlust 6\PSWRPH pulsatiler Tinnitus, Farbveränderungen des 6WXIH 6WXIH 6WXIH 6WXIH Trommelfells 0 + Ottorhoe oder 0 + hervorquellende oder polypoide Ottorhagie Masse im äußeren Gehörgang 1 + Befall des VII. 1 + perziptiver Hörverlust, auraler Hirnnervens Schmerz 2 + Neuralgie des IX. 2 + Lähmung des IX., X., XII. und / Hirnnerven oder XI. Hirnnerven 3 + intrakranielle 3 + komplette Hirnnervenlähmung von Symptomatik III. bis XII., Papillenödem, Metastasen %LOGJHEHQGH9HUIDKUHQ Es gibt natürlich die Möglichkeiten der technisch instrumentellen Diagnostik. Früher war man der Meinung, dass man bei Verdacht auf Vorliegen eines Glomustumors, als Grunduntersuchung, eine direkte/indirekte Angio durchführen sollte (). Danach konnte mit anderen weiterführenden Untersuchungen fortgefahren werden. 6DUWRU hat herausgestellt, dass durch den technischen Fortschritt des CT´s und MRT´s die Indikation zur Angiographie verändert wurde. Sie ist oft nur noch präoperativ, mit der Möglichkeit der präoperativen Embolisation, indiziert. -36Dies ist in Zusammenhang mit der Auswertung dieser Arbeit hervorzuheben, da gerade dieser Vorteil der präoperativen Embolisation bei der Behandlung der Glomustumore herausgearbeitet wird (). Die Sonographie und der Farbduplex sind insbesondere bei Glomus caroticum Tumoren Methode der Wahl, da diese ein sehr reflexreiches Echomuster hinterlassen. Eine direkte Biopsie des Tumors ist normalerweise nicht indiziert, da diese zu massiven Blutungen führen kann (). /DERU Es besteht die Möglichkeit, einen Glomustumor über die Katecholaminproduktion labortechnisch nachzuweisen, jedoch sind 1984 nach 6FKZDEHU nur insgesamt rund drei Prozent der Tumoren hormonaktiv. Dazu kommt noch, daß die Katecholaminproduktion meist symptomlos bleibt und sie dann über das Labor nicht nachzuweisen sind (). 2WRVNRSLHXQG7HVWYHUIDKUHQ Bei den Tumoren des Felsenbeins kann man, je nach Ausbreitung, hinter dem Trommelfell einen rot-bläulich schimmernden Tumor erkennen, der auch häufiger das Trommelfell pulsieren läßt, was auf der folgenden Abbildung gut zu sehen ist. In dem Zusammenhang der meist hals-nasen-ohrenärztlichen Untersuchung werden Tests durchgeführt, die sich auf die anderen klinischen Symptome beziehen, die ein Glomustumor des Felsenbeines mit sich bringen kann. Die Tonschwellenaudiometrie steht bei dieser Art des diagnostischen Vor-gehens am Anfang einer Palette von Untersuchungen. Die Patienten zeigen häufiger einen Hörverlust, der in Zusammenhang zu dem stetigen Tumorwachstum steht. Ebenso kann man Hörtests, wie den Weber- und Rinne-Versuch durchführen, um die Art der Schwerhörigkeit genauer zu differenzieren. Als weitere, schnell und sofort durchführbare Methode, kommt die Impedanzmessung () in Frage. Die Elektromyographie kann bei Vorliegen einer Hirnnervenlähmung eine geeignete Untersuchungsmöglichkeit sein, um die Art und vor allem die Lokalisation der Läsion festzustellen. In der folgenden Abbildung erkennt man den rotbläulich schimmernden Glomustumor hinter dem Trommelfell. -37 $EELOGXQJRWRVNRSLVFKHV%LOGHLQHV*ORPXVWXPRUV &7XQG057 Bei den Glomus jugulare und Glomus tympanicum Tumoren greift man auf die kontrastmittelunterstützte Computertomographie- und MagnetresonanztomographieDiagnostik zurück. /OR\G hat 1993 eine Studie über das Gadolinium verstärkte MRT gemacht und festgestellt, dass sich die Glomustumoren unter diesen Voraussetzungen klarer abgrenzen lassen. Es ist nachgewiesen worden, dass die Gadolinium-MRT bei kleinen Tumoren gut geeignet ist (,). Die CT kann bisher die knöchernen Veränderungen der Schädelbasis in Beziehung zu den Tumorstrukturen des Mittelohrs besser darstellen, wohingegen die MRT geeigneter ist, die Beziehung des Tumors zu den angrenzenden Gefäßen und die intrakranielle Ausbreitung zu dokumentieren (). Es ist obligat, ein CT in axialer und koronarer Darstellung durchzuführen. Normalerweise läßt sich dann ein homogener Weichteiltumor auf dem Promontorium ( *ORPXVW\PSDQLFXP7XPRU ) oder am Bulbus venae jugularis ( *ORPXVMXJXODUH7XPRU ) mit Arrosion der umgebenden knöchernen Strukturen darstellen (). Bei Kontrastmittelgabe kommt es zu einem intensiven, frühen Enhancement. -38Während man die CT als das primäre bildgebende Element betrachten kann, nutzt man die MRT, um ein hervorragendes, detailgenaues Bild des weichen Tumorgewebes zu bekommen (). Es kann ebenso besser die Beziehung des Tumors zur angrenzenden V. jugularis und der A. carotis, sowie die intrakranielle Ausbreitung darstellen (). Wenn man die MRT zur Darstellung wählt, sind die T2-Bilder geeigneter, um kleine Läsionen zu identifizieren, da hier die Signalbildung gegenüber allen anderen Dingen in der Umgebung sehr verschieden ist. Die T1-Bilder gewähren einem sowohl einen besseren Einblick über die partielle Aufteilung des inneren Tumorgewebes und eine bessere Beurteilung der Beziehung zu den Gefäßen, als auch über die intrakranielle Tumorausbreitung. Es wurde bei Patienten mit Glomus jugulare Tumoren eine heterogene Signalintensität bei prä- und post-kontrastmittelverstärkten MR-Bildern gezeigt, die auch Signalauslöschungen beinhalten. Dieses Phänomen rührt von den verschiedenen Flow-Geschwindigkeiten im Tumor her und ist in der Literatur als 3IHIIHU6DO]3KlQRPHQ beschrieben. Es entsteht dadurch, dass in die Tumormatrix die dunklen Querschnitte größerer Arterien eingestreut sind. Die Tumoren wirken daher getüpfelt. Eine Kalzifizierung kann ebenso eine Signalverstärkung in den MR-Bildern hervorrufen. Sie ist jedoch bei den neoplastischen Läsionen des Felsenbeins selten (). 6WHZDUG hat 1997 einen Artikel über den Nutzen und die Indikation von einer Magnetresonanzangiographie bei der Evaluation von Glomustumoren geschrieben. Er ist der Ansicht, daß die MRA zum einen die Risiken der herkömmlichen Angiographie ausschließt und zum anderen die Vorteile der Diagnosestellung in sich trägt. Er bezieht sich auf zwei anerkannte Methoden der MRA. Zum einen auf das Verfahren der 7LPH RIIOLJKW0HWKRGH und zum anderen auf das Verfahren der 3KDVHQDQJLRJUDSKLH (). Die ersten Bilder der folgenden Abbildung dienen als Beispiel für die CT-Diagnostik bei Glomustumoren -39- a b c -40- Glomus tympanicum Tumor d $EELOGXQJ7HLOD]HLJWGDV&7HLQHV*-77HLOEGDV&7HLQHV*777HLOFGDV 057HLQHV*-7XQG7HLOGGDV057HLQHV*77 Die weiter folgenden Bilder zeigen das Wachstum eines Glomustumors mit Hilfe der Kernspintomographie. Die Ausdehnung, die Erscheinungsform und die Lage der Glomustumoren werden durch die Bearbeitung der MRT-Bilder in verschiedenen Ebenen möglich, wie man anhand dieser Abbildung sehen kann. $QJLRJUDSKLH,QVWUXPHQWDULXPXQG.RQWUDVWPLWWHO Zur Diagnose und vor allem auch während des Vorganges der präoperativen Embolisation wird das Verfahren der Digitalen Subtraktionsangiographie ( '6$) angewandt. Das Prinzip dieser Technik ist Grundlage für das Verständnis des Embolisationsvorganges. -41Es besteht darin, dass auf dem Wege der rechnergestützten, automatischen Subtraktion des Leerbildes vom durch Kontrastmittelinjektion erzeugtem Füllungsbild der Gefäßkontrast durch Unterdrückung des Bildhintergrundes so angehoben wird, dass mit äußerst geringen Kontrastmittelmengen, im Vergleich zur herkömmlichen Angiographie, diagnostisch ausreichende Informationen erhalten werden. Es wird bei dem rechnergestütztem Weg ein analoges Bild in ein digitales Bild umgewandelt. Die '6$ ermöglicht die Einsparung größerer Kontrastmittelmengen und andererseits auch eine Reduzierung des Flows und der Kontrastmittelkonzentration. Die '6$ zeigt einen hypervaskulären Tumor. Wenn es sich um Tumoren des Felsenbeines handelt, kann man auf den Bildern eine überwiegend arterielle Versorgung über die A. pharyngea ascendens ausmachen. Die wesentlichen Vorteile der '6$: ]XYHUOlVVLJH(UIDVVXQJGHVYDVNXOlUHQ$XIEDXVGHU]XHPEROLVLHUHQGHQ /lVLRQ 1DFKZHLVVRJHQDQQWHUJHIlKUOLFKHU*HIlHZHOFKHPLWGHU$FDURWLV LQWHUQDE]Z$YHUWHEUDOLVDQDVWRPRVLHUHQVRZLHVROFKHZHOFKHDQGHU 9HUVRUJXQJYRQ+LUQQHUYHQEHWHLOLJWVLQG (UKHEOLFKH9HUNU]XQJGHU=HLWGDXHUGHV(LQJULIIV 9HUPLQGHUXQJGHU+lXILJNHLWGHV$XIWUHWHQVYRQ.RPSOLNDWLRQHQZLH]% *HIlVSDVPHQ a b c -42- d 1 2 4 5 3 6 $EELOGXQJ7HLODEXQGF]HLJHQ)URQWDOXQG6DJWDOVFQLWWHGHU+DOVXQG .RSIDUWHULHQXQG7HLOG]HLJWGHQLPIROJHQGHQ7H[WEHVFKULHEHQHQHUIROJUHLFKHQ (PEROLVDWLRQVYRUJDQJHLQHV*ORPXVW\PSDQLFXP7XPRUV -43Diese Abbildung zeigt zuerst anatomische Skizzen der arteriellen Gefäßversorgung der Kopf-Hals-Region. Vergleichend mit den Angiographiebildern kann man dem Verlauf zur Embolisation so besser folgen. Auf dem ersten Bild erkennt man eine selektive Darstellung mit Ultravist 300 über einen Bentson-Katheter. Es wird hier die linke A. carotis externa mit ihren abgehenden Gefäßen in seitlicher Projektion sichtbar. Vorher ist schon eine gemeinsame Darstellung mit der A. carotis interna erfolgt, um eine eventuelle Tumormitversorgung auszuschließen. Auf diesem Bild erkennt man eine einzelne Tumorgefäßversorgung eines Glomus tympanicum Tumors durch die linke A. stylomastoidea. Das zweite Bild zeigt den gleichen Sachverhalt, nur ist die Aufnahme in a.-p.-Technik durchgeführt worden. Ebenso unterstreicht das dritte Bild, in 45 °-Schrägprojektion aufgenommen, den vorher festgestellten Befund. Es wird eine einzige Tumorgefäßversorgung durch die A. stylomastoidea in allen drei Aufnahmen deutlich. Bei der nächsten Aufnahme hat die Patientin ihren Kopf auf Anweisung nach rechts gedreht. Diese Aufnahme erfolgte superselektiv durch eine Kontrastmittelgabe von Ultravist 300 über einen Transit-Katheter. Man erkennt superselektiv die Tumorgefäßversorgung durch die A. stylomastoidea. Das folgende Bild zeigt superselektiv nach durchgeführter Embolisation mit Konturpartikeln ( *U|HYRQ±γP ) ein komplett erfolgreiches Embolisationsergebnis. Die abschließende Aufnahme ist wiederum eine selektive Darstellung der A. carotis externa, auf der die Patientin ihren Kopf auf Anweisung nach rechts gedreht hat. Sie zeigt noch einmal zur Kontrolle, daß keine weitere Gefäßversorgung des Glomustumors mehr vorhanden ist. Das Embolisationsergebnis wurde als erfolgreich gewertet. Die Gefäßpunktion erfolgt heute im allgemeinen nach der vor mehr als 30 Jahren entwickelten 6HOGLQJHU7HFKQLN (). Bei fast allen interventionell-radiologischen Verfahren wird ein Kontrastmittel benötigt. Heute werden zu diesem Zweck jodhaltige, wasserlösliche Kontrastmittel eingesetzt (). Bei uns sind dies vor allem Ultravist und Solutrast. -446]LQWLJUDSKLH Der Nachteil aller der bisherigen Untersuchungsmethoden ist, dass keine funktionellen Daten über den Tumor erhoben werden können (). 5RFNDOO hat eine Studie 1990 über den Gebrauch der Radionucleotid-Szinitigraphie gemacht, die die physiologische Tumorausdehnung verbildlichen kann. Als Radionucleotid hat der Autor anfangs Iod 123- und Iod 131- MIBG benutzt, das sich auch schon bei der Schilddrüsendiagnostik bewährt hatte, jedoch recht teuer ist. Das Agenz Technetium 99m hat es jedoch überflügelt, da es preiswerter ist und auch die Strahlendosis geringer als bei den Iodpräparaten ist. Laut 0DXUHD liegt die Sensitivität von Iod-131-MIBG bei 82 % und die Spezifität bei 100 % für Glomustumoren. Er hebt die Rolle der MIBG-Szintigraphie im Zusammenhang mit der Diagnose und dem Management bei malignen Glomustumoren hervor (). Keiner der Patienten des hier bearbeiteten Kollektivs hat sich im Laufe der Behandlung einer solchen szintigraphischen Untersuchung unterzogen, so dass in den späteren Kapiteln nicht näher auf diese Art der Diagnostik eingegangen wird. -45- %HKDQGOXQJVDUWHQ (PEROLVDWLRQ Im Jahre 1930 setzte %URRNHV die Methode der arteriellen Embolisation zur nichtoperativen Behandlung einer traumatischen Carotis cavernosus Fistel ein. Es kam in diesem Beispiel zu schweren neurologischen Ausfällen (). Seit Beginn der 60er Jahre breitete sich die Katheterangiographie rasch aus und zog an vielen radiologischen Zentren eine nahezu ebenso schnelle Entwicklung der Katheterverschlußbehandlungen mit sich (). Die Hauptindikationsgruppen für Embolisationen sind: %HKDQGOXQJYRQ%OXWXQJHQ 9HUVFKOXYRQ*HIlPLELOGXQJHQ 2UJDQE]Z7XPRUDXVVFKDOWXQJ Abhängig von der Indikation ergeben sich auch an das Embolisat und an die Verschlußtechnik ganz unterschiedliche Anforderungen. Je nachdem, ob ein Embolisat große Arterien, kleine Arterien, Arteriolen oder Kapillaren erreichen soll, muß seine endgültige Lage im Gefäßbett, also die Verschlußebene, auf der einen Seite zuverlässig voraus bestimmbar sein, als auch individuell variierbar sein. Die Verschlußebene ist definiert durch den Gefäßquerschnitt, der am periphersten vom Embolisat erreicht wird. Dies ist unabhängig von der Embolisatmenge. Das Prinzip ist eine regionäre Drosselung der Blutzufuhr. Es ist eine Ischämie oder Nekrose des nachgeschalteten Organsystems zu vermeiden. Die Verschlußebene muß so gewählt werden, dass eine Restperfusion über natürliche Kollateralen erhalten bleibt. Der Erfolg der Behandlung einer Gefäßmißbildung ist laut .DXIIPDQQ und 5LFKWHU allein davon abhängig, ob es dem Embolisateur gelingt, die Läsion primär im Zentrum zu treffen (). -46Eine Tumorzerstörung durch Embolisation ist nur dann möglich, wenn ein primärer und homogener Verschluß des arteriellen Gefäßkompartimentes mit Anoxie im gesamten Tumor über einen langen Zeitraum und effizienter Ausschaltung der tumortypischen Versorgung gegeben ist. Die Vielzahl interventionell-radiologischer Verfahren, die heutzutage angewandt werden, erfordern auch unterschiedliche Arbeitsmaterialien. Speziell für Embolisationen stehen Materialien, wie Punktionsnadeln und -kanülen, Führungsdrähte, Katheter, Kontrastmittel und wiederum verschiedene Embolisationsmittel zur Verfügung. $EELOGXQJ(PEROLVDWLRQVDUEHLWVSODW]PLW(PEROLVDWLRQVPDWHULDOLHQXQG %LOGJHEXQJVPLWWHOQ -479DODYDQLV faßte 1987 wesentliche Voraussetzungen für die Durchführung solch interventioneller Eingriffe zusammen (, ): HLQHNRUUHNWH,QGLNDWLRQVVWHOOXQJ]XU(PEROLVDWLRQPLW$EZlJHQYRQ1XW]HQ XQG5LVLNHQGHU1HEHQZLUNXQJHQ %HVWLPPXQJGHU$UWXQGGHV=LHOVGHUGXUFK]XIKUHQGHQ(PEROLVDWLRQ SUlRSHUDWLYSDOOLDWLYGHILQLWLYWKHUDSHXWLVFK 3Ul]LVHDQJLRPRUSKRORJLVFKHXQGKlPRG\QDPLVFKH$QDO\VHGHU]X HPEROLVLHUHQGHQ/lVLRQ/lVLRQPLWVFKQHOOHPE]ZODQJVDPHQ'XUFKIOX PXOWLNRPSDUWLPHQWHOOHUE]ZPRQRNRPSDUWLPHQWHOOHU$XIEDX 9HUPHLGXQJYRQIUGLH(PEROLVDWLRQXQJQVWLJHQ%HGLQJXQJHQZLH *HIlVSDVPHQLP]XHPEROLVLHUHQGHQ*HIlJHELHW2NNOXVLRQGXUFKGHQ .DWKHWHUGHV]XU/lVLRQKLQIKUHQGHQ*HIlHV (UNHQQXQJXQG9HUPHLGXQJYRQJHIlKUOLFKHQ6LWXDWLRQHQXQGVRPLWYRQ SRWHQWLHOOHQ.RPSOLNDWLRQVTXHOOHQZLH$QDVWRPRVHQ]ZLVFKHQbVWHQGHU$ FDURWLVH[WHUQDXQGGHU$FDURWLVLQWHUQDE]Z$YHUWHEUDOLV $XVZDKOGHVJHHLJQHWHQ(PEROLVDWLRQVPDWHULDOHVXQWHU%HUFNVLFKWLJXQJ GHU$UWGHU/lVLRQGHU$UWGHUYHUVRUJHQGHQ*HIlHGHV*UDGHVGHU HUUHLFKWHQVXSHUVHOHNWLYHQ.DWKHWHULVLHUXQJ 'XUFKIKUXQJYRQ.RQWUROODQJLRJUDSKLHQZlKUHQGGHV (PEROLVDWLRQVYRUJDQJHV]XUUHFKW]HLWLJHQ(UIDVVXQJGHUVLFKODXIHQG lQGHUQGHQ+lPRG\QDPLN 8. $GlTXDWHDQJLRJUDSKLVFKH.RQWUROOHQDFK$EVFKOXGHU(PEROLVDWLRQ Die A. carotis externa stellt das für diese Arbeit interessante Stromgebiet dar. Es ist ebenso das Stromgebiet, in welchem am häufigsten Embolisationen durchgeführt werden. -48Die gefäßreichen Glomustumoren gehören neben Meningeomen zu den Hauptindikationen für eine Embolisation (). Embolisationen in diesem Stromgebiet werden normalerweise als präoperative Maßnahme bei operablen Tumoren durchgeführt. 7DEHOOH*HIlKUGHWH*HIlHQDFK*DUFLD0RQDFR $UWHULH $PD[LOODULD LQWHUQD 6SH]LILVFK 6SH]LILVFKHU JHIlKUGHWHU$VW 9HUODXI - Infraorbitaler Ast - Fissura orbitalis inferior - Meningo- ophthalmischer - Fissura orbitalis superior Ast - transmalar - 3HULSKHUH QHUY|VH ,QWUDFUDQLDOH $QDVWRPRVHQ 9HUVRUJXQJ PLW5HJLRQ - V, der 1. Ast Äste der A. orbitalis / ophthalmica Recurrent- meningealer Ast $PD[LOODULD LQWHUQD - Temporal-anteriorer Ast - Cavernöser Ast - Foramen spinosum - V, der 2. Ast - A. meningea accessoria - Foramen ovale - V, der 2. Siphon der A. carotis - A. des Foramen rotundum - Foramen rotundum und3. Ast interna - $ - DVFHQGHQV SKDU\QJHDOLV $PD[LOODULD LQWHUQD $ SKDU\QJHDOLV DVFHQGHQV $DXULFXODULV Superiorer pharyngealer - Foramen lacerum Ast - Foramen jugulare - Jugularer Ast - Foramen hypoglossum - Hypoglossaler Ast - V, der 2. Ast Plexus parasympathicus - VI, IX, X, XI - XII SKDU\QJHDOLV DVFHQGHQV interna Petrosaler Ast - Canalis petrosum - VII - Anteriorer tympanischer - Canalis tympanicus - Chorda Intrapetröse A. carotis tympani interna Ast anterior Temporalregion: - A. vidianis - Canalis vidianis - N. vidianus - Superiorer pharyngealer - Foramen lacerum - Jacobson- Temporalregion: Ast - Jacobsonscher Kanal scher Nerv Intrapetröse A. carotis - Inferiorer tympanischer - VII - VII interna Ast - Stylomastoidaler Ast - Canalis facialis Temporalregion: Intrapetröse A. carotis interna RFFLSLWDOLV $ Paraselläre Region: Siphon der A. carotis - SRVWHULRU$ $RFFLSLWDOLV Paraselläre Region: - C1- Anastomose - Erster cervicaler Raum - C1 - C2- Anastomose - Zweiter cervicaler Raum - C2 Oberer cervicaler Raum: A. vertebralis - Hypoglossaler Ast - Musculospinaler Ast - Dritter cervicaler Raum - C3, XII und Foramen - C3, C4, XI hypoglossum - Dritter und vierter cervicaler Raum Oberer cervicaler Raum: A. vertebralis -49Es werden unterschiedliche Embolisationsmaterialien benutzt. Die gängigsten sind: *HOIRDP, ,YDORQ, O\RSKLOLVL]HG'XUDPDWHU, %XFU\ODWH und6LOLNRQ (). Die charakteristischen Eigenschaften der Embolisate genau zu kennen ist entscheidend, denn nur so kann man zu einer optimalen Entscheidung bei der Auswahl der Embolisate kommen. Die wichtigsten Materialcharakteristika sind folgende: 3DUWLNHOJU|H 5|QWJHQGLFKWH 9LVNRVLWlW 2NNOXVLRQVPHFKDQLVPXV %LRORJLVFKHV9HUKDOWHQ 5HNDQDOLVDWLRQ $SSOLNDWLRQVWHFKQLN Es gibt drei verschiedene Gefäßarten, aus denen sich die Glomustumoren zusammensetzen können. Zum einen das zentripetal orientierte, intratumorale Arteriolen mit dem Durchmesser von ca. 90 γm in der Peripherie und 300-600 γm zentral. Zum anderen intratumorale, zwischenarterielle Anastomosen und als letzte Gruppe direkte Kommunikationen zwischen intratumoralen Arteriolen und Venen, sowie Sinusoiden (). Laut 9DODYDQLV müssen die Embolisationspartikel kleiner als 90 γm sein, um Teile des Tumors superselektiv verschließen zu können. Der Begriff Partikelgröße ist, strenggenommen, nur für feste Substanzen zulässig. Er läßt sich jedoch auch auf flüssige Substanzen übertragen, bei denen er dann die Verschlußebene im Gefäßbett definiert. -50Die Röntgendichte entscheidet über die Kontrollierbarkeit des Embolisates während des Eingriffes und ist damit sowohl für die Effektivität, als auch für das Auftreten möglicher Komplikationen verantwortlich. Die Viskosität bestimmt das Flußverhalten des Embolisates und damit den Transport zuerst im Katheter und dann im Gefäß. Die Kenntnis des Okklusionsmechanismus ist besonders bei der Tumorembolisation wichtig. Dieser Mechanismus beeinflußt zusammen mit der Viskosität die homogene Verteilung des Embolisats im arteriellen Gefäßkompartiment des zu embolisierenden Tumors. Das biologische Verhalten beinhaltet den spezifischen Einfluß auf das Gefäßendothel und das benachbarte Gewebe. Darunter sind z.B. eventuelle entzündliche Reaktionen und der biologische Abbau der Substanzen zu verstehen. Es ist damit auch das Ausmaß und die Geschwindigkeit der Rekanalisation betroffen. Diese Faktoren beeinflussen die Auswahl des zu benutzenden Katheters und der Applikationstechnik. Die Ursachen von Komplikationen hängen sicherlich auch zu einem großen Teil von der Erfahrung des Radiologen und der klinischen und anatomischen Konstellation ab. Der Okklusionsmechanismus beruht auf einer Kombination zweier Mechanismen. Als erstes erfolgt die mechanische Verlegung des Gefäßlumens, der dann die Thrombozytenaggregation an den an der Spirale angehefteten Fäden folgt. Bei schweren Gerinnungsstörungen ist mit einer Verzögerung zu rechnen. Das biologische Verhalten bezieht sich weitgehend auf eine entzündliche Gewebsreaktion durch das Metall- und Fasermaterial bedingt. Histologische Langzeituntersuchungen haben bisher eine milde Fremdkörperreaktion gezeigt (). Rekanalisationen sind bei der Wahl dieses Verfahrens relativ selten. Sie wurden bisher in Fällen berichtet, wo das Zielgefäß relativ groß war und ein falsches Größenverhältnis zwischen dem Spiraldurchmesser und des Gefäßlumens vorlag. Eine Wiedereröffnung des nachgeschalteten Stromgebietes ist bei Vorhandensein einer guten Kollateralversorgung relativ häufig. Dies ist jedoch im Vergleich mit den anderen Embolisationsmaterialien nicht ungewöhnlich. -51Die Applikation erfolgt letztendlich über ein sogenanntes Applikationsset, welches einen Katheter, eine Spirale und den passenden Führungsdraht zum Vorschieben enthält. Diese drei Komponenten können frei kombiniert werden. Man muß nur darauf achten, dass die entsprechenden Größen der einzelnen Komponenten aufeinander abgestimmt sind, da sich sonst Komplikationen, wie z.B. das Verhaken von Spiralen im Katheter ereignen können. Der Führungskatheter für die Verwendung von Mikrospiralen ist sehr weich und er läßt sich nur über die Verwendung von einem Außen- ( 0XWWHU- ) Katheter im Gefäß plazieren. Komplikationen treten laut Literatur relativ häufig auf und betreffen in erster Linie Fehlpazierungen (). Sie treten vor allem folgendermaßen in Erscheinung: EHLVXSHUVHOHNWLYHU6RQGLHUXQJGXUFK(LQODXIHQLQGDVEHQDFKEDUWH*HIl GXUFK=XUFNUXWVFKHQGHU6SLUDOHDXVGHUSHULSKHUHQLQHLQH]HQWUDOH3RVLWLRQ GXUFK5HIOX[LQGLH$RUWD GXUFKNHLQHRGHUXQ]XUHLFKHQGH$ENRSSOXQJGHU6SLUDOHDXVGHP.DWKHWHU GXUFK*HIlYHUOHW]XQJEHLGHU3OD]LHUXQJ Seltener ist eine venöse Verschleppung der Spiralen. Die Ursachen für eine Fehlplazierung sind vielfältig, jedoch werden die Komplikationen bei der Behandlung der Glomustumore besonders hervorgehoben. Es ist meist bei der Embolisation der Tumoren nötig, bis in die sehr kleinen Gefäße superselektiv vorzudringen. Ein zu kleiner Gefäßquerschnitt kann das Aufrollen der Spirale verhindern und somit wird der Führungskatheter beim weiteren Vorschieben des Drahtes zurückgehebelt. -52Die Spirale kann beim Zurückziehen des Katheters ebenfalls zurückgleiten, obwohl es den Anschein hatte, den Katheter verlassen zu haben. Das passiert meist bei der Sondierung kleiner Gefäße, wenn die Spirale, aufgrund der zu starken Reibung an der Gefäßwand ungenügend vor läuft. Zur Indikation dieses Verfahrens ist allgemein zu sagen, dass es immer dann indiziert ist, wenn die Größe der Spirale im entfalteten Zustand der Größe des zu okkludierenden Gefäßes entspricht. Sie hat ihre größte Bedeutung bei der Okklusion von Angiomen und gefäßreichen benignen Tumoren, wie z.B. den Glomustumoren. Meistens müssen mehrere Spiralen verwendet werden (). Da die Spiralen keinen kapillären Verschlußtyp erzielen können, ist ihre Verwendung zur Embolisation von malignen Tumoren nicht sinnvoll. Ivalon ist ein Polyvinylalkohol und wurde als Embolisationsmaterial Mitte der 70er Jahre von 7DGDYDUWK\ und Mitarbeiter eingeführt. Hierbei handelt es sich um eine vom Organismus nicht resorbierbare, wasserunlösliche Substanz, die in einer Schwammform vorliegt (). Es wird heute vielfach eine im Handel erhältliche geraspelte Form angewandt. Die Partikelgröße bei dieser geraspelten Form liegt im trockenen Zustand zwischen 0,38 und 0,89 mm (). Sie nimmt in Verbindung mit Wasser um den Faktor zehn zu. Das Ivalon an sich hat keine Röntgendichte. Deshalb wurde zur Kontrastierung entweder 60%iges Bariumsulfat oder Tantalpulver beigemischt. Heutzutage ist jedoch die Beimengung von wasserlöslichem Kontrastmittel gebräuchlicher. Die Viskosität und Reibung hängt von der Ausdehnungsfähigkeit dieser Substanz, von der Konzentration und dem Mischungsverhältnis ab. Es lassen sich also keine genauen Daten dazu angeben. Der Okklusionsmechanismus beruht auf einer mechanischen Verlegung des Gefäßlumens. Es ist wichtig, zu wissen, dass der Ausdehnungsmechanismus von Ivalon ungefähr 30 Sekunden im wäßrigen Milieu benötigt. Der Okklusionsmechanismus ist daher stark modifiziert, wenn es innerhalb dieser Zeit injiziert wird. -53Das bedeutet, wenn es als reine Trockensubstanz appliziert wird, resultiert ein sehr peripherer Transport, verbunden mit einer maximalen intravasalen Ausdehnung des Embolisats. Wenn es aber im Gegensatz dazu im ausgedehnten zustand verwendet wird, resultiert ein Transport auf eine Verschlußebene in den Bereich der mittleren und mehr der kleineren Arterien. Das biologische Verhalten beinhaltet mehrere unterschiedliche Faktoren. Es ist intravasal vom Körper nicht abbaubar, da es aus den nicht abbaubaren Komponenten Vinylalkohol und Formaldehyd besteht. Es verbleiben auch an der Oberfläche des Kondensationsproduktes immer geringfügige Formaldehydreste, die möglicherweise für eine milde Entzündungsreaktion der Gefäßwand mitverantwortlich sind. Toxische Reaktionen sind aber bisher noch nicht nachgewiesen worden. (). Rekanalisationen sind nach korrekter Durchführung der Embolisation mit diesem Material nicht denkbar. Nur wenn durch Verwendung einer zu geringen Menge von Ivalon der primäre Gefäßverschluß auch durch sekundäre Thrombosierung in diesem Bereich aufgetreten ist, kann durch endogene Lysevorgänge zumindest eine Teilrekanalisation erreicht werden. Dadurch sind auch am ehesten die Rezidivhämaturien nach Ivalonembolisation von Nierentumoren zu erklären (). Die alleinige Verwendung von Ivalonpartikeln bei der Embolisation von Glomustumoren empfiehlt sich nur als kurzfristige Lösung vor der Operation (). Die Applikationstechnik erfordert in diesem Falle keine speziellen Kathetersysteme. Es gelten die im allgemeinen für Embolisationen zulässigen Regeln. Man sollte eine ausreichend superselektive Katheterposition anstreben, eine mäßige Injektionsgeschwindigkeit wählen und bei Einsetzen der arteriellen Stase die Injektion beenden. Die Ausdehnungsfähigkeit des Materials sollte auf jeden Fall berücksichtigt werden. Als Komplikationen sind hauptsächlich, Fehlembolisationen, die Verschleppung des Embolisates über arterielle Kollateralen und beim Vorkommen arterio-venöser Fisteln der Übertritt des Embolisates in das venöse System mit den möglichen Konsequenzen einer Lungenembolie, zu nennen. -54Die Indikation zur Embolisation mit Ivalon ist am ehesten bei der Organ- , bzw. Tumorausschaltung oder zur Gewebsnekrotisierung gegeben. Besonders in der Neuroradiologie ist die Verwendung von Ivalon gebräuchlich. Es gibt verschiedene Meinungen, in welchem präoperativen Zeitraum die Embolisation stattfinden soll, jedoch ist die am häufigsten gewählte Methode, die der Embolisation 24-72 Stunden vor der Operation (). Zusätzlich muß man erwähnen, daß heute das moderne Verfahren der transarteriellen Tumorembolisation eine alternative Möglichkeit für Patienten, die nicht operiert werden können, bietet (). Ebenso erschien 1994 ein Artikel von %*HRUJH, der eine neue Möglichkeit der Technik der direkten, intraoperativen, intratumoralen Embolisation von intra- und extrakraniellen Tumoren behandelt. Die Studie bezog sich auf 21 Patienten, unter denen es zu keinen größeren Komplikationen kam und alle Operationen mit geringem Blutverlust von statten gingen (, ). Die notwendige Heparinisierung wegen des Eingriffs des Embolisation, egal zu welchem Ziel, ist unumstritten (). Nach Meinung einiger Autoren, steigert die Embolisation als Nebeneffekt die Radiosensibiltät der Glomustumoren (). Eine Voraussetzung zur Embolisation im Vaskularisierungsgebiet der A. carotis externa ist die Anwendung der transfemoralen, superselektiven Katheterisierungstechnik, die von 'MLQGMLQ 1978 entwickelt wurde (). Bei der PTE (SHUNXWDQHWUDQVOXPLQDOH(PEROLVDWLRQ) erzielt man den Verschluß einer ganzen Reihe von arteriellen Zuflüssen (). 2SHUDWLRQ Bei den Paragangliomen des Os temporale ist nicht bei allen Autoren das operative Vorgehen die Therapie der Wahl. Nach +RRSOH gibt es 1989 Berichte über Patienten, die einen solchen Tumor ohne jede Art von Behandlung lange Zeit, z.B. 20-30 Jahre, überlebt haben (). %UDPPHU empfiehlt 1984 die Operation dieser Art von Glomustumoren, als die richtige Therapie (). -55-DFNVRQ hat 1990 einen Artikel über die Behandlung von Glomustumoren der Temporalregion geschrieben. Er ist zu dem Schluß gekommen, dass die früheren chirurgischen Einschränkungen nicht mehr länger als solche gelten (): LQWUDNUDQLHOOH$XVEUHLWXQJGHV7XPRUV (LQEH]LHKHQGHU$FDURWLVLQWHUQD $XVEUHLWXQJGHV7XPRUVLQV)RUDPHQPDJQXP :DFKVWXPGHV7XPRUVXQWHUKDOEGHV6FKOlIHQEHLQHV Bei einer Radikaloperation des Tumors kommt es oft, wegen der notwendigen Resektion der in den Tumor eingebetteten Nerven, zu einer Defektheilung (). Es ist bei Entfernung eines Glomus jugulare Tumors die Mitresektion der V. jugularis und des N. hypoglossus nicht zu umgehen (). Nach *HRUJHsank 1992 die OP-Mortalität auf etwa null bis fünf Prozent und die Rate der inkompletten Entfernung der C- und D-klassifizierten Tumore auf ungefähr 15 %. Jedoch stellten sehr große und exzessive Tumore immer noch eine chirurgische Herausforderung () dar. Im deutschsprachigen Raum werden meist auch sehr ausgedehnte Glomustumoren erfolgreich operiert und in diesen Fällen nicht auf die Strahlentherapie ausgewichen (), während im angloamerikanischen Raum die Strahlentherapie oft Mittel der Wahl ist (, ). %*HRUJH beschrieb 1992 den chirurgischen Ablauf bei der normalen infratemporalen Technik zur Operation von Glomustumoren, die von 8)LVFK entwickelt wurde (,). $EELOGXQJLQWUDRSHUDWLYHV/LYHELOGHLQHV*ORPXVMXJXODUH7XPRUV -56Zuerst sollen alle Gefäß- und Nervenelemente ( $FDURWLVLQWHUQD9MXJXODULVLQWHUQD XQGGHU,;XQG;,,+LUQQHUY ) des retropharnyngealen Raums im Nacken freigelegt werden, damit sie gut beurteilbar sind. Dann wird vom Operateur eine Craniektomie des lateralen Teils der Fossa posterior mit Resektion des Processus mastoideus durchgeführt. Daraufhin wird der Sinus sigmoideus zuerst eröffnet und durch Ligation okkludiert. Nach diesem Schritt wird das Felsenbein vom Hals-Nasen-Ohren-Chirurgen aufgebohrt, das Mittelohr eröffnet und der N. facialis freigelegt. Wenn es nötig ist, wird der Canalis caroticus abgedeckt. Der Tumor kann nun gelöst und entnommen werden. Der Autor empfiehlt, den Subarachnoidalraum nicht vor Entfernung aller eventuellen extraduralen Anteile, zu eröffnen. Am Ende der Entfernung der extraduralen Anteile steht die Koagulation der Dura des Foramen jugulare und der Fossa posterior. Wenn es eine intradurale Ausbreitung gibt, kann die auch in einer zweiten, den Patienten wahrscheinlich weniger belastenden Operation, acht bis zehn Tage später, behandelt werden. Der exakte Wundverschluß ist extrem wichtig. Der äußere Gehörgang muß wie ein blinder Sack verschlossen werden. Die eustachische Höhle wird mit Knochenstaub und einem Muskelpropfen gefüllt. Der Defekt der Dura wird mit einem Stopfen Temporalisfaszie gedeckt und das Operationsfeld mit Bauchfett aufgefüllt. Zum Schluß wird der M. sternocleidomastoideus wieder angenäht und der Hautschnitt verschlossen. Danach erfolgt eine Drainage für etwa drei bis fünf Tage. Das moderne Konzept für solch eine Art von Operation sieht laut )LVFK so aus, dass eine Kombination aus Sicherheit und Trockenheit für die Wundhöhle durch das Erreichen eines sich selbst reinigenden Ohres gegeben wird (). Um dieses Ziel zu erreichen, muß folgende Maßnahme ergriffen werden. Die radikale Entfernung des Mastoids, des Antrums, des Epitympanons und dazukommend, die maximale Reduktion des Höhlenvolumens mit extensiver lateraler Knochenentfernung und adäquater Höhlenwandnachbildung. In der Studie von )LVFK1994sind75 von 79 Patienten erfolgreich mit einer Tympanoplastik ausgestattet und teilweiser Aushöhlung behandelt worden (). Der Heilungsprozeß dauert im Schnitt drei bis vier Monate und es wurden in der bisher dreijährigen Folgeuntersuchung gute Ergebnisse erzielt. -57)DUULRU hat 1996 einen Artikel über verschiedene Techniken veröffentlicht, die die Größe der postoperativen, mastoidalen Höhle reduzieren sollen. Dazu werden verschiedene Muskel- oder periostale Rotationsklappen benutzt, die normalerweise die Mastoidhöhle verkleinern und damit die rasche Heilung des chirurgischen Defektes fördern. Sie können jedoch den Nachteil haben, dass durch Klappenretraktionen und Epithelialisierung Wundheilungsstörungen auftreten, die in einer chronischen Drainierung enden können (). In seinem 1987 veröffentlichten Artikel über die Möglichkeiten der Mikrochirurgie des Felsenbeins und der Schädelbasis geschrieben, ist 8)LVFK der Ansicht, dass die permanente vordere Verlagerung des N. facialis, sowie die Möglichkeit, das gesamte pneumatische System des Mittelohrs zu veröden, es ermöglicht haben, neue chirurgische Zugänge zum infralabyrinthalen und apikalen Raum des Felsenbeines und der benachbarten Schädelbasis zu entwickeln. Zusätzlich zu dem normalen infratemporalen Weg, der unter Typ A klassifiziert wird, kommen noch Typ B und C hinzu (). 7\S$LQIUDWHPSRUDOHU=XJDQJIU7XPRUHQLPLQIUDODE\ULQWKlUHQ5DXPGHV )HOVHQEHLQV $EELOGXQJRSHUDWLYHU=XJDQJIUHLQHQ7\S$*ORPXVWXPRU 7\S%LQIUDWHPSRUDOHU=XJDQJIU7XPRUHQGHU3\UDPLGHQVSLW]HXQGGHV.OLYXV $EELOGXQJRSHUDWLYHU=XJDQJIUHLQHQ=\S%*ORPXVWXPRU -587\S&LQIUDWHPSRUDOHU=XJDQJIU7XPRUHQGHU)RVVDWHPSRUDOLVSWHU\JRSDODWLQDXQG GHUSDUDVHOOlUHQ5HJLRQ $EELOGXQJRSHUDWLYHU=XJDQJIUHLQHQ7\S&*ORPXVWXPRU Wenn es sich um Typ D-Tumoren nach der Fisch-Klassifikation handelt, sollte man nach :DWNLQV einen postero-lateralen Zugang für die Operation wählen. Hierbei handelt es sich um eine Modifikation des gewohnten Zuganges von Fisch, der bei Operationen solch fortgeschrittener Tumoren noch eine recht gute Sicherung der Funktion des N. facialis und der Wand des Meatus acusticus bietet (). Um das jeweilige Ergebnis feststellen zu können, sollte vor und nach jeder Operation und jeder Bestrahlung eine Angiographie, ebenso eine klinische Untersuchung, durchgeführt werden (). Nicht wieder von selbst zurückgegangene, durch die Operation entstandene, Beeinträchtigungen, wie z.B. die Paralyse des N. facialis, läßt sich laut )LVFK 1991 gut durch eine N. facialis-Rekonstruktion mit autogenem Nervengewebe beheben (, ). Von einer definitiven Heilung nach einer Operation kann man erst nach Jahren der Kontrolle sprechen (). Nach 6SHFWRU und +DWILHOG liegt die Rezidivrate 1972 bei Glomustumoren im Temporalbereich bei etwa einem Drittel der Fälle, nach 5XVK 1962 bei 12 %. Diese Angabe trifft auch dann zu, wenn makroskopisch eine komplette Resektion durchgeführt wurde (, , ). -595DGLDWLR Die Strahlentherapie der Paragangliome wird sehr unterschiedlich beurteilt und angewandt. 1957 berichtete :LOOLDPV zum ersten Mal über eine Bestrahlungstherapie bei Glomus jugulare Tumoren. Die Bestrahlung führte in diesen Fällen zu einer Thrombose im Tumorgebiet und verkleinerte dadurch die Tumorgröße (). Auch durch eine obliterative Endarteriitis nach Bestrahlung und begleitender Fibrose kommt es manchmal zu einer Tumorverkleinerung (). Dies bedeutet, dass die Bestrahlung vorrangig auf die Gefäßzellen, das Endothel, wirkt und nicht direkten Einfluß auf die Tumorzellen hat (). 3UDVV fand 1987 heraus, dass die Chief-Zellen des Tumors strahlenresistent sind (). .LP beschrieb 1980 die optimale Bestrahlungsdosis mit 4000 cGy oder höher, als Gesamtdosis über einen Zeitraum von vier Wochen. Er kam bei seinen Folgestudien auf eine Rezidivwachstumsquote von zwei Prozent (). &XPPLQJV zeigte 1984 bei 45 Bestrahlungen von Glomus jugulare oder Glomus tympanicum Patienten, dass eine Gesamtdosis von 3500 cGy über drei Wochen suffizient ist (). Voraussetzungen einer gezielten und sinnvollen Radiotherapie der Glomustumoren sind: - &7JHVWHXHUWH=LHOYROXPHQEHVWLPPXQJ - &7JHVWW]WH%HVWUDKOXQJVSODQXQJ - VXEWLOHVWHUHRWHFKQLVFKH%HVWUDKOXQJVWHFKQLNHQ - GLH9HUZHQGXQJKRFKHQHUJHWLVFKHU3KRWRQHQVWUDKOXQJ - ]XYHUOlVVLJH,PPRELOLVDWLRQVWHFKQLNHQ Diese Punkte ermöglichen höhere Tumordosen und damit eine größere Chance der Rückbildung des Tumors und der Symptome (). -600XNKHUML hat 1992 einen Bericht über die Bestrahlung von Paragangliomen der Kopfund Hals-Region herausgebracht. Von den 24 Patienten der Studie wurden die Tumorgröße, die innere Tumormorphologie, die Flußminderung und die Knochenerrosion vor und nach der Bestrahlung festgehalten (). Das Resultat zeigt, dass alle Patienten nach der Bestrahlung noch einen bestehenden Tumor haben. Bei 61 % zeigte sich eine Reduktion der Tumorgröße. Nur bei einem von zwanzig Patienten mit Knochendestruktion durch den Tumor kam es zu einer Knochenheilung.Die Bestrahlung hat letztendlich nur einen geringen Effekt auf die Tumorzellen der Glomustumoren selbst und eine Verringerung der Zellgröße ist selten. Laut /DOZDQL ist 1993 der Hauptgrund der Radiatio, die im Vergleich zur Operation geringere Komplikationsrate. Durch die Unterbindung der Gefäßversorgung der Tumoren kommt es im Vergleich zur Operation geringeren Komplikationsrate. Die schwerwiegendsten Komplikationen sind die durch Bestrahlung verursachte bösartige Neoplasmen. Das ist jedoch sehr selten (). Kriterien für eine solche Diagnose sind: YHUVFKLHGHQHUKLVWRORJLVFKHU7\SDOVGHU3ULPlUWXPRU 7XPRUXUVSUXQJLP%HVWUDKOXQJVIHOG /DWHQ]]HLWPLQLPDOEHL-DKUHQQDFKGHUXUVSUQJOLFKHQ5DGLDWLR Die Radiatio sollte also als Behandlungsmaßnahme für Tumoren gelten, die aufgrund ihrer Größe und ihres Wachstums mit großen Risiken bei einer Operation verbunden wären (, ). .RPELQDWLRQHQ Nach klinischen Untersuchungen von *UXEE1965 traten in 50 % der Fälle bei alleiniger Operation lokale Rezidive auf. Andere Autoren geben sogar Zahlen von 70 % an (). Laut *UXEE wurde bei alleiniger Bestrahlungstherapie kein Rezidiv beobachtet (). Bei Glomus jugulare Tumoren mit Hirnnervenbeteiligung erbrachte die Bestrahlung nach 6KDUPD ein besseres Ergebnis als die Operation (). -61Bei zu operierenden Patienten läßt sich durch eine transarterielle Embolisation, die zu einer Reduktion der Tumordurchblutung führt, das Operationsrisiko deutlich verringern (). Wenn die Embolisation präoperativ erfolgte, sollte die Operation gewöhnlich in einem Zeitraum von 48 Stunden erfolgen. Dies war auch in dieser Studie der Fall. Die Operation sollte spätestens drei Wochen post embolisationem durchgeführt werden ( ). )H\HUDEHQG erwähnte 1989 in seinem Bericht, dass eine präoperative Bestrahlung das operative Blutungsrisiko signifikant verkleinern kann (, ). Es gibt ebenfalls einen Bericht über die Möglichkeit der intrakraniellen Embolisation, die als perioperative Embolisation den operativen Zugangsweg nutzt (). Als Embolisationsmaterial bei dieser Methode dient N-Butylcyanoacrylat, welches dann intratumoral appliziert wird. 0RUELGLWlW Durch eine Verlagerung der Nerven bei der Operation von Glomus jugulare Tumoren, ist eine passagere und auch dauerhafte Facialisparese möglich (). Es kann zu Schluckstörungen durch präoperative Maßnahmen an den Hirnnerven IX und X kommen (). Nach -DFNVRQ 1989 tritt eine Schädigung des IX. Hirnnerven in 18 %, des X. Hirnnerven in 27 %, des XI. Hirnnerven in neun Prozent und des XII. Hirnnerven ebenfalls in neun Prozent der Fälle auf (, ). Die Glomus jugulare Tumoren beziehen immer den Bulbus jugularis und den Sinus sigmoideus mit ein, was es schwierig macht, den Tumor komplett zu entfernen, ohne den involvierten Sinus zu verletzen. Wenn dies dennoch passiert, kann es dem Patienten ernsthafte Probleme bereiten (). Bei solcher Art von Operationen ist die Rekonstruktionstechnik des Bulbus mit der V. saphena eine Möglichkeit, diese Komplikation zu vermeiden. Nach -DFNVRQ sind die chirurgischen Hauptkomplikationen die Wundinfektion, die Meningitis in sechs Prozent, die Aspiration in 23 % und das cerebrospinale Leck in 11 % der Fälle. Es können sich natürlich auch nach erfolgreicher Operation, Jahre später noch Rezidive bilden (). -62/DUQHU beschrieb 1992 in einigen Fällen Hämorrhagie, Dysphagie (LQVHLQHU6WXGLH KDWWHQGLHVYRQ3DWLHQWHQDOV6RIRUWNRPSOLNDWLRQ) und Sprach- und Ateminkompetenz als Operationsnebenwirkungen (). Ferner kam es in einigen Fällen postoperativ zu Lungenembolien, die jedoch im Endeffekt auf andere Risikofaktoren der Patienten zurückzuführen waren (). Es kann bei einer Traumatisierung des N. glossopharyngeus oder eines Ödems in dem Bereich zu einer Dysfunktion des M. levator veli palatini kommen, so dass bei Inspiration die Gaumenbögen und der weiche Gaumen nicht angehoben werden können (). In einem anderen Fall kam es als Komplikation zu einer intrakraniellen Hypertension und in der Folge zu Sehen von Doppelbildern, Papillenödem und Nervenlähmung (). Die Therapie erfolgte mit Furosemid und Steroiden. Bei der transarteriellen Embolisation kann es auch zu verschiedenen Komplikationen kommen. Es besteht die Möglichkeit der Katheterembolie, von Hirnnervenparesen, anderen neurologische Ausfällen, Gefahr der Verschleppung von Embolisationsmaterial durch Kanäle, die vor der Embolisation noch nicht sichtbar waren (). Die häufigste Hirnnervenparese ist die des N. facialis. Zum Verständnis der Blutversorgung des N. facialis und seiner Variationen muß man wissen, wie diese Lähmung nach der Embolisation auftreten kann. Bei 90 % der Patienten ist der petrosale Ast der mittleren A. meningealis media für die Versorgung des Nerven im Mittelohr verantwortlich, jedoch bei zehn Prozent der Patienten wird der Nerv vom stylomastoidealen Ast auricularis versorgt. Es besteht also nur bei diesen zehn Prozent die Gefahr des Nervenausfalls durch Embolisation, da das Mittelohr bei den anderen 90 % noch von der mittleren oder accessorischen A. meningealis versorgt wird (, ). $NWXHOOHU)RUVFKXQJVVWDQG Bei den Embolisationstechniken gibt es mehrere moderne Methoden, die vor allem darauf abzielen, dass Embolisationsgebiet genauer selektieren zu können und die Strukturen, die bei einer Embolisation Schaden erleiden können, durch Kontrollverfahren zu bewahren. -63Wenn es z.B. Kollateralen bei der Tumorversorgung gibt, dann kann es sein, dass embolisches Material in die intrakraniellen Gefäße gelangt. Man kann dieses durch die Wahl von größeren Embolisationspartikeln und dem Gebrauch von resorbierbarem Embolisationsmaterial zur zeitweisen Embolisation der Kollateralen , sowie der Durchführung der zeitweiligen Okklusion der A. vertebralis mit einem Ballon am Sitz des Eingangs der Kollateralgefäße verhindern (). So gibt es z.B. das intraoperative elektrische N.-facialis-Monitoring, was Auskunft über die Funktionalität dieses Nerven gibt und die Kontrolle des Carotis-internaVerschlusses (, , ). Fortschritte in der Bestrahlungstechnik durch CT-gestützte Zielvolumenbestimmung, subtile stereotaktische Bestrahlungsmethoden und hochenergetische Photonenstrahlen führen zur Applikation hoher Tumordosen und damit auch zu einer effektiven Verkleinerung der Tumoren und zu einer geringeren Tumorrezidivrate (). Weiterhin garantiert die Entwicklung suffizienter Patientenimmobilistionshilfen () die tägliche Reproduzierbarkeit der Bestrahlung und die Schonung des umgebenden Gewebes. Bei der präoperativen Tumordarstellung ist die Gadolinium-DTPA-verstärkte MRT gut einsetzbar, um die Glomustumoren zu identifizieren, jedoch hat es zur Zeit noch den Nachteil, daß die Tumorstruktur mit der Knochendichte verschwimmen kann ( ). Die hochauflösende CT mit Gadoliniumverstärkung kann kleine Tumoren, die nur wenige Millimeter groß sind, zeigen, die mit der MRT nicht mehr nachgewiesen werden können (). Für die Beseitigung möglicher Operationsnebenwirkungen, ist es wichtig zu wissen, dass es heutzutage keine Läsion mehr im Verlaufe des N. facialis gibt, die nicht mit einer Nerventransplantation behandelt werden könnte. Jedoch überschreitet die maximale Restitution der facialen Beweglichkeit bisher noch nicht die 75 %-Hürde (). Ebenfalls ist es zu Fortschritten bei den chirurgischen Rekonstruktionen im Ohrbereich gekommen, die im folgenden Kapitel behandelt werden. Bei den Operationsmethoden ist es zu Neuentwicklungen gekommen. &DUQH\ berichtete 1996 über ein intraoperatives Führungssystem, welches aus einem roboterähnlichen geführten Arm besteht (). -64Es verschafft dem Chirurgen CT- oder MRT-unterstützte Bilder in zwei oder drei Dimensionen, die mit jedem Punkt im Operationsfeld verglichen werden können. Das ist sowohl für die präoperative Planung sinnvoll, als auch für die intraoperative Genauigkeit, die Lokalisation und Biopsie der intrakraniellen Läsionen. Weder Lichtnoch Elektronenmikroskopie und auch nicht die immunhistochemischen Untersuchungen erlauben, die exakte Identifizierung der Glomera und ihrer Tumoren. Der Ursprung der Tumoren bleibt also oft ein Rätsel. Die sogenannte DNA-FlowCytometric-Analyse ist entwickelt worden, um den DNA-Gehalt erst in der Gesamtzelle und dann in der synthetischen Phase Fraktion zu bestimmen (). Es zeigte sich als sinnvoll, diese Technik zu benutzen, um den multizentrischen Tumorursprung zu bestimmen, wenn mehr als eine Tumorstruktur histologisch nachweisbar war. 9RJO berichtet 1993 über den Gebrauch eines Hochdosis-Gadodiamid-Kontrastmittels. Die Zeit-Intensitätskurve der ausgesuchten Regionen, zeigte während der frühen Verstärkung einen reproduzierbaren Ausfalleffekt, der bei allen Glomustumoren der Schädelbasis beobachtet wurde, ohne Rücksicht auf die Tumorgröße oder deren Lokalisation (). Dieser Ausfalleffekt läßt sich dadurch erklären, dass sich, zu dem Zeitpunkt der kernspintomographischen Aufnahme, das gegebene Kontrastmittel schon nicht mehr innerhalb der Bildebene befindet. Das Ausfallsignal, was möglicherweise ein Ergebnis des paramagnetischen Phänomens während der frühen Verstärkungsphase ist, scheint für Glomustumoren spezifisch zu sein, da es bei anderen Hirntumoren nur zu einem kontinuierlichen Absinken in der Zeit-Intensitäts-Kurve kam. Es gibt auch verschiedene moderne Verfahren, die zur Erfolgskontrolle der nicht-chirurgischen Tumorbehandlung angewendet werden. Eine zurückbleibende Masse bedeutet nicht, dass die Bestrahlungstherapie fehlgeschlagen hat. Eine Stabilisierung oder Reduktion der Größe, verringerte Flußraten und reduzierte T2-Signale im MRT, sind nach der Bestrahlung ein Ergebnis des Erfolges der Therapie (). -65- (LJHQH8QWHUVXFKXQJHQ 3DWLHQWHQ In dem Zeitraum von 1988 bis 2001 wurden in dem Institut für Radiologie und Nuklearmedizin der Ruhr-Universität-Bochum im Knappschaftskrankenhaus Langendreer 41 Patienten mit Glomustumoren embolisiert und, in Zusammenarbeit mit der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde der Ruhr-Universität-Bochum im Elisabeth Hospital Bochum, operiert. Vier Patienten mit der klinischen Diagnose eines Glomustumors wurden nicht operiert ( DXV$OWHUVJUQGHQ]XH[SDQVLYHU 7XPRUDXVEUHLWXQJ(PEROLVDWLRQVPLHUIROJXVZ. ). Vier Patienten wurden aufgrund eines Rezidivtumors, der primär vor dem Studienzeitraum operiert wurde, behandelt. Drei Patienten wiesen einen Rezidivtumor auf, der während der Studienzeit in einem anderen Hospital operiert wurde. Zwei weitere Patienten befanden sich wegen eines Rezidivtumors, der innerhalb des Studienzeitraumes auftrat, in Therapie. Insgesamt drei Patienten haben sich im Laufe der Studie einer Radiatio unterzogen. Bei einem Patienten wurde ein familiäres Auftreten eines Glomustumors nachgewiesen. Multipel auftretende Glomustumoren wurden bei zwei Patienten beschrieben. In einem Fall trat zusammen mit einem Glomus caroticum Tumor ein Glomus tympanicum Tumor auf. In einem weiteren Fall fand sich es neben zwei Glomus caroticum Tumoren, die links und rechts am Hals lokalisiert waren, ein Glomus jugulare Tumor. Die Datenerhebung und Auswertung der Fakten über den Vorgang der Embolisation erfolgte über die Angiographieprotokolle des Institutes für Radiologie und Nuklearmedizin der Ruhr-Universität-Bochum im Knappschaftskrankenhaus Langendreer. Ebenso wurden die Angiographiebilder und die MRT-Bilder diesen o. g. Patientenakten entnommen. Anhand der Operationsberichte, der Intensivstationsberichte, der klinikeigenen Krankenakten und der Untersuchungsberichte, vor allem der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde der Ruhr-Universität-Bochum im Elisabeth Hospital Bochum sind die weiteren für diese Arbeit relevanten Daten ausgewertet worden. -66Ein Patient ist in der neurochirurgischen Abteilung des Knappschaftshospitals Langendreer, ebenfalls mit Unterstützung des Leiters der Klinik für Hals-Nasen-OhrenHeilkunde der Ruhr-Universität-Bochum im Elisabeth Hospital Bochum , Prof. Hildmann, und ein Patient im St. Agnes Hospital Bocholt, operiert worden. Auch diese beiden Akten wurden zur Auswertung der insgesamt 41 Krankengeschichten hinzugezogen. 6.2 0DWHULDOXQG0HWKRGH Die Patienten wurden zuerst im St. Elisabeth Hospital aufgrund ihrer klinischen Symptomatik untersucht. Bei allen Patienten ist der Verdacht auf einen Glomustumor gestellt worden. Nachdem weiterführende Untersuchungen, wie eine Sonographie, eine Computertomographie, eine Kernspintomographie, Hörfunktionstests, Labor, usw., durchgeführt wurden, und sich die Verdachtsdiagnose erhärtete, wurden die Patienten präoperativ in das Institut für Radiologie und Nuklearmedizin der Ruhr-Universität-Bochum des Knappschaftshospitals Langendreer überwiesen. Dort wurden die Patienten angiographisch in DSA-Technik untersucht. Bei den meisten Patienten ist der nachgewiesene, sehr gefäßreiche Tumor, superselektiv und erfolgreich, embolisiert worden. Nach der Embolisation wurden die Patienten wieder ins St. Elisabeth Hospital zurückverlegt, und dort entweder noch am gleichen Tag, oder ein bis zwei Tage später operiert. Die Datenerfassung erstreckt sich postoperativ noch auf den gesamten Krankenhausaufenthalt im St. Elisabeth Hospital. Anschließend an den Krankenhausaufenthalt ist eine weitere hals-nasen-ohrenärztliche Kontrolle empfohlen. Die Regelmäßigkeit ihrer dortigen Besuche läßt sich durch diese Arbeit nicht nachhalten und daher läßt sich die Qualität der Nachuntersuchungen nicht beurteilen. Einzig die Patienten, die ein Rezidiv erlangten, sind wieder im St. Elisabeth Hospital Bochum vorstellig geworden. -67- (UJHEQLVVH 3DWLHQWHQGDWHQ *HVFKOHFKWVYHUWHLOXQJ Unter den insgesamt 41 Patienten waren 31 Frauen ( 75,61 % ) und 10 Männer ( 24,39 % ), entsprechend einem Verhältnis von 3,1 zu 1. *HVFKOHFKWVYHUWHLOXQJ 40 30 20 10 0 31 10 Männer Frauen $EELOGXQJ*HVFKOHFKWVYHUWHLOXQJ $OWHUVYHUWHLOXQJ In den folgenden Abbildungen werden die Altersverteilungen insgesamt, für die Männer und Frauen separat und über den Beobachtungszeitraum verteilt, graphisch dargestellt. Der jüngste Patient war 30 Jahre alt, der älteste Patient 77 Jahre. Das Durchschnittsalter für beide Geschlechter zusammen lag bei 55,74 Jahren, das Durchschnittsalter der Männer lag bei 48,55 Jahren und das Durchschnittsalter der Frauen bei 59,29 Jahren. Der Median für beide Geschlechter zusammen liegt bei 57,5 Jahren, der Median für die Männer bei 47 Jahren, der Median für die Frauen bei 61 Jahren. Ein deutlicher Gipfel in der Altersverteilung läßt sich in der Altersgruppe von 60 bis 70 Jahren insgesamt, aber auch speziell bei den Frauen bemerken. Die Altersverteilung bei den Männern zeigt keinen deutlichen Gipfel. -68 "! #%$&"! "' ()&*+*&%#","-. 16 9 6060 14 345 8 12 9:8 10 267 6 / 012 4 2 0 30-40 40-50 50-60 60-70 70-80 $EELOGXQJ1U*HVDPWDOWHUVYHUWHLOXQJ ;=< >%?A@CBED.?+@ >%?AF < GH+IKJ@MLAGA?+HONPRQ+HHS?+@ 15 10 Anzahl Männer 5 Anzahl Frauen 0 30-40 40-50 50-60 60-70 70-80 $EELOGXQJ1U$OWHUVYHUWHLOXQJ)UDXHQXQG0lQQHUJHWUHQQW y = -0,2102x + 473,58 100 50 0 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 $EELOGXQJ1U$OWHUVYHUWHLOXQJQDFK-DKUHQ Aus dieser Abbildung geht hervor, daß die Altersverteilung im Laufe der Jahre im Durchschnitt auf einem relativ gleichbleibenden Niveau lag. Es gab in allen Jahren Ausreißer nach oben und unten, doch im Mittel bewegte sich die Altersverteilung insgesamt um das 55. Lebensjahr. /RNDOLVDWLRQGHU*ORPXVWXPRUHQ Von den 41 Patienten ( RSHULHUWHXQGQLFKWRSHULHUWH ) hatten 20 Patienten ( ) einen Glomus jugulare Tumor, 19 Patienten ( ) einen Glomus tympanicum Tumor und ein Patient ( ) einen Glomus jugulotympanicum Tumor. -69Bei einem Patienten traten zwei Glomus caroticum Tumoren und ein Glomus jugulare Tumor gleichzeitig auf, und ein weiterer Patient wies einen Glomus caroticum Tumor, zusammen mit einem Glomus tympanicum Tumor auf. Ein Patient wies einen singulären Glomus caroticum Tumor auf. Die Glomus caroticum Tumoren nehmen einen Anteil von neun Prozent ein. TEUVXWY ZY [ Glomus-JugulotympanicumTumor 9% 2% Glomus-Jugulare-Tumor 46% 43% Glomus-Tympanicum-Tumor Glomus-Caroticum-Tumor $EELOGXQJ1U/RNDOLVDWLRQGHU*ORPXVWXPRUHQ 6HLWHQORNDOLVDWLRQGHU*ORPXVWXPRUHQ Unter den insgesamt 41 Patienten kamen 44 Glomustumoren vor. Insgesamt sind diese Tumoren in 27 Fällen auf der rechten Seite und in 17 Fällen auf der linken Seite aufgetreten. Das entspricht einem Verhältnis von rechts zu links von 1,6 zu 1 ( DXIGHUUHFKWHQ6HLWH]XDXIGHUOLQNHQ6HLWH ). \E]^`_a b _cdb e fgdh e _ji 30 kSl&m"ngop 20 10 27 17 0 rechts links $EELOGXQJ1U6HLWHQORNDOLVDWLRQGHU*ORPXVWXPRUHQ Die Glomus caroticum Tumoren traten in zwei Fällen auf der linken und in zwei Fällen auf der rechten Seite auf. Die Glomus jugulare Tumoren verteilten sich in 11 Fällen auf die rechte und in neun Fällen auf die linke Seite. Bei den insgesamt 19 Glomus tympanicum Tumoren war in 13 Fällen die rechte Seite und in sechs Fällen die linke Seite betroffen. Der einzige Glomus jugulotympanicum Tumor kam auf der rechten Seite vor. -70qsrt u rvw xsy&zw t {z&u t xsv 25 } 20 | }~ 15 rechts links 10 gesamt 5 0 GCT GJT GTT GJTT $EELOGXQJ1U6HLWHQORNDOLVDWLRQGHUHLQ]HOQHQ*ORPXVWXPRUHQ Hieraus wird ersichtlich, dass vor allem die Glomus tympanicum Tumoren die rechte Seite bevorzugt befallen haben. Das Verhältnis liegt hier bei: 2,17 zu 1, während das Verhältnis beim Glomus jugulare Tumor nur bei: 1,22 zu 1 liegt und das Verhältnis unter den Glomus caroticum Tumoren ausgeglichen ist. 7XPRUNODVVLILNDWLRQ Die vorkommenden Tumoren sind anhand ihrer Ausbreitung, die in den Operationsberichten und auch zum Teil in den CT-, bzw. MRT-Untersuchungsberichten dokumentiert sind, in die Fisch- und Glasscock-Jackson-Klassifikation eingeteilt. Die Werte beziehen sich nicht auf die Tumorrezidive und auf Glomus caroticum Tumoren. g g"" "& 16 14 ¡ 12 15 10 8 6 4 2 8 9 5 0 Typ A Typ B Typ C Typ D $EELOGXQJ1U7XPRUYHUWHLOXQJLQGLHVHU6WXGLHQDFKGHU)LVFK.ODVVLILNDWLRQ -717DEHOOH1U7XPRUYHUWHLOXQJQDFK)LVFK -DKU 7\S$ 7\S% 7\S& 7\S' 2001 0 0 0 2 2000 0 0 0 2 1999 0 2 0 2 1998 0 4 1 1 1997 1 1 0 0 1996 0 2 2 0 1995 0 1 1 0 1994 0 2 0 0 1993 0 1 0 1 1992 2 0 0 0 1991 0 0 1 0 1990 0 0 1 0 1989 2 2 0 1 1988 0 0 2 0 Diese Einteilung weist darauf hin, dass die Typ-B-Tumoren unter den 41 Patienten am häufigsten vorkamen ( 7\S,7\S,,7\S,,, 7\S,9 ). ¢£¤=¥¦ §g¨¦ © ¨ª « £¬­®¬¯°±³²A« ¯&´´s°¥°µ¶ ·g¯&°µ´s¥¬ 14 12 ¼½ » ¸ ¹º 10 8 6 4 2 0 Typ I Typ II Typ III Typ IV $EELOGXQJ1U7XPRUYHUWHLOXQJGLHVHU6WXGLHQDFKGHU*ODVVFRFN-DFNVRQ .ODVVLILNDWLRQ -727DEHOOH1U7XPRUYHUWHLOXQJQDFK*ODVVFRFN-DFNVRQ -DKU 7\S, 7\S,, 7\S,,, 7\S,9 2001 0 0 0 2 2000 0 0 0 2 1999 0 2 0 2 1998 0 2 1 1 1997 1 1 2 0 1996 2 1 0 0 1995 1 1 1 1 1994 0 2 0 0 1993 0 1 0 1 1992 1 0 0 0 1991 0 0 1 0 1990 0 0 1 0 1989 1 3 0 1 1988 0 0 2 0 Diese Abbildung stimmt mit der Aussage der vorherigen Abbildung überein, da auch hier die mit den Typ-B-Tumoren vergleichbaren Typ-II-Tumoren dominieren ( 7\S$ 7\S%7\S&7\S' ). Wenn man die Tumorverteilung nach beiden Klassifikationen im Verlauf der Dauer der Studie betrachtet, kann man erkennen, dass in den letzten beiden Jahren ( XQG ) die Embolisationen und Operationen an Typ-IV-, bzw. Typ-D-Tumoren stark zugenommen hat. 7XPRUJHIlYHUVRUJXQJ Anhand der Angiographieprotokolle ließ sich feststellen, aus welchen Arterien die einzelnen Tumoren versorgt wurden. Die nachfolgende Tabelle stellt die Häufigkeit der unterschiedlichen Gefäßversorgung der behandelten Glomustumoren dar. -73Die Haupttumorversorgung entspringt aus der A. pharyngea ascendens erfolgt, die aus der A. carotis externa. 7DEHOOH1U$UWHULHOOH7XPRUJHIlYHUVRUJXQJ $UWHULHQ $Q]DKO A. meningea media 4 A. meningea posterior 1 A. pharyngea ascendens 25 A. pharyngea posterior 1 A. maxillaris 7 A. temporalis superficialis 1 A. auricularis magna 1 A. auricularis posterior 12 A. occipitalis 16 A. tympanica inferior 12 A. tympanica anterior 1 A. stylomastoidea 10 A. carotis externa 3 A. facialis 1 A. vertebralis 4 A. cerebelli inferior anterior 1 +LVWRORJLH Die meisten Glomustumoren sind von der Abteilung für Pathologie der RuhrUniversität Bochum unter der Leitung von Prof. Morgenroth, einige von der Abteilung für Pathologie der Ruhr-Universität Bochum des Bergmannsheils, unter der Leitung von Prof. Müller untersucht und beurteilt worden. Die histologische Untersuchung des Glomustumors, der im St. Agnes Hospital Bocholt operierten Patienten erfolgte in der internen Pathologie. -74Alle 34 Begutachtungen der Glomustumoren wiesen keine Anzeichen für Malignität auf. Bei zwei operierten Patienten war keine histologische Beurteilung in der klinischen Akte vorhanden. Ebenso kam es zu keiner histologischen Beurteilung der Tumoren, die entweder primär bestrahlt wurden, oder nicht operiert wurden. In einem Fall ist gleichzeitig mit der Diagnose eines Glomustumors die Diagnose eines klarzelligen Karzinoms unbekanntem Ursprungs festgestellt worden. Dies scheint jedoch nicht in Zusammenhang mit dem Glomustumor zu stehen. Das kleinste Präparat hatte ein in etwa erbsengroßes Ausmaß und das größte zusammenhängende Präparat erreichte eine Ausdehnung von () cm3. Häufig wurde der Tumor nicht in einem Gesamtpräparat, sondern in bis zu neun Teilpräparaten eingeschickt. 8QWHUVXFKXQJ 3UlRSHUDWLYH6\PSWRPDWLN Im folgenden werden die Hauptsymptome, die im Laufe der Entstehungsgeschichte eines Glomustumors auftreten, beschrieben. Hierbei handelt es sich um den pulsatilen Tinnitus ( 0LWWHOZHUWYRQ ), die Hörminderung ( 0LWWHOZHUWYRQ), die Otalgie ( 0LWWHOZHUWYRQ ) und das Schwindelgefühl ( 0LWWHOZHUWYRQ ). Andere, eher seltene Symptome wurden unter der Kategorie Rest ( 0LWWHOZHUWYRQ ) zusammengefaßt. Darunter fallen z.B. Otorrhoe und Kopfschmerzen. Ein Patient entwickelte keinerlei Symptome und die Diagnose des Glomustumors war ein Zufallsbefund. Es ist in dieser Auflistung keine Differenzierung zwischen Glomus jugulare und tympanicum Tumoren gemacht worden, da bei der Auswertung der Symptome kein signifikanter Unterschied aufgetreten ist. -75 'LDJQRVWLN Im Rahmen der Diagnostik der Glomustumoren kamen verschiedene Verfahren zum Einsatz. Es erfolgten herkömmliche Funktionstests wie Imedanzmessung, Rinne- und Weber-Versuch, Spiegelung des Gehörganges und andere Lautstärkentests , Kontrolle der Laborparameter, konventionelle Röntgenaufnahmen nach Schüller und Stenvers, Computertomographie bis hin zur Kernspintomographie und Angiographie. In der Analyse der Blutwerte ist bei keinem Patienten ein katecholaminpositiver Wert nachgewiesen worden. Die Funktionsuntersuchungen des Ohres ergaben häufig einen Hinweis auf die im letzten Kapitel genannten Hauptsymptome. In den Jahren 1988 – 1991 ist bei allen Patienten, im Rahmen der Diagnose, eine Aufnahme nach Schüller und eine Aufnahme nach Stenvers gemacht worden, die in allen Fällen auf der vom Tumor betroffenen Seite, eine Verschattung des pneumatisierten Gewebes zeigte. In zwei Fällen (XQG) ist vor der präoperativen Embolisation differentialdiagnostisch eine Angiographie durchgeführt worden. Die Sonographie kam nur bei der Diagnose der Glomus caroticum Tumoren zum Einsatz. %HKDQGOXQJ (PEROLVDWLRQVLQVWUXPHQWDULXP Zum Instrumentarium für die Embolisation der interventionellen Radiologie gehören u. a. die verschiedenen Katheter, Kontrastmittel und Embolisationsmaterialien. Bei der Wahl der Katheter sind der Tracker- und Head-Hunter-Katheter am häufigsten zum Einsatz gekommen. Als Kontrastmittel dienten in dem Institut für Radiologie und Nuklearmedizin der Ruhr-Universität-Bochum im Knappschaftskrankenhaus Langendreer meist Ultravist 300, im Zeitraum von 1988 bis 1994 und für den nachfolgenden Zeitabschnitt bis zum Jahr 2001 Solutrast 300. -76An Embolisationsmaterialien fanden Polyvenylalkoholpartikel und Mikrospiralen Verwendung. Um das Embolisationsergebnis zu optimieren wurde bei den meisten Patienten eine Kombination der Polyveylalkoholpartikel und der Mikrospiralen angewandt. (PEROLVDWLRQVGDXHU Die Dauer der interventionell radiologischen Untersuchung ist in den Angiographieprotokollen dokumentiert worden. Die Gesamtdauer setzt sich aus der Punktion der A. femoralis, des Einführens der Schleuse, des Katheters, der anschließenden angiographischen Bildgebung vor der Embolisation, dem Embolisationsvorgang und der Kontrollangiographie nach der Embolisation, sowie des Entfernens der Untersuchungsmaterialien zusammen. Im Durchschnitt dauerte eine solche Untersuchung, einschließlich der Embolisation der tumorzuführenden Gefäße, 155 Minuten. Die kürzeste Embolisationszeit lag bei 40 Minuten und die längste bei 295 Minuten. ¾s¿ÁÀÂjÃ Ä Å"ÆÇ Ä ÂjÈÅ"ÉsÆÊËjÌ y = 3,3097x - 6442 350 300 250 Ò ÓÔ ÒÓ 200 Í ÎÏ 150 ÐÑ 100 50 0 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 $EELOGXQJ1U(PEROLVDWLRQVGDXHUQDFK-DKUHQJHRUGQHW Median: 155 Minuten, Mittelwert: 160,24 Minuten, Standartabweichung: 59,95 Minuten Wie aus der Abbildung ersichtlich, ist die Embolisationsdauer im Laufe der Jahre leicht gestiegen, was darauf zurückführen ist, dass in den letzten Jahren der Studie, die Größe der Tumoren zugenommen hat. -77 (PEROLVDWLRQVHUIROJ Abschließend wurde nach jeder Embolisation eine Kontrollangiographie in '6$Technik durchgeführt, um das Resultat zu dokumentieren und eventuell noch andere, tumorversorgende Gefäße ausfindig zu machen, die im günstigsten Fall verschlossen werden konnten. Von den insgesamt 41 Embolisationen sind 29 erfolgreich verlaufen und die tumorspeisenden Gefäße komplett verschlossen worden. Aufgrund schwieriger anatomischen Verhältnissen oder Komplikationen, die während der Embolisation auftraten kam es in zehn Fällen zu einer Teilembolisation, wobei der Tumor noch durch eine Restversorgung gespeist wurde. Nur in zwei Fällen konnte die Embolisation nicht durchgeführt werden. èséëêìsí î ïgð&ñ î ìsògïgóô õóêòî ïgïó û ø úû øù ú ö÷ 40 30 29 20 10 10 2 Teilerfolg Mißerfolg 0 Erfolg $EELOGXQJ1U*HVDPWH(PEROLVDWLRQVHUJHEQLVVH Insgesamt zeichnet sich eine gute Erfolgsstatistik ab, wenn man beachtet, dass die Embolisation eines Glomustumors ein sehr schwieriges Teilgebiet der interventionellen Radiologie darstellt. Auch eine Teilembolisation kann die Operation entscheidend erleichtern und zu einem guten Ergebnis führen. Die beiden nicht durchgeführten Embolisationen ereigneten sich zu Beginn des Studienzeitraumes, 1988 und 1989. ÕÖ×&ØÙ Ú Û&Ü"Ý Ú ØÞ"Û&ßgà ágß×ÞgÚ Û&Û&ß æç å â ãä 6 4 Erfolg 2 Teilerfolg 0 -21986 Mißerfolg 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 $EELOGXQJ1U(PEROLVDWLRQVHUJHEQLVVHQDFK-DKUHQDXIJHWHLOW Erfolg: Median: 2, Mittelwert: 2,14, Standartabweichung: 0,95 Teilerfolg: Median: 0,5, Mittelwert: 0,71, Standartabweichung: 0,91 Mißerfolg: Median: 0, Mittelwert: 0,14, Standartabweichung: 0,36 -78- üýþAÿ ý ý MýþAþ 40 30 20 10 0 37 6 ja nein $EELOGXQJ1U.RPSOLNDWLRQHQEHLGHU(PEROLVDWLRQ Es sind nur in wenigen Fällen Komplikationen aufgetreten. In 16,21 % der Embolisationen kam es zu einer oder mehreren, der im Folgenden genannten, Komplikationen. Insgesamt waren alle Komplikationsformen reversibel und nicht akut lebensbedrohlich, welche somit zu den sogenannten Minor-Komplikationen zuzurechnen sind. 7DEHOOH1U.RPSOLNDWLRQVDUWHQSRVWHPEROLVDWLRQHP .RPSOLNDWLRQVDUW +lXILJNHLW Bradykardie 2 Blutdruckabfall 4 Vigilanzstörung 1 Minderung des Sehvermögens 1 Schwindel 1 Erschöpfung 1 vasovagale Synkope 1 Hyperventilationstetanie 1 Desorientiertheit 1 Facialisparese 1 Abducensparese 1 Cephalgie 1 Erbrechen 1 -79 2SHUDWLRQVGDXHU Von den 41 Patienten mit einem Glomustumor sind 36 Patienten operiert worden. Die Operationsdauer mit Einleitung, Operation und Ausleitung ist anhand der Operationsprotokolle dokumentiert worden. Sie erstreckt sich von mindestens 60 Minuten bis zu maximal 330 Minuten. Im Durchschnitt lag sie bei 205 Minuten. Die Operationsdauer ist über den gesamten Zeitraum betrachtet im Mittel sehr konstant. Im Hinblick auf die zunehmende Behandlung fortgeschrittener Glomustumoren in jüngerer Zeit, ist keine Verlängerung der Operationsdauer zu erkennen, was auf eine verbesserte Effektivität der Therapiekombination zurückzuführen ist. !"$#&% y = 0,5145x - 814,97 450 400 350 , -. 300 250 ,*+ '( ) 200 150 100 50 0 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 $EELOGXQJ1U2SHUDWLRQVGDXHUQDFK-DKUHQ Mittelwert: 205,66 min., Median: 210 min., Standartabweichung: 79,25 min. 3RVWRSHUDWLYH.RPSOLNDWLRQHQ Operationen von Glomustumoren sind häufig mit Komplikationen verbunden.Es kommen nur Komplikationen zur Auswertung, die durch die Operation bedingt wurden.Vor allem bei Glomustumoren des Felsenbeines finden sich intraoperativ häufig schwierige anatomische Verhältnisse. Die häufigste postoperative Komplikation ist die periphere Facialisparese, da die intraoperative Darstellung und Freilegung der Hirnnerven, insbesonders des N. facialis, im Operationsgebiet aufgrund der Feinheit der Strukturen kompliziert ist. In 50 % der durchgeführten Operationen kam es zu einer peripheren Facialisparese. -80Andere Hirnnervenausfälle sind zusätzlich zur Facialisparese oder singulär in acht Fällen aufgetreten. Zu den insgesamt sieben sonstigen Komplikationen werden Hämatombildung, Cephalgie, Thrombophlebitis und die schwerwiegendere Komplikation der Liquorrhö gezählt, die in einem Fall zu einer nicht lebensbedrohlichen Meningitis führte. Der letzt genannte Komplikationsfall muß zu den Major-Komplikationen, während die anderen zu den Minor-Komplikationen gerechnet werden können. In elf Fällen wurden postoperativ keine Komplikationen notiert. Wie schon berichtet wurden in den letzten Jahren vermehrt Tumoren der Typ-C- und DKlassifikation, welche sich durch eine ausgeprägtere Ausdehnung auszeichnen, operiert. Aus der folgenden Tabelle ist zu sehen, dass die Minor-Komplikationen der Facialisparese relativ gesehen vermehrt aufgetreten sind, bedingt durch das dementsprechend größere Operationsgebiet 7DEHOOH1U3RVWRSHUDWLYH.RPSOLNDWLRQHQ -DKU )DFLDOLVSDUHVH DQGHUH VRQVWLJHV 2001 2 0 0 2000 2 1 1 1999 2 0 0 1998 2 3 1 1997 1 0 0 1996 2 2 1 1995 1 0 1 1994 0 1 0 1993 0 0 0 1992 1 0 0 1991 1 0 0 1990 1 0 1 1989 2 0 1 1988 1 1 1 JHVDPW +LUQQHUYHQSDUHVHQ -81- /1032541678019 :;01< 30 25 D >F > ED F@ C AB @ = >? 20 15 25 10 11 5 0 Patienten mit Komplikationen Patienten ohne Komplikationen $EELOGXQJ1U3RVWRSHUDWLYH%HVFKZHUGHQ Diese Abbildung zeigt, dass bei 69,44 % aller Patienten postoperative Beschwerden aufgetreten sind. Bei 30,56 % aller Patienten traten postoperativ keine Beeinträchtigungen auf. Die postoperativ häufigen Hirnnervenschwächen konnten im Laufe der Zeit meist wieder behoben werden. In einigen Fällen erfolgte eine Restitutio ad integrum, während bei einigen Patienten eine Folgetherapie, wie z. B. eine logopädische Weiterbehandlung, notwendig war. Die direkt mit der Operation verbundene Mortalitätsrate lag bei null. %OXWYHUOXVW In dieser Arbeit ist die Erfassung des Blutverlustes durch die Operation von zentraler Bedeutung. Mit Hilfe der präoperativen Embolisation ist der intraoperative Blutverlust auf ein erträgliches Maß reduziert worden. Der direkte Blutverlust des Patienten ist nicht erfasst worden, da es nahezu unmöglich ist, dieses genau und aussagekräftig zu dokumentieren. Es geht eine nicht abschätzbare Menge Blut in den Operationslaken verloren. Beim Absaugen kommt es zu einer Verdünnung des Blutes durch Spülflüssigkeit und durch die intraoperative Gabe von Infusionen, wie z.B. Ringer-Laktat, wird sowohl die Zusammensetzung des Blutes, als auch das Volumen verändert. -82Es kommen Daten über den intraoperativen oder postoperativen Gebrauch von Erythrozytenkonzentraten und Frischplasma zur Geltung. Diese Infusionen haben jeweils ein Volumen von 500 ml. Die Gabe solcher Infusionen muß immer genau dokumentiert werden und spiegelt neben der Betrachtung der prä- und postoperativen Hämoglobin- und Hämatokritwerte den Blutverlust des operierten Patienten in einem guten Maße wider. Im Durchschnitt ist für jeden Patienten intraoperativ ein Erythrozytenkonzentrat benötigt worden. Postoperativ waren im Durchschnitt 0,25 Erythrozytenkonzentrate pro Patient erforderlich. Der Gebrauch von Frischplasma war sehr selten und läßt sich daher statistisch nicht signifikant auswerten. Von allen operierten Patienten ist präoperativ und postoperativ sowohl der Hämoglobin-, als auch der Hämatokritwert bestimmt worden. Im Laufe der 13 Jahre dieser Studie haben sich sowohl der Erythrozytenkonzentratverbrauch, als auch die prä- und postoperativen Blutwerte nicht entscheidend verändert. ef g1h$iTj5kml1n5o5p nZl;qTf r;ps t1qTf$ugLvnTw^x nZyTs jz8qTf p 20 {|} ~ 15 Hb prä-op 10 Hb-post-op 5 0 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 $EELOGXQJ1U9HUODXIGHV3UlXQGSRVWRSHUDWLYHQ+lPRJORELQZHUWHV Präoperativer Hb: Median: 14 g/dl, Mittelwert: 14,02 g/dl, Standartabweichung: 1,42 g/dl Postoperativer Hb: Median: 10,5 g/dl, Mittelwert: 10,51 g/dl, Standartabweichung: 1,34 g/dl G$H I;JLK;M3NPO;Q5RS QTO;U5H VS W XLU5HZY$I5[\VS Q^]3H W S 60 d ab c _` 40 HKT prä-op 20 HKT post-op 0 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 $EELOGXQJ1U9HUODXIGHV3UlXQGSRVWRSHUDWLYHQ+lPDWRNULWV Präoperativer HKT: Median: 42 %, Mittelwert: 41,97 %, Standartabweichung: 4,02 % Postoperativer HKT: Median: 31,45 %, Mittelwert: 31,8 %, Standartabweichung: 4,22 % -83Der präoperative Hämoglobinwert weicht im Mittel von dem postoperativen Hämoglobinwert um 3,51 g/dl ab und der präoperative Hämatokrit verringerte sich um 9,17 Prozentpunkte. Im Durchschnitt wurden 1,25 Erythrozytenkonzentrate für jeden operierten Patienten benötigt. Der intraoperative Blutverlust lag demnach sehr verträglichen Rahmen. T 5 ; ¡;¢1£T¢ ¡;¢ ¤ ¡ 2,5 2 ©ª ¨ 1,5 ¥ ¦§ 1 0,5 0 Median gesamt Mittelwert gesamt Mittelwert EK´s intra Median EK´s Mittelwert Median EK´s intra EK´s Internsiv Intensiv $EELOGXQJ1U*DEHYRQ(U\WKUR]\WHQNRQ]HQWUDWHQLQVJHVDPW Elf Patienten benötigten intraoperativ kein Erythrozytenkonzentrat, drei Patienten kamen mit einem EK, zehn Patienten benötigten zwei EK´s und zwei Patienten drei EK`s.. /LHJHGDXHU Die relativ kurze Liegedauer der Patienten ist ein weiterer Faktor, der die kombinierte Therapie aus Embolisation und anschließender Operation beführwortet. Die Gesamtliegedauer eines Patienten teilt sich zum einen auf die Dauer des Aufenthaltes auf der Intensivstation und zum anderen auf die Stationsliegedauer auf. ^ $ y = -0,2777x + 570,75 35 30 25 20 15 10 5 0 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 $EELOGXQJ1U*HVDPWOLHJHGDXHUGHU3DWLHQWHQ Median: 14 Tage, Mittelwert: 16,66 Tage, Standartabweichung: 7,07 Tage -84Die Gesamtliegedauer, welche den präoperativen Embolisationsvorgang mit einschließt, ist im Schnitt mit 16,66 Tagen relativ kurz ist und hat im Laufe der Studie im Durchschnitt abgenommen. Das gilt sowohl für die Intensiv-, als auch für die Stationsliegedauer, was aus den folgenden Abbildungen zu entnehmen ist. Á3 ÃÄ3ÃÅÃ3 Æ;Ç3È È Ä3ÃÉ&àÊÃÌË1Æ ÇÆ Â Í;Ê y = -0,196x + 406,55 35 30 ÑÐÖ ×Ó 25 Ï ÖÕ 20 Ò ÓÔ ÑÐ ÎÏ Ð 15 Ð 10 5 0 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 $EELOGXQJ1U/LHJH]HLWDXIGHUDOOJHPHLQHQ6WDWLRQ Median: 13 Tage, Mittelwert: 15,47 Tage, Standartabweichung: 6,95 Tage «3¬ ­®;­¯­¬ °5± ²° ­²³3¬ ´³° µ° ¬ ¶5² y = -0,0786x + 158,03 4,5 4 3,5 À¼ ¿º¹ 3 ¸ ¿¾ 2,5 ¹ » ¼½ º¹ ·¸ ¹ 2 1,5 1 0,5 0 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 $EELOGXQJ1U/LHJH]HLWDXIGHU,QWHQVLYVWDWLRQ Median: 2 Tage, Mittelwert: 1,18 Tage, Standartabweichung: 1,16 Tage 5H]LGLYH Insgesamt neun der 41 Patienten ( ) entwickelten einen Rezidivtumor. Bei vier Patienten stammte das Rezidiv von einem Primärtumor, der vor dem Erfassungszeitraum dieser Arbeit operiert wurde. -85Drei Patienten mit einem Rezidivtumor lagen zwar primär im Erfassungszeitraum, wurden jedoch nicht im St. Elisabeth Hospital operiert. Die restlichen zwei Patienten mit einem Rezidivtumor sind im St. Elisabeth Hospital im Erfassungszeitraum primär operiert worden. Es ist allgemein anerkannt, dass eine Operation eines Rezidivtumors aufgrund der postoperativen Verwachsungen eine technisch erheblich schwierigere Operation darstellt. 5DGLDWLR Die Bestrahlung stellt eine weitere Therapiemöglichkeit der Behandlung von Glomustumoren dar. Die Radiatio ist dreimal in der Klinik für Radiologie und Strahlentherapie des St. Josef Hospital der Ruhr-Universität Bochum durchgeführt worden. In einem der drei Fälle ist 1988 ein ausgedehnter Glomus jugulare Tumor operiert worden, wobei eine Totalresektion nicht erreicht werden konnte. Nach drei Monaten trat bei der Patientin ein Rezidiv auf. Es erfolgte primär eine Radiatio, da durch die postoperative anatomische Situation, auf erschwerte Operationsbedingungen zu schließen war. Das Rezidiv sprach jedoch auf die Behandlung nicht an. Daraufhin entschied man sich in Übereinkunft mit der Patientin zu einer Rezidivoperation mit vorhergehender Embolisation, welche erfolgreich verlaufen ist. Im zweiten Fall entschied sich ein Patient 1995 primär für die Radiatio, da präoperativ sehr schwierige anatomische Verhältnisse nachgewiesen wurden. Es stellte sich eine Aplasie des Sinus transversus heraus, was eine Operation komplizieren und risikoreicher machen würde. Im letzten Fall war bei einem sehr ausgedehnten Glomus tympanicum Tumor nur eine Teilembolisation möglich. Aufgrund dessen und aufgrund des relativ fortgeschrittenen Alters ( -DKUH ) der Patientin entschied man sich 1999 für die Radiatio. -86- 'LVNXVVLRQ Die Ergebnisse dieser Arbeit drängen nach einem Vergleich mit anderen Auffassungen und Erfahrungen der Literatur. Dort finden sich hauptsächlich radiologische und chirurgische, sowie hals-nasen-ohrenärztliche Artikel. Dazu kommen noch einige Arbeiten aus der Pathologie und Physiologie. Da insgesamt nur drei der 41 Patienten, unter anderem an einem Glomus caroticum Tumor litten, bezieht sich die Diskussion nicht auf diese Variation der Glomustumoren, weil sie zum einen nicht den Schwerpunkt dieser Arbeit widerspiegeln und zum anderen, aufgrund der geringen Anzahl, nicht signifikant auszuwerten sind. Es verbleiben für die anderen Vergleichswerte 40 Patienten, da bei zwei Patienten zusätzlich zu dem Glomus caroticum Tumor noch ein Glomus jugulare oder ein Glomus tympanicum Tumor auftrat. *HVFKOHFKWVXQG$OWHUVYHUWHLOXQJ Unter den insgesamt 40 Patienten waren 31 weiblich ( ) und neun männlich ( 22,5 % ). Das ergibt ein Verhältnis von 3,1 zu 1. Diesen prozentualen Verteilungsrahmen geben einige andere Autoren () auch bei Vorliegen eines Glomustumors des Felsenbeins an. Aus den Ergebnissen der Forschungen und den Resultaten dieser Arbeit, kann man jedoch keine eindeutige und geschlechtsspezifische Prädisposition ableiten, da alle vorhandenen Fallzahlen relativ niedrig sind und die Prädisposition des weiblichen Geschlechts von 1,3 zu 1 ( ) bis 6 zu 1 ( ) variiert. Es existieren ebenfalls wissenschaftliche Veröffentlichungen mit ausgeglichener Geschlechtsverteilung ( ) und eine, in der Männer häufiger betroffen waren ( ). Der Altersgipfel der gesamten Altersverteilung lag bei den Patienten der Uniklinik bei Behandlungsbeginn zwischen 60-70 Jahren ( GHU)lOOH ). Das Durchschnittsalter lag bei 55,74 Jahren. Im Vergleich zu anderen Veröffentlichungen finden sich keine signifikanten Unterschiede der Altersverteilung. Bei vorausgegangenen Arbeiten liegt der Mittelwert bei 51-52 Jahren ). In aktuelleren Studien findet sich, wie z.B. bei .LQVNH\ tendenziell jüngere Patienten von durchschnittlich 43 Jahren ( ). -87 (LQWHLOXQJGHU*ORPXVWXPRUHQ Wenn man die Glomustumoren der Temporalregion unterteilt, finden sich bei den 20 Bochumer Patienten ein Glomus jugulare ( ), bei 19 ein Glomus tympanicum ( ) und bei einem ein Glomus jugulotympanicum Tumor ( ). 6SHFWDWRU hat 1997 das Auftreten der Glomustumoren des Felsenbeins folgendermaßen unterteilt: 50 % Glomus jugulare Tumoren, 25 % Glomus tympanicum Tumoren und 25 % Glomus vagale Tumoren ( ). Bei der Betrachtung der Seitenlokalisation der Glomustumoren des Felsenbeins findet sich unter den Bochumer Patienten eine Bevorzugung der rechten Seite ( DXI GHUUHFKWHQ6HLWHXQGDXIGHUOLQNHQ6HLWH ), wie in den meisten Fällen der Literatur. Demgegenüber beschreibt 6SHFWDWRU zusätzlich eine häufigere Lokalisation der Glomustumoren auf der linken Seite ( ). Es existieren mehrere verbreitete Klassifikationen der Glomustumoren der Temporalregion. Die wichtigsten Einteilungen stammen zum einen von den Autoren )LVFKund9DODYDQLVund zum anderen von den Autoren *ODVVFRFN und -DFNVRQ ±. Die Art der Einteilungen wurde in dem Kapitel (UJHEQLVVH näher behandelt. Es ergibt sich hieraus, mit Bezug auf die )LVFK .ODVVLILNDWLRQ, folgende Verteilung: Typ A: 13,51%, Typ B: 40,54 %, Typ C: 21,62 %, Typ D: 24,33 %. -DFNVRQ gibt 1991 bei seinem Patientengut ( Q ) folgende Verteilung an, die ungefähr auch mit der Studie von *UHHQ übereintrifft ( Q ): Typ A: 0 %, Typ B: 65 %, Typ C: 30 %, Typ D: 32 % ( ). Es zeigt sich in diesen Studien, in Übereinstimmen mit dieser Arbeit, ein Tumorgipfel bei den Typ B Tumoren. Der Gipfel kann sich aber auch, wie in anderen Studien berichtet, zu den weiter ausgebreiteten Tumoren verschieben, wie es z. B. bei /HQDU] 1992 ( Q ) der Fall war: Typ A: 11 %, Typ B: 28 %, Typ C: 44 %, Typ D: 17 % ( ). -88 0XOWLSOHV$XIWUHWHQYRQ*ORPXVWXPRUHQ Mehrfaches Auftreten von Glomustumoren bei ein und demselben Patienten, ist in der Literatur beschrieben worden (). In unseren Untersuchungen trat dieses Phänomen bei zwei Patienten, also bei 5 % des Gesamtkollektivs, auf. Bei einem Patienten kam ein Glomus caroticum Tumors neben einem Glomus tympanicum Tumor vor. In einem anderen Fall trat neben zwei Glomus caroticum Tumoren, die links und rechts am Hals lokalisiert waren, ein Glomus jugulare Tumor auf. .HVVXNR hat 1978 bei seiner Literaturrecherche nur 17 Fälle dieser Art in der gesamten Weltliteratur gefunden ( ). Über familiär gehäuftes Vorkommen berichten 1989 *H\VHQV, %DDUV, u.a. ( ). Diese Autoren nehmen eine erbliche Disposition bei den Glomustumoren an. In dem vorliegenden Patientengut gab es in einem Fall ein familiäres Auftreten von Glomustumoren. Neben dem uns bekannten Patienten sind auch bei seinen beiden Geschwistern Glomustumoren gekommen. Jedoch erscheinen einige prozentualen Schätzungen, die in der Literatur mit bis zu 9,5 % angegeben werden, als Durchschnittswert im Vergleich zu anderen, die von 1,3 % bis zu 4,7 % variieren ( ) und unserer Studie ( ), relativ hoch. *HIlYHUVRUJXQJGHV7XPRUV Die Gefäßversorgung des Tumors ist äußerst wichtig für den interventionell tätigen Radiologen, da die Tumorgefäßversorgung so selektiv wie möglich zu bestimmen ist, um den Tumor mit maximalen Erfolg embolisieren zu können. Aus den untersuchten Daten ergibt sich, dass die Haupttumorversorgung aus der A. pharyngea ascendens, die aus der A. carotis externa hervorgeht, erfolgt ( ). Weitere tumorversorgende Arterien sind die A. occipitalis ( ), die A. tympanica inferior ( ), die A. auricularis posterior ( ) und die A. stylomastoidea (). Diese Hauptversorgung der Glomustumoren der Temporalregion, wie zuvor beschrieben, ist auch nach der Meinung der Literatur vorherrschend ( ). -89Ebenfalls trifft es besonders für ausgedehnte Glomustumoren der Typ-C und DKlassifikation zu, dass mehrere tumorversorgende Gefäße vorliegen. Im Fall einer Embolisation müssen hier natürlich mehrere Gefäße embolisiert werden. .OLQLN Die Glomustumoren verursachen im Laufe ihrer Entwicklung klinische Symptome, die mehr oder weniger charakteristisch sind. Anhand der Patientenanamnese, bzw. bei der Aufnahmeuntersuchung in der Klinik, haben sich bei den Patienten einige Symptome als eine Art von Leitsymptomen herausgestellt. Hierbei handelt es sich um den pulsatilen Tinnitus ( 0LWWHOZHUWYRQ ), die Hörminderung ( 0LWWHOZHUWYRQ ), die Otalgie ( 0LWWHOZHUWYRQ ) und das Schwindelgefühl ( 0LWWHOZHUW YRQ ). Diese Leitsymptome werden immer wieder von bekannten Autoren zur Sprache gebracht. Abhängig vom Ausmaß des Tumors, also von seiner Klassifikation in einer der gängigen Einteilungen, wird das Auftreten der einzelnen Symptome bei den Patienten häufiger. /HQDU] und -DFNVRQ beschreiben dieses 1992 anhand ihres Patientenguts und der Fisch-Klassifikation ( ). Ihre Ergebnisse korrelierten stark mit denen dieser Arbeit. In anderen Arbeiten, wie z. B. von *RVHSDWK 1979 , nimmt der dominante pulsatile Tinnitus unter den Symptomen mit 98 % Häufigkeit einen Spitzenplatz ein ( ). 'LDJQRVWLVFKH9HUIDKUHQ Um nun die Verdachtsdiagnose des Glomustumors, meist nach dem Feststellen eines oder mehrerer klinischer Symptome zu erhärten, und andere Differentialdiagnosen weiter auszuschließen, kann man sich verschiedener Diagnosemethoden bedienen, die sich allesamt im Laufe der Zeit einem Wandel unterzogen haben. Eine Röntgenaufnahme nach 6FKOOHU und 6WHQYHUV ist heutzutage zur Diagnosesicherung nicht mehr zeitgerecht. Ebenso ist es nicht sinnvoll, bei jedem Patienten a priori eine Angiographie anzuordnen, wenn nicht im gleichen Zuge, eine anschließende Embolisation möglich ist. Computertomographie und Kernspintomographie bieten präzise Befunde hinsichtlich der Diagnose, Differentialdiagnose und Tumorausdehnung ( ). -90Die Patienten haben sich in dieser Studie unter anderem der CT-Diagnostik, und der MRT-Diagnostik unterzogen. Die MRT kam seit 1994 in dem Institut für Radiologie und Nuklearmedizin der Ruhr-Universität-Bochum des Knappschafthospitals im Rahmen der Glomustumor-Diagnostik vermehrt zum Einsatz. /OR\G hat 1993 eine Studie über das Gadolinium verstärkte MRT durchgeführt und festgestellt, dass sich die Glomustumoren unter diesen Voraussetzungen klarer abgrenzen lassen. Man nutzt das MRT, um ein hervorragendes, detailgenaues Bild des Tumorgewebes und der Tumorausdehnung zu bekommen (). (PEROLVDWLRQ In Übereinstimmung mit den meisten Autoren, ist nach der Diagnosesicherung bei unseren Patienten, die Operation mit vorhergehender Embolisation als Therapiemittel der Wahl durchgeführt worden ( ). Als Embolisationsmaterialien sind Mikrospiralen und Polyvenylalkoholpartikel, meist in Kombination, verwendet worden. Die Auswahl der Embolisationsmaterialien gleicht denen der Literatur ( ). Im Durchschnitt dauerte eine DSA, einschließlich der Embolisation der tumorzuführenden Gefäße, 155 Minuten. Die kürzeste Embolisationszeit lag bei 40 Minuten und die längste bei 295 Minuten. Von den insgesamt 41 Embolisationen sind 29 so erfolgreich verlaufen, dass die tumorspeisenden Gefäße komplett verschlossen wurden. Es kam in zehn Fällen zu einer Teilembolisation, wonach der Tumor noch durch eine geringe Restversorgung durchblutet wurde. In zwei Fällen, in den Jahren 1988 und 1989, konnte keine Embolisation durchgeführt werden. In beiden Fällen mußte aufgrund extrem ungünstiger anatomischer Bedingungen die Embolisation abgebrochen werden. Diese beiden Fälle wurden als Mißerfolg gewertet. Es kam in 16,21 % der Embolisationen zu einer oder mehreren Komplikationen und diese sind alle den sogenannten Minor-Komplikationen zuzuordnen. -91Keine der Komplikationen, z. B. Bradykardie, Hirnnervenparesen und andere, waren lebensbedrohlich und alle Symptome sind nach der Embolisation abgeklungen. +HUGPDQQ beschrieb 1993 in seinem Artikel, dass jede Hirnnervenlähmung, durch Embolisation bedingt, nur zeitweilig ist ( ). In den Arbeiten von 9DODYDQLV und 0XUSK\ 1987 finden sich ähnlich niedrige Komplikationsraten ( ). 2SHUDWLRQ Nach der Embolisation folgte die Operation, wie von der Mehrheit der Autoren empfohlen (). Vom gesamten Patientengut mit einem Glomustumor sind 36 Patienten in Bochum operiert worden. Die Operationsdauer mit Einleitung, Operation und Ausleitung erstreckte sich von mindestens 60 Minuten bis zu maximal 330 Minuten. Im Durchschnitt lag sie bei 205 Minuten.Postoperative Beschwerden sind bei 69,44 % aller Patienten aufgetreten. Die meist passagere Facialisparese, war die häufigste postoperative Komplikation. Sie trat bei 72 % aller Patienten mit Komplikationen auf. Unter den anderen Komplikationen ist das Vorkommen anderer Hirnnervenparesen hervorzuheben, entweder als Einzelsymptom, oder zusätzlich zur Facialisparese. Diese waren ebenfalls meist komplett reversibel. In einem Fall kam es mit dem Auftreten einer Meningitis, zu einer schwerwiegenderen, sogenannten MajorKomplikation, die aber bei dem betroffenen Patienten komplikationslos ausheilte. In der Literatur finden sich mehrere Angaben zu postoperativen Komplikationen, die sich ebenfalls hauptsächlich auf den passageren Facialisausfall und andere Hirnnervenläsionen beziehen ( ± ). %*HRUJHgibt 1992 in einer Studie die bei ihm aufgetretene und in Vergleichen mit der Literatur gefundene Mortalität, bei der Operation von Glomustumoren im Kopf-Hals-Bereich, mit null bis fünf Prozent an. Bei den Bochumer Patienten lag die Mortalität bei null Prozent ( ). Die Operationen der Glomustumoren waren vor der Einführung der präoperativen Embolisation mit einem sehr hohen Blutverlust verbunden. Der Blutverlust ist jedoch schwierig genau zu bestimmen, da man intraoperativ nur abschätzen kann, wieviel Blut der Patient verloren hat. -92Der prä- und postoperative Hämoglobin- und Hämatokritwert und die Anzahl der Gabe an Erythrozytenkonzentraten sind Orientierungshilfen, um den Blutverlust in Zahlen fassen zu können. In dieser Arbeit weicht der mittlere präoperative Hämoglobinwert um 3,51 g/dl vom postoperativen Wert ab. Der mittlere präoperative Hämatokritwert unterscheidet sich um 9,17 Prozent vom postoperativen Wert. Diese Werte und die Tatsache, dass insgesamt nur 1,25 Erythrozytenkonzentrate im Mittel pro Patient benötigt wurden ( PLQLPDOQXOOXQGPD[LPDOGUHL ), weisen darauf hin, daß der mittlere Blutverlust relativ gering war. Der Hauptteil der anderen Autoren muß für die Operationen in Verbindung mit der präoperativen Embolisation in den jeweiligen Studien eine Erythrozytenkonzentratgabe von mindestens eine bis maximal acht angeben (). Damit erweist sich die Bochumer Kombination der interventionellen Radiologie und Hals-NasenOhren-Chirurgie im Vergleich zu anderen Kliniken, vor allem im Punkt des Blutverlustes, als sehr erfolgreich. /LHJH]HLW Die durchschnittliche Liegedauer betrug in Bochum 16,66 Tage. Der kürzeste Krankenhausaufenthalt lag bei 6 Tagen und der längste bei 32 Tagen. Im Vergleich dazu gibt als Beispiel -DFNVRQ 1996 den Krankenhausaufenthalt mit 10 bis 42 Tagen an. Auch aufgrund der Tatsache, dass die durchschnittliche Intensivliegedauer nur 1,16 Tage betrug, ist es ersichtlich, dass die Bochumer Patienten keinen internationalen Vergleich scheuen müssen. 5H]LGLYH Glomustumoren haben im Vergleich zu anderen benignen Tumoren eine relativ hohe Rezidivrate. Unter den Patienten ist bei neun von 41 ( ) ein solcher Fall eingetreten. Die verschiedenen Rezidive wurden in dem Kapitel Ergebnisse behandelt. Der Zeitraum dieser Studie bezieht sich auf insgesamt 13 Jahre. -93%URZQhat 1985 in seiner Studie in einem Zeitraum von 10 Jahren unter 231 behandelten Patienten 18 Rezidive beschrieben ( ) ( ). Dieser Prozentwert bezieht sich jedoch nur auf die Rezidive, der im Studienzeitraum operierten Patienten. Der Prozentwert der Rezidivpatienten während dieser Studienzeit liegt dann bei 5,9 % in dieser Studie und ist somit gut vergleichbar mit dem Wert von %URZQ. )LVFK hat 1994 die Rezidivrate auf die unterschiedlich operierten Tumorstadien unterteilt. Er beschrieb keine Rezidive bei Typ A-Tumoren, fünf Prozent Rezidive bei Typ BTumoren, 22 % Rezidive bei Typ C-Tumoren und 55 % Rezidive bei Typ D-Tumoren ( ). Wenn man sich dazu im Vergleich die Tumorverteilung der in Bochum behandelten Patienten anschaut, erkennt man, dass vor allem in den letzten Jahren vermehrt Typ C- und Typ D-Tumoren behandelt wurden. Die Rezidivrate ist darauf bezogen sehr gering, jedoch muß man bedacht werden, dass bei diesen Tumoren Rezidive oft erst nach mehreren Jahren auftreten. 5DGLDWLR Die einzig sinnvolle alternative Behandlungsform ist die Radiatio, da die Glomustumoren für eine Chemotherapie absolut unsensibel sind. Unter den Bochumer Patienten ist bei drei Patienten die Bestrahlungstherapie zur Anwendung gekommen. Die Meinung der meisten anderen Autoren läuft darauf hinaus, daß früher die Radiatio eine Alternative zur Behandlung von Glomustumoren im Allgemeinen war. Im Laufe der Zeit hat sich jedoch durch verschiedene Studien gezeigt, dass die Radiatio, im Vergleich zur Operation mit vorhergehender Embolisation, nicht mehr die Methode der Wahl ist. Sie wird noch als gut einsetzbare Methode bei inoperablen Glomustumoren gewählt ( ). Dies war auch die Indikation bei zwei der drei Bochumer Patienten. 5HVXPHH Als Resumee bleibt, dass die präoperative Embolisation mit anschließender Operation heutzutage, auch bei ausgedehnten Glomustumoren, die absolute Therapie der Wahl ist. -94Die Bochumer Ergebnisse, in bezug auf Embolisationserfolg, Embolisationskomplikationen, Operationsdauer und Operationserfolg, sowie postoperative Komplikationen und Blutverlust, sind im Vergleich zu anderen Ergebnissen mindestens ebenbürtig. Die Risko-Nutzen-Abwägung, die sich jeder Arzt vor der Beratung eines Patienten stellen sollte, fällt in diesem Beispiel eindeutig positiv für die Wahl der Embolisation und nachfolgenden Operation eines Glomustumors aus. -95- =XVDPPHQIDVVXQJ Zwischen den Bochumer Patienten und den Patienten in der Literatur besteht, in bezug auf die Geschlechts- und Altersverteilung der betroffenen Patienten, der Lokalisation, Klassifikation, Gefäßversorgung, Malignität und Verteilung der einzelnen Glomustumoren, sowie der ausgelösten Symptome, größtenteils Übereinstimmung. Die für die Diagnose entscheidenden Untersuchungen sind die Computertomographie und die Kernspintomographie. Eine Angiographie ist nur noch mit gleichzeitiger Option der Embolisation zu empfehlen. Diese Mittel zur Diagnostik werden allgemein praktiziert und als Methode der Wahl akzeptiert. Es gibt jedoch Unterschiede unter den angewandten Therapieformen, wobei summa summarum die Operation mit vorhergehender Embolisation allen anderen Therapieoptionen vorzuziehen ist. Diese Kombination wirkt sich sowohl positiv für den Wunsch des Arztes, den Tumor so effektiv wie möglich behandeln zu können, als auch für das Wohl des Patienten, aus. Es führte die Entwicklung von verfeinerten operativen Techniken, in Zusammenarbeit mit der ausgeklügelten präoperativen Embolisation zu einem wesentlich reduzierten Blutverlust und durch ein besser übersichtliches Operationsfeld zu einer geringeren Komplikationsrate. Diese Fakten werden es möglich machen, dass auch große, früher als inoperabel bezeichnete, Geschwülste mit einem, für den Patienten angemessenen Risiko, angegangen werden können. Abschließend und als Voraussetzung für eine effektive Tumorbehandlung ist eine gute Zusammenarbeit zwischen den interventionellen Radiologen und Hals-Nasen-OhrenChirurgen anzustreben, um das bestmögliche Ergebnis zu erreichen. Der in jedem Fall eintretende weitere Fortschritt der Technik wird diese Wahl der Methode noch perfektionieren und somit werden ebenfalls die fortgeschrittensten Tumoren operativ noch besser beherrschbar. -96- /LWHUDWXUDQJDEHQ 1. Ahn, H. S., Kerber, C. W. Extra-to-intracranial arterial anastomosis in therapeutic embolisation AJNR 1, 71-75 (1980) 2. Alford, B. R., Guilford, F. A comprehensive study of tumors of the glomus jugulare Laryngoscope 72, 765-787 (1962) 3. Allison, R. S. Parapharyngeal tumours: A review of 23 cases Clin. Otolaryngol. 14, No. 3, 199-203 (1989) 4. Altavilla, G., Adamo, V., Ciriaco, E. Paraganglioma maligno del corpo carotideo Tumori 67, 375-382 (1981) 5. Altmann, F. 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Hildmann, danke ich für die Überlassung des Themas dieser Arbeit sowie für die vielen förderlichen Anregungen, der fachlichen Begleitung und der konstruktiven Kritik. Herr Professor Dr. med. L. Heuser hat mich zusätzlich motiviert, meine folgende ärztliche Ausbildung in der Radiologie weiterzumachen. Während meines Aufenthaltes in der Famulatur 1999 und im Rahmen des Praktischen Jahres 2001 gab er mir viele Anregungen und Tipps und brachte mir auf diese Weise das spannende Fach der Radiologie näher. Danken möchte ich auch den anderen Mitarbeitern des Institutes für Radiologie und Nuklearmedizin der Ruhr-Universität-Bochum, die bei Fragen immer ein offenes Ohr für mich hatten. Ebenfalls möchte ich mich bei Dr. Scheer von der urologischen Klinik der Augusta-Krankenanstalten für seine Hilfe in Computerfragen bedanken. Ich möchte ganz besonders Jasmin Isufi danken, die mir immer wieder Motivation, bei der Erstellung dieser Arbeit, gegeben hat. -117- /HEHQVODXI 3HUV|QOLFKH'DWHQ Guido Girolami, geboren in Wickede, ledig, 07.05.1975 Eltern: Angelika und Franz Girolami 6FKXODXVELOGXQJ Grundschule Voßwinkel 1981-1983 Grundschule Sankt Michael, Neheim-Hüsten 1983-1985 Franz-Stock-Gymnasium, Neheim-Hüsten 1985-1994 =LYLOGLHQVW Caritas Werkstätten Arnsberg 1994-1995 +RFKVFKXODXVELOGXQJ Studium der Humanmedizin an der Ruhr-Universität-Bochum 1995-2001 )DPXODWXUHQ Chefarzt Dr. Boing, Innere Medizin, Karolinen-Hospital Hüsten 02.98-03.98 Prof. Dr. Heuser, Radiologie,Knappschaftskrankenhaus Langendreer 02.99-03.99 Dr. Knoll, Allgemeinmedizin-Praxis Neheim-Hüsten 07.99-08.99 Chefarzt Dr. Schröder, Anaesthesie, Karolinen-Hospital Hüsten 08.99-09.99 3UDNWLVFKHV-DKU Medical Superintendent Dr. Rajeev, Chirurgie, Frere Hospital, East London, Südafrika 10.00-02.01 Prof. Dr. Heuser, Radiologie und Nuklearmedizin, Knappschaftskrankenhaus Langendreer 02.01-05.01 Prof. Dr. Schmiegel, Innere Medizin, Knappschaftskrankenhaus Langendreer 05.01-09.01 $U]WLP3UDNWLNXP Urologische Abteilung der Augusta-Krankenanstalten Bochum, Prof. Dr. Schüller 05.02-10.03