Fu nfte Sitzung Logik Logik Innerhalb der Logik wird sich mit der Frage bescha ftigt, inwieweit ein bestimmter Satz durch eine Menge von Sa tzen gestutzt wird, inwieweit z.B. die Konklusion eines Arguments von den Pra missen des Arguments gestutzt wird. 1 Induktive Logik Induktive Logik Macht die Wahrheit der Pra missen die Wahrheit der Konklusion wahrscheinlich bzw. plausibel? induktiv starke A. induktiv schwache A. Vorliegen hoher Vorliegen niedriger Wahrscheinlichkeit Wahrscheinlichkeit Hohe induktive Wahrscheinlichkeit zwischen den Pra missen und der Konklusion eines Arguments liegt vor, wenn die Wahrscheinlichkeit, dass die Konklusion wahr ist, hoch ist, falls die Pra missen wahr sind. Beispiele: 99% aller Studienanfa nger im Philosophiestudium werden spa ter keine Stelle an einer Universita t bekommen. Ihr Banknachbar ist ein Studienanfa nger im Philosophiestudium. Ihr Banknachbar wird spa ter keine Stelle an einer Universita t bekommen. 2 Deduktive Logik Deduktive Logik Garantiert die Wahrheit der Pra missen die Wahrheit der Konklusion? gu ltige A. ungu ltige A. Vorliegen logischer Kein Vorliegen Folgerung logischer Folgerung Logische Folgerung zwischen Pra missen und Konklusion eines Arguments liegt dann vor, wenn unter Voraussetzung der Wahrheit der Pra missen die Konklusion wahr sein muss. Beispiele: Beispiele: Wenn es regnet, dann wird die Straöen nass. Es regnet. Die Straöe wird naö. Alle Philosophen sind langweilig, und Sokrates ist ein Philosoph. Sokrates ist langweilig. 3 Logische Folgerung Logische Folgerung Bei einem Argument liegt logische Folgerung vor, wenn fur alle Einsetzungen in seine Argumentform gilt: Falls die Einsetzungsresultate in die Formen der Pra missen wahr sind, dann ist auch das Einsetzungsresultat in die Form der Konklusion wahr. Argumentform Wenn es regnet, dann wird die Straöe nass. Es regnet. Die Straöe wird naö. Argumentform: Wenn ---, dann +++ --+++ 4 · Aussageoperatoren - nicht - und, oder - wenn ... dann · Aussagen ß Aussagenlogik Ý Wahrheitsfunktionalita tsprinzip (Kontextinvarianzprinzip) Alle Philosophen sind langweilig, und Sokrates ist ein Philosoph. Sokrates ist langweilig. Argumentform Alle ... sind +++, und *** ist ... *** ist +++ 5 · Aussageoperatoren · Pra dikat-/Relationsausdrucke · Eigennamen/ Kennzeichnungen · Quantita tszeichen ß Pra dikatenlogik Ý Wahrheitsfunktionalita tsprinzip Extensionalita tsprinzip (Kontextinvarinazprinzip) ö7 Logische Worter I: Wahrheitsfunktionale Satzoperatoren Wie konnen mit Hilfe des Wahrheitsfunktionalita tsprinzip Klassen gultiger Argumentformen konstruiert und Folgerungsbeziehungen in der naturlichen Sprache festgelegt werden? 1. Schritt: Es wird in abstrakter Weise gezeigt, wie mit Wahrheitsfunktionen Folgerungsbeziehungen festgelegt werden konnen. 2. Schritt: Die abstrakten U berlegungen aus dem 1. Schritt werden auf Folgerungsbeziehungen in der naturlichen Sprache angewendet. 3. Schritt: Es wird eine Schreibweise entwickelt, die es erlaubt, durch Wahrheitsfunktionen festgelegte Folgerungsbeziehungen zu beschreiben. 6 1. Schritt 1. Schritt 1.1 Wahrheitsfunktionalitatsprinzip: Der Wahrheitswert eines Satzes ha ngt in funktionaler Weise von den Wahrheitswerten seiner Teilsa tze ab. Betrachten wir hierzu: (a) zwei Sa tze, S und S‘, die mittels eines Satzoperators zu einem ganzen Satz zusammengefugt werden konnen. (b) die Wahrheitswerte von S und S‘, und (c) den Wahrheitswert des zusammengefugten Satzes. [Figur 1] Kombinationen zweier Wahrheitswerte werden also genau ein Wahrheitswert zugewiesen. Mit Hilfe der mengentheoretischen Ausdrucksweise la sst sich dann eine zweistellige Wahrheitsfunktion f auf folgende Weise beschreiben: f ist eine Funktion vom kartesischen Produkt der Menge der Wahrheitswerte in die Menge der Wahrheitswerte. Wir sagen: f ist eine (zweistellige) Wahrheitsfunktion. In Symbolen drucken wir dies folgenderweise aus: f: {W, F} X {W, F} ® {W, F} 7 Betrachten wir als Beispiel die Funktion f 8 Wahrheitswertmenge: {W, F} {W, F} X {W, F}: {<W,W>, <W,F>, <F,W>, <F,F>} f8: {<<W,W>,W>, <<W,F>,F>, <<F,W>,W>, <<F,F>,W>} Es gibt auch einstellige Wahrheitsfunktionen, und zwar genau vier, wie aus Figur 2 hervorgeht: [Figur 2] 8 Einem Wahrheitswert wird hier also genau ein Wahrheitswert zugewiesen. Mit Hilfe der mengentheoretischen Ausdrucksweise la sst sich eine einstellige Wahrheitsfunktion g auf folgende Weise beschreiben: g ist eine Funktion von der Menge der Wahrheitswerte in die Menge der Wahrheitswerte. In Symbolen drucken wir dies folgenderweise aus: g: {W, F} ® {W, F} Betrachten wir als Beispiel die Funktion g 2 g2: {<W, F>, <F, W>} 9 1.2 Konstruktion gu ltiger Argumentformen Beispiel 1: Betrachten wir die vierte Funktion aus Figur 1, f 4. Fur die durch sie geregelte Satzverbindung gilt: Nur wenn beide Teilsatze wahr sind, dann ist auch ihre Verbindung wahr. Ein Ausdruck der naturlichen Sprache, der eine Wahrheitsfunktion ausdruckt, werde durch "a(fi)" (1 £ i £ 16) bezeichnet. Um also etwa f4 auszudrucken schreiben wir: "a(f4)". Die Abha ngigkeit, die zwischen den einzelnen Sa tzen besteht, la sst sich dann folgendermaöen darstellen: Wenn ----- wahr ist, und ==== ist wahr, dann ist ----- a(f4) ==== wahr. 10 vereinfacht: ----=== Also ---- a(f4) ==== Falls zwei Sa tze wahr sind, dann ist auch der mittels dieser beiden Sa tze und a(f4) gebildete Satz wahr. Konstruktion gu ltiger Argumentformen - Beispiel 2: Betrachten wir die Funktion f 2. Fur die durch diese Funktion geregelte Verbindung gilt: Eine Verbindung zweier Teilsa tze ist wahr, wenn beide Teilsa tze wahr sind, wenn allein der erste Teilsatz wahr ist, oder allein der zweite. Wenn beide Teilsa tze falsch sind, dann ist die Satzverbindung falsch. 11 Fur die durch f2 geregelte Satzverbindung gilt also: Wenn ein Satz wahr ist, dann ist jede Satzverbindung wahr, die dadurch entsteht, dass ich mit dem zuerst gewa hlten einen beliebigen Satz verbinde. Wenn ==== wahr ist, dann ist ==== a(f2) ----- wahr. vereinfacht: ==== Also: ==== a(f2) ----. 12 In den beschriebenen Beispielen erzwingt die Wahrheit der Pra missen also die Wahrheit der Konklusion. Dieser Zwang kommt hier dadurch zustande, dass die Zuordnung von Wahrheitswerten zu Teilaussagen von Aussagen des Arguments dergestalt ist, dass falls die Pra missen wahr sind, sich aufgrund wahrheitsfunktionaler Abha ngigkeiten die Konklusion als wahr ergibt. Die hier betrachteten Folgerungen sind durch die Funktionen festgelegt, die die Abha ngigkeit des Wahrheitswertes eines Satzes von den Wahrheitswerten seiner Teilsa tze regeln. 13 2. Schritt: Bislang haben wir mogliche Wahrheitswertabha ngigkeiten auf rein abstrakte Weise betrachtet. Solche Wahrheitswertabha ngigkeiten konnten nun auch in der naturlichen Sprache vorliegen, falls es in ihr Ausdrucke fur die verschiedenen Wahrheitsfunktionen gibt. 2.1 Funktionen mit eigenen Wortern in der deutschen Sprache Es gibt Worter der deutschen Sprache, die zumindest in ihrer gebra uchlichsten Verwendung eine auf diese Weise angebbare Wahrheitswertfunktion zur Bedeutung haben. 14 Betrachten wir die Funktion f 4: S S„ f4 W W W W F F F W F F F F Betrachten wir das Wort "und": Klaus kommt. W Gabi kommt. W und W F F F W F F F F W 15 Betrachten wir die Funktion f 2: S S„ f2 W W W W F W F W W F F F Betrachten wir das Wort "oder": Klaus kommt W Gabi kommt W oder W F W F W W F F F W 16 Betrachten wir die Funktion f 8: S S„ f8 W W W W F F F W W F F W Betrachten wir den Ausdruck "Wenn-dann": Klaus kommt W Gabi kommt W Wenndann W W F F F W W F F W 17 Betrachten wir die Funktion g 2: S g2 W F F W Betrachten wir den Ausdruck "Es ist nicht der Fall, dass": Klaus kommt W Es ist nicht der Fall, dass F F W 18 Betrachten wir die Funktion g 3: S g3 W W F F Betrachten wir den Audruck "es ist der Fall, dass": Klaus kommt W Es ist der Fall, dass W F F 19 2.2 Funktionen mit keinen eigenen Wortern in der deutschen Sprache Fur viele der anderen Funktionen aus Figur 1 gibt es keine eigenen Worter in der deutschen Sprache. Sie konnen aber mittels der in der Sprache tatsa chlich verwendeten Ausdrucke in unterschiedlich komplexer Weise umschrieben werden. Methode: Suche alle Wahrheitswertkombinationen, denen die Funktion den Wert W zuweist, und schreibe fur jede dieser Kombinationen: (--- und ===) (--- und nicht ===) (nicht --- und ===) (nicht --- und nicht ===) wenn Kombination <W, W> wenn Kombination <W, F> wenn Kombination <F, W> wenn Kombination <F, F> Anschlieöend verbinde alle Kombinationen mit “ oder 20 Beispiel f5: “ (--- und ===) oder (nicht ---- und ===) Sollten alle zugewiesenen Werte F sein, schreibe: "(--- und nicht ---) und (+++ und nicht +++)". 3. Schritt Wir wollen nunmehr eine Schreibweise entwickeln, mit welcher sich durch Wahrheitsfunktionen festgelegte Folgerungszusammenha nge beschreiben lassen. 21 Betrachten wir folgende Argumente: Die Synoptiker sind als authentische Quelle zu betrachten, oder das Johannesevangelium ist als authentische Quelle zu betrachten. Das Johannesevangelium ist aber nicht als authentische Quelle zu betrachten. Die Synoptiker sind als authentische Quelle zu betrachten. Argumentform: ==== oder ---nicht ---==== 22 Wenn die Einheit Deutschlands zustande kommt, dann werden die Steuern steigen, und innerhalb des Gebiets der fruheren DDR wird eine hohe Arbeitslosigkeit herrschen. Die Einheit Deutschlands kommt zustande. Es wird innerhalb des Gebiets der fruheren DDR eine hohe Arbeitslosigkeit herrschen. Wenn ----, dann === und +++ ---++++ Anstatt die Leerstellen in der bisher gewohnten Weise unterschiedlich zu markieren, ist es kurzer und ubersichtlicher, fur sie einfach Buchstaben mit Indizes zu nehmen: p1, p2, p3, ..., pn, ... Es sind Buchstaben, die wir an Stelle von solchen Leerstellen verwenden, an denen Sa tze stehen konnen. 23 p1 oder p2 nicht p2 p1 Wenn p1, dann (p2 und p3) p1 p3 In der ersten Zeile wurden Klammern eingefugt, um anzuzeigen, wie die Verbindung zu lesen ist: nicht als (wenn p1, dann p2) und p3 sondern als wenn p1, dann (p2 und p3) 24 In den Argumentformen der hier untersuchten Argumente bleiben einige Ausdrucke der naturlichen Sprache als Konstanten zuruck: die Satzoperatoren “ wenn-dann , “ oder , “ und , “ nicht , die Funktionen aus den Tabellen von Figur 1 bzw. Figur 2 ausdrucken. fur “ wenn p1, dann p2 schreiben wir: fur “ p1 oder p2 : fur “ p1 und p2 : fur “ nicht p1 : “ p1 ® p2 “ p1 Ú p2 “ p1 & p2 “ Øp1 "p1 ® p2": Konditional, Subjunktion, materiale Implikation "®": wenn-dann-Zeichen "p1": Antezedens, Vorderglied "p2": Konsequens, Hinterglied 25 "p1 Ú p2": Alternation, Disjunktion, Adjunktion "Ú": oder-Zeichen, Disjunktionszeichen "p1": linkes Disjunkt, l. Disjunktionsglied, Alternationsglied "p2": rechtes Disjunkt, ... "p1 & p2": "&": "p1": "p2": Konjunktion und-Zeichen, Konjunktionszeichen linkes Konjunkt, l. Konjunktionsglied, rechtes Konjunkt, ... 26 "Øp1": "Ø": "p1": Negation Non, Negationszeichen Negat Fassen wir zusammen welches Zeicheninventar wir gewonnen haben: (1) Die logischen Zeichen: "®", "Ú", "Ø", "&" (2) Die Satzbuchstaben: "p1", "p2", ..., "pn" ... (3) Die Klammern als Gliederungszeichen "(", ")". Dies ist das Vokabular des ersten hier zu betrachtenden Systems logischer Formen, des Systems der Aussagenlogik. 27