Folien zur Vorlesung “Wahrscheinlichkeitsrechnung und Stoch. Prozesse” 19.11.2015 6.4 POISSON-Verteilung: Definition: Sei X : Ω → N0 = {0, 1, 2, . . . } eine Zufallsvariable. Dann ist X POISSON-verteilt mit dem Parameter λ > 0, falls P[X = k] = λk −λ e k! für alle k ∈ N0 . Bemerkungen: • Die Poisson-Verteilung entsteht aus der Binomialverteilung, falls der Erfolgsparameter p sehr klein ist und man n → ∞ gehen läßt. • Daher wird die Poisson-Verteilung auch die “Verteilung der seltenen Ereignisse” bezeichnet. • Sie ist tatsächlich eine Verteilung, denn: X P[X = k] = k≥0 X λk k≥0 (Zur Erinnerung: ex = k! e−λ = e−λ X λk k≥0 k! X k· = e−λ eλ = 1. P xk k≥0 k! .) Erwartungswert: EX = X = X = X k · P[X = k] = k≥0 k≥0 k k· λ −λ e k! λ· λk−1 −λ e (k − 1)! λ · e−λ X λk−1 (k − 1)! = λ · e−λ X λl = −λ k≥1 k≥1 = k≥1 k=l+1 λ·e l! l≥0 | {z } =eλ λ · e = λ. λk −λ e k! Varianz: E[X 2 ] = X = X = X k 2 · P[X = k] = k≥0 k≥0 k2 · k·λ· λ· X λ· X k≥1 = k λk−1 −λ e (k − 1)! λk−1 −λ e (k − 1)! (l + 1) l≥0 = λ· X l≥0 | = λk −λ e k! λ −λ e k! k≥1 k=l+1 k2 · k k≥1 = X λl −λ e l! X λl λl −λ e−λ l · e +λ · l! l! l≥0 {z } =EX=λ λ2 + λ · e−λ · X λl l! l≥0 | {z } = λ2 + λ. =eλ Damit erhalten wir die Varianz als VarX = E[X 2 ] − (EX)2 = λ2 + λ − λ2 = λ. Weitere Bemerkungen: • Oft werden Sachverhalte durch Poisson-Verteilungen modelliert, wobei in einem Zeitintervall die durchschnittliche Anzahl von eintretenden Ereignissen bekannt ist. Der Parameter λ wird dann als dieser Durchschnittswert gesetzt. • Sei X eine Poisson-verteilte Zufallsvariable mit Parameter λ > 0, welche die Anzahl der eintretenden Ereignisse in einem Zeitintervall [0, 1] beschreibt. Sei Y die Zufallsvariable, welche die Anzahl der eintretenden Ereignisse in einem Zeitintervall [0, t], t > 0, beschreibt. Dann ist Y Poisson-verteilt mit dem Parameter λ · t. Beispiel: An einer gefährlichen Straßenkreuzung finden im Durchschnitt pro Woche zwei Unfälle statt. Die Anzahl der Unfälle in einer Woche werde durch eine Poisson-verteilte Zufallsvariable N beschrieben. Berechnen Sie die Wahrscheinlichkeit, daß in einer Woche maximal zwei Unfälle passieren. Approximation der Binomialverteilung durch die Poisson-Verteilung: Seien sehr großes n ∈ N und sehr kleines p ∈ (0, 1) gegeben. Man betrachte folgende Zufallsvariablen: X Poisson-Verteilt mit Parameter λ = n · p Y binomialverteilt mit Parameter n und p Dann gilt: = n · p = λ = EX, = n · p · (1 − p) = λ · (1 − p) = (1 − p) · VarX, EY VarY d.h. falls p sehr klein ist, gilt VarY ≈ VarX. Daher kann die Binomialverteilung unter Zuhilfenahme der folgenden Faustregel mit Hilfe der PoissonVerteilung approximiert werden: Faustregel: Falls n ≥ 30 und p ≤ 1 , 10 so gilt für k ∈ N0 : P[X = k] ≈ P[Y = k] 6.5 Diskrete Gleichverteilung: Definition: Seien x1 , . . . , xn ∈ R, n ∈ N. Eine Zufallsvariable X : Ω → {x1 , . . . , xn } heißt gleichverteilt auf der Menge {x1 , . . . , xn }, falls für alle i ∈ {1, . . . , n} gilt: P[X = xi ] = 1 . n Erwartungswert: EX = n X xi · P[X = xi ] = i=1 n X xi i=1 n = x1 + x2 + · · · + xn n Spezialfall: Falls X : Ω → {1, . . . , n} gleichverteilt auf der Menge {1, . . . , n} ist: n n X 1 X Mathe A! 1 n(n + 1) n+1 1 ·i= = , i = EX = n n i=1 n 2 2 i=1 E[X 2 ] = n n X 1X 2 1 2 i ·i = n n i=1 i=1 Mathe A! = 1 n(n + 1)(2n + 1) (n + 1)(2n + 1) = , n 6 6 (n + 1)(2n + 1) (n + 1)2 − VarX = E[X ] − (EX) = 6 4 4n2 + 6n + 2 − 3n2 − 6n − 3 n2 − 1 = = . 12 12 2 2