Angst-Wiki

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Inhalt
Artikel
Angst
1
Angststörung
5
Prüfungsangst
15
Flugangst
17
Agoraphobie
19
Klaustrophobie
22
Fight-or-flight
23
Panikattacke
24
Der Begriff Angst
25
Erlernte Hilflosigkeit
28
Referenzen
Quellen und Bearbeiter der Artikel
31
Quellen, Lizenzen und Autoren der Bilder
32
Artikellizenzen
Lizenz
33
Angst
1
Angst
Angst ist ein menschliches Grundgefühl, welches sich in als bedrohlich empfundenen Situationen als Besorgnis und
unlustbetonte Erregung äußert. Auslöser können dabei erwartete Bedrohungen etwa der körperlichen Unversehrtheit,
der Selbstachtung oder des Selbstbildes sein. Begrifflich wird dabei die objektunbestimmte Angst von der
objektbezogenen Furcht unterschieden. Weiterhin lässt sich die aktuelle Emotion Angst unterscheiden von der
Persönlichkeitseigenschaft Ängstlichkeit, also häufiger und intensiver Angst zu fühlen als andere Menschen.
Evolutionsgeschichtlich hat die Angst eine wichtige Funktion als ein die Sinne schärfender Schutzmechanismus, der
in tatsächlichen oder auch nur vermeintlichen Gefahrensituationen ein angemessenes Verhalten (etwa Flucht)
einleitet. Da der Energieaufwand für eine Flucht gering ist (wenige hundert kcal), übersehene Bedrohungen aber
äußerst folgenschwere Auswirkungen nach sich ziehen können (Tod), ist die „Alarmanlage“ Angst sehr empfindlich
eingestellt, was in vielen Fehlalarmen resultiert.[1]
Angst kann sowohl bewusst als auch unbewusst wirken. Entstehen durch Angst andauernde Kontrollverluste oder
Lähmungen, wird von einer Angststörung gesprochen.[2] [3] [4]
Begriffsgeschichte
Der Begriff Angst hat sich seit dem 8. Jahrhundert von indogermanisch *anghu-, „beengend“ über althochdeutsch
angust entwickelt. Er ist verwandt mit lateinisch angustus bzw. angustia, die „Enge“, „Beengung“, „Bedrängnis“ und
angor, „das Würgen“.[5] Das Wort „Angst“ gibt es als Wortexport auch im Englischen. Es bedeutet so viel wie
Existenzangst. Man spricht von „angst-ridden“ (von Angst geritten, im Sinne von beherrscht). Vermutlich wurde das
Wort 1849 von George Eliot eingeführt.[6]
Philosophie
Die antike Stoa sah wie die Epikureer Angst als künstliche Emotion an, der mit Gelassenheit (Ataraxie) zu begegnen
sei. Die Epikureer strebten einen angstfreien Zustand an, indem sie zu zeigen versuchten, dass der Tod im Grunde
den Menschen nichts angehe, weil er kein Ereignis des Lebens sei. Die Angst vor den Göttern sollte dadurch
entmachtet werden, dass man für die Auffassung argumentierte, dass die Götter in einer abgetrennten Sphäre
existierten und sich für die Sterblichen nicht interessierten.
Für Augustinus war die Angst das Gefühl, welches durch das Getrenntsein von Gott entsteht und sich nur durch den
Glauben wieder aufheben lässt.
Nach Georg Wilhelm Friedrich Hegel gehörte Angst zum notwendigen Übergang auf dem Weg des Bewusstseins
zum Selbstbewusstsein. Die Überwindung der Angst wird durch Arbeit vollzogen. Søren Kierkegaard unterschied
erstmals die ungerichtete Angst von der auf einen Gegenstand bezogenen Furcht. Für ihn war Angst die Angst vor
dem Nichts und mithin der Ausdruck der menschlichen Wahlfreiheit und Selbstverantwortlichkeit. Die Existenzangst
ist eine allgemeine Erfahrung des Menschen, der sich im Laufe seiner Phylogenese weitgehend aus der
Verbundenheit mit der Natur gelöst hat. Aus dem damit einhergehenden Verlust an Geborgenheit und den vielen
Freiheitsmöglichkeiten („Schwindel der Freiheit“ nach Kierkegaard[7] ) resultiert diese Angst.[8] Martin Heidegger
bestimmte Angst als eine Grundbefindlichkeit des Menschen, welche diesem die Unabgeschlossenheit des eigenen
Verständnishorizontes zum Gewahrsein bringt und ihn zur Entschlossenheit befähigt.[9] [10]
„Die Angst vor dem Tode ist die Angst „vor“ dem eigensten, unbezüglichen und unüberholbaren Seinkönnen.
Das Wovor dieser Angst ist das In-der-Welt-sein selbst. Das Worum dieser Angst ist das Sein-können des
Daseins schlechthin.“
– Martin Heidegger: Sein und Zeit (1927)[11]
Angst
2
Bekannte Beispiele von Ängsten
• Prüfungsangst: entweder Angst vor dem eigentlichen Schreiben einer Klausur oder die Angst, die Klausur nicht
zu bestehen;
• Flugangst: Angst von Personen (tritt sowohl bei Passagieren als auch bei Piloten auf), dass das Flugzeug
unerwartet oder auch bei Problemen (bsp. Turbulenzen) abstürzen kann. Sonderfall der Phobien;
• Platzangst (Agoraphobie): Angst vor weiten Plätzen, in großen Warenhäusern und Shopping Centern, besonders
in Megamalls und auf ihren Parkflächen;[12]
• Einschlussangst (Klaustrophobie): in Aufzügen von Wohn- und Bürohochhäusern sowie Warenhäusern und stark
frequentierten innerstädtischen Einkaufsstraßen und -passagen aufkommendes Gefühl der Beklemmung.
Körperliche Reaktionen
Die körperlichen Symptome der Angst sind normale (also nicht krankhafte) physiologische Reaktionen, die bei
(einer realen oder phantasierten) Gefahr die körperliche oder seelische Unversehrtheit, im Extremfall also das
Überleben sichern sollen. Sie sollen ein Lebewesen auf eine „Kampf- oder Flucht-Situation“ (fight or flight)
vorbereiten:
• Erhöhte Aufmerksamkeit, Pupillen weiten sich, Seh- und Hörnerven werden empfindlicher
•
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Erhöhte Muskelanspannung, erhöhte Reaktionsgeschwindigkeit
Erhöhte Herzfrequenz, erhöhter Blutdruck
Flachere und schnellere Atmung
Energiebereitstellung in Muskeln
Körperliche Reaktionen wie zum Beispiel Schwitzen, Zittern und Schwindelgefühl
Blasen-, Darm- und Magentätigkeit werden während des Zustands der Angst gehemmt.
Übelkeit und Atemnot treten in manchen Fällen ebenfalls auf.
Absonderung von Molekülen im Schweiß, die andere Menschen Angst riechen lassen und bei diesen
unterbewusst Alarmbereitschaft auslösen.[13]
Neben diesen individuellen Reaktionen hat das Zeigen von Angst (etwa durch den charakteristischen
Gesichtsausdruck oder durch Sprache) gegenüber Anderen den sozialen Sinn, um Schutz zu bitten.
Die körperlichen Ausdrucksformen der Angst sind die gleichen, unabhängig davon, ob es sich um eine reale
Bedrohung oder um eine Panikattacke aus heiterem Himmel handelt. Jeder vierte Patient mit Angststörung klagt
über chronische Schmerzen.[14] [15]
Hirnforschung
Das Wechseln zwischen dem Entstehen von Angst bei Verteidigungs- und dem Erlöschen der Angst bei
Explorationsverhalten ist für das Überleben von vielen Tieren lebensnotwendig, aber wie dieser Übergang durch
spezifische neuronale Schaltungen erreicht wird, ist noch nicht hinreichend erforscht. Neurophysiologen nehmen an,
dass bidirektionale Übergänge zwischen Zuständen hoher und niedriger Angst kontextabhängig durch sehr schnelle
Veränderungen im Gleichgewicht der Tätigkeiten von zwei verschiedenen Gemeinschaften basaler
Amygdala-Neuronen ausgelöst werden.[16]
Ausgehend von der Amygdala werden folgende Regionen erregt: periaquäduktales Grau, Locus coeruleus, Nucleus
parabrachialis, das vegetative Nervensystem über den Hypothalamus und die so genannte Stressachse (Ausschüttung
von Cortisol aus der Nebennierenrinde und Adrenalin, sowie Noradrenalin aus dem Nebennierenmark), ebenfalls
gesteuert über den Hypothalamus.
Angst
Psychoanalytische Sicht
Sigmund Freud unterschied drei Ursachen der Angst:
• Die Realangst: Diese stellt sich bei äußerer Bedrohung in Gefahrensituationen ein, entspricht also der Furcht. Sie
soll Gefahren signalisieren und als Antwort darauf angepasste Reaktionen auslösen. Die natürlichen Reaktionen
sind Flucht, Ausweichen vor der Situation, Panik, Wut und Aggression. Dazu gehört auch die Vitalangst, welche
bei lebensbedrohlichen Erkrankungen und Situationen wie z. B. Angina pectoris oder Asthma bronchiale
auftritt.[17] Das Ausmaß der Realangst ist auch von Faktoren wie der psychovegetativen Verfassung (Erschöpfung
oder Auszehrung), der Persönlichkeit und Reaktionsbereitschaft, der Widerstandskraft und frühkindlichen
Angsterfahrungen abhängig.[8] Angst erhöht die Anpassungsfähigkeit, indem sie das Erlernen neuer Reaktionen
zur Bewältigung von Gefahr motiviert. Sie kann aber auch bei zu großer Intensität zu in Bezug auf die
Gefahrenbewältigung unangepassten Reaktionen und selbstschädigendem Verhalten führen.[18]
• Die Binnenangst bzw. neurotische Angst: Sie stellt sich ein, wenn das Ich von übermäßigen Triebansprüchen
des Es überwältigt zu werden droht.
• Die moralische Angst: Sie tritt auf, wenn das Über-Ich mit Strafe wegen Verletzungen von Regeln und Tabus
droht, und äußert sich in Scham oder Schuldgefühlen.
Zur Verteidigung gegen diese Ängste stehen dem Ich mehrere Abwehrmechanismen zur Verfügung, die Anna Freud
in ihrem Buch Das Ich und die Abwehrmechanismen (1936) dargestellt hat.
Der Psychiater und Psychoanalytiker Stavros Mentzos hält die Angst aufgrund der sie „begleitenden vegetativen
Erscheinungen sowie analoger Erscheinungen bei Tieren“ für ein „angeborenes und biologisch verankertes
Reaktionsmuster“[19] und vergleicht sie mit der Schmerzreaktion. Im Anschluss an die Verhaltenstherapie fragt er
sich, „ob nicht die Angst ein regelrechter Instinkt ist“.[20]
Angst in verschiedenen Religionen
Theologisch gesprochen sollte die Angst vom Glauben überwunden werden. In allen Religionen geht es um die
Entmachtung der Angst, auch dort, wo die Götter selbst als furchteinflößend erscheinen, womit eher Ehrfurcht als
Furcht erzielt werden soll. Durch Rituale und Opfer versuchte der Mensch von Urzeit an, ihm unheimliche Mächte
zu beeinflussen und gnädig zu stimmen.
Im Buddhismus besteht die „Erleuchtung“ darin, das Ich und sein vielfältiges Begehren als unheilvolle und Leid
verursachende Illusion aufzudecken. Der Erleuchtete müsse nicht mehr aus der Angst um sich selbst leben, weil er
erkannt habe, dass sein individuelles Selbst nur eine Täuschung sei: Er sei vom Ich befreit.
Der christliche Glaube versteht sich ursprünglich als die Gemeinschaft des Menschen mit Gott, der in Jesus von
Nazaret Mensch geworden ist, um dem Menschen seine wahre Wirklichkeit, nämlich sein unbedingtes Geborgensein
in der Liebe Gottes im mitmenschlichen Wort zu offenbaren. Wer Anteil habe am Verhältnis Jesu zu Gott, ist nach
der christlichen Botschaft nicht mehr unter der Macht der Angst um sich selbst, sondern werde eben durch den
Glauben davon befreit, irgendetwas in der Welt zu vergöttern oder an der Welt zu verzweifeln, wenn ihm das
fälschlich Vergötterte genommen wird: Darin bestehe die Erlösung des Menschen. Denn die Liebe Gottes sei stärker
als alle Angst um sich selbst und stärker sogar als der Tod.
Im frühchristlichen Sonntagsgottesdienst war es darum ausdrücklich verboten zu knien, um auszudrücken, dass der
Christ Gott angstfrei auf Augenhöhe begegnen kann. Das Christentum förderte mit der Angst vor der Verdammnis
und Hölle allerdings neue Ängste. Noch bis ins 20. Jahrhundert hinein sahen in Deutschland Katecheten beider
Konfessionen die Drohung mit der Hölle als adäquates erzieherisches Mittel an. Insofern war die Frage Martin
Luthers nach dem „gnädigen Gott“ existentiell. Auch der Hexenwahn kann als Ausdruck von kollektiven Ängsten
betrachtet werden. Ekklesiogene Neurosen und psychotische Wahnvorstellungen hängen oft mit angstbesetzten
religiösen Vorstellungen zusammen.
3
Angst
4
Literatur
Fachbücher
• Heinz W. Krohne: Angst und Angstbewältigung. Kohlhammer 1996. ISBN 3-17-013039-0
• Gerda Lazarus-Mainka, Stefanie Siebeneick: Angst und Ängstlichkeit. Hogrefe 1999. ISBN 3-8017-0969-8
• Stavros Mentzos: Neurotische Konfliktverarbeitung, Einführung in die psychoanalytische Neurosenlehre unter
Berücksichtigung neuer Perspektiven, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-596-42239-6
• Theo R. Payk: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. 131 Tabellen. (= Checklisten der aktuellen Medizin).
3. Auflage. Thieme, Stuttgart u. a. 1998, ISBN 3-13-710203-0
• Harald Pühl: Angst in Gruppen und Institutionen. Leutner-Verlag, Berlin 2008 (4. Aufl.) ISBN 3-934391-25-7 (3.
Auflage)
• Fritz Riemann: Grundformen der Angst. Eine tiefenpsychologische Studie. 39. Auflage. Reinhardt, München
2009, ISBN 3-497-00749-8
• Maren Sörensen: Einführung in die Angstpsychologie. Dt. Studien-Verl., Weinheim 1993, ISBN 3-89271-374-X
• Søren Kierkegaard: Der Begriff Angst. Deutsch unter anderem bei Reclam, Stuttgart 1992, ISBN 3-15-008792-9
Siehe auch
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Phobie, Liste von Phobien
Sorge
Angstwerbung
defensiver Pessimismus
Panik, Fight-or-flight
Angststarre
Erlernte Hilflosigkeit
Anxiolytikum
Angstsensitivität
Schulangst
German Angst
Feigheit
Freiheit statt Angst
Angstraum
Weblinks
• Teufelskreis der Angst [21] - Erinnerungen werden intensiver gespeichert, wenn eine schreckliche Erfahrung
erwartet wird Telepolis
• Online-Studie der Philipps-Universität Marburg (FB Psychologie) zum Thema "Umgang mit
zwischenmenschlichen Ängsten und Befürchtungen" [22]
Referenzen
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
R. M. Nesse: The smoke detector principle. Annals of the New York Academy of Sciences 935, 2001, S. 75-85
vgl. Klaus Dörner, Ursula Plog: Irren ist menschlich: Lehrbuch der Psychiatrie/Psychotherapie. Bonn 1996, S. 41f ISBN 3-88414-183-X
vgl. Anton Hügli, Poul Lübcke (Hrsg.): Philosophie-Lexikon, Reinbek bei Hamburg 1998, S. 39f ISBN 3-499-55453-4
vgl. http:/ / arbeitsblaetter. stangl-taller. at/ EMOTION/ Angst. shtml 25-07-2008
Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Berlin 1999 ISBN 3-11-016392-6
http:/ / www. etymonline. com 25-07-2008
[7] Søren Kierkegaard: Der Begriff Angst, 1844, Reclam, Ditzingen, 1992, S. 57
[8] Rainer Tölle: Psychiatrie, 7. Aufl, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, Tokyo, 1985, S. 72
[9] Anton Hügli, Poul Lübcke (Hrsg.): Philosophie-Lexikon, Reinbek bei Hamburg 1998, S. 39f ISBN 3-499-55453-4
Angst
5
[10] BROCKHAUS Philosophie, Mannheim 2004, S. 21 ISBN 3-7653-0571-5
[11] Martin Heidegger: Sein und Zeit, Tübingen 1993, S. 251 ISBN 3-484-70122-6
[12] Hans-Otto Schenk: Psychologie im Handel, 2. Aufl., München-Wien 2007, S. 112, ISBN 978-3-486-58379-3.
[13] Mujica-Parodi et al., Chemosensory Cues to Conspecific Emotional Stress Activate Amygdala in Humans (http:/ / www. pubmedcentral. nih.
gov/ articlerender. fcgi?artid=2713432), PLoS One. 2009; 4(7): e6415.
[14] „Angststörung kann Schmerzen bereiten“, Ärzte-Zeitung, 18. Januar 2007, S. 11
[15] Analyse der Einweisungsdiagnose in einer universitären Schmerzambulanz unter dem besonderen Aspekt des Anteils therapiebedürftiger
psychischer Störungen (u. a. Angst) bei Patienten mit (chr. Schmerzen) (http:/ / www. angelfire. com/ sc/ naturheilverfahren/
DissertationWettig. pdf), Dissertation, 2002, PDF, etwa 2,5 MB
[16] http:/ / www. nature. com/ nature/ journal/ vaop/ ncurrent/ full/ nature07166. html 25-07-2008
[17] Prof. Dr. Peter Ziese: Leben ohne Angst. Wie Sie Ängste und Neurosen überwinden können, Pabel-Moewig Verlag, 1999, S. 47
[18] Philip. G. Zimbardo: Psychologie, 4. Aufl., Springer Verlag, Berlin - Heidelberg - New York - Tokyo, 1983, S. 376
[19] Stavros Mentzos, Neurotische Konfliktverarbeitung, Einführung in die psychoanalytische Neurosenlehre unter Berücksichtigung neuer
Perspektiven, Frankfurt am Main 1984, S. 30
[20] Stavros Mentzos: Neurotische Konfliktverarbeitung, Einführung in die psychoanalytische Neurosenlehre unter Berücksichtigung neuer
Perspektiven, Frankfurt am Main 1984, S. 30
[21] http:/ / www. heise. de/ tp/ r4/ artikel/ 23/ 23515/ 1. html
[22] http:/ / www. online. uni-marburg. de/ ode/ surveys/ view/ 1?wp
Angststörung
Klassifikation nach ICD-10
F40.0
Agoraphobie
F40.1
Soziale Phobien
F40.2
Spezifische (isolierte) Phobien
F40.8
Sonstige phobische Störungen
F40.9
Phobische Störung, nicht näher bezeichnet
F41.0
Panikstörung (episodisch paroxysmale Angst)
F41.1
Generalisierte Angststörung
F41.2
Angst und depressive Störung, gemischt
ICD-10 online (WHO-Version 2006)
[1]
Angststörungen sind psychische Störungen, bei denen die Furcht vor einem Objekt oder einer Situation oder
unspezifische Ängste im Vordergrund stehen. Wenn es ein solches gefürchtetes Objekt oder eine Situation gibt,
spricht man von einer Phobie.
Den Phobien ist gemeinsam, dass die Betroffenen Ängste haben vor Dingen, vor denen Menschen ohne
Angststörungen normalerweise keine Angst haben, die also normalerweise nicht als gefährlich gelten. Dabei
erkennen die betroffenen Personen zeitweise, dass ihre Angst übermäßig oder unbegründet ist.
Definition
Angst ist zunächst ein notwendiger und normaler Affekt. Die Definition dessen, was unter „Angst“ zu verstehen ist,
ist in trefflicher Weise von Karl Jaspers gegeben worden[2] . Die Definition dessen, was als „Angststörung“ zu
verstehen ist, ist schwieriger zu geben. Die Kennzeichnung von Ängsten als „Störung“ stützt sich auf Kriterien, die
der Orientierung dienen können, letztlich aber unscharf bleiben. Wir geben hier mehrere „Definitionen“ wieder, da
jeder Autor andere „Kriterien“ als besonders wichtig für die Hineinnahme in seine Definition empfindet und durch
die vergleichende Darstellung ein Höchstmaß an Einblick in die Komplexität der Störung entsteht. Klarer und
Angststörung
einfacher ist dagegen die definitorische Kennzeichnung der „Phobie“ sowie die Abgrenzung der Phobien
untereinander.
Definition pathologischer Angst
Volker Faust (1995) grenzt „pathologische Ängste“ (im Sinne einer Störung) gegen die „vielfältigen“ angemessenen
„Ängste“ folgendermaßen ab:
Als orientierende Merkmale zur Diagnose einer pathologischen Angst lassen sich zwei Kriterien nennen:
1. die „Unangemessenheit“ der Angstreaktion gegenüber den Bedrohungsquellen
2. die Symptomausprägung, wie Angstintensität, Angstpersistenz, abnorme Angstbewältigung und subjektiver und
körperlicher Beeinträchtigungsgrad.
Angst kann vor allem dann den Stellenwert einer Krankheitsbeeinträchtigung gewinnen, wenn
1. mögliche oder tatsächliche Bedrohung in ihrer Gefährlichkeit überschätzt werden (z. B. bei Herzphobie und
Agoraphobie)
2. Angst ohne konkrete Gefahr und Bedrohungswahrnehmung auftritt (z. B. bei Panikattacken).
Diagnose
Im Mittelpunkt der Diagnostik steht das ärztliche oder psychotherapeutische Gespräch. Anhand der geschilderten
Symptome kann der Psychiater oder psychologische Psychotherapeut eine erste Verdachtsdiagnose stellen. Um
körperliche Beschwerden der Angst, wie zum Beispiel Atemnot und Herzrasen, von einer organischen Erkrankung
unterscheiden zu können, muss zunächst eine ausführliche medizinische Untersuchung zum Ausschluss einer
körperlichen Ursache erfolgen. Dazu sind meist auch laborchemische und technische Untersuchungen erforderlich
(Blutuntersuchung, EKG und ähnliche). Erst nach Ausschluss einer körperlichen Erkrankung soll eine seelische
Störung diagnostiziert und die Behandlung geplant werden.
Klassifikation
Obwohl Angst ein „Affekt“ ist, werden Angststörungen, Panikattacken und auch phobische Störungen in der ICD-10,
einem modernen Klassifikationssystem, nicht in der Rubrik F3 (Affektive Störungen), sondern im Kapitel F4
(Neurotische-, Belastungs- und somatoforme Störungen) kodiert. Menschen mit Angststörungen empfinden selber
oft gar nicht die Angst als das hervorstechende Symptom. Stattdessen werden häufig körperliche Symptome, wie
etwa Schwindel, Herzrasen, Zittern, verminderte Belastbarkeit oder auch Magen-Darm-Beschwerden zuerst genannt.
Die Unterteilung in der ICD-10 ist wie folgt:
Phobische Störungen
• Agoraphobie (ICD-10 F40.0): Furcht vor oder Vermeidung von Menschenmengen, öffentlichen Plätzen, Reisen
allein oder Reisen von Zuhause weg.
• Soziale Phobie (ICD-10 F40.1): Furcht vor oder Vermeidung von sozialen Situationen, bei denen die Gefahr
besteht, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, Furcht, sich peinlich oder beschämend zu verhalten, zum
Beispiel Paruresis.
• Spezifische Phobien (ICD-10 F40.2). Diese können nach bestimmten Objekten oder Situationen unterschieden
werden:
• Tierphobien: zum Beispiel Angst vor Spinnen (Arachnophobie), Insekten, Hunden, Mäusen.
• Situative Phobien: Flugangst, Höhenangst, Tunnel, Aufzüge, Dunkelheit
• Natur-Phobien: zum Beispiel Donner, Wasser, Wald, Naturgewalten.
• Anblick von Blut, Spritzen, Verletzungen.
• Sonstige phobische Störungen (ICD-10 F40.8)
6
Angststörung
• Phobische Störung, nicht näher bezeichnet (ICD-10 F40.9)
Andere Angststörungen
• Panikstörungen (ICD-10 F41.0): Spontan auftretende Angstattacken, die nicht auf ein spezifisches Objekt oder
eine spezifische Situation bezogen sind. Sie beginnen abrupt, erreichen innerhalb weniger Minuten einen
Höhepunkt und dauern mindestens einige Minuten an.
• Generalisierte Angststörung (ICD-10 F41.1): Eine diffuse Angst mit Anspannung, Besorgnis und
Befürchtungen über alltägliche Ereignisse und Probleme über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten,
begleitet von weiteren psychischen und körperlichen Symptomen.
• Angst und depressive Störung, gemischt (ICD-10 F41.2): Angst und Depression sind gleichzeitig vorhanden,
eher leicht ausgeprägt ohne Überwiegen des einen oder anderen.
Symptome
Allgemeine Angstsymptome
Herzklopfen, Pulsbeschleunigung, Schwindel, Schweißausbruch, Zittern, Beben, Mundtrockenheit, Hitzewallungen,
Sprachschwierigkeiten. Dazu Atembeschwerden, Beklemmungsgefühl, Brustschmerzen, Übelkeit, Erbrechen,
Durchfall. Auch Bewusstseinsstörungen, zum Beispiel das Gefühl, verrückt zu werden, das Gefühl, dass Dinge
unwirklich sind oder man selbst „nicht richtig da“ ist, dass man nicht mehr die Kontrolle über die eigenen Gedanken
hat, Benommenheit, Schwindel, Angst zu sterben, allg. Vernichtungsgefühl. Jeder vierte Patient mit Angststörung
klagt über chronische Schmerzen. [3]
Spezifische Phobien
In Bezug auf ein spezifisches Objekt oder eine Situation oder einen Ort bildet sich die Angstsymptomatik.
Es besteht eine deutliche emotionale Belastung durch die Angstsymptome. Die angstauslösenden Objekte
beziehungsweise Situationen werden vermieden. Gleichzeitig besteht die Einsicht, dass die Ängste übertrieben oder
unvernünftig sind. Beim Anblick des angstauslösenden Objekts beziehungsweise der Situationen kommt es zu den
oben beschriebenen Symptomen.
Die bekannteste ist die Platzangst: die Angst vor offenen Plätzen, Angst, das eigene Haus zu verlassen, Geschäfte zu
betreten, sich in eine Menschenmenge oder auf öffentliche Plätze zu begeben oder allein in Zügen, Bussen oder
Flugzeugen zu reisen. Häufig muss in solchen Situationen sofort ein möglicher Fluchtweg gesucht werden.
Es gibt eine Unzahl von möglichen Phobien, phobische Reaktionen können sich auf alles und jedes richten. Im
Folgenden sind einige bekanntere spezifische Phobien aufgelistet:
•
•
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•
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•
Angst vor Katzen (Ailurophobie)
Angst vor Vögeln (Ornithophobie)
Angst vor Spinnen (Arachnophobie)
Ängste vor engen Räumen (Klaustrophobie)
Ängste vor Blut (Hematophobie)
Ängste vor großen Höhen (Bathophobie)
Angst vor dem Fliegen (Flugangst, Aviophobie)
Angst vor Krankheiten (z. B. Krebs)
Angst vor großen Menschenmengen (Demophobie, Ochlophobie)
Angst vor großen Räumen, z. B. auch Angst in großen Kaufhäusern (Agoraphobie)
• Angst vor dem Sprechen (Glossophobie)
• Angst, in der Öffentlichkeit das Wort zu ergreifen (Homilophobie)
• Angst vor dem Auftreten der Angst („Angst vor der Angst“, Phobophobie)
7
Angststörung
Soziale Phobie
Bei der sozialen Phobie bezieht sich die angstbesetzte Situation auf Situationen, die Kontakte mit anderen Menschen
erfordern. Daher kann schon die Interaktion mit einem anderen Menschen eine Überforderung darstellen.
Symptome:
• starke Ängste, sich in bestimmten sozialen Kontexten zu zeigen
• extreme Angst, in dieser Angst erkannt und öffentlich beschämt zu werden
• vor und in angstbesetzten Situationen starke körperliche Reaktionen (Herzrasen, Schwitzen, Übelkeit, Atemnot,
Stimmversagen u. a.)
• starkes Vermeidungsverhalten, dadurch oft ausgeprägtere Defizite beim „normalen“ Reifungsprozess und Defizite
bei der Wahrnehmung sozialer Verantwortung
• häufig in der Folge sehr schlechtes Selbstbewusstsein, Versagensgefühle, Unterlegenheitsgefühle, Furcht vor
Kritik
• Erröten, Zittern der Hände, Vermeidung von Blickkontakt, Übelkeit, auch Harndrang
Panikstörungen
Die Panikstörungen zeichnen sich dadurch aus, dass wiederholt schwere impulsive Angst- oder Panikzustände
auftreten, die sich nicht auf spezifische Situationen beschränken und deshalb nicht vorhersehbar sind. Panikattacken
gehen besonders häufig einher mit plötzlichem Herzklopfen, Herzrasen oder unregelmäßigem Herzschlag. Es können
ebenfalls Brustschmerzen, Erstickungsgefühle, Zittern, Schwitzen, Schwindel und das Gefühl der Entfremdung
auftreten. Die Betroffenen haben Todesangst, befürchten zum Beispiel einen Herzstillstand oder Herzinfarkt. Immer
wieder treten auch Gefühle von Derealisation auf und die Angst, verrückt zu werden. Dazu kommen die übrigen
beschriebenen Symptome. Diese Anfälle dauern in der Regel nur wenige Minuten, manchmal etwas länger. Da diese
Situationen plötzlich und unberechenbar auftreten, entsteht schließlich eine Angst vor der Angst. Spezifisch für die
Panikstörung ist es, dass die Betroffenen oft den Zusammenhang zwischen den körperlichen Symptomen und ihrer
Angst nicht erkennen und die Symptome fehlinterpretieren.
Generalisierte Angststörung
Unter die generalisierten Angststörungen werden anhaltende Symptome von Angst zusammengefasst, die sich
ebenfalls nicht auf bestimmte Situationen beschränken. Dabei treten folgende Symptome auf: Nervosität, Zittern,
Muskelspannung,
Schwitzen,
Benommenheit,
Herzklopfen,
Hyperventilation,
Schluckbeschwerden,
Schwindelgefühle, Oberbauchbeschwerden, Ruhelosigkeit, Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit und
Einschlafstörungen auf Grund der ständigen Besorgnis und Angst. Die Betroffenen können oft nicht angeben, wovor
sie Angst haben, sie werden von der Furcht gequält, dass sie oder ihre Angehörigen erkranken oder Unfälle erleiden
könnten.
Angst und depressive Störung, gemischt
Zu den Symptomen der Angst kommen die der Depression. Man hat festgestellt, dass es durch die Angstsymptome,
die häufig anfangs nicht als diese erkannt werden, auch noch zu Depressionen kommen kann. Man fühlt sich
schlecht, weil anfangs kein Arzt helfen kann und eben keine körperlichen Symptome gefunden werden (Blut, Nerven
etc.). Es kann daher vorkommen, dass man sich irgendwelche schweren körperlichen Erkrankungen einredet (Tumor
etc.) und somit noch mehr darunter leidet. Dies kann sich mit der Zeit bis zur Depression aufschaukeln.
Auch die Feststellung, durch die Angst in der eigenen Leistungs- und Belastungsfähigkeit eingeschränkt zu sein,
führt häufig dazu, dass sich die Betroffenen minderwertig oder schwach fühlen. Hinzu kommt die Scham über die
sichtbaren Symptome, oder darüber, nicht "voll zu funktionieren".
8
Angststörung
Häufigkeit
Angsterkrankungen sind in der Praxis häufig anzutreffen. Nach einer Studie der WHO 1996 litten etwa 8,5 % der
Patienten in deutschen Allgemeinarztpraxen an einer generalisierten Angststörung und 2,5 % an einer Panikstörung.
Frauen erkranken circa zweimal häufiger als Männer. Menschen mit Panikstörungen leiden in der Hälfte der Fälle
zusätzlich an einer Agoraphobie. Fast 20 % der Patienten, die sich in einem allgemeinmedizinischen Krankenhaus
(in den USA) vorstellten, litten an einer Angsterkrankung, 41 % davon unbehandelt. [4]
Ursachen
Wie bei den meisten psychischen Störungen gibt es auch bei der generalisierten Angststörung, bei sozialen Ängsten,
Panikattacken und Phobien nicht die eine bekannte Ursache. Stattdessen geht man auch hier von einer Vielzahl
verursachender oder auslösender Faktoren aus, die erst im Zusammen- und Wechselwirken den tatsächlichen
Ausbruch der Störung bewirken. Je nach psychiatrischer oder psychotherapeutischer Schule werden naturgemäß
andere „Ursachen“ fokussiert und günstigenfalls auch weiter erforscht. So tragen alle in der Fachwelt anerkannten
theoretischen Ausrichtungen aus ihrem speziellen Blickwinkel zur Erforschung von Ursache und Entstehung
(Entwicklung) dieser Störungen bei.
Ein sehr guter Überblick findet sich bei H.-P. Kapfhammer (2000), der hier im Folgenden stichpunktartig und in
Auszügen wiedergegeben wird:
Schilddrüsenfehlfunktionen
Sowohl eine Überfunktion (Ursache: meist Morbus Basedow oder Schilddrüsenautonomie) als auch eine
Unterfunktion (Ursache: meist Hashimoto-Thyreoiditis) der Schilddrüse können zu Angst und Panikattacken führen.
Dies kann bei Hashimoto auch im Anfangsstadium vorkommen, wenn die Laborwerte noch unauffällig sind.
Psychologische Modelle
Psychologische Erklärungsmodelle der Angst unterscheiden zunächst zwischen
• Angst als Zustand und
• Angst als Persönlichkeitseigenschaft
Es gibt bereits einige Versuche, Angst oder Ängstlichkeit als Persönlichkeitseigenschaft aufzufassen. Hierbei hat
sich ein dimensionaler Ansatz im Gegensatz zu einer Kategorisierung bewährt. Persönlichkeitsmodelle der
Psychologie, die dimensional konzipiert sind, zeigen im Wesentlichen eine Übereinstimmung in der Annahme, dass
es eine Art genetischer Disposition zur „Ängstlichkeit“ gibt, die bei starker Ausprägung (Dimensionierung) eine
Schwachstelle (vulnerabler Bereich) in der psychischen Konstitution darstellt und dann in der späteren Entwicklung
zum Kristallisationspunkt einer Angststörung werden kann.
Kognitive Schemata und soziale Kompetenz
Eigentlich unumstritten ist die Ansicht, dass Menschen, die unter vermehrten Ängsten leiden, die Welt anders und
teilweise verzerrt wahrnehmen. Auf Dauer gesehen wird aus dieser verzerrten Wahrnehmung dann eine falsche
„Bewertung“ der äußeren Welt. Man spricht in der kognitiven Therapie von der Entwicklung und Einnistung
sogenannter „maladaptiver kognitiver Schemata“, also einer Art verinnerlichter „Vorurteile“ oder zumindest
„Fehlurteile“ über die Gefährlichkeit der Welt. In einem weiteren Schritt kommt es dann zu einem unangemessen
starken „Vermeidungsverhalten“, um diesen vermeintlich drohenden Gefahren auszuweichen. Dieses
„Vermeidungsverhalten“ wiederum führt zu einer mehr oder weniger starken, oft fortschreitenden Einengung des
Aktionsradius und der Aktivitäten überhaupt, im weiteren Schritt oft zu Rückzug und Isolation. Der Betreffende
bleibt in der Regel mehr oder weniger weit hinter seiner eigentlichen gesellschaftlichen Leistungsfähigkeit zurück.
Der Erwerb einer verlässlichen sozialen Kompetenz wird dadurch erschwert oder verhindert.
9
Angststörung
Entwicklungsmodelle
Aus der Entwicklungspsychologie und aus der täglichen Erfahrung mit Kindern ist bekannt, dass es gewisse
„typische“ und „altersgebundene“ Ängste gibt. Kapfhammer (2000) nennt das „Fremdeln“, die „Trennungsangst“, die
„Schulangst“, „Tierängste“. Er weist darauf hin, dass Zusammenhänge bestehen zwischen
• dem späteren Auftreten von Panikstörung oder Agoraphobie einerseits und frühkindlichen Trennungsängsten
(Bolwby, 1976) bzw. Trennungsängsten und Schulphobie (Gittleman u. Klein, 1984) andererseits
• dem späteren Auftreten einer generalisierten Angststörung einerseits und frühen familiären Traumatisierungen
„(Konflikte zwischen den Eltern, Konflikte mit den Eltern, sexuelle Traumatisierungen, mangelhafte
Aufmerksamkeit, niedriges Prestige der Familie, stärkere körperliche Züchtigungen)“ (Angst und Vollrath, 1991)
resp. Aufwachsen in einer Alkoholikerfamilie (Mathew et al. 1993; Tweed et al., 1989) andererseits
• dem späteren Auftreten von Phobien einerseits und kindlicher Angst vor Beschämung bei hohen elterlichen
Ansprüchen (Parker, 1979), sozialphobischem Vorbildverhalten der Mütter (Bruch et al., 1989) oder übertriebener
Besorgnis der Eltern vor Kritik durch Außenstehende (Bruch und Heimberg, 1994) andererseits.
Lerntheoretische Modelle
Der von Orval Hobart Mowrer entwickelte Ansatz geht davon aus, dass Ängste durch (klassische und operante)
„Konditionierung“ entstehen im Sinne von pathologischen (=krankhaften, unangemessenen) Angstreaktionen auf
ursprünglich neutrale Stimuli, die durch zeitliche und/oder räumliche Kontingenz zu einer realen angstauslösenden
Situation im Rahmen von Lernerfahrungen zu einem konditionierten Angststimulus werden. Durch Vermeiden
dieser Situation wird der Stimulus vermieden und damit auch die Angst reduziert. Das führt zu einer negativen
Verstärkung des Vermeidungsverhaltens, d. h. der Betreffende „lernt“, dass das Vermeiden gut für ihn ist, indem es
ihn vor aufkommenden Ängsten schützt.
Wie bei den kognitiven Schemata auch (s.o.) handelt es sich um ein fehladaptiertes, d. h. nicht wirklichkeitsgerechtes
Lernen, bei dem zwischen der eigentlichen Angstquelle und dem symbolischen Stimulus nicht mehr unterschieden
werden kann. Aufgrund der anhaltenden Vermeidung bleibt eine korrigierende Lernerfahrung aus, sodass sich
pathologische Angstreaktion „etabliert“.
Bei der Panikstörung spielt eine positive Rückkopplung „zwischen körperlichen Sensationen (z. B. wahrgenommene
Veränderung der Herzrate) und kognitiven Bewertungsvorgängen als Gefahr (z. B. „drohender Herzinfarkt“) mit
einer hieraus resultierenden eskalierenden Angstreaktion“ eine große Rolle.
Eine wichtige Bedeutung insbesondere bei der Entstehung einer generalisierten Angststörung (Blazer, 1987), aber
auch einer Panikstörung (Finlay-Jones u. Brown, 1981; Goldstein u. Chambless, 1978; Faravelli u. Pallanti, 1989)
kommen schwerwiegenden, negativen (und traumatisierenden) Lebensereignissen zu (sogenannte „life events“).
Psychodynamische Modelle
Einen Versuch, das psychodynamische Verständnis von Angststörungen in heutiger Sicht zusammenfassend
darzustellen, unternimmt Huber (1999):
„Die unmotivierte, nicht objektgebundene Angst kann als existentielle Angst (Untergrundangst) im normalen
und nichtneurotischen Seelenleben als allgemeine Grunderfahrung des Menschen vorkommen (…). Sie kann
aber bei der Angstneurose auch Leitsymptom einer neurotischen Entwicklung sein; doch muss hier stets
vorrangig eine endogene, schizophrene oder zyklothyme Erkrankung ausgeschlossen werden. Bei der
Angstneurose (FREUD, 1895) tritt die Angst bei den hilflos-anklammernd erscheinenden Patienten als mit
vegetativen Symptomen einhergehender Angstanfall (der phänomenologisch der „neurotischen Herzphobie“,
…, und den „dysästhetischen Krisen“ bei endogenen Psychosen entsprechen kann) oder als nicht auf ein
bestimmtes Objekt bezogenes, frei flottierendes, intensives, länger anhaltendes Angstsyndrom auf. FREUD
nahm ursprünglich als Ursache einen aktuellen Konflikt in Form sexueller Frustration mit Umsetzung
verdrängter Libido in einen Angstaffekt an (…), z. B. bei Coitus interruptus oder Aufgabe von Ipsation
10
Angststörung
(Onanie). Später und bis heute denkt man mehr an Trennungsängste (Verlassenwerden und dadurch bedingte
Hilflosigkeit) bei Menschen, die in der Biographie Züge von Trennungsempfindlichkeit (angstneurotische
Familienkonstellation) zeigen und stark von Schutzfiguren abhängig sind; ähnlich wie bei der Herzphobie (…)
kann die Anwesenheit von Schutzfiguren, z. B. eines Arztes, das Symptom beheben. Angstneurotische
Symptome kommen für sich allein oder kombiniert mit anderen neurotischen Erscheinungen, z. B. auch mit –
lokalisierten – Phobien vor. Übereinstimmung besteht darin, dass Angstneurosen wie Phobien Ausdruck
ungelöster Konflikte sind, wobei besonders die unbewusste Angst, Zuwendung zu verlieren, alleingelassen zu
werden, Aggressionshemmung und Verkehrung ins Gegenteil eine Rolle spielen.“
– Huber, Psychiatrie (1999) S. 460
S. Freud kannte das Phänomen Angst in zwei Zusammenhängen:
• als Ausdruck bzw. als Folge eines innerpsychischen Konfliktes, etwa zwischen einem verbotenen triebhaften
Impuls und einem strengen Gewissen. Angst resultiert hiernach durch die unvollständige Unterdrückung einer
Wunschregung, z. B. eines sexuellen Verlangens und der Angst vor Bestrafung, sie ist Ergebnis eines
Abwehrvorganges (Freud, 1895).
• als Signalangst. In dieser Funktion signalisiert die Angst dem Ich das Vorhandensein einer inneren Bedrohung, z.
B. durch ähnliche Konflikte wie oben genannt. Sie steht dann am Beginn einer Schutzmaßnahme durch das Ich
und ist somit Initiator eines Abwehrvorganges (Freud, 1926).
Die Phobie aus psychoanalytischer Sicht
Nach psychoanalytischem Verständnis handelt es sich bei der Ausbildung einer Phobie in allererster Linie um eine
aktive psychische Leistung und zwar im Besonderen um das Ergebnis einer intrapsychischen Abwehr:
angsterregende Bewusstseinsinhalte werden verdrängt, wobei an die Stelle der ursprünglichen Inhalte (es kann sich
um Vorstellungen oder Gefühle handeln) belanglose äußere Situationen gesetzt werden. Die Angst wird also an
einen anderen „harmlosen“ Ort verschoben, dem der „eigentliche (verbotene und deshalb angstbesetzte und
verdrängte) Inhalt“ nicht mehr angesehen und zugeordnet werden kann. Die Verschiebung ist selbst für den
Betreffenden selber nicht mehr bewusst, auch er staunt, wo die Angst herkommt. Es ist zu beachten, dass die Phobie
mehr als einfache Verdrängung ist. Diese würde zu einer akzeptablen Lösung nicht ausreichten. Durch die
Verdrängung des spezifischen Vorstellungsinhaltes erfährt nämlich die vorher gebundene und gerichtete Furcht eine
Regression zu einer ungebundenen entdifferenzierten diffusen Angst, die wegen des freien Flottierens äußerst
schlecht zu ertragen ist. In einer zweiten Phase muss daher der Hauptabwehrmechanismus des phobischen Modus,
nämlich die Verschiebung, zum Einsatz kommen, wodurch „künstlich“ die Bindung an einen neuen Inhalt erreicht
wird. Greenson formulierte dies einmal so: „Eine Form der Angst wird als Abwehr gegen eine andere Angst
benutzt.“
Der Vorteil des Verschiebungsmechanismus liegt darin, dass aus der ursprünglichen inneren Gefahr eine äußere
konstruiert wird: eine äußere Gefahr hat den „Vorteil“, dass sie leichter vermieden werden kann als eine innere.
Wie bei allen neurotischen Lösungsversuchen handelt es sich auch bei der Phobie um einen Kompromiss, der darin
besteht, dass auf der einen Seite die verbotenen Wünsche und Strebungen unbewusst bleiben können und nicht
wirksam werden, auf eine verzerrte Weise, nämlich als phobische Reaktion, aber dennoch partiell ausgelebt werden
können.
11
Angststörung
Neurobiologische Modelle
Das neuroanatomische Modell
Bei der Angstregulation sind vor allem
• der Hirnstamm (Locus coeruleus, Raphe-Kerne, Nucleus paragigantocellularis) → Regelung des Niveaus des
Arousals
• das sogenannte „limbische System“ (Amygdala (Angstentstehung), Hippocampus, Nuclei septi, Hypothalamus) →
Induktion und Modifikation von Angst
• der präfrontale Cortex → Integration von Informationen aus verschiedenen Hirnarealen, Bewertung, Planung
beteiligt.
Das Neurotransmitter-/Rezeptormodell
In der Pathophysiologie von Ängsten wird die Rolle verschiedenster Neurotransmittersysteme (chemische
Botenstoff-Systeme) diskutiert. Es handelt sich dabei um
• das GABA-System
• das serotonerge System
• das noradrenerge System
• sogenannte "exzitatorische (=Rezeptor-anregende) Aminosäuren
• andere Neurotransmitter
Die inhibitorische (hemmende) Gamma-Amino-Buttersäure (GABA) ist der am meisten mit Angststörungen und
deren medikamentöser Behandlung in Verbindung gebrachte Transmitter. Die Substanzgruppe der „Benzodiazepine“
setzt mehrheitlich am sogenannten GABA-A-Rezeptorkomplex an, bewirkt dort über die Freisetzung von
Chloridionen eine Hyperpolarisation der Rezeptormembran, was zu einer Verstärkung der gaba-ergen Hemmung der
Ansprechbarkeit des Rezeptors gegenüber erregenden Impulsen führt.
Dieser indirekte Effekt der Verstärkung einer gaba-ergen Hemmung durch Benzodiazepine führt klinisch zur
Reduktion der Angstsymptomatik.
Verschiedene Serotonin-Rezeptoren (5-HT1A-Rezeptor sowie 5-HT2- und 5-HT1C) des serotonergen Systems sind
ebenfalls an der Angstmodulation beteiligt. Deshalb wirken folgende Substanzen angstlösend (anxiolytisch)
• Buspiron
• Imipramin, MAO-Hemmer, Trazodon
• SSRI, MAO-Hemmer
Das noradrenerge System ist wesentlich für die körperlichen Begleitsymptome bei Angstzuständen verantwortlich
und wird über postsynaptische ß1-Rezeptoren vermittelt.
Behandlungsmöglichkeiten
Zur Therapie von Angststörungen (generalisierte Angststörung, Panikstörung, Panikattacken) und Phobien kommen
verschiedene Behandlungsverfahren zum Einsatz.
Entspannungsverfahren
Ängste sind in aller Regel von körperlichen Symptomen, v.a. auch von Verspannungen begleitet, die wiederum
negativ auf die Angstsymptomatik und die körperlichen Symptome zurückwirken und diese verstärken oder
zumindest aufrechterhalten. Deshalb ist ein wichtiger Ansatz bei der Angsttherapie die Beseitigung von Spannungen
durch Entspannungsverfahren. Zum Einsatz kommen
• Autogenes Training
• Progressive Muskelentspannung nach Jacobson
12
Angststörung
• Biofeedback-Methoden
Psychotherapie
Psychoanalytische und tiefenpsychologische Behandlungsmethoden basieren auf den theoretischen Grundannahmen
der Psychoanalyse, denen zufolge die Angstsymptomatik Ausdruck eines unbewussten Konfliktes mit misslungener
Kompromisslösung ist. Die Aufdeckung dieses Konfliktes und das „Durcharbeiten“ unter Reaktivierung der
ursprünglichen Affekte soll den Angstaffekt dann überflüssig machen und wieder zum Verschwinden bringen.
Bei der Verhaltenstherapie der Phobien, Angst- und Panikstörungen geht es v.a. darum, sich den Ängsten und
angstbesetzten Situationen gezielt und in zunehmender Dosis auszusetzen, bis alle zuvor gemiedenen Situationen
wieder in Besitz genommen und in das normale Leben integriert werden können. Man bedient sich hierzu der
Reizkonfrontation, die in zwei Formen ablaufen kann.
• Reizüberflutung („flooding“): Es erfolgt unter paralleler therapeutischer Begleitung eine Konfrontation mit
einer maximal angstauslösenden Situation, die solange ausgehalten werden muss, bis eine physiologische
Gewöhnung eintritt und der Patient lernt, dass die gefürchteten katastrophalen Folgen ausbleiben. Auf dieses
Verfahren wird im deutschsprachigen Raum inzwischen wegen ethischen Bedenken weitgehend verzichtet.
• Abgestufte Reizexposition: systematische Desensibilisierung durch stufenweise gesteigerte Reizexposition, bis
alle Hierarchiestufen bis zum Maximum durchlaufen wurde
Bei der Kognitiven Therapie, die häufig mit klassischen verhaltenstherapeutischen Verfahren kombiniert wird, soll
der Patient seinen Denk- und Bewertungsstil ändern. Theoretische Grundlage ist die Annahme, dass vor allem eine
„Fehlbewertung“ der angstauslösenden Situation die heftige Angst und Vermeidungsreaktion hervorruft und immer
weiter verstärkt. Dabei kann die Frage nach der Finalität der Angst sehr hilfreich sein: Was möchte der Patient mit
seiner Angst (unbewusst) erreichen.
Medikamente
Zum Einsatz kommen:
• Antidepressiva
• SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer)
• SNRI (Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer)
• trizyklische Antidepressiva, z. B. Imipramin oder Clomipramin
• reversibler MAO-Hemmer Moclobemid
• irreversibler MAO-Hemmer Phenelzin
• Buspiron
• kurzzeitig: Benzodiazepine, z. B. Alprazolam, Clonazepam und Lorazepam
Um das Risiko einer Abhängigkeit auf ein Minimum zu reduzieren, sollten Benzodiazepine nur nach
sorgfältiger Prüfung der Indikation verschrieben und über möglichst kurze Dauer eingenommen werden. Ob
eine Weiterführung der Behandlung notwendig ist, muss regelmäßig überprüft werden.[5]
• Pregabalin
13
Angststörung
Sport
Mit körperlichem Training lassen sich Angstsymptome eindämmen. Bei der Betrachtung der Sportdauer schnitten
Übungszeiten von mindestens 30 Minuten am besten ab. Diese nicht-pharmakologische Behandlung eignet sich auch
besonders für Patienten, die Medikamente ablehnen. [6]
Verlauf
Angststörungen neigen zu einer Chronifizierung, das heißt, zu einer dauernden Anwesenheit, wenn sie nicht
behandelt werden. Bei der Panikstörung beispielsweise kommt es nur bei 10 bis 30 % der Betroffenen spontan (d. h.
ohne Behandlung bzw. nicht als Folge einer Behandlung) zu einer vollständigen Gesundung.
Psychotherapie und Medikamenteneinnahme verbessern die Prognose wesentlich.
Die isolierten Phobien sind sehr gut zu behandeln.
Grundsätzlich gilt: Je früher eine Behandlung begonnen wird, desto günstiger ist der Verlauf.
Komorbidität
Angststörungen weisen eine hohe Komorbidität sowohl untereinander, als auch zu Depressionen, somatoformen
Störungen und Substanzstörungen (intrapersonal gesteuerter Gebrauch von psychotropen Stoffen) auf. Die
Wahrscheinlichkeit, eine komorbide Störung zu entwickeln, ist bei Panikstörungen und Agoraphobie am höchsten.
Sekundäre Depressionen sind am häufigsten bei Panikstörungen, gefolgt von der Generalisierten Angststörung und
der Agoraphobie. Substanzstörungen als Folge einer Angststörung werden als Versuch der Selbstmedikation
betrachtet.
Siehe auch
•
•
•
•
•
•
•
Emotionale Störungen des Kindesalters
Angst
Phobie
Depression
Panikattacke
Panikstörung
Taijin Kyōfushō
Quellen
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
http:/ / www. dimdi. de/ dynamic/ de/ klassi/ diagnosen/ icd10/ htmlamtl2006/ fr-icd. htm
Gefühle und Gemütszustände in: Allgemeinen Psychopathologie (9. Aufl. 1973)
„Angststörung kann Schmerzen bereiten“, Ärzte-Zeitung, 18. Januar 2007, S. 11
Zitiert nach „Angststörungen bleiben oftmals unbehandelt“, Ärztliche Praxis, 15. Mai 2007, S. 14
Fachinformation des Arzneimittel-Kompendium der Schweiz: Xanax, Stand: Dezember 2004
Matthew P Herring et al., Arch Int Med 2010; 170: 321-31, zitiert nach Medical Tribune, 12. März 2010, S. 6
• Bandelow, B., J. Zohar, E. Hollander, S. Kasper and H. J. Möller (2005): Leitlinien der World Federation of
Societies of Biological Psychiatry (WFSBP) für die medikamentöse Behandlung von Angst-, Zwangs- und
posttraumatischen Belastungsstörungen. Stuttgart, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft.
• Kapfhammer, H.-P. (2000): Angststörungen. In: H.-J. Möller, G. Laux, H.-P. Kapfhammer (Hrsg.): Psychiatrie
und Psychotherapie, S. 1185ff. Springer-Verlag
• Flöttmann, H.B.: Angst-Ursprung und Überwindung. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2005, 5. Aufl., ISBN
3-17-018754-6
14
Angststörung
15
• Hoffmann, S.O.; Bassler, M. (1992): Psychodynamik und Psychotherapie von Angsterkrankungen.
Nervenheilkunde 11:8–11
• Huber, G. (1999): Psychiatrie. Lehrbuch für Studium und Weiterbildung. Schattauer-Verlag
• Müller, H.-J.; Laux, G.; Deister, A. (2001): Psychiatrie und Psychotherapie. 2. Aufl. Thieme-Verlag, Stuttgart
• Perkonigg, A.; Wittchen, H.U. (1995): Epidemiologie von Angststörungen. In: Kasper, S.; Möller H.-J. (Hrsg.):
Angst- und Panikerkrankungen. Fischer, Jena Stuttgart, S. 137–156
Prüfungsangst
Die Prüfungsangst (engl. test anxiety)[1] ist eine Angst vor der Bewertung der persönlichen Leistungsfähigkeit, die
den Betroffenen daran hindern kann, sein Wissen bei einer Prüfung unter Beweis zu stellen. Grundsätzlich kann sie
aber auch zu einer Steigerung der Leistungsfähigkeit führen. Als Krankheit ist sie nur in Sonderfällen einzustufen.
Ihrer Zuordnung nach ist sie eine Sonderform der sozialen Bewertungsangst (sozialen Phobie). Prüfungsangst tritt
bei Personen mit Lernbehinderungen oder Verhaltensauffälligkeiten in einem größeren Ausmaß auf als bei Personen
ohne solche Probleme.[2]
Entstehung und Auswirkung
Die Prüfungsangst entsteht, wie ihr Name auch ausdrückt, daraus, dass
eine Person Angst (bzw. deren Symptome) vor oder während einer
Prüfung verspürt. Sie beeinträchtigt die Leistungsfähigkeit der
Betroffenen, wird von den Prüflingen und ihnen nahestehenden
Personen aber auch gerne herangezogen, um unbefriedigende
Leistungen oder "Denkblockaden" zu entschuldigen oder zu
erklären.[3] [4] Gelegentlich können auch Prüfer der Prüfungsangst
ähnlichen (allerdings weniger manifesten und nicht durch Sanktionen
bedrohten)
Spannungen
ausgesetzt
sein,
etwa
aus
Prüfungsunerfahrenheit oder in Kollegialprüfungen. Wie den
Prüflingen stehen auch den Prüfern (nach Schenk) spezifische
Methoden zum "autogenen" und "heterogenen" Spannungsabbau zur
Verfügung.[5]
Zusammenhang von Angst und Leistung
Während der kognitiven Entwicklung kann sich Prüfungsangst erstmals im Alter von 8- 11 Jahren entwickeln. Als
ursächlich werden schlechte schulische oder sportliche Leistungen gesehen, die das Selbstwertgefühl der
Betroffenen, das auf sportlicher und geistiger Leistungsfähigkeit beruht, kompromittieren.[6]
Ein gewisses Maß an Prüfungsangst kann für eine Prüfung durchaus leistungssteigernd wirken, da das dadurch
erhöhte Erregungsniveau zu einer Steigerung von Konzentration, Aufmerksamkeit und Energie führt.[7]
Krankheitswert
Prüfungsangst
16
Klassifikation nach ICD-10
F40
Phobische Störung
F41
Sonstige Angststörung
ICD-10 online (WHO-Version 2006)
[1]
Die Prüfungsangst wird dann als krankhaft betrachtet, wenn sie eine erhebliche Beeinträchtigung des Patienten
darstellt, Probleme im sozialen Umfeld auslöst und - besonders im Kindesalter - die normale Entwicklung der Person
verhindert.[6] Sie bildet sich im ICD- Code nicht exakt ab,[4] diese Klassifikation muss jedoch auch hier Anwendung
finden.[8]
In den USA wird diese Phobie, sofern die Einschränkung nachgewiesen und dokumentiert wird, über den Americans
with Disabilities Act als Behinderung anerkannt und es werden besondere Prüfungsabläufe angeboten, sofern der
entsprechende Antrag mindestens 30 Tage vor Prüfungsbeginn eingereicht wird. [9] [10] Allerdings wird
Prüfungsangst für gewöhnlich nicht von vornherein als entsprechende Behinderung im Sinne des Gesetzes
anerkannt.[11]
Therapie
In Fällen, in denen die Prüfungsangst Krankheitscharakter hat, ist eine gezielte Therapie sinnvoll. Diese kann in
diesem Falle darin bestehen, "positives Denken" (für entsprechende Situation Gedanken wie "... ich werde es
schaffen ...") einzuüben, effektive Vorgehensweisen für das Lernen und die Prüfung selbst zu entwickeln, die
Transparenz der Prüfung zu verbessern und in Prüfungssituationen für kurzfristige Entspannung zu sorgen.[12]
Ansonsten können die gleichen psychiatrischen Therapieformen wie bei anderen Formen von Angststörungen
eingesetzt werden. Insbesondere bei medikamentösen Behandlungen verdienen die möglichen Nebenwirkungen
Beachtung.
(→ Hauptartikel Angststörung)
Literatur
Helga Knigge-Illner: Prüfungsangst besiegen: Wie Sie Herausforderungen souverän meistern (campus concret)
Campus-Verlag 1. Auflage 2010, 978-3593391755
Referenzen
[1] Strian F.: Angst und Angstkrankheiten, C.H.Beck, 1996, S.55, ISBN 3406390072, hier online (http:/ / books. google. de/ books?pg=PA55&
dq=Prüfungsangst& lr=& id=UYmcB6YM-E8C& num=50& as_brr=3& as_pt=ALLTYPES& output=html)
[2] Sue Swanson, Carol Howell: Test anxiety in adolescents with learning disabilities and behavior disorders.. In: Exceptional Children. 62,
1996. (Zusammenfassung (engl.) (http:/ / www. questia. com/ googleScholar.
qst;jsessionid=JW1hKdXDB3by9CP7BPzs7J1lvZDB4psXQvkj0k2ycPz9XwnYXbhv!523017387?docId=5000333811)
[3] Preiser S.: Pädagogische Psychologie, Juventa, 2003, S.221, ISBN 3779915227, hier online (http:/ / books. google. de/ books?pg=PA221&
dq=Prüfungsangst& lr=& id=R6hMGJiquocC& num=50& as_brr=3& as_pt=ALLTYPES& output=html)
[4] Schneider S.: Angststörungen bei Kindern und Jugendlichen, Springer, 2004, S.88, ISBN 3540429174, hier online (http:/ / books. google. de/
books?pg=PA88& dq=Prüfungsangst& lr=& id=gsqO-xQx8pEC& num=50& as_brr=3& as_pt=ALLTYPES& output=html)
[5] Vgl. hierzu Hans-Otto Schenk: Die Examensarbeit, Göttingen 2005, UTB 2657, S. 100-108, ISBN 3-8252-2657-3
[6] Hoyer J.: Angstdiagnostik, Springer, 2003, S.12ff., ISBN 3540434828, hier online (http:/ / books. google. de/ books?id=8jeLmkBBqn0C&
pg=PA12& lpg=PA12& dq=Prüfungsangst+ Phobie+ ICD& lr=& num=50& as_brr=3& as_pt=ALLTYPES& output=html)
[7] Lohaus A., e.a.: Stressbewältigung für Kinder und Jugendliche , Springer, 2007, S.203ff., ISBN 3540739424, hier online (http:/ / books.
google. de/ books?id=6XcbtxYNIlEC& pg=PA203& lpg=PA204& dq=Prüfungsangst& lr=& num=50& as_brr=3& as_pt=ALLTYPES&
output=html)
[8] Frauenknecht S., e.a.: Intensivkurs Psychiatrie und Psychotherapie, Urban&FischerVerlag, S.234ff., ISBN 3437421328, hier online (http:/ /
books. google. de/ books?pg=PA234& dq=Prüfungsangst+ Phobie+ ICD& lr=& id=bOo1lSUVQmUC& num=50& as_brr=3&
Prüfungsangst
17
as_pt=ALLTYPES& output=html)
[9] Zuriff GE. Accommodations for test anxiety under ADA? J Am Acad Psychiatry Law. 1997;25(2):197-206.PMID: 9213292
[10] William A. Kaplin, Barbara A. Lee: The Law of Higher Education. Wiley, 2007, ISBN 0787970956, S. 447 ( hier online (http:/ / books.
google. at/ books?id=0pjru3veKjMC& pg=PA447& lpg=PA447& dq="test+ anxiety"+ "Supreme+ Court"+ McGuinness& source=bl&
ots=sRBfFEnq-8& sig=pyzR7_kXeUYSFue3DTZseZjemcg& hl=de& sa=X& oi=book_result& resnum=8& ct=result)).
[11] www.d.umn.edu: Disability Resources der University of Minnesota Duluth, hier online (http:/ / www. d. umn. edu/ access/ gen_disold.
html#test_anxiety), zuletzt eingesehen am 18. Jan. 2009
[12] Lohaus A., e.a.: Stressbewältigung für Kinder und Jugendliche, Springer, 2007, S.204 - 10, ISBN 3540739424, hier online (http:/ / books.
google. de/ books?id=6XcbtxYNIlEC& pg=PA204& lpg=PA204& dq=Prüfungsangst& lr=& num=50& as_brr=3& as_pt=ALLTYPES&
output=html)
Flugangst
Klassifikation nach ICD-10
F40.2
Spezifische (isolierte) Phobien
ICD-10 online (WHO-Version 2006)
[1]
Aviophobie oder Flugangst genannt, beschreibt die krankhafte Angst respektive Phobie vor dem Fliegen. Die
Symptome der Aviophobie können mehrere Tage vor einer Flugreise auftreten, aber auch kurz vor dem Flug z. B.
am Gate oder im Flugzeug und umfassen schweißnasse Hände, Herzrasen, flache Atmung, Magen- und
Darmkrämpfe, Schwindel, Kopfschmerzen und Übelkeit; generell tritt bei Betroffenen eine allgemeine Panik auf, die
den ganzen Körper zu lähmen scheint.
Ursachen und Hintergründe
Die Untersuchung von Gründen der Flugangst zeigte: 37 % hatten Angst vor dem Kontrollverlust, 34 % Angst vor
einem möglichen Flugzeugabsturz und 13 % Angst vor der Höhe bzw. auch dem „unsichtbaren Medium Luft“. Bei
dieser Untersuchung waren 38 Menschen mit Flugangst im Rahmen einer virtuellen Exposition befragt und
beobachtet worden. Die Flugangst wird als eine spezifische Phobie nach DSM IV, situationsbezogen und als eine
nicht „klassische Phobie“ bezeichnet, da diese sich immer aus verschiedenen bezugnehmenden Ängsten
zusammensetzt [1] .
Laut der Flugangst-Studie von 2007[2] gibt es drei Gruppen Betroffener, die sich wie folgt aufgliedern: 68,3 % sind
mindestens einmal im Leben geflogen, und die Flugangst trat plötzlich und unerwartet auf. 22,9 % der Menschen mit
Flugangst nennen als Auslöser ihrer Flugangst eine subjektiv negative Erfahrung (heftige Turbulenzen, Notlandung,
usw.) während eines Fluges. 8,8 % Betroffener sind hingegen noch nie geflogen und haben Angst vor dem ersten
Mal.
Auf den vorderen Plätzen der Ursachen für Flugangst geben die Befragten die Angst vor dem Ausgeliefertsein
(61,2 % Nennungen), vor dem Absturz (54,6 % Nennungen) sowie vor Turbulenzen (44,1 % Nennungen) an. Die
Angst vor Terror ist innerhalb eines Jahres (DFAZ-Studie 2006: 1,9 %) um acht Prozentpunkte gestiegen und wird
als Grund von nunmehr 9,7 % der Menschen mit Flugangst angegeben.
Nach einer aktuellen Befragung von 2008 [3] kommen neben der Flugangst bei 33,4 % der Betroffenen weitere
Stressfaktoren im privaten und beruflichen Bereich hinzu. Die meisten Flugangstgeplagten sind bereits mehrmals
geflogen (61,5 %). Während die meisten Frauen (44,3 %) mit der Flugangst nach dem ersten Flug konfrontiert
wurden, tritt bei den meisten Männern (27,1 %) die Flugangst nach mehreren angstfreien Flügen auf. Die Stärke der
Flugangst beurteilten die meisten zwischen mittel bis stark. Viele wissen, dass ihre Flugangst übertrieben und
unangebracht ist (78,9 %).
Flugangst
Die Aviophobie gehört zu den spezifischen Phobien und ist verwandt mit der Klaustrophobie.
Literatur
• Psychologie, Zimbardo, Gerrig, Springer-Verlag, ISBN 3-540-64633-7
• Psychotherapie der Angsterkrankungen, Markus Bassler, Stefan Leidig, Thieme-Verlag, ISBN 3-13-141231-3
Siehe auch
• Zentrale Fluggastberatung mit Flugangst-Ambulanz
Weblinks
• Telepolis am 22. Dezember 2002: Krystian Woznicki, Ausnahmezustand in der Luft [4].
• Telepolis am 30. Mai 2004: Andrea Naica-Loebell, Angst vorm Fliegen... [5].
• Spiegel online am 30. Januar 2008: Flugangst des Kopiloten zwingt Jet zur Landung, [6].
• Links zum Thema Flugangst [7] im Open Directory Project
Referenzen
[1] wissenschaftlicher Beitrag von Eisenberg Beratung & Kommunikation, nach Möller – University of Psychology, Stellenbosch, South Africa;
1998
[2] Deutsches Flugangst-Zentrum, DFAZ, 2007, 230 Befragte
[3] Treffpunkt Flugangst, 2008, 1.058 Befragte
[4] http:/ / www. heise. de/ tp/ deutsch/ inhalt/ co/ 13784/ 1. html
[5] http:/ / www. heise. de/ tp/ deutsch/ inhalt/ co/ 17241/ 1. html
[6] http:/ / www. spiegel. de/ reise/ aktuell/ 0,1518,532151,00. html
[7] http:/ / www. dmoz. org/ World/ Deutsch/ Gesundheit/ Krankheiten_und_Beschwerden/ Psyche/ Neurosen/ Phobien/ Flugangst/
18
Agoraphobie
19
Agoraphobie
Vergleichende Klassifikation nach
ICD-10
F40.0
DSM-IV
Agoraphobie
ICD-10 online
300.21
Panikstörung mit Agoraphobie
300.22
Agoraphobie ohne Panikstörung in der Vorgeschichte
[1]
DSM IV online
[1]
Als Agoraphobie (griechisch αγοραφοβία, agoraphobía, von ἀγορά, agorá „Markt(-platz)“ und φόβος, phóbos,
„Furcht“) bezeichnet man eine Angst bzw. ein starkes Unwohlsein an bestimmten Orten, die aus diesem Grunde
gemieden werden. In schweren Fällen kann die eigene Wohnung nicht mehr verlassen werden.
Eine Agoraphobie liegt auch dann vor, wenn Menschen weite Plätze (z. B. Marktplätze) oder weite Reisen allein
vermeiden. Allen diesen Situationen ist gemeinsam, dass die Betroffenen in ihnen im Falle des Auftretens von Panik
oder potentiell bedrohlichen Körperzuständen nicht schnell genug flüchten könnten, Hilfe nicht schnell genug
verfügbar wäre oder sie in peinliche Situationen geraten könnten. Umgangssprachlich wird die Agoraphobie auch
synonym mit dem Begriff Platzangst (unscharf verwendet, eigentlich Angst vor weiten Plätzen) verwendet. Die
Klaustrophobie (Angst vor engen Räumen) andererseits bezeichnet eine spezifische (isolierte) Phobie gemäß ICD-10
F40.2.
In der überwiegenden Zahl der Fälle tritt die Agoraphobie gemeinsam mit einer Panikstörung auf, wobei die Angst
vor dem Auftreten von Panikattacken in der Folge zur Vermeidung bestimmter Orte führt.
Geschichte des Krankheitsbildes
Zum ersten Mal wurde das Krankheitsbild 1871 von Carl Friedrich Otto Westphal bei einem männlichen Patienten
beschrieben.[2] Sigmund Freud verstand diese Angst als eine Phobie, die nahe mit der Angst vor Versuchungen
verbunden war. Sobald der Agoraphobiker alleine auf die Straße geht, erleidet er einen Angstanfall. Die meisten
Phobien deutete Freud auf eine Angst des Ichs vor den Ansprüchen der Libido. Er schilderte dies anhand der Angst
vor der Begegnung mit Prostituierten in unbekannten Gegenden einer Stadt.
Symptome
Hauptmerkmal ist die Angst, einer möglichen Gefahrensituation nicht entkommen oder sich nur unter peinlichen
Umständen in Sicherheit bringen zu können. Die Betroffenen zeigen starkes Vermeidungsverhalten, da in
unterschiedlichem Ausmaß Panikattacken auftreten können. Die Angst kann sich darauf beschränken, öffentliche
Plätze oder Geschäfte zu betreten, wobei oft speziell Menschenansammlungen vermieden werden. In ausgeprägten
Fällen tritt die Angst schon innerhalb der Wohnung auf, sodass diese nicht mehr verlassen wird.
Agoraphobie
Diagnose
Früher wurde der Begriff ausschließlich für die Angst vor öffentlichen großen Plätzen verwendet. Inzwischen
umfasst er auch die Angst vor anderen Situationen, sodass laut ICD-10 mindestens zwei als Angstauslöser
nachweisbar sein müssen:
1.
2.
3.
4.
Menschenmengen
öffentliche Plätze
Reisen mit weiter Entfernung von Zuhause
Reisen alleine
Der letzte international gültige ICD-10 2006 unterscheidet nicht nach Vorhandensein oder Fehlen von Panikattacken.
Im nur in Deutschland gültigen ICD-10 2010 GM (German Modification) wird das Auftreten oder Fehlen von
Panikattacken innerhalb der Diagnose Agoraphobie (F40.0) spezifiziert. Die Agoraphobie wird als übergeordnet
angenommen und kann ohne Angabe einer Panikstörung (F40.00) bzw. mit Panikstörung (F40.01) klassifiziert.
Demgegenüber ist die Agoraphobie im DSM-IV der Panikstörung untergeordnet. Die Panikstörung ist primär und
kann mit oder ohne Agoraphobie spezifiziert werden. Die Diagnose Agoraphobie ohne Panikstörung in der
Vorgeschichte besteht separat.
Prävalenz, Studien
Nach einer Untersuchung von McCabe et al. (2006) wurde bei 0,61 % einer Studienpopulation von 12.792 (55-jährig
oder älter) eine Agoraphobie nachgewiesen. Damit war die Häufigkeit der Störung hier geringer als sonst berichtet
wird.
Anhand der „National Comorbidity Survey Replication“-Erhebung in den USA wurden ebenfalls 2006 Zahlen zur
Beziehung zwischen Agoraphobie, Panikattacken und einer Panikstörung (nach der Definition des DSM-IV)
veröffentlicht. Demnach betrug die Lebenszeitprävalenz bei 9282 Untersuchten, die mindestens 18 Jahre alt waren,
in den möglichen Kombinationen:
1.
2.
3.
4.
22,7 % für isolierte Panikattacken
0,8 % für Panikattacken in Kombination mit Agoraphobie
3,7 % für Panikstörung ohne Agoraphobie
1,1 % für Panikstörung mit Agoraphobie
Es konnte gezeigt werden, dass es von der 1. bis zur 4. Gruppe zu einem durchgehenden Ansteigen der einzelnen
untersuchten Merkmale wie Anhalten der Beschwerden, Anzahl der Attacken, Anzahl der Krankheitsjahre,
Schweregrad der einzelnen Episoden und Begleitkrankheiten kam.
Kituchi et al. von der Kanazawa Universität in Japan untersuchten 2005 233 ambulante Patienten mit Panikstörung
(99 Männer, 134 Frauen), davon 63 ohne und 170 mit Agoraphobie. Letztere Gruppe wies dabei im Schnitt eine
länger bestehende Panikstörung und eine höhere Prävalenz einer generalisierten Angststörung auf. Keine
Unterschiede gab es bzgl. ausgeprägter depressiver Episoden, Schweregrad der einzelnen Panikattacken oder
Verteilung der Geschlechter. Weiter zeigte sich, dass bei knapp über 40 % derjenigen Studienteilnehmer, die eine
Panikstörung entwickelt hatten, innerhalb von 24 Wochen auch eine Agoraphobie auftrat und sich auch diese Gruppe
nicht bzgl. Alter oder Geschlecht unterschied.
Als mögliche Ursache muss immer auch eine eventuelle Traumatisierung in Betracht gezogen werden. Die
Agoraphobie wird zu den möglichen psychischen Störungen gezählt, die sich zusätzlich zu den klassischen
Symptomen der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) und auch zu den Symptomen der Komplexen PTBS
entwickeln können (Komorbidität).[3]
20
Agoraphobie
Therapie der Agoraphobie
Die nachweislich wirksamste Behandlung der Agoraphobie ist die Expositionstherapie bzw. Konfrontationstherapie,
die im Rahmen einer kognitiven Verhaltenstherapie durchgeführt wird. Dabei begeben sich der Betroffene und sein
Therapeut an den jeweiligen Ort, der Angst auslöst und daher vermieden wird. Mit Hilfe des Therapeuten stellt sich
der Betroffene seinen Ängsten und lässt sie in voller Stärke zu, um erleben zu können, dass die Angst ungefährlich
ist und mit der Zeit ganz von allein nachlässt. Beide bleiben so lange in der Situation, bis bei dem Patienten die
Angst vollständig abgeklungen ist. Das kann bei den individuellen Patienten unterschiedlich viel Zeit in Anspruch
nehmen. Der Therapeut unterstützt den Patienten darin, die Situation aufzusuchen, in der Situation zu bleiben und
keine Vermeidungsstrategien anzuwenden. Vermeidungsverhalten (z. B. sich ablenken, Musik hören, die Situation
verlassen) kann die Angst zwar kurzfristig lindern, führt jedoch langfristig zur Aufrechterhaltung der Angst. Die
Exposition ist im Vergleich zu „reinen Gesprächen“ eine vergleichsweise aufwändige, aber dafür sehr wirksame
Therapie.
Literatur
• Sigmund Freud: Hemmung, Symptom und Angst. In: Freud: Studienausgabe Bd. 6 Hysterie und Angst, Frankfurt
a. M., 1970, S. 253, S. 284.
• G. Lazarus-Mainka, S. Siebeneick: Angst und Ängstlichkeit. Hogrefe 2000. ISBN 3-8017-0969-8
• Kathleen A. Brehony: Women and agoraphobia. In: The stereotyping of women, New York, 1983
Weblinks
• Videoinformationen zu den Ursachen, den Symptomen und der Behandlung von Agoraphobie [4]
• Spezialambulanz der Charite Berlin für Angsterkrankungen Diagnostik und Behandlung von Angsterkrankungen,
spez. Agoraphobie [5]
Referenzen
[1] http:/ / counsellingresource. com/ distress/ dsm-codes/ index. html
[2] Carl Friedrich Otto Westphal: Die Agoraphobie, eine neuropathische Erscheinung, in: Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten, Berlin,
1871–72; 3: 138–161.
[3] Butollo, W. u. a.: Kreativität und Destruktion posttraumatischer Bewältigung. Forschungsergebnisse und Thesen zum Leben nach dem
Trauma. 2. erw. Auflage. Stuttgart, 2003, hier S. 61
[4] http:/ / www. psychic. de/ agoraphobie-video. php
[5] http:/ / www. angstambulanz-charite. de
21
Klaustrophobie
22
Klaustrophobie
Klassifikation nach ICD-10
F40.2
Spezifische (isolierte) Phobien
F40.2
Klaustrophobie
ICD-10 online (WHO-Version 2006)
[1]
Klaustrophobie (lat. claustrum „Käfig“, gr. φόβος phóbos „Furcht“, „Phobie“) oder auch Raumangst, ist eine
spezifische (isolierte) Phobie und somit eine Unterform der Angststörungen. Sie äußert sich als Angst vor
geschlossenen oder engen Räumen, die in der Konsequenz gemieden werden. In Extremfällen kann dabei schon eine
geschlossene Tür zur Panikattacke führen.
Sinnvoll ist es, die Klaustrophobie in zwei verwandte Ängste zu unterteilen: die Angst vor dem Ersticken und die
Angst vor Einengung. In entsprechenden Situationen kommt es bei Betroffenen zu Hyperventilation und
Schweißausbrüchen.
Umgangssprachlich wird Klaustrophobie meist fälschlicherweise als Platzangst bezeichnet. Damit wird ausgedrückt,
dass man in der gegebenen Situation zu wenig Platz hat. Als Fachbegriff wird mit Platzangst allerdings die
Agoraphobie als „Angst vor öffentlichen Plätzen“ bezeichnet, die als häufige und relativ gut definierte Gruppe von
Phobien in der ICD-10 mit F40.0 unter den phobischen Störungen gesondert erwähnt wird.
Vorkommen
Klaustrophobe Ängste sind im Alltag weit verbreitet. Sie treten in Aufzügen, Bussen und Bahnen, aber auch in
Kaufhäusern, Kinos und generell bei Menschenansammlungen auf. Auch ist das Symptom in Büros bekannt, welche
mehrere Arbeitsplätze anbieten. Praktische Bedeutung erlangt die Klaustrophobie v.a. bei MRT-Untersuchungen, da
der Patient dabei bis zu 30 Minuten in einer Röhre liegen und sich ruhig verhalten muss, damit eine ausreichende
Bildqualität gewährleistet wird. Mit „offenen MRT-Systemen“ wird dieser Tatsache inzwischen an einzelnen
Untersuchungszentren entgegengewirkt.
In einer Studie von Murphy und Brunberg benötigten während einer willkürlich gewählten siebenwöchigen
Untersuchungsperiode von 939 Patienten, die 18 Jahre oder älter waren, 134 Personen (14,3 %) aufgrund
ausgesprochener Angstreaktionen irgendeine Form der medikamentösen Sedierung (bis hin zur
Allgemeinanästhesie), damit die MRT-Untersuchung durchgeführt werden konnte.
Psychodynamischer Hintergrund
Der psychodynamische Hintergrund klaustrophober Ängste liegt oft in der Hemmung expansiver und defensiver
Verhaltensmuster bei den Betroffenen. So grenzen sie sich in zwischenmenschlichen Beziehungen zu wenig ab, und
die resultierende Angst vor Vereinnahmung, Beengtwerden und Ersticken wird auf symbolische Situationen
verschoben.
Therapie
Bei klaustrophoben Ängsten, die sich bis zur Panikattacke steigern, ist ein Therapieversuch mit Antidepressiva
gerechtfertigt. Zu nennen sind SSRI oder Trizyklika. Erfolgversprechender sind allerdings psychotherapeutische
Ansätze wie Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und Psychoanalyse. Dabei spielen in
der Verhaltenstherapie Konfrontation sowie die Aufdeckung interpersoneller Verhaltensmuster eine große Rolle, in
Klaustrophobie
tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapien und Psychoanalysen die Aufdeckung verborgener noch nicht
verstandener, d.h. unbewusster Motive, das Symptom wird hier als kompromissbildender Lösungsversuch
verstanden. Darüber hinaus wird in jüngster Zeit auch mit Virtual-Reality-Techniken experimentiert. Dabei handelt
es sich um eine Expositionstherapie, bei der computer-basierte Programme zum Einsatz kommen.
Literatur
• J. Margraf: Lehrbuch der Verhaltenstherapie. Springer Verlag, ISBN 3-540-66439-4.
• C. Botella, R.M. Baños, C. Perpiña, H. Villa, M. Alcaniz, A. Rey: Virtual reality treatment of Claustrophobia: a
case report. Behaviour Research and Therapy 1998, 36, S. 239–246.
• Donald Meltzer: Das Claustrum. Eine Untersuchung klaustrophober Erscheinungen. Brandes & Apsel, 2005.
Fight-or-flight
Fight-or-flight ist ein von dem amerikanischen Physiologen Walter Cannon (1915) geprägter Begriff (englisch;
fight or flight = Kampf oder Flucht). Der Begriff ist auch im deutschen Sprachraum unter der englischen Version in
Fachkreisen geläufig, da Cannon neben Hans Selye zu den Pionieren der Stressforschung gehört. Die
Fight-or-flight-Reaktion beschreibt die rasche körperliche und seelische Anpassung von Lebewesen in
Gefahrensituationen als Stressreaktion.
Die zugehörigen neurobiologischen Abläufe beforschte Cannon an der Reaktion von Tieren auf Bedrohung.
Ausgang seiner wissenschaftlichen Arbeit war sein Interesse an den Hintergründen der häufig auftretenden
Posttraumatischen Belastungsstörung bei Soldaten während des Ersten Weltkrieges.[1]
Während der Fight-or-flight Reaktion veranlasst das Gehirn die schlagartige Freisetzung von Adrenalin, das
Herzschlag, Körperkraft (Muskeltonus) und Atmungsfrequenz erhöht. Diese bereitgestellte Kraftreserve liefert die
Energie für überlebenssicherndes Verhalten, das der Stresssituation angemessen ist: Kampf oder Flucht.
Bei einer Dauerbelastung werden zusätzlich stoffwechselanregende Hormone, wie Cortisol von der
Nebennierenrinde gebildet, da das Adrenalin zwar sofort, aber nur kurz wirksam ist. Zu lang andauernder Stress
kann zu Schäden oder Zusammenbruch des Organismus führen. (siehe auch Allgemeines Anpassungssyndrom)
Selbsterhaltungssystem kontra Bindungsverhalten
Fight-or-flight entspricht dem Selbsterhaltungssystem, das in Gefahrensituationen übergeordnet ist.
Neuere Forschungen stellen einen Unterschied der Stressreaktion bei Mann und Frau heraus. Die
Fight-or-flight-Reaktion trifft auf beide zu, ist bei der Frau jedoch schwächer ausgeprägt, sie schließt sich in
Gefahrensituationen beispielsweise eher schutzbietenden Gruppen an (Cohen & Wills 1985).[2] Sie ist in
Stresssituationen eher als der Mann geneigt Bindungsverhalten/(Arterhaltungsverhalten) zu zeigen, als das
Selbsterhaltungssystem/(Fight-or-flight-Reaktion) zu aktivieren. In diesem Kontext prägte Shelley Taylor
(psychology professor, University of California, Los Angeles) in den späten 1990ern den Begriff
„Tend-and-befriend“ als eine mögliche Antwort der Frau auf Stress: Freundschaft anbieten.[3] [4] [5]
• siehe auch:Neurobiologie der Bindung
23
Fight-or-flight
24
Weblink
• harvardsquarelibrary Walter Cannon [6]
• Goldstein DS, Kopin IJ. 2007 Evolution of concepts of stress. Clinical Neurocardiology Section, National Institute
of Neurological Disorders and Stroke, Bethesda, MD 20892-1620, USA. [email protected] (Stress. 2007
Jun;10(2):109-20.) Pubmed [7]
Referenzen
[1] Walter B. Cannon Wut, Hunger, Angst und Schmerz : eine Physiologie der Emotionen / aus d. Engl. übers. von Helmut Junker. Hrsg. von
Thure von Uexküll, Verfasser: Cannon, Walter B., Verleger: München, Berlin, Wien: Urban und Schwarzenberg 1975, Erste engl. Ausgabe
1915
[2] Cohen, S., & Wills, T. A. (1985). Stress, social support, and the buffering hypothesis. Psychological Bulletin, 98, 310-357.
[3] psychologytoday: Tend-and-befriend (http:/ / psychologytoday. com/ articles/ pto-20000901-000021. html)
[4] Taylor, S.E., Klein, L.C., Lewis, B.P., Gruenewald, T.L., Gurung, R.A.R., & Updegraff, J.A. (2000). Biobehavioral responses to stress in
females: Tend-and-befriend, not fight-or-flight. Psychological Review, 107, 411-429.
[5] en.wikipedia (http:/ / en. wikipedia. org/ wiki/ Tend-and-befriend)
[6] http:/ / www. harvardsquarelibrary. org/ unitarians/ cannon_walter. html
[7] http:/ / www. ncbi. nlm. nih. gov/ pubmed/ 17514579?ordinalpos=4& itool=EntrezSystem2. PEntrez. Pubmed. Pubmed_ResultsPanel.
Pubmed_RVDocSum
Panikattacke
Klassifikation nach ICD-10
F41.0
Panikstörung (episodisch paroxysmale Angst)
ICD-10 online (WHO-Version 2006)
[1]
Als Panikattacke wird das einzelne plötzliche und in der Regel nur einige Minuten anhaltende Auftreten einer
körperlichen und psychischen Alarmreaktion (fight or flight) ohne objektiven äußeren Anlass bezeichnet. Oft ist den
Betroffenen nicht klar, dass ihre Symptome Ausdruck einer Panikreaktion darstellen. Die ursprünglich der
Energiebereitstellung (und damit dem Überleben) dienenden vegetativen Reaktionen im Körper werden dadurch als
(lebens-) bedrohlich erlebt, was die Panik weiter antreibt.
Bei einigen Personen können die Panikattacken sich auch über einen längeren Zeitraum (bis zu mehreren Stunden)
mit abgeschwächten Symptomen erstrecken. Weiterhin stehen bei einigen Personen die psychischen Symptome
(Angstgedanken, Derealisation und Depersonalisation) im Vordergrund, während die physischen kaum ausgeprägt
sind. Beiden Gruppen gemeinsam ist, dass die Symptome oft nicht als Auswirkung einer Panik erkannt werden.
Typische Symptome einer Panikattacke sind:
• Atemnot, Engegefühl in Brust und Kehle
• Hyperventilation (als Folge Kribbelgefühle in Gesicht und Händen,
Muskelkrämpfe)
•
•
•
•
Herzrasen
Schweißausbrüche
Zittern, Schwindel
Angstgedanken ("Das ist ein Herzinfarkt", "Jetzt sterbe ich gleich",
"Ich werde verrückt" ...)
• Depersonalisationsgefühle ("Neben sich stehen", "Nicht mehr ich
selber sein")
Teufelskreis Panikattacken
Panikattacke
• Derealisationsgefühle ("Umgebung wird als fremd, unwirklich wahrgenommen")
• Angst davor Haus oder Wohnung zu verlassen, da etwas passieren könnte
Ausgelöst - und aufrechterhalten - werden die Panikattacken oft von automatisierten emotionalen und gedanklichen
Fehlinterpretationen körperlicher Wahrnehmungen, was auch unter dem Begriff Panik-Teufelskreis beschrieben
wird. Man achtet auch vermehrt auf die Symptome und wartet regelrecht, dass sie wieder auftreten. Auch durch
regelmäßigen oder auch einmaligen Gebrauch von Rauschmitteln (Cannabis, LSD, Kampfer etc.) können
Panikzustände ausgelöst werden, die möglicherweise auch noch nach dem Abklingen der Wirkung als chronisches
Syndrom erhalten bleiben.
Panikattacken treten oft in Zusammenhang mit psychischen Störungen wie Agoraphobien, Panikstörungen, der
posttraumatischen Belastungsstörung, Burnout-Syndrom oder Krankheitsphobien auf und lassen sich in der Regel im
Rahmen einer Psychotherapie gut behandeln.[1]
Literatur
• Doris Wolf: Ängste verstehen und überwinden. Wie Sie sich von Angst, Panik und Phobien befreien. Pal Verlag
2009, 978-3923614325.
Referenzen
[1] Zitat: Jeder Mensch kann lernen, seine Ängste zu überwinden. Angst und Panikattacken entstehen durch ängstliche Gedanken und ängstliche
Vorstellungen. Diese gilt es, in den Griff zu bekommen. (http:/ / www. palverlag. de/ panikattacken-angst. html)
Der Begriff Angst
alles unterhalb des Inhaltsverzeichnis müsste entschwurbelt, formatiert und optisch aufbereitet werden. Zudem
fehlen noch Kats. Christian Bier 04:11, 3. Feb. 2009 (CET)
Der Begriff Angst (Originaltitel: Begrebet Angest) ist eine 1844 pseudonym (Vigilius Haufniensis=der Hüter
Kopenhagens) verfasste Schrift des dänischen Philosophen Søren Kierkegaard, die sich zur Aufgabe macht, den
Begriff "Angst" psychologisch zu analysieren. Angst wird dabei nicht rein auf einen psychischen Zustand begrenzt,
vielmehr besitzt sie eine Bandbreite unterschiedlicher Aspekte. Der Text ist an die Kopenhagener Leserschaft
gerichtet, was man an vielen Anspielungen sieht. Solche für den heutigen Leser nicht direkt nachvollziehbaren
Seitenbemerkungen und die teilweise geraffte Form der Darstellung seiner Gedanken erschweren den Zugang zum
Text.
Inhalt
Aufbau
Die Kapitel lassen sich (bei Beibehaltung der Originaltitel) in geraffter Form wie folgt beschreiben:
1. Einleitung: Beobachtungen zur Analyse des Begriffes → Entscheidung eines psychologischen Zuganges; Kritik
am Systematiker Hegel (der am konkreten Menschen vorbeidenkt)
2. Erstes Kapitel. Angst als Voraussetzung der Erbsünde und als das die Erbsünde nach rückwärts auf ihren
Ursprung Erklärende: Adam und die Erbsünde, Adam als Prototyp
3. Zweites Kapitel. Angst als die Erbsünde im Fortschreiten: die Bedeutung der Erbsünde für die folgenden
Generationen
4. Drittes Kapitel. Angst als Folge derjenigen Sünde, welche das Ausbleiben des Sündenbewusstseins ist: Was
ist wenn ein Sündenbewusstsein fehlt oder ausbleibt?
25
Der Begriff Angst
5. Viertes Kapitel. Die Angst der Sünde oder Angst als Folge der Sünde in dem Einzelnen: Analyse der Angst
vor dem Bösen (erneuten Sünde) und vor dem Guten (als Neurose)
6. Fünftes Kapitel. Angst als das kraft des Glaubens Erlösende: Angst als Erzieherin, die mithilfe des Glaubens
die Erlösung ermöglicht
Interpretation
Kierkegaard beschreibt, dass sich jede Wissenschaft im Rahmen ihrer (je eigenen) Aufgabe bewegen muss, um
nachhaltige Ergebnisse zu erzielen. Der Sünde entspricht keine Wissenschaft, am ehesten noch die Ethik (weil die
ihr entsprechende Stimmung der Ernst ist). In der psychologischen Analyse werden daher nur Erscheinungen
analysiert (die reale Möglichkeit von Sünde), es kann aber nicht erklärt werden, dass die Sünde in die Welt kommt
(ideelle Möglichkeit der Sünde).
Vor dem Sündenfall besteht Unwissenheit, diese muss nicht (wie im hegelschen Denken) zwangsläufig aufgehoben
werden. Adam hatte also die Möglichkeit nicht zu sündigen. [Kierkegaard legt großen Wert darauf Adam als Teil der
Menschheit zu beschreiben. Also mit denselben Voraussetzungen wie wir (als Prototyp).] Angst bestand vor dem
Fall bereits und zwar als Angst vor dem Nichts. Adam konnte nicht wissen, was er wählte, weil er gut und böse nicht
kannte, noch die Bedeutung von Sterblichkeit. Insofern bestand keine Anziehungskraft des von Gott Versprochenen
für ihn. Die Sünde kam durch Adam in die Welt (Ursünde).
Für die nachfolgenden Generationen besteht dieselbe Situation wie für Adam. Sie können auch nicht sündigen.
Wie die Sünde schließlich in die Welt kommt versteht allerdings nur jeder selbst. Denn sie kommt immer wieder
durch den einzelnen in die Welt. Der Unterschied zu Adam ist nicht ein qualitativer (unsere Sünden nur als Folge
seiner Sünde; vgl. Seuche), sondern ein quantitativer. Kierkegaard nennt den individuellen Sündenfall einen
„qualitativen Sprung“. Er meint damit, dass es plötzlich geschieht und man nicht wieder in den ursprünglichen
Zustand zurückkehren kann.
In diesem Zusammenhang beschreibt Kierkegaard den Menschen als eine Synthese. Es ist hilfreich sich einige
Implikationen davon klar zu machen. Der Mensch ist für ihn eine Synthese von Körper und Seele, die durch den
Geist gehalten wird. Im Moment der Sünde tritt der Geist zu Seele und Körper hinzu und schafft die Synthese. Es ist
wichtig wahrzunehmen, dass Kierkegaard den Menschen als eine dynamische Einheit verschiedener Teile beschreibt.
Dies zeigt die Zerbrechlichkeit menschlicher Existenz an, ist das Verhältnis gestört, ist der Mensch verstört. Es
verdeutlicht aber auch unsere Aufgabe, dass wir selbst werden müssen (eine Einheit schaffen).
Kommen wir noch einmal auf die Situation vor dem Fall zurück. Kierkegaard beschreibt die Situation mit dem Bild
des Schwindels als Atmosphäre, in der die Sünde geschieht: Wir schauen in einen Abgrund und ängstigen uns.
Warum? Für ihn liegt es zum einen am Abgrund (ohne ihn hätten wir uns nicht geängstigt) und es liegt an unserem
Hineinsehen. Der Mensch blickt in die Möglichkeit seiner Freiheit, gerät ins taumeln und ergreift taumelnd das
Falsche. Nolens volens ist die Sünde geschehen und der Mensch blickt zurück und kann es nicht mehr ändern.
Mit der Sündigkeit ist auch die Sinnlichkeit gesetzt. Hier scheinen einige Anklänge an die Pubertät zu passieren,
sobald die Sinnlichkeit da ist beginnt die Geschichte des Menschen. Er wird mit der Setzung des Geistes zum
Individuum. Dies geschieht im Augenblick, denn der Mensch ist eine doppelte Synthese, zweitens auch eine
Synthese von Zeitlichkeit und Ewigkeit. Dieses Synthese wird auch durch den Geist gesetzt und zwar im
Augenblick.
Das „religiöse Genie“ zeichnet sich schließlich dadurch aus, dass es durch sich selbst, für sich selbst in der Tiefe des
Sündenbewusstseins versinkt. (BA 112; vgl. Luther „totus peccatus“) Wohingegen das Heidentum mit dem
Schicksal und das Judentum mit der Schuld dieses unmöglich machen.
Nach dem der Einzelne gesündigt hat gibt es zwei Arten von Angst. Die Angst vor dem Bösen, sie ist die Angst vor
dem erneuten Sündigen, und die Angst vor dem Guten. Die Angst vor dem Guten (das Dämonische) ist eine Art von
Störung/Neurose (denn das Gute bezeichnet die Errettung/Erlösung). Kierkegaard beschreibt seelische/körperliche
und geistige Formen der Angst vor dem Guten: Übersensibilität, Hysterie etc. Die Angst vor dem Guten ist ein
26
Der Begriff Angst
Zustand, sie ist Ausdruck einer gestörten Synthesis von Körper, Seele und Geist.
Welche Aspekte besitzt die Angst? "Angst ist bei Kierkegaard kein isoliertes Thema, sondern es erschließt was es
bedeutet Mensch zu sein" (Grön 10).
Zuallererst ist festzuhalten, dass sich Angst nicht nur auf einen psychischen Zustand bezieht, Kierkegaards Analyse
ist komplexer. Betrachten wir zuerst drei zentrale Aussagen über die Angst: 1. Angst macht unfrei 2.Angst als
Möglichkeit der Freiheit 3. man muss lernen sich zu ängstigen, dann hat man das Höchste gelernt. Angst kann uns
unfrei machen, weil sie Macht über uns erlangt und uns unfähig macht zu handeln. Weil wir uns ängstigen Handeln
wir nicht selbst. Angst ist eine Möglichkeit der Freiheit, weil sie das Endliche als Endliches entlarven kann. Sie führt
zu einem radikalen Sündenbewusstsein, weil sie die Reue als unzureichend entlarvt.
Angst ist im Gegensatz zur Furcht unbestimmter. Sie ist in Kierkegaards Analyse auch zweideutig. Zum einen
kann sie dazu führen, dass wir sie als Last und Bedrohung empfinden (Veränderung), zum anderen ist sie
Herausforderung und Möglichkeit, dass wir wir selbst werden. Angst erweckt daher sympathetische Antipathie und
antipathetische Sympathie: d.h. sie ist gleichzeitig anziehend und abstoßend. Vergleichbar mit der Flasche Alkohol
für einen Alkoholiker.
Wenn wir aber lernen uns richtig zu Ängstigen, d.h. die Angst entlarvt das Endliche als Endlich sperrt und daher den
Weg zum Möglichen auf, dann muss der Glaube (im Sinne Hegels) als „innere Gewissheit, welche die Unendlichkeit
vorwegnimmt“ (BA 163) hinzukommen, damit wir für die Erlösung bereit sind. Kierkegaard deutet hier nochmal die
Gebrechlichkeit des Lebens an, indem er darauf verweist, dass eine falsche Erziehung durch die Angst zum
Selbstmord führt.
Unterschiedliche Lesarten von "Der Begriff Angst"
A) biografisch als verborgenes Gespräch mit Regine und darin auch mit sich selbst
Bis zu „Stadien auf des Lebens Weg“ lassen sich die Schriften nach 41 als verborgenes Gespräch mit Regine lesen:
mit seiner Schwermut und seiner Schuld. Im Begriff Angst kann man den Schwindel der Freiheit so interpretieren.
B) psychologisch-dogmatisch als Neuformulierung der christlichen Sündenlehre
Neuansatz bewusst pseudonym als Kritik der Sündenlehre des hegelianisch geprägten Martensen. K. geht es um die
Wahrnehmung der Sünde und ihrer Auswirkungen.
C) existentiell-dichterisch als Analyse der menschlichen Existenz vor Gott
Verständnis als Sokrates von Kopenhagen, der die Menschen – und dabei sich selbst – befragt, wie es um ihre Seele
bestellt ist (Geistlosigkeit?). Kierkegaard will seinen Leser existentiell packen (der Umgang mit Angst gibt Auskunft
über das Christsein). Angst kann ganz positiv die Endlichkeit der Welt entlarven. Wer zu seiner Schuld dennoch
stehen kann und die Sünde in ihrer Abgründigkeit glauben kann, ist für K. ein wahrhaft freier und verantwortlicher
Mensch, weil er das nur im Glauben kann, mit dem er in der Vorsehung ruht. (Energie des Gottesverhältnis und
Tiefe des Sündenbewusstseins)
Verweise beziehen sich auf: Hirsch, Emanuel (Hrsg.), Gesammelte Werke 11/12, 3. Auflage, Gütersloh 1991.
Grøn, Arne, Angst bei Søren Kierkegaard, eine Einführung in sein Denken, Stuttgart 1999.
27
Erlernte Hilflosigkeit
Erlernte Hilflosigkeit
Erlernte Hilflosigkeit bezeichnet das Phänomen, dass Menschen und Tiere infolge von Erfahrungen der Hilf- oder
Machtlosigkeit ihr Verhaltensrepertoire dahingehend einengen, dass sie negative Zustände nicht mehr abstellen,
obwohl sie es (von außen betrachtet) könnten. Der Begriff wurde 1967 von den US-amerikanischen Psychologen
Martin E. P. Seligman und Steven F. Maier geprägt, die auch Versuche mit Hunden durchführten.
Erlernte Hilflosigkeit bei Menschen
Erlernte Hilflosigkeit bietet ein Modell, um menschliche Depressionen zu erklären, die eine Folge sein können, wenn
Lebensumstände eine Person dazu verleiten, persönliche Entscheidungen als irrelevant wahrzunehmen:
Umgebungen, in denen Personen Ereignisse erleben, bei denen sie sich hilflos fühlen oder tatsächlich hilflos sind:
Wiederholtes Versagen, Behinderung, miterlebte Todesfälle, Gefängnis, Krieg, Obdachlosigkeit, Hungersnot und
Dürre können erlernte Hilflosigkeit herbeiführen. Weitere Beispiele sind Gefangene von Konzentrationslagern oder
Arbeitslagern. Häftlinge in Lagern wie Auschwitz, die völliger Apathie verfallen waren, wurden als "Muselmänner"
oder "lebende Tote" bekannt. Moderne Beispiele sind u.a. psychiatrische Anstalten und Pflegeheime, in denen die
Patienten lange handlungsunfähig waren.
Nicht alle Individuen reagieren mit Depression auf eine Situation der Hilflosigkeit; laut Seligman kennzeichnet ein
bestimmter Attributionsstil Personen im Zustand der erlernten Hilflosigkeit, sie betrachten Probleme als:
• persönlich: Sie sehen (in) sich selbst als das Problem und nicht äußere Umstände
• generell: Sie sehen das Problem als allgegenwärtig und nicht auf bestimmte Situationen begrenzt
• permanent: Sie sehen das Problem als unveränderlich und nicht als vorübergehend.
Das Learned-Helplessness-Experiment
Den Versuchsaufbau bezeichnet man auch als triadisches Design, da die Versuchstiere in drei Gruppen eingeteilt
werden. Das Learned-Helplessness-Experiment läuft in zwei Phasen ab.
• Phase 1: Während dieser Phase wird eine Gruppe von Hunden kurzen elektrischen Schocks ausgesetzt, welche
sie durch eine bestimmte Reaktion verhindern können. Diese Reaktion ist in der Regel die Betätigung eines
kleinen Hebels oder das Drehen eines Rades. Mit der Zeit lernen die Hunde, sofort nach Einsatz des Schocks die
terminierende Reaktion zu zeigen – sie demonstrieren also Fluchtverhalten.
Eine zweite Gruppe von Hunden befindet sich in einer sogenannten Yoked-Bedingung. Sie befinden sich zur
gleichen Zeit wie die erste Gruppe in einer ähnlichen Umgebung und werden ebenfalls den Schocks
ausgesetzt. Jedoch kann diese Gruppe nichts gegen die aversiven Reize unternehmen – ihr Verhalten hat
keinerlei Einfluss auf die Schocks. Yoked bedeutet, dass diese Gruppe an die erste Gruppe „angebunden“ ist:
Sie erhalten jedes mal, wenn die erste Gruppe geschockt wird, ebenfalls einen Schock. Somit wird
sichergestellt, dass beide Gruppen die gleiche Anzahl von Schocks erfahren.
Eine dritte Gruppe von Hunden wird als Kontrollgruppe eingesetzt. Während der ersten Phase befindet sie sich
in einem ähnlichen Apparat wie die beiden anderen Gruppen, sie erfährt jedoch keinerlei Schocks.
• Phase 2: Während dieser Phase werden alle drei Gruppen in einer Shuttle-Box trainiert. Eine Shuttle-Box besteht
aus zwei identischen Boxen (compartments), welche über einen Durchgang miteinander verbunden sind. Das
Versuchstier wird in eine der beiden Boxen gesetzt und einem Schock ausgesetzt. Es kann diesem Schock nun
einfach entgehen, indem es in die andere Box wechselt. Bei One-Way-Shuttle-Experimenten wird das Tier in
jedem Durchgang in eine bestimmte Box gesetzt. Bei Two-Way-Shuttle-Experimenten wechselt das Tier stets von
einer in die andere Box und die Schocks werden auf abwechselnden Seiten dargeboten.
28
Erlernte Hilflosigkeit
Im Learned-Helplessness-Design werden alle drei Versuchsgruppen dem Two-Way-Shuttle-Training
unterzogen.
• Ergebnis: Die erste Gruppe, welche in Phase 1 den Schock mit ihrem Verhalten beenden konnte, lernt sehr
schnell, dem Schock im Shuttle-Box-Training zu entgehen. Mit der Zeit lernen die Tiere nicht nur, den Schock
durch einen Wechsel in die andere Box zu terminieren, sondern diesen durch einen vorzeitigen Wechsel gänzlich
zu vermeiden (Vermeidungslernen).
Auch die Kontrollgruppe, die die erste Phase ohne Schocks erfuhr, demonstriert Vermeidungslernen und
unterscheidet sich darin nur in der langsameren Lerngeschwindigkeit von der ersten Gruppe.
Die zweite Gruppe jedoch, welche in Phase 1 Schocks unabhängig von ihrem Verhalten erfahren hatte, lernt
(wenn überhaupt) nur sehr langsames Flucht-Vermeidungsverhalten. Die Hunde bleiben oft lethargisch in
einer Box liegen und lassen die Schocks über sich ergehen.
Kritiker geben allerdings zu bedenken, dass Experimente solcher Art ethisch fragwürdig seien, außerdem sei deren
Übertragbarkeit auf den Menschen nicht eindeutig belegbar.
Hypothesen zur Erklärung
Zu den gefundenen Ergebnissen gibt es drei vorherrschende Hypothesen.
Learned-Helplessness-Hypothese
Diese Hypothese wurde von Seligman selbst aufgestellt. Es ist sehr wichtig, zwischen dem oben beschriebenen
Learned-Helplessness-Experiment und der danach aufgestellten Learned-Helplessness-Hypothese zu unterscheiden.
Das Experiment demonstriert ein bestimmtes Phänomen. Die Hypothese unterstellt indessen einen Versuch einer
Erklärung für dieses Phänomen.
Seligman nahm an, dass die Hunde, die in der ersten Phase den unkontrollierbaren Schocks ausgesetzt worden
waren, gelernt hatten, hilflos zu sein. Sie hatten gelernt, dass ihr Verhalten keinerlei Einfluss auf bzw. keinerlei
Konsequenzen in der Umwelt hatten. Deshalb konnten sie in der zweiten Phase nur sehr schwer die Assoziation
zwischen ihrer Reaktion und der Konsequenz der Schockvermeidung lernen.
Seligman (und andere) übertrugen diese Erkenntnisse auf menschliche Verhaltensweisen und bauten so einen
Zusammenhang auf zwischen Hilflosigkeit, Angst, Depression und Apathie.
Inaktivitätshypothese
Eine zweite Hypothese unterstellt, dass die Hunde der zweiten Gruppe deshalb das Vermeidungsverhalten nicht
lernten, da sie sich inaktiv verhielten. In der ersten Phase hatten sie möglicherweise verschiedene Verhaltensweisen
ausprobiert – keine konnte den Schock jedoch beenden. Somit lernten sie, inaktiv zu sein, da ihnen die biologischen
Kosten, eine bestimmte Reaktion zu zeigen, vergebliche Mühe zu sein schienen.
Unaufmerksamkeitshypothese
Eine dritte Theorie schreibt das Lerndefizit der Hunde deren Unaufmerksamkeit zu. Während der ersten Phase waren
die Hunde noch aufmerksam und versuchten, die Konsequenzen verschiedener Verhaltensweisen auf die Umwelt zu
erfassen. Jedoch führte keine Reaktion zu den angestrebten Folgen. Somit wurden die Hunde unaufmerksam. Ihr
Lerndefizit während der zweiten Phase hängt demnach nur damit zusammen, dass sie ihrem Verhalten und dessen
Konsequenzen in der Umwelt keine Aufmerksamkeit widmen.
29
Erlernte Hilflosigkeit
Literatur
• Martin E. P. Seligman (1975). Helplessness. On Depression, Development and Death. San Francisco: Freeman
and Comp. ISBN 0-7167-0751-9
• Martin E. P. Seligman (1979). Erlernte Hilflosigkeit. München, Wien, Baltimore: Urban und Schwarzenberg.
ISBN 3-541-08931-8; ISBN 3407220162
• L. Y. Abramson, M. E. P. Seligman, J. D. Teasdale: Learned Helplessness in Humans: Critique and
Reformulation. in: Journal of Abnormal Psychology, 1978, Vol. 87, No. 1, 49 - 74.
• Heinz Scheurer: Zur Psychotherapie der erlernten Hilflosigkeit: Ein Erkenntnis- und Behandlungsansatz der
Verzweiflung. In: Kick, Hermes Andreas und Günter Dietz (Hrsg.): Verzweiflung als kreative Verausforderung.
Münster: Lit-Verlag 2008, S. 41 - 57
Siehe auch
• Erlernte Hilflosigkeit entspricht einem der sogenannten „maladaptiven Schemata“ in der Schematherapie
• Liste der klassischen Experimente in der Psychologie
• Doppelbindungstheorie
30
Quellen und Bearbeiter der Artikel
Quellen und Bearbeiter der Artikel
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MichaelDiederich, Netnet, Neun-x, Nicolas17, Omikron23, Paterok, Peter200, Pferdefanatiker, Philipendula, Pia6472, Pill, Seewolf, Semperor, Septembermorgen, Silentmajority, Stern, THWZ,
Willkeinennick, YourEyesOnly, Zornfrucht, Zykure, 81 anonyme Bearbeitungen
Der Begriff Angst Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?oldid=70652599 Bearbeiter: BuSchu, ChristianBier, Demonax, Esszimmer, Fedahalter, Friedrichheinz, Grenzgänger, Jutta234,
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Fasten, Fluffythekitten, H.-P.Haack, Hans Urian, Hpkeck, Kai-Hendrik, Karl-Henner, Kristina Walter, Lipedia, Luckyfreddy, MAK, Markosch, Markus Mueller, Martin-vogel, Meriko,
Omikron23, Psychoanalyse, Rita2008, Robin Stocker, S.Didam, Saesch, Schoschie, Stern, Thomas Schmidt - cesimbra, Togo, Wiscore, Wolli-j, Zaphiro, Zinnmann, 35 anonyme Bearbeitungen
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•
•
Verzichtserklärung — Jede der vorgenannten Bedingungen kann aufgehoben werden, sofern Sie die ausdrückliche Einwilligung des Rechteinhabers dazu erhalten.
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•
•
•
•
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Hinweis — Im Falle einer Verbreitung müssen Sie anderen alle Lizenzbedingungen mitteilen, die für dieses Werk gelten. Am einfachsten ist es, an entsprechender Stelle einen Link auf http:/ / creativecommons. org/ licenses/
by-sa/ 3. 0/ deed. de einzubinden.
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as the authoritative definition of a standard.
You may add a passage of up to five words as a Front-Cover Text, and a passage of up to 25 words as a Back-Cover Text, to the end of the list of Cover Texts in the Modified Version. Only one passage of Front-Cover Text and one of
Back-Cover Text may be added by (or through arrangements made by) any one entity. If the Document already includes a cover text for the same cover, previously added by you or by arrangement made by the same entity you are
acting on behalf of, you may not add another; but you may replace the old one, on explicit permission from the previous publisher that added the old one.
The author(s) and publisher(s) of the Document do not by this License give permission to use their names for publicity for or to assert or imply endorsement of any Modified Version.
•
5. COMBINING DOCUMENTS
You may combine the Document with other documents released under this License, under the terms defined in section 4 above for modified versions, provided that you include in the combination all of the Invariant Sections of all of
the original documents, unmodified, and list them all as Invariant Sections of your combined work in its license notice, and that you preserve all their Warranty Disclaimers.
The combined work need only contain one copy of this License, and multiple identical Invariant Sections may be replaced with a single copy. If there are multiple Invariant Sections with the same name but different contents, make the
title of each such section unique by adding at the end of it, in parentheses, the name of the original author or publisher of that section if known, or else a unique number. Make the same adjustment to the section titles in the list of
Invariant Sections in the license notice of the combined work.
Lizenz
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In the combination, you must combine any sections Entitled "History" in the various original documents, forming one section Entitled "History"; likewise combine any sections Entitled "Acknowledgements", and any sections Entitled
"Dedications". You must delete all sections Entitled "Endorsements".
6. COLLECTIONS OF DOCUMENTS
You may make a collection consisting of the Document and other documents released under this License, and replace the individual copies of this License in the various documents with a single copy that is included in the collection,
provided that you follow the rules of this License for verbatim copying of each of the documents in all other respects.
You may extract a single document from such a collection, and distribute it individually under this License, provided you insert a copy of this License into the extracted document, and follow this License in all other respects regarding
verbatim copying of that document.
7. AGGREGATION WITH INDEPENDENT WORKS
A compilation of the Document or its derivatives with other separate and independent documents or works, in or on a volume of a storage or distribution medium, is called an "aggregate" if the copyright resulting from the compilation
is not used to limit the legal rights of the compilation's users beyond what the individual works permit. When the Document is included in an aggregate, this License does not apply to the other works in the aggregate which are not
themselves derivative works of the Document.
If the Cover Text requirement of section 3 is applicable to these copies of the Document, then if the Document is less than one half of the entire aggregate, the Document's Cover Texts may be placed on covers that bracket the
Document within the aggregate, or the electronic equivalent of covers if the Document is in electronic form. Otherwise they must appear on printed covers that bracket the whole aggregate.
8. TRANSLATION
Translation is considered a kind of modification, so you may distribute translations of the Document under the terms of section 4. Replacing Invariant Sections with translations requires special permission from their copyright holders,
but you may include translations of some or all Invariant Sections in addition to the original versions of these Invariant Sections. You may include a translation of this License, and all the license notices in the Document, and any
Warranty Disclaimers, provided that you also include the original English version of this License and the original versions of those notices and disclaimers. In case of a disagreement between the translation and the original version of
this License or a notice or disclaimer, the original version will prevail.
If a section in the Document is Entitled "Acknowledgements", "Dedications", or "History", the requirement (section 4) to Preserve its Title (section 1) will typically require changing the actual title.
9. TERMINATION
You may not copy, modify, sublicense, or distribute the Document except as expressly provided for under this License. Any other attempt to copy, modify, sublicense or distribute the Document is void, and will automatically terminate
your rights under this License. However, parties who have received copies, or rights, from you under this License will not have their licenses terminated so long as such parties remain in full compliance.
10. FUTURE REVISIONS OF THIS LICENSE
The Free Software Foundation may publish new, revised versions of the GNU Free Documentation License from time to time. Such new versions will be similar in spirit to the present version, but may differ in detail to address new
problems or concerns. See http:/ / www. gnu. org/ copyleft/ .
Each version of the License is given a distinguishing version number. If the Document specifies that a particular numbered version of this License "or any later version" applies to it, you have the option of following the terms and
conditions either of that specified version or of any later version that has been published (not as a draft) by the Free Software Foundation. If the Document does not specify a version number of this License, you may choose any version
ever published (not as a draft) by the Free Software Foundation.
ADDENDUM: How to use this License for your documents
To use this License in a document you have written, include a copy of the License in the document and put the following copyright and license notices just after the title page:
Copyright (c) YEAR YOUR NAME.
Permission is granted to copy, distribute and/or modify this document
under the terms of the GNU Free Documentation License, Version 1.2
or any later version published by the Free Software Foundation;
with no Invariant Sections, no Front-Cover Texts, and no Back-Cover Texts.
A copy of the license is included in the section entitled
"GNU Free Documentation License".
If you have Invariant Sections, Front-Cover Texts and Back-Cover Texts, replace the "with...Texts." line with this:
with the Invariant Sections being LIST THEIR TITLES, with the
Front-Cover Texts being LIST, and with the Back-Cover Texts being LIST.
If you have Invariant Sections without Cover Texts, or some other combination of the three, merge those two alternatives to suit the situation.
If your document contains nontrivial examples of program code, we recommend releasing these examples in parallel under your choice of free software license, such as the GNU General Public License, to permit their use in free
software.
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