14 Allgemeines Gleichgewicht Gleichgewicht auf einem einzelnen Markt Unternehmen Geld Haushalte Gut Allgemeines Gleichgewicht Faktoren Kosten + Gewinn = Einkommen Unternehmen Haushalte Erlös = Konsumausgaben Konsumgüter Mengenströme Wertströme Mikroökonomik II: 14 Allgemeines Gleichgewicht 1 In der Theorie des Gleichgewichts auf einem einzelnen Markt wird nur ein Preis endogen bestimmt; alle anderen Preise und das Einkommen jedes Konsumenten sind exogen. In der Theorie des allgemeinen Gleichgewichts sind alle Preise endogen. Es wird ein simultanes Gleichgewicht auf allen (Konsumgüter- und Faktor-) Märkten bestimmt. Reiner Tausch Gut 2 Ausgaben für Gut 2 Haushalt A Haushalt B Ausgaben für Gut 1 Gut 1 Mikroökonomik II: 14 Allgemeines Gleichgewicht 2 2 Haushalte A, B 2 Güter 1, 2 Keine Produktion. ω 1A ω A2 Ausstattung des Haushalts A mit Gut 1 Ausstattung des Haushalts A mit Gut 2 ω 1B ω B2 Ausstattung des Haushalts B mit Gut 2 x1A Konsum des Haushalts A von Gut 1 x 2A Konsum des Haushalts A von Gut 2 x1B Konsum des Haushalts B von Gut 1 xB2 Konsum des Haushalts B von Gut 2 (x 1 A Ausstattung des Haushalts B mit Gut 1 , x A2 , x1B , xB2 ) Allokation x1A + x1B = ω1A + ω1B erreichbare Allokation 2 2 2 2 und x A + xB = ω A + ωB Mikroökonomik II: 14 Allgemeines Gleichgewicht 3 Grafische Darstellung erreichbarer Allokationen ω1B x A2 OB x1B ω B2 ω A2 x1A OA ω1A xB2 Edgeworth-Box Mikroökonomik II: 14 Allgemeines Gleichgewicht 4 Pareto-Effizienz u A (x1A , x A2 ) Nutzenfunktion u B (x1B , x B2 ) Nutzenfunktion des Haushalts A des Haushalts B Definition: Eine erreichbare Allokation (x1A , x A2 , x1B , x B2 ) ist Pareto-effizient, wenn es keine erreichbare Allokation (x 1A , x A2 , x B1 , x B2 ) gibt, so dass u A ( x 1A , x A2 ) ≥ u A ( x1A , x 2A ) und u B ( x B1 , x B2 ) ≥ u A ( x1B , x B2 ), mit mindestens einem „>“. Mikroökonomik II: 14 Allgemeines Gleichgewicht 5 Gut 2 OB Gut 1 Y X Gut 1 OA Gut 2 Allokation X ist nicht Pareto-effizient. Wenn Haushalt A etwas von Gut 1 an Haushalt B abgibt und dafür etwas von Gut 2 von Haushalt B bekommt ( ), dann stellen sich beide besser. Der rote Pfeil illustriert eine ParetoVerbesserung. Allokation Y ist Pareto-effizient. Hier gilt MRSA = MRSB. Mikroökonomik II: 14 Allgemeines Gleichgewicht 6 Die Menge aller Pareto-effizienten Allokationen heißt Kontraktkurve. Gut 2 0B Gut 1 nt o K ve r u tk k a r Gut 1 0A Gut 2 Soweit die Kontraktkurve im Inneren der Edgeworth-Box verläuft (d.h., falls x1A , x A2 , x1B , x B2 > 0 ), gilt auf ihr ∂u A (x1A , x A2 , ) / ∂x1A ∂u B (x1B , x B2 , ) / ∂x1B . = ∂u A (x1A , x A2 , ) / ∂x A2 ∂u B (x1B , x B2 , ) / ∂x B2 MRSA = MRSB Mikroökonomik II: 14 Allgemeines Gleichgewicht 7 Wettbewerbsgleichgewicht p1 Preis für Gut 1 p2 Preis für Gut 2. Jeder Haushalt maximiert seinen Nutzen unter seiner Budgetbeschränkung. Das liefert die Marshallschen Nachfragefunktionen beider Haushalte nach beiden Gütern. Im Gleichgewicht wird von jedem Gut soviel nachgefragt, wie vorhanden ist. Haushalt A : max 1 2 xA , xA u.d.B. ⇒ u A ( x1A , x A2 ) p1 x1A + p2 x A2 = p1ω 1A + p2ω A2 x1A ( p1 , p2 ; p1ω 1A + p2ω A2 ) x 2A ( p1 , p2 ; p1ω 1A + p2ω A2 ) Mikroökonomik II: 14 Allgemeines Gleichgewicht 8 Ebenso für Haushalt B: x1B ( p1 , p2 ; p1ω 1B + p2ω B2 ) x B2 ( p1 , p2 ; p1ω 1B + p2ω B2 ) Definition des Gleichgewichts: Preise p1 , p2 so dass die Markträumungs-Bedingungen * * x1A ( p1* , p2* ; p1*ω1A + p2*ω A2 ) + x1B ( p1* , p2* ; p1*ω1B + p2*ω B2 ) = ω1A + ω1B und x A2 ( p1* , p2* ; p1*ω1A + p2*ω A2 ) + xB2 ( p1* , p2* ; p1*ω1B + p2*ω B2 ) = ω A2 + ωB2 erfüllt sind. Walras-Gleichgewicht, Wettbewerbsgleichgewicht Mikroökonomik II: 14 Allgemeines Gleichgewicht 9 Gesetz von Walras Für alle Preise p1 , p 2 ist der Wert der gesamtwirtschaftlichen Überschußnachfrage 0. [ ⋅ [x p1 ⋅ x1A ( p1 , p2 ) + x1B ( p1 , p2 ) − ω 1A − ω 1B + p2 2 A ( p1 , p2 ) + x B2 ( p1 , p2 ) − ω A2 − ω B2 ] ]= 0. Beweis: Die Nachfragefunktionen erfüllen die Budgetgleichungen. Folgerung: Wenn Markt 1 geräumt ist, dann muß auch Markt 2 geräumt sein. Es genügt zur Bestimmung des Gleichgewichts, einen der beiden Märkte zu betrachten. Mikroökonomik II: 14 Allgemeines Gleichgewicht 10 Grafische Bestimmung des Wettbewerbsgleichgewichts Schnittpunkt der Preiskonsumkurven (offer curves) Gut 2 OB Gut 1 Gleichgewicht x A2 (⋅) − ω A2 Überschußnachfrage des Hh A, Gut 2 OCB OCA Ausstattung p1* − * p2 OA ω 1A − x1A (⋅) Überschußangebot des Hh A, Gut 1 Gut 1 Gut 2 Die rote Gerade ist die gemeinsame Budgetgerade beider Haushalte zum GleichgewichtsPreisverhältnis p1*/p2*. Gestrichelte Kurven: Indifferenzkurven durch die Gleichgewichts-Allokation. Mikroökonomik II: 14 Allgemeines Gleichgewicht 11 Gleichgewicht und Pareto-Effizienz Der erste Hauptsatz der Wohlfahrtsökonomik Die Allokation jedes Wettbewerbsgleichgewichts ist Pareto-effizient. Beweis: Es seien (x1A , x A2 , x1B , xB2 ) die Allokation im Gleichgewicht und p1* , p2* die Gleichgewichts-Preise. Entgegen der Behauptung gebe es eine erreichbare Allokation, die den einen besser und den anderen nicht schlechter stellt. Dann gibt es auch eine erreichbare Allokation (x 1A , x A2 , x B1 , x B2 ) , die beide besser stellt, d.h. u A (x 1A , x A2 ) > u A (x1A , x A2 ) und u B (x B1 , x B2 ) > u B (x1B , x B2 ) . Mikroökonomik II: 14 Allgemeines Gleichgewicht 12 Da Haushalt A das bessere Güterbündel ( x 1A , x A2 ) im Gleichgewicht nicht gewählt hat, konnte er es sich nicht leisten: p1 x 1A + p2 x A2 > p1ω 1A + p2ω A2 . Ebenso Haushalt B: p1 x B1 + p2 x B2 > p1ω 1B + p2ω B2 . Addieren der beiden Ungleichungen liefert: p1 (x 1A + x B1 − ω 1A − ω 1B ) + p2 (x A2 + x B2 − ω A2 − ω B2 ) > 0. Die Preise sind positiv. Deshalb muß eine der beiden Klammern positiv sein. Die Allokation (x 1A , x A2 , xB1 , xB2 ) ist also nicht erreichbar. Mikroökonomik II: 14 Allgemeines Gleichgewicht 13 Der zweite Hauptsatz der Wohlfahrtsökonomik Wenn alle Haushalte konvexe Präferenzen haben, dann gibt es zu jeder Pareto-effizienten Allokation eine Verteilung der Anfangsausstattung, so dass diese Allokation ein Wettbewerbsgleichgewicht ist. Gut 2 Gut 1 0B Y Pareto-effiziente Allokation X Gut 1 0A Begründung: Gut 2 Die gemeinsame |MRS| einer Pareto-effizienten Allokation definiert das GleichgewichtsPreisverhältnis. Die Anfangsausstattung kann dann beliebig auf der so erzeugten Budgetgeraden gewählt werden, z. B. X oder Y. Mikroökonomik II: 14 Allgemeines Gleichgewicht 14 Produktion Bestandteile einer Produktionsökonomie • • • Anfangsausstattungen an Gütern und Produktionsfaktoren Technologiemengen der Unternehmen Präferenzen der Haushalte Erreichbare Allokationen • • Jedes Unternehmen führt einen technisch möglichen Produktionsplan aus. Die ursprünglich vorhandene und die produzierte Menge eines Gutes sind zusammen so groß wie die konsumierte und die als Input verwendete Menge dieses Gutes. Mikroökonomik II: 14 Allgemeines Gleichgewicht 15 Effizienz Pareto-effiziente Allokationen werden durch drei Teilaspekte charakterisiert. Tauschoptimum, effiziente Konsumstruktur Es ist nicht möglich, durch Tausch der vorhandenen Konsumgüter einen Haushalt besser zu stellen ohne einen anderen schlechter zu stellen (siehe Definition S. 5 dieses Kapitels). Bedingung für jeweils zwei Haushalte A, B: MRS des Haushalts A = MRS des Haushalts B Produktionsmaximum Es ist nicht möglich, mit den vorhandenen Inputs mehr von einem Gut zu produzieren ohne von einem andern Gut weniger zu produzieren. Bedingung für jeweils zwei Unternehmen 1, 2: TRS in Unternehmen 1 = TRS in Unternehmen 2 Mikroökonomik II: 14 Allgemeines Gleichgewicht 16 Effiziente Produktionsstruktur Es ist nicht möglich, durch Umschichtung der Produktion von einem Konsumgut zu einem anderen einen der beiden Haushalte besser zu stellen. Die Produktionsmöglichkeitenmenge gibt an, welche Outputkombinationen mit den vorhandenen Inputs möglich sind. Sie wird von der oder Transformationskurve begrenzt. Gut 2 Trans fo kurve rmations- Produktionsmöglichkeitenmenge MRT Gut 1 Mikroökonomik II: 14 Allgemeines Gleichgewicht 17 Die Grenzrate der Transformation MRT gibt an, um wie viele Einheiten die von Gut 2 hergestellte Menge verändert (d.h. gesenkt) werden muß, wenn von Gut 1 eine Einheit mehr hergestellt werden soll. MRT = Steigung der Transformationskurve Bedingung für effiziente Produktionsstruktur: MRT = MRS Gut 2 Trans fo matio rnskur ve Effiziente Allokation Indifferen zkurve Gut 1 Mikroökonomik II: 14 Allgemeines Gleichgewicht 18 Produktionsökonomie mit Privateigentum Eigentumsrechte und Ziele • Die Anfangsausstattungen an allen Gütern (Produktionsfaktoren und Konsumgüter) gehören den Haushalten. • Die Eigentumsrechte an den Unternehmen sind zwischen den Haushalten aufgeteilt. • Unternehmen maximieren den Gewinn. • Haushalte maximieren den Nutzen. • Das Einkommen jedes Haushalts besteht aus dem Wert seiner Anfangsausstattung und den auf ihn entfallenden Anteilen an den Unternehmensgewinnen. Gewinnmaximierung Ein Unternehmen produziert mit vorgegebenen Inputs die Güter x1 und x2. Der Gewinn ist π = p1x1 + p2x2 – Kosten . Mikroökonomik II: 14 Allgemeines Gleichgewicht 19 Isogewinnlinien x2 = π + Kosten p1 − x1 p2 p2 Der gewinnmaximierende Produktionsplan wird durch die höchste Isogewinnlinie bestimmt, die mit der Transformationskurve noch einen Punkt gemeinsam hat. Dort gilt MRT = p1 / p2 . Gut 2 π + Kosten p2 Is og ew in n lin ien Gewinnmaximierender Produktionsplan − p1 p2 Gut 1 Mikroökonomik II: 14 Allgemeines Gleichgewicht 20 Wettbewerbsgleichgewicht Preise, so dass auf allen Märkten Angebot und Nachfrage gleich sind. Das Wettbewerbsgleichgewicht in einer Produktionsökonomie mit Privateigentum ist Pareto-effizient. Gut 2 (Gewinn + Kosten) / p2 = Einkommen / p2 Effiziente Allokation = Gleichgewicht p1* − * p2 Gut 1 Mikroökonomik II: 14 Allgemeines Gleichgewicht 21 Zusammenfassung • Die Theorie des allgemeinen Gleichgewichts beschreibt die simultane Preisbildung auf allen Märkten. • In der Edgeworth-Box werden erreichbare Allokationen dargestellt. • Die Transformationskurve begrenzt die Menge der Outputkombinationen, die mit gegebenen Inputs hergestellt werden können. • Die Grenzrate der Transformation gibt an, um wie viele Einheiten die Produktion eines Gutes eingeschränkt werden muss, wenn von einem anderen Gut eine zusätzliche Einheit produziert werden soll. • Pareto-effiziente Allokationen sind dadurch gekennzeichnet, dass - die Grenzraten der Substitution zwischen zwei Gütern bei allen Haushalten übereinstimmen, Mikroökonomik II: 14 Allgemeines Gleichgewicht 22 - die Technischen Raten der Substitution zwischen zwei Inputs bei allen Unternehmen übereinstimmen, und - die Grenzrate der Transformation zwischen zwei Gütern mit der Grenzrate der Substitution zwischen diesen Gütern übereinstimmt. • Im Wettbewerbsgleichgewicht passen sich die Preise so an, dass alle Märkte geräumt sind. • Das Gesetz von Walras besagt, daß der Wert der gesamtwirtschaftlichen Überschußnachfrage für alle Preise gleich null ist. • Die Allokation jedes Wettbewerbsgleichgewichts ist Pareto-effizient. • Jede Pareto-effiziente Allokation ist eine Gleichgewichts-Allokation, wenn die Anfangsausstattungen passend umverteilt werden. Mikroökonomik II: 14 Allgemeines Gleichgewicht 23