Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg Das Herz gemeinsam stärker machen. 1 Was ist Herzinsuffizienz? Die Herzinsuffizienz oder auch Herzschwäche ist eines der häufigsten Herzleiden überhaupt und eine der wichtigsten Ursachen verminderter körperlicher und psychischer Leistungskraft. Sie tritt vor allem im späteren Leben auf und findet sich bei jedem zehnten Menschen über 70 Jahren in Deutschland. Durch die Alterung der Gesell­ schaft dürfte ihre Verbreitung weiter zunehmen. Zumeist verläuft eine Herzinsuffizienz als chronisch fortschreitende Krankheit, die beispielsweise durch eine mangelhafte Durchblutung des Herz­­muskels, einen Herzinfarkt oder einen überhöhten Blutdruck ausgelöst werden kann und einer dauerhaften Behandlung bedarf. Allerdings gibt es auch vorübergehende Formen der Herzschwäche, etwa in Folge von Herzrhyth­ musstörungen oder Herzmuskelentzündungen, die nach erfolgreicher Therapie wieder abklingen. Allen diesen Varianten gemeinsam ist, dass das Herz den Erfordernissen einer ausreichenden Blutzirkulation im Körper nicht gerecht wird. Atem­not, insbesondere bei körperlicher An­ strengung, ist die typische Folge, daneben zählen Wassereinlagerungen in Lunge und Beinen zu den häufigen Problemen. Heute nimmt man an, dass die Herzinsuffizienz auch die Leistungsfähigkeit des Gehirns vermin­ dern und depressive Störungen auslösen kann. Umgekehrt wird sie durch vielfältige Wechsel­ wirkungen zwischen Hirn, Herz und Organen in ihrem Verlauf bestimmt. Die Herzschwäche ist dadurch eine Erkrankung, die den ganzen Menschen betrifft. 2 ? Mechanismen der Herzinsuffizienz obere Hohlvene Aorta Lungenarterie Lungenvene rechter Vorhof Lungenvene linker Vorhof untere Hohlvene rechte Kammer • linke Kammer Aus der linken Herzkammer gelangt sauerstoffreiches Blut in die Körperschlagader (Aorta) und verteilt sich in alle Organe. Pumpt die linke Kammer zu schwach (Linksherzinsuffizienz), stellt sich ein Sauerstoffdefizit im Körper ein, mit ver­­ringerter Belastbarkeit, Schwächegefühl und Atemnot. • Es kann zu einem Rückstau des Blutes aus der linken Herzhälfte in die Lungenvenen kommen . Wasser einlagerungen (Ödeme) in der Lunge sind die Folge. • Ähnliches gilt für die rechte Herzhälfte. Arbeitet sie nicht mehr richtig (Rechtsherzinsuffizienz), entsteht ein Blutstau in den Hohlvenen, über die das Blut aus dem Körper zum Herzen zurückfließt. Ödeme in den Beinen oder auf dem Fußrücken sind dafür typische Zeichen. • Außerdem gelangt das sauerstoffarme Blut aus der rechten Herzkammer nicht mehr rasch genug über die Lungenarterien in die Lunge. Erst dort aber kann wieder neuer Sauerstoff ins Blut aufgenommen werden. • Häufig treten die Symptome der Links- und Rechtsherz- insuffizienz gleichzeitig auf, man spricht dann von globaler Herzinsuffizienz. 3 Das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg Ende 2010 ist mit dem Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) ein bundesweit einmaliges Forschungs- und Behandlungs­ zentrum entstanden, das zu einem verbesserten Verständnis und einer optimierten Therapie der Herzschwäche beitragen soll. Das DZHI mit seinen rund 120 wissenschaftlichen Mitarbeitern ist eine Einrichtung der Universität und des Universitätsklinikums Würzburg und wird vom Bundesforschungsministerium gefördert. Charakteristisch für das DZHI ist der fächer­über­ greifende Blickwinkel bei allen Forschungs­ projekten. Man weiß, dass bei einer Herzschwäche oft auch andere Organe, wie Nieren oder Gehirn, in Mitleidenschaft gezogen werden und ihrer­ seits auf den Verlauf der Erkrankung einwirken. Daher arbeiten im DZHI Kardiologen, Neurologen und Psychologen, Nierenspezialisten und Chirurgen, Genetiker und Zellforscher gemein­ sam daran, die komplexen Krankheitsmechanis­ men zu entschlüsseln und neue Ansätze für Therapie und Prävention zu entwickeln. Das eingehende Patientengespräch ist Voraussetzung für eine optimale Therapie. 4 Am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz sind klinische und Laborforschung sehr eng verbunden. In acht Projektbereichen führt das DZHI sowohl klinische wie grundlagenorientierte Studien durch. Mit dem Aufbau von Patientenregistern und einer speziellen Herzinsuffizienz-Biobank für Blut-, Gewebe- und DNA-Proben schafft das Zentrum zudem eine wichtige Datengrundlage für weitergehende Forschung. Bereits jetzt steht mit der interdisziplinären Herzschwäche-Ambulanz des DZHI eine Anlauf­ stelle für Patienten bereit, die auch Ärzten und Kliniken der Region ihre Expertise bei der Herz­insuffizienz-Therapie zur Verfügung stellt. 5 Projektbereiche und Forschungsschwerpunkte Das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) führt in acht interdisziplinären Projektbereichen klinische und grundlagen­ orientierte Studien durch. Die Forschungs­ projekte zielen auf ein erweitertes Verständnis und neue Ansätze für Therapie und Prävention der Herzinsuffizienz ab. Die Diagnose und das Management der Herzinsuffizienz verbessern In diesem Projektbereich untersu­ chen Wissenschaftler die vielfältigen diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten bei Herzinsuffizienz und werten sie auf ihren klinischen Nutzen hin aus. Durch Rückgriff auf die Daten großer Patientenkollek­ tive können die Forscher dabei über das gesamte Spektrum der Erkrankung hinweg die für den Krankheitsverlauf entscheidenden Faktoren bestimmen. Eine besondere Rolle spielt vermutlich das Wechselspiel zwischen psychischen und körperlichen Einflüssen. Darüber hinaus wird erforscht, wie es im Zuge der Erkrankung zu dem typischen übermäßi­ gen Wachstum (Hypertrophie) des Herzmus­ kels kommt – und welche Konsequenzen dies für die Herzfunktion besitzt. Die Heilung des Herzgewebes erleichtern Der Herzinfarkt ist eine der wichtigs­ ten Ursachen für eine sich später entwickelnde Herzinsuffizienz. Geprüft wird, ob sich die Heilungsprozesse nach dem Infarkt und die Neuorganisation (Remodeling) im Gewebe durch bestimmte 6 Substanzen, etwa den sogenannten Faktor XIII, positiv beeinflussen lassen. Zudem verfolgen verschiedene Teams das Ziel, in den Herzzellen neue Angriffspunkte für Medikamente zu finden, um eine schädliche Zunahme der Herzmuskeldicke (Hypertrophie) zu unterbinden. Seltene Herzleiden verstehen Manche genetische Erkrankungen führen zur Herzinsuffizienz. Durch Ent­ schlüsselung der dabei be­­teiligten molekularen Mechanismen könnten sich indes auch andere Formen der Herzschwäche besser verstehen und neue therapeutische Ansätze ableiten lassen. Am DZHI wird beispiels­ weise erforscht, wie der Morbus Fabry – eine seltene, oft mit Herzschwäche verbundene Stoff­ wechselstörung – sich im Einzelnen auf das Herzgewebe auswirkt. Ebenso analysieren Wissenschaftler die Krankheits­mechanismen bei fehlgeleiteten Angriffen des körpereigenen Immunsystems auf den Herzmuskel. Das Wechselspiel der Hormone durchschauen Verschiedene Teams untersuchen, welche Effekte Stoffwechselsignale und hormonelle Veränderungen auf den Herzmuskel ausüben. Im Mittelpunkt des Interesses stehen die Konsequenzen von schwerem Übergewicht sowie der Einfluss von Hormonen wie Cortisol auf die Entstehung und den Verlauf der Herzinsuffizienz. Auch die Interaktionen anderer Hormonsysteme mit dem Herzen, etwa die Bedeutung von Schilddrüsen­ hormonen und Östrogenen, werden erforscht. 7 Auf Herz und Nieren prüfen Es gibt vielfältige Interaktionen zwischen Nieren und Herz. So zieht eine verschlechterte Nierenfunktion Schädigungen des Herzmuskels nach sich, während ein schwaches Herz umgekehrt die Arbeit der Nieren beeinträchtigt. In diesem Projektbereich werden die Zusammenhänge auf klinischer und molekularer Ebene unter­ sucht, um daraus spezifische Folgerungen für die Diagnose und Therapie des komplexen Krankheitsprozesses zu ziehen. Herz und Hirn als Einheit begreifen Die Herzinsuffizienz kann mit einer verminderten Leistungsfähigkeit des Gehirns, aber ebenso mit Depressio­ nen einhergehen. Zudem führen neuronale und psychische Störungen vermut­ lich ihrerseits zu einer Beeinträchtigung der Herzfunktion. Mithilfe der Magnetresonanz­ tomographie untersuchen die Wissenschaftler des DZHI, zu welchen strukturellen und funktionellen Schädigungen es im Gehirn bei Herzinsuffizienz kommt. Gleichermaßen erforschen sie die Zusammenhänge zwischen Herzschwäche, Angst und Depression. 8 Schwer Erkrankten Linderung verschaffen Eine fortgeschrittene Herzinsuffizienz bringt empfindliche Beeinträchtigun­ gen der körperlichen und seelischen Lebensqualität mit sich. Daher werden am DZHI neue, interdisziplinäre Behandlungsstrategien für Patienten mit schwerster Herzschwäche entwickelt, die neben einer optimierten medika­ mentösen Therapie und dem Einsatz von speziel­ len Schrittmachern oder Defibrillatoren auch die Möglichkeit einer Herztransplantation umfassen und zugleich den sozialen und emotionalen Bedürfnissen und Beschwernissen älterer Menschen Rechnung tragen. Ein eigens aufge­ bautes Register für schwer herzinsuffiziente Patienten liefert dabei eine umfassende Daten­ grundlage für die wissenschaftliche Analyse. Die Vorgänge im Herzen sichtbar machen Durch Fortschritte bei den bildgeben­ den Verfahren lässt sich heute das schlagende Herz mit großer Detail­ genauigkeit sichtbar machen. Zudem können mithilfe von molekularen Markersubstanzen die zellulären und biochemischen Vorgänge im Gewebe dargestellt werden. Forscher des DZHI untersuchen beispielsweise, wie sich das Herzgewebe nach einem Infarkt verhält und wie es auf Stress reagiert. Dadurch sollen die Krankheitsmechanismen bei Herzschwäche einer bildlichen Analyse zugänglich werden. 9 Was wir Ihnen bieten Das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) ist eine der führenden Einrich­ tungen zur Behandlung der Herzinsuffizienz und ihrer Komplikationen. Das Zentrum verfolgt innovative Forschungsansätze und neue thera­ peutische Strategien, um zu einer exzellenten Patientenversorgung beizutragen. In den klinischen Studien des DZHI werden Patienten mit ganz unterschiedlichen Formen der Herzschwäche auf hohem Niveau betreut. Dabei arbeitet das Zentrum, das unmittelbar in das Universitätsklinikum Würzburg mit seinem umfassenden Leistungsspektrum eingebunden ist, mit vielen Ärzten und Kliniken der Region zusammen. Mehrmals jährlich bieten die Wis­ senschaftler des DZHI spezielle Fortbildungen für Angehörige der medizinischen Berufe an. Im Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz werden Patienten mit unterschiedlichsten Formen der Herzschwäche durch interdisziplinäre Expertenteams betreut. 10 ! Darüber hinaus versteht es das DZHI als seine Aufgabe, eine breite Laienöffentlichkeit beispiels­ weise durch Informationsveranstaltungen oder Patientenseminare über die Bedeutung der Herz­­ insuffizienz und die Möglichkeiten zu Therapie und Prävention der Erkrankung aufzuklären. Bundesweit modellhaft ist die interdisziplinäre Herzinsuffizienz-Ambulanz des DZHI. Hier arbeiten Kardiologen, HerzschrittmacherExperten und Nierenspezialisten, Neurologen, Psychologen und Psychiater, Endokrinologen und Genetiker zusammen, um insbesondere bei schweren und komplizierten Formen der Herz­ schwäche den individuellen medizinischen Bedürfnissen der Patienten gerecht zu werden. Die interdisziplinäre Herzschwäche-Ambulanz steht allen Patienten im größeren Umkreis offen. Zudem fungiert sie als Informationsstelle für die Kliniken und Ärzte der Region in Fragen der Herzinsuffizienz-Therapie. Zentrale Telefonnummer des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz Würzburg und der interdisziplinären Herzinsuffizienz-Ambulanz: (0931) 201 4 63 33 11 Ihr Weg Zu Uns Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg Straubmühlweg 2a, Haus A9 97078 Würzburg Tel: (0931) 201-4 63 33 E-Mail: [email protected] www.dzhi.de Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz Zentrum für Innere Medizin Zentrum für Operative Medizin Richtung A7 Richtung A3 Herausgeber: Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg 12