Industrieökonomik Zunehmende Skalenerträge und Verbundvorteile in einer Branche Größe der Unternehmen Anzahl der Unternehmen (JACOB VINER, 1932) Grenzen der Unternehmen als Ergebnis • Theoretisch begründet • Empirisch bestätigt © Prof. Theresia Theurl Theorie der Unternehmung 33 Produktionsmerkmale: Instrumente Synergien Skalenerträge economies of scale Verbundvorteile Economies of scope economies of skills n n n n i =1 i =1 i =1 i =1 ∑ C ( xi ) > C (∑ xi ) C ( x1 ) + C ( x2 ) > C ( x1 , x2 ) Einproduktunternehmen ∑ C ( x i ) > C (∑ x i ) C ( x1 ,0) + C (0, x2 ) > C ( x1 , x2 ) Mehrproduktunternehmen Monoton fallende Grenzkosten Æ monoton fallende Durchschnittskosten Æ SUBADDITIVE KOSTENSTRUKTUREN 34 © Prof. Theresia Theurl Theorie der Unternehmung 1 Natürliches Monopol Subadditive Kostenstrukturen im relevanten Bereich Æ Natürliches Monopol als Extremform 1 Unternehmen ist überlebensfähig Regulierungsbedarf Trade-off der Regulierungsbehörde bei Unsicherheit über die Kostenfunktion Vollständige Ausschöpfung der economies (technische Effizienz) Gewinnung von Informationen über die Kostenfunktion 1 Unternehmen Wettbewerb © Prof. Theresia Theurl Theorie der Unternehmung 35 Hintergründe der economies Höhere Produktionsniveaus ermöglichen: Æ Nutzung effizienterer Technologien Æ Spezialisierung des Humankapitals (Lern- und Erfahrungskurveneffekte) Æ Vorteile größerer Reservekapazitäten (economies of massed reserves): Umlenkung bei Ausfall von Maschinen und Menschen möglich Æ Vorteile der Bedienung mehrerer Märkte mit schwankender Nachfrage (Verzicht auf Investitionen zur Bedienung von Nachfragespitzen) Æ Nutzung von Nachfragekomplementaritäten Æ Vermeidung der Duplizierung von Fixkosten bei OverheadServices 36 © Prof. Theresia Theurl Theorie der Unternehmung 2 Grenzen der economies • Economies sind nicht unerschöpflich • Komplementäre Faktoren können knapp sein und die Ausnutzung verhindern (Managementkapazitäten) • Durchschnittskosten können ab einem bestimmten Produktionsniveau wieder ansteigen • Größere Unternehmen zeichnen sich durch höhere Steuerungs-, Koordinations- und Anreizkosten aus (Technische Effizienz versus Organisationskosten – hierarchieinterne Transaktionskosten) © Prof. Theresia Theurl Theorie der Unternehmung 37 Theorie der Unternehmung? Größe des Unternehmens steht im Fokus 1.Weshalb können economies nicht zwischen rechtlich selbstständigen Unternehmen durch Verträge gehoben werden? z.B. • Wechselseitiger Austausch von Strom bei Spitzenbelastung • Gemeinsame Entwicklungsabteilung • Produktionsnetzwerke 2.Weshalb können Unternehmen nicht in zwei unabhängige Betriebsteile gespalten werden, die wie selbstständige Unternehmen geführt werden? 38 Hohe Relevanz Aber: Isoliert keine Theorie des Unternehmens Also: Kann so überhaupt eine Unterund eine Obergrenze für die Größe des Unternehmens festgelegt werden? © Prof. Theresia Theurl Theorie der Unternehmung 3 Fazit 1. Produktionsmerkmale bestimmen die Größe der Unternehmen (damit die Grenzen der Unternehmen, damit die Anzahl der Unternehmen einer Industrie) 2. Im Vordergrund steht die Verwirklichung der produktionstechnischen Effizienz. Andere Aspekte werden ausgeklammert (Organisationsoptionen, Organisationskosten) 3. Es handelt sich um eine statische Betrachtungsweise. 4. Dennoch sind economies wichtige Elemente für eine Theorie der Unternehmung. 39 © Prof. Theresia Theurl Theorie der Unternehmung Kapitel 1.4 1.4. Unternehmen als langfristige Beziehung 40 © Prof. Theresia Theurl Theorie der Unternehmung 4 Fokus: Beziehung Lieferant / Kunde Langfristiges Zusammenwirken von Wirtschaftssubjekten benötigt zukunftsorientierte Spielregeln Relevante Aspekte der Langfristigkeit von Beziehungen Umstellungskosten Spezifische Investitionen Informationsprobleme an der Wurzel © Prof. Theresia Theurl Theorie der Unternehmung 41 Umstellungskosten • Informationskosten (Verhaltensweisen, Qualität) bezüglich des neuen Vertragspartners • Organisationskosten (Anpassungen in den organisatorischen Strukturen) • Kosten technischer Umstellungen Æ können langfristige Transaktionsbeziehungen fördern. 42 © Prof. Theresia Theurl Theorie der Unternehmung 5 Spezifität und spezifische Investitionen Idiosynkratische (spezifische) Investitionen im Hinblick auf einen Vertragspartner: Standortspezifität Humankapitalspezifität Realkapitalspezifität Abnehmerspezifität Spezifische Investitionen ÆKonkreter Auftrag ÆErwartung eines Auftrags Aktueller Vertragsabschluss führt zu einer Rente in der Zukunft © Prof. Theresia Theurl Theorie der Unternehmung 43 Grundproblem Ex ante: Anreize für spezifische Investitionen in paretoeffizientem Ausmaß Wahl des Transaktionspartners Fundamentale Transformation Ineffizientes Ergebnis 44 Ex post: Bilaterales Monopol Interne Transaktion mit Vertragspartner vorteilhafter als mit Dritten Unterschiedliche Vorstellungen über Verteilung der „gemeinsamen Erträge“ Transaktionsvolumen ex post zu gering Ex ante spezifische Investitionen in Erwartung dieses Verhaltens zu gering © Prof. Theresia Theurl Theorie der Unternehmung 6 Ergebnis ohne Vertrag und ohne spezifische Investitionen Symmetrische Informationsverteilung über Kosten (Lieferant) und Nutzen (Kunden): Æ Verhandlungen führen zu einem effizienten Ergebnis (Transaktionsvolumen) r i e es et al m m m pti s y -o n sa eto me ion ar lu at t p vo rm der ions fo In rhin akt ve ans Tr Asymmetrische Informationsverteilung: Verhandlungen führen zu einem ineffizienten Ergebnis (Abbruch, „falsches“ Transaktionsvolumen), wenn: 1.Nutzen und/oder Produktionskosten private Informationen sind (Kunde, Lieferant), 2.nicht sicher ist, ob der Nutzen über den Produktionskosten liegt, 3.auf den Verhandlungsabschluss verzichtet werden kann. 45 © Prof. Theresia Theurl Theorie der Unternehmung Reaktion: Vertrag als Restriktion für Transaktionen Ausgangssituation: Ex post entsteht Ineffizienz Æ Anreiz, Vertragsabschluss ex ante Lösung 1: Nutzen für den Kunden als private Information, Kosten bekannt Æ Kunde legt Preis fest (p=c), Verfügungsrecht Kunde Æ Vertragsgestaltung: Pauschale, die Ertrag aufteilt, in Abhängigkeit von relativen Verhandlungspositionen Lösung 2: Kosten des Lieferanten als private Information, Nutzen für Kunden bekannt Æ Lieferant legt Preis fest (p=c), Verfügungsrecht Lieferant Æ Vertragsgestaltung: Festpreis Lösung 3: Bilateral asymmetrische Informationen Æ Ineffizient, einer Partei das Verfügungsrecht zu geben Æ Ex ante Festlegung von Preis und Transaktionsvolumen. Verhandlungsergebnis offen. 46 © Prof. Theresia Theurl Theorie der Unternehmung 7 Institutionelle Lösung Ausgangssituation: Transaktionsverhandlungen führen mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zu einer pareto-optimalen Lösung. Lösung: Durch vertragliche Vereinbarungen (ex ante), die Entscheidungsoptionen (ex post) reduzieren. Vertragsinhalt: Jene Partei, die eine private Information hat, behält sich die Entscheidung vor, ob die Transaktion zu einem bestimmten Preis zustande kommt. Informationsvorsprung bedeutet stärkere Verhandlungsposition Vertraglich verankert © Prof. Theresia Theurl Theorie der Unternehmung 47 Spezifische Investitionen als zusätzliche Herausforderung Lieferant: Spezifische Investition verringert Produktionskosten Kunde: Spezifische Investition erhöht Nutzen Æ Kostensenkung/Nutzenerhöhung nur bei gemeinsamer Transaktion Situation I: • Kein Vertrag ex ante • Verhandlung über Transaktionsvolumen und Preis ex post Es kommt kein effizientes Transaktionsvolumen zustande Geringerer Ertrag der Investitionen als kalkuliert Senkung zusätzlicher Investitionen Transaktion kommt nur zustande, wenn Nutzen > Produktionskosten 48 © Prof. Theresia Theurl Theorie der Unternehmung 8 Unterinvestition, Enteignung Vermutete Ex-post-Aufteilung der Erträge Æ Ex ante festgelegte spezifische Investitionen? Welchen Teil der spezifischen Investitionen gewinnen die Investoren zurück? Nie alle Kosteneinsparungen/Nutzenerhöhungen, die durch die Investition entstehen, da Drohung eines Abbruchs der Geschäftsbeziehung durch den Geschäftspartner Opportunismus Unterinvestition in spezifisches Kapital, wenn im bilateralen Monopol ex post Verhandlungen stattfinden. Enteignung ist möglich © Prof. Theresia Theurl Theorie der Unternehmung 49 Alternativen • Alternative Transaktionsmöglichkeiten stärken die Verhandlungsposition des Investors. • Geringerer Spezifitätsgrad stärkt die Verhandlungsposition des Investors. Enteignungspotential sinkt 50 © Prof. Theresia Theurl Theorie der Unternehmung 9 Verträge Situation II: Ex-ante-Vertrag über den Modus der Festlegung von Transaktionsvolumen und Preis Annahmen: • Spezifische Investitionen sind beobachtbar • Volumen nicht gerichtlich durchsetzbar • Ebenso Kosten und Nutzen nicht durchsetzbar Investitionen nicht als Vertragsbestandteil Handlungsparameter: Drohung Geschäftsabbruch Pönale bei Ex-post-Ausstieg als Vertragsbestandteil • Stabilisierung der Beziehung • Verhinderung von Opportunismus © Prof. Theresia Theurl Theorie der Unternehmung 51 Pönale z.B.: Ex-ante-Fixierung von Transaktionsvolumen und Preis sowie sehr hohe Pönale bei ex-post-Ausstieg Æ P wird von I unabhängig Æ Enteignung der Investitionserträge wird unmöglich • Pönale stabilisieren Beziehungen • Pönale sichern Langfristigkeit • Pönale zwingen zur Transaktion, auch wenn diese keinen Ertrag mehr bringen. • Flexiblere Vertragsbestandteile, wenn dies realistisch ist (Anfälliger für Opportunismus). 52 © Prof. Theresia Theurl Theorie der Unternehmung 10 Informationsasymmetrien als Grundproblem Offenlegung von Kosten/Nutzen durch z.B. Wirtschaftsprüfung Æ Ineffizienz kann verringert werden In einem vertikal integrierten Unternehmen ist eine solche Prüfung besser möglich als bei zwei unverbundenen selbstständigen Unternehmen. Im Unternehmen werden Informationen leichter offengelegt. Erstmals: WILLIAMSON (1975), Markets and Hierarchies: Analysis and Antitrust Implications. A Study in the Economics of Internal Organization, New York. © Prof. Theresia Theurl Theorie der Unternehmung 53 Gegenargument Zwei selbstständige Unternehmen können stets einen Vertrag über wechselseitige Informationspflichten schließen. Die entstehende Informationsstruktur kann genau identisch der des vertikal integrierten Unternehmens sein. Quelle: GROSSMAN/HART (1986), The Costs and Benefits of Ownership: A Theory of Vertical and Lateral Integration, in: The Journal of Political Economy, Vol. 94, No. 4, S. 691-719. 54 © Prof. Theresia Theurl Theorie der Unternehmung 11 Fazit I Fokus: Grenzen des Unternehmens Es erfolgt eine vertikale Integration (Ausdehnung der vertikalen Grenzen), weil es so besser gelingt, Informationsasymmetrien abzubauen und das Hold-up-Problem spezifischer Investitionen zu entschärfen. Die Alternative besteht in langfristigen Verträgen zwischen selbstständigen Unternehmen. © Prof. Theresia Theurl Theorie der Unternehmung 55 Fazit II Innerhalb der Grenzen des Unternehmens werden Transaktionen abgewickelt, die langfristig sind, spezifischer Investitionen bedürfen, unter Informationsasymmetrien leiden und die vertraglich schwer abzusichern sind. 56 © Prof. Theresia Theurl Theorie der Unternehmung 12 Grenzen langfristiger Beziehungen Herausforderung für die Vertragsgestaltung: Optimale Mischung zwischen notwendiger Flexibilität und Vorbeugung gegen Opportunismus • Verzicht auf gute Gelegenheiten • Kollusion zwischen Mitarbeitern, Management der beteiligten Unternehmen Æ durch langfristige Verträge Kurzfristige Verträge als Signal für Anpassungsfähigkeit und Problemlösungsorientierung (HERMALIN 1986) Unternehmen: 57 Sukzessive Anpassung von vertikalen Grenzen in Abhängigkeit von Umweltanforderungen © Prof. Theresia Theurl Theorie der Unternehmung 13