Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik für Studierende der Informatik PD Dr. U. Ludwig Vorlesung 4 1 / 13 1.4 Bedingte Wahrscheinlichkeiten, der Satz von Bayes (Fortsetzung) 2 / 13 Satz von der totalen Wahrscheinlichkeit (Wiederholung) Satz 1.17. (Satz von der totalen Wahrscheinlichkeit) Es sei 1 Ω= ≤ k ≤ n. n [ k =1 k B eine disjunkte Zerlegung mit p (Bk ) Dann gilt für beliebiges A ( )= p A n X k =1 ∈A >0 für : ( k ) · pBk (A). p B 3 / 13 Simpson-Paradoxon Frauen Bewerbungen Männer zugelassen Bewerbungen zugelassen Fach 1 900 720 (80 %) 200 180 (90 %) Fach 2 100 20 (20 %) 800 240 (30 %) Summe 1000 740 (74 %) 1000 420 (42 %) 0, 74 = 0, 9 · 0, 8 + 0, 1 · 0, 2 und 0, 42 = 0, 2 · 0, 9 + 0, 8 · 0, 3 4 / 13 Satz von Bayes Satz 1.19. (Satz von Bayes) Es sei 1 Ω= ≤ k ≤ n. n [ k =1 k B Ist A eine disjunkte Zerlegung mit p (Bk ) ∈A A (Bk ) = p beliebig mit p (A) > 0, >0 für so gilt p (Bk ∩ A) ( k ∩ A) = n . X p (A) p (Bk ) · pB (A) k k =1 p B 5 / 13 Beispiel 1.20: Labortest In der BRD waren 1975 etwa 0, 5% der Bevölkerung an Tbc erkrankt. Man weiÿ aufgrund langjähriger Erfahrung, dass durch eine spezielle Tbc-Röntgenuntersuchung 90 % der Kranken und 99% der Gesunden richtig diagnostiziert werden. 1. Wie groÿ ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine als krank diagnostizierte Person wirklich an Tbc erkrankt ist? 2. Wie groÿ ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine als gesund diagnostizierte Person wirklich gesund ist? 6 / 13 Beispiel 1.20: Labortest (Fortsetzung) K :=die Person ist krank, K :=die Person ist gesund, N :=der Test ist negativ (m.a.W. die Person ist als gesund diagnostiziert), N :=der Test ist positiv ( ) = 0, 005 p (K ) = 0, 995 p K K (N ) = 0 , 9 pK (N ) = 0, 1 p K (N ) = 0, 99. p (N ) = 0, 01. K p 1. Wie groÿ ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine als krank diagnostizierte Person wirklich an Tbc erkrankt ist? pN (K ) =? 2. Wie groÿ ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine als gesund diagnostizierte Person wirklich gesund ist? pN (K ) =? 7 / 13 Stochastische Unabhängigkeit Denition 1.21. Zwei Ereignisse A und B heiÿen (stochastisch) unabhängig, wenn gilt ( ∩ B ) = p (A) · p (B ), p A andernfalls heiÿen sie abhängig. 8 / 13 Beispiel 1.21: Ziegenproblem Situation: • 3 Türen, dahinter 1 Auto und 2 Ziegen • Kandidat wählt eine Türe • Eingri des Moderators: Dieser önet eine der nicht-gewählten Türen, hinter der kein Auto steht • Kandidat darf Wahl ändern Frage: Ist die Änderung der Entscheidung sinnvoll? Aus Symmetriegründen können wir uns auf den Fall beschränken, dass der Kandidat Türe 1 wählt und der Quizmaster Türe 3 önet. 9 / 13 Beispiel 1.21: Ziegenproblem Für i A = 1, 2, 3 sei i :=Auto bendet sich hinter Tür i ; p (Ai ) i :=Kandidat wählt Tür i ; p (Ki ) = Qi :=Quizmaster öet Tür i K 1 3 = 1 3 Die Ereignisse Ai und Kj sind stochastisch unabhängig, daher ( i ∩ Kj ) = p (Ai ) · p (Kj ) = p A 1 3 · 1 3 = 1 9 für alle , = 1, 2, 3. i j Zudem ( p Q3 | A1 ∩ K1 ) = 21 , ( p Q3 | A2 ∩ K1 ) = 1, ( p K1 ∩ Q3 ∩ A3 ) = 0. 10 / 13 Lemma 1.23 1 Mit A B 2 Ist ( ) > 0, , sind auch A, B̄ und Ā, B̄ stochastisch unabhängig. p B , A B so gilt: stochastisch unabhängig ⇔ p (A | B ) = p (A). Beispiel 1.24 Experiment: Würfeln mit 2 Würfeln A: Erster Würfel zeigt gerade Zahl. B: Zweiter Würfel zeigt ungerade Zahl. C: Augensumme ist gerade. 11 / 13 Stochastische Unabhängigkeit mehrerer Ereignisse Denition 1.20 (Fortsetzung) Drei Ereignisse A, B und C heiÿen stochastisch unabhängig, wenn je zwei der Ereignisse unabhängig sind, und wenn gilt: ( ∩ B ∩ C ) = p (A) · p (B ) · p (C ). p A n Ereignisse A1 , . . . , An (mit n unabhängig, wenn je n −1 ≥ 2) heiÿen (stochastisch) der Ereignisse stochastisch unabhängig sind, und wenn zudem gilt p n \ j =1 Aj = n Y j =1 ( j ). p A 12 / 13 Literaturvorschläge Peter Hartmann: Mathematik für Informatiker, Springer Vieweg, 2012. Sachs, Lothar; Hedderich, Jürgen: Angewandte Statistik. Methodensammlung mit R., Springer Spektrum, 2015. Norbert Henze: Stochastik für Einsteiger: Eine Einführung in die faszinierende Welt des Zufalls, Springer Spektrum, 2013. 13 / 13