Universität Karlsruhe Mathematisches Institut I Prof. Dr. M. von Renteln Dr. C. Kaiser SS 2005 11. Übungsblatt zur Funktionentheorie I Abgabe bis Montag, den 4. Juli 2005, 13.00 Uhr, neben Raum 308 Aufgabe 11.1 K Beweisen Sie die folgenden Aussagen: a) Es sei G ⊂ C ein beschränktes Gebiet, die Funktion f : G → C sei stetig und in G holomorph und nullstellenfrei. Existiert eine Konstante c ≥ 0 mit |f (z)| = c für alle z ∈ ∂G, so ist f konstant. Auf die Voraussetzung der Nullstellenfreiheit kann dabei nicht verzichtet werden. b) Ist f : C → C eine holomorphe, nicht konstante Funktion, so gilt für jedes c > 0 { z ∈ C : |f (z)| < c } = { z ∈ C : |f (z)| ≤ c } . Wird statt Holomorphie nur Stetigkeit vorausgesetzt, so muss dies nicht gelten. c) Es seien f und g ganze Funktionen mit |f (z)| ≤ |g(z)| für alle z ∈ C. Beweisen Sie, dass es ein c ∈ C mit f = c · g gibt. Aufgabe 11.2 Die Funktion f sei holomorph in D und stetig auf D. Beweisen Sie, dass |f (z)| = 1 für alle z ∈ ∂D genau dann gilt, wenn f die folgende Darstellung hat: f (z) = eit n Y z − ak 1 − ak z (mit n ∈ N0 , ak ∈ D und t ∈ R) . k=1 Aufgabe 11.3 Es sei f eine ganze Funktion. Beweisen Sie: a) Ist f nicht konstant, so gibt es zu jedem a ∈ C eine Folge (zn ) in C mit f (zn ) → a. b) Ist f kein Polynom, so kann man in a) die Folge derart wählen, dass zn → ∞ gilt. c) Gilt f (z) ∈ / R für alle z ∈ C, so ist f konstant. — bitte wenden — Aufgabe 11.4 Es sei n ∈ N0 . Zeigen Sie die folgende Verallgemeinerung des Satzes von Liouville: Die holomorphe Funktion f : C → C ist genau dann ein Polynom mit Grad ≤ n, wenn positive Konstanten a und b existieren mit |f (z)| ≤ a + b|z|n für alle z ∈ C . Aufgabe 11.5 K a) Bestimmen Sie alle Lösungen z ∈ C der Gleichung cos z = 1 2 . b) Es sei w ∈ C \ {0} und r > 0. Zeigen Sie, dass die Gleichung e1/z = w unendlich viele Lösungen z mit |z| ≤ r besitzt. c) Beweisen Sie: Für alle z1 , z2 ∈ C \ {0} gilt log(z1 z2 ) = log(z1 ) + log(z2 ) und z1 log z2 = log(z1 ) − log(z2 ) . Hierbei bezeichnet z 7→ log(z) die mengenwertige Logarithmusfunktion, d.h. log(z) = {w ∈ C : ew = z}. Aufgabe 11.6 a) Berechnen Sie Real- und Imaginärteil der folgenden komplexen Zahlen: (1 + i)i , i1/i , (Log i)i , i i(i ) . Hierbei bezeichnet z 7→ Log z den Hauptzweig des Logarithmus. Ausdrücke der Form z w sind mit dem Hauptzweig des Logarithmus definiert. b) Es sei z ∈ C \ {0}. Ohne Angabe eines Zweiges bezeichnet z w im allgemeinen eine Punktmenge. Untersuchen Sie, für welche α ∈ C die beiden Ausdrücke (z α )2 und (z 2 )α die gleiche Punktmenge definieren. c) Beweisen Sie, dass der Hauptzweig der allgemeinen Exponentialfunktion z 7→ az (mit a 6= 0) die Ableitung z 7→ az Log a hat. Beachten Sie den späteren Abgabetermin!!! Am Montag, 27. Juni 2005, findet keine Übung statt!!!