Arbeitsmaterialien (Bezeichnungen, Definitionen, Sätze, Beispiele, Übungsaufgaben) zur Vorlesung Analysis I im WS 2005/06 (überarbeitete Version des WS 1993/94 und SS 1994) FB Mathem., Univ. Siegen zusammengestellt von Prof. Dr. Hans-Jürgen Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Inhaltsverzeichnis 1 Mengen und Abbildungen 1 1.1 Aussagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.2 Mengen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.3 Funktionen, Abbildungen 3 (A, B Mengen) . . . . . . . . . . 2 Reelle Zahlen 6 2.1 Körperaxiome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 2.2 Anordnungsaxiome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2.3 Supremum und Infimum, das Vollständigkeitsaxiom . . . . . . 9 2.4 Natürliche Zahlen, Prinzip der vollständigen Induktion . . . . 14 2.5 Einfache Anzahlaussagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 2.6 Primzahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 2.7 Der Satz von Archimedes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 2.8 Die Quadratwurzel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 2.9 Permutationen und Binomialkoeffizienten . . . . . . . . . . . 20 3 Der Körper der komplexen Zahlen 24 3.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 3.2 Der Körper C . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 3.3 Der Absolutbetrag in C . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 -i- Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien 4 Zahlenfolgen 28 4.1 Folgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 4.2 Der Konvergenzbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 4.3 Rechenregeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 4.4 Konvergenzkriterien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 4.5 Wurzelberechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 4.6 Häufungswerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 4.7 Anmerkungen zu komplexen Zahlenfolgen . . . . . . . . . . . 37 5 Reihen 38 5.1 Konvergenz von Reihen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 5.2 Konvergenzkriterien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 5.3 Die Exponentialfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 5.4 Umordnung von Reihen, das Cauchy–Produkt . . . . . . . . . 43 5.5 Die g–adische Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 6 Stetigkeit 47 6.1 Reelle Funktionen, Grenzwerte . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 6.2 Stetige Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 6.3 Rechenregeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 7 Einige Sätze über stetige Funktionen 51 7.1 Der Zwischenwertsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 7.2 Existenz von Extrema . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 - ii - Analysis, Arbeitsmaterialien 7.3 Gleichmäßig stetige Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.4 Bemerkungen zur Exponentialfunktion und zu Hyperbelfunk- 7.5 8 9 Prof. Dr. H.-J. Reinhardt 55 tionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 Die Logarithmusfunktion 57 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Differenzierbarkeit 60 8.1 Motivation und Definition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 8.2 Rechenregeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 8.3 Zur Exponentialfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 8.4 Zum Newton–Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 Einige Sätze über differenzierbare Funktionen 66 9.1 Charakterisierung von Extrema . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 9.2 Der Satz von Rolle, Mittelwertsatz . . . . . . . . . . . . . . . 67 9.3 Taylorsche Formel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 9.4 Anmerkung zu lokalen Extrema . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 9.5 Die Regel von de l’Hospital . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 9.6 Die trigonometrischen Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . 73 10 Das Riemann–Integral 76 10.1 Treppenfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 10.2 Das Integral von Treppenfunktionen . . . . . . . . . . . . . . 78 10.3 Ober– und Unterintegrale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 10.4 Riemann–Integrierbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 - iii - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien 10.5 Eine Auswahl integrierbarer Funktionen . . . . . . . . . . . . 83 10.6 Weitere Aussagen über Integrale . . . . . . . . . . . . . . . . 83 11 Integration und Differentiation 85 11.1 Mittelwertsatz der Integralrechnung . . . . . . . . . . . . . . 85 11.2 Hauptsatz der Differential- und Integralrechnung . . . . . . . 86 11.3 Substitutionsregel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 11.4 Partielle Integration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 11.5 Das Taylorsche Restglied in Integralform . . . . . . . . . . . . 91 11.6 Integrationsrezepte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 12 Reihen und Funktionen 94 13 Metrische und topologische Räume 94 14 Vollständige metrische Räume, Banachräume 94 15 Der euklidische Raum Rn 94 16 Differenzierbarkeit im Rn 94 17 Der Satz über implizite Funktionen 94 A Grundlagen der Aussagenlogik 95 B Theoretische Übungsaufgaben für Mathematiker und Physiker zu Analysis I - iv - 100 Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt C Theoretische Übungsaufgaben für Informatiker zu Analysis I Index 141 157 -v- Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Literatur [Bla92] Blatter, C.Analysis 1, 2, Springer, 1991, 1992. [End89] Endl, K. Analysis I, II, III. Studien-Texte Mathematik, Akadem. Verlagsges.1978, 1987, 1989. [For01] Forster, O. Analysis 1, 2, 3. Vieweg, 1979, 1981, 2001. [GF73] Grauert, H., Fischer, W. Differential- und Integralrechnung II. Heidelberger Taschenbücher Bd 36, Springer, 1973. [HRS93] Harbarth, K., Riedrich, T., Schirotzek, W. Differentialrechnung für Funktionen mit mehreren Variablen. Teubner, 1993. [Heu02] Heuser, H. Lehrbuch der Analysis 1, 2. Teubner, 2001, 2002. [KP93] Körber, K.-H., Pforr, E.-A. Integralrechnung für Funktionen mit mehreren Variablen. Teubner, 1993. [KK91] Kreul, M., Kreul, H. Mathematik in Beispielen. Band 3: Differentialrechnung. Fachbuchverlag Leipzig, 1991. [KKr91] Kreul, M., Kreul, H. Mathematik in Beispielen. Band 4: Integralrechnung. Fachbuchverlag Leipzig, 1991. [Lan70] Landau, E. Grundlagen der Analysis. Wiss. Buchges., Darmstadt, 1970. [PS93] Pforr, E.-A., Schirotzek, W. Differential– und Integralrechnung für Funktionen mit einer Variablen. Teubner, 1993. [Rud98] Rudin, W. Analysis. Oldenbourg Verlag, 1998. - vi - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt [SH95] Salas, S. L., Hille, E. Calculus. Einführung in die Differential– und Integralrechnung. Spektrum, 1995. [SGT99] Schäfer, W., Georgi, K., Trippler, G. Mathematik–Vorkurs. Teubner, 1999. [Wal04] Walter, W. Analysis 1, 2. Springer, 2002, 2004. [WH99] Wenzel, H., Heinrich, G. Übungsaufgaben zur Analysis 1, 2. Teubner, 1999. - vii - Analysis, Arbeitsmaterialien 1 1.1 Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Mengen und Abbildungen Aussagen ... sind entweder wahr (w) oder falsch (f) aber nicht beides. Bezeichnungen Junktor Sprechweise Negation ... nicht ... ¬ Konjunktion ... und ... ∧ Alternative ... oder ... ∨ Implikation ... wenn, dann ... =⇒ Äquivalenz ... genau dann, wenn ... ⇐⇒ Akkürzungen: := , =: , :⇐⇒ , Symbol ⇐⇒: Indirektes Beweisverfahren (P =⇒ Q) 1.2 ⇐⇒ (¬Q =⇒ ¬P ) Mengen ... sind Zusammenfassungen wohlbestimmter Objekte. Definitionen: (A,B,C Mengen, A,B ⊂ C) Teilmenge: A ⊂ B :⇐⇒ (x ∈ A =⇒ x ∈ B) Gleichheit: A = B :⇐⇒ A ⊂ B , B ⊂ A Vereinigung: A ∪ B := {x ∈ C|x ∈ A oder x ∈ B} Durchschnitt: A ∩ B := {x ∈ C|x ∈ A und x ∈ B} Komplement: A \ B := {x ∈ C|x ∈ A und x 6∈ B} (auch B 0 := A B) leere Menge: ∅ oder {} -1- Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Rechenregeln Analysis, Arbeitsmaterialien (A, B, C Mengen) (R1) A ⊂ B , B ⊂ C =⇒ A ⊂ C (R2) A ∪ (B ∪ C) = (A ∪ B) ∪ C (R3) A ∩ (B ∩ C) = (A ∩ B) ∩ C (R4) A∪B =B∪A (R5) A∩B =B∩A (R6) A ∩ (B ∪ C) = (A ∩ B) ∪ (A ∩ C) (R7) A ∪ (B ∩ C) = (A ∪ B) ∩ (A ∪ C) (R8) (A, B ⊂ X) (A ∪ B)0 = A0 ∩ B 0 , Definition: (Transitivität von ⊂“) ” (Assoziativgesetze) (Kommutativgesetze) (Distributivgesetze) (Regeln von de Morgan) (A ∩ B)0 = A0 ∪ B 0 ) Potenzmenge P (A) (oder P OT (A)) = Menge aller Teilmengen von A einschließlich der leeren Menge ∅ Definitionen: (A, B Mengen) (geordnetes) Paar: (a, b) (a, b) = (a0 , b0 ) mit a ∈ A, b ∈ B ; wenn a = a0 Cartesisches Produkt und b = b0 ; A × B = {(a, b)|a ∈ A , b ∈ B} Rechenregel (R9) A × (B ∪ C) = (A × B) ∪ (A × C) , A × (B ∩ C) = (A × B) ∩ (A × C) Beispiele von Mengen N := {1, 2, 3, . . .} natürliche Zahlen Z := {0, 1, −1, 2, −2, 3, . . .} ganze Zahlen Z+ := N0 := {0, 1, 2, . . .} Q := ab a, b ∈ Z, b 6= 0 rationale Zahlen -2- Analysis, Arbeitsmaterialien 6 Q f (x) Prof. Dr. H.-J. Reinhardt • (x, f (x)) - x 1.3 Funktionen, Abbildungen f : A −→ B , Bezeichnung: Definition: (A, B Mengen) A = Definitionsbereich, B = Bildbereich f : A 3 x 7→ f (x) ∈ B Graph von f graph f := {(a, b)|a ∈ A , b = f (a)} Beispiel: A := B := Q , f : A 3 x 7→ 21 x − 1 ∈ B Satz 1 Seien A, B Mengen, G ⊂ A × B. Dann sind folgende Aussagen äquivalent: a) Es gibt eine Abbildung f : A → B mit graph f = G. b) Zu jedem a ∈ A gibt es genau ein b ∈ B mit (a, b) ∈ G. Definitionen: (f : A −→ B , X ⊂ A, Y ⊂ B) Bild von X unter Abb. f : f (X) := {f (x)|x ∈ X} Urbild von Y unter Abb. f : f −1 (Y ) := {x ∈ A|f (x) ∈ Y } -3- Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Rechenregeln (f : A −→ B , X1 , X2 ⊂ A , Y1 Y2 ⊂ B) (R1) X1 ⊂ X2 =⇒ f (X1 ) ⊂ f (X2 ) (R2) f (X1 ∪ X2 ) = f (X1 ) ∪ f (X2 ) (R3) f (X1 ∩ X2 ) ⊂ f (X1 ) ∩ f (X2 ) (R4) Y1 ⊂ Y2 =⇒ f −1 (Y1 ) ⊂ f −1 (Y2 ) (R5) f −1 (Y1 ∪ Y2 ) = f −1 (Y1 ) ∪ f −1 (Y2 ) (R6) f −1 (Y1 \ Y2 ) = f −1 (Y1 ) \ f −1 (Y2 ) , falls Y2 ⊂ Y1 . Bezeichnungen: Quantoren Notation Sprechweise ∀a ∈ A für alle Elemente a in A“ ” es existiert a ∈ A“ ” es existiert genau ein a ∈ A“ ” für alle a ∈ A ist P wahr“ ” für alle Elemente a ∈ A gilt Aussage P“ ” für alle Elemente a ∈ A gilt Aussage P“ ” ∃a ∈ A ∃!a ∈ A ∀a ∈ A(P ) ∀a ∈ A(P ) ∀a ∈ A : P Bemerkung: Unter Benutzung von Quantoren lassen sich die äquivalenten Bedingungen von Satz 1 wie folgt formulieren: a) ∃f : A −→ B : graph f = G b) ∀a ∈ A ∃! b ∈ B : (a, b) ∈ G Die letzte Bedingung b) — und damit auch a) — sagt, daß eine Abbildung immer wohldefiniert (oder wohlbestimmt) ist, was man noch äquivalent schreiben kann als ∀a, a0 ∈ A : a = a0 =⇒ f (a) = f (a0 ) -4- Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt oder äquivalent als ∀a, a0 ∈ A : f (a) 6= f (a0 ) =⇒ a 6= a0 . Definitionen: (A, B Mengen, f : A −→ B Abb.) f surjektiv :⇐⇒ ∀b ∈ B ∃a ∈ A : b = f (a) f injektiv :⇐⇒ ∀a, a0 ∈ A : a 6= a0 =⇒ f (a) 6= f (a0 ) f bijektiv :⇐⇒ f injektiv und surjektiv identische Abbildung idA : A 3 x 7→ x ∈ A Hintereinander–Ausführung g ◦ f (A, B, C Mengen, f : A −→ B , g : B −→ C) A 3 x 7→ g(f (x)) ∈ C Bemerkung: Die Injektivität läßt sich auch wie folgt charakterisieren, ∀ a, a0 ∈ A : f (a) = f (a0 ) =⇒ a = a0 . Man beachte den Unterschied zur Wohlbestimmtheit. Rechenregeln (R7) (R8) idB ◦ f = f ◦ idA h ◦ (g ◦ f ) = (h ◦ g) ◦ f (Assoziativgesetz) Satz 2 Sei f : A −→ B Abbildung. Es gelten folgende Äquivalenzen: f injektiv ⇐⇒ ∃g : B −→ A : g ◦ f = idA f surjektiv ⇐⇒ ∃g : B −→ A : f ◦ g = idB f bijektiv ⇐⇒ ∃g : B −→ A : g ◦ f = idA -5- und f ◦ g = idB Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Definition: Analysis, Arbeitsmaterialien (f : A −→ B bijektiv) Umkehrabbildung f −1 : f −1 ◦ f = idA , f ◦ f −1 = idB Bem.: f −1 ist eindeutig bestimmt. 2 Reelle Zahlen 2.1 Körperaxiome In R sind zwei Operationen Addition“ und Multiplikation“ erklärt, d.h. ” ” jedem Paar (a, b) von Elementen aus R ist genau ein Element a + b ∈ R (Summe) und genau ein Element a · b ∈ R (Produkt) zugeordnet. Dabei gelten die folgenden neun Körperaxiome. (A1) a + (b + c) = (a + b) + c Assoziativität (A2) ∃ neutrales Element der Addition 0 ∈ R ( Null“) ” mit a + 0 = a für alle a ∈ R. (A3) ∀ a ∈ R ∃ additiv inverses Element (−a) ∈ R mit a + (−a) = 0. (A4) a+b=b+a Kommutativität (A5) (ab)c=a(bc) (A6) ∃ neutrales Element der Multiplikation 1 6= 0 ( Eins“) mit ” a · 1 = a für alle a ∈ R. (A7) ∀ a 6= 0, a ∈ R, ∃ multiplikativ inverses Element a−1 ∈ R mit Assoziativität a · a−1 = 1. (A8) ab=ba (A9) a(b + c) = ab + ac Kommutativität Distributivität Folgerung 1 Die neutralen Elemente sind eindeutig bestimmt. -6- Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Folgerung 2 Die inversen Elemente (−a) und a−1 sind eindeutig bestimmt. Folgerung 3 Für zwei Zahlen a, b ∈ R hat die Gleichung a + x = b genau eine Lösung x = b + (−a). Entsprechend hat die Gleichung ax = b für a 6= 0 genau eine Lösung x = a−1 b. Folgerung 4 ab = 0 =⇒ a = 0 ∨ b = 01 a := c−1 a für c 6= 0; b − a := b + (−a). c a b ad + bc a b ab a/c ad Regeln des Bruchrechnens: + = , · = , = . c d cd c d cd b/d bc Schreibweise: Definitionen: (a) Sei K ein Körper. K1 ⊂ K heißt Unterkörper von K, wenn K1 mit arithmetischen Operationen von K ein Körper ist. (b) Seien K1 , K2 Körper. Eine Abbildung ϕ : K1 −→ K2 heißt Homomorphismus, wenn gilt: ϕ(x · y) = ϕ(x) · ϕ(y) , ϕ(x + y) = ϕ(x) + ϕ(y) , x, y ∈ K . Lemma 5 Seien K1 , K2 Körper, ϕ : K1 −→ K2 Homomorphismus. Dann gilt: (a) ϕ(0) = 0 , ϕ(−x) = −ϕ(x) ∀x ∈ K1 . (b) Gibt es ein x ∈ K1 mit ϕ(x) 6= 0, so gilt ϕ(1) = 1 und ϕ(x−1 ) = ϕ(x)−1 ferner ist ϕ dann injektiv. 1 ∨ oder ; ∧ und (s. Anhang A) -7- ∀x ∈ K∗1 ; Prof. Dr. H.-J. Reinhardt 2.2 Analysis, Arbeitsmaterialien Anordnungsaxiome Es existiert eine Teilmenge P von R, genannt Menge der positiven Zahlen , mit den nachfolgenden Eigenschaften: (A10) Für jede reelle Zahl a gilt genau eine der drei Beziehungen a ∈ P oder −a ∈ P oder a = 0. (A11) Sind a und b aus P , so ist auch a + b aus P . (A12) Sind a und b aus P , so ist auch ab aus P . Bezeichnung: a positiv , wenn a ∈ P ; a negativ , wenn −a ∈ P . Definition: a > b (oder b < a), falls a − b ∈ P für a, b ∈ R. a ≥ 0 bzw. a ≤ 0, wenn a > 0 oder a = 0 bzw. a < 0 oder a = 0. Bezeichnung: a heißt nichtnegativ , wenn a ≥ 0. Trichotomiegesetz: Für je zwei reelle Zahlen a, b gilt genau eine der drei Beziehungen a < b, a = b, a > b . Rechenregeln (R1) Aus a < b folgt −a > −b. (R2) Aus a < b folgt a + c < b + c. (R3) Aus a < b folgt b < c folgt a < c (Transitivität). (R4) Aus a < b und c < d folgt a + c < b + d; aus 0 < a < b und 0 < c < d folgt ac < bd. (R5) Aus a < b und c > 0 folgt ac < bc; aus a < b und c < 0 folgt ac > bc. (R6) Aus a 6= 0 folgt a2 > 0. Insbesondere ist 1 > 0. (R7) Aus a > 0 folgt (R8) Aus 0 < a < b folgt (R9) Aus a < b und 0 < λ < 1 folgt a < λa + (1 − λ)b < b. 1 a > 0, aus a < 0 folgt a b < 1, ab > 1 und -8- 1 a 1 a < 0. > 1b . Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Bemerkungen: 1) P 6= ∅, da 1 ∈ P . 2) Es gibt außer 0 und 1 weitere Zahlen 2 := 1 + 1, 3 := 2 + 1 usw. Wegen 0 < 1 < 2 < 3 gilt 0 < Bezeichnung: 1 3 < 1 2 < 1. Arithmetisches Mittel von a und b : 12 (a + b) Noch eine Rechenregel: (R10) 2.3 Aus a < b folgt a < 21 (a + b) < b. Supremum und Infimum, das Vollständigkeitsaxiom Definition: (∅ = 6 A ⊂ R) (a) A heißt nach oben beschränkt :⇐⇒ ∃b ∈ K ∀a ∈ A : a ≤ b ; b heißt dann eine obere Schranke von A. (Schreibweise: A ≤ b) (b) A heißt nach unten beschränkt :⇐⇒ ∃b ∈ K ∀a ∈ A : b ≤ a ; b heißt dann eine untere Schranke von A. (Schreibweise: b ≤ A) (c) A heißt beschränkt :⇐⇒ ∃b ∈ K ∀a ∈ A : −b ≤ a ≤ b ; b heißt dann eine Schranke von A. -9- Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Ist eine obere bzw. untere Schranke gleichzeitig Element von A, so heißt dieses maximales Element (oder Maximum) bzw. minimales Element (oder Minimum) von A. Beispiele: (a) Die Menge N der natürlichen Zahlen ist nach unten beschränkt (1 ist Minimum). (b) Endliche Teilmengen von R sind beschränkt. Definitionen: (∅ = 6 A ⊂ R) (a) x ∈ R heißt Supremum (auch: obere Grenze) von A :⇐⇒ i) x ist obere Schranke von A ; ii) wenn y obere Schranke von A , dann gilt x ≤ y . (Wir schreiben dann: x = supa∈A a oder x = sup A) (b) x ∈ R heißt Infimum (auch: untere Grenze) von A :⇐⇒ i) x ist untere Schranke von A ; ii) wenn y untere Schranke, dann gilt y ≤ x . (Wir schreiben dann: x = inf a∈A a oder x = inf A) Folgerung 6 Sei ∅ = 6 A ⊂ R. Supremum und Infimum sind eindeutig bestimmt, falls sie existieren. Definition: Der Körper der reellen Zahlen ist ein Körper (R, +, ·), in dem gilt: (A) (V) R ist angeordnet durch eine Menge P ; Jede nichtleere, nach oben beschränkte Teilmenge von R besitzt ein Supremum. - 10 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Bemerkungen: 1. (A) heißt Anordnungsaxiom, (V) heißt Vollständigkeitsaxiom. 2. Aus (V) folgt: Jede nichtleere, nach unten beschränkte Teilmenge von R besitzt ein Infimum. 3. Nach Folgerung 2 sind Supremum und Infimum eindeutig bestimmt. Beispiel: Die Menge P der positiven Zahlen nach oben nicht bechränkt, jedoch nach unten beschränkt. Es ist inf P = 0, jedoch besitzt P kein kleinstes Element. Wir halten fest: (a) 0 ∈ R Nullelement, −a Negatives von a ∈ R, 1 ∈ R Einselement, a−1 Inverses von a ∈ R∗ := R \ {0}. (b) Es ist definiert x > y :⇐⇒ x − y ∈ P ; damit auch ≥ , < , ≤ . Es gelten die Rechenregeln (R1) – (R10) aus 2.2. (c) Es sind induktiv definiert: n · x : 1 · x := x , xn : x1 := x , (n + 1) · x := x + n · x , xn+1 := x · xn . (d) Es ist induktiv definiert (x ∈ R∗ = R \ {0} , n ∈ N0 := N ∪ {0}): x0 := 1 , x−(n+1) := x−1 · x−n . Vorzeichen und Absolutbetrag von a ∈ R 1 für a > 0 sgn a = 0 für a = 0 −1 für a < 0 Definition: - 11 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien heißt Vorzeichen von a. a für |a| = a · sgn a = −a für a>0 a < 0. heißt Betrag oder Absolutbetrag von a. Für reelle Zahlen a, b gelten die folgenden Rechenregeln: (R2) Für a 6= 0 ist |a| > 0. |a| = |a|. (R3) Es ist a = b genau dann, wenn |a| = |b| und sgn a = sgn b ist. (R4) sgn a · sgn b = sgn (ab) und |a||b| = |ab|. a a a sgn a = sgn und = . Für b 6= 0 ist sgn b b b b Dreiecksungleichung: |a + b| ≤ |a| + |b| und Folgerung |a| − |b| ≤ |a − b|. (R1) (R5) (R6) (R7) |a| ≤ γ ⇐⇒ −γ ≤ a ≤ γ. Definition: Unendlich Wir setzen sup A = ∞ bzw. inf A = −∞ wenn A nicht nach oben beschränkt bzw. A nicht nach unten beschränkt ist. R̄ = R ∪ {−∞, ∞}erweiterte Zahlengerade. Rechenregeln für −∞, ∞(x ∈ R): ∞ + x = ∞, −∞ + x = −∞ ∞ · x = ∞ für x > 0, ∞ · x = −∞ für x < 0 x x = =0 ∞ −∞ ∞+∞=∞·∞=∞ Beachte, dass ∞ − ∞ und 0 · ∞ nicht definiert sind. - 12 - Analysis, Arbeitsmaterialien Definitionen: Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Intervalle (a, b ∈ R, a < b) [a, b] := {x ∈ R| a ≤ x ≤ b} abgeschlossenes Intervall, (a, b) := {x ∈ R| a < x < b} offenes Intervall, [a, b) := {x ∈ R| a ≤ x < b} (nach rechts) halboffenes Intervall, (a, b] := {x ∈ R| a < x ≤ b} (nach links) halboffenes Intervall. (−∞, a] := {x ∈ R|x ≤ a}, [a, ∞) := {x ∈ R|x ≥ a} abgeschlossene unbeschränkte Intervalle; (−∞, a) := {x ∈ R|x < a}, (a, ∞) := {x ∈ R|x > a} offene unbeschränkte Intervalle. Ein Interval heißt kompakt, wenn es beschränkt und abgeschlossen ist. Definitionen: Umgebungen Bε (a) := (a − ε, a + ε) ε-Umgebung von a (ε > 0) U heißt Umgebung von a, wenn ein ε > 0 existiert mit Bε (a) ⊂ U. Definitionen: N0 = {0, 1, 2, 3, . . . , } Z = {z ∈ R|z ∈ N0 oder − z ∈ N0 } ganze Zahlen Q = {x ∈ R|x löst px = q mit p, q ∈ Z, p 6= 0} rationale Zahlen Bemerkung: Q erfüllt auch Körper- und Anordnungsaxiome; Q ist auch ein archimedisch angeordneter Körper. Aber nicht jede nach oben (bzw. nach - 13 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien unten) beschränkte Menge in Q besitzt ein Supremum (bzw. in Infimum) in Q. Beispiel: A = {x ∈ Q| x2 < 2}, B = {y ∈ Q| y 2 > 2} A enthält keine größte Zahl“ (in Q) und A ist nach oben beschränkt (z.B. ” durch 2). B enthält keine kleinste Zahl“ (in Q) und B ist nach unten beschränkt. ” Satz 7 Es gibt keine rationale Zahl x mit x2 = 2. 2.4 Natürliche Zahlen, Prinzip der vollständigen Induktion Bezeichnung: (0, 1 ∈ R) 2 3 4 z }| { z }| { z }| { N = 1, 1 + 1, 1 + 1 + 1, 1 + 1 + 1 + 1, · · · , ⊂R N0 := {0, 1, 2, 3, · · · , } Definition: M ⊂ N ist induktiv , wenn 1 ∈ M und, für x ∈ M , ist x + 1 ∈ M . Bemerkung: N und N0 sind induktiv. x + 1 heißt Nachfolger“ von x. ” Eigenschaften von N: Gilt für M ⊂ N a) 1 ∈ M und b) x ∈ M =⇒ x + 1 ∈ M dann ist M = N. Diese Eigenschaft heißt Prinzip der vollständigen Induktion“ oder Induk” ” tionsprinzip“ . Darauf beruht die - 14 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Beweismethode der vollständigen Induktion“: ” Eigenschaft E(n) ist richtig ∀ n ∈ N, wenn: a) E(1) ist richtig ( Induktionsverankerung“ oder Induktionsanfang“ ” ” (IA)). b) Für jedes k ist unter E(k) (i.e. Induktionsvoraussetzung“ (IV) oder ” Induktionsannahme“) zu zeigen, dass auch E(k + 1) (i.e. Indukti” ” onsbehauptung“ oder Induktionsschluss“ (IS)) richtig ist. ” Darauf beruht auch die induktive Definitionsmethode“ : ” Eine Eigenschaft E auf den natürlichen Zahlen N ist definiert, wenn: a) E(1) ist definiert. b) Falls E(k) definiert ist, läßt sich E(k + 1) definieren. Beispiel: Potenzen x1 = x, xn+1 = x · xn ; Fibonacci-Zahlen Fn . Bemerkungen: 1) Das Induktionsprinzip ist äquivalent zur Aussage, dass jede nichtleere Menge aus N ein kleinstes Element besitzt. 2) Die vollständige Induktion kann auch bei 0 oder einer anderen Zahl k0 > 0 beginnen. Beispiele: 1) Induktiv beweist man die Summenformel : 1 + 2 + · · · + n = - 15 - n(n + 1) . 2 Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien 2) Nicht richtig ist die Aussage A(n) : Sind n reelle Zahlen gegeben, so ” sind sie alle gleich“. A(1) ist zwar richtig und man könnte von A(n) auf A(n + 1) schließen, jedoch ist A(1) eine leere Aussage und ohne Bedeutung; A(2) z.B. ist falsch. Eigenschaften von N0 : (a) Es ist n = 0 oder n ≥ 1. (b) m, n ∈ N0 =⇒ m + n ∈ N, m · n ∈ N0 . (c) Falls m ≤ n, dann n − m ∈ N0 . (d) Zwischen n und n + 1 liegt keine weitere natürliche Zahl. Satz 8 N0 ist wohlgeordnet“, d. h. ” ∀V ⊂ N0 , V 6= ∅, ∃k ∈ V 2.5 ∀x ∈ V : x ≥ k . Einfache Anzahlaussagen Bezeichnung: Nn = {1, . . . , n} Definitionen: (A 6= ∅ Menge) a) A hat n Elemente, genau wenn es eine Bijektion f : A −→ Nn gibt. Wir schreiben: card A = n oder #A = n. A heißt endliche Menge. b) A heißt unendliche Menge, genau wenn es für kein n ∈ N eine Bijektion f : A −→ N gibt. Wir schreiben: #A = ∞. c) A heißt abzählbar unendlich, genau wenn es eine Bijektion f : A −→ N gibt. - 16 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Beispiele: 1) #Nn = n 2) G := {m ∈ N|∃k ∈ N : m = 2k} gerade Zahlen G ist abzählbar unendlich; Bijektion f : G 3 2k 7→ k ∈ N. 3) G := {a, b, c} , M := {d, e} , F = {f |f : G −→ M Abb.} #F = 8 Lemma 9 (M, N endliche Mengen). Es gelten die folgenden Aussagen: 1) ∃ Bijektion g : M −→ N =⇒ #M = #N 2) M ∩ N = ∅ =⇒ #(M ∪ N ) = #M + #N 3) #(M × N ) = #M · #N Satz 10 Sei M endliche Menge, #M =: m. Dann gilt für die Potenzmenge #P (M ) = 2m . Definitionen: (M endliche Menge). Jede bijektive Abb. f : M −→ M heißt Permutation. Die Menge SM := {f : M −→ M |f bijektiv} heißt symmetrische Gruppe von M . Satz 11 Seien M, N endliche Mengen, m := #M , n := #N , und m ≤ n. Dann gibt es genau n · (n − 1) · · · · (n + 1 − m) injektive Abbildungen f : M −→ N . - 17 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Definition: 1 Y Analysis, Arbeitsmaterialien Produkte (induktiv) k = 1, k=1 n+1 Y k= k=1 Definition: n Y ! k (n + 1) k=1 n–Fakultät n! 0! = 1, 1! := 1 , Folgerung 12 (n + 1)! := (n + 1) · n! (m := #M ) #SM = m! Wir bezeichnen mit I eine Indexmenge, d.h. eine endliche oder unendliche Teilmenge von N; auch I = N ist möglich. Definition: [ (Xi ⊂ C Mengen für i ∈ I) Xi = {x ∈ C | x ∈ Xi für mindestens ein i} i∈I \ Xi = {x ∈ C | x ∈ Xi für alle i ∈ I} i∈I Für die Komplemente Xi0 = C \ Xi von Xi (in C) gelten die folgenden Re” geln von de Morgan“: !0 [ Xi = i∈I \ Xi0 i∈I !0 \ Xi i∈I 2.6 = [ Xi0 i∈I Primzahlen Definition: m teilt n (m|n), genau wenn ∃k ∈ N : m · k = n - 18 - Analysis, Arbeitsmaterialien Rechenregeln Prof. Dr. H.-J. Reinhardt (m, n, k ∈ N) (R1) m|n =⇒ m ≤ n (R2) m|n , n|k =⇒ m|k (R3) m|n , m|k =⇒ m|(in + jk) ∀i, j ∈ N Definition: p 6= 1 p ∈ N Primzahl , falls und ∀m ∈ N gilt die Aussage: m|p =⇒ m = 1 ∨ m = p . Falls q ∈ N , q 6= 1 keine Primzahl, dann heißt q zusammengesetzte Zahl . Satz 13 a) Jede Zahl m ∈ N , m 6= 1, ist entweder Primzahl oder ein Produkt von Primzahlen ( Faktorisierung in Primzahlen“) ” b) Die Faktorisierung ist bis auf die Reihenfolge der Faktoren eindeutig. Satz 14 Die Menge der Primzahlen ist nicht endlich. Bemerkung: 2.7 n pn < 22 , wobei pn = n–te Primzahl. Der Satz von Archimedes Satz 15 (Satz von Archimedes) ∀a, b ∈ R , a > 0 , ∃n ∈ N : n · a > b. Bemerkung: R ist ein archimedisch angeordneter Körper. Folgerung 16 ∀a ∈ R , a > 0 , ∃n ∈ N : 1 < a. n Folgerung 17 ∀a, b ∈ R , a < b , ∃q ∈ Q : a < q < b. Folgerung 18 ∀x ∈ R ∀ε > 0 ∃q ∈ Q : |x − q| < ε. - 19 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Lemma 19 (Charakterisierung eines Supremums) Sei A ⊂ R , A 6= ∅ , A nach oben beschränkt, x ∈ R obere Schranke von A. Dann sind äquivalent: (a) x = supa∈A a , (b) ∀ ε > 0 ∃a ∈ A : x − ε ≤ a. Analog ist das Infimum einer nach unten beschränkten Menge charakterisiert durch (a) y = inf a, a∈A 2.8 (b) ∀ ε > 0 ∃ a ∈ A : a ≤ y + ε . Die Quadratwurzel Satz 20 ∀b > 0 ∃! x ∈ R : x > 0 , x2 = b. Bezeichnung: Bemerkung: √ oder x = b (Quadratwurzel von b). √ Für x := − b gilt auch x2 = b . x = b1/2 Satz 21 ∀a ∈ R, a > 0, ∀n ∈ N, n ≥ 2 ∃! x ∈ R, x > 0 mit xn = a. Bezeichnung: 2.9 x := a1/n (n-te Wurzel von a). Permutationen und Binomialkoeffizienten Frage: Wieviele Möglichkeiten gibt es, N Objekte auf r Plätze zu verteilen? Antwort: N · (N − 1) · · · (N + 1 − r) = Frage: N! (N − r)! Wieviele Teilmengen von A , #A = N , mit r (≤ N ) Elementen können ausgewählt werden? Antwort: in Satz 22. - 20 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Satz 22 Die Anzahl der Möglichkeiten, aus einer Menge von N Elementen Teilmengen mit r Elementen auszuwählen, ist gegeben durch cN,r := Definition: N! (N − r)! r! Binomialkoeffizienten n n! n · (n − 1) · · · (n − k + 1) := = k (n − k)! k! k! Satz 23 n n n = =1, =n, 1 0 n n−1 n−1 n = + k−1 k k n n = , k n−k Am besten be rechnet man die Binomialkoeffi zienten mittels der Rekur sion des vorstehenden Satzes, wo bei man die Ergebnisse der einzelnen Rekursionsschritte wie im folgenden Schema, dem Pascalschen Dreieck , notiert: - 21 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 9 1 1 10 11 45 55 15 28 36 120 15 70 210 1 6 21 56 126 252 462 1 5 35 126 330 4 20 56 1 10 35 84 165 6 10 21 1 3 4 6 8 3 5 7 2 7 28 84 210 462 1 1 8 36 120 330 1 9 45 165 1 10 55 1 11 1 (jede Zahl ist die Summe der beiden links und rechts darüberstehenden). Bekannt war dieses Dreieck schon den Arabern im 13. Jahrhundert, weiter studiert haben es insbesonders Stiefel (1544) und Pascal (1659). Satz 24 (Binomischer Lehrsatz) Seien a, b ∈ R , n ∈ N. Es gilt n X n n−k k n a b . (a + b) = k k=0 Folgerung 25 (Bernoullische Ungleichung) (1 + a)n ≥ 1 + na ∀a > −1 . Beispiele: 1. Wähle zufällig 4mal aus den Ziffern {0, . . . , 9} eine Ziffer aus. Wie groß ist die (Laplace–) Wahrscheinlichkeit, lauter verschiedene Ziffern zu erhalten? - 22 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Definition: Die (Laplace–)Wahrscheinlichkeit durch einen Zufalls” mechanismus“ aus einer endlichen Menge X ein Element einer Teilmenge B , B ⊂ X, auszuwählen, ist definiert durch PL (B) := #B . #X A = {0, . . . , 9} , X = A × A × A × A, Im Beispiel: B = {(w, x, y, z) ∈ X|w, x, y, z paarweise verschieden} . Es gilt #X = 104 , #B = 10!/(10 − 4)! = 5040, also PL (B) = 0.504. 2. (ATP-WM) 2 Gruppen mit je 4 (Tennis–)Spielern. Frage: Wieviele Spiele müssen pro Gruppe gespielt werden, damit jeder einmal gegen jeden (seiner Gruppe) spielt? 4 4·3 =6. Antwort: = 1·2 2 3. Für a = b = 1 folgt aus dem binomischen Lehrsatz n X n k=0 k = 2n . Dies ist bekanntlich die Anzahl aller Teilmengen von {1, · · · , n}. Definitionen: Summe Produkt 1 X ν=1 1 Y ν=1 ( (R, +, ·) Körper der reellen Zahlen, aν ∈ R) aν := a1 aν := a1 , , n+1 X ν=1 n+1 Y ν=1 aν := aν := n X ν=1 n Y ν=1 - 23 - aν + an+1 , aν · an+1 , n X ν=m n Y ν=m aν = 0 , falls n < m; aν = 1, falls n < m . Prof. Dr. H.-J. Reinhardt (a1 , . . . , am+n ∈ R, a ∈ R, b1 , . . . , bm ∈ R) Rechenregeln (R1) m X aν + ν=1 (R2) a· n X (R3) (R4) n X am+ν = ν=1 aν = ν=1 m X n X (R8) (R9) m Y ν=1 m Y µ=1 aν · aν · a· n Y 3.1 Q n Y aν µ=1 µ=1 ν=1 gelten analoge Regeln: bν ν=1! ν=1 ν=m+1 n X ν=1 am+ν = ν=1 m Y m Y ν=m+1 3 a · aν m X bν = (aν + bν ) ν=1 !ν=1 m ν=1 ! n n m m n X X X X X X aν · bµ = aν · bµ = aν · bµ aν + ν=1 (R7) aν ν=1 ν=1 Für das Produkt (R6) m+n X m X ν=1 (R5) Analysis, Arbeitsmaterialien = = m+n Y m Y aν ; ν=1 (aν · bν ) ; ν=1 m Y (a1/m · aν ) , falls a > 0 ; ν=1 an aν = , falls m < n ( Teleskopprodukt“); ” aν−1 am (aν − aν−1 ) = an − am , falls m < n ( Teleskopsumme“). ” Der Körper der komplexen Zahlen Einführung Da der Körper der reellen Zahlen angeordnet ist, gibt es keine Lösung a ∈ R von a2 = −1 (Quadrate müssen in angeordneten Körpern positiv sein!) Die Lösbarkeit von x2 = −1 ist äquivalent zu x2 + 1 = 0 . - 24 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Allgemein interessiert man sich für Nullstellen von Polynomen vom Höchstgrad n ≥ 2, n X f : R −→ R f (x) = ak xk , ( Pn := x∈R , k=0 mit a0 , . . . , an ∈ R . Ziel: Erweiterung von R so, daß obige Gleichung lösbar ist; Rechnen mit √ der imaginären Einheit i = −1. 3.2 Der Körper C (R2 := R × R) Definitionen: Addition + : R2 × R2 3 ((x, y), (u, v)) 7→ (x + u, y + v) ∈ R2 Multiplikation · : R2 × R2 3 ((x, y), (u, v)) 7→ (xu − yv, xv + yu) ∈ R2 Satz 1 (R2 , +, ·) ist ein Körper mit Nullelement 0 := (0, 0) und Einselement 1 := (1, 0). Das Inverse (u, v) von (x, y) 6= (0, 0) ist gegeben durch Bemerkung: u := Definition: x2 x , + y2 v= −y + y2 x2 C = Körper (R2 , +, ·) ; i := (0, 1) heißt imaginäre Einheit Folgerung 2 (a) C ist ein 2-dimensionaler Vektorraum über dem Körper R mit Addition wie oben und skalarer Multiplikation r · (x, y) := (rx, ry). Basis: 1 = (1, 0) , i = (0, 1). - 25 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien (b) C ist ein 1-dimensionaler Vektorraum über dem Körper C. Basis: 1 = (1, 0). Schreibweise: z = (x, y) ∈ C , z = x + iy Definitionen: x = Re(z) Realteil von z y = Im(z) Imaginärteil von z Schreibweisen: 1 statt (1, 0) bzw. 1 + i · 0 , 0 statt (0, 0) bzw. 0 + i · 0 , x statt (x, 0) bzw. x + i · 0 , ix statt (0, x) bzw. 0 + ix . Folgerung 3 ∀a ∈ R ∃z ∈ C : z 2 + a = 0 . ι : R 3 x −→ x + i · 0 ∈ C ist injektiver Homomorphismus, Bemerkung: so dass R als Unterkörper von C aufgefasst werden kann. 3.3 Der Absolutbetrag in C Definitionen: (a) Zu z = x + iy ∈ C heißt z := x − iy die zu z konjugiert komplexe Zahl. (b) Die Abbildung | · | : C 3 x + iy 7→ (x2 + y 2 )1/2 ∈ R heißt der Absolutbetrag (Betragsfunktion) in C. - 26 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Rechenregeln (R3) z 1 + z 2 = z1 + z2 , z 1 z2 = z1 · z2 , z = z ; 1 −i Re(z) = (z + z) , Im(z) = (z − z) ; 2 2 |z| = |z| = (z · z)1/2 ; (R4) Re(z) ≤ |z| , Im(z) ≤ |z| . (R1) (R2) Folgerung 4 Für |.| gilt (a) |z| = 0 ⇐⇒ z = 0 (Definitheit) (b) |zw| = |z| |w| (Homogenität) (c) |z + w| ≤ |z| + |w| ∀z, w ∈ C ∀z, w ∈ C (Dreiecksungleichung) Darstellung in komplexer Zahlenebene (auch Gaußsche Zahlenebene genannt): Im 6 y z > Z Z -y - 27 - x Z ~ z̄ Z - Re Prof. Dr. H.-J. Reinhardt 4 Analysis, Arbeitsmaterialien Zahlenfolgen 4.1 Folgen Definition: Sei M nichtleere Menge. Eine Folge in M ist eine Abbildung f : N −→ M . Wir schreiben a = (an )n∈N mit an := f (n) , n ∈ N . Die Elemente an , n ∈ N, heißen Glieder der Folge. Eine Folge (an )n∈N in M := R bzw. M := C heißt reelle bzw. komplexe Zahlenfolge. Bis auf weiteres sei jede Folge eine reelle Zahlenfolge. Beispiele: 1. an := n2 , 2. an := a , n ∈ N : 1, 4, 9, 16, . . . n ∈ N : a, a, a, . . . konstante Folge 3. an := (−1)n n , n ∈ N : −1, 2, −3, 4, . . . 4. an := 1 + (−1)n , 5. an := 1 , n 6. a1 := 1 , n ∈ N : 0, 2, 0, 2, . . . 1 1 1 n ∈ N : 1, , , , . . . 2 3 4 an+1 := 7. a1 := a2 := 1 , 1 , 1 + an 1 2 3 n ∈ N : 1, , , , . . . 2 3 5 an+1 := an + an−1 , Fibonacci–Zahlen - 28 - n ∈ N : 1, 1, 2, 3, 5, . . . Analysis, Arbeitsmaterialien 8. an := 1 , (n − 1)(n − 2) Prof. Dr. H.-J. Reinhardt 1 1 1 n ∈ N, n ≥ 3 : , , . 2 6 12 Diese Folge beginnt erst ab einem n0 ∈ N : an0 , an0 +1 , . . . Definition: (an )n∈N heißt beschränkt :⇐⇒ ∃b ∈ R 4.2 ∀n ∈ N : |an | ≤ b . Der Konvergenzbegriff Definitionen: Sei (an )n∈N Folge. (a) (an )n∈N heißt konvergent gegen a ∈ R : ⇐⇒ ∀ε > 0 ∃N ∈ N ∀n ≥ N : |an − a| < ε. a heißt dann Grenzwert (oder Limes) von (an )n∈N . Wir schreiben dann a = lim an n oder a = lim an n∈N oder an −→ a(n ∈ N) . (b) (an )n∈N heißt konvergent, wenn (an )n∈N gegen ein a ∈ R konvergiert. (c) (an )n∈N heißt Nullfolge :⇐⇒ (an )n∈N konvergiert gegen 0. Folgerung 1 Jede Folge besitzt höchstens einen Grenzwert. Bemerkung: Konvergiert die Folge (an )n∈N gegen a, so kann man wegen Folgerung 1 sagen: Für jedes ε > 0 liegen nur endlich viele Glieder der Folge außerhalb von (a − ε, a + ε). Oder: Für jedes ε > 0 liegen fast alle an in (a − ε, a + ε). - 29 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Folgerung 2 Ist die Folge (an )n∈N konvergent, so ist (an )n∈N beschränkt. Definition: Ist eine Folge (an )n∈N nicht konvergent, so sagen wir: (an )n∈N ist divergent. Beispiele: 1. an := n2 , n ∈ N, ist divergent, da nicht beschränkt. 2. an := a , n ∈ N, ist konvergent gegen a. 3. an := 1 + (−1)n , n ∈ N, ist divergent, da |an − an+1 | = 2 ∀n ∈ N. 4. an := 1 , n ∈ N, ist Nullfolge. n 5. an := an , n ∈ N, mit |a| < 1 ist Nullfolge. 4.3 Rechenregeln Satz 3 Seien (an )n∈N , (bn )n∈N konvergente Folgen, a = lim an , b = lim bn , n n und λ ∈ R. Es gilt: (a) (an bn )n∈N ist konvergent, ab = lim(an bn ). n (b) (an + bn )n∈N ist konvergent, a + b = lim(an + bn ). n (c) (λan )n∈N ist konvergent, λa = lim(λan ). n Bemerkung: Auch die Differenz konvergenter Folgen konvergiert. Satz 4 Seien (an )n∈N , (bn )n∈N konvergente Folgen, a = lim an , b = lim bn . n Sei b 6= 0. Dann gilt: - 30 - n Analysis, Arbeitsmaterialien (a) ∃N0 ∈ N Prof. Dr. H.-J. Reinhardt ∀n ≥ N0 : bn 6= 0; (b) (an b−1 n )n≥N0 ist konvergent und ab−1 = lim an b−1 n . n≥N0 Beispiele: 1. Potenzsummen n X k l , n ∈ N , l ∈ N0 fest, sind divergent. k=1 3 3n2 + 1 −→ (n ∈ N) . 2 2n − n + 1 2 n −k 1 (n ∈ N) , k ∈ N. 3. an := n −→ k! k 2. an := 4. an := 2n−1 Y i=n 1 1+ i 5. an := nk an , −→ 2 (n ∈ N) . n ∈ N , k ∈ Z , a ∈ (−1, 1) : lim an = 0 . n Satz 5 Seien (an )n∈N , (bn )n∈N Folgen. Es gilt: (a) Ist (an )n∈N eine Nullfolge und (bn )n∈N beschränkt, so ist auch (an bn )n∈N eine Nullfolge. (b) Seien (an )n∈N , (bn )n∈N konvergent, und es gelte an ≤ bn ∀n ∈ N. Dann gilt lim an ≤ lim bn . n n (c) Seien (an )n∈N , (bn )n∈N konvergent mit a := lim an = lim bn . Gilt für n n eine Folge (cn )n∈N , daß an ≤ cn ≤ bn ∀n ≥ N0 , dann konvergiert auch (cn )n∈N und a = lim cn ( Sandwich–Theorem“). ” n Bemerkung zu (b): Wenn an < bn ∀ n ∈ N, dann gilt auch (nur) lim an ≤ lim bn . n - 31 - n Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Beispiel: 6. Fibonacci–Zahlen F1 := F2 = 1 , Fn+1 := Fn + Fn+1 . Man beweist induktiv, daß 1 Fn = √ τ n − (−τ )−n , n ∈ N , 5 mit √ 1 τ := (1 + 5) . 2 Daraus folgt Fn 1 1 + (−τ )−2n (−1)n 1 = −→ = τ − 1 ≈ 0.618 . −2n n Fn+1 τ 1 − (−τ ) (−1) τ Die Folge an = Fn /Fn+1 , n ∈ N, erhält man auch durch a1 := 1, an+1 := 1 , n ∈ N. 1 + an Konvergiert diese Folge – was später bewiesen wird – und gilt a := √ lim an 6= −1, dann folgt a = 1/(1 + a) ⇐⇒ a = 1 − a, und für 1 √ die positive Wurzel erhält man a = ( 5 − 1) ≈ 0.618 ( goldener ” 2 Schnitt“). 4.4 Konvergenzkriterien Definitionen: Eine Zahlenfolge (an )n∈N heißt (a) monoton wachsend, falls an ≤ an+1 (b) monoton fallend, falls an ≥ an+1 ∀n ∈ N ; ∀n ∈ N ; (c) streng monoton wachsend, falls an < an+1 (d) streng monoton fallend, falls an > an+1 - 32 - ∀n ∈ N ; ∀n ∈ N . Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Beispiele: n −k 1. an := n , n ∈ N , ist streng monoton wachsend für jedes k ∈ k N. 1 n 2. an := 1 + , n ∈ N , ist streng monoton wachsend. n P 3. (endliche geometrische Reihe). Für q 6= 1 sei an := nk=0 q k . Man zeigt induktiv: an = 1 − q n+1 . 1−q Satz 6 Jede beschränkte, monoton wachsende (fallende) Folge ist konvergent. 1 n ist monoton wachsend und beschränkt, Beispiel: an := 1 + n 1 n 2< 1+ ≤3. n Damit ist (an )n∈N konvergent und für den Limes gilt 1 n 2 ≤ lim 1 + ≤3. n n 1 n heißt Eulersche Zahl. Definition: e := lim 1 + n n Definition: Sei (an )n∈N eine Folge und (µk )k∈N eine streng monoton wachsende Folge natürlicher Zahlen. Dann heißt die Folge (aµk )k∈N Teilfolge von (an )n∈N . Folgerung 7 Sei (an )n∈N konvergent und (aµk )k∈N eine Teilfolge. Dann ist auch (aµk )k∈N konvergent und es gilt lim aµk = lim an . k n - 33 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Satz 8 (Satz von Bolzano–Weierstrass) Jede beschränkte Folge enthält eine konvergente Teilfolge. Definition: Eine Folge (an )n∈N heißt Cauchy–Folge, wenn gilt: ∀ε > 0 ∃N ∈ N ∀m, n ≥ N : |an − am | < ε. Satz 9 Eine Folge (an )n∈N ist dann und nur dann konvergent, wenn sie Cauchy–Folge ist. Bemerkungen: 1. Jede Cauchy–Folge ist beschränkt. 2. Das Vollständigkeitsaxiom (V) kann man ersetzen durch das Axiom: Jede Cauchy–Folge konvergiert. 3. Die Aussage von Satz 9 heißt auch das Cauchysche Konvergenzkriterium. Beispiel 1: (vgl. Beispiel 6 in 4.3) Betrachte die induktiv definierte Folge a1 := 1 , an+1 := 1 , 1 + an n∈N. (an )n∈N ist Cauchy–Folge. n X 1 Beispiel 2: an = , n ∈ N, ist keine Cauchy-Folge, also divergent. k k=0 4.5 Wurzelberechnung Satz 10 Seien b > 0 , q ∈ N , q ≥ 2. Dann existiert genau ein x > 0 mit xq = b und für die induktiv definierte Folge 1 1 b q a1 > 0 mit a1 ≥ b , an+1 := 1 − an + q q aq−1 n - 34 - Analysis, Arbeitsmaterialien gilt: x = lim an . n Schreibweise: x = Bemerkung: b oder x = b1/q . 1 1 b . an+1 := an + 2 2 an Häufungswerte Definition: :⇐⇒ √ q Für q = 2 lautet die Vorschrift: a21 ≥ b , 4.6 Prof. Dr. H.-J. Reinhardt ∀ε > 0 a ∈ R heißt Häufungswert der Folge (an )n∈N ∀N ∈ N ∃n ≥ N : |an − a| < ε . Bemerkung: 1. a ∈ R ist Häufungswert von (an )n∈N , genau wenn für jedes ε > 0 in (a − ε, a + ε) unendlich viele Glieder an liegen. 2. Man beachte den Unterschied von 1. zu konvergenten Folgen (dort: fast alle an in (a − ε, a + ε)“). ” Satz 11 Sei (an )n∈N Folge und a ∈ R. Dann sind äquivalent: (a) a ist Häufungswert von (an )n∈N . (b) Es gibt eine konvergente Teilfolge (aµk )k∈N von (an )n∈N mit a = lim aµk . k Folgerung 12 Jede beschränkte Folge besitzt einen Häufungswert. Folgerung 13 Sei (an )n∈N konvergente Folge und a := lim an . Dann ist a n der einzige Häufungswert von (an )n∈N . - 35 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Beispiele: 1. an := (−1)n , n ∈ N , hat Häufungswerte 1 und -1 . 1 , n ungerade , 1 ist einziger Häufungswert von (an )n∈N , 2. an := n , n gerade . aber die Folge (an )n∈N ist divergent. Folgerung 14 Ist (an )n∈N eine beschränkte Folge, dann ist die Menge der Häufungswerte von (an )n∈N nichtleer und beschränkt. Definition: Sei (an )n∈N eine beschränkte Folge und H := {a ∈ R|a Häufungswert von (an )n∈N }. Wir setzen: lim an := lim sup an := sup a Limes superior n n∈N a∈H lim an := lim inf an := inf a Limes inferior n∈N n a∈H Folgerung 15 Sei (an )n∈N beschränkte Folge. Dann sind lim an und lim an n n Häufungswerte von (an )n∈N . Folgerung 16 Sei (an )n∈N beschränkte Folge und H die Menge ihrer Häufungswerte. Dann sind für a ∈ R äquivalent: (a) (an )n∈N konvergiert gegen a. (b) H = {a}. (c) a = lim an = lim an . n n Folgerung 17 (s. Forster 1 [For01], Satz 9.4) Sei (an )n∈N beschränkte Folge. a = lim an dann und nur dann, wenn n - 36 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt i) ∀ ε > 0∃N ∈ N ∀n ≥ N : an ≤ a + ε ii) ∀ ε > 0 ∀ n ∈ N ∃m ≥ n : am ≥ a − ε Analog: a = lim an dann und nur dann, wenn n i) ∀ ε > 0∃N ∈ N ∀n ≥ N : an ≥ a − ε ii) ∀ ε > 0 ∀ n ∈ N∃m ≥ n : am ≤ a + ε Wir geben noch folgende Charakterisierung von lim und lim an (vgl. Forster 1 [For01], §9): Satz 18 (Charakterisierung von lim und lim) Sei (an )n∈N beschränkte Folge, und bn := inf{ak |k ≥ n}, n ∈ N, cn := sup{ak |k ≥ n}, n ∈ N. Dann ist (bn )n∈N beschränkt und monoton wachsend bzw. (cn )n∈N beschränkt und monoton fallend und lim bn = lim an , n 4.7 n lim cn = lim an . n n Anmerkungen zu komplexen Zahlenfolgen Konvergenz–Aussagen können analog auf komplexe Zahlenfolgen übertragen werden, wenn der Absolutbetrag in R durch den in C ersetzt wird. Wegen |z| = (Re(z)2 + Im(z)2 )1/2 , z∈C, konvergiert eine Folge (zn )n∈N in C gegen ein z ∈ C, genau wenn (Re(zn ))n∈N gegen Re(z) und (Im(zn ))n∈N gegen Im(z) konvergieren. Aussagen, die sich auf die Anordnung in R beziehen, sind in C nicht formulierbar. - 37 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt 5 Analysis, Arbeitsmaterialien Reihen 5.1 Konvergenz von Reihen Wir nennen P∞ k=1 ak (sn )n∈N , eine Reihe und sn := n X ak , n∈N, k=1 die Folge der zugehörigen Partialsummen. Definition: Die Reihe P∞ k=1 ak heißt konvergent genau dann, wenn die Folge (sn )n∈N ihrer Partialsummen konvergiert; s = lim sn heißt Summe n (oder Wert) der Reihe. Wir schreiben s := ∞ X ak . k=1 Wenn P∞ k=1 ak nicht konvergiert, dann heißt die Reihe divergent. Beispiele: ∞ X 1 ist konvergent, da die Folge der Partialsummen monoton wach1. k2 k=1 send und beschränkt ist. 2. Geometrische Reihe: Sei a ∈ R , |a| < 1. sn = n X ak = k=0 Für |a| ≥ 1 ist ∞ X 1 − an+1 , 1−a ∞ lim sn = n ak divergent. k=0 ∞ X 1 3. Die harmonische Reihe ist divergent. k k=1 - 38 - X 1 = ak . 1−a k=0 Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Bemerkung: 1. Zu einer Folge (an )n∈N kann man durch b1 := a1 , bn := an −an−1 , n ≥ P Pn 2, eine Reihe ∞ k=1 bk so konstruieren, so daß an = k=1 bk . 2. Für den Grenzwert einer Folge spielen endliche viele Glieder keine Rolle; ändert man endlich viele Glieder von an , n ∈ N, so kann sich allerdings der Wert der Reihe ändern. 3. Analog zu Reihen können unendliche Produkte als Folgen von Partialsummen endlicher Produkte definiert werden. Rechenregeln Seien ∞ X (R1) (ak ± bk ) = k=1 ∞ X (R2) k=1 ak ∞ X (λak ) = λ , ak ± k=1 k=1 5.2 P∞ ∞ X P∞ k=1 bk ∞ X konvergent. bk ; k=1 ak . k=1 Konvergenzkriterien Satz 1 (Cauchysches Konvergenzkriterium) Die folgenden Bedingungen sind äquivalent: (a) ∞ X ak konvergiert; k=1 n X ak < ε . (b) ∀ε > 0 ∃N ∈ N ∀n, m ≥ N , n ≥ m : k=m Folgerung 2 Ist Bemerkung: P∞ n=1 an konvergent, so ist (an )n∈N eine Nullfolge. Die Umkehrung von Folgerung 2 gilt nicht (siehe harmoni- sche Reihe)! - 39 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Satz 3 (Leibniz–Kriterium für alternierende Reihen) Sei (an ) eine monoton fallende Nullfolge. Dann konvergiert P∞ k k=1 (−1) ak , und es gilt s2n+1 ≤ s ≤ s2n , wobei sn := n X k (−1) ak , s := ∞ X (−1)k ak . k=1 k=1 Beispiel: 1. Die alternierende harmonische Reihe ∞ X k=1 (−1)k 1 ist konvergent. k 2. Die Reihe mit an := 1/k, falls n gerade bzw. an = 1/(2(k − 1)), falls n ungerade, divergiert. Was ist im Hinblick auf das Leibniz-Kriterium nicht erfüllt? P Definition: Eine Reihe ∞ k=1 ak heißt absolut konvergent genau dann, P∞ wenn k=1 |ak | konvergiert. Folgerung 4 Jede absolut konvergent Reihe ist konvergent. Satz 5 (Majoranten–Kriterium) Seien (an )n∈N , (bn )n∈N Folgen mit |an | ≤ bn , n ∈ N. Ist P gent, so ist ∞ k=1 ak absolut konvergent, und es gilt: ∞ X k=1 ak ≤ ∞ X k=1 |ak | ≤ ∞ X bk . k=1 - 40 - P∞ k=1 bk konver- Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Beispiele: 2. ∞ X 1 ist (absolut) konvergent. k3 k=1 3. ∞ X 1 √ ist divergent. k k=1 Satz 6 (Quotientenkriterium) Für die Reihe P∞ k=1 ak gelte: (a) ∃N ∈ N ∀n ≥ N : an 6= 0 ; (b) ∃q ∈ [0, 1) ∀n ≥ N : |an+1 | |an |−1 ≤ q . Dann ist die Reihe P∞ k=1 ak absolut konvergent. Beispiele: 4. ∞ X k2 k=1 2k ist konvergent 8 q = für n ≥ 3 ; 9 ∞ X 1 5. ist konvergent (s. Beispiel 1 in 5.1), das Quotientenkriterium k2 k=1 ist hierfür jedoch nicht anwendbar. Satz 7 (Wurzelkriterium) Gilt ∃q ∈ [0, 1) ∃N ∈ N ∀n ≥ N : |an | ≤ q n , dann ist die Reihe P∞ k=1 ak absolut konvergent. Das Wurzelkriterium kann auch in folgender Weise formuliert werden. - 41 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien p Ergänzung: Die Reihe konvergiert absolut, wenn lim sup n |an | < 1 gilt; n→∞ p die Reihe divergiert, wenn lim sup n |an | > 1 gilt; die Reihe kann sowohl din→∞ p vergent als auch konvergent sein, wenn lim sup n |an | = 1 gilt. Eine analoge n→∞ Aussage gilt für das Quotientenkriterium. Man hat folgende Fehlerabschätzungen: Sei rN := s − sN = P∞ k=N +1 bk für die konvergente Reihe P∞ k=1 bk . Dann gilt für Leibniz–Kriterium: bn = (−1)n an , (an )n∈N monoton fallende Nullfolge, |rN | ≤ |bN +1 | ≤ aN +1 ; Quotienten–Kriterium: |bn+1 | |bn |−1 ≤ q ∀n ≥ 1 , q ∈ [0, 1), |rN | ≤ |bN +1 | · 1 ; 1−q Wurzel–Kriterium: |bn | ≤ q n , n ≥ 1 , q ∈ [0, 1), |rN | ≤ q N +1 1 . 1−q Bemerkung: Diese (a–priori) Abschätzungen können benutzt werden, um die Anzahl der zu berechnenden Summanden zu bestimmen, mit der eine gewünschte Genauigkeit (sicher) erreicht wird. Beispiele: 6. ∞ X (−1)k √ ist konvergent (nach Leibniz–Kriterium). k k=1 Die Genauigkeitsforderung |rN | ≤ ε mit ε = 10−5 ist erfüllt, wenn |rN | ≤ √ 1 ≤ε, N +1 d. h. N > 1010 . - 42 - Analysis, Arbeitsmaterialien 7. ∞ X k2 8 ist konvergent nach dem Quotientenkriterium, q = ; Feh9 2k k=1 lerabschätzung: |rN | ≤ 5.3 Prof. Dr. H.-J. Reinhardt (N + 1)2 ·9. 2N +1 Die Exponentialfunktion Satz 8 Für jedes a ∈ R ist die Reihe ∞ X 1 k a absolut konvergent. k! k=0 Definition: Exponentialfunktion 1 , falls a = 0 , ∞ X exp : R 3 a 7→ ak , falls a 6= 0 . k! k=0 Folgerung 9 1 e = lim 1 + n n = ∞ X 1 = exp(1) . k! k=0 Folgerung 10 N X ak 2|a|N +1 exp(a) − ≤ k! (N + 1)! k=0 5.4 für |a| ≤ N +1 . 2 Umordnung von Reihen, das Cauchy–Produkt Beispiel: Die Reihe ∞ X (−1)k+1 k=1 Kriterium), aber die folgende 1 1 1 1 1− + − + 2 3 4 5 ist konvergent (nach dem Leibniz– k Umordnung“ ” 1 1 1 1 1 1 1 + − + + + + − + ··· 7 6 9 11 13 15 8 konvergiert nicht. Es ist nämlich 2n 1 1 1 1 1 + n + · · · + n+1 ≥ 2n−1 n+1 = +1 2 +3 2 −1 2 4 - 43 - ∀n ≥ 2 . Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Für die umgeordnete Reihe lassen sich die Summanden wie folgt zusammenfassen und abschätzen: 1 1 1 1 1 1 1 + n +· · ·+ n+1 − ≥ − ≥ , n≥9, +1 2 +3 2 − 1 2n + 2 4 2n + 2 5 1 1 1 1 da − = ≥ (⇐⇒ n + 1 ≥ 10) für n ≥ 9 gilt. 4 5 20 2n + 2 P Definition: Sei τ : N −→ N eine Bijektion. Dann heißt ∞ k=1 aτ (k) eine P∞ Umordnung von k=1 ak . 2n Definitionen: Eine konvergente Reihe heißt unbedingt konvergent, wenn sie bei einer beliebigen Umordnung konvergent bleibt. Andernfalls heißen konvergente Reihen bedingt konvergent. P∞ absolut konvergent und τ : N −→ P N eine Bijektion. Dann ist auch die Umordnung ∞ k=1 aτ (k) konvergent, und Satz 11 (Umordnungssatz) Sei k=1 ak es gilt ∞ X aτ (k) = ∞ X ak . k=1 k=1 Bemerkung: Der letzte Satz gilt ohne die absolute Konvergenz nicht ∞ X (−1)k+1 Gegenbeispiel: . k k=1 P∞ P∞ P Definition: Seien ∞ k=1 ck mit k=1 bk Reihen. Die Reihe k=1 ak , ck := k X ak−m+1 bm , n∈N, m=1 heißt das Cauchy–Produkt der Reihen P k ak , P k bk . P∞ Satz 12 Das Cauchy–Produkt k=1 ck der absolut konvergenten Reihen P∞ P∞ k=1 ak , k=1 bk ist absolut konvergent, und es gilt ! ∞ ! ∞ ∞ X X X ck = ak bk . k=1 k=1 k=1 - 44 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Bemerkungen: 1. Für die Konvergenz eines Cauchy–Produkts reicht es aus, daß eine der beiden beteiligten Reihen absolut konvergiert. 2. Konvergieren P∞ k=1 ak , P∞ k=1 bk und ihr Cauchy–Produkt P∞ k=1 ck , so gilt ∞ X ck = k=1 ∞ X ! ak k=1 ∞ X ! bk . k=1 Als Anwendung von Satz 12 erhält man Folgerung 13 (Funktionalgleichung der Exponentialfunktion) Für alle a, b ∈ R gilt: exp(a + b) = exp(a) exp(b) . Folgerung 14 Es gilt (a) exp(a) > 0 ∀a ∈ R ; (b) exp(−a) = exp(a)−1 (c) exp(n) = en 5.5 ∀a ∈ R; ∀n ∈ N . Die g–adische Entwicklung Lemma 15 Sei g ∈ N , g ≥ 2. Dann konvergiert eine Reihe der Form ∞ X ak g −k mit ak ∈ {0, . . . , g − 1} . k=1 - 45 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Definition: Sei g ∈ N , g ≥ 2. Die Elemente {0, . . . , g−1} heißen g–adische Ziffern zur Basis g, und gm ∞ X ak g −k , ak ∈ {0, . . . , g − 1} , k=1 heißt g–adische Entwicklung von x ∈ R, falls x = gm ∞ X ak g −k mit a1 6= 0 , m ∈ Z k=1 und ∀N ∈ N ∃n ≥ N : an 6= g − 1 . Ein Dezimalbruch 0, z1 z2 z3 · · · stellt die Zahl Bemerkung: z2 z3 z1 + + + ··· 10 102 103 dar, zi ∈ {0, . . . , 9}, und ist im obigen Sinne eine 10–adische Entwicklung (mit m = 0 , z1 6= 0) Satz 16 Sei g ∈ N , g ≥ 2. Jedes x ∈ R , x > 0, besitzt genau eine g– adische Entwicklung. Bezeichnungen: x=g m N X Zahlen ±x ∈ R der Form ak g −k , |m| ≤ M , ak ∈ {0, . . . , g − 1} , a1 6= 0 k=1 heißen abbrechende systematische Brüche zur Basis g oder Gleitkommazahlen zur Basis g mit Mantissenstellenzahl ( Genauigkeit“) N und Exponen” tenbereich {m ∈ Z| |m| ≤ M }. Wir schreiben auch x = ±0.a1 a2 · · · aN × g m oder x = ±|a1 · · · aN |m (|m| ≤ M ; ai ∈ {0, . . . , g − 1} ; a1 6= 0) - 46 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Für den Beweis von Satz 16 benötigt man folgende Definition: Gaußsche Klammer [x] := max{k ∈ Z|k ≤ x} Bezeichnung auch ent(x) = [x] für entier“. ” Beispiele: Basis 6 g = 10 : Dezimalzahlen g= 2 : Dualzahlen g= 8 : Oktalzahlen g = 16 : Hexadezimalzahlen Stetigkeit 6.1 Reelle Funktionen, Grenzwerte Sei D, W ⊂ R , f : D −→ W Abbildung (oder Funktion) D = Definitionsbereich, W = Wertebereich. Bezeichnungen: Unendliche Intervalle [a, ∞) := {x ∈ R|x ≥ a} , (a, ∞) := {x ∈ R|x > a} , (−∞, a] := {x ∈ R|x ≤ a} , (−∞, a) := {x ∈ R|x < a} . Beispiele: 1. Konstante Funktion f : R 3 x 7→ a ∈ R ; 2. Identische Funktion id : R 3 x 7→ x ∈ R ; 3. Absolutbetrag abs : R 3 x 7→ |x| ∈ R ; - 47 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt 4. Gaußsche Klammer 5. Signum–Funktion 6. Exponentialfunktion Analysis, Arbeitsmaterialien [x] := max{k ∈ Z|k ≤ x} , 1, x>0, sign : R 3 x 7→ 0, x=0, −1 , x < 0 ; exp : R 3 x −→ exp(x) ∈ R . Algebraische Verknüpfungen von Funktionen (f, g : D −→ R , r ∈ R) : f + g : D 3 x 7→ f (x) + g(x) ∈ R ; r·f : D 3 x 7→ rf (x) ∈ R ; f · g : D 3 x 7→ f (x) · g(x) ∈ R ; f g : D0 3 x 7→ f (x) ∈R, g(x) wobei Komposition oder Hintereinanderausführung D0 := {x ∈ D|g(x) 6= 0} (f : D −→ R , g : D0 −→ R ; f (D) ⊂ D0 ) g ◦ f : D 3 x 7→ g(f (x)) ∈ R . Beispiele: 7. (vgl. Bspl. 3) abs = g ◦ f mit √ f : R 3 x 7→ x2 ∈ R , g : [0, ∞) 3 x 7→ x ∈ R √ (wobei x = 0 für x = 0 gesetzt wird). 8. Polynom vom Grad n : p : R 3 x 7→ n X ai xi ∈ R i=0 wobei a0 , . . . , an ∈ R , an 6= 0. - 48 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Sei f : D −→ R , a ∈ D. c ∈ R heißt Grenzwert von f in a Definition: genau dann, wenn für jede Folge (xn )n∈N mit xn ∈ D ∀n ∈ N , a = lim xn n gilt: c = lim f (xn ) . n Wir schreiben: c = lim f (x) . x→a Satz 1 Sei f : D −→ R , a ∈ D , c ∈ R. Dann sind äquivalent: (a) c = lim f (x) x→a (b) ∀ε > 0 ∃δ > 0 ∀x ∈ D : |x − a| < δ =⇒ |f (x) − c| < ε . Beispiele: 9. (vgl. Bspl. 3) 10. (vgl. Bspl. 6) lim abs(x) = 0 ; x→0 lim exp(x) = 1 ; x→0 0, x<0, 11. f : R 3 x 7→ 1, x≥0; 6.2 lim f (x) existiert nicht. x→0 Stetige Funktionen Definitionen: Sei f : D −→ R . 1. f heißt stetig in a ∈ D :⇐⇒ lim f (x) existiert und f (a) = lim f (x) . x→a x→a - 49 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien 2. f heißt stetig (in D) :⇐⇒ f stetig in jedem a ∈ D. Satz 2 Sei f : D −→ R , a ∈ D. Es sind äquivalent: (a) f ist stetig in a ∈ D . (b) Ist (xn )n∈N eine Folge mit xn ∈ D , n ∈ N , lim xn = a, dann gilt n lim f (xn ) existiert, lim f (xn ) = f (a) . n n (c) ∀ε > 0 ∃δ > 0 ∀x ∈ D : |x − a| < δ =⇒ |f (x) − f (a)| < ε . Beispiele: 1. Die konstante und identische Funktion ist stetig in R . 2. Die Betragsfunktion abs ist stetig in R. 3. Die Exponentialfunktion exp ist stetig. Satz 3 Sei f : D −→ R stetig in a ∈ D und f (a) > 0. Dann gilt: ∃δ > 0 Bemerkung: ∀x ∈ (a − δ, a + δ) ∩ D : f (x) > 0 . Funktionen, die an diskreten Stellen erklärt sind, z. B. f (n) = an , n ∈ N, sind immer stetig. 6.3 Rechenregeln Satz 4 Seien f, g : D −→ R , r ∈ R, und seien f, g stetig in a ∈ D. Dann gilt - 50 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt (a) f + g , f · g , r · f sind stetig in a. (b) Ist g(a) 6= 0, so ist auch f stetig in a . g Satz 5 Seien f : D −→ R , g : D0 −→ R Funktionen mit f (D) ⊂ D0 . Ist f stetig in a ∈ D und ist g stetig in b := f (a), so ist g ◦ f stetig in a. Definitionen: Sei f : D −→ R Funktion. 1. f heißt streng monoton wachsend bzw. monoton wachsend :⇐⇒ ∀x, y ∈ D : x < y =⇒ f (x) < f (y) bzw. f (x) ≤ f (y). 2. f heißt streng monoton fallend bzw. monoton fallend :⇐⇒ ∀x, y ∈ D : x < y =⇒ f (x) > f (y) bzw. f (x) ≥ f (y). Satz 6 Sei f : [a, b] −→ R stetig, streng mononton wachsend, und es gelte [A, B] = f ([a, b]) mit A < B. Dann existiert f −1 : [A, B] −→ R, und es gilt f −1 ist stetig und streng monoton wachsend. 7 Einige Sätze über stetige Funktionen Sei [a, b] ein Intervall mit a < b. 7.1 Der Zwischenwertsatz Satz 1 Sei f : [a, b] −→ R stetig und es gelte: f (a)f (b) < 0 . Dann gibt es ein z ∈ (a, b) mit f (z) = 0 . - 51 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Bemerkungen: 1. Die Zahl z in Satz 1 heißt Nullstelle von f . Über die Eindeutigkeit einer Nullstelle wird in Satz 1 nichts ausgesagt. 2. Das Konstruktionsprinzip für die Folgen (an )n∈N , (bn )n∈N im Beweis von Satz 1 — a ≤ an ≤ an+1 ≤ · · · ≤ z ≤ · · · ≤ bn+1 ≤ bn ≤ b — wird als Intervallschachtelungsverfahren 2 oder Bisektionsverfahren bezeichnet. Als Abbruchkriterium kann man verwenden max |x − z| ≤ bn − an ≤ 2−n+1 (b − a) , n ∈ N x=an ,bn (a–posteriori und a–priori Kriterium) . Beispiele: 1. Das Polynom p(x) := x17 + 2x + 1 besitzt eine Nullstelle in (−1, 0) . 2. Die Gleichung exp(−x) = x besitzt eine Lösung z in [0, 1], d. h. eine Nullstelle von exp(−x) − x . Satz 2 (Zwischenwertsatz). Sei g : [a, b] −→ R stetig, sei c ∈ R eine Zahl zwischen g(a) und g(b). Dann gibt es ein z ∈ [a, b] mit g(z) = c. Folgerung 3 Sei f : [a, b] −→ R stetig und streng monoton wachsend. Dann gilt f ([a, b]) = [f (a), f (b)] . 2 Intervallschachtelungsverfahren: a1 = a, b1 = b für n = 1 (o.E. f (a) < 0, f (b) > 0); für n + 1 def. (induktiv) c := (an + bn )/2 und an+1 := an , bn+1 := c, falls f (c) ≥ 0; bzw. an+1 := c, bn+1 := bn , falls f (c) < 0 - 52 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Beispiel: 3. x , x ∈ Q ∩ [0, 1] , g(x) := 1 − x , x ∈ [0, 1] \ Q . 1 Diese Funktion ist nur stetig in a = , nimmt aber jeden Wert zwischen 0 2 und 1 an. Damit gilt die Umkehrung der Aussage des Zwischenwertsatzes nicht, d. h. eine Funktion, bei der jeder Wert zwischen g(a) und g(b) als Bild unter g auftritt, ist nicht notwendig stetig. Definition: Stetige Fortsetzung Sei f : D −→ R stetig und D ⊂ E. Dann heißt eine stetige Funktion g : E −→ R stetige Fortsetzung von f , falls g|D = f Beispiele: 4. f (x) = exp(−1/x), x > 0, exp(−1/x) , x > 0 , g(x) = 0 ,x ≤ 0. 5. g(x) = x, x ∈ [0, 1], ist stetige Fortsetzung von f (x) = x, x ∈ Q ∩ [0, 1] . Bemerkung: Eine stetige Funktion f : [a, b] −→ R ist eindeutig bestimmt durch Werte auf Q ∩ [a, b] (i.a. durch Werte auf einer dichten Teilmenge) - 53 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Q ⊂ J dicht in J, Definition: wenn ∀ x ∈ J ∀ ε > 0 ∃ q ∈ Q : |x − q| < ε. 7.2 Existenz von Extrema Gilt x := sup a ∈ A, dann schreiben wir a∈A x = max a = max A a∈A (x : Maximum von A) Entsprechend: y = min a = min A a∈A (y : Minimum von A) falls y := inf a∈A a ∈ A. Definition: f : D −→ R heißt beschränkt, wenn f (D) beschränkt ist. Satz 4 Ist f : [a, b] −→ R stetig, so ist f beschränkt, und es existieren z, z ∈ [a, b] mit f (z) = sup f (x) , f (z) = inf f (x) , x∈[a,b] x∈[a,b] d. h. f (z) = max f ([a, b]) , f (z) = min f ([a, b]) Beispiele: 1. f : (0, 1] 3 x 7→ 1 ∈ R ist stetig, nimmt jedoch sein Supremum nicht x an. x , x ∈ [0, 1) 2. f : [0, 1] 3 x 7→ 0 , x=1 ist nicht stetig bei x = 1 und nimmt sein Supremum nicht an. - 54 - Analysis, Arbeitsmaterialien 7.3 Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Gleichmäßig stetige Funktionen Definition: Eine Funktion f : D −→ R heißt gleichmäßig stetig (in D), wenn gilt ∀ε > 0 ∃δ > 0 ∀x, x0 ∈ D : |x − x0 | < δ =⇒ |f (x) − f (x0 )| < ε . Bemerkung: Eine gleichmäßig stetige Funktion ist offenbar stetig, die 1 Umkehrung gilt jedoch nicht, wie das Beispiel f (x) = , x ∈ (0, 1], zeigt. x Für abgeschlossene Intervalle [a, b] als Definitionsbereich gilt auch die Umkehrung (s. Satz 5). Satz 5 Ist f : [a, b] −→ R stetig, dann ist f gleichmäßig stetig. 7.4 Bemerkungen zur Exponentialfunktion und zu Hyperbelfunktionen Die Exponentialfunktion exp ist bereits durch ihre Werte in Q festgelgt, was die folgende Schreibweise nahelegt: ex := exp(x) , x∈R. Rechenregel ex+y = ex ey , Definitionen: x, y ∈ R . ((an )n∈N Folge) (a) lim an = ∞ :⇐⇒ n (b) lim an = −∞ :⇐⇒ n ∀K > 0 ∃N ∈ N ∀K < 0 ∃N ∈ N - 55 - ∀n ≥ N : an > K . ∀n ≥ N : an < K . Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Uneigentliche Grenzwerte (f : D −→ R , D nicht nach Definitionen: oben beschränkt) (c) c = lim f (x) :⇐⇒ ∀xn ∈ D , n ∈ N , lim xn = ∞ gilt c = lim f (xn ) x→∞ n (d) Entsprechend: c = lim f (x) . x→−∞ Bemerkung: c = ± ∞ ist zugelassen! Satz 6 Es gelten die folgenden Aussagen: (a) Die Funktion R 3 x 7→ ex ∈ R ist streng monoton wachsend. (b) lim ex x−q = ∞ x→∞ ∀q ∈ N , d. h. die Exponentialfunktion wächst stärker als jede Potenz. (c) 1 + x ≤ ex ≤ (d) lim x→0 x6=0 ex 1 1−x ∀x ∈ (−1, 1) . x =1. −1 x n (e) ex = lim 1 + , n n x∈R. (f ) e 6∈ Q . Definitionen: Hyperbelfunktionen cosh x := sinh x := tanh x := coth x := 1 x (e + e−x ) , x ∈ R 2 1 x (e − e−x ) , x ∈ R 2 sinh x , x∈R cosh x cosh x , x∈R sinh x - 56 - (Cosinus hyperbolicus) (Sinus hyperbolicus) (Tangens hyperbolicus) (Cotangens hyperbolicus) Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Satz 7 Es gelten die folgenden Beziehungen: (a) cosh x + sinh x = ex , (b) cosh x − sinh x = e−x , x∈R; x∈R; (c) (cosh x)2 − (sinh x)2 = 1 , x∈R; (d) cosh(s + t) = cosh s cosh t + sinh s sinh t , s, t ∈ R , (e) sinh(s + t) = sinh s cosh t + cosh s sinh t , s, t ∈ R . Bemerkung: Der Name Hyperbelfunktionen“ stammt daher, daß sich ” der rechte Ast der gleichseitigen Hyperbel {(x, y) ∈ R2 |x2 − y 2 = 1} mit cosh und sinh parametrisieren“ läßt, d. h. (cosh t, sinh t) ∈ R2 , t ∈ (−∞, ∞), ” beschreibt den Hyperbelast (s. Bild, S. 159, Abschnitt 7.18, in Walter 1 [?] (1992)). 7.5 Die Logarithmusfunktion Lemma 8 Die Funktion R 3 x 7→ ex ∈ (0, ∞) ist streng monoton wachsend, stetig und surjektiv. Definition: Die Umkehrfunktion (Existenz nach Lemma 8 und Satz 6 in Kap. 6) ln : (0, ∞) −→ R der Exponentialfunktion heißt natürlicher Logarithmus. - 57 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Folgerung 9 (a) ln ist stetig und streng monoton wachsend. (b) lim ln x = −∞ , x→0 lim ln x = ∞ . x→∞ (c) ln(x · y) = ln x + ln y , x, y ∈ (0, ∞) . (d) ln x1 = −ln x, x > 0. Beispiel: Zerfall einer radioaktiven Substanz u(t) = u(0)e−αt ; Halbwertzeit: T = ln 2 α . Schreibweise bzw. Definition: ax := ex ln a , x ∈ R, a > 0 . Folgerung 10 (a) ax+y = ax ay , (b) (ax )y = axy , (c) ax bx = (ab)x , Bezeichnung: x, y ∈ R; a > 0 . x, y ∈ R; a > 0 . x ∈ R; a, b > 0 . Logarithmusfunktion zur Basis a loga : Umkehrfunktion von R 3 x 7→ ax ∈ (0, ∞) . Bemerkung: Bezeichnung: ln = loge . log := log10 Funktionalgleichung für den Logarithmus: loga xy = loga x + loga y , x, y ∈ (0, ∞) ; a > 0 . - 58 - Analysis, Arbeitsmaterialien Bemerkung: Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Die entsprechende Aussage zu Satz 6 (e) lautet ln x = lim n n √ n x−1 , x>0. Daraus erhält man eine Rechenvorschrift für ln x : ln x = lim 2k k √ 2k x−1 , - 59 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien 8 Differenzierbarkeit 8.1 Motivation und Definition Die Sehne durch zwei Punkte (x0 , f (x0 )) , (x1 , f (x1 )) des Graphen einer Funktion f : D → R wird beschrieben durch die Gleichung y − y0 =s, x − x0 wobei y0 = f (x0 ) , y1 = f (x1 ) , s := lim D3x7→x0 x6=x0 y1 − y0 = Steigung. Existiert x1 − x0 f (x) − f (x0 ) =: c , x − x0 so nennt man diesen Grenzwert die Ableitung von f in x0 . Die Gerade y = f (x0 ) + c(x − x0 ) heißt Tangente an den Graphen von f in (x0 , f (x0 )). Definition: Sei D ⊂ R . a ∈ R heißt Häufungspunkt von D falls gilt: ∀ε > 0 ∃x ∈ D : x 6= a , |x − a| < ε . Folgerung 1 Sei D ⊂ R , a ∈ R. Dann sind äquivalent: (a) a ist Häufungspunkt von D. (b) Es gibt eine Folge (xn )n∈N mit i. xn ∈ D , xn 6= a ∀n ∈ N; ii. a = lim xn . n - 60 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Beispiele: 1. D := [c, d) , c < d . Häufungspunkte von D : [c, d]. 2. D := {2} ∪ [0, 1) . Häufungspunkte von D : [0, 1]. Definition: Sei f : D −→ R , a ∈ D Häufungspunkt von D. f differenzierbar in a :⇐⇒ ∃c ∈ R ∀(xn )n∈N : xn ∈ D, xn 6= a ∀n ∈ N , f (xn ) − f (a) lim xn = a , gilt: lim =c. n n xn − a (Bez.: c = f 0 (a) = df (a) Ableitung (oder Differentialquotient) dx von f in a.) Definition: f : D −→ R heißt differenzierbar genau dann, wenn gilt: (a) Jedes a ∈ D ist Häufungspunkt von D. (b) f ist in jedem a ∈ D differenzierbar. Beispiele: 3. f : R 3 x 7→ w ∈ R (w ∈ R Konstante) ist differenzierbar und f 0 (a) = 0 ∀ ↑ a ∈ R . 4. f : R 3 x 7→ |x| ∈ R ist in a = 0 nicht differenzierbar, denn f n1 − f (0) = 1 und lim 1 n n −0 f − n1 − f (0) lim = −1 . n − n1 − 0 6 @ @ @ @ - 61 - |x| - x Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien 5. D := {2} ∪ (0, 1) ; f : D −→ R, x 7→ |x| ist differenzierbar in jedem a ∈ (0, 1), aber nicht in a = 2. Satz 2 Sei f : D −→ R , a ∈ D Häufungspunkt von D. Dann sind für c ∈ R äquivalent: (a) f ist differenzierbar in a, und es gilt f 0 (a) = c. (b) Es gibt eine Funktion ϕ : D −→ R mit i. f (x) = f (a) + c(x − a) + ϕ(x) ∀x ∈ D; ii. ϕ ist differenzierbar in a, und es gilt: ϕ0 (a) = 0. Bemerkung: Eine in a ∈ D differenzierbare Funktion f : D −→ R ist lokal approximierbar durch eine Funktion der Form t(x) := c1 x + c2 , x ∈ R (c1 , c2 ∈ R) . Folgerung 3 Ist f : D −→ R in a ∈ D differenzierbar, so ist f stetig in a. Bemerkung: Das Beispiel f (x) = |x| zeigt, daß die Umkehrung von Folgerung 3 nicht gilt. Satz 4 Sei f : D −→ R , a ∈ D Häufungspunkt von D. Dann sind für c ∈ R äquivalent: (a) f ist differenzierbar in a, und es gilt: f 0 (a) = c. (b) ∀ε > 0 ∃δ > 0 ∀x ∈ D \ {a} : f (x) − f (a) |x − a| < δ =⇒ − c < ε . x−a - 62 - Analysis, Arbeitsmaterialien 8.2 Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Rechenregeln Satz 5 Seien f, g : D −→ R bei a ∈ D differenzierbar. Dann gilt: (a) f + g ist differenzierbar in a, und es gilt: (f + g)0 (a) = f 0 (a) + g 0 (a) . (b) f · g ist differenzierbar in a, und es gilt: (f · g)0 (a) = f 0 (a)g(a) + f (a) · g 0 (a) . (c) Ist g(a) 6= 0, so ist a Häufungspunkt von D0 := {x ∈ D|g(x) 6= 0}, und es gilt: f : D0 −→ R ist differenzierbar in a und g 0 f f 0 (a)g(a) − f (a)g 0 (a) (a) = g g(a)2 Beispiele: 1. Für die identische Abbildung gilt id0 (a) = 1 ∀a ∈ R. 2. Für die Monome mn : R \ {0} 3 x 7→ xn ∈ R m0n (a) = n an−1 , a ∈ R \ {0} . 3. Für ein Polynom p(x) = p0 (a) = Pn k k=0 ck x hat n X k ck ak−1 , k=0 man deshalb a∈R. - 63 - (n ∈ Z) , gilt Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Satz 6 (Kettenregel) Seien f : D −→ R , g : D0 −→ R , f (D) ⊂ D0 , und f differenzierbar in a ∈ D , g differenzierbar in b := f (a) ∈ D0 . Dann ist g ◦ f differenzierbar in a , und es gilt: (g ◦ f )0 (a) = g 0 (f (a))f 0 (a) . Satz 7 Sei f : [c, d] −→ R stetig, streng monoton wachsend, W := f ([c, d]), und sei f differenzierbar in a ∈ [c, d]. Es gelte f 0 (a) 6= 0. Dann existiert f −1 : W −→ R , f −1 ist differenzierbar in b := f (a), und es gilt: 0 f −1 (b) = 1 f 0 (a) = 1 f 0 (f −1 (b)) . Beispiele: 3. χ : (0, ∞) 3 y 7→ √ n y ∈ (0, ∞) , n ∈ N, ist Umkehrfunktion von 1 1 ν : (0, ∞) 3 x 7→ xn ∈ (0, ∞). Nach Satz 7: χ0 (a) = a n −1 . n 4. fq : (0, ∞) 3 x 7→ xq ∈ (0, ∞) , fq0 (a) = q aq−1 , Bemerkung: q∈Q. a ∈ (0, ∞) . (zu rechts- und linksseitigen Ableitungen) Sei f : D −→ R, wobei D = [α, β] oder D = [α, β) oder D = (α, β). Dann ist f differenzierbar in a ∈ D und c = f 0 (a) genau dann, wenn c= lim x→a,x6=a x∈D f (x) − f (a) x−a (Begründung: Jedes a ∈ D ist Häufungspunkt für die genannten Intervalle). - 64 - Analysis, Arbeitsmaterialien 8.3 Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Zur Exponentialfunktion Satz 8 Es gilt: (a) exp : R −→ R ist differenzierbar, und es gilt exp0 (a) = exp(a) ∀a ∈ R . (b) ln : (0, ∞) −→ R ist differenzierbar, und es gilt ln0 (a) = 1 a ∀a ∈ (0, ∞) . Folgerung 9 (a) Sei b > 0. Die Funktion fb : R 3 x 7→ bx ∈ R ist differenzierbar und fb0 (a) = ba ln(b) ∀a ∈ R. (b) Sei a > 1 . loga : (0, ∞) −→ R ist differenzierbar und log0a (z) = 8.4 1 z ln a ∀z ∈ (0, ∞) . Zum Newton–Verfahren Aufgabe: Sei f : [a, b] −→ R differenzierbar. Gesucht ist z ∈ [a, b] mit f (z) = 0. Iterationsvorschrift des Newton-Verfahrens: x0 ∈ [a, b] xn+1 (= Startnäherung) f (xn ) , n ∈ N0 := xn − 0 f (xn ) - 65 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Beispiele: 1. (vgl. Abschnitt 4.5 Wurzelbestimmung) f : R 3 x 7→ x2 − b ∈ R (b > 0) b f (x) x2 − b 1 x+ =⇒ x − 0 =x− = f (x) 2x 2 x b 1 xn + Newton–Verfahren: xn+1 := 2 xn (vgl. Satz 4.10). Konvergenz: ist quadratisch, d.h. |xn+1 − z| ≤ c|xn − z|2 . 2. f : R 3 x 7→ x2 ∈ R , z = 0 Nullstelle; beachte f 0 (z) = 0. 1 Newton–Verfahren: xn+1 := xn , 2 x0 ∈ R 1 Konvergenz: (nur) linear |xn+1 − z| ≤ |xn − z| 2 9 Einige Sätze über differenzierbare Funktionen 9.1 Charakterisierung von Extrema Definitionen: (f : D −→ R , z ∈ D) (a) z heißt lokales Maximum (bzw. Minimum) :⇐⇒ ∃ε > 0 (bzw. ∃ε > 0 ∀x ∈ D ∩ (z − ε, z + ε) : f (x) ≤ f (z) ∀x ∈ D ∩ (z − ε, z + ε) : f (x) ≥ f (z)) . (b) z heißt lokales Extremum :⇐⇒ z lokales Maximum oder lokales Minimum. (c) z heißt globales Maximum (bzw. Minimum) :⇐⇒ ∀x ∈ D : f (x) ≤ f (z) (bzw. ∀x ∈ D : f (x) ≥ f (z)) . - 66 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Satz 1 Sei f : [a, b] −→ R , z ∈ (a, b). Ist z lokales Extremum und ist f differenzierbar in z, so gilt f 0 (z) = 0. Bemerkung: 1. Nach Satz 7.4 und Folgerung 8.3 nimmt eine differenzierbare Funktion f : [a, b] −→ R ihr (globales) Maximum und (globales) Minimum an. Liegt ein solches Extremum z am Rand (z = a oder z = b), so gilt nicht notwendigerweise f 0 (z) = 0. 2. Notwendig für ein lokales Maximum in z ∈ [a, b] ist f 0 (z)(x − z) ≤ 0 ∀x ∈ [a, b] . 3. f 0 (z) = 0 (s. Satz 1) ist notwendig, aber nicht hinreichend für ein lokales Extremum (Gegenbeispiel: f : [−1, 1] 3 x 7→ x3 ). 9.2 Der Satz von Rolle, Mittelwertsatz Satz 2 (Satz von Rolle) Sei f : [a, b] −→ R stetig und differenzierbar in jedem x ∈ (a, b) ; a < b. Gilt dann f (a) = f (b), so gibt es ein z ∈ (a, b) mit f 0 (z) = 0. Folgerung 3 (Mittelwertsatz der Differentialrechnung) Sei f : [a, b] −→ R stetig und differenzierbar in jedem x ∈ (a, b) , a < b. Dann gibt es ein z ∈ (a, b) mit f (b) − f (a) = f 0 (z) . b−a - 67 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Folgerung 4 Sei f : [a, b] −→ R stetig und differenzierbar in jedem x ∈ (a, b) , a < b. Dann gibt es ein ϑ ∈ (0, 1) mit f (b) = f (a) + f 0 (a + ϑ(b − a))(b − a) . Folgerung 5 Sei f : [a, b] −→ R stetig und differenzierbar in jedem x ∈ (a, b) ; a < b. Weiter gebe es m, M ∈ R mit m ≤ f 0 (x) ≤ M ∀x ∈ (a, b) . Dann gilt für beliebige x, y ∈ [a, b], x ≤ y : m (y − x) ≤ f (y) − f (x) ≤ M (y − x) . Ist f 0 (x) ≥ 0 (bzw. > 0) in (a, b), so ist f monoton (bzw. streng monoton) wachsend; ist f 0 (x) ≤ 0 (bzw. < 0), so ist f monoton (bzw. streng monoton) fallend. Folgerung 6 (Erweiterter Mittelwertsatz) Seien f, g : [a, b] −→ R stetig und differenzierbar in jedem x ∈ (a, b) ; a < b. Gilt g 0 (x) 6= 0 ∀x ∈ (a, b), dann gibt es ein z ∈ (a, b) mit f (b) − f (a) f 0 (z) = 0 . g(b) − g(a) g (z) Folgerung 7 Sei f : [a, b] −→ R stetig und differenzierbar in jedem x ∈ (a, b), und es gelte f 0 (x) = 0 ∀x ∈ (a, b). Dann gilt: ∃c ∈ R ∀x ∈ [a, b] : f (x) = c . - 68 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Beispiele: 1. Populationsmodell: P (t) = P0 ert ist einzige Lösung von P 0 (t) = r P (t) , t ≥ 0 (r > 0, P0 > 0) . P (0) = P0 , 2. Verbessertes Populationsmodell: (a > 0, b > 0) P 0 (t) = P (t)(a − b P (t)) , t ≥ 0 . P (0) = P0 , Lösung: P (t) = a b+ e−(at+c) Gleichgewichtszustand: 9.3 , c = ln P0 a − bP0 a . b Taylorsche Formel Definitionen: (höhere Ableitungen) Sei f : D −→ R. (a) k = 1 : D1 := {a ∈ D| f differenzierbar in a} , f (1) (a) := f 0 (a) , a ∈ D1 ; k + 1 : Dk+1 := {a ∈ Dk | f (k) differenzierbar in a} , f (k+1) (a) := (f (k) )0 (a) , a ∈ Dk+1 ; (b) f (k) : Dk −→ R heißt Ableitung k-ter Ordnung mit Definitionsbereich Dk . Wir schreiben auch: f (k) (a) = df (k−1) dk f (a) , (a) = dx dxk a ∈ Dk ; (c) f heißt k-mal differenzierbar genau dann, wenn Dk = D. (d) f heißt k-mal stetig differenzierbar , genau wenn gilt: Dk = D , f (k) : Dk −→ R ist stetig. - 69 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Beispiele: 1. f : R 3 x 7→ x|x| ∈ R ist stetig differenzierbar, aber nicht zweimal differenzierbar. 2. Die Exponentialfunktion ist k-mal stetig differenzierbar für jedes k ∈ N. Satz 8 (Taylorsche Formel) Sei f : [a, b] −→ R (n + 1)-mal stetig differenzierbar und sei x0 ∈ [a, b]. Dann gibt es zu jedem x ∈ [a, b] ein ξ zwischen x0 und x mit f (x) = n X 1 1 (k) f (x0 )(x − x0 )k + f (n+1) (ξ)(x − x0 )n+1 k! (n + 1)! k=0 n X 1 (k) f (x0 )(x − x0 )k k! k=0 heißt Taylor–Polynom (vom Grad n); Bezeichnungen: Pn,f,x0 (x) = 1 f (n+1) (ξ)(x − x0 )n+1 (n + 1)! heißt Restglied bzw. Lagrangesche Darstellung des Restglieds; x0 ∈ [a, b] Rn,f,x0 (x) := f (x) − Pn,f,x0 (x) = heißt Entwicklungspunkt. Bemerkung: (a) Andere Schreibweise der Taylor–Formel: f (x) = n X 1 (k) f (x0 )(x − x0 )k + k! k=0 + 1 f (n+1) (x0 + ϑ(x − x0 ))(x − x0 )n+1 , (n + 1)! - 70 - 0 < |ϑ| < 1 . Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt (b) Restgliedabschätzung: Kn+1 |x − x0 |n+1 (n + 1)! |Rn,f,x0 (x)| ≤ falls |f (n+1) (ξ)| ≤ Kn+1 Beispiel: ∀ξ ∈ (a, b) . Taylor–Polynom für die Exponentialfunktion n X 1 k x , Pn (x) = k! x∈R. k=0 Definitionen: (f : [a, b] −→ R) 1. f heißt unendlich oft differenzierbar , falls f k-mal differenzierbar ist für jedes k ∈ N. 2. Sei f unendlich oft differenzierbar und sei x0 ∈ [a, b]. Dann heißt ∞ X 1 (k) Tf,x0 (x) := f (x0 )(x − x0 )k , k! x ∈ [a, b] , k=0 die Taylor–Reihe von f im Entwicklungspunkt x0 . 3. f wird durch Tf,x0 dargestellt, wenn f (x) = Tf,x0 (x) , x ∈ [a, b] . Beispiele: 1. Texp,x0 (x) = ex , x ∈ R. exp − 1 , x 6= 0 , x2 2. f : R 3 x 7→ 0 , x=0, Tf,0 (x) = 0 ∀x ∈ R. Dieses Beispiel zeigt, daß eine konvergente Taylor–Reihe nicht notwendigerweise f darstellt. - 71 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien 3. f : (−1, ∞) 3 x 7→ ln(1 + x) ∈ R , ∞ X (−1)k+1 k Tf,0 (x) = x , x > −1 . k k=1 Diese Reihe ist konvergent für x ∈ (−1, 1] und divergent sonst; Tf,0 stellt f für x ∈ (−1, 1] dar. 9.4 Anmerkung zu lokalen Extrema Satz 9 Sei f : [a, b] −→ R n-mal stetig differenzierbar, sei z ∈ (a, b), a < b, und es gelte f (j) (z) = 0 f (n) (z) 6= 0 ; ∀j : 1 ≤ j ≤ n − 1 , n≥2. Dann gelten die Aussagen: (a) Ist n ungerade, so ist z kein lokales Extremum. (b) Ist n gerade, so ist lokales Maximum z lokales Minimum 9.5 falls f (n) (z) < 0 f (n) (z) > 0 . Die Regel von de l’Hospital Sei D ⊂ R; a ∈ R heißt Berührungspunkt von D genau Definition: dann, wenn ∃(xn )n∈N : xn ∈ D Definition: ∀n ∈ N , lim xn = a . n Seien f : D −→ R, a Berührungspunkt von D , c ∈ R. c = lim f (x) :⇐⇒ ∀(xn )n∈N , xn ∈ D x→a lim f (xn ) = c . n - 72 - ∀n ∈ N , lim xn = a : Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt (Die Fälle c ∈ {−∞, ∞} , a ∈ {−∞, ∞} sind zugelassen.) Beispiele: 1. f : [0, 1) 3 x 7→ 1 1−x 2. f : R \ {1} 3 x 7→ ∈R; limx→1 f (x) = ∞ ; 1−x2 x3 −x2 +x−1 limx→1 f (x) = −1 , ∈ R ; ( beachte: f (x) = −(1 + x) ) x2 + 1 limx→∞ f (x) = 0 . Satz 10 (Regel von de l’Hospital) Seien f, g : (a, b) −→ R differenzierbar, c ∈ R, a < b , (b = ∞ sei zugelassen). Es gelte g 0 (x) 6= 0 ∀x ∈ (a, b) und lim f (x) = lim g(x) = 0 . x→b x→b Dann gilt: (a) g(x) 6= 0 ∀x ∈ (a, b) . f 0 (x) =c x→b g 0 (x) (b) Aus lim folgt lim x→b f (x) =c. g(x) Beispiel: ex − e−x ex + e−x = lim =2. x→0 x→0 x 1 lim 9.6 Die trigonometrischen Funktionen Definitionen: sin(x) := sin x := ∞ X (−1)k x2k+1 (2k + 1)! Sinus–Funktion (−1)k x2k (2k)! Cosinus–Funktion k=0 cos(x) := cos x := ∞ X k=0 Bemerkung: Die angegebenen Reihen konvergieren absolut nach dem Quotientenkriterium. - 73 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Folgerung 11 (a) sin(0) = 0 , cos(0) = 1 ; (b) sin(−x) = − sin(x) , cos(−x) = cos(x) , x∈R, (Sinus ist ungerade, Cosinus gerade Funktion); (c) x − x3 ≤ sin(x) ≤ x , 6 (d) 1 − x2 x2 x4 ≤ cos(x) ≤ 1 − + , 2 2 24 x>0; x>0. Satz 12 Die Funktionen sin, cos : R −→ R sind stetig, differenzierbar, und es gilt: sin0 (x) = cos(x) , cos0 (x) = − sin(x) . Folgerung 13 (e) sin2 (x) + cos2 (x) = 1 , x∈R; (f ) | sin(x)| ≤ 1 , | cos(x)| ≤ 1 , x∈R; (g) sin(x + y) = sin(x) cos(y) + cos(x) sin(y) , x, y ∈ R ; (h) cos(x + y) = cos(x) cos(y) − sin(x) sin(y) , x, y ∈ R ; sin(x) =1, x→0 x (i) lim 1 − cos(x) 1 = . 2 x→0 x 2 lim Lemma 14 Sei A := {x ∈ [0, ∞)| cos(x) = 0}. Es gilt: √ 7 A 6= ∅ und γ := inf A ∈ 2, , γ∈A. 4 Definition: π := 2γ (= 3.14159 . . .) - 74 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Eigenschaften (a) sin π 2 =1, cos π 2 =0; π = cos(x) , (b) sin x + 2 π cos x + = − sin(x) , 2 (c) sin(x + π) = − sin(x) , cos(x + π) = − cos(x) , (d) sin(x + 2π) = sin(x) , cos(x + 2π) = cos(x) , (e) cos(x) 6= 0 für x 6= (2k + 1) (f) sin(x) 6= 0 für x 6= kπ , π , 2 x∈R; x∈R; x∈R; k∈Z; k∈Z. Definition: sin(x) π , x ∈ R , x 6= (2k + 1) , cos(x) 2 Tangens–Funktion; cos(x) cot(x) := , x ∈ R , x 6= kπ , k ∈ Z , sin(x) Cotangens–Funktion. tan(x) := k∈Z, Satz 15 Es gelten folgende Aussagen: (a) cos ist auf [0, π] streng monoton fallend und cos([0, π]) = [−1, 1] . h π (b) sin ist auf − , 2 π (c) tan ist in − , 2 h π π i πi streng monoton wachsend und sin − , = [−1, 1] . 2 2 2 π π π streng monoton wachsend und tan − , =R. 2 2 2 (d) cot ist in (0, π) streng monoton fallend und cot((0, π)) = R . (e) tan0 (x) = 1 1 , cot0 (x) = − 2 . 2 cos (x) sin (x) - 75 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Definitionen: Analysis, Arbeitsmaterialien Umkehrfunktionen von cos, sin, tan bzw. cot: : [−1, 1] −→ [0, π] , h π πi arcsin : [−1, 1] −→ − , , 2 2 π π arctan : R −→ − , , 2 2 arccos : R −→ (0, π) . arccot Folgerung 16 (a) arccos0 (x) = − √ (b) arcsin0 (x) = √ 1 , 1 − x2 1 , 1 − x2 x ∈ (−1, 1) , x ∈ (−1, 1) , 1 , x∈R, 1 + x2 1 (d) arccot0 (x) = − , x∈R. 1 + x2 (c) arctan0 (x) = Bemerkung: sin, cos, tan, cot sind periodische Funktionen (mit Periode 2π). Für die Umkehrfunktionen wurde jeweils nur ein ausgezeichneter Ast“ ” benutzt; man kann sich auch auf andere Periodenintervalle beziehen. 10 Das Riemann–Integral Im folgenden sei I = [a, b] ein Intervall, a < b. 10.1 Treppenfunktionen Beispiel: Der Flächeninhalt des Bereichs B := {(x, y) | 0 ≤ x ≤ 1 , 0 ≤ y ≤ x2 } läßt sich annähern durch eine Summe von Rechtecken FN := N −1 X k=0 1 fk , N fk := f (xk ) , - 76 - xk = k , k = 0, . . . , N , N Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt wobei f : [0, 1] 3 x 7→ x2 ∈ R. Man erhält FN = (N − 1)N (2N − 1) 6N 3 und lim FN = N →∞ 1 . 3 Definitionen: (a) Eine Zerlegung Z von I ist eine Anzahl von Punkten x0 , . . . , xN mit a = x0 < x1 < · · · < xN = b. (b) ϕ : I −→ R heißt Treppenfunktion auf I, wenn eine Zerlegung Z : a = x0 < x1 < · · · < xN = b und Zahlen c0 , c1 , . . . , cN existieren mit ϕ(x) = ci falls x ∈ (xi−1 , xi ], ϕ(x0 ) = c0 . (c) T (I) := T [a, b] := {ϕ : I −→ R| ϕ Treppenfunktion auf I} . Definition: Gemeinsame Verfeinerung zweier Zerlegungen Z : a = x0 < · · · < xN = b , Z 0 : a = x00 < · · · < x0M = b : Ordne Punkte {xi |i = 0, . . . , N } ∪ {x0i |i = 0, . . . , M } der Größe nach, numeriere sie neu – evtl. doppelt auftretende Punkte erhalten gleichen Index, Resultat: Z̃ : a = x̃0 < · · · < x̃Ñ = b. Eigenschaften (a) 0 ∈ T [a, b] von T [a, b]: (0 = Nullfunktion, 0(x) = 0 ∀x ∈ [a, b]) ; (b) ϕ ∈ T [a, b] , c ∈ R =⇒ cϕ ∈ T [a, b] ; (c) ϕ, ψ ∈ T [a, b] =⇒ ϕ + ψ ∈ T [a, b] . Wiederholung: C[a, b] := {f : [a, b] −→ R|f stetig } . - 77 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Satz 1 Es gilt die Aussage: ∀f ∈ C[a, b] ∀ε > 0 ∃ϕ, ψ ∈ T [a, b] ∀x ∈ [a, b] : ψ(x) − ϕ(x) ≤ ε ∧ ϕ(x) ≤ f (x) ≤ ψ(x) . 10.2 Das Integral von Treppenfunktionen Definition: Für eine Treppenfunktion ϕ zur Zerlegung Z : a = x0 < · · · < xN = b mit Werten 1 (xk + xk−1 ) , ck := ϕ 2 k = 1, . . . , N , sei SZϕ := N X ck (xk − xk−1 ) . k=1 Lemma 2 Sei ϕ ∈ T [a, b] Treppenfunktion zu den Zerlegungen Z und Z 0 . Dann gilt SZϕ = SZϕ0 . D.h.: Der Wert SZϕ ist unabhängig von der gewählten Zerlegung. Definition: S ϕ := SZϕ = PN k=1 ck (xk − xk−1 ) heißt Integral von ϕ für eine Treppenfunktion ϕ und eine beliebige Zerlegung Z. Wir schreiben Z b ϕ(x) dx := S ϕ . a Definition: Seien f, g : D −→ R . f ≤ g :⇐⇒ f (x) ≤ g(x) ∀x ∈ D . Folgerung 3 Seien ϕ, ψ ∈ T [a, b] , c ∈ R. Dann gilt Z (a) b Z (cϕ)(x) dx = c a b ϕ(x) dx ; a - 78 - Analysis, Arbeitsmaterialien b Z (b) Z (ϕ + ψ)(x) dx = Prof. Dr. H.-J. Reinhardt b a Z a b Z b ϕ(x) dx ≤ ψ(x) dx . a a 10.3 ψ(x) dx ; a (c) Aus ϕ ≤ ψ folgt: b Z ϕ(x) dx + Ober– und Unterintegrale Bezeichnung: B[a, b] := {f : [a, b] −→ R|f beschränkt } Es gilt C[a, b] ⊂ B[a, b] und (o. E.) T [a, b] ⊂ B[a, b] . Lemma 4 Seien f ∈ B[a, b] , α := inf x∈[a,b] f (x) , β := supx∈[a,b] f (x) , ϕu : [a, b] 3 x 7→ α ∈ R , ϕo : [a, b] 3 x 7→ β ∈ R . Dann gilt: (a) ϕu ∈ Fu := {ϕ ∈ T [a, b]|ϕ ≤ f } , ϕo ∈ Fo := {ψ ∈ T [a, b]|f ≤ ψ} . Z b Z b (b) α(b − a) ≤ ψ(x) dx ∀ψ ∈ F0 , ϕ(x) dx ≤ β(b − a) aZ a Z b b ϕ(x) dx ≤ ψ(x) dx ∀ϕ ∈ Fu , ψ ∈ Fo . a a Definitionen: (f ∈ B[a, b]) Z b Z b – f (x) dx := inf ψ(x) dx|ψ ∈ T [a, b] , f ≤ ψ a a heißt oberes Integral (oder Oberintegral ) von f ; Z b Z b ϕ(x) dx|ϕ ∈ T [a, b] , ϕ ≤ f – f (x) dx := sup a a heißt unteres Integral (oder Unterintegral ) von f . - 79 - ∀ϕ ∈ Fu , Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Folgerung 5 Z b Z b – ϕ(x) dx = –a ϕ(x) dx a ∀ϕ ∈ T [a, b] . Beispiele: 1. f : [0, 1] 3 x 7→ x2 ∈ R , Z 1 Z 1 1 – –0 f (x) dx = 0 f (x) dx = 3 . 2. f (x) := 1 , x ∈ Q ∩ [0, 1] , −1 , x ∈ [0, 1] , x 6∈ Q , Z 1 Z 1 – f (x) dx = 1 , – f (x) dx = −1 . f ∈ B[0, 1] , 0 0 Folgerung 6 Seien f, g ∈ B[a, b]. Es gelten folgende Rechenregeln: Z b Z b Z b (a) – (f + g)(x) dx ≤ – f (x) dx + – g(x) dx ; a Z a b Z a b Z b (b) – (f + g)(x) dx ≥ – f (x) dx + – g(x) dx ; a a a Z b Z b (c) – (cf )(x) dx = c– f (x) dx a Z b (d) – (cf )(x) dx = c– f (x) dx a a Z ∀c ∈ [0, ∞) ; a b ∀c ∈ [0, ∞) ; Z b Z b Z b Z b (e) – (−f )(x) dx = −– f (x) dx , – (−f )(x) dx = −– f (x) dx . a a a a - 80 - Analysis, Arbeitsmaterialien 10.4 Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Riemann–Integrierbarkeit f ∈ B[a, b] heißt Riemann–integrierbar genau dann, wenn Definition: gilt: Z b Z b – f (x) dx = –a f (x) dx . a Schreibweise/Bezeichnung: Z b Z b f (x) dx := – f (x) dx a Riemann–Integral von f a Riemann–“ wird im folgenden weggelassen. ” Sei f ∈ B[a, b] integrierbar. Bezeichnungen: Z b f (x) dx heißt Integral von f (über [a, b]) ; a a heißt untere Grenze, b heißt obere Grenze, f heißt Integrand, x heißt Integrationsvariable. Folgerung 7 Jede Treppenfunktion ist integrierbar. Beispiele: 1. f : [0, 1] 3 x 7→ x2 Z ∈R, 1 f (x) dx = 0 1 . 3 2. Das obige Beispiel 2 aus Abschnitt 10.3 ist nicht (Riemann–)integrierbar. Satz 8 Sei f ∈ B[a, b]. Dann sind äquivalent: (a) f ist integrierbar. - 81 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien (b) ∀ε > 0 ∃ϕ, ψ ∈ T [a, b] : ϕ ≤ f , f ≤ ψ , Z b Z b ϕ(x) dx ≤ ε . ψ(x) dx − a a Folgerung 9 Seien f, g ∈ B[a, b] integrierbar und c ∈ R. Dann gilt: f + g, cf sind integrierbar und Z b Z b Z b g(x) dx , f (x) dx + (f + g)(x) dx = a a a Z b Z b (cf )(x) dx = c f (x) dx . a a R[a, b] := {f ∈ B[a, b]|f integrierbar } ist ein Vektorraum über R und das Z b Integral . . . definiert eine lineare Abbbildung auf R[a, b]. a Sei f : D −→ R , Definitionen: f (x) , f+ : D 3 x 7→ 0 , −f (x) f− : D 3 x 7→ 0 Bemerkung: falls f (x) > 0 , sonst; , falls f (x) < 0 , , sonst. Offenbar gilt f = f+ − f− , |f | := abs ◦f = f+ + f− . Satz 10 Seien f, g ∈ B[a, b] integrierbar. Dann gilt: (a) f+ , f− sind integrierbar. (b) |f | ist integrierbar und Z b Z b |f |(x) dx . f (x) dx ≤ a a - 82 - Analysis, Arbeitsmaterialien Z (c) Ist f ≤ g, so folgt: Prof. Dr. H.-J. Reinhardt b Z f (x) dx ≤ a Bemerkung: b g(x) dx. a Für Riemann–Integrierbarkeit folgt aus (a) f ist integrierbar, daß (b) |f | ist integrierbar; die Umkehrung gilt im allgemeinen nicht. In der Lebesgueschen Theorie wird der Integralbegriff so eingeführt, daß (a) und (b) äquivalent sind. 10.5 Eine Auswahl integrierbarer Funktionen Satz 11 C[a, b] ⊂ R[a, b] . Satz 12 Ist f : [a, b] −→ R monoton, so ist f integrierbar. Satz 13 Gilt f, g ∈ R[a, b], so gilt auch f · g ∈ R[a, b]. 10.6 Weitere Aussagen über Integrale Satz 14 Sei f ∈ B[a, b] , c ∈ (a, b). Dann sind äquivalent: (a) f ∈ R[a, b] . (b) f |[a,c] ∈ R[a, c] ∧ f |[c,b] ∈ R[c, b] . Ist (a) erfüllt, so gilt Z b Z b Z c f (x) dx = f (x) dx + f (x) dx . a a c - 83 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Folgerung 15 Ist f ∈ R[a, b] , a ≤ a1 < b1 ≤ b , so gilt: f ∈ R[a1 , b1 ] . Folgerung 16 Ist f : [a, b] −→ R stetig bis auf endlich viele Punkte in [a, b], so gilt: f ∈ R[a, b] . Sei f : [a, b] −→ R , a ≤ b. Definitionen: Z b (a) Für a = b : f (x) dx = 0 . a a Z b Z (b) Ist f ∈ R[a, b] : f (x) dx = − b f (x) dx . a Folgerung 17 Seien f ∈ R[a, b] , a1 , b1 , c1 ∈ [a, b]. Dann gilt: Z b1 Z c1 f (x) dx + Z a1 f (x) dx + a1 b1 f (x) dx = 0 . c1 Folgerung 18 Seien f, g : [a, b] −→ R stetig bis auf endlich viele Punkte xi , 1 ≤ i ≤ ` , und f (x) = g(x) ∀x ∈ [a, b] \ {x1 , . . . , x` } . Dann gilt Z b Z f (x) dx = a Bemerkung: b g(x) dx . a Es gilt die weitergehende Aussage in Heuser 1 [Heu02], Satz 79.6, S. 454. - 84 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt 11 Integration und Differentiation 11.1 Mittelwertsatz der Integralrechnung Satz 1 (Mittelwertsatz) Sei f ∈ C[a, b] , g ∈ R[a, b] , g ≥ 0. Dann gilt f · g ∈ R[a, b], und es gibt ein ξ ∈ [a, b] mit Z b Z b g(x) dx . (f · g)(x) dx = f (ξ) a a Folgerung 2 Ist f ∈ C[a, b], so gibt es ξ ∈ [a, b] mit Z b f (x) dx = f (ξ)(b − a) . a Definitionen: 1. Ist Z : a = x0 < . . . < xN = b eine Zerlegung von [a, b], so heißt ∆Z := max (xk − xk−1 ) 1≤k≤N die Feinheit (oder das Feinheitsmaß ) von Z. 2. Seien f : [a, b] −→ R , Z : a = x0 < . . . < xN = b, ξk ∈ [xk−1 , xk ] , k = 1, . . . , N . Die Zahl SZ := N X f (ξk )(xk − xk−1 ) k=1 heißt die Riemannsche Summe von f (zur Zerlegung Z mit Stützstellen ξ1 , . . . , ξN ). Satz 3 Seien f ∈ C[a, b] , (Zn )n∈N eine Folge von Zerlegungen von [a, b] und (SZn )n∈N eine zugehörige Folge von Riemannschen Summen. Gilt lim ∆Zn = 0 , n - 85 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien so folgt Z n b f (x) dx . lim SZn = a a Z Beispiel: Berechnung von 1 Wähle (n) xk 1 dx für a > 1. x k n (n) := a , k = 0, . . . , n , Zn : x0 (n) (n) < . . . < xn , und ξk := (n) xk−1 , k = 1, . . . , n. Dann 1 SZn = n a n − 1 , lim ∆Zn = 0 , n Z 1 a 1 dx = lim SZn = ln a . n x Numerische Integration (zur numerischen Approximation von Integralen) durch geschickte Wahl der Stützstellen in den Riemannschen Summen: b−a (Schrittweite), xk := a + kh , k = Sei f ∈ R[a, b] , N ∈ N, h := N 0, . . . , N , Z : a = x0 < x1 < · · · < xN = b äquidistante Zerlegung . Rechteckregel: ξk := xk , k = 1, . . . , N , Z b f (x) dx ≈ h a N X f (xk ) . k=1 1 Mittelpunktregel (oder Tangententrapezformel ): ξk := (xk + xk−1 ) , k = 1, . . . , N , 2 Z b a 11.2 N X xk + xk−1 f (x) dx ≈ h f . 2 k=1 Hauptsatz der Differential- und Integralrechnung Definition: Sei f : D −→ R. Eine Funktion F : D −→ R heißt Stamm- funktion von f genau dann, wenn gilt: F ist differenzierbar, F 0 (x) = f (x) ∀x ∈ D . - 86 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Folgerung 4 Sei f : [a, b] −→ R , F Stammfunktion von f . Dann sind für G : [a, b] −→ R äquivalent: (a) G ist Stammfunktion von f . (b) ∃γ ∈ R ∀x ∈ [a, b] : G(x) = F (x) + γ . Sei f ∈ R[a, b] , c ∈ [a, b]. Die Funktion Z x [a, b] 3 x 7→ f (t) dt ∈ R Definition: c heißt ein unbestimmtes Integral von f . Lemma 5 Sei f ∈ C[a, b]. Dann ist jedes unbestimmte Integral eine Stammfunktion. Satz 6 (Hauptsatz) Sei f ∈ C[a, b], F Stammfunktion von f . Dann gilt Z b1 f (t) dt = F (b1 ) − F (a1 ) ∀a1 , b1 ∈ [a, b] , a1 ≤ b1 . a1 Bemerkung: Die Fläche unter dem Graph einer stetigen Funktion läßt sich bei Kenntnis einer Stammfunktion mit Satz 6 sofort berechnen. Bezeichnung: Z f (t) dt stellt ein Symbol für die Gesamtheit der Stammfunktionen dar. Schreibweise: F (b) − F (a) =: F (x)|ba Beispiele: - 87 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien 1. f : [0, 1] 3 t −→ t2 ∈ R , 2. F (x) = 1 Stammfunktion: F (x) = x3 , x ∈ [0, 1] . 3 1 αx e , x ∈ R , ist Stammfunktion von eαt . Also α Z a 1 eαt dt = (eαa − 1) . α 0 3. F (x) = ln x , x > 0 , ist Stammfunktion von a Z 1 11.3 1 . Also x 1 dt = ln a − ln 1 = ln a . t Substitutionsregel Satz 7 (Substitutionsregel) Seien f ∈ C[a, b] , g ∈ C[α, β], und es gelte: i. g ist stetig differenzierbar, ii. g([α, β]) ⊂ [a, b] . Dann gilt: Z g(β) Z β f (t) dt = g(α) f (g(y))g 0 (y) dy . α Beispiele: β Z (c + dy)n dy , α, β ∈ R , d 6= 0 , n ∈ N. 1. Berechne α Setze g(y) := c + dy , y ∈ R , f (t) = tn , t ∈ R. Dann folgt Z β α y=β 1 n+1 (c + dy) dy = (c + dy) . d(n + 1) y=α n - 88 - Analysis, Arbeitsmaterialien dp Z 2. Berechne Prof. Dr. H.-J. Reinhardt 1 − x2 dx für −1 ≤ c < d ≤ 1 . c Substitution: x = sin(y) , y ∈ [a, b] , a := arcsin(c) , b := arcsin(d). Dann folgt Z dp 1 − x2 dx = c Speziell (wegen Z 1 p π = arcsin(1) = − arcsin(−1)): 2 1 − x2 dx = −1 11.4 p 1 p d 1 − d2 − c 1 − c2 2 1 + (arcsin(d) − arcsin(c)) . 2 π . 2 Partielle Integration Satz 8 Seien f, g ∈ [a, b] −→ R stetig differenzierbar. Dann gilt: Z b a f (x)g 0 (x) dx = f (x)g(x)|ba − Z Beispiel: 1) Ia,b (p) := b tp e−t dt Z b f 0 (x)g(x) dx . a für 0 < a < b , p > 0 ; a Es gilt Ia,b (p) = −bp e−b + ap e−a + p Ia,b (p − 1). Definiert man I(p) := lim lim Ia,b (p) , dann existieren die Limites b→∞ a→0 und es gilt I(n) = n! Z ∞ (Wir schreiben: tn e−t dt = n! ; dies ist ein uneigentliches Integral“) ” 0 Definition: Uneigentliches Integral Sei −∞ < a < b ≤ ∞, f ∈ R[a, β] ∀β ∈ [a, b]. Ist b = ∞ oder f in [a, b] nicht beschränkt, dann heißt Z b f (t) dt a - 89 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien uneigentliches Integral bei b. Falls β Z f (t) dt lim β→b a existiert, heißt das uneigentliche Integral konvergent; der Wert des uneigentlichen Integral ist Z Zβ b f (t) dt := lim f (t) dt; β→b a a Z b andernfalls heißt f (t) dt divergent. a Bemerkung: Man erklärt uneigentliche Integrale an der unteren Grenze Z b Z a über ... = − ... a b Beispiele: Z ∞ 2) −t e 0 Z 3) 0 Z 4) 1 Z β→∞ 0 1 dt = lim β→0 t ∞ β dt = lim 1 Z β e−t dt = 1 1 dt = ∞ divergent! t tp−1 e−t dt ist konvergent (s. Beispiel 1) 0 Die Abbildung Z d: (0, ∞) 3 p 7→ ∞ tp−1 e−1 dt ∈ R 0 heißt Eulersche Gammafunktion. - 90 - Analysis, Arbeitsmaterialien 11.5 Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Das Taylorsche Restglied in Integralform Satz 9 Sei f : [a, b] −→ R n + 1-mal stetig differenzierbar, und sei x0 ∈ [a, b]. Dann gilt für x ∈ [a, b] : Z n X 1 x 1 (k) k (x − t)n f (n+1) (t) dt . f (x) = f (x0 )(x − x0 ) + k! n! x0 k=0 Bezeichnung: 1 Rn (x) := n! Z x (x − t)n f (n+1) (t) dt x0 heißt Restglied der Taylorentwicklung in Integralform. 11.6 Integrationsrezepte Wiederholung: Z 1 xα dx = xα+1 α + 1 Z Z cos x dx = sin x , sin x dx = − cos x Z Z 1 1 eαx dx = eαx , dx = ln x α x Z 1 dt = arctan(t) 1 + t2 p Zu rationalen Funktionen, d. h. Funktionen der Form , wobei p, q Polynoq p me, sind Stammfunktionen stets angebbar. Für erreicht man durch Diviq sion mit Rest (Euklidischer Algorithmus), daß für die zu betrachtenden Polynome der Grad von p kleiner als der von q ist. Nach dem Fundamentalsatz der Algebra läßt sich das Polynom q schreiben als Produkt von Polynomen ersten und zweiten Grades, q(x) = m Y j=1 (Aj x + Bj )sj ` Y (Ak x2 + 2Bk x + Ck )rk . k=1 - 91 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Macht man nun für p(x) q(x) = Analysis, Arbeitsmaterialien p den Ansatz q sj m X X j=1 `=1 + α` (Aj x + Bj )` rk ` X X k=1 i=1 βi γi x + 2 i 2 (Ak x + 2Bk x + Ck ) (Ak x + 2Bk x + Ck )i dann lassen sich die Koeffizienten α` , βi , γi durch Koeffizientenvergleich bep stimmen. (Dieses Verfahren der Zerlegung von in einfache Funktionen q heißt Partialbruchzerlegung.) Beispiele: 1. 4 x2 − 2x + 1 =x−3+ . x+1 x+1 2. x2 − x + 1 α β γx = + 2 + 2 , 3 2 x − x + 2x − 2 x−1 x +2 x +2 da für das Nennerpolynom gilt x3 −x2 +2x−2 = (x−1)(x2 +2); Ausmul1 1 2 tiplizieren und Koeffizientenvergleich liefert: α = , β = − , γ = . 3 3 3 Der obige Ansatz zeigt, daß es für rationale Funktionen genügt, die Stammfunktionen der folgenden Funktionen zu kennen: Typ 1: 1 , (Ax + B)k Typ 2: 1 , (Ax2 + 2Bx + C)k A 6= 0 , k ≥ 1 ; D := AC − B 2 > 0 ; x , + 2Bx + C)k A 6= 0 , k ≥ 1 ; D := AC − B 2 > 0 ; Typ 3: (Ax2 A 6= 0 , k ≥ 1 ; - 92 - , Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt zu Typ 1: Substitution t = Ax + B (i. e. x = A−1 (t − B)), Z Z 1 dx dt = ; k A (Ax + B) tk √ zu Typ 2: Substitution x = A−1 ( D t − B) , Z Z dx Ak−1 dt = ; 2 + 1)k k− 12 (Ax2 + 2Bx + C)k (t D die Stammfunktion von (t2 + 1)−k läßt sich rekursiv berechnen: Z dt = arctan(t) k=1 : 2 t +1 Z Z dt 1 t 2k − 1 dt k+1 : = + 2 k+1 2 k 2 2k (t + 1) 2k (t + 1) (t + 1)k zu Typ 3: Z x dx 2 (Ax + 2Bx + C)k 1 2A = Z B − A 2Ax + 2B dx + 2Bx + C)k (Ax2 Z (Ax2 dx + 2Bx + C)k 2. Integral: Typ 2. 1. Integral: g(x) := Ax2 + 2Bx + C Z Beispiel: Z 2Ax + 2B dx = 2 (Ax + 2Bx + C)k x 1 dx = 2 x +x+1 2 Z Z ln g , k=1 g 0 (x) dx = 1 k g(x) g −k+1 , k > 1 −k + 1 2x + 1 1 dx − 2 x +x+1 2 Z x2 dx , +x+1 wobei Z 2x + 1 dx = ln(x2 + x + 1) , x2 + x + 1 Z Z dx 2 dt 2 2 1 =√ = √ arctan √ (x + ) . x2 + x + 1 t2 + 1 2 3 3 3 - 93 - . Prof. Dr. H.-J. Reinhardt 12 Analysis, Arbeitsmaterialien Reihen und Funktionen folgt noch 13 Metrische und topologische Räume folgt noch 14 Vollständige metrische Räume, Banachräume folgt noch 15 Der euklidische Raum Rn folgt noch 16 Differenzierbarkeit im Rn folgt noch 17 Der Satz über implizite Funktionen folgt noch - 94 - Analysis, Arbeitsmaterialien A Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Grundlagen der Aussagenlogik Bezeichnungen Aussagen sind Sätze, deren Inhalt entweder wahr oder falsch ist. Wahrheitswerte W : wahr (gelegentlich auch T für engl. true) F : falsch (engl. false) Aussagenvariablen p,q sind Buchstaben oder andere Zeichen, an deren Stelle Aussagen oder Wahrheitswerte gesetzt werden können. Aussageformen sind Aussagen, die Aussagenvariablen enthalten. Die folgenden Sonderfälle logischer Aussageformen sollen besonders hervorgehoben werden. Eine Aussageform, die bei jeder Belegung ihrer Variablen den Wahrheitswert • W annimmt, heißt Wahrform (Tautologie, logisch wahre Aussageform, logisches Gesetz), • F annimmt, heißt Falschform (Kontradiktion, logisch falsche Aussageform, logischer Widerspruch). Eine Aussageform, die weder Wahrform noch Falschform ist, heißt Neutralform (Neutralität, logisch teilgültige Aussageform). Verknüpfungszeichen, Verknüpfungen Verknüpfungen von Aussagen zu einer neuen Aussage bezeichnet man auch als Junktionen. Die Verknüpfungszeichen ¬, ∧ , ∨ , → , ↔ , ←7→ nennt man Junktoren. - 95 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Bezeichnung Schreibweise Sprechweise ¬p nicht p Konjunktion p∧q p und q Disjunktion p∨q p oder q (einschließendes (in- Negation klusives) oder) ¬p ∨ q, auch: (p → q) Subjunktion p subjungiert q Bijunktion (p → q) ∧ (q → p), auch: (p ↔ q) Antivalenz ¬(p ↔ q), auch: (p ←7→ q) (Alternative) p bijungiert q entweder p oder q (ausschließendes (exklusives) oder) Wahrheitstafel zu den Verknüpfungen p q ¬p p∧q p∨q p → q p ↔ q p ←7→ q W W F W W W W F W F F F W F F W F W W F W W F W F F W F F W W F Beispiele: • p ∨ ¬p, ¬(p ∧ q) ∨ q sind Tautologien. • p ∧ ¬p, ¬(p ∨ q) ∧ q sind Kontradiktionen. • p ∨ q, p ∧ q, p → q sind Neutralformen. Seien A und B Aussageformen. Man sagt: • A impliziert B ( A ⇒ B ), wenn A → B eine Tautologie ist (andere Sprechweisen: wenn B, dann A, B folgt aus A, A ist hinreichende - 96 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Bedingung für B, B ist notwendige Bedingung für A), und spricht von logischer Implikation, • A ist äquivalent zu B ( A ⇔ B ), wenn A ↔ B eine Tautologie ist (andere Sprechweise: A genau dann, wenn B), und spricht von logischer Äquivalenz. Beispiel: p ∧ q ⇒ p ∨ q, weil p ∧ q → p ∨ q eine Tautologie ist. Gesetze der Aussagenlogik Kommutativgesetze 1. p ∨ q ⇔ q ∨ p 2. p ∧ q ⇔ q ∧ p Assoziativgesetze 1. (p ∨ q) ∨ r ⇔ p ∨ (q ∨ r) 2. (p ∧ q) ∧ r ⇔ p ∧ (q ∧ r) Distributivgesetze 1. p ∨ (q ∧ r) ⇔ (p ∨ q) ∧ (p ∨ r) 2. p ∧ (q ∨ r) ⇔ (p ∧ q) ∨ (p ∧ r) Idempotenzgesetze 1. p ∨ p ⇔ p - 97 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien 2. p ∧ p ⇔ p Absorptionsgesetze (Verschmelzungsgesetze) 1. p ∨ (p ∧ q) ⇔ p 2. p ∧ (p ∨ q) ⇔ p de Morgan–Gesetze 1. ¬(p ∨ q) ⇔ ¬p ∧ ¬q 2. ¬(p ∧ q) ⇔ ¬p ∨ ¬q Andere Verneinungsgesetze 1. ¬(¬p) = p 2. ¬W = F 3. ¬F = W Satz vom ausgeschlossenen Dritten p ∨ ¬p ist eine Tautologie. Satz vom Widerspruch p ∧ ¬p ist eine Kontradiktion. Kontrapositionsgesetz (p → q) ⇔ (¬q → ¬p) - 98 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Transitivgesetz ((p → q) ∧ (q → r)) ⇒ (p → r) Abtrenngesetze 1. p ∧ (p → q) ⇒ q (direkter Schluß) 2. (p → q) ∧ ¬q ⇒ ¬p (indirekter Schluß) - 99 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt B Analysis, Arbeitsmaterialien Theoretische Übungsaufgaben für Mathematiker und Physiker zu Analysis I Übungen (1) zur Vorlesung Analysis I für Mathematiker und Physiker Aufgabe 1 Lösen Sie folgende Ungleichungen über Re . Skizzieren Sie zudem die Lösungsmenge auf der x−Achse. a) x+3 2x−5 > 3; b) |x|−1 x2 −1 ≥ 12 ; c) |x − |x − 1|| > −2x + 1. Hinweis: Machen Sie geeignete Fallunterscheidungen für x. Aufgabe 2 Seien A, B und C Teilmengen von X. Für A ⊂ X ist das Komplement A0 von A in X erklärt durch A0 := X \ A. Zeigen Sie a) A ∪ B = B ∪ A (Kommutativgesetz); b) (A ∪ B)0 = A0 ∩ B 0 (Regel von de Morgan); c) A × (B ∩ C) = (A × B) ∩ (A × C). Bemerkung: Die oben angegebenen Regeln für Mengen gelten auch, wenn man jeweils ∪ - 100 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt durch ∩ und ∩ durch ∪ ersetzt. Die Regel von de Morgan gilt nicht nur für zwei, sondern auch für eine beliebige endliche oder unendliche Anzahl von Mengen. Aufgabe 3 Seien B und C Teilmengen einer Menge A. Zeigen Sie die Äquivalenz von a) B ⊂ C; b) B ∩ C = B; c) B ∪ C = C. Aufgabe 4 a) Welche der folgenden Formulierungen bzw. Ausdrücke sind mathematische Aussagen, d.h. Sätze denen man unabhängig vom Betrachter genau einen der Wahrheitswerte wahr oder falsch zuordnen kann? Begründen Sie kurz Ihre Entscheidung. i) Diese Aufgabe ist sehr schwer. ii) Dies ist eine Aufgabe zur Aussagenlogik. iii) Diese Art von Aufgabe kommt in der Klausur vor. b) Die Aussage q sei gegeben durch Das Parallelogramm D ist ein Qua” drat.“. Geben Sie jeweils eine andere Aussage p an, so daß gilt: i) q ⇒ p, aber nicht p ⇒ q; ii) p ⇒ q, aber nicht q ⇒ p; iii) p ⇔ q. - 101 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Übungen (2) zur Vorlesung Analysis I für Mathematiker und Physiker Aufgaben für Mathematiker und Physiker: Aufgabe 1 Seien X und Y Mengen. Sei f : X → Y eine Abbildung. Zeigen Sie: a) f (A ∪ B) = f (A) ∪ f (B) ∀ A, B ⊂ X; b) f −1 (C ∩ D) = f −1 (C) ∩ f −1 (D) ∀ C, D ⊂ Y ; c) f (f −1 (C) ∩ A) = C ∩ f (A) ∀ A ⊂ X, C ⊂ Y. Aufgabe 2 Seien A, B und C Mengen; seien f : A → B und g : B → C Abbildungen. Zeigen Sie: a) Sind f und g injektiv, so ist auch g ◦ f injektiv. b) Sind f und g bijektiv, so ist auch g ◦ f bijektiv, und es gilt (g ◦ f )−1 = f −1 ◦ g −1 . Aufgaben für Mathematiker: Aufgabe 3 Seien X und Y Mengen. Sei f : X → Y eine Abbildung. Zeigen Sie: a) f (A \ B) ⊃ f (A) \ f (B) ∀ A, B ⊂ X; b) f −1 (C \ D) = f −1 (C) \ f −1 (D) ∀ C, D ⊂ Y. Aufgabe 4 Sei X eine Menge, und X ⊂ P(X). X heißt σ−Algebra in X, wenn gilt: - 102 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt i) X ∈ X ; ii) A ∈ X ⇒ A0 ∈ X ; iii) An ∈ X (n ∈ N) ⇒ S n∈N An ∈ X. Zeigen Sie: a) Ist X eine σ−Algebra, und ist B ⊂ X, so ist XB := {Z ∩ B | Z ∈ X } eine σ−Algebra in B. b) Sei Y eine Menge, sei f : Y → X eine Abbildung. Ist X eine σ−Algebra in X, so ist f −1 (X ) := {f −1 (Z) | Z ∈ X } eine σ−Algebra in Y. Aufgaben für Physiker: Aufgabe 3 Untersuchen Sie die folgenden Funktionen auf Surjektivität, Injektivität und Bijektivität: a) f : Re → Re , x 7→ 2x − 1; b) g : [−2; ∞[→ [−2; ∞[, x 7→ x2 − 2x − 1; c) h : Re \{0} → Re , x 7→ x3 |x| . - 103 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Aufgabe 4 Zwei ohmsche Widerstände R1 und R2 werden zum einen in Reihe mit Gesamtwiderstand Rr und in einer zweiten Schaltung parallel mit Gesamtwiderstand Rp geschaltet. Zeigen Sie, daß zwischen den Gesamtwiderständen folgende Ungleichung gilt: Rr ≥ 4Rp . - 104 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Übungen (3) zur Vorlesung Analysis I für Mathematiker und Physiker Aufgabe 1 a) Entscheiden Sie, ob die folgenden Aussagen richtig oder falsch sind. Beweisen Sie die richtigen Aussagen und geben Sie für die falschen Aussagen ein Gegenbeispiel an. i) Jedes Maximum ist ein Supremum. ii) Zu jeder Teilmenge von Re gibt es ein Supremum. iii) Infimum und Minimum sind dasselbe. iv) Ist s das Supremum einer Teilmenge von Re , so ist s + 1 eine obere Schranke dieser Teilmenge. b) Bestimmen Sie – falls vorhanden – das Infimum, Supremum, Minimum und Maximum der Menge M, die |x| M := 1 + |x| durch x ∈ Re ⊂ Re definiert ist. Aufgabe 2 Die sog. Fibonacci-Zahlen beschreiben das Fortpflanzungsverhalten von Kaninchen. Das stark vereinfachte Modell sieht folgendermaßen aus: Ein neugeborenes Kaninchenpaar k1 bringt nach dem ersten und dem zweiten Monat ein neues Paar zur Welt – k2 und k3 . Jetzt kommt k1 für die weitere Fortpflanzung – aus welchen Gründen auch immer – nicht mehr in Frage. Der Nachwuchs zeigt nun dasselbe Verhalten wie seine Eltern, wobei wir voraussetzen, daß jedes Paar aus Männlein und Weiblein besteht und - 105 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien beide nicht fremdgehen. Bezeichnet man mit Fn die Anzahl der zu Beginn des n−ten Monats geborenen Kaninchenpaare, so kann das Modell durch die folgende Rekursion beschrieben werden: F1 := 1, F2 := 1, Fn := Fn−1 + Fn−2 für n = 3, 4, . . . Beweisen Sie mit Hilfe der vollständigen Induktion: a) F1 + F2 + · · · + Fn−1 + 1 = Fn+1 , n ∈ N≥2 ; b) Fn−1 Fn+1 = Fn2 + 1, n ∈ N, n gerade; c) 2 F2n+1 = Fn+1 + Fn2 , n ∈ N. Aufgaben für Mathematiker: Aufgabe 3 Gegeben Sei die Menge K := {a, b, c}. Auf K × K seien die Abbildungen + und · durch die folgenden Tafeln definiert: + a b c · a b c a c a b a a b c b a b c b b b b c b c a c c b a K ist mit den angegebenen Verknüpfungen + und · ein Körper. a) Bestimmen Sie das Nullelement und das Einselement von K. Verifizieren Sie die entsprechenden Eigenschaften. - 106 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt b) Beweisen Sie das Kommutativgesetz bzgl. + und ·. c) Berechnen Sie x := a + (−c), y := a · c−1 . Aufgabe 4 Beweisen Sie mit Hilfe der Anordnungsaxiome folgende Rechenregeln: a) Aus a < b folgt −a > −b. b) Aus a < b und c > 0 folgt ac < bc. c) Aus a < b und c < 0 folgt ac > bc. d) Aus 0 < a < b und 0 < c < d folgt ac < bd. Aufgaben Physiker: Aufgabe 3 Bestimmen Sie – falls vorhanden das Infimum, Supremum, Minimum und Maximum der folgenden Teilmengen der reellen Zahlen: a) 1 1 + m, n ∈ N ; m n 1 1 x+ <x≤2 . x 2 A1 := b) A2 := Aufgabe 4 In der ehemaligen Sowjetunion wurden Geldscheine nur für 3 und 5 Rubel gedruckt. Zeigen Sie mit Hilfe der vollständigen Induktion, daß es möglich ist, jeden ganzzahligen Betrag ab 8 Rubel in Geldscheinen zu bezahlen. - 107 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Übungen (4) zur Vorlesung Analysis I für Mathematiker und Physiker Aufgabe 1 a) Verneinen Sie folgende Aussagen: i) Zu jedem Mann existiert eine Frau, die ihn nicht liebt. ii) ∀ a, b ∈ Re mit a > b ∃ c ∈ Q : a > c > b. b) Beweisen Sie durch indirekten Beweis i) ii) √ √ b− 2+ √ a< √ √ b−a a, b ∈ Re , b > a > 0; 3 ist irrational. Hinweis: Sie dürfen benutzen, daß √ 6 irrational ist. Aufgabe 2 Zeige Sie mit Hilfe des Satzes von Archimedes und des Wohlordnungssatzes, daß folgende Aussage gilt: Zu jeder reellen Zahl x gibt es eine eindeutig bestimmte ganze Zahl n ∈ Z mit n ≤ x < n + 1. Hinweis: i) Für x ∈ Z ist die Aussage trivialerweise erfüllt. Für x ∈ Re \Z unterscheide zwischen x ≥ 0 und x < 0. Beweisen Sie die Eindeutigkeit indirekt. - 108 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt ii) Es gibt eine analoge Aussage der Form: Zu jeder reellen Zahl x gibt es eine eindeutig bestimmte ganze Zahl m ∈ Z mit m − 1 < x ≤ m. iii) Dadurch werden die Funktionen bxc := n bzw. dxe := m erklärt. Für bxc ist auch die Gauß-Klammer [x] üblich. Aufgaben für Mathematiker: Aufgabe 3 Sei X eine Menge; seien A, B ⊂ X. Die symmetrische Differenz A 4 B von A und B ist definiert durch A 4 B := {x ∈ X | x ∈ A ∪ B, x 6∈ A ∩ B}. a) Zeigen Sie A 4 B = (A ∩ B 0 ) ∪ (A0 ∩ B). b) Berechnen Sie A 4 B für die folgenden Mengen: i) A := {x ∈ Re | x2 > 1} und B := {x ∈ Re | |x + 0, 5| < 1}; ii) A := {(x, y) ∈ Re 2 | x2 +y 2 ≤ 2} - 109 - und B := {(x, y) ∈ Re 2 | x2 +y 2 ≤ 1}. Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Aufgabe 4: Auf Re \{2} werde eine Verknüpfung ⊗ durch a ⊗ b := ab − 2(a + b) + 6, a, b ∈ Re \{2}, definiert. Zeigen Sie, daß (Re \{2}, ⊗) eine Gruppe ist. Ist diese Gruppe abelsch, d.h. kommutativ? Hinweis: Eine nichtleere Menge G mit einer Verknüpfung ⊗ : G×G → G, (a, b) 7→ a⊗b heißt Gruppe, wenn sowohl ein neutrales als auch ein inverses Element bzgl. ⊗ existieren und das Assoziativgesetz gilt. Neutrales Element: ∃ e ∈ G : e ⊗ a = a ⊗ e = a ∀ a ∈ G. Inverses Element: ∀ a ∈ G ∃ b ∈ G : a ⊗ b = b ⊗ a = e. Aufgaben für Physiker: Aufgabe 3 Beweisen Sie mittels vollständiger Induktion: a) n X i=1 1 i3 = n2 (n + 1)2 , 4 n ∈ N; b) n X 1 1 < 2 − 2, 3 i n n ∈ N, n ≥ 2. i=1 Aufgabe 4 Bestimmen Sie die Anzahl der Tripel (n1 , n2 , n3 ) ∈ N3 mit n1 + n2 + n3 = n + 1, n ∈ N, n ≥ 2. - 110 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Übungen (5) zur Vorlesung Analysis I für Mathematiker und Physiker Aufgabe 1 a) Beweisen Sie die Bernoullische Ungleichung: Sei a ∈ Re , a > −1, sei n ∈ N, dann gilt (1 + a)n ≥ 1 + na. b) Bestimmen Sie das Supremum und das Infimum von 1 n M := 1− 2 n∈N . n Hinweis: i) Sie können benutzen, daß für n ∈ N und a ∈ Re , 0 < a < 1, die Ungleichung 0 < an < 1 gilt. ii) Verwenden Sie Teil a) zum Beweis von b). Aufgabe 2 a) Zeigen Sie die folgende Gleichheit für die Binomialkoeffizienten: n n n+1 + = , n, k ∈ N0 . k k+1 k+1 Hinweis: Für k > n setzt man n k := 0. Behandeln Sie auch die Fälle k ≥ n. b) Zeigen Sie mittels vollständiger Induktion, daß für beliebige n, k ∈ N gilt: n X k+j−1 j=1 k - 111 - = n+k . k+1 Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Aufgabe 3 a) Bringen Sie die folgenden Ausdrücke auf die Form x + iy, x, y ∈ Re : √ 2 1+i√3 3 i i) i4 + i5 + i6 + i7 ; ii) 1−i ; iii) 1i + 1+i ; iv) 1−i . 3 b) Beweisen Sie für z ∈ C mit |Re(z)| < 1 die Ungleichung z |z| 1 − z 2 ≤ 1 − (Re(z))2 . - 112 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Aufgaben für Mathematiker: Aufgabe 4 Beweisen Sie mittels vollständiger Induktion a) n Y (1 − aj ) ≥ 1 − j=1 n X 0 ≤ aj ≤ 1 ∀ j ∈ {1, 2, . . . , n}; aj , j=1 b) n n X X 1 ≥ n2 , aj aj j=1 aj ∈ Re , aj > 0 ∀ j ∈ {1, 2, . . . , n}. j=1 Aufgaben für Physiker: Aufgabe 4 Bestimmen Sie die Teilmengen von C, die durch die folgenden Gleichungen bzw. Ungleichungen charakterisiert werden, und skizzieren Sie diese: a) |z − 1| = |z + 1|; b) |z − 2| ≤ |z + 2|; c) |z + 1| ≤ |z − 2|; d) Re z+1 z−1 - 113 - ≥ 2, z 6= 1. Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Übungen (6) zur Vorlesung Analysis I für Mathematiker und Physiker Aufgabe 1 Es seien A, B nichtleere Teilmengen von Re . Es gelte a ≤ b ∀ a ∈ A, b ∈ B. Beweisen Sie: a) s := sup A und t := inf B existieren; b) sup A ≤ inf B; c) sup A = inf B ⇔ ∀ ε > 0 ∃ a ∈ A, b ∈ B : b − a < ε. Aufgabe 2 Untersuchen Sie die Folgen auf Konvergenz und bestimmen Sie ggf. ihren Grenzwert: a) an := 2−n (2n − (−2)n ), n ∈ N; b) bn := (−1)−n n2 − n + (−1)n , n ∈ N; 3n3 − 4n + 5 c) cn := n X k=1 1 , n ∈ N; k(k + 1) - 114 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Hinweis: Schreiben Sie die Summe in eine Teleskopsumme um. d) dn := √ n+4− √ n + 2, n ∈ N. Aufgaben für Mathematiker: Aufgabe 3 Die Folgen (an )n∈N und (bn )n∈N seien definiert durch 0 < a1 < b1 , an+1 = 2an bn 1 , bn+1 = (an + bn ). an + bn 2 a) Zeigen Sie, daß die Folgen (an )n∈N und (bn )n∈N beschränkt und monoton sind. b) Zeigen Sie, daß die Folgen gegen denselben Grenzwert konvergieren, und bestimmen Sie diesen. Aufgabe 4 Es sei eine Folge (an )n∈N gegeben mit der folgenden Eigenschaft: ∃ q ∈ Re mit 0 < q < 1 : |an+1 − an | ≤ q|an − an−1 |, n ≥ 2. Zeigen Sie mit Hilfe des Cauchy-Kriteriums, daß (an )n∈N konvergiert. Hinweis: Benutzen Sie an geeigneter Stelle die geometrische Summenformel 1−q k+1 1−q , q 6= 1. Aufgaben für Physiker: Aufgabe 3 - 115 - Pk j=0 q j = Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Die rekursive Folge (an )n∈N sei definiert durch a1 := √ 6, an+1 = √ an + 6, n ∈ N. Untersuchen Sie die Folge auf Konvergenz und bestimmen Sie ggf. ihren Grenzwert. Aufgabe 4 Betrachten Sie eine Flüssigkeit A1 in einem Behälter B1 und eine Flüssigkeit A2 in einem Behälter B2 von jeweils 100 cm3 . 10 cm3 von A1 werden nun zur Flüssigkeit A2 in den Behälter B2 gegeben. Nach gründlichem Vermischen werden 10 cm3 aus B2 wieder zu der Flüssigkeit in B1 gegeben. Anschließend wird die Flüssigkeit in B1 gründlich vermischt. Im nächsten Schritt entnimmt man wiederum 10 cm3 aus B1 und schüttet diese in den Behälter B2 , usw.; d.h. dieser Vorgang wird beliebig oft wiederholt. Die Folge (cn )n∈N bezeichne die relative Menge der Flüssigkeit A1 im Behälter B1 nach dem n−ten Schritt. a) Geben Sie die Rekursionsformel für die Folge (cn )n∈N an. b) Wie oft muß der Vorgang durchlaufen werden, bis sich in dem Behälter B1 weniger als 70 cm3 der Flüssigkeit A1 befinden? c) Zeigen Sie, daß die Folge (cn )n∈N konvergiert, d.h. daß es eine Grenzmischung gibt. Hinweis: Betrachten Sie parallel zur Folge (cn )n∈N eine Folge (dn )n∈N bzgl. des Behälters B2 . - 116 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Übungen (7) zur Vorlesung Analysis I für Mathematiker und Physiker Aufgabe 1 Berechnen Sie die Häufungswerte der unten angegebenen Folgen: a) an := p n 1 + (−1)n , n ∈ N; b) bn := | n1 + in |, n ∈ N; c) cn := |z|n 1+|z|n , n ∈ N, z ∈ C; d) dn := nx − [nx], n ∈ N, x ∈ Q. Aufgabe 2 Seien (an )n∈N und (bn )n∈N Folgen. Zeigen Sie: a) Konvergiert (an )n∈N , so konvergiert auch (|an |)n∈N , und es gilt lim |an | = | lim an |. n→∞ n→∞ Gilt auch die Umkehrung? b) Konvergiert (an )n∈N , so konvergiert auch 1 n n P j=1 ! aj , und es gilt n∈N n 1X aj = lim an . n→∞ n→∞ n lim j=1 c) Geben Sie eine divergente Folge an, für welche die zugehörige Folge der arithmetischen Mittel konvergiert. Aufgaben für Mathematiker: Aufgabe 3 - 117 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien a) Bestimmen Sie alle Häufungswerte sowie lim inf und lim sup der Folge (an )n∈N , die definiert ist durch n(n+1) 2 (−1)n (−1) an := + 2 3 . b) Zeigen Sie, daß für jede reelle Folge (an )n∈N die folgenden Gleichungen gelten: lim sup an = inf{x ∈ Re | x ≥ an für fast alle n} = sup{x ∈ Re | x ≤ an für unendlich viele n}. n→∞ - 118 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Aufgabe 4 Sei (an )n∈N eine Folge. Die Folgen (bn )n∈N und (cn )n∈N seien definiert durch bn := a2n und cn := a2n+1 . Beweisen Sie die folgenden Aussagen: a) Konvergieren (bn )n∈N und (cn )n∈N beide gegen a, dann konvergiert auch (an )n∈N gegen a. b) Ist (an )n∈N konvergent, dann sind auch (bn )n∈N und (cn )n∈N konvergent. c) Es gibt eine Folge (an )n∈N , so daß die beiden Folgen (bn )n∈N und (cn )n∈N konvergieren, aber nicht die Folge (an )n∈N . Aufgaben für Physiker: Aufgabe 3 Beweisen Sie: a) n−1 Q 1+ j=1 b) 3 n n 3 1 j j = nn n! , ≤ n! ≤ 2n n ∈ N; n n , 2 n ∈ N. Hinweis: i) Benutzen Sie für Teil b) Teil a) und die Abschätzung 2 ≤ 1 + 3, n ∈ N. ii) Für k > n gilt: n P j=k aj := 0, n Q aj := 1. j=k Aufgabe 4 - 119 - 1 n n < Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien √ a) Ein Schiff fährt 3 2 km in Richtung Nordost, danach 5 km nach √ Westen, dann 1 km nach Süden und schließlich 2 2 km nach Nordwest. Wie weit entfernt und in welcher Richtung vom Ausgangspunkt befindet sich das Schiff. Benutzen Sie zur Berechnung die Gaußsche Zahlenebene. b) Sie finden eine Anleitung zur Schatzsuche auf einer Insel: Auf der Insel befinden sich zwei Bäume A und B sowie ein Galgen. ” Man gehe vom Galgen direkt zu Baum A und zähle die Schritte, wende sich im rechten Winkel nach links und gehe die gleiche Schrittzahl geradeaus und markiere den Endpunkt. Die gleiche Prozedur vollziehe man für Baum B, wende sich in diesem Fall aber nach rechts. Auf der Hälfte der Strecke der zwei markierten Punkte fange man an zu graben.“ Sie fahren zur Insel und finden die Situation wie beschrieben vor – nur der Galgen ist verschwunden. Sie sind zunächst bestürzt, überlegen eine Weile und freuen sich dann allerdings, in der Analysis die Gaußsche Zahlenebene und die komplexen Zahlen kennengelernt zu haben. Sie können den Grabungspunkt nämlich ohne Kenntnis der Position des Galgens bestimmen. Hinweis: Wählen Sie den Nullpunkt geeignet. Was bedeutet die Multiplikation mit i bzw. −i geometrisch? - 120 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Übungen (8) zur Vorlesung Analysis I für Mathematiker und Physiker Aufgabe 1 Untersuchen Sie die folgenden Reihen auf Konvergenz und bestimmen Sie den Wert der konvergenten Reihen: a) ∞ X n=1 n2 n+4 ; − 3n + 1 b) ∞ X n=1 c2n+1 , (1 + c2 )n c ∈ Re ; c) ∞ X n=1 1 . n(n + 1)(n + 2) Hinweis: Um die Divergenz einer Reihe nachzuweisen, kann man das Minorantenkriterium benutzen: Gibt es eine Folge (bn )n∈N nichtnegativer Zahlen mit bn ≤ an , n ∈ N, und ∞ ∞ P P bn = ∞, dann divergiert auch die Reihe an . n=1 n=1 Aufgabe 2 a) Beweisen Sie das sog. Reihenverdichtungskriterium: Ist (an )n∈N eine monoton fallende Folge nichtnegativer Zahlen, so kon∞ P vergiert die Reihe an genau dann, wenn die verdichtete Reihe ∞ P n=1 2n a2n konvergiert. n=1 - 121 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien b) Verwenden Sie das Reihenverdichtungskriterium, um zu zeigen, daß die Reihe ∞ X 1 , nα α ∈ Q, n=1 für α > 1 konvergiert und für α ≤ 1 divergiert. - 122 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Aufgaben für Mathematiker: Aufgabe 3 a) Die Folgen (an )n∈N0 , (bn )n∈N0 und (cn )n∈N0 seien definiert durch n X (−1)n an := bn := √ , cn := an−k bk , n+1 k=0 Zeigen Sie, daß die Reihen Cauchy-Produkt ∞ P ∞ P an und n=0 ∞ P n ∈ N0 . bn konvergieren, aber ihr n=0 cn nicht konvergiert. n=0 b) Zeigen Sie, daß für |x| < 1 gilt: ∞ X (n + 1)xn = n=0 1 . (1 − x)2 Aufgabe 4 Es seien (an )n∈N und (bn )n∈N zwei beschränkte Folgen nichtnegativer Zahlen. Zeigen Sie: a) lim sup an bn ≤ n→∞ lim sup an lim sup bn ; n→∞ n→∞ b) Ist (an )n∈N konvergent, so gilt lim sup an bn = n→∞ lim an n→∞ lim sup bn . n→∞ Aufgaben für Physiker: Aufgabe 3 Untersuchen Sie die folgenden Reihen auf Konvergenz: a) ∞ X n! ; nn n=1 - 123 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien b) ∞ X n=1 (−n)n ; (n + 1)n+1 c) 2 ∞ X (n + 1)n n=1 nn2 2n ; Aufgabe 4 Stellen Sie sich vor, es ist wieder Bastelabend in der Fachschaft. Sie bieten dieses Jahr an, einen Turm von Hanoi“ bauen zu wollen, dessen Bauanlei” tung Sie von Ihrer letzten Schatzsuche mitgebracht haben. Dieser soll die folgende Gestalt haben: Die erste Platte soll einen Durchmesser von 10 cm haben, jede folgende Platte besitzt genau den halben Durchmesser der vorhergehenden. Weiterhin soll die erste Platte 4 cm dick sein, die zweite halb so dick wie die erste, die Dicke der dritten Platte soll ein Drittel der zweiten betragen usw.. Sie stellen sich nun folgende Fragen: a) Welche Dicke und welchen Durchmesser besitzt die n−te Platte? b) Welche Gesamthöhe Hn und welches Gesamtvolumen Vn besitzt der Turm Tn , der aus den ersten n Platten besteht? c) Welche Höhe hätte eigentlich T∞ und wieviel cm3 Holz wären für den Bau eines solchen Turmes nötig? - 124 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Übungen (9) zur Vorlesung Analysis I für Mathematiker und Physiker Aufgabe 1 a) Beweisen Sie die Stetigkeit der folgenden Funktionen in x = a mit Hilfe der ε − δ−Definition der Stetigkeit: i) f : (0; 1) 3 x 7→ ii) f : Re 3 x 7→ √ x ∈ Re ; 1 1+x2 ∈ Re ; a ∈ (0; 1); a ∈ Re . b) Untersuchen Sie die folgende Funktion f : Re → Re auf Stetigkeit in Re : |x − 2| (x2 +x−6)(x+2) , x 6= 2 x2 −4x+4 f (x) := . 20, x=2 Aufgabe 2 Eine Funktion f : D ⊂ Re → Re heißt Lipschitz-stetig, wenn eine Konstante 0 ≤ L < ∞ existiert, so daß für alle x, y ∈ D gilt: |f (x) − f (y)| ≤ L|x − y|. Zeigen Sie: a) Jede auf D Lipschitz-stetige Funktion ist auch stetig in D. b) Der Raum der Lipschitz-stetigen Funktionen ist ein Vektorraum über Re . c) Ist D ein Intervall, dann ist auch das Produkt zweier Lipschitz-stetiger Funktionen wieder Lipschitz-stetig. - 125 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Aufgabe 3 Die Funktion f : Re → Re sei gegeben durch f (x) := 9x3 − 18x2 − 2x + 2 . x2 + 1 Zeigen Sie, daß f mindestens eine Nullstelle in den Intervallen [−1; 0] und [0; 1] besitzt. Gibt es eine weitere Nullstelle im Intervall [1; ∞)? Aufgaben für Mathematiker: Aufgabe 4 Für die Funktion f : Re → Re gelte f (0) = 1 und f (x + y) ≤ f (x)f (y) ∀ x, y ∈ Re . Zeigen Sie, daß f in Re stetig ist, wenn f im Nullpunkt stetig ist. Aufgaben für Physiker: Aufgabe 4 Das Trägheitsmoment eines Systems aus N Massenpunkten mj , j ∈ {1, . . . , N }, ist definiert durch Θ= N X mj rj2 , j=1 wobei rj den Abstand des Massenpunktes mj senkrecht zur Drehachse angibt. Der Begriff des Trägheitsmomentes läßt sich mit Hilfe eines Grenzwertprozesses auch auf homogene Körper wie z.B. die Scheiben des Turms von Hanoi (vgl. Blatt 8) fortsetzen. Berechnen Sie das Trägheitsmoment der - 126 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt ersten Holzscheibe, wobei die Dichte ρ als konstant vorausgesetzt sei. Die Rotationsachse stehe dabei senkrecht auf der Scheibe und gehe durch den Mittelpunkt. Hinweis: i) Zerlegen Sie die Scheibe in n Kreisringe, wobei die Differenz des äußeren und des inneren Radius konstant sein soll. ii) Schätzen Sie die Trägheitsmomente dieser Kreisringe geeignet nach oben und unten ab. iii) Summieren Sie diese Teilergebnisse und vereinfachen Sie diese mit Hilfe der Formeln für n X i=1 i, n X i=1 2 i , n X i3 . i=1 iv) Führen Sie nun den Grenzwertprozeß mit n → ∞ durch. - 127 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Weihnachts-Übungsblatt zur Vorlesung Analysis I für Mathematiker und Physiker Aufgabe 1: Vollständige Induktion Für welche n ∈ N0 sind folgende Aussagen wahr? a) 2n + 1 ≤ 2n ; b) n2 ≤ 2n . Aufgabe 2: Urbilder von Mengen Seien X, Y nichtleere Mengen. Sei f : X → Y eine Funktion. Zeigen Sie: a) Sind A ⊂ Y und B ⊂ Y disjunkt, dann sind auch f −1 (A) und f −1 (B) disjunkt. b) Sei Y das kartesische Produkt zweier nichtleerer Mengen Y1 , Y2 , d.h. Y := Y1 × Y2 . Sei f := (f1 , f2 ) definiert durch die Komponenten f1 : X → Y1 und f2 : X → Y2 . Für beliebige Teilmengen A1 ⊂ Y1 und A2 ⊂ Y2 gilt f −1 (A1 × A2 ) = f1−1 (A1 ) ∩ f2−1 (A2 ). Aufgabe 3: Reihen a) Sei ∞ P an eine Reihe. Zeigen Sie: n=1 p Die Reihe konvergiert absolut, wenn lim sup n |an | < 1 gilt; p n→∞ die Reihe divergiert, wenn lim sup n |an | > 1 gilt; n→∞ die Reihe kann sowohl divergent als auch konvergent sein, wenn lim sup n→∞ 1 gilt. Hinweis: Eine analoge Aussage gilt für das Quotientenkriterium. - 128 - p n |an | = Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt b) Zeigen Sie die Divergenz folgender Reihen: i) ∞ P (−1)n √ n n; n=1 ii) ∞ P n=1 72n . (4+(−1)n )3n - 129 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Aufgabe 4: Logarithmus- und Hyperfunktionen a) Beweisen Sie die Funktionalgleichung für die Logarithmusfunktion: ln(xy) = ln(x) + ln(y), x, y > 0. b) Beweisen Sie für x, y ∈ Re folgende Beziehungen für die Funktionen cosh und sinh : i) cosh(x + y) = cosh(x) cosh(y) + sinh(x) sinh(y); ii) sinh(x + y) = cosh(x) sinh(y) + sinh(x) cosh(y); iii) cosh2 (x) − sinh2 (x) = 1. Hinweis: Sie dürfen die Funktionalgleichung für die Exponentialfunktion benutzen. - 130 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Übungen (10) zur Vorlesung Analysis I für Mathematiker und Physiker Aufgabe 1 Zeigen Sie, daß die folgenden Funktionen auf dem Intervall I := (−1, 1) streng monoton und stetig sind und bestimmen Sie die Ableitungen der Umkehrfunktionen f −1 bzw. g −1 an den Stellen f (0) bzw. g(0). a) f : I 3 x 7→ x3 − 3x + 3 ∈ Re ; b) g : I 3 x 7→ ln(−(x − 1)2 + 5) ∈ Re ; Aufgabe 2: a) Beweisen Sie: Sind h1 > 0, h2 differenzierbar auf D ⊂ Re , dann gilt für h(x) := h1 (x)h2 (x) h0 (x) = h02 (x) ln(h1 (x)) + h2 (x) h01 (x) h1 (x) h1 (x)h2 (x) , x ∈ D. b) Berechnen Sie die Ableitungen der folgenden Funktionen: i) f : Re + 3 x 7→ (3x)ln(x) ∈ Re ; ii) g : Re 3 x 7→ xe−x (1+x2 )2 ∈ Re ; Aufgaben für Mathematiker: Aufgabe 3: Zeigen Sie ohne die Differenzierbarkeit zu benutzen, daß die folgenden Funktionen auf Definitionsbereich gleichmäßig stetig sind: - 131 - ihrem Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien a) f : (0, 2) 3 x 7→ x3 ∈ Re ; b) g : Re 3 x 7→ 1 1+|x| ∈ Re ; Aufgabe 4: Eine Funktion f : [a, b] → Re heißt genau dann streng konvex, wenn gilt f (tx + (1 − t)y) < tf (x) + (1 − t)f (y) ∀ t ∈ (0, 1), ∀ x, y ∈ [a, b], x 6= y. a) Zeigen Sie, daß es genau ein z ∈ [a, b] gibt mit f (z) = min f (x), x∈[a,b] falls f : [a, b] → Re streng konvex und stetig ist. b) Gilt die Aussage von a) auch für das Maximum? c) Zeigen Sie, daß f : [−2, 3] 3 x 7→ x2 ∈ Re streng konvex ist. - 132 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Aufgaben Physiker: Aufgabe 3: Beweisen Sie folgenden Gleichungen für n ≥ 2, indem Sie die Ableitungen geeigneter Funktionen benutzen und diese an passender Stelle auswerten: a) n P k=1 b) n P k n k = n2n−1 ; k(k − 1) k=1 n k = n(n − 1)2n−2 . Hinweis: Die Funktionen sind Polynome. Aufgabe 4: Bestimmen Sie die Koeffizienten des Polynoms p(x) := ax2 + bx + c, so daß die folgenden Bedingungen erfüllt sind: i) Das Polynom p besitzt eine Nullstelle für x = 1. ii) Die Tangente im Punkt (2, p(2)) ist parallel zu der Geraden y +2x = 2. iii) Die Tangente im Punkt (−1, p(−1)) steht senkrecht auf der Geraden y − x = 5. Hinweis: Zwei Geraden stehen senkrecht auf einander, wenn das Produkt ihrer Steigungen −1 ist. - 133 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Übungen (11) zur Vorlesung Analysis I für Mathematiker und Physiker Aufgabe 1 Die Funktion f : Re ⊃ D → Re sei gegeben durch f (x) = x3 , x ∈ D. x2 − 1 Unterziehen Sie die Funktion f einer Kurvendiskussion: a) Bestimmen Sie den Definitionsbereich D und die Schnittpunkte mit den Achsen. b) Untersuchen Sie die Funktion auf Symmetrie: Ist f ggf. eine gerade oder ungerade Funktion? c) Untersuchen Sie das Monotonieverhalten von f und untersuchen Sie das Verhalten von f für x → ±∞. d) Bestimmen Sie alle Maxima sowie Minima (lokale, globale), Wendeund Sattelpunkte. e) Zeichnen Sie die Funktion f für x ∈ [−6, 6]. Hinweis: i) Eine Funktion g heißt gerade bzw. ungerade, wenn gilt g(x) = g(−x) bzw. g(x) = −g(−x) ∀ x ∈ D. ii) Ein Wende- bzw. Sattelpunkt liegt bei der Funktion g u. a. vor, wenn gilt g 00 (x) = 0 ∧ g 0 (x), g 000 (x) 6= 0 bzw. g 0 (x) = g 00 (x) = 0 ∧ g 000 (x) 6= 0. - 134 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Aufgabe 2 Der Graph der Funktion f mit f (x) = (x2 − 4)2 schließt mit der x−Achse eine Fläche ein. Dieser Fläche können Dreiecke einbeschrieben werden, die gleichschenklig und symmetrisch zur y−Achse sind und deren Spitzen im Ursprung des Koordinatensystems liegen. Läßt man diese Dreiecke um die y−Achse rotieren, so entstehen Kegel. Gesucht ist der Kegel mit dem maximalen Volumen. a) Fertigen Sie eine Zeichnung an, die den Sachverhalt wiedergibt. b) Zeigen Sie, daß für das Volumen V des Kegels 1 V (r) = π(r3 − 4r)2 3 gilt. c) Bestimmen Sie mit Hilfe von V (r) den Radius r und die Höhe h des Kegels mit dem maximalen Volumen sowie das maximale Volumen Vmax . Aufgabe 3 Berechnen Sie e1/2 auf 10−3 exakt. Verwenden Sie dazu die Taylorformel mit Entwicklungspunkt 0 und die Darstellung des Restgliedes nach Lagrange. Aufgaben für Mathematiker: Aufgabe 4 Zeigen Sie: Ist die Funktion f auf dem Intervall [a, b] stetig und in (a, b) zweimal differenzierbar, dann ist Sie auf [a, b] streng konvex, wenn gilt f 00 (x) > 0, x ∈ (a, b). - 135 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Hinweis: i) Die strenge Konvexität wurde auf Blatt 10, Aufgabe 4 definiert. ii) Definieren Sie z := (1 − t)y + tx und nehmen Sie ohne Beschränkung der Allgemeinheit y < x an. Benutzen Sie an geeigneter Stelle den Mittelwertsatz. iii) Gilt in der obigen Aussage f 00 (x) ≥ 0, dann ist f auf [a, b] konvex. Gilt jedoch f 00 (x) < 0 bzw. f 00 (x) ≤ 0, dann ist f auf [a, b] streng konkav bzw. konkav. Aufgaben für Physiker: Aufgabe 4 Die Hermite-Polynome Hn sind Lösungen der Differentialgleichung v 00 − 2yv 0 + ( − 1)v = 0 mit = 2n + 1, n ∈ N0 . Diese Differentialgleichung tritt u. a. in der Quantenmechanik bei der Betrachtung des eindimensionalen Oszillators, der z. B. die Schwingungen eines zweiatomigen Moleküls beschreibt, auf. Eine Darstellung der Hermite-Polynome lautet Hn (y) = (−1)n ey 2 dn −y2 e , dy n n ∈ N0 . a) Begründen Sie kurz, warum Hn ein Polynom ist, obwohl die Exponentialfunktion in der Darstellung auftaucht, und berechnen sie die ersten 4 Hermite-Polynome. b) Zeigen Sie, daß die Hermite-Polynome Hn der Differentialgleichung Hn00 − 2yHn0 + 2nHn = 0 genügen. - 136 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt c) Zeigen Sie, daß für die Hermite-Polynome die folgende Beziehung gilt: 1 nHn−1 + Hn+1 = yHn , 2 n ∈ N. Hinweis: Sie dürfen in Teil b) und c) die Beziehung Hn0 = 2nHn−1 , n ∈ N, benutzen. - 137 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Übungen (12) zur Vorlesung Analysis I für Mathematiker und Physiker Aufgabe 1 Berechnen Sie folgende Grenzwerte: ex +e−x −2 ; x2 x→0 a) lim b) lim x→0 ex −1 1/x . x Aufgabe 2 Beweisen Sie mit Hilfe der Differentialrechnung folgende Identitäten: a) 2 arctan(x) = arcsin b) 2 arccot q 1−cos(x) 1+cos(x) 2x 1+x2 , = π − x, −1 ≤ x ≤ 1; 0 ≤ x < π. Aufgabe 3 Beweisen Sie folgende Eigenschaften der trigonometrischen Funktionen: a) cos π 2 = 0, b) cos x + π 2 sin π 2 = 1; = − sin(x), c) cos(x + π) = − cos(x), d) cos(x + 2π) = cos(x), π 2 = cos(x), x ∈ Re ; sin(x + π) = − sin(x), x ∈ Re ; sin x + sin(x + 2π) = sin(x), x ∈ Re . Sie dürfen dazu nur die Sätze und Definitionen der Vorlesung bis einschließlich Lemma 14 in §11 und die Definition von π benutzen. - 138 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Aufgaben für Mathematiker: Aufgabe 4 Seien f, g : [a, b] → Re beschränkte Funktionen. Zeigen Sie für die Oberbzw. Unterintegrale: R R R a) –(f + g)(x)dx ≤ –f (x)dx + –g(x)dx; R R R b) –(f + g)(x)dx ≥ – f (x)dx + – g(x)dx; R R c) –(cf )(x)dx = c–f (x)dx, c ∈ [0, ∞). - 139 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Aufgaben für Physiker: Aufgabe 4 Gegeben Sei eine Differentialgleichung der Form n X ak y (k) (x) = g(x), ak ∈ Re , an 6= 0, n ∈ N0 . k=0 Zeigen Sie: a) Ist V die Menge der Lösungen der Differentialgleichung für g = 0, dann ist V einen Vektorraum. b) Sei z eine Lösung der Differentialgleichung, und sei Vg die Menge der Lösungen der Differentialgleichung. Dann gilt Vg = {z + h | h ∈ V }. Hinweis: i) Die obige Differentialgleichung ist eine lineare Differentialgleichung n−ter Ordnung mit konstanten Koeffizienten. ii) Gilt g = 0, so liegt eine homogene Differentialgleichung vor; ist g 6= 0, eine inhomogene. - 140 - Analysis, Arbeitsmaterialien C Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Theoretische Übungsaufgaben für Informatiker zu Analysis I Übungen (1) zur Vorlesung Analysis I für Informatiker Aufgabe 1 Lösen Sie folgende Ungleichungen über Re . Skizzieren Sie zudem die Lösungsmenge auf der x−Achse. a) x+3 2x−5 > 3; b) |x|−1 x2 −1 ≥ 12 ; c) |x − |x − 1|| > −2x + 1. Hinweis: Machen Sie geeignete Fallunterscheidungen für x. Aufgabe 2 Seien A, B und C Teilmengen von X. Für A ⊂ X ist das Komplement A0 von A in X erklärt durch A0 := X \ A. Zeigen Sie a) A ∪ B = B ∪ A (Kommutativgesetz); b) (A ∪ B)0 = A0 ∩ B 0 (Regel von de Morgan); c) A × (B ∩ C) = (A × B) ∩ (A × C). Bemerkung: Die oben angegebenen Regeln für Mengen gelten auch, wenn man jeweils ∪ - 141 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien durch ∩ und ∩ durch ∪ ersetzt. Die Regel von de Morgan gilt nicht nur für zwei, sondern auch für eine beliebige endliche oder unendliche Anzahl von Mengen. Aufgabe 3 Seien B und C Teilmengen einer Menge A. Zeigen Sie die Äquivalenz von a) B ⊂ C; b) B ∩ C = B; c) B ∪ C = C. Aufgabe 4 a) Welche der folgenden Formulierungen bzw. Ausdrücke sind mathematische Aussagen, d.h. Sätze denen man unabhängig vom Betrachter genau einen der Wahrheitswerte wahr oder falsch zuordnen kann? Begründen Sie kurz Ihre Entscheidung. i) Diese Aufgabe ist sehr schwer. ii) Dies ist eine Aufgabe zur Aussagenlogik. iii) Diese Art von Aufgabe kommt in der Klausur vor. b) Die Aussage q sei gegeben durch Das Parallelogramm D ist ein Qua” drat.“. Geben Sie jeweils eine andere Aussage p an, so daß gilt: i) q ⇒ p, aber nicht p ⇒ q; ii) p ⇒ q, aber nicht q ⇒ p; iii) p ⇔ q. - 142 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Übungen (2) zur Vorlesung Analysis I für Informatiker Aufgabe 1 Seien X und Y Mengen. Sei f : X → Y eine Abbildung. Zeigen Sie: a) f (A ∪ B) = f (A) ∪ f (B) ∀ A, B ⊂ X; b) f −1 (C ∩ D) = f −1 (C) ∩ f −1 (D) ∀ C, D ⊂ Y ; Aufgabe 2 Seien A, B und C Mengen; seien f : A → B und g : B → C Abbildungen. Zeigen Sie: a) Sind f und g injektiv, so ist auch g ◦ f injektiv. b) Sind f und g bijektiv, so ist auch g ◦ f bijektiv, und es gilt (g ◦ f )−1 = f −1 ◦ g −1 . Aufgabe 3 Untersuchen Sie die folgenden Funktionen auf Surjektivität, Injektivität und Bijektivität: a) f : Re → Re , x 7→ 2x − 1; b) g : [−2; ∞[→ [−2; ∞[, x 7→ x2 − 2x − 1; c) h : Re \{0} → Re , x 7→ x3 |x| . Aufgabe 4 Man bestimme alle reellen Zahlen x, die der Ungleichung |||1 − x| − x| − x| − x < − genügen. - 143 - 1 10 Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Übungen (3) zur Vorlesung Analysis I für Informatiker Aufgabe 1 Sei fn für n ∈ N ∪ {0} die n–te Fibonacci–Zahl, d.h. f0 := 0 , f1 := 1 und fn+1 := fn + fn−1 für n ≥ 1 . Zeigen Sie, dass fn+m = fn−1 fm + fn fm+1 . Aufgabe 2 Zeigen Sie für jede natürliche Zahl n > 1 die Beziehung 1 1 13 1 + + ... + > . n+1 n+2 2n 24 Aufgabe 3 Bestimmen Sie (falls vorhanden) das Infimum, Supremum, Minimum und Maximum der folgenden Mengen reeller Zahlen. 1 1 + m, n ∈ N 1. m n 1 1 2. x + < x ≤ 2 x 2 - 144 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Übungen (4) zur Vorlesung Analysis I für Informatiker Aufgabe 1 In wieviele Teile kann eine Ebene durch n Geraden maximal aufgeteilt werden? Aufgabe 2 Man zeige, dass für alle natürlichen Zahlen n die Zahl 11n+2 + 122n+1 durch 133 teilbar ist. Aufgabe 3 Man bringe die folgenden komplexen Zahlen auf die Form x + yi. (a) (3 + 4i) · (2 − i), (b) (5 + i)/(1 + i), (c) 1 + i + i2 + i3 , (d) Aufgabe 4 Welche Funktion wird durch folgenden C-Quelltext berechnet? int machwas(int n, int m) { int k, r = 0; for(k = 0; k < n; k++) { if(k < m) { r += k; } else r++; } return r; } - 145 - i379 . Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Übungen (5) zur Vorlesung Analysis I für Informatiker Aufgabe 1 Lösen Sie den Ausdruck 5 2 1 (x + y)10 + x2 + y 2 + 4 · x5 + y 5 + 4 · x10 + y 10 10 auf. Aufgabe 2 Man zeige für alle natürlichen Zahlen n und k die Beziehung n+1 n n = + . k+1 k+1 k Aufgabe 3 Berechnen Sie z1 + z2 , z1 − z2 , z1 · z2 , z1 /z2 für √ 1. z1 = 1 + i 3, z2 = 1 − i, 2. z1 = 2 + 3i, z2 = 3 − 5i, 3. z1 = 4 − 5i, z2 = 4 + 5i und 4. z1 = i, z2 = −2 − 4i. Aufgabe 4 Bestimmen Sie die komplexen Zahlen, die durch folgende Gleichungen bzw. Ungleichungen gegeben sind. Welche geometrische Form haben sie in der Gaußschen Zahlenebene? 1. 0 < 2 · =(z) < |z|. 2. |z + 4i − 3| = 3. - 146 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt 3. |z − 1| = |z − i|. 4. |z + i| ≥ 2 · |z + 1|. - 147 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Übungen (6) zur Vorlesung Analysis I für Informatiker Aufgabe 1 Bestimmen Sie die Grenzwerte der durch 1 (a) an = √ (b) n (c) an = (e) an = (3n + 2)(3n − 2)2 9n3 + 3n2 √ n √ n+1− √ n an = 5n + 1 7n − 2 (d) an = 3−(n+2) (1n + 2n + 3n ) (f) an = √ n n + 7n gegebenen Folgen (an )n∈N . Aufgabe 2 Für welche α0 , α1 , α2 ∈ R und β0 , β1 , β2 ∈ R+ := {x ∈ R | x > 0} ist die durch an = α2 n2 + α1 n + α0 β2 n2 + β1 n + β0 bestimmte Folge (an )n∈N konvergent? Bestimmen Sie gegebenenfalls den Grenzwert. Aufgabe 3 Sei c ∈ R+ , sei a0 ∈ ] 0 , 1/c [ und sei an für n ∈ N rekursiv durch an := an−1 (2 − can−1 ) definiert. Zeigen Sie, dass die Folge (an )n∈N monoton wächst und von oben beschränkt ist, und bestimmen Sie deren Grenzwert. - 148 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Übungen (7) zur Vorlesung Analysis I für Informatiker Aufgabe 1 Welche Folge(n) ist/sind konvergent? Bestimmen Sie gegebenenfalls den Grenzwert. 1. an = 1 + − 12 , n ∈ N; 2. an = (−1)n + 1 2n , n ∈ N; 3. an = (−1)n (2n + 1), n ∈ N; 4. an = 1 2n+1 , 5. an = 1 + n ∈ N; 2 n , n n ∈ N. Aufgabe 2 Die Folgen (an )n∈N , (bn )n∈N seien durch an := (3 − n)3 3n3 − 1 bzw. bn := 1 + (−1)n n2 2 + 3n + n2 definiert. Man entscheide für jede der beiden Folgen, ob sie beschränkt, konvergent bzw. divergent ist, und bestimme gegebenenfalls den Grenzwert. Aufgabe 3 Für x ∈ C \ {−1} und n ∈ N sei an (x) = x−1 x+1 Man bestimme folgende Mengen: - 149 - 2n+1 . Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien 1. A1 = {x ∈ C | (an (x))n∈N ist beschränkt}. 2. A2 = {x ∈ C | (an (x))n∈N ist konvergent}. - 150 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Übungen (8) zur Vorlesung Analysis I für Informatiker Aufgabe 1 Berechnen Sie die Grenzwerte der folgenden Reihen. ∞ X (a) n=1 1 n(n + 1)(n + 2) ∞ X (b) n=2 n2 1 −1 Aufgabe 2 Bestimmen Sie den Grenzwert der Reihe ∞ X 8n + 2n n=0 16n . Aufgabe 3 Untersuchen Sie, ob die folgenden Reihen konvergieren. √ ∞ √ ∞ p X X n+1− n (a) (b) ( n2 + 1 − n) n n=1 n=1 Aufgabe 4 Untersuchen Sie die folgenden Reihen auf Konvergenz. (a) ∞ X √ ( n n − 1)n n=1 (b) ∞ X n=1 n2 n 2 + n1 - 151 - (c) ∞ X n=1 nn (n + 1)! Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Übungen (9) zur Vorlesung Analysis I für Informatiker Aufgabe 1 Ermitteln Sie, für welche reellen Zahlen x die folgenden Terme nicht definiert sind. Für welche dieser Zahlen lassen sich die Terme stetig, für welche eindeutig stetig fortsetzen? x2 − 1 . x2 + 3x + 2 p 2. x2 − 4. 1. 3. x8 − x3 + 379 . x2 + x + 1 Aufgabe 2 In den folgenden Termen bestimme man die reellen Unstetigkeitsstellen und klassifiziere diese nach den Typen: • hebbare Unstetigkeit, d.h. der Grenzwert existiert, • Sprungstelle, d.h. links- und rechtsseitiger Grenzwert existieren, sind aber verschieden, • Pol, • keine der obigen Arten. (a) (c) x − 42 |x − 42| x3 − 3x x3 − x (b) 21/x (d) x · frac - 152 - p |x| Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Hierbei ist frac(x) = x − floor(x) der gebrochene Anteil von x. Aufgabe 3 Die Funktionen fn : R → R seien für n ∈ N durch fn (x) := nx 1 + |nx| definiert. Man zeige, dass alle diese Funktionen stetig sind. Für welche x ∈ R ist die Funktion f (x) = lim fn (x) n→∞ definiert und wo ist sie stetig? Aufgabe 4 Man zeige, dass die Gleichung x3 − 3x − 1 = 0 drei reelle Lösungen hat. Man gebe ein Verfahren an, mit dem sich diese Lösungen beliebig genau bestimmen lassen und bestimme damit die Lösung mit einer Genauigkeit von 10 Stellen. - 153 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Übungen (10) zur Vorlesung Analysis I für Informatiker Aufgabe 1: a) Beweisen Sie: Sind h1 > 0, h2 differenzierbar auf D ⊂ Re , dann gilt für h(x) := h1 (x)h2 (x) h0 (x) = h02 (x) ln(h1 (x)) + h2 (x) h01 (x) h1 (x) h1 (x)h2 (x) , x ∈ D. b) Berechnen Sie die Ableitungen der folgenden Funktionen: i) f : Re + 3 x 7→ (3x)ln(x) ∈ Re ; ii) g : Re 3 x 7→ xe−x (1+x2 )2 ∈ Re ; Aufgabe 2: Beweisen Sie folgenden Gleichungen für n ≥ 2, indem Sie die Ableitungen geeigneter Funktionen benutzen und diese an passender Stelle auswerten: a) n P k=1 b) n P k n k = n2n−1 ; k(k − 1) k=1 n k = n(n − 1)2n−2 . Hinweis: Die Funktionen sind Polynome. Aufgabe 3: Bestimmen Sie die Koeffizienten des Polynoms p(x) := ax2 + bx + c, so daß die folgenden Bedingungen erfüllt sind: - 154 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt i) Das Polynom p besitzt eine Nullstelle für x = 1. ii) Die Tangente im Punkt (2, p(2)) ist parallel zu der Geraden y +2x = 2. iii) Die Tangente im Punkt (−1, p(−1)) steht senkrecht auf der Geraden y − x = 5. Hinweis: Zwei Geraden stehen senkrecht auf einander, wenn das Produkt ihrer Steigungen −1 ist. - 155 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Übungen (11) zur Vorlesung Analysis I für Informatiker Aufgabe 1 Berechnen Sie die Taylor-Entwicklung der Funktion f (x) = sin(x) im Punkt x0 = 0. Zeichnen Sie die Funktion f und ihre Näherungen durch die TaylorPolynome bis zum 5. Grad. Aufgabe 2 2 Für x ∈ R sei p(x) := 3 + 4(x − 1)2 und f (x) := p(x)e−x . Man bestimme alle lokalen und globalen Extrema. Aufgabe 3 Man diskutiere den Verlauf der Kurven y = 2+ x212−4 und y = x3 − x13 , d.h. man bestimme Symmetrieeigenschaften, Definitions- und Wertebereich, Schnittpunkte mit den Koordinatenachsen, Unstetigkeitsstellen, Asymptoten, Monotoniebereiche, lokale und globale Extrema, Konvexität, Konkavität und Wendepunkte. - 156 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Übungen (12) zur Vorlesung Analysis I für Informatiker Aufgabe 1 Bestimmen Sie die folgenden Grenzwerte. sin(3x) . x→0 x 1. lim x − sin x . x→0 x3 2. lim 3. lim xx . x→+0 4. lim x ln x. x→+0 Aufgabe 2 Diskutieren Sie den Verlauf der folgenden Kurven. 1. f (x) = (x + 2)2/3 − (x − 2)2/3 . 2. f (x) = x − ln(x). 3. f (x) = x2 − x . x2 + 1 Aufgabe 3 Beweisen Sie, dass x2 + 1 2 ≤ 2 ≤2 3 x +x+1 für alle x∈R. - 157 - Index Abbildung, 3, 28 Betragsfunktion, 26, 47, 50 identische, 5, 63 Beweisverfahren, indirektes, 1 injektive, 5 Bijektion, 16, 17, 44 lineare, 82 bijektiv, 5 wohlbestimmt, 4 Bild, 3 wohldefiniert, 4 Bildbereich, 3 Ableitung, 60, 61 höhere, 69 Binomialkoeffizient, 20, 21 Binomischer Lehrsatz, 22 Ableitung k-ter Ordnung, 69 Bisektionsverfahren, 52 Ableitungen Bruch linksseitige, 64 absolut konvergent, 41, 43 systematischer, 46 Bruchrechnen, 7 Absolutbetrag, 11, 12 abzählbar unendlich, 16 Cartesisches Produkt, 2 Addition, 25 Cauchy–Folge, 34 Algebraische Verknüpfungen, 48 Cauchy–Produkt, 44 Anordnungsaxiom, 11 Cauchysches Konvergenzkriterium, 34, 39 Anordnungsaxiome, 8 Cosinus, 74 Arithmetisches Mittel, 9 Cosinus hyperbolicus, 56 Assoziativgesetz, 2, 5 Cosinus–Funktion, 73 Assoziativität, 6 Cotangens hyperbolicus, 56 Cotangens–Funktion, 75 Basis, 46 Berührungspunkt, 72 Definitheit, 27 Bernoullische Ungleichung, 22 Definitionsbereich, 3 beschränkt, 9, 30, 34, 38, 54, 79 Definitionsmethode induktive, 15 nach oben, 9 nach unten, 9 Betrag, 12, 26 Dezimalbruch, 46 Dezimalzahlen, 47 158 Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Differentialquotient, 61 Feinheitsmaß, 85 differenzierbar, 61–64, 67–69, 71, 73, 86 Fibonacci–Zahlen, 28, 32 Distributivgesetz, 2 Flächeninhalt, 76 divergent, 30, 36, 38, 41, 72 Folge, 28 Dreiecksungleichung, 12, 27 beschränkte, 29, 30, 35 Dualzahlen, 47 Glieder der, 28 Durchschnitt, 1 konstante, 28 Fundamentalsatz der Algebra, 91 Einheit, imaginäre, 25 Funktion, 3 Einselement, 11, 25 gerade, 74 Element gleichmäßig stetige, 55 additiv inverses, 6 identische, 47, 50 maximales, 10 integrierbare, 83 minimales, 10 konstante, 47, 50 multiplikativ inverses, 6 periodische, 76 neutrales, 6 rationale, 91 Entwicklungspunkt, 70, 71 stetige, 49 Euklidischer Algorithmus, 91 ungerade, 74 Eulersche Gammafunktion, 90 Funktionen, trigonometrische, 73 Eulersche Zahl, 33 g–adische Entwicklung, 46 Exponentenbereich, 46 Exponentialfunktion, 43, 45, 48, 50, 55– 57, 65, 70, 71 Funktionalgleichung der, 45 Extremum lokales, 66, 72 g–adische Ziffern, 46 ganze Zahlen, 13 Gaußsche Klammer, 48 Gaußsche Klammer, 47 Gaußsche Zahlenebene, 27 Genauigkeit, 46 Faktorisierung in Primzahlen, 19 Gleichheit, 1 Fakultät, 18 gleichmäßig stetig, 55 Fehlerabschätzung, 42, 43 Gleitkommazahl, 46 Feinheit, 85 Graph, 3, 60, 87 - 159 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien uneigentliches, 89 Grenze obere, 10 untere, 10 unteres, 79 Integralbegriff Grenzwert, 29, 49 Lebesguescher, 83 Gruppe, symmetrische, 17 Riemannscher, 81 Integrand, 81 Häufungspunkt, 60–64 Häufungswert, 35, 36 Halbwertzeit, 58 Integrationsvariable, 81 integrierbar, 81–83 Intervall Hauptsatz, 87 Hexadezimalzahlen, 47 Hintereinanderausführung, 5, 48 Homogenität, 27 kompaktes, 13 Intervalle, 13 Intervallschachtelungsverfahren, 52 Inverses, 11, 25 Homomorphismus, 7 Hyperbelfunktionen, 56, 57 Körper, 7, 25, 26 archimedisch angeordneter, 19 Imaginärteil, 26 Indexmenge, 18 Induktion Prinzip der vollständigen, 14 Induktionsanfang, 15 Induktionsannahme, 15 Induktionsbehauptung, 15 Induktionsschluss, 15 Induktionsverankerung, 15 Induktionsvoraussetzung, 15 Infimum, 10, 11, 20 injektiv, 5 der rellen Zahlen, 10 Körperaxiome, 6 Kettenregel, 64 Koeffizienten, 92 Koeffizientenvergleich, 92 Kommutativgesetz, 2 Kommutativität, 6 Komplement, 1 Komplemente, 18 Komposition, 48 konvergent, 29–31, 33, 35, 38, 71, 72 Konvergenz Integral, 78, 81 absolute, 44 oberes, 79 unbestimmtes, 87 Lagrangesche Darstellung, 70 - 160 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Lebesgue, 83 der Integralrechnung, 85 leere Menge, 1 erweiterter, 68 Leibniz–Kriterium, 40, 42 monoton fallend, 32, 51 Limes, 29 monoton wachsend, 32, 38, 51 Limes inferior, 36 Multiplikation, 25 Limes superior, 36 Logarithmus, 58 Funktionalgleichung des, 58 natürlicher, 57 Logarithmusfunktion zur Basis a, 58 Nachfolger, 14 Natürliche Zahlen, 14 Negatives, 11 Newton–Verfahren, 65 Nullelement, 11, 25 Majoranten–Kriterium, 40 Nullfolge, 29–31 Mantissenstellenzahl, 46 Nullfunktion, 77 Maximum, 10, 54 Nullstelle, 52 lokales, 66, 72 Numerische Integration, 86 Menge, 1 N0 , 13 Q, 13 Z, 13 obere Grenze, 81 Oberintegral, 79 Oktalzahlen, 47 abzählbar unendlich, 16 Partialbruchzerlegung, 92 der positiven Zahlen, 8 Partialsumme, 38, 39 dichte, 54 Partielle Integration, 89 endliche, 16 Pascalsches Dreieck, 21 induktiv, 14 Periode, 76 unendliche, 16 Permutation, 20 wohlgeordnet, 16 Polynom, 25, 48, 52, 63, 91 Minimum, 10, 54 Populationsmodell, 69 lokales, 66, 72 verbessertes, 69 Mittelpunktregel, 86 Potenzmenge, 2, 17 Mittelwertsatz Potenzsumme, 31 der Differentialrechnung, 67 Primzahl, 19 - 161 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien Primzahlen, 18 Restgliedabschätzung, 70 Prinzip der vollständigen Induktion, 14 Riemann–Integral, 81 Produkt, 23 Riemann–integrierbar, 81, 83 unendliches, 39 Quadratwurzel, 20 Sandwich–Theorem, 31 Satz Quantoren, 4 Umordnungssatz, 44 Quotientenkriterium, 41, 42, 73 von Archimedes, 19 von Bolzano–Weierstrass, 34 Rationale Zahlen, 2 von Rolle, 67 rationale Zahlen, 13 Zwischenwertsatz, 52 Realteil, 26 Schnitt Rechteckregel, 86 reelle Zahlen, 6, 10 goldener, 32 Schranke, 9 Regel von de l’Hospital, 73 obere, 9, 10 Regeln untere, 9, 10 des Bruchrechnens, 7 Schrittweite, 86 von de Morgan, 18 Sehne, 60 Regeln von de Morgan, 2 Signum-Funktion, 48 Reihe, 38 Sinus, 74 absolut konvergent, 40 Sinus hyperbolicus, 56 alternierende, 40 Sinus–Funktion, 73 alternierende harmonische, 40 Stützstelle, 85 bedingt konvergent, 44 Stammfunktion, 86–88 endliche geometrische, 33 Steigung, 60 geometrische, 38 stetig, 49–52, 54, 57, 62, 64, 67, 68 harmonische, 38 stetig differenzierbar, 69, 70, 72, 88, 89 Umordnung, 44 stetige Fortsetzung, 53 unbedingt konvergent, 44 streng monoton fallend, 32, 51, 75 Restglied, 70 streng monoton wachsend, 32, 33, 51, 52, Integralform, 91 56, 57, 64, 75 - 162 - Analysis, Arbeitsmaterialien Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Substitutionsregel, 88 unendlich, 12, 16 Summe, 23, 38 untere Grenze, 81 Riemannsche, 85, 86 Unterintegral, 79 Summenformel, 15 Unterkörper, 7 Supremum, 10, 11, 20, 54 Urbild, 3 surjektiv, 5, 57 Vektorraum, 25, 26, 82 Tangens hyperbolicus, 56 Vereinigung, 1 Tangens–Funktion, 75 Verfeinerung, gemeinsame, 77 Tangente, 60 vollständige Induktion Tangententrapezformel, 86 Beweismethode, 14 Taylor–Polynom, 70 Prinzip, 14 Taylor–Reihe, 71 Vollständigkeitsaxiom, 11, 34 Taylorentwicklung, 91 Vorzeichen, 11, 12 Taylorsche Formel, 70 Wahrscheinlichkeit, 23 Teilfolge, 33 wohlbestimmt, 4 Teilmenge, 1 wohldefiniert, 4 Teleskopprodukt, 24 wohlgeordnet, 16 Teleskopsumme, 24 Wurzel Transitivität, 2, 8 n-te, 20 Treppenfunktion, 77, 78, 81 Wurzelbestimmung, 66 Trichotomiegesetz, 8 Wurzelkriterium, 41, 42 Umgebungen, 13 Zahl Umkehrabbildung, 6 Eulersche, 33 Umkehrfunktion, 57, 58, 64, 76 konjugiert komplexe, 26 Umordnung, 43, 44 negativ, 8 Uneigentliche Grenzwerte, 56 nichtnegativ, 8 Uneigentliches Integral, 89 positiv, 8 divergent, 90 konvergent, 90 zusammengesetzte, 19 Zahlen - 163 - Prof. Dr. H.-J. Reinhardt Analysis, Arbeitsmaterialien ganze, 13 Menge der positiven, 8 natürliche, 14 rationale, 13 reelle, 6, 10, 24 Zahlenfolge komplexe, 28 reelle, 28 Zahlenfolgen, komplexe, 37 Zahlengerade erweiterte, 12 Zerlegung, 77, 78, 85 äquidistante, 86 - 164 -