Willkommen an der TU Dortmund Mathematischer Vorkurs NAT-ING1 (02.09.–20.09.2013) Organisatorisches Dr. Robert Strehl WS 2013-2014 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 1 / 211 Willkommen an der TU Dortmund Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 2 / 211 Willkommen an der TU Dortmund Vorkurs Mathematik für Natur- und Ingenieurwissenschaften I für die Studiengänge Übungsbetrieb und Vorlesungen Physik Medizinphysik Elektro- und Informationstechnik Informations- und Kommunikationstechnik Angewandte Informatik Informatik Bioingenieurwesen Chemieingenieurwesen Es besteht keine Anwesenheitspflicht Jeder angemeldete Vorkursteilnehmer hat seine Übungsgruppennummer per Email bekommen (Nachmeldungen heute noch mgl.) Das Übungs- und Vorlesungsmaterial wird pro Kapitel online zur Verfügung gestellt Einen Lageplan der Übungsräume findet ihr auf der Vorkursseite Studiengang nicht dabei → allg. Vorkursseite Neben den Übungen wird auch eine Einweisung in die Nutzung der Universitätsbibliothek angeboten → Näheres dazu in den Übungsgruppen Zeitraum 2.–20. September 2013 Vorlesung ab heute täglich 8-10 Uhr, Übungen ab morgen 10-12 oder 12-14 Uhr Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 3 / 211 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 4 / 211 Willkommen an der TU Dortmund Willkommen an der TU Dortmund Weitere Informationen Verschiedenes Allgemeine Informationen finden sich auf der allg. Vorkursseite und am schwarzen Brett vor dem Hörsaal E29 Vorkursbescheinigungen (bitte ausfüllen) vom AStA gibt es nach der Vorlesung Speziell für diesen Vorkurs (Folien, Übungsmaterial, Pinnwand) gibt es zusätzlich die Internetseite Mit dieser Bescheinigung gibt es Vergünstigungen in der Mensa und beim Kauf von Bahntickets in Dortmund http://www.mathematik.uni-dortmund.de/sites/ vorkurs-mathematik-fuer-natur-und-ingenieurwissenschaften-i Die Orientierungsphasen der einzelnen Fachschaften sind zu empfehlen (s. allg. Vorkursseite) Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Bei noch offenen Fragen bietet sich unsere Vorkurs-Email Adresse an [email protected] Seite 5 / 211 Willkommen an der TU Dortmund Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Willkommen an der TU Dortmund Themenübersicht Themenübersicht (korrigiert) 1. 2. 3. 4. 5. Mengen Zahlen Relationen, Ordnung und Betrag Abbildungen und Funktionen Trigonometrie 12. 13. 14. 15. 16. 6. Folgen und Stetigkeit 17. 7. 8. Differenzierbarkeit Anwendungen der Differentialrechnung Integralrechnung Logarithmus- und Exponentialfunktion Aussagenlogik 18. 19. Aussageformen Vollständige Induktion Beweisführung Komplexe Zahlen Gleichungen mit komplexen Zahlen Komplexe Polarkoordinaten und Wurzeln Lineare Gleichungssysteme Vektoren 20. 21. Skalar- und Vektorprodukt Geraden und Ebenen 9. 10. 11. Seite 6 / 211 1. Mengen 10. 2. 3. 4. Zahlen Relationen, Ordnung und Betrag Abbildungen und Funktionen 11. 12. 13. 5. Trigonometrie 14. 6. 7. 8. Folgen und Stetigkeit Differenzierbarkeit Anwendungen der Differentialrechnung Integralrechnung 15. 16. 17. 9. 22. Logarithmus- und Exponentialfunktion Vollständige Induktion Komplexe Zahlen Gleichungen mit komplexen Zahlen Komplexe Polarkoordinaten und Wurzeln Vektoren Skalar- und Vektorprodukt Geraden und Ebenen Partialbruchzerlegung Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 7 / 211 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 8 / 211 Kapitel 1 — Mengen Kapitel 1 — Mengen Definition 1.1 (Menge) Unter einer Menge verstehen wir eine Zusammenfassung von Objekten zu einem Ganzen. Diese Objekte heißen dann Elemente der Menge. Kapitel 1 — Mengen Beschreibung von Mengen durch ... ... Aufzählen aller Elemente mit Mengenklammern {. . .}. ... Angabe einer Eigenschaft E, die die Elemente beschreibt: {x | x hat die Eigenschaft E} Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 9 / 211 Kapitel 1 — Mengen Seite 10 / 211 Kapitel 1 — Mengen Beispiele: Die Menge der natürlichen Zahlen N := {0, 1, 2, 3, . . .}. (Bei uns ist 0 eine natürliche Zahl). Für alle natürlichen Zahlen k > 0 definieren wir ≥k := {k, k + 1, k + 2, . . .} und wir schreiben natürlichen Zahlen ohne Null. N Die Menge der ganzen Zahlen: N+ := N≥1 für die Z := {. . . , −2, −1, 0, 1, 2, . . .}. Die Menge dernrationalen Zahlen als Menge o der (gekürzten) a Brüche: := a, b ganze Zahlen und b > 0 . b Die Menge der reellen Zahlen: . Q R Die Menge der komplexen Zahlen: Schreibweisen: Ist a ein Element der Menge M , so schreiben wir kurz a ∈ M . Ist a kein Element der Menge M , so schreiben wir kurz a 6∈ M . Beispiel: 1 ∈ N, 2 ∈ Z aber −3 6∈ N. C. Die leere Menge, ∅. Die Menge, die kein Element enthält. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 11 / 211 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 12 / 211 Kapitel 1 — Mengen Kapitel 1 — Mengen 3 Definition 1.2 (Mengenoperationen) Beispiele: Die korrekte Verneinung von: dieses Schaf ist schwarz und mager“ lautet: dieses ” ” Schaf ist nichtM schwarz nicht mager“. Die korrekte Verneinung von: dieses Schaf ist Es seien und oder N Mengen. ” weiß oder fett“ lautet: dieses Schaf ist nicht weiß und nicht fett“ (also weder weiß noch fett). ” Man1.werfe Verneinung nicht in einen Topf mit Gegensätzen. Eine DiedieVereinigungsmenge Mumgangssprachlichen ∪ N ist die Menge der Elemente, die in unkorrekte Verneinung von diese Kuh ist mager“ wäre: diese Kuh ist fett“: Mager und fett ”enthalten sind. Also ”M ∪ N = {x | x ∈ M oder x ∈ N }. M oder in N mögen als Gegensätze empfunden werden, sie sind aber nicht die Verneinungen voneinander (schließlich gibt es auch ganz normalgewichtige Kühe). Bemerkung 1.3 Es gilt in jedem Fall ∅ ⊂ M ⊂ M . 2. Die Schnittmenge M ∩ N ist die Menge der Elemente, die in M und in N enthalten sind. Also M ∩ N = {x | x ∈ M und x ∈ N }. Mengen 3. M heißt Teilmenge von N , wenn alle Elemente die in M enthalten Cantors Definition lautet: sind auch in N enthalten sind. Wir schreiben dann M ⊂ N oder Eine Menge ist eine Zusammenfassung von bestimmten, wohlunterschiedenen Objekten ” N ⊃unserer M . Anschauung oder unseres Denkens zu einem Ganzen.“ (Elementen) In 4. muss M keine Teilmenge von N sein. Ist zum Beispiel M ∩ N = ∅, so ist N \ M = N und M \ N = M . Ist aber M ⊂ N so ist N \ M = M c und M \ N = ∅. Zwei Mengen M und N sind gleich, wenn die eine jeweils eine Teilmenge der anderen ist. Also M = N genau dann, wenn M ⊂ N und N ⊂ M . Symbole: 4. Die Differenzmenge N a∈M : a ist Element von M ! / {a} \ M ist die Menge der Elemente, die in N enthalten sind, aber nicht in M , also : leere Menge (sie enthält kein Element) N \M {x |mit x∈ N einem und Element x 6∈ Ma}. : die:= Menge genau (einelementige Menge) ! M5.⊆ N Ist M: M ⊂ ist NTeilmenge so ist das Komplement von M (bezüglich von N : für jedes x ∈ M ist auch x ∈ N N ⊇M c N ) durch M := {x | x ∈ N und x 6∈ M } definiert. M =N M ⊂N N ⊃M ! : M ⊆ N und N ⊆ M : M ist echte Teilmenge von N (M ⊆ N, M &= N). Operationen für Mengen M, N, . . .: " Kapitel 1 — Mengen • Durchschnitt: M ∩ N := {x " x ∈ M und x ∈ N} " • Vereinigung: M ∪ N := {x " x ∈ M oder x ∈ N} " • Differenz: M \ N := {x " x ∈ M und x ∈ / N}. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Graphisch kann man die Mengenoperationen gut mit Hilfe von Venn-Diagrammen darstellen: Satz 1.4 (Rechenregeln für Mengenoperationen) Veranschaulichung durch sog. Venn-Diagramme: 1 2 N M 3 M N ⊃ M M ∪ N 4 5 6 N N 7 M M M ∩ N Seite 14 / 211 Kapitel 1 — Mengen Ist M ⊇ N, so heißt M \ N auch das Komplement von N (in M). N Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 13 / 211 8 M \ N Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 15 / 211 M ∪ N = N ∪ M und M ∩ N = N ∩ M . (M ∪ N ) ∪ P = M ∪ (N ∪ P ) und (M ∩ N ) ∩ P = M ∩ (N ∩ P ). M ∪ (N ∩ P ) = (M ∪ N ) ∩ (M ∪ P ). M ∩ (N ∪ P ) = (M ∩ N ) ∪ (M ∩ P ). (M c )c = M . (M ∪ N )c = M c ∩ N c und (M ∩ N )c = M c ∪ N c . M ∩ N = M ∪ N \ (M \ N ) ∪ (N \ M ) . (M \ N ) ∪ (N \ M ) = (M ∪ N ) \ (M ∩ N ). Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 16 / 211 Kapitel 1 — Mengen Kapitel 1 — Mengen Definition 1.5 (Kartesisches Produkt) 1. Das kartesische Produkt zweier Mengen M und N wird mit M × N bezeichnet und enthält als Elemente die geordneten Paare (m, n) mit m ∈ M und n ∈ N . Also: M × N = {(m, n) | m ∈ M und n ∈ N } . Ist M ⊂ G1 und N ⊂ G2 so kann man das kartesische Produkt wie folgt darstellen: Definition 1.5 [cont.] 2. Das kartesische Produkt mehrere Mengen M1 , . . . , Mk wird analog mit Hilfe geordneter k-Tupel definiert: M 1 × M 2 × . . . × Mk = {(m1 , m2 , . . . , mk ) | m1 ∈ M1 und m2 ∈ M2 und . . . und mk ∈ Mk }. 3. Stimmen die Mengen überein so schreiben wir auch M 2 = M × M , M 3 = M × M × M , usw. Bemerkung 1.6 Als Mengen stimmen M × N und N × M nicht überein. Als Mengen stimmen (M × N ) × P und M × N × P und M × (N × P ) nicht überein. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 17 / 211 Kapitel 1 — Mengen Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 18 / 211 Kapitel 2 — Zahlen Definition 1.7 (Quantoren) Ist A eine Eigenschaft, die für die Elemente einer Menge M sinnvoll ist (vgl. Kap. 12), so schreiben wir ∀x ∈ M : A(x) , wenn jedes Element aus M die Eigenschaft A hat – in Worten: für alle x ∈ M gilt A(x) – und ∃x ∈ M : A(x) , Kapitel 2 — Zahlen wenn es mindestens ein Element aus M gibt, das die Eigenschaft A hat – in Worten: es gibt ein x ∈ M mit A(x). Beispiel: Das kartesische Produkt von k Mengen lässt sich wie folgt schreiben: M1 × . . . × Mk = (m1 , . . . , mk ) | ∀i ∈ {1, . . . , k} : mi ∈ Mi . Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 19 / 211 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 20 / 211 Kapitel 2 — Zahlen Kapitel 2 — Zahlen Uns bisher bekannte Zahlenbereiche sind N ⊂ Z ⊂ Q ⊂ R |(⊂{zC}) . Beispiele irrationaler Zahlen: später Die Länge der Diagonale eines √ Quadrates der Seitenlänge 1 ist irrational. Diese Länge ist 2 = 1, 414213562 . . . Der Umfang eines Kreises mit Durchmesser 1 ist irrational. Diese Länge ist π = 3, 141592654 . . . Definition 2.1 (Rationale und irrationale Zahlen) 1 2 R ist die Menge der Dezimalbrüche. Q ist die Menge der abbrechenden oder periodischen Dezimalbrüche. Dabei wird allerdings die Periode 9 ausgeschlossen, indem man die Zahl n, a1 a2 . . . ak−1 ak 9 mit der Zahl n, a1 a2 . . . ak−1 bk identifiziert mit bk = ak + 1. Dabei ist n ∈ , a1 , a2 , . . . , ak−1 ∈ {0, 1, . . . , 9}, ak ∈ {0, 1, . . . , 8}. N 3 R Q Die Eulersche Zahl e = 2, 718281828 . . . ist irrational. Definition 2.2 (Rechenoperationen) Sind x, y ∈ y 6= 0 auch R so sind die Rechenoperationen x + y, x − y, xy und für x y erklärt. Die Elemente der Menge \ , also die nicht-abbrechenden und nicht-periodischen Dezimalbrüche, heißen irrationale Zahlen. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 21 / 211 Kapitel 2 — Zahlen Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 22 / 211 Kapitel 2 — Zahlen Definition 2.4 (Kurzschreibweisen für Summen und Produkte) Sind m, n ∈ 1. Satz 2.3 (Rechenregeln) 1. x + y = y + x und xy = yx (Kommutativgesetze) 2. x + (y + z) = (x + y) + z und x(yz) = (xy)z (Assoziativgesetze) 2. 3. x(y + z) = xy + xz (Distributivgesetz) n X k=m n Y k=m N mit m ≤ n und am, am+1, . . . , an ∈ R so schreiben wir ak = am + am+1 + . . . + an und ak = am · am+1 · . . . · an Dabei kann der Laufindex eine beliebige Variable sein, etwa n n X X ak = aj . Als direkte Konsequenz erhalten wir die drei Binomischen Formeln 4. (a + b)2 = a2 + 2ab + b2 , (a − b)2 = a2 − 2ab + b2 und (a + b)(a − b) = a2 − b2 . k=m j=m Es gelten die folgenden Vereinbarungen wenn m > n ist n X k=m Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 23 / 211 ak = 0 und n Y ak = 1 k=m Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 24 / 211 Kapitel 2 — Zahlen Kapitel 2 — Zahlen Rechenregeln und Beispiele: a· n X ak = k=m n X ak + k=m n Y k=m ak · n X Definition 2.5 (Potenzen) (aak ) k=m n X bk = k=m n Y k=m bk = n X Für a ∈ R (ak bk ). k=m Indexverschiebung: n X ak = k=m n+t X Arithmetische Summenformel: k=0 n X qk = R Für n, m ∈ n(n + 1) k= . 2 k=0 Zahl q 6= 1. a. k=1 N Z Satz 2.6 (Potenzregeln) ak−t . k=m+t n X geometrische Summenformel: n Y Insbesondere gilt also a0 = 1 und 00 = 1 aber 0n = 0 für n > 0. 1 Für a ∈ \ {0} und n ∈ setzen wir a−n := n . a a ∈ heißt die Basis und n ∈ der Exponent der Potenz an . (ak + bk ) und k=m n Y R und n ∈ N setzen wir an := q n+1 − 1 für eine reelle q−1 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Z gilt: 1 am an = an+m und an bn = (ab)n sowie 2 (am )n = amn falls die Ausdrücke definiert sind. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 25 / 211 Kapitel 2 — Zahlen Seite 26 / 211 Kapitel 2 — Zahlen Definition 2.7 (Quadratwurzel) Sind a, b ∈ R und b2 = a so definieren wir Der Satz 2.8 lässt sich noch verallgemeinern: ( √ b falls b ≥ 0 a := −b falls b < 0 Die stets nicht-negative Zahl √ Satz 2.9 (Höhere Wurzeln) 1 a heißt Quadratwurzel von a. 2 Satz 2.8 (Existenz der Quadratwurzel) Die Gleichung x2 = a besitzt ... ... für a < 0 keine reelle Lösung, ... für a = 0 die eindeutige (reelle) Lösung x = 0 und √ √ ... für a > 0 die zwei (reellen) Lösungen x1 = a und x2 = − a. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 27 / 211 Ist n eine natürliche ungerade Zahl, dann hat die Gleichung xn = a √ genau eine reelle Lösung und diese bezeichnen wir mit x = n a. Ist n 6= 0 eine natürliche gerade Zahl, dann hat die Gleichung xn = a ... ... für a < 0 keine reelle Lösung, ... für a = 0 die eindeutige (reelle) Lösung x = 0 und √ ... für a √ > 0 die zwei reellen Lösungen, die wir mit x1 = n a und x2 = − n a bezeichnen. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 28 / 211 Kapitel 2 — Zahlen Kapitel 2 — Zahlen Satz 2.11 (pq-Formel) Bemerkung 2.10 √ 1 Wir setzen nun a n := n a für n 6= 0, a ≥ 0, und definieren(!) m 1 m a n := a n . Dann kann man zeigen, dass die Rechenregeln aus Satz 2.6 weiterhin gültig bleiben. Somit haben wir das Potenzieren von ganzen auf rationale Exponenten erweitert. Es sei D := p2 − 4q. Dann besitzt die quadratische Gleichung x2 + px + q = 0 ... p ... die eindeutige (reelle) Lösung x = − falls D = 0, 2 √ √ p+ D p− D ... die zwei (reellen) Lösungen x1 = − und x2 = − 2 2 falls D > 0, und ... keine reelle Lösung falls D < 0. Die Zahl D heißt Diskriminante der quadratischen Gleichung. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 29 / 211 Kapitel 2 — Zahlen Seite 30 / 211 Kapitel 2 — Zahlen Definition 2.12 (Fakultät und Binominalkoeffizient) 1 Für natürliche Zahlen n ∈ N ist die Fakultät definiert als n! := n Y Satz 2.13 (Eigenschaften der B.K.) n n n n 1 = = 1 und = . 0 n k n−k n n n+1 2 + = (Additionstheorem). k k+1 k+1 k. k=1 Also gilt insbesondere 0! = 1 und (n + 1)! = n!(n + 1). 2 N Für zwei natürliche Zahlen k, n ∈ mit k ≤ n ist der Binomialkoeffizient definiert als n n! n(n − 1) · · · (n − k + 1) := = k k!(n − k)! k! Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Begründung zu 2: (s. Vorlesung) Seite 31 / 211 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 32 / 211 Kapitel 2 — Zahlen Kapitel 3 — Relationen, Ordnung und Betrag Wegen des Additiontheorems lassen sich die Binomialkoeffizienten im Pascalschen Dreieck anordnen: n n k 1 0 1 1 1 1 2 1 2 3 1 3 3 1 1 4 6 4 1 4 .. . Kapitel 3 — Relationen, Ordnung und Betrag Satz 2.14 (Binomischer Lehrsatz) Für x, y ∈ R und n ∈ N gilt n X n k n−k (x + y) = x y k n k=0 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 33 / 211 Kapitel 3 — Relationen, Ordnung und Betrag Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 34 / 211 Kapitel 3 — Relationen, Ordnung und Betrag Definition 3.1 (Relationen) Es seien M und N Mengen. Eine Relation zwischen M und N ist eine Teilmenge R ⊂ M × N . Ist (a, b) ∈ R ⊂ M × N ein Element der Relation R, so sagen wir a steht in Relation zu b und wir schreiben a ∼R b. Definition 3.2 (Relationen auf einer Menge) Eine Relation auf einer Menge M ist eine Relation R ⊂ M × M . Eine Relation auf einer Menge M heißt ... R1) ... reflexiv, wenn a ∼R a für alle a ∈ M ist . R2) ... transitiv, wenn mit a ∼R b und b ∼R c auch a ∼R c ist. Beispiele Es sei M die Menge aller Autos, und N die Menge aller Farben. Durch (c, f ) ∈ R ⊂ M × N , wenn ein Teil des Autos c in der Farbe f lackiert ist, wird eine Relation definiert. Es sei M die Menge aller Bundesligapaarungen und N die Menge aller Spielergebnisse. Die Definition (p, e) ∈ R ⊂ M × N , wenn die Paarung p das Ergebnis e erspielt, liefert eine Relation. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 35 / 211 R3) ... symmetrisch, wenn mit a ∼R b auch b ∼R a ist. R4) ... antisymmetrisch, wenn, falls a ∼R b und b ∼R a, schon a = b ist. R5) ... total, wenn für alle a, b ∈ M a ∼R b oder b ∼R a ist Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 36 / 211 Kapitel 3 — Relationen, Ordnung und Betrag Kapitel 3 — Relationen, Ordnung und Betrag Beispiele [cont.]: Definition 3.3 (Ordnungs-, und Äquivalenzrelation) R R Die Ordnungsrelation auf O ⊂ × ist definiert durch (a, b) ∈ O, wenn a ≤ b (also ≤ statt ∼O ). Die Ordnungsrelation ist eine Totalordnung auf . Eine Relation heißt ... 1 ... Totalordnung, wenn sie R1, R2, R4, und R5 erfüllt. 2 ... Halbordnung, wenn sie R1, R2 und R4 erfüllt. 3 ... Äquivalenzrelation, wenn sie R1, R2, und R3 erfüllt. R Beispiele: N N Die Teilbarkeitsrelation T ⊂ + × + ist definiert durch (a, b) ∈ T, wenn a|b (also | statt ∼T ). Die Teilbarkeitsrelation ist eine Halbordnung. Die Gleichheit G ⊂ M × M ist definiert durch (a, b) ∈ G, wenn a = b (also = statt ∼G ). Die Gleichheit ist eine Äquivalenzrelation. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Es sei M eine Menge und P(M ) die Menge aller Teilmenge von M . Diese Menge nennt man Potenzmenge von M . Die Teilmengenrelation τ ⊂ P(M ) × P(M ) ist definiert durch (U, V ) ∈ τ , wenn U ⊂ V (⊂ statt ∼τ ). Die Teilmengenrelation ist eine Halbordnung. Es sei M die Menge der Bundesligisten der letzten Saison, und R ⊂ M × M die Relation die durch folgende Vorschrift gegeben ist; a ∼R b, wenn beide Bundesligisten zum Saisonende die gleiche Punktanzahl haben. Dies ist eine Äquivalenzrelation. Bemerkung: Ist eine Relation – wie in den obigen Beispielen – durch eine Vorschrift gegeben, so identifizieren wir Relation und Vorschrift. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 37 / 211 Kapitel 3 — Relationen, Ordnung und Betrag Seite 38 / 211 Kapitel 3 — Relationen, Ordnung und Betrag Mit Hilfe der Ordnungszeichen definieren wir spezielle Teilmengen von Seien dazu a, b ∈ mit a < b. R Definition 3.4 (Ordnungszeichen) Definition 3.5 (Intervalle) Da ≤ eine Totalordnung auf definiert, gilt also x ≤ y oder y ≤ x für alle x, y ∈ . Statt x ≤ y schreiben wir auch y ≥ x. Weiter schreiben wir x < y, wenn x ≤ y aber nicht x ≥ y gilt, und ebenso y > x für x < y. Damit gilt für alle x, y ∈ entweder(!) x < y oder x = y oder x > y. Die Zeichen ≤, ≥, <, > und = heißen Ordnungszeichen. Beschränkte Intervalle R R R R. R | a ≤ x ≤ b} (Abgeschlossenes Intervall). ]a, b[ := {x ∈ R | a < x < b} (Offenes Intervall). [a, b[ := {x ∈ R | a ≤ x < b} oder ]a, b] := {x ∈ R | a < x ≤ b} [a, b] := {x ∈ (Halboffene Intervalle). Unbeschränkte Intervalle: R | a ≤ x} und ] − ∞, b] := {x ∈ R | x ≤ b} ]a, ∞[ := {x ∈ R | a < x} und ] − ∞, b[ := {x ∈ R | x < b} ] − ∞, ∞[ := R [a, ∞[ := {x ∈ Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 39 / 211 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 40 / 211 Kapitel 3 — Relationen, Ordnung und Betrag Kapitel 3 — Relationen, Ordnung und Betrag Satz 3.6 (Rechenregeln) Aus den Rechenregeln 3.6 folgt: Es seien x, y, z ∈ Satz 3.7 (Vorzeichen von Produkten) R. Dann gilt 1 Ist x < y und y < z, dann gilt x < z. 2 Ist x ≤ y und y ≤ x, so ist x = y. 3 R Es seien x1 , . . . , xn ∈ . Dann gilt: n Y xi = 0 ist gleichbedeutend damit, dass es mindestens ein Ist x < y dann ist x + z < y + z. 4 Ist x > 0 und y > 0, so ist auch xy > 0. 5 Ist z > 0 und x < y, so ist xz < yz. 6 Ist z < 0 und x < y, so ist xz > yz. 7 Ist 0 < x < y, so gilt 1 x > 1 y i=1 j ∈ {1, . . . , n} gibt mit xj = 0. n Y xi > 0 ist gleichbedeutend damit, dass nur eine gerade Anzahl der i=1 > 0. Faktoren xj negativ ist. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 41 / 211 Kapitel 3 — Relationen, Ordnung und Betrag Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 42 / 211 Kapitel 3 — Relationen, Ordnung und Betrag Die Rechenregeln 3.6 liefern für das Rechnen mit Ungleichungen das Folgende: Bemerkung 3.8 Die Lösungsmenge einer Ungleichung ändert sich nicht, wenn wir auf beiden Seiten ... 1) ... eine Zahl addieren. 2) ... mit einer positiven Zahl multiplizieren. 3) ... eine streng monoton steigende Funktion anwenden. (Genaueres dazu folgt später.) Beispiele streng monotoner Funktionen: Die Wurzelfunktion auf [0, ∞[. Potenzfunktion mit ungeradem Exponenten auf und mit geradem Exponenten auf [0, ∞[. Die Exponentialfunktion auf und die Logarithmusfunktion auf ]0, ∞[. R R Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 43 / 211 Definiton 3.9 (Betrag) Der Betrag einer reellen Zahl x ist definiert als der Abstand zu 0 und wird mit |x| bezeichnet. Also ( x falls x ≥ 0 |x| := −x falls x < 0 Für x, y ∈ R ist |x − y| der Abstand von x und y. Satz 3.10 (Eigenschaften des Betrags für x, y ∈ 1. 2. 3. 4. |x| = 0 ist gleichbedeutend mit x = 0. |x| = | − x|. −|x| ≤ x ≤ |x| mit Gleichheit an genau einer Stelle, wenn x 6= 0. |xy| = |x||y|. 5. 6. 7. R) |x + y| ≤ |x| + |y|. |√|x| − |y| | ≤ |x − y|. x2 = |x|. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 44 / 211 Kapitel 3 — Relationen, Ordnung und Betrag Kapitel 4 — Abbildungen und Funktionen Satz 3.11 (Quadratische Ungleichungen) Es gilt x + px + q < 0 ⇔ x + 2 √ p D , < 2 2 Kapitel 4 — Abbildungen und Funktionen wobei D = p2 − 4q die Diskriminante ist. Ist D < 0 so hat die Ungleichung keine reelle Lösung. Außerdem gilt √ p D 2 x + px + q > 0 ⇔ x + > , 2 2 wobei im Fall D < 0 die Lösungsmenge ganz R ist. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 45 / 211 Kapitel 4 — Abbildungen und Funktionen Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 46 / 211 Kapitel 4 — Abbildungen und Funktionen Definition 4.1 (Abbildungen) Definition 4.1 [cont.] Es seien D und W Mengen. Eine Abbildung von D nach W ist eine Relation zwischen D und W mit den folgenden zusätzlichen Eigenschaften: Ist nun f : D → W eine Abbildung, so heißt die Menge der Elemente in W , die von f getroffen wird, die Bildmenge von f und wird mit f (D) bezeichnet. Es gilt 1. Für alle x ∈ D gibt es ein y ∈ W , so dass (x, y) in der Relation liegt. 2. Sind (x, y1 ) und (x, y2 ) beide in der Relation enthalten, so gilt y1 = y2 . Ist nun umgekehrt U ⊂ W eine Teilmenge, so nennt man die Menge aller Elemente von D deren Bild in U liegt, das Urbild von U . Dies wird mit f −1 (U ) bezeichnet. Es gilt D heißt der Definitions- und W der Wertebereich. Bemerkung/Schreibweise 4.2 Ist eine Abbildung zwischen D und W gegeben, so gibt es zu jedem x ∈ D genau(!) ein y ∈ W so dass (x, y) in der Relation enthalten ist. Diese eindeutige Zuordnung bezeichnen wir mit f und schreiben f : D → W . Für x ∈ D bezeichnet f (x) ∈ W das Bild. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund f (D) := {y ∈ W | ∃x ∈ D : y = f (x)} = {f (x) | x ∈ D} ⊂ W . Seite 47 / 211 f −1 (U ) := {x ∈ D | f (x) ∈ U } ⊂ D . Die Abbildung als Relation selbst, also die Teilmenge {(x, f (x)) | x ∈ D} ⊂ D × W , bezeichnet man auch als Graphen der Abbildung f . Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 48 / 211 Kapitel 4 — Abbildungen und Funktionen Kapitel 4 — Abbildungen und Funktionen Bemerkung 4.3 Zwei Abbildungen f1 : D1 → W1 und f2 : D2 → W2 sind genau dann gleich, wenn D1 = D2 und f1 (x) = f2 (x) für alle x ∈ D1 . Definition/Bemerkung 4.4 (identische Abbildung) Es sei f : D → D mit f (x) := x für alle x ∈ D. Diese Abbildung heißt identische Abbildung oder Identität auf D und wird hier mit idD bezeichnet. Die Identität entspricht als Relation der Gleichheit auf D. Sprechweisen: Oft wird in der Literatur der Begriff Funktion parallel zum Begriff Abbildung benutzt. Bei uns sind Funktionen jedoch spezielle Abbildungen, nämlich die, deren Wertebereich eine Teilmenge der reellen Zahlen ist. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Definition 4.5 (Polynome) N R R Es sei n ∈ und a0 , a1 , . . . , an ∈ p : → mit p(x) = n X R mit an 6= 0. Dann heißt die Funktion ak xk = an xn + an−1 xn−1 + . . . + a1 x + a0 k=0 ein Polynom. Die Zahl grad(p) := n heißt der Grad, die ak heißen die Koeffizienten und speziell an der Leitkoeffizient von p. Eine Zahl x0 ∈ mit p(x0 ) = 0 heißt Nullstelle von p. R Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 49 / 211 Kapitel 4 — Abbildungen und Funktionen Seite 50 / 211 Kapitel 4 — Abbildungen und Funktionen Satz 4.6 (Faktorisierung) Es sei p ein Polynom und x0 eine Nullstelle. Dann gibt es ein Polynom q mit grad(q) = grad(p) − 1, so dass p(x) = (x − x0 )q(x). Damit rechnen wir nun weiter Beispiel: xn cn Es sei p(x) = − das Polynom n-ten Grades mit den Koeffizienten an = 1 und a0 = −cn (alle anderen Koeeffizienten sind 0). Dieses Polynom hat die Nullstelle x0 = c und wir wollen nun das Polynom q bestimmen. Es gilt xn − cn = cn x n c x n−1 X x k −1 − 1 = cn c c k=0 n−1 X xk cn−1−k . k=0 Also ist das gesuchte Polynom: n−1 X xk cn−1−k = xn−1 + cxn−2 + . . . + cn−2 x + cn−1 k=0 wobei die letzte Gleichheit gerade die geometrische Summenformel für q = xc ist. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund n = (x − c) q(x) = k=0 x n−1 X x k n−1 x −c =c −1 c c c n Seite 51 / 211 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 52 / 211 Kapitel 4 — Abbildungen und Funktionen Kapitel 4 — Abbildungen und Funktionen Die Koeffizienten des Polynoms q aus der Faktorisierung lassen sich durch Polynomdivision oder mit Hilfe des Hornerschemas bestimmen. Hornerschema 4.7 Das Hornerschema kann dazu benutzt werden, den Funktionswert eines Polynoms p an einer beliebigen Stelle x0 zu bestimmen. Man erhält zusätzlich die Koeffizienten eines Polynoms q, dessen Grad um Eins kleiner ist, als der von p, und das Beschreibung des Hornerschemas: Zunächst schreiben wir die Koeffizienten von p in die erste Zeile einer Tabelle und führen dann von links nach rechts in der Tabelle immer wieder zwei Schritte durch. Schließlich gelangt man zu folgendem Abschlußschema: an + 0 = p(x) = (x − x0 )q(x) + p(x0 ) erfüllt. cn−1 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 53 / 211 Kapitel 4 — Abbildungen und Funktionen Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 54 / 211 Kapitel 4 — Abbildungen und Funktionen Die zwei Schritte die man macht sind: Weitere Bemerkungen zu den Nullstellen von Polynomen 1. Addiere die Zahlen der ersten und zweiten Zeile und schreibe sie in die dritte Zeile. 2. Der zuletzt berechnete Wert wird mit x0 multipliziert und in die zweite Zeile der nächsten Spalte eingetragen. 1. Man kann nun 4.6 auf q anwenden und so nach und nach Nullstellen von p abspalten. Es gilt sogar Fundamentalsatz der Algebra 4.8 Jedes Polynom n-ten Grades hat eine Faktorisierung der Form Es ist dann cn−1 = an an−1 an−2 ... a1 a0 + + + + cn−1 x0 cn−2 x0 ... c1 x0 c0 x0 % = % = % % = % = cn−2 cn−3 ... c0 c−1 und ck−1 = ak + ck x0 für k = 0, . . . , n − 1 p(x) = an (x − x1 )k1 · · · (x − xr )kr (x2 + d1 x + e1 )m1 · · · (x2 + ds x + es )ms Hornerschema 4.7 [cont.] Mit dem Hornerschema erhalten wir 1. p(x0 ) = c−1 und 2. q(x) = n−1 X mit ck x k j=1 kj + 2 s X mi = n. i=1 Die auftretenden Faktoren sind also entweder (1) Linearfaktoren aus der Abspaltung von Nullstellen oder (2) quadratische Faktoren ohne weitere Nullstellen. Gibt es keine quadratischen Faktoren, so sagt man: p zerfällt in Linearfaktoren. k=0 Ist x0 eine Nullstelle von p, also c−1 = 0, so ist das Ergebnis die Faktorisierung aus 4.6. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund r X Seite 55 / 211 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 56 / 211 Kapitel 4 — Abbildungen und Funktionen Kapitel 4 — Abbildungen und Funktionen Zum Faktorisieren muss man allerdings die Nullstellen ausrechnen, bzw. finden. Das geht jedoch in der Regel nicht. Aber es gilt zum Beispiel 2. Hat p nur ganzzahlige Koeffizienten, und ist der Leitkoeffizient an = 1, so sind alle rationalen Nullstellen sogar ganz und sie sind Teiler des Koeffizienten a0 . 3. Ist in 2. der Leitkoeffizient an 6= 1 so gilt folgende Verallgemeinerung: Ist rs eine (gekürzte) rationale Nullstelle so gilt s|an und r|a0 . Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Manchmal interessiert einen nur die Existenz oder die ungefähre Lage einer Nullstelle. Dann kann man folgendes ausnutzen: R 4. Hat man zwei Werte x1 , x2 ∈ mit p(x1 ) > 0 und p(x2 ) < 0 so gibt es einen Wert x0 zwischen x1 und x2 für den p(x0 ) = 0 ist. Kann man nun x1 und x2 dicht zusammenbringen, ohne dass die Vorzeicheneigenschaft verloren geht, so hat man eine Näherung für x0 gefunden. Seite 57 / 211 Kapitel 4 — Abbildungen und Funktionen Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 58 / 211 Kapitel 4 — Abbildungen und Funktionen In anderen Fällen interessiert gegebenenfalls nur die Anzahl der positiven und negativen Nullstellen. Dann kann man folgendes ausnutzen: 5. Wissen wir, dass das Polynom p in Linearfaktoren zerfällt und 0 keine Nullstelle ist, so gilt folgende Regel: Die Anzahl der positiven Nullstellen entspricht der Anzahl der Vorzeichenwechsel in der Folge (an , an−1 , . . . , a1 , a0 ) Die Anzahl der negativen Nullstellen entspricht der Anzahl der Vorzeichenerhaltungen in der Folge (an , an−1 , . . . , a1 , a0 ) Es seien p und q Polynome. Dann heißt die Funktion f mit f (x) := p(x) q(x) rationale Funktion. Ihr Definitionsbereich ist D = {x ∈ | q(x) 6= 0}. R Definition 4.10 (Potenzfunktion) Dabei ordnet man den Nullkoeffizienten ein beliebiges (aber einheitliches) Vorzeichen zu. Das Resultat kann man so modifizieren, dass auch 0 als Nullstelle erlaubt ist. Achtung: Die Voraussetzung, dass das Polynom zerfällt, ist notwendig! Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Definition 4.9 (Rationale Funktionen) Seite 59 / 211 Q Es sei q ∈ eine rationale Zahl. Dann ist die Potenzfunktion fq :]0, ∞[ → [0, ∞[ durch fq (x) = xq definiert. Bemerkung: Später werden wir die Potenzfunktionen auch für irrationale Exponenten erklären. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 60 / 211 Kapitel 4 — Abbildungen und Funktionen Kapitel 4 — Abbildungen und Funktionen Definition 4.11 (Einschränkung und Fortsetzung) Es seien D1 ⊂ D2 und f1 : D1 → W , f2 : D2 → W zwei Abbildungen mit f1 (x) = f2 (x) für alle x ∈ D1 . Dann heißt f1 Einschränkung von f2 und f2 Fortsetzung von f1 . Man schreibt auch f1 = f2 |D1 . Definition 4.12 (Verkettung von Abbildungen) Es seien f : D → U und g : V → W Abbildungen und es gelte U ⊂ V . Dann ist die Verkettung g ◦ f : D → W definiert durch (g ◦ f )(x) := g(f (x)) . R R Es seien f : D → und g : D → Funktionen mit dem gleichen Definitionsbereich. Dann sind die Addition f + g : D → und die Multiplikation f · g : D → punktweise definiert. Das heißt, dass für alle x ∈ D gilt: R R (f + g)(x) := f (x) + g(x) (f · g)(x) := f (x)g(x) . und Bemerkung: Für allgemeine Abbildungen kann man in der Regel keine Addition und Multiplikation erklären. Hier spielt der Wertebereich eine große Rolle. R Statt Verkettung sagt man auch Hintereinanderausführung oder Komposition und man liest g ◦ f als “g nach f ”. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Definition 4.12 [cont.] (Addition Multiplikation) Seite 61 / 211 Kapitel 4 — Abbildungen und Funktionen Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 62 / 211 Kapitel 4 — Abbildungen und Funktionen Definition 4.14 (Injektiv, Surjektiv, Bijektiv) Eine Abbildung f : D → W heißt ... Definition 4.13 (Umkehrabbildung) 1 Es seien f : D → W und g : W → D Abbildungen mit den Eigenschaften (1) g ◦ f = idD und (2) f ◦ g = idW . Dann heißen f und g Umkehrabbildungen voneinander und wir schreiben g = f −1 bzw. f = g −1 . Man sagt dann auch f (und natürlich auch g) ist invertierbar. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 63 / 211 2 3 ... injektiv, wenn für alle x1 , x2 ∈ D mit x1 6= x2 für die Bilder f (x1 ) 6= f (x2 ) gilt. ... surjektiv, wenn f (D) = W . ... bijektiv, wenn f injektiv und surjektiv ist. Satz 4.15 Eine Abbildung f : D → W ist injektiv, wenn die Gleichung f (x1 ) = f (x2 ) schon x1 = x2 liefert. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 64 / 211 Kapitel 4 — Abbildungen und Funktionen Kapitel 4 — Abbildungen und Funktionen Satz 4.16 injektiv surjektiv Eine Abbildung f : D → W ist genau dann, wenn die bijektiv höchstens mindestens eine Lösung x ∈ D Gleichung f (x) = y für jedes y ∈ W genau hat. Folgerung 4.17 injektiv surjektiv Eine Funktion f : → ist genau dann, wenn der Graph bijektiv höchstens mindestens von f jede Parallele zur x-Achse einmal schneidet. genau R R Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Satz 4.18 (Umkehrabbildung) Eine Abbildung ist genau dann invertierbar, wenn sie bijektiv ist. Bemerkung 4.19 (Graph der Umkehrfunktion) R Es seien D, W ⊂ und f : D → W eine bijektive Funktion. Den Graphen der Umkehrfunktion f −1 : W → D erhält man, indem man den Graphen von f an der Winkelhalbierenden spiegelt. Seite 65 / 211 Kapitel 4 — Abbildungen und Funktionen Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 66 / 211 Kapitel 4 — Abbildungen und Funktionen Definition 4.20 (Monotonie) Es sei I ⊂ 1 R und f : I → R eine Funktion. Dann heißt f ... ... monoton wachsend, wenn für alle x1 , x2 ∈ I mit x1 < x2 gilt f (x1 ) ≤ f (x2 ). 2 ... streng monoton wachsend, wenn für alle x1 , x2 ∈ I mit x1 < x2 gilt f (x1 ) < f (x2 ). 3 ... monoton fallend, wenn für alle x1 , x2 ∈ I mit x1 < x2 gilt f (x1 ) ≥ f (x2 ). 4 Satz 4.21 Es sei I ⊂ und f : I → eine streng monotone Funktion. Dann ist f injektiv. Wenn man den Wertebereich auf f (I) ⊂ einschränkt, dann ist f : I → f (I) sogar invertierbar. R R R ... streng monoton fallend, wenn für alle x1 , x2 ∈ I mit x1 < x2 gilt f (x1 ) > f (x2 ). Beispiel: Die Potenzfunktionen fq : [0, ∞[ → [0, ∞[ sind streng monoton steigend. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 67 / 211 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 68 / 211 Kapitel 5 — Trigonometrie Kapitel 5 — Trigonometrie Winkel werden in Grad oder im Bogenmaß (auch Rad) angegeben: 360◦ =2π b 0◦ 0 Deg Rad y Kapitel 5 — Trigonometrie 30◦ π/6 45◦ π/4 60◦ π/3 Schenkel Scheitel S 90◦ π/2 180◦ π Winkelbereich α 270◦ 3π/2 360◦ 2π cot α 1 r=1 sin α Durch diese Betrachtungen am Einheitskreis werden vier Funktionen definiert. tan α α 1 cos α Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund x Seite 69 / 211 Kapitel 5 — Trigonometrie Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 70 / 211 Kapitel 5 — Trigonometrie Definition 5.1 (Winkelfunktionen) Name Sinus sin Cosinus cos Tangens tan Cotangens cot D R R W [−1, 1] R \ { 2k+1 2 π | k ∈ Z} R \ {kπ | k ∈ Z} Satz 5.2 (Interpretation am rechtwinkligen Dreieck) [−1, 1] C R R b y y y = sin x A y = tan x y = cos x α c Mit diesen Bezeichnungen gilt dann a sin α = a , b cos α = c , b tan α = a , c cot α = c a B y = cot x 1 π 2π x π 4 π 2 3π 4 π 5π 4 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund 3π 2 x Seite 71 / 211 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 72 / 211 Kapitel 5 — Trigonometrie Kapitel 5 — Trigonometrie Satz 5.5 (Eigenschaften der Winkelfunktionen) Definition 5.3 (Periodische Funktionen) 1. sin sowie cos sind 2π- und tan sowie cot sind π- periodisch. Es sei T > 0. Eine Funktion f : → f (x + T ) = f (x) für alle x ∈ . 2. sin(x + π) = − sin x und cos(x + π) = − cos x. R R R heißt T -periodisch, wenn Definition 5.4 (Symmetrie von Funktionen) 3. sin(x + π2 ) = cos x und cos(x + π2 ) = − sin x. sin x 1 4. tan x = und cotx = . cos x tan x 5. cos ist eine gerade Funktion und sin, tan und cot sind ungerade Funktionen. Es sei I ⊂ heißt ... 6. Für alle x ∈ R ein um 0 symmetrisches Intervall. Eine Funktion f : I → R 7. 1. ... gerade, wenn f (−x) = f (x) für alle x ∈ I. cos(x) = 0 genau dann, wenn x = 2. ... ungerade, wenn f (−x) = −f (x) für alle x ∈ I. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund 2 8. sin x + ]0,π[ :]0, π[ → Seite 74 / 211 Kapitel 5 — Trigonometrie Wegen Satz 4.18 und Satz 4.21 können wir von diesen Einschränkungen aus Satz 5.6 die Umkehrfunktionen angeben. Die folgenden Einschränkungen der Winkelfunktionen sind streng monoton und wegen Satz 4.20 damit bijektiv auf das jeweilige Bild. : − π , π → [−1, 1] ist streng monoton wachsend. 1 sin π π 2 2 − , 2 2 2 cos : [0, π] → [−1, 1] ist streng monoton fallend. [0,π] : − π , π → ist streng monoton wachsend. 3 tan 4 Z mit k ∈ . Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 73 / 211 Satz 5.6 (Einschränkungen der Winkelfunktionen) cot cos2 x 2k+1 2 π = 1 der Trigonometrische Pythagoras. 1 1 9. cos2 x = und sin2 x = . 2 1 + tan x 1 + cot2 x Kapitel 5 — Trigonometrie − π2 , π2 R gilt | sin x| ≤ 1 und | cos x| ≤ 1. sin(x) = 0 genau dann, wenn x = kπ mit k ∈ Z. 2 2 R R ist streng monoton fallend. Definition 5.7 (Arcusfunktionen) Die Umkehrfunktionen der Winkelfunktionen werden Arcusfunktionen genannt und sind 1. arcsin : [−1, 1] → − π2 , π2 2. arccos : [−1, 1] → [0, π] 3. arctan : → − π2 , π2 4. arccot : → 0, π[ R R Die Graphen der Arcusfunktionen sehen wie folgt aus (siehe Bemerkung 4.19): Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 75 / 211 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 76 / 211 Kapitel 5 — Trigonometrie Kapitel 5 — Trigonometrie Beim Rechnen mit den Winkelfunktionen sind folgende Additionstheoreme sehr nützlich: y y π 2 Satz 5.8 (Additionstheoreme) y = arccos x A1) sin(x ± y) = sin x cos y ± sin y cos x π y = arcsin x A2) cos(x ± y) = cos x cos y ∓ sin x sin y tan x ± tan y A3) tan(x ± y) = 1 ∓ tan x tan y y = arccot x π 2 π 4 Daraus erhält man dann x y = arctan x 1 x Folgerung 5.9 (Doppelte Winkel) 1. sin 2x = 2 sin x cos x − π2 2. cos 2x = cos2 x − sin2 x 2 tan x 3. tan 2x = 1 − tan2 x 1 2 4. cos x = 2 (1 + cos 2x) und sin2 x = 12 (1 − cos 2x) − π2 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 77 / 211 Kapitel 5 — Trigonometrie sin x cos y Und nun noch ein paar spezielle Werte der Winkelfunktionen (und mit 5.5, 5.8 und 5.9 dann natürlich weitere) cos x sin y x cos y x y Seite 78 / 211 Kapitel 5 — Trigonometrie Eine kleine Beweisskizze für die Additionstheoreme: cos x cos y Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund sin x sin y sin y 1 x+y 0 30◦ 45◦ 60◦ 90◦ x in Rad 0 π 6 π 4 π 3 π 2 sin x 0 1 2 1 √ 1 tan x 0 √ 1 cotx − cos x cos(x + y) sin(x + y) Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund x in Grad Seite 79 / 211 2 3 3 3 √ √ 2 √ 1 2 1 2 3 2 1 1 1 2 √ 3 1 1 2 0 3 √ 1 3 3 − √ 0 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 80 / 211 Kapitel 6 — Folgen und Stetigkeit Kapitel 6 — Folgen und Stetigkeit Definition 6.1 (Zahlenfolgen) N R Eine Zahlenfolge (oder kurz: Folge) ist eine Funktion f : → . Statt f (n) schreiben wir xn und schreiben abkürzend (xn ) := (x0 , x1 , . . . , xk , . . .) für die Sammlung aller Bilder. xn heißt n-tes Folgenglied. Kapitel 6 — Folgen und Stetigkeit Beispiele: N N (n) hat den Definitionsbereich . 1 hat den Definitionsbereich + . n 1 (n+1)(n−4) hat den Definitionsbereich N≥5. Bemerkung: Manchmal macht es Sinn den Definitionsbereich einzuschränken, dieser sollte allerdings dann keine “Lücken” haben. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 81 / 211 Kapitel 6 — Folgen und Stetigkeit Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 82 / 211 Kapitel 6 — Folgen und Stetigkeit Was bedeutet “Eine Folge läuft gegen einen festen Wert”? Definition 6.3 (Konvergenz von Zahlenfolgen) Eine Folge (xn ) heißt konvergent gegen den Grenzwert a, wenn gilt Technisches Hilfsmittel zur Beschreibung des Verhaltens von Zahlenfolgen: Definition 6.2 (-Umgebung) R Für a ∈ und > 0 heißt das offene Intervall ]a − , a + [= {x ∈ | |x − a| < } die -Umgebung von a und wird mit U (a) bezeichnet. R ∀ > 0 ∃n0 ∈ N ∀n ≥ n0 : |xn − a| < . Wir schreiben: lim xn = a oder manchmal auch xn → a (n → ∞) und n→∞ sagen: (xn ) geht gegen a für n gegen unendlich, oder auch: (xn ) konvergiert gegen a. Satz 6.4 1 Eine konvergente Folge besitzt einen eindeutigen Grenzwert. 2 lim xn = a ist gleichbedeutend mit lim |xn − a| = 0. n→∞ 3 Ist lim yn = 0 und 0 ≤ xn ≤ yn für alle n, so gilt lim xn = 0. n→∞ Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 83 / 211 n→∞ n→∞ Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 84 / 211 Kapitel 6 — Folgen und Stetigkeit Kapitel 6 — Folgen und Stetigkeit Und nun halten wir noch fest, was es bedeutet, wenn eine Folge nicht konvergiert. Von “Nicht-Konvergenz” gibt es verschiedene Abstufungen. Beispiele 6.6: 1 Definition 6.5 (Divergenz) 1. Eine Folge, die nicht konvergent ist, heißt divergent. 2. Eine Folge (xn ) heißt uneigentlich konvergent, wenn gilt ∀M ∈ R ∃n0 ∈ N ∀n ≥ n0 : xn > M 3 Wir schreiben in diesem Fall lim xn = ∞ oder xn → ∞ (n → ∞). n→∞ Analog macht man das für −∞. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund 2 4 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 86 / 211 Kapitel 6 — Folgen und Stetigkeit Satz 6.9 (Rechenregeln für konvergente Folgen) Definition 6.7 (Teilfolge) Eine Teilfolge einer Folge erhält man, indem man aus ihr eine beliebige Anzahl von Gliedern weg lässt, wobei aber unendlich viele Glieder übrigbleiben müssen. Es seien (xn ) bzw. (yn ) konvergente Folgen und außerdem sei c ∈ Dann gilt 1 3 Ist eine Folge konvergent gegen a, so konvergiert jede Teilfolge ebenfalls gegen a. Hat eine Folge zwei Teilfolgen, die gegen unterschiedliche Grenzwerte konvergieren, dann ist die Folge divergent. n→∞ n→∞ lim (xn yn ) = lim xn lim yn . n→∞ 4 n→∞ lim (cxn ) = c lim xn . n→∞ Satz 6.8 (Eigenschaften von Teilfolgen) n→∞ n→∞ lim xn xn = n→∞ (hierbei sei natürlich yn 6= 0 und lim yn 6= 0). n→∞ yn n→∞ lim yn lim n→∞ 5 Ist xn ≤ yn oder xn < yn , dann gilt lim xn ≤ lim yn . n→∞ Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 87 / 211 R. lim (xn ± yn ) = lim xn ± lim yn . n→∞ 2 2 Ist die Folge (xn ) uneigentlich konvergent und ist xn 6= 0 für alle n, 1 so konvergiert die Folge xn gegen 0. Die Folge (−1)n ist divergent. Seite 85 / 211 Kapitel 6 — Folgen und Stetigkeit 1 N Jede Folge, die konstant wird (dh. es gibt eine Zahl m ∈ , so dass xn = xm für alle n ≥ m) ist konvergent. Die Folge n1 = 1, 21 , 13 , . . . konvergiert gegen 0. Genauso auch die Folge n1k (falls k > 0). n→∞ Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 88 / 211 Kapitel 6 — Folgen und Stetigkeit Kapitel 6 — Folgen und Stetigkeit Definition 6.11 (Stetigkeit) Definition 6.10 (Grenzwert einer Funktion) R R eine Es sei D ⊂ eine Teilmenge und x̂ ∈ D. Weiter sei f : D \ {x̂} → Funktion. f hat in x̂ den Grenzwert ŷ wenn gilt: ... stetig, wenn f in jedem Punkt aus D stetig ist. 1. Die Identität und die Betragsfunktion sind stetig. Bemerkung: 2. Die Signum-Funktion σ : Linksseitiger (xn < x̂) und rechtsseitiger (xn > x̂) Grenzwert müssen übereinstimmen. Der Grenzwertbegriff ist explizit auch für Definitionslücken von f sinnvoll (und anwendbar). Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund R→R ist nicht stetig. 3. Die Funktion f mit f (x) = D = \ {0}. R 4. Die Wurzelfunktionen f : 1 x ( 1 mit σ(x) := −1 falls x ≥ 0 falls x < 0 ist stetig auf ihrem Definitionsbereich R≥0 → R≥0 mit f (x) = √x sind stetig. Seite 89 / 211 Kapitel 6 — Folgen und Stetigkeit n Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 90 / 211 Kapitel 6 — Folgen und Stetigkeit Satz 6.14 1 Es seien f, g : D → stetig in x0 ∈ D und c ∈ . Dann sind auch f f ± g, cf , f g und g stetig (wobei im letzten Fall g(x) 6= 0 für alle x ∈ D vorausgesetzt werden muss). Satz 6.13 (Rechenregeln für Grenzwerte) R R Funktionen mit x→x lim f (x) = a und lim g(x) = b, sowie c ∈ R. Dann gilt x→x 0 0 2 lim (f (x) ± g(x)) = a ± b. x→x0 2 ... stetig in x0 ∈ D, wenn lim f (x) = f (x0 ) Beispiele 6.12: x→x̂ x̂ = ±∞ oder ŷ = ±∞ erweitern. 1 2 n→∞ Man schreibt dann lim f (x) = ŷ. Die Definition lässt sich auch auf Es seien f, g : D \ {x0 } → 1 R eine Funktion auf der Teilmenge D ⊂ R. Dann heißt ... x→x0 Für jede Folge (xn ) in D \ {x̂} mit lim xn = x̂ gilt lim f (xn ) = ŷ. n→∞ Es sei f : D → lim (cf (x)) = ca. R R Ist f : D → stetig in x0 ∈ D und g : D̂ → in f (x0 ) ∈ D̂, so ist g ◦ f stetig in x0 . R mit f (D) ⊂ D̂ stetig x→x0 3 Satz 6.15 Die Winkelfunktionen und ihre Umkehrfunktionen sind stetig auf ihren Definitionsbereichen. lim (f (x)g(x)) = ab. x→x0 4 lim x→x0 a f (x) = (falls b 6= 0). g(x) b Beispiele 6.11 [cont.]: Beispiele 6.12 [cont.]: 5. Die Potenzfunktionen sind stetig und die Polynome sind stetig. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 91 / 211 6. f : x 7→ √ x2 + 1 ist stetig. 7. x 7→ arctan(sin(x)) ist stetig. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 92 / 211 Kapitel 6 — Folgen und Stetigkeit Kapitel 7 — Differenzierbarkeit Satz 6.16 (Nullstellensatz) R Ist f : [a, b] → eine stetige Funktion mit f (a)f (b) < 0, so gibt es ein x ∈ [a, b] mit f (x) = 0. Beispiel: Das Polynom f mit f (x) = x3 + 2x2 − x − 2 erfüllt f (−3) = −8 < 0 und f (2) = 12, hat also eine Nullstelle in [−3, 2] (sogar drei: −2, −1 und 1). Kapitel 7 — Differenzierbarkeit Satz 6.17 (Zwischenwertsatz) R Es sei f : [a, b] → eine stetige Funktion und es gelte f (a) 6= f (b). Dann gibt es zu jedem y zwischen f (a) und f (b) ein x ∈ [a, b], so dass f (x) = y. Beispiel [cont.]: Das Polynom f mit f (x) = x3 + 2x2 − x − 2 nimmt sogar jeden Wert in [−8, 12] im Intervall [−3, 2] an. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 93 / 211 Kapitel 7 — Differenzierbarkeit R eine Funktion auf dem offenen(!) Intervall I ⊂ R. f 1. ... differenzierbar in dem Punkt x0 ∈ I, wenn der Grenzwert des Differenzenquotienten lim x→x0 Seite 94 / 211 Kapitel 7 — Differenzierbarkeit Definition 7.1 (Differenzierbarkeit) Es sei f : I → heißt ... Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund f (x) − f (x0 ) f (x0 + h) − f (x0 ) = lim ∈ h→0 x − x0 h existiert. Dieser Wert wird dann mit Ableitung von f an der Stelle x0 . f 0 (x 0) R bezeichnet und heißt die 2. ...differenzierbar auf I, wenn f an jeder Stelle x ∈ I differenzierbar ist. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Grundlegende Beispiele 7.2: f (x) f 0 (x) c 0 x 1 x2 2x xn nxn−1 , n ∈ f (x) 1 x 1 xn N f 0 (x) − − 1 x2 n xn+1 sin x cos x cos x − sin x , n∈ Wichtige Beobachtung: In der rechten Spalte taucht Seite 95 / 211 N 1 x = x−1 nie auf! Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 96 / 211 Kapitel 7 — Differenzierbarkeit Kapitel 7 — Differenzierbarkeit Die Ableitung einer Funktion f kann man auch geometrisch interpretieren. y T a Die Steigung der Tangente T im Punkt a ist der Grenzwert der Sekantensteigungen. Satz 7.4 (Lineare Approximation) R Es sei f : I → eine Funktion auf dem offenen Intervall I ⊂ x0 ∈ I. Dann sind folgende Aussagen äquivalent: x R und 1. f ist differenzierbar in x0 . Definition 7.3 (Tangente) 2. Es gibt eine Zahl c ∈ lim φ(x) = 0 und Die Gerade mit der Gleichung Txf0 (x) = y = f (x0 ) + f 0 (x0 )(x − x0 ) R und eine Funktion φ : I → R mit x→x0 heißt Tangente an den Graphen von f im Punkt x0 , f (x0 ) (kurz auch Txf0 : Tangente an f in x0 ). Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund f (x) = f (x0 ) + c(x − x0 ) + φ(x)(x − x0 ) . In diesem Fall ist c = f 0 (x0 ). Seite 97 / 211 Kapitel 7 — Differenzierbarkeit Satz 7.5 Ist f : I → Bemerkung: Differenzierbarkeit in x0 bedeutet also anschaulich, dass sich die Funktionswerte von f in einer “kleinen Umgebung von x0 ” gut durch die Werte der Tangente annähern lassen. Man sagt auch: f ist linear approximierbar. Genauer: Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 98 / 211 Kapitel 7 — Differenzierbarkeit R differenzierbar in x0 ∈ I, so ist f auch stetig in x0. Definition 7.6 (Höhere Ableitungen) 1. Ist f auf I differenzierbar, so heißt die Funktion x 7→ f 0 (x) die Ableitung von f . f0 :I→ R mit 2. Ist f differenzierbar, und f 0 stetig auf I so nennt man f stetig differenzierbar. 3. Sind f und f 0 differenzierbar auf I, dann nennt man die Funktion f 00 := (f 0 )0 die zweite Ableitung von f . 4. Ebenso definiert man höhere Ableitungen f 000 , f (4) , ... Satz 7.7 (Differentiationsregeln) 1. Summenregel (f + g)0 (x) = f 0 (x) + g 0 (x) 2. Produktregel 3. Quotientenregel 4. Kettenregel (f g)0 (x) = f 0 (x)g(x) + f (x)g 0 (x) 0 f f 0 (x)g(x) − f (x)g 0 (x) (x) = g g 2 (x) (f ◦ g)0 (x) = f 0 (g(x))g 0 (x) 5. f heißt k-mal stetig differenzierbar, wenn f (k) existiert und stetig ist. 6. f heißt glatt, wenn für alle k ∈ stetig ist. N die Ableitung f (k) existiert und Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 99 / 211 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 100 / 211 Kapitel 7 — Differenzierbarkeit Kapitel 7 — Differenzierbarkeit Satz 7.8 (Ableitung der Umkehrfunktion) Grundlegende Beispiele 7.2 [cont.] Es sei f auf dem Intervall I streng monoton und differenzierbar und es gelte f 0 6= 0. Dann ist die Umkehrfunktion f −1 differenzierbar auf J := f (I). Für y = f (x) ∈ J, also x = f −1 (y), gilt dann (f −1 )0 (y) = 1 f 0 (x) . f (x) f 0 (x) √ x 1 √ √ n Beispiel: Wir berechnen die Ableitung von f −1 (y) = arcsin(y). Dann ist f (x) = sin x und wegen Satz 7.8 gilt x tan x arcsin x arcsin0 (y) = 1 1 1 p = = , (sin x)0 cos x 1 − sin2 x arccos x 1 mit y = sin x also schließlich arcsin0 (y) = p . 1 − y2 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund arctan x 2 x 1 √ n n xn−1 1 + tan2 x = N+ = N \ {0} 1 cos2 x 1 1 − x2 1 −√ 1 − x2 1 1 + x2 √ Seite 101 / 211 Kapitel 7 — Differenzierbarkeit n∈ Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 102 / 211 Kapitel 8 — Anwendungen der Differentialrechnung Folgerungen 7.9 Aus der Kettenregel lässt sich folgendes herleiten (innere Funktion ist jeweils f ): 1. (f 2 )0 (x) = 2f (x)f 0 (x). 2. (f n )0 (x) = nf n−1 (x)f 0 (x). 0 f 0 (x) 1 3. (x) = − 2 . f f (x) Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 103 / 211 Kapitel 8 — Anwendungen der Differentialrechnung Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 104 / 211 Kapitel 8 — Anwendungen der Differentialrechnung Kapitel 8 — Anwendungen der Differentialrechnung Satz 8.1 (Mittelwertsatz der Differentialrechnung) Es sei f auf [a, b] stetig und auf ]a, b[ differenzierbar. Dann gibt es ein x0 ∈]a, b[ mit f (b) − f (a) . f 0 (x0 ) = b−a Folgerung 8.2 2 3 Ist f 0 (x) ≥ 0(> 0) für alle x ∈]a, b[, so ist f auf [a, b] (streng) monoton steigend. Ist f 0 (x) ≤ 0(< 0) für alle x ∈]a, b[, so ist f auf [a, b] (streng) monoton fallend. Ist f 0 (x) = 0 für alle x ∈]a, b[, so ist f auf [a, b] konstant. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Es sei D ∈ eine beliebige Teilmenge, f : D → Graph von) f hat in x0 ein ... 2 3 4 R zweimal differenzierbar. Dann heißt (der Graph von) f ... 1. ... linksgekrümmt, falls f 00 > 0 auf ganz I. Definition 8.4 (Wendestelle, Wendepunkt) R Es sei f : I → zweimal differenzierbar und f 00 (x0 ) = 0 für x0 ∈ I. Dann heißt x0 eine Wendestelle und der Punkt (x0 , f (x0 )) ein Wendepunkt (des Graphen) von f . Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 106 / 211 Kapitel 8 — Anwendungen der Differentialrechnung Definition 8.5 (Extremum) 1 Es sei f : I → Seite 105 / 211 Kapitel 8 — Anwendungen der Differentialrechnung R Satz 8.3 (Krümmung) 2. ... rechtsgekrümmt, falls f 00 < 0 auf ganz I. Sei f auf [a, b] stetig und auf ]a, b[ differenzierbar. Dann gilt: 1 Wenn nicht anders angegeben, sind im Folgenden die Intervalle stets offen (diese werden dann mit I bezeichnet). R und x0 ∈ D. (Der R Es sei f : I → differenzierbar in x0 ∈ I. Hat f in x0 ein lokales Extremum, so ist f 0 (x0 ) = 0. ...globales Maximum, wenn f (x) ≤ f (x0 ) für alle x ∈ D. ...globales Minimum, wenn f (x) ≥ f (x0 ) für alle x ∈ D. ...lokales Maximum, wenn es eine Umgebung U (x0 ) gibt, so dass f (x) ≤ f (x0 ) für alle x ∈ U (x0 ) ∩ D. ...lokales Minimum, wenn es eine Umgebung U (x0 ) gibt, so dass f (x) ≥ f (x0 für alle x ∈ U (x0 ) ∩ D. Maxima und Minima fassen wir auch unter dem Namen Extrema zusammen. Wir nennen x0 eine Extremalstelle, f (x0 ) ein Extremum und (x0 , f (x0 )) einen Extrempunkt (des Graphen) von f . Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Satz 8.6 (Notwendiges Kriterium für Extrema) Seite 107 / 211 Bemerkung 8.7 Die Umkehrung von Satz 8.6 ist in der Regel nicht richtig. Das zeigt schon das Beispiel f (x) = x3 und x0 = 0. Das Phänomen des letzten Beispiels werden wir nun näher beleuchten. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 108 / 211 Kapitel 8 — Anwendungen der Differentialrechnung Kapitel 8 — Anwendungen der Differentialrechnung Satz 8.8 (Hinreichendes Kriterium für Extrema) R Beispiel: Wir betrachten f : Es sei f : I → hinreichend oft differenzierbar und x0 ∈ I mit f 0 (x0 ) = 0. Dann gilt <0 lokales Maximum 00 1. Ist f (x0 ) , so hat f in x0 ein . >0 lokales Minimum R → R mit f (x) = 2 +sincosx x . Da die Funktion 2π-periodisch ist, schauen wir sie uns nur auf einem Teilintervall an, nämlich auf [0, 2π]. (genauer auf ] − δ, 2π + δ[, da wir ein offenes Intervall brauchen). 2. Ist f 00 (x0 ) = 0 und f 000 (x0 ) 6= 0 so hat f in x0 eine Wendestelle. In diesem Fall spricht man von einem Sattelpunkt. f (x) y f 0 (x) Allgemeiner gilt: 3. Ist f 00 (x0 ) = . . . = f (n−1) (x0 ) = 0 und f (n) 6= 0, dann gilt f 00 (x) Ist n gerade, so hat f in x0 ein ( lokales Maximum, falls f (n) (x0 ) < 0 lokales Minimum, falls f (n) (x0 ) > 0. 2π x Ist n ungerade, so hat f in x0 einen Wendepunkt. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 109 / 211 Kapitel 8 — Anwendungen der Differentialrechnung Seite 110 / 211 Kapitel 9 — Integralrechnung Mit Hilfe der Differentialrechnung lassen sich bestimmte Grenzwerte ausrechnen, die man ohne deren Hilfe nur schwer bekommt. Satz 8.9 (Satz von l’Hospital) R Es sei a ein Randpunkt des offenen Intervalls I ∈ (dabei ist a = ±∞ ausdrücklich zugelassen), und f und g stetig differenzierbar auf I. Dann gilt: 1 Ist lim f (x) = lim g(x) = 0 und existiert der Grenzwert x→a f 0 (x) lim x→a 2 3 Kapitel 9 — Integralrechnung g 0 (x) x→a = C, so gilt ebenfalls lim x→a f (x) =C g(x) ∞ . ∞ Mit leichten Modifikationen kann man auch Ausdrücke der Form 0 · ∞ und ∞ − ∞ behandeln. Analog gilt der Satz auch für Ausdrücke der Form Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 111 / 211 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 112 / 211 Kapitel 9 — Integralrechnung Kapitel 9 — Integralrechnung Definition 9.1 (Stammfunktion) Definition 9.3 (unbestimmtes Integral) Es seien f, F : I → Funktionen. F heißt Stammfunktion von f auf I, wenn F auf I differenzierbar ist und F 0 (x) = f (x) für alle x ∈ I. Wenn wir für f eine Stammfunktion suchen, so sagen wir auch: wir integrieren f . Wenn wir eine Stammfunktion gefunden haben, so nennen wir f integrierbar. Die Menge aller Stammfunktionen Z von f heißt unbestimmtes Integral von f und wird mit f (x)dx bezeichnet. R Satz 9.2 1 Ist F eine Stammfunktion zu f , so ist auch G = F + c mit einer Konstanten c ∈ eine Stammfunktion von f . R 2 Alle Stammfunktionen zu f sind von dieser Form. Sind also G und F zwei Stammfunktionen, so gibt es eine Konstante c ∈ mit G(x) = F (x) + c. R Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Ist F eine Stammfunktion zu f so schreiben wir auch Z f (x)dx = F (x) + c . Satz 9.4 (erste Eigenschaften: Linearität) Z Z Z 1. (f (x) + g(x))dx = f (x)dx + g(x)dx. Z Z 2. (cf (x))dx = c f (x)dx für c ∈ . R Seite 113 / 211 Kapitel 9 — Integralrechnung Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 114 / 211 Kapitel 9 — Integralrechnung Nun folgen zwei wichtige Eigenschaften des Integrals, die sich auf Produkte und Verkettungen von Funktionen beziehen. Sie folgen direkt aus den Rechenregeln für das Differenzieren (Satz 7.7). Satz 9.5 (Partielle Integration) Z Z 0 f (x)g (x)dx = f (x)g(x) − f 0 (x)g(x)dx. Satz 9.6 (Substitution) Ist F eine Stammfunktion zu f und ist g differenzierbar, so gilt Z f (g(x))g 0 (x)dx = F (g(x)) + c. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 115 / 211 Folgerungen 9.7 Es sei F eine Stammfunktion zu f . Dann ist Z 1. f (x + a) dx = F (x + a) + c Z 1 2. f (ax) dx = F (ax) + c a Z 1 3. g(x) g 0 (x) dx = (g(x))2 + c 2 Z 1 4. xf (x2 ) dx = F (x2 ) + c 2 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 116 / 211 Kapitel 9 — Integralrechnung Kapitel 9 — Integralrechnung Beispiele 9.8 1. Wir bekommen grundlegende Beispiele für Stammfunktionen, wenn wir die Tabellen zu Beispiel 7.2 von rechts nach links lesen. 2. Insbesondere können wir alle Polynome integrieren und bekommen für n X p(x) = ak xk Definition 9.9 (bestimmtes Integral) R Es sei f : [a, b] → eine Funktion. Dann hat der Wert F (b) − F (a) für jede Stammfunktion F von f den gleichen Wert. Dieser Wert heißt bestimmtes Integral von f in den Grenzen a und b und wird mit Z k=0 Z p(x)dx = c + n+1 X k=1 ak−1 k x k Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund a Seite 118 / 211 y y = f (x) a Ist F eine Stammfunktion zu f und ist g differenzierbar, so gilt Z b Z g(b) g(b) 0 f (g(x))g (x)dx = f (t)dt = F (t) . a 6 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Kapitel 9 — Integralrechnung a g −1 (a) Ist f (x) ≤ g(x) so ist Z a b f (x)dx ≤ a Af (a, b) b x g(a) g(a) Ist g differenzierbar und bijektiv, so gilt Z b Z g−1 (b) f (x)dx = f (g(t))g 0 (t)dt. a a Seite 117 / 211 Satz 9.10 (Eigenschaften des bestimmten Integrals) Z a Z b Z a 1 f (x)dx = 0 und f (x)dx = − f (x)dx. a a b Z b Z c Z b 2 f (x)dx = f (x)dx + f (x)dx. a a c Z b b Z b 0 3 f (x)g(x)dx = f (x)g(x) − f (x)g 0 (x). 5 b f (x)dx = F (x) := F (b) − F (a). bezeichnet. f heißt Integrand und a bzw. b untere bzw. obere Integrationsgrenze sowie [a, b] das Integrationsintervall. Kapitel 9 — Integralrechnung 4 a b Z b Folgerung 9.12 (Integral und Flächeninhalt) Rb Das Integral a f (x) dx lässt sich als der orientierte Inhalt der Fläche unter dem Graphen der Funktion f im Intervall [a, b] deuten. g(x)dx. a Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 119 / 211 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 120 / 211 Kapitel 9 — Integralrechnung Kapitel 9 — Integralrechnung Definition/Satz 9.13 (geometrischer Flächeninhalt) Es sei f integrierbar. Der geometrische Flächeninhalt Af (a, b) von f auf dem Intervall [a, b] ist definiert als Inhalt der Fläche, die der Graph von f mit der x-Achse einschließt. Z b Dieser lässt sich gemäß Af (a, b) = |f (x)|dx berechnen. a Beispiel 9.14: 1. Für f (x) = x3 ist F (x) = 14 x4 eine Stammfunktion. Damit gilt also Z 1 1 f (x)dx = F (x) = 0, aber −1 −1 Z 1 Z 1 1 1 f (x)dx = F (x) = . Af (−1, 1) = |f (x)|dx = 2 2 0 0 −1 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Beispiel 9.14 [cont.]: −1 Dass F wirklich eine Stammfunktion zu f ist, zeigt man, indem man F 0 = f nachweist oder indem man Satz 9.5 geschickt ausnutzt. Seite 121 / 211 Kapitel 9 — Integralrechnung √ R mit f (x)Z=1 1 − x2 . Diese Funktion p 1 − x2 . ist positiv, und deshalb gilt Af (−1, 1) = −1 1 p Eine Stammfunktion von f ist durch F (x) = x 1 − x2 + arcsin x 2 1 π gegeben, also folgt Af (−1, 1) = F (x) = 2 . 2. Wir betrachten f : [−1, 1] → Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 122 / 211 Kapitel 10 — Logarithmus- und Exponentialfunktion Wir haben schon gesehen, dass Integration in einem gewissen Sinne die Umkehrung der Differentiation ist. Zum Abschluß dieses Kapitels zitieren wir noch den Satz, der diesen Sachverhalt mathematisch formuliert. Dieser heißt Satz 9.15 Hauptsatz der Differential- und Integralrechnung (HDI) Kapitel 10 — Logarithmus- und Exponentialfunktion Jede auf einem Intervall [a, b] stetige Funktion f besitzt eine Stammfunktion F . Genauer gilt: Definiert man für x ∈ [a, b] Z x F (x) := f (t)dt a so ist diese Funktion auf [a, b] stetig, auf ]a, b[ stetig differenzierbar und es gilt F 0 (x) = f (x). Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 123 / 211 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 124 / 211 Kapitel 10 — Logarithmus- und Exponentialfunktion Kapitel 10 — Logarithmus- und Exponentialfunktion Wir können laut des HDI alle stetigen Funktionen integrieren. Die Funktion f (x) = x1 tauchte allerdings in unseren Beispielen zur Differentiation nie als Ergebnis auf. (vgl. Tabellen aus Beispiel 7.2). Ihre Stammfunktion kennen wir also bisher nicht und wir definieren deshalb wie folgt: Definition 10.1 (Logarithmusfunktion) R Die Logarithmusfunktion (oder der Logarithmus) ln : + → ist definiert über eine Stammfunktion der auf + stetigen Funktion x 7→ x1 . Genauer: Z x 1 ln x := dt . 1 t R Nach dem HDI gilt zudem, dass ln stetig und differenzierbar in R R+ ist. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Satz 10.2 (Eigenschaften des Logarithmus) 1. ln0 (x) = x1 . 2. ln 1 = 0. 3. ln x1 = − ln x. 4. ln(xy) = ln x + ln y. 5. ln ist streng monoton steigend. 6. lim ln x = ∞ und lim ln x = −∞ x→∞ x→0+ Zusammen mit der Stetigkeit von ln folgt aus 5) und 6) zudem die Existenz der Umkehrfunktion. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 125 / 211 Kapitel 10 — Logarithmus- und Exponentialfunktion Seite 126 / 211 Kapitel 10 — Logarithmus- und Exponentialfunktion Defnition 10.3 (Exponentialfunktion) R R Die Exponentialfunktion exp : → + ist die Umkehrfunktion des Logarithmus ln : + → . Die Zahl e := exp(1) = ln−1 (1) ≈ 2, 718281828 . . . heißt Eulersche Zahl. Bemerkung 10.5 Satz 10.4 (Eigenschaften der Exponentialfunktion) Deshalb schreiben wir exp(x) = ex sogar für x ∈ R R 1. exp(ln x) = ln(exp x) = x. Aus Satz 10.4 Punkt 4) folgt exp(q) = eq für alle q ∈ R. Q. Sinn bekommt die Schreibweise aus der vorigen Bemerkung durch 2. exp0 (x) = exp(x). Definition 10.6 (allgemeine Potenz) 3. exp(0) = 1 und exp(x) > 0. Für a, b ∈ 4. exp(x) exp(y) = exp(x + y), insbesondere gilt für n ∈ damit exp(nx) = (exp(x))n . N R mit a > 0 definieren wir die allgemeine Potenz ab durch ab := exp(b ln a) . 5. lim exp(x) = ∞ und x→∞ lim exp(x) = 0 x→−∞ 6. exp ist streng monoton wachsend. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 127 / 211 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 128 / 211 Kapitel 10 — Logarithmus- und Exponentialfunktion Kapitel 11 — Vollständige Induktion Mit Hilfe des Logarithmus können wir unsere Integralregeln weiter ergänzen: Satz 10.6 Z 1 1 dx = ln |x| + c. x Z 0 f (x) 2 dx = ln |f (x)| + c. f (x) Kapitel 11 — Vollständige Induktion Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 129 / 211 Kapitel 11 — Vollständige Induktion Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 130 / 211 Kapitel 11 — Vollständige Induktion Definition 11.2 (Operatoren über Aussagen) Definition 11.1 (Aussageformen) Eine Aussageform A über einer Grundmenge G ist ein Satz in Form einer Aussage, der eine Variable enthält, die ihre Werte in G annimmt. Wird die Variable durch einen konkreten Wert aus x ∈ G ersetzt, so liegt eine Aussage A(x) vor. Beispiele: Ist G die Menge der Fußball Bundesligisten ohne den BVB, so ist “BVB besiegte in dieser Saison Eintracht Frankfurt bereits einmal” eine Aussageform auf der Grundmenge G. Für jeden Bundesligisten in G erhält man eine Aussage, der man dann einen Wahrheitswert zuordnen kann. N Ist G = , so ist “2 + x = 3” eine Aussageform auf der Grundmenge der natürlichen Zahlen. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 131 / 211 Ist A eine Aussage, so bezeichnet ¬A die Negation. Sind A und B Aussagen, so bezeichnet A ∧ B die Konjunktion. Sind A und B Aussagen, so bezeichnet A ∨ B die Disjunktion. A B w w w f f w f f ¬A f f w w A∧B w f f f A∨B w w w f Definition 11.3 (Verknüpfen von Aussageformen) Sind A und B Aussageformen auf der gleichen Grundmenge G so sind die Aussageformen ¬A, A ∧ B und A ∨ B punktweise definiert. Dh. (¬A)(x) := ¬(A(x)), (A ∧ B)(x) := A(x) ∧ B(x) und (A ∨ B)(x) := A(x) ∨ B(x). Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 132 / 211 Kapitel 11 — Vollständige Induktion Kapitel 11 — Vollständige Induktion Wiederholung 11.4 (Allquantor, Existenzquantor) Es sei A eine Aussageform über der Grundmenge G. ∀x ∈ G : A(x) bedeutet, dass die Aussageform A allgemeingültig ist — Für jedes x ∈ G ist A(x) wahr. ∃x ∈ G : A(x) bedeutet, dass die Aussageform A erfüllbar ist — Es gibt ein x ∈ G, so dass A(x) wahr ist. 2 3 4 A ist erfüllbar ⇐⇒ ∃x ∈ G : A(x). A ist allgemeingültig ⇐⇒ ∀x ∈ G : A(x). A ist nicht erfüllbar ⇐⇒ N ist A(n) eine N : A(n) N Bemerkung: Manchmal ist es sinnvoll oder notwendig statt ganz nur ≥k zu betrachten. Zum Beispiel gilt die Allaussage für die Aussageform A(n) :⇐⇒ n − 2 > 0 nur für ≥3 . N ∀x ∈ G : ¬A(x). A ist nicht allgemeingültig ⇐⇒ N Ist nun A eine Aussageform über , d.h. für alle n ∈ Aussage, so ist die zugehörige All-Aussage ∀n ∈ Bemerkung 11.5 Es sei A eine Aussageform über G. Dann gilt 1 Die Vollständige Induktion ist ein Beweisverfahren, mit dem man Allaussagen für Aussageformen beweisen kann, deren Grundbereich die natürlichen Zahlen sind. N ∃x ∈ G : ¬A(x). Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 133 / 211 Kapitel 11 — Vollständige Induktion Seite 134 / 211 Kapitel 11 — Vollständige Induktion Die folgenden Aussagen sind typisch für einen Induktionsbeweis. Bevor wir zu einigen Beispielen und Anwendungen kommen formulieren wir zuerst einmal das Induktionsprinzip Satz 11.6 (Vollständige Induktion) Es sei A eine Aussageform über N ≥k und es gelte (IA) A(k) ist wahr. sowie (IS) Ist A(n) wahr, so ist auch A(n + 1) wahr (oder kurz: A(n) −→ A(n + 1)). Dann ist A(n) für alle n ∈ N ≥k wahr. Beispiele 11.7 (Summen, Gleichungen) 1. Für alle n ∈ N gilt 2. Für alle n ∈ N gilt 3. Für alle n ∈ N gilt 4. Für alle n ∈ N gilt n X k=0 n X k=0 n X k=0 n X k=0 k= n(n + 1) . 2 qk = q n+1 − 1 . q−1 k2 = n(n + 1)(2n + 1) . 6 k3 = n2 (n + 1)2 . 4 n X n k n−k n 5. Es gilt (x + y) = x y für alle n ∈ k (IA) nennt man auch den Induktionsanfang und (IS) den Induktionsschluss. N. k=0 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 135 / 211 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 136 / 211 Kapitel 11 — Vollständige Induktion Kapitel 11 — Vollständige Induktion Beispiele 11.8 (Ungleichungen) 6. Es sei x > −1 eine feste reelle Zahl. Dann gilt: Für alle n ∈ (1 + x)n ≥ 1 + nx 7. Ist x 6= 0 so gilt 6. mit “>” für alle n ∈ N ist N≥2. 10. 11. N+. 3 teilt 22n+1 + 1 für alle n ∈ N. 6 teilt n3 − n für alle n ∈ N. 12. 3 teilt 13n + 2 für alle n ∈ N+ ist pn ≥ n. Es sei p ≥ 3. Dann gilt: Für alle n ∈ N+ ist pn ≥ n2 . Für alle n ∈ N≥5 gilt 2n > n2 . √ 1 Für alle n ∈ N+ ist 21 34 56 · · · 2n−1 2n ≤ 3n+1 . 13. 8. Es sei p ≥ 2. Dann gilt: Für alle n ∈ 9. Beispiele 11.9 (Teilbarkeit) 14. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 137 / 211 Kapitel 11 — Vollständige Induktion Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 138 / 211 Kapitel 12 — Komplexe Zahlen Beispiele 11.10 (Ableitungen) 15. Es ist f (x) = 16. Für alle n ∈ x 1−x . N gilt: Ist f (x) = 2 n! für alle n ∈ (1−x)n+1 xn , dann ist f 0 (x) = nxn−1 . Dann ist f (n) (x) = N+. N 17. Es sei f (x) = e−x . Dann gilt: Für alle n ∈ gibt es ein Polynom pn 2 vom Grad n, so dass f (n) (x) = pn (x)e−x . 1 (−1)n n!an 18. Es sei f (x) := . Dann ist f (n) (x) = für alle ax + b (ax + b)n+1 n∈ . N Kapitel 12 — Komplexe Zahlen N 19. Es sei f (x) = sin(ax) + cos(bx). Dann ist für alle n ∈ f (n) (x) = an sin ax + n π2 + bn cos bx + n π2 . Z x n 20. Es sei fn (x) = x . Dann ist fn (x)dx = fn (x) + c für alle n+1 n∈ . N Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 139 / 211 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 140 / 211 Kapitel 12 — Komplexe Zahlen Kapitel 12 — Komplexe Zahlen Die Zahlen mit denen wir bisher gerechnet haben, waren die reellen Zahlen (und Teilmengen davon). Wenn man sich die Konstruktion der reellen Zahlen genauer anschaut, so sieht man, dass man mit ihnen alle Punkte auf der Zahlengerade erreicht. Also: Wozu neue Zahlen? Wir erinnern uns, dass sich jedes Polynom in Linearfaktoren und quadratische Faktoren zerlegen läßt (vgl. Satz 4.8). Schöner wäre eine Zerlegbarkeit nur in Linearfaktoren. Problem: Es gibt quadratische Polynome ohne Nullstellen und das Standardbeispiel ist p(x) = x2 + 1. Eine Nullstelle von p wäre eine Wurzel von −1, die es bekanntlich im Reellen nicht gibt. (vgl. Satz 2.8) Wir brauchen also mehr Zahlen, aber wie? Versuchen wir es einfach mit 2 . Wie aber kann man die Addition und Multiplikation ”vernünftig“ definieren? R Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Definition 12.1 (Rechenoperationen auf R R2) Auf 2 führen wir eine Addition und eine Multiplikation auf die folgende Art ein: 1 (a, b) + (c, d) := (a + c, b + d) 2 (a, b)(c, d) := (ac − bd, ad + bc) Bemerkung: Die Addition, ist die gleiche, die wir auch schon in der Vektorrechnung benutzt haben. Nur die Multiplikation ist wirklich neu. Definition 12.2 (Komplexe Zahlen) Die Elemente der Ebene zusammen mit der in Definition 12.1 definierten Addition und Multiplikation nennt man die Menge der komplexen Zahlen und wir bezeichnen diese mit . Ein Element z = (a, b) heißt dann komplexe Zahl. nennt man auch die Gaußsche Zahlenebene. C C Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 141 / 211 Kapitel 12 — Komplexe Zahlen Seite 142 / 211 Kapitel 12 — Komplexe Zahlen Das Rechnen mit komplexen Zahlen erfüllt alle gängigen Rechenregeln: Weiter gilt ebenfalls: Satz 12.3 (Rechenregeln für komplexe Zahlen) Satz 12.3 [cont.] Sind z1 = (a1 , b1 ), z2 = (a2 , b2 ) und z3 = (a3 , b3 ) komplexe Zahlen, so gilt: 1. z1 + z2 = z2 + z1 (Kommutativgesetz) C C. 7. Ist z = (a, b) ∈ eine komplexe Zahl, so erfüllt die komplexe Zahl −z := (−a, −b) die Gleichung z + (−z) = (0, 0). 8. Die komplexe Zahl (1, 0) erfüllt (1, 0)z = z für jedes z ∈ 2. z1 z2 = z2 z1 (Kommutativgesetz) C C. 9. Ist z = (a, b) ∈ eine komplexe Zahl so erfüllt die mit (a, b) 6= (0, 0), a −b −1 −1 komplexe Zahl z := a2 +b2 , a2 +b2 die Gleichung zz = (1, 0). (Statt z −1 schreiben wir auch z1 ) 3. (z1 + z2 ) + z3 = z1 + (z2 + z3 ) (Assoziativgesetz) 4. (z1 z2 )z3 = z1 (z2 z3 ) (Assoziativgesetz) 5. z1 (z2 + z3 ) = z1 z2 + z1 z3 (Distributivgesetz) Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund 6. Die komplexe Zahl (0, 0) erfüllt (0, 0) + z = z für jedes z ∈ 10. Es gilt (0, 0)z = (0, 0) für jedes z ∈ Seite 143 / 211 C. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 144 / 211 Kapitel 12 — Komplexe Zahlen Kapitel 12 — Komplexe Zahlen Satz 12.4 Wenn wir uns auf die komplexen Zahlen beschränken, deren zweite Komponente verschwindet, so sehen wir: 1. (a, 0) + (b, 0) = (a + b, 0) sowie (a, 0)(b, 0) = (ab, 0) und insbesondere (a, 0)−1 = a1 , 0 . Das heißt, die Rechenvorschriften nehmen in diesem Fall keine Notiz von dem zweiten Eintrag. 2. Für alle (c, d) ∈ C ist (a, 0)(c, d) = (ac, ad). Wegen Satz 12.4 und der anschließenden Bemerkungen liegt die folgende Definition und Vereinbarung nahe: Definition 12.5 (Real- und Imaginärteil) Wir identifizieren die reelle Zahl a und die komplexe Zahl (a, 0) ∈ wird eine Teilmenge von . R C C C. So Für z = (a, b) ∈ heißt Re(z) := a der Realteil und Im(z) := b der Imaginärteil von z. Satz 12.4 sagt uns: zu 1. Wegen 1. kann man mit den komplexen Zahlen der Form (a, 0) wie mit den reellen Zahlen rechnen. Und zwar entspricht (a, 0) dann der Zahl a. R C Die Gerade {(x, 0) | x ∈ } ⊂ heißt die reelle Achse und wir schreiben . Die Gerade {(0, y) | y ∈ } ⊂ heißt die imaginäre Achse und wir schreiben i . R R R C zu 2. Dieser Punkt begründet diese Interpretation weiter, denn die Multiplikation komplexer Zahlen mit welchen der Form (a, 0) entspricht so der skalaren Multiplikation der Vektorrechnung. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 145 / 211 Kapitel 12 — Komplexe Zahlen Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 146 / 211 Kapitel 12 — Komplexe Zahlen Satz 12.8 (Wurzel aus -1) Die Identifizierung aus Definition 12.4 liefert Die imaginäre Einheit erfüllt Folgerung 12.6 (Zerlegung komplexer Zahlen) i2 = −1 . Jede komplexe Zahl z = (a, b) besitzt die Zerlegung (a, b) = (a, 0)(1, 0) + (b, 0)(0, 1) = a + b(0, 1) . In der alten Schreibweise ist das (0, 1)(0, 1) = (−1, 0). i und damit natürlich auch −i sind Lösungen der (über Gleichung z 2 = −1. Diese Folgerung motiviert nun die folgende Definition Definition 12.7 (imaginäre Einheit) R nicht lösbaren) Achtung: Die komplexe Zahl i := (0, 1) heißt imaginäre Einheit. Sie erlaubt es, jede komplexe Zahl (a, b) ∈ in der Form z = a + ib darzustellen. C Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 147 / 211 C Auf gibt es keine Ordnung. Deshalb macht es auch keinen Sinn i der Zahl −i als Wurzel aus −1 vorzuziehen! Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 148 / 211 Kapitel 12 — Komplexe Zahlen Kapitel 12 — Komplexe Zahlen Definition 12.9 (Konjugation und Betrag) Ist z = x + iy ∈ C so bezeichnet ... 1. ... z := x − iy die zu z komplex konjugierte Zahl. p 2. ... |z| := x2 + y 2 ∈ den Betrag der komplexen Zahl z. R Bemerkung: zu 1. Geometrisch entspricht die komplexe Konjugation der Spiegelung an der reellen Achse. zu 2. Der Betrag der komplexen Zahl entspricht der Norm des entsprechenden Vektors im 2 , bzw. dem Abstand des Punktes im 2 vom Ursprung. R R 1. z = z. 2. z ± w = z ± w. 3. zw = z w und z w = z w (falls w 6= 0). 4. z = z genau dann, wenn z ∈ z∈i . R Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund R und z = −z genau dann, wenn Seite 149 / 211 Kapitel 12 — Komplexe Zahlen Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 150 / 211 Kapitel 12 — Komplexe Zahlen Satz 12.10 [cont.] z+z z−z 5. Re(z) = und Im(z) = . 2 2i 6. Insbesondere ist i = −i = 1i . Satz 12.11 [cont.] 4. |Re(z)| ≤ |z| und |Im(z)| ≤ |z|. Auch wegen der Bemerkung zu 2. aus Satz 12.9 (der Verwandschaft zwischen Betrag und Norm) haben wir 1. Es ist |z| ≥ 0 und |z| = 0 genau dann, wenn z = 0. 2. |zw| = |z||w| und z = |z| (falls w 6= 0). w 5. Es gelten die Dreiecksungleichungen, das heißt |z + w| ≤ |z| + |w| und |z| − |w| ≤ |z − w|. Zwei wichtige Eigenschaften sind noch 6. z z = |z|2 . 1 z = 2 (falls z 6= 0). 7. z |z| Satz 12.11 (Rechenregeln für den Betrag) 3. Für a ∈ Satz 12.10 (Rechnenregeln für die Konjugation) |w| R ⊂ C ist |a| der gewöhnliche Betrag und es gilt |z| = |z|. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 151 / 211 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 152 / 211 Kapitel 13 — Gleichungen mit komplexen Zahlen Kapitel 13 — Gleichungen mit komplexen Zahlen 13.1 Betragsgleichungen: C R Es sei z0 ∈ eine komplexe und r ∈ eine reelle Zahl. Finden Sie alle komplexen Zahlen, für die |z − z0 | = r . Kapitel 13 — Gleichungen mit komplexen Zahlen In der Zahlenebene läßt sich das auch geometrisch interpretieren: Finden Sie die Menge aller Punkte z, die von z0 einen Abstand r haben. (Genauso klappt das natürlich auch mit <, ≤, > und ≥). Man kann die Gleichung aber auch in eine rein reelle Gleichung umschreiben: Ist z0 = (a, b) und schreiben wir z = (x, y) und quadrieren wir die Gleichung, so gilt (x − a)2 + (y − b)2 = r2 . Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 153 / 211 Kapitel 13 — Gleichungen mit komplexen Zahlen Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Kapitel 13 — Gleichungen mit komplexen Zahlen Wir haben hier die Fälle z0 = 2 + i und r = 32 (also die Menge {z ∈ | |z − 2 − i| = 1, 5}) sowie z0 = 0 und r = 1 (also die Menge {z ∈ | |z| = 1}, den Einheitskreis) in die Gaußsche Zahlenebene eingezeichnet: C C Eine weitere Form der Gleichung ist die quadratische Gleichung und mit der Möglichkeit aus negativen Zahlen die Wurzel zu ziehen erhalten wir den folgenden Satz. Satz 13.2 (Quadratische Gleichungen) R h r d l o m Y l r hpn o m r d9Y Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund C Sind p, q ∈ dann ist jede Gleichung z 2 + pz + q = 0 ist in lösbar. Ist D := p2 − 4q die Diskriminante, so besitzt die quadratische Gleichung ... p 1. ... die eindeutige reelle Lösung z = − falls D = 0, 2 √ −p + D 2. ... die zwei reellen Lösungen z1,2 = falls D > 0, und 2 √ −p ± i −D 3. ... die zwei komplexen Lösungen z1,2 = falls D < 0. 2 Insbesondere gilt im dritten Fall z1 = z̄2 . r Seite 154 / 211 Seite 155 / 211 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 156 / 211 Kapitel 13 — Gleichungen mit komplexen Zahlen Kapitel 13 — Gleichungen mit komplexen Zahlen Satz 13.4 (Fundamentalsatz der Algebra) Bemerkung zu Satz 13.3: Sind p und q komplexe Zahlen, so stimmt die pq-Formel immer noch und liefert die Lösungen der (komplexen) quadratischen Gleichung. (Die Lösungen sind dann aber nicht komplex konjugiert zueinander!) Dafür müssen wir allerdings die Wurzel aus einer komplexen Zahl ziehen. Wie man das macht, erfahren wir im nächsten Kapitel. Jedes nicht-konstante Polynom p hat über Nullstelle. C mindestens eine Jedes nicht-konstante Polynom läßt sich über Linearfaktoren zerlegen. C vollständig in (Hierbei sind als Koeffizienten ausdrücklich auch komplexe Zahlen zugelassen) Bemerkung zu Satz 13.4: Mit Satz 13.3 haben wir die folgende Erweiterung der reellen Variante des Fundamentalsatzes der Algebra (Satz 4.8). Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Sind die Koeffizienten des Polynoms alle reell, so tauchen die komplexen Nullstellen immer in Paaren aus komplexer Zahl und deren komplex konjugierter Zahl auf. Seite 157 / 211 Kapitel 14 — Komplexe Polarkoordinaten und Wurzeln Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 158 / 211 Kapitel 14 — Komplexe Polarkoordinaten und Wurzeln Wir wenden uns nun den komplexen Zahlen als Elemente der Gaußschen Zahlenebene zu. Kapitel 14 — Komplexe Polarkoordinaten und Wurzeln hdnipoVc cOdfebg*h rh m m r q l Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 159 / 211 i#dfjk/h Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 160 / 211 Kapitel 14 — Komplexe Polarkoordinaten und Wurzeln Kapitel 14 — Komplexe Polarkoordinaten und Wurzeln Satz 14.3 (Umrechnung) Satz 14.1 (Polarkoordinatendarstellung) C Sei z ∈ \ {0} eine komplexe Zahl, die wir als Punkt in der Zahlenebene betrachten. Dann gibt es einen Winkel α ∈ ] − π, π] und eine reelle Zahl r > 0, so dass z die folgende Darstellung hat Um auch z = 0 behandeln zu können beschreiben wir diese Zahl durch r = 0 und einen beliebigen Winkel. Definition 14.2 (Polarkoordinaten) Die Darstellung aus Satz 14.1 heißt Polarkoordinatendarstellung der Zahl z und der Winkel α heißt ihr Argument und wird mit arg(z) bezeichnet. 5 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 162 / 211 Kapitel 14 — Komplexe Polarkoordinaten und Wurzeln Damit können wir nun einige der einer Zahl z zugeordneten Zahlen in die Ebene einzeichnen: Satz 14.4 (Rechnen mit Polarkoordinaten) a>0 1 Für alle reellen Zahlen gilt: genau dann, wenn a<0 arg(a) = 0 arg(a) = π 2 arg(z) = − arg(z), und |z| = |z| 4 und b = r sin α . √ Ist z = a + ib, so ist r = |z| = a2 + b2 und für z 6= 0 ist b arctan − π falls a < 0, b < 0 a π falls a = 0, b < 0 − 2 b arg(z) = arctan falls a > 0 a π falls a = 0, b > 0 2 b arctan + π falls a < 0, b ≥ 0. a Seite 161 / 211 Kapitel 14 — Komplexe Polarkoordinaten und Wurzeln 3 Ist z = r(cos α + i sin α), so ist z = a + ib mit a = r cos α 2 z = r(cos α + i sin α) Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund 1 ebg*h arg(wz) = arg(w) + arg(z), und |wz| = |w| |z| 1 1 1 arg = − arg(z), und = z z |z| ( arg(z) + π falls arg(z) ≤ 0 arg(−z) = . arg(z) − π falls arg(z) > 0 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund rh r d h l h l h h Seite 163 / 211 § l jk/h h Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 164 / 211 Kapitel 14 — Komplexe Polarkoordinaten und Wurzeln Kapitel 14 — Komplexe Polarkoordinaten und Wurzeln Beispiel: 1 Löse die Gleichung w3 = √ (−1 − i) = z. 2 Das Bild für z 2 haben wir wegen der folgenden Feststellung: Folgerung 14.5 (Potenzen) Es gilt arg(z n ) = n arg(z) und |z n | = |z|n . Satz 14.6 (Wurzeln) A Jede komplexe Zahl w 6= 0 hat n n-te Wurzeln. Mit anderen Worten: Die Gleichung z n = w hat genau n verschiedene Lösungen w1 , w2 , . . . , wn (die Wurzeln von w). Ist |w| = r und arg w = α, so sind diese Wurzeln für k = 1, . . . , n α 2π α 2π √ n wk = r cos + k + i sin + k . n n n n Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund § A h A A ç Xð ç § ð ç « ÏÇ ç Ï Ç ç ° «y0 Ï Ç ç ^« s Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 165 / 211 Kapitel 14 — Komplexe Polarkoordinaten und Wurzeln ­qÿ« ÏÇ ­ Seite 166 / 211 Kapitel 14 — Komplexe Polarkoordinaten und Wurzeln Definition 14.7 (komplexe Exponentialfunktion) Für z = a + ib ∈ C definieren wir Satz 14.8 1. Die so definierte komplexe Exponentialfunktion hat die gleichen Eigenschaften wie die reelle Exponentialfunktion. exp(z) := ea (cos b + i sin b) , 2. Es gilt die Formel von Moivre insbesondere also eib = cos b + i sin b. Damit schreibt sich die Polarkoordinatendarstellung z = r(cos α + i sin α) kürzer als z = reiα . Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 167 / 211 (cos α + i sin α)n = cos(nα) + i sin(nα) . Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 168 / 211 Einschub: Beispielübungen zu den komplexen Zahlen Einschub: Beispielübungen zu den komplexen Zahlen Aufgabe 5 Bestimmen Sie alle z mit z 2 = 5 + 12i(=: w). Einschub: Übungen zu ”Komplexe Zahlen” Lösungsansatz: (ohne komplexe Wurzeln) Sei z = a + bi, betrachtet das Quadrat: z 2 = a2 + 2abi + (bi)2 = a2 + 2abi − b2 = (a2 − b2 ) + 2abi . ... Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 169 / 211 Einschub: Beispielübungen zu den komplexen Zahlen Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 170 / 211 Einschub: Beispielübungen zu den komplexen Zahlen 90 Aufgabe 6 Lösen Sie durch quadratische Ergänzung die quadratische Gleichung: 15 120 60 10 1 w 150 30 2 5 z1 180 z2 1 330 2 240 mit α, β ∈ R C mit z 2 − 4z + 7 = (z − z1 )(z − z2 ) z 2 − 2αz + α2 + β 2 = (z − z1 )(z − z2 ) Beachtet hierbei, dass wegen der Koeffizienten tatsächlich z2 = z¯1 gilt (vgl. Satz 13.2). ... 300 270 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund z 2 − 2αz + α2 + β 2 = 0 , Lösungsansatz: Wir suchen z1 , z2 ∈ 0 210 z 2 − 4z + 7 = 0 Seite 171 / 211 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 172 / 211 Einschub: Beispielübungen zu den komplexen Zahlen Einschub: Beispielübungen zu den komplexen Zahlen Aufgabe 3 Bestimmen Sie die Polarkoordinaten und die Real- und Imaginärteile folgender komplexen Zahlen: π (a) 2e± 6 i , Einschub: Übungen zu ”Gleichungen mit komplexen Zahlen” π (b) e(1+i) 6 , (c) 1 + √ −πi 3i e 6 , (d) cos π π − i sin 6 6 Lösungsansatz: Überführt die geg. komplexen Zahlen in die kartesische/Polarkoordinaten Darstellung. Hilfreich ist/sind hierfür u.A. ... die Tabelle für die explizite Auswertung von sin und cos (vgl. Ende Kap. 5) die Regeln zum Rechnen mit der Exponentialfunktion (Satz 10.4) explizites Ausmultiplizieren ... Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 173 / 211 Einschub: Beispielübungen zu den komplexen Zahlen Seite 174 / 211 Einschub: Beispielübungen zu den komplexen Zahlen Und nun noch ein paar spezielle Werte der Winkelfunktionen (und mit 5.5, 5.8 und 5.9 dann natürlich weitere) 0 30◦ 45◦ 60◦ 90◦ x in Rad 0 π 6 π 4 π 3 π 2 sin x 0 1 2 cos x 1 x in Grad Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund tan x 0 cotx − 1 2 √ √ 1 3 √ 1 2 3 3 3 1 2 √ 2 √ 2 1 1 1 2 √ 3 0 3 √ 1 3 3 − √ (a) z = −3 , (c) z = 1 − i , (d) z = −1 + i , Lösungsansatz: Benutzt geometrische Überlegungen, um die jeweiligen Beträge und Argumente zu bestimmen. ... 0 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund (b) z = −3i , (e) z = |1 + i| 1 1 2 Aufgabe 5 Tragen Sie die Zahlen z als Punkte in die komplexe Ebene ein, und geben Sie den Betrag, das Argument und die Polarkoordinatendarstellung an: Seite 175 / 211 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 176 / 211 Einschub: Beispielübungen zu den komplexen Zahlen Kapitel 15 — Vektoren Aufgabe 6 Lösen Sie die Ungleichungen, und skizzieren Sie die Lösungsmenge in der komplexen Ebene: z − i ≤ 1 , (b) | arg((1 + i)z)| ≤ π , (c) arg z < π (a) z + i 4 i 4 Kapitel 15 — Vektoren Lösungsansatz: Benutzt die Eigenschaft des komplexen Betrags (Satz 12.11) und die entsprechende geometrische Bedeutung. Zudem sind die Rechenregeln der Polarkoordinaten (Satz 14.4) nötig. ... Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 177 / 211 Kapitel 15 — Vektoren Seite 178 / 211 Kapitel 15 — Vektoren Mit Vektoren kann man auch rechnen: In Kapitel 1 haben wir das Kreuzprodukt von Mengen eingeführt. Und zwar sind für eine Menge M die Elemente aus M n := |M × .{z . . × M} genau n-mal die n-Tupel (m1 , m2 , . . . , mn ) mit mj ∈ M . (vgl. Definition 1.5). Das nutzen wir aus und definieren: Definition 15.1 (Vektoren im Zahlenraum) Ein Vektor (im Zahlenraum) mit n Komponenten ist ein n-Tupel reeller Zahlen, also ein Element aus n . Wir schreiben die Komponenten eines Vektors in eine Spalte: v1 (Manchmal benutzen wir die platzsparende v2 Schreibweise ~v = (v1 , v2 , . . . , vn )T , wobei das T ~v = . andeutet, dass wir eigentlich einen Spaltenvektor .. meinen). vn R Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 179 / 211 Definition 15.2 (Rechnen mit Vektoren) v1 w1 .. .. 1. Man kann zwei Vektoren ~v = . und w ~ = . miteinander vn wn v 1 + w1 .. addieren, gemäß ~v + w ~ = . . v n + wn v1 .. 2. Man kann einen Vektor ~v = . und eine reelle Zahl α ∈ vn αv1 miteinander multiplizieren, gemäß α · ~v = ... . αvn Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund R Seite 180 / 211 Kapitel 15 — Vektoren Kapitel 15 — Vektoren Wir beschränken uns in der kommenden Betrachtung auf auch im Höherdimensionalen richtig bleibt). R2 (obwohl alles Bemerkung 15.3 (Vektoren und Geometrie) Wir identifizieren einen Vektor ~a = a1 a2 −→ mit dem Pfeil OA, der den Ursprung O der Ebene mit den Punkt A = (a1 , a2 ) verbindet. Sei ~b ein weiterer Vektor mit zugehörigem Punkt B = (b1 , b2 ) und α ∈ . R −→ Die Addition ~a + ~b entspricht dem Pfeil OC, wobei der Punkt C wie folgt konstruiert wird: −→ Verschiebe den Pfeil OB so, dass sein Anfang in A liegt. Dann zeigt das Ende dieses verschobenen Pfeils auf den Punkt C. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 181 / 211 Kapitel 15 — Vektoren Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 182 / 211 Kapitel 15 — Vektoren Satz 15.4 (Rechenregeln für Vektoren) Es seien ~u, ~v und w ~ Vektoren und α und β seien reelle Zahlen, dann gilt: 1. ~v + w ~ =w ~ + ~v . (Kommutativgesetz) Bemerkung 15.3 [cont.] −→ Die Multiplikation α~a entspricht dem Pfeil OD, wobei der Punkt D wie folgt konstruiert wird: −→ −→ Ist α ≥ 0, so entspricht die Richtung des Pfeils OD der von OA und −→ −→ die Länge des Pfeils OD ist gegeben durch die Länge des Pfeils OA multipliziert mit α. Ist α < 0 so kehrt sich die Richtung um, aber die Länge ist die gleiche wie im ersten Fall. 2. ~u + (~v + w) ~ = (~u + ~v ) + w. ~ (Assoziativgesetz) 3. Es gibt einen Nullvektor ~0 mit ~v + ~0 = ~0 + ~v = ~v . 4. Zu ~v gibt es einen Vektor −~v mit ~v + (−~v ) = ~0. 5. α · (β · ~v ) = (αβ) · ~v . 6. 1 · ~v = ~v . 7. (α + β) · ~v = α · ~v + β · ~v . 8. α · (~v + w) ~ = α · ~v + α · w. ~ Bemerkung zu 3.: ... nämlich ~0 := (0, 0, . . . , 0)T , ~0 6= 0. Bemerkung zu 4.: ... nämlich −~v := (−1) · ~v = (−v1 , . . . , −vn )T . Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 183 / 211 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 184 / 211 Kapitel 15 — Vektoren Kapitel 15 — Vektoren Satz 15.6 (Beispiele für Vektorräumen) Das Ergebnis aus Satz 15.4 verallgemeinern wir nun und definieren: 1 Definition 15.5 (Vektorraum) 2 Ein (reeller) Vektorraum ist eine Menge V 6= ∅ mit einer Addition und einer Multiplikation mit reellen Zahlen (skalare Multiplikation), die die Eigenschaften 1. bis 8. aus dem vorigen Satz 15.4 haben. Bemerkung: Einem Vektorraum liegt immer ein bestimmter anderer Raum zugrunde, ein sog. Körper. Wir sprechen dann immer von einem Vektorraum V über einem Körper K. Die Elemente von diesem Körper werden für die skalare Multiplikation benötigt. Meist stimmt dieser Körper mit den reellen oder komplexen Zahlen überein (K = oder K = ). R C 3 Rn ist ein Vektorraum. R Es sei M eine Menge und Abb(M, ) die Menge aller Abbildungen von M nach . Durch geeignete (nämlich punktweise) Addition und skalare Multiplikation wird Abb(M, ) zu einem Vektorraum. R R R Es bezeichne n [x] die Menge der Polynome mit Grad kleiner oder gleich n. Dann ist dies mit geeigneter Addition und skalarer Multiplikation ein Vektorraum. Bemerkung: 1 2 Rn[x] ⊂ Abb(R, R) ist 3. ein Unterbeispiel von 2. Da man Vektoren im Rn als Abbildungen von {1, . . . , n} nach R Wegen interpretiern kann, ist auch 1. ein Unterbeispiel von 2. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 185 / 211 Kapitel 15 — Vektoren Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 186 / 211 Kapitel 15 — Vektoren Definition 15.7 (Linearkombination) Es seien ~v1 , . . . , ~vn Elemente des Vektorraums V . Eine Summe der Form α1~v1 + α2~v2 + . . . + αn~vn ∈ V heißt Linearkombination und die Zahlen αj ∈ Koeffizienten der Linearkombination. Die Vektoren ~v1 , . . . , ~vn des Vektorraums V heißen linear abhängig, wenn es Zahlen α1 , . . . , αn ∈ gibt, die nicht alle Null sind, so dass aber die Linearkombination α1~v1 + α2~v2 + . . . + αn~vn = ~0 ist. R R heißen Sie heißen linear unabhängig, wenn sie nicht linear abhängig sind. Beispiele: 1 2 Folgerung 15.9 Es ist 3x5 + 4x3 + 12x eine Linearkombination der “Vektoren” x5 , x3 , x ∈ 5 [x] mit den Koeffizienten 3, 4 und 12. ! R Der Vektor ! 1 0 0 Definition 15.8 (Lineare Abhängigkeit) , 0 1 0 ! 6 4 2 und ∈ 0 0 1 R3 ist eine Linearkombination der Vektoren ! mit Koeffizienten 6, 4 und 2. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 187 / 211 Die Vektoren ~v1 , . . . ~vn sind genau dann linear unabhängig, wenn die Gleichung α1~v1 + α2~v2 + . . . + αn~vn = ~0 (als Gleichung für die Zahlen α1 , . . . , αn ) nur die Lösung α1 = . . . = αn = 0 hat. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 188 / 211 Kapitel 15 — Vektoren Kapitel 15 — Vektoren Beispiele 15.10: 1 2 1 1. Die Vektoren ~u = 2 , ~v = 8 , w ~ = 0 ∈ 3 sind linear 3 6 3 abhängig, denn es gilt 4~u + (−1)~v + (−2)w ~ = ~0. 1 2 2. Die Vektoren ~v = ,w ~= ∈ 2 sind linear unabhängig, denn 2 1 α+ 2β = 0 α~v + β w ~ = ~0 ist gleichbedeutend mit dem und dies 2α+ β = 0 hat die eindeutige Lösung α = β = 0. R R R 3. Die “Vektoren” 2x3 + 6 und 3x3 + 9 in 3 [x] sind linear abhängig und die “Vektoren” x3 und x2 in 3 [x] sind linear unabhängig. R Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Bemerkung 15.11 1 2 3 ~v ∈ V ist genau dann linear abhängig, wenn ~v = ~0. R Die lineare Abhängigkeit zweier Vektoren ~v , w ~ ∈ 3 ist gleichbedeutend mit jeweils a) ~v und w ~ liegen auf einer Geraden durch den Nullpunkt, und b) je einer der Vektoren ist ein Vielfaches des anderen. R Die lineare Abhängigkeit dreier Vektoren ~u, ~v , w ~ ∈ 3 ist gleichbedeutend mit jeweils a) ~u, ~v und w ~ liegen in einer Ebene durch den Nullpunkt, und b) mindestens einer der Vektoren ist eine Linearkombination der anderen beiden. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 189 / 211 Kapitel 15 — Vektoren Seite 190 / 211 Kapitel 15 — Vektoren Speziell für das Rechnen im Weitere wichtige Begriffe und Bemerkungen 15.12 1. Das Erzeugendensystem der Vektoren ~v1 , . . . , ~vk ∈ V ist die Menge aller Linearkombinationen dieser Vektoren. (Das ist auch für eine beliebige Menge von Vektoren erklärt). 2. Das Erzeugendensystem erfüllt die Punkte 1.-8. die einen Vektorraum definieren, ist also selber einer (vgl. Definition 15.4 und Satz 15.3). 3. Läßt sich jedes Element von V eindeutig(!) als Linearkombination der Vektoren ~v1 , . . . , ~vk ∈ V darstellen, dann nennt man ~v1 , . . . , ~vk eine Basis von V . 4. Die Elemente einer Basis sind linear unabhängig. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 191 / 211 5. n Vektoren des Basis bilden. Rn heißt das Rn sind genau dann linear unabhängig, wenn sie eine R 6. Die Standardbasis des n besteht aus den kanonischen Einheitsvektoren 1 0 0 0 1 0 0 0 0 ~e1 = . , ~e2 = . , . . . , ~en = . . .. .. .. 0 0 0 0 0 1 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 192 / 211 Kapitel 16 — Skalar- und Vektorprodukt Kapitel 16 — Skalar- und Vektorprodukt Bisher hatten wir die Möglichkeit Vektoren des Vektoren mit rellen Zahlen zu multiplizieren. Kapitel 16 — Skalar- und Vektorprodukt Rn zu addieren und Man kann aber auch Vektoren miteinander multiplizieren, nur ist das Ergebnis kein Vektor, sondern eine Zahl. Im Spezialfall n = 3 gibt es auch ein Produkt, dass für zwei Vektoren einen Vektor liefert. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 193 / 211 Kapitel 16 — Skalar- und Vektorprodukt Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 194 / 211 Kapitel 16 — Skalar- und Vektorprodukt Definition 16.1 (Skalarprodukt, Norm und Winkel) Das Skalarprodukt zweier Vektoren ~v , w ~∈ Geometrische Situation: Rn ist definiert durch ~v · w ~ := v1 w1 + v2 w2 + . . . + vn wn . Die Norm (oder der Betrag) eines Vektors ist definiert durch p √ k~v k := ~v · ~v = v12 + v22 + . . . + vn2 . Der Winkel ψ ∈ [0, π] zwischen zwei Vektoren ~v , w ~∈ definiert durch ~v · w ~ ψ := . k~v kkwk ~ Rn ist Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund w ~ kwk ~ α k~uk ~u k~uk = kwk ~ cos α ~v Der Wert des Skalarproduktes entspricht dem Flächeninhalt des Rechtecks, das von ~v und der um 90◦ gedrehten Projektion von w ~ auf ~v aufgespannt wird. Seite 195 / 211 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 196 / 211 Kapitel 16 — Skalar- und Vektorprodukt Kapitel 16 — Skalar- und Vektorprodukt Satz 16.2 (Eigenschaften des Skalarproduktes und der Norm) Satz 16.2 [cont.] 1. ~v · w ~ =w ~ · ~v . 2. ~v · αw ~ + β~u = α(~v · w) ~ + β(~v · ~u . 3. Für ~v 6= ~0 ist k~v1k ~v = 1. 7. k~v k ≥ 0. 8. k~v k = 0 genau dann, wenn ~v = ~0. 4. ~v · w ~ = 0 genau dann, wenn ~v und w ~ senkrecht aufeinander stehen. −b a 5. Der Vektor steht senkrecht auf dem Vektor . a b 6. k~v k ≥ 0. 7. k~v k = 0 genau dann, wenn ~v = ~0. 8. kα~v k = |α|k~v k. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund 9. kα~v k = |α|k~v k. Satz 16.3 (Cauchy-Schwarz-Ungleichung) Für Vektoren ~v und w ~ gilt |~v · w| ~ ≤ k~v kkwk. ~ Die Gleichheit tritt genau dann auf, wenn ~v und w ~ linear abhängig sind. Seite 197 / 211 Kapitel 16 — Skalar- und Vektorprodukt Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 198 / 211 Kapitel 16 — Skalar- und Vektorprodukt Satz 16.4 (Dreiecksungleichung) R Wie schon zu Beginn des Kapitels angedeutet gibt es im Fall des 3 noch ein Produkt zwischen Vektoren, dass als Ergebnis wieder einen Vektor liefert. Für Vektoren ~v und w ~ gilt k~v + wk ~ ≤ k~v k + kwk ~ und Definition 16.6 (Kreuzprodukt) v1 w1 Es seien ~v = v2 , w ~ = w2 ∈ 3 . Dann ist das Kreuzprodukt v3 w3 (oder Vektorprodukt) ~v × w ~ definiert durch v2 w3 − v3 w2 ~v × w ~ := v3 w1 − v1 w3 . v1 w2 − v2 w1 |k~v k − kwk| ~ ≤ k~v − wk, ~ R sowie damit dann k~v − wk ~ ≤ k~v − ~uk + k~u − wk. ~ Satz 16.5 (Parallelogrammgleichung) Für Vektoren ~v und w ~ gilt k~v + wk ~ 2 + k~v − wk ~ 2 = 2k~v k2 + 2kwk ~ 2. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 199 / 211 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 200 / 211 Kapitel 16 — Skalar- und Vektorprodukt Kapitel 16 — Skalar- und Vektorprodukt Satz 16.7 [cont.] Geometrische Eigenschaften: 5. k~v × wk ~ entspricht dem Flächeninhalt des von ~v und w ~ aufgespannten Parallelogramms. Satz 16.7 (Eigenschaften des Kreuzproduktes) 1. ~v × w ~ = −w ~ × ~v . 2. ~v × αw ~ + β~u = α(~v × w) ~ + β(~v × ~u . 6. ~v , w ~ und ~v × w ~ bilden in dieser Reihenfolge ein Rechtssystem. 3. Ist α der Winkel zwischen ~v und w ~ so ist k~v × wk ~ = k~v kkwk ~ sin α. 5. ~v × w ~ = ~0 genau dann, wenn ~v und w ~ linear abhängig sind. ~v × w ~ Mittelfinger Rechte-HandRegel 4. (~v × w) ~ · ~v = (~v × w) ~ ·w ~ = ~0. D.h. ~v × w ~ steht sowohl senkrecht auf ~v als auch auf w. ~ w ~ Zeigefinger ~v Daumen Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 201 / 211 Kapitel 17 — Geraden und Ebenen Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 202 / 211 Kapitel 17 — Geraden und Ebenen Definition 17.1 (Gerade und Ebene) R Es seien ~v , w ~ ∈ 3 linear unabhängige Vektoren und ~a ein weiterer Vektor. Eine Gerade g ist eine Menge der Form g = {~x = ~a + t~v | t ∈ R}. Eine Ebene E ist eine Menge der Form Kapitel 17 — Geraden und Ebenen E = {~x = ~a + t~v + sw ~ | t, s ∈ R} Dabei heißen ~a Aufpunktvektor und ~v bzw. ~v , w ~ Richtungsvektoren der Geraden bzw. Ebene. Diese Darstellungen nennt man Parameterdarstellungen der Geraden bzw. Ebene. Bemerkung: Geraden kann man analog im n ≥ 2 definieren. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 203 / 211 Rn für n ≥ 1 und Ebenen für Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 204 / 211 Kapitel 17 — Geraden und Ebenen Kapitel 17 — Geraden und Ebenen Bemerkung 17.2 Die Richtungsvektoren sind nicht eindeutig. Definition 17.4 (Normalenvektor einer Ebene) Im Fall der Gerade ist mit ~v auch jeder Vektor α~v für α 6= 0 ein Richtungsvektor der gleichen Geraden. Im Fall der Ebene läßt sich jeder der Richtungsvektoren ~v und w ~ durch eine Linearkombinaton α~v + β w ~ ersetzen, ohne die Ebene zu ändern (man muss nur die lineare Unabhängigkeit erhalten). Definition 17.3 (Parallelität) R Zwei Geraden im 3 heißen parallel, wenn ihre Richtungsvektoren linear abhängig sind. R Zwei Ebenen im 3 heißen parallel, wenn die Richtungsvektoren der einen Ebene jeweils als Linearkombination der Richtungsvektoren der anderen Ebene dargestellt werden können. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Satz 17.5 1 Sind ~ v und w ~ Richtungsvektoren einer Ebene, so ist 1 ~n := (~v × w) ~ ein Einheitsnormalenvektor der Ebene. k~v × wk ~ 2 Der Einheitsnormalenvektor einer Ebene ist bis auf das Vorzeichen eindeutig. 3 Zwei Ebenen sind genau dann parallel, wenn die Einheitsnormalenvektoren (bis auf das Vorzeichen) übereinstimmen. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 205 / 211 Kapitel 17 — Geraden und Ebenen Seite 206 / 211 Kapitel 17 — Geraden und Ebenen Geraden sind bereits durch die Angabe zweier unterschiedlicher Punkte eindeutig festgelegt, eine Ebene durch die Angabe dreier Punkte, die nicht auf einer Geraden liegen. Satz 17.6 −→ −→ Es seien P und Q zwei Punkte im Raum und p~ = OP und ~q = OQ die zugehörigen Ortsvektoren. Dann gibt es genau eine Gerade durch P und Q. Diese ist gegeben durch gP Q = {~ p + t(~ p − ~q) | t ∈ Ein Vektor ~n heißt Normalenvektor der Ebene E, wenn ~n auf allen Richtungsvektoren der Ebene senkrecht steht. Gilt zusätzlich noch k~nk = 1, so nennt man ~n einen Einheitsnormalenvektor. R}. Es sei R ein weiterer Punkt, der nicht auf der Geraden gP Q liegt und −→ ~r = OR sein Ortsvektor. Dann gibt es genau eine Ebene, die die Punkte P , Q und R enthält. Diese ist gegeben durch EP QR = {~ p + t(~ p − ~q) + s(~ p − ~r) | t, s ∈ R}. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Satz 17.7 (Hessesche Normalenform) R3 und ~a ein beliebiger Aufpunktvektor. Dann lässt 1. Eine Ebene E im sich E in der Form E = {~x | ~n · (~x − ~a) = 0}, darstellen, wobei ~n ein Normalenvektor der Ebene ist. Ist ~n ein Einheitsnormalvektor der Ebene, so ist d0 := ~n · ~a unabhängig von der Wahl des Aufpunktes. Wählt man den Einheitsnormalenvektor ~n so, dass d0 ≥ 0, so nennt man die Darstellung E = {~x | ~n · ~x = d0 } Hessesche Normalenform (HNF) der Ebene. 3. Ist d0 > 0, so ist die HNF eindeutig. Seite 207 / 211 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 208 / 211 Kapitel 17 — Geraden und Ebenen Ende Mit Hilfe der HNF kann man den Abstand eines Punktes von einer Ebene bestimmen Satz 17.7 (Abstand Punkt↔Ebene) Es sei {~x | ~n · ~x = d0 } die HNF der Ebene E und ~a ein beliebiger Aufpunktvektor. Ferner sei P ein Punkt im Raum und p~ sein Ortsvektor. Dann misst d(P ) := |~n · (~a − p~)| den Abstand des Punktes P von der Ebene E. Insbesondere gilt für den Nullpunkt d(O) = d0 . Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 209 / 211 Ende Viel Erfolg in Eurem Studium! Nun“, antwortete der Pelikan bereitwillig, man ” ” begreift es am besten, indem man es macht.“ L. Carroll, Alice im Wunderland Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 211 / 211 ... das war’s ... Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 210 / 211