Begriff: Die Reduktion der Blutversorgung zentralnervöser Strukturen führt in Abhängigkeit vom Ausmaß und der Dauer dieser Reduktion und zahl-reichen anderen Faktoren zu transienten oder permanenten Funk-tionsstörungen im Zentralnervensystem. Bedeutung:Durchblutungsstörungen des Gehirns sind neben der koronaren Herz-erkrankung und malignen Tumoren die dritthäufigste Todesur-sache und zusammen mit der AlzheimerErkrankung die häufigste Ursache bleibender Pflegebedürftigkeit. Die Inzidenz flüch-tiger Durchblutungsstörungen (transistorische ischämische Attack-en=TIA) beträgt 50 pro 100 000 pro Jahr, die Inzidenz von Schlag-anfällen 200-300 pro 100 000 pro Jahr. Die Häufigkeit zerebraler Durchblutungsstörungen nimmt mit dem Alter zu. Etwa 80% der Schlaganfälle sind durch eine zerebrale Ischämie bedingt. Bei 15% liegt eine zerebrale Blutung vor. Seltenere Ursachen sind intrazere-brale und subarachnoidale Blutun-gen aus einem Aneurysma oder einer arteriovenösen Malformation sowie Stauungsinfarkte bei Sinusvenenthrombose oder Verschlüssen zerebraler Venen. Risiko-faktoren für zerebrale Durchblutungsstörungen sind mit abnehmender Bedeutung Alter, arterielle Hypertonie, kardiale Erkrankung, vor allem Vorhofflimmern, Diabetes mellitus, Nikotinabusus,Störungen des Lipidstoffwechsels und chronische Alkoholkrankheit.. Beschwerden:Beim akuten ischämischen Insult entwickeln sich die klinischen Ausfälle schlagartig und innerhalb weniger Minuten. Etwa 20% der Patienten sterben innerhalb der ersten Woche, meist durch Sekundär-komplikationen wie Hirnödem, Reinsult, Aspirationspneu-monie, Lungenembolie oder Sepsis. Prognostisch ungünstige Fak-toren sind initiale Bewusstseinsstörung, Alter über 70 Jahre, Hemi-plegie mit Blickwendung, frühere Schlaganfälle und symptomatische koronare Herzerkrankung. Befunde:Verschlüsse der A.cerebri media führen zu kontralateraler, brachiofazial betonter Hemiparese und Hemihypästhesie sowie fakul-tativ zu einer homonymen Hemianopsie. Halbseitige Läsionen im Hirn-stamm führen zu ipsilateralen Hirnnervenausfällen und kontralateraler zentraler Hemiparese – sog. „gekreuzten“ Hirnstammsyndromen. Bewertung: Zur Primärprävention des Schlaganfalls gehört ein „gesunder Lebens-stil“ mit mindestens 30 min Sport dreimal pro Woche und einer obst- und gemüsereichen Kost bzw.mediterranen Kost. Risikofaktoren (Blut-druck,Blutzucker,Fettstoffwechselstörung)sollten regelmäßig kontroll-iert und dann behandelt werden. Behandlung: Schwerpunkt der therapeutischen Bemühungen in der Frühphase des ischämischen Infarkts ist die Stabilisierung physiologischer Parameter. Prospektive Studien zeigen, dass eine rasche Senkung des Blut-drucks, erhöhte Blutzuckerspiegel, Erhöhung der Körpertemperatur und Hypoxie die Prognose deutlich verschlechtern. Kurz nach einem Schlaganfall steigt häufig der Blutdruck an, fällt aber nach einigen Stunden ohne weitere Therapie spontan wieder ab. Daher sollte zu-nächst keine Blutdrucksenkung erfolgen. In spezialisierten Zentren kann in einem Zeitfenster von 3 Stunden nach Beginn der klinischen Symptomatik, nach Ausschluss einer Blut-ung oder eines raumfordernden Mediainfarkts eine systemische Thrombolyse mit rekombinantem Gewebeplasminogenaktivator (rtPA) erfolgen. Hauptkomplikation ist die intrazerebrale Blutung. Quelle: Diener,Hans-Christoph und Michael Weller: Zerebrovaskuläre Krankheiten in: Wolfgang Gerok, Christoph Huber, Thomas Meinertz, Henning Zeidler (Hrsg.): Die Innere Medizin, Referenzwerk für den Facharzt, 11. Auflage, Schattauer;Stuttgart, New York 2007