Europa uneins über Marketinginvestitionen Europäische Unternehmen verfolgen keine einheitliche Strategie bei der Aufteilung von Marketingbudgets zwischen Kundenbindung und Kundenakquise Pitney Bowes White Paper Einleitung Durch die Multichannel-Kommunikation von heute können Verbraucher so leicht wie noch nie zwischen verschiedenen Anbietern wechseln. Sie sind sich durchaus bewusst, dass sich das Machtverhältnis am Markt zu ihren Gunsten verschoben hat. Anbieter wiederum sind sich darüber im Klaren, dass mangelhafter Service bzw. ein als solcher empfundener mit einem Wechsel abgestraft werden kann. Viele Branchen sehen sich inzwischen mit einem erschreckend hohen Kundenverlust konfrontiert und verwenden viele Ressourcen darauf, ihre Kunden zu binden. Eine gängige Wirtschaftstheorie besagt, dass es zehn Mal mehr kostet, einen neuen Kunden zu gewinnen, als einen bestehenden zu halten. Wie aber sieht heute die Balance im Marketing aus? Kein Unternehmen kann seinen Erfolg ausschließlich auf die Bindung von Kunden gründen. Kundenakquise hingegen ist ein beachtlicher Kostenfaktor, gerade wenn Kunden weiterhin massenhaft abwandern. Der vorliegende Report von Pitney Bowes zeigt die unterschiedlichen Budgetaufwendungen in Deutschland, Frankreich und Großbritannien, mit denen die Balance zwischen den Marketingaktivitäten zur Kundenbindung und Kundenakquise gefunden werden kann. Er ermöglicht einen Vergleich der Marketingstrategien und -aktivitäten, mit denen die drei Märkte der globalen Rezession begegnet sind. Die Umfrage unter deutschen, französischen und britischen Verbrauchern zeichnet hierzu ein aktuelles Bild und untersucht, wie viel Direktwerbung aus bereits existierenden Kundenbeziehungen herrührt. Die Ergebnisse verdeutlichen, wen Marketiers in turbulenten Zeiten im Fokus haben, und geben einen Maßstab für die Entwicklung entsprechender Strategien. Page 2 Da Analysten Unternehmen für gewöhnlich empfehlen, ihren Weg aus einer Wirtschaftskrise über das Marketing zu finden, gibt dieser Report einen Einblick in die verschiedenen Herangehensweisen der wichtigsten europäischen Märkte. Die Aktivitäten von Kollegen lassen in ihrer Gesamtheit generelle Marketingtrends erkennen und unterstützen Marktstrategen dabei, sich profitabel von der Norm zu differenzieren. Der vorliegende Bericht von Pitney Bowes deckt diese Trends auf. Zentrale Ergebnisse • In Deutschland, Frankreich und Großbritannien wird durchschnittlich mehr Budget auf die Kundenakquise (52 Prozent) als auf die Kundenbindung (48 Prozent) verwendet. •Jedoch unterscheiden sich die Ansichten der einzelnen Länder, was die Marketingaktivitäten in Zeiten des Abschwungs betrifft: Pitney Bowes White Paper • In Großbritannien entfallen 46 Prozent des Marketingbudgets auf die Kundenbindung und 54 Prozent auf die Kundenakquise. • In Frankreich werden 38 Prozent für die Kundenbindung und 62 Prozent für die Kundenakquise veranschlagt. • In Deutschland werden 59 Prozent für die Kundenbindung und 41 Prozent für die Kundenakquise ausgegeben. • Vergleicht man diese Angaben mit denen von vor drei Jahren, wird deutlich, dass es bei den Marketingaktivitäten in Großbritannien einen Strategiewechsel von der Kundenbindung hin zur Kundenakquise gegeben hat. Marketing in Zeiten der Rezession In vielen Unternehmen ist die Versuchung groß, wirtschaftlich turbulente Zeiten auszusitzen, Kürzungen vorzunehmen und darauf zu hoffen, in Zeiten des Aufschwungs die richtige Welle zu erwischen. Gerade Marketingstrategien stehen auf dem Prüfstand, wenn es darum geht, Kosten zu senken. Defensivere Strategien sind verständlich. Aber sind sie der richtige Weg? Blickt man auf die Erfolgsstrategien von Unternehmen, die bereits frühere Wirtschaftskrisen überstanden haben, wird klar, dass dies nicht unbedingt stimmen muss. Tatsächlich gehen gerade diejenigen Unternehmen, die ihr Marketing weiter vorantreiben und in die Kommunikation mit bestehenden und potenziellen Kunden investieren, gestärkt aus einer Krise hervor. Die Herausforderung in einem wirtschaftlichen Abschwung ist es, die Marketingaktivitäten auf kosteneffektive aber ergebnisorientierte Weise aufrecht zu erhalten und dabei nicht nur auf kurzfristige Stabilität zu setzen, sondern ein langfristiges positives Wachstum zu verfolgen. Eine Analyse der Inhalte des PIMS-Konzepts (Profit Impact of Marketing Strategies), die 2008 auf einer Konferenz des Institute of Practitioners in Advertising vorgestellt wurde, belegt, dass Direktmarketing auch während einer Rezession fortgeführt werden sollte. Die Studie verglich Unternehmen, die in früheren Rezessionen ihre Ausgaben im Direktmarketing reduziert, gehalten oder gesteigert haben. Die in dieser Studie verwendeten Kennzahlen beinhalteten: Page 3 • Return on Capital Employed (ROCE) während der Rezession • ROCE während der ersten zwei Jahre der Markterholung • Änderung des Marktanteils im gleichen Zeitraum Die Analyse zeigt, dass Unternehmen mit Kürzungen im Marketingbudget einen höheren ROCE während der Rezession, jedoch einen geringeren in der Phase der Markterholung hatten. Analog dazu hatten Unternehmen mit erhöhten Marketingausgaben einen deutlich höheren ROCE während der Erholungsphase und konnten ihren Marktanteil um durchschnittlich 1,3 Prozent steigern. Es gibt demzufolge eine klare Aussage zugunsten des Direktmarketings. Dies sollte Unternehmen dazu ermutigen, in unsicheren Zeiten am Markt aggressiver vorzugehen. Die Aussicht auf einen höheren Marktanteil sollte Anreiz genug bieten. Bevor jedoch damit begonnen wird, eine Phase nachhaltiger Werbung einzuläuten, müssen Unternehmen sicherstellen, dass sie Mittel sowohl für die Kundenbindung als auch die Kundenakquise bereitstellen und dass sie die relevanten Daten zur bestmöglichen Zeit kommunizieren. Studien haben immer wieder ergeben, dass relevante Daten zu höheren Responsequoten führen, wenn sie zum richtigen Zeitpunkt kommuniziert werden. Eine CDMS-Studie von 2008 fand heraus, dass eine Kampagne mit Empfängern, die sich in einer Kauferwägungsphase befinden, 17 Prozent mehr Kaufwillige findet. Eine Personalisierung des Mailings bewirkte, dass 14 Prozent mehr Empfänger das Produkt kauften. Eine andere Umfrage, die 2008 von CCB fastMAP unter britischen Konsumenten durchgeführt wurde, ergab, dass 51 Prozent der Befragten die Personalisierung von Werbung als deutliches Zeichen für ihre Relevanz ansehen. Aufteilen des Budgets Es hat sich gezeigt, dass Analysten ein zeitlich angemessenes und relevantes Marketing während einer Rezession befürworten. Es gibt jedoch keine Angaben darüber, wie das entsprechende Marketingbudget aufzuteilen ist. Bei branchenübergreifend wachsendem Kundenverlust während einer Rezession gewinnt das Gewinnen von Neukunden immer größere Bedeutung. In dieser Situation ist es jedoch nach Pitney Bowes White Paper wie vor sehr wichtig, dem bereits existierenden Kundenkreis einen intelligenten und konsistenten Service bereitzustellen, denn verlorene Kunden zu ersetzen kann erhebliche Kosten verursachen. Die Umfrage von Pitney Bowes ergab, dass 48 Prozent der Direktwerbung an europäische Verbraucher von Unternehmen verschickt werden, die bereits eine bestehende Kundenbeziehung mit diesen haben. Dieses beinahe ausgeglichene Verhältnis gegenüber der Akquise von Neukunden verdeutlicht das Engagement von Unternehmen, ein gesundes Gleichgewicht zwischen der Neukundengewinnung und der Kundenbindung herzustellen. Interessant jedoch ist, dass Marketiers in Deutschland, Frankreich und Großbritannien gänzlich unterschiedliche Wege bei der Aufteilung ihrer Budgets zu gehen scheinen. Großbritannien Die Umfrage von Pitney Bowes ergab, dass britische Unternehmen 46 Prozent ihrer Marketingbudgets für bereits existierende Kunden verwenden. Diese Tatsache zeigt eine signifikante Veränderung zur vorherigen Umfrage von 2006, als Marketiers noch angaben, 53 Prozent des Budgets für diesen Zweck auszugeben. Der neue Fokus auf Neukunden deutet darauf hin, dass britische Unternehmen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die Gewinnung von Neukunden forcieren, ohne dabei jedoch die Bindung ihrer bestehenden Kunden außer Acht zu lassen. Darüber hinaus werden sich britische Unternehmen zunehmend der Tatsache bewusst, dass der Unterschied zwischen digitalem Marketing und eher traditionellen Methoden wie Direktmarketing keine Rolle spielt. Die Studie von Pitney Bowes zeigt, dass fast zwei Drittel (62 Prozent) der europäischen Verbraucher personalisierte Direktwerbung und Dialogmarketing für die wirkungsvollste Werbetechnik halten, um sich zu einem ersten Besuch einer Unternehmenswebsite bewegen zu lassen und einen Kauf* ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Die Favorisierung von Marketing während einer Rezession in Großbritannien geht einher mit Studien, welche die greifbaren Page 4 materiellen Vorteile der Kundenakquise belegen. Nach einer Schätzung des britischen Unternehmens Royal Mail aus dem letzten Jahr generieren Werbesendungen an Kunden jedes Jahr mehr als 25 Milliarden Pfund Umsatz. Jedes ausgegebene Pfund für Direktwerbung bringt Umsätze in Höhe von 14 Pfund. Britische Unternehmen verwenden nach wie vor einen beachtlichen Teil des Marketing-Budgets (46 Prozent) auf die Kundenbindung. Durch die permanente Datenaktualisierung und das Kommunizieren relevanter, personalisierter und zeitlich abgestimmter Angebote können Unternehmen ihren Kunden zeigen, dass sie daran interessiert sind, die Geschäftsbeziehung aufrechtzuerhalten. Darüber hinaus sind sie in der Lage, anhand existierender Kundendaten Trends auszumachen und zukünftige Kampagnen zu entwerfen. Frankreich Die Umfrage von Pitney Bowes ergab, dass französische Unternehmen bei der Aufteilung ihrer Marketingausgaben einen völlig anderen Ansatz verfolgen: Lediglich 38 Prozent der Direktwerbung an Verbraucher gehen auf bereits existierende Geschäftsbeziehungen zurück. Dieser Wert stellt diesbezüglich den niedrigsten Anteil unter den untersuchten Ländern dar. Mit 62 Prozent an Marketingausgaben für die Kundenakquise haben die französischen Unternehmen zum Ausdruck gebracht, dass sie nicht gewillt sind, ihre Marktanteile vor, während und nach einer Rezession aufs Spiel zu setzen. Das Engagement französischer Unternehmen in puncto Kundenakquise gründet wohl (zum Teil) auf der Tatsache, dass sie weniger restriktiven Datenschutzgesetzen ausgesetzt sind. Frankreich unterzeichnete als letztes Land der EU die Europäische Datenschutzrichtlinie (durch Frankreich im Jahr 2004 ratifiziert). Die Einschränkungen in Bezug auf das E-Marketing sind hier ebenfalls weniger streng: Während andere europäische Nationen die Einwilligung des Kunden zum E-Mail-Marketing vorschreiben, können laut Linklaters französische Unternehmen E-Mails auch Einverständnis der Kunden verschicken. Darüber hinaus werden in Frankreich hohe Summen für Werbepost mit oder ohne Adressaten ausgegeben. Diese Werbeaktivitäten sind nach französischem Datenschutzgesetz Pitney Bowes White Paper nicht verboten. Einer Studie von Marketing & Direct zufolge gaben im Jahr 2008 französische Unternehmen 9,6 Milliarden Euro für Direktmarketing aus, wovon allein 23 Prozent auf Werbepost ohne Adressaten entfielen. Deutschland Angesichts der globalen Wirtschaftskrise verfolgt Deutschland einen komplett anderen Ansatz in puncto Marketing. Ganze 59 Prozent beträgt der Anteil an Werbesendungen an bereits existierende Kunden. Dies ist der höchste Anteil an Ausgaben für die Kundenbindung unter den untersuchten Ländern. Der starke Fokus deutscher Unternehmen, ihre bereits existierenden Kunden durch Marketingaktivitäten zu binden, könnte auf die gesetzlichen Einschränkungen für das Versenden von Werbepost zurückzuführen sein. Im September letzten Jahres verabschiedete der Deutsche Bundestag eine Neugestaltung des Bundesdatenschutzgesetzes, nach dem Unternehmen das Einverständnis von Kunden einholen müssen, bevor sie deren Adressdaten verwenden. Eine Ausnahme bilden jedoch Geschäftsverhältnisse zwischen Kunden und Unternehmen, die bereits vorher Bestand hatten. Dadurch konzentrieren deutsche Unternehmen ihre Marketingbudgets auf Aktivitäten, die der Datenschutzgesetzgebung nicht zuwider laufen. Die Kaltakquise ist dem Gesetz nach auch weiterhin erlaubt, jedoch nur, wenn die Werbesendung eindeutig klar macht, woher die Daten des Kunden stammen. Obwohl die Unternehmen dem Gesetz durch Hinzufügen zusätzlicher Informationen auf Postsendung und Umschlägen Folge leisten können, bedeutet dies zusätzliche Kosten für jede Werbesendung. Durch diese zusätzlichen Kosten und die hohen Strafen bei Nichteinhaltung des Gesetzes (bis zu 300.000 Euro) ist es nur allzu verständlich, wenn Unternehmen einen eher geringen Teil ihres Marketingbudgets für die Kaltakquise verwenden. Dies bedeutet jedoch nicht, dass deutsche Firmen keine neuen Kunden suchen. Einer weltweiten IBM-Studie zufolge ist die Kundengewinnung eine der wichtigsten Herausforderungen deutscher Unternehmen. Dies bedeutet, dass die Marketiers Wege finden, die Gesetze einzuhalten und trotzdem ein respektables Niveau in puncto Kundenakquise zu erreichen. Anteil des Marketingbudgets für Bestandskunden 70 60 59% 50 40 48% 46% 38% 30 20 10 0 Page 5 Großbritannien Frankreich Deutschland Gesamt Pitney Bowes White Paper Methoden 3000 Verbraucher aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien nahmen zwischen April und September 2009 an der Online-Umfrage teil. Diese Befragung ist bezüglich Alter, Geschlecht, Region und sozialem Status repräsentativ. Zusammenfassung Trotz erster Anzeichen einer Erholung des Wirtschaftsklimas werden Budgetausgaben vorab immer noch eingehend geprüft. Was das Marketing betrifft, sollte das Credo für Zeiten des Abschwungs „mit Marketing durchkommen” lauten, anstatt den Fuß vom Gas zu nehmen. Was den Unternehmen jedoch nicht gesagt wird, ist, wie ein solcher Marketingkurs am besten aussehen sollte. Die gleiche Umfrage wurde in Großbritannien vor drei Jahren durchgeführt, und ein Vergleich beider Studien zeigt, dass eine leichte Verschiebung vom Fokus auf Kundenbindung hin zur Kundenakquise stattgefunden hat. Dennoch sind sich Marketiers nach wie vor relativ uneins darüber, welcher dieser beiden Marketingaspekte mit der größeren Budgetierung versehen werden soll. Natürlich gibt es auf diese Frage keine richtige oder falsche Antwort, wie sich aus den unterschiedlichen Herangehensweisen ableiten lässt. Ein interessanter Bezug zeichnet sich zwischen der Strenge der Datenschutzgesetze und der Intensität der Aktivitäten für die Kundenakquise ab. Wo auch immer die Budgets hingehen, manche Regeln bleiben. Der Verbraucher von heute sieht sich jeden Tag ca. 3000 Mitteilungen ausgesetzt. Diese Mitteilungen werden über eine Vielzahl von Kanälen kommuniziert: von den eher traditionellen bis hin zu ungewöhnlichen Medien wie Werbung auf Kaffeebechern oder am Bildschirm eines Bankautomaten. Um in dieser Welt der Massenmitteilungen überhaupt wahrgenommen zu werden, müssen Marketiers auf Genauigkeit, Relevanz und Verbraucherakzeptanz der kommunizierten Mitteilung achten. Sind diese Bedingungen erfüllt, hat die marktbezogene Kommunikation sowohl bei Neu- als auch Bestandskunden gute Chancen. Pitney Bowes Deutschland GmbH Tiergartenstraße 7 64646 Heppenheim T: +49 (0) 6252 708-124 F: +49 (0) 6252 708-318 Pitney Bowes ist ein Technologieführer im Bereich Post- und Dokumentenbearbeitung mit einem Jahresumsatz von rund 5,6 Milliarden US-Dollar. Seine Produkte, Services und Lösungen schaffen Werte im Mailstream und darüber hinaus. Die 33.000 Mitarbeiter des 1920 gegründeten Unternehmens liefern Technologie, Service und Innovationen an mehr als zwei Millionen Kunden weltweit. www.pitneybowes.de Weitere Informationen: www.pitneybowes.de Seit 1961 ist die Pitney Bowes Deutschland GmbH auf dem deutschen Markt tätig und hat seither auch hier ihre Marktposition ständig ausbauen können. Die Deutschlandzentrale von Pitney Bowes hat ihren Sitz in Heppenheim (Hessen). Niederlassungen in Hamburg, Berlin, Hannover, Leipzig, Dresden, Bielefeld, Neuss, Köln, Stuttgart und München sorgen für ein flächendeckendes Vertriebs- und Servicenetz. Aus Heppenheim werden auch die Aktivitäten in Österreich und in der Schweiz gesteuert. 9831 (04/10) Der vorliegende Report von Pitney Bowes analysiert das aktuelle Wirtschaftsdenken in den größten europäischen Wirtschaftsnationen unter dem Einfluss eines schwierigen Wirtschaftsklimas.