Englische Orchestermusik Anregungen für den Unterricht Zusammengestellt und teilweise ausprobiert von Ursi Schnyder Anlässlich des Schülerworkshops «England» des argovia philharmonic vom 28.Oktober 2013 Inhalt und Konzeption der Handreichung Vorwort Inhaltsverzeichnis Einleitung Die Vorschläge zu Phasen der Unterrichtseinheit - Die einzelnen Phasen der Unterrichtseinheit zur 5. Symphonie von Ralph Vaughan Williams zu den einzelnen Sätzen zur Simple Sinfonie von Benjamin Britten Exkurs William Turner Das Orchester und seine Instrumente Der Workshop Literaturverzeichnis Anhang Im September 2013 Ursi Schnyder 1 Vorwort In dieser Handreichung zum Workshop vom 28.Oktober 2013 „England“ und zur Englischen Orchestermusik soll Ihnen als Lehrperson verschiedene Bausteine und Möglichkeiten vorgestellt werden, die Sie auf unkonventionelle und elementare Art und Weise am Anfang, zur Vorbereitung und/ oder am Ende der Beschäftigung mit Thema der als Unterrichtseinheit verwenden können. Die Anzahl unterrichtlicher Vorschläge in Fachzeitschriften, Unterrichtswerken, auf dem Netz und als Lose-Blatt Sammlung ist groß. Die Symphonie fantastique ist in der musikwissenschaftlicher und musikdidaktischen Literatur ebenfalls gut dokumentiert. In dieser Handreichung soll der Versuch unternommen werden, den Weg zu zu England über die Musik zu machen. Der englischen Orchestermusik fehlt es mit oder ohne Programm-Kenntnis nämlich an nichts, was Musik als Musik! wahrnehmbar macht: Anfang, Ende, Klänge, Melodien, Farben, Empfindungen, Ausdruck, Programm, Rhythmen, Gleichartiges und Kontrastreiches, Wiederholung und Veränderung... Die folgende Handreichung und Aufbereitung an Unterrichtsmaterial zusammen mit dem Klassenbesuch eines Musikers aus dem Orchesters und dem eigentlichen Workshop-Besuch am 28. Oktober soll den SchülerInnen die Möglichkeit geben... - in die Welt der englischen OrchesterMusik anhand der 5. Sinfonie von Ralph Vaughan Williams und der Simple Sinfonie von Benjamin Britten einzutauchen Die argovia philharmonic mit allseinen Mitgliedern und Instrumenten kennenzulernen aktiv auf verschiedenen Ebenen sich mit dem Thema auseinander zu setzen und dieses in verschiedenen Unterrichtsfächern zu vertiefen und zu vernetzen 2 Inhaltsverzeichnis Einleitung Die Vorschläge zu den Phasen der Unterrichtseinheit S.5 1. Phase: Allgemeines 1.1. 1.2 . 1.2.1 Englische Orchestermusik Erster Einstieg (Proms/ Pomps and Circumstance) Hintergrundinfos: die Geschichte der Proms S.5 S.6 S.6-9 1.3. Geschichtlicher Überblick S.9 1.4. Englische Komponisten S.9 2. Phase: Wahrnehmen, Vertiefen, Vernetzen, Entwickeln 2.1 5. Sinfonie Ralph Vaughan Williams S.10 2.1.1. Einstieg S.10/11 2.2. Die 5. Sinfonie und ihre Sätze S. 12 2.2.1. 1.Satz: Preludio Möglichkeiten/Ideen, Hauptthema, Auftrag, Notenquiz, Notentext, Gestalterische Aufgaben S.12-15 2.2.2. 2.2.3. 2.2.4. 2. Satz: Scherzo Einzelarbeit am Platz/Partnerarbeit im Raum und in Bewegung S.16 3. Satz: Romanza EXKURS: The Pilgrim’s Progress S.17 4. Satz: Passacaglia EXKURS Passacaglia S. 18 2.3. Der Komponist Rahlph Vaughan Williams S.19 2.3.1 2.3.2. Biografie Frageblatt zur Biografie S.19/20 S.21 2.4. Simple Sinfonie Benjamin Britten S.22 2.4.1 Der Komponist Benjamin Britten S.22-24 3 3. Phase: Wahrnehmen, Vertiefen, Vernetzen, Entwickeln 3.1: Das Orchester und seine Instrumente S.24 3.2: Die Besetzung der 5. Sinfonie von Ralph Vaughan Williams S.24 3.3: Klassenbesuch eines Musikers aus dem Orchester S.24 4. Phase: Erleben 4.1. Der WorkshopTag S.25 4.2. Konzertbesuch S.25 4.3 Gemeinsames Lied S.25 Literaturverzeichnis S.26 Anhang S.26 EXKURS William Turner S.26-32 Geschichtlicher Überblick S.33-47 4 Die Vorschläge zu den Phasen der Unterrichtseinheit 1. Phase: Allgemeines/Einleitung 1.1. Englische Orchestermusik Englische Komponisten können auch malen.... „ Land ohne Musik“!... diese leicht abschätzige Bezeichnung für England meint vor allen Dingen die Zeit zwischen dem Tod des Englischen Komponisten John Dowlands (1626)und Henri Purcell (1695) und dem Ende des 19. Jahrhunderts. Georg Friedrich Händel, der in London war, war kein Engländer und Felix Mendelssohn Bartholdy ein zwar willkommener und gern gehörter Gast, aber eben auch kein Engländer. Dennoch gab er, wenn auch um mehrere Ecken, den Anstoß zu einer eigenen musiksalischen Entwicklung im Inselstaat, beginnend von der Mitte des 19. Jahrhunderts an. Dieses Kapitel der letzten eineinhalb Jahrhunderte gehört zu den wohl spannendsten der Musikgeschichte. Um die Mitte des 19. Jh. war von der glorreichen musikalischen Vergangenheit des Landes wenig zu spüren. In der wechselhaften Historie des Inselreiches waren frühere Traditionen verschüttet worden. Musik wurde seit Händels Zeiten vorwiegend aus Italien und Deutschland importiert. „Wir gaben uns damit zufrieden Musik zu kaufen, während wir Kirchen, Dampfmaschinen, Eisenbahnen, Baumwollspinnereien, Verfassungen, Ligen gegen die Getreidezölle und Parteiausschüsse machten“ ...kritisierte Arthur Sullivan 1888 die Situation. Nun braucht Geschichte Persönlichkeiten, durch die sie gestaltet und geformt wird. Die britische Musikgeschichte stellt in besonderem Masse eine anregende Verbindung von Zeitgeschichte mit dem Leben und Schaffen einzelner Künstlerpersönlichkeiten dar. Sullivan war eine dieser Persönlichkeiten: „ Der beliebteste Komponist unserer Zeit“, wie es damals in einer Biographie hieß, und er war einer der wichtigsten Vertreter der allmählich einsetzenden Entwicklung, die als die sogenannte Renaissance der englischen (sic!) Musik in die Musikgeschichte einging. „Das englische Publikum ist merkwürdig“: konstatierte Hubert Parry 1918. „Es erkennt nur einen Komponisten zu jeder Zeit an: Einst war es Arthur Sullivan. Jetzt ist es Edward Elgar.“ Dazu kam Gustav Holst und später Ralph Vaughan Williams, Benjamin Britten und Michael Tippet hinzu. Auch darf der Individualist William Walton nicht vergessen werden, ebenso wenig die heutigen Repräsentanten der britischen Musik: Peter Maxwell Davies und Harrison Birtwistle. Doch neben diesen international renommierten Musiker verdienen auch noch andere Anerkennung. 5 1.2 . Erster Einstieg (Proms/ Pomps and Circumstance) Die Sch. erfahren als Einstieg etwas über die traditionelle Sommerkonzertreihe in London: die Proms. Möglichkeiten: Sich als Einstimmung ein typisch englisches Stück aus der CD Pomp&Cirumstance (A British Festival) anhören: z.Bsp. Sir Edward Elgar Pomp and Circumstance, Marsch Nr. 1, Gustav Holst: The Planets (Jupiter, der Bringer der Fröhlichkeit) etc. Ev. sich über You Tube einen Kurzfilm auf Leinwand projiziert mit einem Ausschnitt von den Proms anschauen und sich gemeinsam darüber austauschen. Sich mit weiteren Infos, wie die Geschichte der Proms auseinander setzten (s. 1.2.1) 1.2.1 Hintergrundinfos: die Geschichte der Proms „Die Proms sind eine traditionelle Sommerkonzertreihe in London. Alljährlich finden zwischen Juli und September täglich Konzerte mit klassischer Musik, insgesamt über 70 an der Zahl, statt, hauptsächlich in der Royal Albert Hall in Kensington. Die englische Kurzbezeichnung Proms steht für promenade series. Die Proms haben ihre Wurzeln dabei tatsächlich in den traditionellen, seit dem 18. Jahrhundert beliebten, ebenfalls in London entstandenen Promenadenkonzerten. Sie entwickelten sich jedoch schnell zu einem einzigartigen Musikfestival, das mit den Promenadenkonzerten allenfalls Gemeinsamkeiten in der Ausrichtung auf ein breites Publikum und einzelne Veranstaltungen mit populären Musikstücken aufweist. Auch der namentliche Bezug blieb erhalten. Bei Konzerten in der Royal Albert Hall gibt es neben den Sitzplätzen auch sehr preiswerte Stehplätze (2013: fünf Pfund pro Konzert). Die Besucher, die sich für diese Plätze direkt vor der Bühne (in der Arena) oder auf der Galerie entscheiden, werden Promenaders (engl. Spaziergänger) oder kurz Prommers genannt. Viele von ihnen besuchen die Konzerte schon seit Jahrzehnten, manche seit mehr als 40 Jahren. Einige verpassen während einer 6 Saison kein einziges Konzert. Die Proms haben traditionell keine Kleiderordnung. Die Konzertbesucher kommen oft direkt von der Arbeit (oder an freien Tagen aus den benachbarten Kensington Gardens) und sind dementsprechend angezogen: Vom Business-Anzug bis hin zu legerer Freizeitkleidung ist alles zu sehen. Selbst kurze Hosen, T-Shirts und Trainingsanzüge gehören vor allem unter den Stehplatzzuschauern in der Arena zum normalen Bild. In der Pause finden auf dem Boden der Arena sogar kleine Picknicks statt. Aufmerksamkeit erregt bei den Proms eher schon feine Abendgarderobe: Sie wird meist von Touristen getragen, die mit den Ritualen der Proms nicht vertraut sind. Die Proms werden außerhalb von Großbritannien oft fälschlicherweise mit der berühmten Last Night of the Proms, dem jeweiligen Abschlusskonzert einer Saison, gleichgesetzt. Dadurch entsteht das Missverständnis, dass Verkleidungen, Tröten, Fähnchen und witzige Zwischenrufe auch während der übrigen Konzertsaison zu beobachten seien. Das trifft jedoch genauso wenig zu wie die Annahme, das Programm der Proms bestehe ausschließlich aus leicht zugänglichen, populären Werken („Schunkelklassik“). Stattdessen gelten die Prommers in der Musikwelt als außergewöhnlich leises, diszipliniertes, fachkundiges und aufgeschlossenes Publikum. Viele Konzerte der Proms bestehen außerdem aus zeitgenössischen, experimentellen oder wenig bekannten Werken der Kunstmusik. Geschichte Das erste Proms-Konzert fand am 10. August 1895 in der Queen’s Hall am Londoner Langham Place statt. Es wurde von Robert Newman initiiert. Die Konzertreihe entstand aus der Idee heraus, auch Menschen anzusprechen, die sich normalerweise nicht für klassische Konzerte interessieren. Sie sollten mit günstigen Kartenpreisen und einer zwangloseren Atmosphäre (Essen, Trinken und Rauchen wurden ausdrücklich erlaubt) von einem Konzertbesuch überzeugt werden. Untrennbar mit den Konzerten verbunden ist der Dirigent Sir Henry Wood. Er war der musikalische Leiter des ersten Konzerts und hatte großen Anteil an der Erweiterung des Repertoires der späteren Konzerte. Seit den 1920er Jahren beinhalten die Konzerte auch populäre, weniger anspruchsvolle Werke von zeitgenössischen Komponisten wie Claude Debussy, Richard Strauss und Ralph Vaughan Williams. Während der „Last Night of the Proms“ wird Woods Büste, die vor der Orgel in der Royal Albert Hall aufgebaut ist, von Vertretern der Promenaders mit Lorbeerblättern geschmückt. 1927 übernahm die BBC, die in der Nähe der Queen’s Hall im Broadcasting House heute noch Radioprogramme produziert, die Leitung der Konzerte. Die erste Übertragung fand am 13. August 1927 statt.[1] 1930 wurde das BBC Symphony Orchestra gegründet, das nun auch die meisten Konzerte bespielte. Zu dieser Zeit gab es einzelne Konzerte, die ausschließlich bestimmten Komponisten gewidmet waren: Beispielsweise am Montag Richard Wagner, am Freitag Ludwig van Beethoven und an anderen Tagen weitere bedeutende Komponisten. Sonntags wurden keine Konzerte veranstaltet. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im Jahre 1939 zog sich die BBC von der Ausrichtung der Konzertreihe zurück. Die Proms wurden mit privater Unterstützung fortgesetzt, bis die Queen’s Hall 1941 nach einem Luftangriff ausbrannte. Ein Jahr darauf wechselten die Konzerte in ihre jetzige Heimstatt, die Royal Albert Hall und die BBC übernahm wieder die Veranstaltung.[1] Ab den 1950er Jahren spielten auch immer mehr Gastorchester bei den Proms. 1963 übernahmen die ersten internationalen Stardirigenten (wie Leopold Stokowski, Georg Solti und Carlo Maria Giulini) die Leitung, und 1966 spielte mit dem Radioorchester Moskau das erste ausländische Ensemble bei den Proms. Inzwischen ist fast täglich ein international renommiertes Spitzenorchester mit namhaften Solisten und Dirigenten zu hören. Ein weiterer bedeutender Dirigent der Promenadenkonzerte war Sir Malcolm Sargent. Er leitete sie zwischen 1948 und 1966 als Chefdirigent. Eine nach ihm benannte Wohltätigkeitsorganisation 7 veranstaltet jedes Jahr kurz nach Ende der Konzertsaison ein spezielles Promenadenkonzert. Der heutige Spielplan der Promenadenkonzerte umfasst neben traditionell zeitgenössischen Klassikwerken auch Alte Musik „Last Night of the proms“ Geschminkt, Fahnen schwenkend und enthusiastisch, so sehen typische Besucher der „Last Night“ aus. Die legendäre „Last Night of the Proms“, das Abschlusskonzert, das außerhalb von Großbritannien viel bekannter ist als die eigentliche Konzertsaison, findet in einer sehr gelösten Atmosphäre statt. Neben populärer Klassik wird in der zweiten Hälfte des Konzertes eine Reihe von patriotischen Werken aufgeführt. Dazu zählen unter anderem Hubert Parrys Vertonung von William Blakes Gedicht „And did those feet in ancient time“ (Die Hymne trägt zwar den Titel Jerusalem, das Gedicht selbst hat bei Blake jedoch keinen Titel. Es ist Teil seiner Dichtung Milton. Blakes Dichtung Jerusalem hat nichts mit dem Gedicht zu tun.), Edward Elgars „Pomp and Circumstance March Nr. 1 (Land of Hope and Glory)“ und „Rule, Britannia!“. Bei den genannten Stücken ist es Tradition, dass das Publikum mitsingt und teilweise Union-Jack-Fähnchen schwingt und ebensolche Hüte trägt. Die „Last Nights of the Proms“ verbinden damit karnevalistische Fröhlichkeit mit der Feierlichkeit eines klassischen Konzerts. Das Konzert endet damit, dass die Nationalhymne gesungen wird, Zugaben erfolgen nicht; wobei oftmals vom Publikum allein Auld Lang Syne angestimmt wird. Auf Wunsch des bis 2004 amtierenden musikalischen Leiters des BBC Symphony Orchestra, des amerikanischen Dirigenten Leonard Slatkin, wurde der patriotische Anteil der „Last Night“ verringert. Von 2002 bis 2007 wurde „Rule Britannia“ nicht mehr als eigenes Stück, sondern nur noch als Teil von Henry Woods „Fantasia on British Sea Songs“, eines weiteren traditionellen Werks der „Last Night of the Proms“, gespielt. Die Entscheidung, die „Last Night“ auf diese Weise zu „entschärfen“, wurde von einigen Promenaders begrüßt, während sie von anderen als übertriebene Political Correctness kritisiert wurde. Seit 2008 wird jedoch wieder die ursprüngliche Version aufgeführt. Am 13. September 2008 dirigierte erstmals Sir Roger Norrington die Last Night of the Proms. Am 7. September 2013 war Marin Alsop die erste Dirigentin, die die Last Night geleitet hatte.[2] Das Interesse an der Last Night übersteigt die Kapazitäten der Royal Albert Hall um ein vielfaches. Daher ist es sehr schwer, Eintrittskarten für dieses Konzert zu bekommen. Wer mindestens fünf der regulären ‚Proms‘ besucht hat, nimmt an einer Verlosung um Last-Night-Karten teil. Damit auch Touristen eine Möglichkeit zum Besuch des Abschlusskonzerts haben, gibt es für Reiseveranstalter spezielle Kartenkontingente. Allerdings übertragen verschiedene Fernsehsender die Last Night, in Deutschland der NDR. Die Übertragung wird auch in den ARD-Kulturwellen – mit Ausnahme des Bayerischen Rundfunks – übernommen, seit 2009 im Rahmen des ARD Radiofestivals. Dabei werden auch Teile der Konzerte, die gleichzeitig in Nordirland, Wales und Schottland stattfinden, gezeigt. 8 „Proms in the Park 28.000 Menschen erlebten 1996 das erste „Proms in the Park“-Festival im Londoner Hyde Park mit. Zum Abschluss des Live-Konzerts wurde aus der Royal Albert Hall per Großleinwand übertragen. Weil die Royal Albert Hall den Andrang des Publikums nicht mehr bewältigen konnte, wurde die „Last Night“ 1996 um die „Proms in the Park“ ergänzt. Zeitgleich zu der klassischen Aufführung in der Albert Hall feiern seitdem bis zu 40.000 Personen im Hyde Park das musikalische Ereignis. Das Parkfestival hat ein eigenes Live-Programm. Zum Abschluss wird die Albert Hall per Großleinwand zugeschaltet, und die Zuschauer im Park stimmen mit in die traditionellen patriotischen Werke ein. In gleicher Weise feiern Nordiren, Schotten und Waliser seit einigen Jahren gleichzeitig in Parks von Belfast, Glasgow, Swansea und Manchester mit. Die „Proms in the Park“ eröffnen auch den Touristen eine preiswerte Möglichkeit, die typische Atmosphäre einer „Last Night“ mitzuerleben.“ 1.3. Geschichtlicher Überblick Die Sch. erhalten einen groben (musik)und (welt)geschichtlichen Überblick, was ab 1800 bis heute in England, dem Vereinigten Königreich Großbritannien und Irland, in Europa und der Welt stattgefunden hat. Zeittafel: s. im Anhang 1.4. Englische Komponisten Hier ein Überblick über die 12 wichtigsten britische Komponisten Arthur Sullivan (1842-1900) – Die Unperson der britischen Musik Hubert Parry (1848-1918)- Captain Parry Edward Elgar (1857-1934)- Der Meister und Alice Ethel Smyth (1858-1944)- Rebellion der Töchter Ralph Vaughan Williams (1872-1958)- Die Sinfonie der Welt Gustav Holst (1874-1934)- Triumphator wider Willen Rutland Boughton (1878-1960)- Unsterbliche Stunden William Walton (1902-1983)- Shakespeare and Company Benjamin Britten (1913-1976)- Und wo bleibt das Positive, Herr Britten? Michael Tippett (geb. 1905...)- Schöne neue Welten Peter Maxwell Davies (geb.1934)- Folge mir ins Labyrinth Harrison Birtwistle (geb.1934)- Die Natur ist die Hölle auf Erden...“ - Die Sch. beschäftigen sich in Gruppen mit einzelnen Biografien der Komponisten, suchen nach Informationen und machen einen Kurzvortrag, MINI-Kurzvorstellung (in 3 Min...) etc... - Die Sch. setzen sich intensiver mit der Biografie von Benjamin Britten und Ralph Vaughan Williams auseinander (s. 2.2./2.3) 9 2. Phase: Wahrnehmen, Vertiefen, Vernetzen, Entwickeln 2.1 5. Sinfonie Ralph Vaughan Williams Im Hinblick auf den Workshop England und den Konzertbesuch empfiehlt sich, das Werk von Ralph Vaughan Williams im voraus aus verschiedenen Perspektiven zu erfahren und zu vertiefen. Die Sch. tauchen zuerst ohne Vorkenntnisse in die Sinfonische Welt von Ralph Vaughan Williams ein. 2.1.1. Einstieg Möglicher Einstieg: Die L. spielt den Sch. sechs Hörbeispiele vor, ganz ohne Erklärung im voraus. Fünf davon sind jeweils die Anfänge der 4 Sätze der 5. Sinfonie von Ralph Vaughan Williams (wenn möglich in der Reihenfolge...) und zwei Beispiel aus Werken, die nicht von Williams stammt: Denkbar wären z.Bsp. (in aufsteigendem Schwierigkeitsgrad) - J.S.Bach: aus einer Orchestersuite, Tanzsatz Igor Stravinsky: Le Sacre du printemps G.F. Händel: ein Satz aus der Feuerwerksmusik oder Wassermusik Felix Mendelssohn Bartholdy: Ein Sommernachtstraum Sergej Prokofiev, Symphonie Classic (zum Bsp. 3. Satz) G. Mahler: aus der Sinfonie Nr. 1 z. Bsp. der 3. Satz Die Sch. lösen dazu das Arbeitsblatt: 10 Ralph Vaughan Williams: 5. Sinfonie Hörbeispiel 1 Hörbeispiel 2 Hörbeispiel 3 Hörbeispiel 4 Hörbeispiel 5 Hörbeispiel 6 Höre Dir die sechs Hörbeispiele...an. Beschreibe..., oder zeichne..., was Dir dazu in den Sinn kommt: Ort Stimmung, Empfindung etc. Vergleiche Dein Resultat mit Deinem Nachbar. Habt ihr Ähnlichkeiten? Wenn ja, versucht anhand der Musik zu begründen. Du hörst Die Hörbeispiele noch einmal. Vier davon stammen aus demselben Werk derselben Symphonie. Zwei Hörbeispiele von einem anderen Komponisten. Findest Du heraus welche? Und warum? 11 Vergleicht miteinander eure Resultate. Diskutiert. 2.2. Die 5. Sinfonie und ihre Sätze Der englische Komponist Ralph Vaughan Williams schrieb seine Sinfonie Nr. 5 D-Dur zwischen 1938 und 1943. Stilistisch gesehen zeigt sie eine deutliche Abkehr von den leidenschaftlichen Dissonanzen der Vierten Sinfonie und ein Wiederanknüpfen an den romantischen Stil der früheren Pastoral Symphony. Die Uraufführung fand am 24. Juni 1943 statt. Sie ist Jean Sibelius gewidmet, allerdings „ohne Erlaubnis“. Dabei hätte Sibelius seine Zustimmung sicher gegeben. Er schrieb: „Ich hörte Dr. Ralph Vaughan Williams’ neue Sinfonie in Stockholm unter der exzellenten Leitung von Malcolm Sargent … Diese Sinfonie ist ein hervorragendes Werk … Die Widmung macht mich stolz und dankbar … Ich frage mich, ob Dr. Williams eine Vorstellung davon hat, welche Freude er mir damit bereitet hat?“ Viele der musikalischen Themen der 5. Sinfonie stammen aus der seinerzeit noch unvollendeten Oper The Pilgrim’s Progress. Diese Oper oder dieses „Moralstück“, wie Vaughan Williams das Werk lieber nannte, war damals bereits seit Jahrzehnten in Arbeit. Aber der Komponist hatte sich zu jener Zeit, als die Sinfonie entstand, von ihm zeitweise abgewandt. Abgesehen von diesen Ursprüngen hat die Sinfonie keine programmatischen Bezüge. Formal stellt sie eher eine ausgedehnte Entwicklung musikalischer Themen dar, die aus der geplanten Oper stammen, als den Versuch, dieses Material direkt in sinfonische Formen hinein zu zwängen. Obwohl nominell in der Tonart D-Dur, sind große Teile der Sinfonie tatsächlich in C-Dur geschrieben oder gleichzeitig in C und D. Für weitere Verwirrung sorgte in dieser Hinsicht ein früher Klavierauszug, der das Werk in der Tonart G beschrieb. Die Fünfte Symphonie ist in der traditionellen viersätzigen Form komponiert. 2.1.1. Preludio. Die Sinfonie beginnt mit einem markanten Hornruf im selten angewandten „Mixolydischen Modus“ in D, einer bereits im antiken Griechenland angewandten Tonart. Der Satz schwankt zwischen der Verwendung von mixolydischen und dorischen Modi auf verschiedenen Tönen. Mehrere der musikalischen Themen in diesem Satz sind der 1. Szene des 1. Aktes der geplanten Oper „The Pilgrim’s Progress“ entnommen, insbesondere die Eröffnung des Dialogs zwischen Pilgrim und Evangelist. Ein „Dresdner Amen“-Thema erscheint gegen Ende dieses Satzes. Möglichkeiten/Ideen Die Sch. erfahren was ein Mixolydischer Modus ist. nachsingen, nachspielen Die Sch. setzen sich mit Kirchentonarten/Modi auseinander und vergleichen sie mit normaler Tonarten. 12 (Kirchentonarten) Hauptthema Die Sch. hören und erfassen das Hauptthema (die Hauptthemen) des 1. Satzes (Takt, singen sie nach, oder musizieren es auf Instrumenten und führen es in verschiedenen Stimmungen auf. (s. Partitur) Auftrag: Singe oder musiziere das Hauptthema so, dass es sich charakterlich verändert: und zum Bsp. laut, leiser klingt, besonders leidenschaftlich, stolz, erhaben, verträumt, schüchtern, ängstlich oder?... klingt! Hörquiz: Erkennst Du die Tonarten? Der L. spielt verschiedene Tonarten / Modi vor. Notentext/Partitur Die Sch. schauen sich den Notentext des 1. Satzes an und setzen sich damit auseinander. Gestaltungsaufgabe Bildnerische Umsetzung einzelner Sätze: besonders geeignet sind der 1. und 3. Satz. Dazu können verschiedene Bilder aus der Kunst zur Bildbetrachtung beigezogen werden. Exkurs Turner s. Anhang 13 Einstieg Die Sch. hören sich den 1. Satz (oder einen anderen) an. Die Sch. schreiben sich alles auf, was ihnen beim Hören der Musik einfällt (Empfindungen, Beschreibungen...) Brainstorming Gestaltungsaufgabe I: Interaktion in Gruppen: Empfindung und Farbe Der Satz wird angehört. Die Sch. schreiben ihre Empfindungen auf und ordnen versuchen ein treffendes Adjektiv für ihre Beschreibung zu finden. In der zweiten Phase wird jedem Adjektiv ein Farbe zugeordnet und ausgebreitet. Es werden Farbklänge zusammengestellt. Damit sind auch bereits die Sch.gruppen zusammengestellt, die in einer Interaktion ihre Empfindungen (währen die Musik abgespielt wird...)auf einem A2 Blatt oder grösser... festhalten. Jeder Sch. beginnt von einer Bildecke aus mit malen, kommt mit der Zeit mit dem Nachbar in Berührung und schließlich trifft man sich in der Bildmitte. Die Bilder der einzelnen Gruppen werden zu einem Gesamtbild zusammengefügt. 14 Gestaltungsaufgabe II: Bildnerische Umsetzung einzelner Sätze: In der dritten Phase kann jeder sein eigenes Bild zu einem der Sätze aus der Symphonie malen: Die geeignetsten Sätze und Themen für die Weiterentwicklung 1. Satz: Preludio und 3. Satz: Romanza Dazu können verschiedene Bilder aus der Kunst zur Bildbetrachtung beigezogen werden. (s. Exkurs Turner: 3. Weitere Inputs) 15 2. Scherzo. Dieser kurze Satz ist geprägt von einem galoppierenden, tänzerischen Rhythmus mit einer Reihe von rauen Tönen der Holz- und Blechbläser als Unterbrechung. Es schließt mit einem federleichten Motiv der steigenden Viertelnoten. Die Sch. erfahren den galoppierenden , tänzerischen Rhythmus mit Hilfe einer Bodypercussion, einem Tanz. 1. Aufgaben in Einzelarbeit am Platz: „Tanze“ mit zwei Spielfiguren (z.B. von Mensch-ärgere-dich-nicht) zur Musik. Beobachte deine Bewegungen. 2. Aufgabe in Partnerarbeit im Raum und in Bewegung: Ein Bild von Turner wird auf Folie kopiert. Die Folie wird auf eine große Fläche projiziert. Die Schülerinnen bewegen sich quasi im Bild zur Musik. Dabei können unterschiedliche Bewegungs- und Höraufgaben kombiniert werden: Paare gehen abwechselnd Raumwege: Der Kleinere beginnt, bleibt stehen, der Partner folgt auf demselben Weg, bis das Paar wieder beieinander steht. Die Paare werden unterteilt. Eine Gruppe bewegt sich nur, wenn bestimmte Instrumente zu hören sind. Die andere nur, wenn andere Instrumente zu hören sind. Der Bewegungsimpuls der Musik ist so groß, dass die Schülerinnen und Schüler auf eigene Ideen für „Tanzaufgaben“: Nachahmen, Spiegeltänze etc. kommen oder sich durch Impulse vom Lehrer dazu anregen lassen... Am Workshop Tag selber werden wir uns unter fachkundiger Anleitung mit einem Tanz gemeinsamen Tanz zur Musik von Ralph Vaughan Williams auseinandersetzen. 16 3. Romanza. Die vorrangigen Themen in diesem Satz stammen aus der Eröffnung der 2. Szene des 1. Aktes aus The Pilgrim’s Progress (“The House Beautiful”) s. unten. Die Eröffnung des solo spielenden Englischhorns ist praktisch unverändert übernommen. Der Text zu dieser Melodie („Er hat mir Ruhe von seinem Leid und Leben durch seinen Tod“ gesungen) wurde ursprünglich als Leitmotiv des Satzes benutzt, während das zentrale Gegenmotiv aus der Textstelle „Rette mich, rette mich, Herr! Meine Last ist größer als ich ertragen kann“ stammt. Aufsteigende Viertelnoten erscheinen wieder als Verbindungen. Dieses Satz könnte auch als der geistige Kern der Sinfonie angesehen werden. Die Sch. singen die Melodie des Englischhorns nach. Die Sch. setzen sich mit dem Buch The Pilgrim’s Progress auseinander. (s. unten EXKURS) Die Sch. setzen sich bildnerisch mit diesem Satz auseiander. (s. oben. 1. Satz) EXKURS: The Pilgrim’s Progress Die Pilgerreise zur seligen Ewigkeit (orig. The Pilgrim’s Progress from This World to That Which Is to Come) ist ein Buch des britischen Baptistenpredigers und Schriftstellers John Bunyan. Es handelt sich um ein im Februar 1678 veröffentlichtes christliches Erbauungsbuch. Das in 200 Sprachen übersetzte, bis heute durchgehend aufgelegte Buch zählt zu den bedeutendsten Werken der englischen christlichen Literatur. Bunyan schrieb das Buch während einer insgesamt zwölfjährigen Haft im Bedfordshire County Gefängnis, zu der er wegen Verstoßes gegen das Konventikelgesetz verurteilt worden war, das Predigten außerhalb der anglikanischen Staatskirche unter Strafe stellte. Das Buch schildert in zwei Teilen (I 1678, II 1684) allegorisch eine Reise ins Jenseits. Christ, ein einfacher Mensch, ist auf seinem Weg aus der „Stadt der Zerstörung“ (der irdischen Welt) in die „Himmlische Stadt“ Zion (in den Himmel). Auf Christ lastet eine schwere Bürde (die Sünde). Als er in einem Buch (der Bibel) erfährt, dass diese Last ihn nach Tofet (in die Hölle) führt, packt ihn die Sorge, was für die Erlösung zu tun sei. Er verlässt seine Heimat, um Frau und Kinder zu retten. Auf seinem Weg begegnen ihm zahlreiche allegorische Figuren aus dem Bereich der christlichen Glaubenswelt, die versuchen, ihn aufzuhalten bzw. voranzubringen. Bis zur himmlischen Stadt, die er im ersten Band erreicht, hat Christ zahlreiche Stationen zu bewältigen. Der zweite Band befasst sich mit dem Geschick der zurückgebliebenen Frau und der Kinder. Es folgt eine kurze Inhaltsangabe. Die Überfülle der allegorischen Bilder bleibt aber ohne direkte Beschäftigung mit der Schrift Bunyans völlig unverständlich. 17 4. Passacaglia. Obwohl dieser Satz mit der sich wiederholenden Basslinie der Passacaglia-Form beginnt, verlässt Vaughan Williams sie wieder. Die triumphale primäre Melodie der Passacaglia stammt aus Pilgrims Dialog mit Interpreten in der zweiten Hälfte der „The House Beautiful“-Szene, während das FanfarenMotiv an „Die Bewaffnung der Pilger“ aus der 1. Szene des 2. Aktes erinnert. Dies läutet eine Rückkehr der Themen aus dem ersten Satz der Sinfonie ein, die in einer ruhigen Abschiedsszene gelöst gespielt werden - zunächst von den Holzbläsern und dann von den oberen Streichern. Der Satz endet mit einem kurzen Epilog, der das Thema der Passacaglia aus der Einleitung wieder aufgreift, sehr ruhig und abgeklärt. (Der "Epilog" zu einer Symphonie wurden von Arnold Bax zuerst als Erweiterung der klassischen Symphonik eingeführt und war in der ersten Hälfte des XX. Jahrhunderts vor allem bei britischen Komponisten recht beliebt.) Die Sch. schauen sich den Notentext des 4. Satzes an und setzen sich mit dem Passacaglia-Thema auseinander. (nachsingen, aufschreiben, etc...) Die Sch. erfahren etwas über die Passacaglia ganz allgemein. EXKURS Passacaglia: Die Passacaglia, Passacaille oder Pasacalle (spanisch pasar una calle „eine Straße entlanggehen“) ist ursprünglich ein spanischer Volkstanz. Im 16. Jahrhundert kam der spanische Volkstanz nach Frankreich und Italien und wurde dort als Bühnentanz aufgeführt. Die musikalische Form der Passacaglia ist eine Ostinato-Variation. Über einer meist vier- oder achttaktigen festen Basslinie, dem Basso ostinato, entsteht eine Folge von Variationen. Im Gegensatz zur eng verwandten Chaconne bildet bei der Passacaglia meist das Thema die unveränderte Basis für die Variationen, während sich in der Chaconne das Thema auch verändern kann und das stets gleichbleibende (ostinate) harmonische Schema die unveränderliche Basis für die Variationen bildet. Die Grenzen zwischen beiden Formen sind jedoch fließend und bilden noch heute Diskussionsstoff. Die bekannteste Passacaglia der Barockzeit ist die Passacaglia c-Moll für Orgel (BWV 582) von Johann Sebastian Bach. Auch das Crucifixus in der h-Moll-Messe ist vom Aufbau her eine Passacaglia. Seit der Epoche der Spätromantik wurden unter dem Einfluss von Bachs Orgelwerk wieder verstärkt Orgelpassacaglien komponiert (häufig ebenfalls mit anschließender Fuge). Auch neoklassizistische Komponisten bedienten sich gern dieser Form. Wichtige Beispiele: • Johann Nepomuk David: Introduktion und Passacaglia über „Wach auf, wach auf du deutsches Land“ • Sigfrid Karg-Elert: Passacaglia und Fuge über B-A-C-H op. 150 • Wilhelm Middelschulte: Passacaglia d-Moll • Flor Peeters: Passacaglia e Fuga e-Moll op. 42 • Max Reger: Introduktion, Passacaglia und Fuge e-Moll op. 127 • Georg Schumann: Passacaglia und Finale über B-A-C-H op. 39, Verlag F. E. C. Leuckart, Leipzig 1905 (Erstdruck) • Josef Gabriel Rheinberger: Passacaglia aus der 8. Orgelsonate e-moll op. 132 • Richard Wetz: Passacaglia und Fuge d-Moll op. 55 • Gerbert Mutter Passacaglia für Orgel Wichtige Passacaglia-Kompositionen des 20. Jahrhunderts stammen auch von Maurice Ravel, etwa in seinem Klaviertrio, Dmitri Schostakowitsch, der einige langsame Sätze größerer Werke (zuerst in seiner Oper Lady Macbeth von Mzensk (Zwischenspiel); 8. Sinfonie, 2. Klaviertrio, 1. Violinkonzert, 15. Sinfonie) in dieser Form schrieb. Zu den bekanntesten Orchesterpassacaglien gehört ferner die Passacaglia d-Moll op. 1 von Anton Webern und die Passacaglia im 4. Satz der 4. Sinfonie von Johannes Brahms. 18 2.3. Der Komponist Ralph Vaughan Williams Ralph Vaughan Williams (* 12. Oktober 1872 in Down Ampney, Gloucestershire; † 26. August 1958 in London) war ein englischer Komponist und Dirigent. Leben Vaughan Williams, Sohn eines Geistlichen, der bereits 1875 starb, wuchs in Leith Hill Place (Surrey) auf und erhielt von einer Tante ersten Musikunterricht. Nach seiner Schulzeit an der englischen Eliteschule Charterhouse School studierte er ab 1890 am Royal College of Music in London bei Hubert Parry und Charles Villiers Stanford, dann von 1892 bis 1895 bei Charles Wood am Trinity College der Universität Cambridge und 1896 nochmals in London, wo seine enge Freundschaft mit Gustav Holst begann. Zusätzlich nahm er 1897 Unterricht bei Max Bruch in Berlin, im selben Jahr heiratete er Adeline Fisher. Von 1896 bis 1899 wirkte Vaughan Williams in London als Organist. Bald schon beschäftigte er sich intensiv mit dem Sammeln und Veröffentlichen englischer Volkslieder (Bushes and Briars, 1903) und entdeckte auch die englische Musik der Renaissance für sich. Beides beeinflusste seinen Kompositionsstil erheblich. 1905 wurde er musikalischer Leiter des Leith Hill Musical Festival (bis 1953), 1906 gab er ein neues Kirchengesangbuch, The English Hymnal, heraus. 1908 hielt er sich in Paris auf, um bei Maurice Ravel noch einmal weiteren Unterricht zu nehmen. 1910 erschien dann sein erstes großes Werk, A Sea Symphony, in der späteren Zählung seine erste Sinfonie, eigentlich aber eine gewaltige Kantate für Soli, Chor und Orchester nach Worten Walt Whitmans. Im selben Jahr wurde eines seiner beliebtesten Werke veröffentlicht, die Fantasia on a 19 Theme by Thomas Tallis. 1911 folgte der Liederzyklus On Wenlock Edge, 1913 dann seine zweite Sinfonie, A London Symphony. Die deutsche Erstaufführung am Deutschen Opernhaus in Berlin dirigierte Ignatz Waghalter. Im Ersten Weltkrieg diente Vaughan Williams in Frankreich als Soldat. Seine tief empfundenen Eindrücke dieser Jahre finden ihren Niederschlag vor allem in der dritten Sinfonie, der Pastoral Symphony für Sopran und Orchester, die bereits 1916 skizziert, aber erst 1922 aufgeführt wurde. 1919 wurde er Kompositionslehrer am Royal College of Music in London (bis 1938), von 1920 bis 1928 leitete er den Londoner Bach-Chor. Immer häufiger trat er auch als Dirigent seiner eigenen Werke auf. Vaughan Williams erhielt in den folgenden Jahren zahlreiche Auszeichnungen. Seinen Ruhm mehrten das Ballett Job (1930) nach der biblischen Ijob-Geschichte, die vierte Sinfonie (1935) sowie die in den Jahren des Zweiten Weltkriegs entstandenen Sinfonien Nr. 5 (1943) und 6 (1947). 1940 schrieb Vaughan Williams mit The 49th Parallel auch seine erste Filmmusik. 1944 komponierte Vaughan Williams "A Song of Thanksgiving" als Auftragskomposition für die BBC. Unter dem ursprünglichen Titel "Thanksgiving for Victory" wurde das Stück in den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges aufgenommen und anlässlich eines Radio-Dankgottesdienstes am 13. Mai 1945 gesendet. Zur Krönung von Königin Elisabeth II. schrieb Vaughan Williams ein Arrangement des Chorals "All people that on earth do dwell", einer Version des Psalms 100 mit der Melodie "The Old 100th" als Offertorium (Gesang zur Gabenbringung). Der Komponist hatte vorgesehen, dass erstmals seit Jahrhunderten nicht nur ein Chor, sondern auch die Gemeinde bei der Krönung mitsingen sollte, indem in der abschließenden Doxologie "To Father, Son, and Holy Ghost" die Versammlung der Peers unisono in den Gesang einstimmt. Die Lords konnten den ungewohnten Ansprüchen zwar nicht genügen, dennoch verfehlte das Stück seine Wirkung auf den Hörer nicht. Weniger erfolgreich waren jedoch seine Opern. Weder der 1924 uraufgeführte, aber bereits 1910 begonnene Hugh the Drover, noch Sir John in Love (1929), eine weitere Vertonung von Shakespeares Falstaff-Stoff, hielten sich im Repertoire. Die größte Enttäuschung seiner Komponistenlaufbahn war für Vaughan Williams jedoch die schlechte Aufnahme der oratorischen Oper The Pilgrim's Progress (1951) nach John Bunyan, an der er über vierzig Jahre gearbeitet hatte. Im selben Jahr starb seine Frau Adeline nach langer, schwerer Krankheit. 1953 heiratete er Ursula Wood (1911–2007). Unter den Werken der letzten Jahre ragen die siebte Sinfonie Sinfonia Antartica (1952), die nach der Filmmusik Scott of the Antarctic entstand, und die späte neunte Sinfonie (1957) heraus. Nach dem Tod Vaughan Williams' wurde seine Asche im Poets’ Corner in der Westminster Abbey in London beigesetzt. Ralph Vaughan Williams hat viele Werke komponiert: mehrere Opern, Ballette, 9 Sinfonien, Konzerte, konzertante Werke, weitere Orchesterwerke, Kammermusik, Klaviermusik, Orgelmusik, Liederzyklen, Chorwerke, Filmmusik, Werke für Blasorchester, Kirchenlieder... 20 2.3.2.Frageblatt zur Biografie Wann wurde Ralph Vaughan Williams geboren? Welche Instrumente lernte Ralph als Kind? Wann hat Williams zum ersten Mal komponiert? Wo hat Williams studiert? Was hat er studiert? Kennst Du seine berühmtesten Werke? Was hat er sonst noch für Werke komponiert? Wann starb Williams?, Wie alt wurde Williams? Folgende Links geben über Berlioz Williams vertieft Auskunft: Google Search...: Ralph Vaughan Williams: Biografie - Wikipedia: ... - wissen.de - klassik-heute.com - klassikakzente.de und andere 21 2.4. Simple Sinfonie Benjamin Britten am Workshop-Tag selber erleben die Sch. eine Probe mit auserwählten Musikern des argovia philharmonic mit dem Stück Simple Sinfonie eines anderen englischen Komponisten : Benjamin Britten Die Simple Symphony (deutsch Einfache Sinfonie) ist ein Werk für Streichorchester von Benjamin Britten. Ursprünglich wurde es für Schulorchester geschrieben, es existiert auch eine Version für Streichquartett. Das Stück wurde 1934 in Norwich von einem Laienorchester uraufgeführt und dabei von Britten selbst dirigiert. Das Stück basiert auf acht Kindheits-Themen des Komponisten (zwei pro Satz), für die er eine besondere Vorliebe hatte. Es besteht aus den vier Sätzen Boisterous Bourrée (ungestüme Bourrée), Playful Pizzicato (spielerisches Pizzicato), Sentimental Sarabande (sentimentale Sarabande) und Frolicsome Finale (ausgelassenes Finale). (Die Namen der Sätze sind jeweils Alliterationen.) Insbesondere wegen des ohnehin pizzicato gespielten zweiten Satzes wird das Werk auch gerne von Zupforchestern gespielt. Die Einzelnen Sätze in der 1. Boisterous Bourrée 2. Playful Pizzicato 3. Sentimental Saraband 4. Frolicsome Finale Der Komponist Benjamin Britten 2.4 Der Komponist Benjamin Britten 22 Benjamin Britten war ein bedeutender Komponist, Dirigent und Pianist. Er wurde als viertes und jüngstes Kind des Zahnarztes Robert Victor und seiner Ehefrau Edith Rhoda Britten geboren. Mit fünf Jahren erhielt er von seiner Mutter die ersten Klavierstunden. Im Jahr 1921 schrieb Britten seine ersten Kompositionen. Während der Schulzeit wurde er im Klavier- und Bratschenspiel unterrichtet. 1930 studierte er Klavier und Komposition am Royal College of Music in London, das er 1933 verließ. Britten besuchte wie der Dichter W. H. Auden die Gresham’s School in Norfolk – ihre Bekanntschaft begann jedoch nicht dort, sie besuchten die Schule nacheinander. Vielmehr begegneten sie sich während Brittens Tätigkeit für die GPO Film Unit im Jahre 1935. Auden hat ihn nicht nur persönlich, sondern auch künstlerisch beeinflusst. Einige Texte Audens wurden von ihm vertont (z. B. Our Hunting Fathers, op. 8 und On this Island, op. 11). 1939 verließ der erklärte Pazifist Britten Europa und ging in die USA. Noch vor Ende des Krieges kehrte er jedoch 1942 nach Großbritannien zurück. Weithin bekannt wurde Britten durch seine Oper Peter Grimes, mit der die Sadler’s Wells Opera Company ihr Theater nach dem Zweiten Weltkrieg wieder eröffnete (Uraufführung 7. Juni 1945). 1948 entstand die Kantate Saint Nicolas, welche das Leben und Wirken des Bischofs Nikolaus von Myra beschreibt. Im Dezember 1961 vollendete er anlässlich der Neuerrichtung der im 2. Weltkrieg zerstörten Kathedrale von Coventry das War Requiem, das seitdem zu den wichtigsten Chorwerken gezählt wird (Uraufführung: 30. Mai 1962, Coventry). Verwendet wurden Texte der Liturgie und Gedichte des 1918 gefallenen Lyrikers Wilfred Owen. Seine Kompositionen umfassen Orchester- und Kammermusik, vor allem aber Vokalmusik (Opern, Lieder, Kompositionen für Chor). Zu seinen bedeutendsten Werken zählen die Serenade für Tenor, Horn und Streicher sowie die Opern Peter Grimes und A Midsummer Night’s Dream. Viele Tenorpartien seiner Opern und viele Lieder waren für die Aufführung durch seinen Lebensgefährten gedacht, den Tenor Peter Pears, den Britten im Jahr 1937 kennengelernt hatte. Er schrieb bedeutende Kammermusikwerke, Kammeropern und die Kammermusik seines War Requiem für das Melos Ensemble. Britten war auch ein außerordentlicher Dirigent und Pianist. Als Pianist ist er häufig als Liedbegleiter aufgetreten. Seit den fünfziger Jahren sind zahlreiche Schallplattenaufnahmen eigener und fremder Werke erschienen. Seit einigen Jahren macht die BBC aus ihrem Archiv Live-Mitschnitte mit ihm wieder zugänglich. 1948 gründete Britten in seinem Wohnort Aldeburgh ein Musikfestival, das bis heute existiert. 1967 wurde eine Konzerthalle im Veranstaltungs-, Ausstellungs- und Einkaufszentrum „Snape Maltings“ in dem Dorf Snape nahe Aldeburgh eröffnet. Dort findet das Aldeburgh Festival seither jährlich statt. Neben vielen anderen Auszeichnungen erhielt Britten den Order of Merit – als dritter englischer Komponist nach Edward Elgar und Ralph Vaughan Williams. 1965 wurde er mit dem finnischen Wihuri-Sibelius-Preis und 1968 mit dem Léonie-Sonning-Musikpreis geehrt. 1958 bzw. 1970 wurde er Mitglied der Akademie der Künste in Berlin Britten verwendete zwar auch Techniken seiner modernen Zeitgenossen, im Großen und Ganzen ist Brittens Musik aber eher als konservativ zu bezeichnen. Er war ein Verehrer von Henry Purcell und griff bei einem seiner bekanntesten Werke, dem Young Person’s Guide to the Orchestra, auf ein Thema Purcells zurück. Am 2. Juli 1976 wurde Britten zu einem Life Peer als Baron Britten of Aldeburgh in The County of Suffolk erhoben. Einige Monate später starb er in seinem Haus in Aldeburgh und wurde auf dem örtlichen Friedhof begraben. Die Sekundärliteratur sieht Parallelen zwischen Peter Grimes und Benjamin Britten, die Letzterer auch selbst bestätigt hat: Britten fühlte sich selbst als Außenseiter, denn er war homosexuell und Pazifist. Benjamin Britten hat viele Werke für Orchester, Chor und Orchester, Chor solo, Solo-Vokalmusik, Opern, Kirchenparabeln, Kammermusik und Filmmusik komponiert. 3. Phase: Wahrnehmen, Verteifen, Vernetzen, Entwickeln 23 3.1: Das Orchester und seine Instrumente 3.2: Die Besetzung der 5. Sinfonie von Ralph Vaughan Williams 3.3: Klassenbesuch eines Musikers aus dem Orchester 3.1: Das Orchester und seine Instrumente Die Sch. setzen sich mit dem Instrumentarium und der Besetzung der 5. Symphonie auseinander. 3.2. Besetzung der 5. Symphonie Die volle Orchesterbesetzung der 5. Sinfonie ist: 2 Flöten, 1 Piccolo, 2 Oboen, 1 Englishhorn, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 bHörner, 2 Trompeten, 2 Posaunen, 1 Bassposaune, Pauken, Streicher (Violinen 1, 2, Violas, Cellis, Kontrabässe) 3.3. Gotti-Götti Klassenbesuch Ein Musiker aus dem Orchester besucht die Klasse und stellt sich und sein Instrument und seinen Beruf als Orchester –Musiker vor. Dabei wird der Workshop Besuch weiter vorbereitet: Komponieren, wird einer der Schwerpunkte sein. Die Sch. setzten sich mit Möglichkeiten der Kompositions-Technik unter fachkundiger Anleitung auseinander und entwickeln eigenen Ideen / komponieren selber. 24 4. Phase: Erleben 4.1. Der WorkshopTag 4.2. Konzertbesuch 4.3 Gemeinsames Lied 4.1. Der Workshop Der eigentliche Workshop selber. Die Klassen kommen an den Workshop und erleben..... 4.2. Das Orchester und seine Instrumente Alle weiteren detaillierten Informationen und den genauen Ablauf der Klassenbesuche/Workshops bekommen Sie vorweg in den nächsten Tagen /Woche. Es wäre schön, wenn die einzelnen Klassen ihre Projekt-Arbeiten zum Bsp. im gestalterischen Bereich (oder andere..) am Workshop -Tag präsentieren könnten und wir eine kleine Ausstellung machen könnten. (Fotowand, Bilderwand...) 4.3. Gemeinsames Lied Auch werden wir wie andere Jahre auch, zum Abschluss ein gemeinsames Lied singen in Begleitung des Orchesters. Die Sch. können das Lied singen. Greenslives... 25 Literaturverzeichnis: Elgar, Britten & Co. M. Saremba Eine Geschichte der Britischen Musik in zwölf Portraits, M&T Verlag, 1994 Benjamin Britten Norbert Abels Biografie, monographie, Rowohlt Taschenbuch, 2008 William Turner Andrew Wilton Leben und Werk E.A.Seemann Verlag 2006 William Turner Gabriele Crepaldi Grosse Meister der Kunst Prestel Verlag, 2011 Internet - Wikipedia: ... - wissen.de - klassik-heute.com - klassikakzente.de und andere 26