Zur Biographie von Herwarth Walden (Georg Levin), 1878-1941 ● Komponist, Schriftsteller, Kritiker, Kunsthändler, Galerist Georg Levin wurde am 16. September 1878 in einer jüdischen Arztfamilie in Berlin geboren. Gegen den Elternwillen – sie wollten einen Kaufmann aus ihm machen – wurde aus ihm ein Pianist. Georg Levin studierte Musikwissenschaft in Florenz und war ein Schüler des damals berühmten Conrad Ansorge. 1899, nach Berlin zurückgekehrt, suchte Levin Kontakt zu Künstlerkreisen und der Bohème. In dieser Zeit lernte er auch die Dichterin Else LaskerSchüler, seine zukünftige Ehefrau, kennen. Sie war 9 Jahre älter als Levin, weshalb sie angeblich ihr Geburtsdatum im Pass korrigierte. Seinen Lebensunterhalt verdiente Levin mit Klavierunterricht. Er vertonte – wahrscheinlich als erster – Gedichte von Else Lasker-Schüler, zwar ohne großen Erfolg, aber die Verehrung für Else hat ihn zum Komponisten gemacht. In Anspielung auf den Roman „Walden“ von Henry Thoreau entstand sein Künstlerpseudonym, das ihm Else gab. Von 1901 bis 1911 waren sie verheiratet. Walden vertonte auch Gedichte von Goethe, Arno Holz, August Stramm und anderen. Jedoch befand er sich schon auf der Suche nach sich selbst. Schließlich fand er seine Rolle in der Berliner Kunstbohème; 1904 gründete er den „Verein für Kunst“ und begann, junge Autoren wie Thomas und Heinrich Mann, Alfred Döblin und vieler andere zu fördern, die heute zur Weltliteratur zählen. In den Jahren 1910-1932 war Walden Herausgeber der avantgardistischen Zeitschrift „Der Sturm“. Das war eine Kunstund literarische Zeitschrift, die zur bedeutendsten Zeitschrift des Expressionismus wurde. Es entstanden später die „Sturm“-Galerie, „Sturm“-Bühne, „Sturm“-Ausstellungen und „Sturm“Abende, an denen die expressionistische Lyrik vorgetragen wurde. Im Verlag „Der Sturm“ erschienen Dramen, Kunstmappen, Künstlermonographien und kunsttheoretische Schriften. Ein Freund von Walden, Karl Kraus, wirkte mit, indem er diese Veranstaltungen durch finanzielle, ideelle und literarische Unterstützung möglich machte. Somit wurde Herwarth Walden ein Vorkämpfer des Expressionismus, Futurismus und Kubismus in Deutschland, ein bedeutender Vermittler der modernen Kunst und Literatur. Herwarth Walden war einer unter den ersten, der den Begriff „Expressionismus“ einführte. 1918 erschien seine Schrift „Expressionismus. Die Kunstwende“. Nach dem Ersten Weltkrieg ließ die Attraktivität der „Sturm“-Zeitschrift allmählich nach. Die avantgardistische Kunst hatte sich durchgesetzt, viele Künstler waren inzwischen berühmt geworden und etliche wandten sich nun von ihrem ehemaligen Förderer ab. 1926 verkaufte er 1 sein Archiv an die damalige Preußische Staatsbibliothek in Berlin. Das war ein symbolischer Abschluss seines Wirkens für die moderne Kunst und Literatur. Nun begab er sich erneut auf die Suche – ihn lockte Sowjetrussland mit seinen Reformen. Kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs war Walden der kommunistischen Partei beigetreten. Er erhoffte die Verwirklichung der sozialen Revolution.1929 fanden die letzten „Sturm“-Ausstellungen statt, im März 1932 erschien die letzte Nummer der Zeitschrift. Larisa Kravcova Quellen: Der Sturm. Monatszeitschrift für Kultur und die Künste. Herausgeber: Herwarth Walden. 18 (1927/28), S. 73-101. http://www.exil-archiv.de/html/biografien/walden.h.htm http://de.wikipedia.org/wiki/Herwarth_Walden 2