Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik für Studierende der Informatik PD Dr. U. Ludwig Vorlesung 7 1 / 19 § 2.2 Erwartungswert, Varianz und Standardabweichung (Fortsetzung) 2 / 19 Bedingter Erwartungswert Erinnerung: letzte Stunde Erwartungswert einer diskreten Zufallsvariable P E (X ) = x ∈X (Ω) x · p(X = x ) X Erwartungswert einer stetigen Zufallsvariable E (X ) := Z ∞ −∞ X: mit Dichte f: xf (x )dx Denition (Bedingter Erwartungswert) Sei Ω ein diskreter Wahrscheinlichkeitsraum und sei Ereignis. Sei X eine Zufallsvariable auf Ω. A ⊂ Ω ein Der bedingte Erwartungswert ist deniert als: E (X |A) = X ω∈Ω X (ω)p({ω}|A) = X ω∈A X (ω)p({ω}|A). 3 / 19 Varianz diskreter Zufallsvariablen Denition 2.18 Ist X eine diskrete Zufallsvariable mit Erwartungswert E (X ) = µ, so heiÿt der Wert Var (X ) := E ((X − µ)2 ) die Varianz von X. Satz Für eine diskrete Zufallsvariable Var (X ) = X x ∈X (Ω) X mit Erwartungswert µ gilt (x − µ)2 p (X = x ) = E (X 2 ) − µ2 . 4 / 19 Beispiel: Roulette (Erwartungswert) XA Zufallsvariable, die den Gewinn beim Setzen von 1 Euro auf die Zahl 7 beschreibt. XB Zufallsvariable, die den Gewinn beim Setzen von 1 Euro auf ungerade Zahl beschreibt. XC Zufallsvariable, die den Gewinn beim Setzen von 1 Euro auf (1, 2, 3). Erwartungswerte: E (XA ) = 36 · p(XA = 7) + 0 · p(XA 6= 7) = 36 37 E (XB ) = 2 · p(XB = ungerade) + 0 · p(XB = gerade) = E (XC ) = 12 · p(XC = 1, 2, 3) + 0 · p (XC 6= 1, 2, 3) = 36 37 36 37 5 / 19 Beispiel: Roulette (Varianz) Var (XA ) = x ∈Ω(x ) Var (XB ) = 2 2 Var (XC ) = 12 · 2 x p (X 2 X 18 37 · − 3 37 36 2 1 37 − 36 37 2 ' 34, 08 2 37 − = x ) − µ = 36 2 36 37 ' 0, 999 2 ' 10, 73 6 / 19 Varianz stetiger Zufallsvariablen Denition 2.18 Ist X eine stetige Zufallsvariable mit der Dichtefunktion f 2 dass E (X ) existiert, so deniert man die Varianz durch Var (X ) := Z ∞ −∞ derart, (x − E (X ))2 f (x )dx . Denition 2.18 p σ = σX = Var (X ) heiÿt Standardabweichung von X . 7 / 19 Rechenregeln für die Varianz Satz 2.20 (Rechenregeln für die Varianz) Sei X eine Zufallsvariable. Dann gilt: 2 2 (i) Var (X ) = E (X ) − µ . 2 (ii) Var (aX + b ) = a Var (X ) für a, b ∈ R. 8 / 19 Standardisierte von X Denition 2 Ist X eine Zufallsvariable mit Erwartungswert µ und Varianz σ , so heiÿt die Zufallsvariable X∗ = die Standardisierte von X −µ σ X. Bemerkung Für die Standardisierte von X gilt: µ µ µ = − =0 σ σ σ σ 2 1 σ Var (X ∗ ) = 2 Var (X ) = 2 = 1 σ σ 1 E (X ∗ ) = E (X ) − 9 / 19 Rechenregeln für Erwartungswert und Varianz, im Falle unabhängiger Zufallsvariablen Satz 2.20 Sind X und Y unabhängige Zufallsvariable mit den Erwartungswerten E (X ), E (Y ) so gilt: E (X · Y ) = E (X ) · E (Y ). X und Y unabhängige Zufallsvariable mit den Varianzen Var (X ), Var (Y ) so gilt: Sind Var (X + Y ) = Var (X ) + Var (Y ). 10 / 19 Kovarianz zweier Zufallsvariablen Denition Sind X und Y Zufallsvariable, für die E (X ), E (Y ) existiert, so heiÿt Cov (X , Y ) := E ((X − E (X ))(Y − E (Y ))) X und Y . X Cov (X , Y ) = 0 ist. die Covarianz von Covarianz und Y heiÿen unkorreliert, wenn die Satz (Eigenschaften der Kovarianz) Es gilt: Cov (X , Y ) = E (XY ) − E (X ) · E (Y ). Sind X und Y unabhängige Zufallsvariable, so sind sie unkorreliert. 11 / 19 §2.3 Schwaches Gesetz groÿer Zahlen 12 / 19 Tschebyschesche Ungleichung Satz 2.21 [Tschebyschesche Ungleichung] Es seien (Ω, P(Ω), p ) ein Wahrscheinlichkeitsraum und X Zufallsvariable mit endlicher Varianz. Dann gilt für jedes p(|X − E (X )| ≥ ε) ≤ Var (X ) ε2 eine ε > 0: . 13 / 19 Schwaches Gesetz der groÿen Zahlen für unabhängige Zufallsvariable mit beschränkter Varianz Satz 2.22 Seien X1 , . . . , Xn paarweise unabhängige Zufallsvariable mit gleichem Erwartungswert E (X1 ) = E (X2 ) = . . . = E (Xn ) = µ und beschränkter Varianz für alle Var (Xk ) ≤ M für 1 ≤ k ≤ n. Dann gilt ε > 0: 1 M p (X1 + . . . + Xn ) − µ ≥ ε ≤ 2 . n nε 14 / 19 Relative Häugkeiten versus Wahrscheinlichkeit n-stuges Bernoulli-Experiment mit {A, A} absolute Häugkeit des Eintretens von A: hn (A) = Anzahl der Fälle in denen A eintritt relative Häugkeit des Eintretens von A: rn = hn (A) n n nähert sich die relative Häugkeit rn (A) der Wahrscheinlichkeit p (A) an! Für groÿe 15 / 19 §3 Wichtige Wahrscheinlichkeitsverteilungen §3.1 Die Binomialverteilung 16 / 19 Binomialverteilte Zufallsvariable Denition 3.1. X heiÿt binomial-verteilt mit den n und p, wenn für 0 ≤ k ≤ n gilt Eine diskrete Zufallsvariable Parametern p (X Wir sagen kurz: = k) = X ist n pk (1 − p)n−k =: B (k ). n ,p k B (n, p)- verteilt. n-stuges Bernoulliexperiment mit n Wahrscheinlichkeitsraum Ω = {A, A} . Beispiel: Wir betrachten ein Die Zufallsvariable XA : ist binomialverteilt. Ω → R ω 7→ Anzahl der A in ω, 17 / 19 Erwartungswert und Varianz einer binomialverteilten Zufallsvariablen Satz 3.4 Ist X B (n , p )−verteilt, so gilt für den Erwartungswert E (X ) = np und für die Varianz Var (X ) = np (1 − p ). Hilfssatz In einem n -stugen Bernoulliexperiment sei p (A) = p . k = 1, . . . , n sei die Zufallsvariable Xi deniert durch Xi (ω) := Für A beim i-ten Versuch eintritt, 1 falls 0 sonst. X = X1 + . . . + Xn die B (n, p)-verteilte Zufallsvariable XA , welche die Anzahl der Versuche angibt, in denen A eintritt. Dann ist 18 / 19 Binomialverteilung (n=50) 19 / 19