Lebertransplantation

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Universitätsspital Bern
Hôpital universitaire de Berne
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Lebertransplantation
Information
für
Patienten und Angehörige
Oktober 2006
Petra Bischoff
Lebertransplantation im Inselspital Bern
Die Leber
• Anatomie
• Funktion
• Zeichen der Lebererkrankung
Lebererkrankungen
• Virale Hepatitis
• Gallenwegserkrankungen
• Stoffwechselerkrankungen
• Alkoholische Leberkrankheit
• Autoimmune Leberzirrhose
• Blut- and gefäßbedingte Leberzirrhose
• Leberzirrhose unbekannter Ursache
• Akutes Leberversagen
Zeichen der Lebererkrankung
• Portale Hypertonie
• Oesophagusvarizenblutung
• Aszites
• Hautveränderungen
Kriterien, Ausschlusskriterien und Risikofaktoren zur Lebertransplantation
Vor der Transplantation
• Warum ist eine Transplantation notwendig?
• Abklärung zur Lebertransplantation
• Das Transplantationsteam
• Die Zeit auf der Warteliste
Die Transplantation
• Der Ruf ins Spital
• Operationsvorbereitungen
• Die Lebertransplantation
Nach der Transplantation
• Die Intensivstation
• Medizinische and pflegerische Betreuung
auf der Transplantations-Abteilung
• Visiten
• Labortests, Untersuchungen
• Vorbereitung auf die Entlassung
• Wieder „normal“ leben
• Kontrollen im Hepatologischen Ambulatorium
Medikamente and Komplikationen
• Richtlinien
• Information über spezielle Medikamente•
• Postoperative Komplikationen
Petra Bischoff Transplantations- Koordinatorin Inselspital Bern
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Lebertransplantation im Inselspital Bern
Die erste Lebertransplantation (=OLT = Orthotope LeberTransplantation) in der Schweiz wurde 1983 im
Inselspital Bern durchgeführt. Das Überleben der Patienten nach Lebertransplantation hat sich im Lauf der
vergangenen 20 Jahre ständig verbessert. Durch die Standardisierung der Operationstechnik, Fortschritte in der
Intensivmedizin und Anästhesie sowie verbesserte Immunosuppressiva ist die Lebertransplantation heute die
Therapie der Wahl für Lebererkrankungen im Endstadium.
Noch vor wenigen Jahren dauerte die Operation 10 bis 15 Stunden, es mußten große Mengen Blut- und
Blutpräparate verabreicht werden und die Patienten waren nach der Transplantation häufig viele Wochen
hospitalisiert. Heute läßt sich eine Lebertransplantation durchaus mit jedem anderen grossen Baucheingriff
vergleichen. Die Operation dauert zwischen 3 bis 6 Stunden, der Aufenthalt auf der Intensivstation beträgt 1 bis
2 Tage. Im Durchschnitt können die Patienten nach 10 bis 14 Tagen nach Hause entlassen werden.
Das 1-Jahresüberleben, der an unserer Klinik transplantierten Patienten beträgt über 94% und übertrifft damit
bei weitem den internationalen Durchschnitt.
Wenige Wochen nach der OLT sind 95% der Patienten unabhängig von fremder Hilfe wie z.B.
Familienangehörige, Haushaltshilfe oder Spitex und können innerhalb weniger Monate ihrem Beruf wieder
nachgehen.
Die Leber
Anatomie
Die Leber ist mit ca. 1500 g das größte und eines der komplexesten Organe des menschlichen Körpers. Sie
liegt im rechten Oberbauch unter dem Zwerchfell und reicht hinüber bis in den linken Oberbauch. Die Leber ist
unterteilt in zwei große Lappen, dem rechten und dem linken Leberlappen. An der sogenannten Leberpforte
(Leberhilus) treten Gefässe in die Leber ein, während der Gallengang sie hier verläßt. Die Leberarterie versorgt
die Leber mit sauerstoffreichem Blut, die Pfortader, führt der Leber „verunreinigtes" Blut aus den Bauchorganen
zur Entgiftung zu. Die obere und untere Hohlvene transportiert sauerstoffarmes Blut aus der unteren
Körperregion in Richtung Herz/Lunge.
Petra Bischoff Transplantations- Koordinatorin Inselspital Bern
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Das Lebergewebe besteht aus unzähligen Funktionseinheiten, den sogenannten Leberläppchen. Diese
Leberläppchen wiederum werden von Millionen von Leberzellen (Hepatozyten) gebildet. Die Leberzellen sind
umgeben von einem Netzwerk mikroskopisch kleiner Gefässe and Gallengangskanälchen. Der große
Gallengang leitet die in den Leberzellen gebildete Galleflüssigkeit in die Gallenblase. Die Gallenblase liegt
unterhalb der Leber und dient als Reservoir für die Galleflüssigkeit. Bei Bedarf wird diese Flüssigkeit in den
Dünndarm ausgeschüttet, wo sie bei der Verdauung zur Aufspaltung von Nahrungsfetten und zur Aufnahme von
fettlöslichen Vitaminen benötigt wird.
Funktion
Die Leber erfüllt täglich mehrere hundert Aufgaben, die notwendig sind um den menschlichen Organismus
gesund zu erhalten. Einige der wichtigsten Funktionen sind:
• Entgiftung von Abbauprodukten des Stoffwechsels, Medikamenten und Giften
• Produktion und Ausscheidung der Galle zur Fettverdauung
• Produktion von Eiweißstoffen, die zur Blutgerinnung unerläßlich sind
• Speicherung von Zuckern, Vitaminen und Eiweissbausteinen
• Aufbau und Verwertung von Cholesterin
• Infektionsabwehr
• Wärmespeicher
Eine wichtige Aufgabe erfüllt die Leber bei der Verdauung, sie hilft mit die zugeführte Nahrung in Nährstoffe
aufzuspalten und in Energie umzuwandeln. Wenn zum Beispiel bei körperlicher Belastung rasch Energie benötigt
wird, wandelt die Leber ihren Vorrat an Glycogen (Speicherform von Glukose) zurück in Zucker und stellt sie dem
Körper zur Verfügung. Kohlenhydrate wie sie in Getreideprodukten, Kartoffeln usw. vorkommen werden von der
Leber in Glukose aufgespalten und in der Leber und den Muskeln gespeichert. Bei der Absorption (Aufnahme) von
fettlöslichen Vitaminen (A, D, E and K) spielt die Galleflüssigkeit eine wesentliche Rolle.
Vitamin D ist für den Knochenaufbau notwendig, während Vitamin K für die Blutgerinnung unerläßlich ist. Eine
entscheidende Rolle spielt die Leber bei der Abwehr von Infektionen, vor allem bei Infektionen die ihren Ursprung
im Darm haben. Etwa die Hälfte der im Körper vorhandenen Fresszellen (Makrophagen) kommen in der Leber vor.
Diese Fresszellen sind für die Vernichtung von z.B. Bakterien verantwortlich.
Lebererkrankungen
Die Leber ist ein Organ mit außerordentlich grossen Reserven. Ohne Beeinträchtigung durch Erkrankungen oder
äußere Faktoren (Alkohol, Medikamente, Gifte) bleibt ihre Funktion bis ins hohe Alter vollständig erhalten. Als
einziges Körperorgan verfügt die Leber über die bemerkenswerte Fähigkeit zur vollständigen Regeneration.
Dieses Phänomen macht es möglich, dass man die Leber eines verstorbenen Spenders für zwei Empfänger teilen
kann, oder dass einem Lebendspender ein Teil seiner Leber zur Transplantation entnommen werden kann.
Diese Regenerationsfähigkeit ist jedoch nicht unbegrenzt. Durch Krankheiten, oder kontinuierlich zugeführte
Schadstoffe verliert die Leber diese Fähigkeit. Das zerstörte Gewebe kann dann nicht mehr durch gesunde Zellen
ersetzt werden. Stattdessen kommt es zur Bildung von Narbengewebe (Fibrose) und nachfolgend zur
Schrumpfung der Leber (Zirrhose). Mit Fortschreiten der Vernarbung nimmt auch die Funktion der Leber ab. Die
Zirrhose ist nicht heilbar.
Die Ursachen für eine Leberzirrhose sind vielfältig.
Häufig:
Selten:
Hepatitis C
Stoffwechselerkrankungen
Hepatitis B
Blut- Gefäßerkrankungen
Primär biliäre Zirrhose
Gallenwegsatresie
Primär Sklerosierende Cholangitis
Alkohol
Zirrhose unbekannter Ursache
Akutes Leberversagen
Petra Bischoff Transplantations- Koordinatorin Inselspital Bern
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Virale Hepatitis
Bei diesen Infektionen handelt es sich um Leberentzündungen, die durch die Hepatitisviren A, B, C, D und E
hervorgerufen werden. Der wesentliche Unterschied zwischen den verschiedenen Hepatitisviren besteht in der
Art der Übertragung:
• Hepatitis A
• Hepatitis B
Verunreinigte Nahrungsmittel und Wasser
Kontakt mit Blut (z. B. Blutkonserven/Transfusionen;gemeinsame Benutzung
von Injektionsnadeln bei Drogenmissbrauch)
• Hepatitis C
Übertragung wie bei der Hepatitis B
• Hepatitis D
Infektion ist nur möglich, wenn bereits eine Hepatitis B vorliegt.
Die Impfung gegen Hepatitis B schützt auch vor dem D- Virus
• Hepatitis E
Verunreinigte Nahrungsmittel/Wasser. Ist der Hepatitis A sehr
ähnlich. Der Verlauf ist meistens sehr mild and ohne Langzeit
schäden.
Die meisten Menschen genesen von einer Hepatitis A ohne bleibende gesundheitlichen Folgen.
Hepatitis B und C hingegen können nach der akuten Infektion in ein chronisches Stadium übergehen and die
Leber dauerhaft schädigen. Vielfach verlaufen diese Hepatitisinfektionen ohne körperliche Beschwerden, die
Erkrankung wird erst bemerkt, wenn der Leberschaden schon weit fortgeschritten ist. Leider ist zur Zeit nur bei
der Hepatitis A und B eine Impfung möglich.
Gallenwegserkrankunqen
Die Gallenwegserkrankungen stellen eine sehr häufige Ursache zur Lebertransplantation dar. Durch den
anhaltend gestörten Galleabfluss/Gallestau kommt es zu chronischen Entzündungen der Leber mit
fortschreitendem Untergang gesunder Leberzellen and damit im Verlauf zu narbigem Umbau (Fibrose) des
Gewebes.
Primär biliäre Zirrhose (PBZ)
Bei der primär biliären Zirrhose handelt es sich um eine chronisch fortschreitende Leberkrankheit, die
gekennzeichnet ist durch eine entzündliche Zerstörung der, innerhalb der Leber verlaufenden kleinen
Gallengefäße. Die Ursache dieser Erkrankung liegt wahrscheinlich im Immunsystem. Die PBZ ist eine sehr
langsam verlaufende Krankheit (10 bis 20 Jahre), die überwiegend bei Frauen auftritt.
(Verhältnis Frau/Mann 9:1).
Sklerosierende Cholangitis (PSC)
Die sklerosierende Cholangitis ist eine chronische Entzündung der inneren und äußeren Gallengänge, die
charakterisiert ist durch eine fortschreitende Vernarbung. Bedingt durch die Vernarbung entsteht im Verlauf der
Krankheit eine Verengung der Gallengefäße. Die Ursache ist noch weitgehend unbekannt, die Krankheit tritt
jedoch besonders häufig im Zusammenhang mit Darmerkrankungen wie der Colitis ulcerosa and dem Morbus
Crohn auf. Meist sind junge Männer im Alter zwischen 18 and 40 Jahren von der PSC betroffen.
Stoffwechselerkrankungen
Zu den wichtigsten Stoffwechselerkrankungen, die eine chronische Schädigung der Leber verursachen können,
gehören:
Alpha-1-Antitrypsinmangel
Hierbei handelt es sich um den Mangel eines in der Leber gebildeten Eiweißstoffes, der die Ausschüttung von
Trypsin an falscher Stelle hemmt. Trypsin ist ein Verdauungsenzym, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird
und für die Aufspaltung von Nahrungseiweiß verantwortlich ist. Liegt ein Mangel an Hemmstoff (Antitrypsin) vor,
zerstört das nicht ausreichend inaktivierte Trypsin gesundes Gewebe.
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Hämochromatose
Die Hämochromatose ist eine vererbte Störung der Eisenaufnahme im Körper, die bevorzugt in
Weinbaugebieten auftritt (4 -10 mg Eisen pro 1 I Rotwein). Das überschüssig im Körper angesammelte Eisen
lagert sich in verschiedenen Organen, insbesondere in Leber, Herz, Bauchspeicheldrüse und der Haut
(typische Bronzefarbe der Haut) ab.
Morbus Wilson
Angeborene, vererbte Stoffwechselstörung mit abnormer Kupferspeicherung. Ablagerung des Kupfers im Gewebe
von Leber, Gehirn, Augen, Nieren, and Bauchspeicheldrüse. Die Krankheit manifestiert sich bereits im Kindesalter
als Lebererkrankung, nach dem 12. Lebensjahr zusätzlich als neurologische Erkrankung mit parkinsonähnlichen
Symptomen.
Alkoholische Leberzirrhose
Die toxische Alkoholgrenze ist individuell verschieden. Sie ist abhängig von Vorerkrankungen, Mangel- oder
Fehlernährung sowie Alter and Geschlecht. Frauen haben eine wesentlich geringere Alkoholtoleranz als Männer.
Die Alkoholgrenze für Männern liegt bei ca. 60 g Alkohol täglich, bei Frauen lediglich bei 20 g/Tag. Der chronische
Alkoholkonsum führt zunächst zur Fettleber, im späteren Verlauf zur Fettleberhepatitis (Fettleber mit entzündlicher
Reaktion) und schließlich zur Leberzirrhose. Durch Abstinenz und Behandlung der Symptome erreichen viele
Patienten mit alkoholischer Zirrhose eine gute Lebensqualität und benötigen keine Lebertransplantation. Bei
Patienten, deren Krankheitszustand sich trotz glaubhafter Abstinenz verschlechtert, wird eine Transplantation in
Betracht gezogen. Im Inselspital verlangen wir eine 6-monatige Abstinenz bevor wir mit den Abklärungsuntersuchungen zur Lebertransplantation beginnen.
Medikamentös-toxische Lebererkrankungen
Eine Vielzahl Medikamente/ Substanzen können eine Leberschädigung herbeiführen. Es sind dies nicht selten
Antidepressiva, Beruhigungsmittel, Schmerzmedikamente (besonders Paracetamol), Hormone (Pille,
Anabolika), bestimmte Antibiotika, Narkosemedikamente, Antirheumatika sowie Vitamin A (bei übermäßiger
Einnahme). Des weiteren können gewerbliche Gifte (z. B. Vinylchlorid, Nitroverbindungen,
Tetrachlorkohlenstoff) und Schwermetalle (Blei, Mangan, Eisen, Kupfer, Phosphor) eine schwere
Leberschädigung verursachen. Meist rufen diese Stoffe eine Leberentzündung mit Gallestau (häufiges
Symptom ist die Gelbfärbung von Haut and Augen) hervor.
Durch Verzehr des Knollenblätterpilzes kann eine besonders schwerwiegende Leberzellschädigung auftreten,
die nicht selten tödlich verläuft.
Autoimmune Leberzirrhose
Hierbei handelt es sich um eine Reaktion des Immunsystems, bei der sich Antikörper gegen körpereigene
Antigene richten. Dies führt zur Zerstörung der betroffenen Zellen. Von dieser Erkrankung sind zu 80 % Frauen
betroffen. In der Hälfte aller Fälle beginnt die Erkrankung vor dem 30. Lebensjahr.
Blut- Gefässbedinqte Leberzirrhose
Budd-Chiari-Syndrom
Die Leberzirrhose wird hervorgerufen durch Thrombosen der Lebervenen. Ursache sind häufig Thromboseneigung
bei bestimmten Bluterkrankungen oder die Einnahme von östrogenhaltigen Kontrazeptiva (Pille). Der teilweise oder
totale Verschluss der Lebervenen verursacht einen massiven Bluthochdruck im Pfortadersystem (portale
Hypertonie). Beim chronischen Verlauf kommt es zur Leberzirrhose (bei großer Leber), Milzvergrößerung und zur
Ausbildung von Umgehungskreisläufen. Der akute Verschluss äußert sich durch starke Bauchschmerzen,
Lebervergrößerung und kann gelegentlich zum Leberkoma führen.
Veno-occlusive Erkrankung
Häufig durch östrogenhaltige Kontrazeptiva hervorgerufene Verschlusskrankheit der kleinen Lebervenen. Auch
hier kommt es, wie beim Budd-Chiari-Syndrom, zum Pfortaderhochdruck und dadurch zur Ausbildung der
Leberzirrhose.
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Leberzirrhose unbekannter Ursache (Kryptogene Zirrhose)
In ganz seltenen Fällen kommt es vor, dass keine Ursache für die Leberzirrhose gefunden werden kann.
Gelegentlich kann die Zirrhose auf dem Boden einer nicht mehr nach zu vollziehenden Stoffwechselerkrankung
entstanden sein.
Akutes (fulminantes) Leberversagen
Als akutes oder fulminantes Leberversagen bezeichnet man den plötzlichen Ausfall aller Leberfunktionen, der
durch einen massiven Untergang von Leberzellen verursacht wird, ohne das ein Hinweis auf eine vorbestehende
Lebererkrankung vorliegt. Das akute Leberversagen ist eher selten, in etwa 50% aller Fälle tritt es als Folge einer
akuten viralen Hepatitis auf. Des weiteren kann ein akutes Leberversagen durch Medikamente wie Paracetamol
(Schmerz-Fiebermedikament), Halothan (Narkosegas) Isoniazid (Tuberkulosemedikament) oder Lebergifte
ausgelöst werden. Die Krankheit geht einher mit Bewusstseinseintrübung (Verwirrtheitszustände bis zum tiefen
Koma), Blutungsneigung, Unterzuckerung, erheblichen Störungen des Säure-Basenhaushalts und
Funktionsstörung der Nieren.
Die Chancen, dass sich die Leber wieder regeneriert sind sehr gering. Die Sterberate liegt zwischen 70 -90%. Als
einzige Therapie kommt hier häufig nur eine notfallmässige Lebertransplantation in Frage.
Zeichen der Lebererkrankung
Pfortaderhochdruck (Portale Hypertonie)
Durch die Zerstörung der Läppchen- und Gefäßstruktur der Leber, einhergehend mit entzündlicher Fibrose und
knotiger Vernarbung des Gewebes, kommt es zur Abnahme der Leberfunktion und zur Ausbildung des
Pfortaderhochdruckes. Normalerweise fließen ca. 1.5 I Blut pro Minute durch die Leber. 2/3 dieses Blutes kommen
aus der Pfortader, das restliche Drittel aus der Leberarterie. Eine Erhöhung des Widerstands in der Pfortader
verursacht durch z. B. Zirrhose oder Thrombose, führt zum Pfortaderhochdruck. Als Folge entwickeln sich
sogenannte Umgehungskreisläufe (Kollateralen) vom Venensystem der Pfortader zum Venensystem der Vena
cava (große Hauptvene des Körpers). Besonders häufig finden sich diese Kollateralen in der Speiseröhre
(Oesophagusvarizen), im Magen (Fundusvarizen), am Anus (Hämorrhoiden) und als sogenanntes „Medusenhaupt"
auf der Bauchdecke.
Oesophagusvarizenblutung
Die Blutung aus den Varizen der Speiseröhre (Bluterbrechen) stellt durch den massiven Blutverlust eine
lebensbedrohliche Komplikation der portalen Hypertonie dar and muss unverzüglich intensivmedizinisch
behandelt werden. Die Behandlung der Oesophagusvarizenblutung besteht in der Blutstillung, Ersatz des
Blutverlustes und Maßnahmen zur Vorbeugung eines Komas. Bei nicht beherrschbarer Blutung ist eine NotfallOperation, bei der ein Shunt/Bypass zur Druckentlastung angelegt wird, erforderlich. Zur Vorbeugung der
Varizenblutungen werden häufig blutdrucksenkende Medikamente wie z. B. Beta-Blocker eingesetzt.
Aszites (Bauchwasser)
Aszites tritt am häufigsten in fortgeschrittenen Stadien der Leberzirrhose mit Pfortaderhochdruck, Störungen der
Eiweißbildung sowie Störungen des Wasser- und Elektrolyt-Haushalts auf. Ursachen sind zum Einen der
Eiweißmangel, insbesondere der Mangel an Albumin verursacht eine Senkung des Kolloid-osmotischen Drucks
(normaler Druck ist wichtig für die Gewebswasserbindung und die Wasserausscheidung in der Niere ), zum
anderen der erhöhte Druck in der Pfortader und den Lebervenen. Der hohe Druck führt zu einer vermehrten
Bildung von Lymphflüssigkeit, die einen wesentlichen Anteil an der Aszitesbildung hat. Ein weiterer Faktor ist die
verminderte Ausscheidung von Natrium (= Kochsalz: bindet Wasser und hält es im Körper zurück ) und der damit
erhöhte Natriumbestand des Körpers bei tiefer Konzentration im Blutserum. Bei der Behandlung des Aszites
stehen zu nächst diätetische und medikamentöse Maßnahmen im Vordergrund. Es wird eine kochsalzarme Diät
verordnet und die tägliche Trinkmenge eingeschränkt.
In vielen Fällen ist jedoch zusätzlich eine schonende Ausschwemmung des Wassers mittels harntreibender
Medikamente erforderlich. Zirka 95% der Patienten mit Aszites sind mit diesen Maßnahmen gut zu behandeln. Bei
ca. 5 % hat diese Therapie keinen Erfolg, man spricht hier von einem therapieresitenten Aszites.
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Bei diesen Patienten ist oft eine Shunt- Operation zur Ableitung des Wassers notwendig. Die Aszitespunktion
(Ablassen des Aszites mit einer Kanüle) wird durchgeführt, wenn die Atmung durch den prall gefüllten Bauch
eingeschränkt ist. Eine ernsthafte Komplikation bei Aszites ist die durch Mikroorganismen hervorgerufene
Bauchfellentzündung, die sogenannte spontan bakterielle Peritonitis. Sie äußert sich durch einen harten,
gespannten Bauch und verursacht erhebliche Schmerzen. Nach Bestimmung der krankheitsauslösenden Erreger
werden gezielt Antibiotika zur Behandlung eingesetzt.
Hautveränderungen bei Leberzirrhose
Einige der häufig auftretenden äußerlichen Merkmale der Leberzirrhose:
Gelbsucht (Ikterus)
Gelbfärbung der Haut und der Skleren (Augen) verursacht durch die Cholestase
(Gallestauung), tritt bei entzündlichen Schüben der Zirrhose und im Spätstadium
der primär biliären Zirrhose auf.
Juckreiz (Pruritus)
Tritt besonders häufig bei der primär biliären Zirrhose auf und ist ebenfalls ein
Zeichen der Gallestauung
Gefässspinnen
Stecknadelkopfgrosse rote Hautmale (Spider naevi), die durch dieErweiterung
kleiner Gefässe (Arterien) entstehen. Vorkommen: Kopf, Brust und Arme
Palmarerythem
Rötung der Handinnenflächen, besonders am Kleinfingerballen
Lacklippen
Knallrote, leicht glänzende Lippen
Häufig zeigen sich im Endstadium der Leberkrankheit Muskelschwund, reduzierte Muskelmasse und
Untergewichtigkeit. Bei Männern können sich in ca. 10% der Fälle Brüste bilden (Gynäkomastie) einhergehend mit
Hodenatrophie (Schrumpfung der Hoden) sowie Ausfall der Achsel- und Bauchbehaarung.
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Kriterien, Ausschlusskriterien und Risikofaktoren zur Lebertransplantation
Kriterien (Indikationen)
Die Lebertransplantation ist heute die Therapie der Wahl bei verschiedenen Lebererkrankungen im
Endstadium sowie bei akutem Leberversagen. Man unterscheidet 6 Hauptindikationen (Gründe) zur
Lebertransplantation. Sind eine oder mehrere dieser Symptome vorhanden, qualifiziert der Patient für eine
Lebertransplantation:
•
Wiederholt auftretende Enzephalopathie (Verlangsamung des Denkens, Konzentrationsschwäche,
Verwirrtheit bis hin zu Bewusstseinseintrübung/Koma
•
Portale Hypertension mit Oesophagusvarizenblutung und/oder nicht behandelbarem Aszites
sowie Episoden von Bauchfellentzündungen
•
Stark erhöhtes Bilirubin
•
Stark eingeschränkte Syntheseleistung der Leber, die sich vor allem in Gerinnungsstörungen und
tiefem Albumin (Körpereiweiß) äußert
•
Inakzeptable Lebensqualität (körperliche Schwäche, Müdigkeit, Krankheitsgefühl, unerträglicher Juckreiz
usw.)
•
Wachstumsstörungen bei Kindern
Ausschlusskriterien (Kontraindikationen)
Einige Umstände/Erkrankungen schließen eine Lebertransplantation aus. Wir unterscheiden hier zwischen
absoluten und relativen Kontraindikationen:
Absolute Kontraindikationen:
•
Fortgeschrittene Herz-Lungenerkrankungen
•
Sepsis
•
Außerhalb der Leber lokalisiertes Tumorleiden
•
Aktiver Alkohol-Drogen- oder Medikamentenmissbrauch
•
Unbehandelbare psychiatrische Krankheiten
•
Deutliche Unzuverlässigkeit des Patienten
Risikofaktoren
Die folgenden Risikofaktoren werden von Fall zu Fall betrachtet und schließen eine Lebertransplantation nicht von
vorne herein aus:
•
Nierenfunktionsstörung
•
Voroperationen an der Leberpforte
•
Aktive Oesophagusvarizenblutung
•
Schwere Mangelernährung, Abmagerung
•
Diabetes mellitus
•
Kombinierte Organtransplantation z. B. Leber + Niere, Leber + Herz usw.
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Vor der Transplantation
Abklärung zur Lebertransplantation
Vor der Aufnahme auf die Warteliste sind einige wichtige Untersuchungen notwendig, um abzuklären ob alle
medizinischen Voraussetzungen zur Transplantation erfüllt sind und keine weiteren Erkrankungen vorliegen, die
eine Lebertransplantation undurchführbar machen. Diese Untersuchungen nehmen einen Zeitraum von ca. 4 - 5
Tagen in Anspruch. Die Patienten werden zu diesem Zweck in der Klinik für Viszerale and Transplantationschirurgie hospitalsiert und erhalten dort vom Pflegepersonal einen Tagesplan, auf dem die geplanten
Untersuchungen aufgeführt sind. Diese Hospitalisation gibt sowohl dem Patienten als auch den Ärzten und
Pflegenden die Möglichkeit einander kennenzulernen und ein Vertrauensverhältnis aufzubauen.
Dieses gegenseitige Vertrauen ist später ein wesentlicher Faktor für das Gelingen der Lebertransplantation.
Folgende Untersuchungen werden durchgeführt:
•
Komplette Laboranalyse von Blut, Urin und Stuhl
•
Verschiedene Röntgen- and Ultraschalluntersuchungen wie: Ultraschall der Leber (zur Bestimmung der
Organgröße, des Blutflusses und zum Ausschluss von Tumoren)
Röntgen der Lunge, der Nasennebenhöhlen and des Gebisses um mögliche Infektionsherde
auszuschließen.
•
Belastungs- EKG and Ultraschall des Herzens
•
Lungenfunktionstests and Blutgasanalyse
•
Magenspiegelung
•
Darmspiegelung bei Patienten über 50 Jahren (Tumorrisiko)
•
Untersuchungen durch : Augenarzt, Hals-Nasen-Ohren-Arzt, Zahnarzt and Psychiater
•
Arztvisiten vom Anästhesisten (Narkosearzt), Nephrologen (Nierenspezialist) und vom Hämatologen
(Blutspezialist)
•
Ernährungsberatung
•
Gespräche mit dem Sozialarbeiter, dem Chirurgen and der Transplantations-Koordinatorin
In besonderen Fällen können weitere Untersuchungen (z. B. Kontrastmittelröntgen der Bauchgefäße usw. )
notwendig werden. Die Resultate all dieser Abklärungen werden dem Transplantationsteam (siehe unten) im
Rahmen eines Meetings vorgestellt. Hier wird anhand der Befunde gemeinsam beurteilt, ob die Lebertransplantation die geeignete Therapie für den Patienten darstellt.
Das Transplantationsteam
Im weitesten Sinn gehören alle Personen, die an den Abklärungsuntersuchungen beteiligten waren, zum
Transplantationsteam, denn eine so komplexe Operation wie die Lebertransplantation kann nur durch gute
Zusammenarbeit und Kommunikation realisiert werden.
Der engere Kreis, der später auch für die Betreuung vor und nach der Transplantation zuständig ist, setzt sich
zusammen aus: Hepatologen, Transplansplantationschirurgen, Krankenschwestern/Pflegern der Intensivstation
und der Abteilung, den Narkose- und Intensivärzten sowie dem Sozialarbeiter and der
Transplantations-Koordinatorin.
Die Zeit auf der Warteliste
Patienten, die für eine Lebertransplantation qualifizieren, werden auf der zentralen, nationalen Warteliste von
Swisstransplant registriert. Persönliche Daten, die notwendig sind um ein geeignetes Spenderorgan zu ermitteln
sind: Alter, Größe, Gewicht and die Blutgruppe des möglichen Organempfängers. Die Patienten werden von der
Transplantations-Koordinatorin mit einem Funkruf (Pager) ausgestattet, damit sie während der Wartephase
jederzeit erreichbar sind, ihre Aktivitäten aber nicht einschränken müssen. Wie lange es dauert bis eine geeignete
Spenderleber zur Verfügung steht, läßt sich sehr schwer voraussagen, die Dauer variiert von wenigen
Tagen/Wochen bis zu mehreren Monaten.
Die ärztliche Betreuung in dieser Zeit erfolgt in regelmäßigen Abständen durch die Ärzte des hepatologischen
Ambulatoriums.
Das Warten auf die Transplantation wird häufig als sehr belastend empfunden. Damit unsere Patienten die
Wartezeit körperlich and seelisch gut überstehen, geben wir folgende Empfehlungen:
Petra Bischoff Transplantations- Koordinatorin Inselspital Bern
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Strenges Einhalten der ärztlichen Verordnungen bezüglich Medikamenteneinnahme, Einschränkung der
Trinkmenge usw.
Bei Symptomen wie Fieber oder Gewichtszunahme unverzüglich Kontakt mit dem behandelnden Arzt aufnehmen
Möglichst viel körperliche Bewegung (leichter Sport, Spaziergänge)
Ratschläge der Ernährungsberatung einhalten.
Soweit möglich weiter dem Beruf and/oder den Freizeitbeschäftigungen nachgehen.
Vor der Transplantation
Der Ruf ins Spital
Ist ein geeignetes Organ gefunden worden, werden die Patienten telefonisch oder via Pager von der
Transplantations-Koordinatorin benachrichtigt. Der Eintritt ins Spital soll so schnell wie möglich erfolgen, jedoch
bleibt genügend Zeit sich in Ruhe vorzubereiten und den Transport ins Spital zu organisieren. Die Patienten
werden angehalten, nach dem Anruf nichts mehr zu essen and zu trinken.
Operationsvorbereitungen
Die Patienten werden an der Notfallpforte von der Transplantations-Koordinatorin in Empfang genommen und auf
die Abteilung begleitet. Dort hat die zuständige Pflegeperson alles für die notwendigen Untersuchungen
(Blutentnahme, Lungenröntgen, EKG and evtl. Ultraschall der Leber) vorbereitet.
Der Abteilungsarzt untersucht die Patienten, erklärt ihnen nochmals den Ablauf der Transplantation sowie deren
Risiken und holt zum Schluss das schriftliche Einverständnis zur Operation ein.
Gewißheit, ob die Transplantation nun durchgeführt werden kann oder nicht, gibt es erst, wenn die Leber des
Organspenders vom Chirurgen beurteilt worden ist.
Da die Organentnahme beim Spender und die Vorbereitungen des Empfängers teilweise parallel ablaufen, können
einige Stunden vergehen bis eine definitive Entscheidung gefällt ist. Es kann gelegentlich vorkommen, dass sich
während der Entnahmeoperation zeigt, dass die Spenderleber nicht den medizinischen Anforderungen entspricht
und die Lebertransplantation leider kurzfristig abgesagt werden muss. Unsere Patienten sind über diese
Eventualität informiert worden. Dennoch ist die Enttäuschung nach all den Hoffnungen and Aufregungen
verständlich, wir hoffen jedoch auf das Vertrauen unserer Patienten in unsere Entscheidung, denn ein gutes
Operationsergebnis setzt voraus, dass ihnen ein optimales Organ mit guter Funktion verpflanzt wird.
Die Lebertransplantation
Die Transplantation wird unter Vollnarkose durchgeführt and dauert ca. 4 bis 6 Stunden. Zunächst wird die kranke
Leber entfernt. Die Spenderleber wird anschließend durch Gefässnähte mit dem Kreislauf des Empfängers
verbunden. Im Anschluss daran wird der Gallengang der Spenderleber mit dem des Empfängers verbunden. Nach
Einlage von Drainagen, die das Wundsekret nach außen ableiten, wird das Operationsgebiet mit Nähten
verschlossen.
Nach der Transplantation
Die Intensivstation
Nach der Operation erwachen die Patienten auf der Intensivstation. Für etwa 1 bis 2 Tage werden hier
Herz-Kreislauf und Lungenfunktion sowie die Flüssigkeitsbilanz überwacht und stabilisiert. Da die eigene Atmung
unmittelbar nach der Operation noch unzureichend ist (Narkosemedikamente) wird sie für ein paar Stunden durch
ein Beatmungsgerät unterstützt. Außer den Wunddrainagen und dem Beatmungsschlauch finden die Patienten
nach dem Erwachen noch je einen Katheter zur Blutdrucküberwachung, zur Urinableitung and einen Katheter zur
Messung der Herzdrücke sowie zur Flüssigkeits- Medikamentenverabreichung sowie eine Magensonde vor. Diese
Leitungen werden so schnell wie es der Verlauf zu läßt wieder entfernt, um das Infektionsrisiko einzuschränken.
Sobald der Beatmungsschlauch entfernt ist, wird mit der Atemtherapie und der Mobilisation begonnen.
Petra Bischoff Transplantations- Koordinatorin Inselspital Bern
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Medizinische and pflegerische Betreuung auf der Transplantationsabteilung
Nach ca. 1-2 Tagen erfolgt die Verlegung von der Intensivstation auf die Transplantationsabteilung. Wie schnell die
Entlassung geplant werden kann hängt jetzt zum grossen Teil von den Patienten selbst ab. Das Pflegepersonal
unterstützt sie jedoch dabei, ihre Selbständigkeit and Unabhängigkeit so schnell wie möglich wieder zu erlangen.
Die Patienten lernen sehr bald ihre Medikamente selbständig nach Plan einzunehmen. Die Visiten des
Transplantationsteams finden täglichstatt. Hierbei werden die Patienten kurz untersucht und die weitere Therapie
festgelegt.
Labortests and Untersuchungen
Es finden täglich Blutentnahmen statt, um die Funktion der Leber und Nieren zu kontrollieren, sowie zur
Bestimmung der Medikamentenspiegel.
Vorbereitung auf die Spitalentlassung
Normalerweise kann nach 8 bis 10 Tagen die Entlassung definitiv geplant werden, das heißt, dass die Patienten
im Durchschnitt nach 12 bis 14 Tagen das Spital verlassen können. Voraussetzung ist natürlich, dass im Verlauf
keine Komplikationen wie z. B. eine Infektion oder Abstoßungsreaktion aufgetreten sind. Die Patienten werden
vor der Entlassung von unserem Pflegepersonal sorgfältig auf diesen Tag vorbereitet. Auch unser Sozialarbeiter
steht zur Verfügung, wenn für die erste Zeit daheim Unterstützung benötigt wird.
Eine Heilkur ist im Anschluss an den Spitalaufenthalt nicht erforderlich, es ist für die Genesung sogar wesentlich
besser, wenn die Patienten so rasch wie möglich ihr gewohntes Leben im Kreis der Familie wieder aufnehmen.
Vor der Entlassung wird ein Termin für die erste Kontrolle im hepatologischen Ambulatorium organisiert. Die
Patienten erhalten ein Rezept für ihre Medikamente und falls ihre Entlassung auf ein Wochenende fällt auch
ausreichend Verbandmaterial und Medikamente für die ersten Tage. Außerdem wird ihnen eine Telefonliste für
mögliche „Notfälle" (Fieber, Erbrechen usw.) mitgegeben.
Nach der Transplantation
Das normale Leben wieder aufnehmen
Wir empfehlen unseren Patienten möglichst bald nach der Entlassung ihr gewohntes Leben wieder aufzunehmen.
Leichte Hausarbeit, Spaziergänge oder sonstige leichte, körperliche Betätigung gepaart mit gesunder Ernährung
fördern den Muskelaufbau und tragen dazu bei, dass die Patienten rasch zu Kräften kommen und wieder normal
ihrer Beschäftigung nach gehen können. Einige wenige Regeln gilt es nach der Transplantation dennoch
einzuhalten:
• Bei Fieber über 38.5 °C unverzüglich Kontakt mit dem Transplantationszentrum aufnehmen (tagsüber:
Dienstarzt hepatologisches Ambulatorium; nachts: Dienstarzt der Transplantationschirurgie). Fieber kann
sowohl auf eine Abstoßungsreaktion als auch eine Infektion hinweisen, daher muss jeder Temperaturanstieg
unverzüglich medizinisch abgeklärt werden und mit der geeigneten Behandlung begonnen werden.
• Da die Medikamente anfangs noch hoch dosiert sind, sollten in den ersten Monaten größere
Menschenansammlungen und Personen mit viralen Infektionen (Grippe, Kinderkrankheiten) gemieden
werden.
•
Ausgedehnte Sonnenbäder vermeiden (Erhöhtes Risiko von Hautkrebs in Zusammenhang mit der
Einnahme von Immunosuppressiva)
•
Empfehlungen des Pflegepersonals bezüglich Körperpflege and Mundhygiene befolgen
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Das neue Leben genießen
Berufstätigkeit
Der Zeitraum nach welchem die Patienten ihren Beruf wieder aufnehmen können ist abhängig von der Art der
Arbeit, ob eine sitzende Tätigkeit ausgeübt wird oder ob schwere körperliche Arbeiten verrichtet werden müssen.
Nach spätestens 6 Monaten sind die Patienten im Allgemeinen jedoch in der Lage ihren Beruf wieder auszuüben.
Generell ist es unser Ziel, den Patienten mit der Lebertransplantation die Möglichkeit zu geben, wieder ein
normales, produktives Leben zu führen.
Grundsätzlich sollen die Patienten für vier bis sechs Monate keine schweren Lasten heben., da wegen der
verzögerten Wundheilung die Gefahr der Narbenhernien besteht (vor allem bei Männern eine häufig beobachtete
Komplikation nach Lebertransplantation).
Sexualität
Wie schnell die Patienten nach der Transplantation ihre sexuellen Aktivitäten wieder aufnehmen, hängt weit
gehend vom Verlauf der Genesung ab und wird von den Patienten selbst bestimmt. Medizinisch gibt es keine
Gründe die gegen ein aktives Sexualleben sprechen. Die Lebererkrankung kann bei Männern Impotenz,
körperliche Schwäche und Müdigkeit verursachen. Nach der Transplantation kehrt die Potenz normalerweise
wieder zurück. Durch Medikamente wie z. B. Hochdruckmittel, hohe Steroiddosen kann jedoch die Impotenz nach
der Lebertransplantation weiter andauern.
Frauen, deren Menstruation durch die Lebererkrankung ausgesetzt hat, werden nach Normalisierung der
Organfunktion und des Hormonhaushalts innerhalb weniger Monate nach der Transplantation wieder eine
Monatsblutung bekommen. Obwohl der Zyklus unregelmäßig sein kann, ist ein Eisprung und somit eine
Befruchtung möglich. Sexuell aktive Patientinnen in gebärfähigem Alter sollten daher unbedingt verhüten. Die
Methode der Schwangerschaftsverhütung sollte stets mit dem Arzt besprochen werden. Die „Pille" zeigt sehr häufig
Wechselwirkungen mit den immunosuppressiven Medikamenten und ist besonders wegen ihrer Wirkung auf die
Leber nicht zur Verhütung geeignet. Intrauterinpessare (Spirale) eignen sich wegen erhöhtem Infektionsrisiko nicht.
Empfehlenswert wäre eine Kombination aus Präservativen, Diaphragma und spermiziden Cremes. Falls kein
Kinderwunsch mehr besteht, ist eine operative Sterilisation (Unterbrechung der Eileiter/ Samenleiter) die sicherste
Methode.
Für Patienten, die sexuell aktiv sind, aber keinen festen Partner haben, ist es lebenswichtig Kondome zum Schutz
vor sexuell übertragbaren Krankheiten (AIDS, Syphilis, Gonorrhö, Hepatitis oder Herpes) zu benutzen.
Schwangerschaft
Frauen wird angeraten für mindestens zwei Jahre nach der Transplantation eine Schwangerschaft zu vermeiden,
denn nach dieser Zeit sind die immunosuppressiven Medikamente meist nur noch gering dosiert. Eine
Schwangerschaft sollte stets geplant sein und die möglichen Risiken sollten vorher unbedingt mit dem
behandelnden Hepatologen diskutiert werden. Trotz des erhöhten Risikos für Mutter und Kind ist es möglich nach
Lebertransplantation ein gesundes Kind auszutragen.
Die zu Anfang hohe Dosierung der immunosuppressiven Medikamente kann die Erbmasse in den Spermien oder
die Spermien selbst schädigen. Auch transplantierte Männer sollten daher mit der Zeugung von Kindern warten bis
die Dosis der Medikamente deutlich reduziert ist. Gegenüber der Normalbevölkerung ist die Missbildungsrate der
von Transplantierten gezeugten Kinder jedoch kaum erhöht.
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Nachkontrollen in hepatologischen Ambulatorium (Klinische Pharmakologie)
Die Nachkontrollen finden zu Anfang ein bis zweimal pro Woche im Ambulatorium der Klinischen Pharmakologie
statt. Bei den Kontrollen werden die Vitalzeichen (Blutdruck, Puls, Temperatur usw.), das Wundgebiet und der
Spiegel des Immunosuppressivums sowie die Blutwerte überprüft. Die Patienten kommen nüchtern zur Kontrolle
und bringen ihre morgendliche Medikamentendosis mit. Nach der Blutentnahme erhalten sie einen kleinen Imbiß
und können dann ihre Tabletten einnehmen. Falls die Dosierung der Immunosuppressiva nach dem aktuellen
Blutspiegel verändert werden muss, wird dies den Patienten am Nachmittag des selben Tages telefonisch durch
den behandelnden Arzt mitgeteilt. Sobald sich das Befinden der Patienten stabilisiert hat, werden die Kontrollen
nach einigen Wochen vermehrt durch den Hausarzt übernommen.
Medikamente und Komplikationen
Medikamente
Allgemeine Richtlinien:
Der Patient ist für die korrekte Einnahme der verordneten Medikamente selbst verantwortlich und wird bei
den Entlassungsvorbereitungen vom Pflegepersonal genau instruiert über:
• Name und Wirkung der Medikamente
• Wann,
• Wie,
•
und wie lange die einzelnen Medikamente eingenommen werden müssen
•
Hauptnebenwirkungen
• Was zu tun ist wenn die Einnahme vergessen wurde
Immunosuppressiva
Diese Medikamente unterdrücken eine Abstoßungsreaktion and sind sozusagen die „Lebensversicherung" des
Transplantierten. In den ersten Monaten nach der Transplantation erhalten die Patienten eine Kombination von
drei immunosuppressiven Präparaten. Je nach Verlauf wird nach einiger Zeit die Dosis verringert resp. können ein
bis zwei der Medikamente abgesetzt werden.
Cyclosporin A (Handelsnamen: Neoral, Sandimmune)
Cyclosporin-A hemmt die körpereigene Immunabwehr. Dadurch wird verhindert, dass die transplantierte Leber
vom Organismus als Fremdkörper erkannt wird und die Immunabwehr aktiviert wird. Es wirkt spezifisch auf die
T-Zellen des Immunsystems. Hauptnebenwirkungen:
•
Erhöhtes Infektionsrisiko
•
Erhöhtes Risiko für Bluthochdruck and Nierenschwäche
•
Zahnfleischschwellungen
•
Vermehrter Haarwuchs am ganzen Körper
•
Starkes Zittern der Hände kann Zeichen für einen zu hohen Cyclosporinspiegel im Blut sein
Azathioprin (Handelsname: Imurek)
Imurek ist ebenfalls ein Mittel zur Unterdrückung der Immunabwehr, das die Bildung von Nukleinsäure
(Hauptbestandteil der DNS) hemmt. DNS wird hauptsächlich in Zellen gebildet, die sich schnell teilen. Da das
Immunsystem ebenfalls aus sich schnell teilenden Zellen besteht, wird mit der Einnahme von Imurek eine
Verhinderung der Zellvermehrung bewirkt. Durch die Wirkung auf das Knochenmark kann die Anzahl der weißen
Blutzellen and der Blutplättchen durch Imurek drastisch gesenkt werden. Hauptnebenwirkungen
• Erhöhte Infektionsgefahr durch Verminderung der weißen Blutzellen
• Übelkeit, Erbrechen
• Blutungsneigung durch Verminderung der Blutplättchen
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Korticosteroide (Handelsname Prednison, Prednisolon)
Hierbei handelt es sich um ein Hormon, das in kleinen Mengen in der Nebenniere des Menschen gebildet wird. Es
hat einen wichtigen Einfluss auf die Entzündungs- und Immunprozesse im Organismus.
Nebenwirkungen:
•
Salz- and Wasser werden im Körper zurückbehalten, als Folge können Ödeme an Beinen und Fußrücken
auftreten.
•
Magengeschwüre (Zur Vorbeugung werden Medikamente verordnet, welche die Magensäureproduktion
verringern)
•
Erhöhung des Blutzuckers (In einigen Fällen kann die Einhaltung einer Diät oder die vorübergehende
Verabreichung von Insulin notwendig werden)
•
Aufschwellen des Gesichts (Mondgesicht) Dieses Symptom verschwindet mit Verringerung der Dosis.
•
Muskelschwäche, Nachtschweiß, Alpträume
•
Verlangsamte Wundheilung, Akne
•
Steigerung des Appetits
Tacrolimus oder FK-506 (Handelsname Prograf)
Prograf ist in Wirkung and Nebenwirkungen dem Cyclosporin sehr ähnlich. Die Patienten bekommen entweder
Cyclosporin oder Prograf verordnet. Einige wesentliche Unterschiede zu Cyclosporin sind:
• Auftreten von Bluthochdruck ist geringer
• Auftreten erhöhter Blutzuckerwerte ist häufiger
•
Neurologischer Störungen wie Zittern, Kopfschmerzen und Alpträume können vermehrt auftreten
Komplikationen nach Lebertransplantation
Abstoßungsreaktion
Zirka 50% der transplantierten Patienten machen in der frühen postoperativen Phase eine Abstoßungsreaktion
durch. Die Abstoßung ist eine Reaktion des Immunsystems. Das Immunsystem erkennt die Transplantatleber als
etwas „fremdes" und mobilisiert nun bestimmte Zellen, die das neue Organ attackieren. Während des
Spitalaufenthalts wird, durch die tägliche Untersuchung der Leberwerte, eine Abstoßung sehr rasch erkannt. Häufig
geht diese auch mit etwas erhöhter Temperatur einher. Die Abstoßung ist sehr gut medikamentös zu behandeln.
Die Patienten erhalten über 3 bis 5 Tage hoch dosierte Kortisonstöße. Vor allem in den ersten 12 Monaten nach
Transplantation kann es immer wieder zu solchen Abstoßungsreaktionen kommen. Da eine Abstoßung
unverzüglich behandelt werden muss, werden die Patienten angehalten sich zuhause bezüglich Körpertemperatur
streng zu beobachten und einen Anstieg über 38.5 °C unverzüglich dem Transplantationszentrum mitzuteilen.
Meist ist eine Hospitalisation notwendig um die notwendige Diagnostik durchzuführen und um die Abstoßung zu
behandeln, oft reicht aber auch eine Erhöhung der Steroiddosis um die Immunreaktion in den Griff zu bekommen.
Infektion
Da die natürliche Infektabwehr durch die Immunosuppressiva herabgesetzt wird, ist die Gefahr einer Infektion
besonders in den ersten Monaten nach der Transplantation erhöht. Man unterscheidet virale, bakterielle and
fungale (Pilze) Infektionen.
Virale Infektionen nach Transplantation
Cytomegalovirus- Infektion (CMV)
Das Cytomegalovirus ist ein Herpesvirus. Etwa 50% der Bevölkerung sind Träger des Virus, es wird aber erst aktiv
wenn die Immunabwehr geschwächt ist, wie z. B. bei Transplantierten, alten Menschen and kleinen Kindern. Das
Infektionsrisiko ist in den ersten Monaten nach der Transplantation am höchsten. Symptome sind: Fieber,
Müdigkeit, Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, Sehstörungen and Lungenentzündung.
Therapie Gancyclovir® (Tabletten oder Infusion)
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Herpes-Simplex-Infektion Typ I und II
Herpes simplex Typ I befällt sehr häufig die Gesichtshaut (Fieberbläschen), kann aber auch Augen und Lungen
infizieren. Typ II verursacht meist Infektionen an den Genitalien (sexuelle Übertragung!). Die meisten Infektionen
mit H. simplex verlaufen sehr mild. Hauptsymptome sind: Schmerzhafte, mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen an Mund
oder Genitalien.
Therapie: Zovirax® (Creme, Tabletten oder Infusion)
Herpes zoster (Gürtelrose)
Die Gürtelrose erscheint als Hautrötung oder als mit Flüssigkeit gefüllten Pusteln, hauptsächlich an der Brust,
am Rücken oder an der Hüfte. Symptome: Starke Schmerzen, Hautrötung, Fieber
Therapie: Antivirale Medikamente
Pilzinfektionen
Candidasis
Candida albicans, ein Hefepilz kann bei Transplantierten eine Reihe entzündlicher Erkrankungen hervorrufen. Am
häufigsten tritt er in der Mundhöhle und im Hals auf, er kann aber auch Entzündungen der Wunde, Augen,
Atemwege oder Urogenitaltrakt verursachen.
Symptome: Weiße, rauhe Beläge auf der Mundschleimhaut and/oder der Zunge, Schluckbeschwerden.
Schmerzen beim Wasser lassen oder gelblich-weißer Ausfluß wenn der Urogenitalbereich befallen ist.
Therapie: Vorbeugung (Teil der Medikation nach Transplantation), lokale oder systemisch wirkende
Antipilzmedikamente (Cremes, Tabletten, Infusion)
Pseudocystis carinii
Pseudocystis carinii ist ein pilzähnlicher Keim, der schwere Lungenentzündungen verursachen kann.
Symptome: Trockener Husten and Fieber
Therapie: Vorbeugung mit Tabletten oder Inhalation (Teil der Medikation nach Transplantation)
Bakterielle Infektionen
Bei den bakteriellen Entzündungen stehen die Wundinfektionen (Operationsnarbe) im Vordergrund.
Symptome: Rötung, Schwellung, Schmerz evtl. eitrige Sekretion aus dem Wundgebiet.
Therapie Antibiotika nach Bestimmung der Keime durch einen Wundabstrich
Chirurgische Spätkomplikationen
Galleleck
Man spricht von einem Galleleck, wenn sich die Galleflüssigkeit außerhalb der Gallengänge ansammelt. Dies
äußert sich durch Schmerzen in der Lebergegend, Übelkeit, Erbrechen and Fieber.
Gallengangsstenose
Verengung des Gallengangs in der Nähe der Anastomose (Anschlussstelle), dadurch kann der Abfluß der Galle
behindert werden. Kann häufig mit endoskopischer Dehnung oder Einlage eines kleinen Röhrchens behandelt
werden. Symptome sind: Anstieg der Leberenzyme and des Bilirubins sowie Gelbfärbung der Haut.
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