Internationale Politische Ökonomie Carsten Hefeker Universität Siegen Hölderlinstraße 3 57068 Siegen [email protected] Herbst 2010 Teil 1: Protektionismus und Freihandel Kapitel 1: Handelspolitik Kapitel 2: Freihandel Teil 2: Wechselkurssysteme Kapitel 3: Währungspolitik und die Wahl des Wechselkursregimes Kapitel 4: Währungskrisen © Carsten Hefeker, 2010. Dies Skript ist für die Studenten der Universität Basel gedacht. Es soll nicht weitergegeben oder vervielfältigt werden ohne ausdrückliche Genehmigung des Autors. Währungspolitik und Wechselkursregime 1. Einleitung Sind feste Wechselkurse flexiblen Wechselkursen vorzuziehen? Die Antwort auf diese Frage scheint sich in Zyklen zu entwickeln. Während im 19. Jahrhundert der internationale Goldstandard ein fast universales Festkurssystem darstellte, das allerdings mit dem ersten Weltkrieg zusammenbrach, waren die Jahre zwischen den beiden Weltkriegen in Europa und den USA durch einen Wechsel von flexiblen zu festen zurück zu flexiblen Kursen gekennzeichnet.1 Die Jahre von 1946 bis 1973 waren durch das internationale Bretton Woods Fixkurssystem gekennzeichnet, während man seit 1973 eine Vielzahl unterschiedlicher Arrangements beobachtet. Dabei findet sich in der normativen Literatur häufig eine Gegenposition zu dem gerade existierenden System. Der Grund liegt sicherlich u.a. darin begründet, dass die Systeme zwar theoretisch viel versprechen, aber in der Realität nicht perfekt und fehlerfrei funktionieren. Die unvermeidliche Enttäuschung lässt dann oft das andere Regime attraktiver erscheinen. Gegenwärtig scheint sich die Meinung durchzusetzen, dass entweder vollständig flexible oder vollständig feste Wechselkurse (in Form einer Währungsunion oder eines currency boards) ratsam sind, obwohl auch dies nicht unumstritten ist.2 Angesichts weitgehender Liberalisierung von Kapitalmärkten, so das Argument, seien feste aber anpassungsfähige Wechselkurse kaum stabil. Diese Diskussion deutet schon darauf hin, dass es keine perfekte Wahl geben kann. Nicht zuletzt um den Widerspruch zwischen Theorie und Praxis zu erklären, wird sich dieses Kapitel mit den positiven Aspekten der Wahl des Wechselkursregimes befassen. Nach welchen Kriterien treffen Länder ihre Entscheidungen für das eine oder das andere System? Wir beschäftigen uns vorwiegend mit der Wahl des Wechselkursregimes. Wenn man versucht, das Niveau von Wechselkursen zu manipulieren mit dem Ziel die terms-of-trade zu beeinflussen, ist ihre Verwendung dem Einsatz von Zollsätzen vergleichbar. In diesem Fall kann man also direkt an die Diskussion über Handelspolitik anknüpfen. Zum anderen treffen Regierungen in der Regel politische Entscheidungen über die Wahl des Regimes, während die Bestimmung des Wechselkursniveaus beim freien Float meist den Finanzmärkten überlassen wird (Obstfeld 1995). Während die ältere Literatur, so z.B. Corden (1982), noch davon ausging, dass Regierungen ein Wechselkursniveau bestimmen und problemlos halten können, hat sich heute die Auffassung durchgesetzt, dass dies nur sehr schwierig bis unmöglich ist (siehe dazu auch das folgende Kapitel).3 Die politische Entscheidung ist im Wesentlichen daher eine über das Wechselkursregime und nicht über das Wechselkursniveau. 1 Für eine Geschichte des internationalen Währungssystems, siehe Eichengreen (1996). 2 Diese so genannte „two corner solution“ wird vertreten von Eichengreen oder Fischer (2001). Eine Gegenposition findet sich bei Frankel (1999) oder Williamson (2000). Siehe auch Corden (2002). 3 Dabei ist es keineswegs unumstritten, dass Regierungen die Kontrolle über Wechselkurse verloren haben. Obstfeld und Rogoff (1995) argumentieren, dass es technisch durchaus 2 Dabei wird das Kapital in einem ersten Schritt grundsätzlich auf internationale Konflikte in der Wechselkurspolitik eingehen und untersuchen was passiert, wenn die beteiligten Regierungen aus innenpolitischen Erwägungen versuchen, den Wechselkurs zu manipulieren und damit potentiell andere Länder schädigen. Feste Wechselkurse können dabei eine Lösung für internationale Konflikte sein, denn bei dauerhaft festen Kursen ist es nicht mehr möglich, einander durch nichtkooperative Geldpolitik zu schädigen. Auf der anderen Seite ist es unter Umständen auch nicht mehr möglich, die national angemessene Geldpolitik zu setzen. In Abschnitt 3 wird dieser trade-off näher betrachtet, wobei auch besonderer Augenmerk auf der Frage der geldpolitischen Glaubwürdigkeit gelegt wird. Danach werden die innenpolitischen Anreize zweier unterschiedlicher Regierungen bei der Wechselkursregimewahl berücksichtigt. Hier wird die Wahl des Wechselkurses mit dem Glaubwürdigkeitsproblem verschiedener Amtsinhaber in der Geldpolitik verbunden. Abschließend wenden wir uns kurz den Verteilungseffekten von Wechselkursregimen zu und betrachten verschiedene Interessengruppen, die Einfluss auf die Regimewahl nehmen. 2. Internationale Konflikte in der Währungspolitik Welche Effekte haben Wechselkursänderungen auf die Beschäftigung und das Produktionsniveau in einem Land? Wechselkursregime haben dann keinen Einfluss auf reale Größen, wenn die (absolute) Kaufkraftparität (KKP) E= P P* zu jedem Zeitpunkt erfüllt ist, wobei P das Preisniveau im Inland, P* das Preisniveau im Ausland und E der nominelle Wechselkurs in inländischer pro ausländischer Währung ist.4 Gemäß der KKP wird jede Veränderung der Preisniveaus durch entsprechende Anpassungen des nominellen Wechselkurses ausgeglichen. Ist beispielsweise die Inflation im Inland höher als im Ausland (P steigt stärker als P*) so wird sich der nominelle Wechselkurs abwerten (E steigt). Ist die KKP jederzeit erfüllt, so würden sowohl flexible als auch feste Wechselkurse dieselbe Implikation für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes haben, da der reale Wechselkurs EP* Q= P konstant gleich eins ist. In diesem Fall haben Wechselkursänderungen keinen Einfluss auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit eines Landes und somit auch keinerlei internationale möglich ist, aber die Aufgabe aller anderen Ziele verlangt, was in der Regel politisch unmöglich ist. 4 Jeweils gemessen als Niveau; weiter unter benutzen wir kleine Buchstaben für die Logarithmen dieser Werte und disktutieren die relative Kaufkraftparität. Dann gilt e = π − π* . 3 Verteilungseffekte. Die terms-of-trade sind konstant, da der nominale Wechselkurs die Preisdifferenzen ausgleicht.5 Allerdings ist diese Parität in der Realität kaum erfüllt. Tatsächlich kommen empirische Studien zum Schluss, dass die realen Wechselkurse nicht von den nominalen Wechselkursänderungen unabhängig sind, also KKP nicht gilt (Rogoff 1996). Der Grund ist vor allem darin zu sehen, dass Preise kurzfristig nicht vollständig flexibel sind und daher Manipulationen von E eine Veränderung von Q zur Folge haben. Denn bei zeitweilig starren Preisniveaus P und P* zeigt die Gleichung, dass Veränderungen des nominalen Wechselkurses E den realen Wechselkurs q verändern. Eine nominelle Abwertung führt dann auch zu einer realen Abwertung. Dieses verbessert die Absatzchancen der heimischen Exporteure im Ausland und schützt die heimische importkonkurrierende Industrie. Manipulationen des nominalen Wechselkurses (z.B. durch eine expansive Geldpolitik, die eine Abwertung der heimischen Währung nach sich zieht) haben also eine reale Wirkung. Diese Interdependenz nominaler und realer Wechselkurse wird besonders deutlich, wenn man sich die Entwicklung der Variabilität von realen Wechselkursen über die Zeit anschaut. Mit Aufgabe des weltweiten Festkurssystems 1973 hat die Variabilität von realen Wechselkursen erheblich zugenommen (Obstfeld 1995; Rogoff 1996).6 Bewegungen in den nominalen Wechselkurse gleichen nicht ausschließlich Preisdifferenzen aus bzw. Wechselkursänderungen werden nicht sofort durch Preisanpassungen wieder wettgemacht.7 Damit aber haben Länder den Anreiz, ihren Wechselkurs zu manipulieren um ihre internationale Wettbewerbsposition zu verbessern. Wie in der Handelspolitik spricht man dabei auch von beggar-thy-neighbor Verhalten. Einzelne Staaten versuchen, ihren eigene Produktion und Beschäftigung durch Abwertungen zu stimulieren, wobei sich die betroffenen Staaten oft mit ähnlichen Maßnahmen zur Wehr setzen. Am Ende versuchen alle abzuwerten, was natürlich nicht funktionieren kann. Stattdessen entsteht langfristig lediglich inländische Inflation aus dem Versuch, durch expansive Geldpolitik eine Abwertung zu erreichen. Je stärker die anfängliche Abwertung ist 5 In Logarithmen gilt dann q = e + π* − π , sodass q = 0 , wenn die Kraufkraftparität hält. 6 Anders als es die frühen Befürworter flexibler Wechselkursen erwartet haben (Friedman 1953; Sohmen 1960), fand keine Stabilisierung des realen Wechselkurses statt. Die Annahme war, dass die Wechselkurse nur in Anpassung auf reale Ungleichgewichte reagieren würden. Man hat nicht beachtet, dass Wechselkurse sich auch (und heute vorwiegend) in Reaktion auf Finanzmarkttransaktionen verändern. 7 Dies ist die Logik, die auch hinter dem bekannten Dornbusch-Overshooting Modell steht. Ein Grund wäre, dass die Preise weniger schnell steigen als die Wechselkurse auf eine expansive Geldpolitik reagieren, z.B. weil die Löhne der heimischen Arbeiter nicht sofort reagieren oder weil Preisänderungen einige Zeit in Anspruch nehmen. 4 und je mehr Länder in diesem Wettlauf beteiligt sind, desto eher wird es zu Preis- und Lohnänderungen kommen und umso weniger wird eine Abwertung erfolgreich sein.8 Im Folgenden betrachten wir ein einfaches spieltheoretisches Modell, das diese Konflikte näher analysiert. In dem Zusammenhang betrachten wir auch verschiedene Spielstrukturen, die verschiedene Formen der währungspolitischen Kooperation zwischen Staaten reflektieren. Das Modell Ausgangspunkt ist das Modell von Canzoneri und Gray (1985), das sich auf die Analyse verschiedener Übertragungskanäle der Geldpolitik im Zusammenhang mit Wechselkursregimen konzentriert und die Struktur der Volkswirtschaft entsprechend einfach darstellt. Das Entscheidungsproblem der Regierungen ist darin begründet, dass sie mehr Ziele als Instrumente haben. Das heißt jede einzelne Regierung sieht sich einem trade-off bei dem Einsatz ihres Politikinstruments gegenüber. Sie verfolgt per Annahme zwei Ziele (Produktionsstabilisierung und Inflationsminimierung), hat aber nur ein Instrument (die Geldpolitik resp. die Wechselkurspolitik) zur Verfügung. Andernfalls könnte sie jedem Ziel das effizienteste Instrument zuordnen, ohne einen trade-off hinnehmen zu müssen. Der Konflikt zwischen den nationalen Regierungen entsteht dadurch, dass zwischen den Ländern natürlich nur ein bilateraler Wechselkurs existiert, den beide zu beeinflussen suchen.9 Konflikte enstehen nur dann nicht, wenn eines der Länder den Wechselkurs nicht beachtet („benign neglect“). In Anlehnung an Barro und Gordon (1983) ist es das Ziel der Regierungen, die folgenden Verlustfunktionen pro Periode zu minimieren10 min L = y + μπ 2 2 (1) *2 (2) und minL* = y *2 + μ* π mit y = y − y und π = ϕm und entsprechenden Werten für das Ausland (mit * bezeichnet), wobei alle Variablen Logarithmen bezeichnen. Das aktuelle Produktionsniveau y wird in 8 Ein Grund für die Schaffung des Internationalen Währungsfonds (IWF) war deshalb unter anderem die negative Erfahrung mit den sogenannten Abwertungswettläufen zwischen Ländern in den 1930er Jahren. Es sollte eine Wiederholung dieser Erfahrungen vermieden werden. 9 Das Problem lässt sich auf N-Länder verallgemeinern, da es auch nur N-1 Wechselkurse gibt. 10 Wir unterstellen, dass die Regierungen sich in jeder Periode gleich verhalten und verzichten auf Zeitindizes. 5 seiner Abweichung vom Zieloutput y gemessen, wobei Abweichungen nach oben und unten als negativ bewertet werden. Sowohl Unterbeschäftigung wie auch Überbeschäftigung sind gleichsam unerwünscht. Ebenso wird Inflation π (als eine Funktion der Geldmengenausweitung m) negativ bewertet. Die quadratische Formulierung impliziert dabei, dass die Abweichungen von den Zielpunkten y und π = 0 zunehmend stärkeren Nutzenverlust bedeuten. Das relative Gewicht der beiden Ziele in den Zielfunktionen sei μ. * Wir unterstellen im Folgenden y = y = 0, μ = μ* , ϕ = ϕ* = 1 .11 Die Produktionsniveaus sind spezifiziert als y = αm + βm* + γε (3) y* = α * m* + β* m + γ *ε * . (4) und Damit sind sie in jedem Land Funktionen der heimischen Geldmengenexpansion m, der ausländischen Geldmengenausweitung m*, und eines Angebotsschocks ε. Wir nehmen an, es handele sich um einen Weltmarktschock wie den Ölpreisschock oder einen Technologieschock. Werden alle Länder davon gleich betroffen, so gilt ε = ε * . Für die Wirksamkeit der geldpolitischen Instrumente ist eine Situation unterstellt, in der eine heimische Geldmengenexpansion kurzfristig die Reallöhne senkt und somit Produktion und Beschäftigung erhöht. Gleichzeitig hat diese Geldmengenexpansion eine Abwertung zur Folge, die sich negativ auf den Output des Auslands auswirkt. Analoges gilt für eine ausländische Geldmengenexpansion. Auf der anderen Seite führt das höhere Einkommen im Inland auch zu mehr Nachfrage nach Auslandsgütern. Welcher der beiden Effekte überwiegt, hängt von den Parameterwerten ab. Je nach Parameterwerten kann man verschiedene Situationen unterscheiden. a) Symmetrische negative Übertragung Für diese Situation nehmen wir α = α * , β = β* , γ = γ * an, was Symmetrie zwischen den beiden Ländern sicherstellt. Zudem gelte α > 0 > β, γ . Dies entspricht der klassischen beggar-thy-neighbor Situation, in der die Länder einen Anreiz haben, den eigenen Output durch eine Ausweitung der Geldmenge in Reaktion auf den exogenen Schock zu stabilisieren. Dies führt bei m>m* zur Abwertung, macht die inländischen Güter international konkurrenzfähiger und lenkt zum Nachteil des Auslandes Nachfrage auf die inländischen Güter um. Wenn das gewünschte Produktionsniveau (mit Vollbeschäftigung) Y = 1 gesetzt wird, so wird der Logarithmus y zu Null. 11 6 b) Symmetrische positive Übertragung Wiederum unterstellen wir Symmetrie α = α * , β = β* , γ = γ * , aber zugleich gelte α > β > 0 > γ , sodass die Expansion in einem Land positive Effekte für das andere Land hat. Die Geldmengenausweitung in einem Land lässt dort das Einkommen ansteigen, was vermehrt Importe zur Folge hat und somit auch eine Expansion der Produktion im Ausland bewirkt. Zwar kommt es auch hier zu einer Abwertung durch die Expansion der Geldmenge, aber für das Ausland überwiegt der inländische Einkommenseffekt den Substitutionseffekt. c) Asymmetrische Übertragung Die letzte Parameterkonstellation bildet asymmetrische Übertragungen ab mit α > 0, α * > 0, γ = γ * < 0, β > 0, β* < 0 . In beiden Fällen hat eine expansive Geldpolitik eine positive Wirkung auf den heimischen Output, allerdings mit national unterschiedlicher Stärke. Zum Beispiel können sich die Löhne in einem Land aufgrund von Indexierung schneller anpassen; dann wäre α in diesem Land relativ klein. Die asymmetrische Wirkung ausländischer Geldpolitik kann hingegen durch unterschiedliche Ländergröße begründet sein. Einkommenssteigerungen in einen großen Land mögen zu positiven Effekten für das Ausland (β > 0 ) führen, während eventuell in einem kleinen Land der Substitutionseffekt überwiegen mag (β < 0 ). Ein Beispiel Als Beispiel betrachten wir im Folgenden die Situation a). Um die anderen Situationen dieser Grundstruktur zu analysieren, müssten lediglich die Vorzeichen der Variablen entsprechend geändert werden. Statt auf die verschiedenen möglichen Übertragungskanäle näher einzugehen, wollen wir verschiedene Spielstrukturen mit Kooperation, Nichtkooperation und Führerschaft eines Landes betrachten. Ausgangs- und Vergleichspunkt ist die nichtkooperative Nash-Lösung, mit der wir beginnen. Einsetzen von (3) in (1) ergibt als Zielfunktion des Inlands ( ) 2 L = αm − β m* − γε + μm 2 , (5) die analog auch für das Ausland gilt. Optimierung der Zielfunktionen hinsichtlich m und m* ergibt folgende Reaktionsfunktionen für das Inland m= αβm* + αγε α2 + μ (6) m* = αβm + αγε . α2 + μ (7) und das Ausland 7 Durch die Nichtkooperation der beiden Länder entstehen externe Effekte, die allerdings nicht berücksichtigt werden. Beide Länder realisieren zwar die Effekte, die aus der ausländischen Geldpolitik entstehen, reagieren aber darauf mit einer Expansion der heimischen Geldmenge. Beide könnten, wenn sie koordiniert auf Geldmengenexpansionen verzichten würden, geringere Inflationsraten produzieren bei unveränderten Wirkungen auf die Produktion. Sie wären in der Lage, den Schock ε zu stabilisieren, würden sich aber nicht mehr gegenseitig in ihrer Geldmengenexpansion hochtreiben.12 Es kommt also zu einer Überexpansion der Geldmengen im In- und Ausland (jeweils sichtbar im ersten Term auf der rechten Seite von (6) und (7)). Nötig wäre hingegen nur die Reaktion auf den Schock, ausgedrückt durch den zweiten Term. Einsetzen der Reaktionsfunktionen ineinander ergibt im nächsten Schritt die gleichgewichtigen Geldmengenexpansionen für In- und Ausland, die wegen der Symmetrieannahme identisch sind m = m* = αγε > 0. α + μ − αβ (8) 2 Zum einen ist offensichtlich, dass (8) positiv ist wegen α > β . Wiederum zeigt sich auch, dass durch die Übertragung der ausländischen Geldpolitik m und m* sich gegenseitig in die Höhe treiben (abgebildet durch den Einfluss von β ). Nichtkooperatives Verhalten führt also zu eindeutig negativen externen Effekten. Es existieren jedoch verschiedene Möglichkeiten, diese externen Effekte abzuschwächen oder zu beseitigen. Stackelberg-Führerschaft Grundziel der Kooperation ist die Internalisierung der negativen externen Effekte, die durch nichtkooperatives Verhalten entstehen. Eine Möglichkeit wäre, dass eines der beiden betrachteten Länder versucht, das Verhalten des anderen Landes bei seiner Politikbestimmung zu berücksichtigen und damit die negativen Effekte der Politik des anderen Landes zu internalisieren. In der spieltheoretischen Analyse wird dies durch das Konzept der Stackelberg-Führerschaft ausgedrückt. Formal bedeutet es, dass die Führungsmacht bei der Bestimmung der eigenen Geldmengenexpansion die Reaktion des anderen Landes schon mit in Betracht zieht und die Reaktion des anderen Landes auf die eigene Politik mit einkalkuliert. Dadurch findet eine Internalisierung der externen Effekte des eigenen Verhaltens statt, freilich ohne dass auf die Belange des anderen Landes Rücksicht genommen wird. Es handelt sich also nicht um eine wirklich kooperative Lösung, sondern um die Ausnutzung der Position der Führerschaft. 12 Im Fall der positiven externen Effekte würde Nichtkooperation implizieren, dass die positiven Effekte für das andere Land unberücksichtigt bleiben und die eigene Geldmengenexpansion zu gering ausfällt. 8 Wir nehmen an, das Inland sei der Stackelberg-Führer. Dann wird es bei der Optimierung seiner Zielfunktion bereits die Reaktionsfunktion des anderen Landes kennen und berücksichtigen. Die Zielfunktion des Inlands ergibt sich durch Einsetzen von (7) in (5) als 2 ⎞ ⎛ ⎡ αβ m + αγε ⎤ L = ⎜⎜ αm − β ⎢ − γε ⎟⎟ + μm 2 . 2 ⎥ ⎣ α +μ ⎦ ⎠ ⎝ (9) Optimierung dieser Gleichung bezüglich m ergibt die inländische Geldmengenexpansion (wobei der Index S das Stackelberg-Regime bezeichnet) mS = [ ]( μ(α + μ ) + α (α αγε α 2 + μ + αβ α 2 + μ − β2 2 2 2 2 +μ −β ) ) > 0. (10) 2 2 Die vom Inland gesetzte Geldmenge reagiert natürlich immer noch positiv auf den negativen Schock. Ein Vergleich von (8) und (10) zeigt aber, dass die Nash-Geldmenge, die von beiden gesetzt wird, größer ist als die vom Stackelberg-Führer gesetzte Geldmenge.13 Setzt man diese Geldmenge (10) dann in die Reaktionsfunktion des Auslandes (7) ein, so erhält man die ausländische Geldmengenexpansion für das Stackelberg-Regime als m*S = [( )( ) ] > 0. αγε μ + α 2 α 2 + μ + αβ − αβ 2 (α + β ) ( ) 2 ( μ α 2 + μ + α 2 α 2 + μ − β2 ) 2 (11) Auch hier gilt wieder, dass diese noch immer positiv ist, aber kleiner als die Geldmenge im Nash-Regime (8). Feste Wechselkurse Als weiteres mögliches Regime kommen noch feste Wechselkurse in Frage. Auch dies soll helfen, die externen Effekte der nichtkooperativen Geldpolitik zu vermeiden. Wiederum unterstellen wir, dass eines der beiden Länder eine Führungsrolle übernimmt. Wiederum optimiert dieses Land seine Zielfunktion, ohne sich um das andere Land zu kümmern. Dieses folgt dann einfach mit seiner Geldpolitik dem Beispiel des führenden Landes.14 Eine alternative Möglichkeit, feste Wechselkurse zum modellieren wäre die gemeinsame Setzung der Geldmenge indem ein gewichteter Durchschnitt von (1) und (2) optimiert wird. Hier aber wird unterstellt, dass das dominante Land m aus der Optimierung von (5) bestimmt 13 Zeigen Sie dies zur Übung. 14 Das vor der Einführung der Währungsunion in Europa existierende EWS kann als Beispiel dienen. Die Deutsches Bundesbank setzte autonom ihre Geldpolitik und die anderen Mitglieder folgten dieser Geldpolitik um die Wechselkurse zu stabilisieren. Zum EWS siehe Fratianni und von Hagen (1992) oder Gros und Thygesen (1998). 9 und das andere Land dann einfach m* = m nachvollzieht um die Wechselkurse stabil zu halten. Für das Inland wird (5) in diesem Fall zu L = ((α − β )m − γε ) + μm 2 , 2 (12) und die Optimierung dieser Funktion bezüglich m ergibt die Geldmenge, die von beiden Ländern gesetzt wird m = m* = γε(α − β) > 0. 2 μ + (α − β ) (13) Natürlich ist m immer noch positiv in Reaktion auf den Schock, aber man sieht deutlich, dass die negativen Effekte auf das andere Land (durch -β) internalisiert werden. Die jetzt gemeinsam gesetzte Geldmenge ist kleiner als im Nash- oder Stackelberg-Fall. Vergleich der Regime Grafisch sind die verschiedenen Regime in Grafik 1 dargestellt. Die Schnittpunkte der Reaktionsfunktionen mit den Achsen geben die Blisspunkte der beiden Länder an; Abweichungen von diesen Punkten bedeuten zunehmende Verluste, ausgedrückt durch weiter außen liegende Indifferenzkurven. R und R* sind die Reaktionsfunktionen in m und m*, so wie in (6) und (7) ausgedrückt. Die 45° Linie zeigt m=m* an, was sowohl bei Nash-Verhalten (N, Gleichung 8) (wegen der Symmetrie) als auch bei festen Wechselkursen (F, Gleichung 13) der Fall ist. Im Stackelberg-Fall (S, Gleichung 10) sucht sich das Inland den für sich optimalen Punkt auf der Reaktionsfunktion des Auslandes. Dies entspricht dem Einsetzen von (7) in (5). Es ist ersichtlich, dass sich bei der Bewegung von N auf S m und m* reduzieren und dies noch einmal geschieht bei der Bewegung von S auf F. Allerdings gilt bei S, dass die beiden Länder unterschiedliche Geldmengen setzen und daher die Anpassungskosten nicht symmetrisch verteilt sind. Bei F und m=m* ist die Anpassungslast dann wieder gleich verteilt. Während sich die Länder durch Kooperation besser stellen werden, kommt es zu unterschiedlichen relativen Anpassungskosten, die unter Umständen zu weiteren Konflikten führen könnten. Daneben bestehen noch weitere Probleme, die eine Kooperation erschweren könnten. Selbst wenn Kooperation eindeutig Nutzensteigerungen für die beiden Länder bringt, ist eine dauerhafte Kooperation keineswegs sicher gestellt, denn es besteht immer ein Anreiz, durch eine Überraschungsexpansion und Abwertung die eigene Situation auf Kosten des Auslandes zu verbessern. 10 Grafik 1: m R* N R S F m* Insbesondere unter Unsicherheit ist Kooperation schwierig. Dabei kann man zwischen strategischer und technologischer Unsicherheit unterscheiden (Ghosh und Masson 1994). Unter strategischer Unsicherheit versteht man Unsicherheit über das Verhalten der jeweils anderen Regierung. Die Präferenzen, die Ehrlichkeit und die Bereitschaft einzelner Spieler zur Kooperation sind für potentielle Partner unsicher und nur schwer einzuschätzen. Damit verbunden ist auch das Problem der Verifizierung. So treffen die statistischen Daten über m und m* erst mit erheblicher Verspätung ein und außerdem unterliegen die Ergebnisse der Geldpolitik natürlich noch anderen Einflüssen als nur dem Verhalten der Regierung und der Zentralbank, sodass Verhaltensweisen der Regierungen nicht direkt überprüfbar sind, was wiederum bei anderen Regierung zu Misstrauen oder Aufkündigung der Kooperation führen kann. Technologische Unsicherheit hingegen bezieht sich auf die Funktionsweise des Modells. Zum einen ist nicht klar, ob die Wirkungsweise der Geldpolitik bekannt und stabil ist. So ist es in der Realität oft schwierig, Vorzeichen und Stärke der Wirkung von beispielsweise Geldmengenänderungen sicher festzustellen. Zudem kann sich die Wirkungsweise im Zeitablauf oder von Situation zu Situation ändern, was eine koordinierte Politik schwerig macht. Schließlich ist auch nicht sicher, dass sich Regierungen über die Ausgangslage einig sind. Je nach Modellvorstellung und ideologischer Grundeinstellung können Regierungen von ganz unterschiedlichen Voraussetzungen ausgehen. Herrscht Unsicherheit oder Streit über die Größe der Parameter, ist es für die Regierungen natürlich um so schwerer, die „richtigen“ Werte für m und m* zu berechnen. Während also Unsicherheit Abkommen unter Regierungen schwierig macht, ist Kooperation gerade in dieser Situation besonders wertvoll. Zum einen hilft es den Regierungen, wenn sie sich über ihre Präferenzen austauschen und sich einigen können über ihr Verhalten. Auf diese 11 Art kann nichtkooperatives Verhalten ausgeschlossen werden. Auch mögen einige Regierungen bessere Informationen über die wirtschaftliche Lage oder die Funktionsweise des "Modells" haben als anderen. Austausch von Information als Minimum von Kooperation ist also kaum von Nachteil. Weniger klar hingegen ist, dass Koordination in Form von abgestimmten Politikmaßnahmen immer von Vorteil ist.15 So haben z.B. Frankel und Rockett (1988) gezeigt, dass, wenn die Regierungen vom "falschen Modell" ausgehen, Koordination wohlfahrtsmindernd im Vergleich zur Nash-Lösung sein kann. Demgegenüber argumentieren Ghosh und Masson (1994), dass, wenn man den Regierungen Lernfähigkeit unterstellt, indem die Wirtschaftspolitiker ihre Vorstellungen schrittweise anpassen an das echte Modell, Kooperation eindeutig vorteilhaft ist. Aber selbst wenn Unsicherheitsprobleme nicht gegeben sind, hat Rogoff (1985b) noch auf ein weiteres Problem bei der internationalen Kooperation hingewiesen. Er hat gezeigt, dass Länder mit einem festen Wechselkurs verleitet sein könnten, eine abgestimmte "Inflationsüberraschung" zu kreieren. Durch die festen Wechselkurse zeigen sich etwaige Geldmengenexpansionen nicht mehr sofort in einer Reaktion der Wechselkurse. Außerdem entfällt die negative Externalität aus einer Abwertung und somit auch die Vergeltung der anderen Regierung. Dann aber könnten beide Regierungen versucht sein, aus binnenwirtschaftlichen Gründen Geldmengenüberraschungen zu kreieren. Bei rationalen Erwartungen würden allerdings die Bürger diesen Anreiz bei festen Wechselkursen voraussehen und entsprechend ihre Erwartungen anpassen und der erwartete Vorteil aus festen Wechselkursen schlägt ins Gegenteil um, da sich das Glaubwürdigkeitsproblem der Regierungen verschärft. Internationale Kooperation in Form von festen Wechselkursen wird damit kontraproduktiv. Um dies zu vermeiden, müsste also ein Festkurs-Währungssystem Mechanismen besitzen, um eine "koordinierte Inflation" zu verhindern. 3. Normative Aspekte der Wahl des Wechselkursregimes Die Theorie optimaler Währungsräume Die Vorteile fester Wechselkurse können in verringerten Transaktionskosten (Kosten für Hedging) und erhöhter Sicherheit in den Kalkulationsgrundlagen der handeltreibenden Industrie gesehen werden. Transaktionskosten in der Form von Hedgingkosten und anderer Kurssicherungskosten, die aus der Existenz von floatenden Währungen folgen, wirken quasi wie eine Steuer auf internationalen Handel, da sie diesen relativ zu inländischem Handel verteuern. Deshalb sollten feste Kurse zu mehr internationalem Handel und zu erhöhter Produktion im Sektor der handelbaren Güter führen (Rose 2001, Rose and van Wincoop 15 Ghosh und Masson (1994) unterscheiden zwischen Kooperation und Koordination. Kooperation beschreibt Informationsaustausch, während Koordination Abstimmung von Politikmaßnahmen bezeichnet. 12 2001, Inter-American Development Bank 2002).16 Gemäß den Vorteilen aus der internationalen Arbeitsteilung sollte sich auf diese Weise das Einkommen der Volkswirtschaft erhöhen. Zugleich aber bedeutet die Fixierung des Wechselkurses die Aufgabe eines wichtigen kurzfristigen Anpassungsinstruments, da eine unabhängige Geldpolitik nicht mehr möglich ist. Die Abwägung der Kosten und Vorteile von festen Wechselkursen wird traditionell im Rahmen der so genannten Theorie der optimalen Währungsräume versucht (siehe De Grauwe 2005 oder Masson und Taylor 1993 zur Übersicht).17 Dieser basiert auf der Annahme, dass die Arbeitsmärkte durch eine relativ hohe Rigidität der nominalen Löhne gekennzeichnet sind. Da Geldpolitik somit wirksam ist, müssen andere Anpassungsmechanismen vorhanden sein, um den Verzicht auf die eigenständige Geldpolitik zu kompensieren. So müssten beispielsweise die Arbeitskräfte eine hohe Mobilität über Landesgrenzen hinweg aufweisen, um feste Wechselkurse sinnvoll zu machen. Treten nationale Schocks auf, so würden die Arbeitskräfte durch abwandern in andere Länder Arbeitslosigkeit vermeiden und damit den Einsatz der Geldpolitik unnötig machen.18 Sind aber Arbeitsmärkte nicht durch Anpassungsfähigkeit entweder in den Reallöhnen oder in der nationalen Beweglichkeit der Arbeitskräfte gekennzeichnet, so ist der Wechselkurs ein unverzichtbares Instrument der relativen Preisanpassung zwischen Ländern bei asymmetrischen Angebots- oder Nachfrageschocks (Mundell 1961). Verschiebt sich beispielsweise die Nachfrage von Gütern, die in Land 1 produziert werden zu Gütern aus Land 2, so ist eine relative Preisanpassung zwischen den Ländern nötig, um das Zahlungsbilanzgleichgewicht wieder herzustellen und Arbeitslosigkeit in Land 1 zu vermeiden. Die Preise von Land 1 könnten dadurch fallen, dass Arbeitskräfte ihre nominalen Lohnforderungen zurücknehmen, ein Teil von ihnen das Land verlässt und in Land 2 wandert (was dann die Produktivität der verbleibenden Arbeiter erhöht und damit das Lohnniveau rechtfertigt), oder aber indem die relativen internationalen Preise durch eine Wechselkursanpassung (eine Abwertung der Währung von Land 1) korrigiert werden. Dies würde eine Senkung der Reallöhne der Arbeiter implizieren. Ein optimaler Währungsraum wäre dann also entweder durch eine hohe Mobilität der Arbeitskräfte oder Lohnflexibilität abgegrenzt. Ist beides nicht vorhanden, sollte das betreffende Land flexible Wechselkurse beibehalten. Ein alternatives Kriterium zur Bestimmung optimaler Währungsräume wurde von Mc Kinnon (1963) entwickelt. Er argumentiert, dass eine kleine offene Volkswirtschaft (gemessen an der Relation zwischen handelbaren und nichthandelbaren Gütern) nicht geeignet ist, flexible Wechselkurse zu wählen. Der Grund ist, dass Wechselkursänderungen sich durch Importe von Vorprodukten sofort in die heimischen Preise übersetzen und somit eine Abwertung 16 Wir werden im Folgenden den Unterschied zwischen handelbaren und gehandelten Gütern nicht näher betrachten. Dennoch sollte man sich über diesen Unterschied bewusst sein. 17 Die Literatur hat eine ganze Reihe von Kriterien entwickelt. Hier werden nur die wichtigsten erwähnt. 18 Geldpolitik und Arbeitskräftemobilität sind nur Substitute für nationale Schocks. Für regionale oder sektorale Schocks kann die Geldpolitik nicht die Anpassungsfunktion übernehmen, ohne zugleich andere Bereiche in der Ökonomie in Mitleidenschaft zu ziehen. 13 keinen realen Preiseffekt hat, da die einheimischen Preise ebenfalls sofort steigen werden. Arbeitnehmer werden jede Wechselkursänderung darüber hinaus sofort in ihrem Budget spüren und dies mit entsprechenden Lohnforderungen kompensieren wollen. Da Wechselkursänderungen nur reale Effekte haben, wenn ein gewisses Maß an „Geldillusion“ existiert und diese fehlt in kleinen offenen Volkswirtschaften, sind Wechselkursänderungen seiner Meinung nach nutzlos und feste Wechselkurse sinnvoller, da sie den internationalen Handel erleichtern ,was wiederum für offenen Länder wichtiger ist. Demnach wären flexible Wechselkurse nur für große Volkswirtschaften geeignet, was aber dem von Kenen (1969) entwickelten Kriterium widerspricht. Demnach sollten nur gut diversifizierte Volkswirtschaften feste Wechselkurse wählen, denn diese seien am ehesten in der Lage, auf das Anpassungsinstrument Wechselkurs zu verzichten. Sie wären von Schocks, die nur ein bestimmtes Gut betreffen, nicht sehr stark beeinträchtigt, da diese Güter nur einen geringen Teil der gesamtwirtschaftlichen Produktion ausmachen. Zudem würden relative Preisänderungen aufgrund von Wechselkursänderungen nur einem kleinen Teil der Volkswirtschaft helfen und Verzerrungen in anderen Sektoren verursachen. Da aber gut diversifizierte Volkswirtschaften in aller Regel groß sind, würde Kenens Argument implizieren, dass feste Kurse nur für große Volkswirtschaften ratsam sind. Dies widerspricht den Folgerungen Mc Kinnons. Das Kriterium von Kenen macht allerdings auch klar, dass keine Probleme entstehen, wenn die Länder sehr diversifiziert sind und damit von eventuellen Nachfrage- oder Angebotsschocks nicht schwer betroffen sind. Und auch schon bei Mundell war die Annahme, dass es sich um asymmetrische Schocks handelt, die die Länder betreffen. Es ist klar, dass wenn alle Länder in einem Währungsraum von denselben Schocks betroffen sind, sie mit ähnlichen geldpolitischen Maßnahmen reagieren können und somit das Wechselkursgefüge nicht strapaziert wird.19 Somit kommt neben den vorhandenen Anpassungsmechanismen und ihrer Wirksamkeit auch noch das Vorhandensein von asymmetrischem Anpassungsbedarf als Kriterium für optimale Währungsräume hinzu.20 Ein weiterer Aspekt in der Debatte über optimale Währungsräume ist die Bedeutung der fiskalischen Integration. So wurde von Ingram (1959) und auch von Kenen (1969) argumentiert, dass fiskalische Umverteilung zwischen Ländern in einem Währungsraum eine Möglichkeit zum Ausgleich asymmetrischer Schocks sein könnte. Findet ein Finanzausgleich von positiv zu negativ betroffenen Ländern statt, so kann auf den Wechselkurs als Anpassungsinstrument verzichtet werden. Während also die Theorie der optimalen Währungsräume eine Reihe nützlicher Kriterien zur Einschätzung von Wechselkursregimen liefert, die sich überdies gut empirisch überprüfen lassen, gibt es das grundlegende Probleme mit diesem Ansatz, dass sich viele Länder 19 Dies schliesst freilich aus, dass Länder grundsätzlich andere Präferenzen über den Einsatz der Instrumente haben, oder sie durch andere Transmissionsmechanismen gekennzeichnet, wodurch dieselbe Politik in unterschiedlichen Ländern unterschiedliche Effekte hätte. 20 Insbesondere die neuere empirische Literatur zu optimalen Währungsräumen befasst sich mit dem Auftreten von asymmetrischen Schocks und unterschiedlicher Industriestruktur für die europäischen Länder (Bayoumi und Eichengreen 1996; Fidrmuch und Korhonen 2003). 14 unabhängig von den in der Theorie der optimalen Währungsräume entwickelten Kriterien für eine Bindung ihrer Wechselkurse (insbesondere an Euro und US-Dollar) entschieden haben. Oft aber sind ihre Ökonomien anders strukturiert als die der Leitwährungsländer. Zudem ist die Mobilität der Arbeitskräfte generell eher als gering einzuschätzen (Gros und Thygesen 1998). So gilt für Europa, dass nur ein relativ kleiner Länder der Mitgliedsländer der EWU die Kriterien für einen optimalen Währungsraum erfüllt (Bayoumi und Eichengreen 1993). Umso mehr gilt diese Diskrepanz für viele Entwicklungsländer, die sich an den Dollar oder andere Währungen gebunden haben. Deshalb wurde in den 1980er Jahren ein weiteres Argument für feste Wechselkurse in die Diskussion eingebracht, das explizit mit der Annahme rationaler Erwartungen arbeitet und feste Wechselkurse als eine geldpolitische Regelbindung versteht. Feste Wechselkurse als geldpolitische Regelbindung Gegeben nominelle Lohnrigiditäten auf den Arbeitsmärkten hat die Geldpolitik den Anreiz, eine "Überraschung" zu kreieren, welche die tatsächliche Inflation über die von den Tarifparteien erwartete hinaus erhöht und somit die Reallöhne senkt. Bei nominalen Verträgen mit festen Laufzeiten kann dadurch die Beschäftigung temporär erhöht werden. Unterstellt man rationale Erwartungen bei den Arbeitnehmern, so werden sie diesen Anreiz für die Regierung (oder Zentralbank) allerdings sehen und ihre Erwartungen dementsprechend anpassen. Die erwartete Inflationsrate ist dann im Gleichgewicht so hoch, dass der marginale Nutzen durch erhöhte Beschäftigung für die geldpolitische Autorität genauso hoch ist wie der marginale Verlust aus höherer Inflation. Regierung oder Zentralbank haben somit keinen Grund mehr, diese Rate zu überschreiten und tatsächliche und erwartete Inflation sind im Durchschnitt gleich. Damit ist allerdings auch die Beschäftigungswirkung verloren und die Volkswirtschaft befindet sich in einem Gleichgewicht mit positiver Inflation und gegebener Arbeitslosigkeit. Um ein effizienteres Gleichgewicht ohne Inflation zu erreichen, muss somit der Anreiz Überraschungsinflation zu erzeugen, gebrochen werden.21 Die am meisten verbreitete Lösung in der Literatur hierzu ist eine geldpolitische Regelbindung, die der Geldpolitik den diskretionären Spielraum nimmt (Barro und Gordon 1983). Als eine solche mögliche geldpolitische Regelbindung kann man die dauerhafte Bindung der eigenen Geldpolitik an die eines Landes mit einer anerkanntermaßen stabilitätsorientierten Geldpolitik sehen.22 So haben beispielsweise Giavazzi und Pagano (1988) das EWS als eine Möglichkeit interpretiert, der Geldpolitik "die Hand zu binden" und damit das Zeitinkonsistenzproblem der Geldpolitik zu lösen. Die wohlfahrtsmaximierende Regierung tut dies in der Absicht, ihr Glaubwürdigkeitsproblem zu lösen. Mélitz (1988) hat außerdem 21 Dies gilt allerdings nicht für unvorhergesehene Schocks. Diese können und sollen von der Geldpolitik berücksichtigt werden. Es geht nur darum, systematische Inflation zu vermeiden. 22 Dies gilt insbesondere für Länder, die eine starke Inflation hinter sich haben (Fischer et al. 2002). 15 darauf hingewiesen, dass eine Bindung des Wechselkurses oder sogar der Eintritt in ein Festkurssystem wie das EWS, eine öffentliche Bindung der Regierung darstellt. Bricht sie das Versprechen, den Wechselkurs stabil zu halten, so verliert sie innen- und außenpolitisch an Prestige und bei den nächsten Wahlen wird sie der Bruch des Versprechens vermutlich die politische Mehrheit kosten. Bei stochastisch auftretenden Schocks sieht sich die Regierung allerdings immer noch einem trade-off zwischen Stabilisierung und Glaubwürdigkeitsverlust gegenüber, die eine Suspendierung oder Aufhebung der Bindung rechtfertigt. Die Kosten der Aufgabe der Bindung sollen aber verhindern, dass sich die Regierung allzu leichtfertig dazu entschließt. Idealerweise kann eine solche Bindung auch positive Effekte für den Arbeitsmarkt haben und die Lohnflexibilität erhöhen, sodass der Einsatz der Geldpolitik weniger wichtig wird. So zeigen Horn und Persson (1988), wie eine Wechselkursbindung das Lohnsetzungsverhalten von Gewerkschaften disziplinieren kann und der Verlust der Geldpolitik keine oder nur geringe Kosten bei der Stabilisierung hat.23 Glaubwürdigkeit und ökonomische Schocks Das Modell von Berger et al. (2001) kombiniert Aspekte der optimalen Währungsraumliteratur (vor allem die Existenz und Ausprägung von symmetrischen und asymmetrischen Schocks) und die Glaubwürdigkeit in der Geldpolitik. Es wird gezeigt, wann ein Land einen Anreiz hat, sich für feste Wechselkurse zu entscheiden, um damit „geldpolitische Glaubwürdigkeit“ zu importieren, und wann es sich für das Land als notwendig erweist, die geldpolitische Autonomie zu behalten. Dies ist unter anderen vom Gleichlauf der wirtschaftlichen Entwicklung im Inland mit der im Ausland abhängig, an dessen Währung sich die heimische Geldpolitik anbindet. Die Entwicklung der Produktion im Inland ist gegeben als y = y + α(π − πe ) + ε , (14) wobei das Modell in Logarithmen formuliert ist. y ist das momentan gegebene Produktionsniveau, y ist dessen natürliches Niveau, α misst, wie sehr die Produktion auf eine geldpolitische Überraschung reagiert, bei der die Inflation π oberhalb der von den Wirtschaftssubjekten subjektiv erwarteten Inflationsrate πe liegt. ε bildet wiederum einen Angebotsschock mit Erwartungswert E[ε] = 0 und Varianz σε2 (wobei E die ökonomisch korrekten Erwartungen bezeichnet) ab. Die Unterstellung ist, dass Überraschungsinflation deshalb einen positiven Produktionseffekt hat, weil die Erwartungen beispielsweise die Lohnforderungen der Arbeitnehmer beeinflussen. Dies determiniert ihre Nominallohnforderungen, die dann für den Rest der Periode fixiert sind. Geht die tatsächliche Inflationsrate darüber hinaus, so fallen die 23 Grüner und Hefeker (1999) kommen zu der gegenteiligen Ansicht. Sie zeigen, dass unter gewissen Annahmen eine Währungsunion sogar zu höheren Lohnforderungen und Arbeitslosigkeit führen kann. Siehe auch Cukierman und Lippi (2001). 16 Reallöhne, was die Produktionskosten der Unternehmen senkt und sie deshalb zu mehr Produktion anregt, die dann auch die Beschäftigung ansteigen lässt. Der Wechselkurs bestimmt sich als e = π − π* − φ . (15) Es kommt zu einer Abwertung, wenn die heimische Inflation über der ausländischen Inflation π* liegt. Der Wechselkurs kann von der relativen KKP abweichen, wenn die ausländische Wirtschaft durch Angebotsschocks getroffen wird oder Spekulation gegen die Währungen den Wechselkurs beeinflussen. (Erlebt die ausländische Wirtschaft z.B. einen positiven Technologieschock, so wird die ausländische Währung eher aufwerten.) Diese möglichen Einflüsse, die exogen für die heimische Ökonomie sind, werden durch φ abgebildet. (Ein Ansteigen von φ bedeutet eine Aufwertung der inländischen Währung.) Auch für diesen Schock gilt E[φ] = 0 und Varianz σφ2 . Die mögliche Korrelation zwischen den beiden Schocks wird im Folgenden einen wichtigen Einfluss haben. Die Zielfunktion der Regierung (die auch die Geldpolitik bestimmt) ist gegeben als [ ] L = E b(y − ky ) + π2 . 2 (16) Die Regierung versucht, Abweichungen der Inflation von Null zu minimieren und ebenfalls die Abweichungen des tatsächlichen Produktionsniveau von einem Zielniveau ky zu vermeiden. Dabei misst k die Verzerrung, die das tatsächlichen Produktionsniveau unter das Zielniveau ky drückt. Hierbei kann es sich bspw. um Besteuerung handeln, die das Arbeitsangebot verzerrt, den negativen Einfluss einer Monopolgewerkschaft, die die Löhne im Gleichgewicht zu hoch für Vollbeschäftigung setzt oder Regulierung auf den Produktmärkten, die das Produktionsniveau senken (siehe Barro und Gordon 1983 für eine ausführliche Diskussion dieses Zusammenhangs). Entscheidend ist, dass der Zieloutput der Regierung über dem natürlich gegebenen Niveau liegt und k > 1 gilt. Denn würde das Zielniveau durch y gegeben, bestünde kein Anreiz jenseits der Stabilisierung von Schocks die Geldpolitik zu benutzen. Durch k>1 hingegen wird die Regierung versuchen, selbst wenn keine Schocks eintreten, mit Hilfe einer Überraschungsinflation die Produktion zu stimulieren um zu erreichen, dass y möglichst dicht an ky ist. Die Sequenz der Ereignisse ist dargestellt in Grafik 2. Wie dargestellt, wählt die Regierung zuerst das Regime, dann bilden sich die privaten Erwartungen. Erst nachdem ein Schock eingetreten ist, wird die Regierung die Inflationsrate festlegen. Das heißt sowohl die Regierung wie die Privaten treffen ihre ersten Entscheidungen ohne über die Ausprägung von Schocks informiert zu sein, sie kennen lediglich deren Erwartungswert und Varianz. Allerdings hat die Regierung noch einmal die Möglichkeit mit ihrer Geldpolitik zu reagieren, wenn sie sich eingangs für flexible Wechselkurse entschieden hat. 17 Grafik 2: Wahl des Wechselkursregimes Eintreten des Schocks Produktion Zeit Bildung der Inflationserwartungen Setzen der Inflationsrate bei flexiblen Wechselkursen Das Modell wird von hinten nach vorne gelöst, dass heißt, wir beginnen mit der optimalen Wahl der Geldpolitik, wenn die Regierung sich für flexible Kurse entschieden hat. Die Zielfunktion, wenn sie sich für flexible Kurse (FL) entschieden hat, ist dann gegeben als ( ( ) ) 2 min π LFL = b y + α π − πe + ε − ky + π2 . (17) Die Bedingung erster Ordnung führt zu π= ( ) αb H + απ e − ε . 1 + α 2b (18) Die Inflationsrate ist also steigend in der Differenz zwischen den gewünschten und dem gegebenem Produktionsniveau, H = (k − 1)y , sie steigt in der erwarteten Inflationsrate, und sie reagiert auf den exogenen Schock (auf negative Schocks positiv, auf positive Schocks negativ). Darüber hinaus steigt die Infaltionsrate in dem relativen Gewicht b, das auf Produktion gelegt wird und mit der Effektivität der Geldpolitik (der Steigung der PhillipsKurve) α . Die tatsächliche Geldpolitik ist also entscheidend abhängig von den Erwartungen, die der private Sektor über die Geldpolitik bildet. Wir suchen deshalb als nächstes nach der erwarteten Inflationsrate. Die Annahme rationaler Erwartungen impliziert, dass alle Teilnehmer der Ökonomie das „richtige“ Modell kennen und auch über die Ziele der anderen Spieler informiert sind. In unserem Fall heißt das, die subjektiven Erwartungen πe stimmen überein mit den objektiv gegebenen Erwartungen über die Entwicklung der Inflation E[π] . Wenn wir diese berechnen wollen, müssen wir einfach den Erwartungswert von (18) bilden: ⎡ αb(H + απe − ε )⎤ E[π] = E ⎢ ⎥ . Da H und α und b bekannt sind, entspricht ihr Erwartungswert 1 + α 2b ⎣ ⎦ den tatsächlichen Werten. Der Erwartungswert von πe ist natürlich πe , während der 18 Erwartungswert von ε Null ist.24 Setzt man diese Werte ein und berücksichtigt E[π] = πe , so folgt für die erwartete Inflationsrate E[π] = πe = αbH . Sezt man diesen Wert in (18) ein, so ergibt sich die gleichgewichtige Inflationsrate als πFL = αbH − αb ε. 1 + α 2b (19) Das Produktionsniveau bei dieser Geldpolitik folgt als ( ) y = y + α π − πe + ε = y + ε . 1 + α 2b (20) Man sieht deutlich, dass der von den Privaten erwartete Bestandteil der Inflationsrate αbH keinen Einfluss auf die tatsächliche Entwicklung der Produktion hat. Die Geldpolitik kann lediglich den Schock zum Teil kompensieren (wenn auch nicht vollständig). Das heißt, die Inflationsrate ist um den Faktor αbH zu hoch, obwohl dies keinen realen Einfluss hat. Die Verluste der Regierung sind entsprechend höher, als sie sein müssten, wenn es ihr gelänge, den Einfluss von H auf die Inflationsrate zu beseitigen. Das aber ist nicht so einfach möglich. Einer Ankündigung, die Inflationsrate auf Null setzen zu wollen und damit die erwartete Inflationsrate auch auf Null zu senken, ist nicht glaubwürdig. Denn wenn die Privaten in der Tat πe = 0 setzen, hat die Regierunge jeden Anreiz, π > 0 zu setzen, da dies dann den erwünschten positiven Einfluss auf die Produktion hätte. Das Versprechen wäre somit nicht zeitkonsistent, das heißt, die einmal gemachte Ankündigung wird nicht mehr eingehalten, nachdem der private Sektor seine Erwartungen gesetzt hat. Da dieser das voraussehen wird, wird er seine Erwartungen wie berechnet setzen.25 Die Regierung müsste also nach einem Mechanismus suchen, der es ihr erlaubt sich glaubhaft auf π = 0 festzulegen. Dies ist ihr hier möglich durch die Einführung fester Wechselkurse. Nehmen wir an, dass die ausländische Inflationsrate π* Null ist (eine positive Rate ändert nichts an der Logik solange diese kleiner als αbH ist), so hat die Regierung bei festen Wechselkursen eine Inflationsrate von πFI = π* + φ = φ . Daraus folgt ein Produktionsniveau von y = y + αφ + ε . 24 Da die Privaten ihre Erwartungen setzen, bevor der Schock eingetreten ist, müssen sie den Erwartungswert des Schocks berücksichtigen. Die Geldpolitik kann hingegen auf den Schock reagieren, da sie erst nach seinem Eintreten bestimmt wird (siehe Grafik 2). 25 Zeitkonsistenz bedeutet nicht, dass die Regierung betrügen will. Es heißt lediglich, dass die anfangs optimale Entscheidung π = 0 anzukündigen, nach der Erwartungsbildung nicht mehr optimal ist. Die optimale Entscheidung ändert sich also im Zeitablauf, weil die Privaten ihrerseits eine bindene Entscheidung getroffen haben. In beiden Situationen trifft die Regierung die optimale Entscheidung, nur das diese sich im Zeitablauf verändert hat. 19 Die Regierung hat also die Wahl zwischen einer niedrigen Inflationsrate (wobei sie auf die Stabilisierung von Schocks verzichten muss) und der Möglichkeit, Schocks stabilisieren zu können (was mit einer hohen Inflationsraten verbunden ist). Für ihre Entscheidung muss sie die erwarteten Verluste in jedem Regime berechnen und miteinander vergleichen. Bei flexiblen Wechselkursen (FL) ergeben sich die erwarteten Verluste durch Einsetzen von (19) und (20) in (16) als 2 2 ⎡ ⎛ ε αb ⎞ ⎛ ⎞ ⎤ E LFL = E ⎢b⎜ H bH − + α − ε ⎟ ⎟ ⎜ ⎥. 2 1 + α 2 b ⎠ ⎥⎦ ⎠ ⎝ ⎢⎣ ⎝ 1 + α b (21) [ ] [ ] Ausmultiplizieren der Ausdrücke und berücksichtigen von E[ε] = 0 und E ε 2 = σε2 sowie zusammenfassen der Ausdrücke ergibt dann [ ] E LFL = ( ) (22) b σε2 + bH 2 1 + α 2 b . 2 1+ α b Die Verlustfunktion zeigt, dass der Verlust für die Regierung im Ausmaß der Verzerrung H steigt, denn dies führt zu hohen Inflationsraten, die keinen Produktionsgewinn mit sich bringen. Auf der anderen Seite ist es vorteilhaft für die Regierung, wenn bei negativen Schocks die Geldpolitik zur Stabilisierung genutzt werden kann. Und dieser Wert steigt in der Varianz der Schocks, da dann der Nutzen der Geldpolitik zunimmt. Die erwarteten Verlust bei festen Wechselkursen (FI) ergeben sich analog als [ ] E LFI = b(αφ + ε − H ) + (φ) . 2 2 (23) Der Verlust aus Inflation ist jetzt durch die ausländische Inflationsrate (die Null ist) und den Wechselkursschock bestimmt, während der Verlust aus der Variation des Produktionsniveaus höher ist, da nicht mehr stabilisiert werden kann. Nach ausmultiplizieren entspricht dies [ ] ( ) ( ) E LFI = bH 2 + σφ2 1 + α 2 b + b σε2 + 2αρ ε , φσε σφ , (24) wobei ρε , φ den Korrelationskoeffizienten zwischen den beiden Schocks darstellt. Wenn z.B. ρε , φ = −1 wären die Schocks negativ korreliert und würden sich zum Teil ausgleichen (bei σφ = σε / α wäre das Produktionsniveau gar völlig stabil). Der Vergleich der beiden erwarteten Verlustniveaus zeigt, dass sich die Regierung für feste Wechselkurse entscheidet, wenn E LFL > E LFI bzw. [ ] [ ] ⎛ α 2b ⎞ 2 ⎟σ . 2 ⎟ ε ⎝1+ α b ⎠ (αbH )2 > σφ2 (1 + α 2b ) + 2αbρε,φσεσφ + b⎜⎜ 20 (25) Feste Wechselkurse sind also dann besonders attraktiv, wenn die Regierung einen hohen Anreiz H hat, Inflationsüberraschungen zu kreieren. In diesem Fall ist bei rationalen Erwartungen auch die erwartete Inflationsrate hoch, was im Gleichgewicht zu einer hohen Inflationsrate führt, die keinerlei positive Effekte auf reale Größen hätte. Dann ist es attraktiv für die Regierung, auf die Geldpolitik zu verzichten und sie durch feste Wechselkurse an die des Auslands anzubinden. Ist auf der anderen Seite damit zu rechnen, dass das Ausland zusätzliche Schocks σφ2 ins Inland trägt, die nicht mehr durch eine Anpassung der Wechselkurse ausgeglichen werden kann, ist das weniger attraktiv. Ebenso spricht für flexible Wechselkurse, wenn die Regierung damit rechnen muss, dass heimische Schocks σε2 eine große Bedeutung haben können. Dann legt sie Wert darauf, diese mit eigenständiger Geldpolitik ausgleichen zu können. Ganz offenbar spielt also auch das Verhältnis zwischen dem aus dem Ausland importierten Schock und dem heimischen Schock eine große Rolle, die durch ρε , φ abgebildet wird. Die Attraktivität einer Bindung steigt offensichtlich dann an, wenn die rechte Seite der Ungleichung besonders klein ist, da die linke Seite immer positiv ist. Das ist dann der Fall, wenn die beiden Schocks perfekt negativ miteinander korreliert sind ( ρε, φ = −1 ). Dann gilt für ⎛ α 2b ⎞ 2 ⎟σ . Die Wechselkursbindung profitiert die rechte Seite σφ2 1 + α 2 b − 2αbσε σφ + b⎜⎜ 2 ⎟ ε ⎝1+ α b ⎠ also von einer negative Korrelation der Schocks im In- und Ausland, was den Vorhersagen der Theorie der optimalen Währungsräume zuwiderläuft, die großen Gleichlauf der ökonomischen Entwicklung fordert. Hier hingegen wird berücksichtigt, dass heimische und ausländische Schocks sich kompensieren können und damit die wirtschaftliche Entwicklung stabilisieren. ( ) Trotz der interessanten Kombination von Argumenten, die sich auf die Glaubwürdigkeit der Geldpolitik beziehen und Elementen der Theorie der Optimalen Währungsräume, ist auch die glaubwürdigkeitsorientierte Argumentation zur Wahl von festen Wechselkursen aus diversen Gründen nicht vollständig überzeugend: Zum einen ist eine wirkliche dauerhafte Bindung des Wechselkurses durch nichts sicherstellt (was allerdings auch für andere Modelle gilt). Wie z.B. Obstfeld (1994) gezeigt hat, ist die Bindung des Wechselkurses dann nicht mehr glaubhaft, wenn die Regierungen unter innenpolitischen Druck geraten. Das politische Prestige, das eine Regierung in die Bindung investiert haben mag, ist keineswegs immer ausreichend, um diese Bindung zu festigen (siehe dazu das Kapitel über Währungskrisen). Dann aber findet auch keine oder eine nur unvollständige Anpassung des privaten Sektors an das Festkursregime statt. Zum anderen gilt, dass die Bindung des Wechselkurses keineswegs die einzige Möglichkeit ist, geldpolitische Glaubwürdigkeit zu erreichen. Glaubwürdigkeit der Zentralbank bei den Tarifpartnern kann auf verschiedene Art und Weise erreicht werden. Ein anerkanntermaßen konservativer Zentralbankier mit einer geringeren Wertschätzung für das Beschäftigungsziel als für die Geldwertstabilität (Rogoff 1985a), oder eine mit den Jahren aufgebaute Reputation für stabilitätsbewusstes Verhalten (Backus und Driffill 1985), sowie schließlich Verträge für den Zentralbankier (Walsh 1995) können mindestens ebenso gut wie feste Wechselkurse sicherstellen, dass eine niedrige Inflationsrate erreicht wird. Zudem stellt sich die Frage, wieso die Wechselkursbindung notwendigerweise weniger Inflation bedeuten sollte. So 21 argumentiert Rogoff (1985b), dass feste Wechselkurse unter Umständen zu einer koordinierten expansiven Geldpolitik führen könnten. Es folgt somit, dass weder die Diskussion der optimalen Währungsräume noch die Interpretation fester Wechselkurse als geldpolitische Regelbindung allein zu überzeugen vermögen. Es können durchaus noch andere Überlegungen hinter der Wahl von festen Wechselkursen stehen, so z.B. die Wiederwahlinteressen einer Regierung, wie der folgende Abschnitt zeigen wird. 4. Politisch-ökonomische Aspekte der Wahl des Wechselkursregimes In diesem Abschnitt betrachten wir im Detail das Interesse von verschiedenen Parteien aus strategischen Gründen ein bestimmtes Wechselkursregime zu wählen. Wir konzentrieren uns auf den Unterschied zwischen ideologisch gebundenen Parteien und betrachten, wie sich das Glaubwürdigkeitsproblem unterschiedlich auswirkt für "Rechte" und "Linke" Parteien und wie dies ihre Entscheidung über die Wahl des Wechselkursregimes beeinflussen kann. Der Politische Konjunkturzyklus in der offenen Volkswirtschaft Genau wie in der geschlossenen Volkswirtschaft Anreize bestehen mit einer bestimmten Geldpolitik die Wiederwahlchancen zu beeinflussen (Drazen 2000, Persson und Tabellini 2000), bestehen auch Anreize, den Wechselkurs zu manipulieren. Unterstellen wir, dass die Handelsbilanz positiv auf eine Abwertung reagiert, so führt eine Abwertung der heimischen Währung zu einem Rückgang der Importe und einem Anstieg der Exporte. 26 Gärtner und Ursprung (1989) argumentieren dass, wenn die Kaufkraftparitätentheorie kurzfristig nicht hält, eine egoistische Regierung den trade-off zwischen erhöhtem Output und höherer Inflation (die mit einer Abwertung der Währung gleichgesetzt wird) ausnützen kann. Bei der Unterstellung statischer oder adaptiver Erwartungen lässt sich zeigen, dass die Wähler nicht korrekt antizipieren, dass die Regierung immer wieder dem gleichen Verhaltensmuster folgt. Kurz vor den Wahlen wird die Regierung eine expansive Geldpolitik verfolgen, was gemäß dem Overshooting-Modell von Dornbusch zu einer Wechselkursreaktion führt, bevor die Preisreaktion der Güter erfolgt. Diese kurzfristige Abwertung führt zu einem Anstieg der Exporte bis die heimischen Preise auf die Geldmengenexpansion reagieren und der Wettbewerbsvorteil wieder verschwindet. Dies wird (bei geschicktem Timing) aber erst nach den Wahlen der Fall sein. Die Regierung wird daraufhin mit einer Kontraktion der Geldmenge reagieren, um das Preisniveau auf sein ursprüngliches Niveau zurückzuführen. 26 Somit kann die Wechselkurspolitik ähnlich wie Handelspolitik verstanden werden. So hat z.B. Corden (1982) den Wechselkurs wie einen Zollsatz aufgefasst in einem Ricardo-VinerModell mit spezifischen Faktoren und Vollbeschäftigung. Wechselkursänderungen wirken wie Zölle, bevorteilen einen Sektor und schädigen über allgemeine Gleichgewichtseffekte den anderen. 22 Dies gelingt ihr laut Annahme bis zu den nächsten Wahlen, wenn der Zyklus von Neuem beginnt. Zu einer entgegengesetzten Geldmengenpolitik einer an der Wiederwahl orientierten Regierung kommt es, wenn man den so genannten J-Kurven-Effekt einer Wechselkursanpassung berücksichtigt. Demnach wird eine Abwertung die Handelsbilanz kurzfristig verschlechtern, da bereits abgeschlossene Verträge noch erfüllt werden müssen. Eine Aufwertung hat hingegen einen terms-of-trade Vorteil, der dazu führt, dass bereits bestellte Importe in heimischer Währung günstiger werden. Dies erhöht die reale Kaufkraft und hat somit einen kurzfristig expansiven Effekt. Dann würde eine Regierung eher versucht sein, vor den Wahlen eine Aufwertung zu inszenieren (van der Ploeg 1989). In all diesen Fällen würde eine politisch interessierte Regierung sich für flexible Wechselkurse entscheiden, um diese Effekte ausnutzen zu können. Beides funktioniert aber nur, wenn rationale Erwartungen ausgeschlossen werden. Wird dieses Verhaltensmuster von den Privaten vorausgesehen, gibt es keinen Outputeffekt durch Geldpolitik, sondern nur eine Veränderung der Preise. Wir werden uns in den folgenden Abschnitten jedoch mit dem Anreiz von Regierungen bei rationalen Erwartungen beschäftigen. Darüber hinaus erlauben wir auch, dass sich Parteien je nach politischer Orientierung anders verhalten, während die eben besprochenen Modelle davon ausgehen, dass alle Politiker vollständig opportunistisch sind und sich gleich verhalten. Strategische Wahl des Wechselkursregimes Das Modell von Milesi-Feretti (1995) zeigt, wie ein an der Wiederwahl interessierter Politiker das Wechselkursregime als strategische Variable benutzen kann. Kandidaten, die eine gewisse Reputation aufweisen auf einem bestimmten Gebiet eine hohe Kompetenz zu haben, haben bessere Chancen wiedergewählt zu werden, wenn ihre Stärken von den Wählern hoch geschätzt werden. Parteien, die eine starke Reputation haben, inflationsavers zu sein, werden wiedergewählt, wenn die Inflationsrate sehr hoch ist oder wenn alternative Ziele als weniger wichtig erachtet werden. Es ist nahe liegend, dass die Parteien versuchen solche Vorteile auszubeuten. Im Folgenden wird dargestellt, wie strategische Überlegungen die Wahl des Wechselkursregimes verzerren können. Das Modell Die Produktion in der Volkswirtschaft y (und damit auch Beschäftigung) bestimmt sich aus dem durch die Institutionen (z.B. durch Regulierungen etc) bestimmten „natürlichen“ Produktionsniveau y . Bei konstantem Arbeitsangebot kann er darüber hinaus erhöht werden, wenn der Reallohn der Arbeitskräfte (der sich an der erwarteten Inflationsrate orientiert) verringert, oder wenn es einen positiven Angebotsschock gibt. Somit gilt ( ) y = y + α π − πe + ε 23 (26) wobei das Modell wiederum in Logarithmen formuliert ist. Der Schock hat den Erwartungswert E ( ε ) = 0 und die Varianz E ( ε 2 ) = σ 2 , wobei E den mathematischen Erwartungsoperator angibt. Wir unterstellen zudem, dass relative Kaufkraftparität gegeben ist und Wechselkursänderungen lediglich Unterschiede in den Inflationsraten zwischen Ländern abbilden ( e = π − π * ). Dies bedeutet, dass der reale Wechselkurs konstant ist und nominal nur die Differenz zwischen den Preisniveaus im In- und Ausland ausgleicht. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit kann durch Geldpolitik nicht beeinflusst werden und somit fällt auch ein Abwertungsbias für die Regierung im Sinne des Konjunkturzyklus weg. Der feste Wechselkurs bindet lediglich die heimische an die ausländische Geldpolitik. Die Sequenz der Ereignisse ist wie folgt: (i) die Arbeitnehmer setzen ihre Lohnforderungen, (ii) der Angebotsschock tritt ein, (iii) die Geldpolitik, die in diesem Modell den Interessen der Regierung folgt, setzt die Inflationsrate, (iv) die Unternehmen bestimmen auf der Basis der realisierten Reallöhne und unter Berücksichtigung des Schocks das Beschäftigungsniveau. Die Zielfunktion der Regierung sei ( ) 2 Li = π2 + bi y − k y + δi Z , k>1, i=1,2 (27) Der Index i bildet ab, dass die beiden Parteien, auf die wir uns hier beschränken wollen, unterschiedliche Zielfunktionen haben, wobei Z die Kosten abbildet, die der Partei i entstehen, wenn sie nicht im Amt ist. Die Differenz im b-Term bildet ab, dass die zwei Parteien aus ideologischen Gründen eine andere relative Gewichtung zwischen Inflation und Output haben. Nehmen wir an, es handele sich um eine "Rechte" und eine "Linke" Partei und dass die Rechte Partei inflationsaverser sei als die Linke b R < b L . Der Einfachheit halber sei angenommen, dass beider Parteien Zielinflationsrate Null ist.27 Aus Einsetzen von (26 in (27) und differenzieren nach der Inflationsrate folgt die optimale Inflationsrate in jeder Periode als πi = αb i bπe + H − ε , 2 1 + α bi ( ) i=R,L (28) wobei die Verzerrungen in der Ökonomie als H = (k − 1)y gemessen werden. Das heißt, die optimale Inflationsrate ist umso höher, je höher die erwartete Inflation ist und je höher die Verzerrungen H sind. Etwaige Schocks führen zu einer geldpolitischen Gegenreaktion. Ein positiver Schock führt zur Kontraktion, ein negativer Schock zur Expansion der Geldpolitik. Rationale Erwartungen erfordern, dass die Arbeitnehmer die Nutzenfunktion der Regierung kennt. Sie können also deren Reaktion auf Verzerrungen und Lohnerwartungen voraussehen und setzte ihre Erwartungen πe = E πi = αbi H . ( ) Nach einsetzen dieser Bedingung in (28), ist die zeitkonsistente Inflationsrate 27 Alternativ kann man annehmen, dass die Parteien unterschiedlich hohe Inflationszielraten haben. Siehe z.B Alesina et al. (1997). 24 πi = αb i H − αb i ε, 1 + α 2 bi (29) denn jede Abweichung von dieser würde von den Privaten nicht geglaubt. Da aber die Bevölkerung den systematischen Inflationsanreiz (der mit H bezeichnet ist) sieht, wird dieser ε . Nur Teil der Inflationsrate keinen Beschäftigungseffekt haben, d.h. es gilt y = y − 1 + α 2 bi Reaktionen auf den unvorhergesehenen Schock ε sind erfolgreich, da sie nicht systematisch sind. Aus der Annahme der Kaufkraftparität folgt, dass die Volatilität des Wechselkurses variiert, je nachdem welche Partei an der Regierung ist, denn: e i = π i − π* . Im Folgenden werden wir unterstellen, dass die ausländische Inflationsrate Null ist, sodass die Abwertung der Währung durch die heimische Inflation bestimmt ist. Aus diesen Gleichungen lässt sich jetzt unmittelbar durch Einsetzen von (29) in (27) der Wert der erwarteten Verluste für die Regierung bei flexiblen Wechselkursen (FL) berechnen: ( E Li ) = b (1 + α b )H 2 FL i 2 i + bi σ2 . 1 + α 2 bi (30) Dem steht ein Verlust bei festen Wechselkursen (FI), wobei π = E(π ) = π* = 0 gilt, von [ ] = b (H E Li FI i 2 + σ2 ) (31) gegenüber. Aus dem Vergleich der beiden Nutzenfunktionen (30) und (31) folgt, dass feste Wechselkurse von Regierung i vorgezogen werden, wenn σ 2 ≤ Ci H 2 , mit Ci = 1 + α 2 bi . (32) Die Varianz des Schocks darf nicht zu hoch sein, denn es ist sonst für die Regierung wichtig, ihre geldpolitische Autonomie zu behalten um eventuell auftretende Schocks kompensieren zu können. Auf der anderen Seite zählt natürlich auch die Verzerrung H, da sie das Zeitkonsistenzproblem abbildet. Ist diese hoch, so ist die Bindung des Wechselkurses attraktiv. Diese beiden Effekte müssen also von den Regierungen abgewogen werden. Es ist zu beachten, dass dieser trade-off für die beiden Partien unterschiedlich aussieht. Da C für die linke Partei höher ist, ist es für sie grundsätzlich interessanter feste Wechselkurse zu wählen, wie Grafik 3 widerspiegelt. Die Bedeutung des Wechselkursregimes bei Wahlen Als Nächstes stellt sich die Frage, welchen Einfluss strategische Wahlüberlegungen auf die Wechselkursregimewahl haben. Wir nehmen an, dass die Wahlen nach der Wechselkursregimebestimmung durch die Parteien stattfinden und das die Kosten eines 25 Regimewechsels so hoch sind, dass es nicht geändert werden kann (z.B. durch einen Beitritt zu einer Währungsunion oder durch die Einführung eines currency boards). Somit ist die Folge der Ereignisse: (i) die Regierung entscheidet, ob sie ein Fixkursregime wählt oder nicht, (ii) die Wähler bestimmen die neue Regierung, (iii) die Lohnkontrakte zwischen Arbeitgebern und -nehmern werden unterzeichnet, (iv) der reale Schock tritt ein, (v) die neue Regierung bestimmt die Geldpolitik und die Produktion findet statt. Hat die Regierung sich in Stufe (i) für feste Kurse entschieden, so kann sie oder ihre Nachfolgerin in (v) keine geldpolitischen Maßnahmen mehr ergreifen. Grafik 3: σ2 Flexible Wechselkurse CL CR Fixe Wechselkurse H2 Die Präferenzen der Wähler und ihre Entscheidung Um zu sehen, wie Wahlen die Regimewahl beeinflussen, untersuchen wir, wie die Geldpolitik der einzelnen Regierung ihre Wahlchancen beeinflusst, was wiederum davon abhängt, bei welcher Regierung und Geldpolitik sich die Wähler besser stellen. Die Nutzenfunktion der Wähler sei gegeben wie in (27), wobei allerdings der Präferenzparameter b von sich dem relativen Gewicht der Parteien unterscheiden kann. Wenn die Wähler jeweils individuelle Vorstellungen über das optimale Gewicht von Beschäftigung und Inflation haben und ihre Präferenzen eingipflig sind, können wir das Medianwähler-Modell verwenden. Die Präferenzen des Medianwählers, ausgedrückt als b m , entscheiden, welche Partei die Wahlen gewinnt.28 28 In diesem Fall werden die Parteien allerdings nicht direkt seinen Präferenzen folgen, da sie laut Annahme ideologisch gebunden sind (siehe dazu Bernholz und Breyer 1994). Der Medianwähler wählt die Partei, deren relatives Gewicht am dichtesten an seinem eigenen ist. 26 Wenn feste Wechselkurse gewählt werden, ist die Geldpolitik der beiden Parteien identisch, da sie der ausländischen Geldpolitik folgt. In diesem Fall betrage die Wahlwahrscheinlichkeit für beide Parteien jeweils 1/2. Sind flexible Kurse gewählt, so maximieren die Parteien ihre Nutzenfunktion und setzen die Geldpolitik gemäß (28). Dies weiß der Medianwähler und kann deshalb die Inflationsrate, die die Parteien setzen werden voraussehen. Sein erwarteter ( [ ] Verlust errechnet sich, indem man (29) in E Lm = π2 + b m y − k y [ E Lm ] = (α b 2 FL 2 i ⎡ α 2 bi2 + b m ⎤ 2 + bm H2 + ⎢ σ , 2⎥ 2 ⎢⎣ 1 + α bi ⎥⎦ ) ( ) 2 einsetzt. Das ergibt (33) i=R,L. ) Der Wähler wird die Rechte Partei wählen, wenn der erwartete Verlust für den Wähler unter ihrer Regierung kleiner ist als der unter der Linken Regierung: E Lm R < E Lm L Diese [ ] [ ] Bedingung folgt unter Verwendung von (33) direkt als (b L + b R )H 2 ≥ 2b m − (b L + b R ) + α 2 [b m (b L + b R ) − 2b L b R ] (1 + α b ) (1 + α b ) 2 2 2 2 L σ2 . (34) R Diese Gleichung zeigt, dass ceteris paribus das Zeitinkonsistenzproblem (H) einen Vorteil für die Rechte Partei bringt. Wenn H positiv ist und wenn die Präferenzen des Medianwählers zwischen denen der beiden Parteien liegen (der Term auf der rechten Seite ist in diesem Fall nahe bei Null), dann wird die Rechte Partei für alle Werte von H und σ die Wahl gewinnen. Grundsätzlich bevorteilt das Zeitkonsistenzproblem die Rechte Partei, während, wenn die Präferenzen des Medianwählers zwischen denen der beiden Parteien liegen, keine der beiden aus ideologischen Gründen einen Vorteil hat. Dann hat das Zeitkonsistenzproblem die größte Bedeutung und somit die Rechte Partei einen Vorteil bei den Wahlen. Strategische Aspekte bei der Wahl des Wechselkursregimes Nehmen wir an, die Rechte Partei werde für alle Werte b m < b*m gewählt. Wenn jetzt diese Partei an der Regierung ist, so hat sie zu entscheiden zwischen flexiblen Wechselkursen, was die sichere Wiederwahl bedeutet, und dem erwarteten Nutzen unter festen Wechselkursen, wo die Wiederwahlwahrscheinlichkeit 1/2 beträgt. Die Rechte Partei muss also vergleichen zwischen 12 LR und LR wobei die beiden Subskripte jeweils für fixe und flexible FI FL Wechselkurse stehen. Die Partei weiß, dass sie bei flexiblen Wechselkursen auf jeden Fall wiedergewählt wird und entsprechend die Kosten Z nicht enstehen. Wählt sie feste Wechselkurse, ist ihre Wiederwahlwahrscheinlicht nur ½. Der Anreiz, dennoch die festen Kurse zu wählen besteht darin, dass auch die Rechte Partei ein, wenn auch relativ geringeres, Inflationsproblem hat. Wenn dies, im Vergleich zu der Varianz der Schocks, sehr hoch ist, kann es durchaus für sie besser sein, feste Kurse zu wählen und damit den Amtsverlust zu riskieren. Setzt man die entsprechenden Inflationsraten in die Nutzenfunktion von R ein, so folgt die Bedingung, dass flexible Wechselkurse gewählt werden als 27 σ2 + 1 + α 2bR Z ≥ CR H 2 , 2 2 2α b R (35) wobei C wie in (32) bestimmt ist. Der Vergleich von (32) und (35) zeigt, dass die Rechte sich immer dann für flexible Wechselkurse entscheiden wird, wenn sie es hoch bewertet an der Macht zu sein (Z ist groß). Sogar wenn die Varianz des Schocks gering ist, verschaffen flexible Kurse der Partei einen komparativen Vorteil in den Augen der Wähler. Selbst wenn die Wohlfahrt bei festen Kursen höher wäre, da die Varianz des Schocks klein ist, wird das flexible Wechselkursregime von den Rechten gewählt. Nur wenn auch die Rechte Partei ein hohes CR aufweist und/oder die Verzerrungen sehr groß sind, wird sich die Recht für feste Kurse entscheiden. Grafik 4: σ2 Flexible Wechselkurse CL CR Fixe Wechselkurse H2 Wenn hingegen die Linke an der Macht ist, kann sie feste Kurse wählen (und mit der Wahrscheinlichkeit 1/2 die Wahl gewinnen) oder flexible Kurse und die Wahl sicher verlieren (und damit die vollen Kosten des Amtsverlustes in Kauf nehmen).29 Sie wird feste Kurse wählen, wenn die folgende Bedingung erfüllt ist σ ≤ (1 + α b ) (1 + α b ) + (b R bL 2 R ⎛ ⎞ 1 ⎜⎜ b R H 2 + 2 Z ⎟⎟ . 2α b R ⎠ L − bR ) ⎝ 2 2 2 (36) Wenn die Linke ebenfalls das Amt hoch schätzt (Z ist hoch), so ist auch die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie sich für feste Kurse entscheidet. Mit anderen Worten, selbst 29 Dabei wird das Verlustniveau für die Partei in der Opposition berechnet, indem man die Politik der anderen Partei in ihr Nutzenfunktion einsetzt. Die Frage ist also, wie hoch die Verluste der Rechten Partei sind, wenn die Linke Partei die Geldpolitik bestimmt und umgekehrt. 28 wenn die Varianz des Schocks hoch ist, kann es passieren, dass sich die Linke für feste Kurse entscheidet, um bessere Chancen bei der Wahl zu haben. In diesem Fall wird die Linke ein Regime wählen, das eigentlich nicht angemessen für die wirtschaftliche Situation ist. Während die Rechte flexible Kurse wählt, selbst wenn dies nicht unbedingt angebracht ist, wählt die Linke selbst dann feste Wechselkurse, wenn flexible Wechselkurse angemessener wären. Dies zeigt, dass Wahlüberlegungen der Parteien ihre ökonomischen Entscheidungen verzerren und zu einer suboptimalen Wahl des Wechselkursregimes führen können (Grafik 4). Im Vergleich mit den Fall, wo Wiederwahlüberlegungen keine Rolle spielen, sieht man deutlich, wie die Entscheidung der jeweiligen Regierung verzerrt wird. 5. Interessengruppen und die Wahl des Wechselkursregimes Nachdem wir bisher die Entscheidungen der Politiker im Rahmen des politischen Konjunkturzyklus (und damit das Zeitinkonsistenzproblem) analysiert haben, werden wir uns abschließend kurz den industriellen Interessen an bestimmten Wechselkursregimen zu. Dieser Bereich ist bislang relativ wenig entwickelt, weshalb wir auf die formale Analyse im Rahmen eines Modells verzichten wollen.30 Der Sektor der handelbaren Güter Die Interessen des handelbare Güter produzierenden Sektors (also Exporteure und importkonkurrierende Industrie) basieren auf der Variabilität des realen Wechselkurses, die aus der Variabilität des nominalen Wechselkurses folgt. Variable Wechselkurse bedeuten Preisunsicherheit über das normale Maß, wie es sich auf jedem Markt findet, hinaus. Die Frage ist somit, welchen Einfluss diese Unsicherheit auf die realwirtschaftlichen Größen wie Wachstum oder Beschäftigung in diesen Sektoren hat. Ging man lange Zeit davon aus, dass Wechselkursrisiken kaum einen Einfluss auf den Handel haben, so haben verschiedene Studien gezeigt, dass feste Wechselkurse, und hier vor allem die Einführung einer Währungsunion, sehr wohl einen positiven Einfluss auf den Handel haben (Rose 2000, Rose and van Wincoop 2001, Inter-American Development Bank 2002). Hierfür lassen sich im Wesentlichen drei Argumente anführen. • 30 Pricing to Market beschreibt den Sachverhalt, dass sich exportierende Firmen auf dem ausländischen Markt häufig gezwungen sehen, die Preise ihrer Güter dort in der ausländischen Währung zu fixieren. Wertet beispielsweise die heimische Währung auf, so erzielt die Firma für ihre Produkte entsprechend weniger in heimischer Währung, wenn sie die Wettbewerbsintensität daran hindert, die Preise in ausländischer Währung anzupassen. Je nachdem, ob die heimische Währung auf- oder abwertet sieht sich die heimische Firma somit unerwarteten Gewinnen oder Verlusten gegenüber. In der Tat zeigen empirische Studien, dass dieser Effekt für gewisse Produkte und gewisse Länder erhebliche Ausmaße annehmen kann (Betts und Devereux 1996 und Lutz 2004 geben einen Überblick der Literatur). Sobald man unterstellt, dass Firmen risikoavers sind bzw. Eine formale Analyse der Ideen findet sich in Hefeker (1997). 29 Anpassungskosten existieren, folgt, dass sie weniger Handel treiben werden als dies ohne Wechselkursrisiko der Fall wäre. • Hysteresis beschreibt die dauerhaften Effekte, die Wechselkursschwankungen haben können. Unter der realistischen Annahme, dass der Eintritt in und Austritt aus ausländischen Märkten Anpassungskosten erfordert, ist es offensichtlich, dass Firmen nicht auf jede kleine Wechselkursänderung ihre Entscheidung zu importieren oder exportieren überdenken werden (das gilt natürlich um so mehr für Direktinvestitionen). Selbst wenn sich also der Wechselkurs unvorteilhaft verändert, werden sie im Markt bleiben bzw. ihn auch dann nicht betreten, wenn der Wechselkurs momentan vorteilhaft ist. Die Erwartung der Kurs könne sich bald wieder ändern, wird dazu führen, dass sie erst einmal abwarten. Die Marktzutrittsinvestition wird zu einer Option, deren Preis mit der Wechselkursvariabiliät steigt und die deshalb auch länger "gehalten" wird. Da die Anpassungen der Firmen in Reaktion auf Wechselkursänderungen zu gering sind (Dixit 1989), können Wechselkursänderungen dauerhafte Effekte auf die Marktstruktur haben (Baldwin und Krugman 1989). • Aufbau von Überschusskapazitäten ist ein weiterer Grund, den Krugman (1989) ins Feld führt. Wenn Markteintritt und Marktaustritt jeweils Kosten erfordern, könnten sich Firmen veranlasst sehen, in vielen Ländern Kapazitäten aufzubauen und je nach Entwicklung der momentanen Wechselkurse die Produktion zwischen den verschiedenen Produktionsstandorten hin und her zu wechseln. Dies ist ein ineffizienter und teurer Aufbau von Überkapazitäten, der bei festen Wechselkursen vermieden werden könnte. Der Sektor der nichthandelbaren Güter Oben wurde argumentiert, dass der Sektor der nicht-handelbaren Güter eigentlich keine Position bezüglich Wechselkursschwankungen haben sollte. Denn er ist nicht direkt von solchen Schwankungen betroffen, da er nicht dem internationalen Handel ausgesetzt ist.31 Allerdings wird er eventuell durch die Einschränkung der geldpolitischen Autonomie betroffen. Die Möglichkeit bei Bedarf eine expansive Geldpolitik nutzen zu können, ist für diesen Sektor wichtig, wenn durch Geldpolitik kurzfristige Outputeffekte erzeugt werden können. So führen Kontrakte mit festen Laufzeiten dazu, dass kurzfristig der Reallohn durch Inflation gesenkt werden kann. Das wiederum bedeutet, dass ein negativer Angebotsschock auf den Sektor der nichthandelbaren Güter, oder auch ein negativer Nachfrageschock dort das Bedürfnis nach einer expansiven Geldpolitik wecken könnte, was aber nicht möglich ist, wenn die Geldpolitik durch feste Wechselkurse gebunden ist. Ein politischer Konflikt entsteht dadurch, dass ein Schock nur den nichthandelbaren Sektor treffen könnte. Würden beide Sektoren betroffen, hätte auch der Sektor der handelbaren Güter ein Interesse daran, die Geldmenge auszuweiten und seine Beschäftigungschancen zu verbessern. Dann ist die Entscheidung der 31 Dies abstrahiert von allgemeinen Gleichgewichtseffekten und dem Einfluss der Variation von realen Wechselkursen auf den Konsum importierter Güter. Beides ist eine Frage des Wechselkursniveaus und nicht des Regimes. 30 Regierung bezüglich der Wechselkursbindung relativ einfach und sie wird wahrscheinlich den Wechselkurs freigeben.32 Darüber hinaus wird natürlich auch nur ein Schock, der das Inland asymmetrisch trifft zu Problemen führen. Erlebt das Ausland gleiche Probleme, so würden sich die beiden Länder wohl darauf verständigen, gemeinsam die Geldmenge zu erhöhen. Das aber hielte den Wechselkurs stabil und würde somit den handelbaren Sektor zweifach begünstigen. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Probleme innerhalb des Landes entstehen, wenn Schocks asymmetrisch über Länder und Sektoren verteilt sind. Daraus kann man schließen, dass sich politische Unterstützung maximierende Regierungen für feste Wechselkurse entscheiden werden, wenn der Sektor der handelbaren Güter entsprechend größer ist als der Sektor der nichthandelbaren Güter, was erklären würde, warum sich vor allem kleine Länder für feste Wechselkurse entscheiden. 6. Schlussfolgerung Dieses Kapitel hat die Diskussion von Wechselkursregimen mit der Analyse von währungspolitischen Konflikten begonnen, die auf internationaler Konkurrenz von Regierungen begründet sind. Hat eine Regierung aus innenpolitischen Überlegungen einen Anreiz Beschäftigung zu stabilisieren, so kann sie versucht sein, dies auf Kosten anderer Länder zu tun. Da diese sich mit analogem Verhalten dagegen wehren werden, kann die Ausschaltung dieses Konfliktes durch Wechselkurskooperation für beide ihre innenpolitische Situation verbessern. Damit besteht für die Regierung immer auch ein trade-off zwischen den Vorteilen aus Wechselkursbindung und Autonomie. Traditionell wird dies in der Theorie optimaler Währungsräume diskutiert, welches die Grundlage für die meisten Analysen von Wechselkursregimen ist. Da diese Theorie in der Empirie die tatsächliche Wahl von Wechselkurse nur unzureichend erklären kann, haben wir alternative Erklärungen, die vor allem auf dem Zusammenhang von Wechselkurswahl und geldpolitischer Glaubwürdigkeit aufbauen betrachtet. Unter der Annahme von Kaufkraftparität kann man den Wechselkurs lediglich als geldpolitische Regelbindung betrachten, die helfen soll, das Zeitkonsistenzproblem zu lösen. Wir haben ein Modell betrachtet, in dem strategische Überlegungen die Wahl einer Partei (Regierung) für das Wechselkursregime beeinflussen können. Wird zwei Parteien eine unterschiedliche geldpolitische Kompetenz zugestanden, und besteht ein Zusammenhang zwischen festen Wechselkursen und durchschnittlicher Inflation, so kann dies dazu führen, dass Rechte Parteien eher zu flexiblen Kursen tendieren, während die Linken eher zu festen Kursen tendieren werden. 32 Diese Situation schafft natürlich ein Problem für den handelbaren Sektor, der einerseits feste Wechselkurse und andererseits eine expansive Geldpolitik möchte. Je nachdem, wie dieser Konflikt ausgeht, wird sich die Regierung zu entscheiden haben zwischen den Sektoren. 31 Abschließend haben wir uns den möglichen Interessen von Industrien zugewendet. Dabei hat sich gezeigt, dass feste Wechselkurse zum Nutzen der handeltreibenden Industrie sind und ihr Einfluss auf die Regierung hilft, die Wahl für feste Kurse zu erklären. Übungsaufgaben 1.) Fassen Sie kurz die traditionellen Argumente der Theorie optimaler Währungsräume zusammen und diskutieren Sie in diesem Rahmen auch Ansätze zur Zeitinkonsistenzproblematik. 2.) Wieso kann man die Manipulation von Wechselkursniveaus auch mit dem Zollinstrumentarium vergleichen? Gehen Sie dabei auf den Unterschied von nominalen und realen Wechselkursentwicklungen ein. 3.) Berechnen Sie die Ergebnisse des Canzoneri-Gray Modells für den Fall symmetrischer positiver Übertragungen von geldpolitischen Impulsen. Wieso kann auch dies zu ineffizienten Ergebnissen führen? 4.) Unterscheiden und diskutieren Sie die verschiedenen Formen der Unsicherheit und Kooperation, die bei Ghosh und Masson angesprochen werden. 5.) Betrachten Sie das Model von Milesi-Feretti. Berechnen Sie den kritischen b*v Wert als H , für den die Rechte Partei gewählt werden wird. Stellen Sie dies auch Funktion von σ grafisch dar. 6.) Wieso kann die internationale Kooperation von Regierungen auch negative Aspekte haben? Gehen Sie dabei besonders auf das Argument von Rogoff (1985b) ein. 7.) Welche Einflüsse hat nach Ihrer Meinung der Einfluss von strategischen Überlegungen auf internationale Abkommen im Bereich Währung und welche Implikationen hat es auf die Überlebenswahrscheinlichkeit internationaler Abkommen? 8.) Diskutieren Sie die Verteilungsaspekte der Wahl von Wechselkursregimen. 9.) Welche Effekte hat die Variabilität von Wechselkursen auf Unternehmen, die internationalen Handel treiben? 10.) Welche Verbindungen zum Handelsregime lassen sich aus dieser Tatsache ableiten? Welchen politisch-ökonomischen Zusammenhang sehen Sie? Literatur Alesina, Alberto, Robert Barro and Silvana Tenreyro (2002) Optimal Currency Areas, NBER Macroeconomics Annual 17, 301-345. 32 Alesina, Alberto, Nouriel Roubini und Gerald D. Cohen (1997) Political Cycles and the Macroeconomy, Cambridge:MIT-Press. Backus, David and John Driffill (1985) Inflation and Reputation, American Economic Review 75, 530-538. 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