Elementare Zahlentheorie 1. Teilbarkeit • a teilt b (a | b) :⇔ b a ∈ ZZ. • a | bc, ggT (a, b) = 1 ⇒ a|c. R dt • Primzahlsatz: Für Anzahl π(x) der Primzahlen ≤ x gilt: π(x) ∈ O( lnxx ), π(x) = 2x log +R t P∞ Q −1 • Riemannsche Vermutung: Sei ξ(z) := n=1 n1z = p∈IP (1 − p1 ) . Dann gilt ξ(z) 6= 0, falls <(z) > √ • Gilt die Riemannsche Vermutung, so ist |R| < c · x log x. 1 . 2 2. Kongruenzen und Restklassenringe • ZZm ist ein Ring, ZZ× Zm | ggT(x, m) = 1} ist eine Gruppe bezüglich der Multiplikation. m := {x ∈ Z • ZZm ist Körper ⇔ m ∈ IP. • Chinesischer Restsatz: Sei n := m1 · . . . · mk , wobei die mi pw. teilerfremd seien. Dann ist f : ZZn → ZZm1 × . . . × ZZmk : x 7→ (r1 , . . . , rk ) mit x ≡ rj mod mj ∀ 1 ≤ j ≤ k bijektiv. k verschiedene Kongruenzen lassen sich also durch genau ein 0 ≤ x < n lösen. Qk • f (ZZ× Z× Z× Z× Z× n) = Z m1 × . . . × Z mk , ]Z n = mj j=1 ]Z 3. Zahlentheoretische Funktionen • Eine Abbildung f : IN → C nennt man eine zahlentheoretische Funktion. Sie heißt multiplikativ, falls f (x, y) = f (x)f (y) ∀ x, y ∈ IN und f (1) = 1. P • F := d|n f (d) heißt summatorische Funktion von f . F ist wieder multiplikativ. (’Zahlentheoret. Integration’) P • τ (n) := d|n 1 ist multiplikativ. (Anzahl der Teiler von n) P σ(n) := d|n d ist multiplikativ. (Summe der Teiler von n) ϕ(n) := ]ZZ× n ist multiplikativ ( Eulersche Funktion) mit Φ(n) = n. Sei µ(1) := 1, µ(p1 · . . . pr ) := (−1)s für verschiedene Primzahlen, µ(n) = 0 sonst. Dann ist µ multiplikativ (Möbiusfunktion). Es ist M (n) = δ1n . P • Möbiussche Umkehrformel: f (n) = d|n µ(d)F ( n ) d Pn Pn 3 2 • m=1 ϕ(m) = π 2 n + O(n log n). m=1 τ (m) = n log n + O(n), 4. Quadratische Reste • Eine Zahl r ∈ ZZ heißt quadratischer Rest modulo, falls ggT(r, m) = 1 und es x ∈ ZZ gibt mit x2 ≡ r mod m. • Sei m = pk1 1 · . . . · pks s ungerade. Dann gilt: r ist quadrat. Rest mod m ⇔ r ist quadrat. Rest mod pj ∀ 1 ≤ j ≤ s. • Sei p > 2. (r|p) ist das Legendre-Symbol mit (r|p) = 1 falls r quadratischer Rest mod p, sonst (r|p) = −1. • Eulersches Kriterium: Sei 2 < p ∈ IP ⇒ (r|p) ≡ r • Seien p, q > 2 Primzahlen. Dann gilt: p−1 2 mod p ∀ p - r. Es gibt also genau p−1 2 quadrat. Reste in ZZ× p . p−1 a) (r|p) ≡ r 2 mod p für r ∈ ZZ× p . b) (rs|p) = (r|p)(s|p) für p 6 |rs c) (r|p) = (r0 |p) für r ≡ r0 mod p. d) (p|q) = (−1) (p−1)(q−1) 4 (q|p). (quadratisches Reziprozitätsgesetz) p2 −1 p−1 2 e) (−1|p) = (−1) , (2|p) = (−1) 8 . ( Ergänzungssatz) p • Mp := 2 − 1 heißen Mersennesche Primzahlen. • Sei p = 4n + 3, q = 2p + 1. Sind p und q Primzahlen so gilt: q | Mp 5. Quadratische Zahlkörper • Sei d ∈ ZZ \ {1}, d - frei, δ := √ d 6∈ Q. Q(δ) := {x + yδ | x, y ∈ Q} heißt quadratischer Zahlkörper (!). • α ∈ C heißt algebraisch vom Grad n :⇔ ∃ f (t) ∈ Q[t] \ {0} : f (α) = 0, mit f normiert und von minimalem Grad n. α heißt ganz algebraisch :⇔ f (t) ∈ ZZ[t]. • α (ganz) algebraisch vom Grad 1 ⇔ α ∈ Q (α ∈ ZZ), α algebraisch vom Grad 2 ⇔ α ∈ Q(δ). • d ≡ 2, 3 mod 4 ⇒ α ∈ Q(δ) ganz ⇔ ∃ x, y ∈ ZZ : α = x + δy. d ≡ 1 mod 4 ⇒ α ∈ Q(δ) ganz ⇔ ∃ x, y ∈ ZZ, x ≡ y mod 2 : α = • α ∈ Q(δ) heißt Einheit :⇔ α und 1 α x+δy . 2 sind ganz algebraisch. • d ≡ 2, 3 mod 4 ⇒ α ∈ Q(δ) Einheit ⇔ ∃ x, y ∈ ZZ : α = x + δy, x2 − dy 2 = ±1. d ≡ 1 mod 4 ⇒ α ∈ Q(δ) Einheit ⇔ ∃ x, y ∈ ZZ, x ≡ y mod 2 : α = x+δy , x2 − dy 2 = ±4. 2 • Die Einheiten der immaginärquadratischen Zahlkörper (d < 1) sind ±1 für d = −1 zusätzlich ±i. Alle reellquadratischen Zahlkörper (d > 0) haben unendlich viele Einheiten. 1 6. Kettenbrüche • Kettenbruch-Algorithmus: Sei α ∈ IR. Initialisiere: b0 := [α], α0 := α − [α]. Falls αi−1 > 0 : β0 := α1 > 1, bi := [βi−1 ], αi := βi−1 − [βi−1 ]. Sonst breche ab (⇒ α ∈ Q). 0 • Schreibweise: Q 3 α = [b0 , . . . , bm ], IR \ Q 3 α = [b0 , b1 , . . .], wobei α = b0 + 1 b1 + b 1 +.. . 2 • Sei (bn ) eine Folge in IN. Definiere: p0 := 0, q0 := 1, p1 := 1, q1 := b1 , pn+1 := bn+1 pn + pn−1 , qn+1 := bn+1 qn + qn−1 ⇒ pqn = [0, b1 , . . . , bn ] ∀ n ∈ IN. n √ • Für pn = qn ∀ n ∈ IN erhalten wir die Fibonacci-Zahlen, limn→∞ pqn = 12 5−1 n • pn−1 qn − pn qn−1 = (−1)n , pn−1 qn+1 − pn+1 qn−1 = (−1)n bn+1 ∀ n ∈ IN • Sei an := pn qn ∀ n ∈ IN ⇒ ∃ α = limn→∞ an und a2 < a4 < . . . < α < . . . < a3 < a1 . |α − an | ≤ • ∀ α ∈ IR ∃˙ Kettenbruchentwicklung α = [b0 , b1 , . . .]. [1, 1, . . .] = √ 5−1 2 √ 5−1 2 2n−1 ∀ n ∈ IN. wird dabei am schlechtesten approximiert. 7. Anwendungen der Kettenbruchentwicklung √ • Sei a ∈ IN, α := 1 + a2 ⇒ α = [a, 2a, 2a, . . .]. • α ∈ C hat periodische Kettenbruchentwicklung ⇔ α ist quadratische Irrationalzahl. • e+1 e−1 = [2, 6, 10, 14, 18, 22, . . .] • Sei α ∈ (0, 1) ∩ IR \Q, n ∈ IN, ⇒ |qn α − pn | = min{bqαe | 1 ≤ q < qn+1 } ⇔ α − • Die Approximierenden pn qn p qn ≤ α − p q q qn ≤ α − p q für q ≥ qn . der Kettenbruchentwicklung geben die bestmögliche Approximation für Nenner q ≤ qn . • ∀ α ∈ IR \ Q ∃ pq ∈ Q mit q beliebig groß: α − pq < 2q12 . • ∀ p, q ∈ ZZ ∀ n ∈ IN gilt: α − pq > q q1 für q > qn . n n+2 • α ∈ IR quadratische Irrationalzahl ⇒ ∃ c > 0 : α − pq > qc2 ∀ p, q ∈ ZZ. 8. Transzendente Zahlen • Eine Zahl α ∈ C heißt transzendent, falls sie nicht algebraisch ist. • Es gibt abzählbar viele algebraische Zahlen und daher überabzählbar viele transzendente Zahlen (über Q). c(α) • Sei α ∈ IR algebraisch vom Grad n > 1 ⇒ ∃ c(α) > 0 : α − pq ≥ qn ∀ p ∈ ZZ ∀ q ∈ IN. c(α,ε) • Satz von These-Siegel-Roth: ∀ α ∈ C \ Q ∀ ε > 0 ∃ c(α, ε) > 0 : α − pq ≥ q2+ε . P bk • Sei N ∈ IN, bk ∈ {1, . . . , N } ∀ k ∈ IN ⇒ α := ∞ k=0 2k! ist transzendent. • Satz von Hermite - Lindemann: α ∈ C× ⇒ α oder eα sind transzendent. 9. Gleichverteilung • Sei (xn ) eine Folge in [0, 1], Nn (a, b) := {ν ∈ {1, . . . n} | a ≤ xν ≤ b}. • (xn ) heißt gleichverteilt in [0,1] :⇔ limn→∞ Nn (a,b) n = b − a ⇔ limn→∞ 1 n Pn ν=1 e2πixν = 0 • Weierstraßscher Approximationssatz (für P trig. Polynome): Sei f : IR → IR stetig und 1-periodisch ⇒ ∀ ε > 0 ∃ trig. Polynom g(x) = a0 + m i=1 ak cos(2πk) + bk sin(2πk) : |f (x) − g(x)| < ε ∀ x ∈ IR. • Sei α ∈ IR. Die Folge xn := αn − [αn] ist gleichverteilt auf [0, 1] ⇔ α 6∈ Q. P P r ν • Sei g : [0, 1] → C, f (n) := r∈ZZ× g n , F (n) := n ν=1 g n ∀ n ∈ IN. n P P Dann gilt: F (n) = d | n f (d), f (n) = d | n µ(d)F n . d • Sei 0 ≤ a < b ≤ 1. ⇒ limn→∞ ]{r ∈ ZZ× n | a≤ r b}/ϕ(n) n =b−a 10. Kreisteilungskörper • Sei m ∈ IN, m ≥ 3. ζ := e ζr =e r 2πi m 2πi m ) + i sin( 2πi ) heißt m-te Einheitswurzel. = cos( 2π m m ZZ× m ,r∈ Q • ZZ[t] 3 Φm (t) = heißt primitive m-te Einheitswurzel. Q m (t − ζ r ) = d | m (t d − 1) heißt (m-tes) Kreisteilungspolynom. r∈ZZ× m p −1 • Φm (t) ist irreduzibel über Q p ∈ IP ⇒ Φp (t) = tt−1 = tp−1 + . . . + t + 1. Pn−1 2πi • Sei n = ϕ(m), ζ := e m . Dann ist ZZ[ζ] = { i=0 ai ζ i | a0 , . . . an−1 ∈ ZZ} ein Ring und P i Q[ζ] := { n−1 i=0 ai ζ | a0 , . . . an−1 ∈ Q} ein Körper, der Kreisteilungskörper • Sei p ∈ IP, p ≥ 3 ⇒ xp + y p = z p , mit p - x, y, z hat keine Lösung in ZZ. c Daniel Schielzeth, Berlin 2003. 2