M.1 M.2 M.3 M.4 M.5 M.6 M.7 M.8 M.9 M.10 M.11 M.12 Signifikante Stellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1567 Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1569 Direkte und umgekehrte Proportionalität . . . . . . . . 1570 Lineare Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1571 Quadratische Gleichungen und Zerlegung in Linearfaktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1573 Potenzen und Logarithmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1575 Geometrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1578 Trigonometrie und Vektoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1579 Die Binomialentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1586 Komplexe Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1587 Differenzialrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1589 Integralrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1595 In diesem Kapitel fassen wir zum Auffrischen des mathematischen Schulstoffs die wichtigsten Ergebnisse der Algebra, Geometrie, Trigonometrie und Analysis zusammen, ohne die man im Physikstudium nicht zurechtkommt. In vielen Fällen bringen wir nur die Aussagen selbst, ohne sie zu beweisen. In Tabelle M.1 sind die wichtigsten mathematischen Zeichen und Symbole zu finden. M.1 M Signifikante Stellen Viele Zahlen, mit denen wir in Technik und Naturwissenschaft arbeiten, ergeben sich aus Messungen und sind daher nur mit einer gewissen Unsicherheit bekannt. Diese Unsicherheit sollte sich in der Anzahl der verwendeten Stellen widerspiegeln. Wenn Sie beispielsweise einen Maßstab von 1 m Länge haben, auf dem Markierungen im Zentimeterabstand angebracht sind, können Sie damit die Höhe einer Kiste nur bis etwa einem Fünftel eines Zentimeters genau messen. Mit einem solchen Maßstab könnten Sie die Höhe der Kiste beispielsweise zu 27,0 cm bestimmen. Mit einem anderen Maßstab, der eine Millimetereinteilung hat, bestimmen Sie dagegen die Höhe der Kiste vielleicht zu 27,03 cm. Allerdings dürften Sie auch mit einer Millimeterskala die Höhe kaum genauer als 27,03 cm messen können, denn die Höhe könnte um etwa 0,01 cm variieren, je nachdem, an welcher Stelle Sie messen. Wenn Sie also aufschreiben, die Höhe betrage 27,03 cm, dann heißt das nichts anderes, als dass Ihre beste Tabelle M.1 Mathematische Zeichen = ist gleich = ist nicht gleich ≈ ist ungefähr gleich ∼ ist in der Ordnung von ∝ ist proportional zu > ist größer als ≥ ist größer als oder gleich ist viel größer als < ist kleiner als ≤ ist kleiner als oder gleich ist viel kleiner als x Änderung von x |x| absoluter Betrag von x n! n-Fakultät, d. h. n (n − 1) (n − 2) . . . 1 lim Grenzwert t → 0 dx dt ∂x ∂t Summe t geht gegen null Ableitung von x nach t partielle Ableitung von x nach t Integral Mathe-Grundlagen Mathematische Grundlagen 1566 > > > M MATHEMATISCHE GRUNDLAGEN Schätzung der Höhe eben diese 27,03 cm sind; Sie behaupten damit aber nicht, die Höhe betrage 27,030000. . . cm. Die vier Stellen von 27,03 cm heißen signifikante Stellen oder gültige Stellen. Auch eine gemessene Länge von 2,703 m hat vier signifikante Stellen. Die Anzahl der signifikanten Stellen im Ergebnis einer Rechnung hängt von der Anzahl der signifikanten Stellen in den Ausgangsdaten ab. Wenn Sie mit Zahlen arbeiten, die mit einer Unsicherheit behaftet sind, müssen Sie stets aufpassen, nicht mehr Stellen anzugeben, als die Messunsicherheit zulässt. Bei Näherungsrechnungen oder Überschlagsrechnungen zur Größenordnung hat das Ergebnis stets nur eine oder sogar gar keine signifikante Stelle. Beim Multiplizieren, Teilen, Addieren oder Subtrahieren von Zahlen müssen Sie die Genauigkeit des Ergebnisses genau untersuchen. Die folgenden Regeln sollen Ihnen helfen, die Anzahl der signifikanten Stellen in einem Rechenergebnis zu bestimmen. 1. Beim Multiplizieren oder Dividieren von Größen ist die Anzahl der signifikanten Stellen im Endergebnis nicht größer als in der Größe mit der geringsten Anzahl an signifikanten Stellen. 2. Beim Addieren oder Subtrahieren von Größen sollte die Anzahl der angegebenen Stellen nach dem Komma die gleiche sein wie bei der Größe mit der geringsten Anzahl an signifikanten Stellen. 3. Exakte Werte haben eine unbegrenzte Anzahl von signifikanten Stellen. Beispielsweise hat ein durch Zäh- len bestimmter Wert (etwa 2 Tische) keine Unsicherheit und ist ein exakter Wert. Auch der Umrechnungsfaktor 0,0245000. . . von Meter in Zoll ist ein exakter Wert, weil 1,000. . . Zoll genau gleich 0,0254000. . . m ist. (Das Yard ist nach Definition drei Fuß zu je zwölf Zoll lang. Ein Yard ist damit exakt 0,9144 m lang, und 0,9144 geteilt durch 36 ist in der Tat genau gleich 0,0254.) 4. Manchmal sind auch Nullen signifikant, manchmal hingegen nicht. Eine Null vor einer führenden Zahl ungleich null ist nicht signifikant. Beispielsweise hat 0,00890 drei signifikante Stellen: Die ersten drei Nullen sind nicht signifikant, sie geben nur Auskunft über die Lage des Dezimalkommas; die letzte Null (hinter der Neun) hingegen ist signifikant. 5. Nullen, die zwischen Zahlen ungleich null stehen, sind signifikant. Beispielsweise hat 5603 vier signifikante Stellen. 6. Die Anzahl von signifikanten Stellen in Zahlenangaben, die auf eine oder mehrere Nullen enden, ist allgemein nicht eindeutig zu bestimmen. Beispielsweise könnte 31 000 fünf signifikante Stellen haben, möglicherweise aber auch nur zwei. Um Zweideutigkeiten zu vermeiden, sollten Sie Zahlen in der wissenschaftlichen Schreibweise (Potenzschreibweise) oder mithilfe eines Dezimalkommas angeben. Beispiel M.1 zeigt, wie man die Anzahl der signifikanten Stellen für das Endergebnis einer Rechnung bestimmt. Beispiel M.1: Der Mittelwert von drei Zahlen Berechnen Sie den (arithmetischen) Mittelwert der drei Werte 19,90, −7,524 und −11,8179. Problembeschreibung: Für die Rechnung müssen Sie die drei Zahlen addieren und dann durch 3 teilen. Die erste Zahl hat drei signifikante Stellen, die zweite Zahl vier und die dritte Zahl fünf. Lösung: 1. Addieren Sie die drei Zahlen: 19,90 + (−7,254) + (−11,8179) = 0,5581 2. Wenn in der Aufgabe nur nach der Summe der drei Zahlen gefragt wäre, könnte man die Antwort auf die geringste Anzahl an Nachkommastellen der einzelnen Summanden runden. Für die Mittelwertbildung müssen wir aber die Summe noch durch 3 teilen; dazu benötigen wir das Zwischenergebnis einschließlich der zwei weiteren Nachkommastellen (rot und kursiv): 0,5581 = 0,1860333. . . 3 3. Nur zwei der Stellen im Zwischenergebnis 0,1860333. . . sind signifikante Stellen. Wir müssen diese Zahl also runden, um das Endergebnis zu erhalten. Die Zahl 3 im Nenner ist eine ganze Zahl und hat eine unbegrenzte Anzahl an signifikanten Stellen. Daher hat die Endantwort dieselbe Anzahl an signifikanten Stellen wie das Zwischenergebnis, also zwei: Das Endergebnis ist 0,19 . Plausibilitätsprüfung: Die Summe in Schritt 1 hat zwei signifikante Stellen nach dem Komma, genauso viele wie der Summand mit der geringsten Anzahl an signifikanten Nachkommastellen. 2. Bestimmen Sie den Wert der Proportionalitätskonstante aus den gegebenen Werten V1 = 15,4 ml und A1 = 426 cm2 : k= 3. Bestimmen Sie das benötigte Volumen an Farbe zum Streichen einer Würfelseite mit einem Flächeninhalt von 503 cm2 . Benutzen Sie dazu die in Schritt 1 berechnete Proportionalitätskonstante: V2 = k A2 = (0,0361 ml/cm2 ) (503 cm2 ) V1 15,4 ml = = 0,0361 ml/cm2 A1 426 cm2 = 18,2 ml Plausibilitätsprüfung: Der berechnete Wert für V2 ist größer als der Wert für V1 , wie zu erwarten war: Für das Streichen einer Fläche von 503 cm2 sollte man eine größere Menge an Farbe verbrauchen als für das Streichen von 428 cm2 , da 503 cm2 eine größere Fläche ist als 428 cm2 . Übung M.5: Ein zylindrischer Behälter fasst 0,384 l Wasser. Wie viel Wasser würde in den Behälter passen, wenn man dessen Radius verdoppelt und seine Höhe unverändert lässt? Hinweis: Das Volumen eines senkrechten Kreiszylinders mit dem Radius r und der Höhe h beträgt V = π r 2 h. Das Volumen V ist bei gleich bleibender Höhe also direkt proportional zu r 2 . Übung M.6: Betrachten Sie nochmals den Behälter aus Übung M.5. Wie viel Wasser würde er fassen, wenn man sowohl seine Höhe als auch seinen Radius verdoppelt? Wie viel Wasser würde in den Behälter passen, wenn man dessen Höhe verdoppelt und den Radius unverändert lässt? Hinweis: Das Volumen eines senkrechten Kreiszylinders mit dem Radius r und der Höhe h beträgt V = π r 2 h. M.4 Lineare Gleichungen y y ⫽ mx ⫹ b Eine lineare Gleichung ist ganz allgemein eine Gleichung, bei der jeder Term die Variablen in nullter oder erster Potenz enthält; d. h. jeder Term ist entweder eine Konstante oder ergibt sich als ein Produkt aus einer Konstanten und einer Variablen in der Potenz 1. Eine typische Form ist beispielsweise x + 2y − 4z = 3 (mit Variablen x, y und z). Solche Gleichungen heißen linear, weil ihre Graphen (Funktionskurven) Geraden (für zwei Variablen) bzw. Ebenen (für drei Variablen) sind. Die Gleichungen, mit denen man eine direkte Proportionalität zwischen zwei Variablen beschreibt, sind lineare Gleichungen. y2 m⫽ y1 ⌬y ⌬x ⌬y ⌬x b x1 x2 x M.1 Graph der linearen Gleichung y = m x + b; darin ist b der y-Achsenabschnitt (zwischen dem Koordinatenursprung und dem Schnittpunkt der Geraden mit der y-Achse) und m = y/x die Steigung der Geraden. Graph einer linearen Gleichung Eine lineare Gleichung für den Zusammenhang zwischen den Variablen y und x kann auf die Normalform y =mx +b (M.1) gebracht werden, die auch als Geradengleichung bezeichnet wird; m und b sind darin Konstanten, die positiv oder negativ sein können. Abbildung M.1 zeigt den Graphen der Werte von x und y, die der Gleichung M.1 genügen. Die Konstante b, die auch als y-Achsenabschnitt bezeichnet wird, ist der Wert von y bei x = 0. Die Konstante m ist die Steigung der Linie und gibt das Verhältnis der Änderung von y zur entsprechenden Änderung von x an. In der Abbildung sind zwei Punkte der Linie, nämlich (x1 , y1 ) und (x2 , y2 ), hervorgehoben, ferner sind die Änderungen x = x2 − x1 und y = y2 − y1 eingezeichnet. Die Steigung m ergibt sich dann gemäß m= 1569 Mathe-Grundlagen M.4 LINEARE GLEICHUNGEN < < < y y2 − y1 = . x2 − x1 x Wenn in der Gleichung y = m x + b die Variablen x und y beide unbekannt sind, gibt es keine eindeutigen Lösungspaare (x, y) als Lösung der Gleichung. Jedes Paar (x1 , y1 ) auf der Geraden in Abbildung M.1 erfüllt die Gleichung. Um den Schnittpunkt mit der y-Achse zu bestimmen, müssen wir den Funktionswert zu x = 0 berechnen. Wir können die Gleichungen x = 0 und y = m x +b als zwei lineare Gleichungen mit zwei Unbekannten auffassen. Allgemein gilt: Erst wenn wir zwei unabhängige Gleichungen ha- 1574 > > > M MATHEMATISCHE GRUNDLAGEN Logarithmen 3. Aus Regel 2 folgt für negative Exponenten (−n): x n x −n = x 0 = 1 1 x −n = n . x (M.8) 4. Wenn zwei Potenzen durcheinander geteilt werden, subtrahiert man die Exponenten: xn = x n x −m = x n−m . xm (M.9) 5. Wenn man eine Potenz zu einer anderen Potenz erhebt, multiplizieren sich die Exponenten: (x n )m = x n m . x 1/2 · x 1/2 = x x 1/2 = √ x = log a y . Folglich sind die Logarithmen Exponenten, und für sie gelten ganz entsprechende Rechenregeln wie die bereits eingeführten Potenzregeln: 1. Für zwei Zahlen y1 und y2 mit y1 = a n und y2 = a m gilt (M.10) 6. Wenn Exponenten als Brüche geschrieben werden, deutet man sie als die Wurzeln aus der Basis. Beispielsweise gilt und damit Jede positive Zahl lässt sich als eine Potenz einer anderen positiven Zahl (außer 1) darstellen. Wenn zwischen y und x die Beziehung y = a x herrscht, dann nennt man die Zahl x den Logarithmus von y zur Basis a. Man schreibt diese Beziehung von x und y dann in der Form y1 y2 = a n a m = a n+m . Entsprechend ergibt sich durch Logarithmieren auf allen Seiten der Potenzgleichung: log a y1 y2 = log a a n+m = n + m = log a a n + log a a m = log a y1 + log a y2 . (M.11) (x > 0) . x Daraus folgt log a y n = n log a y . Die Anwendung einiger dieser Regeln zeigt Beispiel M.6. (M.12) Beispiel M.6: Vereinfachung eines Ausdrucks mit Exponenten Vereinfachen Sie den Ausdruck x4 x7 . x8 Problembeschreibung: Nach Regel 1 addieren sich die Exponenten, wenn zwei Potenzen multipliziert werden. Nach Regel 4 subtrahiert man die Exponenten, wenn man zwei Potenzen durcheinander teilt. Lösung: 1. Vereinfachen Sie den Zähler mithilfe von Regel 1: 2. Vereinfachen Sie den Bruch x 11 mithilfe von Regel 4: x8 x 4 x 7 = x 4+7 = x 11 x 11 = x 11 x −8 = x 11−8 = x 3 x8 Plausibilitätsprüfung: Setzen Sie zum Überprüfen der Rechnung x = 2: 24 27 = 23 = 8 28 24 27 (16) 2048 = 256 = = 8. 28 (128) 256 Übung M.13: Vereinfachen Sie (x 1/8 )9 . Übung M.14: Vereinfachen Sie x 6 x 0 . 2. Wegen a 1 = a und a 0 = 1 gilt log a a = 1 bezeichnen. Wir schreiben also (M.13) log e x = ln x und log 10 x = log x . (M.15) Aus y = ln x folgt dann sofort und log a 1 = 0 . x = ey . (M.14) (M.16) Logarithmus und Potenz verhalten sich wie Umkehrfunktionen zueinander, denn Logarithmen lassen sich von einer Basis auf eine andere Basis umrechnen. Ausgehend von y = a x = a log a y , z = log x (M.17) 10z = 10log x = x . (M.18) kommt man sofort auf also a log a y = y . Meist verwendet man nicht Logarithmen zu einer beliebigen Basis, sondern wählt bestimmte Zahlen als Basis aus. Ein Logarithmus zur Basis 10 heißt Briggs’scher, dekadischer, gewöhnlicher oder Zehnerlogarithmus, die Logarithmen zur Basis e (e ist die Euler’sche Zahl mit e = 2,718 . . . ) werden natürliche Logarithmen genannt. Sie sind die Exponenten der Exponential- oder e-Funktion. In diesem Buch werden wir der Konvention folgen, die natürlichen Logarithmen mit dem Symbol ln und die Zehnerlogarithmen mit dem Symbol log (ohne Angabe der Basis) zu Bildet man nun den natürlichen Logarithmus auf beiden Seiten von Gleichung M.18, so führt das zu z ln 10 = ln x . Setzt man nun z = log x ein (Gleichung M.17), so ergibt sich ln x = (ln 10) log x . (M.19) In Beispiel M.7 wird der mathematische Zusammenhang zwischen den Konstanten beim Wechsel der Basis von Logarithmen hergeleitet. Beispiel M.7: Umrechnung zwischen dekadischen und natürlichen Logarithmen Die zu Gleichung M.19 führenden Schritte zeigen, dass im Allgemeinen log b x = (log b a) log a x gilt; für den Wechsel von einer Basis des Logarithmus zu einer anderen ist also nur eine Multiplikation mit einer Konstante erforderlich. Beschreiben Sie den mathematischen Zusammenhang zwischen der Konstante, die beim Wechsel von dekadischen zu natürlichen Logarithmen auftritt, und der Konstante für den Wechsel von natürlichen zu dekadischen Logarithmen. Problembeschreibung: Wir haben eine allgemeine Formel für den Wechsel der Logarithmen von einer Basis zu einer anderen. Wir bestimmen den mathematischen Zusammenhang, indem wir in dieser Formel a und b austauschen. Lösung: 1. Wir gehen von der allgemeinen Formel aus, mit der man Logarithmen von der Basis a auf die Basis b umrechnen kann: log b x = (log b a) log a x 2. Um von Basis b auf die Basis a umzurechnen, tauscht man alle a und b gegeneinander aus: log a x = (log a b) log b x 3. Teilen Sie beide Seiten der Gleichung in Schritt 1 durch log a x: log b x = log b a log a x 4. Teilen Sie beide Seiten der Gleichung in Schritt 2 durch (log a b)/log a x: 1 log b x = log a b log a x 5. Die Ergebnisse zeigen, dass die Umrechnungsfaktoren log b a und log a b Kehrwerte voneinander sind: 1 = log b a log a b Plausibilitätsprüfung: Für log 10 e erhalten Sie mit dem Taschenrechner den Wert 0,43429. Für ln 10 berechnen Sie mit dem Taschenrechner 2,3026. Multiplizieren Sie diese beiden Werte miteinander, das Produkt ist 1,0000. Übung M.15: Berechnen Sie log 10 1000. Übung M.16: Berechnen Sie log 2 5. 1575 Mathe-Grundlagen M.6 POTENZEN UND LOGARITHMEN < < < Um die weiteren Verhältnisse innerhalb des 30°-60°-Dreiecks zu bestimmen, wollen wir der dem 30°-Winkel gegenüberliegenden Seite die Länge 1 zuweisen. Dann gilt √ 1 c= , b = c2 − a 2 = 22 − 12 = 3 , 0,5 √ 3 b cos 30° = = = 0,866 , c 2 a 1 tan 30° = = √ = 0,577 , b 3 b sin 60° = = cos 30° = 0,866 , c a 1 cos 60° = = sin 30° = , c 2 √ 3 b = 1,732 . tan 60° = = a 1 Trigonometrie und Vektoren Man kann die trigonometrischen Beziehungen direkt für die Vektorrechnung (Tabelle M.3) heranziehen, indem man die Katheten eines rechtwinkligen Dreiecks als Komponenten eines Vektors auffasst, der entlang der Hypotenuse orientiert ist, und den Satz des Pythagoras anwendet: a = A x = A cos θ b = A y = A sin θ c = A = A2x + A2y = A cos 2 θ + sin 2 θ Vektoren sind ausführlich in Kapitel 1.7 behandelt. Tabelle M.3 Eigenschaften von Vektoren Eigenschaft Erläuterung Komponente A x , A y , A z : Projektion von A auf die x-, y- bzw. z-Richtung Abbildung Komponentendarstellung y Ax , A y , Az A Ay θ Ax Betrag | A| Gleichheit A = B, falls | A| = |B| und die Richtungen von A und B übereinstimmen Addition x | A| = A2x + A2y + A2z A x = Bx A y = By A z = Bz A B C = A+ B C B C x = A x + Bx C y = A y + By C z = A z + Bz A Das Negative eines Vektors A = −B, falls |B| = | A| und die Richtungen von A und B entgegengesetzt sind Subtraktion C = A− B A x = −Bx A y = −B y A z = −Bz A B B A C Multiplikation mit einem Skalar B = s A hat den Betrag |B| = |s|| A| und die Richtung von A, falls s positiv ist, oder die Richtung von − A, falls s negativ ist B C x = A x − Bx C y = A y − By C z = A z − Bz –B A sA Bx = s A x By = s A y Bz = s A z 1581 Mathe-Grundlagen M.8 TRIGONOMETRIE UND VEKTOREN < < < 3. Lösen Sie nach t auf: 4. Die Zerfallskonstante λ hängt mit der Halbwertszeit gemäß λ = (ln 2)/t1/2 zusammen (Gleichung M.70). Ersetzen Sie λ durch (ln 2)/t1/2 und berechnen Sie die Zeit: t= ln 1,50 0,405 = λ λ t= ln 1,50 ln 1,50 t1/2 = · 5,27 a = 3,08 a ln 2 ln 2 1593 Mathe-Grundlagen M.12 INTEGRALRECHNUNG < < < Plausibilitätsprüfung: Es dauert 5,27 a, bis eine bestimmte Menge von 60 Co auf 50 % ihrer Ausgangsmasse zerfallen ist. Wir können also erwarten, dass es weniger als 5,27 a Jahre dauert, bis 33,3 % einer Ausgangsmasse zerfallen sind. Unser Ergebnis in Schritt 4 von 3,08 a ist wie erwartet kleiner als 5,27 a. Übung M.27: Die Entladezeitkonstante τ eines Kondendators in einem RC-Kreis ist die Zeit, in der sich der Kondensator auf e−1 (entsprechend 0,368) seiner Ausgangsladung bei t = 0 entlädt. Für einen Kondensator ist τ = 1 s. In welcher Zeit t (in Sekunden) hat sich der Kondensator auf 50,0 % seiner Anfangsladung entladen? Übung M.28: Die Population an Rehen im Naturschutzgebiet ist um 8,0 % pro Jahrzehnt gestiegen und nimmt auch weiterhin mit derselben Geschwindigkeit zu. In wie vielen Jahren wird die Population 1,5-mal so groß sein wie heute? M.12 Integralrechnung f(t) Man kann die Integration als die Umkehrung der Differenziation ansehen: Wenn man eine Funktion f (t) integriert, dann sucht man eine Funktion F(t), deren Ableitung nach t gerade f (t) ist. fi Deutung des Integrals als Fläche unter einer Kurve, Dimensionsanalyse Die Bestimmung des Inhalts einer Fläche unter dem Graphen einer Kurve illustriert das Vorgehen bei der Integration. Wir betrachten eine beliebige Funktion f (t) (Abbildung M.27). Der Flächeninhalt des schattierten Elements ist näherungsweise fi ti ; dabei wird f i an einer beliebigen Stelle des Intervalls ti berechnet. Diese Näherung ist sehr genau, wenn ti hinreichend klein ist. Den Inhalt der Gesamtfläche unter einem bestimmten Abschnitt der Kurve berechnet man, indem man die Flächeninhalte aller entsprechenden Flächenelemente addiert und den Grenzwert bildet, wenn ti gegen null geht. Dieser Grenzwert heißt das Integral von f über t. Man schreibt es in folgender Form: f dt = Flächei = lim f i ti . (M.74) ti →0 i Die physikalische Dimension des Integrals einer Funktion f (t) erhält man durch Multiplikation des Integranden (d. h. der zu integrierenden Funktion) mit den Dimensionen der Integrationsvariablen t. Wenn beispielsweise der Integrand eine Geschwindigkeitsfunktion v(t) (Dimension L/T) und die Integrationsvariable die Zeit t ist, dann hat das Integral die Dimension L = (L/T) · T. Mit anderen Worten: Die Dimension des Integrals ist Geschwindigkeit mal Zeit. t f dt . t1 t ⌬ti t2 M.27 Graph einer allgemeinen Funktion f (t). Der Flächeninhalt des schattierten Elements ist näherungsweise f i ti ; dabei wird f i an einer beliebigen Stelle des Intervalls ti ausgewertet. Die Funktion y ist der Inhalt der Fläche unter der f (t)-Kurve von t1 bis zu einem allgemeinen Wert t. Für ein kleines Intervall t ist die Flächenänderung y näherungsweise gleich f t: y ≈ f t , y f ≈ . t Nach Bildung des Grenzwerts für t → 0 ist zu erkennen, dass f die Ableitung von y ist: Wir setzen y= ⌬t1 ⌬t2 ⌬t3 t1 (M.75) f = dy . dt (M.76) 1594 > > > M MATHEMATISCHE GRUNDLAGEN Unbestimmte und bestimmte Integrale In dem Ausdruck y= f dt (M.77) sieht man y als das unbestimmte Integral von f über t an. y wird auch die Stammfunktion von f genannt. Um ein unbestimmtes Integral anzugeben, müssen wir die Funktion y finden, deren Ableitung die Funktion f ist. Weil die Stammfunktion einen konstanten Term enthalten kann, der zur Ableitung nicht beiträgt, enthält der Ausdruck für die Stammfunktion eine Integrationskonstante C. Wenn wir hingegen die Funktion über ein bestimmtes Intervall integrieren – beispielsweise von t1 nach t2 (vgl. Abbildung M.27) –, so erhalten wir das bestimmte Integral, in dem die unbekannte Integrationskonstante nicht mehr vorkommt: t2 f dt = y(t2 ) − y(t1 ) . (M.78) t1 In Tabelle M.6 sind einige wichtige unbestimmte Integrale zusammengestellt. Ausführlichere Listen von Stammfunktionen findet man in Analysislehrbüchern, in Formelsammlungen bzw. Nachschlagewerken (z. B. Bronstein: Taschenbuch der Mathematik) oder im Internet (beispielsweise über Wikipedia bzw. Wikibooks). Die Integration einer Bewegungsgleichung wird in Beispiel M.14 illustriert. Tabelle M.6 Unbestimmte Integrale 1. A dt = A t 1 2. A t dt = A t 2 2 t n+t 3. A t n dt = A , n = 1 n+1 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. A t −1 dt = A ln |t| 1 bt e b 1 cos ωt dt = sin ωt ω 1 sin ωt dt = − cos ωt ω ∞ 1 e−ax dx = a 0 ∞ 1 π 2 e−ax dx = 2 a 0 ∞ 2 −ax 2 xe dx = a 0 ∞ 1 π 2 x 2 e−ax dx = 4 a3 0 ∞ 4 2 x 3 e−ax dx = 2 a 0 ∞ 3 π 2 x 4 e−ax dx = 8 a5 0 ebt dt = In diesen Formeln sind A, b und ω jeweils Konstanten. In den Formeln 1 bis 7 kann man zur rechten Seite jeweils eine beliebige Konstante C hinzuzählen. Die Konstante a ist größer als null. Beispiel M.14: Die Integration von Bewegungsgleichungen Ein Teilchen bewegt sich mit konstanter Beschleunigung a. Geben Sie eine Formel für den Ort x des Teilchens zum Zeitpunkt t an. Gegeben sind die Anfangsposition x0 und Anfangsgeschwindigkeit v0 zum Zeitpunkt t = 0. Problembeschreibung: Die Geschwindigkeit v ist die Ableitung von x nach der Zeit t; die Beschleunigung a ist die Ableitung von v nach t. Wir sollten also die gesuchte Funktion x(t) durch zwei Integrationen erhalten. Lösung: 1. Um v als Funktion von t anzugeben, integrieren Sie a bezüglich t. Die Funktion a kann aus dem Integranden ausgeklammert werden, weil die Beschleunigung nach Aufgabenstellung konstant sein soll. 2. Für die Geschwindigkeit gilt: v = v0 für t = 0: v = a dt = a dt v = a t + C1 Dabei ergibt sich C1 als Produkt aus a und der Integrationskonstante. v0 = 0 + C1 ⇒ C1 = v0 Also gilt v = v0 + a t. 3. Um x als Funktion von t anzugeben, integrieren Sie nun v bezüglich t: v dt = (v0 + a t) dt = v0 dt + a t dt x = v0 dt + a t dt = v0 t + 12 a t 2 + C2 x = Dabei ist C2 eine Integrationskonstanten. Kombination der beiden http://www.springer.com/978-3-8274-1945-3