Die Merkmale des Sturm und Drang: ein Überblick Die bedeutendsten Merkmale des Sturm und Drang weisen eine Gemeinsamkeit auf: Das Bekennen zu seinen Gefühlen im Widerstreit mit der unangenehmen Wirklichkeit Während gegen Ende des 18. Jahrhunderts in der Aufklärung eine relativ starke Betonung des Rationalen einsetzt und damit eine Vernachlässigung des Gefühls, erhebt sich deshalb bald Kritik. Dieser Zwiespalt zwischen Rationalem und Emotionalem ist Grundlage für die europäische Bewegung der Empfindsamkeit. Sie nennt sich nach dem Titel des Dramas „Sturm und Drang“ von Friedrich Maximilian Klinger. Die Merkmale des Sturm und Drang beruhen auf emotionale Empfindungen und auf einen starken Freiheitsdrang. Dieser Bewegung schließen sich vor allem junge Literaten und meistens auch Studenten an. Dabei wenden sie sich gegen jede Art von Tradition und Autorität und lehnen den Gedanken der aufklärerischen „ratio“ ab, während die „emotio“ zunehmend an Bedeutung gewinnt. Somit wird der Sturm und Drang als eine Ergänzung und Weiterentwicklung der Aufklärung angesehen. Dabei zeichnen sich die Merkmale des Sturm und Drang durch gefühlvolle Äußerungen aus. Zwischen Verstand und Gefühl Das Ideal des Sturm und Drang ist nun nicht mehr der vernünftige, sondern gerade der natürliche und unverbildete Mensch mit seinen Eigenheiten und seiner Individualität. Ein wichtiges Merkmal des Sturm und Drang ist der Begriff des Genies, der im Mittelpunkt der Bewegung steht. Das Genie ist jung, einmalig und autonom. Das Bild des Genies äußert das Schöpferische und Gefühlvolle, wobei besonders Dichter als Schöpfer verstanden werden. Als Vorbild galt der Halbgott Prometheus, der für Selbstherrlichkeit und Unabhängigkeit steht, da er sich frei von Bevormundung und unbegründeter Autorität macht. Es entsteht ein Freiheitsbegriff, der zwar auch zu Teil politisch motiviert ist, aber keine direkten politischen Ziele im Sinne einer Veränderung der Gesellschaft verfolgt. Einerseits geht es um die Freiheit von der Herrschaft des Verstandes und anderseits um die Freiheit von der Vorherrschaft eines Standes und um die Abschaffung von sozialer Unterdrückung. Das Genie beruft sich besonders auf große Vorbilder der Weltliteratur wie Homer, die Bibel, den englischen Dramatiker Shakespeare. Ein weiteres Merkmal beruht auf den Änderungen im Denken und prägt sowohl Literatur, wie auch Sprache. Begriffe wie Herz, Liebe, Leid, Schmerz, Einsamkeit, Freundschaft, Abend, Nacht, Natur und Mond werden zu Schlüsselwörtern der neuen Dichtung und gelten als typische Merkmale des Sturm und Drang. Die Sprache selbst ist durch Gefühlsregungen bestimmt, wobei ihre natürliche Form und das spontan gesprochene Wort im Vordergrund stehen. Das Drama ist die Hauptform der Dichtung im Sturm und Drang, was stets den Konflikt zwischen Genies, die nach Freiheit streben, und der konventionellen Weltordnung neu aufwirft. Nur enden die Dramen tragisch, da die Hauptfigur meistens an der strengen Weltordnung scheitert. Vertreter des Sturm und Drang Zu den wichtigsten Vertretern des Sturm und Drang zählt neben Shakespeare der französische Philosoph Jean Jacques Rousseaus und auch Friedrich Schiller. Rousseaus Aufforderung lautet „zurück zur Natur“, das zum Programm der Stürmern und Drängern wird. Es entwickelt sich eine neue Sichtweise der Natur, deren eigener Wert jetzt deutlich erkannt wird. Ihrer Meinung nach ist die Aufgabe der Menschen eine neue unmittelbare Empfindung für die Natur zu entwickeln, was zunehmend zu einen der wichtigsten Merkmale des Sturm und Drang wird. Auch der Mensch soll aus der Natur heraus frei leben und sich nicht nur Konventionen unterordnen. Goethe gestaltet in seiner Erlebnisdichtung ebenfalls Empfindungen, die einer ganz persönlichen Situation entspringen. So sind die Merkmale des Sturm und Drang besonders durch emotionales Handeln aber auch irrationales Entscheiden geprägt. Stets stehen folgende Gegensätze im Vordergrund, die es gilt soweit wie möglich in Einklang zu bringen, wie Freiheit und Gesetz, Verstand und Gefühl, Geist und Natur, Pflicht und Neigung oder Anspruch der Gesellschaft und Recht des Einzelnen. Die Vertreter versuchen stets zwischen diesen Punkten Ausgleich und Harmonie zu schaffen, um ihrer selbst gerecht zu werden, was ebenfalls deutliche Merkmale des Sturm und Drang sind.