Herzschwäche (Herzinsuffizienz) – Daten & Fakten Das Herz schlägt 60- bis 80-mal pro Minute Tag und Nacht, also 114.000-mal in 24 Stunden. In dieser Zeit pumpt es rund 17.000 Liter Blut durch den Körper. Die Arbeit des Herzens verläuft in zwei Phasen: In der Systole zieht sich der Herzmuskel zusammen und wirft Blut aus. In der Diastole erschlafft der Herzmuskel und nimmt Blut auf. Eine Herzschwäche tritt in zwei Formen auf: Systolische Herzschwäche: Dem Herzen fehlt die Kraft, ausreichend Blut in den Kreislauf zu pumpen. Dabei wird die Pumpleistung in der Auswurffraktion (Ejektionsfraktion) ausgedrückt. Die ausgeworfene Blutmenge wird in Beziehung gesetzt zu der Blutmenge, die sich am Ende der Diastole (Erschlaffungsphase) in der linken Herzkammer befindet. Eine Restblutmenge bleibt immer als Reserve in der linken Herzkammer zurück. Beim gesunden Herz liegt die Auswurffraktion bei über 50%. Diastolische Herzschwäche: Dem Herzmuskel fehlt die Elastizität, um genügend Blut aufzunehmen. Deshalb wird der Organismus nicht ausreichend mit Blut versorgt, selbst wenn die Pumpkraft des Herzens erhalten ist. Häufigkeit In Deutschland sind ca. 2 bis 3 Mio. Menschen von einer Herzschwäche betroffen.* Im Jahr 2010 wurden in Deutschland 371.335 Menschen wegen einer Herzschwäche in ein Krankenhaus eingeliefert.** Im Jahr 2010 sind in Deutschland 48.306 Menschen an einer Herzschwäche gestorben. ** Warnzeichen der chronischen Herzschwäche*** Bei folgenden Alarmzeichen sollten Betroffene zum Arzt gehen, wenn sie: Atemnot bei Belastung Abnahme der Leistungsfähigkeit (Treppensteigen, Bergangehen, schnell laufen) Schwellungen an Knöcheln, Unterschenkeln (Wassereinlagerung) Ursachen der Herzschwäche: Die wichtigsten Grundkrankheiten*** Die chronische Herzschwäche ist keine eigenständige Krankheit, vielmehr münden in sie andere Herzerkrankungen: - Koronare Herzkrankheit (KHK), insbesondere der Herzinfarkt mit Untergang von Herzmuskelgewebe - Bluthochdruck - Herzklappenerkrankungen - Entzündliche Herzkrankheiten, Herzmuskelentzündung - Angeborene Herzfehler - Alkohol, Drogen, Medikamente (Siehe auch: Thomas Meinertz, „Die Ursachen behandeln“, in: Deutsche Herzstiftung (Hg.), „Das schwache Herz – Diagnose und Therapie der Herzinsuffizienz heute“, Frankfurt 2013, S. 46 ff.) Gesunder Lebensstil halbiert Risiko für Herzschwäche*** In etwa 70% der Fälle entsteht Herzschwäche aus koronarer Herzkrankheit (KHK) und langjährigem Bluthochdruck, der nicht oder nicht ausreichend behandelt wird. Unser heutiger Lebensstil mit Bewegungsmangel, falscher Ernährung, Rauchen und Übergewicht ist die Hauptursache der KHK und zugleich maßgeblich für die Entstehung von Bluthochdruck verantwortlich. Deshalb sollte jeder im mittleren Alter zwischen 40 und 50, bei familiärer Vorbelastung noch früher, regelmäßig Blutdruck, Cholesterinwerte und Blutzucker untersuchen lassen, um die Risikofaktoren für Herzerkrankungen (Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes) früh zu entdecken. Deren rechtzeitige Behandlung schützt vor Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzschwäche. Herzinfarkt als Auslöser der akuten Herzschwäche mit Herzversagen*** Im Unterscheid zur chronischen Herzschwäche, die schleichend und anfangs oft unbemerkt daher kommt, lässt bei der akuten Herzschwäche die Herzleistung plötzlich, d. h. in Minuten oder Stunden, erheblich nach. Die akute Herzschwäche tritt als Lungenödem oder als kardiogener Schock, d.h. Herzversagen, auf. Die akute Herzschwäche geht auf unterschiedliche Ursachen zurück: Meistens wird die akute Pumpschwäche des Herzens durch einen Herzinfarkt ausgelöst. Bei einem Herzinfarkt wird ein Herzkranzgefäß verschlossen. Dadurch wird ein Bereich des Herzmuskels nicht mehr mit Blut versorgt und stirbt ab. Der Verlust von Herzmuskelgewebe ist umso größer, je länger der Verschluss andauert. Zusätzlich entsteht eine für das versagende Herz ungünstige Situation, weil beim Herzinfarkt der Körper die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin sowie das gefäßverengende Angiotensin ausschüttet, sodass Herzrasen und eine Widerstandserhöhung in den äußeren Bereichen des Körpers die Pumpfunktion noch weiter erschweren. Wenn mehr als etwa 30-40 % der Herzmuskulatur ausfallen, kommt es in der Regel zum Herzversagen. Komplikationen und Begleiterkrankungen der Herzschwäche*** Eine Herzschwäche führt nicht nur zu Störungen und Beschwerden direkt im Herzen, sondern zu einer Allgemeinerkrankung. Die häufigsten Begleiterkrankungen stehen mit der Herzschwäche in wechselseitiger Beziehung und schränken Lebensqualität und Lebenserwartung ein: - Lungenödem durch Lungenstauung - Herzrhythmusstörungen - Diabetes - Nierenfunktionsstörungen - Blutarmut, Eisenmangel - Chronische Atemwegs- und Lungenerkrankungen - schlafbezogenen Atmungsstörungen (Schlafapnoe) - Kräfteverfall/Muskelabbau (kardiale Kachexie) - Depression * Angaben des Kompetenznetzes Herzinsuffizienz ** Deutscher Herzbericht 2011, Frankfurt 2012. *** Deutsche Herzstiftung (Hg.), „Das schwache Herz – Diagnose und Therapie der Herzinsuffizienz heute“, Frankfurt 2013 Herzschwäche (Herzinsuffizienz) – Bildmaterial Schweregrad der Herzschwäche (NYHA-Klassifikation) Bildnachweis: Jan Neuffer Wassereinlagerungen an Knöcheln u. Beinen Zeichen einer Herzschwäche: Wassereinlagerungen an Knöcheln und Beinen. Beim Drücken mit dem Finger bleibt eine Delle zurück. Bildnachweis: Volker Klein Die Herzschwäche im Bild Abb. links: echokardiographisches Bild eines gesunden Herzens. Man sieht die vier Herzkammern, zwei Vorhöfe und zwei Hauptkammern. Sie sind mit den Bezeichnungen LA (linker Vorhof), RA (rechter Vorhof), LV (linker Ventrikel) und RV (rechter Ventrikel) bezeichnet. Abb. rechts: Echokardiographisches Bild einer Patientin mit diastolischer Herzschwäche. Der linke Herzvorhof ist deutlich vergrößert. LA = linker Vorhof, RA = rechter Vorhof, LV = linker Ventrikel, RV = rechter Ventrikel. Bildnachweis: PD Dr. med. Rolf Wachter Defibrillator mit synchronisierender Schrittmacherfunktion (CRT) Abb. rechts: Patient mit einem Defibrillator mit synchronisierender Schrittmacherfunktion (CRT= Cardiac Resynchronization Therapy). Bei geeigneten Patienten kann eine Herzschwäche gebessert werden (RA = rechter Vorhof, RV = rechte Hauptkammer, LV = linke Hauptkammer) Bildnachweis: Klinikum der Universität MünchenGroßhadern Hinweis für Redaktionen Das Bildmaterial dieser Seiten und weitere Bilder u. Illustrationen sind in druckfähiger Form anzufordern bei: Michael Wichert ([email protected], Tel. 069 955128-114) oder Pierre König ([email protected], Tel. 069 955128-140).