Institut für Konsumundd V Verhaltensforschung h l f h An der Universität des Saarlandes Univ.-Professor Dr. Peter Weinberg Sozialtechniken erfolgreicher Kommunikation Prof Dr. Prof. Dr Peter Weinberg Sozialtechniken erfolgreicher Kommunikation Gesellschaftliche Entwicklungen und aktuelle Wertetrends Ausgewählte Rahmenbedingungen der Kommunikation Sozialtechnische Grundlagen Gedächtnistheoretische Erkenntnisse Praxisbeispiele Handlungsimplikationen Sozialtechnischer Strategiecheck 2 Gesellschaftliche Entwicklungen bis 2010 Der europäische Binnenmarkt und der Euro sind da Informationsgesellschaft mit weltweiter V Vernetzung t und d Cyber-Welten C b W lt Wachsende Seniorengesellschaft (etwa 25% über 60 Jahre alt) g erreichen 40 - 50% Single-Haushalte Die Arbeitslosigkeit stabilisiert sich bei etwa 10% 3 Aktuelle Wertetrends Renaissance von Pflicht Pflicht- und Akzeptanzwerten wie Gehorsam, Ordnung und Pünktlichkeit Zentrale Bedeutung g von – Selbstentfaltungswerten, wie Kreativität und Individualismus – hedonistischen Werten, wie Genuss und Abwechslung zunehmende Erlebnisorientierung 4 Zentraler Trend: Erlebnisorientierung Unbefangenes Erleben und Genießen des Lebens Bedürfnis „Sich-Verwöhnen-Wollen“ „Genuss-hier-und-jetzt-Haltung“ Befriedigung der Grundbedürfnisse als einfache Pflicht „Emotionale Erlebnisse“ 5 Europa zum Jahrtausendbeginn England: g Initiative, Lifestyle, y sozialer Aufstieg g Spanien: Genuss, hedonistischer Lebensstil, Offenheit für Wandel Frankreich: Individualität, soziale Akzeptanz, Emotionalität Deutschland: Wandel im Konsens, ökonomische u. soziale Stabilität Selbstverwirklichung und hedonistischer Stabilität, Lebensstil, Genussorientierung Italien: Vitalitätsprobleme und Lebensangst, G Gesellschaft ll h ft im i U Umbruch b h zurück zu alten Werten Wertetrends ohne Innovation Wandel als konzertierte Aktion Gleichstellung der Geschlechter Bedürfnis nach gesellschaftlicher Solidarität Hoffnung auf soziale und wirtschaftliche Sicherheit Freude am Konsum - aber nicht grenzenlos 6 Ausgewählte Rahmenbedingungen der Kommunikation Wettbewerbsintensive Märkte mit qualitativ hochwertigen und aus Konsumentensicht weitgehend austauschbaren Produkten – der Konsument weiß, dass er sich auf die Qualität der Produkte verlassen kann Low-Involvement der Konsumenten, sinkendes Interesse an Informationen Steigende St i d Informationsüberlastung, I f ti üb l t d A der Anteil t il der wahrgenommenen Informationen am Informationsangebot sinkt sinkt, damit zunehmende Konkurrenz um die Aufmerksamkeit der Konsumenten Erlebnisorientierung der Konsumenten 7 Mediale Informationsüberlastung im Detail Werbeaufkommen pro Tag (2001): – 45 Stunden Werbefernsehen – 33 Stunden Funkwerbung – 944 Seiten Publikumszeitschriftenwerbung – 516 Seiten Tageszeitungswerbung Informationsüberlastung (1987!): ca. 98 Prozent Die durchschnittliche Betrachtungsdauer einer Werbeanzeige liegt bei maximal zwei Sekunden. 8 Ansprache durch Sozialtechniken Unter den gegebenen Rahmenbedingungen der Kommunikation wird die Nutzung von Sozialtechniken im Rahmen der Kundenansprache zu einem Muss. Sozialtechnik ist die Anwendung verhaltenswissenschaftlicher Gesetzmäßigkeiten zur Beeinflussung des sozialen Lebens. 9 Das Dreispeichermodell der Informationsverarbeitung Sensorischer Speicher zur Speicherung der Sinneseindrücke Kurzzeitspeicher zur Informationsverarbeitung (Arbeitsspeicher): – Greift auf die Sinneseindrücke zurück, übernimmt Reizauswahl – Greift G ift auff die di im i L Langzeitspeicher it i h enthaltenen th lt IInformationen f ti zurück – Übernimmt die Transformation eines Reizes in eine gedanklich verarbeitbare Information Langzeitspeicher zur langfristigen Speicherung (Gedächtnis): – Durch Bildung von materiellen, dauerhaften „Gedächtnisspuren“ – Interferenztheorie: Vergessen tritt als mangelnde Z iff ö li hk it auf. Zugriffsmöglichkeit f 10 Wahrnehmung als zentraler Prozess der Informationsverarbeitung Die Erinnerung/Speicherung von Werbebotschaften im Gedächtnis ist in erster Linie davon abhängig, ob diese überhaupt wahrgenommen werden. Die Wahrnehmung ist subjektiv, selektiv und aktiv. Es zählt nur das wahrgenommene g Angebot, g , nicht die objektive j Leistung. g Die Bildkommunikation steuert die Wahrnehmung und erleichtert di Informationsverarbeitung, die I f ti b it iinsbesondere b d unter t llowinvolvement-Bedingungen der Medienrezeption. Bilder sind Schnellschüsse ins Gehirn 11 Textbasierte Botschaften werden i.d.R. weder wahrgenommen, wahrgenommen noch gespeichert! 12 Aktivierung der Kunden Physisch intensive Reize – wie Farbe, Größe, Bewegung, Helligkeit, Kontraste, Lautstärke, usw. – unterliegen Abnutzungseffekten und lösen u.U. Reaktanz aus Kognitive Reize – wie Humor,, Überraschungen g und Erzeugung g g von Neugier g – setzen ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit bereits voraus Emotionale Reize – insbesondere Schlüsselreize (z (z.B. B erotische Reize Reize, Kindchenschema), die biologisch vorprogrammierte Reaktionen weitgehend automatisch auslösen – unterliegen t li d daher h kkaum Ab Abnutzungseffekten t ff kt und d lö lösen ii.d.R. dR keine Reaktanz aus 13 Aktivierung durch physische Reize 14 Aktivierung durch kognitive Reize 15 Aktivierung durch emotionale Reize 16 Lambda-Hypothese Kognitive Prozesse Emotionale Schubkraft (Aktivierung) 17 Erinnerungswirkungen emotionaler Werbung Drei Wirkungsebenen: g – Emotionale Reize erhöhen die Aktivierung. Dies führt zu größerer Verarbeitungstiefe und damit besserer g Erinnerung. – Emotionale Reize schaffen eine angenehme Atmosphäre. Studien belegen, dass diese Klimawirkung die Lernleistung begünstigt. – Im Rahmen der Technik der emotionalen Konditionierung führt die wiederholte Darbietung bei geringerer Verarbeitungstiefe und damit geringerer kognitiver Kontrolle zum Lernerfolg. Die Gefahr, Reaktanz auszulösen ist relativ gering, da die Beeinflussung i.d.R. unbemerkt erfolgt. Vermittle Emotionen bzw. bzw Erlebnisse, Erlebnisse um Dich erfolgreich und dauerhaft im Gedächtnis der Konsumenten zu positionieren! 18 Erlebnisstrategien Eine emotionale Positionierung durch Kommunikation bedeutet die Konzeption von Erlebnisstrategien Sie versuchen,, das Angebot g in der emotionalen Erfahrungsg und Gefühlswelt der Kunden zu verankern. Vorgehen bei Erlebnisstrategien: Konzeption einer unverwechselbaren Erlebnislinie Ableitung geeigneter Erlebnisprofile Einbau des Angebotes in das Erlebnisprofil Erlebnisstrategien erfordern unternehmerischen Mut, Kreativität und finanzielles Durchhaltevermögen Sie werden verhaltenswissenschaftlich konzipiert Durchhaltevermögen. konzipiert, über alle Medien umgesetzt und methodisch am Erfolg kontrolliert. Das Marketing auf gesättigten Märkten und die Positionierung erfolgen also nach der Devise: Erlebnisprofil statt Sachprofil 19 Multimodale Erlebnisvermittlung in der Werbung Idealerweise erfolgt g die Erlebnisvermittlung g multimodal,, d.h. über mehrere Sinne. Modalitäten: Optik, Akustik, Olfaktorik, Haptik, Gustatorik Überlegenheit der Optik bzgl. der Informationsverarbeitung: – ca. 80-90 % der Informationen über optischen Kanal – Fernsinn – Eigenschaft, übrige Sinnesmodalitäten visuell zu simulieren TV-Spots sind im Gegensatz zu Printanzeigen neben der zusätzlichen Nutzung des akustischen Kanals in der Lage, den dynamischen Charakter von Erlebnissen abzubilden. 20 Gedächtnistheoretische Erkenntnisse zur multimodalen Informationsverarbeitung (I) Dual-Coding-Theorie g von Paivio: – Texte und Bilder werden in zwei getrennten, aber miteinander verbundenen Speichersystemen verarbeitet dem Sprachcode und dem Imagery verarbeitet, Imagerybzw. Bildercode. Der verbale Code kann in den bildlichen Code übersetzt werden und umgekehrt. – Die doppelte Kodierung ist davon abhängig, wie konkret die verbale oder bildliche Information ist. – Befunde: • Bildüberlegenheitseffekt, d.h. Bilder werden besser erinnert als konkrete Worte. • Konkrete Worte werden besser erinnert als abstrakte Worte. 21 Gedächtnistheoretische Erkenntnisse zur multimodalen Informationsverarbeitung (II) Erweiterung g der Dual-Coding-Theorie g durch die multimodale Gedächtnistheorie von Engelkamp: – Bestätigung durch Erkenntnisse aus Gedächtnispsychologie Neuropsychologie und Gedächtnispsychologie, Neuroanatomie – Hiernach besteht das Gedächtnis entsprechend der fünf Sinne aus visuellen, akustischen, haptischen, olfaktorischen und gustatorischen Teilsystemen y (daneben ( bestehen ein motorisches System sowie ein übergeordnetes, modalitätsunspezifisches, konzeptuelles System), d.h. Reize werden in ihrem ganzen sensorischen R i ht Reichtum enkodiert k di t undd gespeichert. i h t 22 Multimodale Erlebnisvermittlung in der Print Werbung: Haptik (I) Print-Werbung: Citizen besticht durch Stabilität abstrakt Citizen Stabil wie ein Fels konkret 23 „Multimodale“ Erlebnisvermittlung in der Print Werbung: Haptik (II) Print-Werbung: Perwoll Bildkommunikation 24 „Multimodale“ Erlebnisvermittlung in der Print Werbung: Gustatorik/Olfaktorik Print-Werbung: 25 Handlungsimplikationen Für die Kommunikation mit erlebnisorientierten und informationsüberlasteten Konsumenten gilt: Gefallen statt informieren. Vermittle demnach Erlebnisse durch Bildkommunikation, um den Konsumenten bedürfnisadäquat anzusprechen. Nutze insbesondere Möglichkeiten der Optik, um di diese Erlebnisse El b i multimodal lti d l zu iinszenieren. i Stelle dadurch sicher, dass Gedächtnisspuren in sämtlichen Teilsystemen des menschlichen Gedächtnisses abgelegt werden und erhöhe so die Erinnerungsleistung. e u gs e s u g 26 Sozialtechnischer Strategiecheck (I) 1. Ist die Kommunikation hinreichend aktivierungsstark, g , um wahrgenommen zu werden und Aufmerksamkeit zu erzeugen? Überprüfung der emotionalen Abhebung von der Konkurrenz 2. Passt die multimodale Ansprache zum Involvement der Kunden? Überprüfung der Erreichbarkeit der Kunden über involvementadäquate Stimuli (visuell, auditiv, olfaktorisch, gustatorisch, haptisch) 3. Werden die Möglichkeiten bildhafter und non-verbaler Kommunikation voll ausgeschöpft? Überprüfung der kommunikativen Ansprache „below the line“ 27 Sozialtechnischer Strategiecheck (II) 4. Findet eine emotionale Beeinflussung in Richtung des Fi Firmenimages i statt? t tt? Überprüfung der Erlebniswirkung (emotionale Konditionierung) hinsichtlich Integration in das Unternehmensmarketing 5. Wird die Kommunikation von dem Kunden im Sinne der Unternehmensbotschaft verstanden? Überprüfung der Kommunikation aus kognitiver Sicht ((Psychologie y g der Sprache p und Argumentation) g ) 6. Ist die Kommunikation mittelfristig im Sinne der Unternehmensphilosophie gedächtniswirksam? Überprüfung der Vermittlung eines unverwechselbaren Bildes im Sinne der übergeordneten Positionierungsstrategie (k lt ll B (kultureller Bedeutungskontext) d t k t t) 28