Einführung in Notfallpsychologie Uni Freiburg, 15. März 2012 Notfallpsychologie • • • • • • • • • • • Auslösende Situationen Situationen Reaktionen Begriffe Ziele Anwendungsfelder Interventionsmethoden Kontraindikationen Interventionsprinzipien Ausbildung Mythen Fragen, Diskussion • Gewalttaten • Folter • Tod • Verletzungen • Katastrophen • Traumatisierungen anderer Reaktionen • dissoziative Zustände Ereignis • Intrusionen Begriffliche Unterschiede Reaktion • • • • • Vermeidungsverhalten • Angst, Arousal Stress Krise Notfall Trauma • Akute Belastungsstörung • Anpassungsstörung • PTSD • Reaktionen sind normal in den ersten Tagen/Wochen • nur Minderheit entwickelt ein chronisches PTSD • Ca. 90% aller Menschen in Industrienationen erleben min. 1 traumatisches Erlebnis. • Psychologische Nothilfe Intervention • Psychische Erste Hilfe • Therapie bei akuter Belastungsstörung • Traumatherapie • Grundannahmen über das Leben erschüttert Reaktion Anpassungsstörung nach entscheidenden Lebensveränderungen und Stressoren von weniger katastrophalem Ausmass (z.B. Trauerfall, Trennung, Verlust der Arbeit, schwere körperliche Erkrankung etc.) Beschwerden innerhalb ca. 1-6 Monaten Herbert Kubat, lic.phil., EMBM, Fachpsychologe für Psychotherapie FSP, Zusatzzertifikat für Notfallpsychologie FSP, [email protected] Reaktion Akute Belastungsstörung • Kriterien weitgehend wie PTSD • ausser: – Dissoziative Symptome während oder nach dem Ereignis (emotionale Taubheit, Beeinträchtigung der Wahrnehmung, Derealisations- oder Depersonalisationserleben, dissoziateve Amnesie) • Dauer des Störungsbildes: mindestens 2 Tage, höchstens 4 Wochen. 1 Einführung in Notfallpsychologie Uni Freiburg, 15. März 2012 Reaktion PTSD Interventionen Psychische Erste Hilfe • • • • • Konfrontation mit belastendem Ereignis Wiedererleben des traumatische Ereignisses Vermeidungsverhalten erhöhte Erregbarkeit Dauer des Störungsbildes: länger als 4 Wochen • Klinisch bedeutsames Leiden und Beeinträchtigung verschiedener Funktionsbereiche des täglichen Lebens psychologisch angemessene Umgang mit Personen in akuter psychischer Notsituation nach den Grundsätzen • Nähe (Betreuung vor Ort) • Raschheit (die Betreuung erfolgt so rasch wie möglich) • Einfachheit (einfache Betreuungsmethoden) (Lasogga/Gasch: Psychische Erste Hilfe) Interventionen Interventionen Psychologische Nothilfe alle Massnahmen, welche die “psychische Gesundheit” in traumatische Ereignisse involvierter Menschen während und unmittelbar nach einem Einsatz sicherstellen. Traumatherapie spezifische psychotherapeutische Behandlung eines PTSD. Überblick Was ist Notfallpsychologie? • Massnahmen ausgebildeter Fachkräfte Trauma 2. Tag 1. Monat akut Akute Akute BelastungsBelastungsreaktion störung 3. Monat 6. Monat chronisch Posttraumatische Belastungsstörung • um psychische Gesundheit • von Opfern PTBS Verzögerter Beginn • von potentiell traumatisierender Ereignisse • zu erhalten oder wieder herzustellen • rascher Einsatz • an Ort Herbert Kubat, lic.phil., EMBM, Fachpsychologe für Psychotherapie FSP, Zusatzzertifikat für Notfallpsychologie FSP, [email protected] 2 Einführung in Notfallpsychologie Uni Freiburg, 15. März 2012 Unterschiede PT vs. NP Ziele der NP • Betreuungskontext • Vorbeugung neg. Langzeiteffekte • Kontaktaufnahme • schnelle psychische Stabilisierung • Interventionsformen • Handlungsfähigkeit wieder herstellen • psychischer Status der Betreuten • Unterstützung des Erholungsprozesses • Stärkung von Selbstheilungskräften Anwendungsfelder •Bedürfnisse? –Akut, unmittelbar danach? –Am nächsten Tag? –In den nächsten 1-2 Wochen? • Kantone • Risikounternehmen • Einsatzkräfte • Schulen • careLink Interventionen Interventionen Interventionsmethoden Kontraindikationen für Konfrontationstherapie • KVT • wenn fehlende Intrusionen (kein PTSD!) • EMDR • gleichzeitig Opfer- und Täterrolle • andere Verfahren kaum untersucht • Distanzierungstechniken • akute Suizidalität • non-compliance • Komorbidität mit Psychosen • erhöhte Impusivität • Sucht Herbert Kubat, lic.phil., EMBM, Fachpsychologe für Psychotherapie FSP, Zusatzzertifikat für Notfallpsychologie FSP, [email protected] 3 Einführung in Notfallpsychologie Uni Freiburg, 15. März 2012 Interventionen Interventionen Interventionsprinzipien Interventionsprinzipien • zum Debrieving • In der peritraumatischen Phase (erste Stunden): – für Betroffene eher schädlich! –Struktur geben – Gruppen ohne Debriefing weniger PTB als Gruppen mit D. –Sicherheit schaffen – wird im Peer-Support bei Professionellen trotzdem angewendet –Psychosoziale Versorgung sicherstellen Interventionen Interventionen Interventionsprinzipien Interventionsprinzipien • In der akuten Phase (erste 4 - 6 Wochen): • Nach der akuten Phase (über 4-6 Wochen): –Kognitive Interventionen –Psychotraumatologie –Psychoedukation –PTSD-Behandlung –Stabilisierung –Psychotherapie –Ressourcenaktivierung Interventionen Interventionsprinzipien Interventionen Interventionsprinzipien • nur eine Sitzung ist eher kontraproduktiv •Zuhören • erfolgversprechendere Alternative ist KVT •Validieren • sicheres Setting schaffen •Stabilisieren • langsamer Vertrauensaufbau, Beziehungsgestaltung •Normalisieren • respektieren, wenn Betroffene nicht mit Professionellen sprechen möchten •Ressourcen aktivieren Herbert Kubat, lic.phil., EMBM, Fachpsychologe für Psychotherapie FSP, Zusatzzertifikat für Notfallpsychologie FSP, [email protected] •Beruhigung •lösungs- nicht problemorientiert 4 Einführung in Notfallpsychologie Uni Freiburg, 15. März 2012 Interventionen Interventionen Interventionsprinzipien Interventionsprinzipien • psychophysiologische Stress-Symptomatik reduzieren • möglichst bald zurück in normalen Alltag • natürliche Erholung • Information, Psychoedukation, Aufklärung • Autonomie, Selbstkontrolle, Selbstfürsorge fördern • Sachhilfe • vor Medien schützen • "Illusionen über das Leben" wieder herstellen • soziales Umfeld Interventionen Interventionsprinzipien Elemente der Ausbildung nicht: –zu zeitnah an das Ereignis • Psychotraumatologie –pathologisieren • Psychopathologie –emotional vertiefen • Psychiatrie –Neues aufdecken • Stressmodelle –aufdrängen • Diagnostik psychischer Notfallsituationen –bagatellisieren • Organisationslehre –Vorwürfe machen Elemente der Ausbildung Mythen • juristische Grundlagen • keiner braucht Nothilfe. Die Probleme verschwinden immer. • Führungslehre • Psychoedukative Techniken • Interventionsgrundlagen • eigene Psychohygiene • eigene Belastbarkeit Herbert Kubat, lic.phil., EMBM, Fachpsychologe für Psychotherapie FSP, Zusatzzertifikat für Notfallpsychologie FSP, [email protected] • Jeder braucht Nothilfe. Die Probleme verschwinden nie. • Alle brauchen das gleiche. • Reden hilft immer. • Es gibt kein Risiko. 5 Einführung in Notfallpsychologie Uni Freiburg, 15. März 2012 Literatur • Gschwend Gaby: Notfallpsychologie und TraumaAkuttherapie. Hans Huber, 2002 • Hausmann Clemens: Handbuch Notfallpsychologie und Traumabewältigung. Grundlagen, Interventionen, Versorgungsstandards. facultas, 2003 Herbert Kubat, lic.phil., EMBM, Fachpsychologe für Psychotherapie FSP, Zusatzzertifikat für Notfallpsychologie FSP, [email protected] 6