Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik für Studierende der Informatik PD Dr. U. Ludwig Vorlesung 6 1 / 14 Stetige Zufallsvariable Denition 2.9 Sei (Ω, A, p ) ein Wahrscheinlichkeitsraum. Eine Funktion X : Ω → R heiÿt stetige Zufallsvariable, falls es eine integrierbare, nicht negative reelle Funktion f gibt mit der Eigenschaft p (X ≤ x ) = Z x −∞ f (t )dt . Die Funktion F : R → [0, 1], Rx x 7→ p (X ≤ x ) = −∞ f (t )dt heiÿt Verteilungsfunktion von Zufallsvariablen X. X , die Funktion f heiÿt Dichte der 2 / 14 Beispiel: Standardnormalverteilung 3 / 14 Eigenschaften der Verteilungsfunktion einer stetigen Zufallsvariablen Satz 2.10 Ist X eine Zufallsvariable mit Verteilungsfunktion F und Dichte f, so gilt: x < y , so gilt F (x ) ≤ F (y ). lim F (x ) = 0, lim F (x ) = 1. (a) Ist (b) x →−∞ x →∞ 4 / 14 Eigenschaften der Verteilungsfunktion einer stetigen Zufallsvariablen (bis) Satz 2.11 Ist F eine Verteilungsfunktion der stetigen Zufallsvariablen X der Dichte f , so gilt für alle reellen Zahlen a < b : Rb (a) p (a < X ≤ b ) = F (b ) − F (a) = a f (t )dt . R∞ (b) p (a < X ) = 1 − F (a) = a f (t )dt . mit 5 / 14 Diskrete unabhängige Zufallsvariable (Erinnerung und Korrektur) Denition 2.8 Zwei diskrete Zufallsvariable Wahrscheinlichkeitsraum Ω X und Y auf einem heiÿen unabhängig, wenn die Ereignisse X = x und Y = y für jedes beliebige Tupel (x , y ) mit x ∈ X (Ω) und y ∈ Y (Ω) unabhängig sind, d.h. wenn gilt: p ((X = x ) ∩ (Y = y )) = p (X = x ) · p (Y = y ). Sonst heiÿen X und Y abhängig. Beispiel: Experiment: Würfeln mit 2 Würfeln X =Augenzahl Würfel 1, Y = Augenzahl Würfel 2, Z =Augensumme. Die Zufallsvariablen X und Y sind unabhängig, die Zufallsvariablen X und Z sind abhängig. 6 / 14 Stetige unabhängige Zufallsvariablen Denition 2.13 X und Y heiÿen unabhängig, wenn die 2 Ereignisse X ≤ x und Y ≤ y für beliebige (x , y ) ∈ R unabhängig Zwei stetige Zufallsvariable sind, d.h. wenn p ((X ≤ x ) ∩ (Y ≤ y )) = p (X ≤ x ) · p (Y ≤ y ) gilt. Sonst heiÿen X und Y abhängig. 7 / 14 § 2.2 Erwartungswert, Varianz und Standardabweichung 8 / 14 Beispiel: Roulettespiel Laplaceraum Ω = {0, 1, 2 . . . , 36}. (A) Setze 1 Euro auf die Zahl 7. Wird die gewählte Zahl ausgespielt erhält man als Gewinn 36 Euro (wovon der Einsatz eingezogen wird). (B) Setze 1 Euro auf ungerade Zahl. Der Gewinn beträgt 2 Euro. (C) Setze 1 Euro auf das Tripel (1, 2, 3), der Gewinn beträgt 12 Euro. Zahlen 5, 9, 11, 13, 15 . . . 35 1,3 2 7 Rest (15 Werte) Gewinn 2 (18 Werte) 12+2 12 36+2 X = Zufallsvariable Gewinn, X (Ω) = {0, 2, 12, 14, 38} Erwartungswert: 2 1 1 E (X ) = 2 · 15 37 + 14 · 37 + 12 · 37 + 38 · 37 = 108 37 0 ' 2, 92 9 / 14 Erwartungswert einer diskreten Zufallsvariablen Denition 2.14 Sei X eine diskrete Zufallsvariable. E (X ) = in der über alle Werte x aus X x ∈X (Ω) Falls die Summe x · p (X = x ) (1) X (Ω) summiert wird, eindeutig X. existiert, so heiÿt sie Erwartungswert von Bemerkung Ist die Wertemenge X (Ω) endlich so existiert die Summe (1) immer. Ist die Summe (1) unendlich so muss sie nicht immer konvergieren, dann gibt es keinen Erwartungswert. Wenn wir in Zukunft E (X ) schreiben, so gehen wir davon aus, dass der Erwartungswert existiert. 10 / 14 Erwartungswert einer stetigen Zufallsvariablen Denition 2.14 Ist X eine stetige Zufallsvariable mit der Dichtefunktion f . Falls das Integral E (X ) := Z ∞ −∞ xf (x )dx existiert, so heiÿt es der Erwartungswert der Zufallsvariablen Der Erwartungswert wird oft auch einfach mit X. E (X ) = µ bezeichnet. 11 / 14 Rechenregeln für den Erwartungswert Satz 2.17 Sind X , Y zwei Zufallsgröÿen mit existierenden Erwartungswerten, so gelten folgende Aussagen: (i) (ii) (iii) E (aX + b) = aE (X ) + b für beliebige Konstanten a , b ∈ R. E (X + Y ) = E (X ) + E (Y ). Gilt X ≤ Y , d.h. X (ω) ≤ Y (ω) für alle ω ∈ Ω, so folgt E (X ) ≤ E (Y ). 12 / 14 Beispiel: Roulette XA Zufallsvariable, die den Gewinn beim Setzen von 1 Euro auf die Zahl 7 beschreibt. XB Zufallsvariable, die den Gewinn beim Setzen von 1 Euro auf ungerade Zahl beschreibt. XC Zufallsvariable, die den Gewinn beim Setzen von 1 Euro auf (1, 2, 3). Erwartungswerte: E (XA ) = 36 · p (XA = 7) + 0 · p (XA 6= 7) = 36 37 E (XB ) = 2 · p (XB = ungerade) + 0 · p (XB = gerade) = E (XC ) = 12 · p (XC = 1, 2, 3) + 0 · p (XC 6= 1, 2, 3) = 36 37 36 37 13 / 14 Varianz diskreter Zufallsvariablen Denition 2.18 Ist X eine diskrete Zufallsvariable mit Erwartungswert E (X ) = µ, so heiÿt der Wert Var (X ) := E ((X − µ)2 ) die Varianz von X. Satz Für eine diskrete Zufallsvariable Var (X ) = X x ∈X (Ω) X mit Erwartungswert µ gilt (x − µ)2 p (X = x ) = E (X 2 ) − µ2 . 14 / 14