Bewegung als Medikament bei Demenz?!

Werbung
Körperliches Training ist
eine Therapie , wirkt wie ein “Medikament “
• Indikation: Prävention, alle chronischen Erkrankungen,
Rehabilitation
• Dosierung: Individuell: Frequenz, Intensität), Dauer, Art (FIDA !)
•
Progression, Umfang
• Dosis-Wirkungsbeziehung: vorhanden, aber nicht-linear
• Somatische Wirkungen: vielfältig, Herz, Kreislauf, endotheliale
Funktion, Muskel, Lunge, Stoffwechsel; molekulare Wirkungen
• Psychoaktive Wirkung: Depression, „fatigue“-Syndrom, Demenz
• Nebenwirkungen: kardialer Zwischenfall >>> Vorsorgeuntersuchung, Verletzungen von Knochen, Bänder, Gelenke
• Kontraindikationen: Akute schweren Erkrankungen, z.B. hohes
Fieber
Düsseldorf, 24.09.2014
Bewegung als Medikament bei Demenz ? !
H.Löllgen, Remscheid
[email protected]
Gegr.1912
Einige Titel
Berg.Morgenpost, 15.9.14
Morris et al., 2014)
JEPLMC,2014*
Die wirklich guten Gedanken kommen beim Spazierengehen
(F.Nietzsche, Philosoph,1889)
I thought of that during bicycling“
(Einstein, A., Physiker)
Gute Einfälle kommen beim Joggen
(H.Löllgen, Arzt)
*J.Exp.Psychol.Learning,Memory,Cognition, 2014
Körperliche Aktivität und Demenz
Deutschland hat 80 Mill. Einwohner, davon 1.3 Mill.
Demenzkranke, bis 2050 ca. 2.6 Mill.
1 Jahr später = 250.000 weniger Kranke.
Verschiebung um 1 Jahr : Einsparung von 6.25 Mrd.€,
um 5 Jahre ca. 31.25 Mrd.€ (Spitzer, FAZ 14.9.12)
ca. 80% der Pflegeheimbewohner sind dement (Lederer,E.2014)
Aber :
Therapie im Alter und Demenz
(Jessen,Internist 2014:769-74) :
nur ½ Zeile als Hinweis auf körperliche Aktivität, aber ausführliche
Empfehlung in Apotheken Umschau (06/14)
Vaskuläre Demenzen: Ein ganzer Abschnitt zu Bewegung
(Liebetreu et al. Psych update,2014)
Körperliche Aktivität, Bewegung und Demenz
Körperliche Aktivität, Kognition und Alter
Epidemiologische Aspekte
Wirkung bei Gesunden (Jugend, Ältere),
Prävention, Therapie bei Kranken,
Mechanismen
Bewegung als Therapie :FIDA
zur Prävention
zur Behandlung bei Demenz
„Pleiotrope“ Wirkung der körperlichen Aktivität
Fazit: Körperliche Aktivität ist bisher als einzige Präventionsmaßnahme und Therapie bei Demenz wirksam (?)
Fitness und Gehirnfunktion: Frühe Studien
( A.F. Kramer et al.,Nature,1999)
• Die (selektive)
Verbesserung durch
aerobes Training der
frontalen und
präfrontalen Hirnregion
… bestätigt (frühere
Untersuchungen) einer
verbesserten
neurokognitiven
Funktion durch regelmässiges Training
Fitness und kognitive Funktion in Jugend und Alter
(u.a. Hollman,2003;Doderl 2003; Aberg,PNAS,2009)
• Positive Korrelation zwischen Fitness und kognitiver
Funktion bereits im Jugendalter Studie an Soldaten
(1.2 Mill.), darunter Geschwister, zwei - und eineiige Zwillinge.
Anteil der Vererbung an Fitness ca.15%, Umgebung
körperliche Aktivität und soziales Umfeld bestimmen
Fitness und Kognition.
Schulkinder: Wer sich nicht bewegt, bleibt sitzen (!)
Studenten:
„High levels of physical activity linked to better academic
performance in boys“ (PLOS ONE,2014)
… und bei Kindern ?
• Eine größere Zahl an Studien mit unterschiedlicher Qualität.
• Meist: Verbesserte kognitive Fähigkeiten bei den
sportlich aktiven Schülern. Die Effekte bleiben
langfristig erhalten (Bielak,2014)
(Trudeau,2005; Liersch, 2011,Kempermann,2012,Schuler 2009, Biddle,2011)
Daher die Forderung nach der täglichen Sport“stunde“.
Fitness und „Kognition“
Bei jungen Erwachsenen
(Aberg, 2009,PNAS)
Epidemiologische Studien zu
Körperlicher Aktivität und Demenz-Prävention
(Übersicht: Lukas I et al.,ASU2011; Schulz et al. BGG 2012:55, Blondell et al.BMC Pub H.,2014)
Körperliche Aktivität verbessert die kognitive Funktion
bei über 50- und über 65-jährigen
(Colcombe, Kramer,18 Studien; Erickson, Kramer BJSM 2009)
Studie (n=10108): Verbesserung um 38 % (Arsland 2010)
Mental Health (16 Studien): > 20 min/Woche: Demenz
sinkt um 28%,M.Alzheimer um 45% (Hamer,Psychol.Med.2009)
Weitere Metaanalysen:
15 Studien (n= 33186) Senkung um 38% (Sofi et al.JIM,2011) )
30 Studien (,Alter 80J.+/- 6J.) (Effektstärke 0.57) nur
kognitives Training: 0.31 (signifikant bei > 0.4) (Heyn et al.
APMR,2004)
Blondell et al. : Kognition – 35 %, Demenz – 18% bei regelmäßiger
körperliche Aktivität
Demenz und Bewegung
(Busch, Cardiovasc 2011)
• Bewegung und Körperliche Aktivität
•
Meta-Analyse (n= 163797, 16 Studien):
• 28 % (RR.0.78) Minderung der Demenz und
• 45 % (RR. 0.55) Minderung einer Alzheimer – Demenz
Cochrane-Analyse: 11 Studien: Leistungssteigerung mit
besserer kognitiven Funktion
Vorbeugen durch körperliche Aktivität:
Kognition und Demenz
(Meta-Analyse: Reimers CD et al., Akt.Neurol.2012:276)
Undifferenzierte Demenz
- 22%, RR:0.78
Demenz,Alzheimer Typ
-34%, RR: 0.68
Vaskuläre Demenz
- 31%, RR:0.69
Leichtes kognitives Defizit
- 47 %; RR: 0.53
Vaskuläre Demenz und Bewegungsmangel
Weitere Demenzformen:
Demenz: Undifferenziert,
Alzheimer – Typ
Vaskuläre Demenz, Kognitives Defizit
Weitere Ergebnisse
(Weuve,2004,Anderson, 2014) und Männern (Abbot, 2004;
Erickson,Kramer, PNAS 2009)
• Körperliche Aktivität (einschl. „Walking) verbessert die
Hirnfunktion und verzögert den „geistigen“ Abbau
bei Frauen : Mittelmeerkost und körperliche
Aktivität (Lebensstil) senken die
• 10-Jahres-Sterblichkeit
• bei älteren europäischen
• Männern und Frauen
•
(Niederlande, Knoops,2004)
Neurogenese
(Maus)
PNAS,2011:3017
Hippocampus
Neurogenese
Kognitive Funktion, Gedächtnis und Hippokampus- Volumen korrelieren eng
Ebenso die Fitness (McAuley,2011)
Korrelationen für die körperlich „aktive“ Gruppe
Änderungen für V02max, BDNF, Gedächtnisfunktion und
Hippocampus – Größenzunahme (Erickson et al.,2011,PNAS)
Körperliche Aktivität im „mittleren“ Alter und
Demenz - Risiko
(Tolppannen et al.,2014*; DeFina 2013**;Andel et al., 2008***)
• *Körperliche Aktivität:
immer niedrig
weniger im Alter
immer moderat
immer hoch
zunehmend im Alter
HR
1
0.70
0.45
0.23
0.35
Prozent
- 30%
- 55%
- 77 %
- 65 %
Bessere Effekte bei Männern, Übergewichtigen und
APOE eta4 neg. Personen (28 J. Beob.,n =1511,Analyse mit 78.8 J. (mittel)
**Fitness hoch (DeFina):
0.64
- 36%
(n = 19458,25 J.Beob.)
hoch
0.34
- 66 %
moderat
0.63
- 37 %
Zwillinge : 50 : 50 aktiv vs. inaktiv. (Andel et al.,2008)
***
Mechanismen der Prävention der Demenz durch
körperliche Aktivität
(Reimers 2012, Erickson 2011, Kramer ,Nature,1999;Kempermann 1998;Fabel,2008;2012;Hollmann,2007;Ligthart,
2010, Colcombe,2006 u.a.)
•
•
Verbesserte zerebrale Perfusion, (Neo)Angiogenese
Senkung des zerebralen oxydativen Stress,
Neuroprotektion
Weniger Ablagerung von ß-Amyloid, Abbau (Adlard,2005) APOEe4
Gen ?
(Yaffe,AIM 2011;Scarmeas,JAMA 2009)
•
•
•
Erhalt (Zunahme) der Synapsendichte, Neuronenzunahme
Neurogenese im Gyrus dentatus (Neurotrophine wie BDNF,
NGF,FGF-2),Vergrößerter Hyppocampus (McAuley et al. 2011),
Beeinflussung neurohumoraler Faktoren (z.B.Serotonin,
Dopanin, ACh)
Erhöhtes Volumen der grauen und weißen Hirnsubstanz bei
trainierten Älteren (70J.,weniger Atrophie und WML)
( Gow et al.Neurol.2012)
• Senkung der allg. kardiovaskulären Risikofaktoren (!)
Hohes Risiko bei Concussion (Boxer, FußballerInnen), bes. bei
APOe4 Gen
Trainingsempfehlungen
Belastungsintensität :Spazierengehen (Walking)
und Demenz bei älteren Männern (Abbott RD et al.,JAMA 2009)
• Walking vermindert das Risiko einer Demenz (n= 2257).
Inaktive: 1.8fach mehr Demenz
Minimum : > 2 Meilen/die (> 3 km)
• Vaskuläre Demenz: Therapie: Behandlung der
Grundkrankheit und Risikofaktoren, und
• Diät und Körperliche Aktivität
(Liebtreu, Hamann, Psychup2date, 2014)
Häufigkeit der Demenz je nach „Walking“ Strecke
( Abbott JAMA 2004,Adjustiert)
Gehstrecke
< 0.25
0.25 – 1
> 1 -2
>2
----------------- Meilen/Tag ------------------------
17.4
17.6
14.1
10.3
Häufigkeit
(Demenz)
Rel. Risikozunahme im Vergleich zu > 2 Meilen/Tag
RR
In %
1.93
+ 93
1.75
+ 75
1.33
+ 33
Je länger, weiter, desto besser
1.00
Fitness, kognitive Funktion und Demenz
(Liu et al., MSSE:2012:253-9)
• Fitness hier : Die maximale Leistung auf dem Laufband
oder Ergometer
• Mittlere Fitness: Demenz-Häufigkeit sinkt um
56 % (HR 0.44)
• Hohe Fitness:
um 51 % (HR 0.49)
Fitness (max. Belastung, Abszisse) und
Kognitive Funktion (Zhu et al., Neurology,2014 Cardia Studie)
Maxdur: CRF ,Laufband; RAVLT:Rey auditory verbal learning test;Stroop-Test Exec.function)
Kardiovaskuläre Risikofaktoren und spätere
kognitive Funktion (K.Yaffe et al., Circ.2014)
3381 Personen über 25 J. alle 2- 5 J. untersucht
Kardiovaskul. Risikofaktoren verschlechtern die
kognitive Funktion nach 25 Jahren
Training bei bestehender Demenz
(Hauer et al.,2006, 2012,2014)
Patienten können trainiert werden:
Kraft +, Funktion +, Stuhl- Aufsteh-Test
Wirkung auf Kognition: Unspezifische Effekte,
Gedächtnis evtl. + (Lautenschlager 2008,Forbes 2009,Baker 2010)
Psychische Wirkung: Ja ,z.B. Depression (Gogualla, 2012)
Leichte Zunahme der Selbstversorgung
Training bei Erkrankten : Kognitives Defizit (links)
und Demenz (Rechts)
Verbesserung bei leichtem kognitiven Defizit , weniger bei
Demenz, aber : wenige Studien mit sehr unterschiedlicher
Methodik (Forbes, Chochrane 2013), ADL aber deutlich besser
Begleiterkrankung und Demenz
(Schwardfager et al., JAGS, 2010:1-7)
Fitness korreliert mit kognitiver Funktion:
bei KHK,
ebenso bei
Herzinsuffizienz,
(Peltz,2011,Almeida,2012,
O‘Donnel,2012, Garcia2013)
und bei
kardiovask. RisikoFaktoren wie
Bluthochdruck
(Gottesman et.al.,Aug.2014,JAMA)
Rauchen, BMI) (Dregan
et al.,2013)
Training : Wieviel Bewegung brauchen wir ?
Risiko-Abnahme durch körperliche Aktivität:
Dosis-Wirkungs-Beziehung
Männer
(Löllgen et al.,2006,2009)
Frauen
Wirkung bereits bei moderater Aktivität !!
Körperliches Training (FIDA) :
Als “Medikament “bei Demenz
(Löllgen, DMW 2013:2253 ff.) (engl. FITT)
• Indikationen: Ja, eindeutig zur Prävention, auch zur Therapie
• Dosierung: Frequenz: 3 – 5x /W, Intensität: Moderat,
Dauer : 15 – 30 min, Art: Ausdauer, Flexibilität ,
„Sportart“: Individuell angepasst
• Dosis-Wirkungsbeziehung: ja,nichtlinear ! (Hamer et al.,2009)
• Somatische Wirkungen: ja, ausgeprägt,“pleiotrop
• Psychoaktive Wirkungen: Ja, präventiv und
therapeutisch, u.a. Stimmung besser,
• Nebenwirkungen:
selten
• Kontraindikationen:
kaum (nur akute Erkrankungen)
BJSM 2011,45:465
Zentrale Massnahmen :
Nichtrauchen, Regelmäßige Bewegung, körperliche
Aktivität , Blutdruck einstellen, Gewicht optimieren
Marathonläufer mit guter kognitiver Funktion ? (Winker et al. 2010,WMW
Trainingsempfehlungen allgemein: Prävention
modifiziert nach AHA/ACSM, Circulation, MSSE 2007, 2011
Körperliche Aktivität als Lebensstil um Gesundheit /
Kognitive Funktion herzustellen oder zu erhalten(IA)
durch
- Moderate aerobe Aktivität (Ausdauer)
15 - 30 min an mind. 5 Tagen /Woche
- Aktivitäten im täglichen Leben : Treppe steigen,
Haushalt, Gartenarbeit, Gymnastik, Flexibilität
“Sensomotorisches“ Training
Einschätzung: Moderat z.B. Borg –Skala (6 – 20) von
12-13, intensiv 14-16 (Einschätzung nach Alter und
Trainingszustand. Vorgehen
anpassen: Ambulant,
Pflegeheim, MCD, oder
(schwere/ leichte Demenz)
Training als Therapie und Kognition /Demenz,
(Zschucke et al.,2103; Heyn, 2008; Denkinger,2012)
• Umfang: 20 - 30 min, 5x /Woche (Minimum 30 Min./Woche)
• MCI bzw. kognitives Defizit bessert sich, bei
• M. Alzheimer bessern sich einige „mentale“ Funktionen
mehr noch die Aktivitäten des täglichen Lebens (4 Studien)
Projekte: Körperliches Training und Demenz
• LSB NRW mit dem BSNW: 40 Angebote bis 2016
• Alzheimer – Gesellschaft: Sport &Cog (Düsseldorf)
• Bundesministerium FSFJ: NADIA: Neue Aktionsräume
für Menschen und ihre Angehörigen
• DTB : Menschen mit Demenz bewegen
• DOSB : Sport gegen Demenz
Städte:Regensburger
Rollator-Walking
Ärztenetz plus Uni
Training bei Demenz
(Fyss-Book, Stockholm, Teri, 2003;Rydwik, 2004;Heyn 2003 )
• Körperliche Aktivität : Wichtigste Massnahme zur
Funktionserhaltung allgemein, und zur
Vermeidung von Sturz- und Fallneigung,
• Gilt für ältere Menschen mit Demenz in häuslicher
Pflege und Seniorenheimen.
Stets verbunden mit Übungen zu ADL,
Aufmerksamkeit (nicht –verbale ),Singen,
Kommunikation und mentaler Funktion,
„Gedächtnis“, Handlungen („executive function“)
Bewegung
als Therapie
• ist anstrengend,
eine „bittere“ Medizin
Ziel der körperlichen
Aktivität:
Verhinderung oder
Verzögerung des
Fortschreitens der
Erkrankung
Die „pleiotrope“ Wirkung der körperlichen Aktivität
Training mit „FIDA“
•
•
•
•
Frequenz: mehrmals pro Woche, mind. 5 x
Intensität: moderat (Borg 10 -12),(keine Überanstrengung)
Dauer: mgl. 20 – 30 min. /Übungs-/Trainingseinheit
Art : Gehen, Treppensteigen, Walking, Gymnastik (auch
im Sitzen), auch mit Musik , mit Gewichten,Tanzen
evtl. Fahrradfahren (Ergometer in der Gruppe)
Tai Chi, Koordinationsübungen, Ballspiele (Softball)
Verlauf: Intensität und Umfang etwa alle 4 Wochen
steigern
Training bei Demenz
Unterschiede zwischen Ambulanz und Pflegeheim
Ambulant:
Pflegekraft, Physiotherapeut, Gruppe in Vereinen,
Pflegeheim:
Physiotherapie, Sport-Übungsleiter (im Heim) (?),
freiwillige Hilfskräfte (Grüne Damen) z.B. zum
Spazierengehen,
Kooperation mit Vereinen (?)
Zusätzlich Musiktherapie mit Singen, Bewegung, Tanzen
Sturzprävention, Geh- und Hilfsmitteltraining
Studien und Empfehlungen
Washington DC,2008 ,JAMA 2006,2008
Physical Activity Guidelines Advisory Committtee
Report, US Dept. Health& Human Services, Wash.
DC,2008 (evidence based guidelines,p.1-683) and:
Physical training provides a modest improvement in
cognition (2008)
Hilfen zur Trainingsberatung (DGSP)
Herunterladen