Verwalten und Bereitstellen von Marketing-Materialien in

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Publisher 2 · 2012
Cloud
Publishing
Marketing/Brand Management
Verwalten und Bereitstellen von
Marketing-Materialien in der Cloud
Quark stellt im 30sten Jahre seines Bestehens ein beeindruckendes, neues Produkt vor
und setzt dabei wie Mitbewerber Adobe auf die Cloud.
n JÜRGEN FRANCK Der Kampf um
die Vorherrschaft im Publishing, um
einen Spitzenplatz bei den so genannten Cloud-Lösungen (siehe Tabelle) ist
eröffnet: Noch bevor Adobe in absehbarer Zeit sein vollständiges, als Adobe
Creative Cloud bezeichnetes Konzept
im Rahmen der Creative Suite 6 auf
den Markt bringt, ist Konkurrent Quark
vorgeprescht und hat Mitte Februar mit
dem Quark Brand Manager eine Cloudbasierende Lösung vorgestellt.
Die Softwareschmiede, die vor 30
Jahren mit dem Layoutklassiker Quark­
XPress die Druckvorstufe geprägt und
nachhaltig verändert hat, zielt dabei
jedoch nicht (direkt) auf den LayoutPlatzhirsch InDesign, sondern bemüht
sich strategisch geschickt um einen
Punktsieg auf einem bisherigen Nebenschauplatz.
Marketingmaterialien «on demand»
Beim von Quark fokussierten Bereich
Brand Management handelt es sich,
schlägt man zum Beispiel bei Wikipedia nach, um die «ganzheitliche
Führung von Marken und Markenunternehmen». Nun, der Quark Brand
Manager kann dies nicht umfassend
leisten; was die Software jedoch sehr
gut kann, ist, die Brücke vom Brand
Management in die Produktion von
markenunterstützenden Werbemitteln zu schlagen. Im Fokus von Quark
stehen daher weniger die Druckereien als die Industrie­unter­nehmen;
weniger die Werber und Polygrafen
als vielmehr die Marketer und Brand
Manager in mittleren bis grösseren
Unternehmen beziehungsweise Vertriebs- und Marketingteams. Die auch
als die Brand Owner bezeichnete Zielgruppe erhält mit dem Quark Brand
Manager ein einfach zu bedienendes
Werkzeug, um primär Kommunikationsmittel (Prospekte, Flyer, Broschüren, individualisierte Produkte usw.)
Zum Autor
Der gelernte Schrifsetzter
Jürgen Franck verfolgt seit
vielen Jahren und mit sehr
grossem Interesse die Entwicklungen rund um das «Digital
Publishing». Der Autor ist
hauptberuflich als Lehrperson an der Berufsschule für Gestaltung Zürich in der Grundund Weiter­bildung tätig.
Drucksachenproduktion und -organisation in und mithilfe der Cloud: Der Quark Brand Manager soll Marketing/Brand Management und
Drucksachenproduktion näher zusammenbringen.
zu erstellen, zu adaptieren und zu verwalten. Und da die gedruckte Kommunikation nach wie vor den Löwenanteil
der Markenkommunikation ausmacht,
ist der Ansatz von Quark, sich hier zu
positionieren, durchaus sinnvoll oder
nachvollziehbar.
Konzeptionelle Ähnlichkeiten
mit einem Redaktionssystem
Welche Gründe sollen nun die Markenverantwortlichen dazu veranlassen,
eine solche Lösung ins Auge zu fassen?
Will man diese komplexe Frage auf
den Punkt bringen, dann wären hier
Markenunterstützung via Cloud
Quarks Cloud-basierende Lösung
ermöglicht es den Marketingverantwortlichen und den Brand Managern,
das Marketingmaterial mit einem
einheitlichen Branding zu erstellen,
regional anzupassen oder zu individualisieren und zu veröffentlichen.
Vor allem international tätige Firmen,
die ihre Niederlassungen auf mehrere
Standorte verteilt haben, profitieren
vom dezentralen Ansatz der Cloud und
vielleicht auch vom integrierten Sicherheitskonzept von Cloud-Lösungen.
Die wichtigsten Begriffe rund um die Cloud
wohl zuerst Kosteneinsparungen zu
nennen. Es sind, etwas weiter gefasst,
die gleichen Gründe, die Verlage zu
Redaktionssystemen greifen lassen:
Kontrolle über die Produktionsabläufe,
Einsicht in die Produktionsfortschritte,
Freigaben von Dokumenten, Versio-
Definition
Cloud Computing
mehrere Computer werden von einem Anbieter (Hoster) zu einer
virtuellen «Rechnerwolke», einem verteilten Rechnerverbund,
­zusammengefasst.
Cloud Services
nutzen eine Cloud-Computing-Lösung, um bestimmte Dienst­
leistungen (Services) anzubieten;
möglich sind die Anmietung von Anwendungen, Datenbanken
oder von Speicherplatz (Dropbox, SugarSync, Wuala).
Nutzung
Cloud-Services können in verschiedenen Modellen gemietet
­werden: auf Stunden-, Tages- oder Monatsbasis sowie auf Basis
fest­gelegter Datenvolumen.
Integrierte
Cloud Services
Google, Microsoft und auch Apple bieten zum Teil kostenfreie
Cloud-Services für Privatanwender an.
Publishing
Cloud
Publisher 2 · 2012
nenkontrolle – und damit letztlich die
Verschlankung der Produktion. Schaut
man sich das Konzept des Quark Brand
Manager genauer an, fallen gewisse
Ähnlichkeiten beim Produktionsablauf mit einem Redaktionssystem auf:
Auch hier werden Vorschauen erzeugt,
werden Status vergeben, spielen
Anwenderrechte eine wichtige Rolle,
können Abläufe organisiert werden …
Mieten statt kaufen: 62 Dollar
pro Anwender und Monat
Die Argumente, die Quark für die Verwendung ihres Produkts in den Vordergrund stellt, sind vollmundig formuliert:
Die Zeit zum Erstellen von Material mit
einheitlichem Branding soll sich um bis
zu 50 Prozent reduzieren, der Zeitaufwand, die externe Teams benötigen, um
Kunden individuell angepasstes Material zu liefern, soll sich gar um bis zu 90
Prozent verringern lassen.
Dass sich Quark diesen Service
bezahlen lässt, liegt auf der Hand.
Etwas mehr als 60 Dollar verlangt
Quark – pro Monat und Anwender
und bei einem Mindestumfang von
40 Anwendern; die genauen Preise
in Schweizerfranken liegen noch nicht
vor. Dafür sind Unternehmen, die
den Quark Brand Manager einsetzen,
immer aktuell mit ihrer Software und
sparen sich vor allem eine eigene, auf
diese anspruchsvollen Bedürfnisse ausgerichtete IT-Infrastruktur.
Individualisieren in der Cloud
Kosteneinsparungen sind nicht die einzigen Vorteile einer Brand Management-Lösung. Nach Einschätzung
von Matthias Gilke, Senior Marketing
Manager bei Quark in Hamburg,
haben Marketer längst die Vorteile
einer dezentralen Produktion für sich
erkannt: «Da Marketingabteilungen
zunehmend die Kontrolle über gesonderte IT-Budgets erhalten, werden
effiziente und kostengünstige globale
Cloud-basierte Lösungen wie unser
Quark Brand Manager zu wichtigen Ressourcen. In Zukunft werden
dadurch die Marketing- und Vertriebs­
teams immer mehr selbst entscheiden,
welche Lösungen sie für eine Prozessoptimierung – in diesem Fall die
Erstellung von Marketingmaterial mit
einheitlichem Branding – einsetzen.»
Ein weiterer Grund, der gemäss Gilke
für den Einsatz einer Brand Management-Lösung spricht, sind sich schnell
Vier Argumente, die für eine Brand
Manag­ement Lösung sprechen:
1. Dezentrale Vertriebs- und Marketingteams, Partner und andere Anwender
erhalten den direkten webbasierten
Zugang zu Druckvorlagen mit einheitlichem Branding.
verändernde Märkte und Regionen:
«Neben einem weltweit einheitlichen
Erscheinungsbild sind die Kommunikationswege sehr oft ein Problem. Freigaben und Versionskontrolle werden zu
zeitkritischen Prozessen. Hier sind Cloudbasierende Lösungen prädestiniert.»
Oberfläche nach eigenem Gusto
Basis eines Quark Brand Manager
Workflows ist ein mit QuarkXPress
erstelltes Layoutdokument, das als
Template dient. Adobe InDesign-Dokumente oder -vorlagen können nach
einer Umwandlung mit der QuarkXPress-Erweiterung ID2Q von Markzware ebenfalls übernommen und
so indirekt in den Produktionsablauf
integriert werden. Diese Vorlage wird
in die teilweise flash-basierende QuarkBrand-Manager-Umgebung übertragen, die ihrerseits Microsoft Azure als
Cloud-Plattform verwendet. Bevor ein
Template den eigentlichen Anwendern
zur Verfügung gestellt wird, kann es
2. Mit der Webschnittstelle kann regional
oder individuell angepasstes Material für
den Druck hergestellt werden, das den
Design- und Branding-Richtlinien sowie
anderen Vorschriften entspricht.
fiken und Farboptionen – lassen sich vom
Marketing oder von externen Agenturen
konfigurieren und steuern.
3. Alle Elemente der Vorlage – vom Layout
bis hin zu bestimmten Schriftarten, Gra­
4. Andere Beteiligte (beispielsweise Markenmanager, Agenturen, Rechts- und Fachexperten) können sich am Korrektur- und
Freigabeprozess beteiligen.
zunächst einen automatisierten Korrektur- und Freigabeprozess durchlaufen.
Mit einem Zusatz-Werzeug gibt der
zuständige Art Director beispielsweise
Anweisungen, was im Template noch
verändert werden soll, bevor es online
geht. Wird das Template freigegeben,
steht es ab diesem Moment für die
Personalisierung und weitere Anpassungen dezentral zur Verfügung.
Die Benutzeroberfläche von Quark
Brand Manager selbst kann noch individualisiert und damit an die Kundenbedürfnisse angepasst werden. Auch sind
Sonderanpassungen wie die Integration
in die kundeneigene Drucklogistik möglich. Wer diese Anpassungen letztlich
umsetzt, ist derzeit aber noch entweder offen oder unklar; für Installation,
Verkauf und Vertrieb des Quark Brand
Manager ist in der Schweiz derzeit
jedenfalls noch kein Vertriebspartner
bestimmt – die komplette Abwicklung
erfolgt über die Niederlassung von
Quark in Hamburg.
Web-2-Print inklusive
In den USA geht Quark mit ihrem
Brand Manager noch einen Schritt
weiter. Die Anwender können sich
optional die Drucksachen gleich von
Druckereien liefern lassen, die mit
Quark Partnerschaften eingegangen
sind (Quark spricht von einem nationalen Druckereinetzwerk für die Erstellung hochwertiger Druckerzeugnisse
zum niedrigsten möglichen Preis sowie
mit Abholung vor Ort). Ob und wann
Quark auch Partnerschaften mit Druckereien in der Schweiz oder in Europa
anbieten will, bleibt noch offen. Dieses
Web-to-Print-Angebot soll gemäss
Angaben von Quark weiterentwickelt
und ausgebaut werden.
Im Fokus stehen auf der technischen
Seite das dynamische Erstellen von
Inseraten oder das Personalisieren von
Dokumenten für den Digitaldruck.
Geplant ist auch, mit dem Brand Manager zukünftig andere Medienkanäle zu
erschliessen. n
Quark Brand Manager: SaaS auf Azure …
Zentrale Marketingteams können
mit Werkzeugen
wie dem hier abgebildeten Project
Dashboard sämtliche Elemente
der Vorlage bis
hin zu bestimmten Schriftarten
konfigurieren
und steuern.
Was sich kompliziert anhört, ist schnell entschlüsselt. SaaS ist die Abkürzung
für Software as a Service; das heisst nichts anderes, als dass ein Programm/
eine Software bei diesem Modell nicht mehr «klassisch» auf dem Rechner
betrieben wird, sondern dass die Softwarefunktionalität als eine Dienstleistung bereitgestellt wird. Damit aber eine Firma wie Quark einen solchen
­Service betreiben und anbieten kann, ist das entsprechende Gegenstück –
quasi die Serviceplattform – notwendig, die diese Funktionalitäten vorhält.
Und hier kommt der zweite Begriff ins Spiel: Microsoft hat mit Azure bereits
2010 ein Cloud-Betriebssystem entwickelt – das wäre das Gegenstück beziehungsweise die Plattform as a Service – kurz PaaS.
www.quarkbrandmanager.com, www.microsoft.com/de-de/azure
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