Apoptose – Zellselbstmord zum Wohl des Organismus Reihe 7 S1 Verlauf Material LEK Glossar Mediothek Apoptose – Zellselbstmord zum Wohl des Organismus Cornelia Preidl, Koblenz Zu Beginn der 7. Schwangerschaftswoche befinden sich beim Embryo zwischen den Fingern und den Zehen noch Zellen, sodass diese ein zusammenhängendes Gebilde bilden. Doch nur wenige Tage später sind diese plötzlich durch den programmierten Zelltod (Apoptose) verschwunden und die Finger bzw. Zehen können bereits ausgemacht werden. Ihre Schüler erfahren, was eine Apoptose ist, und lernen typische Beispiele kennen. In arbeitsteiliger Gruppenarbeit erarbeiten sie sich die Wege, die zu einer Apoptose führen, und stellen den Vorgang in Verbindung mit der Entstehung von Krebs in einen größeren Zusammenhang. II/B2 T H C I S N A R O V Was bewirkt bei der Entwicklung des Embryos das Verschwinden der Zellen zwischen den Fingern? Der Beitrag im Überblick Niveau: Sekundarstufe II Dauer: 7 Stunden Der Beitrag enthält Materialien für: üGruppenarbeit üSchülerpräsentation üKlausur Kompetenzen: Die Regulations- und Kontrollmechanismen des Zellzyklus kennen; Apoptose und Nekrose voneinander abgrenzen können und Beispiele aus dem Tier- und Pflanzenreich nennen können; Die molekularbiologischen Abläufe verstehen, die zur Apoptose führen, und davon ausgehend erklären können, wie es zur Entstehung von Krebs kommen kann; Sich in Gruppenarbeit üben und lernen, fachsprachlich korrekt zu präsentieren. 68 RAAbits Biologie April 2011 68 RAAbits Biologie April 2011 e h M1 f c Was hat die Zelle mit der Organisation in einem Unternehmen gemeinsam? © Jörg Siebauer, pixelio.de www.colourbox.de www.colourbox.de V b d © Kurt Michel, pixelio.de A R O a I S N T H C © Kurt Michel, pixelio.de g i www.colourbox.de www.colourbox.de II/B2 © picture-alliance/dpa Reihe 7 Material S2 Verlauf LEK Glossar Mediothek Apoptose – Zellselbstmord zum Wohl des Organismus Apoptose – Zellselbstmord zum Wohl des Organismus Reihe 7 M4 Verlauf Material S 12 LEK Glossar Mediothek Die Apoptose – ein sinnvoller Zelltod Für einen Organismus ist es wichtig, dass hin und wieder Zellen absterben. Im Folgenden erfahren Sie, warum das so ist und was es mit dem Tod von Zellen so auf sich hat. Lesen Sie sich den unten stehenden Informationstext durch und bearbeiten Sie anschließend die folgenden Aufgaben. Aufgabe 1 II/B2 a) Erklären Sie, was man unter einer Apoptose versteht. Erläutern Sie kurz, welchen biologischen Sinn die Apoptose hat. b) Nennen Sie Beispiele für Vorgänge, bei denen die Apoptose eine wichtige Rolle spielt. c) Definieren Sie den Begriff „Nekrose“ und erklären Sie den entscheidenden Unterschied zur Apoptose. Aufgabe 2 Beschreiben Sie, was auf den Abbildungen zu sehen ist und welche Vorgänge den Phänomenen in den Abbildungen zugrunde liegen. Gehen Sie dabei auch auf die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Vorgänge ein. T H C A R O V Abbildung 1: Fensterblatt 10.000 Zellen sterben in einem Menschen pro Sekunde und in der gleichen Zeit entstehen ebenso viele Zellen. I S N © www.Colourbox.de © Karin Jähne, pixelio.de Zahlen zum Staunen Abbildung 2: Hautrötung Dem Tod von Zellen kommt bei einem vielzelligen Organismus eine große Bedeutung zu. Nur so gelingt es, bei sich fortlaufend teilenden Zellen eine konstante Zellzahl aufrechtzuerhalten. Würden keine Zellen absterben, so müsste beispielsweise ein 80-Jähriger rund zwei Tonnen Knochenmark mit sich herumschleppen. Die durchschnittliche Lebensdauer von Zellen im Dünndarm beträgt nur 1,4 Tage. Nervenzellen können sich zeitlebens nicht mehr durch Zellteilung erneuern. Aber auch bei Entwicklungsvorgängen wie der Entwicklung der Hand bei einem Embryo oder der Metamorphose der Kaulquappe zum Frosch spielt der Zelltod eine bedeutende Rolle. Bei diesen Vorgängen werden Zellen gezielt entfernt. Sind Zellen geschädigt, so werden diese ebenfalls eliminiert. Der gezielte Tod von Zellen, wie er bei den oben genannten Beispielen vorkommt, wird als Apoptose bezeichnet. Dieser Begriff stammt aus dem Griechischen und leitet sich von den Wörtern apo „weg“ und ptosis „Fall“ ab. Besonders häufig tritt die Apoptose in Hautzellen, Magen- und Darmzellen sowie in den Leukozyten (weiße Blutkörperchen) auf. Neben der Apoptose existiert noch ein anderer Vorgang, bei dem es zum Tod von Zellen kommt, die Nekrose (vom griechischen Wort nekrosis „Absterben“). Die Nekrose ist ein nicht beabsichtigter Tod von Zellen. Dieser tritt aufgrund schädigender äußerer Einflüsse (z. B. Verletzung, starke Hitze- oder Kälteeinwirkung, Gifte, Bakterien, Sauerstoffmangel) auf. Im Unterschied dazu handelt es sich bei der Apoptose um einen beabsichtigten Zelltod, der genetisch reguliert wird. 68 RAAbits Biologie April 2011 Apoptose – Zellselbstmord zum Wohl des Organismus Reihe 7 Verlauf Material S 13 LEK Glossar Mediothek Erläuterung (M 4) II/B2 Knüpfen Sie mit dem Arbeitsblatt M 4 unmittelbar an die Folie M 3 an. In M 3 haben Ihre Schüler bereits Vorgänge kennen gelernt, bei denen die Apoptose bzw. Nekrose eine Rolle spielt. Setzen Sie jetzt M 4 ein, um die Begriffe „Apoptose“ und „Nekrose“ einzuführen und zu definieren. Dabei lernen die Schüler, wichtige Informationen aus einem Text zu entnehmen und mit eignen Worten wiederzugeben. M 4 können Sie in Einzel- oder in Gruppenarbeit einsetzen. Bringen Sie möglichst auch ein Fensterblatt (Monstera deliciosa) in den Unterricht mit. Die Pflanze ist zwar auf den Abbildungen in M 4 illustriert, Ihnen gelingt aber ein lebendigerer Unterricht, wenn Sie Ihren Schülern die Löcher in den Blättern des Fensterblattes direkt an der Pflanze zeigen können. Außer dem Fensterblatt eignet sich auch die Gitterpflanze (Aponogeton madagascariensis) gut als ein Beispiel für Apoptose in den Blättern. Die Gitterpflanze ist eine wunderschöne Aquarienpflanze, die man im Zoobedarf für ca. 5 Euro bestellen kann (siehe Bezugsquellen in der Mediothek). Bei jungen Blättern sind die oval-länglichen Blätter noch „geschlossen“, nach und nach entsteht durch Apoptose das Gitter. Es gehen also – trotz gleichen Alters aller Zellen – nur gezielte Bereiche des Blattes zugrunde. Es bietet sich an, die Pflanze im Schulaquarium anzusiedeln. Dort ist sie eine große Bereicherung und kann dann immer wieder beim Thema „Apoptose“ als Anschauungsobjekt genutzt werden. Lösungen (M 4) T H C I S N Aufgabe 1 a) Bei der Apoptose sterben Zellen ab. Dieser Zelltod ist beabsichtigt und wird genetisch gesteuert. Dabei handelt es sich um einen für den Organismus überlebenswichtigen Prozess. Da sich viele Zellen im Körper fortlaufend teilen, ist es wichtig, dass auch Zellen absterben. Ansonsten würde die Zellanzahl nicht konstant bleiben, sondern fortlaufend zunehmen. Ein 80-Jähriger müsste dann rund zwei Tonnen Knochenmark mit sich herumtragen. Die fortlaufende Zellteilung und das Absterben von Zellen führt zu einer Erneuerung von Zellen. A R O V b) Die Apoptose spielt bei Entwicklungsvorgängen eine wichtige Rolle. Als ein Beispiel lässt sich die Entwicklung der Kaulquappe zum Frosch anführen. Die Zellen des Schwanzes der Kaulquappe werden dabei durch Apoptose abgebaut. Ebenso entstehen die Löcher in den Blättern des Fensterblattes (Monstera deliciosa) und bei der Gitterpflanze (Aponogeton madagascariensis) durch Apoptose. Bei der Entwicklung der menschlichen Hand werden die Zellen zwischen den Fingern durch Apoptose entfernt. Ohne diesen Vorgang hätten wir Häute zwischen den Fingern. Ein ähnlicher Prozess findet beim Embryo bei der Entwicklung der Füße statt. c) Im Gegensatz zur Apoptose, bei welcher der Zelltod beabsichtigt ist und bewusst herbeigeführt wird, ist die Nekrose ein unbeabsichtigter Tod von Zellen. Zur Nekrose kommt es aufgrund äußerer schädigender Einflüsse. Das kann eine Verletzung, Gifte, Bakterien, Sauerstoffmangel sowie eine starke Hitze- und Kälteeinwirkung sein. Aufgabe 2 In der Abbildung 1 ist ein Fensterblatt (Monstera deliciosa) mit Löchern in den Blättern zu sehen. Die Löcher entstehen gezielt durch Apoptose. Gegenstand der Abbildung 2 ist ein Sonnenbrand. Bei einem Sonnenbrand werden aufgrund eines äußeren Einflusses (UV-Strahlen der Sonne) Zellen zerstört. Dabei schwellen die Zellen zunächst an und platzen schließlich. Anschließend kommt es zu einer Entzündungsreaktion des umgebenden Gewebes, die als Hautrötung (Sonnenbrand) sichtbar ist. Im Gegensatz zur Apoptose (Abbildung 1), bei der Zellen geplant zerstört werden, gehen hier Zellen unbeabsichtigt zugrunde. Es handelt sich also um einen nekrotischen Vorgang. 68 RAAbits Biologie April 2011