Kap. 4b - Universität Kassel

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4.4.2
Mittelfristige periodische Variationen von globalen und regionalen
~
Niederschlägen El Nino
Effekte
~
4.4.2.1 Die El Nino-Southern
Oscillation (ENSO)
~
Als El Nino
(spanisch: das Christkind) bezeichnete man ursprünglich eine anomal warme
Meeresströmung, die von Zeit zu Zeit an der Pazifik-Küste Ecuadors auftritt und stets verbunden
ist mit extrem starken Niederschlägen und einem beträchtlichen Rückgang der Fisch-Produktion
~
in den sonst fischreichen Meeresgewässern. Das Auftreten der El Nino-Strömung
beginnt
meistens um die Weihnachtszeit (daher die Bezeichnung durch die Fischer) und hält etwa ein bis
zwei Jahre an, bevor der Normalzustand wieder einkehrt und sich die kühlen, fischreichen
Meeresströmungen an der Küste Südamerikas wieder einstellen. Dieser normale Zustand wird
~
~
~
auch als La Nina
bezeichnet. Der Wechsel von La Nina
zu El Nino
tritt alle drei bis vier Jahre
auf und ist seit dem 18. Jahrhundert historisch belegt. Wissenschaftliche Untersuchungen dieses
Effektes sind jedoch erst seit etwa 30 Jahren im Gange, wobei es sich herausstellte, daß die
~
ozeanische Komponente des El Nino
direkt mit der atmosphärischen Zirkulation im Süd-Pazifik
~
gekoppelt, wobei letzere während eines El Nino
Jahres umschlägt in der Weise daß die normalen
Ost-West Passatwinde in West-Ost Richtung umschlagen und die warmem Wassermassen im
~
Mittel-Pazifik zur Westküste Süd-Amerikas treiben. Zu Beginn eines La Nina
Jahres stellt sich
wieder der Normalzustand ein . Dies ist die sogenannte Southern Oscillation der Atmosphäre
~
und man bezeichnet daher das gesamte gekoppelte Phänomen als El Nino-Southern
Oscillation
(ENSO).
Abb. 4.20:
Zur Entstehung der El
N i ~n o - S o u t h e r n
Oscillation (ENSO)
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Normal Zustand: La Nina
Anomaler Zustand: El Nino
Abb. 4.21: Ozeanströmungen während eines La Nina und El Nino Zyklus
Datenmäßig wird die ENSO erfaßt durch:
(1)
Die Differenz der barometrischen Luftdrücke zwischen einer Wetterstation in
Tahiti und einer an der Westküste Süd-Amerikas gelegenen die sich während
~
eines El Nino
Events umkehrt und
(2)
Die Oberflächen-Temperatur des Ozeans (SST), ebenfalls an der Westküste SüdAmerikas wo es nach dem Gesagten zu positiven Anomalien während eines El
~
Nino-Jahres
kommt (Abb 4.16)
Weitere exellente Ausführungen zu diesen Thema finden sich auf der Web-page
http://www.ogp.noaa.gov/enso/
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Abb. 4.22: Absolute Termperaturen und Temperatur-Anomalien des Pazifik-Ozeans während
eines La Nina und El Nino Jahres.
Abb. 4.23:
Variationen der Oberflächen-Temperatur-Anomalien des Ozeans im mittleren
Pazifik und des SOI (Luftdruckunterschiede) zwichen Tahiti und Darwin
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4.4.2.2 Globale und regionale Niederschlags-Anomalien als Folge von ENSO- Ereignissen
~
Während El Nino
Jahren (z. B. 1983-1984, 1987-1988, 1992-1993) kommt es in vielen
Regionen der Erde zu extremen Niederschlags-Anomalien, sowohl in Form von
Regenüberschuß (Peru und Ecuador, Californien, Südosten der USA) als auch Dürreperioden
(Australien, Indien wo der Monsun z.T. ausbleibt) (s. Abb. 4.19). Inwieweit des Wetter in
Europa davon beeinflußt wird, ist noch strittig, doch hat sich unter Meteorologen schon
~
eingebürgert alle mittelfristigen, anomalen Wetterstrukturen auf den El Nino
zurück zu führen.
Abb. 4.24:
~
Regionale Niederschlags- und Temperaturanomalien im El Nino
Jahr
Box 4.1: Naturkatastrophen häufen sich dramatisch
1998 starben mehr als 50 000 Menschen durch „atmosphärische Extremereignisse" - Düstere Prognosen
Von Dankwart Guratzsch
Genf/Vilm -- Eine dramatische Häufung von Naturkatastrophen registrieren die Welthilfsorganisationen und die
Versicherungen. Danach war 1998 ein Jahr „atmosphärischer Extremereignisse", wie es bisher noch nicht
vorgekommen ist. Mit 707 „größeren Schadensereignissen" weist es nach der Statistik der Münchner
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Rückversicherungs-Gesellschaft die „höchste bisher festgestellte Anzahl" an Naturkatastrophen in einem Jahr auf.
50 000 Menschen seien getötet und Sachschäden in Höhe von 90 Milliarden Dollar (1997: 30 Milliarden)
angerichtet worden. Die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften spricht in
ihrem gestern veröffentlichten Weltkatastrophenbericht sogar von 59 261 Toten und 126,7 Millionen Betroffenen.
1998 sei damit das Jahr der verheerendsten Naturunglücke seit Beginn der Aufzeichnungen.
Allein das pazifische Wetterphänomen „El Niño" wird vom Roten Kreuz und vom Roten Halbmond für den Tod
von 21 000 Menschen verantwortlich gemacht. Weitere 10 000 Menschenleben habe der Hurrikan „Mitch" in
Mittelamerika gefordert. In China waren 180 Millionen Menschen von Flutkatastrophen betroffen. Jedes derartige
Ereignis löst nach Beobachtungen der Experten Kettenreaktionen aus, die ihrerseits katastrophale Auswirkungen
haben können. So fielen der Trockenheit in Indonesien zuerst die Reisfelder zum Opfer, dann brannten die
Wälder, dann verdunkelten für Wochen riesige giftige Rauchwolken den Himmel in Südostasien.
Die Ursache für die Häufung von Katastrophen wie die 240 verheerenden Stürme und 170 Überschwemmungen
des Jahres 1998 sehen Hilfsorganisationen und Versicherer übereinstimmend in menschlichen Eingriffen in die
Natur. Und sie befürchten eine weitere Zunahme. Allein „die vom Menschen verursachte Klimaveränderung"
werde - so die Münchner Rück - „fast zwangsläufig immer extremere Naturereignisse und infolgedessen auch
immer größere Katastrophenschäden bringen". Noch dramatischer klingt die Warnung der Hilfsorganisationen, die
auf einen Zusammenhang zwischen Umweltereignissen und sozialen Entwicklungen verweisen: Globale
Erwärmung und Schädigungen der Umwelt würden in Kombination mit der Bevölkerungsexplosion ein „neues
Zeitalter der Superkatastrophen" heraufbeschwören, das die ärmsten Länder am schwersten treffen werde.
So seien 1998 durch Überschwemmungen, Dürren, Bodenerosion und Abholzung 25 Millionen Menschen in die
Flucht getrieben worden - mehr als durch alle Kriege und regionalen Konflikte. Dabei entstehe eine „explosive
Kombination" von Naturkatastrophen und sozialem Elend mit einem verhängnisvollen Selbstverstärkungseffekt.
Mit derartigen Prognosen will sich der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale
Umweltveränderungen (WBGU) nicht zufriedengeben. In seinem Jahresgutachten 1998 „Strategien zur
Bewältigung globaler Umweltrisiken" kommt er zu dem Fazit: Die Eingrenzung und Beherrschung derartiger
Risiken ist möglich, wenn Vorsorge getroffen, Kapazitäten geschaffen und weltweit einsetzbare
„Monitoring-Systeme" installiert werden. Voraussetzung dafür sei eine „Klassifizierung" der sehr
unterschiedlichen Risikotypen. Aber wie lassen sich Risiken, deren Ausmaß, Datum, Wahrscheinlichkeit vielfach
völlig ungewiß ist, „klassifizieren"? Darüber ist es jetzt in einer Expertenrunde des Beirats mit Politikern,
Wirtschaftsvertretern, Psychologen, Sicherheitswissenschaftlern und Vertretern des Versicherungswesens auf der
Naturschutzinsel Vilm bei Rügen zu heftigen Debatten gekommen.
Die Autoren des Gutachtens haben jedem Risikotyp einen „Paten" aus der griechischen Mythologie zugeordnet.
So steht Damokles für Risiken mit hohem Schadenspotential und geringer Wahrscheinlichkeit. Als Beispiele
dienen Kernkraftwerke, großchemische Anlagen, Staudämme und Meteoriteneinschläge. Demgegenüber
bezeichnet Kassandra Ereignisse, die mit hoher Wahrscheinlichkeit, aber erst „in weiter Zukunft" eintreten, „so
daß vorerst niemand eine Bedrohung erkennen will". Hierunter zählt der Beirat auch den oben beschriebenen
„schleichenden anthropogenen Klimawandel", dessen mögliche Auswirkungen bereits spürbar werden.
Auch Zyklop, Pythia, Pandora und Medusa treten in dem Gutachten auf - doch alle Klassifikationen und
Aufgabenbeschreibungen stoßen zuletzt an die Grenzen der Kosten-Nutzen-Abwägung oder des
Risiko-Risiko-Vergleichs. So lassen sich die Risiken mit unbekannter Eintrittswahrscheinlichkeit (Zyklop),
unbekannter Größenordnung (Pythia) und weltweiter, irreversibler Wirkung (Pandora) mit dem neuen Vokabular
keineswegs zuverlässiger abschätzen, nur deutlicher voneinander abgrenzen.
Um globale Umweltrisiken abzuwenden, können nach Meinung der Experten zwar „Entwicklungspfade"
definiert werden, die sich als nachhaltig oder zukunftsfähig erweisen. Doch der Beirat gesteht ein, daß das
begrenzte Wissen über die Folgen heutigen Handelns und die begrenzte Steuerungsfähigkeit klompexer
ökonomischer und sozialer Systeme einem solchen Vorgehen Grenzen setzen. Er plädiert daher für eine
„Mobilisierung des Potentials an Problemlösungskompetenz, das dezentral in der Gesellschaft vorhanden, aber
keiner zentralen Instanz bekannt ist".
Doch wie können solche Kenntnisse aufgespürt und unbekannte Risiken identifiziert werden? Der Vorschlag des
Marburger Finanzwissenschaftlers Horst Zimmermann, dafür Instrumente des Versicherungswesens wie die
Gefährdungshaftung einzusetzen, stieß in der Vilmer Expertenrunde auf Skepsis. „Was nicht beherrschbar ist, das
ist auch nicht versicherbar", erklärte Allianz-Direktor Andreas Shell. Streicheleinheiten verabreichte nur der
Sicherheitstheoretiker Siegfried Radandt (Brühl/Baden). Zum erstenmal sei es gelungen, im Umweltbereich ein
Risiko als Risiko zu bewerten. Schon das sei „für den Wissenschaftsbereich ein wertvoller Beitrag".
© DIE WELT, 25. 06. 1999
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4.4.3
Langfristige Trends des globalen und regionalen Niederschlages als Folge von
anthropogenen Einflüssen
4.4.3.1 Einfluß der Erhöhung des CO2-Gehaltes der Atmosphäre auf den globalen
Niederschlag (Treibhauseffekt)
Einige neuere wissenschaftliche Untersuchungen postulieren einen Einfluß der Erhöhung des
CO2-Gehaltes der Atmosphäre (seit Beginn des Industriezeitalters bis heute ist die CO2Konzentration von 275 ppm auf 350 ppm gestiegen, wobei bis zum Jahre 2050 ein Anstieg auf
etwa 500 pm vorher- gesagt wird (s. Kap.3.1) ) und dem damit verbundenen projizierten
globalen Temperaturanstieg durch den Treibhauseffekt von etwa 3-5 0C (in polaren Regionen
allerdings auch Anstiegswerte von über 10 oC) sowohl auf den globalen als auch auf den
regionalen Niederschlag. Die meisten der Computermodelle prophezeien eine Erhöhung des
globalen Niederschlages, insbesondere in den mittleren Breitengraden der Erde. Dies ist
offensichtlich bedingt durch ein Ansteigen der Verdunstung über den Ozeanen bei erhöhter
Temperatur. Die ungeklärte Frage ist allerdings noch wie sich diese Erhöhung des
Wassergehaltes in der Atmosphäre auf regionale kontinentale Niederschläge auswirken, denn es
wurde heraus gefunden, daß sich die Wasseraufnahme - und damit die Evapotranspiration durch die Vegetation auf den Kontinenten infolge des CO2-Anstieges selbst verringert.
Anmerkung: Infolge der praktischen Schwierigkeiten mit der integralen, kumulativen Messung
des Niederschlages in einer Region (s. vorheriges Kap.) wird für mittel- und langfristige
klimatologische Untersuchungen obiger Art nicht der Niederschlag P selbst gemessen, sondern
statt dessen repräsentative kumulative Abflüsse R (engl. runoff) in der betrachteten Region.
Letzere integrieren nämlich systematisch die lokalen Fluktuationen der Punktmessungen von P
(infolge der fundamentalen Bilanzgleichung natürlich nach Abzug der Evapotranspiration ET)
und liefern daher kumulativ exaktere Aussagen über P als deren direkte Messung. Auch die
~
erwähnten klimatologischen Erkenntnisse über den Einfluß von El Nino-Ereignissen
beruhen auf
dem Prinzip der Abfluß-Messungen.
Box 4.2: Aspekte des Global Change (Globale Klimaveränderung)
(Quelle: http://www.dkrz.de/tdf/klima/)
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Anmerkung: Ozon und das Ozonloch über der Antarktis (Zerstörung von O3 durch FCKW)
In etwa 30 km Höhe bildet sich Ozon. Und bildet die Ozonschicht . Sie absorbiert einen grossen Teil
derlebensfeindlichen UV-Strahlung und ermöglicht damit Leben auf der Erde. Ozonbildung und Ozonabbau in der
Ozonschicht stehen in einem Gleichgewicht. Der Mensch greift durch Freisetzung von gewissen Gasen (FCKW)
in die Atmosphäre in dieses Gleichgewicht ein. Die FCKW-Gase entwickeln enorme Zerstörungskraft. Als Beispiel
sei die Wirkung von Dichlor-Difluor-Methan demonstriert:
Die UV C-Strahlung wird absorbiert, die dabei aufgenommene Energie spaltet ein Chloratom (Cl) ab. Dieses
reagiert mit einem Ozonmolekül (O3) zu Sauerstoff (O2) und Chloroxid (ClO). Gleichzeitig findet die natürliche
Reaktion statt, die Ozon abbaut (ein Photon wird absorbiert und ein Ozonmolekül (O3) in ein Sauerstoffatom (O)
und ein Sauerstoffmolekül (O2) zerlegt). Das einzelne O reagiert mit dem Chloroxid (ClO) zu Chlor und O2. Durch
diese und andere Reaktionen gewinnt der Ozonabbau gegenüberder Ozonbildung an Bedeutung. Diese Reaktionen
finden in der gesamten Ozonschicht statt und schwächen diese, so dass mehr UV-Strahlung auf die Erdoberfläche
gelangt, wo sie beim Menschen bei ungeschütztem und übermässigem Sonnenbaden, Hautkrebs hervorrufen kann.
Besonders prekär wird die Situation jeweils im Frühjahr über dem Südpol (Oktober). Im strahlungsarmen Winter
können sich in der Stratosphäre Wolken bilden. In diesen stratosphärischen Wolken können sich Chloratome (in
Molekülen gebunden) ansammeln und ein Reservoir bilden. Im Frühjahr, wenn die Strahlungsstärke wieder
zunimmt, beginnen die Reservoirteilchen zu reagieren und das Ozon abzubauen. Über dem Norpol ist der
Reservoireffekt etwas abgeschwächt, weil die Stratosphärischen Wolken in einem Austausch mit südlicheren
Luftmassen stehen. Das Frühjahres-Ozonloch über dem Nordpol (April) ist weniger gross, als über dem Südpol
(Oktober).
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Die Ozonschicht über der Antarktis beginnt z.Z. saisonal dünner zu werden, ein Effekt, der seinen Gipfel bisher in
einem ausgeprägten Ozonloch im Herbst der vergangenen Jahre hatte. Die ersten Jahre - nach der Entdeckung des
Phänomens wurde der Ozondefizit immer ausgeprägter. Das Wachstum des Defizits scheint in den letzten Jahren
aber gebremst zu verlaufen, was zur Hoffnung Anlass gibt. Allerdings war auch im Oktober 1998 das Loch über
der Antarktis ausgeprägt. Zum Glück werden die Ozonkiller werden immer stärker reduziert
Die Ozonlöcher über Arktis und Antarktis sind zur Zeit (1999) nicht vorhanden bzw. kaum angedeutet. Die
folgenden Abb. zeigen jedoch die Entwicklung der Ozonlöcher über Arktis und Antarktis während der 1980
Dekade.
Abb. 4. 25 Ozon über der Arktis
Links: : Ozon-Mittelwerte von
1979 bis 1982 jeweils im März
Rechts: März 1997: Über dem
Nordmeer klafft ein "Ozonloch"
Die Ozonkonzentration wird in
Dobson-Einheiten gemessen.
Ozonarme Gebiete erscheinen
grün
Abb. 4.26: Entwicklung des Ozonloches über der Antarktis während der 1980 Dekade.
Referenzen: http://www.greenpeace.org/~ozone/index.html ;
http://didaktik.physik.uni-wuerzburg.de/~pkrahmer/home/ozon.html
http://dc2.uni-bielefeld.de/dc2/ozon/index.html
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Box 4.3: Klimasprünge aus den Ozeanen: Umkippen der Meeresströme befürchtet / Europa
Schnee
im
Wenn der Treibhauseffekt die Atmosphäre erwärmt, könnte auch das sensible Gleichgewicht der
Meeresströmungen umschlagen. Die Folge wäre eine abrupte Klimaveränderung, die vor allem Europa treffen
würde. Wallace Broecker vom Earth Observatory of Columbia University warnte im Wissenschaftsmagazin
Science (Bd. 278, S. 582, 1997) vor den Folgen: „Teile Europas würden um 10 Grad Celsius abkühlen - das
Wetter in Dublin wäre dann wie in Spitzbergen." Die in den Meeren zirkulierenden Wassermassen transportieren
gewaltige Mengen an Wärme rund um den Globus und bestimmen damit in vielen Regionen das Wetter. Derzeit
dominiert der sogenannte Conveyor, eine Strömung, die von einer Pumpe im Nordatlantik angetrieben wird:
Salzreiches Wasser kühlt dort ab und sinkt durch sein Gewicht in die Tiefe. 16 mal stärker als alle Flüsse der Welt
zusammen schiebt sich dieser Strom am Atlantikboden nach Süden und trifft bei Südafrika auf kaltes Wasser, das
in der Antarktis absinkt. Gemeinsam umrunden sie den Südpol, erwärmen sich und tauchen im Südpazifik wieder
auf.
Europa verdankt sein gemäßigtes Klima unter anderem dem warmen Wasser, das an der Oberfläche des Atlantiks
als Ausgleich für die absinkenden Massen nach Norden fließt. Gemeinsam mit dem Golfstrom wärmt es den
Norden. Doch die Pumpe bei Grönland ist anfällig: Steigt die Temperatur oder verdünnen Regenfälle das
Salzwasser, so versiegt der Tiefseestrom - und mit ihm ein Teil der „Heizung" Europas. Andere Regionen könnten
sich dagegen erwärmen. Auch der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung für Globale
Umweltveränderungen (WBGU) warnt vor den „möglicherweise fatalen (kühlenden!) Auswirkungen auf Europa“.
Der Vorsitzende Hans-Joachim Schellnhuber sagte in einem Interview mit „Die Zeit“, daß wir „diese Grenze in
hundert Jahren schon durchbrechen“ könnten. Wenn der Conveyor kippt, erwartet Broecker weitere - zum Teil
gegensätzliche - Folgen für das globale Klima. Bisher nimmt das Grönlandwasser einen Teil der
menschengemachten Kohlendioxid(CO2)-Emissionen mit in die Tiefe - wenn dieser Puffer wegfällt, werden selbst
ehrgeizige Pläne zur Emissionsverringerung Makulatur. Ohne Conveyor wächst außerdem die Eisfläche in der
Arktis. „Das Eis würde mehr Sonnenstrahlung ins All zurückreflektieren und für Abkühlung sorgen" sagt Stefan
Rahmstorf vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung. Zudem könnte sich die Verteilung von Wasserdampf
in der Atmosphäre verändern. Wallace Broecker glaubt, daß dieses Treibhausgas schon öfter das Klima beeinflußt
hat.
Daß die Ozeane bei Klimasprüngen in der Vergangenheit tatsächlich eine tragende Rolle spielten, folgern
Klimaforscher aus unterschiedlichen Beobachtungen der letzten Jahre:Von Eisbohrkernen weiß man, daß die
Temperaturen oft innerhalb weniger Jahre oder Jahrzehnte umschlugen. Derzeitige Atmosphären-Modelle können
jedoch nur langsame Veränderungen erklären. Im Gegensatz dazu zeigen Simulationen von Meeresströmungen
sehr wohl Sprünge von einem Zustand in den anderen. Sie könnten daher der Schalter gewesen sein, der durch
langsame Klimaveränderung ausgelöst wurde und das Klima rasch und weltweit umschlagen ließ. Daß das Wasser
der Tiefsee nicht immer gleich strömte, lesen Wissenschaftler auch in Sedimenten des Santa Barbara Beckens im
Pazifik ab: Phasen, in denen der Meeresboden gut mit Sauerstoff versorgt war, wechselten sich mit Zeiten ohne
Sauerstoff ab. Ein weiteres Indiz spürten die Klimaforscher auf, als sie die Eisbohrkerne der Arktis mit der
Antarktis verglichen: Zum Teil erwärmte sich der Norden, während der Süden kälter wurde und umgekehrt. Nur
wechselnde Meeresströme seien in der Lage, die Wärme des Globus derart zu verteilen, nimmt Wallace Broecker
an.
GREGOR BUCHER SZonNet: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutscher Verlag GmbH, München, 11.12.97
Box 4.4: Einfluß des Assuan Staudammes auf Klima in Europa
1) Verrringerung der Milankovitch-Sonneneinstahlung (bedingt durch Präzissions-bewegung der Erde
mit Zyklus von etwa 10000 Jahren).
2) Afrikanischer Monsoon Regen reduziert.
3) Nil-Zufluß in Mittelmeer verringert (zusätzlich zur Rückhaltung vom Assuam-Staudam).
4) Salzgehalt im Mittelmeer erhöht wegen verringertem Frischwasserzufluß (Das Gleiche auch durch
globale Erwärmung durch CO2-Erhöhung).
5) Ausfluß in den Atlantik über die Straße von Gibraltar erhöht
6) Menge von aufsteigendem kalten Wasser an der schottischen Westküste erhöht,
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7)Abdriften von diesem kaltem Wasser ( t ~-5 oC) zur Nordsee und des wärmeren Atlantik Wasser (vom
Golf von Mexico herrührend) zur Labrador-Küste.
8) Erhöhung der Gletscherwachstums in Labrador (wegen erhöhter Advektion von Feuchte dort) und in
Nord-Europa
9) Temperaturerniedrigun in diesen Gegenden.
Referenz: Johnson, R.G., Climate control requires a dam at the strait of Gibraltar, Eos, Vol. 78,
277, July 8, 1997.
p.
4.4.3.2 Regionale Trends infolge von Entwaldung und Entwässerung
Regionale Trends der Menge und der Verteilung von Niederschlägen infolge von lokalen
Entwaldungs- und Entwässerungsaktivitäten sind mittels komplexer Computermodelle
(sogenannter globaler Zirkulationsmodelle) prognostiziert worden. Das wesentliche Resultat
dieser Simulationen ist, daß sich auch kleinräumige lokale Beeinträchtigungen des
Wasserhaushaltes durch solche anthropogene Einwirkungen global in Form von veränderten
Niederschlägen über ein relativ großes Gebiet auswirken können (s. Abb. 4.17).
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4.34
Abb. 4.27:
Numerische Simulation der atmosphärischen Bewegung eines in dem schwarzen
Element verdunsteten Wasserpartikels, das nach zwei Monaten wieder in Form
von Niederschlag auf die grau-gefärbten Regionen fällt. Beispiele sind für die
Amazonas Region (oben), dem Südost- Asien (Mitte) und Sudan (unten)
(Dingman, 1994).
Infolge von veränderter Landnutzung und klimatischer Variationen kann es in den nächsten 100
Jahren regional zu stark verändertetem Wasserdargebot kommen, wie numerische Simulationen
ergeben (s. Wissenschaftliches Zentrum für Umweltsystemforschung, WZ-III; Prof Alcamo,
http://www.usf.uni-kassel.de/frame-service.html.) , kann dies in einigen Weltregionen zur
Beeinträchtigung der landwirtschaftlichen Produktion führen und dort bei wachsender
Bevölkerung zu Hungersnöten. Die numerischen Simulationen zeigen, daß es speziell in
Rußland bis zum Jahr 2100 zu einer beträchtlichen Reduzierung der Niederschläge und damit
des Oberflächenabflusses kommt.
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