Werbewirkungsformel WI3EK WL/KO 1 Der Weg zum Kopf der Zielgruppe Als Zielgruppe bezeichnet man den Personenkreis, der sich durch bestimmte Merkmale von anderen unterscheidet und durch die Werbung angesprochen werden soll. Fühlen, Denken und Handeln der Zielgruppe muß man kennen, um sie adäquat ansprechen zu können. Wie funktioniert die Zielgruppe? Wie geht sie mit Werbung um? Warum merkt sie sich den einen Slogan und den anderen aber nicht? 1898 machte sich ein Mister Lewis darüber Gedanken und entdeckte die AIDA - Formel, die bis heute das bekannteste Modell der Werbewirkung darstellt. Trotz der Dominanz von AIDA haben sich in den letzten Jahren eine Reihe anderer Modelle etabliert, wie z.B. WI3EK (Wiek hoch drei) W Werbekontakt l Informationsaufnahme l Informationsverarbeitung l E K Informationsspeicherung Einstellungswirkung Kauf Die Formel stammt von Psychologen, die sich intensiv mit der Funktionsweise des menschlichen Gehirns beschäftigt haben. Der dargestellte Prozeß läuft in extremer Geschwindigkeit ab - und fast immer unbewußt. Werbekontakt Damit Werbung eine Chance hat, muß sie zunächst beachtet werden. Informations-Aufnahme Sie soll aufmerksam angeschaut, gelesen oder gehört werden. Informations-Verarbeitung Ihre Botschaft soll leicht verstanden werden. Informations-Speicherung Die Informationen sollen gespeichert werden (bewußt oder unbewußt). Einstellungswirkung Sie soll eine positive Einstellung des Verbrauchers zum Produkt, zum Image oder zur Dienstleistung hervorrufen. Kauf Letztendlich soll sie zur Handlung motivieren. Werbewirkungsformel WI3EK 2 WL/KO Die Formel hat in den vergangenen Jahren einer ganzen Reihe von Unternehmen zu schlagkräftiger Werbung verholten. Als Output liefert die Formel das "Pentagon erfolgreicher Werbung" und ist absolut kompatibel mit der Werbeforschung der letzten 20 Jahre. (Von A1DA hingegen hat es seit 100 Jahren keine Updates mehr gegeben). Das Pentagon erfolgreicher Werbung mit den 5 Erfolgsattributen 5. emotional motivierend Wenn Werbung in dieser Weise gestaltet wird - so die Prognosen der WI3EK -Anhänger - dann wird sie beachtet, gesehen, gelesen oder gehört. Man wird sie verstehen und sie sich merken, sie sympathisch finden und letztendlich wird die Zielgruppe sich zum Handeln entscheiden. Am Beispiel von Anzeigen: I.Aktivierung Das Einsetzen aktivierender Reize erhöht die Kontaktwahrscheinlichkeit. Das Aktivierungspotential kann man mit dem eigenen kritischen Auge recht gut und zuverlässig einschätzen. In erster Linie geht es dabei um drei Größen: a) emotionale Reize b) gedankliche Reize c) physische Reize Wer diese drei Reizarten kennt, kann diese auch bewusst einsetzen und einschätzen. Werbewirkungsformel WI3EK WL/KO zur Aktivierung 3 Emotionale Reize sind biologisch vorprogrammiert: Sicherheit, Liebe, Freiheit, Erfolg ... Gefühlsregungen lösen spontan hohe Aufmerksamkeit aus und nutzen sich kaum ab. Welche Reize wann wirken, hängt von den Zielpersonen ab. So funktionieren erotische Reize fast immer und aktivieren sehr stark. Sie sind zudem einigermaßen verschleißfrei. Nur muss es auch zum Produkt passen. Gleich nach den erotischen Signalen (und oftmals in Ergänzung dazu) lösen Gesichter, insbesondere Augen hohe Aufmerksamkeit aus. Augen ziehen die Blicke des Betrachters automatisch an. Schließlich sind Kinder und Tiere prima Gefühlsauslöser. Doch immer gilt: Der Zusammenhang zwischen Motiv und Produkt muss nachvollziehbar und akzeptabel sein. Andernfalls erzeugt das Motiv eher Irritationen. Beispiele emotionaler Reize: Angst, Babys, Durst, Erfolg, Erotik, Freiheit, Freude, Freundschaft, Geborgenheit, Genus, Gesundheit, Glück, Hunger, Individualität, Kleinkinder, Liebe, Natürlichkeit, Neugier, Prestige, Selbstverwirklichung, Sicherheit, Unabhängigkeit, Vertrautheit, Zuneigung usw. Werbewirkungsformel WI3EK WL/KO zur Aktivierung 4 Gedankliche -Reize! stellen Wahrnehmung und Verstand vor unerwartete Aufgaben, was zu einer Aktivierung des Betrachters führt. Solche gedanklichen Reize sind: Überraschung, Neuartigkeit, gedanklicher Konflikt, Komplexität, Verfremdung, Widersprüche zu Bekanntem usw. Ein bewusster Widerspruch zwischen Text und Bild kann gedanklich aktivieren. Auch Bilder, die den Betrachter vor unerwartete Seh-Aufgaben stellen, haben gedankliches Aktivierungspotential. Ein anderes Beispiel aus dem Bereich TV: Die Toyota Werbung verblüfft mit der überraschend guten Lippensynchronisation "Nichts ist unmöglich" und macht die sprechenden Tiere glaubwürdig. Bilder, die noch gewisse Vertrautheitsreste beinhalten, haben eine besonders starke Wirkung. Es kommt also nicht darauf an, etwas völlig Neuartiges zu zeigen. Die Kunst besteht darin, vertrautes auf neuartige, überraschende Weise zu vermitteln. Achtung: Je neuartiger, desto aktivierender gilt nicht! Reize, die keine Beziehung zu bereits gespeicherten Informationen haben, sind für das Wahrnehmungssystem oft "irrelevant". Denn völlig neuartige Reize überfordern den Betrachter und die Kontaktdauer wird vorzeitig abgebrochen. Wichtig: Gedankliche Reize wirken nicht so spontan wie emotionale Reize. Im Durchschnitt wirken sie auch weniger intensiv und nutzen sich relativ schnell ab. Wer gedankliche Reize längerfristig einsetzen will, sollte daher zahlreiche Motive in Reserve haben. Am ehesten wirken gedankliche Reize wohl bei gebildeten Zielgruppen mit hohem Produktinteresse. Werbewirkungsformel WI3EK 5 WL/KO zur Aktivierung Physische Reize wirken allein durch ihren formalen Charakter. Sie lösen keine emotionalen Reaktionen aus. Sie bringen niemand zum Nachdenken - aber man kann sie kaum übersehen! Sie sichern sich Aufmerksamkeit, indem sie etwa groß genug, laut genug oder hell genug sind. Vier Eigenschaftsgruppen helfen, daß die Werbung sicher bemerkt wird: • Farbe, Buntheit • Größe • Kontrast, Klarheit, Prägnanz • Geräusche, Musik, Lautstärke Farbe: Großflächige satte Farben wirken aktivierend. Eine Anzeige, die vorwiegend nur mit einer Farbe gestaltet ist, fällt fast automatisch auf. Das gleiche gilt für TV-Spots, die eine besondere Farbstimmung transportieren. Farbtöne aktivieren unterschiedlich stark. Die Farbtöne des Rot-Gelb-Bereichs aktivieren am stärksten. Grün wirkt mittelstark. Farbtöne des Blau-Bereichs haben das geringste Aktivierungspotential. Größe: Die Bedeutung der Anzeigengröße für die Aktivierung ist schon seit vielen Jahren hinreichend erforscht. Je größer eine Anzeige, desto größer das Aktivierungspotential. Fast noch wichtiger, aber oft vernachlässigt: Je größer der Bildausschnitt (die Perspektive), desto größer das Aktivierungspotential. Also: Nahaufnahmen! Manchmal ist es sogar sinnvoll, Gegenstände übernatürlich groß darzustellen. Prägnanz: Ein Bild ist prägnant, wenn es folgende Anforderungen erfüllt: Objekte müssen sich klar vom Hintergrund abheben {= hoher Figur-GrundKontrast), und es muß in sich geschlossen sein (= Gestaltfestigkeit). Sind diese Bedingungen erfüllt, ist ein Bild schnell zu erfassen. Akustik: Musik in der Werbung hat einen großen Einfluss auf die Aktivierung. Bloße Geräusche können als Aktiverer eingesetzt werden. Manche Werbetrailer in Rundfunk und Fernsehen werden oft mit höherem Pegel gesendet als das Rahmenprogramm. Physische Reize wirken auf fast alle Menschen und passen beinahe zu jedem Produkt. Sie sind in sehr alten biologischen Programmen gespeichert. So wirken Sie automatisch und damit unbewußt. Rot signalisiert Blut oder Gefahr und stoppt den Menschen. Nicht ohne Grund ist das Haltesignal aller Ampeln dieser Welt rot. Werbewirkungsformel WI3EK WL/KO 2. Struktur 6 Gesendet ist noch lange nicht empfangen! Unsere Wahrnehmungskapazität ist beschränkt. Eine klare Struktur hilft, dass der Verbraucher die Botschaft auch betrachtet, ließt und hört. Nur wenn die Werbebotschaft in kleine logische Einheiten zerlegt ist, kann der Verbraucher sie problemlos häppchenweiße und möglichst verlustlos aufnehmen. Wird der Betrachter überfordert oder gelangweilt, bricht er den Kontakt mit der Werbung vorzeitig ab: Advertising Interrupt. Beim Fernsehen nennt man das Schreckgespenst zum Ärger der Werber Zapping. Unter Zapping leiden aber alle Medien. Durchschnittliche Betrachtungsdauer einer 1/1 Anzeige nur 2 sec. eines TV-Spots nur 7 sec. Ganz rasch muß also die Botschaft an den Betrachter gelangen, vor allem der Markenname und die Kernbotschaft. Also der wichtigste Teil zuerst, dann der zweitwichtigste, dann der drittwichtigste usw. Dies bezeichnet man als Hirarchie der Informationen. Doch auch hier gilt: je weniger, desto besser - also Unwichtiges weglassen. Tip: Die Kernbotschaft im Bild darstellen, denn Bilder finden mehr Beachtung als Texte und erhöhen die Kontaktdauer. Die visuelle Darstellung ermöglicht zudem, die zentrale Botschaft schneller, besser, einprägsamer zu vermitteln. Der schnelle flüchtige Leser hat dann wenigstens die Kernbotschaft mitbekommen, bevor er wieder wegzappt. Beispiel Kernbotschaft: Coca-Cola, das Erfrischungsgetränk... Bei Texten sollte man beachten, dass sie gut gegliedert und durch Hervorhebungen lebendig gestaltet sind trotzdem auf gute Lesbarkeit achten. , Werbewirkungsformel WI3EK WL/KO 3. Verständlichkeit 7 Empfangen heißt noch lange nicht verstanden. Es wird in der Werbung mehr falsch verstanden als man denkt. Werbung muss so gestaltet sein, dass keine Fehlerquellen entstehen. Also: Keine Umwege des Erklärens und den Nutzen klar herausstellen (nicht bei UAP-Anzeigen) Negativbeispiel: Bei nebenstehender Postbank-Anzeige versteht man nicht auf Anhieb, was sie einem sagen will, sie gibt mehr Rätsel auf. Beim Blättern einer Zeitschrift ist die Kontaktdauer zu dieser Anzeige aller Wahrscheinlichkeit nach kurz, weil der Betrachter sich zu sehr anstrengen muß. Bilder müssen nach ihrer Tauglichkeit hin überprüft werden. Message, Content und Assoziationen spielen eine große Rolle und nicht zuletzt die technischen Qualitäten wie Erkennbarkeit, Schärfe etc. Air-Canada wirbt mit einem nicht ungefährlichen Motiv. Zu fragen wäre, welche Assoziationen die Stiefel und die gewählte Perspektive beim Betrachter auslösen. Nicht die Originalität der Bildmotive steht im Vordergrund, sondern der Einstellungswert des Betrachters - keine negativen Gefühle auslösen! Beispiel: Verwendet man das Wort Arbeit, darf man sich nicht wundern, daß die Werbung keine positiven Einstellungswerte erhält. Weitere Tücke-Beispiel: In einer Test-Anzeige für Priel-Geschirrspüler wurde neben dem Geschirr eine dampfende Kaffeetasse abgebildet- nach dem Motto: "flink mit Pril gespült, gönn Dir 'ne Tasse Kaffee." Diese Anzeige wurde von einer Reihe von Versuchspersonen für eine Kaffeeanzeige gehalten. Werbewirkungsformel WI3EK WL/KO 4. Einprägsamkeit 8 Verstanden heißt noch lange nicht behalten! "Clutter" ist der Begriff für das Chaos, das 15 aufeinanderfolgende Spots im Kopf des Betrachters hinterlassen. Leo Burgert ein US-Werbecrack hat sich über Jahrzehnte die Mühe gemacht, diesem Phänomen nachzuspüren. Er befragte Zuschauer kurz nach Abschalten des Fernsehers, ob sie sich noch an den zuletzt gesehenen Spot erinnern. Die Ergebnisse: 1965 erinnerten sich 18% 1971 " 12% 1981 " 7% Nach Schätzungen des Instituts für Konsum u. Verhaltensforschung Saarbrücken liegt der Wert heute unter 3 %. Tip: Hier spielt auch die Aktivierung eine große Rolle, um im Gedächtnis des Verbrauchers gespeichert zu werden. Am sinnvollsten ist auch hier wiederum, den Nutzen für den Kunden herauszustellen - am besten durch Visualisierung. Beispiel: Wella visualisiert den Nutzen "Haarvolumen". Die Headline ist knapp und stellt den Nutzen ebenso klar in den Vordergrund wie das Bildmotiv. Bildmotiv und Headline müssen miteinander korrespondieren. In der Headline dasselbe Versprechen telegraphieren wie im Bild. Beispiel: Ein intelligentes Zusammenspiel von Bild und Headline liefert die Anzeige der S-Klasse, die von der Agentur Springer und Jakobi in Hamburg entworfen wurde. Werbewirkungsformel WI3EK 9 WL/KO 5. Emotionale Motivation Verstanden heißt noch lange nicht einverstanden! Jeder Mensch trifft jeden Tag eine Fülle von Entscheidungen. Kleine, große, wichtige und unwichtige. Entscheidungsforscher schätzen den Anteil der Entscheidungen, die über Emotionen gesteuert werden auf über 90 %. Es reicht also nicht, die Produktvorteile herausgestellt zu haben. Wenn die Chemie nicht stimmt läuft nichts. Und der Weg zum "JA" läuft fast immer über die Brücke der Gefühle. So wie sie in all unseren biologischen Programmen verankert ist, so spielen sie - selbstverständlich - auch in der Werbung eine ganz zentrale Rolle. "Emotionen für die Marke auslösen* ist oft eines der Marketingziele. Aktivierung, vor allem emotional kann eine positive Atmosphäre schaffen. Beispiele zur Aktivierung: Bei einem Verpackungsrelaunch wählte der Designer als Grundfarbe Schwarz. Das tat er bewußt, um der Abbildung der Orange den maximalen. Kontrast zu geben. Was er nicht berücksichtigt hatte, waren die mit der Farbe Schwarz verbundenen Emotionen. Auch Worte in der Werbung können Emotionen auslösen und einem Massenprodukt wie Kaffee einen Charakter verleihen. Das "Verwöhnaronv" ist hierzu eine geniale Wortschöpfung. Wie viel letztendlich den Werbern an der emotionalen Einstellung liegt, zeigt dass einige Packungstechniker von Zigaretten sich damit beschäftigen, welche Geräusche die Packung beim öffnen produziert, um dadurch eine positive Atmosphäre zu schaffen. Das Bedürfnis, die eigenen Gens zu reproduzieren hat für (fast) alle Menschen eine fundamentale Bedeutung, und alles was dem Gentransfer förderlich sein könnte, spielt eine Rolle: Kleidung, Kosmetik, Autos - als Persönlichkeit und Statussymbole. Das Streben nach Prestige und Status basiert auf biologischen Programmen und ist uns Menschen und anderen Säugetieren angeboren. Nur wenige Menschen haben die Souveränität, die Schattenseiten des Prestiges zu erkennen und so folgen die meisten treu ihrem biologischen Programm: Kaufen mit Geld, das was sie nicht haben, Dinge, die sie nicht brauchen, um Menschen zu beeindrucken, die sie nicht mögen...