Wenn Arbeit krank macht

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Wenn Arbeit krank macht....!
Behandlung von
berufsbezogenen Problemen
bzw. Arbeitsstörungen
Donnerstag, 28.August 2008, Kliniken Daun
Andrea Thüringer
Dipl.-Psychologin
Psychol. Psychotherapeutin
Bezugstherapeutin
Frank Reger
Dipl. Pädagoge
Abteilungsleiter Berufliche
Wiedereingliederung
Gliederung
1.
Einleitung
2.
Definition berufsbezogener Probleme bzw.
Arbeitsstörungen
3
Wirkfaktoren berufsbezogener Probleme bzw.
Arbeitsstörungen
4.
Diagnosen versus „Krankheitsbilder“
5.
Berufliche Wiedereingliederung
6.
Praxisbezug und theoretische Exkurse
7.
Diskussion
1. Einleitung
-
Behandlungsauftrag: Wiederherstellung der
Erwerbsfähigkeit
-
Behandlungsziel: Bewältigung psychischer
Beschwerden und Klärung der beruflichen Situation
-
Und: berufsbezogene Probleme sind in der
psychosomatischen Behandlung stark vertreten
1. Einleitung
-
Anzahl der AU-Tage bei psychischen Erkrankungen
steigt trotz generellem Rückgang der
Krankmeldungen
-
Der Anteil psychischer Erkrankungen liegt je nach
Krankenkasse zw. 6% und 13%
-
Deutlich längere AU-Dauer bei psychischen
Erkrankungen
1. Einleitung
-
Vor allem Menschen im mittleren Lebensalter sind
betroffen
-
starke Zunahme bei jüngeren Versicherten
1.Einleitung
-
Zusammenhang zw. Psych. Erkrankung und
Arbeitsbedingungen
-
Es gibt u. a. branchenspezifische Häufungen
1. Einleitung
Erklärungsversuche:
-
Reale Zunahme psychischer Erkrankungen
-
Mehr + bessere Diagnostik
-
Betroffene nehmen eher Behandlung in Anspruch
1. Einleitung
Krankheitsbegünstigende Faktoren:
-
Wegfall sozialer Strukturen
gestiegene Arbeitslosigkeit
unsichere Arbeitsverhältnisse
gestiegene Arbeitsbelastungen
Über- / Unterforderung
geringer Handlungsspielraum
-
mangelnde Anerkennung
1. Einleitung
Zahlen 2007:
-
359 Patienten in der Psychosomatischen Abteilung
-
70% nehmen Beratungsangebot der Abteilung für
Berufliche Integration in Anspruch.
-
20% der Patienten sind arbeitslos
-
12,3% nehmen eine Stufenweise
Wiedereingliederung in Anspruch
2. Definition berufsbezogener
Probleme bzw. Arbeitsstörungen
Berufsbezogene Probleme bzw. „Arbeitsstörungen
sind gravierende Probleme, die sich bei der
Ausführung von Arbeit ergeben. Sie können
negative Folgen für die Ergebnisse der Arbeit
haben, zu einer Beeinträchtigung des
Wohlbefindens führen oder zu einer Schädigung
des arbeitenden Menschen in körperlicher,
psychischer und sozialer Hinsicht beitragen“
(Hoffmann & Hofmann, 2004, S.8)
2. Definition berufsbezogener
Probleme bzw. Arbeitsstörungen
Beispiele berufsbezogener Probleme und
Arbeitsstörungen:
„Burnout“
„Mobbing“
„Arbeitssucht“
„Arbeitsphobie“
3. Wirkfaktoren berufsbezogener
Probleme bzw. Arbeitsstörungen
1. Arbeitsfaktoren – ungünstige Arbeitsbedingungen
5. Gesamtwirtschaftliche
Rahmenbedingungen
2. Faktoren, die die
Arbeitsorganisation betreffen
3. Personale Faktoren
4. Zwischenmenschliche
Probleme am Arbeitsplatz
Abbildung 1 (nach Hoffmann & Hofmann, 2004)
3. Wirkfaktoren berufsbezogener
Probleme bzw. Arbeitsstörungen
3.1 Arbeitsfaktoren
ungünstige Arbeitsbedingungen:
- Zeit-/Termindruck,
- Unterbrechungen/Störungen, Lärm
- Fremdbestimmtheit versus
- Verantwortungsdruck,
- Schicht-/Nachtarbeit, Überstunden,
- Angst vor Arbeitsplatzverlust
3. Wirkfaktoren berufsbezogener
Probleme bzw. Arbeitsstörungen
3.2 Faktoren, die Arbeitsorganisation betreffen:
- fehlende Struktur
- fehlende Tagesziele und Prioritäten
- inadäquate Pläne
- fehlende Pausen
3. Wirkfaktoren berufsbezogener
Probleme bzw. Arbeitsstörungen
3.3 Personale Faktoren:
- Stressstabilität
- Kritik- und Konfliktfähigkeit
- Umgang mit Ärger
- Veränderungsfähigkeit
- Kränkbarkeit
- Selbstwirksamkeit
- Leistungsbereitschaft und –ansprüche
- Pflichtbewußtsein
3. Wirkfaktoren berufsbezogener
Probleme bzw. Arbeitsstörungen
3.4 Zwischenmenschliche Probleme am
Arbeitsplatz:
- fehlende Unterstützung
- Konkurrenzdruck
- Konflikte
3. Wirkfaktoren berufsbezogener
Probleme bzw. Arbeitsstörungen
3.4.1. Definition Konflikt
- zwei oder mehrere Einzelpersonen, Gruppen …..
nehmen sich in einem Interessengegensatz wahr…
- mindestens eine Seite sieht sich durch die andere
daran gehindert, ihre Vorstellungen oder Absichten
durchzusetzen
(nach Martin & Schuster, 2005)
3. Wirkfaktoren berufsbezogener
Probleme bzw. Arbeitsstörungen
3.4.2 Verschiedene Konfliktebenen
Wertkonflikt
innerer Konflikt
SachKonflikt
BeziehungsKonflikt
Abbildung 2 (aus Martin & Schuster, 2005, S. 67)
3. Wirkfaktoren berufsbezogener
Probleme bzw. Arbeitsstörungen
1. Arbeitsfaktoren – ungünstige Arbeitsbedingungen
5. Gesamtwirtschaftliche
Rahmenbedingungen
3. Personale Faktoren
2. Faktoren, die die
4. Zwischenmenschliche Probleme
Arbeitsorganisation betreffen
am Arbeitsplatz
Abbildung 1 (nach Hoffmann & Hofmann, 2004)
3. Wirkfaktoren berufsbezogener
Probleme bzw. Arbeitsstörungen
3.5 Gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen
-
„wenn Arbeit krank macht, macht Arbeitslosigkeit
noch kränker“
Massenarbeitslosigkeit / Verlagerung v.
Arbeitsplätzen
Ständige Verschlankung und Fusionen
Verlust der finanziellen Sicherheit / Existenzangst
4. Diagnosen versus
„Krankheitsbilder“
„Krankheitsbilder“
- keine homogene Störungsgruppe und keine zu
klassifizierenden ICD-Diagnosen
- Berufliche Kontexte werden „maskiert“ (Missel &
Passameras, 2005)
4. Diagnosen versus
„Krankheitsbilder“
Die häufigsten Diagnosen (in 2007):
-
Anpassungsstörung /Posttraumatische
Belastungsstörung 17%
Depressive Episode / rezidivierende
depr.Störung unterschiedlicher Schwere 49,5%
Somatoforme Störung 2,8%
Angststörung 10,6%
und: 35 % der Psychosomatik-Patienten weisen
Komorbiditätsdiagnosen (Substanzdiagnosen) auf
5. Berufliche Wiedereingliederung
in den Kliniken Daun
-
Frühzeitige Beratung von Patienten mit Problemen
am Arbeitsplatz /Arbeitslosigkeit
Enge Verzahnung mit ärztlichen und therapeutischen
Team
„Netzwerkarbeiter“: Einbeziehung aller für eine
Eingliederung erforderlichen Gruppen
Stress-Test
Bist Du
überarbeitet?
Wenn du auf dem Bild
zwei
Delfine siehst, dann bist
du OK und kannst
weiterarbeiten.
Wenn nicht, dann hast
du stressbedingte
Halluzinationen und es
ist höchste Zeit nach
Hause zu gehen!
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.1 Herr B. und sein Stress
6.1.1. 25-jähriger Patient, leichte Behinderung
Aufnahme formal arbeitsunfähig
Zuweisungsdiagnosen: Depression, Stimmungsschwankungen
Soziale Rahmenbedingungen:
Ledig, kinderlos, mit Partnerin im Elternhaus in
eigener Wohnung, Arbeitsstelle infolge
Überforderung selber gekündigt,
Partnerschaftskonflikte
GdB von 66%
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.1.1. berufliche Situation von Herrn B.:
- Sonderschule ohne Abschluss, arbeitslos,
- letzte Tätigkeit: landwirtschaftlicher Helfer, schwere
körperliche Tätigkeit, vollschichtig, im Gehen,
Stehen, Sitzen. Schweres Heben und Tragen
von Lasten, Belastung durch Staub,
Temperaturschwankungen und Witterung
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.1.2 Theorie:
„Stress ist die Aktivierungsreaktion
des Organismus auf die Anforderungen
und Bedrohungen – auf die so
genannte Stressoren.“
(Lietzcke & Schuh,2005, S. 6)
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.1.2 Theorie: Transaktionales Stressmodell von
Lazarus (1974)
Stress = Zusammenspiel zwischen
situativen Anforderungen + individuellen
Beurteilungen der eigenen Ressourcen
Entscheidend ist die subjektive Bewertung
der Anforderungen
(aus Litzcke & Schuh, 2005)
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
Transaktionales Stressmodell von Lazarus (1974):
„Erstbewertung“: Ist Ereignis
bedrohlich?
„Zweitbewertung“: Welche
Bewältigungsmöglichkeiten stehen zur
Verfügung?
„Neubewertung“:
Verstärkung/Reduzierung der
wahrgenommenen Bedrohung
und Anpassungsreaktionen
Zwei Arten der
Stressbewältigung:
- problemorientiertes
Coping
- emotionsregulierendes
Coping
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.1.2 Theorie
Frontalhirn ist für Stress anfällig
- Bei großem Stress funktionales Frontalhirndefizit, da
keine handlungsleitenden Muster verfügbar.
- Je größer der Stress, desto archaischer die
Reaktionsmuster (Angriff, Flucht, Erstarrung)
Hüther (2006)
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.1.3 Anwendung der Theorie, Herr B.:
Arbeitsfaktoren: ungünstige Arbeitsbedingungen
Zu viele Aufgaben, hohe Verantwortung, Überstunden
Faktoren der
Arbeitsorganisation:
Fehlende Pausen,
keine Tagesstruktur
Personale Faktoren:
Geringe Stressstabilität
Emotional instabil
bei Überforderung
selbstverletztendes Verhalten,
geringe
Frustrationstoleranz
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.1.4 Diagnostik
HAWIE-R
•
IQ = 84 knapp
unterdurchschnittliche Intelligenz
Symptomcheckliste (SCL-90-R)
•
Bei GSI-Wert von T=70 deutlich erhöhte
Belastetheit
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.1.4 Diagnostik
Arbeitsbezogenes Verhaltens- und
Erlebensmuster (AVEM):
•
•
•
•
Gesundheitsgefährdendes Verhaltensmuster
(Risikotyp B):
geringe Distanzierungsfähigkeit,
starke Resignationstendenz,
Deutlich eingeschränktes Lebensgefühl
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.1.4 Diagnostik
Rehabilitationsdiagnosen:
-
Emotional instabile Persönlichkeitsstörung,
impulsiver Typus (ICD 10: F 60.3)
-
Mittelgradige depressive Episode
(ICD 10: F 32.1)
-
Adipositas (ICD 10: E 66.0)
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.1.5 Therapieziele und –planung:
•
•
•
•
•
•
•
Verringerung der depressiven Symptomatik
Verbesserung der Umgangsstrategien mit der
Impulsivität
Förderung des Selbstwertgefühls und
Verbesserung der Abgrenzungsfähigkeit
Verbesserung der Stressbewältigung
Förderung der Entspannungsfähigkeit
Klärung der partnerschaftlichen Situation
Klärung der beruflichen und sozialen Situation
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.1.6 Therapiemaßnahmen
(bzgl. berufsbezogener Problematik)
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Einüben sozialer Kompetenzen, Rollenspiele
Stressbewältigungstraining
Beratung zur beruflichen Wiedereingliederung
Erarbeitung einer realistischen beruflichen Perspektive
Training von Bewerbungskompetenzen
Aktive Bewerbung
Adaption
Praktikum als landwirtschaftlicher Helfer
Kontakt zum Integrationsamt am Wohnort
Vermittlung ins Betreute Wohnen
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.1.7 Ergebnis:
-
Erfolgreiches Praktikum als Helfer auf Pferdehof
Entlassung arbeitsfähig
abgesprochener und “geschützter” beruflicher
Wiedereinstieg mit Unterstützung des
Integrationsfachdienstes
Betreutes Wohnen zur weiteren Stabilisierung
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.2 Frau R. und Burnout
6.2.1 59-jährige Altenpflegerin
-Aufnahme formal arbeitsfähig.
-Zuweisungsdiagnose: Erschöpfung bzw. Burnout, Dysthymia und
Angstzustände
Soziale Rahmenbedingungen:
geschieden, alleinlebend, Ausbildung nach der
Trennung, finanziell angespannte Situation, belastende
Arbeitssituation durch technische und formale
Anforderungsveränderungen, Arbeitsüberlastung und
Schwierigkeiten sich abzugrenzen, Angst vor Kündigung
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.2.1 Berufliche Situation von Frau R.:
-
Schichtdienst, häufig wechselnde Schichten
mittelschwere bis schwere Arbeit bei wechselnden
Körperhaltungen
Heben von Lasten
hohe Verantwortung für Menschen
Zeitdruck
hoher Dokumentations- und
Kommunikationsaufwand
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.2.1 Subjektive Problembeschreibung
-
Gestiegene Arbeitsanforderungen,
gestiegener Dokumentationsaufwand
Definition der Problemlage: Unsicherheit gegenüber
neuen Medien und Dokumentationsformen,
Pflegevorgaben nicht einzuhalten, häufiges
Verausgaben aus Angst vor Arbeitsplatzverlust
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.2.2 Theorie
Bei Dauerstress: Körper stellt sich auf das hohe
Leistungsniveau ein;
Ermüdung andauernde Erschöpfung, andere
psychosomatischen Symptome
(Unger & Kleinschmidt, 2007)
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.2.2 Theorie
Definition „Burnout“
•
•
•
•
•
dauerhafter, negativer, arbeitsbezogener Seelenzustand
„normaler“ Individuen.
Geprägt von Erschöpfung, Unruhe und Anspannung (distress)
Gefühl verringerter Effektivität, gesunkener Motivation
Entwicklung disfunktionaler Einstellungen und
Verhaltensweisen
resultiert aus Fehlanpassung von Intentionen und
Berufsrealität.
(Schaufeli & Enzmann, 1998, nach Burisch, 2006)
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.2.2 Theorie: Merkmale von „Burnout“
•
•
•
•
Schwerwiegende und anhaltende psycho-physischer
Erschöpfung
Vielzahl vegetativer und psychosomatischer Beschwerden
Verlust an Energie und sozialem Rückzug
Schleichender Prozess
Gefährdung:
-
bei ständigem hohen Einsatz nur wenig Erfolg
besonders hohe Ansprüche an sich, Neigung zu Perfektionismus
übermäßiges Engagement
kaum Distanzierungsfähigkeit
unterentwickeltes Privatleben
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.2.3 Anwendung der Theorie. Frau R.:
Arbeitsfaktoren: ungünstige Arbeitsbedingungen
Zeit- und Termindruck, Schichtarbeit, hohe Verantwortung, Überstunden
Angst um Arbeitsplatzverlust
Personale Faktoren:
geringe Selbstsicherheit
Faktoren der Arbeitsorganisation:
und Abgrenzungsfähigkeit,
Fehlende Pausen
Geringe Selbstwirksamkeit,
neue Dokumentationsform
hohe Ängstlichkeit, geringe Stressstabilität,
hohes Pflichtbewusstsein
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.2.4 Diagnostik
Symptomcheckliste (SCL-90-R)
•
GSI-Wert von T=80 extrem erhöhte Belastetheit
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.2.4 Diagnostik
Arbeitsbezogenes Verhaltens- und
Erlebensmuster (AVEM):
•
•
•
•
Gesundheitsgefährdendes Verhaltensmuster
(Risikotyp B):
geringe Distanzierungsfähigkeit,
starke Resignationstendenz,
deutlich eingeschränktes Lebensgefühl
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.2.4 Diagnostik
Rehabilitationsdiagnosen:
-
Mittelgradige depressive Episode (ICD 10: F 32.1)
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.2.5 Therapieziele und –planung
•
•
•
•
•
•
Verringerung der depressiven Symptomatik
Modifikation der negativen dysfunktionalen
Kognitionen
Förderung des Selbstwertgefühls und
Verbesserung der Abgrenzungsfähigkeit
Verbesserung der Stressbewältigung
Förderung der Entspannungsfähigkeit
Klärung der beruflichen Situation
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.2.6 Therapiemaßnahmen
(bzgl. Berufsbezogener Problematik)
-
Stressbewältigungstraining (Zeit- und Selbstmanagement)
Rollenspiele, zum Training selbstsicherer Verhaltensweisen
Beratung zur beruflichen Wiedereingliederung
Anforderung einer vorläufigen sozialmedizinischen
Leistungsbeurteilung
Klärung der medizinischen / therapeutischen Notwendigkeit
einer stufenweisen Wiedereingliederung
Antrag auf stufenweise Wiedereingliederung an alle
beteiligten Stellen
Vorbereitung und
Durchführung eines begleiteten Arbeitgebergespräches
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.2.7 Ergebnis:
-
Entlassung arbeitsunfähig
stufenweise Wiedereingliederung
abgesprochener und “geschützter” beruflicher
Wiedereinstieg
Arbeitgeber ist im Rahmen des
Eingliederungsmanagements mit in der
Verantwortung
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.4 Frau G. und Mobbing
6.4.1 20-jährige Arzthelferin in Ausbildung (3. Lehrjahr),
ungekündigt
Aufnahme formal arbeitsunfähig seit ca. 2 Monaten
Zuweisungsdiagnose:
Anpassungsstörung (Angst und Depression,
gemischt)(ICD-10: F 43.2)
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.4.1 Frau G.
Soziale Rahmenbedingungen:
-
ledig, kinderlos, wohnt bei Eltern, massive Konflikte
aus finanziellen Gründen Zusammenziehen mit
Freund derzeit nicht möglich
belastende Arbeitssituation durch
Arbeitsplatzkonflikte
wiederkehrende persönliche Angriffe
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.4.1 Berufliche Situation von Frau G.:
-
Tagdienst
leichte Tätigkeit, im Stehen, Gehen und Sitzen
Publikumskontakt
Assistenz bei der Behandlung
Bildschirm- Verwaltungsarbeit, multitasking Job
hohe Konzentrationsanforderung und
Verantwortung
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.4.1 Subjektive Problembeschreibung
Willkürlich wiederkehrende Konflikte mit und verbale
Angriffe durch den Arbeitgeber und einer Kollegin
Definition der Problemlage:
durch Arbeitsplatzsituation, hier die wiederkehrenden
Konflikte, überfordert
Patientin zweifelt an ihren persönlichen und fachlichen
Kompetenzen, starker Rückzug
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.4.2 Theorie
“Mobbing”
„…beschreibt negative kommunikative Handlungen, die
gegen eine Person gerichtet sind (von einer oder
mehreren anderen) und die sehr oft und über einen
längeren Zeitraum hinaus vorkommen und damit die
Beziehung zwischen Täter und Opfer
kennzeichnen.“ (Leymann, 1993, S.21)
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.4.2 Theorie
Mobbing liegt vor wenn:
eine konfliktbelastete Kommunikation am
Arbeitsplatz besteht
die angegriffene Person unterlegen ist
die Angriffe systematisch/ nicht berechenbar
erfolgen
mit dem Ziel und / oder dem Effekt des Ausstoßes
aus dem Arbeitsverhältnis
Person direkt oder indirekt angegriffen wird
die angegriffene Person die Angriffe als
Diskriminierung empfindet
(Klein & Frank, 2008)
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.4.3 Anwendung der Theorie, Frau G.:
Arbeitsfaktoren
ungünstige Arbeitsbedingungen: kleines Team,
Zeitdruck, Störungen, verschiedene Aufgaben gleichzeitig
Zwischenmenschliche Probleme
am Arbeitsplatz:
Personale Faktoren:
Fehlende Unterstützung
geringe Konfliktund Konflikte mit Chef
und Kritikfähigkeit,
und einer Kollegin
Ängstlichkeit
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.4.4 Diagnostik
Symptomcheckliste (SCL-90-R)
-
Bei GSI von T=70 deutlich erhöhte
Belastetheit
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.4.4 Diagnostik
Arbeitsbezogenes Verhaltens- und
Erlebensmuster (AVEM):
•
Gesundheitsgefährdendes
Verhaltensmuster (Risikotyp B):
•
geringe Distanzierungsfähigkeit
•
starke Resignationstendenz
•
deutlich eingeschränktes Lebensgefühl
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.4.4 Diagnostik
Rehabilitationsdiagnose:
Anpassungsstörung (Angst und Depression,
gemischt)(ICD-10: F 43.2)
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.4.5 Therapieziele und –planung
•
•
•
•
•
•
•
Verringerung der depressiven Symptomatik
Förderung des Selbstwertgefühls und
Verbesserung der Abgrenzungsfähigkeit
Verbesserung der Stressbewältigung
Verbesserung des Umgangs mit Konflikten
Verbesserung des Umgangs mit Gefühlen
Förderung der Entspannungsfähigkeit
Klärung der beruflichen und sozialen Situation
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.4.6 Therapiemaßnahmen bzgl. der
berufsbezogenen Problematik
•
•
•
•
Analyse des Konfliktgeschehens
Auseinandersetzung mit eigenen problematischen Anteilen
Förderung der „Emotionaler Intelligenz“ nach Goleman:
Fähigkeit, mit eigenen Gefühlen und denen anderer richtig
umzugehen.
Selbsteinschätzung, Selbstmanagement, Empathie und
Soziale Kompetenz
Rollenspiele zur Bearbeitung der Arbeitsplatzkonflikte und
Abgrenzung
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.4.6 Weitere Therapiemaßnahmen
•
•
•
•
•
Planung einer Arbeitsbelastungserprobung als Arzthelferin
Kontaktaufnahme mit der Handwerkskammer
Durchführung einer Arbeitsbelastungserprobung
dazu gehört: Bewerbung, Vorstellung, Arbeitserprobung,
gemeinsames Bilanzierungsgespräch
Bewerbungstraining
aktive Stellenrecherche und Bewerbungen
6. Praxisbezug und theoretische
Exkurse
6.4.7 Ergebnis:
-
bezogen auf die letzte Tätigkeit arbeitsfähig
entlassen
Patientin hat positive Erkenntnisse aus Behandlung
und Arbeitserprobung gezogen, will als Arzthelferin
weiter arbeiten
Aktive Bewerbung auf offene Stellen als
Arzthelferin, mit Einladung zu Vorstellungsgespräch
Patientin hat Fähigkeiten erworben, an neuem
Arbeitsplatz konstruktiv mit Konflikten und
Übergriffen
Patientin plante konkret einen Arbeitsplatzwechsel
7. Diskussion
-
7.1 Neuere Konzepte
-
7.1.1 Arbeitssucht
-
7.1.2 Arbeitsphobie
-
7.1.3 Posttraumatische Verbitterungsstörung
7. Diskussion
7.1.1 Arbeitssucht
-
kein offiziell anerkanntes Krankheitsbild
beschrieben als eine stoffungebundene
Sucht
zwischen die klinischen Bilder
Substanzabhängigkeit und
Impulskontrollstörungen gerückt
7. Diskussion
7.1.2 Arbeitsplatzängste und –phobien
-
als spezifische Phobie diskutiert
-
übertriebene und unangemesene, wiederkehrende
Angstreaktionen auf eine Arbeitssitution
7. Diskussion
7.1.3 Posttraumatische Verbitterungsstörung
-
Neues Konzept einer Anpassungsstörung
-
Ausgelöst durch ein einschneidendes, nicht
lebensbedrohliches Ereignis
7. Diskussion
7.2 Gesundheitsförderliche Aspekte
7.2.1 Institutionelle Aspekte der Arbeit
Arbeitsplatzsicherheit
Anwendung des beruflichen Leistungspotentials
Passung der beruflichen Anforderung mit
persönlichen Ressourcen und Neigungen
Wirksame Leistungsanreize
Realistische individuelle Chancen im Wettbewerb
der Arbeitswelt
Realistische berufliche Entwicklungsmöglichkeiten
7. Diskussion
7.2.2 Individuelle Aspekte
-
salutogenetische Potentiale/ Ressourcen stärken:
soz. Unterstützung am Arbeitsplatz, in Familie, im
Freundeskreis, Freizeit
-
Selbstorganisation, Team-, Dialog-,
Konfliktfähigkeit, Veränderungsfähigkeit fördern
die negative Belastungsfaktoren kompensieren können
Ausblick
Vielen Dank
für Ihre
Aufmerksamkeit!
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